Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin

 
WEITER LESEN
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
Auf dem Weg
             Der Pastorale Prozess
              im Erzbistum Berlin
S O N D E R A U S G A B E I H R E R K I R C H E N Z E I T U N G TA G D E S H E R R N

                                                                                   MÄRZ 2020

  Nachgefragt:                  Gottes Segen!                  Fundraising?
 Ist der Heilige Geist       Vier Pfarreigründungen         Brandenburg ist kreative
       messbar?                   in diesem Jahr                Wege gegangen
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
IMPULS

Viel ist in den Kirchenent-                                                                                  stützt auf Prinzipien der

                                                                                                         Foto: Privat
wicklungsprozessen deut-                                                                                     Lehre, das Verhältnis der
scher Diözesen von „Räu-                                                                                     Kirche zur Welt und zu den
men“ die Rede, von Pasto-                                                                                    Menschen von heute darge-
ralen Räumen, Sozialraum,                                                                                    stellt“. (GS 1) Die ersten Sätze
von Kirchen- und Gemein-                                                                                     der kirchlichen Verfassung
deräumen. Da lohnt es sich                                                                                   klären das Verhältnis von
allemal zu fragen, was                                                                                       Kirche und Welt und damit
„Raum“ eigentlich ist.                                                                                       den Auftrag von Kirche:
    Welchen Raum haben Sie                                                                                   „Freude und Hoffnung,
als Antwort auf diese Frage                                                                                  Trauer und Angst der Men-
im Kopf? Ein Zimmer, eine                                                                                    schen von heute, besonders
Kirche, einen Bezirk, eine                                                                                   der Armen und Bedrängten
Stadt? Spätestens bei letzte-                                                                                aller Art, sind auch Freude
rer wird es schwierig mit ei-                                                                                und Hoffnung, Trauer und
ner eindeutigen Antwort.                                                                                     Angst der Jünger Christi.
Wo hört städtischer Raum                                                                                     Und es gibt nichts wahrhaft
auf und wo beginnt länd-                                                                                     Menschliches, das nicht in
licher Raum? Der franzö-                                                                                     ihren Herzen Widerhall fän-
sische Philosoph Michel                                                                                      de.“ (GS 1)
Foucault hat in einem Vor-                                                                                      Raum wird zu Pastoralem
trag vor Architekten 1967 zu                                                                                 Raum, wenn die Mitglieder
bedenken gegeben, dass die-                                                                                  der Kirche die Hoffnungen
se Frage nicht mehr eindeu-                                                                                  und Ängste aller Menschen
tig zu beantworten sei: „Wir                                                                                 in diesem Raum zu ihren ei-
sind, glaube ich, in einem                                                                                   genen machen. Und da gibt
Moment, wo sich die Welt                                                                                     es keine Existenzfragen und
weniger als ein großes sich                                                                                  menschlichen Bedürfnisse,
durch die Zeit entwickeln-                                                                                   die im Pastoralen Raum kei-
des Leben erfährt, son-                                                                                           nen      Raum       finden
dern eher als ein Netz,                                                                                           könnten. Der Pastorale

                                    Wo Raum durch
das seine Punkte ver-                                                                                             Raum entsteht aus den
knüpft und sein Gewirr                                                                                            Lebenssituationen und
durchkreuzt.“                                                                                                     Lebensfragen aller (!)
    Pastorale Räume ha-                                                                                           Menschen aus dem Sozi-

                                    Glaube gewinnt
ben klare Grenzen – nur                                                                                           alraum. Diese Verflech-
auf den diözesanen Kar-                                                                                           tung ist nicht wählbar,
ten. Raum ist Bezie-                                                                                              nicht eine Möglichkeit
hung. Die deutsche So-                                                                                            unter vielen. Sie ist ohne
ziologin Martina Löw                                                                                              Alternative.
schlägt einen Raumbe-                                          Birgit Hoyer
griff vor, der über die
ausschließlich territori-                                                                                         Bildung Teil des Netzes
                              Raum wird zu Pastoralem Raum, wenn die Mitglieder der Kirche
ale Verwendung hi-
nausgeht: „‚Der Raum’         die Hoffnungen und Ängste aller Menschen in diesem Raum zu                              In das Geflecht hi-
ist die Vielfalt der mit-     ihren eigenen machen. Hier haben alle Bedürfnisse einen Platz.                      neinverwoben ist der Be-
einander verflochtenen                                                                                            reich Bildung des Erzbi-
Räume.“ Sozialer und                                                                                              schöflichen Ordinariats
materieller Raum, Men-                                                                                            Berlin mit 25 Katho-
schen und ihre Wahrnehmung bilden ein sich immer wieder verän-          lischen Schulen, mit zirka 9000 Schülern und 900 Lehrkräften, mit
derndes Geflecht. Raum existiert nicht isoliert, nicht starr, nicht     zirka 20 000 Schülern im Religionsunterricht durch 230 Religions-
beständig. Und wo gewinnt nun der Raum durch Glaube?                    lehrkräfte, mit der Katholischen Hochschule Berlin und ihren
                                                                        knapp 1500 Studenten und mehr als 40 Dozenten. Er steht in enger
                                                                        Verknüpfung mit dem Institut für Katholische Theologie an der
Wie entsteht „Pastoraler“ Raum?                                         Humboldt-Universität sowie der Katholischen Akademie Berlin.
                                                                            Durch ihre Haltungen und ihr Handeln aus ihrem Glauben he-
Eine Fußnote der Pastoralkonstitution, der im Zweiten Vatika-           raus lassen diese Menschen Pastorale Räume entstehen.
nischen Konzil festgeschriebenen kirchlichen Verfassung „Gaudi-             Lassen Sie uns gemeinsam dieses Netz dichter und bunter we-
um et Spes“ (GS) erklärt den Begriff „pastoral“: Damit wird „ge-        ben. Denn durch unseren Glauben gewinnt der Raum.

                                                                     2   WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
I NTERVI EW

         „Finde, was dich stark macht!“
                              Maike Axenkopf über das Projekt „TEO“
                                                                  Martina Richter

   Seit zehn Jahren bietet der Bund der Deutschen Katholischen Jugend erlebnispädagogische Workshops für fünfte
   bis achte Klassen an staatlichen Schulen an. Nach dem Motto „Trau dich. Erleb dich. Orientier dich.“ lernen Kinder
        und Jugendliche bei den „Tagen Ethischer Orientierung“ ihre Grenzen kennen und teilweise auch, sie zu
                                          überwinden. Also: Runter vom Sofa!

Maike Axenkopf ist seit September 2019 die         in ganz neuen Gruppen zusammen: Jugendli-            muslimisch oder gar nicht konfessionell. Es
Referentin im TEO-Büro. Vorher hat die ge-         che aus verschiedenen Schulen, unterschied-          ist schön, zeigen zu können: Das ist auch Kir-
lernte Spiel- und Theaterpädagogin die             lichen Orten, aus anderen sozialen Milieus,          che! Insofern ist TEO auch ein Aushänge-
72-Stunden-Aktion des BDKJ Berlin koordi-          um den Perspektivwechsel zu stärken – auch           schild für Kirche an staatlichen Schulen.
niert und in Trier studiert. Sie findet theater-   um Cliquenbildung entgegenzuwirken. Wir
und erlebnispädagogische Methoden bril-            arbeiten viel mit den Teilnehmern, es wird           Was begeistert dich an TEO?
lant, sie braucht Freiheiten und Dynamik –         spielerisch über die eigenen Werte und Nor-
und genau das gibt es bei TEO.                     men gesprochen, es gibt Raum zum Nachden-            Mich begeistert, dass wir die Möglichkeit ha-
                                                   ken über sich selbst. Dafür bieten Klassen-          ben, wichtige Themen spielerisch und kreativ
Was ist eigentlich TEO?                            fahrten im Normalfall nicht den Rahmen.              außerhalb des Klassenzimmers angehen zu
                                                       Wir bieten ethische Orientierung an              können. Ergebnisse werden nicht beurteilt,
Bei den „Tagen Ethischer Orientierung“ (TEO)       christlichen Werten. Das trägt dadurch im-           sie werden aber wahrgenommen und wertge-
arbeiten wir erlebnispädagogisch mit Kin-          mer den Stempel Kirche und ist insofern auch         schätzt. So kann jeder gestärkt aus der Woche
dern und Jugendlichen zwischen der fünften         besonders spannend, weil wir ganz viel mit           gehen.
und achten Klasse zusammen, um in den              Jugendlichen und Lehrern arbeiten, die aus               Außerdem begeistern mich auch die vielen
Übergangsphasen Orientierung zu geben.             ganz anderen Kontexten kommen: jüdisch,              ehrenamtlich Teamenden, die ihr Herzblut
Dafür bieten wir aktuell zwei Formate an:                                                                   für die Sache geben. Das sind oftmals Stu-
Bei „TEO outdoor“ lernen die jüngeren                                                                       denten sozialer Fachrichtungen, die ver-
Kinder beim Bau eines Zeltdorfes Out-                                                                       traut sind mit den Methoden und die viel
door-Techniken kennen, wir entwickeln                                                                       Zeit und Energie in TEO stecken. Und ich
Gruppendynamik und stärken die Klas-                                                                        weiß: Wir garantieren gute Arbeit!
senverbände. Bei den Älteren geht es in
„TEO take off“ beispielsweise darum, he-                                                                   Wie kann man TEO unterstützen?
rauszufinden: Wer bin ich, was kann ich,
was sind meine Grenzen, meine Stärken                                                                     Unser Projekt wird unter anderem durch
und Schwächen, wo möchte ich hin?                                                                         Landesmittel, das Bistum und die Caritas
    Das Besondere dabei ist: Es sind junge                                                                finanziert. Aber zusätzlich benötigen wir
ehrenamtliche gut ausgebildete Tea-                                                                       ganz praktische Dinge wie Seile, Bälle,
mende, die hauptsächlich mit den Kin-                                                                     Stifte, Farben, Isomatten, Zelte oder Ta-
dern und Jugendlichen arbeiten. Und es                                                                    schenlampen. Außerdem möchten wir
ist etwas anderes, wenn nicht die Lehr-                                                                   mehr Schulen von TEO begeistern und vor
kraft, sondern ein sympathischer 23-Jäh-                                                                  allem auch mehr Teamende gewinnen, die
riger sagt: „Sei du selbst, das ist o.k., geh                                                             sich mit uns und den Schülern ins Aben-
deinen eigenen Weg. Der muss nicht un-                                                                    teuer stürzen. Denn ohne die Engagierten
bedingt gerade und kurz sein. Aber ver-                                                                   wäre TEO nicht so einzigartig!
lier dich dabei nicht und finde, was dich                                                                     Ich wünsche mir, dass das Konzept wei-
stark macht.“                                                                                             terempfohlen wird, von überzeugten El-
                                                                                                          tern und Schülern, an öffentlichen Schu-
Was unterscheidet TEO von normalen                                                                        len oder bei Sozialarbeitern im Pastoralen
                                                     Maike Axenkopf (32) koordiniert drei „TEO take
Klassenfahrten?                                      offs“ und ein „TEO outdoor“ pro Jahr mit jeweils   Raum.
                                                     drei bis vier Schulklassen. Sie wird unterstützt
Bei „TEO take off“ werden die Klassenverbän-             von rund 20 ehrenamtlichen Teamenden.                        www.teoinberlin.de
                                                                   Foto: Martina Richter
de aufgelöst und die Jugendlichen finden sich                                                            Unterstützung: DE84 4006 0265 0034 5009 01

                                                                          3     WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
HINTERGRUND

                                                                                                                                               Urheber der Charts: Christian Andrees
                        Ist der Heilige Geist
                              messbar?
                    Die Balanced Church-Card – ein Messinstrument
                                                                 Juliane Bittner

    Die Balanced Church-Card (BCC) wurde von Bernd Halfar entwickelt. Der Professor für Management in sozialen
    Einrichtungen an der Katholischen Universität Eichstätt will erreichen, dass pastorale Ziele konkret formuliert
                                              und messbar werden.

„Ja, der Heilige Geist ist messbar“, behauptet Christopher Maaß von          Planen und der Plan Gottes gut zusammen – vorausgesetzt, „wir rech-
der Prozessbegleitung „Wo Glauben Raum gewinnt“ und zitiert                  nen ernsthaft mit dem Geist Gottes“. Wenn zum Beispiel Christen, die
Bernd Halfar, Autor des Buches Kirchenmanagement. Die Teilneh-               der Kirche als Jugendliche den Rücken gekehrt haben, später wollen,
mer einer Tagung zu Pastoralkonzept und Balanced Church-Card, zu             dass ihre Kinder getauft werden. „Solche Entwicklungen können wir
der die Referenten der Kirchlichen Organisationsberatung eingela-            nicht herstellen. Aber überlegen, wie wir mit unserem Handeln das
den haben, gucken irritiert. „Doch“, legt er nach, „zum Beispiel, wenn       Wirken des Heiligen Geistes unterstützen können, etwa was das für
wir beim Erarbeiten des Pastoralkonzepts das Wirken des Heiligen             die Taufpastoral bedeutet.“
Geistes in uns und unter uns wahrnehmen, konkret werden lassen                  Seit Jahren verändert sich die Seelsorgelandschaft im Erzbistum
und ihm so Raum geben“. Für den Theologen passen menschliches                Berlin. Die Bezugsgröße des pastoralen Handelns ist immer mehr

                                                                         4   WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
HINTERGRUND

ein Pastoraler Raum, in dem Gemeinden und         rei erreichen wollen. Damit geben Sie die
Orte kirchlichen Lebens zu einer Seelsorge-       Richtung an, in die sich die Pastoral entwi-
                                                                                                             Unterlagen zur
einheit wachsen und reifen sollen. Das hat        ckeln soll.“                                             Entwicklungsphase
Konsequenzen: Die Leitungsaufgabe der                Natürlich hätten Visionen nichts zu tun
Priester verändert sich. Das Handlungsgefü-       mit „ich mach‘ mir die Kirche, widdewidde
ge hauptberuflicher Mitarbeiter ist neu zu        wie sie mir gefällt“. Sie müssten mit der Reali-   Inzwischen sind 33 Pastorale Räume er-
bestimmen und die Mitverantwortung der            tät abgeglichen werden. Als Beispiel nennt         öffnet worden, sechs neue Pfarreien sind
Ehrenamtlichen bekommt fundamentales              Christopher Maaß das Ziel, eine der Kirchen        gestartet. Im Jahr 2021 gibt es acht Neu-
Gewicht.                                          im Pastoralen Raum als Gebetskirche rund           gründungen, 31 Pastorale Räume befin-
   Spätestens beim Erarbeiten des Pastoral-       um die Uhr zu öffnen. Ob diese Idee zu reali-      den sich derzeit in der Entwicklungspha-
konzepts wird deutlich: In der gegenwär-          sieren ist, könne mit der BCC geprüft werden.      se. Viele begleiten schon seit Beginn an
tigen Situation ist nicht mehr alles wie bis-     Etwa indem berechnet wird, wie viele Ehren-        den Prozess vor Ort, immer wieder kom-
her möglich. Manches verliert, anderes ge-        amtliche gebraucht werden, um die Kirche an        men neue Ehren- und Hauptamtliche
winnt an Bedeutung. Ideen werden geboren,         365 Tagen über 24 Stunden offen zu halten:         hinzu. Um die Arbeit in den Gemeinden
Visionen nehmen Gestalt an. Mit der Errich-       „Wenn dafür rund 50 Ehrenamtliche in               zu erleichtern und die anstehenden Auf-
tung der neuen Pfarrei steigt die Komplexi-       Schichten eingesetzt werden müssen, ist die        gaben auf einen Blick bereitzustellen,
tät der Pastoral; Entscheidungen müssen           Frage, ob man die hat.“ Auch die finanziellen      wurden die Unterlagen zur Entwicklungs-
getroffen und Schwerpunkte gesetzt wer-           Ressourcen wären zu prüfen, etwa Energie-          phase und dem ersten Jahr der Pfarrei
den. Denn auch das Planen im Vertrauen auf        und Heizkosten. „Wetten, dass sich diese Idee      aktualisiert und gebündelt. Sie stehen Ih-
die Gaben des Geistes brauche konzeptio-          damit erledigt hat“, vermutet ein Tagungsteil-     nen als Materialienheft mit den drei
nelle Abläufe, betont Christopher Maaß. „Ein      nehmer.                                            Grundlagentexten „Die Leitgedanken“,
Instrument für den Schritt vom Pastoralkon-          Christopher Maaß nickt: „Was schade ist,        „Pfarrei, Gemeinde und Ort kirchlichen
zept zum konkreten Handeln ist die Balan-         aber auch pastorales Handeln muss konkret,         Lebens“ und „Grundlagen für Dienst und
ced Church-Card.“                                 messbar und evaluierbar sein.“ Er erläutert        Einsatz von Priestern“ zur Verfügung.
   Mit der Entwicklung der Balanced               es anhand der BCC-Auftragskarte, mit der               Die Broschüre gibt es in Ihrer Pfarrei, in
Church-Card (BCC) will Professor Bernd            Schwerpunkte und Aufgaben benannt wer-             der Servicestelle „Projekte und Prozesse“
Halfar erreichen, dass pastorale Ziele kon-       den, um sie dann mit den Kompetenzen und           (projekte-und-prozesse@erzbistumber-
kret formuliert und messbar werden. „Kir-         Ressourcen auszubalancieren. „Nehmen               lin.de) oder digital: www.Wo-Glauben-
che stellt gerne Konzepte auf, die oft so offen   wir den vom Pastoralausschuss mühsam               Raum-gewinnt.de/materialien
und wachsweich sind, dass man am Ende             errungenen Schwerpunkt Familienseelsor-
nicht so recht weiß, ob man die Ziele erreicht    ge. Ein Ziel ist eine intensivere Erstkommu-
hat oder nicht“, so Professor Halfar. „Da         nionvorbereitung. Um es konkret und über-
zwingt die BCC zum Nachdenken, was mög-           prüfbar werden zu lassen, könnte ich als ei-                     IMPRESSUM
lich ist und was nicht.“                          ne Kennzahl danach fragen, wie viele der
                                                                                                     Sonderausgabe der katholischen Wochenzeitung
                                                  Kinder, die im Frühjahr Erstkommunion              Tag des Herrn
                                                  hatten, zu Weihnachten im Gottesdienst             Herausgeber: Der Erzbischof des Erzbistums
Im Sinne des Heiligen Geistes                     waren. Waren da nur ganz wenige, sollte            Berlin / Servicestelle „Projekte und Prozesse“,
                                                  überlegt werden, wie diese Bilanz zu verbes-       Leitung: Markus Weber
                                                                                                     Redaktion: Martina Richter (v. i. S. d. P.)
Grundlage der BCC ist das Pastoralkonzept,        sern wäre.“ Vielleicht im nächsten Jahr alle
                                                                                                     Titelbild: Jörg Farys
in dem Ideen, Visionen und Ziele für die          Erstkommunionfamilien vor der Erstkom-             Verlag: St. Benno Buch und Zeitschriften
künftige Pfarrei beschrieben wurden. „Es          munion besuchen? „Wie soll das gehen“,             Verlagsgesellschaft mbH Leipzig, Geschäftsführer:
muss aber auch geklärt werden, ob und wie         stöhnt ein Gemeindereferent aus der Run-           Michael Birkner, Christiane Völkel
eine Zielvorstellung im Seelsorgealltag um-       de, „wir haben 65 Erstkommunionkinder in           Leserservice / Anzeigen: Maria Körner
                                                                                                     Anschrift: Stammerstraße 9-11, 04159 Leipzig,
gesetzt werden kann“, betont Christopher          diesem Jahr!“ – „Wäre es denn realistisch,         Tel. 03 41 / 4 67 77 12, E-Mail: tdh@st-benno.de,
Maaß. Der Balanceakt ist also, Aufgaben,          von den 65 Familien erstmal 30 zu besuchen         Internet: www.tag-des-herrn.de
Ressourcen, Organisation und Kompetenzen          und dafür genau festzulegen, wer mit wem           Druck: NOZ Druckzentrum GmbH&Co. KG,
untereinander abzuwägen. Daher ist es wich-       bis wann welche Familien besucht?“ Der             Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück
                                                                                                     Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit
tig, sich zu Beginn darüber zu verständigen,      Gemeindereferent nickt. „Okay, wäre mög-
                                                                                                     schriftlicher Genehmigung der Redaktion.
was genau gemessen und kontrolliert wer-          lich. Doch dann müssten wir anderes las-           Widerruf und Datenschutz: Wir verarbeiten und
den soll.                                         sen.“ – „Könnte im Sinne des Heiligen Geistes      nutzen Ihre personengebundenen Daten für die
    Pastoralreferent und Organisationsbera-       sein“, meint eine Pfarrsekretärin und zwin-        Bestellabwicklung sowie weitere Informationen
ter Christian Andrees ermutigt zum Han-           kert ihm zu.                                       und Angebote durch uns, erforderliche Dienstleis-
                                                                                                     ter und Unternehmen ausschließlich im Rahmen
deln: „Im Pastoralkonzept werden die Ziele,          „Die Balanced Church-Card kann dazu
                                                                                                     der Datenschutz-Grundverordnung Artikel 6 (1) f.
das Leitbild und die Aufgaben beschrieben.        beitragen, dass der Heilige Geist eine Chance      Sie können jederzeit per Post an unsere o.g. Adres-
Die Gretchenfrage ist nun: Wie, mit welchen       bekommt, unser Planen und Handeln zu               se oder per E-Mail (datenschutz@st-benno.de)
Maßnahmen, komme ich von der Vision zur           durchtränken, damit es nicht beim Träumen          der Verwendung Ihrer Daten für Werbezwecke
Umsetzung?“ Definiert werde Vision als „mo-       bleibt“, sagt Christopher Maaß und erinnert        widersprechen. Unsere ausführliche Datenschutz-
                                                                                                     erklärung und unsere Lieferbedingungen finden
tivierende, positiv formulierte Vorstellung       an das Lied von den neuen Wegen, auf die es        Sie unter www.tag-des-herrn.de
des Zustandes, den Sie für Ihre künftige Pfar-    zu vertrauen gilt.

                                                                        5   WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
R E P O RTA G E

„Wir sind auf dem Weg“
   Spendenlauf, Musical und Glaubensabende im Pastoralen Raum
          Rüdersdorf–Erkner–Hoppegarten–Petershagen
                                                                        Juliane Bittner

         Viel Wald, weite Wege, ungünstige Verbindungen mit dem öffentlichen Nahverkehr – der Pastorale Raum
                           östlich von Berlin webt ein Netz aus verbindenden Veranstaltungen.

                                                                                    Im Pfarrhaus der Gemeinde Heilige Familie in Rüdersdorf duftet es
                                                                                    nach Kaffee. Die Steuerungsgruppe tagt. Zum Pastoralen Raum gehö-
                                                                                    ren neben Heilige Familie Rüdersdorf die Pfarrgemeinden St. Boni-
                                                                                    fatius in Erkner, St. Georg in Hoppegarten und St. Hubertus in Pe-
                                                                                    tershagen. Wie läuft er denn so, der Pastorale Prozess?
                                                                                        „Es ist so, dass es nicht einfach ist“, sagt der Leiter der Entwick-
                                                                                    lungsphase, Domkapitular Monsignore Martin Pietsch schmun-
                                                                                    zelnd. „Aber wir sind auf dem Weg.“ Weg ist ein Stichwort in der
                                                                                    Runde: „Wir haben viel Wald, weite Wege – und Tesla“, beschreibt
                                                                                    Gemeindereferent Klemens Stachowiak den Raum mit seinen rund
                                                                                    4700 Katholiken. „Na ja, wie das mit dem Elektroautobauer wird, ist
                                                                                    ja noch nicht so ganz klar“, meint Fabian Jermis. „Aber die weiten
                                                                                    Wege haben wir. Wenn ich zum Beispiel mit den öffentlichen Ver-
                                                                                    kehrsmitteln von Erkner nach Petershagen will, muss ich mit der
                                                                                    S-Bahn erst bis Ostkreuz fahren und von dort dann zurück nach Pe-
                                                                                    tershagen.“ Was das Prinzip Gerechtigkeit, nach dem Veranstal-
                                                                                    tungen wie die Themenabende in der Fastenzeit oder die Treffen der
                                                                                    Firmanden abwechselnd in allen vier Pfarrgemeinden stattfinden,
                                                                                    zwar erschwere, „aber so hat es jeder mal länger und mal kürzer“.
                                                                                        Auch das Musical „Franziskus. Ein Heiliger und ein Papst“, das
                                                                                    2019 aufgeführt wurde, war ein Knotenpunkt im Netz, das den Glau-
                                                                                    bensraum verbindet. Für den Initiator des Projekts, Sebastian Aehlig,
                                                                                    der im Pastoralausschuss die Belange der Kirchenmusik vertritt, war
                                                                                    es selbstverständlich, Musikbegeisterte aus allen Generationen, Ge-
                                                                                    meinden und Gottesdienstorten zu gewinnen. Da waren auch die
                                                                                    Ordensfrauen aus Alt-Buchhorst mit Freude dabei. Und weil so ein
                                                                                    Musical nicht mit dem Schlussapplaus „abgehakt“ ist, kann an die
                                                                                    positiven Erfahrungen bei den Proben und den Aufführungen in den
                                                                                    Kirchen von Erkner und Petershagen angeknüpft werden. Damit sind
                                                                                    die beiden „Franziskusse“, Franz von Assisi und Papst Franziskus, zu
                                                                                    Impulsgebern für den Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“ und seine
                                                                                    Themen geworden.

                                                                                    Verbindende Aktivitäten im Dienst an den Menschen vor Ort

                                                                                    Auch wenn am Ende die Gründung der neuen Pfarrei steht, geht es
                                                                                    nicht nur um Strukturfragen. Im Mittelpunkt steht der Auftrag der
                                                                                    Kirche, sich in die „Welt von heute“ einzubringen, wie es das Zweite
Musik verbindet Menschen. Diesem Grundsatz folgend, übte Chorleiter Sebastian
 Aehlig mit Musikern der Gemeinden im Pastoralen Raum ein Musical ein. Die          Vatikanische Konzil formuliert hat. Darin sind sich die Mitglieder
          Spendeneinnahmen gingen an die Suppenküche in Pankow.                     der Steuerungsgruppe einig. Deshalb werden nicht nur die Pfarrge-
                           Foto: Matthias Peschke                                   meinden mit ihren Kirchen in Rüdersdorf, Herzfelde, Schöneiche,

                                                                                6   WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
R E P O RTA G E

                                                                                       Antonia, Nicolas und Dominik sind zusammen 57
                                                                                       Runden gelaufen und haben 130 Euro eingesammelt.
                                                                                                                     Foto: Alexander Aehlig

Erkner, Berlin-Rahnsdorf, Alt-Buchhorst, samen Glaubensabenden in der Fastenzeit. In            Denn bei allen Aktivitäten gehe es darum,
Hoppegarten, Petershagen, Altlandsberg diesem Jahr ist das Thema Familie dran: „In dass der Glaube an Raum und Tiefe gewinnt.
und Strausberg, sondern auch die „Orte Hoppegarten ist ein Abend mit einem Rück- Das setze auch voraus, dass in den Arbeits-
kirchlichen Lebens“ in den Prozess einbezo- blick auf die Familiensynode und einem Ein- gruppen des Pastoralausschusses sowohl
gen – das Theresienheim in Schöneiche, die blick in ‚Amoris laetitia‘ geplant. In Erkner Mitglieder des Pastoralausschusses als auch
Grundschule St. Hedwig, die Einrichtungen sollen biblische Familiengeschichten auf Ak- Mitglieder aus allen Pfarrgemeinden vertre-
der Caritas, das Christian-Schreiber-Haus in tualität getestet werden, in Rüdersdorf heißt ten sind und alle Interessierten aus den Ge-
Alt-Buchhorst oder die Militärseelsorge in das Thema des Abends ‚Familie – das ist ja meinden regelmäßig über deren Arbeit in-
Strausberg. „Kirche und Glaube sind ja nicht kaum auszuhalten!‘, und der Kinderpastoral- formiert würden.
Selbstzweck, sondern Auftrag im Dienst an kreis der Petershagener wird einen Glaubens-          Als ein Beispiel nennt Matthias Koch ein
allen, die hier leben“, bekräftigt Monsignore nachmittag für Kinder gestalten“, zählt Forum, zu dem die AG „Glauben feiern“ ein-
Pietsch.                                      Matthias Koch auf.                             geladen hatte, bei dem sich 34 Engagierte
   Ein Beispiel für solch eine                                                                           aus den vier Pfarrgemeinden
„Dienstleistung“ war der ge-                                                                             über die Schönheit der Liturgie in
meinsame Spendenlauf für die „In kleinen Schritten, ja, aber wir haben uns auf den                       ihren vielen Formen ausgetauscht
im Bau befindliche Nachsorge- Weg gemacht, die Gemeindegrenzen aufzubrechen.“                            haben. Bei einem weiteren Fo-
klinik für schwerkranke Kinder                                                                           rum, auf dem über die Arbeit der
in Strausberg. „Auf die Plätze,                                                                          AG „Unser Gemeinde-Leben“ in-
fertig, los“ hieß es dabei nicht nur für die     Die Jugendlichen aller vier Pfarrgemein- formiert und diskutiert wurde, seien fast
Schüler der katholischen Grundschule den haben bei einer „Adventsnachtwache“ die 100 Interessierte nach Erkner gekommen,
St. Hedwig in Petershagen, sondern auch „Pastorale-Raum-Jugend“ gegründet, ergänzt ergänzt Fabian Jermis.
für Kinder aus allen vier Pfarrgemeinden Pfarrer Pietsch. „Nach der heiligen Messe in           Friedlich scheint es zuzugehen bei der
des Pastoralen Raums, berichtet Fabian Erkner begann der gemeinsame Abend mit pastoralen Raumplanung. „Wir haben aber
Jermis. „Alle haben sich gegenseitig ange- Spielen und einem Film. Kurz vor drei Uhr auch noch keine ‚heilige Kuh‘ geschlachtet“,
feuert, haben Obst und Kuchen mitge- morgens, also mitten in der Nacht, fuhren sie gibt der Gemeindereferent zu bedenken.
bracht, die Stimmung war großartig, und mit der S-Bahn in den Wedding zur Jugendro- Monsignore Pietsch nickt. So ein Wachs-
der Erlös konnte sich sehen lassen.“          ratemesse in St. Joseph.“ Für ihn sei das ein tumsprozess mute jedem „Raumbewohner“
                                              Beispiel, wie zusammenwachsen kann, was etwas zu, fordere dessen Mut zur Verände-
                                              zusammenwachsen soll und wo man der De- rung heraus und die Bereitschaft, sich
Informieren und investieren                   vise der Bistumsjugend folgt: „Runter vom höchstpersönlich zu investieren. „In kleinen
                                              Sofa!“. Was auch für die Wallfahrten gelte, zu Schritten, ja, aber wir haben uns auf den Weg
Matthias Koch aus der Steuerungsgruppe denen alle „Raumbewohner“ alle zwei Jahre gemacht, die Gemeindegrenzen aufzubre-
berichtet von einem anderen Mosaikstein im eingeladen sind, fügt Gemeindereferent Kle- chen. Wie sich das alles entwickelt, weiß der
Prozess der Raumgewinnung: den gemein- mens Stachowiak hinzu.                                Herr allein.“

                                                                   7   WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
R E P O RTA G E

                               Gottes Segen!
     Mittlerweile gibt es sechs neue Pfarreien im Erzbistum Berlin,
                allein in diesem Jahr sind vier gestartet.
                                                                Cornelia Klaebe

    Mehr als ein Verwaltungsakt: St. Bernhard und St. Otto im Norden des Bistums, St. Josef Treptow-Köpenick und
            Heilige Drei Könige in Nord-Neukölln haben einiges anlässlich ihrer Neugründungen geplant.

                                                                                             ben in der Pfarrei gemeinsam mit den Hauptamtlichen vor der Ge-
                                                                                             meinde zu bekunden. So ist es eine große Anzahl von Menschen, die
                                                                                             versprechen, den Dienst in Gemeinschaft mit dem Erzbischof auszu-
                                                                                             üben, dem Glauben zu dienen, die Frohe Botschaft zu verkünden.
                                                                                             Nun folgt der letzte offizielle Akt des Gottesdienstes: Die Gremien
                                                                                             und Orte kirchlichen Lebens der Pfarrei werden benannt – und die-
                                                                     Fotos: Walter Wetzler

                                                                                             jenigen der Anwesenden, die dazu gehören, stehen bei der Nennung
                                                                                             auf. Der Erzbischof ist beeindruckt: „So viele Engagierte, das ist nicht
                                                                                             selbstverständlich.“
                                                                                                Vor dem Schlusssegen gibt es noch Geschenke: Die bisherigen
                                                                                             Pfarrkirchen bekommen jeweils eine Bronzetafel mit den Heiligen
                                                                                             Drei Königen und einer Landkarte von Nord-Neukölln; außerdem
                                                                                             erhalten die drei Gemeindekirchen aus der Holzwerkstatt der Mari-
Gemeinsame Zukunft in Nord-Neukölln                                                          enschule jeweils die gleichen Figuren der Heiligen Drei Könige.
                                                                                                Auch der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel und
Menschengrüppchen laufen am 12. Januar durch Berlin-Neukölln.                                Superintendent Christian Nottmeier sind anwesend und sprechen
Aus allen Richtungen treffen sie in der katholischen Schule St. Mari-                        Grußworte. Pfarrer Kalinowski freut sich, befragt nach seinen Gefüh-
en ein. Ungewöhnlich, denn es ist Sonntag, kein Unterricht. Auch der                         len, vor allem darüber, dass „manche Doppelstrukturen jetzt wieder
Altersschnitt ist spürbar höher als das hier sonst der Fall sein mag:                        in ein normales Maß kommen“. Dass die Pfarrei bereits sehr gut zu-
Die Menschen wollen zum Festgottesdienst zur Gründung der Pfar-                              sammengewachsen sei, führt er darauf zurück, dass man schon seit
rei Heilige Drei Könige Nord-Neukölln (Foto oben). Denn die Gemein-                          2006 gemeinsam unterwegs sei: „Und seit 2010 haben wir auch
den St. Christophorus, St. Clara und St. Richard haben den Prozess                           schon ein gemeinsames Sekretariat.“ Daher sei der Prozess nicht so
„Wo Glauben Raum gewinnt“ vollständig durchlaufen und schließen                              schmerzhaft gewesen.
mit der Neugründung die Entwicklungsphase ab. Offizielles Grün-
dungsdatum von Heilige Drei Könige und drei weiteren Pfarreien im
Erzbistum war zwar schon der 1. Januar, aber der feierliche Gottes-                          Festlicher Empfang im Rathaus Köpenick
dienst in Neukölln mit Erzbischof Heiner Koch ist heute.
    In ihrer Begrüßung sagt Monika Laßmann aus dem Pfarreirat:                               Auch in den anderen neuen Pfarreien gibt es feierliche Eröffnungen.
„Nach einem langen gemeinsamen Weg gehen wir nun in einer Pfar-                              St. Josef in Treptow-Köpenick war sogar schon eine Woche früher
rei mit drei Gemeinden in eine gemeinsame Zukunft.“ Die Vielfalt der                         dran als Heilige Drei Könige, am 5. Januar. „Uns war es wichtig, dass
Glaubenswege in dieser Pfarrei sehe man als Schatz, das gewählte                             alle mit einbezogen sind“, erzählt Pfarrer Matthias Laminski. Das
Patronat sei Auftrag, sich auf den Weg zu machen, bezieht sie sich                           Pfarrgebiet ist mit 126 Quadratkilometern spürbar größer als das
immer wieder auf die Weisen aus dem Morgenland. Nach der Predigt                             von Neukölln. Daher gab es schon im Laufe des Nachmittags ein
folgt der eigentliche Akt der feierlichen Pfarreigründung: Der Erzbi-                        Mitsingkonzert in St. Antonius in Oberschöneweide, an dem etwa 50
schof verliest erst die Urkunde, in der die Aufhebung der bisherigen                         Personen teilnahmen und ein „sehr gut besuchtes“ Konzert des Kam-
Pfarreien und die Errichtung der neuen festgeschrieben ist, danach                           merchors Berlin in Christus König in Adlershof.
die Ernennungsurkunde für Pfarrer Martin Kalinowski. Der Pfarrer                                 Nach dem abendlichen Festgottesdienst in der Pfarrkirche
bekommt vom Erzbischof die Taufschale, die Beichtstola, die heiligen                         St. Josef konnte die Festgemeinde zu Fuß wenige hundert Meter in
Öle und das Evangeliar überreicht. Danach legt er seine Hände auf                            das Köpenicker Rathaus (Foto Seite 9 oben) weiterziehen, in dem der
den Altar. So wird er mit der Spendung der Sakramente beauftragt.                            Empfang stattfand und Bezirksbürgermeister Oliver Igel die zahlrei-
    Anschließend stellt der Pfarrer das Pastoralteam vor. Er lädt alle                       chen Gäste begrüßte. „Einen schöneren Rahmen als den historischen
Ehrenamtlichen ein, ihre Bereitschaft zur Übernahme ihrer Aufga-                             Saal hätte es für unsere Feier mit 300 Personen nicht geben können“,

                                                                                   8         WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
R E P O RTA G E

freut sich Pfarrer Laminski. Dass die Pfarrei   dern zu beten und zu singen. Die anstrengen-       sund/Rügen/Demmin ist mit 4122 Quadrat-
mit St. Josef das Patronat ihrer Pfarrkirche    de Reise hat sich gelohnt: Sie nehme es als        kilometern nun die flächengrößte Pfarrei
gewählt hat, sei sicher auch deshalb gesche-    „den Beginn von etwas Neuem, Großen,               Deutschlands. Hier leben rund 6450 Katholi-
hen, weil das „weniger verwirrend“ sei, sagt    Spannenden“ wahr, sagte eine Frau in Wol-          ken. Mit ihrem Patronat nimmt die Pfarrei
er. Aber auch dieses Patronat ist aus zehn      gast. Ein Gemeindemitglied, das die Fahrt          Bezug auf die Zisterzienser, die das Gebiet im
eingebrachten Namen im Pastoralausschuss        mitgemacht hat, sagte am Schluss, alles sei        christlichen Glauben geprägt haben. Der fei-
ausgewählt worden.                              sehr ergreifend gewesen und habe gut zu-           erliche Gottesdienst zur Eröffnung von
                                                sammengepasst.                                     St. Bernhard findet am 28. März um 16 Uhr in
                                                   Beim feierlichen Gottesdienst (Foto un-         der Kirche Heilige Dreifaltigkeit (Stralsund)
Große Flächen im Norden des Bistums             ten) am Nachmittag mit dem Erzbischof er-          statt. Anschließend gibt es einen Empfang in
                                                klärte Propst Frank Hoffmann, man habe             der Kulturkirche St. Jacobi.
Ebenfalls alle Gemeindeteile einbezogen hat     sich „mit großer Einmü-
die neue Pfarrei St. Otto Usedom-Anklam-        tigkeit“ für das Patronat
Greifswald. Die selbstgestellte Aufgabe, die    entschieden und könne
in einer morgendlichen Andacht gesegneten       im Nachhinein sagen:
Ikonen des heiligen Bischofs Otto von Bam-      „Wer hätte näher gele-
berg an alle Gottesdienstorte zu bringen,       gen als Bischof Otto, der
dort aufzustellen und zu verehren, erwies       Apostel von Pom-
sich als tagesfüllend: Von St. Joseph in        mern?“ Anschließend
Greifswald ging es mit dem Reisebus über St.    fand eine Feier im Kul-
Marien Gützkow, Herz Jesu Wolgast, St. Otto     turbahnhof statt.
Zinnowitz und Stella Maris Heringsdorf             Die neue Nach-
nach Salvator in Anklam, um jeweils gemein-     barpfarrei St. Bernhard
sam mit den örtlichen Gemeindemitglie-          von Clairvaux Stral-

                                                            HINTERGRUND

                                   Patrozinien für neue Pfarreien
Mit dem Abschluss des zweiten Jahres der Entwicklungsphase und              In jedem Fall ist darauf zu achten, dass in den künftigen 35 neuen
der Fertigstellung des Pastoralkonzeptes wird auch die Frage nach der       Pfarreien des Erzbistums jedes Patrozinium nur einmal vergeben
Pfarrkirche und dem Patrozinium einer neuen Pfarrei entschieden.            wird. Sie möchten wissen, welche Patronate bereits vergeben sind?
Der Erzbischof empfiehlt, der Pfarrei den Namen der gewählten Pfarr-        Hier finden Sie eine Übersicht: www.wo-glauben-raum-gewinnt.de/
kirche zu geben. Die Patronate der anderen Gemeinden in der Pfarrei         patronate
bleiben davon unberührt.                                                       Sie haben Fragen zur Wahl Ihres zukünftigen Patroziniums?
   Sollte aufgrund pastoraler Gesichtspunkte ein neues Patrozinium          Bitte wenden Sie sich an die Servicestelle „Projekte und Prozesse“:
sinnvoll sein, kann nach Rücksprache ein solches vergeben werden.           projekte-und-prozesse@erzbistumberlin.de; 0 30 / 3 26 84 -2 31

                                                                        9   WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
Auf dem Weg Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin
HINTERGRUND

                                                   Doppik
                                                             Martina Richter

             Die Einführung der Doppik in den neuen Pfarreien ist keine leichte Aufgabe. In St. Elisabeth hat ein Team
                                   ganze Arbeit geleistet und Strukturen geschaffen.

„Auch eine Weltreise beginnt erst ein-
mal damit, dass man aus der Tür geht
und zuschließt.“ – sagt ein altes Sprich-
wort und dieses Motto legt Edith We-
ber der Einführung der Doppik in den
neuen Pfarreien zugrunde. Gemein-
sam mit ihrem Kollegen Florian Klei-
ne hat sie vonseiten des Ordinariats
das Pilotprojekt der Einführung der
Doppik in St. Elisabeth betreut. Zu-
sammen mit dem Verwaltungsleiter
Sebastian Hoeber und der Verwal-
tungsfachkraft Wulf Zimmermann
haben sie begonnen, Standards für die
in den neuen Pfarreien abzubilden-
den Prozesse zu schaffen. „Wir sind
ein gutes Team – standen von Anfang
an in regelmäßigem Austausch und
versuchen, gemeinsam Probleme zu
lösen“, resümiert der für St. Elisabeth
                                                                                Edith Weber hat einen Zeitstrahl erstellt, was wann zu erledigen ist bei der
zuständige Verwaltungsleiter.                                                      Einführung der Doppik in den neuen Pfarreien. Foto: Florian Kleine

Ablösung der Kameralistik                                                  über Kostenstellen gemacht und die Erträge und Aufwendungen
                                                                           diesen Kostenstellen zugeordnet“, berichtet Verwaltungsleiter Seba-
Mit der Gründung der neuen Pfarrei wird zum Tag ihrer Errichtung           stian Hoeber und ergänzt: „Wichtige Voraussetzung für die Gewähr-
das bisherige Abrechnungswesen der kameralistischen Einnahmen-             leistung des Zahlungsverkehrs war das rechtzeitige Einrichten eines
Ausgaben-Rechnung auf die doppelte Buchführung in Konten (Dop-             neuen gemeinsamen Kontos, auf das der leitende Pfarrer, der Verwal-
pik) umgestellt. Zur Einführung der Doppik ist es für jede Pfarrei         tungsleiter, die Verwaltungsfachkraft und die zur Zahlung berech-
notwendig, zum Stichtag 31. Dezember des Vorjahres, eine Eröff-            tigten Personen des Erzbischöflichen Ordinariats Zugriff haben.“
nungsbilanz nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuches zu erstel-               Die Pfarreien werden bei der Umstellung tatkräftig unterstützt:
len. In diese Bilanz müssen alle Vermögensgegenstände und Schul-           Edith Weber und Florian Kleine stehen als Ansprechpartner im Erz-
den aufgenommen werden. Nach einer umfänglichen Bestandsauf-               bischöflichen Ordinariat für konkrete Fragen zur Verfügung. Zusätz-
nahme (Inventur) und Bewertung aller Vermögensgegenstände wird             lich gibt es kurz vor der Gründung der neuen Pfarrei Schulungen zur
das Inventarverzeichnis erstellt, in dem zum Beispiel alle Grund-          Buchhaltungssoftware MACH. Da geht es um ganz praktische Dinge
stücke, Gebäude, technischen Anlagen, die Betriebs- und Geschäfts-         wie die Einwahl ins System, Rechnungen hochladen und Einlesen der
ausstattung, Finanzanlagen, Vorräte, Geldbestände auf Konten,              Belege, Buchungen und Freigaben etc. Auch hier ist Herr Kleine an-
Bargeldbestände, Forderungen, Verbindlichkeiten einzeln aufge-             sprechbar, wenn im Arbeitsalltag in der Gemeinde Fragen auftau-
führt und bewertet werden. Grundlegende Hinweise dazu und zu               chen. Geplant ist außerdem, eine Art Regelwerk zu erstellen als
einigen Vereinfachungsregeln erhalten die Pfarreien vor dem Stich-         Handbuch für die Pfarreien, damit die weiteren Einführungen der
tag in einem Schreiben vom Erzbischöflichen Ordinariat.                    Doppik reibungsloser gelingen können.
    Neu ist außerdem, dass künftige Pfarreien mit Hilfe einer Über-            Nach einem abschließenden Rat für die Umstellung in der Pfarrei
leitungsrechnung der ehemaligen Jahresabschlüsse in dem neuen              gefragt, betont Verwaltungsfachkraft Wulf Zimmermann: „Offen
Buchhaltungssystem MACH rechtzeitig eine Jahresplanung vorneh-             sein für die Anforderungen und Tätigkeiten – es ist keine Raketenwis-
men können. „Eine solche Überleitungsrechnung hat es für St. Elisa-        senschaft. Wichtig ist es, mit Geist an die Umstellung zu gehen und
beth noch nicht gegeben, daher haben wir uns frühzeitig Gedanken           sich lösungsorientiert zu verhalten.“

                                                                      10    WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
HINTERGRUND

           Eigenverantwortung                                                                             Wenden Sie
              Was ist neu im „Kirchlichen                                                                sich jederzeit
             Vermögensverwaltungsgesetz“?
                                                                                                            an uns!
Wie eine Kirchengemeinde ihr Vermögen von          der müssen weder dem Kirchenvorstand noch
wem verwalten lässt, ist im „Kirchlichen Ver-      der Kirchengemeinde angehören. In den Fach-           Die Servicestelle „Projekte
mögensverwaltungsgesetz“ im Erzbistum Ber-         ausschüssen Finanzen, Bau und Eigenbetriebe
                                                                                                              und Prozesse“ ist
lin (KiVVG) geregelt, das am 14. November          (zum Beispiel Kita, Senioreneinrichtung,
2019 in Kraft gesetzt wurde.                       Friedhof ) können sich mit Engagement und              verantwortlich für den
   Was ist neu in diesem Gesetz, das im vergan-    Kompetenz viele Menschen einbringen. Ein               Pastoralen Prozess „Wo
genen Jahr nach 13 Jahren Geltung den Vor-         Novum ist weiter, dass diese Ausschüsse nicht         Glauben Raum gewinnt“.
gänger für die nach 2016 gegründeten Kir-          nur beratend arbeiten – in dem vom KiVVG
chengemeinden abgelöst hat? Kurz zusam-            gesetzten Rahmen (§ 47 KiVVG) können sie
mengefasst: „Entlastung“, „Engagement“ und         Beschlüsse fassen, die keiner Bestätigung
„Eigenverantwortlichkeit“.                         durch den Kirchenvorstand mehr bedürfen.
   Da wäre zuerst die Verwaltungsleitung, die          Durch die Kirchenaufsicht – in der Zentra-     Die Servicestelle „Projekte und Pro-
dem Pfarrer und dem Kirchenvorstand zur            len Servicestelle Recht, Kirchenaufsicht, Revi-    zesse“ bildet im Prozess „Wo Glauben
Seite gestellt ist. In allen weltlichen Belangen   sion angesiedelt – werden bestimmte Beschlüs-      Raum gewinnt“ die Schnittstelle für
arbeitet der Verwaltungsleiter dem Kirchen-        se und Willenserklärungen erst durch eine          Pfarreien, Gremien, Muttersprach-
vorstand und seinem Vorsitzenden zu, ohne          kirchenaufsichtliche Genehmigung gültig. Al-       liche Gemeinden und Orte kirchlichen
dass jedoch der Pfarrer oder der Kirchenvor-       lerdings soll auch hier die Eigenverantwort-       Lebens zu den Arbeitsbereichen „Sen-
stand aus der Verantwortung für das Vermö-         lichkeit der Kirchengemeinde gestärkt wer-         dung“ und „Ressourcen“ im Erzbischöf-
gen und die Verwaltung der Kirchengemeinde         den, wenn viele Anschaffungen und Maßnah-          lichen Ordinariat.
entlassen werden.                                  men erst ab einem Gesamtkostenrahmen von              Sie ist da, wenn es um Fragen der
   Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für     mehr als 50 000 Euro genehmigungspflichtig         Entwicklungsphase geht und begleitet
den Kirchenvorstand, die neu errichteten           werden und bestimmte befristete Anstel-            den Prozess in den Pastoralen Räumen
großen Kirchengemeinden, mit ihren oftmals         lungen keinem Genehmigungsvorbehalt mehr           vor Ort. Bei ihr sind zentrale Projekte
vielen verschiedenen Einrichtungen und Lie-        unterliegen, somit also der Schritt der kirchen-   wie das Systemische Fundraising ange-
genschaften zu verwalten. Deshalb wurden           aufsichtlichen Genehmigung entfällt.               siedelt ebenso wie die Kirchliche Orga-
mit der Inkraftsetzung des neuen KiVVG Fach-           Dies sind nur drei Schlaglichte aus dem        nisationsberatung.
ausschüsse ins Leben gerufen. Diese werden         neuen Gesetz. Es ist geprägt davon, dort – wo
                                                                                                            Kontakt: projekte-und-prozesse@
vom Kirchenvorstand bestellt, zwei Mitglieder      Glauben Raum gewinnt – einen verantwort-              erzbistumberlin.de; 0 30 / 3 26 84 -2 31
des Kirchenvorstandes sind Vorsitzender und        lichen und fruchtbaren Umgang mit den welt-
stellvertretender Vorsitzender des Fachaus-        lichen Gütern der Kirchengemeinde zu ermög-
schusses, aber die bis zu acht weiteren Mitglie-   lichen.
                                                                                                                                                    Foto: Angela Kröll

                                                                                                          Markus Weber, Leiter der Servicestelle
                                                                                                        „Projekte und Prozesse“ und „Wo Glauben
                                                                                                          Raum gewinnt“ im Erzbistum Berlin.

                                                                       11      WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
R E P O RTA G E

             Um den Tod herum
                  St. Bernhard von Clairvaux hat ein neues Angebot,
                                 die Lazarusdienste
                                                                 Anja Goritzka

    In Stralsund sind Ehrenamtliche erreichbar, die andere Menschen in Grenzsituationen des Lebens begleiten und
    unterstützen – täglich von 8 bis 22 Uhr unter der Telefonnummer der Lazarusdienste. Aber sie tun viel mehr als
                               nur zuhören – sie helfen in schwierigen Lebenssituationen.

 „Trauer ist langwierig und sehr individuell“, ist Martina Steinfurth,                          an: Gespräche beim Bestatter, die Vorbereitung der Trauerfeier. Be-
Leiterin des Stralsunder Caritas-Hospizdienstes, überzeugt. Mit zir-                            schwert von der Trauer fühlen sich Angehörige dann schnell über-
ka 15 Interessierten sitzt sie an einem Abend im November im Ge-                                fordert und allein. Hier helfen die Ehrenamtlichen der Lazarus-
meinderaum der Kirche Heilige Dreifaltigkeit in Stralsund zusam-                                dienste. Sie hören zu und begleiten Betroffene auch in der Sterbe-
men und vermittelt ihr Wissen in einer Fortbildung von Ehrenamt-                                stunde von Angehörigen. Zudem vermitteln sie professionelle Bera-
lichen zum Thema Trauer und wird dabei auch praktisch: „Wie ver-                                tung zu Vorsorgemöglichkeiten wie Patienten- und Betreuungsver-
haltet ihr euch? Ihr kommt zu einer Frau, die einen engen Angehöri-                             fügungen und zu Nachlassverfahren.
gen verloren hat. Wie geht ihr vor?“, fragt sie die Runde. Einfach                                  Die neue Pfarrei St. Bernhard von Clairvaux hat sich die Themen
hinsetzen, reden lassen, Fragen, ob man umarmen darf – sind die                                 Trauerarbeit, Sterben, Umgang mit dem Tod ins Pastoralkonzept
Antworten und Martina Steinfurth meint: „Wenn es einem selbst                                   geschrieben. „Die Themen Tod und Sterben finden kaum Resonanz
dabei zu eng wird, dürft ihr auch weinen. Aber ihr müsst in eurer                               in der Öffentlichkeit und sind doch so wichtig“, ist Pfarrer Andreas
Rolle des Tröstenden bleiben.“ Trauernde begleiten ist eine der Auf-                            Sommer überzeugt. Deshalb wurde gemeinsam mit Ehrenamtlichen
gaben der Lazarusdienste, die die Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit in                            und Hauptamtlichen das Konzept der Lazarusdienste entwickelt.
Kooperation mit dem Caritas-Hospizdienst und dem Erzbistum Ber-                                     Sechs Säulen gibt es bisher: Gespräche und Begegnung mit einem
lin gegründet hat. Die Lazarusdienste bieten Hilfsangebote für Men-                             Besuchsdienst und einem Begegnungscafé, die Vermittlung von
schen in schwierigen Lebenssituationen – das können eine schwere                                professioneller Beratung zu Vorsorgemöglichkeiten, der Beistand
Krankheit, der Tod eines geliebten Angehörigen oder seelische Belas-                            und die Seelsorge in der Sterbestunde für Betroffene und Angehöri-
tungssituationen sein. Wenn beispielsweise ein geliebter Mensch                                 ge, die Begleitung und Hilfe bei Erkrankungen, die Vermittlung von
gestorben ist, sind viele Dinge zu regeln. Es stehen Behördengänge                              Sterbebegleitung in vertrauter Umgebung und palliative Beratung
                                                                                                sowie die Anteilnahme und Stärkung, indem Ehrenamtliche Men-
                                                                                                schen zur letzten Ruhestätte ihrer Verstorbenen begleiten oder gar
                                                                                                als Einzige zu einer Trauerfeier gehen. „Wie oft kommt es vor, dass
                                                                                                niemand mehr zur Trauerfeier geht, weil gar keiner mehr da ist? Hier
                                                                                                können wir helfen und mitgehen“, meint Pfarrer Sommer. Gerade bei
                                                                                                der Begleitung von schwer Erkrankten können die Ehrenamtlichen
                                                                                                auf einen sehr erfahrenen Caritas-Hospizdienst in Stralsund zurück-
                                                                                                greifen. Dieser kooperiert mit den Lazarusdiensten, bleibt aber ei-
                                                                                                genständig, wie die Leiterin Martina Steinfurth betont. „Wir holen
                                                                                                sicherlich keine Menschen vom Tod zurück wie Jesus es bei Lazarus
                                                                                                getan hat, aber wir können alles andere drum herum in den Blick
                                                                                                nehmen“, ist Pfarrer Andreas Sommer überzeugt.

                                                                                                Auch kleine Dienste sind willkommen!
                                                                         Foto: Walter Wetzler

                                                                                                Für alle sechs Bereiche haben sich seit September 2019 fast 70 Eh-
                                                                                                renamtliche gefunden, die fort- und ausgebildet werden, zum Teil
                                                                                                durch Fortbildungsabende in Heilige Dreifaltigkeit mit internen
                                                                                                Referenten wie Pfarrer Sommer oder Martina Steinfurth, zum Teil
                                                                                                durch externe Angebote. Unterstützung für die Lazarusdienste gibt

                                                                         12                      WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
R E P O RTA G E

                                                                                                                                                   Foto: Sabine Erp / pixabay
es vom Erzbischöflichen Ordinariat Berlin.      be, um beispielsweise mit einer Frau, die         die die angebotenen Dienste vermitteln. Und
„Die Gemeinde übernimmt Verantwortung           nicht mehr so gut zu Fuß ist, zum Friedhof zu     sie haben sich auf die Fahnen geschrieben:
für die Themen Sterben, Tod und Trauer in       fahren, damit sie das Grab ihres Mannes be-       „Wir wollen für alle Menschen da sein, die
der Stadt Stralsund selbst und darüber hi-      suchen kann, dann reicht das vollkommen           Unterstützung benötigen, unabhängig von
naus“, resümiert die Leiterin des Bereiches     aus“, meint Martina Steinfurth. Die Fortbil-      Religion und Weltanschauung.“
Pastoral im Erzbistum Berlin, Uta Raabe, bei    dung zum Thema Trauerbegleitung ging im
der Vorstellung der Lazarusdienste in Stral-    Januar in den Räumen der Gemeinde Heili-
sund. Außerdem ist sie überzeugt: „Ich kann     ge Dreifaltigkeit in Stralsund weiter. Das                          KO N TA K T
mir vorstellen, dass jemand gut am Telefon      Thema: Trauerrituale und der Umgang mit
sprechen kann, ein anderer eventuell nicht,     Trauer nach einem Suizid. „Wir wollen auch        Die Lazarusdienste sind kostenlos – wir freuen uns
der möchte es aber machen. Dann kann die        Gesprächstraining anbieten. Denn Trauer           über ehrenamtliche und finanzielle Unterstützung.

Gemeinde für ihn über uns einen Workshop        lässt sich nicht bewerten. Es ist ein Gefühl
                                                                                                  Lazarusdienste Stralsund
zum Thema Gesprächsführung erhalten.“           und auch jeder Trost ist anders“, ist sie über-   Martina Steinfurth
Auch wenn die Dienste gestartet sind, wer-      zeugt.                                            Frankenwall 7, 18439 Stralsund
den immer noch Ehrenamtliche gesucht, die          Anfang Februar sind die Lazarusdienste         m-steinfurth@caritas-vorpommern.de
                                                                                                  0 38 31 / 4 63 92 30
gerne mitmachen möchten. „Auch kleine           mit einer zentralen Telefonnummer offiziell
Dienste sind willkommen! Wenn ich nur           gestartet. Unter 0 38 31 / 4 63 92 30 sind        IBAN: DE67 1505 0500 0100 0776 50
einmal im Monat eine halbe Stunde Zeit ha-      täglich von 8 bis 22 Uhr Menschen erreichbar,     Verwendungszweck: Lazarusdienste

                                                                 PROJ EKT

                        Soziale Arbeit in den Pastoralen Räumen
Die Leitgedanken des Prozesses „Wo Glauben Raum gewinnt“ sprechen        Räumen: Seit dem 1. Februar ist Andrea Baro im Pastoralen Raum
von den Herausforderungen der Zeit und den sich verändernden kirch-      Buch-Bernau-Eberswalde als Sozialarbeiterin im Einsatz. Ihr Schwer-
lichen Strukturen. Es geht zum einen darum, kirchliches Leben zu         punkt liegt aktuell auf der Analyse des Sozialraums, dem Kennenler-
stärken, aber auch darum, den Blick zu weiten, um Menschen wahrzu-       nen sowie Netzwerkaufbau und –pflege. Die Sozialarbeiterin Juliana
nehmen, die am Rande von Kirche und Gesellschaft leben oder die Gott     Wiencek verstärkt das Pastoralteam im Nordosten Berlins und Ewelina
nicht kennen. Zu den in der Pastoral tätigen Priestern, Diakonen, Ge-    Lipińska unterstützt ab dem 1. April den Pastoralen Raum Hoppenwal-
meindereferenten und Pastoralreferenten sollen zukünftig im Pasto-       de/Pasewalk mit dem Schwerpunkt Löcknitz an der polnischen Grenze.
ralen Raum beziehungsweise in den neuen Pfarreien auch Sozialpäda-       Dass sie polnisch spricht, versteht sich, außerdem steht sie kurz vor
gogen oder Sozialarbeiter das Pastoralteam ergänzen, die als Experten    dem Abschluss ihres Studiums der sozialen Arbeit. Ziel des Pilotpro-
als Bindeglied zur sozialen Arbeit karitativer und diakonischer Träger   jekts ist es, Handlungsfelder und Angebote für die Soziale Arbeit in der
sowie zu nichtkirchlichen Einrichtungen fungieren. Das Pilotprojekt      Pastoral vor Ort zu definieren und Vorschläge zur Weiterentwicklung
zusammen mit dem Caritasverband für das Erzbistum Berlin und der         dieses Arbeitsfeldes zu erarbeiten. Das Projekt ist für drei Jahre ange-
Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) startet in drei    legt und wird ab sofort von Susanne Netzel koordiniert.

                                                                    13     WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
BERICHT

                                                                                                                                            Foto: Walter Wetzler
        Über den Kirchhof hinaus
     Für die neue Orgel müssen 230 000 Euro her. Dafür braucht es
          langen Atem, kreative Ideen und Beziehungsaufbau.
                                                               Martina Richter

Eine alte Orgelpfeife steht in Heilige Dreifaltigkeit in Brandenburg     der Sonntagsmesse durch besondere musikalische Beiträge brachte
an der Havel und wartet auf Münzen und Scheine oder darauf, dass         monatlich 200 bis 300 Euro. Die anfängliche Freude wich der Ernüch-
jemand ihren QR-Code scannt. Die Spendenpfeife war eine der ersten       terung: „Noch 70 Jahre singen ...“, fasst Anita Wodatschek für das
Maßnahmen zur Finanzierung einer neuen Orgel. Nachdem in den             Orgelteam mit einem Augenzwinkern zusammen.
letzten Kriegstagen im April 1945 auch die Orgel zerstört wurde, hat        Also Fundraising – zu diesem Zeitpunkt ahnte das Orgelteam we-
seit 1968 eine kleine einmanualige Universalorgel mit sechs Regis-       der die volle Bedeutung des Wortes, noch, was dazu gehört. Es wurde
tern treue Dienste geleistet. Doch das Ende ihrer Lebensdauer zeich-     viel diskutiert und wenig ging voran.
net sich ab. Eine dringend erforderliche umfassende Reparatur wäre          Mit dem Brandenburger Architekturbüro Märkplan konnte tat-
nicht wirtschaftlich. Also stellten sich engagierte Gemeindemit-         kräftige Unterstützung gewonnen werden. Die Architektin Uta Zer-
glieder zusammen mit dem Bauförderverein der Aufgabe, den Fort-          jeski brachte nicht nur Erfahrungen mit Förderanträgen, Gestaltung
bestand der Kirchenmusik im Pastoralen Raum Brandenburg-Ra-              und Technik mit, die dem Orgelprojekt an vielen Stellen zu Gute
thenow-Bad Belzig zu gewährleisten. Die Notwendigkeit eines so           kommen sollten, sondern auch eine lange Liste von Fragen: Wer sind
kostenintensiven Vorhabens traf in der Gemeinde zunächst auf             potenzielle Spender? Wie erreicht man die verschiedenen Zielgrup-
Skepsis. Nachdem drei Konzepte einschließlich Kostenangeboten            pen? Welche Fördermittel könnten zur Verfügung stehen? Wer
und Vergabeempfehlung des Orgelsachverständigen vorlagen,                könnte über den Kreis der regelmäßigen Gottesdienstbesucher hi-
stimmte der Kirchenvorstand Anfang 2019 einer Umsetzung des              naus ein Interesse an einer neuen Orgel in der Kirche Heilige Dreifal-
Orgelprojektes zu. Auf dem Konto des Fördervereins waren ca.             tigkeit haben? Und nicht zuletzt: Wie schaffen wir es, vor Ort ein
20 000 Euro aus Spenden der letzten fünf Jahre, fehlten nur noch         Netzwerk helfender Hände und Unterstützer aufzubauen?
210 000 Euro …                                                              Vorschläge für Aktionen gab es viele. Es begann die Suche nach
   Unter dem Motto „Wir ziehen alle Register“ wurden Ideen entwi-        Orgelbotschaftern, Tonkünstlern, Wortakrobaten, Pixelhelden, Post-
ckelt und die Reihe „Orgelperlen“ ins Leben gerufen. Diese Gestaltung    boten und Backfeen. Doch das Netzwerk wollte nicht so richtig wach-

                                                                    14    WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
BERICHT

sen. Die personellen Kapazitäten waren be-        Wege. Über Charity-Shopping-Portale kann                               TIPPS
grenzt und die Spenden flossen verhalten. Im      man zugunsten der Orgel einkaufen oder
April 2019 lud Pfarrer Matthias Patzelt die       Reisen buchen. Pfeifenpatenschaften werden
Koordinatorin für Fundraising-Entwicklung         angeboten und zur Weihnachtszeit wurde ein                  Für Fördervereine
im Erzbistum Berlin, Uta Bolze, ein. Sie machte   eigens gebrautes Orgelbier als „Orgelbot-
von Anfang an deutlich: „Beim Fundraising         schafter“ verschenkt.                                Alle Fördervereine im Erzbistum Berlin
geht es zuerst darum, eine Beziehung zu den           Uta Zerjeski ist sicher: „Obgleich es noch       bitte vormerken: Am 12. September 2020
potenziellen Unterstützern aufzubauen.“ Und       viele Vorschläge zur Spendenakquise gibt,            findet ein Werktag „Fundraising und Öf-
sie fand: „Das gelingt den Engagierten in Bran-   werden die wesentlichen Finanzierungsbau-            fentlichkeitsarbeit für Fördervereine“ in
denburg sehr gut. Sie kommunizieren kreativ       steine aus Fördermitteln zu erzielen sein.           der Schule St. Franziskus in Schöneberg
und transparent auf vielen Kanälen.“              Hier gilt es, klug zu agieren, Vergabeverfah-        statt. Fördervereine haben in der ideellen
    Zusammen mit ihr wurde die Diskussion         ren und Fördermittelbedingungen und -fri-            und finanziellen Unterstützung von Kir-
der Zielgruppen weiter vertieft. Ein geplantes    sten zu kennen und geschickt die richtigen           che vor Ort eine besondere Bedeutung –
Anschreiben an alle volljährigen Gemeinde-        Türen aufzustoßen.“                                  mit spezifischen Möglichkeiten und He-
mitglieder wurde erst auf den Prüfstand und           Trotz aller Anstrengung und manchmal             rausforderungen.
dann auf den Kopf gestellt. Die erste Aufgabe     auch dem Gefühl, es könnte schneller gehen,             Wir laden Sie zu Vorträgen rund um
war: „Nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fal-   blickt das Orgelteam optimistisch in die Zu-         die Kommunikation mit (potenziellen)
len“. Also wurden mit 1800 Briefen keine Über-    kunft. Allein 2019 sind durch die Fundraising-       Spendern mittels Brief, Plakat, Aktionen
weisungsformulare, sondern nette Einla-           aktivitäten 25 000 Euro zusammengekom-               und anderem herzlich ein. Sie haben die
dungen zu einem niederschwelligen Angebot,        men. Für 2020 und 2021 sind zahlreiche Be-           Gelegenheit, mit Experten ins Gespräch
einem Benefizkonzert mit anschließendem           nefizkonzerte geplant. Unter anderem spielt          zu kommen, sich untereinander auszutau-
Imbiss verschickt. Der nächste Schritt war, aus   das Landespolizeiorchester in diesem Jahr            schen und zu vernetzen. Außerdem erhal-
dem Briefversand heraus das Netzwerk der          zwei Konzerte im Brandenburger St. Pauli-            ten Sie erprobte Werkzeuge für Ihre Arbeit
Unterstützer und den Verteiler für einen          kloster. Die „Orgelperlen“ und das anschlie-         vor Ort. Bei Interesse bitte Mail an fundrai-
Newsletter zu erweitern. Es wurde angeboten,      ßende Gemeindecafé sind inzwischen fester            sing@erzbistumberlin.de
Sitzplätze per E-Mail reservieren zu lassen.      Bestandteil des Gemeindelebens geworden
Keine Kosten, wenig Aufwand, dafür kam man        und mit den Veranstaltungen finden erfreuli-
mit den Besuchern an der Kirchentür ins Ge-       cherweise auch Menschen den Weg auf den                  Freiwilliges Kirchgeld
spräch. Und das Ergebnis der Mühe? Eine volle     Pfarrhof, die sonst mit Kirche nichts (mehr) zu
Kirche, eine gemeinschaftsförderliche, gesel-     tun haben. Dieser Zuspruch macht den ehren-          Sie haben Projekte in Ihrer Gemeinde/
lige Atmosphäre auf dem Pfarrhof und 1500         amtlich tätigen Orgelfreunden Mut. Uta Bolze         Pfarrei, für die Sie neben den Sonntagskol-
Euro mehr auf dem Spendenkonto.                   unterstreicht: „Das ist ein Projekt, bei dem die     lekten in besonderer Weise um Unterstüt-
    Aus der Erfahrung, dass Spenden vor-          Ehrenamtlichen weit mehr erreichen werden,           zung bitten? Es gibt bei Ihnen die Traditi-
nehmlich ein sozialer Prozess ist und Men-        als die Finanzierung der neuen Orgel.“               on des freiwilligen Kirchgeldes?
schen sich erst als Teil einer Gemeinschaft                                                               Ein persönlich adressierter Brief ist ein
                                                           Mehr: www.orgel-dreifaltigkeit.de
sehen und dann ihren Anteil zum Gelingen                                                               geeignetes Instrument, um diese Projekte
                                                     Unterstützung an den Bau- und Förderverein
beitragen, entstand ein Fundraising-Mix.            Heilige Dreifaltigkeit Brandenburg an der Havel:   vorzustellen und um Unterstützung in
Auch hier wagte der Förderverein kreative                    DE87 1605 0000 3601 020393                Form von Geld oder Zeit zu bitten. Diese
                                                                                                       Form der Kommunikation ist mehr als nur
                                                                                                       eine Spendenbitte. Sie ist Ausdruck der
                                                                                                       Beziehung und Wertschätzung der Adres-
                                                         Die lokale Brauerei Heymann kreierte ein      saten.
                                                         rauchiges Orgelbier, das zur Weihnachtszeit
                                                                                                          In allen Fragen der strategischen Pla-
                                                         als Orgelbotschafter in ganz Deutschland
                                                         verschenkt wurde. Foto: Brauerei Heymann      nung und ansprechenden Gestaltung, der
                                                                                                       Nutzung und Aufbereitung der Mitglie-
                                                                                                       derdaten, des Bedankens bei Spendern,
                                                                                                       der effektiven Bearbeitung und Buchung
                                                                                                       durch eine Fundraising-Datenbank und
                                                                                                       anderem unterstützt Sie die Fachstelle
                                                                                                       Fundraising gern.

                                                                                                                     KO N TA K T :

                                                                                                                       Uta Bolze
                                                                                                           fundraising@erzbistumberlin.de
                                                                                                              Telefon: 0 30 / 32 68 41 17
                                                                                                              Mobil: 01 60 / 96 22 95 65

                                                                        15      WO GLAUBEN RAUM GEWINNT
Sie können auch lesen