50 milliOnen bis 2030 - Wie gelingt die Wärmewende? - Öko-Institut
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März 2021 Nachhaltiges aus dem Öko-Institut 50 milliOnen bis 2030 Wie gelingt die Wärmewende? Sozial und ökologisch Ein nachhaltiges Wohnprojekt Wohnraum besser nutzen Interview mit Daniel Fuhrhop Für eine nachhaltige Bioökonomie Eine Kolumne von Martin Möller
3 die geteilte wanne Ein Energie-Plus- Mehrgenerationenhaus in Berlin Wer in Berlin-Lichtenberg keine Lust auf eine Dusche hat, rum, ein besonders schönes Haus zu bauen, sondern eines, sondern lieber in die Wanne will, muss erst mal schauen, das einen möglichst hohen Ökostandard erfüllt und ein so- ob nicht schon jemand drin sitzt. Denn im Mehrgeneratio- lidarisches Miteinander ermöglicht.“ Eine wichtige Grundla- nenhaus in der Sophienstraße, das in Eigeninitiative gebaut ge hierfür ist ein vierzehntägiges Plenum, bei dem aktuelle wurde, teilen sich die Bewohnerinnen und Bewohner eine Fragen besprochen werden. „Bei größeren Entscheidungen Badewanne ebenso wie viele andere Dinge. „Wir haben eine muss es Einigkeit geben, alle haben ein Vetorecht.“ Wichtig ist Gästewohnung, in der übrigens auch die Wanne steht, nutzen nicht zuletzt: ein hohes Engagement für das selbst organisier- vier Waschmaschinen gemeinsam, haben zusammen einen te Haus – etwa in Arbeitsgruppen für Finanzen, die Wartung großen Garten und einen Raum für Veranstaltungen“, sagt der Anlagen oder die Gartenarbeit. Neue Mieterinnen und Franziska Mohaupt, Mit-Initiatorin dieses Wohnprojektes, das Mieter werden zudem sehr genau unter die Lupe genommen. besonders nachhaltig ist. Denn: Die individuellen Wohnflä- „Das Kennenlernen kann schon mal bis zu fünf Monate dau- chen pro Person sind klein und der Energieverbrauch gering. ern, aber dafür bekommen wir dann auch Menschen, die wir Möglich wird das durch energieeffiziente Elektrogeräte, eine wirklich wollen und die uns wirklich wollen“, sagt Mohaupt. gute Dämmung und die Wärmerückgewinnung aus Abwas- ser und Abluft. Auf dem Dach ist zudem eine große Photo- Tauchen doch einmal Konflikte auf, können sie über eine voltaikanlage angebracht. Unterm Strich produziert das Haus Mediation gelöst werden. Doch nicht nur an den zwischen- sogar mehr Energie als es verbraucht. menschlichen Beziehungen, auch am Haus selbst gibt es über sechs Jahre nach dem Einzug 2014 immer wieder Dinge zu Derzeit wohnen 28 Erwachsene zwischen 25 bis 79 und 12 tun. „Wir nutzen zum Beispiel das Grauwasser für den Garten, Kinder zwischen 1 bis 13 Jahren im Haus, Paare, Familien, würden es aber gerne auch in den Waschmaschinen einset- WGs. Organisiert sind sie nach dem Prinzip des Mietshäuser zen, um noch mehr Wasser zu sparen. Hier stehen uns leider Syndikats, einer Initiative, die sich für langfristig bezahlbaren derzeit undichte Wassertanks im Weg.“ Bereut hat Mohaupt Wohnraum einsetzt und sich hierfür an selbstorganisierten das Projekt aber noch nie. „Dieses gemeinsame Leben gibt ei- Wohnprojekten beteiligt und sie mit Rat und Tat unterstützt nem so viel zurück. Ich finde es zum Beispiel toll, dass meine – so auch das Energie-Plus-Mehrgenerationenhaus in Berlin. Kinder mit mehreren anderen Kindern aufwachsen.“ 2,7 Millionen Euro waren für Grundstückskauf und Bau nötig, die teils über Bankkredite, teils über zahlreiche Direktkredite Christiane Weihe finanziert wurden. info@lavidaver.de Initiiert wurde das Haus von zwei Paaren, die vor allem eins https://lavidaver.de wollten: sozial und ökologisch wohnen. „Uns ging es nicht da- https://www.syndikat.org/de/projekte/lavidaverde
4 INHALT 10 Ein übergeordnetes Konzept Der Umbau der Wärmeversorgung IM FOKUS: WÄRMEWENDE 2 Die geteilte Wanne Ein Energie-Plus-Mehrgenerationenhaus in Berlin 6 Ein behäbiges Schiff Politikinstrumente für die Wärmewende 10 Hier Einzelheizung, da Fernwärme Kommunale Wärmeplanung 12 „Wohnfläche ist eine Ressource“ Interview mit Daniel Fuhrhop 6 (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) 13 Porträts Kursänderung nötig Patrizia Renoth (Kommune Holbæk) Die mögliche Klimalücke im Gebäudesektor Dr. Veit Bürger (Öko-Institut) Dr. Max Peters (KEA-BW) Besser weniger als mehr ARBEIT Die Zukunft der Bioökonomie 14 Von Infrastrukturen bis zu Verteilungswirkungen Eine Kolumne von Martin Möller Aktuelle Projekte, neue Ideen 18 16 Von der Agrar- bis zur Verkehrspolitik Kurze Rückblicke, abgeschlossene Studien PERSPEKTIVE 18 Besser weniger als mehr Die Zukunft der Bioökonomie EINBLICK 19 Von Containerschiffen bis zum Jahresbericht Neuigkeiten aus dem Öko-Institut VORSCHAU 20 Noch 30 Jahre Die Endlagerung radioaktiver Abfälle
EDITORIAL I IMPRESSUM 5 Zimmer gesucht, auf Zeit Ich möchte gerne ein zusätzliches Zimmer für unsere Wohnung. Nur eins. denn jetzt, wo die Kinder größer werden, würden wir ihnen gerne einen eigenen rückzugsort ermöglichen. Weil die beiden das Nest aber irgendwann auch wieder verlassen werden, möchte ich das Zimmer gerne nur für ein paar Jahre. Ich gebe es dann gerne wieder ab, wenn meine Frau und ich den Platz nicht mehr brauchen. Geht nicht, denken Sie? Sollte es aber, finde ich. Unsere Vorstellungen davon, wie wir wohnen, sind sehr starr und die Möglichkeiten eingeschränkt. du brauchst eine größere Wohnung? dann musst du umziehen! Und wenn die Kinder aus dem Haus sind, kannst du wieder die Kisten packen. Oder du bleibst auf einer Wohnfläche sitzen, die nicht nur mit Blick auf die energie, die nötig ist, um sie zu beheizen, zu groß ist. also warum nicht Wohnraum schlau- er nutzen? Indem man zum Beispiel in zu groß gewordenen Wohnungen und Häusern Teile abtrennt und untervermietet. Oder neuen Wohnraum von anfang an so anlegt, dass er sich unterschiedlichen Lebensphasen und Größenanforderungen anpassen kann. Jan Peter Schemmel die Wärmewende wurde viel zu lange aufgeschoben. Wir müssen dringend handeln, um die Sprecher der Geschäftsführung immer größer werdende Klimalücke im Gebäudebereich zu schließen. Vorschläge für wir- des Öko-Instituts kungsvolle Instrumente gibt es. So etwa für eine deutliche Steigerung der Sanierungsrate und j.schemmel@oeko.de des einsatzes von Wärmepumpen sowie den abschied von fossilen energien, aber eben auch Überlegungen, wie sich vorhandene Wohnflächen effizienter nutzen lassen. Zusätzlich müssen wir höchste effizienzansprüche an Neubauten stellen, weil die Gebäude, die wir heute bauen, darüber entscheiden, ob wir die angestrebte Klimaneutralität in 2050 erreichen. es ist schon jetzt möglich, Häuser zu bauen, die mehr energie produzieren als sie verbrauchen – das zeigt das Beispiel des energie-Plus-Mehrgenerationenhauses in Berlin- Lichtenberg, das wir auf den vorherigen Seiten vorgestellt haben. Und clever bauen geht übrigens nicht erst seit gestern. So können wir dort, wo es um Kühlung geht, viel von der traditionellen architektur in sehr heißen Ländern lernen. die kennt zahlreiche Tricks, um für Kühlung zu sorgen – dies gelingt durch die Wahl des Baumaterials und der außenfarbe eben- so wie durch die durchdachte ausrichtung der Häuser, das anbringen von Luftklappen oder die richtige Positionierung von Fenstern. es mangelt also nicht an Ideen. Und falls Sie (ein) Zimmer übrig haben – vielleicht finden Sie ja jemanden, für den diese Wohnfläche gut passt. Ihr Jan Peter Schemmel Weitere Informationen zu unseren Themen finden Sie im Internet unter www.oeko.de/epaper eco@work – März 2021 – ISSN 1863-2009 – Herausgeber: Öko-Institut e.V. redaktion: Mandy Schoßig (mas), Christiane Weihe (cw) – Verantwortlich: Jan Peter Schemmel Weitere autorinnen und autoren: Martin Möller, anette Nickels (ani), Jan Peter Schemmel, Nora Wissner druckauflage: 2.150; digitale Verbreitung: rund 7.000 abonnentinnen und abonnenten – Im Internet verfügbar unter: www.oeko.de/epaper Gestaltung/Layout: Tobias Binnig, www.gestalter.de – Technische Umsetzung: Markus Werz – Gedruckt auf 100-Prozent-recyclingpapier redaktionsanschrift: Borkumstraße 2, 13189 Berlin, Tel.: 030/4050 85-0, Fax: 030/4050 85-388, redaktion@oeko.de, www.oeko.de Bankverbindung für Spenden: GLS Bank, BLZ 430 609 67, Konto-Nr. 792 200 990 0, IBaN: de50 4306 0967 7922 0099 00, BIC: GeNOdeM1GLS Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Bildnachweis: S.13 rechts: © Kea-BW; S.14 © Craig – stock.adobe.com; S.15 © Simon Kraus – stock.adobe.com; S.17 © Butch – stock. adobe.com; S.18 © MdSHaHrIar – stock.adobe.com; S.19 unten © enanuchit – stock.adobe.com; S.20 © markus dehlzeit – stock.adobe. com; andere © Privat oder © Öko-Institut, Ilja C. Hendel
6 IM FOKUS Politikinstrumente für die Wärmewende So wie es ist, kann es nicht bleiben: Der Gebäudebereich steuert auf eine große Klimaschutzlücke zu. Eigentlich sollen seine Treibhausgas emissionen laut dem Klimaschutzgesetz bis 2030 auf 70 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) sinken, das wäre im Vergleich zu 1990 eine Minderung um 67 Prozent. Mit den bisherigen Maßnahmen kann dieses Ziel jedoch nicht erreicht werden: Eine Analyse, die unter Lei- tung des Öko-Instituts durchgeführt wurde, erwartet eine Lücke von fast 17 Millionen Tonnen CO2e, wenn nicht gegengesteuert wird. Die Expertinnen und Experten aus dem Bereich Energie & Klimaschutz haben bereits in vielen Studien skizziert, wo die Wärmewende steht und mit welchen Instrumenten sich ein nahezu klimaneutraler Ge- bäudebestand doch noch erreichen lässt.
8 IM FOKUS „der Wärmesektor ist wie ein sehr die Ursachen für die schleppende Sa- „denn ein Großteil der Gebäude, in de- schweres, behäbiges Schiff “, sagt dr. Veit nierung sind vielfältig, sagt der stellver- nen wir heute wohnen und arbeiten, Bürger, Wissenschaftler am Öko-Institut, tretende Leiter des Bereichs energie & wird auch 2050 noch stehen. das heißt, „wenn man verhindern will, dass es auf Klimaschutz in Freiburg. „Bei der ener- wir werden die Klimaziele des Gebäu- Grund läuft, muss man das ruder recht- giewende hat man sich lange auf den desektors nur dann erreichen, wenn wir zeitig herumreißen, damit es genug Zeit Stromsektor konzentriert, auch, weil die heute nach ambitionierten Standards hat, den Kurs zu ändern.“ das heißt für Transformation hier einfacher ist und bauen und unseren heutigen Gebäude- den Wissenschaftler vom Öko-Institut: weniger entscheiderinnen und ent- bestand ambitioniert durchsanieren.“ So schnell wie möglich, aber spätestens scheider betroffen sind. Im Gebäude- in der nächsten Legislaturperiode, die sektor hat man es mit mehr als 15 Mil- im Herbst 2021 beginnt. „die Lücke mit lionen eigentümerinnen und eigentü- Blick auf das Klimaschutzziel ist einfach mern zu tun, die man überzeugen und zu groß.“ darüber hinaus gibt es im Ge- motivieren muss.“ Bei der Wärmeerzeu- bäudesektor sehr lange Investitionszyk- gung sei nun aber unter anderem durch len, umfangreiche arbeiten etwa an dä- den Kohleausstieg ein erhöhter Hand- chern oder der außenhülle werden nur lungsdruck entstanden. „Wenn Kohle- im abstand von Jahrzehnten durchge- kraftwerke vom Netz gehen, fallen auch 5,5 führt. „ein weiteres Problem ist der Man- viele Kraft-Wärme-Kopplungs-anlagen MEHR ALS gel an qualifizierten Handwerkern und weg. die bislang durch sie erzeugte Handwerkerinnen“, sagt Bürger, „auch Wärme, die Kundinnen und Kunden das lässt sich nicht so schnell beheben, über Fernwärmenetze versorgt, muss hier gibt es schließlich mehrjährige aus- ersetzt werden.“ bildungszeiten.“ FORDERN, FÖRDERN, INFORMIEREN IM GEBÄUDEBEREICH DROHT EINE MILLIARDEN EURO STEHEN 2021 die Wärmewende kann durch viele FÜR DIE GEBÄUDESANIERUNG KLIMASCHUTZLÜCKE VON FAST unterschiedliche Instrumente vorange- ZUR VERFÜGUNG bracht werden, kleinere und größere, breit gefächerte und spezialisierte. „es gibt quasi einen dreiklang aus fördern- die Förderungen können zudem eine den, fordernden und informierenden wichtige rolle bei einem verschärften 17 elementen“, sagt Veit Bürger, „so gibt Ordnungsrecht spielen – damit alle ei- es inzwischen viele gute Förderpro- gentümerinnen und eigentümer, die gramme und Informationskampagnen.“ zur Sanierung verpflichtet werden, das Mehr als 5,5 Milliarden euro stellt die auch finanzieren können. „das Ord- Bundesregierung im laufenden Jahr für nungsrecht muss deutlich aktiver wer- die Gebäudesanierung zur Verfügung. den und Sanierungsanlässe schaffen, damit wird die dämmung von Fassa- etwa indem besonders ineffiziente Ge- den und die Modernisierung von Fens- bäude ab einem bestimmten Zeitpunkt tern ebenso gefördert wie der einbau nicht mehr neu vermietet werden dür- MILLIONEN TONNEN CO2E neuer Heizanlagen. „In Zukunft wird es fen. eine Möglichkeit wäre auch, dass aber noch mehr Geld für Förderungen immer dann, wenn Häuser verkauft brauchen.“ Gleichzeitig müssten die oder vererbt werden, die neuen eigen- Förderbedingungen angepasst werden, tümer und eigentümerinnen innerhalb doch warum ist im Gebäudebereich um bessere anreize für ambitioniertere einer vorgegebenen Frist das Gebäude nicht ausreichend passiert? Immer- effizienzstandards zu setzen. So fördert auf eine bestimmte effizienzklasse sa- hin sind Heizung und Warmwasser- der Staat noch immer das so genannte nieren müssen“, so der Wissenschaft- verbrauch für mehr als 80 Prozent des effizienzhaus 100, das als referenz in ler. „Wichtig ist hier, dass die auflagen energiebedarfs von Privathaushalten etwa dem aktuellen Standard des Ge- mit der Zeit immer strenger werden, verantwortlich. durch Wärmedäm- bäudeenergiegesetzes für Neubauten um eine immer höhere effizienz zu mung könnte der Wärmebedarf un- entspricht. „Wenn wir die Klimaziele erreichen.“ auch eine Pflicht für Solar- sanierter Häuser um bis zu 80 Prozent im Gebäudesektor erreichen wollen, anlagen auf Neubauten und bei der sinken. Und der Sanierungsbedarf ist brauchen wir jedoch die effizienteren Sanierung von dächern bestehender hoch: So sind bei rund der Hälfte aller Standards 40, 55 oder 70, bei denen das Häuser, wie sie in Hamburg und Baden- ein- und Zweifamilienhäuser die au- Gebäude im Vergleich dann nur noch Württemberg bereits eingeführt wurde, ßenwände nicht gedämmt, bei vielen 40, 55 bzw. 70 Prozent der Primärener- hält der Wissenschaftler für sinnvoll. wärmegedämmten Gebäuden reichen gie des referenzgebäudes verbraucht“, „Wir brauchen diese Flächen dringend die dämmstandards nicht aus. fordert der experte vom Öko-Institut. für die energiegewinnung.“
9 Bereits seit anfang 2021 werden zudem plan. In diesem bewerten energiebe- Politikinstrumenten unter anderem die Treibhausgasemissionen, die beim rater und -beraterinnen den gesamten auch konsequente Nachwuchs- und Heizen entstehen, mit einem CO2-Preis Sanierungsbedarf eines Hauses und in Umschulungsprogramme im Hand- von zunächst 25 euro pro Tonne ver- welchen Schritten die Sanierung sinn- werk, eine Förderung regionaler Be- sehen. Bis 2025 steigt der Preis auf 55 voll umgesetzt werden kann. „Wenn je- ratungsnetzwerke, Mindestquoten an euro. ein Instrument, das aus Sicht des mand eine Förderung für nur eine ein- erneuerbaren energien für Wärmenetz- Öko-Instituts noch weiterentwickelt zelne Maßnahme beantragt – etwa für betreiber sowie eine anpassung des werden muss. „Wichtig ist eine weitere, die dachsanierung oder den Heizungs- regulierungsrahmens für die Fernwär- sukzessive erhöhung des CO2-Preises austausch – sollte er den Zuschlag nur me oder auch eine verpflichtende Wär- bei einer gleichzeitigen Senkung des bekommen, wenn ein Sanierungsfahr- meplanung für Kommunen (siehe hierzu Strompreises“, sagt Bürger. Letzteres plan vorliegt“, erklärt der experte, „so ausführlich „Hier Einzelheizung, da Fern- sei notwendig, um bei Hauseigentü- wird verhindert, dass einzelne Maßnah- wärme“ auf Seite 10). mern und Hauseigentümerinnen die men durchgeführt werden, die später anreize zu vergrößern, Wärmepumpen vielleicht nicht mit weiteren Sanie- einzusetzen, die eine der Schlüsseltech- rungsschritten harmonieren.“ AUSSTIEG MIT FOLGEN nologien der Wärmewende darstellen. „In der Heizkostenverordnung sollte zudem festgelegt werden, dass durch WEGWEISER eine wichtige Frage, die noch nicht ge- den CO2-Preis in vermieteten Gebäu- FÜR DIE WÄRMEWENDE löst ist, ist für den Wissenschaftler auch den nicht allein die Mietenden belastet jene nach der Zukunft des erdgasnet- werden, sondern auch die Besitzenden, zes. „Wenn Gasheizungen verboten da sie die Sanierungsentscheidungen Im Projekt „Systemische Herausforde- werden, gibt es mit dem Gasverteilnetz treffen.“ rung der Wärmewende“ für das Um- eine Infrastruktur, die nach und nach weltbundesamt hat sich das Öko-Ins- überflüssig wird. Bislang wird dieser Sinnvoll ist es auch, fossile energien im titut gemeinsam mit dem Fraunhofer- Frage noch viel zu wenig Beachtung Heizungskeller langfristig zu verbieten. Institut für Solare energiesysteme ISe geschenkt, das muss sich dringend än- „ab 2026 gibt es bereits ein Verbot für und dem Hamburg Institut ausführlich dern. der ausstieg aus dieser Infrastruk- neue, reine Ölheizungen – eine solche der Wärmewende gewidmet. „Hier ha- tur muss strategisch angegangen wer- entscheidung braucht es nun auch für ben wir einen Fahrplan entwickelt, wie den, hier braucht es auch Konzepte, wie erdgasheizungen.“ Öl- und Gaskessel die Sanierungsraten steigen müssen, ab das reguliert werden kann.“ Viele Gas- können auch mit erneuerbaren energi- wann Verbote für Öl- und Gasheizun- versorger argumentierten, man könne en kombiniert werden, so etwa in Form gen gelten sollten und die Fernwärme das Netz langfristig für Wasserstoff nut- einer sogenannten Hybrid-Wärmepum- CO2-ärmer werden muss“, sagt Bürger, zen. „dessen Verfügbarkeit ist aber be- pe. aus Sicht des stellvertretenden Be- „erarbeitet haben wir diesen Fahrplan grenzt und Wasserstoff ist viel zu teuer, reichsleiters muss dabei sichergestellt vom Ziel her, dem klimaneutralen um ihn als Heizenergie einzusetzen“, so werden, dass die einsatzzeit des fossilen Gebäudebestand.“ Betrachtet wurden der Wissenschaftler vom Öko-Institut. Kessels auf die besonders kalten Tage außerdem die relevanten akteurinnen „deswegen wird das erdgasverteilnetz im Jahr beschränkt wird. und akteure im Wärmemarkt sowie die langfristig deutlich an Bedeutung ver- rolle der Wärmenetze für die Wärme- lieren.“ Nicht nur eine Kombination aus for- wende. Zusätzlich hat das Projektteam dernden und fördernden Instrumenten eine Instrumenten-roadmap entwi- Christiane Weihe ist sinnvoll, auch das Zusammenspiel ckelt, die Gesetze und Förderprogram- von fördernden und informierenden me skizziert, mit denen dieser Fahrplan elementen kann sich lohnen: beim umgesetzt werden kann. dazu gehören gebäudeindividuellen Sanierungsfahr- neben den meisten zuvor erläuterten Die nachhaltige Transformation des Wärmesek- tors steht im Mittelpunkt der Arbeit von Dr. Veit NEUE, REINE Bürger. Der Physiker und Energiewirtschaftler Ölheizungen entwickelt, bewertet und evaluiert entsprechen- de Politikinstrumente, insbesondere mit Blick auf die energetische Modernisierung des Gebäu- debestandes sowie die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. In seinen Projekten widmet er sich der Wärmewende auf europäischer, nationa- SIND AB 2026 VERBOTEN ler und regionaler Ebene. v.buerger@oeko.de
10 IM FOKUS hier einzelheizung, da fernwärme Kommunale Die kommunale Wärmeplanung ist eine langfristige Strategie zum Um- wie Geo- und Solarthermie oder Bio- masse ebenso wie in Hinsicht auf die bau der Wärmeversorgung als Teil der Abwärme etwa von industriellen oder Wärmeplanung nachhaltigen Stadtentwicklung. Dabei betrachtet jede Kommune, wie sich ihr Müllverbrennungsanlagen.“ Auf dieser Grundlage wird eine kommunale Wär- Wärmesektor unter Berücksichtigung meplanung entwickelt, die die langfris- der jeweiligen Voraussetzungen vor Ort tige Wärmeversorgung festlegt. Wichtig Erdgas oder Heizöl – das schienen lan- entwickeln und dabei klimaneutral wer- ist dabei, dass die Planungsprozesse ge Zeit fast die einzigen Optionen im den kann. „Dafür braucht es zunächst gut aufeinander abgestimmt und alle Heizungskeller. Heute sind die Optio- eine Bestandsaufnahme des aktuellen relevanten Akteurinnen und Akteure nen vielfältiger. Je nach Ort und Regi- Wärmebedarfs und der bestehenden – etwa aus Stadtwerken und der Stadt- on kann sich Geothermie, Solarther- Infrastruktur sowie Szenarien zu mög- planung, von Umwelt- und Tiefbau- mie oder auch industrielle Abwärme lichen zukünftigen Entwicklungen“, er- ämtern – einbezogen werden. „Dies lohnen. Ein übergeordnetes Konzept, klärt Benjamin Köhler, Senior Research ermöglicht, die Wärmeversorgung inte- welche Art der Wärmeversorgung in er am Öko-Institut. griert, langfristig, effizient und nachhal- unterschiedlichen Kommunen und tig zu gestalten.“ Quartieren am sinnvollsten und nach- Hier ist sehr viel Detailwissen gefragt: haltigsten ist, fehlt jedoch bislang. über den Sanierungsstand der Gebäu- Dies soll sich nun in Baden-Württem- de, die Art der Heizanlagen und die Vorreiter Dänemark berg ändern: Hier wurden große Kreis- ganz konkreten Versorgungsstruktu- städte und Stadtkreise im Rahmen ren. Betrachtet werden dabei einzelne des novellierten Klimaschutzgesetzes Quartiere, Straßen, manchmal sogar In Dänemark begann die kommunale 2020 dazu verpflichtet, eine kommu- einzelne Gebäude. Geprüft wird auch, Wärmeplanung schon vor vielen Jahr- nale Wärmeplanung anzustoßen. Und wo es Freiflächen etwa für Solarthermie zehnten: Nach den Ölkrisen 1973 und damit der Klimaneutralität auch in gibt. „Zusätzlich betrachtet die Kommu- 1979 wollte sich das Land unabhängiger Sachen Wärme einen entscheidenden ne, welche Wärmepotenziale bestehen von Energieimporten machen. „Wärme- Schritt näher zu kommen. – mit Blick auf erneuerbare Energien netze waren hier eine zentrale Chance,
11 daher wurden sie anhand von Wärme- freiwillig tun und hierfür Fördermittel Ländern lernen können. „eine wichtige plänen weiter ausgebaut, zunächst vor beantragen. „Leider ist das Klimaschutz- Frage ist dabei auch, wie die Bundesre- allem in Ballungsgebieten. Gleichzeitig gesetz bezüglich der Umsetzung vage, gierung überhaupt aktiv werden kann hat man Ölheizungen etwa durch Steu- das ist ein risiko“, so Benjamin Köhler. – etwa mit Blick auf gesetzliche Ver- ern und abgaben teurer gemacht“, sagt Festgelegt sei bisher nur, dass innerhalb pflichtungen. Grundsätzlich kann den Köhler. damit keine monopolistischen von fünf Jahren nach Veröffentlichung Kommunen hier nichts vorgeschrieben Strukturen entstehen, gehören fast eines Plans fünf Maßnahmen begon- werden, daher analysieren wir, ob und alle Fernwärmeversorger den Kommu- nen sein müssen. „Wichtig ist, dass der wie die kommunale Wärmeplanung nen oder Genossenschaften. Gewinne Wärmeplan in konkrete kommunalpo- dennoch etabliert werden kann.“ Mög- müssen wieder zurückfließen, es gibt litische entscheidungen mündet und lich sei dies etwa über Verpflichtungen strenge Transparenzkriterien. die Wär- zum Beispiel Grundlage für die Festle- von der Landes- auf die kommunale meplanung hat aber nicht nur zu einem gung der Wärmeerzeugungsstruktur ebene. Baden-Württemberg habe hier ausbau der Fernwärme beigetragen, in Neubau- oder Sanierungsgebieten zudem eine Vorbildfunktion, andere sondern auch zu Gebäudesanierungen wird. außerdem muss sichergestellt Länder dürften nachziehen. und dem einbau emissionsärmerer werden, dass die Wärmepläne in Sum- oder -freier Heizungen in Gebieten ge- me konsistent sind und nicht jede Kom- führt, in denen der auf- oder ausbau mune ausschließlich etwa auf Biomasse DIVERS UND VIELFÄLTIG der Fernwärme nicht die effizienteste setzt. denn hierfür reichen die Potenzi- und günstigste Option war oder noch ale nicht aus.“ ist. Heute hat fast jede Kommune einen Beim Blick in die Zukunft der Wärme- Wärmeplan und das Land gibt seine er- auch Hamburg hat bereits ein so ge- versorgung sieht der Senior researcher fahrungen im deutsch-dänischen aus- nanntes Wärmekataster erstellt, um vom Öko-Institut nicht nur ein stei- tausch an die Bundesrepublik weiter. Informationen zu Wärmebedarf und gendes engagement bei der Wärme- auch mit Blick auf weiterhin bestehen- -versorgung zusammenzutragen, in planung. er erwartet, dass die Frage, de Herausforderungen. „Mehr Fernwär- anderen Bundesländern ist man noch welche energie für Heizung und Warm- me heißt natürlich nicht automatisch: nicht so weit. „In Schleswig-Holstein wasser sorgt, in den nächsten Jahrzehn- mehr Nachhaltigkeit. derzeit gibt es in steht die kommunale Wärmeplanung ten deutlich diverser und abhängiger dänemark viel Holz- und Müllverbren- auf freiwilliger Basis im Klimaschutzge- von den lokalen Voraussetzungen sein nung, aber auch noch Kohle. es wird setz, Bayern konnte sich bei der Novelle wird; mit entsprechenden positiven daran gearbeitet, wie die anteile von seines Klimaschutzgesetzes leider nicht Wirkungen auf die lokale und regionale Wärmepumpen, Geo- und Solarthermie zu einer verpflichtenden kommunalen Wertschöpfung. „In manchen Städten steigen können.“ Wärmeplanung durchringen.“ die kom- wie Karlsruhe oder Hamburg wird man munale Wärmeplanung steckt noch die abwärme der Industrie nutzen, in einen sinnvollen ansatz sieht Benjamin in den Kinderschuhen, sagt Benjamin München wird in Zukunft die tiefe Geo- Köhler auch in der österreichischen Köhler. es gebe wenige übergreifende thermie eine wichtige rolle spielen“, energieraumplanung in Salzburg, Wien und strategische ansätze, die meisten sagt Benjamin Köhler. die Zeit von erd- und der Steiermark, die strukturiert Bundesländer setzen keine verpflich- gas und Heizöl als einzige Optionen im energieangebot und -nachfrage be- tende Wärmeplanung um. „es wird Heizkeller wird dann lange vorbei sein. trachtet. Im Fokus steht hier die Frage, nach wie vor viel auf Freiwilligkeit und wie Flächen für die Produktion von er- anreize über Förderungen gesetzt – so Christiane Weihe neuerbaren energien gesichert und ge- wie bislang auch bei der Gebäudesanie- nutzt werden können. „Flächen sind ein rung“, sagt Köhler. „Zusätzlich ist es hier zentraler Faktor für die Wärmewende“, schwer, bundesweite regelungen zu sagt der Senior researcher, „wir brau- schaffen, weil die Wärmeplanung nun chen sie für die Solarthermie und Wär- mal eine kommunale beziehungsweise mespeicher ebenso wie für Bohrungen lokale oder regionale aufgabe ist.“ für die Geothermie oder anlagen, die überschüssigen erneuerbaren Strom in Wie das Thema weiter vorangetrieben Wärme umwandeln.“ werden kann, damit beschäftigt sich das Öko-Institut derzeit gemeinsam mit mehreren Projektpartnern in einer ana- LÄNDERSACHE WÄRME lyse für das Bundeswirtschaftsministe- Benjamin Köhler beschäftigt sich am Öko- rium und die Bundesstelle für energie- Institut mit vielen unterschiedlichen Facetten der effizienz, die sich der energiewende im Wärmewende. Er widmet sich energieeffizienten Wärmebereich widmet. ein zentraler Gebäuden und klimaangepasstem Bauen eben- Baden-Württemberg ist nun das erste so wie der technisch-wirtschaftlichen Bewertung deutsche Bundesland, das eine kommu- aspekt des Projektes ist es, einen Über- von Gebäuden und Gebäudeenergiesystemen. nale Wärmeplanung verpflichtend ein- blick über den Status quo zu erhalten. Darüber hinaus befasst sich Köhler, der einen geführt hat. Städte ab 20.000 einwoh- Zu analysieren, in welchen Landesge- Master in Energie- und Umweltmanagement be- nerinnen und einwohnern müssen bis setzen die kommunale Wärmeplanung sitzt, unter anderem mit politischen Instrumen- ten für eine sozial ausgestaltete Transformation ende 2023 einen entsprechenden Plan bereits verankert ist, welche Pläne es des Gebäudesektors. erstellen, weitere Städte können dies hierfür gibt und was wir von anderen b.koehler@oeko.de
12 IM FOKUS I INTerVIeW wOhnfläche ist eine ressOurce Verbietet das Bauen! – mit diesem lich. energieeffizienz alleine wird für Welche Potenziale hat dieses Modell? programmatischen Titel sprach sich die Wärmewende nicht ausreichen. Wir Wenn man sich die Stellen anschaut, Daniel Fuhrhop 2015 deutlich ge- haben allerdings in deutschland einen die das am besten betreiben, sieht man gen Neubauten aus. Denn aus Sicht effekt, dass viele ältere Menschen in zu sehr hohe Vermittlungszahlen. So gibt des Wirtschaftswissenschaftlers lässt groß gewordenen Wohnungen wohnen es zum Beispiel eine kleine wallonische sich der Nachfrage nach Wohnraum – etwa, wenn die Kinder ausgezogen Organisation, die in und um Brüssel he- auch durch geschickt genutzte Alt- sind. dieses Problem verschärft sich mit rum Wohnpaare vermittelt. 2019 gab es bauten begegnen. Derzeit begleitet der Überalterung unserer Gesellschaft. in Brüssel 330 neue Wohnpaare, dazu Daniel Fuhrhop an der Carl von Os- andererseits möchten manche der älte- kamen 120 weitere in kleineren walloni- sietzky Universität Oldenburg ein ren Menschen gar nicht allein im Haus schen Städten. Wenn man diesen erfolg Forschungsprojekt, das sich einer wohnen. entsprechend der Bevölkerungszahl auf optimierten Wohnraumnutzung und deutschland übertragen würde, käme neuen Wohnmodellen widmet. Im In- Wie können Wohnflächen besser ge- man auf über 7.000 neue Wohnpaare terview mit eco@work spricht der ehe- nutzt werden? jährlich. Leider sind wir hierzulande malige Verleger über die Entwicklung Wichtig ist es zum Beispiel, Leerstand zu aber meilenweit davon entfernt, das der Wohnflächen ebenso wie über An- erfassen – das dürften derzeit etwa zwei vorhandene Potenzial auszuschöpfen. sätze für flächensparendes Wohnen. Millionen Wohnungen sein – und ihn Und natürlich auch über die Frage, wa- wieder zu beleben. eine der Hauptauf- Wer sollte sich darum kümmern, sol- rum man Neubauten aus seiner Sicht gaben des flächensparenden Wohnens che Modelle voranzutreiben? fast nicht mehr braucht. ist aus meiner Sicht aber, die Vielfalt der Grundsätzlich ist es eine aufgabe für Po- Wohnungswünsche und Lebensstile litik und Verwaltung in Bund, Land und Daniel Fuhrhop, wie entwickeln sich zu berücksichtigen und zu unterstüt- Kommunen. Bislang wurde Wohnen die Wohnflächen in Deutschland? zen. dazu gehört zum Beispiel, jenen von öffentlichen Stellen nur als soziales Grundsätzlich wachsen sie, weil die Zahl zu helfen, die gerne flächensparender Thema betrachtet. es wird Zeit, dass der der neu gebauten Wohnungen konti- wohnen wollen und ihnen unterschied- enorme effekt von Wohnflächen auf das nuierlich höher ist als man es für den liche Optionen anzubieten. das kann Klima stärker ins Bewusstsein und in reinen Bevölkerungszuwachs bräuchte. etwa sein, in eine kleinere Wohnung den Fokus rückt. dann braucht es aber So ist zwischen 1993 und 2018 die Zahl umzuziehen ebenso wie vorhandene strategische und gebündelte Maßnah- der Wohnungen von 35 auf 42 Millionen Wohnungen umzubauen und so etwa men, ein ganzheitliches Programm. gestiegen, obwohl sich die Zahl der ein- einliegerwohnungen zu schaffen, aber wohnerinnen und einwohner in dieser auch die Untervermietung oder das Vielen Dank für das Gespräch. Zeit nur um knapp zwei Millionen er- Zusammenwohnen mit anderen Men- das Interview führte Christiane Weihe. höht hat. Natürlich gibt es dafür Gründe schen sind Optionen. Hier gibt es viele wie etwa kleinere Haushaltsgrößen und tolle und erprobte Modelle. den erhöhten Bedarf in Boom-Städten – aber alleine damit lässt sich so ein Zu- An der Universität Oldenburg befas- wachs nicht rechtfertigen. In vielen re- sen Sie sich gerade intensiv mit einem gionen wird mehr gebaut als eigentlich solchen Modell. sinnvoll wäre. das stimmt. es steht unter der Über- schrift „Wohnen für Hilfe“ – dieses kann Warum sollten Neubauten reduziert zum Beispiel so aussehen, dass ein jun- werden? ger Student ein Zimmer bei einem ver- Weil Wohnfläche eine wichtige ressour- witweten rentner bezieht, dafür nicht ce ist, mit der wir aus energie- und Klima- bezahlt, sondern aufgaben übernimmt. gesichtspunkten nicht verschwende- also die Wäsche wäscht, den rasen Im Interview mit eco@work: Daniel Fuhrhop, risch umgehen sollten. Bau und Betrieb mäht oder den Gartenzaun neu streicht. Autor und Wirtschaftswissenschaftler an der Carl von Gebäuden sind für etwa vierzig Um die Wohnpaare zusammenzubrin- von Ossietzky Universität Oldenburg Prozent der Treibhausgase verantwort- gen, braucht man Vermittlungsstellen. post@daniel-fuhrhop.de
IM FOKUS I POrTrÄTS 13 Dr. Veit Bürger Patrizia Renoth Stellvertretender Bereichsleiter am Dr. Max Peters energieplanerin im dänischen Holbæk Öko-Institut Leiter Kompetenzzentrum Wärmewende ein kleines Land kann beim Klimawan- Wäre eine Wärmepumpe sinnvoll? Oder del viel bewirken. Indem es erfahrun- doch lieber ein Pelletkessel? Wenn es Wie sieht die Zukunft der Wärmeversor- gen teilt, so wie dänemark, und indem um eine neue ausstattung für den Heiz- gung zwischen Odenwald und Boden- es Menschen genau damit beauftragt, keller geht, holen sich seine Bekannten see aus? Bei der Beantwortung dieser so wie Patrizia renoth. „dänemark hat oft einen ratschlag von dr. Veit Bürger. Frage wird dr. Max Peters in nächster bereits in den 1980er Jahren mit der er ist zwar kein Heizungstechniker, aber Zeit eine wichtige rolle spielen. denn er kommunalen Wärmeplanung begon- ein experte für die Wärmewende. Und ist experte für kommunale Wärmepla- nen. Nun soll dies ja auch in Baden- so kennt er sich mit effizienten Techno- nung, die in Baden-Württemberg nun Württemberg umgesetzt werden, wir logien ebenso aus wie mit den Potenzi- für größere Städte verpflichtend ist. „Sie haben die dortige Landesenergieagen- alen erneuerbarer energien für Heizung müssen unter anderem den Wärme- tur bei der Vorbereitung unterstützt“, und Warmwasser oder sinnvollen Maß- bedarf und die vorhandene Infrastruk- sagt sie. den deutsch-dänischen er- nahmen der Gebäudesanierung. tur ermitteln, Potenziale erneuerbarer fahrungsaustausch hat renoth als Be- energien erheben und eine lokale Wär- raterin der dänischen energieagentur „Für die Wärmewende ist mewendestrategie hin zur Klimaneutra- begleitet, seit anfang 2021 arbeitet sie lität bis 2050 entwerfen“, sagt der Leiter die nächste Legislaturperiode als energieplanerin in Holbæk, „um ins des Kompetenzzentrums Wärmewende konkrete Handeln zu gehen“. Holbæk ist entscheidend.“ bei der Landesenergieagentur. Gemein- eine der letzten dänischen Kommunen sam mit seinem Team unterstützt er alle ohne etabliertes Fernwärmenetz im dabei sieht der stellvertretende Leiter Kommunen im Land dabei, durch direk- Stadtgebiet. des Bereichs energie & Klimaschutz te Beratungen und einen Handlungs- auch: es reicht noch lange nicht. „In den leitfaden. „Zwei Drittel der dänischen vergangenen Jahren ist bei der Wärme- wende viel zu wenig passiert. da wir „Wärmeplanung ist Haushalte beziehen Fernwärme.“ es mit einem sehr trägen Sektor zu tun Daseinsvorsorge. haben, müssen in der nächsten Legis- Ursprünglich sollte die dänische Wär- laturperiode weitere wirkungsvolle ent- Sie ist immer lokal verankert!“ meplanung dazu dienen, unabhängig scheidungen getroffen werden, um der vom Öl zu werden. Inzwischen liegt Wärmewende das Momentum zu verlei- „derzeit ist Baden-Württemberg noch der Fokus darauf, wie sie bestmöglich hen, das angesichts der Klimaziele not- weit von einer echten Wärmewende zu Klimazielen beitragen kann. „der- wendig ist.“ doch Bürger ist optimistisch, entfernt“, so Peters, „der anteil erneuer- zeit stammt die Wärme zu etwa zwei dass es Bewegung bei der Wärmewende barer energien im Wärmebereich liegt dritteln aus erneuerbaren energien, gibt. „Klimaschutz ist durch Fridays For unter 20 Prozent, die Sanierungsquote überwiegend aus Biomasse. In Zukunft Future wieder ein wichtiges Thema ge- ist niedrig.“ die kommunale Wärme- sollen der anteil von Windenergie und worden und auch die Politik widmet der planung ist für ihn zentral, um eine be- die Zahl der Wärmepumpen steigen, Wärmewende viel mehr aufmerksam- lastbare Grundlage für den Wandel zu die Möglichkeiten der Geothermie wer- keit als noch vor zehn Jahren.“ legen. Nicht zuletzt, weil sie aufgaben den untersucht.“ Für Patrizia renoth ist verknüpft. „Wärmeplanung kann und es eine zentrale Herausforderung der auch mit Blick auf das Freiburger Büro muss zusammen mit den aufgaben der dänischen energiewende, wie Sektoren des Öko-Instituts muss Veit Bürger übri- Stadtplanung gedacht werden.“ Für die verbunden und neue Technologien in- gens ab und zu Fragen zu Gebäudehül- Zukunft sieht er eine große Vielfalt von tegriert werden können. „Spannend fin- le und Heiztechnik beantworten. das Wärmequellen. „es wird unter anderem de ich zum Beispiel die Frage, wie man tut er gerne: das sehr gut gedämmte die Nutzung von Umweltwärme und abwärme aus rechenzentren sinnvoll Haus wird mit Nahwärme aus einer Bio- tiefer Geothermie geben, aber auch So- nutzen kann.“ cw masseanlage versorgt. cw larthermie und etwas Biomasse.“ cw patrn@holb.dk v.buerger@oeko.de max.peters@kea-bw.de
14 ARBEIT I AKTUELL Strategien für Südostasien Konsum und Nachhaltigkeit in Einklang von Umweltzeichen und umwelt- packungen in Asien“ widmet sich das zu bringen, ist nicht nur in Europa, freundlicher öffentlicher Beschaffung in Öko-Institut dem schnell wachsenden sondern auch in den aufstrebenden fünf asiatischen Ländern“, das im Rah- Aufkommen von Plastikabfällen in asia- Ländern in Südostasien eine schwieri- men der Internationalen Klimaschutzini tischen Ländern. „Viele Länder bemü- ge Aufgabe. „Das Wirtschaftswachstum tiative des Bundesumweltministeriums hen sich um eine verbesserte Kreislauf- in der Region ist ungebrochen und da- von der Gesellschaft für Internationale wirtschaft“, sagt Prakash, „dennoch gibt mit steigen auch die Zahl der kon Zusammenarbeit (GIZ) gefördert wird. es zum Beispiel in Thailand, Malaysia sumorientierten Mittelschichtshaushal- „Wir beraten Behörden, Unternehmen und Indonesien keine umfassenden te sowie die Nachfrage nach Gütern und wissenschaftliche Einrichtungen in Konzepte zur Abfallvermeidung.“ Geför- und Dienstleistungen kontinuierlich“, Vietnam, Kambodscha, Myanmar, Bhu- dert von der GIZ im Rahmen der Export- sagt Siddharth Prakash, Senior Re tan und Laos zu umweltfreundlicher öf- initiative Umwelttechnologien des Bun- search er am Öko-Institut, „gerade in fentlicher Beschaffung – ein wesentli- desumweltministeriums unterstützt den ärmeren südostasiatischen Län- cher Hebel, um einen Markt für nach- das Öko-Institut diese Länder noch bis dern gibt es aber keine Strategien, wie haltige Produkte und Dienstleistungen Februar 2023 dabei, Kunststoffverpa- nachhaltige Konsum- und Produktions- zu fördern – sowie zu Umweltzeichen.“ ckungen zu reduzieren – so etwa durch muster gefördert werden können. In Teil des Projektes, das noch bis Dezem- die Entwicklung von ordnungsrechtli- unseren Projekten unterstützen wir die ber 2023 läuft, ist es auch, regulatori- chen Politikmaßnahmen und techni- Länder in der Region, Politikinstrumen- sche Prozesse zu begleiten, Schulungen schen Standards zur Förderung des te für den nachhaltigen Konsum zu ent- für Schlüsselakteure und -akteurinnen Kunststoffrecyclingmarktes, die Etablie- wickeln und zu implementieren.“ zu unterstützen und Potenzial zur Har- rung einer erweiterten Herstellerver- monisierung von Umweltzeichen zwi- antwortung oder auch die Unterstüt- schen den Ländern zu identifizieren. zung von kommunalen Pilotprojekten, Wirksame Dabei arbeitet das Projektteam eng mit die sich Mehrweglösungen widmen. Nachhaltigkeitshebel Partnerinnen und Partnern vor Ort zu- „Unser Ziel ist, gemeinsam mit Akteu- sammen. rinnen und Akteuren vor Ort eine De- batte über die Wirkung von politischen Das Öko-Institut gibt sein Wissen bei Instrumenten zur Kunststoffverpa- der Konzeption und Umsetzung von Circular Economy fördern ckungsreduktion anzustoßen und lang- ambitionierten produktbezogenen fristige Lösungen für eine Kreislaufwirt- Umweltstandards weiter – so im Projekt schaft zu finden.“ cw „Transformation von Produktions- und Im Projekt „Nachhaltige Lösungsansät- Verbrauchsmustern durch Stärkung ze zur Reduzierung von Kunststoffver-
15 Schnelle Infrastrukturen Mit Blick auf ihre Infrastruktur steht die energiewende vor einem dilemma: der dringend benötigte ausbau etwa von Stromtrassen oder Windenergieanlagen (Wea) geht nicht schnell genug voran, gleichzeitig gibt es langwierige Pla- nungsverfahren, die häufig gerichtlich überprüft werden. „Oftmals wird die Schuld für den verzögerten ausbau von Infrastrukturen – insbesondere mit Blick auf die Windener- gie – in den Beteiligungs- und Klagerechten sowie dem massiven Widerstand vor Ort ausgemacht“, sagt Silvia Schütte, Senior researcher am Öko-Institut. Im eigenfinan- zierten Projekt „energiewende möglich machen: Infrastruk- turen zügig und nachhaltig realisieren“ analysiert die Wis- senschaftlerin nun, was an diesem Vorwurf dran ist. „Wir betrachten keine einzelfälle, sondern die Frage, warum und an welchen Stellen Verfahren grundsätzlich verzögert wer- den. es greift aus unserer Sicht zu kurz, die Schuld alleine bei der Beteiligung zu suchen. denn es ist ja durchaus mög- lich, dass Vorhaben wegen einer fehlerhaften Planung scheitern. Und wenn sie fehlerhaft waren, müssen wir uns fragen: Woran lag es?“ das Projektteam skizziert die Hemm- nisse in den Verfahren, bewertet die bestehenden Beteili- gungsverfahren sowie die aktuelle Gesetzgebung. „darüber hinaus entwickeln wir Vorschläge, wie sich die Verfahren verbessern und beschleunigen lassen ohne abstriche bei der inhaltlichen auseinandersetzung zu machen“, so Silvia Schütte. das Kurzgutachten erscheint im Juli 2021. mas Energiewende, sozial gerecht Einfacher erneuerbar Wie werden steigende energiepreise in der Gesellschaft ver- Wie können die Genehmigungen und administrativen Pro- teilt? Wie können alle Bürgerinnen und Bürger an den Vor- zesse für neue erneuerbare-energien-anlagen vereinfacht teilen von Klimaschutzmaßnahmen teilhaben? Oder anders werden, so wie es die aktualisierte erneuerbare-energien- gefragt: Wie lässt sich die energiewende sozial gerecht ge- richtlinie vorsieht? diese Frage steht im Mittelpunkt des stalten? diese Frage steht im Mittelpunkt des Projektes „Ver- neuen Projektes „reS Simplify“ für die europäische Kommis- teilungswirkungen und soziale Folgewirkungen klimapoliti- sion. „Bis 2030 sollen 32 Prozent des energieverbrauchs der scher Maßnahmen in den Bereichen Wohnen und Mobilität“ eU aus erneuerbaren Quellen stammen“, sagt dominik See- für das Bundesministerium für arbeit und Soziales. „Wir be- bach, Senior researcher im Bereich energie & Klimaschutz, trachten bestehende Instrumente und entwickeln Vorschlä- „doch beim ausbau gibt es in ganz europa zahlreiche Hür- ge, wie solche Maßnahmen sozial verträglich gestaltet wer- den, die zu fast einem Viertel mit Verwaltungsprozessen den können“, sagt Projektleiterin Katja Schumacher aus und dem Netzanschluss verbunden sind. In der Folge stei- dem Bereich energie & Klimaschutz. „In der Mobilität und gen die Verzögerungen und zusätzlichen Kosten und es beim Wohnen gibt es eine starke Verbindung zwischen öko- kommt nicht immer die aktuellste Technologie zum ein- logischen und sozialen Zielen, so etwa mit Blick auf steuerli- satz.“ Gemeinsam mit Solar Power europe und Windeurope che Privilegien für Besserverdienende, steigende Wohnkos- sowie unter Leitung der eclareon GmbH analysiert das Öko- ten nach energetischer Sanierung oder in Hinsicht auf ener- Institut noch bis april 2023, wie sich das ändern lässt. „Wir giearmut. Hier gibt es ein hohes Potenzial, soziale erstellen unter anderem einen Überblick über die aktuellen auswirkungen solidarisch zu gestalten.“ das Projektteam Verfahren, stellen positive Beispiele aus Mitgliedsstaaten widmet sich noch bis ende april 2021 auch vorbildhaften vor und schlagen Verbesserungen für die Prozesse vor“, so Maßnahmen aus deutschland und europa und verdeutlicht der Wissenschaftler. cw weiteren Forschungsbedarf für eine sozial gerechte ener- giewende. mas
16 ARBEIT I rÜCKBLICK Sozial gerechte Mobilität Gerecht ist sie oft nicht, die Verkehrspolitik. So profitieren gerade Digital, regional, Menschen mit höheren einkommen häufig von der entfernungspau- schale und der dienstwagenbesteuerung. diese Privilegien fördern nachhaltig zusätzlich die Mobilität mit dem auto. doch: eine klimafreundliche und sozial verträgliche Verkehrspolitik ist möglich. „Hierfür können Menschen vernetzen, Lebensmittel bestellen oder vorhandene Instrumente genutzt, müssen aber umgestaltet wer- individuelle Mobilitätslösungen – all dies ist heu- den“, sagt ruth Blanck, Senior researcher am Öko-Institut. „Bisher te über digitale Plattformen möglich. Hiermit sind wird der Kauf von elektroautos aus dem allgemeinen Steuerhaus- mit Blick auf inklusives Wachstum und nachhaltige halt finanziert. davon profitieren aber nur die Haushalte, die sich ein entwicklung eine reihe von Chancen, aber auch neues auto leisten können. Stattdessen könnte zur Finanzierung der risiken verbunden. Im Bereich ernährung gibt es Kaufprämien die CO2-Komponente der Kfz-Steuer erhöht werden.“ etwa inzwischen eine Fülle an Plattformen, die sich der Lebensmittelverschwendung annehmen – so In der analyse „Impulse für mehr Klimaschutz und soziale Gerechtig- durch den Verkauf von nicht-normgerechtem Obst keit in der Verkehrspolitik“ für den Naturschutzbund NaBU hat das oder übrig gebliebenen Speisen. „aus wirtschaftli- Öko-Institut das Mobilitätsverhalten der deutschen analysiert, unter- cher und sozialer Sicht bieten sich ebenso Chan- schiedliche Instrumente der Verkehrspolitik bewer- cen, wenn Plattformen den absatz von regi- tet und empfehlungen für eine klimafreund- onalen Produkten zu fairen Preisen für liche und sozial verträgliche Mobilität die erzeugerinnen und erzeuger der Zukunft erarbeitet. „Menschen fördern“, sagt Cara-Sophie- mit höheren einkommen sind Scherf, Senior researcher mobiler und nutzen das auto im Bereich Umweltrecht deutlich häufiger als jene & Governance. Im Be- mit niedrigeren einkom- reich Mobilität hat men – sie besitzen auch sich wiederum deutlich häufiger ein ei- gezeigt, dass die genes auto“, erklärt die Nachhaltigkeit Wissenschaftlerin aus stark von der an- dem Bereich ressour- gebotenen Mo- cen & Mobilität. bilitätsdienst- leistung selbst darüber hinaus profi- abhängt. So tieren jene mit höhe- macht es etwa ren einkommen häu- einen Unter- fig von Instrumenten schied, inwiefern der Verkehrspolitik – so die Plattformen etwa Steuervorteilen bei auf den ÖPNV oder der dienstwagenbesteu- elektromobilität set- erung. „etwa 20 Prozent der zen. neu zugelassenen Fahrzeuge sind dienstwagen, die auch pri- Im rahmen des Projek- vat genutzt werden dürfen“, sagt tes „regGeM:digital“ hat das ruth Blanck. „doch nur drei Prozent der Öko-Institut gemeinsam mit dem deutschen Haushalte verfügt überhaupt Fraunhofer-Institut für arbeitswirt- über einen dienstwagen, die meisten von ihnen schaft und Organisation (IaO) sowie dem verdienen weit überdurchschnittlich. Geringverdiener sind vollstän- Institut für arbeitswissenschaft und Technologie- dig von dem damit verbundenen Steuervorteil ausgeschlossen.“ Zu- management der Universität Stuttgart (IaT) ana- sätzlich fahren etwa drei von vier dienstwagen mit dieselantrieb, sie lysiert, inwiefern regionale digitale Plattformen ei- sind deutlich stärker motorisiert und teurer als der durchschnitt. „Wir nen Beitrag zur Mobilitäts- und ernährungswende empfehlen daher, dienstwagen deutlich höher zu besteuern – ent- leisten können. „Mit den gewonnenen erkenntnis- sprechend des tatsächlichen Vorteils. “, so die expertin vom Öko-In- sen soll unter anderem die Wirtschaftlichkeit und stitut. „dazu sollten privat gefahrene Kilometer zusätzlich versteuert Wettbewerbsfähigkeit nachhaltiger regionaler werden.“ cw Plattformen gestärkt werden.“ mas
17 Scharfe Ziele ambitionierter ist besser: die eU will ist etwa die Frage, ob Schifffahrt und Im Policy Paper „Wanted: a New 2030 ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 Luftverkehr sowie der Landnutzungs- Climate Target for the eU. an analysis of um mindestens 55 Prozent im Ver- sektor integriert werden.“ Gerade die key choices for the ambition and scope gleich zu 1990 reduzieren – statt um emissionen aus der Schifffahrt und dem of a 2030 target“ hat das Öko-Institut 40 Prozent wie bislang vorgesehen. Luftverkehr sind seit 1990 deutlich an- diese effekte quantifiziert. In den kom- das hat der europäische rat ende 2020 gestiegen. Um das Ziel zu erreichen, menden Monaten werden auch die beschlossen. ein wichtiger Schritt auf müssen bei deren einbeziehung daher Weichen gestellt für die politischen dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050. höhere Minderungen in den anderen Instrumente, mit denen das neue eU- „Wie viele emissionen bis 2030 jedoch Sektoren erreicht werden. Zielführend Klimaziel erreicht werden soll. „Wichtig tatsächlich emittiert werden dürfen, ist ist es aus Sicht der expertin, besonders ist, dass es weiterhin jährliche emissi- jetzt stark davon abhängig, wie das Ziel für den Landnutzungsbereich ein sepa- onsbudgets und für alle Sektoren klare definiert wird“, sagt Sabine Gores, Sen- rates Ziel zu definieren, um dessen Sen- anforderungen zur emissionsreduktion ior researcher am Öko-Institut, „zentral kenwirkung zu erhalten und zu stärken. gibt.“ mas Klimaschutz in der Landwirtschaft die europäische Landwirtschaft wird ihre Treibhausgasemis- einen höheren einfluss könnten aus Sicht des Öko-Instituts sionen kurzfristig kaum verringern, wenn die Gemeinsame dagegen die neu vorgeschlagenen eco-Schemes haben: agrarpolitik der eU (GaP) fortgesetzt wird wie bisher. Ohne Wenn Landwirtinnen und Landwirte zusätzliche Umwelt- und weitere reduktionen kann die Landwirtschaft 2030 sogar mit Klimaauflagen erfüllen, erhalten sie höhere Flächenprämien. einem anteil von bis zu 20 Prozent der emissionen zu einer „Sofern sie ambitioniert gestaltet werden, können sie die eu- der größten Quellen von Treibhausgasen der eU werden. das ropäischen emissionen aus Landwirtschaft und Landnutzung zeigt die analyse „Verbesserung des Beitrags der Gemeinsa- weiter senken“, erklärt Senior researcher Kirsten Wiegmann, men agrarpolitik zum Klimaschutz in der eU“ im auftrag von „da diese auflagen aber freiwillig sind, wird dieses Potenzial Germanwatch. Gefördert vom Bundesumweltministerium hat nur von einem Teil der Betriebe realisiert werden.“ das Öko- das Öko-Institut darin untersucht, wie die GaP zur emissions- Institut empfiehlt daher, dass insbesondere europäische Mit- minderung beitragen kann. „die GaP sieht zum Beispiel zwar gliedsstaaten mit regional hohen Tierbestandsdichten und Standards vor, die sich auf einen guten ökologischen und intensiver landwirtschaftlicher Produktion die eco-Schemes landwirtschaftlichen Zustand beziehen und knüpft Zahlun- attraktiv gestalten. „Wichtig ist es aber auch, dass es anreize gen an entsprechende Verpflichtungen“, sagt Senior resear- für Konsumentinnen und Konsumenten gibt, denn durch ihre cher Margarethe Scheffler, „selbst bei einer ambitionierten ernährungsweise bestimmen sie ebenfalls mit, was und wie ausgestaltung sind mit den bisher angedachten Standards die europäische Landwirtschaft produziert“, so Margarethe aber nur geringe Minderungen möglich.“ Scheffler. cw
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