Arbeitsprogramm des Wissenschaftsrats Juli 2022 bis Januar 2023 - geschäftsstelle

 
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geschäftsstelle

Arbeitsprogramm
des Wissenschaftsrats
Juli 2022 bis Januar 2023
IMPRESSUM

Arbeitsprogramm des Wissenschaftsrats Juli 2022 bis Januar 2023

Herausgeber

Wissenschaftsrat
Scheidtweilerstraße 4
50933 Köln
www.wissenschaftsrat.de
post@wissenschaftsrat.de

Lizenzhinweis: Diese Publikation wird unter der Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen
Bedingungen 4.0 International (CC BY‐SA 4.0) veröffentlicht. Den vollständigen Lizenztext finden Sie unter
https://creativecommons.org/licenses/by‐sa/4.0/legalcode.de.

Veröffentlicht
Köln, Juli 2022
inhalt

       Vorbemerkung                                                              5
       Aufgaben des Wissenschaftsrats                                            7

A.     Exzellenzstrategie                                                        8

A.I    Ausschuss Exzellenzstrategie                                              8

B.     Tertiäre Bildung                                                        10

B.I    Ausschuss Tertiäre Bildung                                              10
B.II   Begutachtung eines fachrichtungsgebundenen Promotionsrechts
       für die HAW Hamburg                                                     10
B.III Evaluation der Lehramtsausbildung im Fach Mathematik                     11
B.IV Evaluation des Hochschulpakts 2020                                        12
B.V    Evaluation des Zukunftsvertrags „Studium und Lehre stärken“             13

C.     Forschung                                                               14

C.I    Forschungsausschuss                                                     14
C.II   Forschungsfinanzierung an deutschen Hochschulen                         14
C.III Perspektiven der Agrar- und Ernährungsforschung                          15
C.IV Empfehlungen zur Weiterentwicklung der deutschen marinen
       Forschungsflotte                                                        17
C.V    Souveränität und Sicherheit der Wissenschaft im Digitalen Raum          18
C.VI Perspektiven des Wissenschaftssystems nach der Zeitenwende                19

D.     Evaluation                                                              21

D.I    Evaluationsausschuss                                                      21
            Evaluation der Einrichtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes-
            ministeriums der Verteidigung (BMVg)                                 22
            Evaluation der Einrichtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes
            ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)                 23
            Evaluation des Deutschen Zentrums für Altersfragen e. V. (DZA), Berlin24
            Evaluation von Einrichtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes-
            ministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV)                        24
            Evaluation von Einrichtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes-
            ministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und
            Verbraucherschutz (BMUV)                                             25
            Evaluation des Zentrums für Digitalisierungs- und Technologieforschung der
            Bundeswehr (DTEC.Bw)                                                 26
            Evaluation des Fritz Bauer Instituts (FBI) in Frankfurt/M.           27
            Evaluation des Georg-Speyer-Hauses – Institut für Tumorbiologie und
            experimentelle Therapie (GSH), Frankfurt am Main                     28
Evaluation des Frobenius-lnstituts für kulturanthropologische Forschung e.V.,
            Frankfurt/Main                                                       29
            Evaluation der Eingliederung des Forschungszentrums caesar in die Max-
            Planck-Gesellschaft                                                  29
            Evaluation des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft 30
            Nachverfolgungen                                                     31

D.II   Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Gender Studies in Deutschland 32
D.III Quantitative Analysen                                                      32
          Prüfungsnoten an deutschen Hochschulen                                 33
          Fachstudiendauer an Universitäten und Fachhochschulen                  33

E.     Hochschulinvestitionen und Institutionelle Akkreditierung                 34

E.I    Ausschuss für Forschungsbauten                                            34
E.II   Fakultative Begutachtung von Vorhaben im Hochschulbau sowie Evaluationen
       von Hochschulen und Hochschuleinrichtungen                                35
E.III Akkreditierungsausschuss                                                35
           EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Wiesbaden (Reakkreditierung)36
           Frankfurt School of Finance and Management, Frankfurt a.M.
           (Reakkreditierung)                                                  36
           Hochschule der bildenden Künste Essen (Akkreditierung)              36
           Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg (Reakkreditierung) 36
           Universidad Paraguayo-Alemana de Ciencias Aplicadas, Asunción
           (Akkreditierung)                                                    36
           ESAB Fachhochschule für Sport und Management Potsdam (Reakkreditierung)
                                                                               36
           SRH Wilhelm Löhe Hochschule, Fürth (Reakkreditierung)               36
           AKAD Hochschule Stuttgart (Reakkreditierung)                        36

E.IV   Begutachtung des Hochschulsystems in Schleswig- Holstein                  37
E.V    Begutachtung des Hochschulsystems in Brandenburg                          39

F.     Medizin                                                                   41

F.I    Ausschuss Medizin                                                         41
           Begutachtung der Universitätsmedizin Schleswig-Holstein               42

F.II   Hochschulische Qualifikationen für das Gesundheits- system |
       Nachverfolgung                                                            43
F.III Fachliche Entwicklung der Medizin unter besonderer Berücksichtigung der
       nicht klinisch-praktischen Fächer                                         43

G.     Zusammenarbeit und Kontakte                                               45

G.I    Wissenschaftsorganisationen                                               45
G.II   Internationale Beziehungen                                                45
5

Vorbemerkung

Das vorliegende Arbeitsprogramm des Wissenschaftsrats gilt für die zweite
Hälfte des Jahres 2022. Der Wissenschaftsrat hat es am 8. Juli 2022 in
Magdeburg verabschiedet.
7

Aufgaben des Wissen-
schaftsrats

Nach dem Abkommen zwischen Bund und Ländern über die Errichtung ei-
nes Wissenschaftsrats soll der Wissenschaftsrat im Rahmen von Arbeitspro-
grammen Empfehlungen zur inhaltlichen und strukturellen Entwicklung
der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung erarbeiten sowie zur
Sicherung der Konkurrenzfähigkeit der Wissenschaft in Deutschland im na-
tionalen und europäischen Wissenschaftssystem beitragen. Seine Empfeh-
lungen sollen mit Überlegungen zu den quantitativen und finanziellen Aus-
wirkungen ihrer Verwirklichung verbunden sein und den Erfordernissen
des sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens entsprechen.

Der Wissenschaftsrat hat ferner die Aufgabe, auf Anforderung eines Landes,
des Bundes, der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) oder der
Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) gutachterlich zu
Fragen der Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und der For-
schung Stellung zu nehmen.

Hinzu treten die durch den Evaluierungsausschuss wahrgenommenen Auf-
gaben der Begutachtung von Forschungseinrichtungen sowie die dem Ak-
kreditierungsausschuss zugeordnete Aufgabe der Entscheidung über die Ak-
kreditierung von nichtstaatlichen Hochschulen. Daneben administriert der
Wissenschaftsrat die Förderlinie Exzellenzuniversitäten im Programm Ex-
zellenzstrategie, in dem er zusammen mit der Deutschen Forschungsge-
meinschaft wirkt.
8

    A. Exzellenzstrategie

    A.I    AUSSCHUSS EXZELLENZSTRATEGIE

    Vorsitz: Frau Professorin Dr. Beate Escher

    Bund und Länder haben am 16. Juni 2016 auf der Grundlage einer Verwal-
    tungsvereinbarung gemäß Artikel 91b Absatz 1 des Grundgesetzes ein wett-
    bewerbliches Verfahren zur Förderung von Spitzenforschung an Universitä-
    ten auf unbestimmte Zeit beschlossen.

    Der Wissenschaftsrat ist für die Verfahrensentwicklung und Durchführung
    des neuen Programms gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemein-
    schaft (DFG) zuständig. Für das Programm wurde ein wissenschaftliches Ex-
    pertengremium und eine Exzellenzkommission (Expertengremium zuzüg-
    lich der für Wissenschaft zuständigen Ministerinnen und Minister des
    Bundes und der Länder) gebildet.

    Bund und Länder haben den Wissenschaftsrat zur Durchführung des Ver-
    fahrens für die Förderlinie Exzellenzuniversitäten und die DFG zur Durch-
    führung des Verfahrens für die Förderlinie Exzellenzcluster beauftragt.
    Beide Organisationen wirken für das Programm zusammen.

    Der Wissenschaftsrat hat 2016 einen Ausschuss „Exzellenzstrategie“ man-
    datiert, der die Verbindung zwischen Wissenschaftsrat und Expertengre-
    mium gewährleistet und das Verfahren begleitet. Der Ausschuss reflektiert
    die Effekte des Programms und nimmt Impulse aus der Wissenschaftlichen
    Kommission für seine Tätigkeiten auf. Er berichtet regelmäßig über seine
    Aufgaben in der Wissenschaftlichen Kommission.

    Für die Organisation der Evaluation der Exzellenzuniversitäten, mit der der
    Wissenschaftsrat gemäß Verwaltungsvereinbarung beauftragt worden ist
    und die in einem Rhythmus von sieben Jahren erfolgt, hat der Ausschuss
    einen Evaluationsleitfaden vorbereitend konzipiert. Der vom Expertengre-
    mium verabschiedete Leitfaden wurde 2021 veröffentlicht. Derzeit befasst
    sich der Ausschuss im Rahmen der Programmbegleitung mit verschiedenen
    die Förderlinie betreffenden Themen, die im Kontext des übergreifenden
Erfahrungsberichts stehen, der vom Expertengremium der GWK 2027 vor-       9
gelegt werden soll. Außerdem bereitet der Ausschuss die Neuausschreibung
von bis zu vier neuen Exzellenzuniversitäten in 2026 vor.
10

     B. Tertiäre Bildung

     B.I    AUSSCHUSS TERTIÄRE BILDUNG

     Vorsitz: Frau Professorin Dr. Dorothea Wagner

     Der Ausschuss Tertiäre Bildung hat folgende Aufgaben: Er ist zuständig für
     die Erarbeitung kurzfristiger Positionspapiere zu aktuellen Situationen im
     Bereich Hochschulbildung und Organisationsentwicklung von Hochschu-
     len, die dem Wissenschaftsrat zur Verabschiedung vorgelegt werden; er wid-
     met sich dauerhaft relevanten Themen, zu denen sich der Wissenschaftsrat
     regelmäßig äußert, und sondiert neue Themen im Hinblick darauf, ob Hand-
     lungsbedarf besteht und der Wissenschaftsrat hierzu Empfehlungen abge-
     ben sollte. Sofern er nicht selbst ein Thema in einem Positionspapier bear-
     beiten kann, schlägt der Ausschuss dem Wissenschaftsrat vor, neue Themen
     in sein Arbeitsprogramm aufzunehmen. Außerdem erarbeitet der Aus-
     schuss gelegentlich wissenschaftspolitische Stellungnahmen zu statisti-
     schen Analysen oder Evaluationsberichten. Sein Pendant sind die Aus-
     schüsse Forschung und Medizin, mit denen er sich eng abstimmt bzw.
     themenbezogen zusammenarbeitet. Die bzw. der Vorsitzende des Wissen-
     schaftsrats hat qua Amt den Vorsitz inne. Darüber hinaus wird er in einem
     Positionspapier zur Ausgestaltung der Promotion insgesamt Stellung nehmen.
     Das Positionspapier soll dem Wissenschaftsrat in der ersten Jahreshälfte 2023
     vorgelegt werden.

     B.II   BEGUTACHTUNG EINES FACHRICHTUNGSGEBUNDENEN
            PROMOTIONSRECHTS FÜR DIE HAW HAMBURG

     Arbeitsgruppe

     Vorsitz: Herr Dr.-Ing. Peter Post
     Als Voraussetzung für die Verleihung eines Promotionsrechts an einzelne
     forschungsstarke Bereiche der HAW Hamburg hat der Senat der Freien und
     Hansestadt Hamburg in seinem Arbeitsprogramm für die laufende Legisla-
     turperiode die positive Begutachtung dieser Bereiche benannt. Im Anschluss
daran hat die Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstel-      11
lung und Bezirke den Wissenschaftsrat mit Schreiben vom 6. Dezember
2021 beauftragt, eine entsprechende Begutachtung vorzunehmen.

Im Interesse der HAW Hamburg und ihrer besonders qualifizierten Studie-
renden hat sich die zuständige Behörde für den Abbau von Hürden bei den
kooperativen Promotionen eingesetzt. Zusätzlich zu dieser fortbestehenden
Promotionsmöglichkeit hat sie sich mit der Hochschule auf eine Roadmap
zur Verleihung eines eigenen, fachthemengebundenen Promotionsrechts
für einzelne forschungsstarke Bereiche der HAW Hamburg verständigt. Da-
rin ist die Begutachtung der forschungsstarken Bereiche durch den Wissen-
schaftsrat als Meilenstein vorgesehen.

Der Wissenschaftsrat hat zur Mitte des Jahres 2022 eine Arbeitsgruppe zur
Durchführung der Begutachtung eingesetzt. Die Ergebnisse sollen im Okto-
ber 2023 im Wissenschaftsrat beraten werden.

B.III   EVALUATION DER LEHRAMTSAUSBILDUNG IM FACH MATHEMATIK

Arbeitsgruppe
Vorsitz: Frau Professorin Dr. Dorothea Wagner

Die Ergebnisse internationaler und nationaler Vergleichsstudien zu den ma-
thematischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern, die im Durch-
schnitt im Fach Mathematik erzielten Abiturergebnisse und hohe Abbre-
cherquoten in Studiengängen, für die mathematisches Wissen von hoher
Relevanz sind, haben die Kultusministerkonferenz veranlasst, sich einge-
hend mit der Frage nach möglichen Ursachen für die nicht zufriedenstellen-
den Befunde zu befassen. Aus diesen Gründen hat sie den Wissenschaftsrat
gebeten, die Lehramtsausbildung im Fach Mathematik zu evaluieren.
Für alle Lehrämter sind nach den Rahmenvorgaben der Kultusministerkon-
ferenz in der ersten Phase der Lehrerbildung Lehrveranstaltungen in den
Bereichen Fachwissenschaft und Fachdidaktik in unterschiedlichem Um-
fang anzubieten. In der quantitativen und qualitativen Umsetzung unter-
scheiden sich die Länder und Standorte teils erheblich. Die Herausforderun-
gen für eine ansprechende, professionsorientierte und zeitgemäße
Lehrerbildung zeigen sich an fast allen Standorten und in allen Phasen der
Lehrerbildung.
Die Kultusministerkonferenz geht davon aus, dass die fachwissenschaftli-
che, fachdidaktische und bildungswissenschaftliche Ausbildung eine Ein-
heit bildet und an den aktuellen Erfordernissen der späteren beruflichen
Praxis ausgerichtet, d. h. professionsorientiert sein muss. Sie bittet den
12   Wissenschaftsrat um Prüfung, wie dies in der ersten Phase der Lehrerbil-
     dung umgesetzt wird, und um Empfehlungen, wie diesem Anspruch (besser)
     Rechnung getragen werden könnte. Sofern die Hochschulen betroffen sind,
     bittet die Kultusministerkonferenz um eine Erweiterung der Evaluation auf
     die Schnittstellen zur zweiten und dritten Phase der Lehrerbildung. Bei den
     Empfehlungen sollte der Rahmen verfügbarer Ressourcen im Blick behalten
     werden.
     Mit Schreiben vom 18. Dezember 2020 hat die Kultusministerkonferenz den
     Wissenschaftsrat gebeten, den Auftrag für die erste Jahreshälfte 2021 in sein
     Arbeitsprogramm aufzunehmen. Der Wissenschaftsrat hat eine Arbeits-
     gruppe eingesetzt, deren Ergebnisse in der ersten Jahreshälfte 2023 im Wis-
     senschaftsrat beraten werden sollen.

     B.IV   EVALUATION DES HOCHSCHULPAKTS 2020

     Arbeitsgruppe

     Vorsitz: Frau Dr. Sabine Maasen

     Bund und Länder haben im Jahr 2007 den Hochschulpakt 2020 beschlossen,
     damit auch in Zeiten hoher Studiennachfrage alle Studierwilligen ein quali-
     tativ hochwertiges Hochschulstudium aufnehmen können. Mit dem Hoch-
     schulpakt 2020 sollten der notwendige wissenschaftliche Nachwuchs gesi-
     chert, ausreichend hochqualifizierte Fachkräfte ausgebildet und die
     Innovationskraft in Deutschland erhöht werden. Um die notwendigen Aus-
     bildungskapazitäten an den Hochschulen zu schaffen, haben der Bund und
     die Länder während der Programmlaufzeit des Hochschulpakts 2020 von
     2007 bis 2020 Mittel in Höhe von rund 34 Mrd. Euro aufgebracht, darüber
     hinaus werden für die Ausfinanzierung in den Jahren 2021 bis 2023 mindes-
     tens 4,5 Mrd. Euro bereitgestellt.

     Mit Schreiben vom 6. Dezember 2021 hat die Gemeinsame Wissenschafts-
     konferenz (GWK) den Wissenschaftsrat beauftragt, eine Ex-Post-Evaluation
     des Hochschulpakts 2020 vorzunehmen. Die Evaluation soll eine Bewertung
     der Zielerreichung, der Wirkung und der Wirtschaftlichkeit des Förderpro-
     gramms einschließen. Ziele der Evaluation sind eine Darstellung der Aus-
     wirkungen des Hochschulpakts 2020 auf das deutsche Hochschulsystem,
     Empfehlungen für künftige Bund-Länder-Programme und die Generierung
     von hochschulpolitischem Handlungswissen für Bund und Länder im Rah-
     men der jeweiligen verfassungsmäßigen Kompetenzen. Dabei soll auch be-
     trachtet werden, welche Steuerungseffekte von der Zusammenarbeit von
     Bund und Ländern einerseits, die Zusammenarbeit von Ländern und
Hochschulen andererseits im Rahmen des Hochschulpakts 2020 erzielt wur-       13
den. Die Evaluation soll den gesamten Programmzeitraum des Hochschul-
pakts 2020 von 2007 bis 2020 in den Blick nehmen, soweit möglich auch die
Ausfinanzierungsphase (2021 bis 2023).

Eine Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrats hat die Arbeit Mitte 2022 aufge-
nommen. Der vom Wissenschaftsrat verabschiedete Evaluationsbericht soll
der GWK möglichst Ende 2023 vorgelegt werden.

B.V    EVALUATION DES ZUKUNFTSVERTRAGS „STUDIUM UND LEHRE
       STÄRKEN“

Arbeitsgruppe

Vorsitz: N. N.

Zum 1. Januar 2021 wurde der Hochschulpakt 2020 vom Zukunftsvertrag
„Studium und Lehre stärken“ abgelöst, mit dem Bund und Länder eine dau-
erhafte Grundlage für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Quali-
tät von Studium und Lehre in der Breite der deutschen Hochschullandschaft
geschaffen haben.

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat den Wissenschaftsrat
mit Schreiben vom 5. Juli 2021 beauftragt, die regelmäßige Evaluation des
Zukunftsvertrags „Studium und Lehre stärken“ durchzuführen. Gemäß § 8
der Bund-Länder-Vereinbarung soll die Evaluation erstmals im Jahr 2025
und danach jeweils zwei Jahre vor Ende der siebenjährigen Laufzeit der Ver-
pflichtungserklärungen der Länder erfolgen. Mit der Evaluation sollen der
Erfolg des Zukunftsvertrags, der durchgeführten Maßnahmen, seiner Me-
chanismen und seiner Auswirkungen auf das deutsche Hochschulsystem
aus wissenschaftspolitischer Sicht beurteilt werden. Bund und Länder be-
rücksichtigen die Ergebnisse der Evaluation bei ihren Beratungen, die sie
erstmals im Jahr 2027 und danach jeweils ein Jahr vor Ende der Laufzeit der
Verpflichtungserklärungen der Länder über inhaltliche und finanzielle An-
passungsbedarfe des Zukunftsvertrags führen werden. Die Ergebnisse der
Evaluation sollen nach Beratung in der GWK veröffentlicht werden.

Der Wissenschaftsrat wird die erste Evaluation des Zukunftsvertrags „Stu-
dium und Lehre stärken“ ab 2024 durchführen und der GWK im Januar 2026
den verabschiedeten Evaluationsbericht vorlegen.
14

     C. Forschung

     C.I    FORSCHUNGSAUSSCHUSS

     Vorsitz: Frau Professorin Dr. Anja Katrin Boßerhoff

     Der Forschungsausschuss ist zuständig für die zeitnahe Erarbeitung von Po-
     sitionspapieren zu aktuellen Entwicklungen im Bereich der Organisation
     und Förderung der Forschung an Hochschulen und außeruniversitären Ein-
     richtungen, die dem Wissenschaftsrat zur Verabschiedung vorgelegt wer-
     den. Er befasst sich mit dauerhaft relevanten Themen und sondiert neue
     Themen mit Blick darauf, ob eine Empfehlung des Wissenschaftsrats sinn-
     voll ist. Sofern er ein Thema nicht selbst in einem Positionspapier bearbeiten
     kann, kann er dem Wissenschaftsrat vorschlagen, neue Themen in sein Ar-
     beitsprogramm aufzunehmen. Sein Pendant sind die Ausschüsse Tertiäre
     Bildung und Medizin, mit denen er sich eng abstimmt bzw. themenbezogen
     zusammenarbeitet. Mit Schreiben vom 17. Juni 2022 haben die Vorsitzenden
     der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) den Wissenschaftsrat ge-
     beten, Empfehlungen zum zukünftigen Umgang mit langjährig erfolgreich
     geförderten Exzellenzclustern, die profilgebend für den Universitätsstand-
     ort und von überregionaler Bedeutung sind, zu erarbeiten. Der Wissen-
     schaftsrat hat den Forschungsausschuss mit dieser Aufgabe betraut. Der
     Ausschuss wird seine Empfehlungen in der ersten Hälfte des Jahres 2024
     vorlegen. Der Vorsitz im Forschungsausschuss wird von einem Mitglied des
     Vorstands der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats wahr-
     genommen.

     C.II   FORSCHUNGSFINANZIERUNG AN DEUTSCHEN HOCHSCHULEN

     Arbeitsgruppe

     Vorsitz: Frau Professorin Dr. Heike Solga | Herr Professor Dr. Jürgen Heinze

     Die Finanzierung der Hochschulen in Deutschland hat sich im Verlauf der
     letzten Jahrzehnte deutlich verändert und diversifiziert. Trotz steigender
     Grundmittel ist deren Anteil an den Hochschulhaushalten rückläufig, weil
ergänzende Mittel auf Basis gesonderter Vereinbarungen (sogenannte Zweit-      15
mittel) sowie öffentliche und private Projektmittel vor allem für die For-
schung (sogenannte Drittmittel) im Gesamtvolumen noch stärker angestie-
gen sind.

Auch die Kosten von Forschung verändern sich; Infrastrukturleistungen, Ko-
ordinationsaufgaben, Forschungsdatenmanagement oder Transferaktivitä-
ten müssen komplementär zu den Kernaufgaben in der Forschung erbracht
werden. Wo öffentliche Projektmittel für die Forschung eingesetzt werden,
sollen diese indirekten Kosten zum Teil durch Programmpauschalen gedeckt
werden. Vielfach wird jedoch die Sorge geäußert, dass deren Höhe nicht aus-
reicht und dass die Regeln und Nachweispflichten, die mit der Mittelvergabe
verbunden sind, die Gegenfinanzierung der indirekten Kosten schwierig ma-
chen. Der deshalb notwendige Rückgriff auf Grundmittel kann zu Lasten
anderer Leistungsdimensionen und anderer Organisationseinheiten der
Hochschulen gehen und schränkt die Hochschulleitungen in ihrer strategi-
schen Flexibilität ein.

Vor diesem Hintergrund soll die Arbeitsgruppe die Wechselwirkungen un-
terschiedlicher Finanzströme mit ihrer jeweiligen Fristigkeit und den an sie
geknüpften Bedingungen sowie ihre Auswirkungen auf verschiedene Leis-
tungsdimensionen wissenschaftlichen Arbeitens und die Handlungsfähig-
keit von Hochschulen analysieren. Ziel ist es, Empfehlungen dazu zu entwi-
ckeln, wie die Wettbewerbsfähigkeit, inhaltliche und organisatorische
Flexibilität sowie Nachhaltigkeit von Forschung an Hochschulen durch ge-
eignete Finanzierungsstrukturen noch besser unterstützt werden kann. Die
Arbeitsgruppe wurde im Juli 2020 eingesetzt und soll bis Ende 2022 abge-
schlossen werden.

C.III   PERSPEKTIVEN DER AGRAR- UND ERNÄHRUNGSFORSCHUNG

Arbeitsgruppe

Vorsitz: Frau Professorin Dr. Anja Katrin Boßerhoff

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat den
Wissenschaftsrat gebeten, eine Strukturbegutachtung der Agrar- und Ernäh-
rungsforschung – begleitend zur erneuten Evaluation der Ressortfor-
schungseinrichtungen des BMEL – vorzunehmen. Das Vorhaben schließt da-
bei einerseits an die Querschnittsbegutachtung der Agrarwissenschaften aus
dem Jahr 2006 an und verfolgt andererseits das übergeordnete Ziel,
16   inhaltliche und strukturelle Perspektiven der Agrar- und Ernährungsfor-
     schung für die nächste Dekade zu entwickeln.

     Das in der Querschnittsbegutachtung von 2006 beschriebene Feld der Agrar-
     wissenschaften, einschließlich der benachbarten Fächer, ist in einer Trans-
     formation begriffen. So lässt sich eine Ausdünnung des Feldes an den Uni-
     versitäten und eine Verlagerung von Forschungskapazitäten in andere
     Fächer, vor allem stärker grundlagenorientierte Disziplinen wie etwa die
     Molekulargenetik, beobachten. Daher kann die in der Querschnittsbegut-
     achtung von 2006 vorgenommene Abgrenzung des Feldes in epistemischer,
     struktureller und organisatorischer Hinsicht allein ein Ausgangspunkt sein.
     Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, zunächst das Feld vor dem Hintergrund
     der angedeuteten Veränderungen abzugrenzen und es im Kontext benach-
     barter ökonomischer, lebenswissenschaftlicher, ökologischer und ingeni-
     eurwissenschaftlicher Forschung zu positionieren.

     Auf dieser Grundlage erfolgt eine inhaltliche und strukturelle Analyse des
     nunmehr neu definierten Feldes der Agrar- und Ernährungswissenschaften
     mit dem Ziel, sowohl Themenschwerpunkte und die Dynamik der zurück-
     liegenden Dekade im nationalen und internationalen Kontext zu rekonstru-
     ieren als auch eine Bestandsaufnahme hinsichtlich der strukturellen und
     organisationalen Entwicklung des Feldes in diesem Zeitraum vorzunehmen.
     Dies schließt die Analyse feldspezifischer Strukturen für Transfer, Datenma-
     nagement und Vernetzung mit ein. Die Arbeitsgruppe soll dabei die Auswir-
     kungen der Transformation des Agrar- und Ernährungssektors, der sich in
     einem ökonomischen, ökologischen, technologischen und sozialen Um-
     bruch befindet, auf die Forschung mit reflektieren.

     Die Arbeit zielt auf die inhaltliche, strukturelle und organisatorische Wei-
     terentwicklung des Feldes. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, Empfehlungen
     zu erarbeiten, die auf eine Stärkung des Transfers, auf die Erhöhung der
     transnationalen Sichtbarkeit sowie auf eine verbesserte Koordinierung der
     wissenschaftlichen Aktivitäten auf nationaler Ebene zielen, um die Präsenz
     des Standorts Deutschlands auf europäischer und internationaler Ebene und
     entsprechende Mitwirkungsmöglichkeiten zu befördern.

     Die Arbeitsgruppe soll im Oktober 2021 eingesetzt werden. Die Vorlage der
     Empfehlungen ist für den Sommer 2024 geplant.
C.IV     EMPFEHLUNGEN ZUR WEITERENTWICKLUNG DER DEUTSCHEN                      17
         MARINEN FORSCHUNGSFLOTTE

Arbeitsgruppe

Vorsitz: Herr Professor Dr. Gerard Meijer

Große gesellschaftliche Herausforderungen wie der Klimawandel und der
Biodiversitätsverlust machen umfassendes Wissen über die globalen Ozeane
und ihre Randgebiete politisch und gesellschaftlich unverzichtbar. Die deut-
sche Meeres-, Küsten- und Polarforschung hat auch im internationalen Kon-
text einen großen Anteil an der Bereitstellung dieses Wissens und kann dazu
auf eine umfassende Infrastruktur zurückgreifen, in deren Mittelpunkt die
deutsche Forschungsflotte mit Schiffen verschiedener Größen und Typen
steht.

Im Jahr 2010 hat der Wissenschaftsrat sich zur zukünftigen Entwicklung
der deutschen marinen Forschungsflotte geäußert (Drs. 10330-10). Auf Basis
eines Konzepts für die strategische Weiterentwicklung der Forschungsflotte
entwickelte er Empfehlungen zu anstehenden Neu- bzw. Ersatzbeschaffun-
gen ozeangängiger Forschungsschiffe sowie zur Organisation des Betriebs
und der Nutzung der Flotte, einschließlich ozeangängiger Großgeräte. We-
sentliche Teile dieser Empfehlungen wurde in der Zwischenzeit umgesetzt,
oder ihre Umsetzung befindet sich in Vorbereitung.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat vor diesem Hinter-
grund den Wissenschaftsrat gebeten, seine Empfehlungen zur Entwicklung
und zum Gesamtkonzept der deutschen marinen Forschungsflotte zu aktu-
alisieren. Besondere Aufmerksamkeit soll dabei der Strategie, der Nutzung
und dem Erneuerungsbedarf bei den mittelgroßen, vornehmlich für den re-
gionalen Einsatz in Rand- und Schelfmeeren gedachten Forschungsschiffen
gewidmet werden. Dabei ist auch zu prüfen, ob Ersatzbeschaffungen durch
Neubau mehrerer baugleicher Schiffe gegebenenfalls kosten- und zeitspa-
rend umgesetzt werden können. Zudem soll auch die in der Gesamtschiffs-
strategie für 2011–2020 unter dem Arbeitstitel „Leitstelle für Unterwasser-
technologie“ dargelegte Empfehlung, eine gemeinsame Verwaltung und
Einsatzplanung für die von der Forschung benötigten Großgeräte zu etablie-
ren, neu bewertet werden.

Der Wissenschaftsrat hat zu diesem Zweck eine Arbeitsgruppe eingesetzt
und gebeten, ihm bis zum Frühjahr 2023 einen Entwurf der Empfehlungen
vorzulegen.
18   C.V    SOUVERÄNITÄT UND SICHERHEIT DER WISSENSCHAFT
            IM DIGITALEN RAUM

     Arbeitsgruppe

     Vorsitz: Frau Professorin Dr. Dorothea Wagner

     Souveränität und Sicherheit im digitalen Raum sind unabdingbare Voraus-
     setzungen für die Funktionsfähigkeit des Wissenschaftssystems. Denn wis-
     senschaftliches Arbeiten ist in Lehre, Forschung und Transfer sowie hin-
     sichtlich      von   Verwaltungs-   und     Managementtätigkeiten   auf   eine
     zuverlässige, leistungsfähige digitale Infrastruktur und auf hochwertige di-
     gitale Werkzeuge angewiesen. Die Pandemie hat offengelegt, wie abhängig
     Hochschulen und Forschungsinstitute von wenigen privatwirtschaftlichen
     Anbietern sind. Zugleich hat die Pandemie einmal mehr den hohen Grad an
     Vulnerabilität wissenschaftlicher Einrichtungen deutlich werden lassen.
     Hochschulen und Forschungseinrichtungen verstehen sich als offene Orga-
     nisationen. Dadurch bieten sie zahlreiche Angriffsstellen für sogenannte Cy-
     berattacken, deren Zahl und Komplexität in den letzten Jahren deutlich ge-
     stiegen ist.

     Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, Anforderungen und Kriterien für Souverä-
     nität und Sicherheit der Wissenschaft im digitalen Raum zu erarbeiten. Da-
     bei sollten drei Ebenen adressiert werden:

     1 − Digitale Infrastruktur: Digitale Arbeitsprozesse, die für die Wissenschaft
     heute unverzichtbar sind, setzen auf einer vielschichtigen und komplexen
     Infrastruktur auf. Auf Seiten der einzelnen Einrichtungen reicht dies von
     der Ausstattung mit Hard- und Software, den bereitgestellten digitalen
     Werkzeugen und Diensten für wissenschaftliches Arbeiten bis hin zu Gover-
     nance- und Kostenfragen. Zur digitalen Infrastruktur gehören auch einrich-
     tungs- und sektorenübergreifende Strukturen wie Repositorien oder Daten-
     räume, von denen eine Vielzahl bislang projektförmig gefördert werden:
     Gaia-X, NDFI, European Open Science Cloud (EOSC), International Data Space
     (IDS). Hier ist nicht immer klar, welche Rolle die unterschiedlichen Daten-
     räume für das Wissenschaftssystem spielen, wie die gegenseitige Anschluss-
     fähigkeit und eine langfristige Weiterentwicklung der unterschiedlichen
     Initiativen sichergestellt werden können. Die Arbeitsgruppe soll diskutie-
     ren, wie sichergestellt werden kann, dass diese komplexe Infrastruktur auch
     angesichts der rasanten technologischen Entwicklungen stets höchsten An-
     sprüchen genügt und wo Synergiepotentiale durch länderübergreifende
     Strukturen genutzt werden können.
2 − Digitale Souveränität: Aufgrund der Dominanz weniger Anbieter greifen      19
wettbewerbliche Mechanismen immer weniger, so dass diese Anbieter zu-
nehmend die Art und Weise prägen, wie in der Wissenschaft digitale Werk-
zeuge genutzt und Daten verarbeitet werden. Kommt es zu Lock in-Effekten,
besteht in Zukunft auch das Risiko deutlicher Preissteigerungen. Vor diesem
Hintergrund liegt die Aufgabe der Arbeitsgruppe darin zu klären, was digi-
tale Souveränität im Wissenschaftssystem konzeptionell bedeutet und wel-
che Voraussetzungen dafür auf Ebene der einzelnen Einrichtungen und des
Wissenschaftssystems im Ganzen erfüllt sein müssen. Zur digitalen Souve-
ränität zählt es zudem zu klären, ob Open Source-Lösungen im Wissen-
schaftssystem eine tragfähige und nachhaltige Alternative darstellen und
wenn ja, wie ihre Entwicklung und Implementierung gefördert werden
kann.

3 − Sicherheit im digitalen Raum: Hochschulen und Forschungseinrichtun-
gen sind offene und hoch durchlässige Organisationen mit autonom agie-
renden Mitgliedern. Daher haben sie eine besonders große Angriffsfläche für
Cyberangriffe unterschiedlichster Natur. Gerade in der Pandemie ließen sich
beispielsweise vermehrt Angriffe auf Krankenhäuser in den USA beobach-
ten, um Zugang zu Daten und zur Forschung im Kontext der COVID-19-Er-
krankung zu erlangen. Anforderungen an die Sicherheitsarchitektur und
-strategie sind daher in die Struktur- und Governanceentwicklung zu integ-
rieren. Dabei stellt sich die Frage, wie die in Deutschland ausgewiesen gute
Forschung zu Cybersicherheit stärker in die Anwendung gebracht werden
kann. Hier ist auch an einrichtungsübergreifende Lösungen zu denken. Zu-
dem müssen Lehr- und Weiterbildungsangebote für das wissenschaftliche
und nichtwissenschaftliche Personal entwickelt und implementiert werden.

Die Arbeitsgruppe wird sich Anfang 2022 konstituieren und ihre Empfeh-
lungen im Jahr 2023 vorlegen.

C.VI    PERSPEKTIVEN DES WISSENSCHAFTSSYSTEMS NACH DER ZEITEN-
        WENDE

Arbeitsgruppe

Vorsitz: N.N.

Schon während der COVID 19-Pandemie hat der Wissenschaftsrat diagnosti-
ziert, dass viele Gewissheiten erschüttert sind und die Möglichkeit eröffnet
wird, grundlegende Neuorientierungen des Wissenschaftssystems anzusto-
ßen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die von ihm ausgelös-
ten oder verstärkten globalen Krisen –– stellen die Gesellschaften weltweit
20   vor weitere, außerordentliche Herausforderungen. Die viel beschworene
     „Zeitenwende“ macht es auch notwendig, die Rolle von Wissenschaft in der
     Gesellschaft und die Funktionsweise des Wissenschaftssystems neu zu be-
     werten – in dreifacher Hinsicht:

     1 − Geopolitische Notwendigkeit, internationale Wissenschaftskooperationen neu zu
     bewerten und gestalten: Mit der Einbeziehung von Wissenschaft in ein politi-
     sches Sanktionsregime stellt sich die Frage, welche Rolle Wissenschaft im
     geopolitischen Kräfteverhältnis spielt, wenn die Hoffnung auf einen Wandel
     durch Austausch in Frage gestellt werden muss.

     2 − Förderpolitische Notwendigkeit, sich über Priorisierungen in der Finanzierung zu
     verständigen. In den letzten Jahren hat das Wissenschaftssystem von einem
     regelmäßigen Ressourcenanstieg profitieren können. Pandemie und Kriegs-
     folgen erzeugen absehbar einen sehr hohen, finanziellen Bedarf für ihre Be-
     wältigung, was, zumal in Verbindung mit hohen Inflationsraten, nicht ohne
     Folgen für die Ausstattung des Wissenschaftssystems bleiben könnte. Mit
     neuer Dringlichkeit stellt sich die Frage, wie die Ressourcen im System klug
     eingesetzt werden können, so dass die Wissenschaft ihrer/n gesellschaftli-
     chen Rolle(n) in dieser historischen Situation gerecht wird.

     3 − Ordnungspolitische Notwendigkeit, die Governance des Wissenschaftssystem wei-
     terzuentwickeln. Schon vor der Pandemie gab es Anlass zu fragen, ob beste-
     hende Governancemechanismen – insbesondere mit Blick auf das Verhältnis
     von Wettbewerb und Kooperation – noch die richtigen Akzente setzen. So
     hat sich die Erhöhung des Wettbewerbsdruck zwar als ein Impuls zur Leis-
     tungs- und Effizienzsteigerung sowie zur Dynamisierung des Wissenschafts-
     systems erwiesen. Die Erfahrungen in der Pandemie haben jedoch deutlich
     werden lassen, dass die Rolle von Kooperationen und Vernetzungen mit
     Blick auf die Bereitstellung von Gemeinschaftsgütern überdacht werden
     muss. Es ist eine offene Frage, welche Governancemechanismen geeignet
     sind, dafür zu sorgen, dass das Wissenschaftssystem seine Rolle(n) in der Ge-
     sellschaft erfüllen, dass es angemessen auf die anstehenden Herausforderun-
     gen reagieren kann und dass es zugleich auf (un)absehbare Krisen gut vor-
     bereitet ist.
21

D. Evaluation

D.I    EVALUATIONSAUSSCHUSS

Vorsitz: Frau Professorin Dr. Julia C. Arlinghaus

Der Evaluationsausschuss fungiert als Steuerungsorgan für Evaluationsauf-
gaben, die dem Wissenschaftsrat übertragen wurden. Zur Durchführung der
Evaluationsaufgaben setzt der Ausschuss Arbeitsgruppen ein.

Der Evaluationsausschuss befasst sich in erster Linie mit institutionellen
Evaluationen; daneben führt er im Zusammenhang mit institutionellen Eva-
luationen auch Querschnittsbegutachtungen einzelner Forschungsgebiete,
Systemevaluationen sowie Strukturuntersuchungen einzelner Fächer
durch.

Gegenwärtig ist der Evaluationsausschuss vor allem mit der Evaluation ein-
zelner Forschungseinrichtungen, zum Teil verbunden mit einer Förderemp-
fehlung zur Aufnahme in die gemeinsame Förderung von Bund und Ländern
(LG), befasst. Institutionelle Einzelevaluationen führt er auch in Einrichtun-
gen mit FuE-Aufgaben des Bundes durch, zu denen er 2007 und 2010 auf-
bauend auf einer systematischen Begutachtung des gesamten Feldes sowie
2017 zum Abschluss der institutionellen Einzelbegutachtungen der Einrich-
tungen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung
und Landwirtschaft übergreifende Stellungnahmen erarbeitet hat. Einen
weiteren Schwerpunkt bilden Einrichtungen der wissenschaftlichen Infor-
mationsinfrastruktur. Außerdem erarbeitet der Evaluationsausschuss Be-
richte und Stellungnahmen zur Nachverfolgung der Umsetzung von Emp-
fehlungen des Wissenschaftsrats und legt sie diesem zur Beratung und
Verabschiedung vor.
22         Evaluation der Einrichtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes-
           ministeriums der Verteidigung (BMVg)

     Arbeitsgruppen

     In Umsetzung des „Konzepts für eine moderne Ressortforschung“ der Bun-
     desregierung bittet das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) über
     das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit Schreiben
     vom 4. Mai 2015, die Ressortforschungseinrichtungen in seinem Geschäfts-
     bereich erneut evaluieren zu lassen. Im Einzelnen handelt es sich um:
     _ Wehrwissenschaftliches Institut für Schutztechnologien, Munster
       Vorsitz: Herr Professor Dr. Oliver Speck
       verabschiedet am 20. Oktober 2017
     _ Wehrwissenschaftliches Institut für Werk- und Betriebsstoffe, Erding
       Vorsitz: Herr Professor Dr. Oliver Speck
       verabschiedet am 27. April 2018
     _ Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr, Euskirchen
       Vorsitz: Herr Professor Dr. Manfred Strecker
       Verabschiedet am 25. Januar 2019
     _ Institut für Radiobiologie der Bundeswehr, München
       Vorsitz: Herrn Professor Dr. Oliver Speck
       Verabschiedet am 12. Juli 2019
     _ Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München
       Vorsitz: Frau Professorin Dr. Simone Fulda
       Verabschiedet am 12. Juli 2019
     _ Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, München
       Vorsitz: Frau Professorin Dr. Simone Fulda
       Verabschiedet am 10. Juli 2020
     _ Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe, Köln
       Vorsitz: Frau Professorin Dr. Simone Fulda
     _ Schifffahrtmedizinisches Institut der Marine, Kronshagen
       Vorsitz: Frau Professorin Dr. Anja Katrin Boßerhoff
       Verabschiedet am 9. Juli 2021
     _ Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, Maritime
       Technologie und Forschung – WTD 71, Forschungsbereich für Wasser-
       schall und Geophysik, Eckernförde
       Vorsitz: Frau Professorin Dr. Karin Jacobs
       Verabschiedet am 21. Januar 2022
_ Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr (InstPrävMedBw),                23
  Andernach
  Vorsitz: Frau Professorin Dr. Simone Fulda
  Verabschiedet am 8. Juli 2022
_ Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundes-
  wehr, Potsdam
  Vorsitz: Frau Professorin Dr. Margit Szöllösi-Janze

Der Wissenschaftsrat hat den Evaluationsausschuss gebeten, entsprechende
Arbeitsgruppen einzusetzen und die Evaluationsverfahren im Zeitraum von
2017 bis 2022 durchzuführen. Die Vorlage der Stellungnahmen wird in etwa
halbjährlicher Folge bis zur ersten Jahreshälfte 2023 angestrebt.

      Evaluation der Einrichtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes-
      ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)

Arbeitsgruppen

In Umsetzung des „Konzepts für eine moderne Ressortforschung“ der Bun-
desregierung bittet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirt-
schaft (BMEL) mit Schreiben vom 15. Oktober 2019, die Ressortforschungs-
einrichtungen in seinem Geschäftsbereich bzw. die vom BMEL institutionell
geförderten Einrichtungen erneut evaluieren zu lassen. Im Einzelnen han-
delt es sich um:

_ Deutsches BiomasseForschungsZentrum gGmbH
 Vorsitz: Herr Professor Dr. Jan C. Aurich
 Verabschiedet am 21. Januar 2022
_ Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
 Vorsitz: Herr Professor Dr. Jürgen Heinze
 Verabschiedet am 8. Juli 2022
_ Max-Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung
 Vorsitz: Frau Professorin Dr. Annette Beck-Sickinger
_ Julius-Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
 Vorsitz: Herr Professor Dr. Jürgen Heinze
_ Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für
  Ländliche Räume, Wald und Fischerei
 Vorsitz: Herr Professor Dr. Jürgen Heinze
_ Bundesinstitut für Risikobewertung
 Vorsitz: N.N.
24   Der Wissenschaftsrat hat den Evaluationsausschuss gebeten, entsprechende
     Arbeitsgruppen einzusetzen und in der zweiten Jahreshälfte 2020 mit den
     Evaluationsverfahren zu beginnen. Die Vorlage der Stellungnahmen wird in
     etwa halbjährlicher Folge bis zur ersten Jahreshälfte 2025 angestrebt.

            Evaluation des Deutschen Zentrums für Altersfragen e. V. (DZA), Berlin

     Arbeitsgruppe

     Vorsitz: Frau Professorin Dr. Ursula Münch

     Aufgabe des Deutschen Zentrums für Altersfragen e. V. (DZA), Berlin, ist es,
     das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
     auf wissenschaftlicher Grundlage zu Fragen der Lebenslagen, Lebenssituati-
     onen und Lebensstile älter werdender Menschen zu beraten. Der Wissen-
     schaftsrat hat das DZA im Rahmen der Evaluierung der Einrichtungen mit
     Ressortforschungsaufgaben des Bundes im Jahr 2008 erstmals begutachtet
     und im Jahr 2012 zur Umsetzung der 2008 ausgesprochenen Empfehlungen
     Stellung genommen. Das BMFSFJ bittet nun über das Bundesministerium für
     Bildung und Forschung (BMBF) den Wissenschaftsrat mit Schreiben vom
     7. Mai 2020, das DZA erneut zu evaluieren. Dabei sollen insbesondere die
     folgenden Bereiche in den Fokus genommen werden:

     _ die surveybasierte Forschung und Forschungsinfrastruktur
     _ die multithematische längsschnittliche Alternsforschung
     _ die Sozialberichterstattung in den Bereichen „Ältere Menschen“ und
       „Freiwilliges Engagement“.

     Der Wissenschaftsrat hat den Evaluationsausschuss gebeten, eine entspre-
     chende Arbeitsgruppe einzusetzen und das Evaluationsverfahren 2021/22
     durchzuführen. Eine Vorlage der Stellungnahme wird für das zweite Halb-
     jahr 2022 angestrebt.

            Evaluation von Einrichtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes-
            ministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV)

     Arbeitsgruppen

     Die Ressortforschungseinrichtungen im Geschäftsbereich des damaligen
     Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wurden
     zwischen 2005 und 2009 erstmals durch den Wissenschaftsrat evaluiert. In
     Anlehnung an das „Konzept für eine moderne Ressortforschung“ der
Bundesregierung bat das BMVI nun über das BMBF mit Schreiben vom                   25
5. Oktober 2020 folgende Einrichtungen erneut zu evaluieren:

_ Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), Karlsruhe
 Vorsitz: Herr Professor Dr. Oliver Speck
_ Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), Koblenz
 Vorsitz: Frau Professorin Dr. Beate Escher

Darüber hinaus bittet das BMVI darum, das neu gegründete, sich noch in
der Aufbauphase befindende

_ Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF), Dresden,
 Vorsitz: Herr Professor Dr. Jan C. Aurich

erstmalig zu evaluieren und dabei zu prüfen, ob eine Ausgliederung dieser
Einrichtung aus dem Eisenbahnbundesamt (EBA) zu einer eigenständigen
Forschungsanstalt in Frage kommt.

Der Wissenschaftsrat hat den Evaluationsausschuss gebeten, entsprechende
Arbeitsgruppen einzusetzen und in der zweiten Jahreshälfte 2021 mit den
Evaluationsverfahren für das DZSF zu beginnen. In der ersten Jahreshälfte
2022 soll dann das Evaluierungsverfahren bei der BAW und in der zweiten
Jahreshälfte 2022 das Verfahren bei der BfG starten. Die Vorlage der Stel-
lungnahmen wird in etwa halbjährlicher Folge bis zur 2. Jahreshälfte 2023
angestrebt.

      Evaluation von Einrichtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes-
      ministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucher-
      schutz (BMUV)

Arbeitsgruppen

Die Ressortforschungseinrichtungen im Geschäftsbereich des damaligen
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
(BMU) wurden zuletzt in den Jahren 2014 und 2015 durch den Wissen-
schaftsrat evaluiert. In Anlehnung an das „Konzept für eine moderne Res-
sortforschung“ der Bundesregierung bat das BMU nun über das BMBF mit
Schreiben vom 24. März 2021, die Qualität der zur Aufgabenwahrnehmung
vorzuhaltenden wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit folgender Einrich-
tungen erneut zu evaluieren:

_ Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), Salzgitter
  Vorsitz: Herr Professor Dr. Oliver Speck
26   _ Umweltbundesamt (UBA), Dessau-Roßlau
       Vorsitz: Herr Professor Dr. Martin Visbeck
     _ Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn
       Vorsitz: N.N.

     Im Rahmen dieser Evaluationen soll zudem ein besonderes Augenmerk auch
     auf die Themen „gute wissenschaftsbasierte Politikberatung“ und „gute
     Wissenschaftskommunikation“ gerichtet werden. Der Wissenschaftsrat hat
     den Evaluationsausschuss gebeten, die Kriterien zur Begutachtung von Ein-
     richtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes (Drs. 3078-13) da-
     raufhin zu prüfen, wie die Evaluation von Aufgaben der wissenschaftsbasier-
     ten    Politikberatung        und     der    Wissenschaftskommunikation             in
     Ressortforschungseinrichtungen weiter verbessert werden kann, und den
     entsprechenden Leitfaden dahingehend zu überarbeiten. Dies sollte im Jahr
     2022 geschehen. Zudem hat er den Evaluationsausschuss gebeten, Arbeits-
     gruppen zur Evaluation der genannten Einrichtungen einzusetzen und in
     der ersten Jahreshälfte 2023 mit den Evaluationsverfahren zu beginnen. Die
     Vorlage der Stellungnahmen wird in etwa halbjährlicher Folge bis zur zwei-
     ten Jahreshälfte 2024 angestrebt.

            Evaluation des Zentrums für Digitalisierungs- und Technologieforschung der
            Bundeswehr (DTEC.Bw)

     Arbeitsgruppe

     Vorsitz: Frau Professorin Dr. Karin Jacobs

     Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) hat im Sommer 2020 an
     der Universität der Bundeswehr in München das von beiden Universitäten
     der Bundeswehr (UniBw) in München und Hamburg getragene wissenschaft-
     liche Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundes-
     wehr (DTEC.Bw) eingerichtet, das dem akademischen Selbstverwaltungs-
     recht unterliegt. In diesem Zentrum soll das wissenschaftliche Personal der
     beiden UniBw universitäre Forschungsprojekte in Kooperation mit Dritten
     vor allem aus Wirtschaft, Wissenschaft und Behörden durchführen. Ziel ist
     es, digitale und technologische Innovationen für öffentliche wie private Be-
     reiche zu generieren, die entweder im Kontext der Hightech-Strategie 2025
     der Bundesregierung stehen oder einen spezifischen Beitrag zur Stärkung
     der Digitalen Souveränität Deutschlands leisten wollen.

     Mit der Gründung des DTEC.Bw sind neben diesem zentralen Anliegen drei
     weitere wesentliche Ziele verbunden: Erstens soll die Forschung der beiden
     UniBw in den Bereichen Digitalisierung und damit verbundener Schlüssel-
und Zukunftstechnologien strategisch gebündelt und substanziell gestärkt         27
werden, zweitens sollen die beiden UniBw dynamisch gehaltene Forschungs-
kooperationen mit Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft
unter Einbeziehung von Ideenträgern und Gründerszenen eingehen. Drit-
tens soll das DTEC.Bw zu einem entscheidenden Wegbereiter für die Erhö-
hung der nationalen Verfügbarkeit digitaler und technologischer Innovatio-
nen für öffentliche und private Bereiche werden.

Das BMVg hat den Wissenschaftsrat mit Schreiben vom 16. Januar 2021 ge-
beten, die mit den genannten Zielvorstellungen verbundenen Wirkungen
des neu gegründeten DTEC.Bw unter Berücksichtigung der zugrunde liegen-
den Ausgangssituation in formativer Weise zu bewerten und dabei auch auf
die Wirksamkeit der zur Zielerreichung gewählten Maßnahmen abzustel-
len. Zusätzlich sollen die beabsichtigten bzw. schon erreichten Forschungs-
und Transferleistungen evaluiert werden. Darüber hinaus erbittet das BMVg
Hinweise in Bezug auf eine mögliche Verstetigung des derzeit auf das Jahr
2024 befristeten DTEC.Bw und ggf. Empfehlungen zur zukünftigen Ausge-
staltung der BMVg-seitigen Forschungsförderung des DTEC.Bw.

Der Wissenschaftsrat hat den Evaluationsausschuss gebeten, eine entspre-
chende Arbeitsgruppe einzusetzen und im Laufe des Jahres 2022 mit dem
Evaluationsverfahren für das DTEC.Bw zu beginnen. Die Vorlage der Stel-
lungnahme wird für die 2. Jahreshälfte 2023 angestrebt.

       Evaluation des Fritz Bauer Instituts (FBI) in Frankfurt/M.

Arbeitsgruppe

Vorsitz: Herr Professor Dr. Caspar Hirschi

Das 1995 als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründete Fritz Bauer Institut
(FBI) in Frankfurt/Main untersucht und dokumentiert die Geschichte der na-
tionalsozialistischen Massenverbrechen – insbesondere des Holocaust – und
deren Wirkung bis in die Gegenwart. Es versteht sich als unabhängige, zeit-
geschichtlich ausgerichtete und interdisziplinär orientierte Forschungs- und
Bildungseinrichtung. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Vermittlung der
einschlägigen deutschen und internationalen Forschung mittels Publikatio-
nen, Vortragsveranstaltungen und Ausstellungen.

Im Jahr 2017 wurde die Leitung des Instituts erstmals in gemeinsamer Beru-
fung besetzt. Seither ist die Institutsleitung mit der neu eingerichteten Pro-
fessur zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der
Goethe-Universität Frankfurt/Main verbunden. Diese Professur wird allein
durch das Land Hessen finanziert.
28   Das Land Hessen hat den Wissenschaftsrat mit Schreiben vom 20. Februar
     2020 gebeten, das FBI zu begutachten und Empfehlungen zur künftigen Ent-
     wicklung des Instituts abzugeben. Der Wissenschaftsrat hat den Evaluati-
     onsausschuss gebeten, eine entsprechende Arbeitsgruppe einzusetzen und
     das Begutachtungsverfahren in der zweiten Jahreshälfte 2021 durchzufüh-
     ren. Eine Vorlage der Stellungnahme in der zweiten Jahreshälfte 2022 wird
     angestrebt.

              Evaluation des Georg-Speyer-Hauses – Institut für Tumorbiologie und experi-
              mentelle Therapie (GSH), Frankfurt am Main

     Arbeitsgruppe

     Vorsitz: Frau Professorin Dr. Anja Katrin Boßerhoff

     Das im Jahr 1904 gegründete Georg-Speyer-Haus (GSH) wird paritätisch vom
     Land Hessen und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert.
     Die Einrichtung wurde zuletzt im Jahr 2011 durch den Wissenschaftsrat eva-
     luiert. Im Anschluss daran wurde das GSH auf der Grundlage der damaligen
     Empfehlungen sowohl inhaltlich als auch strukturell neu ausgerichtet.

     Das GSH betreibt onkologisch ausgerichtete Forschung mit dem Ziel, die mo-
     lekularen und zellulären Grundlagen der Tumorentstehung zu verstehen.
     Ein besonderer Fokus des Instituts liegt auf der Analyse und Interaktion der
     verschiedenen Zelltypen im Tumorgewebe im sogenannten Tumormikromi-
     lieu. Aufbauend auf den daraus gewonnenen Erkenntnissen ist es ein vor-
     dringliches Anliegen des Instituts, neue therapeutische Konzepte und Stra-
     tegien     für    diverse   Tumorerkrankungen         zu    entwickeln     und    an
     entsprechenden validen Tumormodellen zu testen. In Kooperation mit dem
     Universitären Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) und dem LOEWE
     Zentrum für Zell- und Gentherapie (CGT) sowie als Mitglied des Deutschen
     Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) soll der Transfer in
     frühe Patientenstudien ermöglicht werden. Zudem ist das GSH Partner im
     LOEWE Zentrum „Frankfurt Cancer Institut“ (FCI).

     Das Land Hessen hat den Wissenschaftsrat mit Schreiben vom 28. Januar
     2021 gebeten, das GSH erneut zu begutachten und Empfehlungen zur künf-
     tigen Entwicklung des Instituts abzugeben. Der Wissenschaftsrat hat den
     Evaluationsausschuss gebeten, eine entsprechende Arbeitsgruppe einzuset-
     zen und das Begutachtungsverfahren in der zweiten Jahreshälfte 2022 zu
     beginnen. Eine Vorlage der Stellungnahme in der zweiten Jahreshälfte 2023
     wird angestrebt.
Evaluation des Frobenius-lnstituts für kulturanthropologische Forschung e.V.,   29
       Frankfurt/Main

Arbeitsgruppe

Vorsitz: Frau Professorin Dr. Gudrun Krämer

Das Frobenius-Institut wurde im Jahr 1898 in Berlin gegründet und im Jahr
1925 (nach einer Zwischenstation in München) in Frankfurt am Main ange-
siedelt. Dort wurde es der Goethe-Universität angegliedert, Das Institut ist
eine rechtlich eigenständige Forschungseinrichtung und wird vom Land
Hessen institutionell gefördert.

Das Frobenius-lnstitut e.V. befasst sich weltweit mit der Erforschung kultu-
reller Diversität und mit anthropologischen Kongruenzen in Vergangenheit
und Gegenwart. Das lnstitut sieht seine Aufgaben darin, kulturanthropolo-
gisches Wissen zu erweitern und über den wissenschaftlichen Dialog einen
reflektierten Umgang mit kultureller Differenz zu fördern.

Das Land Hessen hat den Wissenschaftsrat mit Schreiben vom 14. Januar
2021 gebeten, das Frobenius-Institut erstmals zu begutachten und Empfeh-
lungen zur künftigen Entwicklung des Instituts abzugeben. Der Wissen-
schaftsrat hat den Evaluationsausschuss gebeten, eine entsprechende Ar-
beitsgruppe einzusetzen und das Begutachtungsverfahren in der ersten
Jahreshälfte 2023 zu beginnen. Eine Vorlage der Stellungnahme in der ers-
ten Jahreshälfte 2024 wird angestrebt.

       Evaluation der Eingliederung des Forschungszentrums caesar
       in die Max-Planck-Gesellschaft

Arbeitsgruppe

Vorsitz: Herr Professor Dr. Dr. h.c. Karl Max Einhäupl

Das 1995 gegründete Forschungszentrum caesar (Center of Advanced Euro-
pean Studies and Research) in Bonn ist eine Stiftung privaten Rechts und mit
der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) assoziiert. Stifter sind der Bund und das
Land Nordrhein-Westfalen. Der Forschungsschwerpunkt von caesar liegt im
Bereich der Neuroethologie. Untersucht wird, wie aus der kollektiven Akti-
vität der Vielzahl miteinander vernetzter Neuronen im Gehirn tierisches
Verhalten in seiner ganzen Bandbreite entsteht.

Der Wissenschaftsrat hat sich in der Vergangenheit wiederholt mit dem For-
schungszentrum caesar befasst und seine Entwicklung konstruktiv beglei-
tet. Er hat im Jahr 1997 zum Gründungskonzept Stellung genommen und in
den Jahren 2004 und 2006 zur Neuausrichtung des Forschungszentrums.
30   Die Stifter wollen nun die Verbindung des Forschungszentrums caesar zur
     MPG stärken, das Stiftungsvermögen zweckgebunden an die MPG übertra-
     gen und die bislang assoziierte Forschungseinrichtung in ein vollwertiges
     Max-Planck-Institut umwandeln. Die Integration von caesar in die MPG
     wurde zum 1. Januar 2022 vollzogen.

     Vor diesem Hintergrund hat das BMBF auf Anstoß des Haushaltsausschusses
     des Deutschen Bundestags den Wissenschaftsrat mit Schreiben vom 2. Juli
     2021 um eine begleitende Evaluation des Eingliederungsprozesses gebeten.
     Diese soll sich auf strukturelle Aspekte der Integration fokussieren und
     keine fachliche Bewertung der wissenschaftlichen Qualität vornehmen. Der
     Bund erhofft sich von der Evaluation klare Hinweise darauf, wie der Einglie-
     derungsprozess gelingen und eine umfassende Qualitätssicherung gewähr-
     leistet werden kann. Zudem erbittet er Hinweise, wie die „Transitstruktu-
     ren“     ausgestaltet    werden      müssen,        damit   caesar   am   Ende   des
     Integrationsprozesses als ein normales Max-Planck-Institut in den bewähr-
     ten Strukturen der MPG besteht und zur Forschungsmission der MPG bei-
     trägt.

     Der Wissenschaftsrat hat den Evaluationsausschuss gebeten, eine entspre-
     chende Arbeitsgruppe einzusetzen und das Begutachtungsverfahren im Jahr
     2022 zu beginnen. Eine Vorlage der Stellungnahme in der zweiten Jahres-
     hälfte 2023 wird angestrebt.

              Evaluation des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft

     Arbeitsgruppe

     Vorsitz: Frau Professorin Dr. Julia C. Arlinghaus

     Das 2017 gegründete Weizenbaum-Institut für eine vernetzte Gesellschaft
     erforscht in verschiedenen Disziplinen Phänomene, Bedingungen und Fol-
     gen des digitalen Wandels und erarbeitet Optionen für dessen Gestaltung in
     Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Es soll als das Deutsche Internet-
     Institut eine führende Rolle in der nationalen und internationalen Digitali-
     sierungsforschung spielen, neue Wege in der interdisziplinären Forschung
     gehen und große Sichtbarkeit im In- und Ausland erzielen.

     Das Institut geht aus einem erfolgreichen Antrag des Verbundes aus Freier
     Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technischer Universität
     Berlin, Universität der Künste Berlin, Universität Potsdam, Fraunhofer-FO-
     KUS und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung im Rahmen
     der Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
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