Gebautes Gemeinwohl? Robert Kaltenbrunner* - De Gruyter

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Gebautes Gemeinwohl? Robert Kaltenbrunner* - De Gruyter
BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis 2021; 45(1): 125–134

Robert Kaltenbrunner*

Gebautes Gemeinwohl?
Über die unterschätzten Analogien von Bibliothek und öffentlichem Raum

https://doi.org/10.1515/bfp-2020-0114                                    4    Der öffentliche Raum ist nicht nur durch Priva-
                                                                              tisierung bedroht, sondern auch durch
Zusammenfassung: Welche Parallelen und Analogien be-                          ästhetische Überinstrumentierung. . . . . . . . . . . 129
stehen zwischen den Sphären Stadtentwicklung und Bi-                     5    Die Dialektik von öffentlichem und privatem
bliotheken? Als zentraler Bezugspunkt zur Beantwortung                        Raum geht über in eine Dialektik wechselhaft
dieser Frage dient der Begriff des „öffentlichen Raums“.                      besetzter Orte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Der Autor untersucht Verbindungslinien, Ähnlichkeiten                    6    Eine monokausale Verbindung zwischen
und wechselseitige Effekte und nähert sich dem Thema in                       Öffentlichkeit und Gestaltung gibt es nicht . . . . . 131
sechs Thesen, die auf Entwicklungstendenzen im öffent-
lichen Raum fokussieren, aber jeweils einen Bezug zum
Bereich der Bibliotheken herstellen.                                     Der vorliegende Beitrag zeichnet den Vortrag nach, der im
                                                                         Februar 2020 auf der Konferenz „Chancen 2020“ gehalten
Schlüsselwörter: Stadtentwicklung; Stadtplanung; öffent-
                                                                         wurde.1 Die Konferenz, die vom Bibliotheksdienstleister
licher Raum; Öffentliche Bibliotheken
                                                                         ekz.bibliotheksservice gemeinsam mit dem Berufsverband
                                                                         Information Bibliothek (BIB) und dem Deutschen Biblio-
Built for Common Good?
                                                                         theksverband (dbv) organisiert wurde, stand unter dem
On the underestimated analogies between library and
                                                                         Motto „Zukunft sichern“. Die Veranstalter haben ganz be-
public space
                                                                         wusst den Blick von außen auf die Frage nach der Zukunft
Abstract: What parallels and analogies exist between the                 der Bibliotheken gesucht. Der folgende Beitrag, aus Sicht
spheres of urban development and libraries? The concept                  eines Stadtplaners verfasst, betrachtet die Wechselwirkun-
of “public space” serves as a central reference point for                gen zwischen öffentlichem Raum und Öffentlicher Biblio-
answering this question. The author examines connecting                  thek.
lines, similarities and reciprocal effects and approaches                     In seinem so epochalen wie urbanistisch grundierten
the topic in six theses, which focus on developmental                    Roman „Mann ohne Eigenschaften“ hielt Robert Musil
tendencies in public space, but each of which establishes a              hellseherisch fest, dass man sich grundsätzlich in einem
reference to the field of libraries.                                     „dauerhaften Stoff von Häusern, Gesetzen, Verordnungen
                                                                         und geschichtlichen Überlieferungen“ bewegt. Die Bin-
Keywords: Urban development; urban planning; public
                                                                         dungen und Verbindlichkeiten, die von einem gegebenen
space; public library
                                                                         städtischen Kontext ausgehen, sind nach wie vor beträcht-
                                                                         lich. Dabei stellen im Lebensalltag Stadtteil und Kiez die
                                                                         wohl wichtigste Ebene dar, um das urbane Miteinander
Inhalt                                                                   zu organisieren. Zwar mögen Menschen heute gesell-
                                                                         schaftlich über ihre Teilhabe an Bildung, Gesundheit,
1    Die mediatisierte Öffentlichkeit wird die räum-                     Wirtschaft, Politik und Familie integriert werden – woran
     lich erfahrbare nicht ersetzen – und sie wird                       die Stadtgestalt auf den ersten Blick einen eher marginalen
     auch nicht als Ersatz empfunden . . . . . . . . . . . 126           Anteil hat. Aber es gibt Personengruppen, die aufgrund
2    Der öffentliche Raum wird zunehmend unein-                          fehlender sozialer und materieller Ressourcen in ihrer Mo-
     heitlich und hybrid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127   bilität stark eingeschränkt sind, und für die somit das
3    Der öffentliche Raum hat keine zeitlose                             Quartier eine wesentliche gesellschaftliche Teilhabechan-
     Bedeutung – aber eine grundlegende . . . . . . . . 128              ce bedeuten kann. Und dies gilt grundsätzlich auch für

*Kontaktperson: Dr. Robert Kaltenbrunner,                                1 Der Beitrag ist zugleich eine aktualisierte und erheblich modifizier-
Robert.Kaltenbrunner@BBR.Bund.de                                         te Version von Kaltenbrunner (2014).

  Open Access. © 2021 Robert Kaltenbrunner, publiziert von De Gruyter.       Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
Namensnennung 4.0 International Lizenz.
126           Robert Kaltenbrunner

Bibliotheken – zumal, wenn man sie als das begreift, was                1 Die mediatisierte Öffentlichkeit
sie ihrem Wesen nach sind: nämlich integraler Bestandteil
                                                                          wird die räumlich erfahrbare nicht
von Stadtquartieren.
     Städtebau und Stadtpolitik, die eine wahrhafte Ur-                   ersetzen – und sie wird auch nicht
banität fördern wollen, müssen stark indirekt arbeiten,
                                                                          als Ersatz empfunden
z. B. in den öffentlichen Raum und die Vitalisierung poly-
zentraler Strukturen (Bibliotheken, Schwimmbäder etc.)
investieren. Qualitäten, die landläufig den Eigenschaften               Es ist einmal prophezeit worden, dass die Menschen in
„europäischer Städte“ gutgeschrieben werden, sind hier                  Zukunft vorwiegend vor Bildschirmen und unter Daten-
wichtig: ein funktionierender öffentlicher Nahverkehr                   helmen hocken, um sich in einer bloß virtuellen Realität,
und viele, am besten gewachsenen Zentren, in denen Bil-                 auf Daten-Autobahnen und im Cyberspace, nicht mehr
dungs-, Kultur- und Freizeitangebote, Betreuungs-, Ge-                  körperlich, sondern nur noch fiktiv zu tummeln. Aller-
sundheits- und Serviceleistungen schnell erreichbar sind.               dings hat sich diese Prophezeiung bislang als wenig trag-
Für die städtische Bevölkerung sind kurze Wege entschei-                fähig erwiesen. Die Repräsentation verschiedener gesell-
dend. Stadtgestalt, Freiraumqualitäten und Aufenthalts-                 schaftlicher Gruppen vollzieht sich zwar weitgehend in
möglichkeiten in öffentlichen Räumen sind ganz offen-                   Innenräumen; man nutzt die modernen Massenmedien,
sichtlich ein weiteres Plus. Diverse Studien2 belegen, dass             und längst hat sich eine neue Öffentlichkeit im Cyberspace
der Aufenthalt in öffentlichen städtischen Räumen – um                  etabliert. Aber nicht nur Ansprachen, Konzerte, Feste usw.
sich zu treffen, um Freizeitaktivitäten nachzugehen, oder               finden noch draußen statt. Auch bestimmte Ansprüche
einfach, um zu sehen und gesehen zu werden – gegenüber                  auf öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung verlan-
dem Rückzug in die eigene Wohnung an Häufigkeit, All-                   gen geradezu nach auffälliger Kundgabe im öffentlichen
täglichkeit und Selbstverständlichkeit gewonnen hat. Al-                Raum, z. B. durch Demonstrationen, Sportveranstaltun-
so: Wer das Leben in der Stadt stärken will, der muss für               gen, Streiks, Ausstellungen und dergleichen. Der öffent-
eine adäquate Infrastruktur und urbane Umgebungsquali-                  liche Raum ist nach wie vor eine Bühne, auf der gesell-
täten sorgen. Dabei gilt:                                               schaftliche Konflikte artikuliert und vorgetragen werden.
                                                                        Plätze, Fußgängerzonen, Straßen und Parks sind Orte per-
      „Auch wenn ‚Raumprogramme‘ für sich genommen außerstande          sonaler Selbstdarstellung und Inszenierung.
      sind, Defizite und Beschädigungen im städtischen Leben zu
                                                                            Das hat handfeste Gründe: Wir leben in einer institu-
      beseitigen, so können sie doch strategisch eingesetzt werden.
      Der Stadtraum lässt sich ‚inszenieren‘. Das Medium der Stadt-
                                                                        tionell hochgradig verregelten Welt. Einer Welt, die so mit
      gestalt und des Bildes ermöglicht es, nach den Interessen der     Vorschriften, Normen, Richtsätzen, Geboten und Verboten
      Akteure Bedeutungen zu schaffen.“3                                zugestellt ist, dass Straßen und Plätze fast die einzigen
                                                                        Orte sind, die jedermann zur Verfügung stehen, um sich
Im Folgenden soll in der Art einer kleinen Versuchsanord-               (mehr oder weniger) außerhalb dieses Regelwerks zu ver-
nung nachgezeichnet werden, welche Parallelen und Ana-                  halten und zu äußern, um spontanen Handlungen nach-
logien zwischen den Sphären Stadtentwicklung und Bi-                    zugehen. Das Zur-Schau-Stellen von Luxus und Extrava-
bliotheken existieren. Als zentralen Bezugspunkt dient                  ganz gehört genauso dazu wie das Bekenntnis zu einer
dafür der Begriff des „öffentlichen Raums“. Haben diese                 vom Mainstream abweichenden Lebensweise, ob als Skin-
beiden Bereiche überhaupt etwas miteinander zu tun?                     head oder Hippie. Wenn es um ‚Öffentlichkeit‘ geht, dann
Wenn ja: Was könnten die Verbindunglinien, Ähnlichkei-                  auch um die Zwanglosigkeit des Rahmens, innerhalb des-
ten, wechselseitigen Effekte sein? Es sei hier eine Annähe-             sen sich Kontakte ergeben (können). Gerade die Bandbrei-
rung in sechs Thesen versucht. Sie fokussieren zwar auf                 te des Möglichen ist nach Auffassung des Stadtsoziologen
Entwicklungstendenzen im öffentlichen Raum, doch wird                   Hans Paul Bahrdt das eigentlich Spannende an der ‚urba-
jeweils ein Bezug zur Welt der Bibliotheken hergestellt.                nen‘ Situation. „Trotz aller Kasuistik erlaubter Themen
                                                                        kann sich aus der Frage nach dem Weg ein Flirt ent-
                                                                        wickeln.“4 Im öffentlichen Raum befriedigt man nach wie
                                                                        vor das Bedürfnis, zu sehen und gesehen zu werden. Er ist
                                                                        der Ort gesellschaftlicher Teilhabe.

2 Vgl. u. a. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
(2016), Siebel (2015), Bittner (2001), Berding et al. (2010), Bundes-
institut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2015).
3 Keim (1988) 148.                                                      4 Bahrdt (1969) 69 f.
Gebautes Gemeinwohl?            127

     Gleichwohl, und dem nicht widersprechend, gibt es                    entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Basisbewegung
vielerlei Zumutungen, die das Dasein in der Stadt prägen.                 in der wirklichen Welt, die sich des Internets als Instru-
Gerade deshalb freilich braucht es die Arena des ‚öffent-                 ment bedient. Sie braucht stets den realen Raum. Und des-
lichen Raums‘, weil sie das Trainingsgelände für unseren                  halb ersetzt das Internet auch keineswegs die Bibliothe-
gesellschaftlichen Alltag abgibt. Denn das Verhältnis von                 ken.
individueller Handlungsautonomie und sozialer Ordnung
wird, auch heute, auf der städtischen Bühne austariert.                       „Was aber bedeutet Bibliothek heute? Wer etwa die wunderbar
Umgekehrt nützt das plakative Versprechen von der res                         offene und leutselige Stadtbücherei von Amsterdam erlebt hat,
                                                                              ahnt, warum inzwischen auch in der Stadtteilbibliothek Mün-
publica wenig, wenn es einen Ort bloß zur touristischen,
                                                                              chen-Pasing eine Espressomaschine steht. Büchereien wandeln
zur weichgespülten Sonntagsöffentlichkeit verurteilt. Öf-
                                                                              sich zu Wohlfühlorten, auch wenn Kritiker darauf verweisen,
fentliche Räume entstehen durch Nutzungen. Deshalb                            dass sie immer noch weniger bildungsfernen Familien dienen als
stellt sich die Frage, welche Nutzungen werden durch be-                      bürgerlichen Bildungsfreunden zur Selbstvergewisserung.“7
stimmte Planungen, Infrastrukturen und Bauten erzeugt?
Und welche Nutzungen lassen andere – andersgeartete –                     Bibliotheken stellen ein räumlich verdichtetes Informati-
Räume zu?                                                                 onsangebot dar. Sie sind sinnlich erfahrbar, es gibt andere
                                                                          „Suchende“, es gibt ein Gemeinschaftserlebnis – und da-
                                                                          mit gewisse Analogien zum öffentlichen Raum.
Gibt es einen Bezug zur Welt der
Bibliotheken?
                                                                          2 Der öffentliche Raum wird
Die Soziologie kennt den Begriff des ‚Dritten Ortes‘. Öffent-
liche Plätze, die neben der eigenen Wohnung (erster Ort)
                                                                            zunehmend uneinheitlich und
und dem Arbeitsplatz (zweiter Ort) aufgesucht werden.                       hybrid
Cafés, Vereine, Konzertsäle – und Bibliotheken. Ray Ol-
denburg, auf den der Begriff zurückgeht, definierte ihn als               Man hört den Begriff ‚öffentlicher Raum‘ und denkt unmit-
ein Zuhause fern der eigenen Wohnung, an dem nicht ver-                   telbar an jene Piazzas und Plätze, die man aus Italien oder
wandte Menschen zueinander in Beziehung treten.5 Unver-                   Spanien kennt: Klare räumliche Fassung, erkennbar his-
bindliche Stätten der Begegnung also. Aber sehr wichtig,                  torisch und gewachsen, immer etwas los. Die Wirklichkeit
um dem schwindenden Gemeinsinn in den modernen Ge-                        jedoch sieht anderes aus: Einerseits blendet man den Ver-
sellschaften entgegenzuarbeiten.                                          kehr aus, der die meisten Räume dominiert, aber auch die
     Es ist unübersehbar, dass das Internet die Öffentlich-               diffusen Stadträume, also etwa der öffentliche Raum in
keit weltweit verändert hat. Doch wie stellen sich diese                  Gewerbegebieten oder in Einfamilienhaussiedlungen, der
Veränderungen im Alltag dar? Mit Blick auf die ‚arab rebel-               wohl eher eine Art Restraum ist. Andererseits sieht man es
lion‘ vor einigen Jahren in Tunesien, Libyen und Ägypten                  dem Raum heute oftmals nicht mehr an, ob er öffentlich ist
meinte etwa der Medientheoretiker Evgeny Morozov: „Wer                    oder nicht. Beispiel Ernst-August-Platz vor dem Haupt-
glaubt, dass die Netzwerke rein virtuell und spontan wa-                  bahnhof in Hannover: Er ist heute sehr populär, nachdem
ren, weiß einfach nichts über die jüngste Geschichte des                  er vor einigen Jahren umgebaut und neu gestaltet wurde.
Cyber-Aktivismus in Nordafrika und dem Nahen Osten.“6                     Er hat an Attraktivität und Aufenthaltsqualität gewonnen.
Die von den Medien ausgerufene „Facebook-Revolution“                      Aber er ist nun zum großen Teil im Eigentum der Deut-
                                                                          schen Bahn. Das sieht man nicht unmittelbar. Aber man
                                                                          merkt es daran, dass die Obdachlosen und die Trinker-
5 Oldenburg (1989). Oldenburg zufolge soll ein Dritter Ort acht Cha-      szene sich nur hinter den Straßenbahngleisen aufhalten.
rakteristika aufweisen, wovon vier einen dezidiert baulich-räumli-
                                                                          Denn auf der anderen Seite gilt das Hausrecht. Was heißt
chen Bezug haben: Er befindet sich auf neutralem Boden, jeder außer
den dort arbeitenden Menschen kann daher kommen und gehen, wie            das? Der öffentliche Raum steht im Spannungsverhältnis
es ihm beliebt; er steht grundsätzlich allen Bevölkerungsschichten        zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen und ökonomi-
offen und soziale Unterschiede werden abgeschwächt; er ist einfach        schen Interessen: als Identitätsraum, politischem Raum,
zu erreichen; und seine Anmutung steht nicht über seiner Funktion         Standortfaktor, als Aufenthalts- oder Erlebnisraum, als
(er soll gewissermaßen niedrigschwellig sein). Freilich handelt es sich
                                                                          Verkaufs- und Schauraum.
dabei um ein sehr idealisiertes Konzept, dem selbst viele der von
Oldenburg genannten ‚Dritten Orte‘ bei näherer Betrachtung nicht
standhalten könnten.
6 Morozov (2011).                                                         7 Herwig (2011).
128            Robert Kaltenbrunner

     Aber auch die wachsende Individualisierung findet                    liches Gebäude‘ mit einer Berechtigung, die kaum einen
hier ein zentrales Forum, um sich ändernde Interessen                     anderen Bau zukomme. Der renommierte niederländische
neu auszuhandeln. Die Techno- und die Rapper-Szene,                       Architekt und Urbanist Rem Koolhaas hat mit der 2004
die Jünger von Le Parcours, Skater und Party-People: Sie                  eröffneten Public Library in Seattle den Bautypus der Bi-
suchen sich ihre Räume. Und sie verändern sie dann                        bliothek gleichsam neu erfunden: „Dieser Raum ist per-
jeweils – durch Flashmobs etwa, aber auch mittels Ver-                    formativ im Sinne seiner Bewegungsaffinität, reflexiv im
abredung zum Tangotanzen.8 Insofern ist der öffentliche                   Sinne des ‚interaktiven Aspekts‘, wie ihn Terence Riley
Raum auch ein Spiegel der Gesellschaft und deshalb sagt                   beschreibt. Damit wird eine neue Theatralik des Innen-
er etwas über unseren gegenseitigen Umgang: Hier sind                     raums gefasst, der sich in seinem Charakter verändert
wir nicht ‚Allein‘. Wir können nicht selbst entscheiden,                  und Züge des öffentlichen Raums annimmt.“10 Koolhaas
was wir sehen wollen, was passieren kann. Sondern wir                     hat hier einen Ort geschaffen, an dem sich wirklich alle
teilen uns diesen Raum und diese Entscheidungen mit den                   Bevölkerungsgruppen – von der Kunstzeitschrift lesenden
anderen. Und müssen auch aushalten, dass wir an diesen                    älteren Dame bis zum jungen Obdachlosen – begegnen,
Orten selber öffentlich sind. Der öffentliche Raum ist also               sich unweigerlich gegenseitig wahrnehmen, ohne sich zu
auch Ort des Widerspruchs zwischen verschiedenen An-                      stören.
sprüchen.

                                                                          3 Der öffentliche Raum hat keine
Parallelen zur Welt der Bibliotheken?
                                                                            zeitlose Bedeutung – aber eine
Es ist vermutlich eine weit verbreitete Vorstellung, dass                   grundlegende
eine Bibliothek aus Regalen, Magazinen und mit Staub
bedeckten Büchern besteht. Dagegen hat sich längst eine                   Folgt man Hannah Arendt, dann hat sich seit der Antike
kleine Revolution vollzogen. Monumentale, oftmals his-                    das Verhältnis von Öffentlich und Privaten in sein Gegen-
torische Lesesäle ziehen täglich große Besuchermassen                     teil verkehrt. Holzschnittartig lässt sich dies wie folgt zu-
an, aber daneben hat sich eine moderne, ausgiebig genutz-                 sammenfassen: Die Polis sah in der Öffentlichkeit noch
te Wissenswelt etabliert. Bibliotheken zeigen sich als viel-              einen Ort, der frei war von den Banalitäten alltäglicher
fältiger Lernort, an dem es nicht mehr um Karteikästen,                   Verrichtungen, die zur Aufrechterhaltung des Lebens not-
sondern WLAN-Verbindungen geht. Sie bieten, im Sinne                      wendig sind. Derartige Dinge hatten in der Verborgenheit
von Jeremy Rifkin, sowohl Zugang als auch Zugriff:                        des Privaten zu geschehen und waren nur dort von Interes-
                                                                          se. Der öffentliche Raum hingegen eröffnete dem Einzel-
      „In dieser Welt hat nichts Bestand. In einer Ökonomie, deren        nen die Möglichkeit, etwas von Bedeutung zu erschaffen,
      einzige Konstante der Wandel ist, macht es wenig Sinn, bleiben-
                                                                          das jenseits der Unbeständigkeit des Alltäglichen lag und
      de Werte anzuhäufen [...] Netzwerke treten an die Stelle der
      Märkte, Verkäufer und Käufer werden zu Anbietern und Nutzern,
                                                                          damit potenziell von öffentlichem Interesse und im Ideal-
      und was bislang käuflich war, wird ‚zugänglich‘. Zugang, Zu-        fall gar von bleibender Bedeutung für nachfolgende Gene-
      griff, ‚Access‘ sind die Schlüsselbegriffe des anbrechenden Zeit-   rationen war. „Mit anderen Worten, der öffentliche Raum
      alters.“9                                                           war gerade dem Nicht-Durchschnittlichen vorbehalten, in
                                                                          ihm sollte ein jeder zeigen können, wodurch er über das
Bibliothek ist aber auch ein (Lern-)Ort, den man freiwillig               Durchschnittliche hinausragte.“11 Mit dem Siegeszug der
aufsucht und der nicht auf lehrgangsartiges Wissen und                    modernen Gesellschaft hingegen, mit dem Prozess der Ver-
eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe festgelegt ist. Da-               gesellschaftung selbst, so Arendt, kehrt sich dieses Ver-
rin liegt ihre große Chance. Sie können zur Verankerung                   hältnis um. Die flüchtigen Banalitäten des Alltäglichen
der Menschen in ihrer Stadt, in ihrem Stadtteil beitra-                   bestimmen die Öffentlichkeit, während selbstständiges
gen. Sie bieten ein kommunikatives Milieu, wo man auch                    Denken und Handeln gewissermaßen zur Privatangele-
„allein unter Menschen" sein kann. Exemplarisch sei hier                  genheit werden. Sofern sie überhaupt noch einen Platz in
auf die Zentralbibliothek in Seattle hingewiesen, von der                 der Gesellschaft haben.
einmal behauptet wurde, sie trage den Namen ‚öffent-

8 Vgl. Ipsen (2002) 239.                                                  10 Kuhnert (2019) 108.
9 Rifkin (2000) 13 f.                                                     11 Arendt (2016) 53.
Gebautes Gemeinwohl?            129

    Ansprüche und Bedürfnisse sind nicht statisch, nicht            „Denn erst seine materielle Organisation macht Wissen un-
ein für alle Mal festgeschrieben. Somit ändert sich auch            abhängig von der begrenzten Aufnahmefähigkeit des Einzelnen
                                                                    und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar. Indem es sich an
das Verständnis eines Raums. Manche Orte waren vor
                                                                    begehbaren Orten manifestiert, kann es gar von mehreren Men-
einiger Zeit zentrale Treffpunkte, heute sind sie es nicht          schen geteilt werden, und die einsame Tätigkeit des Lesens wird
mehr. Ohnehin hat man nun ganz andere Möglichkeiten,                zur sozialen Beschäftigung.“12
etwas zu tun oder irgendwo hinzugehen, als früher. Man
erinnere sich nur daran, was vor zwanzig oder dreißig           Der Kulturphilosoph Walter Benjamin spricht in diesem
Jahren das Bild des öffentlichen Raums prägte, was da-          Zusammenhang nicht nur den Zauber des physischen Bu-
mals völlig hip war: Musikschüler stellen sich in eine          ches an, sondern auch eine bestimmte Art von Erinnerung:
Nische und klimperten mit der Gitarre oder spielten Saxo-       keine willentliche, sondern eine, die an Zufall, Erwer-
phon, selbstberufene Künstler fertigen Skizzen und Zeich-       bungsgeschichten bestimmter Bücher, an das „dialektisch
nungen, Kunsthandwerker verkaufen selbstgemachten               gespannte Dasein des Sammlers zwischen den Polen der
Schmuck, in den Wohngebieten wurden die ersten Stra-            Ordnung und der Unordnung“ gekoppelt ist. Die Biblio-
ßenfeste durchgeführt. Heute dagegen dominieren In-Li-          thek als „Gehäuse“, dessen „Baustein“ die Bücher sind.
ne-Skates oder andere In-Sportarten, Grillen im Park, es        Als unbestreitbar darf jedoch die Koppelung von Erinner-
gibt einen gewissen Exhibitionismus, mit dem unübliche          tem an Physisches gelten, unzweifelhaft speichert der
Kleidungspräferenzen oder Tattoos, Schweine oder Kroko-         Raum etwas in seiner Dimensionalität und seinem gehei-
dile als Haustiere vorgeführt werden. Neu ist, dass pri-        men Potenzial, der den Blick leitet, fixiert, den Gedächt-
vateste Tätigkeiten wie das Sonnenbaden, das Schminken,         nisspeicher stimuliert und aktiviert.13
natürlich das mobile Telefonieren und das Arbeiten am               Auf etwas Weiteres sei hingewiesen: Die Bibliotheken
Laptop zu quasi öffentlichen Angelegenheiten geworden           haben längst begonnen zu lernen, dass sie sich nicht län-
sind.                                                           ger stumm in der Selbstverständlichkeit ihres Daseins ein-
    Neu ist auch die Inanspruchnahme der öffentlichen           richten können, sondern sich auf der kulturpolitischen
Straßenräume, Plätze, Promenaden und Parkanlagen zum            Bühne artikulieren müssen. Wenn man bedenkt, dass die
gemeinsamen „fernsehen“. Public Viewing ist seit der Fuß-       10 000 deutschen Bibliotheken jährlich 200 Millionen Be-
ball-Weltmeisterschaft 2006 hip. Und wer weiß, was wir in       suche verzeichnen – die Kinos bringen es auf 146, die Fuß-
Zukunft nicht noch alles im öffentlichen Raum machen            ballstadien nur auf 17 Millionen –, dann ist sogar vorstell-
werden. Insofern muss er nicht auf Dauer angelegt sein.         bar, dass diverse gesellschaftliche Probleme irgendwo
Langlebigkeit, Sicherheit und Stabilität mögen als Werte        zwischen Büchern einer Lösung zugeführt werden.
gelten, an denen sich Stadtplanung und Architektur auch
weiterhin orientieren. Aber sie sind es nicht allein und sie
können schnell zu verlogenen Mythen werden. Der urbane
öffentliche Raum ist kein zeitloser Gegenstand. Er ist viel-
                                                                4 Der öffentliche Raum ist nicht nur
mehr ein Prozess, in dem sich Raum- und Sozialfiguren             durch Privatisierung bedroht,
korrespondierend verändern. Er hat aber konstituierende
Prinzipien – und hier ergibt sich tatsächlich eine Parallele.
                                                                  sondern auch durch ästhetische
                                                                  Überinstrumentierung
Ordnung des Raums – Ordnung des Wissens                         Man rufe sich das Sony-Center am Potsdamer Platz in
                                                                Berlin vor Augen – oder ähnliche Orte, wie es sie inzwi-
Zumindest ihrem Anspruch nach sind Bibliotheken für die         schen ja überall gibt. Malls und Einkaufsgalerien in pri-
Ewigkeit gebaut. Doch Ewigkeit ist nicht dasselbe wie End-      vater Hand geben hinsichtlich Ausstattung, Materialien
losigkeit. Daher sollten Bibliotheken keine bloße Akkumu-       und Pflege einen Standard vor, dem man für den öffent-
lation von Wissensbeständen sein, die endlos erweitert          lichen Raum zu folgen sucht. Was positiv klingt, birgt
und ergänzt werden. Vielmehr begründen sie überhaupt            jedoch die Gefahr, dass indirekt der Funktionsverlust des
erst das Wissen, das über den Tag hinaus überliefert wer-       verbleibenden öffentlichen Raums verstärkt wird. Denn
den kann. Das Wissen steckt nicht in den Büchern, um in         dieser kann mit den privatisierten Bereichen – schon we-
die Regale gestopft zu werden, sondern entsteht durch die
Ordnung, welche die Bibliothek ihm verleiht. Signatursys-
teme, Karteien und Schlagwortkataloge sind seine Konsti-        12 Schmidt (2011).
tutionsformen.                                                  13 Benjamin (1980).
130         Robert Kaltenbrunner

gen seiner schieren Menge – nicht konkurrieren: Es sinkt        Community Center dar, einen Treffpunkt jenseits aller öko-
das Interesse, sich in ihm aufzuhalten, er verliert als Kom-    nomischen Zielrichtung als Gegenmodell zur Shopping
munikationsraum an Bedeutung, wird schleichend häss-            Mall, der vielerorts die Aufgabe der Freizeitgestaltung
lich und unattraktiv, verkommt zum Rückzugsort für aus-         übertragen worden ist. Tatsächlich geht es ja nicht nur um
geschlossene Bevölkerungsgruppen. Diese Entwicklungen           Information: Der Besuch einer Bibliothek ist mehr als ein
schaukeln sich gegenseitig auf. Je unattraktiver der klassi-    zweckrationaler Vorgang. Er hat auch etwas mit gesell-
sche Stadtraum wird, desto eher wird er gemieden, desto         schaftlicher Teilhabe zu tun. Viele Beispiele zeigen, was
größer wird die Nachfrage nach geschützten geschlosse-          um das Lesen herum inszeniert werden kann. Allerdings
nen oder inszeniert-öffentlichen Räumen.                        sind es vielleicht gar nicht die events, die spektakulären
     Hier scheint der Blick auf den größeren Zusammen-          Ereignisse, auf die es ankommt, sondern manchmal ein-
hang angebracht: Einer Stadt, die noch keine Marke ist,         fach die menschliche, anregende, spannende Begegnung,
die noch kein ‚Branding‘ hat, fällt es schwer, ökonomi-         der angenehme Aufenthalt, die Möglichkeit zum Rückzug,
sche, gesellschaftliche und kulturelle Aufmerksamkeit auf       die Qualität des Angebots.
sich zu lenken. Image und Ruf bekommen so einen bedeu-
tenden Anteil an ihrer strategischen Konkurrenzfähigkeit.
Das Stadtmarketing geht immer häufiger den Weg zur „Er-
eigniskultur“. In der breiten Palette dieser temporären Er-
                                                                5 Die Dialektik von öffentlichem
eignisse hat die Inszenierung der öffentlichen Räume in-          und privatem Raum geht über in
zwischen einen festen Platz. So weit, so gut. Fatal jedoch
ist eines: Im Bestreben, ihr Marken-Image zu verbessern,
                                                                  eine Dialektik wechselhaft
konzentrieren sich viele Städte mehr auf die Werte und            besetzter Orte
Emotionen, die die Kunden und Bürger mit dem ‚Produkt‘
verbinden, als auf deren Qualität selbst. Da alle Orte mit      Der französische Ethnologe Marc Augé hat von einer Ver-
ununterscheidbaren Massenprodukten überschwemmt                 wandlung von Orten in „Nicht-Orte“ gesprochen.14 Nicht-
werden, versuchen Städte, gleichsam sich selbst zu indi-        Orte sind Räume, die den Verlust von Ortsqualitäten an
vidualisieren – aber eben alle auf die (fast) gleiche Weise,    und durch sich selbst zum Ausdruck bringen. Es sind Orte
in bewährten Schablonen. Hauptsache damit wird ein be-          ohne Eigenschaften. Sie sind überall gleich – bzw. ihre
stimmter Lifestyle befördert oder ein – wahlweise cooles,       Verschiedenheit ist nur mehr äußerlich. Man findet diese
vorzugsweise behagliches – Image propagiert. Abgezielt          Nicht-Orte vorzugsweise in der Peripherie, an Autobahn-
wird auf ein Prestige, das durch Exklusivität entsteht.         abfahrten, Ausfallstraßen, Flughäfen, an Haltepunkten
                                                                von Hochgeschwindigkeitsbahnen. Gerade an solche Orte
                                                                hat sich beispielsweise die Techno-Szene gern begeben.
Gibt es Analogien in der Welt der                               Als Untergrundbewegung reklamierte sie eine eigene Öf-
Bibliotheken?                                                   fentlichkeit. Sie spürte Niemandsländer auf, die seman-
                                                                tisch unbelastet sind: Durchgangsräume, Brachen, Auto-
In einer Folge der Comic-Serie „Die Simpsons“ empfiehlt         bahnunterführungen, aufgelassene Industrieareale – Orte
die quicke Marge ihrem begriffsstutzigen Ehemann Homer,         des Nichts. Offensichtlich gibt es neue Aneignungsformen,
beider vereinsamte Eltern doch „in den Lesesaal einer           die nicht einen öffentlichen Ort besetzt, sondern ein Nie-
Bibliothek zu bringen, wo sie Zeitschriften für ältere Men-     mandsland in einen öffentlichen Ort verwandelt (und sei
schen lesen“ könnten. Diese Szene verrät dreierlei. Zum         es temporär). Attraktiv sind solche Orte vermutlich, weil
einen, dass Bibliotheken unverändert als Ort der Informa-       sie nichts und niemand repräsentieren, keine Macht und
tion gelten. Dann, dass sie zwischenmenschlichen Kontakt        keinen Besitz. Generell muss man sehen: Unsere Gesell-
ermöglichen. Und drittens, dass die Institution Bibliothek      schaft splittet sich in unübersichtliche Teilöffentlichkei-
mit ‚Altsein‘ assoziiert werden kann. Letztere Assoziation      ten, die sich immer weniger über Politik, Diskurse, Bildung
ist freilich etwas irreführend: Während im öffentlichen         oder Soziales, dafür immer mehr über Bilder und Rituale,
Diskurs vom Untergang des Buches die Rede ist, als stünde       über Moden, Konsumverhalten, Lifestyles, Sport und Mu-
er unmittelbar bevor, sind in den letzten zwei-drei Jahr-       sik definieren. Aber auch diese Gruppen ‚brauchen‘ ihr
zehnten mehr Bibliotheken gebaut worden als je zuvor.           Territorium. Sie suchen bestimmte Räume auf, artikulieren
     Und das nicht ohne Grund: Es bedarf offenbar der
Aura der Bibliothek als einer gebauten Ordnung des Wis-
sens. Zugleich stellen sie, im bessere Fall, so etwas wie ein   14 Augé (1994).
Gebautes Gemeinwohl?            131

in ihnen ihre (wie auch immer geartete) Teilhabe am ge-        6 Eine monokausale Verbindung
sellschaftlichen Leben, prägen sie mit ihrem Zeichen-,
Symbol und Repräsentationssystem.
                                                                 zwischen Öffentlichkeit und
     Nach wie vor gibt es viele gute Gründe, den öffent-         Gestaltung gibt es nicht
lichen Raum als Ort zu sehen, in dem etwa Heranwach-
sende sich spielerisch an gesellschaftliche Bedingungen        Im Begriff der Offenheit und Transparenz, wie ihn moder-
herantasten, ihre eigene Wirkung testen und dabei Gren-        ne Architekten verstanden, steckt ein Widerstreit zwischen
zen ausloten. Andererseits besagen diverse sozialwissen-       Architektur als Realität und Architektur als Symbol. Offene
schaftliche Untersuchungen, dass es damit nicht weit her       Grundrisse und Raumgrenzen sind eine Sache – doch die
ist: Vielerorts fühlen sich Nutzer des öffentlichen Raums      Offenheit sozialer Strukturen ist etwas völlig anderes.
immer mehr durch Menschen und Dinge gestört, die ei-           Gleichwohl ist Gestaltung von zentraler Bedeutung. Auch
gentlich dort Platz haben müssten, wenn die Stadt als Ort      wenn sie mitunter mit dem Vorwurf belegt wird, man rede
der Differenz und Diversität gelten soll. In der Konsequenz    der Ästhetisierung der Alltagswelt das Wort. Sie lenke
bedeutet das: Die eigentliche Aufgabe des öffentlichen         ab von sozialen, ökonomischen, politischen, ökologischen
Raums liegt darin, die Verhaltensregulierung und die ur-       und anderen Problemen und verschleiere und verstärke
bane Öffentlichkeit wieder miteinander zu verbinden.           kritikwürdige Strukturen. Das ist barer Unsinn.
                                                                    Zudem muss an dieser Stelle auf einen weiteren zen-
                                                               tralen Aspekt hingewiesen werden: Erst die Erinnerungen
Es gibt eine mittelbare Querverbindung zur                     an entsprechende Handlungserfahrungen, an Geschichte
Welt der Bibliotheken                                          des gelebten Raums, die sich assoziativ und situativ im
                                                               Symbol mit dem konkreten Realraum verschmelzen müs-
Müsste nicht die Bibliothek der Zukunft ein Ort sein, der      sen, befördern eine städtische Gemeinsamkeit im öffent-
sich selbstbewusst von anderen unterscheidet, der darauf       lichen Raum. Was das heißt, veranschaulicht der Soziolo-
vertraut, dass die unmittelbare Begegnung mit dem ge-          ge Alfred Lorenzer am Beispiel eines städtischen Cafés:
druckten Buch – nicht nur, aber besonders – für Kinder         „Jeder Cafétier weiß, wie er sein Café einrichten muß, um
gerade dadurch wieder ein Erlebnis wird, weil sonst schon      das Publikum anzuziehen, das er anzuziehen wünscht. Er
so viel hinter dem allgegenwärtigen Display passiert?          wird den Ort so gestalten, daß sich ein bestimmtes Publi-
Schließlich stell die Bücherei ja eine Art Mikrokosmos dar:    kum wohlfühlt. [...] Die Gemeinsamkeit, die hier Kom-
„Heute stehen die Konzepte der introvertierten und der         munikation herstellt, ist im Ort vorkonstruiert. Und das
extrovertierten Bibliothek gleichberechtigt nebeneinan-        heißt: dieses Publikum, das sich hier um ein Gemeinsames
der. Neben den abschirmenden, Konzentration und Ein-           gebildet hat, fühlt sich wohl, weil es an diesem Ort sich
kehr fördernden Typus ist das offene, transparente „Wa-        darstellen kann – und schon in der baulichen Gestalt diese
renhaus der Datenvermittlung“ getreten. [...] [Es gibt] wohl   Darstellung vorfindet.“16 Freilich ist das alles andere als
keine menschliche Tätigkeit, die sich in der Bibliothek        ein Patentrezept, zumal wenn das intendierte Publikum
nicht ausüben ließe, vom Essen und Schlafen bis zum            ausbleibt.
Küssen und Morden.“15                                               Die den urbanistischen Diskurs derzeit dominierenden
     Angesichts der Zahl der Neuerscheinungen und liefer-      Leitbilder – die „Europäische Stadt“, die „Stadt der kurzen
baren Bücher und überhaupt in einer immer unübersicht-         Wege“ oder auch die „soziale Stadt“ – sind zunächst ein-
licher werdenden Welt nimmt das Bedürfnis nach Orientie-       mal idealistisch-normative Setzungen, die in der Regel aus
rung und Beratung zu. Aber es gibt keine einfachen, für        theoretischen Überlegungen der Planer resultieren und
alle gültigen Antworten. Außerdem heißt es: 90 Prozent         nicht unbedingt mit dem praktischen Alltagsverhalten der
dessen, was in Büchern zu finden ist, seien Irrtümer, Um-      Menschen übereinstimmen. Deren Medium ist der Plan
wege, Sackgassen, Hoffnungen und Meinungen. Und noch           oder die Karte – womit das Problem bereits Kontur ge-
immer sei die Wissenschaft auf glückliches Finden ange-        winnt:
wiesen, das sich eher zufällig am Regal einstellt. Schon
deshalb sind Bibliotheken bis auf Weiteres unverzichtbare          „Ähnlich wie die Sprache, abstrahiert damit auch die Karte vom
                                                                   realen Stadtraum, und zwar, indem sie ihn von dem darin be-
Orte gesellschaftlicher Kommunikation. Manche haben so-
                                                                   findlichen Leben bereinigt: Straßen ohne Autos, Plätze ohne
gar durchgehend geöffnet.                                          Menschen und Fußgängerzonen ohne Fußgänger. Stadtraum

15 Spiegel (2011).                                             16 Lorenzer (1968) 78.
132           Robert Kaltenbrunner

      ohne Geräusche, Gerüche, Anmutungsqualitäten, Stadtraum ob-       ziehung wird sie aber dann behaupten, wenn sie neben
      jektiv und abstrakt, generalisierbar und allgemein verbindlich,   aller Öffnung, allem lauten Gespräch auch ihr Geheimnis
      kanonisiert.“17                                                   bewahrt: Der zufällige Griff ins Bücherregal, der alles für
                                                                        immer verändern könnte.
Es mag durchaus sein, dass der Verlust an sinnlich-ästhe-                    Dass Bibliotheken auch heute noch echte Verspre-
tischen Raumqualitäten von vielen Menschen als Mangel                   chungen sein können, hat der spanische Architekt Martin
empfunden wird. Dieses Defizit lässt eine Nachfrage und                 Lejarraga gezeigt, indem er eine wunderbare Bücherei mit
damit einen entsprechenden Markt entstehen. Beliefert                   Lesepark in Torre Pacheco gebaut hat. Dafür hat er den
wird er von einer neuartigen Orte-Industrie, die von dem                ‚Urban Intervention Award‘ 2010 gewonnen.18 Ein anderes,
Bedürfnis nach urbanen Atmosphären profitiert. Haben                    aktuelles und vielzitiertes Beispiel stellt die Oodi-Biblio-
wir es mit einem Paradox zu tun? Mit dem Faktum der                     thek in Helsinki dar. Sie sei „ein Gebäude, das das Bedürf-
Enteignung des öffentlichen Raums in Gestalt seiner Rein-               nis nach Geborgenheit, Zusammensein und Weltläufigkeit
szenierung?                                                             verbindet. Es ist Architektur für Menschen und macht un-
     Dies sei dahingestellt. Doch grundsätzlich gilt: Man               übersehbar seine Nutzer glücklich“.19 Grundsätzlich gilt:
kann nicht nicht gestalten. Wohl aber ignorieren, welche                Die Bibliothek, zumeist ein öffentlicher Bau, steht zwangs-
Auswirkungen Gestaltung auf die Lebensweisen von Men-                   läufig für Werte, die eine Gesellschaft mit Wissen und
schen haben kann. Stadtgestaltung ist mehr und grund-                   Bildung, kulturellem Gedächtnis und dem Fluss von Infor-
sätzlich anderes als das Spielen mit Räumen, Licht und                  mation verbindet.
Farbe. Denn sie ist immer auch konkreter Eingriff in die                     Soweit die Thesen. Es mag sein, dass damit noch kein
Alltagswelt. Wenn der öffentliche Raum, wenn insbeson-                  belastbarer Kausalzusammenhang zwischen öffentlichem
dere Plätze nur noch als „gute Stube“ der Stadt betrachtet              Raum und öffentlichen Bibliotheken herstellbar ist. Doch
und entsprechend möbliert und herausgeputzt werden,                     dies leistet ein Beispiel, das abschließend vorgestellt wer-
dann läuft das den eigentlichen Zwecken zuwider. Und                    den soll.
wenn postuliert wird, Öffentlichkeit baulich-räumlich zu
gestalten, ist Vorsicht geboten: Die Wahrscheinlichkeit ist
groß, dass plakative Versprechen von Öffentlichkeit einen
Ort zur touristischen Sonntagsöffentlichkeit verurteilen.

                                                                        18 Der 2010 zum ersten Mal von der Senatsverwaltung für Stadt-
Eine Parallele: die emotionale und                                      entwicklung und Umwelt Berlin europaweit ausgelobte Urban Inter-
                                                                        vention Award hatte eine Vielzahl von Einreichungen erhalten. Die
symbolische Seite der Bibliotheken                                      Arbeiten reichten von kleinen, wirkungsvollen Eingriffen in das
                                                                        soziale Gefüge der Stadt bis zu Bauten, die mit ihrer Nutzungsidee
Prima vista sind nur wenige Bauwerke so anachronistisch                 und Gestalt ihrem Umfeld einen neuen positiven Impuls geben. In
wie Bibliotheken im 21. Jahrhundert. Bisweilen wird ver-                der Kategorie ‚built‘ gewann der 2007 fertiggestellte Library and Rea-
sucht, die Kluft zwischen der Welt 2.0 und den Druckwer-                ding Park in Torre Pacheco (Murcia/Spanien) den ersten Preis. Aus-
ken durch ausgeklügelte Funktionsabläufe zu überwin-                    gangspunkt der Bibliotheksanlage, die auch eine Schule sowie
                                                                        Sportplätze umfasst, ist eine Topografie, die sich wie eine Land-
den. Die Bibliothek wird zum Automaten, auf dessen
                                                                        schaft in das Gesamtareal einfügt. Die verschiedenen Ebenen und
unsichtbaren Inhalt über einen Rechner zugegriffen wird.                Geschosse erschließen sich dem Besucher über eine zentral angeord-
Dadurch verschwinden die Bibliotheken als Sehnsuchts-                   nete Rampe, die gleichzeitig Bestandteil des Innenhofs ist – Land-
orte, wie sie etwa in den Romanen von Umberto Eco,                      schaft und Architektur verschmelzen. Vor allem aber geben sie einem
Robert Musil oder Haruki Murakami zu finden sind: ge-                   zersiedelten Gebiet und seinen Bewohnern eine neue, integrative
heimnisvolle Räume, beladen mit Erinnerung und Ge-                      Mitte. Vgl. https://www.stadtentwicklung.berlin.de/staedtebau/bau
                                                                        kultur/urban_intervention_award/de/ergebnisse_2010.shtml (Zugriff
schichte; Irrgärten, die jene belohnen, die sich in ihnen
                                                                        am 13.10.2020)
verlieren. Natürlich macht das Internet heute vieles beque-             19 Lerchenmüller (2020). Es ist durchaus bemerkenswert, dass die
mer, schneller, einfacher. Aber eben auch unsinnlicher,                 Bibliothek Oodi explizit mit dem Begriff des öffentlichen Raums ver-
unkonzentrierter, unübersichtlicher. Die Bibliothek bietet              bunden wird: „Man glaubt oft, dass Dinge wie sozialer Zusammenhalt
dagegen einen abgegrenzten Wissensraum. Man kann ihn                    oder Demokratie nur leere Worte sind, aber an Orten wie diesen
                                                                        werden sie tatsächlich lebendig, meint Tommi Laitio, Helsinkis Direk-
bespielen, öffnen, divers machen. Ihre eigentümliche An-
                                                                        tor für Kultur und Freizeit. Für eine funktionierende Gemeinschaft
                                                                        braucht man eine soziale Infrastruktur. Man kann diese nicht auf
                                                                        Freundschaft oder der abstrakten Idee des Zusammenlebens aufbau-
17 Lang (2000) 59.                                                      en.“ Rogers (2019).
Gebautes Gemeinwohl?             133

Eine Synthese beider Sphären: Die                                            Zum Schluss der Versuch einer kleinen Verallgemeine-
Bürgerbibliothek ‚Salbker Lesezeichen‘                                   rung: Wir Menschen sind in unserem Verhältnis zu den
                                                                         neuen Medientechnologien unvermeidlich so etwas wie
Das Lesezeichen Salbke ist ein öffentliches Bauwerk in                   deren ‚Servomechanismus‘. Das heißt, um uns ihrer zu be-
einem Stadtteil von Magdeburg. Nüchtern betrachtet stellt                dienen, müssen wir ihnen dienen. Jede Technologie prägt
es eine Kombination aus Bücherschrank, Veranstaltungs-                   die Situation derer, die sie anwenden oder nutzen, in be-
bühne und Lärmschutzwand dar. Emphatisch gesehen ist                     trächtlichem Ausmaß. Ganz ähnlich verhält es sich auch
es eine gelungene (künstlerische) Intervention in den öf-                mit dem Raum. Sir Winston Churchill hat das folgender-
fentlichen Raum (karo Architekten, Leipzig). Und gesell-                 maßen ausgedrückt: „Wir entwerfen zwar unsere Häuser,
schaftlich ist es eben das: ein wahrhaft öffentlicher Ort, der           aber später prägen sie uns.“23 Mit anderen Worten: Es wäre
sich größter Beliebtheit im Quartier erfreut. Es gibt diverse            naiv zu glauben, dass öffentlicher Raum und Öffentliche
frei zugängliche Vitrinen. Sie sind mit Büchern gefüllt,                 Bibliotheken bald nicht mehr in enger Wechselwirkung
die jeder nach Belieben herausnehmen und lesen kann.                     mit uns stehen.
Die Bücher sollen von den Nutzern dann später zurück-
gebracht oder durch andere Bücher ersetzt werden. Zu-
gleich befindet sich eine überdachte Bühne auf dieser                    Literaturverzeichnis
westlichen Seite. Zur Vorgeschichte: Aus dem Standort
einer früheren Bücherei ist in der Nachwendezeit eine un-                Arendt, Hannah (2016): Vita acitva oder Vom täglichen Leben.
gepflegte Brachfläche geworden; ein örtlicher Bürgerver-                      München: Piper.
ein hat zunächst eine Freiluftbibliothek eingerichtet: d. h.             Augé, Marc (1994): Orte und Nicht-Orte. Vorüberlegungen zu einer
                                                                              Ethnologie der Einsamkeit. Frankfurt a. M.: S. Fischer.
aus Bierkästen wurde für zwei Tage ein temporäres, mit
                                                                         Bahrdt, Hans Paul (1969): Die moderne Großstadt. Soziologische
Büchern bestücktes Bauwerk geschaffen. Das hat soviel                         Überlegungen zum Städtebau. Hamburg: VS Verlag für Sozial-
lokalen Zuspruch erfahren, dass dann das Gebäude ver-                         wissenschaften.
wirklicht werden konnte.20 Das Lesezeichen Salbke darf                   Benjamin, Walter (1980): Ich packe meine Bibliothek aus. In: Gesam-
man als Symbol für die Gestaltung und Bewältigung des                         melte Schriften, hg. v. Walter Benjamin. Bd. IV. Frankfurt a. M.:
                                                                              Suhrkamp, 388–96.
Strukturwandels lesen; und es gewann nicht nur den ‚Eu-
                                                                         Berding, U.; Havemann, A.; Pegels, J.; Perenthaler, B. (Hrsg.) (2010):
ropean Prize for Urban Public Space 2010‘,21 sondern auch                     Stadträume in Spannungsfeldern. Plätze, Parks und
noch den ‚Brit Insurance Award 2011‘,22 womit es über die                     Promenaden im Schnittbereich öffentlicher und privater
Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen gesorgt hat.                            Aktivitäten. Detmold: edition stadtentwicklung.
                                                                         Bittner, Regine (2001): Die Stadt als Event. In: Die Stadt als Event.
                                                                              Zur Konstruktion urbaner Erlebnisräume, hg. v. Regine Bittner,
                                                                              16–25, Frankfurt a. M.: Campus Verlag.
20 An dieser Stelle muss freilich darauf hingewiesen werden, dass        Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Hrsg.) (2015):
zwei Jahre nach ihrer Fertigstellung die Freiluftbibliothek zum Treff-        Virtuelle und reale öffentliche Räume. Eine sondierende Studie
punkt für Randalierer geworden ist: Es trafen sich am Lesezeichen             zum Wandel öffentlicher Räume im digitalen Zeitalter. Bonn,
jedes Wochenende 30 bis 40 Jugendliche zum „Vorglühen“ vor dem                BBSR-Online-Publikation (7).
Discobesuch. Die mit Alkohol- und Drogen einhergehenden Pöbelei-         Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Hrsg.) (2016):
en und Vandalismus hinderten Interessierte, die Bibliothek zu benut-          Die Innenstadt und ihre öffentlichen Räume. Erkenntnisse aus
zen. Es begann eine Diskussion um ordnungspolitische Maßnahmen                Klein- und Mittelstädten. Bonn.
und Möglichkeiten der Kontrolle, aber auch um Planbarkeit von An-        Herwig, Oliver (2011): Die Arche mit dem Leck. Ein Abgesang auf die
eignung und Grenzen sozialer Gestaltung. Vgl. Rettich 2012) 36 ff. Mit        Institution Bibliothek. In: Frankfurter Rundschau, 20.7.2011.
dem aktuellen Stand der Dinge im Jahr 2020 ist der Autor leider nicht    Ipsen, Detlef (2002): Die Kultur der Orte. Ein Beitrag zur sozialen
vertraut.                                                                     Strukturierung des städtischen Raums. In: Differenzierungen
21 Der European Prize for Urban Public Space ist eine Auszeichnung,           des Städtischen, 239. hg. v. Martina Löw. Opladen.
die seit dem Jahr 2000 im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben wird.            Kaltenbrunner, Robert (2014): Die Architektur der Information.
Die Auszeichnung würdigt Maßnahmen und architektonische wie                   Öffentliche Bibliotheken und öffentlicher Raum: Same,
städteplanerische Leistungen zur Optimierung des öffentlichen                 same – but different. In: Telepolis: Kultur & Medien. Heise
Raums. Der European Prize for Urban Public Space wird vom Centre              Online, 30.11.2014. Verfügbar unter https://www.heise.de/
de Cultura Contemporània de Barcelona organisiert und gemeinsam               tp/features/Die-Architektur-der-Information-3368330.html.
mit sechs weiteren europäischen Architektur-Institutionen vergeben.
Vgl. https://www.publicspace.org/the-prize.
22 Die Brit Insurance Design Awards, die 2003 vom Design Museum          der Verbesserung der Qualität des täglichen Lebens anregen. Vgl.
in London ins Leben gerufen wurden, stellen in dieser Sparte den         https://en.wikipedia.org/wiki/Brit_Insurance_Design_Awards.
herausragenden Preis Großbritanniens dar. Der Award soll die öffent-     23 Vgl. https://www.social-gambia.com/ccsf-persoenlichkeiten_per
liche Debatte über Design und das Bewusstsein für seine Rolle bei        soenlichkeit_winston_churchill_741495895.html.
134           Robert Kaltenbrunner

Keim, Karl-Dieter (1988): Stadtkultur heute. Vom gesellschaftlichen       Rifkin, Jeremy (2000): Access. Das Verschwinden des Eigentums.
     Wandel des Urbanitätsverständnisses. In: Neue Rundschau, 99               Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
     (4), 148.                                                            Rogers, Thomas (2019): Öffentlicher Raum. Verschiedene Nutzungs-
Kuhnert, Nikolaus (2019): Rem Koolhaas – Die Konzeptionalisierung              angebote bringen die Menschen näher zusammen. Die nordi-
     der Architektur. In: Arch+ 237, 52 (11), 108.                             schen Länder nutzen dafür ein altes Vehikel und transformieren
Lang, Barbara (2000): Zur Ethnographie der Stadtplanung. Die plane-            ihre Bibliotheken in multifunktionale Lern- und Treffpunkte. In:
     rische Perspektive auf die Stadt. In: Kulturwissenschaftliche             Deutschen Architektenblatt – online, (3).
     Stadtforschung, hg. v. Waltraut Kokot, Thomas Hengartner und         Schmidt, Marie (2011): Der erotischste Ort der Erde. Eine Ausstellung
     Katrin Wildner. Berlin: Reimer Verlag.                                    in München feiert die Bibliothek als himmlischen Ort des
Lerchenmüller, Franz (2020): Helsinki gönnt sich ein Kunstmuseum               Wissens und der Blicke. In: DIE ZEIT, 28.7.2011, Nr. 31.
     mit Zyklopenaugen und eine Bibliothek, die ihre Nutzer glücklich     Siebel, Walter (2015): Die Kultur der Stadt. Berlin: Suhrkamp.
     macht. In: FAZ-Net, 03.01.2020.                                      Spiegel, Hubert (2011): Der Mensch ist das Tier, das liest. In: Frank-
Lorenzer, Alfred (1968): Städtebau: Funktionalismus oder Sozialmon-            furter Allgemeine Zeitung, 8.8.2011.
     tage? In: Architektur als Ideologie, hg. v. H. Berndt, A. Lorenzer
     und K. Horn. Frankfurt a. M.: Suhrcamp.
Morozov, Evgeny (2011): Tweets geschickt, Diktatoren gestürzt? Die                                 Dr. Robert Kaltenbrunner
     Rolle der sozialen Netzwerke wie Facebook bei den Umstürzen in                                Leiter der Abteilung ‚Bau- und
     Nordafrika und dem Nahen Osten wird überschätzt: Sie sind ein                                 Wohnungswesen‘
     wichtiges Werkzeug, mehr jedoch nicht – auch wenn Cyber-                                      Bundesinstitut für Bau- Stadt- und
     Utopisten das nicht wahrhaben wollen. FAZ-Net, 07.03.2011.
                                                                                                   Raumforschung
Oldenburg, Ray (1989): The Great Good Place. Cafés, Coffee Shops,
                                                                                                   Deichmanns Aue 31–37
     Bookstores, Bars, Hair Salons, and other Hangouts at the Heart
     Community. New York: Marlowe.                                                                 D-53179 Bonn
Rettich, Stefan (2012): Lesezeichen Salbke – Arena der Teilhabe oder                               Robert.Kaltenbrunner@BBR.Bund.de
     Austragungsort sozialer Konflikte? In: Öffentliche Räume –
     Gestaltete Orte? Dokumentation des 6. Symposiums für
     Baukultur in Niedersachsen, hg. v. Niedersächsisches Ministe-
     rium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration.
     Hannover, 36-41.
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