CRM bei Schweizer KMU-Firmen Von der Pflicht zur Kür

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CRM bei Schweizer KMU-Firmen
Von der Pflicht zur Kür
        Prof. Dr. Johannes Heigert, Fachhochschule München
        August 2006

Management Summary

        Intensive Kundenbeziehungen sind für Unternehmungen eine wesentliche Basis ihres
        Unternehmenserfolgs. Customer Relationship Management (CRM) zielt darauf, Kunden-
        beziehungen durch strategische, organisatorische und IT-technische Massnahmen zu sichern
        und kontinuierlich auszubauen. Speziell bei kleinen und mittleren Unternehmungen (KMU) ist
        das Thema CRM in der letzten Zeit stark in das Blickfeld gerückt. Dieses Papier fasst den
        aktuellen Status von CRM mit Blickwinkel auf Schweizer KMU-Unternehmen zusammen und
        zeigt wichtige Aspekte entlang der einzelnen Schritte eines CRM-Vorhabens auf. Dabei wird
        sich zeigen, welche sowohl durch die Marktumgebung induzierte als auch unternehmens-
        internen Gründe es heute für den Start eines CRM-Projekts gibt, dass ein schrittweises und
        pragmatisches Vorgehen erfolgversprechend ist, dass leistungsfähige CRM-Software zur
        Unterstützung der CRM-Strategien zur Verfügung steht, aber auch welche Risiken und
        Hindernisse auf diesem Weg zu beachten sind.

        Der Autor dankt allen, die durch Gespräche, Hinweise und Einschätzungen zum Inhalt dieser
        Arbeit beigetragen haben. Für kritische Kommentare ist er jederzeit dankbar.

        Diese Studie wurde in Zusammenarbeit mit Microsoft Schweiz (Bereich Microsoft Business
        Solutions) erarbeitet. Deshalb ist ein gewisser Fokus auf das Produkt Microsoft Dynamics CRM
        enthalten. Die Aussagen des Dokuments geben jedoch allein die Meinung des Autors wieder.
2

Einführung

       Customer Relationship Management (CRM) ist eine bereichsübergreifende, IT-unterstützte
       Geschäftsstrategie, die auf den systematischen Aufbau und die Pflege dauerhafter und
                                           1
       profitabler Kundenbeziehungen zielt . CRM betrifft in erster Linie die Unternehmensbereiche
       mit Kundenkontakt: Vertrieb, Marketing, Service.

       CRM ist ein aktuelles Thema sowohl bei Grossunternehmen als auch bei kleinen und mittleren
       Unternehmungen (KMU). Die grosse Mehrheit der Unternehmen in der Schweiz gehört zum
       KMU-Segment: Ca. 300.000 Betriebe, die rund 2/3 der Arbeitsplätze stellen. KMU-
       Unternehmen zeichnen sich durch hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an sich ändernde
       Marktgegebenheiten aus. Allerdings besitzen sie nur wenige Ressourcen, speziell auch für
       Themen der Informationstechnik und der Zugang zu neuestem Management- und
       Technologiewissen ist im Vergleich zu Grossunternehmen eher gering. KMU-Unternehmen
       stehen aber durch die kontinuierlich steigende Marktdynamik vor grossen strategischen und
       technologischen Herausforderungen. Strategiekonzepte, die in Grossunternehmen Anwendung
       finden, sind für KMU-Unternehmen meist zu komplex, zu aufwändig oder einfach nicht
       anwendbar. Dieses gilt auch für das spezifische Thema CRM.

       Customer Relationship Management steht für einen grossen Anspruch und hat eine Menge
       kreativer Schlagworte produziert: das kundenzentrierte Unternehmen, Customer Lifetime
       Value, 360°-Blick auf den Kunden, Loyalitätsmaximierung, Customer Insight, integrierte
       Vertriebssteuerung, Multichannel-Management, mobiles CRM, erlebnisbasiertes Marketing,
       „One face to the customer“ und vieles andere mehr. Berater und die akademische Welt
       servieren einen dauernden Fluss grosser Ideen und beeindruckender Erfolgsbeispiele. Der
       Leser solcher Visionen bekommt den Eindruck, dass fast alles anders gemacht werden muss,
       um in einer zukünftigen Welt mit immer mehr Konkurrenz und immer gleichartigen Produkten
       bei den Kunden bestehen zu können. Das Thema CRM erscheint mit unzähligen Erwartungen,
       Sichtweisen und Prognosen überfrachtet und verwässert.

       Möglicherweise wird der Zuhörer aus einem KMU Unternehmen immer kleinlauter, wenn er an
       die Realität der eigenen Firma denkt, an den Zustand seiner Vertriebs-, Marketing-, und
       Service-Organisationen, an die über lange Jahre gewachsenen Abläufe dort und die wenig
       effiziente Unterstützung durch die vorhandenen IT-Tools. Nicht zu vergessen das nicht
       vorhandene Millionenbudget, das die vorgetragenen Erfolgsfirmen ganz offensichtlich für die
       Umsetzung Ihrer CRM-Strategie zur Verfügung hatten. Es bleibt also verständlicherweise eine
       gewisse Ratlosigkeit und Skepsis zurück. Schätzungen sprechen davon, dass sich erst
       zwischen 10 % und 30 % der KMU Unternehmen konkret mit CRM beschäftigt haben.

       Es existiert ganz offensichtlich ein Graben zwischen den Zielen und Visionen von CRM und der
       in vielen Firmen des Mittelstandes vorhandenen Realität. Wie ist in dieser Situation sinnvoll zu
       reagieren? Wo liegt der konkrete Leidensdruck? Wo liegen schnell erreichbare
       Verbesserungspotenziale? Kann ein CRM-Projekt klein angefangen werden ohne gleich die
       kundenorientierten Rollen und Prozesse in der Firma auf den Kopf zu stellen? Müssen sehr
       langwierige Einführungsprojekte aufgesetzt werden? Welchen konkreten Nutzen bringen
       moderne CRM-Tools überhaupt?

       Dieser Artikel stellt sich diesen Fragen und versucht eine Antwort aus einem eher
       pragmatischen Blickwinkel. Er fokussiert den Schweizer CRM-Markt und die dort sehr
       wichtigen KMU Unternehmungen. Die Überlegungen basieren auf vielen Gesprächen mit
       1
         Es existiert eine kaum überschaubare zahl von Definitionen zu CRM, diese hier nach www.wikipedia.de. Weitere
       Begriffsklärungen (operatives, analytisches, collaboratives CRM ) im Anhang.
3

       Firmen, die CRM-Systeme anwenden (und auch solchen, die sie noch nicht anwenden), mit
       CRM-Beratern und -Implementatoren, sowie der Analyse von Studien und eigenen
       Forschungsarbeiten.

       Das Papier folgt in seinem Aufbau dem Zeitstrahl einer typischen CRM-Einführung. Beginnend
       bei Kriterien der Entscheidungsfindung über Einführung, Kosten und Nutzen, Systemevaluation
       bis zur Einsatzphase.

Warum ein CRM-Projekt starten?

       Alle Analysten und Marktteilnehmer sind sich einig, dass das Interesse und die
       Investitionsbereitschaft am Thema CRM seit dem Jahr 2005 nach einer Phase der
       Zurückhaltung von circa drei Jahren wieder massiv zugenommen haben. Marktstudien gehen
       übereinstimmend davon aus, dass der Markt für CRM-Software in Europa in den nächsten
       Jahren kontinuierlich um 5 % – 9 % per annum wachsen wird. Dies ist eine deutlich höhere
       Steigerungsrate als sie der allgemeine IT-Markt zeigt. Andere, eher inhaltlich angelegte
       Untersuchungen belegen, dass das Thema Kundenbeziehung wieder hoch auf die Liste von
                                                           2
       wichtigen Vorhaben in den Unternehmen gerutscht ist . Es wird also in CRM wieder konkret
       investiert.

                        4'000.0

                        3'000.0

                        2'000.0

                        1'000.0

                           0.0
                                  2004       2005       2006       2007       2008       2009       2010

                       Abbildung: Umsatz CRM-Software Europa (in Tsd $), Quelle: Gartner 2006

       Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig und ergeben sich aus einer Reihe von Trends
       im Markt:

            •    Es wird zunehmend schwieriger, sich über Produkte und deren Eigenschaften
                 gegenüber der Konkurrenz anzuheben. Kundenorientierung wird als immer
                                                                         3
                 wichtigeres Differenzierungsmerkmal gesehen und erwartet .

            •    Im globalisierten Markt mit all seinen neuen Teilnehmern und der Tendenz zu immer
                 niedrigeren Preisen erfordert es, Kundennähe als Wettbewerbsvorteil aktiv

       2
         Zum Beispiel: Cap Gemini: „Studie IT-Trends 2006“, CRM ist in der Schweiz auf Platz 4 der wichtigsten Themen in den
       kommenden Jahren (in Deutschland Platz 3), nach Security, ERP, Business Intelligence.
       3
         Laut der Umfrage netzreport06 (Informatik in Schweizer KMUs) werden Wettbewerbsvorteile im Wesentlichen in den
       Bereichen Qualität, Serviceleistungen, Konzentration auf besondere Bedürfnisse der Marktsegmente gesehen, weniger
       bei Produkteigenschaften, Innovation, Preis.
4

          auszuspielen. Informationen über Kunden gehören zu dem wichtigsten und
          wertbeständigsten Kapital eines Unternehmens.

     •    Kunden werden zunehmend anspruchsvoller bezüglich Schnelligkeit, Genauigkeit
          und Verlässlichkeit in der Zusammenarbeit mit ihren Geschäftspartnern.
          Unternehmen und ihre Mitarbeiter müssen sich in den internen Abläufen darauf
          einstellen.

     •    Die Vielzahl der Kommunikationskanäle, über die Kunden heute angesprochen
          werden müssen (persönlicher Kontakt, Web, Email, Telefon, Brief, usw.) macht es
          zunehmend unmöglich, dem Kunden gegenüber ein einheitliches und professionelles
          Bild abzugeben ohne sich firmenintern auf eine geregelte und effiziente
          abteilungsübergreifende    Zusammenarbeit    sowie       die      entsprechende
          Werkzeugunterstützung abstützen zu können.

     •    Der Druck, Kosten zu sparen und effizienter zu arbeiten macht auch vor den
          kundennahen Abteilungen der Unternehmen nicht halt. Mitarbeiter im Kundenkontakt
          sind häufig durch schlechten Informationsstand und umständliche interne Abläufe
          daran gehindert, ihre Aufgaben so schnell wie es eigentlich möglich sein sollte, zu
          erledigen.

     •    Steigende regulative Anforderungen (Compliance) sowie steigende Anforderungen
          bezüglich Durchsichtigkeit des Unternehmens von Seiten Finanziers und Investoren
          aber von auch Grosskunden in bestimmten Branchen fragen nach einer Vielzahl von
          exakten Informationen über Marktposition, Kundenstruktur, Kundenzufriedenheit,
          Vertriebspipeline, Marktperspektiven, Trends, sowie deren Nutzen für das heutige und
          das zukünftige Geschäft.

     •    Es existieren mittlerweile viele gute Beispiele für den Einsatz von CRM in
                        4
          Unternehmen und eine Vielzahl von guten und schlechten Erfahrungen sind
                                                  5
          mittlerweile bekanntes Wissen im Markt . CRM-Tools haben eine hohe Produktreife
          und umfangreiche Funktionsvielfalt erlangt. Die Risiken, die mit einem CRM-Projekt
          einhergehen sind heute viel besser in den Griff zu bekommen als dies vor einigen
          Jahren noch der Fall war.

     •    Auch eher konservativ orientierte Firmen sehen immer deutlicher die Nachteile nicht in
          CRM zu investieren.

Es ist eine dauernde unternehmerische Herausforderung, sich diesen, im Wesentlichen von
aussen kommenden Anforderungen und Randbedingungen zu stellen und die eigene Firma in
Bezug auf ihre Art wie sie Kundenbeziehungen lebt weiterzuentwickeln. Jedes Unternehmen
bewegt sich in einem spezifischen Markt und positioniert sich etwas anders. Allgemein gültige
Erfahrungen und damit allgemein anwendbare Empfehlungen lassen sich damit kaum geben.
Betriebsgrösse, Unternehmensorganisation, Anzahl und Struktur der Kunden, Marketing- und
Vertriebsstruktur (B2C, B2B, B2B2C), all diese unterschiedlich ausgeprägten Aspekte erfordern
eine jeweils angepasste CRM-Strategie.

Auch wenn Ausprägung und Fokus des CRM in jedem Betrieb unterschiedlich ist, lassen sich
gerade bei kleineren und mittleren Unternehmen regelmässig ähnliche interne
Problembereiche beobachten, die häufig den konkreten Anlass für den Start eines CRM-
Projekts bilden. Leidensdruck herrscht insbesondere an folgenden Punkten:

4
   J. Wildmann: „CRM-Systeme in kleinen und mittleren Unternehmen – Einsatzgebiete und Trends“, Bachelorarbeit, FH
München, 2006. Die Arbeit analysiert über 100 veröffentlichte Fallstudien zu CRM.
5
   z.B.: Rigby, Ledingham: „CRM Done Right“, Harvard Business Review, Nov 2004, oder IBM: “Doing CRM Right: What
it takes to be successful with CRM, EMEA View”, 2004
5

    •   Viele Kundendatenbasen: Daten über Kunden, deren Stammdaten (Adressen,
        Verantwortlichkeiten, Interessen, etc.) und Bewegungsdaten (Aktivitäten mit diesem
        Kunden, Historie, etc.) sind traditionell an verschiedenen Stellen gespeichert und über
        das ganze Unternehmen verteilt: Im Email/Kalender-System, in Office-Dokumenten,
        auf lokalen und auf Netzwerk-Laufwerken, in eigens entwickelten Datenbanken, im
        ERP-System, im Web-Shop, in verschiedenen Management-Berichten, etc. Dies
        bedeutet, dass nirgends die vollständige Information zur Verfügung steht, dass die
        Aktualität und Qualität der Daten zu wünschen übrig lässt, dass häufig sehr
        zeitaufwändige Such- und Abstimmvorgänge notwendig sind und dass Auswertungen,
        z.B. über Kundensegmente und Verkaufspotenziale, kaum durchführbar sind.

    •   Mangelhafter Zugriff auf die Kundendaten: Kundendaten müssen nicht nur vom
        Arbeitsplatz in der Firma aus zugreifbar sein, sondern mehr und mehr auch von
        unterwegs: Über das Web, von mobilen Geräten wie Laptops, PDAs, Smartphones
        aus, sowohl online als auch offline.

    •   Reibungsverluste zwischen Abteilungen: Häufig beobachtete Beispiele hierfür sind:

               Abstimmungsprobleme oder unnötig grosse Aufwände in der Kommunikation
                zwischen Vertrieb und Marketing (z.B. Erstellung von Listen für Marketing-
                Kampagnen, Nachverfolgen von Interessenten (Leads) die sich auf
                Kampagnen hin gemeldet haben).

               Abstimmungsprobleme und Informationsverlust zwischen Innendienst und
                Aussendienst (Verfolgen von Verkaufschancen, Dokumentieren von Kunden-
                aktivitäten, etc.).

               Informationsverlust zwischen Vertrieb und Service (Unkenntnis der Vertriebs
                über Probleme, die im Service auftauchen; Unkenntnis des Service über
                potenzielle Verkaufschancen (die auch der Service helfen könnte weiter zu
                verfolgen), etc.).

    •   Schlechte Übersicht für das Management: Verkaufsleiter bemängeln häufig späte
        und ungenaue Berichte über Status, Chancen, und Forecasts in der Pipeline. Zudem
        bedeutet es häufig einen unverhältnismässig hohen Aufwand für alle Beteiligten, diese
        Berichte zusammenzustellen.

    •   Ineffizienz in der täglichen Arbeit: Die tägliche Arbeit insbesondere im Vertrieb ist oft
        gekennzeichnet durch langwieriges Suchen (am PC, per Telefon) nach
        kundenorientierter Information, durch Medienbrüche (Abtippen, Ausdrucken, Kopieren,
        etc.), mehrfacher Informationserfassung in verschiedenen Systemen, Vergessen von
        Leads wegen ungenügendem Wiedervorlagemanagement, etc.

    •   Auftragsempfänger statt Verkäufer: Ineffiziente Prozesse und Systeme binden den
        Vertriebsmitarbeiter oft dergestalt, dass er den Grossteil seiner Zeit mit der reinen
        Auftragserfassung verbringt und zu wenig mit seiner Rolle als aktiver Verkäufer, der
        sich auf Verkaufschancen sowie auf Cross-/Upselling-Möglichkeiten konzentriert.

Problemfelder wie die genannten finden sich in der einen oder anderen Form in jedem KMU
Unternehmen und bilden eine dauernde Herausforderung zur kontinuierlichen Verbesserung.
Wie zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, hat das Bewusstsein dafür, dass hier Handlungsbedarf
besteht in steigendem Masse Einzug in KMU Unternehmen gefunden.

In den meisten mittelständischen Unternehmen sind erhoffte Verbesserungen im Vertrieb der
Haupttreiber für CRM-Vorhaben. Effizientere Arbeit, strukturierteres Vorgehen, besseres
Reporting, effizientere Vertriebssteuerung, bessere Abstimmungen, verbesserte Transparenz
für das Management, all dies sind wesentliche Gründe für das Interesse an CRM.
6

Es ist in diesem Zusammenhang interessant zu beobachten, dass bei dieser Aufzählung einige
Aspekte des CRM, die in der Literatur als besonders relevant und wegweisend beschrieben
werden, nicht auftauchen. In der Erfahrung des Autors sind sie heute nur in Einzelfällen bereits
im Fokus mittelständischer Unternehmen. Dies sollte sich in den nächsten Jahren ändern,
wenn eine breitere CRM-Basis in den Firmen gelegt ist. Eher weniger zu finden in den heutige
durchgeführten CRM-Projekten von KMU Unternehmungen sind folgende Ziele:

     •    Zusätzlicher Umsatz durch CRM: Die Erwartung, mit Hilfe von neuen CRM-Prozessen
          und -Systemen zusätzlichen Umsatz generieren zu können ist bei KMU Unternehmen
          wenig ausgeprägt. Diese Beobachtung mag etwas überraschend sein. Sie zeugt von
                                                                                   6
          Skepsis gegenüber den in der Literatur genannten Zielen von CRM-Projekten .

     •    Reengineering von Geschäftsprozessen: Das innere Bedürfnis oder der äussere
          Druck, kundenorientierte Unternehmensprozesse auf den Prüfstand zu stellen und
          gegebenenfalls grundlegend zu reorganisieren sind wenig ausgeprägt. Diese
          Beobachtung trotzt der veröffentlichten Meinung und den Empfehlungen der meisten
          Unternehmensberater, die gerade im Erneuern und Optimieren der Geschäfts-
          prozesse das grösste Verbesserungspotenzial identifizieren.

     •    Business Intelligence: Das analytische CRM, die Aufbereitung und Analyse von
          Kundeninformationen und das Ableiten von Aktionen daraus, scheint im Mittelstand
          noch wenig im Mittelpunkt zu stehen. Dies steht im Gegensatz zu vielen
          Grossunternehmen (hauptsächlich im B2C-Bereich), die Business Intelligence als
          zentralen Treiber ihrer CRM-Projekte sehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in vielen KMU Unternehmen der Schweiz das
Bewusstsein für die Notwendigkeit einer verbesserten Unterstützung der im Kundenkontakt
tätigen Mitarbeiter durchaus vorhanden ist. Entsprechend wird CRM als potenziell sehr nützlich,
jedoch nicht unbedingt als notwendig und strategisch angesehen. Der Blick geht eher nach
innen, um Effizienzvorteile zu realisieren als nach aussen, um den eigenen Wert für den
Kunden neu zu definieren und Umsatzpotenziale zu erschliessen. Daraus ergibt sich in den
meisten Fällen ein pragmatisches und eher risikoscheues Vorgehen. Diese
Rahmenbedingungen haben den Vorteil, dass der Fokus eines solchen CRM-Projekts auf
schnelle Erfolge und direkten Nutzen für die Mitarbeiter gelegt wird sowie eine Verzettelung in
zu vielen Zielen vermieden wird. Die Gefahr, damit mittel- und langfristige Chancen
verbesserter Kundenprozesse zu vergeben, suboptimale Geschäftsprozesse in IT-Systeme zu
giessen, und sich in organisatorische und technologische Sackgassen zu bewegen, ist jedoch
ohne das Vorhandensein einer langfristigen CRM-Masterplans relativ gross (siehe das Kapitel
Einführung von CRM im Unternehmen).

6
  Nach einer Studie von KPMG (IT Management 2005, Standortbestimmung und Trends in der Schweizer Informatik)
sind IT Business Cases (nicht nur zu CRM), die auf Umsatzsteigerung abzielen auf wackeligem Fundament gebaut. 15%
dieser Projekte haben ihre Ziele nicht, 61% dieser Projekte nur teilweise erreicht. Erfolgreicher sind Projekte, die auf
Effizienzsteigerung und Risikoreduktion abzielen.
7

Branchentypische Ausprägungen von CRM

CRM-Vorhaben unterscheiden sich nicht nur nach organisationsinternen Anforderungen und
Kundenschnittstellen, sondern auch nach der jeweiligen Branche in der das Unternehmen tätig ist.
Dort sind häufig spezifische Gegebenheiten anzutreffen. Im Folgenden einige Beispiele:

Manufacturing:
Die traditionellen Geschäftsstrategien, die auf innovative Produktentwicklung und -Fertigung sowie
wettbewerbsfähige Preise zielen, werden im CRM ergänzt durch hochqualitative
Kundeninteraktion. Gefordert sind immer schnellere Reaktionszeiten auf Kundenanfragen,
trotzdem oft lange und komplexe Vertriebsprojekte. Enges Zusammenspiel mit
Produktionsplanung, Produktkonfigurationen, ERP, Lagerhaltung, Service, Dokumenten-
management über alle Phasen des Kundenkontakts. Abdecken des oftmals indirekten
Vertriebskanals (Partner, Händler), Integration mit den Beschaffungssystemen auf Kundenseite,
aber auch Direktansprache von Endkunden.

Finanzdienstleistung:
Weitgehend identische Produkte im Bereich der Finanzdienstleistungen und stetig steigende
Erwartungshaltungen der Kunden machen die Erhaltung der Kundenloyalität zu einer
Überlebensfrage. Für CRM bedeutet dies eine lange Liste komplexer Anforderungen: die
Unterstützung sehr langfristiger Kundenbeziehungen, Verwaltung potenziell sehr umfangreicher
Kundeninformationen, sehr grosse Anforderungen an Datenschutz, komplexes Bedarfs- und
Portfoliomanagement, personalisierte Produkt- und Dienstleistungsangebote an den Kunden,
effiziente Unterstützung bzw. Automatisierung der Standardprozesse, Profitabilitätsanalysen,
zielgenaues und proaktives Kampagnenmanagement, keine Informationsverluste an den
Schnittstellen zwischen Vertrieb, Marketing und Customer Interaction Center.

Professional Services:
Neben den kompetenten und professionellen Mitarbeitern und dem Zuschneiden marktkonformer
Dienstleistungsprodukte ist die Beziehung zu den Kunden traditionell im Fokus der Dienstleistung.
Zentral sind die einheitliche Verwaltung von Opportunities, Offerten, Verträgen, Ressourcen,
Dokumenten, sowie die Erfassung der vielschichtigen Interaktionen mit dem Kunden. Es müssen
die verschiedenen Rollen im Geschäft eng und in immer wieder neuen Konstellationen
zusammenarbeiten: Top-Management, Projektmanager, Consultants, Ressourcenmanager.
Rechtzeitige und effiziente Generierung von Nachfolgegeschäft ist oft ein zentrales Thema. Zugriff
auf Kunden- und Projektdaten von unterwegs ist meist ein Muss.

Handel:
Ziele wie operationale Effizienz und zielgerichtetes Kampagnen-Management müssen sich immer
grösserer Kundennähe öffnen. Dies führt dazu, dass versucht wird über die Sammlung immer
umfangreicherer Kundendaten an zentraler Stelle und deren analytischer Auswertung, eine
zielgerichtete und personalisierte Kundenansprache mittels Direkmarketingmassnahmen über viele
Kanäle zu ermöglichen. Dabei wird angestrebt, Streuverluste zu minimieren und Responsequoten
zu erhöhen. Einbindung des Servicebereichs, insbesondere auch zur Reduzierung der Retouren-
quote. Zugriff auf die CRM-Daten ist auch von dezentralen Niederlassungen aus notwendig.
8

Kosten und Nutzen von CRM

      CRM-Vorhaben navigieren immer im Spannungsfeld zwischen Kunden- und Kosten-
      orientierung. Ein CRM-Projekt bedeutet gerade für KMU Unternehmen eine nicht zu
      unterschätzende Investition. Es stellt sich natürlich die Frage welcher Nutzen erwartet werden
      kann. Die absoluten Kosten und die quantifizierbaren Nutzenpotenziale sind immer individuell
      pro Unternehmen anzusetzen. Deshalb sind allgemeine Aussagen schwierig zu treffen.

      Die folgenden Kostenkategorien müssen für ein CRM-Projekt kalkuliert werden.

             •    Beratung (Unternehmen machen eine CRM-Einführung zu selten, als dass sie dieses
                  Knowhow vollständig selbst aufbauen sollten)

             •    Leistungen der internen Mitarbeiter (Mitarbeit im Projekt sowie Ausbildungs- und
                  Schulungskosten)

             •    Hardware und Software-Lizenzen

             •    Dienstleistungen für Anpassungen, Schnittstellenintegration, Datenmigration im
                  Zusammenhang mit dem CRM-System

      Die folgende Abbildung zeigt die Ergebnisse einer Untersuchung von Gartner, die die
      Bandbreite der prozentualen Aufteilung verschiedener Kostenkategorien angibt (ohne interne
      Kosten). Externe Dienstleistung und Softwarelizenzen bilden den grössten Kostenblock im
      ersten Jahr.

                        50%

                        40%

                        30%
                                                                                             Min
                                                                                             Max
                        20%

                        10%

                         0%
                                Beratung und        Software       Hardware    Support
                                Dienstleistung

                  Abbildung: CRM-Projektkosten im ersten Jahr, jeweils minimaler und maximaler Anteil
                                                     (Quelle: Gartner 2004)

      Die absolute Höhe der Kosten variiert natürlich stark, speziell abhängig von der Grösse des
      Unternehmens und seines CRM-Vorhabens. Eine Umfrage der FH St.Gallen und der bebridge
      AG aus dem Jahr 2003 besagt, dass knapp die Hälfte der befragten Schweizer KMU
      Unternehmen weniger als 100.000 CHF und ca. zwei Drittel weniger als 200.000 CHF in ihr
                                 7
      CRM-System investiert haben .

      7
          zitiert nach Rageth/Hafner: CRM für KMU, 2006
9

Diesen Kosten stehen Nutzenaspekte von CRM gegenüber, die letztendlich die Begründung
für ein CRM-Projekt liefern. Produktivitätsgewinne und sonstige Verbesserungspotenziale
können in folgenden Bereichen erwartet werden:

     •    Optimierung operativer Tätigkeiten: Vertrieb, Marketing, Service können Ihre
          tägliche Arbeit zeitsparender durchführen. Aktivitäten wie Leadqualifizierung, Kunden-
          interaktion, Offertenerstellung, Suchen nach Kundeninformationen, Besuchsplanung,
          Kampagnenerstellung, Berichte und anderes werden effizienter durchgeführt.

     •    Einsparungen beim Reporting: Das Erstellen von Reports wird effizienter, schneller,
          bedarfsorientierter sowie basierend auf aktuellerem Datenbestand möglich. Idealer-
          weise dies alles auf Knopfdruck. Dadurch kann im Management produktiver
          gearbeitet werden.

     •    Qualitätsverbesserungen: Kundenorientierte Prozesse und damit auch die
          Schnittstelle zum Kunden können besser und zuverlässiger gelebt werden. Beispiele
          hierfür sind zielgenauere Kundenansprache, schnellere Reaktion auf Kunden-
          anfragen, bessere Wirksamkeit von Kampagnen, bessere und zeitnahere Information
          für die Vertriebsleitung, bessere Kenntnis von Bedrohungen durch den Wettbewerb,
          gesteigerte Kundenzufriedenheit, usw.

     •    Umsatzsteigerungen: Grundsätzlich erwartet man mit einem CRM-Vorhaben auch
          erhöhten Umsatz. Dies ergibt sich meist indirekt aus den qualitativen
          Verbesserungen: Zeitvorteile, besser informierte Kundenansprache, weniger
          verpasste Verkaufschancen, Identifikation von Cross-Selling und Up-Selling-
          Potenzialen, vielleicht sogar mögliche Preiserhöhungen oder vermiedene Preis-
          senkungen, bessere Reaktion auf Wettbewerbsbedrohungen, kompetentere
          Vertriebssteuerung und andere Aspekte sollten dazu beitragen. Es ist allerdings
          zuzugeben, dass solche Umsatzsteigerungspotenziale oft schwer eindeutig der
          Einführung eines CRM-Systems zuzuordnen sind.

     •    Risikominimierung: Potenzielle Probleme mit Kunden, Mitarbeitern, internen
          Organisationsänderungen, Umsatzeinbussen, Marktbewegungen, etc. können
          schneller erkannt, besser behandelt, aufgefangen und in ihren Auswirkungen
          minimiert werden. In diesem Sinne wird häufig auch defensiv argumentiert.

Die verschiedenen direkten und indirekten Nutzenpotenziale sind in der Praxis nur schwierig in
einer Erfolgsmetrik detailliert zu quantifizieren und als konkrete Ziele festzulegen. Darin liegt
vermutlich der Grund, dass nur in wenigen Fällen a priori eine fundierte Wirtschaftlich-
keitsrechnung durchgeführt wird. Auch hinterher werden solche Untersuchungen leider selten
angestossen. Es sind die Hersteller von CRM-Systemen und Anbieter von CRM-
Dienstleistungen die gelegentlich solche Studien beauftragen und veröffentlichen. Diese
betrachten naturgemäss eher die erfolgreichen CRM-Einführungen, bieten aber trotzdem eine
interessante Basis für die Diskussion von Nutzenpotenzialen (falls sie detailliert genug
ausgearbeitet sind um für eine eigene Argumentation nachvollziehbar zu sein). Allerdings sind
ROI-Studien (Return of Investment) aufgrund der unterschiedlichen Messkriterien unter-
einander kaum vergleichbar.

Eine sehr detaillierte Studie zur Wertschöpfung durch CRM ist im Buch „CFROI für Customer
                                          8
Relationship Management“ veröffentlicht . Hier wurden 35 Unternehmen untersucht. Die
Ergebnisse zeigen sehr deutlich die Nutzenpotenziale von CRM auf:

8
 Martin Selchert: CFROI of Customer Relationship Management, Verlag Wissenschaft und Technik, 2003. Die
Untersuchungen beziehen sich auf das Produkt mySAP CRM, sind von der Tendenz her jedoch unabhängig vom
Hersteller anwendbar.
10

    •   Ein durchschnittlicher Return of Investment von 55% über 3 Jahre; eine durch-
        schnittliche Amortisationsdauer (Break-Even) von 22 Monaten.

    •   Durchlaufzeitverkürzungen um 15%-20% für typische Aufgaben, verbesserte Lead-
        Generierung (30%), Erhöhung der Kundenbindung (20%).

Nucleus Research hat eine Serie von ROI-Analysen bei Unternehmen die Microsoft Dynamics
CRM einsetzen durchgeführt. Hier werden Break-Even-Punkte von 2 – 22 Monaten angegeben
sowie ROI-Werte zwischen 72% und 300 % (pro Jahr). Auch bei diesen Untersuchungen
wurde versucht, Zeiteinsparungen und andere indirekte Nutzenaspekte monetär zu
quantifizieren. Besonders häufig wurden die folgenden Vorteile nach Einführung von Microsoft
Dynamics CRM identifiziert:
    •    Grössere Produktivität durch Zeiteinsparungen im Vertrieb
    •    Weniger Fehler und Inkonsistenzen in der Dateneingabe
    •    Effektivere (weniger Streuverluste) und schneller aufgesetzte Marketing-Kampagnen
    •    Reduzierte Kosten bei Kundenanrufen im Support
    •    Bessere Transparenz bzgl. Kundenverhalten
    •    Effizienteres Management durch Zeiteinsparungen und aktuellere Information
    •    Grösserer Umsatz durch bessere Nachverfolgung von Leads, besseres Opportunity
         Management, besseres Managemant des Händlernetzes, Entlastung des Vertriebs
         von zeitraubenden administrativen Aufgaben
    •    Kosteneinsparungen durch Ablösung teurer Altsysteme

Aus der Fülle von Zufriedenheitsumfragen zu CRM seien die Ergebnisse von zwei Studien
zitiert:

Eine Studie von Gartner unter mittelständischen Unternehmen ergab im Jahr 2004 die
folgenden Ergebnisse:
    •    64 % erreichten einen messbaren Return-on-Investment
    •    95 % erzielten Effizienzverbesserungen
    •    46 % steigerten den Umsatz
    •    68 % senkten Kosten

Nach der bereits zitierten Umfrage der FH St. Gallen und bebridge AG waren 90% der befrag-
ten KMU-Unternehmen mit ihrem CRM-System zufrieden oder sehr zufrieden. Als wichtigste
Verbesserungen die zu dieser starken Zufriedenheit beigetragen haben wurden genannt:
    •    Wissensstand über Kunden
    •    Effizienz der Arbeitsabläufe
    •    Systemübergreifende Datentransparenz
    •    Grundlage für die Führung der Mitarbeiter

Die positiven Ergebnisse solcher Umfragen und Analysen dürfen nicht über die Tatsache
hinwegtäuschen, dass auch Beispiele für gescheiterte und nur teilweise erfolgreiche CRM-
Projekte existieren. Das grundsätzlich positive Feedback ist oft vorhanden, bei genauerem
Nachfragen wird nach der Erfahrung des Autors jedoch meist darauf hingewiesen, dass bei der
Einführung von CRM durchaus nicht alle ursprünglich anvisierten Ziele erreicht werden konnten
und weiteres Verbesserungspotenzial besteht. CRM bleibt eine Herausforderung für jedes
Unternehmen.
11

Einführung von CRM im Unternehmen

      Ein Projekt zur Einführung von CRM ist für jedes Unternehmen eine grosse Herausforderung.
      Organisation, Prozesse, Technologie und nicht zuletzt Menschen müssen zu einem sinnvollen
      Ganzen geformt werden. Die Balance zwischen diesen Polen ist nicht leicht erreichbar. Es
      erfordert Visionskraft, Planungs- und Managementfähigkeiten, Bereitschaft für Veränderungen,
      eine leistungsfähige IT-Infrastruktur, aber auch eine gute Portion gesunden Menschenverstand.

                Die Zürcher Fachhochschule Winterthur definiert die notwendigen Unternehmens-
                kompetenzen für CRM folgendermassen:

                    •   Einnahme der Kundenperspektive,
                    •   Analyse- und Planungsfähigkeiten,
                    •   Mitarbeiterkompetenzen,
                    •   Prozessmanagement,
                    •   IT-Infrastruktur,
                    •   Controlling und Reporting.

      In der Literatur findet sich eine kaum überschaubare Vielzahl von Hinweisen und Tipps, Best-
      Practices und Worst-Practices, Erfolgsfaktoren und Hitlisten, die bei der erfolgreichen Durch-
      führung von CRM-Projekten helfen sollen. Eine Reihe von Aspekten tauchen immer wieder auf
      und sind besonders in mittelständischen Unternehmen relevant.

          •   CRM-Vision: Ein CRM-Projekt wird nur dann erfolgreich sein, wenn ein klare CRM-
              Vision für das Unternehmen definiert wird. Was soll mittels CRM-Massnahmen konkret
              erreicht werden? Schnellere Reaktion auf Kundenanfragen? Verlässlicheres
              Nachhaken bei Verkaufschancen? Erhöhung der internen Effizienz? Professioneller
              gestaltete Kundenberührungspunkte („Moments of Truth“)? Etablierung neuer
              Geschäftsprozesse? Verbesserte Transparenz für das Management? Integration der
              unterschiedlichen Kommunikationskanäle zum Kunden? Ohne eine klare Vorgabe
              wird jedes CRM-Projekt unter unklaren und sich widersprechenden Zielvorstellungen
              aufgerieben.

          •   CRM lässt sich weder durch IT-Technologie alleine noch durch Organisations-
              oder Prozessänderungen alleine realisieren. Es ist zwar verlockend, den
              Versprechungen der Anbieter zu glauben, dass Software bisher ungelöste Probleme
              plötzlich verschwinden lässt. Mit Recht wird aber immer wieder darauf hingewiesen,
              dass Technologie keine organisatorischen Probleme löst („do not throw technology at
              lousy processes“). Trotzdem lässt es sich in der Praxis immer wieder beobachten,
              dass viel Zeit mit der Diskussion (und der späteren Implementierung) der gewünschten
              technischen Funktionen des CRM-Systems verbraucht wird und die Strategie zum
              Kundenmanagement sowie der eigentliche Nutzen für den Anwender (z.B.
              Optimierung im Vertrieb) in den Hintergrund gerät.

          •   Unterstützung durch das Top-Management: Die Einführung von CRM ist ein
              signifikantes Investment für ein Unternehmen, betrifft normalerweise mehrere
              Unternehmensbereiche, und lebt von der aktiven Mitarbeit aller Beteiligten.
              Entsprechend muss das Top-Management die CRM-Vision mitformulieren und tragen,
              das Projekt voll unterstützen und auch in kritischen Situationen alles dafür tun um ihm
              zum Erfolg zu verhelfen. Regelmässige Reviews an wichtigen Meilensteinen binden
              das Management in das Projekt ein.
12

     •    Benutzerzentriertes Vorgehen: CRM setzt notwendigerweise die aktive Nutzung
          durch die betroffenen Mitarbeiter (speziell in Vertrieb und Service) voraus. Ohne deren
          Bereitschaft, Kundeninformationen kontinuierlich, zeitnah und vollständig in das
          System einzugeben und ihre Aufgaben wirklich mit Hilfe des CRM-Systems
          abzuwickeln, werden die Ziele des CRM-Projekts nicht erreicht werden können. Power
          User und interne Promotoren spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Akzeptanz der
          Benutzer wird aber auch nur dann zu erreichen sein, wenn das ausgewählte CRM-
          Tool leicht zu bedienen ist, sich gut in die gewohnte Arbeitsumgebung einbindet
          (insbesondere in das Email- und Terminverwaltungssystem) und dass das System
          allgemein als hilfreich erfahren wird. Häufig sind auch Widerstände zu erwarten, die
          aus der Transparenz der Mitarbeiteraktivitäten und Kundeninformationen erwachsen,
          die ein CRM-System mit sich bringt. Kundenwissen liegt nicht mehr exklusiv beim
          Aussendienstmitarbeiter. Aus diesen Gründen es unumgänglich notwendig, die
          Anwender früh, aktiv und vertrauensvoll in das Projekt einzubinden.

     •    Schrittweises Vorgehen: Ein komplexes Vorhaben wie CRM lässt sich nicht auf
          einen Schlag einführen, sondern muss schrittweise angegangen werden. CRM
          erfordert einen pragmatisches und diszipliniertes Vorgehen, bei dem zunächst
          Themen mit relativ engem Fokus und eher bescheidenen Zielen angegangen werden.
          So bleibt die Komplexität zunächst überschaubar und die ersten Erfahrungen können
                                                   9
          in die späteren Schritte einfliessen . Natürlich wird man inhaltlich mit
          Basiskomponenten beginnen, wie dem Aufbau der integrierten Kundendatenbank.
          Man wird im ersten Schritt nach „Quick Wins“ suchen, erfolgreichen Meilensteinen, die
          die Sinnhaftigkeit des CRM-Vorhabens demonstrieren. Es ist wichtig, Aufgaben zu
          identifizieren, die mit dem neuen System zügig in die tägliche Nutzung überführt
          werden und die eine Verbesserung für den Anwender darstellen.

     •    Stabile technische Basis: CRM-Softwareprodukte sind mächtige Werkzeuge, die
          eine sorgfältig geplante technische Infrastruktur voraussetzen. Es sind eine ganze
          Reihe von Komponenten zu planen, zu dimensionieren, anzupassen, zu testen,
          auszurollen und zu betreiben. Server-Hardware, Datenbanksystem, Server-seitige
          Applikationssoftware, Client-seitige Module, Schnittstellenprogramme, Sicherheit und
          anderes mehr. Obwohl technische Probleme selten der Grund für gescheiterte CRM-
          Vorhaben sind, ist eine stabile technische Infrastruktur natürlich die Voraussetzung für
          deren Gelingen.
                              10
Eine Studie von IBM versuchte empirisch die wichtigsten Erfolgsfaktoren von CRM
herauszuarbeiten. Sie unterscheidet zwischen der notwendigen CRM-Basis wie eine saubere
Technologie-Implementierung, Kundendatenintegration, Unterstützung des Top-Managements
und differenzierenden Faktoren. Die Basis ist notwendig für den Erfolg von CRM, bringt für sich
jedoch noch kein signifikant erfolgreiches Ergebnis, erst die differenzierende Faktoren wie
menschlich-organisatorische Aspekte, eine überzeugende und gelebte CRM-Strategie,
Prozessverbesserungen und Change Management erzeugen einen sichtbaren Beitrag zum
Geschäftswert. Allerdings stellen gerade diese Aspekte eine besondere Herausforderung in der
Durchführung dar. Im Kapitel „Leben mit CRM“ werden wir auf diesen Aspekt unter den
Schlagworten CRM-Pflicht und CRM-Kür noch einmal zurückkommen.

9
  Das Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation hat in einer Untersuchung eine deutliche Korrelation
zwischen frühzeitiger Systemnutzung und Projekterfolg festgestellt. Unter dem Namen SMILE wurde dort auch eine
Methode zur Einführung von CRM-Systemen im Mittelstand entwickelt.
10
   IBM: “Doing CRM right: What it takes to be successful with CRM, EMEA view”, 2004
13

Typische Anpassungsarbeiten bei CRM-Systemen

CRM-Systeme sind Software-Plattformen, die an die spezifischen Gegebenheiten von Unter-
nehmen adaptiert werden müssen. Der notwendige Umfang und die Komplexität dieser
Anpassungsarbeiten hängt auch von den jeweiligen Möglichkeiten des spezifischen Produktes ab.
Im Folgenden sind einige typische Anpassungsoptionen am Beispiel der Architektur des Produktes
Microsoft Dynamics CRM genannt:

Konfiguration:
Konfigurationsarbeiten sind Anpassungen, für die das System Benutzerschnittstellen bzw. Einträge
in Konfigurationsdatein vorsieht. Beispiele: Berechtigungsprofile (Benutzer, Rollen), Abbildung der
eigenen Organisationshierarchie, Strukturdaten wie Vertriebs-Territorrien, Erstellen von Produkt-
beschreibungen, Brief- und Email-Vorlegen, Einstellen der für die jeweiligen Rollen jeweils sicht-
baren und unsichtbaren Bildschirmmasken, etc.

Customizing:
Das Customizing umfasst die weitergehende Adaption des CRM-Systems an die firmenspezi-
fischen Anforderungen. Auch hierfür werden Werkzeuge angeboten, die aber ein grösseres
Verständnis der inneren Zusammenhänge des CRM-Systems erfordern. Beispiele für Customizing
sind:
     -   die Erweiterung von Objekten (Entitäten) um zusätzliche Attribute (z.B. für spezifische
         Produkteigenschaften)
     -   das Hinzufügen von neuen Objekten (z.B. für ein spezifisches Objekt für Kundenprojekte
         im Umfeld Professional Services),
     -   die Anpassung von Bildschirmmasken,
     -   das zur Verfügung stellen von speziellen Reports,
     -   automatische Workflows, die bei bestimmten Ereignissen ablaufen (z.B. beim Erfassen
         eines neuen Interessenten (Lead) verschicken einer automatischen Email an den Lead
         und eine Wiedervorlage-Aktivität an den zuständigen Vertriebsmitarbeiter).

Programmatische Erweiterung:
Komplexere Abläufe und Schnittstellen zu anderen Systemen erfordern manchmal auch die
Entwicklung von eigenen Programmen. Hierfür bieten CRM-Systeme Programmierschnittstellen
(Application Programming Interface, API). Microsoft Dynamics CRM bietet hier technologisch
moderne Schnittstellen auf Basis von XML, Web Services und der .NET Programmierumgebung.

Bei allen Anpassungs- und Erweiterungstätigkeiten ist darauf zu achten, dass nicht nur der
Aufwand für deren erste Erstellung anfällt, sondern diese auch für den laufenden Betrieb und beim
Upgrade auf zukünftige Produktversionen gepflegt werden müssen. Hier ist mit entsprechenden
Folgekosten zu rechnen. Aus diesem Grunde ist der Grundsatz „weniger ist oft mehr“ in Betracht
zu ziehen.
14

Evaluation von CRM-Systemen

      Die Auswahl eines Anbieters von CRM-Software bedeutet viel mehr als der Vergleich von
      Listen mit eigenen Anforderungen und Funktionen des Produktes. CRM-Software ist heute
      weitgehend ausgereift, die Kernfunktionalitäten der führenden CRM-Anbieter stellen sich heute
      als relativ vergleichbar dar. Sie bieten für die Kernfunktionen insbesondere des operativen
      CRM im Allgemeinen weitgehend ausgereifte Lösungen. Die Konzentration wird den unter-
      nehmensspezifischen Anforderungen sowie einer ganzen Reihe von zusätzlichen, nicht-
      funktionalen Kriterien gelten. All diese Kriterien müssen geeignet ausbalanciert werden um zu
                                              11
      einer guten Entscheidung zu kommen .

      Forrester Research empfiehlt für den Auswahlprozess ein dreigeteiltes Rahmenwerk: Funk-
      tionalität, Marktpräsenz, Anbieterstrategie.

                                                            Funktionalität

                                                             Evaluation

                                   Anbieter-                                                Markt-
                                   strategie                                               präsenz

           •     Funktionalität:
                 Hier ist zu evaluieren, wie gut das Produkt in seiner aktuellen Version die heute
                 bestehenden Anforderungen abdeckt. Besonders zentral sind dabei im Mittelstand
                                             12
                 häufig die folgenden Aspekte :

                       o     Management der Kundendaten. Ein zentrales System zum flexiblen und
                                                                          13
                             effizienten Verwalten von Kundeninformationen .

                       o     Einfache Benutzung für die Anwender: ein CRM-System muss an der
                             Benutzeroberfläche so gestaltet sein, dass es die Anwender in wesentlichen
                             Punkten ihrer täglichen Arbeit produktiver macht. Benutzerfreundlichkeit
                             unterstützt auch die Motivation, das CRM-System umfassender zu nutzen.
                             Wichtig ist dabei nicht nur die Benutzeroberfläche des Systems an sich,
                             sondern auch die Integration in die sonstige Anwenderumgebung, insbe-
                             sondere die Office-Welt (Email, Terminverwaltung, Tabellenkalkulation, etc.).
                             Ein benutzerfreundliches Berichtswesen sowie flexible Workflow-Funktionen
                             sind ein weiterer Aspekt zur Steigerung der Benutzerakzeptanz. Mangelnde
                             Benutzerakzeptanz ist ein sehr häufig genannter Grund für Probleme in
                             CRM-Vorhaben.

      11
         Die Broschüre Rageth, Hafner: „CRM für KMU“, 2006, enthält eine nützliche Grobstruktur für ein CRM-Pflichtenheft.
      12
         Es sei darauf hingewiesen, dass in Grossunternehmen oft andere funktionale Aspekte im Vordergrund stehen:
      Business Analytics, Contact Center, Skalierbarkeit, etc.
      13
         Customer Data Integration (CDI) ist ein relativ neuer Begriff und betrifft eine Software-Infrastruktur die sich mit der
      Akquisition, Verteilung und dem Management von Kundendaten beschäftigt.
15

o   Branchenorientierte Funktionen: CRM-Produkte bieten heute meist eine
    Standard-Plattform, die für eine grosse Breite von Anwendern Funktionalität
    bereitstellt und die flexibel erweitert werden kann. Für den konkreten Einsatz
    im Unternehmen sind häufig Industrie-spezifische Anpassungen und
    Zusatzfunktionen notwendig. Diese werden meist als Zusatzmodule des
    Anbieters oder eines seiner Partners bezogen oder sie werden als
    Projektauftrag extern vergeben.

o   Installation   und    Anpassung:      Firmenspezifische        Anpassungen
    („Customizing“), wie die Definition von spezifischen Bildschirmmasken,
    Abbildung der eigenen Organisation, Zugriffsrechte, etc., sollen einfach und
    schnell und damit kostengünstig möglich sein. Siehe Kasten im Kapitel
    Einführung von CRM.

o   Integration in bestehende Systeme: Das System soll sich von den
    technischen Anforderungen her gut in die bestehende IT-Infrastruktur
    einpassen, damit Benutzer in ihrer gewohnten Umgebung arbeiten können,
    aber auch die IT-Organisation mit Betrieb und Wartung des CRM-Systems
    nicht überfordert wird. Weiterhin müssen sich CRM-Systeme in die
    bestehende Applikationswelt des Unternehmens einpassen. Die Integration
    kann je nach den spezifischen Anforderungen auf verschiedenen Ebenen
    angesiedelt sein (siehe Kasten).

Integration von CRM mit anderen Systemen
CRM-Systeme können mit anderen Systemen in verschiedener Weise zusammen-
spielen. Man unterscheidet hier technisch verschiedene Integrationsebenen:

                                    Benutzerebene

                                   Applikationsebene

                                      Datenebene

Benutzerebene:
Hier wird dem Anwender eine einheitliche Oberfläche angeboten, die Informationen aus
verschiedenen Backend-Systemen dem Benutzer einheitlich darstellt. Beispiele hierfür
sind Web-basierte Portale (z.B. Microsoft Sharepoint-Server), Integration in den Email-
Client (z.B. die Outlook-Oberfläche ergänzt um den Zugriff auf Microsoft Dynamics CRM),
in die Tabellenkalkulation (z.B. online-Zugriff aus einer Excel-Tabelle auf CRM-Daten).

Applikations- und Prozess-Ebene:
Online-Zugriff auf aus dem CRM-System auf andere Systeme und umgekehrt. Beispiele:
Zugriff auf Bestellungen und Rechnungen im ERP-System, Zugriff auf externe
Addressdatenbestände, systemübergreifende Workflows, Zugriff auf das Telefonsystem
(CTI). In komplexen Szenarien kann der Einsatz von Spezialsystemen für die
Applikationsintegration (z.B. Microsoft Biztalk) eine sinnvolle Rolle spielen.

Datenebene:
Abgleich von Datenbanken untereinander, zum Beispiel durch nächtliche Import/Export
Verfahren zum Adressdatenabgleich zwischen Web-Shop und CRM-System.
16

     •    Marktpräsenz:
          Ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung für einen Anbieter ist die Bewertung, wie
          stark er auf dem Markt präsent ist und bleiben wird. Da mittelständische Unternehmen
          im Allgemeinen nicht das Knowhow und die Ressourcen haben, das CRM-Projekt mit
          eigenen Kräften durchzuführen, ist es hier auch besonders wichtig zu prüfen, wie viele
          Berater und Systemintegratoren es gibt, die sich auf das in Frage stehende Produkt
          spezialisieren und welche Qualität diese haben. KMU Unternehmen bevorzugen
          ausserdem häufig Dienstleister aus der näheren Region. Man spricht vom sog.
          Ökosystem rund um eine CRM-Software.

     •    Anbieterstrategie:
          Ein CRM-System (falls erfolgreich eingeführt) wird für die nächsten 6 bis 10 Jahre oder
          länger im Einsatz sein. Das heisst, das Unternehmen bindet sich langfristig an den
          Anbieter. Daher ist zu evaluieren, wie und in welche Richtung das Produkt weiter-
          entwickelt wird und sich an ändernde Geschäfts-Anforderungen aber auch techno-
          logische Weiterentwicklungen (siehe Kasten) anpassen lässt. Ebenfalls ist die
          Finanzkraft des Anbieters zu bewerten und es ist zu prüfen, wie er auf Dauer eine
                                                14
          starke Position im Markt behalten will .

Die Auswahl eines CRM-Software Anbieters ist eine strategische Entscheidung mit vielen
Facetten. Es ist wichtig, relevante von weniger relevanten Kriterien zu unterscheiden und auf
zunächst vielleicht unterschätzte, aber für den Erfolg sehr kritische Aspekte wie Benutzer-
freundlichkeit ausreichend Wert zu legen. Eine Gefahr beim Auswahlprozess komplexer
Softwarepakete wie bei CRM besteht drin, sich in der Bewertung von Dutzenden von Detail-
funktionen der aktuellen Produktversionen zu verlieren. Viele Details stellen sich im Nachhinein
oft nicht als entscheidend für den Erfolg des Gesamtprojektes heraus.

         Welche technologischen Trends sind bei CRM heute erkennbar und bei der Auswahl eines
         Software-Anbieters perspektivisch in Betracht zu ziehen?

         Die Basisfunktionalität für operatives, analytisches und kollaboratives CRM steht weitgehend
         in Form von Standardprodukten zur Verfügung. Ebenso sind erweiterte Funktionen, die heute
         noch in eher geringem Masse in KMU Unternehmen zum Einsatz zu kommen scheinen, als
         Produkte bereits weitgehend verfügbar: Mobiles CRM, Business Analytics, Workflow-
         Funktionen, etc..

         Es werden im Umfeld CRM auch ganz neue Themen diskutiert und zunehmend interessant.
         Beispiele hierfür sind Schlagworte wie SOA (Service Oriented Architecture, zielt auf weitere
         Flexibilisierung beim Einsatz betrieblicher Anwendungssysteme), Web 2 (neue hochinteraktive
         Web-Frontends        sowie     neue       innovative   Formen    der     Zusammenarbeit),
         Integrationsarchitekturen (für noch einfachere Anbindung anderer IT-Welten, seien es
         interne oder externe (Kunden, Lieferanten, Dienstanbieter)).

         Ein weiteres, in der Presse viel diskutiertes, wenn auch in der Praxis noch nicht häufig anzu-
         treffendes Schlagwort ist SaaS (Software as a Service). Dahinter steht der Ansatz, Software
         (wie CRM-Systeme) nicht selbst zu betreiben, sondern einem Dienstleister diese Aufgabe zu
         überlassen und via Internet darauf zuzugreifen. Hier sind verschiedene Modelle denkbar, vom
         einfachen Outsourcing (ein externer Dienstleister betreibt die eigenen Systeme) bis zu „on-
         Demand“-Modellen (ein Dienstleister bietet auf Mietbasis nutzungsabhängig entsprechende
         Funktionalität). Einige CRM-Anbieter stellen alle diese Modelle zur Verfügung (neben dem
         traditionellen Eigenbetrieb) und bieten somit ihren Kunden Wahl- und Migrationsmöglichkeiten.

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   Analysten erwarten in den nächsten Jahren eine starke Konsolidierung im immer noch sehr umfangreichen und
verzweigten CRM-Anbietermarkt.
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Microsoft Dynamics CRM

Ein grosser Teil der KMU Unternehmen, die sich mit CRM beschäftigen wird das Produkt Microsoft
Dynamics CRM als mögliches CRM-System in seine Evaluierung einbeziehen. Dieses hat
verschiedene Gründe:

   KMU Unternehmen besitzen normalerweise bereits eine ausgebaute Microsoft-basierte
    Infrastruktur, sodass Microsoft Dynamics CRM sich dort gut einfügt und die IT-Organisation
    nicht vor zusätzliche Probleme stellt.

   Meist besteht bereits eine Beziehung zu Microsoft bezüglich Lizenzverträgen, Support,
    Security-Updates, Systemintegratoren mit Microsoft-Knowhow usw., sodass hier nicht noch
    zusätzlich Beziehungen zu einem Hersteller etabliert werden müssen.

   Microsoft Dynamics CRM ist im CRM-Markt zwar erst später hinzugestossen, mittlerweile
    jedoch der am schnellsten wachsenden Anbieter.

   Die Marktpräsenz, die Ressourcen und die Finanzkraft von Microsoft geben eine grosse
    Sicherheit bezüglich der Weiterentwicklung des Produktes, gerade im Hinblick darauf, dass
    von den meisten Analysten in den nächsten Jahren eine Konsolidierung der heute noch sehr
    vielen Anbieter im CRM-Umfeld erwartet wird.

   Es bieten sich aus der Reihe der Microsoft-Systemintegratoren und -Entwicklungspartnern
    eine Vielzahl von speziell zertifizierten Implemenierungsdienstleistern an, die bei der
    Einführung von Microsoft Dynamics CRM helfen können. Damit ist räumliche Nähe und
    Branchen-Knowhow im Allgemeinen gut verfügbar.

Microsoft Dynamics CRM enthält umfangreiche Funktionalität und deckt einen Grossteil der
Anforderungen ab, die heute an ein CRM-System gestellt werden:

   Funktionen für Vertrieb, Marketing, Service sowie für das jeweilige Management.

   Benutzerschnittstellen sowohl Browser-basiert als auch integriert in Outlook (besonders
    wichtig für den Vertrieb); aber auch dynamische Schnittstellen zu Excel (für spezifische
    Analysetätigkeiten) und zu anderen Office-Programmen (vermarktet unter dem Begriff Snap).
    Unterstützung auch für mobile Geräte. Microsoft-typische einfache Bedienung.

   Umfangreiche Reporting- und Analysefunktionen auf Basis der Funktionen des Microsoft SQL-
    Server auf dem Microsoft Dynamics CRM aufsetzt.

   Sehr komfortabel unterstützte Möglichkeiten für das Customizing, d.h. die einfache Anpassung
    von Microsoft Dynamics CRM an die speziellen Bedürfnisse des Unternehmens.

   Ein umfangreiches Software-Development Kit (SDK), das beliebigen Zugriff von eigen-
    entwickelten Programmen aus auf die CRM-Daten erlaubt und damit beliebige funktionale
    Erweiterungen ermöglicht. Dieser Zugriff ist über die .NET Programmierumgebung sowie über
    Web-Services und XML möglich und bildet damit eine moderne Basis für eine Service-
    orientierte Architektur (SOA).

Insgesamt ist Microsoft Dynamics CRM in der aktuellen Version 3.0 ein mächtiges und modernes
CRM-Werkzeug, das einen Grossteil möglicher Anforderungen im Basisprodukt bereits abdeckt
und das sehr einfach und flexibel an betriebsspezifische Bedürfnisse anpassbar ist.
Marktbedeutung und Produktstrategie machen Microsoft zu einem der wichtigen Mitspieler im CRM
Markt.
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Leben mit CRM – von der Pflicht zur Kür

       Nachdem das CRM-System nun (hoffentlich) erfolgreich eingeführt worden ist, ist es an der Zeit
       die Früchte dieser Investition zu ernten. Jedoch lauern auch in dieser Phase Risiken und
       Probleme, die den langfristigen Erfolg der CRM-Strategie des Unternehmens gefährden
       können. Der Erfolg eines CRM-Projekts darf sich natürlich nicht nur am Abschluss des
       Einführungsprojektes im vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen und an der durchgeführten
       Installation der Software messen. Auch andere einfache Kenngrössen wie Anzahl der
       Benutzer, Grösse der CRM-Datenbank, Stabilität der IT-Infrastruktur, etc. geben nur teilweise
       Aufschluss über den Erfolg. Es ist immer die Art der Nutzung, die über den Erfolg oder den
       Misserfolg von IT-orientierten Investitionen entscheidet. Technik und Systeme sind nur so gut,
       wie sie in der Praxis gelebt werden.

                              CRM-Pflicht                     CRM – Kür1                CRM – Kür2

                                                               z.B.
                        z.B.
                                                               Marketingunterstützung
                        Kundendatenbank
                                                               Vertriebsprozesse
                        Vertriebsunterstützung
                                                               Beschwerdemanagement
                        Reporting
                                                               Kundendatenanalyse
                        Schnittstelle zum ERP
                                                               Automatische Workflows

       In vielen Fällen erreicht man im ersten Schritt zunächst einmal nur eine Basisfunktionalität und
       einen Basisnutzen auf dem CRM-Weg. Dazu gehört die tägliche Nutzung des Systems, die
       Pflege der Daten in der zentralen CRM-Datenbank, die Unterstützung einiger wichtiger
       Prozesse (bei KMU Unternehmen zunächst oft beginnend im Vertrieb), die Visibilität der
       wichtigsten Daten und Aktivitäten im Management und in anderen Unternehmensbereichen,
       sowie der Aufbau einer stabilen IT-technischen Infrastruktur.

       Der Aufbau der zentralen Kundendatenbank ist dabei die Basis für alles Folgende. Nur auf der
       Basis von korrekten, aktuellen, immer vollständigeren Daten über Kunden kann ein CRM-
       Projekt langfristig nutzbringend wirken.

       Mit diesem ersten Schritt (im Folgenden CRM-Pflicht genannt) erreicht man einige Nutzen-
       aspekte, beispielsweise dadurch, dass der Vertriebsmitarbeiter nicht mehr halbstundenlang
       nach den Aktivitäten mit einem speziellen Kunden des letzten Jahres suchen muss oder dass
       die Kundenkontakte zwischen Aussendienst und Innendienst besser koordiniert werden.
       Trotzdem ist die Nutzung des CRM-Systems noch relativ inkonsistent und verbesserungsfähig.
       Vielleicht sind die Management-Reports zwar schneller zu erstellen aber inhaltlich noch nicht
       besser geworden, da die Metriken zur Bewertung von Opportunities inkonsistent eingetragen
               15
       werden . Vielleicht ist das Direkt-Marketing noch nicht wirklich verbessert geworden, da nur

       15
         Nach einer aktuellen Studie von Microsoft in Grossbritannien nutzen beispielsweise 56% der Vertriebsleiter ihr CRM-
       System nicht für das Forecasting, eigentlich einer der wichtigsten Nutzenaspekte von CRM.
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