E-PAPER - ADDITIVE FERTIGUNG SONDERTEIL
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www.it-production.com E-PAPER SONDERTEILE, BRANCHENSPECIALS, THEMENSCHWERPUNKTE Bild: © science photo/Fotolia.com SONDERTEIL ADDITIVE FERTIGUNG Hardware - Software - Pulver
ADDITIVE FERTIGUNG | MASS CUSTOMIZATION Bild: formlabs GmbH Unikate in Serie fertigen bei Gillette Rasierer personalisiert gedruckt Mit 3D-Druck können Hersteller ihren Kunden die Möglichkeit bieten, Produkte zu individualisieren – zuvor war dies mit gängigen Produktionsverfahren meist mit viel zu hohem Aufwand verbunden. Der Rasiererhersteller Gillette nutzt additive Ferti- gungstechnologie beispielsweise, um seinen Kunden neue Designs für ein individuel- les Produkt zur Verfügung zu stellen. it personalisierten Erlebnissen sorgen. Der Rasiererhersteller Gillette ist auf ten, um dieses Konzept zur Personalisierung M sorgen Marken für eine emotio- nale Bindung mit ihren Kunden. Eine solche Personalisierung ist auf digita- diesem Gebiet mit der Einführung seines Razor Maker-Konzepts ein Pionier. Diese Plattform ist eines der ersten Beispiele für auf den Markt zu bringen“, sagt Donato Diez, Global Brand Manager bei Gillette. len Plattformen bereits allgegenwärtig: 3D-gedruckte fertige Teile, die direkt an Freier im Design Kunden sind mittlerweile Erlebnisse ge- den Kunden geliefert werden können. wöhnt, die sie direkt ansprechen und ihren Das Konzept erweitert die Designfreiheit Geschmack und ihre Vorlieben widerspie- 3D-gedruckte Rasierergriffe von den Entwürfen des Designers bis hin geln. Physische Produkte, die den Ein- zum Endprodukt und bietet einen Einblick schränkungen herkömmlicher Fertigungs- Gestützt auf Formlabs Form-2-3D-Drucker in die Zukunft der kundenindividuellen verfahren unterliegen, konnten dabei kaum haben dort Verbraucher die Möglichkeit, Massenproduktion. „Durch die Kombination mithalten. Neue Technologien sorgen dies- personalisierte 3D-gedruckte Rasierergriffe unserer Rasierertechnologie mit der Leis- bezüglich jedoch für eine Wende und er- zu gestalten und zu bestellen. Dabei stehen tung und der Flexibilität von 3D-Druck er- möglichen die Reduzierung der Kosten, die ihnen derzeit 48 verschiedene Designs, öffnet sich eine ganze neue Welt an De- seit jeher bei der Fertigung von großen mehrere Farben und die Möglichkeit, indivi- signmöglichkeiten“, sagt Rob Johnson, De- Mengen individueller Teile anfallen. Heute duellen Text hinzuzufügen, zur Verfügung. sign-Engineer und Mitgründer von Razor gibt es die Möglichkeit, die Wirkung perso- „Die 3D-Drucker sorgen dafür, dass die Ver- Maker. Bei 3D-Druck sind Komplexität und nalisierter digitaler Erlebnisse auf physische braucher beim Design ihrer Rasierer mitre- Vielfalt quasi kostenlos: Ein 3D-Drucker be- Produkte zu übertragen und so letztendlich den können. Wir freuen uns, mit unseren nötigt nicht mehr Zeit, Energie oder Mate- für engere Beziehungen zu den Kunden zu Nachbarn hier in Boston zusammenzuarbei- rial, um eine komplexe Form anstelle einer IT&Production 12/2018
MASS CUSTOMIZATION | ADDITIVE FERTIGUNG Bilder: Formlabs GmbH Durch den Einsatz des Form-2-3D-Druckers von Formlabs können Verbraucher personalisierte 3D-gedruckte Rasierergriffe gestalten und bestellen. einfachen herzustellen. Da keine Werk- Digitale Prozessschritte lung unterschiedlicher komplexer De- zeuge erforderlich sind, fallen beim Dru- signs entstehen. Außerdem sind zum cken verschiedener Designs keine zusätzli- Der hohe Grad an Personalisierung ver- Skalieren der individuellen Fertigung oft chen Produktionskosten an. langte vom Team ein vollständiges Um- nur zusätzliche Drucker erforderlich. Gil- denken bei ihrer Herangehensweise an lette experimentiert ebenfalls mit auto- Natur und Architektur die Fertigung. Die ersten Schritte im Pro- matisierten 3D-Druck-Fertigungsprozes- zess sind vollständig digital: Ein Verbrau- sen und arbeitet dabei mit Formlabs als Die Designer haben sich von Geometrien cher gestaltet einen personalisierten Griff einer der ersten Erprober von Form Cell aus Natur, Architektur und Technik inspirie- auf der Website. Das so erzeugte Design zusammen, einem Technologieprojekt, ren lassen, um komplexe Formen zu ent- wird anschließend in eine 3D-Datei umge- das die Zukunft des 3D-Drucks in Ferti- werfen, die mit herkömmlichen Fertigungs- wandelt. Mehrere Designdateien werden gungsumgebungen erforscht. „Mit dem methoden nicht bzw. nur schwer umge- dann an einen 3D-Drucker gesendet, Razor Maker-Konzept können wir ein setzt werden können. „So können wir die damit diese gleichzeitig in einem Durch- neues Design entwickeln, es drucken und Form in einer Weise berücksichtigen, wie gang gedruckt werden. Jeder Griff wird testen, und am nächsten Tag ist dieses es früher nie möglich war“, erzählt Rory anschließend gewaschen, nachgehärtet, Design bereits als neuer Rasierergriff auf McGarry, Industrial Design Lead bei Razor beschichtet und montiert, bevor er direkt unserer Website verfügbar“, erklärt John- Maker. „Traditionell konnten wir nur einen zum Kunden geliefert wird. son. „Das war noch nie zuvor möglich.“ oder zwei Rasierer pro Jahr designen. Jetzt können wir die Idee direkt in 3D umsetzen, Einsatz im Prototypenbau Technik alleine reicht nicht das Teil drucken, untersuchen, anpassen – und fertig.“ Da die Designeinschränkungen In der Vergangenheit hatte Gillette den Neue Technologien reichen allein nicht aus, weggefallen sind, haben Verbraucher letzt- 3D-Druck nur beim Prototypenbau ein- um die Fertigung umzuwandeln. Unterneh- lich mehr Auswahlmöglichkeiten. Auf gesetzt. Doch die Fortschritte bei Mate- men wie Gillette erforschen mit 3D-Druck einem Markt, der mit Massenprodukten ge- rialien und Hardware haben die Techno- ganz neue Geschäftsmodelle, die die Ar- sättigt ist, ist es das Ziel des Projekts, Kun- logie zu einer Option zur Herstellung von beitsweise vom Design bis zur Fertigung den die Möglichkeit zu bieten, ihren ganz Endprodukten gemacht. Individualisie- revolutionieren und die gesamte Produkt- eigenen Rasierer zu gestalten. „Wir wissen, rung ist einer der grundlegenden Vor- lebensdauer beeinflussen. ■ dass heute Marken gefragt sind, die Kun- teile des 3D-Drucks. Dank der Technolo- den innovative Möglichkeiten bieten, mit gie sind keine Werkzeuge und keine Vor- Die Autorin Anna Hantelmann ist Marketing denen sie ihre Persönlichkeit zum Ausdruck abinvestitionen in Formen erforderlich. Managerin DACH bei Formlabs GmbH. bringen können“, so Evan Smith, Global So fallen exponentiell hohe Kosten weg, Product Manager bei Razor Maker. die herkömmlicherweise bei der Herstel- www.formlabs.com IT&Production 12/2018
ADDITIVE FERTIGUNG | ERSATZTEILLOGISTIK 3D-Druck in der Lieferkette Ein Netzwerk für Ersatzteile Bild: FIR e. V. an der RWTH Aachen Die uns bekannten Wertschöpfungsstrukturen in der Ersatzteillogistik stehen vor dem Hintergrund der zunehmenden Relevanz von additiven Fertigungsverfahren vor einer tiefgreifenden Veränderung. Das Forschungsprojekt 3Dsupply, an dem unter anderem das FIR der RWTH Aachen beteiligt ist, widmet sich genau dieser Thematik. ie Veränderung der logistischen steller und Kunde könnte künftig durch Qualität zuständig. Logistische Netzwerk- D Wertschöpfungsstrukturen ist laut einer Studie der Unterneh- mensberatung Roland Berger vor allem die digitale Übertragung von Produkti- onsdaten über das Internet überflüssig werden. In diesem Szenario könnte die szenarien beziehen sich meist auf die Lie- ferkette. Die additive Wertschöpfungs- kette ist jedoch mehrstufig und verläuft durch die Digitalisierung beeinflusst. So Produktion mithilfe additiver Fertigungs- von den Werkstoff- und Maschinenher- nehmen Buchungsplattformen eine neue verfahren in unmittelbarer Nähe des stellern über die Dienstleister zu den Nut- Vermittlerposition zwischen Auftragge- Endkunden stattfinden. Durch den Weg- zern von additiven Ersatzteilen: Die Werk- ber und Logistikdienstleister (LDL) ein. fall von Versandwegen, würden dem Lo- stoffhersteller produzieren das Ausgangs- Auf lange Sicht wird jedoch insbeson- gistikdienstleister Wertschöpfungsan- material für die additive Fertigung, die dere der Einfluss der additiven Fertigung teile entzogen werden. Dementspre- Komponentenhersteller liefern Bauteile auf die Reorganisation bestehender Lo- chend ist es notwendig, im Zuge der ad- und Baugruppen, zudem sind Messtech- gistikprozesse zunehmen. Additiv gefer- ditiven Ersatzteillogistik mögliche Ser- nikhersteller Teil der Wertschöpfungs- tigte Objekte entstehen unmittelbar aus vice- bzw. logistische Netzwerkszenarien kette. In der zweiten Ebene befinden sich einem 3D-CAD (Computer Aided De- für LDL zu identifizieren, um deren zu- neben den Maschinenherstellern die An- sign)-Datensatz und werden gemäß dem künftige Marktposition zu stärken. bieter von Software zur Datenaufberei- Schichtbauprinzip Schicht für Schicht tung. Als Schnittstelle zwischen der Ferti- aufgebaut. Anders als bei subtraktiven Mehrstufige gung und Endverbraucher übertragen On- Fertigungsverfahren werden bei der ad- Wertschöpfungskette line-Shop-Betreiber Geschäftsmodelle aus ditiven Fertigung keine Werkzeuge be- dem E-Commerce auf die additive Ferti- nötigt, was insbesondere in der Ersatz- Die Ersatzteillogistik ist für die rechtzeitige gung. Produzenten bieten Auftragsferti- teilfertigung von Vorteil sein kann. Der Bereitstellung von Ersatzteilen am richti- gung mit additiven Verfahren an. Am Ende physische Warentransport zwischen Her- gen Ort sowie in richtiger Menge und des Wertschöpfungsnetzwerks steht der IT&Production 12/2018
ERSATZTEILLOGISTIK | ADDITIVE FERTIGUNG Technologieanwender. Aufgrund der stei- Unterschiedliche Szenarien dem OEM noch nicht vorliegt und er genden Anzahl an Fertigungsdienstleistern diese gemeinsam mit dem LDL entwi- sind Akteure mit vermittelnder Funktion Ausgehend von dieser Vermittlerposition ckelt. Bei der Szenarienanalyse handelt zwischen Endkunde und Fertigungsdienst- können vier verschiedene Service- bzw. es sich um eine Übersicht, bei welcher leister getreten. Aus diesem Grund liegt logistische Netzwerkszenarien für den die Rollen und Aufgabenbereiche des der Fokus der nun folgenden Netzwerk- LDL betrachtet werden, die in der Abbil- LDLs im Weiteren noch stärker detailliert szenarien auf Technologieanwendern, dung dargestellt werden. Im ersten Sze- und differenziert werden können. Vermittlern und Produzenten. nario nimmt der LDL die Rolle des digita- len Distributors ein und ist somit das Bin- Weiterer Forschungsbedarf Vermittlerposition einnehmen deglied zwischen OEM (Original-Equip- ment-Manufacturer) und 3D-Druck- Weiterer Forschungsbedarf besteht Für LDL erscheint diese Position besonders Dienstleister. Er verfügt über ein großes dabei vor allem in den Bereichen Tech- relevant und attraktiv, da nach Barkawi et Netzwerk an potenziellen Dienstleistern nologie, Eigentumsrechte und Ge- al. (2006) die Gewinnmargen wesentlich und wählt einen für den OEM passenden schäftsmodelle. Im Technologiebereich höher sind, als im traditionellen Transport- Dienstleister aus. Der OEM verfügt bereits wäre es notwendig, dass die Prozesszei- und Lagergeschäft. Grund dafür ist, dass über die CAD-3D-Druckdatei und nach ten der additiven Fertigung sinken, After-Sales-Angebote sogenannte Value- Auswahl eines geeigneten Dienstleisters damit On-Demand-Fertigung realisiert added Services beinhalten, was bedeutet, versendet der LDL diese Datei. In einem werden kann. Bezüglich der Eigentums- dass die LDL zusätzliche wertschöpfende zweiten Szenario fungiert der LDL selbst rechte ist zu klären, wer die Intellectual- Funktionen wie Bevorratungsplanung und als 3D-Druck-Dienstleister, er ist somit für Property-Rechte, also die Rechte am Verbrauchsplanung übernehmen. Gleichzei- die Auftragsfertigung des Ersatzteils zu- geistigen Eigentum beim Austausch von tig ergeben sich durch die Vermittlerposi- ständig und steht auch in Konkurrenzsi- CAD-Daten besitzt. Zudem fehlt es ab- tion auch Vorteile für die Ersatzteilnachfra- tuation mit den restlichen 3D-Druck- gesehen von aufgezeigten Service-/Lo- ger. Beispielsweise können diese ihre Res- Dienstleistern. Das dritte Szenario bildet gistikszenarien an Geschäftsmodellen, sourcen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, eine Kombination aus den ersten beiden: die aufzeigen, wie für den LDL tatsäch- da der LDL als Anbieter einer vollständigen Der LDL fungiert als Vermittler und bie- lich ein Wert geschaffen wird. ■ Supply-Chain-Lösung auftritt und Kapazitä- tet dem OEM zudem sowohl potenzielle ten, Ressourcen und Technologien koordi- Produzenten als auch seine eigenen Die Autoren: Daniel Pause, M.Sc. und niert. Dadurch ergibt sich außerdem eine Dienste als 3D-Druck-Dienstleister an. Im Svenja Marek, M.Sc. sind Projektmanager/ erhöhte Flexibilität hinsichtlich der Kapazi- letzten Szenario ist der LDL Berater in wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich tät und geografischen Abdeckung sowie allen Bereichen von der Entwicklung bis Produktionsmanagement bei FIR e.V. eine Kostenreduktion für die Ersatzteil- zur Produktion und Auslieferung der Er- an der RWTH Aachen. nachfrager durch branchenübergreifende satzteile. In diesem Szenario wird weiter- Synergie- und Skaleneffekte. hin angenommen, dass die CAD-Datei www.fir.rwth-aachen.de - Anzeige - In 1Minute online konfiguriert ... in 1 bis 3 Tagen geliefert ... ... mit 40% mehr Lebensdauer* Kein aufwändiges Konstruieren von Zahnrädern mehr: Individuelles hoch- abriebfestes Zahnrad in 60 Sekunden online konfigurieren und sofort be- .de/3DZahnrad stellen. Keine Werkzeugkosten durch 3D-Druck, effizient ab Stückzahl 1. igus GmbH Tel. 02203-9649-975 info@igus.de ® * im Vergleich zu POM-Zahnrädern. Schneckenrad-Tests mit 5 Nm Drehmoment und 12 U/min im 2.750 qm igus Testlabor. ® plastics for longer life ® Besuchen Sie uns: Intec, Leipzig – Halle 2 Stand C06 | LogiMAT – Halle 3 Stand D21 IT&Production 12/2018
ADDITIVE FERTIGUNG | MARKETPLACE Bild: Phoenix Contact Deutschland GmbH Simulationsbasierte Optimierung: Das Protiq-Team bietet ebenfalls die Möglichkeit, magnetfeldoptimierte Induktoren zu entwickeln Marketplace für additiv gefertigte Teile Zahnräder und Induktoren im Netz konfigurieren Zusammen mit dem Softwareunternehmen Trinckle hat Protiq einen webbasierten Kon- figurator für seinen Marketplace entwickelt. Mit dem Online-Tool lassen sich individu- elle Kupferinduktoren und Zahnräder adaptieren und online bestellen. Durch den Ansatz der generativen Fertigung sind Bauteile möglich, die sich mit herkömmlichen Verfahren nicht produzieren lassen – bei einem Liefertermin von nur wenigen Tagen. n Zeiten von Industrie 4.0 sind immer gen können. Im industriellen Umfeld gibt Komplexe Geometrie I kürzere Produktlebenszyklen, höhere Spezialisierungsgrade und eine größere Individualität gefragt. Vor diesem Hinter- es zahlreiche Produkte, bei denen oftmals besondere Anforderungen an die Geome- trie vorliegen, die zugleich aber nur in ge- In der metallverarbeitenden Industrie ist die induktive Erwärmung ein beliebtes grund sollte die digitale Fabrik Kleinserien ringer Stückzahl benötigt werden. Dazu Heizverfahren, denn es ist prozesssicher, und Einzelstücke flexibel und schnell ferti- zählen Kupferinduktoren und Zahnräder. energieeffizient und lässt sich präzise IT&Production 12/2018
MARKETPLACE | ADDITIVE FERTIGUNG steuern. Zur Erwärmung wird eine Induk- tionsspule mit einem Wechselstrom be- aufschlagt, sodass sich ein Magnetfeld bildet. Bringt der Anwender nun ein leit- fähiges Bauteil in das Magnetfeld ein, wird ein elektrischer Strom erzeugt und das Bauteil erhitzt sich auf eine defi- nierte Zieltemperatur. Voraussetzung für eine schnelle und homogene Erwärmung ist die Form des verwendeten Induktors. Je besser die Induktionsspule an das Werkstück angepasst wird, desto effek- tiver und einheitlicher gestaltet sich die Erwärmung. Deshalb müssen die in den verschiedenen Anwendungsbereichen genutzten Induktionsspulen speziell kon- struiert und hergestellt werden. Auf- grund des händischen Biegens und Lö- tens können bei einer konventionellen Produktion von der Auftragserteilung bis Bild: Phoenix Contact Deutschland GmbH zur Fertigstellung durchaus Wochen oder sogar Monate vergehen. Induktionsspulen aus dem 3D-Drucker: Online konfigurierte Induktionsspulen aus elektrisch hochleitfähigem Kupfer bieten zahlreiche Vorteile Additive Technik punktet Die additive Fertigung bietet sich hier in sich die additive Fertigung insbesondere tionelles Biegen oder Löten möglich ge- mehrfacher Hinsicht als erfolgverspre- zur Umsetzung komplexer Geometrien. wesen wäre. Außerdem zeichnen sich chende Alternative an. Da die digitale Im Fall der Induktoren bedeutet das, additiv gefertigte Induktoren dadurch Produktionstechnologie ohne Werk- dass sich die Geometrien mit ihren Spu- aus, dass sie keine Sollbruchstellen in zeuge und Formen auskommt, lassen lenwindungen und inneren Kanälen viel der Geometrie aufweisen, woraus sich sich individuelle Geometrien kosten- präziser auf das jeweilige Werkstück eine höhere Standzeit ergibt. Als we- günstig herstellen. Darüber hinaus eignet adaptieren lassen, als dies durch konven- sentliche Bedingung für die Herstellung von Induktoren mittels additiver Ferti- gung müssen allerdings hochleitfähige Bild: Phoenix Contact Deutschland GmbH Materialien verarbeitet werden. Mit der aktuell verfügbaren Anlagentechnik ließ sich Kupfer bislang jedoch nicht nutzen, da die eingesetzte Laserstrahlung na- hezu komplett reflektiert wird. In einem recht neuen Prozess gelingt es der Pro- tiq seit 2013, hochleitfähiges Kupfer den- noch zu verarbeiten. Kosten pro Stück fast linear Ein anderer vielversprechender Anwen- dungsbereich für die additive Fertigung liegt in der Produktion von Zahnrädern. Diese lassen sich generativ ebenfalls in geringen Stückzahlen herstellen, wobei die anfallenden Stückkosten weitgehen von den Stückzahlen entkoppelt sind. Sondergeometrien können ohne die Er- stellung von Werkzeugen produziert wer- den. Ein Anforderungsumfeld resultiert weiterhin aus dem Ersatzteilmanagement, Bedarfsgerecht konfigurierte Bauteile: Mit mehr als 20 Parametern je Konfigurator können die Anforder- ungen des Kunden optimal abgedeckt werden sofern keine CAD-Daten für die einzelnen IT&Production 12/2018
ADDITIVE FERTIGUNG | MARKETPLACE Bild: Phoenix Contact Deutschland GmbH Zahnradkonfiguration leicht gemacht: Ein vollständig digitalisierter Automatismus von manuellen Designabläufen ermöglicht die Erstellung eines baubaren Modells für die sofortige Produktion Zahnräder vorliegen. Im Oldtimer-Seg- führt das oft zu vielen manuellen sowie um Baubarkeit und Funktionalität sicher- ment stößt etwa das Reverse Engineering wiederkehrenden Konstruktionsaufga- zustellen. Zudem aktualisiert die Soft- an seine Grenzen, da das gewünschte De- ben. Dieser Design-Workflow wirkt häu- ware nach jeder Aktualisierung den er- sign nicht vollständig reproduziert wer- fig als Engpass für Anwendungsfälle der mittelten Preis. Ist er akzeptabel, kann den kann. Hier besteht die Möglichkeit, additiven Fertigung. Es gibt mittlerweile der Auftrag online erteilt werden. das Zahnrad auf der Grundlage einer jedoch einige CAD-Softwarelösungen, technischen Zeichnung nachzukonstruie- mit denen sich solche regelbasierten De- Bedienung der Oberfläche ren. Ein solcher Prozess erfordert aller- signaufgaben automatisieren lassen. Auf dings einen erheblichen Zeitaufwand dem webbasierten Protiq-Marketplace In einem weitreichend unterstützten Ab- sowie tiefergehende CAD-Kenntnisse. können die Kunden beispielsweise ihre lauf entstehen im Konfigurator Designs, spezifischen Induktoren und Zahnräder die bereits auf die additive Fertigung op- Baubarkeit und Funktionalität direkt online konfigurieren. Das Tool ba- timiert wurden. Dabei sollte die Bedie- siert auf der Software Paramate des Ber- nung des Tools möglichst einfach blei- Um individuelle Bauteile bedarfsgerecht liner Softwareunternehmens Trinckle. ben: Der Anbieter veranschlagt die Dauer drucken zu können, gilt es eine Hürde zu Dort können Anwender die benötigte von fünf Minuten für die webbasierte überwinden: den Entwurfsprozess der Basisgeometrie auswählen und Parame- Konfiguration, Konstruktionskenntnisse Geometrien. Sollen diese Konstruktions- ter festlegen. Algorithmen kontrollieren sollen ebenfalls nicht erforderlich sein. varianten in einem konventionellen CAD- dabei die Interdependenzen von mehr Auch die Lieferzeiten sprechen für diesen Konstruktionsprozess generiert werden, als zwanzig verschiedenen Parametern, Ansatz, da die Modelle bereits nach we- nigen Tagen beim Anwender ankommen. Marktplatz weiterentwickeln Für Protiq und Trinckle bilden die beiden beschriebenen Projekte erst die Grund- lage der Zusammenarbeit. Aktuell wird an weiteren ‘Tiny Tools’ für die Online- Plattform gearbeitet, die zur Formnext vorgestellt werden. ■ Bild: Trinckle 3D / Steve Bergmann Die Autoren: Stefan de Groot ist Projektleiter Additive Fertigung und Johannes Lohn ist Leiter Entwicklung & Engineering der Protiq GmbH in Blomberg. Der Online-Konfigurator auf dem Protiq-Marketplace ist auf Bedienbarkeit und Kosteneffizienz ausgelegt www.protiq.com IT&Production 12/2018
roduction NEWSLETTER Das E-Mail-Magazin für erfolgreiche Produktion Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen Newsletter zum Fachmagazin! www.it-production.com/newsletter-abonnieren oder per QR-Code © Syda Productions - fotolia.com Folgen Sie uns auf
ADDITIVE FERTIGUNG | LIEFERKETTEN 3D-Druck implementieren Die Frage nach dem Was und nach dem Wo Bei der Integration von Prozessen der additiven Fertigung in die eigenen Unternehmensabläufe gilt es einiges zu beachten. So muss alleine schon die Frage gestellt werden, ob die Teile inhouse oder beim Dienstleister ge- druckt werden. Am Auf- bau von entsprechen- dem Knowhow kommen die Produzenten aber in Bild: Fraunhofer IML keinem Fall vorbei. nter Supply Chain wird in erster der Produktionsabläufe durch vernetzte liefern. Mittels der Symbiose von additiver U Linie ein Netzwerk von Unterneh- men verschiedener Wertschöp- fungsstufen verstanden. Es beginnt bei der Anlagen und Automatisierungslösungen. Maschinen und Anlagen werden miteinan- der vernetzt und können so autonom den Fertigungstechnologie sowie Informations- und Kommunikationstechnologien können beispielsweise dringend notwendige Ersatz- Gewinnung von Rohstoffen und beinhaltet Waren- und Informationsfluss in Echtzeit teile direkt am Bedarfsort gefertigt werden. die Herstellung bzw. Produktions- und regeln. Eine Schlüsseltechnologie dabei ist Der Fokus dabei wird heute immer mehr auf Leistungserstellungsprozesse, Distributi- die additive Fertigung. Sie bringt neue hybride Werkzeugmaschinen gelegt, wel- ons- und Vermarktungsprozesse sowie Möglichkeiten für eine indiviuelle Produk- che die subtraktive und additive Bearbei- Transport- und Lagerprozesse. Dabei be- tion. Durch die Verknüpfung und Integra- tung in einer Maschine verbinden. Durch die zieht sich der Begriff Netzwerk auch auf tion des Internets in den Prozess der addi- Kombination von geringem Materialver- unternehmensübergreifende Prozesse, tiven Fertigung können völlig neue Wert- brauch und dem Bearbeiten von komplexen welche die Lieferantenkette mit einbinden schöpfungsmodelle entstehen. Teilen sowie dem exakten Bohren, Fräsen und bei denen die Wertschöpfungsstufen und Drehen auf nur einer Maschine sind eng miteinander verbunden sind. Automa- Ergänzung keine Maschinenwechsel mehr nötig und tisierte Supply Chains stellen oftmals ver- bestehender Verfahren die Bearbeitung kann beliebig nacheinander netzte Produktionssystemumgebungen erfolgen bzw. gemixt werden. dar, die mithilfe von Mensch-Maschinen- 3D-Druck kommt derzeit häufig als Ergän- Schnittstellen die Kommunikation zwi- zung bestehender Fertigungsverfahren zum Genaue Planung schen den Maschinen und Produktionsan- Einsatz. Die Integration des Verfahrens kann lagen sicherstellen. Kerninnovationen der in Zeiten individueller Kundenwünsche Additiv gefertigte Teile müssen zum Teil Industrie 4.0 ist die intelligente Steuerung einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil nachhärten, gereinigt oder lackiert und um IT&Production 12/2018
LIEFERKETTEN | ADDITIVE FERTIGUNG Stützstrukturen, Passungen, Ge- winde und Bohrungen ergänzt werden. Diese Nachbearbeitung ist in hybriden Werkzeugma- schinen integriert und sorgt so für eine vollautomatische Pro- zessabwicklung. Die Implemen- tierung dieser Technologie be- darf jedoch einer genauen Pla- nung und bindet die Prozesse und Mitarbeiter mit ein. Integra- tionsprobleme treten häufig schon zu Beginn auf, da Unter- nehmen in unpassende 3D-Dru- cker investieren, das nötige Knowhow fehlt und keine Pläne für weitere Implementierungs- prozesse haben. Parameter müs- sen korrekt eingestellt sein und Mitarbei- ter müssen bereits auf Shop-Floor-Ebene Bild: www.scheer-innovation-review.de sensibilisiert und mit der neuen Technik Unternehmen sollten sich der Frage stellen, an welcher Stelle 3D-Druck zum Einsatz kommen soll. vertraut gemacht werden. Nachgelagerte Prozesse müssen ebenfalls beachtet und aufeinander abgestimmt werden. der Mitarbeiter notwendig. Denn um ren. Die Kompetenzgruppe Additive Ferti- einen Druckvorgang mit einer ausrei- gung des Fraunhofer IML und der TU Dort- Geringere Komplexität chenden Prozesssicherheit zu gewähr- mund erforscht u.a. diesen Punkt und bietet leisten, ist die Einstellung von richtigen Lösungen für eine erfolgreiche Implementie- Vorteile durch additive Fertigung werden Parameter unter Berücksichtigung vieler rungsphase von additiven Fertigungsstruktu- vor allem in der Komplexitätsreduktion und verschiedener Faktoren notwendig. An- ren in bestehende Unternehmensprozesse. Funktionsintegration von Bauteilen sicht- schließend stellt sich die Frage, an wel- Sie entwickelt Methoden hinsichtlich zu- bar: Unterschiedlichste Komponenten aus cher Stelle des Produktentstehungspro- kunftsträchtiger Integrationsszenarien, damit bislang verschiedenen einzelnen Ferti- zesses die Technologie zum Einsatz kom- ein wirtschaftlich sinnvoller Einsatz von ad- gungsprozessen können in einem Prozess- men soll. Bei der Fremdproduktion wird ditiver Fertigung erreicht wird. 3D-Drucker schritt gefertigt werden. Lagerkosten und ein Dritter befähigt, die unternehmensei- werden in der Zukunft das gesamte Dienst- Prozesskosten werden durch weniger Ar- genen Konstruktionen und Bauteile zu leistungsgeschäft von Auftragsfertigern beitsschritte reduziert und Lieferzeiten ver- drucken, die nach der Fertigung so in grundlegend verändern. Dezentrale 3D-Druck kürzt. Der Wegfall von Rüstzeiten sowie die den Ablaufprozess eingebunden werden Hubs können entstehen, welche eine Versor- schnelle Anpassung der 3D-Druck-Daten müssen, dass der eigene Abwicklungs- gung mit additiven Bauteilen von mehreren generieren Vorteile gegenüber konventio- prozess nicht unterbrochen wird. Dabei Partnern ermöglichen. Das ist vor allem für nellen Fertigungsverfahren. Bauteile kön- stellt sich die Frage, wie der Transfer von die Ersatzteilversorgung direkt am Bedarfs- nen individuell nach Kundenwunsch oder Knowhow und des geistigen Eigentums, ort eine interessante Alternative, auch ohne Einsatzbereich modifiziert werden und beispielsweise bei einer Konstruktions- die Notwendigkeit für Unternehmen eigene durch den 3D-Druck bedarfsgerecht und zeichnung, sicher und manipulationsfrei Kapazitäten und eigenes Knowhow im Be- dezentralisiert ausgedruckt und müssen abgewickelt werden kann. Dafür gilt es, reich 3D-Druck aufzubauen. ■ nicht mehr im Lager vorgehalten werden. neue Techniken im Bereich des Daten- schutzes zu entwickeln, um Diebstahl Die Autoren sind Christoph Besenfelder, Im Haus oder außer Haus? und Datenpiraterie zu verhindern. Bei Forschungskoordinator im Institutsbereich neuen Zuliefererpartnern müssen dafür Unternehmenslogistik am Fraunhofer-Institut für Bei der Integration von additiven Ferti- initiale Bedingungen und Zertifizierun- Materialfluss und Logistik (IML), gungstechnologien in die Wertschöp- gen festgelegt werden, damit diese Stephanie Niehues, wissenschaftliche Mitarbeiterin, fungskette eines Unternehmens gilt es überhaupt als Zulieferer agieren können. und Henriette Pracht, studentische Hilfskraft am sich der Frage zu widmen, ob das Unter- Lehrstuhl für Unternehmenslogistik der nehmen selbst 3D-Druck-Kapazitäten Partner verlieren an Bedeutung Technischen Universität Dortmund. aufbauen möchte, oder ob dies über einen Dienstleister geschehen soll. In Auf der anderen Seite werden Partner beiden Fällen sind eigene 3D-Druck- durch den Einsatz von additiver Fertigung www.iml.fraunhofer.de Kompetenzen und Knowhow auf Seiten gar wegfallen bzw. an Wichtigkeit verlie- www.lfo.tu-dortmund.de IT&Production 12/2018
086_ITP_April_2018.pdf 26.03.2018 16:19 Seite 86 ADDITIVE FERTIGUNG | LuftfAHrt Bis zu 63 Tonnen Kerosin sparen – pro Jahr Halle 6 Stand H28 Produktdesign ex Machina Halle 3 Stand 3318 Bild: Autodesk GmbH Das große Gewicht der Maschinen treibt die Treibstoffkosten für Flugzeuge in die Höhe. Gewichtsreduktion scheint, bei all der Technik an Bord, nur schwer möglich. Im Pier 9 Tech- nology Center von Autodesk in San Francisco haben sich Wissenschaftler mit dem Problem befasst. Das Ergebnis ist ein aus Magnesium gefertigter Sitzrahmen für Verkehrsflugzeuge. Ein Airbus A380, der mit diesen Rahmen ausgestattet ist, sollte aufgrund der Gewichtsein- sparung 63 Tonnen Kerosin pro Jahr weniger verbrennen. D er Sitzrahmen ist mit seinen 766 Kohlenstoffdioxid aus. Beim zweistöcki- ger wiegen. Das speziell für additive ferti- Gramm insgesamt 906 Gramm gen A380 fallen sogar 190 tonnen weg. gungsmethoden entwickelte Designpro- und somit 56 Prozent leichter als gramm Autodesk Netfabb optimierte auf derzeit im flugzeugbau standardmäßig Algorithmus optimiert Design Grundlage der durch das team vorgegebe- eingesetzten Varianten. Bei einem Airbus nen Bedingungen die Gitter- und Oberflä- A321 bedeutet dies eine Gewichtsreduk- für die Neuentwicklung setzten Andreas chenstruktur des rahmens eigenständig. tion von 214 Kilogramm, beim Airbus Bastian, Principal research Scientist bei Au- Das resultat war eine verwindungssteife A380 sogar 557 Kilogramm. Ein A321 ver- todesk, und sein team auf ein recht neues Struktur. Diese brachte wiederum neue He- braucht dadurch fast 10 tonnen weniger Konzept: das generative Design. Ein Soft- rausforderungen mit sich. Der computerge- Kerosin pro Jahr, ein A380 kommt auf ware-Algorithmus entwickelte dabei auf nerierte Entwurf hätte sich nämlich nur sehr eine Ersparnis von 63 tonnen. Auch der Grundlage genauer Vorgaben der forscher schwer und damit kostenintensiv mit klassi- Ausstoß von treibhausgasen verringert selbstständig den Entwurf. So sollte der schen fertigungsmethoden wie dem Me- sich durch den Einbau der neuen Sitze: Sitzrahmen mindestens die gleiche Stabilität tallguss reproduzieren lassen. Auch die Git- Die kleine Maschine stößt dank der Ge- aufweisen wie die derzeit am Markt verfüg- terstruktur des Sitzrahmens im rein additi- wichtsersparnis fast 29 tonnen weniger baren Produkte, gleichzeitig aber viel weni- ven Verfahren, also per 3D-Metalldruck, zu IT&Production 4/2018
087_ITP_April_2018.pdf 26.03.2018 16:19 Seite 87 LUFTFAHRT | ADDITIVE FERTIGUNG noch weitgehend neue An- sätze“, sagt Paul Leonhard von Aristo Cast. Die Projekt- verantwortlichen aus Michi- gan hatten zudem eine wei- tere Idee, um das Gewicht des Sitzrahmens zu reduzie- ren. Sie empfahlen ihn aus Magnesium zu fertigen, an- statt auf das im Flugzeug- bau verbreitete Aluminium zu setzen. Dies erhöhte zwar den Fertigungsauf- wand, bedeutete aber eine zusätzliche Gewichtserspar- nis von 35 Prozent gegen- Die Positivform dient als Vorlage für Ke- Bild:: Autodesk GmbH über der ursprünglich ge- ramikgussformen. Diese werden dann für planten Ausführung in Alu- die Herstellung der eigentlichen Sitze im Metallgussverfahren verwendet. minium. Im klassischen De- signprozess hätte diese Ent- scheidung den Herstel- lungsprozess deutlich ver- kompliziert. Bastian und sein Team ließen den Desig- nentwurf daher mit Blick auf das neue Fertigungsma- terial in Nettfab prüfen. Die- ser erneute Durchlauf Bild: Autodesk GmbH zeigte, dass die Verände- rung des Materials keine Einschränkungen mit sich brachte. Im Gegenteil, er fertigen war keine Option – bei der Verar- Denn die komplexe Struktur des Sitzes ließ bestätigte die gewünschten Eigenschaf- beitung von Metallen im 3D-Druck gibt es sich im 3D-Druckverfahren wesentlich ein- ten des Entwurfs: vergleichbare Stabilität immer noch starke Einschränkungen, was facher umsetzen, als beim klassischen Guss- bei wesentlich geringerem Gewicht. Eine die Zahl der möglichen Materialen anbe- verfahren. Das wiederum erlaubte die Wahl Serienfertigung des Leichtbau-Sitzrah- langt. Anders ist das beim Metallgussverfah- des bestmöglichen Materials. So wurden zu- mens aus Magnesium ist somit möglich. ren. Dabei können hunderte verschiedene nächst die Positivformen der Sitzrahmen Legierungen mit den unterschiedlichsten aus Plastik gedruckt – Plastik deshalb, weil Verfahren mit Potenzial Materialeigenschaften verarbeitet werden. es günstiger sowie schneller und unkompli- „Die additive Fertigung hat ein riesiges Po- zierter zu verarbeiten ist als Metall. Die Po- Die hybride Fertigung hat in Kombination tential, die Zukunft der Produktion zu be- sitivform diente als Vorlage für Keramik- mit innovativen Entwicklungsverfahren wie stimmen. Für Produktentwickler und Kon- gussformen, die dann für die Herstellung der dem generativen Design großes Potential, strukteure ist sie aber immer noch ein ex- eigentlichen Sitze im Metallgussverfahren um die Zukunft der Produktion zu bestim- trem neues Konzept. Das Metallgussverfah- verwendet wurden. Durch diese Methode men. Allerdings ist es wichtig, diesen Ansatz ren wurde dagegen über Jahrtausende per- lassen sich große Stückzahlen einfach und schon in der Entwicklungsphase miteinzu- fektioniert. Zahllose Experten, Ingenieure, günstig produzieren. beziehen, um seinen Nutzen zu maximieren. Gießereien und Fabriken verfügen hier über Die notwendigen Werkzeuge dafür stehen tiefgreifendes Fachwissen. Das ist unglaub- Magnesium statt Aluminium bereits zur Verfügung. Doch auch Experten- lich wertvoll, gerade auch bei besonders wissen sollte in diesem Zusammenhang aufwändig zu fertigenden Bauteilen wie un- Die tatsächliche Fertigung der Sitzrahmen nicht unterschätzt werden. ■ serem Sitzrahmen“, erklärt Bastian. übernahm die Gießerei Aristo Cast aus Mi- chigan. „Wir waren gleich von der Idee Verfahren kombinieren begeistert. Auch wir haben dabei viel über Der Autor Mikey Wakefield ist Fusion generatives Design und additive Optimie- Evangelist bei der Autodesk GmbH. Eine Kombination aus beiden Verfahren er- rungsmöglichkeiten im Fertigungsprozess wies sich am Ende als die beste Lösung. gelernt. Beides sind für unsere Branche www.autodesk.de IT&Production 4/2018
140410_voxeljet AG_RPEW_ADM_ITP 27.03.2018 13:50 Seite 88 ADDITIVE FERTIGUNG | WERKSTOFFE Beton aus dem Drucker Nomalerweise befasst sich die IT&Pro- duction nicht groß mit Unternehmenslo- gos. Im Fall des Firmensteins von Voxeljet Bild: Voxeljet AG geht es nicht um die Markenbotschaft, son- dern die Fertigungstechniken 3D-Druck und Betonguss. Statt von einem Festkörper Material abzutragen, wurden Formen ge- druckt und später mit flüssigem Beton ge- füllt – neue Formgebungstechniken und Hightech-Beton als Inspiration für Produkt- entwickler und Designer. U m den größstmöglichen Nutzen liegt im werkzeuglosen, kostenoptimierten komplexe Geometrien mit Hinterschnei- aus additiven Fertigungsverfahren Fertigungsprozess. Der Firmenstein entstand dungen und gewollten Unebenheiten pro- zu schöpfen, müssen sich Inge- in einem gemeinsamen Projekt mit der blemlos realisieren.“, sagt Tobias King, Di- nieure kreativ mit traditionellen Methoden Dade Design AG, einem Spezialisten für Hig- rector Applications bei Voxeljet. Für den und Werkstoffen auseinandersetzen. Denn hend-Betondesign und Formenbau. Druck wurde die fertige Datei auf ein 3D- obwohl Unternehmen in zahlreichen An- Drucksystem des Herstellers geladen. Das wendungen mit 3D-Druck bereits handfeste Von CAD-Datei zum Objekt 3D-Drucksystem fertigte die Schalung Kosten- und Zeitvorteile erzielen, bieten dann über Nacht in einem Arbeitsgang im diese jungen Verfahren noch viel Raum für Am Anfang stand das CAD-Design. Um an- VX4000, dem größten industriellen 3D- Experimente. Als solches ist wohl der Fir- schließend die Vorteile des 3D-Drucks aus- Drucksystem mit einem zusammenhän- menstein zu verstehen, den sich der 3D- zunutzen, entschied sich Voxeljet für eine genden Bauraum von 4x2x1 Meter (LxBxH). Druck-Anbieter Voxeljet für seinen Haupt- Hybridschalung, eine Kombination aus ge- Das VX4000 trägt Sand in einer Schicht sitz im bayrischen Friedberg hergestellt hat. druckten und herkömmlichen Schalungs- von 300 Mikrometern auf die Baufläche elementen. Die 3D-gedruckten Elemente auf, bevor der Druckkopf die Schichten se- Spielwiese für Designer beschränkten sich dabei auf den komple- lektiv mit einem Bindemittel verklebt. An- xen Teil, die Front des Firmensteins. Einfa- schließend wurde das Rohteil gesäubert Voxeljet ist auf den 3D-Druck von komple- chere Geometrien, wie die geraden Flä- xen Formen und Kernen aus Sand für die chen, werden mit konventionellen Holz- metallverarbeitende Industrie spezialisiert. schalungen abgebildet. Der komplexe Teil Genauso wie Metall lässt sich auch Beton in des Firmensteins besteht im Wesentlichen diese sandgedruckten Formen gießen. Mit aus der Gesteinsstruktur mit dem integrier- dem Druck von Sandformen entstehen ten Logo, das aus der Hintergrund- dabei, je nach Anwendung und Komplexität, struktur hervorragt. „Durch die sowohl wiederverwendbare als auch verlo- Gestaltungsfreiheit des 3D- G rene Schalungen. Der Vorteil von 3D-Druck Drucks lassen sich selbst hoch- xeljet A Bild: Vo Links: Der Firmenstein nach dem Entfernen der konven- tionellen Schalung. Rechts: Zuerst wurden die Buchstaben abgegossen. Damit sie besser in die ge- druckte Form passen und Bilder: Voxeljet AG sich leichter aus dieser lösen lassen, wurden sie mit Trennmittel beschichtet. IT&Production 4/2018
089_ITP_April_2018.pdf 26.03.2018 16:39 Seite 89 Simulating Manufacturing Simufact Additive: Additive Fertigung von Metallteilen simulieren Bild: Voxeljet AG Teil des Firmenlogos mit aufgetragenem Trennmittel und mit einer PU-Dispersion bearbeitet, um Poren zu schließen und gleichzeitig die Formenoberfläche zu versiegeln. Das Gießen des Betonblocks Dann verschickte Voxeljet die nachbehandelte Form zum Guss in die Schweiz zu Dade Design. Damit sich die Sandform nach dem Guss leichter vom Beton entfernen lässt, tragen die Schweizer ein Trenn- mittel auf. Nach dem Aushärten des gedruckten Logos, wurde im zweiten Schritt der Rest des Firmensteins gegossen. Dafür verwen- dete das Unternehmen einen selbstverdichtenden Beton, UHPC oder Ultra-High Performance Concrete genannt. Bereits nach rund 20 Stunden war der Beton komplett ausgehärtet, und die Schalung konnte vorsichtig entfernt werden. Nach dem Entfernen der Scha- lung war der Firmenstein so gut wie fertig. Für den letzten Schliff ver- Optimieren Sie Ihre liehen Mitarbeiter von Dade Design dem Stein eine sogenannte Be- tonkosmetik, wobei sie den Beton polierten, um eine gleichmäßige AM Prozesskette: und glatte Oberfläche zu erhalten. Das Resultat der ersten Versuche im Betonguss kann sich sehen lassen. Und die beiden Unternehmen • Verzüge im fertigen Bauteil bestimmen und reduzieren konnten im Projekt erste Erfahrungen sammeln, wie sich 3D-Druck- • Restspannungen im Bauteil minimieren Technologie und UHPC-Beton miteinander kombinieren lassen. Zeug- • Baurichtung und Stützstrukturen optimieren nis darüber legt der fertige Stein ab, der am Eingang des Voxeljet- Verwaltungsgebäudes in Friedberg steht. ■ • Bauteil aufbereiten nach der Wärmebehandlung, Entfernen von Basisplatte und Stützstrukturen, Nach Material der Voxeljet AG. Hot Isostatic Pressing (HIP) • Vorverformte Teilegeometrien neuberechnen www.voxeljet.de • Einflüsse der Bodenplatte auf das Bauteil vorhersagen PART OF Bild: Voxeljet AG 19. RoundTable Simulating Manufacturing AM-Vorträge und Aussteller beim Von weitem schlicht, doch komplex geformt: Das Logo ragt mit deutlichen Hin- 19. RoundTable - besuchen Sie uns! terschneidungen aus einer Felsformation heraus. Mehr erfahren: 16.05.-17.05.2018 http://roundtable.simufact.de/ Marburg programm.html
090_ITP_April_2018.pdf 26.03.2018 16:46 Seite 90 ADDITIVE FERTIGUNG | DESKTOP-3D-DRUCKER Verfahren mit Potenzial Halle 6 Stand J01 3D-Druck für die Industrie Umfragen zufolge steht die hiesige Industrie bei der generativen Fertigung weltweit vorne. Eine Verdrängung traditioneller Produktionsmethoden ist zwar nicht in Sicht, schon gar nicht in der Massenfertigung. Aber es gibt Aufgaben wie den Werkzeugbau, die bald eine vom 3D-Druck getriebene Revolution erfahren könnten. Dass es dabei nicht immer Metall- druck sein muss, zeigen die Desktop 3D-Drucker von Ultimaker, die Kunststofffilamente in hoher Qualität drucken und deutlich mehr als Prototypenbau auf dem Kasten haben. K osten, Produktivitätsgewinn und Zeitersparnis zählen zu den klassi- schen Kriterien einer Investitions- entscheidung – insbesondere dann, wenn es um Produktionsmittel geht. Vor allem beim Prototyping sowie bei Kleinserien spielen 3D-Drucker heute ihre Vorteile aus. Mit den Verfahren der additiven Fertigung entfällt das Herstellen von Formen und die Rüstzeit bei Maschinen. Im Vergleich zu substraktiven Verfahren (zum Beispiel die spanende Fertigung) entfallen auch oft ganze Bearbeitungsschritte. Dazu kommt, dass ein 3D-Druck meist weniger Energie verbraucht als das traditionell hergestellte Pendant. Das gilt im Allge- Bild: Ultimaker B.V. meinen für die unterschiedli- Die additive Fertigung ist bereits chen Verfahren des 3D- dabei, den Werkzeugbau zu revo- Drucks sowie für verschie- lutionieren. Das Volkswagen-Werk dene Werkstoffe. Bei großen Autoeuropa in Portugal rechnet Stückzahlen, in der Serien- damit, bei den Aufwendungen für mit klassischen oft Wochen dauerten, können jetzt über fertigung und wenn es um Werkzeug und Montageeinrich- Fertigungsver- Nacht optimiert werden. Wenn die Soft- metallische Werkstoffe geht, tungen durch die Umstellung auf fahren so nicht ware mitspielt, lassen sich 3D-Modelle per ist der 3D-Druck hingegen 3D-Druck im letzten Jahr 325.000 realisieren kann, Klick verändern und Designs umgehend im Nachteil. Dennoch gibt es Euro gespart zu haben. etwa Strukturen digital simulieren. Läuft der Druck über immer mehr Beispiele, wo innerhalb von Nacht durch, können am Morgen die 3D-Drucker eine zentrale und sogar strate- Hohlkörpern. Oder bionische Konstruktio- nächsten Tests beginnen. Der Erfolgsfak- gische Rolle in der Fertigung einnehmen. nen, wie sie Knochen mit ihren Verstei- tor für diese Disruption ist der Entwickler Gerade zur Verarbeitung von Kunststoffen fungsstrukturen haben. Diese haben die selbst. Zwar sind moderne Konstruktions- gibt es 3D-Drucker, die selbst nach indus- gleichen Steifigkeits- und Lastwerte wie und Simulationstools erforderlich, um triellen Maßstäben präzise, hochwertig und regulär gefertigte Bauteile, sind aber Vorteile auf generativen Verfahren zu zuverlässig arbeiten. Vor allem aber zeigt deutlich leichter. Darüber hinaus muss schöpfen. Doch der Konstrukteur muss – ‘Additive Manufacturing’ seine Stärken, wo sich der Entwickler beim Entwurf keine vielleicht entgegen jahrelanger Routine – konventionelle Fertigung an Grenzen stößt. Gedanken um die Frage machen, ob sich den Verbesserungen auf die Spur kom- die Konstruktion überhaupt fertigen lässt. men: Etwa Ideen für Gitterstrukturen ent- Potenzial zur Disruption Gleichzeitig ist die iterative Schleife von wickeln oder nach Volumenanteilen su- Konstruktion, Test des Bauteils und über- chen, die keine Last aufnehmen, aber bis- Mit 3D-Druckern können Geometrien und arbeiteter Konstruktion mit Verfahren des her auf Grund des Fertigungsverfahrens Konstruktionen erstellt werden, die man 3D-Drucks schneller. Prozesse, die bisher im Bauteil vorhanden waren. IT&Production 4/2018
091_ITP_April_2018.pdf 26.03.2018 16:46 Seite 91 DESKTOP-3D-DRUCKER | ADDITIVE FERTIGUNG Neue Geschäftsmodelle selbst. Das Resultat: 91 Prozent geringere Software im professionellen Betrieb ein- Werkzeugentwicklungskosten und 95 Pro- fach bedienen lassen und die Hardware Mit 3D-Druck lassen sich Produkte so zent kürzere Entwicklungszeiten. Das präzise steuern. Die mechanischen Be- preiswert und einfach wie nie zuvor indi- Werk sparte im Jahr 2016 geschätzt wegungen des Extruders zu kontrollie- vidualisieren. Designoptionen für Schuhe, 150.000 Euro, für 2017 rechnen die Verant- ren, ist komplex und Unterbrechungen Brillen und vieles andere lassen sich als wortlichen mit einer Ersparnis von 325.000 beim Druckvorgang sind kritisch. Da die Druckprogramme hinterlegen und den Euro. Hinzu kommt, dass sich Werkzeuge Herstellung von komplexen Werkstücken Endkonsumenten anbieten. Der Käufer ergonomischer gestalten lassen, da sich mehrere Stunden dauern kann und so oft wählt und ein Drucker (unter Umständen Feedback von Arbeitern viel leichter in über Nacht geschieht, muss die Software sogar vor Ort) druckt das gewünschte Design-Iterationen einbringen lässt. derartige Herausforderungen bewälti- Teil aus. Dieses Prinzip gilt auch für die gen, ohne dass es zu Qualitätsverlusten produzierende Industrie: Bauteile, Kom- Voraussetzung für 3D-Druck kommt oder der Druck gar abgerochen ponenten aus Plastik, aber auch Monta- wird. Die verschiedenen Kunststofffila- gevorrichtungen oder Werkzeuge für die Die Druckqualität bei Kunststofffilamen- mente verhalten sich im Druckverfahren Produktion können aus dem 3D-Drucker ten hat längst ein Niveau erreicht, dass unterschiedlich und Kriterien wie kommen. Damit entfallen wichtige Ele- auch industriellen Qualitätsansprüchen Schichtstärke sowie Masse des aufgetra- mente der Logistikkette. Manches muss genügt. Ultimaker, ein niederländischer genen Materials beeinflussen den Druck- nicht mehr zentral produziert werden, Anbieter von Desktop-3D-Druckern kann vorgang und müssen gesteuert werden. um es dann zu verschicken. Erzeugnisse etwa bis zu 0,02 Millimeter feine Schich- Die Software sollte also erkennen, mit können an regionalen Standorten herge- ten auftragen. Für Menschen sind die welchen Materialien ein Drucker be- stellt werden – oder im Laden selbst. Po- einzelnen Schichten praktisch nicht mehr stückt ist und die Aufträge entsprechend tential bietet auch das Ersatzgeschäft. Es zusehen oder zu fühlen. Das Verfahren konfigurieren. Für den industriellen Ein- könnte künftig immer weniger auf Lager selbst – also die Hardware-Anforderun- satz sollten zudem mehrere Drucker über produziert werden, sondern nach Bedarf. gen der Drucker– ist weiterhin sehr eine Oberfläche gesteuert werden kön- Für viele Produkte entfallen die Abkündi- wichtig, mittlerweile jedoch nicht mehr nen: Netzwerkfunktionen müssen Dru- gungen. Solange es die CAD-Datei des das zentrale Kriterium für den Einsatz cker auswählen, gruppieren, in der War- Bauteils gibt, druckt man es nach. von 3D-Druck. Oft fehlt es den produzie- teschlange organisieren und Druckvor- renden Unternehmen schlicht an Erfah- gänge überwachen sowie Wartungsauf- 95 Prozent der Kosten gespart rungen auf diesem Feld, die sich aber träge planen können. Zudem können ak- durch die Zusammenarbeit mit einem ex- tuelle Systeme Mitarbeiter benachrichti- Ob es um Prototypen, Kleinserien oder ternen Anbieter kompensieren ließe. gen, wenn sie gewartet werden müssen. um echte Massenproduktion geht, die Neben dem Knowhow der Mitarbeiter ist Möglichkeiten des 3D-Drucks für Kon- die Software der entscheidende Faktor. Innovationen aus Kunststoff struktion, Design und Innovation sind Zum einen muss der 3D-Drucker Daten noch beinahe unerschlossen. Doch schon aus den gängigen CAD-, CAM- und PLM- Die additive Fertiung von Metall spielt heute zeigen praktische Anwendungen, Lösungen verarbeiten können. Das heißt schon heute eine wichtige Rolle und gilt wie sich die Geschäftsmodelle künftig eine 3D-Zeichnung muss in Scheiben (Sli- vielen als der Erfolgsfaktor dieser Techno- verschieben könnten. Das Werk von ces) geschnitten werden, die ein 3D-Dru- logien für den industriellen Einsatz. Aber Volkswagen Autoeuropa in Portugal cker verarbeiten kann. Gängige Formate noch werden am häufigsten Polymere im druckt zum Beispiel seine Werkzeuge, sind heute STL, 3MF und OBJ. Neben den 3D-Druck verwendet und es gibt Szena- Montagevorrichtungen und Halterungen Schnittstellen muss sich eine Slicing- rien, in denen Kunststoffe konstruktions- bedingt Metalle ablösen könnten. Zudem kommen auf der Werkstoffforschung immer wieder polymere Innovationen, die sich statt Metall verwenden lassen, ohne die Funktionalität einzuschränken. Und nicht zuletzt lassen sich über 3D-Druck bisher unmögliche Geometrien und Struk- turen realisieren. So könnte ein ausgeklü- geltes Kunststoffteil die leichtere, stabi- lere oder einfach die günstigere Alterna- tive zu einem Metallteil sein. ■ Bild: Ultimaker B.V. Der Autor Paul Heiden ist Senior Vice President Product Managementbei Ultimaker. Auto-Tuning Frontleuchteneinsatz: Vom vierstelligen Betrag auf 17 Dollar pro Teil - 3D Druck ersetzt CNC- gefräste Produktion und Handarbeit. www.ultimaker.com IT&Production 4/2018
092_ITP_April_2018.pdf 26.03.2018 16:51 Seite 92 ADDITIVE FERTIGUNG | RApiD pRototypinG Prototypen am Schreibtisch drucken Das Büro mit Werkstatt Bild: Encee CAD-CAM Systeme GmbH Die Encee CAD/CAM-Systeme GmbH in Amberg ist eines der ersten Unternehmen, das Technologie des Start-ups Desktop Metal in Deutschland anbietet. Mit dem kürzlich vorgestellten Studio System des amerikanischen Herstellers können Mitar- beiter Prototypen aus Metall direkt in ihren Büros additiv fertigen. D as Studio System von Desktop die Lasertechnologie kann das System di- werden konnten, ohne dass es zu proble- Metal wurde im Mai 2017 auf den rekt in Design Studios oder Büros eingesetzt men bei der toleranz oder dem Einbau in Markt gebracht und ist nach Her- werden. Um den Schwund und andere den Formaufbau kam. Anschließend wur- stellerangaben das erste Metall-3D-Druck- technologische Eigenschaften unterschied- den einige Kavitätsoberflächen erodiert, um system, das für den Betrieb in Büros ausge- lichen Materials auszugleichen, werden die die gewünschte oberflächengüte zu errei- legt ist. Die Lösung ist eigens für die proto- prozesse von einer webbasierten Software chen. Die Bediener mussten dazu weder typenherstellung gedacht, während das gesteuert, welche jede phase der prozesse Erodier-parameter für die prototypen ei- production System des gleichen Herstellers automatisiert. Anwender können über die- gens anpassen, noch lag der Elektrodenver- hohe Stückzahlen generativ produzieren sen Weg aus einem 3DCAD-Modell zügig schleiß über dem üblichen Maß. nach Mon- soll. Das Studio System ist eine plattform ein fertiges Bauteil aus Metall erstellen. tage in den Formaufbau wurden Kunst- bestehend aus Drucker, Debinder und Sin- stoffteile aus Acetal – einem abriebfesten, terofen. Die neue technologie des dreistu- Werkzeug und Formenbau reibungsarmen Kunststoff – gespritzt. Der figen prozesses funktioniert mit legierten testlauf mit circa 100 Zyklen zeigte keine und hochlegierten Stahlsorten sowie mit Built-Rite, ein amerikanischer Hersteller von Fehler in den produzierten Kunststoffteilen Edelstahl, Kupfer und nickel-Cobalt-Legie- Spritzgieß-Formen in Massachusetts, hat und der 3D-gedruckte Einsatz zeigte keiner- rungen. in der ersten Stufe des prozesses das Studio System als einer der ersten An- lei Verschleißerscheinungen. im Vergleich werden Stäbe, die aus einem in Wachs ge- wender für Komponenten von Spritzgieß- zu dem Angebot einer externen prototy- fassten Metallpulver bestehen, in 50 Mikro- Formen evaluiert. Ein Werkzeug besteht aus ping-Werkstatt konnte Built-Rite mit dem meter dicken Schichten auf einer Grund- vielen komplexen Kavitäten, Einsätzen und Studio System die Kosten um 90 prozent platte zu einem Bauteil extrudiert. Dieses Kühlkanälen und muss wiederholten Stö- reduzieren, eine Zeitersparnis von 30 pro- ‘Green part’ wird in der Reinigungsstation ßen und Belastungen durch Hochtempera- zent erreichen und das Gewicht des Bau- automatisch von den Wachsanteilen befreit. turpolymere standhalten. Für den test teils um 41 prozent verringern. Besucher der Anschließend erwärmt der Sinterofen die wählte Built-Rite einen bekannten Formein- Metav in Düsseldorf konnten sich das neue Bauteile, bis das Metall zu einem vollkom- satz eines Spritzgieß-Werkzeuges aus. nach System von Desktop Metal auf dem Mes- men dichten teil ohne Eigenspannung im der Herstellung mit dem Studio System sestand von Encee anschauen ■ Gefüge verschmilzt. So lassen sich Bauteile wurde die oberfläche der 3D-gedruckten mit den Höchstmaßen 255x170x170 Millime- Formeinsätze geschliffen, um die geforder- Der Autor Sebastian Trummer ist Vertriebsleiter ter herstellen. Durch einfache Entfernung ten toleranzen und oberflächengüten zu bei der Encee CAD/CAM-Systeme GmbH. der Support-Geometrien von Hand, schnel- erreichen. Die Mechaniker stellten anschlie- len Materialwechsel und den Verzicht auf ßend fest, dass die teile wie üblich erhitzt www.encee.de IT&Production 4/2018
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