LORA PARK - EIN EXPERIMENTIERFELD UND ÖFFENTLICHER SHOWROOM FÜR DAS INTERNET DER DINGE - TTN ULM
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LoRa Park – Ein Experimentierfeld und öffentlicher Showroom für das Internet der Dinge Version v1.1 vom 30.07.2019 Andreas Buchenscheit1,3 , Matthias Schneider1 , Frank Kargl2 , Philipp Graf3 1 2 3 CORTEX media GmbH Ulm University Ulm University of Applied Ulm, Germany Ulm, Germany Sciences a.buchenscheit, frank.kargl Ulm, Germany m.schneider @uni-ulm.de buchenscheit, graf @cortex-media.de @hs-ulm.de ABSTRACT schungscommunity, die sich zum Beispiel auf der ACM Kon- Seit 2016 wird in Ulm als eine der ersten Städte weltweit ein ferenz ACM Conference on Embedded Networked Sensor ” flächendeckendes LoRaWAN (Long Range Wide Area Net- Systems“ (SenSys) trifft. work) betrieben. LoRa zählt zu den LPWANs (Low Power An der Universität Ulm gibt es beispielsweise im Rah- Wide Area Networks) und zeichnet sich durch eine hohe men des akademischen Weiterbildungsstudiengangs Sensor- Reichweite und Durchdringungskraft bei geringer Bandbrei- systemtechnik eine eigene Vorlesung zu diesem Thema. te und geringem Energiebedarf aus. Damit ist die Techno- Dabei wurden zunächst häufig Funktechnologien mit kurz- logie optimal für IoT- (Internet of Things) Anwendungen er Reichweite und niedrigem Energieverbrauch wie ZigBee / geeignet, bei denen Dinge (Things/Nodes) mit Gateways, al- IEEE 802.15.4 oder Bluetooth (später Bluetooth Low Ener- so fest installierten Basisstationen, kommunizieren. So sen- gy) eingesetzt. Allerdings ergibt sich in der Praxis häufig die den in Ulm beispielsweise Temperatur- und Feuchtigkeits- Anforderung, größere Strecken zu überwinden, wenn Sensor sensoren aktuelle Werte von unterschiedlichen Standorten und Datensenke nicht in direkter Funkreichweite des jewei- und es werden Stromzählerstände automatisch übermittelt. ligen Funksystems positioniert werden können. Hochschulen, Institutionen und Bürger experimentieren mit Entsprechend wurden umfangreiche Vorschläge für soge- unterschiedlichster Sensorik und tragen somit einen bedeu- nannte multi-hop Ad-Hoc-Netzwerke entwickelt, bei denen tenden Teil auf dem Weg zu einer Smart City bei. Bislang Sensoren Datenpakete für andere Sensoren in Richtung einer gibt es jedoch keinen zentralen Ort, an dem die Technolo- Basisstation weiterleiten, um so auch größere Entfernungen gie und deren Vorteil für alle greifbar wird. Dieser Ort soll überbrücken zu können. Ein Nachteil dieses Ansatzes ist die in Form des LoRa Parks geschaffen werden. Ziel ist es, die deutlich größere Komplexität derartiger Systeme gegenüber Forschungs- und Entwicklungsarbeit in diesem öffentlichen der single-hop Übertragung vom Sensor direkt an eine Ba- Showroom zu konzentrieren und damit ein Experimentier- sisstation. feld unter Einbindung der Bürgerschaft zu schaffen. Dieses Alternativ wurden in manchen Systemen auch Kommu- Konzept beschreibt die Anforderungen und Vorteile des ko- nikationssysteme für höhere Reichweiten (bspw. GSM) ein- operativen LoRa Parks und dessen Sensorik sowie die be- gesetzt, was aber mit einem erhöhten Energieverbrauch auf teiligten Parteien aus Industrie, Hochschulen und Stadt zur der Seite der Sensoren und damit verkürzter Batterielebens- Umsetzung des Projekts. dauer erkauft wurde. [42] gibt einen guten Überblick über die Forschung in die- sem Bereich bis ins Jahr 2008. Seitdem hat sich das Feld 1. IOT UND SENSORNETZWERKE nochmals weiter diversifiziert und es werden speziellere Sen- Das Konzept der sogenannten Wireless Sensor Networks sornetzanwendungen zum Beispiel zu Underwater Sensor Net- (WSNs) reicht bis mindestens in die 80er Jahre zurück, wur- works (UWSN) [22] oder in SmartHomes/SmartCities be- de aber erst in den späten 90ern mit der zunehmenden Ver- trachtet. Ebenfalls werden heute WSNs häufig im größeren fügbarkeit hochintegrierter Mikrocontroller und entsprechen- Kontext des Internet of Things untersucht [29], bei dem das der Funkmodule populär. Bald bildete sich eine eigene For- einzelne Sensornetz nur als Teil einer größeren Infrastruk- tur betrachtet wird, die aus vielen Sensornetzen, klassischer Kommunikationstechnik im Internet sowie der Backendin- frastruktur und den Geräten der Endnutzer wie Smartpho- nes besteht. Das Internet of Things ist hierbei als eine Vision zu verste- hen, deren Umsetzung viele grundsätzliche Herausforderun- Die Erlaubnis, digitale oder gedruckte Kopien der gesamten oder eines Teils die- ser Arbeit für den persönlichen oder pädagogischen Gebrauch anzufertigen, wird gen birgt und die nur schrittweise erreicht werden kann. Ne- kostenlos erteilt, vorausgesetzt, dass die Kopien nicht zu kommerziellen Zwecken ben den grundlegenden technischen Herausforderungen der hergestellt oder verteilt werden und dass die Kopien diesen Hinweis und das voll- Umsetzung einzelner Elemente des IoT zählen hierzu vor ständige Zitat auf der ersten Seite tragen.
allem die Beherrschung der Gesamtkomplexität, aber auch etwa zehn Jahren entwickelt wird. Genutzt wird dabei eine Fragen der IT Sicherheit und des Datenschutzes vor dem sogenannte Ultra Narrow Band Technologie. Es erfüllt die Hintergrund einer ubiquitären Durchdringung unserer Um- oben genannten Anforderungen an ein LPWAN. welt mit smarten Geräten und Sensorik. SIGFOX betreibt ein eigenes Netz an Basisstationen, für Gerade im Hinblick auf die Komplexitätsreduktion im Sen- dessen Nutzung allerdings Lizenzkosten von aktuell 17,50 sornetzwerk stellt sich die Frage nach einer energiesparenden EUR pro Jahr und Gerät anfallen1 . SIGFOX baut damit Funktechnologie mit Reichweiten deutlich über einem Kilo- auf ein Geschäftsmodell auf, welches dem einiger LoRaWAN meter bei Batterielebensdauern in der Größenordnung von Anbieter oder auch kommerzieller Mobilfunkanbieter ent- Jahren, wie sie für sehr viele Sensoranwendungen attraktiv spricht, sich jedoch grundlegend vom Community Ansatz wäre. Dies konnte erst in den letzten Jahren mit einer Reihe von The Things Network unterscheidet. neuer Funktechnologien erreicht werden. 2.3 LoRa und LoRaWAN 2. LPWAN LoRa ist eine digitale Datenübertragungstechnologie auf lizenzfreien ISM-Bändern (u.a. 433 Mhz, 868 Mhz, 915 Mhz), Derartige Technologien fasst man unter dem Namen Low die eine sehr weite Übertragung von Daten bei sehr gerin- Power Wide Area Networks oder LPWAN bzw. LPN zusam- gem Energieverbrauch ermöglicht. Entfernungen von bis zu men. Als Ziele gelten: 10km in ländlichen Gebieten sind problemlos möglich, in städtischen Gebieten sind 3-4km realistisch zu erwarten. In • Reichweiten im Bereich von mehreren Kilometern bis exponierter Lage sind Reichweiten über 100km möglich. Ei- über 10 Kilometern und dies auch von Standorten in ne LoRaWAN Node am Säntis in der Schweiz erreichte bei- Innenräumen oder sogar Tiefgaragen. spielsweise die Ulmer Gateways aus 140km Entfernung[39]. • Niedriger Energieverbrauch mit Lebensdauern batte- LoRaWAN ist ein von der LoRa Alliance2 entwickelter riebetriebener Sensorknoten von bis zu 20 Jahren. Systemstandard, der das auf die Funktechnologie LoRa auf- setzende Netzwerk beschreibt, mit dem konkrete IoT An- • Niedrige Kosten in Herstellung und Betrieb der Funk- wendungen realisiert werden können. Im OSI Modell ist Lo- module und Sensorknoten. Ra die physische, LoRaWAN die darauf aufsetzende Media Access Control Schicht. • Für Sensorik geeignete Datenrate im Bereich von eini- LoRaWAN definiert zusätzlich die Systemarchitektur des gen kbit/s. Netzwerkes, die verwendeten Frequenzen, die Datenraten so- wie den Energiebedarf der Endgeräte (Nodes). Die Daten- Die vorteilhaften Eigenschaften von LPWANs erkauft man rate liegt zwischen 292 bit/s und 50 kbit/s, die Sendeleis- sich in der Regel mit niedrigen Datenraten im Bereich von tung bei 25 mW. Durch die hohe Reichweite und den nied- wenigen (k)bit/s und einem geringen Duty-Cycle, d.h. dem rigen Energiebedarf ist die Datenrate entsprechend gering, seltenen Senden von nur kurzen Datenpaketen, jeweils pro jedoch für IoT Anwendungen ausreichend. In der Regel wer- Sensorknoten. Dies deckt sich aber perfekt mit den Anfor- den Sensorwerte übertragen, die mit passender Kodierung derungen von vielen Sensornetzwerken, bei denen eine große im Bereich von wenigen Bytes liegen. Beispielsweise lässt Zahl von Sensoren sporadisch einige kurze Sensormessungen sich eine fein aufgelöste GPS Koordinate, die ein vergleichs- verschickt. weise großer Messwert darstellt, in 8 Bytes kodieren und Neben dem hier detailliert betrachteten LoRa und Lo- in ca. 40ms übertragen. Weitaus kleinere Messwerte wie ei- RaWAN sollen noch kurz zwei alternative Technologien er- ne Temperatur, ein Status oder ein zahlencodierter Zustand wähnt werden. sind in Sensornetzwerke üblicher. 2.1 NB-IoT Die Systemarchitektur von LoRaWAN ermöglicht einen Austausch der Daten über mehrere LoRaWAN-Netze ande- Narrowband IoT (kurz NB-IoT) oder LTE Cat-NB1 ist rer Provider hinweg. Dadurch kann, analog zu Roaming in eine LPWAN Technolgie, die durch das 3GPP entwickelt Mobilfunknetzen, ein Sensor in einem fremden Netz den ei- und als Teil des 3GPP Release 13 standardisiert wurde[21]. genen Netzwerkserver erreichen, indem die Daten über meh- Dabei lehnt sich NB-IoT an LTE an, verwendet aber nur rere Netze hinweg weitergereicht werden bis das eigentliche einen sehr schmalen Frequenzkanal von 200 kHz und OFDM Ziel erreicht ist. Voraussetzung hierfür ist, dass die Betreiber im Downlink. der Gatways bzw. Netzwerke diese Funktionalität implemen- Ein großer Vorteil von NB-IoT ist, dass bestehende LTE tieren und sich damit an den Standard halten. Basisstationen leicht zu NB-IoT Basisstationen umgerüstet werden können. Auch können mit USIMs in den Geräten vie- 2.4 The Things Network (TTN) le LTE Sicherheitsmechanismen genutzt werden. Es wundert nicht, dass die Technologie stark von den Mobilfunkanbie- 2.4.1 Geschichte tern beim Aufbau des IoT favorisiert wird, in Deutschland The Things Network (TTN)3 wurde 2015 als community- vorne an die Telekom. basierte Initiative zum Aufbau eines flächendeckenden Lo- Allerdings sind die Funkmodule im Vergleich zu anderen RaWANs initiiert. TTN tritt in dieser Rolle als offener Pro- Technologien vergleichsweise komplex und damit teurer. Es vider für IoT-Anwendungen auf und bietet ein kostenloses, wird also stark von den Stückzahlen abhängen, ob NB-IoT frei verfügbares und offenes Netz zur allgemeinen Verwen- mit den anderen Technologien konkurrieren kann. dung an. Die Lösung implementiert zu 100% den LoRa- 2.2 SIGFOX 1 https://www.sigfox.com/en 2 SIGFOX ist – wie auch LoRa – eine proprietäre Technolo- https://lora-alliance.org 3 gie, die vom gleichnamigen französischen Unternehmen seit https://www.thethingsnetwork.org
WAN Standard der LoRa Alliance und ist damit kompati- bel zu allen LoRaWAN-fähigen Devices sowie Gateways[37]. Parallel zum freien Netzwerk bietet der kommerzielle Zweig The Things Industries (TTI)4 Lösungen mit entsprechenden SLA-Verträgen auf Basis derselben Technologie und Softwa- re an. 2.4.2 Vorteile und Community TTN bietet ein offenes und für jede Person frei zugängli- ches IoT-Netzwerk auf Basis des LoRaWAN an. Lokale, eh- renamtlich betriebene Communities treiben dabei parallel zu TTN und TTI selbst den Aufbau und Ausbau der weltweiten Netzabdeckung voran. Durch das gegenseitige Abkommen, dass TTN die Software frei und Open Source zur Verfügung stellt sowie betreibt und die Communities in den jeweiligen Figure 1: LoRaWAN Systemarchitektur in Ulm Regionen offene Gateways installieren, entstand in kürzester Zeit eine gute bis sehr gute Abdeckung in Ballungsgebieten sowie nach und nach auch im ländlichen Bereich. der Konferenz beschlossen, auch in Ulm ein Testfeld für die Ulm zählte zu den ersten Städten weltweit, die am Aufbau neue Technologie aufzubauen. Nach der Unterzeichnung der eines LoRaWAN Netzwerks auf Basis von TTN teilgenom- Verträge im Juli wurden die ersten Gateways im Novem- men haben (siehe 3 LoRaWAN und TTN in Ulm). Heute ber 2016 in Ulm installiert. Im Dezember folgten Mitarbei- finden sich laut TTN über 6.000 Basisstationen in 137 Län- ter von TTN der Einladung nach Ulm und hielten einen dern. Außerdem haben sich über 60.000 Nutzer bei TTN zweitägigen Workshop mit über 30 Teilnehmern, bei dem registriert. auch die ersten Daten erfolgreich im LoRaWAN Ulm über- Der große Vorteil von TTN besteht in der schnellen und mittelt wurden[25]. Noch im selben Monat wurde die TTN kostenfreien Verfügbarkeit für jedermann. Im Gegensatz zu Community Ulm [10, 9] mit Interessierten aus dem Stadtge- den anderen Lösungen können Privatpersonen und Firmen biet gegründet und es etablierten sich zweiwöchige Treffen sofort mit LoRaWAN experimentieren und Anwendungen im Verschwörhaus6 . Auch in 2016 wurden die erfolgreichen entwickeln, wobei Firmen sicher später über einen Wechsel Tests und Entwicklungen der CORTEX media GmbH veröf- zu kommerziellen Lösungen nachdenken werden, der jedoch fentlicht und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Zum aufgrund identischer Technologie nahtlos möglich ist. Jahreswechsel war dadurch ein zuverlässiger Betrieb des Lo- RaWAN Netzwerks in Ulm möglich, das fortan der Öffent- 2.4.3 Systemsetup lichkeit zur Verfügung gestellt wurde. Das System ist aus vier grundlegenden Komponenten auf- Damit zählte Ulm zu den ersten Städten weltweit, gebaut: Die Nodes mit den jeweiligen Sensoren, die Gate- die ein flächendeckendes LoRaWAN betreiben und ways, der Netzwerkserver und die angeschlossenen Applika- offen, frei und kostenlos für die Bürgerschaft zur tionen[19]. Die Nodes messen je nach Anwendung die ver- Verfügung stellen. schiedenen Sensorwerte und übertragen diese an die Gate- 2017 stand im Zeichen des Experimentierens und Aus- ways (Basisstationen), die wiederum die Daten an den ange- baus der Infrastruktur mit finanzieller Unterstützung der in- schlossenen Netzwerkserver via Internet weiterleiten. Dieser itiative.ulm.digital e.V.7 und der CORTEX media GmbH8 . verwaltet die dort registrierten Nodes und bietet über ein Mehrere Medien berichteten über die Pionierarbeit in Ulm, Publish bzw. Subscribe-System die Datenweitergabe an die unter anderem die Landesschau Baden-Württemberg SWR gekoppelten Applikationen der Endbenutzer an. [18], Augsburger Allgemeine [2], eGovernment Computing Ein sehr einfaches Beispiel wäre ein Temperatursensor, der [12], Süddeutsche Zeitung [35], SÜDWEST PRESSE [31] seine Messwerte einmal pro 15 Minuten an die Gateways ver- und das Trendy One Magazin [38]. Ein weiterer Meilen- schickt, diese leiten die Daten über den Netzwerkserver an stein neben der Inbetriebnahme des 6. Gateways im Ulmer eine Smartphone-App (die Applikation) zur Visualisierung Stadtgebiet war die Entwicklung der Münster Node, einer der Temperatur weiter (siehe Abbildung 1). eigenen LoRaWAN-fähigen Platine auf Basis eines Arduino Pro-Mini und RFM95, welche für 10 Euro an Privatpersonen angeboten wird (siehe Kapitel 3.4 Münster Node)[26]. 3. LORAWAN UND TTN IN ULM Auch von Seiten der Industrie gab es großes Interesse. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) schlossen im Herbst 2017 3.1 Geschichte mit Ulmer IT-Firmen eine Kooperation namens citysens“, ” Im Juni 2016 war Andreas Buchenscheit5 Panelist und ei- welche LoRa-Stromzähler entwickelt und die Entwicklung ner der Vortragenden im Bereich Ubiquitous Computing auf von Lösungen bis zur Marktreife vorantreiben möchte[30]. der 29th Bled eConference in Bled, Slowenien[8]. Als Gast- Ein Jahr später folgt die Gründung der citysens GmbH9 un- redner war Wienke Giezeman geladen, Co-Founder von The ter Beteiligung der Gesellschafter SWU Telenet, eXXcellent Things Network (TTN) Amsterdam[6]. Buchenscheit gefiel solutions, systemzwo und CORTEX media[34, 3]. die Idee eines freien und offenen Internet of Things Netz- Auch die lokalen Hochschulen haben das Netz für sich ent- werkes und der Nutzung von LoRaWAN mithilfe der Open 6 Source Software TTN[10]. Gemeinsam wurde deshalb auf https://verschwoerhaus.de 7 https://www.ulm-digital.com 4 8 https://www.thethingsindustries.com https://cortex-media.de 5 9 https://buchenscheit.de https://www.citysens.de
deckt und mehrere Praktika sowie Forschungsarbeiten initi- geeignet in Gebäuden), Lorrier12 und Gateways auf Raspber- iert. Darunter die Hochschule Ulm mit Projekten aus der ry Pi Basis13 , welche von unterschiedlichen Firmen aber Medizintechnik und Technischen Informatik und die Uni- auch privat betrieben werden. Die wichtigsten Gateway Stand- versität Ulm mit einer Summerschool für Auszubildende des orte in Ulm sind: KIZ sowie Forschungen zu Sicherheitsmechanismen in LoRa- WAN am Institut für Verteilte Systeme. GW1 - CORTEX media Betrieben von der CORTEX me- Gründe genug für die initiative.ulm.digital nun auch das dia GmbH auf dem Dach des SWU-Gebäudes in der Jahresthema unter den Titel IoT – Internet of Things“ zu Karlstraße 1. Exponierte Lage mit Blick über das nörd- ” liche Ulm inkl. Blaubeurer Straße. setzen und bei der Jahresveranstaltung am 12.11.2018 im Stadthaus Ulm praxisnah aufzuklären[16]. Neben 7 Vortra- genden nahmen knapp 400 Interessierte aus Politik, Wirt- GW2 - Hafenbad 1 Betrieben von der UNO GmbH auf schaft, Bildung und Bürgerschaft teil und informierten sich dem Dach eines großen Wohnhauses mit Blick über über das Thema IoT und LoRaWAN in Ulm[33, 40]. Sie alle das komplette nördliche Ulm. waren Zeuge der Inbetriebnahme des 20. Gateways, welches GW3 - SWP Betrieben von der SÜDWEST PRESSE auf am Abend auf dem Ulmer Münster, dem höchsten Kirch- dem Pressehaus am Olgaplatz mit optimaler Abde- turm der Welt, online ging (siehe Abbildung 2) [27]. ckung des östlichen Ulms bis Neu-Ulm. Eine Vielzahl an anderen Städten sehen nun das Potenti- al dieser Technologie und erklärten 2018 die Absicht, eben- GW4 - systemzwo Betrieben von der systemzwo GmbH falls ein LoRaWAN aufzubauen. So z.B. München[13], Müns- auf dem Dach eines Wohnhauses am Kuhberg mit Ab- ter[23], Freiburg[4], Herrenberg[17] und Darmstadt[11]. deckung Kuhberg und durch die erhöhte Lage auch in Richtung Süden. 3.2 Ziele Mobile Applikationen haben die Einsatzmöglichkeiten mo- GW5 - Münster Das Gateway auf dem mittleren Turm derner Sensoren und Nodes enorm erweitert. Dennoch be- des Ulmer Münsters. Durch die extrem hohe Lage (in nötigen sie in vielen Fällen viel Energie und die Reichwei- rund 100m) mit extrem guter Ausstrahlung in alle te sowie Durchdringungskraft der drahtlosen Übertragungs- Richtungen. technologien ist begrenzt (vgl. UMTS, LTE). Wir nutzen GW6 - Universität Ulm Das Gateway auf dem Gebäude LoRaWAN mit dessen Eigenschaften, um diese Einschrän- O27 der Universität Ulm auf dem Oberen Eselsberg. kungen zu umgehen. Der Energiebedarf ist deutlich gerin- Ausstrahlung im Science Park und durch die erhöhte ger, sodass Nodes zum Teil über Jahre senden können, und Lage über das komplette Stadtgebiet. durch die enorme Reichweite und Durchdringungskraft kön- nen ganz neue Örtlichkeiten erschlossen werden. Damit mög- GW7 - Verschwörhaus Gateway am Weinhof 9 betrie- lichst viele neue Ideen verwirklicht werden können, ist un- ben vom Verschwörhaus. ser Hauptziel, ein offenes, freies und kostenloses Netzwerk anzubieten. Experimentierfreudige müssen keine hohen Li- GW8 - Donaubad Gateway auf dem Dach des Donauba- zenzgebühren bezahlen oder in teure Hardware investieren. des in Neu-Ulm mit Abstrahlung in Richtung Neu-Ulm Wir möchten die Nutzung des LoRaWAN weiterhin kosten- und Ulm. los anbieten und damit die volle Innovationskraft ausnutzen. Jeder kann mit relativ geringem Aufwand Daten über das GW9 - Edwin-Scharff-Haus Gateway auf dem Dach des Netzwerk senden und seine eigenen Ideen verwirklichen. Ein Edwin-Scharff-Hauses nahe der Donau. Damit Abstrah- weiteres Ziel ist der Austausch von Erfahrungen und reali- lung vor allem in das Altstadtgebiet Ulms und Neu- sierten Projekten, um die Potentiale weiter auszuschöpfen. Ulm. Projekte, die in Firmen, Hochschulen oder aber auch zuhau- se umgesetzt werden, sollen besser präsentiert und Informa- GW10 - Glacis Galerie Gateway auf dem Dach des des tionen ausgetauscht werden. Neben einem Austausch in der Einkaufszentrums Glacis Galerie in Neu-Ulm. TTN Community würde vor allem auch ein zentrales Ex- perimentierfeld in Form des LoRa Parks zu einem solchen Diese 10 Gateways bilden die Basisinfrastruktur und wer- Austausch beitragen. den durch ca. 10 weitere Gateways ergänzt, sodass Ulm theo- retisch flächendeckend mit unserem LoRa-Netz versorgt ist. 3.3 Gateways und Abdeckung Eine Übersicht hierzu ist auf [9] zu finden. Die Netzabde- ckung wurde im Frühjahr 2017 mithilfe von Müllfahrzeugen Für die Basisinfrastruktur verwenden wir ausschließlich der Entsorgungsbetriebe Ulm über einen Zeitraum von vier Wirnet Stations der Firma Kerlink10 . Die Wirnet Station Wochen gemessen (siehe 3). Damit konnte die theoretische war 2014 das weltweit erste kommerzielle LoRa Gateway für Abdeckung praktisch belegt werden. Provider. Sie zeichnet sich durch ihre gute Verarbeitung und Hinweis: Zum Zeitpunkt der Messung war das GW6 Uni- technische Zuverlässigkeit aus. Im Stadtgebiet Ulm/Neu- versität Ulm sowie GW8, GW9 und GW10 noch nicht in Ulm sind insgesamt 10 Wirnet Stations an exponierten Punk- Betrieb. Außerdem wurde selbstverständlich nur in den Re- ten installiert und decken die gesamten Innenstädte mit den gionen gemessen, in denen die Müllfahrzeuge innerhalb eines angrenzenden Gemeinden ab. Ergänzt werden diese Gate- Zeitraums von 3 Wochen unterwegs waren. Es ist also davon ways durch Multitech MultiConnect Stationen11 (vor allem auszugehen, dass z.B. auch in Neu-Ulm das Netz verfügbar 10 12 https://www.kerlink.com/product/wirnet-station/ https://lorrier.com 11 13 https://www.multitech.com/brands/multiconnect- https://www.thethingsnetwork.org/docs/gateways/ conduit start/build.html
schwang im Allgäu zur schweizerischen Gemeinde Moutier in knapp 200km Entfernung. Beim Versuchsaufbau im Flug- zeug wurden keine speiziellen Vorkehrungen für eine gute Abstrahlung der Antenne vorgenommen (siehe Abbildung 4). Der Sender war im Cockpit frei angebracht. Die Flughö- hen variierten zwischen 2.000ft AGL und FL70 (ca. 7.000ft MSL). Figure 2: LoRaWan Gateway Kerlink IoT-Station auf dem Turm des Ulmer Münsters ist und die Donau keine harte Grenze darstellt. Vereinzel- te Messungen in Neu-Ulm im Bereich Schützenstraße und Augsburger Straße konnten erfolgreich durchgeführt werden. Figure 4: Versuchsaufbau in einem Flugzeug zum Test der Reichweite von LoRa Figure 3: LoRaWAN Gateways in Ulm und Ab- deckung gemessen aus Müllfahrzeugen der EBU (Stand Januar 2017) 3.3.1 Messungen aus der Luft Durchgeführte Messungen aus einem Flugzeug bei qusi Sichtverbindung waren wie vermutet sehr gut. Dennoch über- trafen die Experimente unsere Erwartungen bei Weitem. In Figure 5: Visualisierung der Flugroute mit TTN- der ersten Versuchdurchführung am 7. März 2017 hatten Mapper wir bei einem Flug vom Flugplatz Erbach bei Ulm zum Ver- kehrslandplatz Augsburg (77km Luftlinie von Ulm) durch- Mit den Experimenten können wir bestätigen, dass mit weg Verbindung zu mind. 2/3 aller Ulmer Gatways. Bei ei- der sehr geringen Sendeleistung von gerade einmal 0,5 W ner zweiten Versuchsdurchführung am 18. Februar 2019 ging enorme Strecken überbrückt werden können. Zwar herrscht die Route von Erbach in die Alpen. Bis auf vereinzelte Pake- aus dem Flugzeug eine quasi Sichtverbindung ohne Hinder- te wurden hier alle gesendeten Daten von mehreren – auch nisse – außer das Flugzeug selbst – zwischen Sender und uns bislang unbekannten – Gateways empfangen. Visuali- Empfänger, dennoch ist im benutzten ISM-Band mit sehr siert wurden die Übertragungen mit TTN-Mapper14 (sie- vielen Interferenzen und einem hohen Rauschen zu rechnen, he Abbildung 5). Die Größte Verbindung war von Balder- was selbstverständlich über die Strecke noch zunimmt. Es 14 zeigte, dass die Technologie robust genug ist, diese hohe http://ttnmapper.org/experiments/map.php?name= aeroplane20190218 Reichweite dennoch zu erreichen.
3.4 Münster Node diese Daten in einem Ulmer Urbanen Datenraum zusam- Die Münster Node (sehe Abbildung 6) ist eine von der mengeführt. In den Bereichen Bildung, Mobilität und Demo- TTN Community im Verschwörhaus und der CORTEX me- graphie ist es das Ziel, aus den wachsenden Datenbeständen dia GmbH, mit Unterstützung der initiative.ulm.digital e.V., heraus kontinuierlich sichtbare Anwendungsfälle mit und für entwickelte LoRaWAN Node auf Basis eines Arduino Pro die Bürger im co-kreativen Prozess aufzubauen. Damit wer- Mini und eines RFM95 LoRaWAN Funkmoduls. Ziel der Ei- den soziale und technische Innovationen in die Stadtgesell- genentwicklung war, eine möglichst günstige Node zum Ein- schaft ausgerollt. stieg ins Thema anbieten zu können. Die angepeilte Gren- Die Stadt Ulm möchte nützliche, energieeffiziente LoRa- ze von 10 Euro pro Node (reine Materialkosten, Entwick- Sensoren erproben und Chancen, Grenzen und die Wirksam- lung als ehrenamtliche Tätigkeit) konnte eingehalten wer- keit partizipativer Anwendungsmöglichkeiten ausloten. Auf- den. Die Node wird jeder interessierten privaten Person zu bauend auf dem in Phase 2 entstandenen freien und offenen diesem Preis angeboten, Firmen zahlen 30 Euro. Zur einfa- LoRaWAN-Gatewaynetz werden in Phase 3 Anwendungen chen Handhabung sind zusätzliche Features, wie eine USB in der Stadt sichtbar. In diesem Rahmen ist ein LoRa Park Schnittstelle oder eine Ladelogik, mit eingebaut. Beispiel- sehr sinnvoll. quellcode sowie eine Dokumentation zu Sensoren und zur An diesem Beispiel kann die Bürgerschaft lernen und an Programmierung der TTN-Integration werden offen und für neue Techniken herangeführt werden. Die Einbindung der jeden zugänglich angeboten. Bürgerschaft geht bei der Zukunftsstadt Ulm 2030 weit über Die Node wurde bisher in mehreren Workshops im Ver- bekannte Bürgerbeteiligungsformate hinaus. In einer Zeit schwörhaus vorgestellt, selbst bestückt sowie auch an Inter- des digitalen Wandels sind Leitplanken, die sicherstellen, essierte in Ulm und Neu-Ulm sowie im gesamten Bundesge- dass zum Beispiel automatisierte Entscheidungen diskrimi- biet verschickt. nierungsfrei erfolgen, dringend notwendig. Bürgerinnen und Bürger müssen auch die technische Funktionsweise sowie die sozialen und ethischen Dimensionen des Einsatzes von Computern, Smartphones und Tablets verstehen. Ganz be- sonders gilt dies für die Vermittlung und das Erlernen von digitalen Sensortechniken in verschiedenen Anwendungsge- bieten. Die Bürgerschaft wird somit zu einem aktiven Mitge- stalter der Zukunftsstadt, die aus ihren höchstpersönlichen Bedürfnissen und Antrieben heraus aktiv wird. 4. LORA PARK IN ULM Eine Vielzahl an Anfragen bezüglich der LoRa-Aktivitäten in Ulm ist der Vorreiterrolle unserer Stadt geschuldet. Wäh- rend 2016 und 2017 Ulm noch mit wenigen anderen Städten in der Experimentierphase wichtige Erfahrungen sammeln konnte (siehe 3.1 Geschichte), sind die Aktivitäten hier vor Ort spätestens mit der Veröffentlichung der Münster Node (siehe 3.4 Münster Node) und der Kommunikation unserer Erfahrungen weit über die Stadtgrenze bekannt. Um unse- re Vorreiterrolle weiter auszubauen und die Aktivitäten in Richtung Smart City vorantreiben zu können, soll unter dem Projektnamen LoRa Park ein Experimentierfeld und öffent- Figure 6: Münster Node: LoRaWAN fährige Note licher Showroom zum Thema LoRaWAN und IoT mitten in auf Basis eines Arduino Pro Mini für den leichten der Stadt entstehen. Einstieg in die LoRa-Welt 4.1 Grundidee und Ziele Der Grundstein für die Technologie ist in Ulm längst ge- 3.5 Zukunftsstadt 2030 legt. Das Netzwerk ist im Stadtgebiet flächendeckend verfüg- Ziel der Zukunftsstadt Ulm15 – 3. Phase ab Juni 2019 – bar und der Zugang zum Netzwerk ausführlich dokumentiert ist es, Nachhaltigkeit gemeinsam mit den Bürgerinnen und (siehe 3). Durch das offene Netzwerk haben alle die Möglich- Bürgern mit Hilfe von neuesten digitalen Techniken ressour- keit, eigene Anwendungen zu entwickeln und das Netzwerk ceneffizient in der Stadtentwicklung zu etablieren. Dies set- für ihre Ideen zu nutzen. Egal ob aus rein privatem Interesse, zen wir mit einem Reallabor um, das die besten Ideen (Phase als Gruppenprojekt im Verschwörhaus, als Forschungspro- 1) und die praktikabelsten Prototypen (Phase 2) vereint[14]. jekt an einer der Hochschulen oder aus Unternehmensinter- Mit dem innovativen Ansatz, das Internet der Dinge im ge- esse wie bei der citysens GmbH. Aufgrund dieser verteilten sellschaftlichen Bereich für alle anzuwenden, entstehen gera- Aktivitäten ist der jeweilige Entwicklungsstand jedoch nur de für mittelgroße Städte neue und übertragbare Geschäfts- schwer einsehbar. Es gibt bislang keinen zentralen Ort, an modelle. Mit Hilfe des Internets der Dinge werden für die dem die Experimente durchgeführt und die Vorteile des IoT oben genannten Herausforderungen Ulms datenbasierte Lö- mithilfe von LoRa für jedermann greifbar werden. sungen entwickelt. Dazu wird der öffentliche wie auch der Der LoRa Park soll ein solcher Ort werden. Es sollen nicht private Raum mit Sensoren und Aktoren ausgestattet und nur experimentelle Projekte von Hochschulen und Firmen an diesem Ort stattfinden, sondern auch marktreife Appli- 15 https://www.zukunftsstadt-ulm.de kationen in einem einen öffentlichen Showroom für die Bür-
gerschaft sichtbar werden. Durch diese zentralen Aktivitäten übertragen werden und erlauben damit eine genauere Über- kann ein besserer Austausch der Parteien erfolgen und das wachung der anfallenden Daten, im Gegensatz zu den den Potential und die Marktreife einzelner Ideen simuliert wer- bisher üblichen intervallbasierten Ablesezeiträumen (einmal den. Der Bürger spielt hierbei eine wichtige Rolle. Nur wenn täglich, etc.). Dank Solarbetrieb und Batteriepuffer können das Verständnis und auch die Akzeptanz in der breiten Be- solche Wetterstationen sogar komplett autark betrieben wer- völkerung ankommt, können wir später die Technologie für den. die verschiedensten Anwendungsfälle zum Wohl der Allge- meinheit nutzen. Sensorik für Luftqualität/Luftverschmutzung. Interessante und gesellschaftlich relevante Anwendungen 4.2 Sensoren für diesen Sensortyp sind beispielsweise Messungen von Stick- Das Ziel ist, möglichst viele unterschiedliche Sensoren und stoffdioxiden (N Ox ), Feinstaub und flüchtigen organischen Anwendungen an einem zentralen Ort zu testen, zu betrei- Verbindungen (volatile organic compounds, VOCs). ben, auszustellen und die Daten sinnvoll auszuwerten. Vie- Stickstoffdioxide entstehen u.a. im Straßenverkehr durch le längst etablierte Sensorsysteme können mithilfe von Lo- die Verbrennung von fossilen Energieträgern und können ge- RaWAN nun vielfältiger eingesetzt werden. Ein klassischer sundheitliche Risiken hervorrufen. Feinstaub in den Katego- Stromzähler erhebt beispielsweise schon seit Jahrzehnten zu- rien P M10 oder P M2,5 entsteht u.a. durch die Verbrennung verlässig den Stromverbrauch, zum Ablesen der Werte muss von Dieselkraftstoffen und den Abrieb von Autoreifen. Ho- heute aber immer noch ein Mitarbeiter der Stadtwerke vor he Konzentrationen von VOCs, als Sammelbezeichnung für Ort sein oder über komplizierte weiterleitende Systeme (z.B. kohlenstoffhaltige Stoffe, können in der Innenraumluft Kopf- DHCP -> WLAN -> Internet) übermittelt werden. Mit Lo- schmerzen, Müdigkeit oder Schlafstörungen verursachen[41]. Ra können wir diesen Zähler in regelmäßigen Abständen Mit passenden Sensoren, welche die Konzentration dieser automatisch über das Funknetzwerk auslesen. Im Folgenden Substanzen in der Luft messen, können entsprechende An- werden dieses und weitere Beispiele behandelt und erläutert, wendungen entwickelt werden. Denkbar wäre z.B. die Mes- wie sie im LoRa Park Anwendung finden sollen. Die Senso- sung von VOCs in Schulräumen oder N Ox im Ulmer Stadt- ren werden dabei in unterschiedliche Kategorien (Luft und gebiet zur Verbesserung und Optimierung der Verkehrsfüh- Umwelt, Sicherheit, Living sowie Analysen und Betriebs- rung. überwachung) geordnet, um einen logischen Zusammenhang Im LoRa Park sollen diese Sensortypen für den späteren zu schaffen. Einsatz getestet und die Daten ausgewertet werden. Auch soll getestet werden, ob ein autarker Betrieb mit Solarzel- 4.2.1 Luft und Umwelt len (und Übertragung via LoRa) möglich ist. Damit wäre man auch für weitere Messstationen im Stadtgebiet völlig Temperatursensor. unabhängig von einer Infrastruktur. Einer der einfachsten Sensortypen ist die Messung der Eine Messung von VOCs ist mit dem Sensor BME680 von Temperatur. Neu in diesem Kontext ist, dass die Messung Bosch[7] möglich, der auch schon innerhalb der TTN Ulm dank der Netzabdeckung und des geringen Energiebedarfs Community evaluiert worden ist. quasi an jeder Position im Stadtgebiet batteriebetrieben vor- genommen und übermittelt werden kann. Somit könnte ne- Lichtsensoren. ben einer grundsätzlichen Wetterbeobachtung eine genaue Lichtsensoren können z.B. eingesetzt werden, um über den Erhebung über die Erwärmung und Abkühlung der Stadt abrupten Wechsel von Hell nach Dunkel (oder umgekehrt) abhängig von der Bebauung oder orthographischen Eigen- eine Veränderung in der Umgebung zu messen. Beispiele wä- schaften gespeichert und analysiert werden. Temperatursen- ren das Öffnen einer Tür, das Schließen von Jalousien oder soren können aber auch zur Betriebsüberwachung an Gegen- das Abdecken eines Schalters mit der Hand. ständen oder Maschinen angebracht werden oder aber an Eine andere Anwendung von Lichtsensoren ist die Mes- Rohrleitungen die Gefahr von Legionellen erkennen. sung der sogenannten Globalstrahlung, die zur Abschätzung Im LoRa Park sollen deshalb unterschiedliche Tempera- der zu erwartenden Sonneneinstrahlung bei Solaranlagen ver- tursensoren für unterschiedliche Anwendungsfälle getestet wendet wird. Damit kann vorab eine Analyse zur Rentabili- und betrieben werden. Zudem soll die Genauigkeit von ein- tät einer Anlage durchgeführt werden. fachen Temperatursensoren im Vergleich von industriellen Im LoRa Park sollen unterschiedliche Lichtsensoren getes- Lösungen verglichen werden, damit eine Aussage über mög- tet werden. Neben allgemeinen Aussagen über die Helligkeit liche spätere Einsatzgebiete getroffen werden kann. im Park/in der Stadt, welche z.B. mit Daten der Wettersta- tion abgeglichen werden können, sollen Lichtsensoren auch Wetterstation. die Nutzung einer Parkbank melden. Eine derartige Anwen- Ergänzt man den Temperatursensor mit weiteren Mess- dung könnte vor allem für Gastronomen interessant werden, werten, wie den Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit, Windrich- da kostengünstig die Belegung aller Plätze im Restaurant in tung, Windgeschwindigkeit, usw., kann eine komplette Wet- Echtzeit zur Verfügung steht. terstation auf LoRa-Basis – und damit ortsunabhängig – betrieben werden. Bodenfeuchtigkeit. Bestehende Wetterstationen können über Schnittstellen Durch die Messung von Bodenfeuchte können im priva- oder Adapter (Digital I/O Adapter, Modbus oder M-Bus ten wie im kommunalen Umfeld interessante Anwendungen Adapter, etc.) mit LoRa nachgerüstet werden. Neuere Wet- entwickelt werden. Von der Überwachung der Feuchtigkeit terstationen können eine LoRa-Integration schon ab Werk der Erde im eigenen Garten, Schrebergarten oder von Bal- bieten, wie z.B. die Meteohelix IoT Wetterstation[5]. Die ge- konpflanzen bis hin zur bedarfsgenauen Bewässerung von öf- messenen Werte können damit in kurzen Intervallen fast live fentlichen Grünflächen und Gartenanlagen können mit die-
sen Sensoren viele Anwendungen abgedeckt werden. Eine und reale Werte aus der Donau und Blau auf den Infos- notwendige Wässerung kann somit erst dann angefordert creens visualisiert werden. Zum Einsatz kommen hier vor oder sogar automatisiert geschalten werden, wenn Bedarf allem Drucksensoren für Flüssigkeiten, welche dadurch den besteht. Das spart Wasser und kann zusätzlich das Wachs- Wasserstand ableiten können. tum fördern (keine Überwässerung, keine Staunässe, etc.). In Verbindung mit den Daten von lokalen Wettervorhersagen Wassertemperatur. aus dem Internet kann z.B. auf die Bewässerung von Grün- Ähnlich wie die Lufttemperatur soll im LoRa Park auch flächen verzichtet werden, wenn in absehbarer Zeit Regen die Temperatur von Wasser gemessen und visualisiert wer- gemeldet wird. den. Auch hier eigenen sich selbstverständlich verteile Senso- Im LoRa Park soll die Bodenfeuchte an Bäumen und Pflan- ren in Donau und Blau. Noch interessanter ist aber die Was- zen gemessen und verglichen werden, um entscheiden zu sertemperatur der umliegenden Badeseen. Ein erster Sensor können, ob dieser Sensortyp auch in großen Stückzahlen im wurde bereits am Baggersee in Neu-Ulm Ludwigsfeld ange- Stadtgebiet Potenzial hat. bracht und sendet seine Messwerte[32]. Weitere Seen sollen folgen, um Zusammenhänge zu analysieren oder einfach nur Bodensensoren für Frost, Salzgehalt und Schnee. die Entscheidung, welcher See besucht wird, zu erleichtern. Zur besseren Steuerung von Räum- und Streudiensten im Winter können strategisch verteilte, in den Asphalt einge- Fließgeschwindigkeit von Gewässern. setzte Bodensensoren z.B. die Temperatur in verschiedenen Über Durchflusssensoren kann die Geschwindigkeit sowie Bodenschichten, den Salzgehalt auf der Oberfläche und Ver- das Volumen von Flüssen, Rohrleitungen oder vergleichba- eisungen auf der Straßenoberfläche messen. Anhand dieser ren, wasserführenden Systemen bestimmt werden. Analog Messdaten kann frühzeitig und ohne örtliche Präsenz ent- zur Leckagenerkennung kann damit z.B. erkannt werden, schieden werden, ob Räumdienste eingesetzt werden müs- ob Rohrleitungen noch dicht sind oder die aktuelle Fließge- sen. schwindigkeit den Vorgaben entspricht. Ablagerungen, z.B. Die Stadt Herrenberg setzt solche Sensoren ein, um seinen im Rohrleitungssystem oder in Flüssen/Bächen können da- Räumdiensten ein eventuell nicht nötiges Ausrücken um 4:00 mit frühzeitig erkannt werden. Uhr morgens zu ersparen[1]. Ein ähnliches Projekt hat die Deutsche Bahn angekündigt, um frühzeitig entscheiden zu können, ob vor allem entlegene Bahnhöfe geräumt werden 4.2.2 Sicherheit müssen. Im LoRa Park sollen diese Sensoren im Boden verbaut und Brandmelder und Rauchmelder. getestet werden, ob eine adäquate Aussage über die Glatteis- Brand- und Rauchmelder können über LoRaWAN ihren /Schneesituation getroffen werden kann. jeweiligen Zustand in Echtzeit an entsprechende Stellen über- tragen und damit eine Überwachung ohne zusätzliche Infra- Geräuschpegelmessung. struktur ermöglichen. Auch interne Werte wie der Batterie- Durch eine flächendeckende Geräuschpegelmessung mit- zustand könne von extern ausgelesen werden, ohne dass ein hilfe mehrerer Sensoren (Mikrophonen) kann eine Lärmbe- Techniker vor Ort eine Auslesung anstoßen muss. lastung eines Gebietes ermittelt werden. Durch die Kom- Die Detektion von Bränden kann auch außerhalb von Ge- bination und Fusion der jeweiligen Messwerte kann damit bäuden interessant sein. Im südlichen Europa, aber auch in ein Grundpegel einer Region zeitlich erfasst werden. Kurze weiten Teilen Amerikas werden größere Waldflächen nach Spitzen, wie z.B. das Beschleunigen eines Fahrzeuges, kann Rauchentwicklung und Bränden beobachtet[36]. Diese sind durch eine Mitteilung der Werte abgefangen werden, aber mit einem enormen personellen Aufwand verbunden, sehr auch gezielt zur Erkennung solcher Peaks verwendet wer- schwer zu überwachen und vorherzusagen[24]. Mit geeigne- den. ten Brandmeldern, könnte auch in großen unzugänglichen Um mit ersten Referenzwerten in der Stadt zu experimen- Gebieten ein Frühwarnsystem entwickelt werden. Dank der tieren, soll im LoRa Park ein Sensor zur Geräuschpegelmes- großen Reichweite von LoRaWAN und der langen Batte- sung verbaut und kontinuierlich ausgewertet werden. Diese rielaufzeit der Sensoren, können große Gebiete mit relativ ersten Referenzdaten liefern weitere Informationen zu den wenig personellem Aufwand überwacht werden. Möglichkeiten der Analyse und damit den weiteren Einsatz- Die Entwicklung solcher Brandmelder und die Simulation möglichkeiten von verteilten Geräuschpegelmessungen in der soll im LoRa Park demonstriert werden. Stadt. Erkennen von Strukturschäden in Stein und Beton. Wasserstand und Hochwasser. Durch Dehnungssensoren können sehr kleine und kaum Über Wasserstandsensoren können frühzeitig Prognosen sichtbare Mängel wie Risse an Wänden und Bauwerken er- über Hochwasser oder aber auch drohendes Hochwasser ab- kannt und gemeldet werden. Dies ist vor allem bei sehr gegeben werden sowie allgemein der Stand eines Flusses oder schwer zugänglichen Bereichen wie den Außenwänden von Sees an die entsprechenden Stellen übermittelt werden, ohne Türmen, Hochhäusern und Kirchen interessant. Oder auch dass eine händische Messung vor Ort nötig ist. Diese Senso- Brückenbauwerke, die durch starken Verkehr an die Grenzen ren können entweder in einem spezifischen Intervall regelmä- der baulichen Belastbarkeit kommen. ßig den Wasserstand übermitteln oder aber nur bei unregel- Es lassen sich über die damit visuell darstellende zeitliche mäßig hohen Wasserständen, was den Energiebedarf weiter Veränderung Trends darstellen, die wiederum Auswirkungen minimiert. Damit können auch entlegene Gebiete überwacht auf notwendige Wartungszyklen haben können. und drohendes Hochwasser frühzeitig erkannt werden. Das Ulmer Münster wird jährlich auf strukturelle Verän- Im LoRa Park soll ein Wasserstandsensor demonstriert derungen untersucht
Öffnungssensorik. bei besonderen Vorfällen wie lauten Stimmen oder schnel- Sensoren, die den Zustand von Türen und Toren messen ler Bewegung punktuell oder in Bewegungsrichtung die Be- und melden, können zur Absicherung von Gebäuden und leuchtung zu erhöhen. Dieses wird bei Laternen im Park Alarmierung von Sicherheitsdiensten verwendet werden. gezeigt. Bewegungs- und Erschütterungsmelder. Schalter. Bewegungsmelder an strategisch günstigen Positionen kön- Unterschiedlichste über LoRaWAN gesteuerte elektroni- nen zur Messung der Anzahl von Fußgängern oder Fahrzeu- sche Schaltmöglichkeiten wie Hoch-, Mittel-, Niedervoltschal- gen innerhalb eines Gebiets verwendet werden. Auch Anwen- ter und Dimmer ermöglichen die Steuerung von Einrich- dungen in der Natur zur Überwachung von Futterstellen von tungen wie Beleuchtung, Pumpen, Ventilen o.ä. elektrischen Wildtieren sind denkbar. Verbrauchern, bei denen die Echtzeitfähigkeit nicht im Vor- Erschütterungssensoren können beispielsweise zur Erken- dergrund steht, sondern die Zuverlässigkeit und die Kosten. nung von Erdbeben bzw. Bergschäden in früheren Bergbau- gebieten sowie die Bewegung von eigentlich stationären Ele- Parkplatzsensoren/Verkehrsleitung. menten verwendet werden. Denkbar sind Anwendungen in Das Ziel der Verkehrsplaner für Städte ist die reibungs- Brücken oder anderen stark beanspruchten Objekten, die bei lose Abwicklung des Verkehrs in der Stadt und aus Bür- zu starker oder nicht geplanter Beanspruchung nachfolgend gersicht die störungsfreie und schnelle Möglichkeit, an sein kontrolliert und gewartet werden müssen. Diese Sensoren Ziel zu kommen. Neben der aktiven Beeinflussung des Ver- können auch als Einbruchmelder genutzt zu werden, z.B. an kehrs (Verkehrsleitung) spielt dabei eine effiziente Parklö- Fensterscheiben oder Zargen, um unerlaubte Öffnungsversu- sung eine entscheidende Rolle. Diese umfasst Einzelparksen- che zu erkennen und zu melden. soren und Flächenüberwachung, z.B. durch Videosysteme oder Zufahrtskontrollen, vergleichbar zu Parkhäusern. Die Leckagenerkennung. Daten aus dieser Sensorik sind dabei die Grundlage für al- Schäden an unter- und überirdische Rohrleitungen können le Parkraum-/Verkehrsleitlösungen. Um dem Bürger einen durch Leckagesensoren erkannt und zeitnah behoben wer- Nutzen zu bieten, müssen diese Daten in einer eigenen Soft- den. Auch in privaten und kommerziellen Installationen wie warelösung verarbeitet werden, damit der beste Weg zum Frisch- und Abwassertanks (Zisternen) können solche Mes- Ziel gezeigt wird. sungen einen Mehrwert für den Betreiber liefern. Ventilmanagement. Rohrtemperatur. Über sogenannte valve controls lassen sich Ventile unter- Wasserschäden und drohende Leckagen durch Einfrieren schiedlichster Art über LoRa steuern. Damit können nicht von Rohren / Flüssigkeiten lässt sich durch punktuelle Über- nur Rohrleitungen geöffnet oder geschlossen, sondern auch wachung der Rohrtemperatur identifizieren und, wenn nö- Ventile anderer Art ferngesteuert werden. tig, durch Gegenmaßnahmen vermeiden. Die Meldung von Temperaturen unter dem Gefrierpunkt (der jeweiligen Flüs- Schädlingsfallen. sigkeit) löst in jedem Fall die Alarmierung aus, sodass das Zur Schädlingsbekämpfung werden auch heute noch Fal- Betriebspersonal die Gegenmaßnahmen einleiten kann. len und Gifte eingesetzt. Der Gesetzgeber gibt mittlerweile allerdings vor, dass diese Fallen und Gifte regelmäßig über- 4.2.3 Living wacht werden. Bislang ist dies nur durch wiederkehrende Be- suche vor Ort möglich. Dank des LoRaWAN und der guten Abdeckung können solche Fallen und Gifte besser überwacht Button. werden, indem die Stationen jeweils ihren aktuellen Zustand Eine der einfachsten Formen einer Benutzereingabe ist ein übermitteln. Dies können einfache Parameter sein wie Tief Button. Dieser kann zum Aktivieren oder Deaktivieren von in Fall oder Tief nicht in Fall. Es können aber auch detail- bestimmten Zuständen eingesetzt werden und ist als einfa- liertere Informationen übertragen werden, wie die Anzahl an cher Demonstrator gut geeignet. Dank LoRa ist der Button Rattenbesuche in einer Tox-Box von Ball-B16 . völlig unabhängig vom Standort und kann quasi im kom- pletten Stadtgebiet betrieben werden. Gigabit WLAN. Im LoRa Park soll diese Funktion erlebbar gemacht wer- Auch wenn Free WiFi nicht direkt zu IoT zählt und mit den, indem über den Button ein weiteres Device oder die der LoRaWAN Technologie nichts gemein hat, soll im LoRa Anzeigetafel gesteuert werden kann. Interaktive Elemente Park auf jeden Fall Breitbandinternet über ein öffentliches laden im Besonderen ein, den Nutzer mit einzubinden und WLAN zur Verfügung stehen. Dieses wird sowohl für das Se- den Park erllebbar zu mcahen. Hier könnte man sich sogar tup der Sensoren als auch für die gesamte Experimentierum- vorstellen, dass ein einem ganz entfernten Ort (Wilhelms- gebung benötigt. Auerßdem möchten wir unseren Bürgern burg, Ulmer Münster, ...) – sofern vom Standort einsehbar Innovation vermitteln und greifbar machen. Dieses positive – ein Licht angeht. Gefühl sollte nicht bereits aufgrund fehlendem Internetzu- gang getrübt werden. Lighting Bridge. Neben der Belastung der Umwelt durch Abgase und Lärm Smart Bank. rückt zunehmend auch die Belastung durch Licht ins Be- Ebenso kein direkter Bezug zum LoRaWAn hat die Smar- wusstsein der Bevölkerung. Auch in diesem Fall ist es sinn- te Bank, jedoch soll sie gleichwohl wie das offene WLAN den voll, die Beleuchtung abhängig von der Notwendigkeit zu re- 16 geln, z.B. ohne Menschen die Beleuchtung runter zu regeln, https://www.ball-b.de
Innovationsgedanken unterstreichen. Besucher des Parks ha- ben hier die Möglichkeit, über eine autark-betriebene Solar- Bank ihr Smartphone zu laden. 4.2.4 Analysen und Betriebsüberwachung Personenzählung / Besucherstrommessung. Eine konkrete Anwendung mit den vorherigen Sensoren ist die Zählung von einzelnen Personen oder größer angeleg- ter Besucherstrommessungen. Durch die Kombination ver- schiedener Sensoren mit Technologien wie Ultraschall, Radar oder visuellen Erkennungen (Computer Vision) kann die An- zahl von Personen in einem abgesteckten Bereich zu einem Zeitpunkt ermittelt werden. Radfahrzählung / Verkehrszählung. Im immer wichtiger werdenden Bereich der multimoda- len Verkehrskonzepte können Radfahrzählungen den Bedarf sowie die aktuelle Auslastung von Radwegen oder Straßen noch ohne Radwege ermitteln, um somit eine Grundlage für die Entscheidung über Baumaßnahmen oder Erweiterungen zu treffen. Im LoRa Park selbst kann eine Besucher- und eine Radfahrzählung durchgeführt werden. Figure 8: Dashboard mit Visualisierung des Ver- Ebenso immer wichtiger werden Statistiken über das grund- kehrsaufkommens über den Tagesverlauf sätzliche Verkehrsaufkommen in den Innenstädten. Dank der Unabhängigkeit des Funknetzes können mobile batteriebe- triebene Zählstellen auch temporär an unterschiedlichste Stel- Strom- und Wasserzähler. len im Stadtgebiet angebracht werden. Abbildung 7 zeigt ei- Strom- und Wasserzähler können den aktuellen Zähler- ne einfache Verkehrszählung in der Karlstraße. In Abbildung stand periodisch an den Verbraucher sowie den Netzbetrei- 8 findet man die dazugehörige Auswertung und den Verlauf ber übermitteln, um den Verbrauch besser überwachen zu des Verkehrsaufkommens über einen Tag hinweg. können. Mit entsprechenden Visualisierungen und Progno- sen kann so der eigene Verbrauch sowie das eigene Verhalten angepasst und optimiert werden. Auch Fehlfunktionen kön- nen erkannt werden (Wasserverbrauch als Leckageindikator) sowie der Stromverbrauch als Fremdbenutzungsanzeige an abgelegenen Orten wie einem Gartenhaus oder Schrebergar- ten. Wärme/Fernwärme. Wie die Strom- und Wasserzähler können selbstverständ- lich auch Werte und Verbrauchsinformationen aus dem Be- reich Fernwärme oder Transit von den unterschiedlichsten Stellen aus übermittelt werden. Füllstandsensoren. Der Füllstand von Mülleimern und Müllcontainern lässt sich mit Ultraschall- oder volumenbasierten Sensoren mes- sen. Die damit entstehenden Verlaufswerte können, unter Berücksichtigung von Ausreißern (z.B. leeren aber volumi- nösen Papiertüten), zur Prognose wann ein Müllcontainer vollständig gefüllt sein wird, verwendet werden. Dieses Füllstandssensoren können ebenso in Glascontai- nern, Tanks oder anderen Behältern Anwendung finden und den Status in regelmäßigen Abständen übermitteln. Schadenmelder. Ein etwaiger Schaden ist in vielen Szenarien nur schwer Figure 7: Batteriebetriebener Ultraschallsensor zur erkennbar. Gebäude, Brücken oder Bauwerke haben keinen Zählung von Fahrzeugen in der Karlstraße. Die Er- einfach messbaren Parameter, der vor einem drohenden Scha- gebnisse werden alle 5 Minuten via LoRaWAN in den warnt. Dennoch gibt es Möglichkeiten, z.B. Strukturver- die Datenbank übertragen änderungen über Sensoren zu erfassen. Dank LoRa können diese Werte nun dauerhaft und an entlegenen Orten erho-
ben werden. Z.B. wird das Ulmer Münster regelmäßig nicht Cattle Tracker. Fernglas und Meterstab auf strukturelle Veränderungen un- Vor allem auf großen Farmen ist das Verhalten und der tersucht. Eine Installation von Sensoren könnte diese Arbeit Gesundheitszustand von Rindern und Kühen nur schwer deutlich erleichtern. überwachbar, aber von großer Bedeutung. So äußern sich Zusätzlich können einfache Lage- und GPS-Sensoren er- beispielsweise schwangere oder kranke Kühe durch eine ein- mitteln, ob beispielsweise eine mobile Absperrung noch an deutige Verhaltensform, welche Dank LoRa auch auf großen ihrem Standort steht oder die Absperrung/das Schild um- Flächen überwacht werden kann [28]. gefallen ist. Dieses Tracking kann selbstverständlich auch mit anderen Tieren oder auch Menschengruppen durchgeführt werden. A/D Wandler. Wie verhalten sich beispielsweise Touristen, die Ulm erkun- Mit einem Analog-Digital-Wandler kann jedes beliebige den? Für den LoRa Park selbst ist diese Überwachung eher analoge Signal und jeder beliebige analoge Messwert in einen uninteressant. diskreten digitalen Wert umgewandelt werden. Hierbei ist zu beachten, dass für die Übertragung über das LoRaWAN 4.2.5 Wissenschaft das digitale Ausgangssignal möglichst wenige Daten erzeu- Auch Wissenschaftler profitieren in ihren Disziplinen von gen sollte. Filterung, Abstraktion und Reduktion der Daten der breiten Verfügbarkeit von Sensornetzen. kann hierbei hilfreich sein. Es ist allerdings auch daran zu Im Bereich der Biologie können biologische Systeme der denken, dass Künstliche Intelligenz (KI) in der Node die Re- Tier- und Pflanzenwelt kontinuierlich analysiert werden. Phy- levanz und Art der Daten deutlich beeinflussen kann. siker, Chemiker, Geologen oder Meteorologen können Sen- sorik im Feld ausbringen und Parameter kontinuierlich und Geolokalisierung / GPS-Tracker. mit hoher räumlicher Auflösung überwachen. Im Bereich der Geräte, Fahrzeuge und Container sind unter Umständen Informatik und Psychologie können Studien zum Nutzerver- nicht am erwarteten Ort wiederzufinden - aufgrund von Dieb- halten von Mobilgeräten durch Sensorik unterstützt werden. stahl oder wegen fehlerhaften Unterlagen. Per LoRaWAN Gerade vor dem Hintergrund der zunehmend datengetrie- Sensor können die jeweils aktuellen GeoDaten angefragt (ener- benen Wissenschaften gibt es kaum einen Wissenschaftsbe- gieeffizient) und auf einer Karte dargestellt werden. Denkbar reich, der von Sensornetzen nicht profitieren kann. sind auch Katze, Hund oder andere Lebewesen, deren aktu- eller Standort bestimmt werden soll. 4.3 Infoscreens und Apps Die zunächst oft verborgene Funktionsweise von Sensorik, Raumüberwachung. Kommunikation und Datenverarbeitung soll sichtbar und er- Durch Bewegungssensoren kann relativ einfach ermittelt fahrbar gemacht werden. Ziel ist dabei, einerseits die erfass- werden, ob ein Raum momentan belegt ist oder nicht. Be- ten und errechneten Daten verdeutlichen und Sensoren steu- nötigt man eine höhere Präzision, kann man auf Radar- und ern zu können, andererseits eine Demonstration und Erklä- Infrarotsensoren zurückgreifen. Dieser Status der Raumbe- rung verschiedener Sensoren und Anwendungsszenarien zu legung kann übermittelt werden und dann eventuell sogar ermöglichen. als Überwachung eingesetzt werden. Als Endgeräte sind dazu Informationsscreens, -säulen und Im LoRa Park könnten wir in der Form demonstrieren, mobile Geräte sowie Apps möglich, auf denen Besucher auf dass online übermittelt wird, ob sich derzeit Personen im konfigurierbaren Dashboards Daten des IoT-Netzwerks vi- Park befinden oder nicht. Eine zusätzliche statistische Aus- sualisieren und Elemente steuern können. wertung steigert zudem das Interaktionserlebnis. Eine mobile App kann diese Daten noch immersiver mit der realen Welt verknüpfen: Mit Hilfe von Augmented Reality Feedbackgeber. wird das durch das Smartphone gefilmte Bild realer Gegen- In WCs am Bahnhof oder Flughäfen findet man schon stände, Sensoren oder Demonstratoren des Parks mit erläu- seit Längerem einfache Feedback-Buttons, welche den Zu- ternden virtuellen Inhalten und aktuellen Messwerten ange- stand der Toiletten erfragen. Durch das dezentrale Netzwerk reichert. können wir solche Feedbackbuttons nun an beliebiger Stelle im Stadtgebiet einsetzen. Im LoRa Park können wir zu De- 4.4 Standort monstrationszwecken abfragen, wie den Besuchern das The- Der Erfolg des LoRa Parks steht und fällt mit seinem ma IoT und LoRaWAN gefällt. Standort. Er ist als Experimentierfeld und Showroom des Internet of Things ausgelegt und muss deshalb an einem Netzqualität. zentralen Ort ins Leben gerufen werden. Hierzu eignen sich Für die meisten Anwendungen ist die Reichweite und Ab- keine Räumlichkeiten einer Firma oder der Hinterhof einer deckung des LoRa-Netzes von Bedeutung. Um diese Netz- Institution. Vielmehr muss das Thema mitten in unserer qualität zu messen, haben wir unterschiedliche Möglichkei- Stadt erlebbar gemacht werden und sowohl für Beteiligte ten [20]. Für eine übersichtliche Veranschaulichung, welche als auch Besucher leicht erreichbar sein. Zudem spielt das Gateways ein Testpaket empfangen haben, hat sich TTN- zufällig Vorbeikommen“ eine große Rolle, da zu erwarten ” Mapper17 bewährt. ist, dass dieses Thema nicht von allen Bürgern pro-aktiv auf Zwar ist die Visualisierung der Netzqualität im LoRa Park Interesse stößt. selbst nicht direkt von Bdeutung, allerdings möchten wir die Wichtig zu erwähnen ist außerdem, dass der vorhandene Besucher über die enorme Reichweite aufklären und Beispie- Platz/Park nicht durch große Umbaumaßnahmen verändert le zeigen. oder gar deutlich sichtbar Technik einbetoniert wird. Die Sensoren sind sehr klein und fügen sich subtil in das Stadt- 17 http://ttnmapper.org/ bild. Die Infoscreens und Informationstafeln ergänzen den
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