Kunstgeschichte Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Universität Trier - WS 2018/2019 - Uni Trier
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Vorlesung Prof. Dr. Ulrike Gehring Die gebaute Landschaft. Landschaftsmalerei in Frankreich und den Niederlanden im 17.-19. Jahrhundert Mi, 12-14 Uhr, Beginn: 24.10.2018 Hörsaal 1 Kriege und Menschen haben die Landschaft in Europa seit dem 17. Jahrhundert maß- geblich verändert. Bilder, Graphiken und (technische) Zeichnungen belegen, dass schon im 80-Jährigen Krieg (1618-1648) zwischen Spanien und den Niederlanden das Land geflutet, Ackerland trockengelegt und Schlachtfelder mit Gräben durchzo- gen wurden. Natürliche Häfen galt es auszubauen, Küstenprofile zu protokollieren und Wasserstraßen für den Binnenverkehr zu erschließen. Hierfür arbeiteten Kunst, Wissenschaft und Technik eng zusammen. Die Komplexität der Aufträge nahm jedoch zu, weil Monarchen und Feldherren ab den 1620er Jahren zunehmend Aufsichten aus der Vogelperspektive oder maßstäb- liche Landschaftsdarstellungen einforderten. Die Grenzen rückten aus dem Bildfeld und brachten neue Raumentwürfe hervor. Welche Anforderungen daraus für Künst- ler, Vermesser und Kartographen erwuchsen, soll in gleicher Weise erläutert werden wie die Funktionsweise der ihnen Zur Verfügung stehenden Hilfsmittel.
Im Fokus der bildwissenschaftlichen Vorlesung stehen keine Landschaftsmaler, sondern Landschaftskonzepte, die in Frankreich und den Niederlanden entwickelt wurden; darunter die ‚Weltlandschaft’, die ideale, die heroische und bukolische Landschaft, die topographischen Panoramen und Landschaftsportraits der Schule von Barbizon (Mitte 19. Jh.). Ein besonderes Augenmerk gilt dem gebauten (Land- schafts-)Raum, der unter dem Einfluss der Ingenieurswissenschaften und der Indus- trialisierung tiefgreifende Veränderungen erfahren und zu einem neuen Verständnis von Natur geführt hat. Literatur Büttner, Nils. Die Erfindung der Landschaft. Kosmographie und Landschaftskunst im Zeitalter Bruegels, Göttingen 2000. Busch, Werner/ Jehle, Oliver. Vermessen. Landschaft und Ungegenständlichkeit, Zürich/Berlin 2007. Michalsky, Tanja. Projektion und Imagination. Die niederländische Landschaft der Frühen Neuzeit im Dialog von Geographie und Malerei, Paderborn 2011.
Vorlesung Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke Flämische Barockmalerei: Peter Paul Rubens Fr, 14-16 Uhr Hörsaal 1 Modulzuordnung: Epoche: Frühe Neuzeit Eine Einführung zur flämischen Barockmalerei am Beispiel von Peter Paul Rubens (1577-1640) ist gleichzeitig ein Überblick zur europäischen Malerei des 17. Jahrhun- derts. Denn Rubens agierte nicht nur ‚international‘ und erhielt Aufträge von den wichtigsten europäischen Höfen, sondern setzte sich mit der älteren und zeitgenös- sischen Kunst intensiv auseinander. Am Beispiel Rubens‘ soll ebenfalls ein Überblick über die Gattungen gegeben wer- den – wie Landschaftsmalerei – oder zu jenen Bildthemen, die im politisch-konfes- sionellen Konflikt aufgegriffen wurden. Rubens wurde auch mit diplomatischen Mis- sionen beauftragt und war so in das europäische Beziehungsgeflecht eingebunden. Seine herausragende Stellung visualisiert sich auch in seinem Wohnhaus, welches im Vergleich zu Künstlerhäusern Mitteleuropas betrachtet werden soll. Damit wird der Blick auf die Künstlersozialgeschichte gerichtet, die ihren Fokus mehr auf dem Leben als auf dem Werk des Künstlers hat. Die Vorlesung ist nicht ausschließlich monographisch ausgerichtet, sondern soll vom Werk Rubens‘ ausgehend zum Epochenverständnis beitragen. Eingeführt wird damit in Fragestellungen und Methoden der Frühneuzeitforschung sowie in die kriti- sche Reflexion von Forschungsliteratur.
Vorlesung Prof. Dr. Gottfried Kerscher Höhepunkte mittelalterlicher Kunst von Ravenna bis Dürer Do, 16-18 Uhr Hörsaal 1 Die Kunst des Mittelalters wird heute zumeist nur noch als Reflex ihrer selbst in Lite- ratur und Film kolportiert. Sie ist zu komplex, um in Gänze nachvollzogen zu werden und fristet ein trauriges Dasein in Handbüchern, digitalen Spielen, als generalisieren- de Filmkulisse oder verkürzten Darstellungen anderer Art – von Hexenverfolgung bis zur Inquisition oder ihre Vorläufer. Dass sie aber sehr viel interessanter, manchmal komplexer und vielschichtiger ist, als man gemeinhin annimmt, stellt zum Beispiel neuerdings die in Stanford lehrende und an das Wissenschaftskolleg in Berlin berufe- ne Forscherin Bissera Pentcheva in den Mittelpunkt ihrer Forschungen. Demnach sind die mittelalterlichen Kunstwerke Stellvertreter für eine Performance, sei sie liturgisch motiviert, sei sie als Beleg für das Vorhandensein von Arte¬fakten gedacht, sei es, dass die Artefakte selbst funkeln, spiegeln, Licht reflektieren (re. Bsp). In anderen Fäl- len weisen Inschriften auf Inhalte, die nicht dargestellt werden können, sie sprechen
Präsentation des Grabtuches auf der Piazza Castello, Turin, 1686 den Rezipienten direkt an, es den Beispielen gleichzutun, oder Architekturen sind so gestaltet, dass sie bestimmten zeremoniellen Erfordernissen genügen. Lassen Sie sich überraschen …
Propädeutikum I Prof. Dr. Gottfried Kerscher Propädeutikum I Einführung in Grundlagen und Arbeitstechniken Di, 12-14 Uhr Hörsaal 4 Kunsthistoriker*innen sind deshalb so begehrt und / oder erfolgreich auf dem Stellenmarkt, weil sie komplexe Inhalte in Wort und Bild sachlich und verständlich darstellen können. Kaum ein anderes Studium an der Universität verlangt so viel Kompetenz in verschiedenen Medien, die von der mittelalterlichen Handschrift bis zum Präsidentenplakat, von der spätantiken Begräbnisstätte bis zur Elbphilhar- monie, vom Umgang mit Reliquien bis zum neuzeitlichen Zeremoniell reichen: Die Geschichte der Kunst ( geschichte) ist voll von Beispielen, etwa wenn beobachtet wird, dass die Entwicklung des räumlichen Sehens und mithin der Malerei einer Kunstlandschaft ganz eng mit den ökonomischen Bedingungen der dort agierenden Händler zu tun hat oder wenn deutlich wird, dass höfisches Verhalten die Gestaltung der Architektur (mit) prägt. Der oben als Screenshot dargestellte Auszug entstammt einem Artikel aus der „Zeit“, den Petra Kipphoff, selbst Kunsthistorikerin, die als Journalistin arbeitete, „Der schönste Beruf der Welt“ betitelte (https://www.zeit.de/2001/13/200113_ kunstgeschichte.xml). Es wird darin deutlich, dass es die Kompetenzen der Kunsthistoriker*innen sind, die sie für verschiedene Berufe qualifizieren und die
dafür sorgen, dass nur wenige, die dieses Studium ergriffen haben, am Ende ohne Beschäftigung bleiben. Im Propädeutikum 1 wird gelehrt, wie Sie an dieses Ziel kommen, wie Sie Fragen ent- wickeln, wie Sie an ein Thema herangehen können, wie Sie fehlende Informationen ergänzen, die z.B. das Werk oder dessen Rolle in der Gesellschaft und Geschichte betreffen. Es wird erörtert und geübt, wie man mit einem Kunstwerk umgehen kann, welche Zugänge es gibt. Diskutiert wird unter anderem über Thesenpapier, Forschungsstand, Falsifizier- barkeit, „wissenschaftliches Layout“, Quellen, Fachliteratur, Rolle des Internets, Vergleiche, Prometheus, Forschungsstand, Forschungsfragen, Forschungsbericht, Brainstorming, Gliederung, Formalia, Reflexionsniveau, Gegenstands-, Diskurs- und Argumentations-dimension, Redundanz, Plagiat, Abbildung, Elevator Pitch, Illustrati- on … und vieles mehr.
Propädeutikum II Dr. Stephan Brakensiek Propädeutikum II Einführung in die Bildkünste Fr, 12-14 Uhr Raum A 9/10 Das PP »Einführung in die Bildkünste« hat es zum Ziel, Ihnen als Anfängerin/Anfän- ger in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Kunst und ihrer Geschichte grundlegende Gegenstandsbereiche Ihres zukünftigen Studienfachs näherzubrin- gen, sie mit dem spezifischen Fachvokabular bekannt und in der Anwendung ver- traut zu machen und Ihnen einen ersten Eindruck von der kunstwissenschaftlichen Arbeit am und mit dem Objekt zu vermitteln. Dabei werden – um nicht mehr als nötig oberflächlich zu sein (wie es der Kürze des Semesters eh schon geschuldet ist) – hauptsächlich Malerei und Graphik in Reproduktion wie Original im Mittelpunkt unserer gemeinsamen Betrachtung stehen. Denn nicht nur das »Was« wird uns im
Seminar interessieren, sondern auch das »Wie«, also nicht nur Fragen der Inhalte von Kunst, sondern auch solche nach Aspekten von Herstellung und Materialität. Über diese Aspekte hinaus vermittelt Ihnen das Seminar zudem eine erste Orientie- rung in der Entwicklung der Kunststile und macht sie mit Hauptwerken der einzelnen Epochen bekannt. Am Ende des Propädeutikums steht eine zweistündige Klausur, die gemeinsam mit dem Propädeutikum I »Einführung in die Arbeitstechniken« in der letzten Sitzung der »Einführung in die Bildkünste« geschrieben und bewertet wird. Begleitend zu diesem Seminar wird ein Tutorium angeboten, bei dem sie unter Anleitung eines Kommilitonen/einer Kommilitonen aus einem höheren Semester die Inhalte der einzelnen Sitzungen nacharbeiten können. Literatur Einführende Literatur stelle ich Ihnen in der ersten Sitzung vor. Eine Liste mit An- schaffungsvorschlägen teile ich Ihnen aus.
BA-Seminar (13702385) Dr. Jürgen von Ahn „Dirty pictures?!“ Die Kunst des Anstoßes durch die Jahrhunderte Warnhinweis: Verschiedene der im Seminar zu zeigenden Kunstwerke könnten verstörend wirken! Do, 12-14 Uhr Raum P2 „Almost alive“ nennt sich eine gerade angelaufene Ausstellung der Tübinger Kunst- halle. Das, was dort an Skulptur präsentiert wird und „fast lebendig“ erscheint, wird in der aktuellen Berichterstattung oft als „irritierend“ oder gar als „schockierend“ betitelt. Diese Kunst, die dem Hyperrealismus zugeordnet wird, scheint uns emotional doch aufzurütteln und dies interessanterweise nur dadurch, dass sie die Wirklichkeit in übersteigertem Maße abbildet. Hier scheint – in einer Welt der überall gegenwärti- gen „photogeshopten“ Supermodels – ein Tabubruch zu geschehen. Sie steht mit ih- rem schonungslosen Aufzeigen der Wirklichkeit im Gegensatz zu unserer Zeit, welche den Fokus auch im Alltag hauptsächlich auf ein makelloses Äußeres zu legen scheint. Facebook, Instagram und Twitter lassen grüßen. Denken wir gemeinhin an künstlerische Tabubrüche verbinden wir sie meist mit Dar- stellungen von Nacktheit, Sexualität oder Gewalt. Auch das Zeigen abstoßender Dinge, was man allgemein als etwas nicht Darstellungswürdiges betrachtet, wie Fäkalien, Krankheiten, Tod und Verwesung fallen hierunter. Bei zuvor genannter Ausstellung
„Almost alive“ scheint jedoch allein der Fakt, etwas nicht beschönigt zu zeigen bereits ein tabuisierter Akt zu sein. Selbst das (Ab-)bild als solches konnte/kann in manchen Kulturen und zu manchen Zeiten schon bereits das eigentliche Tabu darstellen. Eine wichtige Frage, die sich im Seminar immer wieder stellen wird, ist, ob der Tabu- bruch durch den Künstler selbst intendiert ist und dieser so bewusst provozierend angelegt ist oder ob die Betrachter (oder auch nur ein gewisser Teil dieser) einfach ihre Kunst als Tabubruch wahrnehmen und so erst negativ interpretieren. Darf Kunst über- haupt gewisse Grenzen überschreiten? Und wenn sie dies tut: Worin besteht dieser Grenzübertritt? In dem, was dargestellt wird, wie es dargestellt wird, womit es darge- stellt wird oder zu welcher Zeit es dargestellt wird? Eine eher moderne Auffassung von Kunst stellt die Frage danach, ob diese immer nur gefallen bzw. ästhetisch sein muss? Darf Kunst auch unästhetisch sein, provozieren oder gar abstoßend erscheinen? Die Meinungen hierüber könnten in der öffentlichen Wahrnehmung, aber auch im kunst- historischen Diskurs nicht unterschiedlicher sein. Ziel des Seminares ist es wiederholt die Frage nach dem Tabubruch selbst zu stellen und danach, was denn eigentlich „Dirty pictures“ sind. Kann es hierauf überhaupt eine einfache Antwort geben? Diverse Beispiele vom Mittelalter bis zur Gegenwart (ESP A/B/C) und aus verschiedenen kulturellen Zusammenhängen sollen durch die Seminarteilnehmer aufgearbeitet und präsentiert werden. Es wird sich zeigen, wie unterschiedlich die subjektive Bewertung von Kunstwerken sein kann. Wissenschaftli- che, aber auch populärwissenschaftliche Literatur sowie Zeitungsartikel und Internet- recherche kommen hierbei zum Einsatz. Sowohl politische, als auch gesellschaftliche und religiöse Anschauung variieren über die Zeit und führen immer wieder zu Neube- wertungen von Kunst, welche das Kunstwerk erst als solches wahrnehmen, es unter Umständen rehabilitieren oder erst problematisch machen können. Mögliche Referatsthemen • Das (Ab-)bild selbst als Tabubruch: Bilderverbote zu Zeiten des Christentums. • Maria Lactans. Maria mit entblößter Brust?! • Martyriendarstellungen des Mittelalters. Visualisierung des Grauens kein Tabu? • Die Geliebte des Bischofs als nackte Heilige? Albrecht von Brandenburg und seine Mätressen • Bauern scheißen in die Tiara. Antipapistische Schmähdrucke zu Zeiten der Reformation • Die „Judensau“: Mittelalterliche antijudaistische Kunst im modernen öffentlichen Raum? • Gaetano Zumbo: Wachsfiguren aus Freude an der Verwesung?
• Darstellung von Krankheit als Kunstform? Die Moulagen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts • Gunther von Hagens Körperwelten. Wissenschaft, Kunst oder Pietätlosigkeit? • Kunst und Revolution oder „Die Uni-Ferkelei“? Performancekunst des Wiener Aktionismus • „Excremental Art”: Piero Manzoni, Zhu Cheng, Dieter Roth • Marcus Harveys „Myra“: Kunst mit einer Ikone des Bösen? • Der Künstler und sein Körper als Teil der Kunst: Marc Quinns Self und Shithead • Andres Serranos “Piss Christ”. Blasphemische Kunst? • Andres Serrano: Blood and Semen I-III • Leben, Tod und Religion bei Damien Hirst. Ein Künstler des Anstoßes • Chris Ofilis “The Holy Virgin Mary” aus Elefantendung. Material als Provokation? • „Almost Alive“: Darstellung von Leiblichkeit als Gegenkunst zum Körperverständnis der aktuellen Zeit? • Mike Bouchets „The Zurich Load“
MA-Seminar (13702385) Dr. Jürgen von Ahn Tafelmalerei zur Zeitenwende (um 1500) am Beispiel mitteldeutscher Kunst Fr. 10-12 Uhr Raum A 246 Kaum ein Ereignis beeinflusste die deutsche Tafelmalerei mehr als die Reformation. Althergebrachte religiöse Themen - mitunter das Bildwerk an sich - wurden durch die Reformatoren und ihre Lehren teilweise oder gänzlich in Frage gestellt, was die Malerei dazu zwang, sich in mancher Hinsicht neu zu erfinden. Religiöse Stiftungen in Form von Altarretabeln waren lange Zeit fester Bestandteil spätmittelalterlicher Frömmig- keitspraxis. Zu tausenden schmückten sie die vielzähligen Altäre der Pfarr-, Stifts- und Kathedralkirchen. Thematisch widmeten sie sich vornehmlich den Heiligen und ihren Viten sowie dem Marienleben und natürlich der Passionsgeschichte. Hinzu kam ein gesteigerter Wunsch nach Memoria weltlicher und geistlicher Fürsten, welcher verbun- den mit qualitätsvoller Malerei namhafter Künstler gestillt werden konnte. Viele be- kannte Künstler konnten aufgrund hoher Auftragslagen große Werkstätten betreiben, die den Wunsch nach ständigem Nachschub bedienten. Viele sind uns heute noch ein Begriff: Albrecht Dürer, Lukas Cranach d. Ä. und Lukas Cranach d. J., Hans Baldung Grien, Grünewald und Hans Holbein gehören zu den bekanntesten deutschen Malern. Aber auch weniger bekannte Maler, wie Jörg Ratgeb oder der noch nicht identifizierte „Meister von Messkirch“ prägen unser kunsthistorisches Bild dieser Zeit. Ziel des Seminares wird es sein, das Gattungs- und Epochenwissen der Masterstu-
denten auf diesem Bereich umgehend zu vertiefen. Die einzelnen Künstler werden jeweils umfangreich in ihrer Vita und ihrem Schaffen zu präsentieren sein. Wie sah ihr Werdegang aus? Wurden ihr Schaffen und ihre Kunst durch die Reformation nachhaltig beeinflusst? Wenn ja: Wie sah dieser Einfluss aus? Spannend in diesem Zusammenhang ist auch die kunsthistorische Geschichtsschreibung voriger Jahrhun- derte, welche unser Bild einzelner „Meister“ bis heute stark prägte und im negativs- ten Fall auch verzerrte. Nach den jeweiligen Vorträgen soll anhand einer Auswahl von Gemälden des jeweiligen Künstlers das Oeuvre weiter erarbeitet werden, um so ein möglichst großes Bildwissen zu generieren und ein Gefühl für den Stil der jewei- ligen Maler/Werkstatt zu erlangen. Die mitteldeutsche Tafelmalerei um 1500 bietet – aufgrund der Ereignisse jener Zeit - ein spannendes Forschungsfeld historischer Bildwissenschaft. Die Gemälde dienten eben nicht allein dazu, religiöse Themen, historische Ereignisse und Entwicklungen darzustellen. Sie greifen darüber hinaus ihrerseits wirkungsvoll in die sie umgeben- den (religions-)geschichtlichen Prozesse ein. Um dies deutlich zu machen, soll im Rahmen des Seminars eben nicht nur auf einzelne stilistische, realienkundliche oder ikonographische Aspekte der gezeigten Bilder eingegangen werden. Der Umgang mit dem Bildwerk vor, während und nach der Reformation, stellte immer wieder die Frage nach der Rechtfertigung, dem Sinn und Nutzen von Bildern generell. Hierdurch gewannen sie sowohl für die Befürworter, als auch ihre Gegner eine eigene Wirk- macht. Im radikalsten Fall konnte dies zu ihrer Zerstörung führen. Dort, wo man sich ihrer weiter bediente wurden sie der eigenen Sache dienstbar gemacht. So fand nicht nur ein Anpassen in Bezug auf die gezeigten Themen statt, sondern auch ein Medienwechsel vom mittelalterlichen Flügelaltar hin zum „modernen“ einzelnen Altarbild italienischen Vorbilds. Somit konnten sie weiter Teil von unterschiedlichen – nun teils neuen - religiösen, sozialen und kulturellen Praktiken bleiben. Literatur - Bild und Botschaft: Cranach im Dienst von Hof und Reformation, Heidelberg 2015 Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit, Stuttgart 2017 - Deiters, Maria; Wetter, Evelin: Bild und Konfession im Östlichen Mitteleuropa , Ostfildern 2014 - Hofmann, Werner: Luther und die Folgen für die Kunst, München 1983 - Münch, Birgit Ulrike: Geteiltes Leid. Die Passion Christi in Bildern und Texten der Konfessionalisierung, Regensburg 2009 - Münch, Brigit Ulrike; Tacke, Andreas (Hgg.): Die Klage des Künstlers. Krise und Umbruch von der Reformation bis um 1800, Petersberg 2015 - Tacke, Andreas (Hg.): Kunst und Konfession. Katholische Auftragswerke im Zeital- ter der Glaubensspaltung, Regensburg 2008 - Wegmann, Susanne; Wimböck, Gabriele (Hgg.): Konfessionen im Kirchenraum. Dimensionen des Sakralraums in der Frühen Neuzeit, Korb 2007
BA-Seminar Prof Dr. Gottfried Kerscher u. Justine Duda MA Von der Kunstsammlung zur digitalen Ausstellung (Digital Humanities) Di, 10-12 Uhr A 246 Digital Humanities (DH) sind, zumal in einer Zeit, in der alle von Digitalisierung spre- chen, in aller Munde. Umfassen die DH praktische und theoretische Teile computerge- stützter Verfahren in den Kulturwissenschaften, so setzen wir einmal mehr den Focus auf die Anwendung und auf Praxisbezug. Die Relikte einer einstmaligen Dekoration eines Portals (?), die derzeit im Trierer Klos- ter St. Matthias, getrennt von ihrem einstigen Bauteil (Portal, Fassade, Pfeiler usw.) lagern (siehe das Foto), werden, zusammen und mit der Hilfe des Benediktinermönchs Bruder Valerius Boesen, der diese Tätigkeit früher übernahm, inventarisiert, katalogi- siert und schließlich erforscht. Ziel ist dabei, dass eine digitale Ausstellung entsteht. Die Studierenden gehen alle diese Schritte (Beschreibung, Inventarisierung, Erforschung des früheren Zusam- menhangs der Skulptur oder des Werkstücks) durch, und es wird diskutiert, welche Arbeiten auf welche Art durchzuführen sind und wo welche Fragen entstehen. Schließ- lich sollen die Kunstwerke Auskunft darüber geben, welcher Art Dekoration sie einst angehört haben, wo sie sich befanden und welche Wirkung (Aussage, Bedeutung, Ikonographie usw.) sie hatten.
BA-Seminar Prof. Dr. Gottfried Kerscher Gamification - Studium über StudIP? Gestaltung spielerischer Anwendungen als Ergänzung zum Propädeutikum III Di, 14-16 Uhr A 246 Im WS begonnen, wird für StudIP ein „Spiel“, eine Anwendung, konzipiert, in der Lehr- und Lerninhalte digital – und spielerisch – vermittelt und angeeignet werden können (Gamification). Diese Anwendung ist kein Computerspiel im Sinn der zahlrei- chen Games, die auf dem Markt sind. Sie vermittelt jedoch ebenfalls spielerisch Inhalte – zum Beispiel der der Propädeutika –, die alle Student*innen durchlaufen müssen. Zuerst wird das für das Propädeutikum Architektur vollzogen – die Univer- sität Trier, hier die Koordinationsstelle eLearning, beteiligt sich an den Arbeiten, die federführend von der Kunstgeschichte, zusammen dem ZIMK bzw. IT-Fachkräften des Bereichs eLearning hergestellt werden. Das heißt, dass die Studierenden auf der einen Seite konzeptionell tätig werden (was kann wie dargestellt, gefragt, konzipiert, zusammengestellt werden?), auf der anderen Seite in der IT: Dieses Konzept wird dann in Medien umgesetzt – hier wahr- scheinlich in der vielfach erprobten E-Assessment-Software ILIAS. Im zweiten Teil werden die Studierenden also angehalten, die Gamification IT-technisch umzuset- zen.
BA-Seminar Dr. Andrea Diederichs Nachbilder. Zum Phänomen des Zitierens in der Kunst Do, 10-12 Uhr Beginn: 25. Oktober 2018 Raum A 246 Die kritische Beschäftigung der Malerei mit ihrer eigenen Historie ist ein zentrales Phänomen der zeitgenössischen Kunst. Bildzitate stellen eine bewusste Reflexion über das eigene Bild und dessen Vor-Bilder dar. Sie hinterfragen Konzept, Position und/oder Idee des ursprünglichen Werks und lassen sich auf eine künstlerische Auseinandersetzung, Interpretation und Analyse ein; das Vor-Bild und daraus extrahierte formale, thematische oder motivische Entlehnungen werden so zum Ausgangspunkt für eine eigene Bildidee. Im Seminar werden die Rückgriffe auf Bild- komposition, Stil sowie formale Konzeption des Vor-Bildes und dessen Dekonstruk- tion analysiert. Auch eine Untersuchung der Dimension von Rezeption und Wirkung oder Weiterführung und Neuauslegung von Vor- und Nach-Bild ist unerlässlich. Im Zentrum stehen dabei Arbeiten der europäischen und amerikanischen Kunst nach 1960. An ihnen werden Begrifflichkeiten wie Appropriation, Zitat oder Fassung abge- arbeitet. Unabdinglich ist in diesem Zusammenhang auch die Betrachtung einer sich verändernden Kunstrezeption durch die technische Entwicklung, deren Folgen für das Verhältnis Original und Reproduktion und die sich daraus ergebende Frage nach dem Bildbegriff.
Das Seminar wird darüber hinaus die theoretische Herangehensweise zentraler Ausstellungen der 1960er und 1970er Jahre, die sich dem Thema der Bildzitate ver- schrieben haben, untersuchen. Künstler/Projekte (Auswahl): Pablo Picasso, Diego Velázquez, Salvator Dalí, Eduard Manet, Richard Hamilton, Francis Bacon, Gerhard Richter, Roy Lichtenstein, James Turrell, Sherrie Levine, Elaine Sturtevant, Mike Bidlo, Philip Taaffe, Richard Petti- bone, Andy Warhol, Jean Louis David, René Magritte, Francisco Goya, Bas Jan Ader, Tom Hunter, Bill Viola, Tizian, Henri Matisse, Jan Vermeer, Marcel Duchamp Literatur Luckow, Dirk und Hans-Werner Schmidt (Hrsg.). Malerei ohne Malerei. Ausst.Kat. Museum der bildenden Künste Leipzig, Leipzig: E.A. Seemann, 2002. Nachbilder. Vom Nutzen und Nachteil des Zitierens für die Kunst. Ausst. Kat. Kunstverein Hannover, Hannover, 1979. Schmidt, Ulrike Kristin. Kunstzitat und Provokation im 20. Jahrhundert. Weimar: VDG, 2000.
BA-Seminar (13702364) Lukas Huppertz M.A. Formen der Bilderzählung im Mittelalter Di, 16-18 Uhr Beginn: 23.10.2018 Raum A 246 Eine historisch zentrale Aufgabe der christlichen Kunst besteht darin, die Vielzahl von biblischen, apokryphen, chronikalen und legendarischen Ereignisberichten so miteinander zu verknüpfen, dass sich die vielen Geschichten als Teil der einen Heilsgeschichte zu erkennen geben und dieser damit Evidenz, also den Anschein unmittelbarer Einsichtigkeit, verleihen. Während die Neuzeit die Erzeugung dieser Evidenzerfahrung bevorzugt „im Rahmen“ des Einzelbilds anstrebt, setzt das Mittel- alter hier auf die Kombination vieler Bilder zum Bildsystem. Im Seminar untersuchen wir die Entwicklung verschiedener Strategien der Bilder- zählung im Verlauf des Mittelalters. Zentrale Fragen betreffen das Verhältnis von Text und Bild und den möglichen „Mehrwert“ der Bilderzählung gegenüber der schriftli- chen Schilderung von Ereigniszusammenhängen.
Überdies wird uns interessieren, wie die unterschiedlichen Bildgattungen und Bildträger den Nachvollzug der Erzählung zu einer im Wortsinne „bewegenden“ Er- fahrung werden lassen können – sei es im Umblättern eines spätantiken Folianten, im Auf- und Zuklappen eines karolingischen Elfenbeindiptychons, im Umschreiten einer spiralig „erzählenden“ Bronzesäule aus ottonischer Zeit oder im Durchwan- dern eines riesigen, mosaikgeschmückten normannischen Kirchenraums. Neben dem Überblick über einen wichtigen Teilaspekt der mittelalterlichen Bild- künste dient die Veranstaltung auch der Einführung in die kunsthistorische Erzähl- forschung. Die Bereitschaft zur wöchentlichen Lektüre und Diskussion teils recht komplexer kunstwissenschaftlicher Texte ist daher Voraussetzung zur Teilnahme am Seminar. Literatur Kemp, Wolfgang: Sermo corporeus: Die Erzählung der mittelalterlichen Glasfens- ter, München 1987. Die bis heute profundeste Darstellung fast aller wichtigen Aspekte des Themas (in leider teils recht komplizierter Ausdrucksweise). Prinz, Wolfram: Die Storia oder die Kunst des Erzählens in der italienischen Ma- lerei und Plastik des späten Mittelalters und der Frührenaissance 1260 – 1460, Mainz 2000, insbesondere die einführenden Kapitel zum Verhältnis von Erzäh- lung, Text und Bild im späten Mittelalter, S. 3-19. Kessler, Herbert L.: Pictorial narrative in Antiquity and the Middle Ages: [proceedings of the Symposium ‚Pictorial Narrative in Antiquity and the Middle Ages‘ ... held in Baltimore on 16 - 17 March 1984], Washington, D.C. 1985
BA-Projektseminar Dr. Stephan Brakensiek u. Dr. Mona Stocker Das Künstlerbuch im 20. Jahrhundert Mo, 16-18 Uhr A 142 Künstlerbücher sind Kunstwerke eigenen Charakters, die das Buch zum Raum und Gegenstand eines künstlerischen Konzepts machen und vielfach von ihrer Anlage her die Grenzen des Buches als Objekt ausloten. Teilweise sind dies unikale Arbei- ten, vielfach erschienen sie jedoch – dabei der Idee des multiples folgend – auch als Auflage. Bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg begannen verschiedene Künstler mit dem Medium Buch zu arbeiten. Buchkunst gab es zwar auch bereits zuvor – eigentlich sogar schon solange es Bücher gibt – aber nun setzte ein spezieller neuer Umgang mit der traditionellen Form des Wissensträgers ein. Dabei war die Ausein- andersetzung nicht auf eine bestimmte Kunstströmung festgelegt. In der Graphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte wird seit mehreren Jahren eine Dauerleihgabe von mehr als einhundert Mappenwerken und illustrierten Künst- lerbüchern des 20. und 21. Jahrhunderts betreut und bearbeitet, deren Objekte die Grundlage bilden sollen für dieses Seminar. Aufgabe des Projektseminars soll es sein, eine Ausstellung grundsätzlich vorzube- reiten, die im jahre 2020 in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums in Saar- brücken zum Thema und dem Trierer Bestand stattfinden wird. Aus diesem Grund wird Frau Dr. Mona Stocker, Leiterin der Graphischen Sammlung im Saarlandmuse- um, das Seminar mit betreuen. Ortstermine in Saarbrücken sind vorgesehen.
BA-Seminar Hannah Völker MA Blick zurück in die Zukunft Architektonische und städetebauliche Zukunftsvisionen im 20. Jahrhundert Mo, 14-16 Uhr A 246 Ausgehend von frühneuzeitlichen Ideal- und Planstädten bis hin zur visionären Arco-logy („architecture“ + „ecology“) der Gegenwart wird im Zuge des Seminars ein Über-blick über Theorien und Strukturen im Städtebau erarbeitet. Dabei wird ein Bo- gen ge-schlagen von Pienza, der humanistischen Idealstadt der italienischen Renais- sance, bis hin zur sich selbstversorgenden Pyramide Ziggurat, geplant als Großstadt für bis zu eine Million Menschen, deren Bau im Jahr 2021 in Dubai begonnen werden soll. The-matischen Schwerpunkt bilden die Zukunftsvisionen des 20. Jahrhunderts. Ganz allgemein zielt der Begriff der Idealstadt auf die abstrakte Vorstellung einer Stadt ab, welche die äußere Stadtgestalt und deren innere Beschaffenheit, sprich die ange-strebte Gesellschaftsordnung, zu einen versucht. Stadtentwürfe dieser Art sind sozial-utopisch, religiös, politisch, ökonomisch oder ökologisch motiviert und oftmals als kri-tische Gegenentwürfe zu bestehenden Strukturen zu verstehen. Als eine Blütezeit des Idealstadtgedankens gilt etwa die Renaissance, die auf Vorbilder der Antike zurückgriff, und erstmals konkrete Stadtpläne hervorbrachte. Weiterge- führt wurden diese in Fes-tungs- und Residenzstädten sowie barocken Herrscher- städten, die zur Projektion ab-solutistischer Inszenierungen dienten. Mit dem Aufbruch in die Moderne führten im 19. und 20. Jahrhundert vor allem die Folgen der Industrialisierung (Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, Metropolenbildung etc.) zu neuen Stadtutopien/-dystopien, die ihre Gültigkeit zum Teil bis heute nicht verloren haben. Die Stichworte Landflucht und
Wohnungsnot in den Städten sind auch heute noch aktuelle Themen und fordern Ar-chitekten wie Stadtplanern stets neue Lösungen ab. So sind beispielsweise die frühmo-dernen Visionen vom Leben in der Luft oder auf dem Wasser rund 100 Jahre später als Reaktionen auf die zunehmende Verdichtung in den Städten noch immer präsent, ste-hen sogar teilweise kurz vor der Umsetzung. Nach einer Phase der Anti-Utopien nach dem Zweiten Weltkrieg zielen die Konzepte des Globalisierungs- zeitalters der Gegen-wart vor allem auf die Beseitigung der negativen Folgen der Industrialisierung, um langfristig ein ökonomisches wie ökologisches Gleichgewicht herzustellen (so z.B. die „schwimmende Ökopolis“/ Lilypad project von Vincent Callebaut Architectures). Literatur - Ausst.Kat.: Wie leben? Zukunftsbilder von Malewitsch bis Fujimoto. Hg. von René Zechlin. Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen. Köln 2015. (Dem- nächst in der UB) - Eaton, Ruth: Die ideale Stadt. Von der Antike bis zur Gegenwart. Berlin 2001. UB: 33=BB.EAT/pb21781 - Kruft, Hanno-Walter: Städte in Utopia. Die Idealstadt vom 15. bis zum 18. Jahr-hundert zwischen Staatsutopie und Wirklichkeit. München 1989. UB: 33=BB.KRU/pb11963 - Magnago Lampugnani, Vittorio (Hg.): Anthologie zum Städtebau. Von der Stadt der Aufklärung zur Metropole des industriellen Zeitalters. 2 Bde. Berlin 2005. UB: 33=BB.MAG/pb24022-1,1/–2 - Münter, Georg: Idealstädte. Ihre Geschichte vom 15.–17. Jahrhundert. Berlin 1957. (Nicht in der UB) - Pastuschka, Bernd: Die Idealstadt im Spiegel der Zeit. In: Nerdinger, Win- fried (Hg.): Ideale Stadt – Reale Projekte. Ostfildern 2005, S. 24–39. (Nicht in der UB) . Seng, Eva-Maria: Stadt-Idee und Planung. Neue Ansätze im Städtebau des 16. und 17. Jahrhunderts. München/ Berlin 2003. UB: 30=FK/w77054
BA-Seminar Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke Vermittlungskonzepte zur Ausstellung „Das Meisterstück“ Einführung am Do. den 25. Oktober, 14–16 h, Raum A 246. Dann zwei Blocktermine (am Sa., den 17. November und am Sa., den 01. Dezember von 9:00 bis 18:00 h in Raum A 246) und – nur bei Bedarf – zweistündige Abschlusssitzungen am Do., den 24. und 31. Januar sowie am 7. Februar 2019 von 14–16 h in Raum A 246 Modulzuordnung: Transfer; Epochen: Mittelalter, Frühe Neuzeit, Moderne; Gattungs- und epochenübergreifendes Arbeiten Ein „Meisterstück“ muss nicht meisterlich sein. Denn es geht erst einmal um einen ‚juristischen‘ Vorgang, dass ein Künstler bis um 1800 in einer Stadt Zentraleuropas nur arbeiten konnte, wenn er – um die Maler herauszugreifen – ein Gemälde als Beweis seines technischen (nicht ästhetischen) Könnens der örtlichen Malerzunft vorgelegt hatte. Erst wenn dieses als „Probstück“ angenommen wurde, konnte der Maler in der Stadt eine Werkstatt eröffnen und seine Kunstwerke verkaufen. Denn der Künstler in der Vormoderne war, von wenigen Ausnahmen – wie Hofkünst- lern – abgesehen, zunftgebundener Handwerker, das heißt, vom Eintritt in die Lehre über die mehrjährige Gesellen- und Wanderzeit, die anschließende Meisterprüfung, die Eheschließung bis hin zur Gründung und Führung einer eigenen Werkstatt, dem Ankauf der Arbeitsmaterialien und letztendlich dem Verkauf der Kunstwerke selbst, wurde alles von der Zunft zu regeln versucht. Erst mit der Auflösung der Zünfte um 1800 durch Napoleon wurde der Künstler ‚frei‘. Auf Vorschlag des Seminarleiters greift das Historische Museum Frankfurt das The- ma der Meisterstücke auf und kontextualisiert dies in einer Ausstellung (September 2019 – Januar 2020) auf insgesamt 1.000 m2. Das Konzept, an dem der Seminar- leiter als Gastkurator mitgewirkt hat, ist bis zum Seminarbeginn erstellt. Da das Ausstellungsprojekt ein Kooperationsprojekt mit dem Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Trier ist, an dem auch die „Trierer Arbeitsstelle zur Künstlersozial- geschichte“ (TAK) beheimatet ist, soll nun die Gelegenheit in dem angezeigten Semi-
nar gegeben werden, über Vermittlungskonzepte zur Ausstellung „Das Meisterstück“ nachzudenken. Da es nicht nur um gemalte Meisterstücke geht – die in der Ausstellung jedoch im Mittelpunkt stehen werden (das Museum besitzt ein Gemäldekonvolut von 45 Meis- ter- oder Probestücken aus der Zeit von 1631 bis 1858) –, sondern auch um Meister- stücke anderer Handwerker, wird der Bogen weit gespannt. Hinzu kommt, dass die Ausstellung – quasi als Ausblick – die Ausbildung an Kunstakademien mit einbezie- hen will, wobei die Gründung der später berühmten Städel-Schule ein Beispiel aus Frankfurt selbst bildet. Als Zielgruppe können sowohl Erwachsene wie Kinder in den Blick genommen wer- den. Unter „Vermittlungskonzepte“ wird erst einmal die ganze Breite an Realisierungsmodellen verstanden. Nach Interessenlage sollte jedoch im Seminarverlauf eine Entscheidung über den Adressaten wie auch über das Medium getroffen werden. Neben Einführungssitzungen wird das Seminar von zwei ganztägigen Blockveran- staltungen (jeweils an einem Samstag) an der Universität Trier geprägt. Zu einem der Trierer Blocktermine wird Dr. Wolfgang Cilleßen dazukommen (am Sa., den 17. November), der aus Museumsperspektive die Ausstellung schildern wird, zum ande- ren Blocktermin (am Sa., den 1. Dezember) Elke Valentin M.A., die die Forschungs- perspektive darstellen wird, da sie über Nürnberger Meisterstücke promoviert, sowie Maria-Elisabeth Dennemark M.A. Ihre Promotion über „Kriegsgedenken interaktiv. Die Vermittlung des Grauens“ wird dann abgeschlossen sein. Literatur Als einführende Literatur (das Buch ist aus einem studentischen Projekt hervorge- gangen) ist geeignet: Der Künstler in der Gesellschaft. Einführungen in die Künst- lersozialgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Andreas Tacke und Franz Irsigler in Zusammenarbeit mit Marina Beck und Stefanie Herberg. Darmstadt: WBG – Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011.
MA-Seminar (Bildwissenschaft) Prof. Dr. Ulrike Gehring Geschichte im Bild. Flucht und Migration in der Kunst des 21. Jahrhunderts Do, 12-14 Uhr, Beginn: 08.11.2018 (!) A 246 Als Hans Blumbergs Buch ‚Schiffbruch mit Zuschauer’ 1979 erschien, mag nie- mand, auch der Autor selbst nicht geahnt haben, welche Brisanz seine Thesen 2015 neuerlich entwickelten. Aus der Analyse historischer Bild- und Textdokumen- te schloss er, dass die „Seenot des Anderen“ vor allem dann erhaben erscheint, wenn sich der Schaulustige selbst in Sicherheit wähnt. Ob es diese Sicherheit, Gleichgültigkeit oder Ohnmacht ist, mit der viele Europäer heute auf das Schicksal der boat people blicken, mag Gegenstand anderer Diskussi- onen sein. Im Rahmen eines kunsthistorischen Seminars ist der Protest zu würdigen, mit dem Künstler in Bilddokumenten, Performances und Filmen über das Scheitern auf See berichten. Vor der Folie historischer Schiffskatastrophen formulieren sie eine ‚Ethik’ der Seenot(rettung), derer sich das Seminar in drei Schritten zu nähern versucht:
Teil 01_ In 3 einführenden Lektüresitzungen wird der gesellschaftspolitische Rah- men abgesteckt, innerhalb dessen Künstler und Kuratoren sich globaler Migrati- onsbewegungen annehmen (documenta 14, manifesta 12, etc.) Teil 02_ untersucht zeitgenössische Interventionen, die Flüchtlingen eine Stimme verleihen, Migrationsbewegungen nachzeichnen oder zukünftige Szenarien von Klimaflüchtlingen ersinnen. Teil 03_ fragt nach der Evidenz von Bildstrategien. Da Kunstwerke selbst keine historischen ‚Wahrheiten’ übermitteln, sind an dieser Stelle die Parameter ihrer ästhetischen Kommunikation auszuloten. Besondere Beachtung gilt dabei dem ‚historische Beweisstück’. So steigert sich offensichtlich das Maß an Glaubwürdigkeit, wenn (reale) Planken von an- geschwemmten Flüchtlingsbooten verarbeitet (Guillermo Galindo), gebrauchte Schwimmwesten aus Lesbos inszeniert (Ai Weiwei) und ausgediente Kohlesäcke von Flüchtlingen zusammengenäht werden (Ibrahim Mahama). Vom Kult um das reale Objekt distanzieren sich andere, konzeptionelle Verfahren, für die Forensic Architecture und das Zentrum für politische Schönheit stehen. Mit Hilfe kriminalis- tischer Methoden rekonstruieren sie das Schicksal von Migranten und fordern das Ende einer „policy of non-assistance“. Die Kunst wird zum Protest, dem sich der Zuschauer und der Seminarteilnehmer gleichermaßen stellen sollte. Literatur _kunstforum international. documenta 14. Bd. 248/249, hg. von Dieter Bechtloff, Köln 2017. _Siegmund, Judith. Die Evidenz der Kunst. Künstlerisches Handeln als ästhetische Kommunikation, Bielefeld/Berlin 2007. _Weizman, Eyal. Forensic Architecture. Violence at the threshld of detectability, New York 2017.
MA-Seminar Dr. Stephan Brakensiek Kunst- und Künstlertheorien der Frühen Neuzeit Ein Lektüreseminar Mo, 10-12 Uhr A 246 Als Kunsttheorie versteht man allgemein jede Form von diskursiver Abhandlung über das Wesen, die allgemeinen und speziellen Voraussetzungen von Kunst und ihrem Zustandekommen sowie Texte, die über alle erdenklichen sachimmanenten Gesetz- mäßigkeiten der Bildenden Kunst handeln und den theoretisch angelegten Versuch unternehmen, das Spezifische der Produktion und des Stellenwerts der Kunst sowie der Rolle des Künstlers theoretisch zu bestimmen. Ziel unseres Lektüreseminars ist es, anhand ausgewählter Texte aus der Zeit von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert darüber zu reflektieren, wie Kunst in den unterschiedlichen Epochen gesehen, bewer- tet und begründet wurde bzw. auch in den Blick zu nehmen, welche verschiedenen Rollen dem Künstler theoretisch wie sozial zuerkannt wurden und welchen Kriterien er zu gehorchen hatte. Dazu werden wir verschiedene Kunsttheoretiker in den Blick nehmen. Die Texte werde ich Ihnen am Beginn des Semesters zur Verfügung stellen. Eine regelmäßig vorbereitend vorzunehmende Lektüre der Texte wird ebenso voraus- gesetzt, wie die Bereitschaft, jeweils einen Kunsttheoretiker etwas genauer »unter die Lupe« zu nehmen und im Seminar in einem Impulsreferat vorzustellen.
MA-Seminar Prof. Dr. Gottfried Kerscher Ich sehe was, was Du nicht siehst Bild und Imagination anhand der Filme von Antonioni und Nolan Mi, 10-12 Uhr A 246 Zwei Filme stehen im Mittelpunkt dieses Seminars: Blow Up (1966) von Michelangelo Antonioni und Prestige – die Meister der Magie (2006) von Christopher Nolan. Beide Filme bedienen auf sehr intelligente und unter Verwendung der Filmbilder das Thema Illusion. Ist es bei Nolan das Zaubern, das Duplizieren, vielleicht auch das Morden – in jedem Fall aber die Illusion, die Täuschung der Zuschauer*in, so ist es bei Antonioni eine näher am Filmischen „Material“ befindliche Illusion, die z.B. durch die Körnung des Film- und Fotomaterials, aber auch durch die Debatte um die Wirkung und den Einfluss der (Film-)Apparatur erzeugt wird (daher: „Apparatustheorie“). Letztlich ist es aber in beiden Fällen die Illusion des Filmischen, die Thema der Filme und der Film- bilder sind, die die Zuschauer*innen auf eine falsche (bildlich „ausgelegte“) Fährte lenken. Dabei werden selbstverständlich die zeitgebundenen Theorien von Illusion thematisiert, und es bleibt nicht bei den einzelnen Hinweisen, Fährten, Filmbilder, Szenen usw. Derlei Überlegungen über die Wirklichkeit oder Illusion in der Kunst wurden immer wieder bespielt – aktuell, um nur dieses eine Beispiel zu nennen – im Diskurs von Bild und Handlung, im Bild als Performance (vgl. die Studien von Bissera Pentcheva (Stanford University), derzeit im Wissenschaftskolleg in Berlin. Im Seminar werden wir uns auch um Filmtheorie und -geschichte kümmern; die Filme werden an zwei Abenden zu sehen sein.
Kolloquium Prof. Dr. Ulrike Gehring Neue Forschungen zur Kunstgeschichte. BA/ MA/ Diss.– Kolloquium Erster Termin (geblockt): 17.11.2018, 09:30–18.00 Uhr Ort: wird noch bekannt gegeben Das Kolloquium richtet sich an alle Studierenden und Promovierenden, die eine BA/MA-Arbeit oder Dissertation planen oder diese bereits verfassen. Im Unter- schied zu Seminaren sind hier die Themen nicht vorgegeben. Eigene Ideen oder Fragestellungen können in Hinblick auf die Abschlussarbeit sondiert und vorge- stellt werden. Kandidaten/innen, die noch auf der Suche nach einem passenden Thema sind, bietet das Kolloquium die Möglichkeit, eine erste Ideenskizze zu referieren. Noch nicht angemeldete Projekte sollten zunächst in der Sprechstunde vorbesprochen werden. Besteht der Wunsch, können BA- oder MA-Arbeiten zusätz- lich auch im kleineren Kreis, jeweils Do 18-20 Uhr n.V. diskutiert werden. Der erste gemeinsame Termin ist davon unbehelligt, der 17.11.2018. Laufende Forschungsprojekte anderer Universitäten können jederzeit als Gast- vorträge eingebracht werden, insbesondere, wenn ein thematischer Bezug zu hiesigen Forschungsschwerpunkten besteht oder das Projekt universitätsübergrei- fend betreut wird. Gäste sind herzlich willkommen. Für Doktoranden/innen ist der Besuch der Veranstaltung verpflichtend. Sollten inhaltliche oder organisatorische Rückfragen bestehen, melden Sie sich gerne in der Sprechstunde oder per Mail.
Kolloquium Prof. Dr. Gottfried Kerscher Kolloquium BA/MA und Promotion: Präsentation und Diskussion von Bachelor-, Masterarbeiten und Dissertationen Mo, 12-14 Uhr A 246 erste Sitzung am 29.10.18 ! Wie in den Modulhandbüchern vorgegeben, sollen, dürfen und können die Abschlusswilligen ein Kolloquium bei einer/m Professor*in ihrer Wahl besuchen. Sinnvollerweise, jedoch nicht zwingend, kann bei dieser/m Professor*in die Abschluss- oder Qualifikationsarbeit eingereicht werden. Die Wahl dieser Person steht Ihnen frei und ist unabhängig vom Thema, das zu wählen Sie planen. Im Kolloquium ist es üblich und vorgesehen, dass Sie entweder Ihr Thema vorstel- len und / oder mit den Anwesenden diskutieren, welche Fragen Sie an die Ob- jekte oder Probleme knüpfen, wie weit Sie sind oder mit welchen Fragen Sie sich beschäftigen. Dabei kann ein Thema auch nur vorgestellt werden. Die erste Sitzung wird am 29.10.2018 um 12 Uhr in A 246 stattfinden; die weite- ren Arbeiten werden in einem Blockseminar vorgestellt. Dieses ist derzeit für den 26.1.2019 geplant (10.15-18 Uhr). An dem ersten Termin können Sie Vorschläge unterbreiten, Fragen stellen und sich für das Blockseminar vor-anmelden.
BA/MA-Abschlusskolloquium Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart Blocktermine; erstes Koordinationstreffen zur Absprache am Mi., 24. Oktober 2018, 16-18 h Raum: A 246 Sollten Sie beim Vorbesprechungstermin verhindert sein, dann melden Sie sich bitte per E-Mail oder in meiner Sprechstunde oder zu einem Termin nach Vereinbarung Die Veranstaltung richtet sich an alle, die mich als Betreuer ihrer akademischen Abschlussarbeit wählen möchten. Ich betreue Themen von der Kunst des Mittelal- ters bis hin zur Kunst der Gegenwart. Gleichzeitig wird das Kolloquium für Nebenfachstudierende im BA- oder Master- Studiengang für jene angeboten, die bei mir ihre mündliche Nebenfachprüfung im BA- bzw. Master-Abschlussmodul ablegen wollen. Das Kolloquium ist ebenso für Hauptfachstudierende ratsam, die sich mit der Absicht tragen (›quälen‹) eine Bachelor- bzw. Masterarbeit oder ein Dissertati- onsthema, gleich welcher Gattung, in Angriff zu nehmen, und sich für mich als Betreuer entschieden, aber noch kein Thema haben. Denn die Veranstaltung soll auch fortgeschrittene Studierende bei freier Themenwahl mit Fragestellungen und Methoden der kunsthistorischen Forschung vertraut machen; mögliche Themen können zur Diskussion gestellt sowie die neuere Forschungsliteratur kritisch be- leuchtet werden. Hinweise zur mündlichen Bachelor- / Master-Abschlussprüfung Bachelor Für die Abschlussprüfung beim Hauptfach wie Nebenfach Kunstgeschichte setzen sich die Themen der mündlichen Bachelor-Abschlussprüfung von 30 Minuten bei mir aus zwei gleichgewichtigen Teilprüfungen zu je 15 Minuten zusammen bei freier Themen- wahl: Sie können nach Absprache frei alle Themen vom Mittelalter bis zur Kunst der Gegenwart wählen bzw. alle Gattungen oder Methoden der Kunstgeschichte. Bewährt hat sich, dass die Themen aus den von Ihnen besuchten Lehrveranstal- tungen, wie Vorlesungen, Seminaren, Praxisprojekten oder Exkursionen (selbst- redend auch jene Veranstaltungen, die ich nicht selbst gehalten habe) gewählt
werden. Bei Kunstgeschichte als Hauptfach könnten auch Kenntnisse der Bau- und Kunstgeschichte Triers (vom Mittelalter bis zur Gegenwart) ein Prüfungsthema sein. Master Beim Hauptfach Kunstgeschichte setzen sich die Themen der mündlichen Master- Abschlussprüfung von 45 Minuten aus zwei gleichgewichtigen Teilprüfungen zu je ca. 20 Minuten zusammen. Bei der Themenwahl sind Sie vollständig frei; ich prüfe nach Absprache alle Epochen vom Mittelalter bis zur Kunst der Gegenwart sowie alle Gattungen oder Methoden der Kunstwissenschaft.
Exkursion Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke 5-Tages-Exkursion Karlsruhe 11. bis 15. Februar 2019 mit Stadtrundgängen sowie Badisches Landesmuseum, Staatliche Kunsthalle sowie Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) Die An- und Abreise wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ebenso selbst organisiert, wie deren Unterbringung in Karlsruhe (bitte alle Belege aufheben und für den Exkursionszuschuss einreichen). Wir treffen uns das erste Mal am Mo., den 11. Februar um 14:00 Uhr an der Pyramide auf dem Marktplatz zu einem gemeinsa- men kunsthistorischen Stadtrundgang. Die Exkursion endet am Fr., den 15. Februar gegen Mittag. Die Exkursion kommt nach den Vorschriften des Fachbereichs III der Universität Trier nur zustande, wenn sich mindestens sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbindlich schriftlich angemeldet haben. Neben der Stadtgestalt – Karlsruhe ist eine der letzten großen europäischen Stadtgründungen auf dem Reißbrett – stehen vor allem die Bestände des Badi- schen Landesmuseums, der Staatlichen Kunsthalle und des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) im Mittelpunkt der Exkursion. Sie bieten gattungsübergreifend Einblicke in die europäische und internationale Kunstentwicklung vom Spätmittel- alter bis zur Gegenwart. Zu weiteren Exkursionen sowie zu den im Wintersemester angebotenen Ortsterminen siehe die Aushänge am Schwarzen Brett sowie die Ankündigungen auf der Homepage des Fachs.
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