Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
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Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin S O N D E R A U S G A B E I H R E R K I R C H E N Z E I T U N G TA G D E S H E R R N MÄRZ 2020 Nachgefragt: Gottes Segen! Fundraising? Ist der Heilige Geist Vier Pfarreigründungen Brandenburg ist kreative messbar? in diesem Jahr Wege gegangen
IMPULS Viel ist in den Kirchenent- stützt auf Prinzipien der Foto: Privat wicklungsprozessen deut- Lehre, das Verhältnis der scher Diözesen von „Räu- Kirche zur Welt und zu den men“ die Rede, von Pasto- Menschen von heute darge- ralen Räumen, Sozialraum, stellt“. (GS 1) Die ersten Sätze von Kirchen- und Gemein- der kirchlichen Verfassung deräumen. Da lohnt es sich klären das Verhältnis von allemal zu fragen, was Kirche und Welt und damit „Raum“ eigentlich ist. den Auftrag von Kirche: Welchen Raum haben Sie „Freude und Hoffnung, als Antwort auf diese Frage Trauer und Angst der Men- im Kopf? Ein Zimmer, eine schen von heute, besonders Kirche, einen Bezirk, eine der Armen und Bedrängten Stadt? Spätestens bei letzte- aller Art, sind auch Freude rer wird es schwierig mit ei- und Hoffnung, Trauer und ner eindeutigen Antwort. Angst der Jünger Christi. Wo hört städtischer Raum Und es gibt nichts wahrhaft auf und wo beginnt länd- Menschliches, das nicht in licher Raum? Der franzö- ihren Herzen Widerhall fän- sische Philosoph Michel de.“ (GS 1) Foucault hat in einem Vor- Raum wird zu Pastoralem trag vor Architekten 1967 zu Raum, wenn die Mitglieder bedenken gegeben, dass die- der Kirche die Hoffnungen se Frage nicht mehr eindeu- und Ängste aller Menschen tig zu beantworten sei: „Wir in diesem Raum zu ihren ei- sind, glaube ich, in einem genen machen. Und da gibt Moment, wo sich die Welt es keine Existenzfragen und weniger als ein großes sich menschlichen Bedürfnisse, durch die Zeit entwickeln- die im Pastoralen Raum kei- des Leben erfährt, son- nen Raum finden dern eher als ein Netz, könnten. Der Pastorale Wo Raum durch das seine Punkte ver- Raum entsteht aus den knüpft und sein Gewirr Lebenssituationen und durchkreuzt.“ Lebensfragen aller (!) Pastorale Räume ha- Menschen aus dem Sozi- Glaube gewinnt ben klare Grenzen – nur alraum. Diese Verflech- auf den diözesanen Kar- tung ist nicht wählbar, ten. Raum ist Bezie- nicht eine Möglichkeit hung. Die deutsche So- unter vielen. Sie ist ohne ziologin Martina Löw Alternative. schlägt einen Raumbe- Birgit Hoyer griff vor, der über die ausschließlich territori- Bildung Teil des Netzes Raum wird zu Pastoralem Raum, wenn die Mitglieder der Kirche ale Verwendung hi- nausgeht: „‚Der Raum’ die Hoffnungen und Ängste aller Menschen in diesem Raum zu In das Geflecht hi- ist die Vielfalt der mit- ihren eigenen machen. Hier haben alle Bedürfnisse einen Platz. neinverwoben ist der Be- einander verflochtenen reich Bildung des Erzbi- Räume.“ Sozialer und schöflichen Ordinariats materieller Raum, Men- Berlin mit 25 Katho- schen und ihre Wahrnehmung bilden ein sich immer wieder verän- lischen Schulen, mit zirka 9000 Schülern und 900 Lehrkräften, mit derndes Geflecht. Raum existiert nicht isoliert, nicht starr, nicht zirka 20 000 Schülern im Religionsunterricht durch 230 Religions- beständig. Und wo gewinnt nun der Raum durch Glaube? lehrkräfte, mit der Katholischen Hochschule Berlin und ihren knapp 1500 Studenten und mehr als 40 Dozenten. Er steht in enger Verknüpfung mit dem Institut für Katholische Theologie an der Wie entsteht „Pastoraler“ Raum? Humboldt-Universität sowie der Katholischen Akademie Berlin. Durch ihre Haltungen und ihr Handeln aus ihrem Glauben he- Eine Fußnote der Pastoralkonstitution, der im Zweiten Vatika- raus lassen diese Menschen Pastorale Räume entstehen. nischen Konzil festgeschriebenen kirchlichen Verfassung „Gaudi- Lassen Sie uns gemeinsam dieses Netz dichter und bunter we- um et Spes“ (GS) erklärt den Begriff „pastoral“: Damit wird „ge- ben. Denn durch unseren Glauben gewinnt der Raum. 2 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
I NTERVI EW „Finde, was dich stark macht!“ Maike Axenkopf über das Projekt „TEO“ Martina Richter Seit zehn Jahren bietet der Bund der Deutschen Katholischen Jugend erlebnispädagogische Workshops für fünfte bis achte Klassen an staatlichen Schulen an. Nach dem Motto „Trau dich. Erleb dich. Orientier dich.“ lernen Kinder und Jugendliche bei den „Tagen Ethischer Orientierung“ ihre Grenzen kennen und teilweise auch, sie zu überwinden. Also: Runter vom Sofa! Maike Axenkopf ist seit September 2019 die in ganz neuen Gruppen zusammen: Jugendli- muslimisch oder gar nicht konfessionell. Es Referentin im TEO-Büro. Vorher hat die ge- che aus verschiedenen Schulen, unterschied- ist schön, zeigen zu können: Das ist auch Kir- lernte Spiel- und Theaterpädagogin die lichen Orten, aus anderen sozialen Milieus, che! Insofern ist TEO auch ein Aushänge- 72-Stunden-Aktion des BDKJ Berlin koordi- um den Perspektivwechsel zu stärken – auch schild für Kirche an staatlichen Schulen. niert und in Trier studiert. Sie findet theater- um Cliquenbildung entgegenzuwirken. Wir und erlebnispädagogische Methoden bril- arbeiten viel mit den Teilnehmern, es wird Was begeistert dich an TEO? lant, sie braucht Freiheiten und Dynamik – spielerisch über die eigenen Werte und Nor- und genau das gibt es bei TEO. men gesprochen, es gibt Raum zum Nachden- Mich begeistert, dass wir die Möglichkeit ha- ken über sich selbst. Dafür bieten Klassen- ben, wichtige Themen spielerisch und kreativ Was ist eigentlich TEO? fahrten im Normalfall nicht den Rahmen. außerhalb des Klassenzimmers angehen zu Wir bieten ethische Orientierung an können. Ergebnisse werden nicht beurteilt, Bei den „Tagen Ethischer Orientierung“ (TEO) christlichen Werten. Das trägt dadurch im- sie werden aber wahrgenommen und wertge- arbeiten wir erlebnispädagogisch mit Kin- mer den Stempel Kirche und ist insofern auch schätzt. So kann jeder gestärkt aus der Woche dern und Jugendlichen zwischen der fünften besonders spannend, weil wir ganz viel mit gehen. und achten Klasse zusammen, um in den Jugendlichen und Lehrern arbeiten, die aus Außerdem begeistern mich auch die vielen Übergangsphasen Orientierung zu geben. ganz anderen Kontexten kommen: jüdisch, ehrenamtlich Teamenden, die ihr Herzblut Dafür bieten wir aktuell zwei Formate an: für die Sache geben. Das sind oftmals Stu- Bei „TEO outdoor“ lernen die jüngeren denten sozialer Fachrichtungen, die ver- Kinder beim Bau eines Zeltdorfes Out- traut sind mit den Methoden und die viel door-Techniken kennen, wir entwickeln Zeit und Energie in TEO stecken. Und ich Gruppendynamik und stärken die Klas- weiß: Wir garantieren gute Arbeit! senverbände. Bei den Älteren geht es in „TEO take off“ beispielsweise darum, he- Wie kann man TEO unterstützen? rauszufinden: Wer bin ich, was kann ich, was sind meine Grenzen, meine Stärken Unser Projekt wird unter anderem durch und Schwächen, wo möchte ich hin? Landesmittel, das Bistum und die Caritas Das Besondere dabei ist: Es sind junge finanziert. Aber zusätzlich benötigen wir ehrenamtliche gut ausgebildete Tea- ganz praktische Dinge wie Seile, Bälle, mende, die hauptsächlich mit den Kin- Stifte, Farben, Isomatten, Zelte oder Ta- dern und Jugendlichen arbeiten. Und es schenlampen. Außerdem möchten wir ist etwas anderes, wenn nicht die Lehr- mehr Schulen von TEO begeistern und vor kraft, sondern ein sympathischer 23-Jäh- allem auch mehr Teamende gewinnen, die riger sagt: „Sei du selbst, das ist o.k., geh sich mit uns und den Schülern ins Aben- deinen eigenen Weg. Der muss nicht un- teuer stürzen. Denn ohne die Engagierten bedingt gerade und kurz sein. Aber ver- wäre TEO nicht so einzigartig! lier dich dabei nicht und finde, was dich Ich wünsche mir, dass das Konzept wei- stark macht.“ terempfohlen wird, von überzeugten El- tern und Schülern, an öffentlichen Schu- Was unterscheidet TEO von normalen len oder bei Sozialarbeitern im Pastoralen Maike Axenkopf (32) koordiniert drei „TEO take Klassenfahrten? offs“ und ein „TEO outdoor“ pro Jahr mit jeweils Raum. drei bis vier Schulklassen. Sie wird unterstützt Bei „TEO take off“ werden die Klassenverbän- von rund 20 ehrenamtlichen Teamenden. www.teoinberlin.de Foto: Martina Richter de aufgelöst und die Jugendlichen finden sich Unterstützung: DE84 4006 0265 0034 5009 01 3 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
HINTERGRUND Urheber der Charts: Christian Andrees Ist der Heilige Geist messbar? Die Balanced Church-Card – ein Messinstrument Juliane Bittner Die Balanced Church-Card (BCC) wurde von Bernd Halfar entwickelt. Der Professor für Management in sozialen Einrichtungen an der Katholischen Universität Eichstätt will erreichen, dass pastorale Ziele konkret formuliert und messbar werden. „Ja, der Heilige Geist ist messbar“, behauptet Christopher Maaß von Planen und der Plan Gottes gut zusammen – vorausgesetzt, „wir rech- der Prozessbegleitung „Wo Glauben Raum gewinnt“ und zitiert nen ernsthaft mit dem Geist Gottes“. Wenn zum Beispiel Christen, die Bernd Halfar, Autor des Buches Kirchenmanagement. Die Teilneh- der Kirche als Jugendliche den Rücken gekehrt haben, später wollen, mer einer Tagung zu Pastoralkonzept und Balanced Church-Card, zu dass ihre Kinder getauft werden. „Solche Entwicklungen können wir der die Referenten der Kirchlichen Organisationsberatung eingela- nicht herstellen. Aber überlegen, wie wir mit unserem Handeln das den haben, gucken irritiert. „Doch“, legt er nach, „zum Beispiel, wenn Wirken des Heiligen Geistes unterstützen können, etwa was das für wir beim Erarbeiten des Pastoralkonzepts das Wirken des Heiligen die Taufpastoral bedeutet.“ Geistes in uns und unter uns wahrnehmen, konkret werden lassen Seit Jahren verändert sich die Seelsorgelandschaft im Erzbistum und ihm so Raum geben“. Für den Theologen passen menschliches Berlin. Die Bezugsgröße des pastoralen Handelns ist immer mehr 4 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
HINTERGRUND ein Pastoraler Raum, in dem Gemeinden und rei erreichen wollen. Damit geben Sie die Orte kirchlichen Lebens zu einer Seelsorge- Richtung an, in die sich die Pastoral entwi- Unterlagen zur einheit wachsen und reifen sollen. Das hat ckeln soll.“ Entwicklungsphase Konsequenzen: Die Leitungsaufgabe der Natürlich hätten Visionen nichts zu tun Priester verändert sich. Das Handlungsgefü- mit „ich mach‘ mir die Kirche, widdewidde ge hauptberuflicher Mitarbeiter ist neu zu wie sie mir gefällt“. Sie müssten mit der Reali- Inzwischen sind 33 Pastorale Räume er- bestimmen und die Mitverantwortung der tät abgeglichen werden. Als Beispiel nennt öffnet worden, sechs neue Pfarreien sind Ehrenamtlichen bekommt fundamentales Christopher Maaß das Ziel, eine der Kirchen gestartet. Im Jahr 2021 gibt es acht Neu- Gewicht. im Pastoralen Raum als Gebetskirche rund gründungen, 31 Pastorale Räume befin- Spätestens beim Erarbeiten des Pastoral- um die Uhr zu öffnen. Ob diese Idee zu reali- den sich derzeit in der Entwicklungspha- konzepts wird deutlich: In der gegenwär- sieren ist, könne mit der BCC geprüft werden. se. Viele begleiten schon seit Beginn an tigen Situation ist nicht mehr alles wie bis- Etwa indem berechnet wird, wie viele Ehren- den Prozess vor Ort, immer wieder kom- her möglich. Manches verliert, anderes ge- amtliche gebraucht werden, um die Kirche an men neue Ehren- und Hauptamtliche winnt an Bedeutung. Ideen werden geboren, 365 Tagen über 24 Stunden offen zu halten: hinzu. Um die Arbeit in den Gemeinden Visionen nehmen Gestalt an. Mit der Errich- „Wenn dafür rund 50 Ehrenamtliche in zu erleichtern und die anstehenden Auf- tung der neuen Pfarrei steigt die Komplexi- Schichten eingesetzt werden müssen, ist die gaben auf einen Blick bereitzustellen, tät der Pastoral; Entscheidungen müssen Frage, ob man die hat.“ Auch die finanziellen wurden die Unterlagen zur Entwicklungs- getroffen und Schwerpunkte gesetzt wer- Ressourcen wären zu prüfen, etwa Energie- phase und dem ersten Jahr der Pfarrei den. Denn auch das Planen im Vertrauen auf und Heizkosten. „Wetten, dass sich diese Idee aktualisiert und gebündelt. Sie stehen Ih- die Gaben des Geistes brauche konzeptio- damit erledigt hat“, vermutet ein Tagungsteil- nen als Materialienheft mit den drei nelle Abläufe, betont Christopher Maaß. „Ein nehmer. Grundlagentexten „Die Leitgedanken“, Instrument für den Schritt vom Pastoralkon- Christopher Maaß nickt: „Was schade ist, „Pfarrei, Gemeinde und Ort kirchlichen zept zum konkreten Handeln ist die Balan- aber auch pastorales Handeln muss konkret, Lebens“ und „Grundlagen für Dienst und ced Church-Card.“ messbar und evaluierbar sein.“ Er erläutert Einsatz von Priestern“ zur Verfügung. Mit der Entwicklung der Balanced es anhand der BCC-Auftragskarte, mit der Die Broschüre gibt es in Ihrer Pfarrei, in Church-Card (BCC) will Professor Bernd Schwerpunkte und Aufgaben benannt wer- der Servicestelle „Projekte und Prozesse“ Halfar erreichen, dass pastorale Ziele kon- den, um sie dann mit den Kompetenzen und (projekte-und-prozesse@erzbistumber- kret formuliert und messbar werden. „Kir- Ressourcen auszubalancieren. „Nehmen lin.de) oder digital: www.Wo-Glauben- che stellt gerne Konzepte auf, die oft so offen wir den vom Pastoralausschuss mühsam Raum-gewinnt.de/materialien und wachsweich sind, dass man am Ende errungenen Schwerpunkt Familienseelsor- nicht so recht weiß, ob man die Ziele erreicht ge. Ein Ziel ist eine intensivere Erstkommu- hat oder nicht“, so Professor Halfar. „Da nionvorbereitung. Um es konkret und über- zwingt die BCC zum Nachdenken, was mög- prüfbar werden zu lassen, könnte ich als ei- IMPRESSUM lich ist und was nicht.“ ne Kennzahl danach fragen, wie viele der Sonderausgabe der katholischen Wochenzeitung Kinder, die im Frühjahr Erstkommunion Tag des Herrn hatten, zu Weihnachten im Gottesdienst Herausgeber: Der Erzbischof des Erzbistums Im Sinne des Heiligen Geistes waren. Waren da nur ganz wenige, sollte Berlin / Servicestelle „Projekte und Prozesse“, überlegt werden, wie diese Bilanz zu verbes- Leitung: Markus Weber Redaktion: Martina Richter (v. i. S. d. P.) Grundlage der BCC ist das Pastoralkonzept, sern wäre.“ Vielleicht im nächsten Jahr alle Titelbild: Jörg Farys in dem Ideen, Visionen und Ziele für die Erstkommunionfamilien vor der Erstkom- Verlag: St. Benno Buch und Zeitschriften künftige Pfarrei beschrieben wurden. „Es munion besuchen? „Wie soll das gehen“, Verlagsgesellschaft mbH Leipzig, Geschäftsführer: muss aber auch geklärt werden, ob und wie stöhnt ein Gemeindereferent aus der Run- Michael Birkner, Christiane Völkel eine Zielvorstellung im Seelsorgealltag um- de, „wir haben 65 Erstkommunionkinder in Leserservice / Anzeigen: Maria Körner Anschrift: Stammerstraße 9-11, 04159 Leipzig, gesetzt werden kann“, betont Christopher diesem Jahr!“ – „Wäre es denn realistisch, Tel. 03 41 / 4 67 77 12, E-Mail: tdh@st-benno.de, Maaß. Der Balanceakt ist also, Aufgaben, von den 65 Familien erstmal 30 zu besuchen Internet: www.tag-des-herrn.de Ressourcen, Organisation und Kompetenzen und dafür genau festzulegen, wer mit wem Druck: NOZ Druckzentrum GmbH&Co. KG, untereinander abzuwägen. Daher ist es wich- bis wann welche Familien besucht?“ Der Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit tig, sich zu Beginn darüber zu verständigen, Gemeindereferent nickt. „Okay, wäre mög- schriftlicher Genehmigung der Redaktion. was genau gemessen und kontrolliert wer- lich. Doch dann müssten wir anderes las- Widerruf und Datenschutz: Wir verarbeiten und den soll. sen.“ – „Könnte im Sinne des Heiligen Geistes nutzen Ihre personengebundenen Daten für die Pastoralreferent und Organisationsbera- sein“, meint eine Pfarrsekretärin und zwin- Bestellabwicklung sowie weitere Informationen ter Christian Andrees ermutigt zum Han- kert ihm zu. und Angebote durch uns, erforderliche Dienstleis- ter und Unternehmen ausschließlich im Rahmen deln: „Im Pastoralkonzept werden die Ziele, „Die Balanced Church-Card kann dazu der Datenschutz-Grundverordnung Artikel 6 (1) f. das Leitbild und die Aufgaben beschrieben. beitragen, dass der Heilige Geist eine Chance Sie können jederzeit per Post an unsere o.g. Adres- Die Gretchenfrage ist nun: Wie, mit welchen bekommt, unser Planen und Handeln zu se oder per E-Mail (datenschutz@st-benno.de) Maßnahmen, komme ich von der Vision zur durchtränken, damit es nicht beim Träumen der Verwendung Ihrer Daten für Werbezwecke Umsetzung?“ Definiert werde Vision als „mo- bleibt“, sagt Christopher Maaß und erinnert widersprechen. Unsere ausführliche Datenschutz- erklärung und unsere Lieferbedingungen finden tivierende, positiv formulierte Vorstellung an das Lied von den neuen Wegen, auf die es Sie unter www.tag-des-herrn.de des Zustandes, den Sie für Ihre künftige Pfar- zu vertrauen gilt. 5 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
R E P O RTA G E „Wir sind auf dem Weg“ Spendenlauf, Musical und Glaubensabende im Pastoralen Raum Rüdersdorf–Erkner–Hoppegarten–Petershagen Juliane Bittner Viel Wald, weite Wege, ungünstige Verbindungen mit dem öffentlichen Nahverkehr – der Pastorale Raum östlich von Berlin webt ein Netz aus verbindenden Veranstaltungen. Im Pfarrhaus der Gemeinde Heilige Familie in Rüdersdorf duftet es nach Kaffee. Die Steuerungsgruppe tagt. Zum Pastoralen Raum gehö- ren neben Heilige Familie Rüdersdorf die Pfarrgemeinden St. Boni- fatius in Erkner, St. Georg in Hoppegarten und St. Hubertus in Pe- tershagen. Wie läuft er denn so, der Pastorale Prozess? „Es ist so, dass es nicht einfach ist“, sagt der Leiter der Entwick- lungsphase, Domkapitular Monsignore Martin Pietsch schmun- zelnd. „Aber wir sind auf dem Weg.“ Weg ist ein Stichwort in der Runde: „Wir haben viel Wald, weite Wege – und Tesla“, beschreibt Gemeindereferent Klemens Stachowiak den Raum mit seinen rund 4700 Katholiken. „Na ja, wie das mit dem Elektroautobauer wird, ist ja noch nicht so ganz klar“, meint Fabian Jermis. „Aber die weiten Wege haben wir. Wenn ich zum Beispiel mit den öffentlichen Ver- kehrsmitteln von Erkner nach Petershagen will, muss ich mit der S-Bahn erst bis Ostkreuz fahren und von dort dann zurück nach Pe- tershagen.“ Was das Prinzip Gerechtigkeit, nach dem Veranstal- tungen wie die Themenabende in der Fastenzeit oder die Treffen der Firmanden abwechselnd in allen vier Pfarrgemeinden stattfinden, zwar erschwere, „aber so hat es jeder mal länger und mal kürzer“. Auch das Musical „Franziskus. Ein Heiliger und ein Papst“, das 2019 aufgeführt wurde, war ein Knotenpunkt im Netz, das den Glau- bensraum verbindet. Für den Initiator des Projekts, Sebastian Aehlig, der im Pastoralausschuss die Belange der Kirchenmusik vertritt, war es selbstverständlich, Musikbegeisterte aus allen Generationen, Ge- meinden und Gottesdienstorten zu gewinnen. Da waren auch die Ordensfrauen aus Alt-Buchhorst mit Freude dabei. Und weil so ein Musical nicht mit dem Schlussapplaus „abgehakt“ ist, kann an die positiven Erfahrungen bei den Proben und den Aufführungen in den Kirchen von Erkner und Petershagen angeknüpft werden. Damit sind die beiden „Franziskusse“, Franz von Assisi und Papst Franziskus, zu Impulsgebern für den Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“ und seine Themen geworden. Verbindende Aktivitäten im Dienst an den Menschen vor Ort Auch wenn am Ende die Gründung der neuen Pfarrei steht, geht es nicht nur um Strukturfragen. Im Mittelpunkt steht der Auftrag der Kirche, sich in die „Welt von heute“ einzubringen, wie es das Zweite Musik verbindet Menschen. Diesem Grundsatz folgend, übte Chorleiter Sebastian Aehlig mit Musikern der Gemeinden im Pastoralen Raum ein Musical ein. Die Vatikanische Konzil formuliert hat. Darin sind sich die Mitglieder Spendeneinnahmen gingen an die Suppenküche in Pankow. der Steuerungsgruppe einig. Deshalb werden nicht nur die Pfarrge- Foto: Matthias Peschke meinden mit ihren Kirchen in Rüdersdorf, Herzfelde, Schöneiche, 6 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
R E P O RTA G E Antonia, Nicolas und Dominik sind zusammen 57 Runden gelaufen und haben 130 Euro eingesammelt. Foto: Alexander Aehlig Erkner, Berlin-Rahnsdorf, Alt-Buchhorst, samen Glaubensabenden in der Fastenzeit. In Denn bei allen Aktivitäten gehe es darum, Hoppegarten, Petershagen, Altlandsberg diesem Jahr ist das Thema Familie dran: „In dass der Glaube an Raum und Tiefe gewinnt. und Strausberg, sondern auch die „Orte Hoppegarten ist ein Abend mit einem Rück- Das setze auch voraus, dass in den Arbeits- kirchlichen Lebens“ in den Prozess einbezo- blick auf die Familiensynode und einem Ein- gruppen des Pastoralausschusses sowohl gen – das Theresienheim in Schöneiche, die blick in ‚Amoris laetitia‘ geplant. In Erkner Mitglieder des Pastoralausschusses als auch Grundschule St. Hedwig, die Einrichtungen sollen biblische Familiengeschichten auf Ak- Mitglieder aus allen Pfarrgemeinden vertre- der Caritas, das Christian-Schreiber-Haus in tualität getestet werden, in Rüdersdorf heißt ten sind und alle Interessierten aus den Ge- Alt-Buchhorst oder die Militärseelsorge in das Thema des Abends ‚Familie – das ist ja meinden regelmäßig über deren Arbeit in- Strausberg. „Kirche und Glaube sind ja nicht kaum auszuhalten!‘, und der Kinderpastoral- formiert würden. Selbstzweck, sondern Auftrag im Dienst an kreis der Petershagener wird einen Glaubens- Als ein Beispiel nennt Matthias Koch ein allen, die hier leben“, bekräftigt Monsignore nachmittag für Kinder gestalten“, zählt Forum, zu dem die AG „Glauben feiern“ ein- Pietsch. Matthias Koch auf. geladen hatte, bei dem sich 34 Engagierte Ein Beispiel für solch eine aus den vier Pfarrgemeinden „Dienstleistung“ war der ge- über die Schönheit der Liturgie in meinsame Spendenlauf für die „In kleinen Schritten, ja, aber wir haben uns auf den ihren vielen Formen ausgetauscht im Bau befindliche Nachsorge- Weg gemacht, die Gemeindegrenzen aufzubrechen.“ haben. Bei einem weiteren Fo- klinik für schwerkranke Kinder rum, auf dem über die Arbeit der in Strausberg. „Auf die Plätze, AG „Unser Gemeinde-Leben“ in- fertig, los“ hieß es dabei nicht nur für die Die Jugendlichen aller vier Pfarrgemein- formiert und diskutiert wurde, seien fast Schüler der katholischen Grundschule den haben bei einer „Adventsnachtwache“ die 100 Interessierte nach Erkner gekommen, St. Hedwig in Petershagen, sondern auch „Pastorale-Raum-Jugend“ gegründet, ergänzt ergänzt Fabian Jermis. für Kinder aus allen vier Pfarrgemeinden Pfarrer Pietsch. „Nach der heiligen Messe in Friedlich scheint es zuzugehen bei der des Pastoralen Raums, berichtet Fabian Erkner begann der gemeinsame Abend mit pastoralen Raumplanung. „Wir haben aber Jermis. „Alle haben sich gegenseitig ange- Spielen und einem Film. Kurz vor drei Uhr auch noch keine ‚heilige Kuh‘ geschlachtet“, feuert, haben Obst und Kuchen mitge- morgens, also mitten in der Nacht, fuhren sie gibt der Gemeindereferent zu bedenken. bracht, die Stimmung war großartig, und mit der S-Bahn in den Wedding zur Jugendro- Monsignore Pietsch nickt. So ein Wachs- der Erlös konnte sich sehen lassen.“ ratemesse in St. Joseph.“ Für ihn sei das ein tumsprozess mute jedem „Raumbewohner“ Beispiel, wie zusammenwachsen kann, was etwas zu, fordere dessen Mut zur Verände- zusammenwachsen soll und wo man der De- rung heraus und die Bereitschaft, sich Informieren und investieren vise der Bistumsjugend folgt: „Runter vom höchstpersönlich zu investieren. „In kleinen Sofa!“. Was auch für die Wallfahrten gelte, zu Schritten, ja, aber wir haben uns auf den Weg Matthias Koch aus der Steuerungsgruppe denen alle „Raumbewohner“ alle zwei Jahre gemacht, die Gemeindegrenzen aufzubre- berichtet von einem anderen Mosaikstein im eingeladen sind, fügt Gemeindereferent Kle- chen. Wie sich das alles entwickelt, weiß der Prozess der Raumgewinnung: den gemein- mens Stachowiak hinzu. Herr allein.“ 7 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
R E P O RTA G E Gottes Segen! Mittlerweile gibt es sechs neue Pfarreien im Erzbistum Berlin, allein in diesem Jahr sind vier gestartet. Cornelia Klaebe Mehr als ein Verwaltungsakt: St. Bernhard und St. Otto im Norden des Bistums, St. Josef Treptow-Köpenick und Heilige Drei Könige in Nord-Neukölln haben einiges anlässlich ihrer Neugründungen geplant. ben in der Pfarrei gemeinsam mit den Hauptamtlichen vor der Ge- meinde zu bekunden. So ist es eine große Anzahl von Menschen, die versprechen, den Dienst in Gemeinschaft mit dem Erzbischof auszu- üben, dem Glauben zu dienen, die Frohe Botschaft zu verkünden. Nun folgt der letzte offizielle Akt des Gottesdienstes: Die Gremien und Orte kirchlichen Lebens der Pfarrei werden benannt – und die- Fotos: Walter Wetzler jenigen der Anwesenden, die dazu gehören, stehen bei der Nennung auf. Der Erzbischof ist beeindruckt: „So viele Engagierte, das ist nicht selbstverständlich.“ Vor dem Schlusssegen gibt es noch Geschenke: Die bisherigen Pfarrkirchen bekommen jeweils eine Bronzetafel mit den Heiligen Drei Königen und einer Landkarte von Nord-Neukölln; außerdem erhalten die drei Gemeindekirchen aus der Holzwerkstatt der Mari- Gemeinsame Zukunft in Nord-Neukölln enschule jeweils die gleichen Figuren der Heiligen Drei Könige. Auch der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Menschengrüppchen laufen am 12. Januar durch Berlin-Neukölln. Superintendent Christian Nottmeier sind anwesend und sprechen Aus allen Richtungen treffen sie in der katholischen Schule St. Mari- Grußworte. Pfarrer Kalinowski freut sich, befragt nach seinen Gefüh- en ein. Ungewöhnlich, denn es ist Sonntag, kein Unterricht. Auch der len, vor allem darüber, dass „manche Doppelstrukturen jetzt wieder Altersschnitt ist spürbar höher als das hier sonst der Fall sein mag: in ein normales Maß kommen“. Dass die Pfarrei bereits sehr gut zu- Die Menschen wollen zum Festgottesdienst zur Gründung der Pfar- sammengewachsen sei, führt er darauf zurück, dass man schon seit rei Heilige Drei Könige Nord-Neukölln (Foto oben). Denn die Gemein- 2006 gemeinsam unterwegs sei: „Und seit 2010 haben wir auch den St. Christophorus, St. Clara und St. Richard haben den Prozess schon ein gemeinsames Sekretariat.“ Daher sei der Prozess nicht so „Wo Glauben Raum gewinnt“ vollständig durchlaufen und schließen schmerzhaft gewesen. mit der Neugründung die Entwicklungsphase ab. Offizielles Grün- dungsdatum von Heilige Drei Könige und drei weiteren Pfarreien im Erzbistum war zwar schon der 1. Januar, aber der feierliche Gottes- Festlicher Empfang im Rathaus Köpenick dienst in Neukölln mit Erzbischof Heiner Koch ist heute. In ihrer Begrüßung sagt Monika Laßmann aus dem Pfarreirat: Auch in den anderen neuen Pfarreien gibt es feierliche Eröffnungen. „Nach einem langen gemeinsamen Weg gehen wir nun in einer Pfar- St. Josef in Treptow-Köpenick war sogar schon eine Woche früher rei mit drei Gemeinden in eine gemeinsame Zukunft.“ Die Vielfalt der dran als Heilige Drei Könige, am 5. Januar. „Uns war es wichtig, dass Glaubenswege in dieser Pfarrei sehe man als Schatz, das gewählte alle mit einbezogen sind“, erzählt Pfarrer Matthias Laminski. Das Patronat sei Auftrag, sich auf den Weg zu machen, bezieht sie sich Pfarrgebiet ist mit 126 Quadratkilometern spürbar größer als das immer wieder auf die Weisen aus dem Morgenland. Nach der Predigt von Neukölln. Daher gab es schon im Laufe des Nachmittags ein folgt der eigentliche Akt der feierlichen Pfarreigründung: Der Erzbi- Mitsingkonzert in St. Antonius in Oberschöneweide, an dem etwa 50 schof verliest erst die Urkunde, in der die Aufhebung der bisherigen Personen teilnahmen und ein „sehr gut besuchtes“ Konzert des Kam- Pfarreien und die Errichtung der neuen festgeschrieben ist, danach merchors Berlin in Christus König in Adlershof. die Ernennungsurkunde für Pfarrer Martin Kalinowski. Der Pfarrer Nach dem abendlichen Festgottesdienst in der Pfarrkirche bekommt vom Erzbischof die Taufschale, die Beichtstola, die heiligen St. Josef konnte die Festgemeinde zu Fuß wenige hundert Meter in Öle und das Evangeliar überreicht. Danach legt er seine Hände auf das Köpenicker Rathaus (Foto Seite 9 oben) weiterziehen, in dem der den Altar. So wird er mit der Spendung der Sakramente beauftragt. Empfang stattfand und Bezirksbürgermeister Oliver Igel die zahlrei- Anschließend stellt der Pfarrer das Pastoralteam vor. Er lädt alle chen Gäste begrüßte. „Einen schöneren Rahmen als den historischen Ehrenamtlichen ein, ihre Bereitschaft zur Übernahme ihrer Aufga- Saal hätte es für unsere Feier mit 300 Personen nicht geben können“, 8 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
R E P O RTA G E freut sich Pfarrer Laminski. Dass die Pfarrei dern zu beten und zu singen. Die anstrengen- sund/Rügen/Demmin ist mit 4122 Quadrat- mit St. Josef das Patronat ihrer Pfarrkirche de Reise hat sich gelohnt: Sie nehme es als kilometern nun die flächengrößte Pfarrei gewählt hat, sei sicher auch deshalb gesche- „den Beginn von etwas Neuem, Großen, Deutschlands. Hier leben rund 6450 Katholi- hen, weil das „weniger verwirrend“ sei, sagt Spannenden“ wahr, sagte eine Frau in Wol- ken. Mit ihrem Patronat nimmt die Pfarrei er. Aber auch dieses Patronat ist aus zehn gast. Ein Gemeindemitglied, das die Fahrt Bezug auf die Zisterzienser, die das Gebiet im eingebrachten Namen im Pastoralausschuss mitgemacht hat, sagte am Schluss, alles sei christlichen Glauben geprägt haben. Der fei- ausgewählt worden. sehr ergreifend gewesen und habe gut zu- erliche Gottesdienst zur Eröffnung von sammengepasst. St. Bernhard findet am 28. März um 16 Uhr in Beim feierlichen Gottesdienst (Foto un- der Kirche Heilige Dreifaltigkeit (Stralsund) Große Flächen im Norden des Bistums ten) am Nachmittag mit dem Erzbischof er- statt. Anschließend gibt es einen Empfang in klärte Propst Frank Hoffmann, man habe der Kulturkirche St. Jacobi. Ebenfalls alle Gemeindeteile einbezogen hat sich „mit großer Einmü- die neue Pfarrei St. Otto Usedom-Anklam- tigkeit“ für das Patronat Greifswald. Die selbstgestellte Aufgabe, die entschieden und könne in einer morgendlichen Andacht gesegneten im Nachhinein sagen: Ikonen des heiligen Bischofs Otto von Bam- „Wer hätte näher gele- berg an alle Gottesdienstorte zu bringen, gen als Bischof Otto, der dort aufzustellen und zu verehren, erwies Apostel von Pom- sich als tagesfüllend: Von St. Joseph in mern?“ Anschließend Greifswald ging es mit dem Reisebus über St. fand eine Feier im Kul- Marien Gützkow, Herz Jesu Wolgast, St. Otto turbahnhof statt. Zinnowitz und Stella Maris Heringsdorf Die neue Nach- nach Salvator in Anklam, um jeweils gemein- barpfarrei St. Bernhard sam mit den örtlichen Gemeindemitglie- von Clairvaux Stral- HINTERGRUND Patrozinien für neue Pfarreien Mit dem Abschluss des zweiten Jahres der Entwicklungsphase und In jedem Fall ist darauf zu achten, dass in den künftigen 35 neuen der Fertigstellung des Pastoralkonzeptes wird auch die Frage nach der Pfarreien des Erzbistums jedes Patrozinium nur einmal vergeben Pfarrkirche und dem Patrozinium einer neuen Pfarrei entschieden. wird. Sie möchten wissen, welche Patronate bereits vergeben sind? Der Erzbischof empfiehlt, der Pfarrei den Namen der gewählten Pfarr- Hier finden Sie eine Übersicht: www.wo-glauben-raum-gewinnt.de/ kirche zu geben. Die Patronate der anderen Gemeinden in der Pfarrei patronate bleiben davon unberührt. Sie haben Fragen zur Wahl Ihres zukünftigen Patroziniums? Sollte aufgrund pastoraler Gesichtspunkte ein neues Patrozinium Bitte wenden Sie sich an die Servicestelle „Projekte und Prozesse“: sinnvoll sein, kann nach Rücksprache ein solches vergeben werden. projekte-und-prozesse@erzbistumberlin.de; 0 30 / 3 26 84 -2 31 9 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
HINTERGRUND Doppik Martina Richter Die Einführung der Doppik in den neuen Pfarreien ist keine leichte Aufgabe. In St. Elisabeth hat ein Team ganze Arbeit geleistet und Strukturen geschaffen. „Auch eine Weltreise beginnt erst ein- mal damit, dass man aus der Tür geht und zuschließt.“ – sagt ein altes Sprich- wort und dieses Motto legt Edith We- ber der Einführung der Doppik in den neuen Pfarreien zugrunde. Gemein- sam mit ihrem Kollegen Florian Klei- ne hat sie vonseiten des Ordinariats das Pilotprojekt der Einführung der Doppik in St. Elisabeth betreut. Zu- sammen mit dem Verwaltungsleiter Sebastian Hoeber und der Verwal- tungsfachkraft Wulf Zimmermann haben sie begonnen, Standards für die in den neuen Pfarreien abzubilden- den Prozesse zu schaffen. „Wir sind ein gutes Team – standen von Anfang an in regelmäßigem Austausch und versuchen, gemeinsam Probleme zu lösen“, resümiert der für St. Elisabeth Edith Weber hat einen Zeitstrahl erstellt, was wann zu erledigen ist bei der zuständige Verwaltungsleiter. Einführung der Doppik in den neuen Pfarreien. Foto: Florian Kleine Ablösung der Kameralistik über Kostenstellen gemacht und die Erträge und Aufwendungen diesen Kostenstellen zugeordnet“, berichtet Verwaltungsleiter Seba- Mit der Gründung der neuen Pfarrei wird zum Tag ihrer Errichtung stian Hoeber und ergänzt: „Wichtige Voraussetzung für die Gewähr- das bisherige Abrechnungswesen der kameralistischen Einnahmen- leistung des Zahlungsverkehrs war das rechtzeitige Einrichten eines Ausgaben-Rechnung auf die doppelte Buchführung in Konten (Dop- neuen gemeinsamen Kontos, auf das der leitende Pfarrer, der Verwal- pik) umgestellt. Zur Einführung der Doppik ist es für jede Pfarrei tungsleiter, die Verwaltungsfachkraft und die zur Zahlung berech- notwendig, zum Stichtag 31. Dezember des Vorjahres, eine Eröff- tigten Personen des Erzbischöflichen Ordinariats Zugriff haben.“ nungsbilanz nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuches zu erstel- Die Pfarreien werden bei der Umstellung tatkräftig unterstützt: len. In diese Bilanz müssen alle Vermögensgegenstände und Schul- Edith Weber und Florian Kleine stehen als Ansprechpartner im Erz- den aufgenommen werden. Nach einer umfänglichen Bestandsauf- bischöflichen Ordinariat für konkrete Fragen zur Verfügung. Zusätz- nahme (Inventur) und Bewertung aller Vermögensgegenstände wird lich gibt es kurz vor der Gründung der neuen Pfarrei Schulungen zur das Inventarverzeichnis erstellt, in dem zum Beispiel alle Grund- Buchhaltungssoftware MACH. Da geht es um ganz praktische Dinge stücke, Gebäude, technischen Anlagen, die Betriebs- und Geschäfts- wie die Einwahl ins System, Rechnungen hochladen und Einlesen der ausstattung, Finanzanlagen, Vorräte, Geldbestände auf Konten, Belege, Buchungen und Freigaben etc. Auch hier ist Herr Kleine an- Bargeldbestände, Forderungen, Verbindlichkeiten einzeln aufge- sprechbar, wenn im Arbeitsalltag in der Gemeinde Fragen auftau- führt und bewertet werden. Grundlegende Hinweise dazu und zu chen. Geplant ist außerdem, eine Art Regelwerk zu erstellen als einigen Vereinfachungsregeln erhalten die Pfarreien vor dem Stich- Handbuch für die Pfarreien, damit die weiteren Einführungen der tag in einem Schreiben vom Erzbischöflichen Ordinariat. Doppik reibungsloser gelingen können. Neu ist außerdem, dass künftige Pfarreien mit Hilfe einer Über- Nach einem abschließenden Rat für die Umstellung in der Pfarrei leitungsrechnung der ehemaligen Jahresabschlüsse in dem neuen gefragt, betont Verwaltungsfachkraft Wulf Zimmermann: „Offen Buchhaltungssystem MACH rechtzeitig eine Jahresplanung vorneh- sein für die Anforderungen und Tätigkeiten – es ist keine Raketenwis- men können. „Eine solche Überleitungsrechnung hat es für St. Elisa- senschaft. Wichtig ist es, mit Geist an die Umstellung zu gehen und beth noch nicht gegeben, daher haben wir uns frühzeitig Gedanken sich lösungsorientiert zu verhalten.“ 10 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
HINTERGRUND Eigenverantwortung Wenden Sie Was ist neu im „Kirchlichen sich jederzeit Vermögensverwaltungsgesetz“? an uns! Wie eine Kirchengemeinde ihr Vermögen von der müssen weder dem Kirchenvorstand noch wem verwalten lässt, ist im „Kirchlichen Ver- der Kirchengemeinde angehören. In den Fach- Die Servicestelle „Projekte mögensverwaltungsgesetz“ im Erzbistum Ber- ausschüssen Finanzen, Bau und Eigenbetriebe und Prozesse“ ist lin (KiVVG) geregelt, das am 14. November (zum Beispiel Kita, Senioreneinrichtung, 2019 in Kraft gesetzt wurde. Friedhof ) können sich mit Engagement und verantwortlich für den Was ist neu in diesem Gesetz, das im vergan- Kompetenz viele Menschen einbringen. Ein Pastoralen Prozess „Wo genen Jahr nach 13 Jahren Geltung den Vor- Novum ist weiter, dass diese Ausschüsse nicht Glauben Raum gewinnt“. gänger für die nach 2016 gegründeten Kir- nur beratend arbeiten – in dem vom KiVVG chengemeinden abgelöst hat? Kurz zusam- gesetzten Rahmen (§ 47 KiVVG) können sie mengefasst: „Entlastung“, „Engagement“ und Beschlüsse fassen, die keiner Bestätigung „Eigenverantwortlichkeit“. durch den Kirchenvorstand mehr bedürfen. Da wäre zuerst die Verwaltungsleitung, die Durch die Kirchenaufsicht – in der Zentra- Die Servicestelle „Projekte und Pro- dem Pfarrer und dem Kirchenvorstand zur len Servicestelle Recht, Kirchenaufsicht, Revi- zesse“ bildet im Prozess „Wo Glauben Seite gestellt ist. In allen weltlichen Belangen sion angesiedelt – werden bestimmte Beschlüs- Raum gewinnt“ die Schnittstelle für arbeitet der Verwaltungsleiter dem Kirchen- se und Willenserklärungen erst durch eine Pfarreien, Gremien, Muttersprach- vorstand und seinem Vorsitzenden zu, ohne kirchenaufsichtliche Genehmigung gültig. Al- liche Gemeinden und Orte kirchlichen dass jedoch der Pfarrer oder der Kirchenvor- lerdings soll auch hier die Eigenverantwort- Lebens zu den Arbeitsbereichen „Sen- stand aus der Verantwortung für das Vermö- lichkeit der Kirchengemeinde gestärkt wer- dung“ und „Ressourcen“ im Erzbischöf- gen und die Verwaltung der Kirchengemeinde den, wenn viele Anschaffungen und Maßnah- lichen Ordinariat. entlassen werden. men erst ab einem Gesamtkostenrahmen von Sie ist da, wenn es um Fragen der Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für mehr als 50 000 Euro genehmigungspflichtig Entwicklungsphase geht und begleitet den Kirchenvorstand, die neu errichteten werden und bestimmte befristete Anstel- den Prozess in den Pastoralen Räumen großen Kirchengemeinden, mit ihren oftmals lungen keinem Genehmigungsvorbehalt mehr vor Ort. Bei ihr sind zentrale Projekte vielen verschiedenen Einrichtungen und Lie- unterliegen, somit also der Schritt der kirchen- wie das Systemische Fundraising ange- genschaften zu verwalten. Deshalb wurden aufsichtlichen Genehmigung entfällt. siedelt ebenso wie die Kirchliche Orga- mit der Inkraftsetzung des neuen KiVVG Fach- Dies sind nur drei Schlaglichte aus dem nisationsberatung. ausschüsse ins Leben gerufen. Diese werden neuen Gesetz. Es ist geprägt davon, dort – wo Kontakt: projekte-und-prozesse@ vom Kirchenvorstand bestellt, zwei Mitglieder Glauben Raum gewinnt – einen verantwort- erzbistumberlin.de; 0 30 / 3 26 84 -2 31 des Kirchenvorstandes sind Vorsitzender und lichen und fruchtbaren Umgang mit den welt- stellvertretender Vorsitzender des Fachaus- lichen Gütern der Kirchengemeinde zu ermög- schusses, aber die bis zu acht weiteren Mitglie- lichen. Foto: Angela Kröll Markus Weber, Leiter der Servicestelle „Projekte und Prozesse“ und „Wo Glauben Raum gewinnt“ im Erzbistum Berlin. 11 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
R E P O RTA G E Um den Tod herum St. Bernhard von Clairvaux hat ein neues Angebot, die Lazarusdienste Anja Goritzka In Stralsund sind Ehrenamtliche erreichbar, die andere Menschen in Grenzsituationen des Lebens begleiten und unterstützen – täglich von 8 bis 22 Uhr unter der Telefonnummer der Lazarusdienste. Aber sie tun viel mehr als nur zuhören – sie helfen in schwierigen Lebenssituationen. „Trauer ist langwierig und sehr individuell“, ist Martina Steinfurth, an: Gespräche beim Bestatter, die Vorbereitung der Trauerfeier. Be- Leiterin des Stralsunder Caritas-Hospizdienstes, überzeugt. Mit zir- schwert von der Trauer fühlen sich Angehörige dann schnell über- ka 15 Interessierten sitzt sie an einem Abend im November im Ge- fordert und allein. Hier helfen die Ehrenamtlichen der Lazarus- meinderaum der Kirche Heilige Dreifaltigkeit in Stralsund zusam- dienste. Sie hören zu und begleiten Betroffene auch in der Sterbe- men und vermittelt ihr Wissen in einer Fortbildung von Ehrenamt- stunde von Angehörigen. Zudem vermitteln sie professionelle Bera- lichen zum Thema Trauer und wird dabei auch praktisch: „Wie ver- tung zu Vorsorgemöglichkeiten wie Patienten- und Betreuungsver- haltet ihr euch? Ihr kommt zu einer Frau, die einen engen Angehöri- fügungen und zu Nachlassverfahren. gen verloren hat. Wie geht ihr vor?“, fragt sie die Runde. Einfach Die neue Pfarrei St. Bernhard von Clairvaux hat sich die Themen hinsetzen, reden lassen, Fragen, ob man umarmen darf – sind die Trauerarbeit, Sterben, Umgang mit dem Tod ins Pastoralkonzept Antworten und Martina Steinfurth meint: „Wenn es einem selbst geschrieben. „Die Themen Tod und Sterben finden kaum Resonanz dabei zu eng wird, dürft ihr auch weinen. Aber ihr müsst in eurer in der Öffentlichkeit und sind doch so wichtig“, ist Pfarrer Andreas Rolle des Tröstenden bleiben.“ Trauernde begleiten ist eine der Auf- Sommer überzeugt. Deshalb wurde gemeinsam mit Ehrenamtlichen gaben der Lazarusdienste, die die Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit in und Hauptamtlichen das Konzept der Lazarusdienste entwickelt. Kooperation mit dem Caritas-Hospizdienst und dem Erzbistum Ber- Sechs Säulen gibt es bisher: Gespräche und Begegnung mit einem lin gegründet hat. Die Lazarusdienste bieten Hilfsangebote für Men- Besuchsdienst und einem Begegnungscafé, die Vermittlung von schen in schwierigen Lebenssituationen – das können eine schwere professioneller Beratung zu Vorsorgemöglichkeiten, der Beistand Krankheit, der Tod eines geliebten Angehörigen oder seelische Belas- und die Seelsorge in der Sterbestunde für Betroffene und Angehöri- tungssituationen sein. Wenn beispielsweise ein geliebter Mensch ge, die Begleitung und Hilfe bei Erkrankungen, die Vermittlung von gestorben ist, sind viele Dinge zu regeln. Es stehen Behördengänge Sterbebegleitung in vertrauter Umgebung und palliative Beratung sowie die Anteilnahme und Stärkung, indem Ehrenamtliche Men- schen zur letzten Ruhestätte ihrer Verstorbenen begleiten oder gar als Einzige zu einer Trauerfeier gehen. „Wie oft kommt es vor, dass niemand mehr zur Trauerfeier geht, weil gar keiner mehr da ist? Hier können wir helfen und mitgehen“, meint Pfarrer Sommer. Gerade bei der Begleitung von schwer Erkrankten können die Ehrenamtlichen auf einen sehr erfahrenen Caritas-Hospizdienst in Stralsund zurück- greifen. Dieser kooperiert mit den Lazarusdiensten, bleibt aber ei- genständig, wie die Leiterin Martina Steinfurth betont. „Wir holen sicherlich keine Menschen vom Tod zurück wie Jesus es bei Lazarus getan hat, aber wir können alles andere drum herum in den Blick nehmen“, ist Pfarrer Andreas Sommer überzeugt. Auch kleine Dienste sind willkommen! Foto: Walter Wetzler Für alle sechs Bereiche haben sich seit September 2019 fast 70 Eh- renamtliche gefunden, die fort- und ausgebildet werden, zum Teil durch Fortbildungsabende in Heilige Dreifaltigkeit mit internen Referenten wie Pfarrer Sommer oder Martina Steinfurth, zum Teil durch externe Angebote. Unterstützung für die Lazarusdienste gibt 12 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
R E P O RTA G E Foto: Sabine Erp / pixabay es vom Erzbischöflichen Ordinariat Berlin. be, um beispielsweise mit einer Frau, die die die angebotenen Dienste vermitteln. Und „Die Gemeinde übernimmt Verantwortung nicht mehr so gut zu Fuß ist, zum Friedhof zu sie haben sich auf die Fahnen geschrieben: für die Themen Sterben, Tod und Trauer in fahren, damit sie das Grab ihres Mannes be- „Wir wollen für alle Menschen da sein, die der Stadt Stralsund selbst und darüber hi- suchen kann, dann reicht das vollkommen Unterstützung benötigen, unabhängig von naus“, resümiert die Leiterin des Bereiches aus“, meint Martina Steinfurth. Die Fortbil- Religion und Weltanschauung.“ Pastoral im Erzbistum Berlin, Uta Raabe, bei dung zum Thema Trauerbegleitung ging im der Vorstellung der Lazarusdienste in Stral- Januar in den Räumen der Gemeinde Heili- sund. Außerdem ist sie überzeugt: „Ich kann ge Dreifaltigkeit in Stralsund weiter. Das KO N TA K T mir vorstellen, dass jemand gut am Telefon Thema: Trauerrituale und der Umgang mit sprechen kann, ein anderer eventuell nicht, Trauer nach einem Suizid. „Wir wollen auch Die Lazarusdienste sind kostenlos – wir freuen uns der möchte es aber machen. Dann kann die Gesprächstraining anbieten. Denn Trauer über ehrenamtliche und finanzielle Unterstützung. Gemeinde für ihn über uns einen Workshop lässt sich nicht bewerten. Es ist ein Gefühl Lazarusdienste Stralsund zum Thema Gesprächsführung erhalten.“ und auch jeder Trost ist anders“, ist sie über- Martina Steinfurth Auch wenn die Dienste gestartet sind, wer- zeugt. Frankenwall 7, 18439 Stralsund den immer noch Ehrenamtliche gesucht, die Anfang Februar sind die Lazarusdienste m-steinfurth@caritas-vorpommern.de 0 38 31 / 4 63 92 30 gerne mitmachen möchten. „Auch kleine mit einer zentralen Telefonnummer offiziell Dienste sind willkommen! Wenn ich nur gestartet. Unter 0 38 31 / 4 63 92 30 sind IBAN: DE67 1505 0500 0100 0776 50 einmal im Monat eine halbe Stunde Zeit ha- täglich von 8 bis 22 Uhr Menschen erreichbar, Verwendungszweck: Lazarusdienste PROJ EKT Soziale Arbeit in den Pastoralen Räumen Die Leitgedanken des Prozesses „Wo Glauben Raum gewinnt“ sprechen Räumen: Seit dem 1. Februar ist Andrea Baro im Pastoralen Raum von den Herausforderungen der Zeit und den sich verändernden kirch- Buch-Bernau-Eberswalde als Sozialarbeiterin im Einsatz. Ihr Schwer- lichen Strukturen. Es geht zum einen darum, kirchliches Leben zu punkt liegt aktuell auf der Analyse des Sozialraums, dem Kennenler- stärken, aber auch darum, den Blick zu weiten, um Menschen wahrzu- nen sowie Netzwerkaufbau und –pflege. Die Sozialarbeiterin Juliana nehmen, die am Rande von Kirche und Gesellschaft leben oder die Gott Wiencek verstärkt das Pastoralteam im Nordosten Berlins und Ewelina nicht kennen. Zu den in der Pastoral tätigen Priestern, Diakonen, Ge- Lipińska unterstützt ab dem 1. April den Pastoralen Raum Hoppenwal- meindereferenten und Pastoralreferenten sollen zukünftig im Pasto- de/Pasewalk mit dem Schwerpunkt Löcknitz an der polnischen Grenze. ralen Raum beziehungsweise in den neuen Pfarreien auch Sozialpäda- Dass sie polnisch spricht, versteht sich, außerdem steht sie kurz vor gogen oder Sozialarbeiter das Pastoralteam ergänzen, die als Experten dem Abschluss ihres Studiums der sozialen Arbeit. Ziel des Pilotpro- als Bindeglied zur sozialen Arbeit karitativer und diakonischer Träger jekts ist es, Handlungsfelder und Angebote für die Soziale Arbeit in der sowie zu nichtkirchlichen Einrichtungen fungieren. Das Pilotprojekt Pastoral vor Ort zu definieren und Vorschläge zur Weiterentwicklung zusammen mit dem Caritasverband für das Erzbistum Berlin und der dieses Arbeitsfeldes zu erarbeiten. Das Projekt ist für drei Jahre ange- Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) startet in drei legt und wird ab sofort von Susanne Netzel koordiniert. 13 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
BERICHT Foto: Walter Wetzler Über den Kirchhof hinaus Für die neue Orgel müssen 230 000 Euro her. Dafür braucht es langen Atem, kreative Ideen und Beziehungsaufbau. Martina Richter Eine alte Orgelpfeife steht in Heilige Dreifaltigkeit in Brandenburg der Sonntagsmesse durch besondere musikalische Beiträge brachte an der Havel und wartet auf Münzen und Scheine oder darauf, dass monatlich 200 bis 300 Euro. Die anfängliche Freude wich der Ernüch- jemand ihren QR-Code scannt. Die Spendenpfeife war eine der ersten terung: „Noch 70 Jahre singen ...“, fasst Anita Wodatschek für das Maßnahmen zur Finanzierung einer neuen Orgel. Nachdem in den Orgelteam mit einem Augenzwinkern zusammen. letzten Kriegstagen im April 1945 auch die Orgel zerstört wurde, hat Also Fundraising – zu diesem Zeitpunkt ahnte das Orgelteam we- seit 1968 eine kleine einmanualige Universalorgel mit sechs Regis- der die volle Bedeutung des Wortes, noch, was dazu gehört. Es wurde tern treue Dienste geleistet. Doch das Ende ihrer Lebensdauer zeich- viel diskutiert und wenig ging voran. net sich ab. Eine dringend erforderliche umfassende Reparatur wäre Mit dem Brandenburger Architekturbüro Märkplan konnte tat- nicht wirtschaftlich. Also stellten sich engagierte Gemeindemit- kräftige Unterstützung gewonnen werden. Die Architektin Uta Zer- glieder zusammen mit dem Bauförderverein der Aufgabe, den Fort- jeski brachte nicht nur Erfahrungen mit Förderanträgen, Gestaltung bestand der Kirchenmusik im Pastoralen Raum Brandenburg-Ra- und Technik mit, die dem Orgelprojekt an vielen Stellen zu Gute thenow-Bad Belzig zu gewährleisten. Die Notwendigkeit eines so kommen sollten, sondern auch eine lange Liste von Fragen: Wer sind kostenintensiven Vorhabens traf in der Gemeinde zunächst auf potenzielle Spender? Wie erreicht man die verschiedenen Zielgrup- Skepsis. Nachdem drei Konzepte einschließlich Kostenangeboten pen? Welche Fördermittel könnten zur Verfügung stehen? Wer und Vergabeempfehlung des Orgelsachverständigen vorlagen, könnte über den Kreis der regelmäßigen Gottesdienstbesucher hi- stimmte der Kirchenvorstand Anfang 2019 einer Umsetzung des naus ein Interesse an einer neuen Orgel in der Kirche Heilige Dreifal- Orgelprojektes zu. Auf dem Konto des Fördervereins waren ca. tigkeit haben? Und nicht zuletzt: Wie schaffen wir es, vor Ort ein 20 000 Euro aus Spenden der letzten fünf Jahre, fehlten nur noch Netzwerk helfender Hände und Unterstützer aufzubauen? 210 000 Euro … Vorschläge für Aktionen gab es viele. Es begann die Suche nach Unter dem Motto „Wir ziehen alle Register“ wurden Ideen entwi- Orgelbotschaftern, Tonkünstlern, Wortakrobaten, Pixelhelden, Post- ckelt und die Reihe „Orgelperlen“ ins Leben gerufen. Diese Gestaltung boten und Backfeen. Doch das Netzwerk wollte nicht so richtig wach- 14 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
BERICHT sen. Die personellen Kapazitäten waren be- Wege. Über Charity-Shopping-Portale kann TIPPS grenzt und die Spenden flossen verhalten. Im man zugunsten der Orgel einkaufen oder April 2019 lud Pfarrer Matthias Patzelt die Reisen buchen. Pfeifenpatenschaften werden Koordinatorin für Fundraising-Entwicklung angeboten und zur Weihnachtszeit wurde ein Für Fördervereine im Erzbistum Berlin, Uta Bolze, ein. Sie machte eigens gebrautes Orgelbier als „Orgelbot- von Anfang an deutlich: „Beim Fundraising schafter“ verschenkt. Alle Fördervereine im Erzbistum Berlin geht es zuerst darum, eine Beziehung zu den Uta Zerjeski ist sicher: „Obgleich es noch bitte vormerken: Am 12. September 2020 potenziellen Unterstützern aufzubauen.“ Und viele Vorschläge zur Spendenakquise gibt, findet ein Werktag „Fundraising und Öf- sie fand: „Das gelingt den Engagierten in Bran- werden die wesentlichen Finanzierungsbau- fentlichkeitsarbeit für Fördervereine“ in denburg sehr gut. Sie kommunizieren kreativ steine aus Fördermitteln zu erzielen sein. der Schule St. Franziskus in Schöneberg und transparent auf vielen Kanälen.“ Hier gilt es, klug zu agieren, Vergabeverfah- statt. Fördervereine haben in der ideellen Zusammen mit ihr wurde die Diskussion ren und Fördermittelbedingungen und -fri- und finanziellen Unterstützung von Kir- der Zielgruppen weiter vertieft. Ein geplantes sten zu kennen und geschickt die richtigen che vor Ort eine besondere Bedeutung – Anschreiben an alle volljährigen Gemeinde- Türen aufzustoßen.“ mit spezifischen Möglichkeiten und He- mitglieder wurde erst auf den Prüfstand und Trotz aller Anstrengung und manchmal rausforderungen. dann auf den Kopf gestellt. Die erste Aufgabe auch dem Gefühl, es könnte schneller gehen, Wir laden Sie zu Vorträgen rund um war: „Nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fal- blickt das Orgelteam optimistisch in die Zu- die Kommunikation mit (potenziellen) len“. Also wurden mit 1800 Briefen keine Über- kunft. Allein 2019 sind durch die Fundraising- Spendern mittels Brief, Plakat, Aktionen weisungsformulare, sondern nette Einla- aktivitäten 25 000 Euro zusammengekom- und anderem herzlich ein. Sie haben die dungen zu einem niederschwelligen Angebot, men. Für 2020 und 2021 sind zahlreiche Be- Gelegenheit, mit Experten ins Gespräch einem Benefizkonzert mit anschließendem nefizkonzerte geplant. Unter anderem spielt zu kommen, sich untereinander auszutau- Imbiss verschickt. Der nächste Schritt war, aus das Landespolizeiorchester in diesem Jahr schen und zu vernetzen. Außerdem erhal- dem Briefversand heraus das Netzwerk der zwei Konzerte im Brandenburger St. Pauli- ten Sie erprobte Werkzeuge für Ihre Arbeit Unterstützer und den Verteiler für einen kloster. Die „Orgelperlen“ und das anschlie- vor Ort. Bei Interesse bitte Mail an fundrai- Newsletter zu erweitern. Es wurde angeboten, ßende Gemeindecafé sind inzwischen fester sing@erzbistumberlin.de Sitzplätze per E-Mail reservieren zu lassen. Bestandteil des Gemeindelebens geworden Keine Kosten, wenig Aufwand, dafür kam man und mit den Veranstaltungen finden erfreuli- mit den Besuchern an der Kirchentür ins Ge- cherweise auch Menschen den Weg auf den Freiwilliges Kirchgeld spräch. Und das Ergebnis der Mühe? Eine volle Pfarrhof, die sonst mit Kirche nichts (mehr) zu Kirche, eine gemeinschaftsförderliche, gesel- tun haben. Dieser Zuspruch macht den ehren- Sie haben Projekte in Ihrer Gemeinde/ lige Atmosphäre auf dem Pfarrhof und 1500 amtlich tätigen Orgelfreunden Mut. Uta Bolze Pfarrei, für die Sie neben den Sonntagskol- Euro mehr auf dem Spendenkonto. unterstreicht: „Das ist ein Projekt, bei dem die lekten in besonderer Weise um Unterstüt- Aus der Erfahrung, dass Spenden vor- Ehrenamtlichen weit mehr erreichen werden, zung bitten? Es gibt bei Ihnen die Traditi- nehmlich ein sozialer Prozess ist und Men- als die Finanzierung der neuen Orgel.“ on des freiwilligen Kirchgeldes? schen sich erst als Teil einer Gemeinschaft Ein persönlich adressierter Brief ist ein Mehr: www.orgel-dreifaltigkeit.de sehen und dann ihren Anteil zum Gelingen geeignetes Instrument, um diese Projekte Unterstützung an den Bau- und Förderverein beitragen, entstand ein Fundraising-Mix. Heilige Dreifaltigkeit Brandenburg an der Havel: vorzustellen und um Unterstützung in Auch hier wagte der Förderverein kreative DE87 1605 0000 3601 020393 Form von Geld oder Zeit zu bitten. Diese Form der Kommunikation ist mehr als nur eine Spendenbitte. Sie ist Ausdruck der Beziehung und Wertschätzung der Adres- Die lokale Brauerei Heymann kreierte ein saten. rauchiges Orgelbier, das zur Weihnachtszeit In allen Fragen der strategischen Pla- als Orgelbotschafter in ganz Deutschland verschenkt wurde. Foto: Brauerei Heymann nung und ansprechenden Gestaltung, der Nutzung und Aufbereitung der Mitglie- derdaten, des Bedankens bei Spendern, der effektiven Bearbeitung und Buchung durch eine Fundraising-Datenbank und anderem unterstützt Sie die Fachstelle Fundraising gern. KO N TA K T : Uta Bolze fundraising@erzbistumberlin.de Telefon: 0 30 / 32 68 41 17 Mobil: 01 60 / 96 22 95 65 15 WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
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