Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
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Sommersemester 2019 Auftakt Ausgabe 25 IM FOKUS: DIGITALISIERUNG Filmmusik – eine digitale Kunst? Künstliche Intelligenz in Kunst und Musik Musikstudium: alles online? DAAD-Gastprofessorin für jüdische Musik Meisterkurse: Von Erfahrung lernen ZEITSCHRIFT DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND THEATER MÜNCHEN
Ausgewählte Höhepunkte im Sommersemester 2019 Mo. 1.4. bis Mi. 3.4., jeweils 19:00 Uhr Liedforum 2019: »Prima le parole!« Arcisstraße: Großer Konzertsaal Künstlerische Leitung: Prof. Donald Sulzen 10 € / erm. 7 €, München Ticket Fr. 12.4., 19:00 Uhr WERKSTATTkonzert: Mozarts Violinkonzerte Arcisstraße: Großer Konzertsaal Wolfgang Amadeus Mozart Violinkonzerte Eintritt: 17 € / erm. 10 € Nr. 1 B-Dur KV 207 ⋅ Nr. 2 D-Dur KV 211 ⋅ Nr. 3 G-Dur KV 216 ⋅ Nr, 4 D-Dur KV 218 ⋅ München Ticket Nr. 5 A-Dur KV 219 Studierende der künstlerischen Violinklassen ⋅ HSO München ⋅ Dirigentinnen und Dirigenten: Studierende der Dirigierklasse Prof. Marcus Bosch und Prof. Georg Fritzsch Fr. 3.5., 19:00 Uhr ROMANTIKfenster: Sibelius-Porträt Arcisstraße: Großer Konzertsaal Jean Sibelius Finlandia op. 26 ⋅ Violinkonzerte d-Moll op. 47 ⋅ Sinfonie Nr. 2 D-Dur Eintritt: 17 € / erm. 10 € Solist: Ingolf Turban (Violine) ⋅ HSO München ⋅ Dirigent: Marcus Bosch München Ticket Fr. 10.5. bis Sa. 11.5., Barocktage 2019 verschiedene Zeiten Studierende und Lehrende des Instituts für Historische Aufführungspraxis präsentieren Arcisstraße: verschiedene Säle in vier Konzerten Werke der Alten Musik in verschiedenen Besetzungen. Dabei steht Informationen zu Eintrittspreisen der die Turnierkantate von Pietro Torri (Fr., 19:00 Uhr) ebenso auf dem Programm wie einzelnen Konzerte finden Sie auf verschiedene Werke für Consort (Fr., 20:30 Uhr), Kammermusik (Sa., 17:00 Uhr) oder www.musikhochschule-muenchen.de Werke für Barockorchester (Sa., 19:00 Uhr). Mi. 15. bis Fr. 17.5., jeweils 19:00 Uhr Tage der Kammermusik 2019 Arcisstraße: Großer Konzertsaal Studierende der Kammermusikklassen, darunter mehrfach ausgezeichnete Ensembles Eintritt: 10 € / erm. 7 € wie das Lux Trio, das Aoi Trio und das Yugen Trio München Ticket Künstlerische Leitung: Prof. Dirk Mommertz Fr. 31.5., 19:00 Uhr Chorkonzert: Der Madrigalchor singt Mendelssohn Prinzregententheater Felix Mendelssohn Bartholdy »Ein Sommernachtstraum« op. 61, Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 52 17 € / erm. 10 € Anna-Lena Elbert (Sopran), Johanna Duscher (Sopran), Eric Price (Tenor) München Ticket Madrigalchor Münchner Symphoniker ⋅ Dirigentinnen: Sonja Lachenmayr und Anna Sicklinger (Prüfungskonzert Master Chordirigieren, Klasse Prof. Michael Gläser) Mi. 5.6., 19:00 Uhr Ballett-Akadamie on stage Gasteig: Carl-Orff-Saal Studierende der Ballett-Akademie der HMTM Eintritt: 20 € / erm. 10 € Leitung: Prof. Jan Broeckx München Ticket Di. 16.7., 20:00 Uhr Jazznacht der HMTM Gasteig: Carl-Orff-Saal Studierende und Lehrende des Jazz Instituts der HMTM Eintritt: 10 € / erm. 7 € Leitung: Prof. Claus Reichstaller München Ticket Auftakt – Zeitschrift der Hochschule für Druck: Panta rhei-CM, Martinsried Musik und Theater München Auflage: 4.000 ⋅ Erscheinungsweise: Herausgeber: zweimal Mal jährlich zu Semesterbeginn Präsident Prof. Dr. Bernd Redmann Bildnachweise: Titel: Kay Fretwurst; Arcisstraße 12 ⋅ 80333 München U2: Gregory Giakis; S. 6: KSKME/Stefan Tel. +49 (0)89 / 289 -03 Obermeier; S. 8: TimeRide VR; S. 15: E-Mail: verwaltung@hmtm.de Pryor Dodge; S. 17: Grafik v. Sophie www.musikhochschule-muenchen.de Brand; S. 18: Grafik v. Jutta Drinda; S. 24 Redaktion und nicht namentlich oben: Karoline Wolf; S. 24 unten: Jonas gezeichnete Texte: Maren Rose (mr) Becker; S. 25 Regler: Silke Rössner; S. 25 Mitarbeit und Texte: Mlineritsch: privat; S. 25 Pongratz: privat; Max Horch (mh), Susanne Mlineritsch S. 26: Dirk Mommertz; S. 27 unten: Ste- (sml), Katinka Welz (kw) fanos Notopoulos; S. 28: Gregory Giakis; Mit Namen gekennzeichnete Beiträge S. 29: Lucas Jubl; S. 30 oben: Alexander erscheinen in der Verantwortung der Maurer; S. 30 unten: Georgi Gialamas; jeweiligen Autorinnen und Autoren. S. 31: Lucas Jubl/ Concours de Genève Grafische Gestaltung: Soweit nicht anders angegeben: HMTM Kay Fretwurst, Spreeau Redaktionsschluss: 25.02.2019 www.musikhochschule-muenchen.de
Im Fokus: Digitalisierung Digitale Möglichkeiten Digitale Prozesse sind aus unserem Alltag nicht mehr weg- Auch in vielen anderen Bereichen werden digitale Mög- zudenken: Kommunikation per E-Mail oder Social Media, lichkeiten erprobt und in die Ausbildung integriert. Diese das Nachschlagen von Wissen im Internet, Musik und Vi- Ausgabe unseres Hochschulmagazins stellt viele dieser un- deo im Online-Stream. Diese Liste ließe sich fast endlos terschiedlichen Entwicklungen vor. fortsetzen. Entwicklungen wie das »Internet of Things« Wir als Hochschule für Musik und Theater München ste- oder Künstliche Intelligenz drängen auf den Markt. Was hen dabei für eine ausgewogene Verbindung von großer aber bedeutet die alles durchdringende Digitalisierung für Tradition und künstlerischer Innovation. Performative uns als Hochschule für Musik und Theater München? Künste wie Musik, Tanz und Theater werden auch weiter- Natürlich nutzen unsere Studierenden und Lehrenden di- hin vor allem im direkten Austausch mit dem Publikum gitale Kommunikations- und Recherchewege. Programme ihren besonderen Reiz entwickeln. Bisher und sicherlich zum Notenschreiben, Möglichkeiten im Blended Learning auch in Zukunft kann nichts die intensive Ausbildung oder digitale Angebote der Bibliothek erleichtern auch im im persönlichen Einzel- und Gruppenunterricht ersetzen. Musikstudium zahlreiche Arbeiten. Auch viele Abläufe Die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht zu erforschen der Studienorganisation und der Verwaltung sind heute und mit ihnen zu experimentieren, wäre jedoch verant- digitalisiert. Besonders interessant wird die Frage nach wortungslos. Unser Ziel ist es, die nächste Generation von der Digitalisierung für uns aber immer dann, wenn neue Künstlerinnen und Künstlern in den Bereichen Musik, künstlerische und gestalterische Möglichkeiten entstehen. Tanz und Theater so auszubilden, dass sie neue Entwick- Unsere Studiengänge wie Komposition für Film und Me- lungen kritisch begleiten und mitgestalten und diese be- dien oder Kultur- und Musikmanagement setzen sich be- wusst in ihre Arbeiten integrieren können, wenn es ihnen reits heute intensiv mit digitalen Prozessen auseinander. sinnvoll erscheint. Dafür setzen wir uns ein. Prof. Dr. Bernd Redmann Präsident der Hochschule für Musik und Theater München Inhalt Im Fokus: Digitalisierung Qualitätsverständnis der HMTM: Im Zentrum steht die Qualität der Lehre . . . . . . . . . . . . . . 20 Filmmusik – eine digitale Kunst? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 #MeToo: Interne Diskussion und Zukunftsvision: Digital Arts Center . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 konsequentes Handeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Musikstudium: alles online? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Bauvorhaben als Geduldsprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Digitale Disruption – die digitale Realität unserer vernetzten Gesellschaft . . . . . 8 Menschen Künstliche Intelligenz in Kunst und Musik . . . . . . . . . . . . 9 Neue Professoren im Gespräch: Eine Plattform für digitale musikalische Bildung . . . . . . . . 10 Georg Arzberger und Lukas Maria Kuen . . . . . . . . . . . . . . 24 Die Bibliothek – ein virtueller und realer Raum Neue Gesichter in der Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 in der digitalen Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Neue Leitung des Career Center: Anita Pongratz . . . . . . . . 25 eCampus: Ein bayerisches Pilotprojekt für digitale Studienverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Digitales Bewerber-management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Berichte aus dem Hochschulleben Meisterkurse: Von Erfahrung lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 HMTM aktuell Alumnus im Gespräch: Jonas Kaufmann . . . . . . . . . . . . . 27 Expertin für jüdische Musik: Nachhaltiges Engagement für Neue Musik . . . . . . . . . . . . . 28 Dr. Tina Frühauf als DAAD-Gastprofessorin . . . . . . . . . . 15 Premiere eines neuen Dreiklangs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Musiktheater im Reaktor 2019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Volksmusik im Fernsehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Konferenz: Kreativität gemeinsam entwickeln . . . . . . . . . . 18 Kurt Maas Jazz Award 2019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Listening to China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Erfolg beim Wettbewerb »CAMPUS Dirigieren« . . . . . . . . 31 Auftakt 25 | 2019 3
IM FOKUS: DIGITALISIERUNG Filmmusik – eine digitale Kunst? In kaum einem künstlerischen Studium an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) berühren sich die analoge und die digitale Welt so intensiv wie im Bachelor-Studiengang Komposition für Film und Medien. »Natürlich spielt Digitalisierung für die Filmmusik sieren zu können. Der Umgang mit MIDI, also dem »Musi- eine große Rolle! Ohne solche Techniken funktioniert cal Instrument Digital Interface«, das die Kommunikation Filmmusik heute eigentlich gar nicht mehr«, erklärt Teresa zwischen einem Computer und verschiedenen Musikinst- Henselmann, die nach erfolgreichem Abschluss eines rumenten oder anderen Geräten ermöglicht, gehört für die Bachelors in Musikwissenschaft seit dem Wintersemester Studierenden zum Alltag. Aber der Fächerkanon der aktuell 2018/19 an der HMTM Komposition für Film und Medien zwölf Filmmusik-Studierenden umfasst auch traditionellere studiert. »Wir müssen unser Material letztlich ja auf jeden Fächer: Filmmusikanalyse, Gehörbildung, filmspezifische Fall digitalisieren, damit es für einen Film verwertbar ist.« Instrumentenkunde, Jazz-Komposition und natürlich Ein- In der Tat: Die Digitalisierung ist aus dem Bereich der zel- und Gruppenunterricht im Fach Komposition. Filmmusik heute nicht mehr wegzudenken. Egal ob es um »Im Gruppenunterricht bekommen wir oft verschiedene digitale Aufnahmetechniken geht, ob digitale Möglichkei- gemeinsame Vorgaben oder Klänge, mit denen wir arbeiten ten für die Klangerzeugung oder Klangbearbeitung genutzt sollen, z.B. das Fallen von Münzen auf den Fußboden werden oder ob das Material letztlich digital gespeichert oder ein einzelner Ton vom Hackbrett. Es ist unglaublich und mit einem Film zusammengeschnitten wird – immer spannend, wie unterschiedlich die Ergebnisse am Ende sind es digitale Prozesse, mit denen gerade Komponistinnen sind. Jeder von uns macht etwas komplett Eigenes«, be- und Komponisten von Filmmusik konfrontiert sind. Da- schreibt Teresa Henselmann den Gruppenunterricht. Dabei her spielt auch in der Ausbildung im Bachelor-Studiengang betont sie insbesondere die gute Klassenatmosphäre: »Wenn Komposition für Film und Medien an der HMTM das sich jemand mit einem Programm noch nicht so gut aus- digitale Arbeiten eine große Rolle. Aufnahmetechniken kennt, hilft ihm jemand. Zum Glück muss man zu Beginn werden ebenso unterrichtet wie der Bereich Sampling und des Studiums noch nicht alles können. Aber es ist natürlich Synthese, in dem es um das Bearbeiten von Klangmateri- hilfreich, wenn man vorher schon etwas gemacht hat. Ich al geht. Natürlich arbeiten die jungen Komponistinnen habe z.B. schon länger mit Geräuschen experimentiert und und Komponisten auch mit zahlreichen Programmen, um habe zu Hause einen Computer mit Keyboard und zwei Bo- ihre Werke zu erstellen. Wichtig sind z.B. Logic, Ableton, xen und auch ein Audio-Interface, das analogen Klang in ProTools und Cubase, um Klänge bearbeiten und organi- digitale Signale verwandelt.« Wenn Prof. Gerd Baumann, 4 Auftakt 25 | 2019
ImImFokus: Fokus:Digitalisierung Experimente Leiter des Studiengangs Komposition für Film und Medi- schen dran. Das entspricht manchmal mehr mir selbst, der en und selbst Musiker, Komponist und Produzent, an die Sound passt dann einfach zu mir. Ich weiß, woher er kommt, heutigen technischen Möglichkeiten denkt, muss er lachen: ich habe ihn erschaffen. Rein digitale Klänge sind für mich »Ich fühle mich manchmal wie ein Dinosaurier: Ich selbst manchmal nicht so pur, nicht so ehrlich.« habe Gitarre studiert – in Deutschland konnte man An- Gerd Baumann macht noch einmal deutlich: »Digital heißt fang der 90er Jahre nirgendwo Filmkomposition studieren. nicht zwangsläufig besser oder innovativer, ist also allein Ich war dann in Los Angeles in einem Kurs, der ›Compo- kein Qualitätsmerkmal. Wir in der Filmmusik arbeiten vor sing and Conducting to Pictures‹ hieß. Wir hatten da noch allem mit jeder Form von Klang. Dabei haben natürliche handgeschriebene Cue-Sheets und haben mit Fernseher die Klänge – also z.B. von realen Instrumenten oder Gegenstän- Musiker dirigiert.« den – andere Klangeigenschaften als rein digitale, synthe- Kenntnisse über reale Instrumente und verschiedene Auf- tische Klänge. Die Frage ist also: Nutzen wir synthetisches nahmetechniken sind für die Studierenden auch in der oder natürliches Klangmaterial – und wofür?« Grundsätz- heutigen Zeit sehr wichtig. So nehmen die Komponistinnen lich sieht der Leiter des Studiengangs noch großes Entwick- und Komponisten regelmäßig verschiedene Instrumente auf. lungspotential, um aktuelle Entwicklungen noch stärker Zuletzt konnten sie mit Studierenden aus den Bratschen- und aufzugreifen: »Ich würde unser Angebot gern noch in die Celloklassen eine große Aufnahme realisieren. Die Klänge Bereiche der Unterhaltungsmusik und Aspekte von DJing wurden später weiter bearbeitet. Nils Wrasse, der im drit- und VJing entwickeln. Die Grenzen unserer Arbeiten hin zu ten Semester Komposition für Film und Medien studiert, einer Intelligent Dance Music sind fließend.« Auch die Berei- beschreibt das Verhältnis von ditigalen und analogen Kän- che Gaming und Sounddesign spielen eine immer größere gen wie folgt: »Es ist nicht nur so, dass echte Instrumente Rolle bei möglichen Berufsbildern für Absolventinnen und anders klingen als digitale Kopien. Mittlerweile gibt es auch Absolventen. Hier erkennt Gerd Baumann Möglichkeiten digitale Nachbildungen von Synthesizern und Hallgeräten. für größere, auch interdisziplinäre Kooperationen. »Wenn Auch hier ist es so, dass die ›echten‹ Geräte anders klingen sich die Ideen eines Digital Arts Centers an der HMTM und reagieren als ihre Kopien. Analoge Instrumente oder realisieren, gibt es hier bestimmt viele Anknüpfungspunk- Geräte klingen einfach alle immer ein wenig unterschied- te für unseren Studiengang.« Für Nils Wrasse stehen solche lich – das gibt es beim rein digitalen Material nicht.« Teresa Perspektiven im Moment noch nicht im Vordergrund: »Mit Henselmann ergänzt: »In der Kunst gibt es immer wieder Blick auf Musik für Computerspiele käme es für mich sehr neue Wege. Digitalisierung erleichtert vieles und lässt neue auf das Spiel an. Ich persönlich bin kein großer Gamer. Was Möglichkeiten entstehen. Dennoch finde ich es immer wie- ich aber spannend finde, ist es, bei einer Filmmusik auch der wichtig, vom Digitalen zurückzutreten und zu überlegen, mit Sounddesignern zusammen zu arbeiten. Die Grenzen was wirklich im Leben stattfindet. Oft gehe ich zurück zum zwischen Sounddesign und Musik können leicht verschwim- Instrument. Natürliche Klänge sind oft viel näher am Men- men – dann wird es interessant.« // mr Zukunftsvision: Digital Arts Center Um digitale Entwicklungen für die künstlerische Ausbildung nutzbar zu machen, entwickelt die Hochschule für Musik und Theater München die Zukunftsvision eines Digital Arts Center am Campus Arcisstraße. »Viele unserer Studiengänge setzen sich mit den inhaltlichen schulen, insbesondere mit der Hochschule für Fernsehen Möglichkeiten der Digitalisierung auseinander. Als Kunst- und Film, sollen in einem neuen »Digital Arts Center« digi- hochschule sind wir ganz klar ein Ort, der für Kreativität und tale Forschungs- und Ausbildungsansätze zusammengefasst Innovation steht. Daher ist es mir ein großes Anliegen, dass und interdisziplinär weiterentwickelt werden. Dies betrifft unsere Studierenden auch mit Blick auf die Digitalisierung z.B. Bereiche wie Sounddesign, Gaming, Einbeziehung von den vollen Zugriff auf neueste Entwicklungen haben und Künstlicher Intelligenz oder digitale Medien. Daneben soll diese für ihre eigenen künstlerischen und wissenschaftli- in einem »Inkubator« die Entwicklung von kultur- und krea- chen Ideen nutzbar machen können«, fasst Prof. Dr. Bernd tivwirtschaftlichen Start-up-Ideen ermöglicht werden. Durch Redmann, Präsident der HMTM, die Relevanz von Digita- enge Kooperationen zwischen den Hochschulen, aber auch lisierung für die Münchner Musikhochschule zusammen. zwischen verschiedenen Studienbereichen der HMTM sollen Vor diesem Hintergrund hat die HMTM eine klare Vision: dort Impulse der Digitalisierung aufgenommen und in eine In enger Zusammenarbeit mit anderen Münchner Hoch- zukunftsgerichtete Ausbildung integriert werden. // mr Auftakt 25 | 2019 5
Im Fokus: Digitalisierung Musikstudium: alles online? Hochschulen sind heute dazu aufgerufen, die Digitalisierung für Innovation in Forschung und Lehre nutzbar zu machen. Aber wie digital ist ein Musikstudium? Wo eröffnen sich neue Möglichkeiten durch digitale Prozesse? Einige Studierende aus verschiedenen Fächern geben Antwort auf diese Fragen. »Mein Studium an sich ist nicht digital«, erklärt Medine Mi- ben mich diese Kompositionen jedoch nicht. Vielleicht liegt jiti, die Komposition im Master bei Prof. Jan Müller-Wieland es daran, dass ein Roboter kein Herz hat? Als Komponistin studiert. Damit bringt sie den Alltag von vielen Musikstu- schreibe ich das, was aus meinem Inneren kommt. Roboter dierenden an der HMTM auf den Punkt. Selbstverständlich sind natürlich klüger als Menschen, aber die Emotionen und steht in der künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen der tiefe Ausdruck lassen sich im Moment in Kompositionen Ausbildung auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung der von Robotern noch nicht nachbilden.« persönliche Einzel- und Gruppenunterricht im Zentrum der Für Felix Kolb, der im vierten Semester Schlagzeug im Mas- Musikausbildung. Das intensive Üben, oft viele Stunden am ter bei Prof. Raymond Curfs studiert, gibt es schon einige Tag, das genaue Zuhören und Erfahren von Musik und das Entwicklungen, die auch künstlerisch nutzbar gemacht öffentliche Auftreten bei Live-Konzerten vor Publikum sind werden könnten: »Das Schlagzeugrepertoire entwickelt sich nach wie vor wichtige, nicht-digitale Bereiche im Musikstu- gerade rasant. Da gibt es auch einige interessante Stücke mit dium. Aber natürlich gibt es viele Berührungspunkte eines der Zuspielung von elektronischer Musik, also mit Tape, Musikstudiums mit verschiedenen digitalen Entwicklun- manchmal auch mit Live-Elektronik. Theoretisch gäbe es gen – sei es nun das künstlerische Ausloten von digitalen auch die Möglichkeit, dass ein Instrument z.B. über Mikro- Prozessen und Techniken oder der Umgang mit Digitalisie- sensoren eine Schnittstelle zu einem Computer wird – dann rung bei Kommunikations- und Verwaltungsabläufen. gäbe es eigentlich unbegrenzte künstlerische Möglichkei- In diesem Zusammenhang konnte die Kompositionsstuden- ten.« Auch ein elektronisches Marimba gibt es mittlerweile tin Medine Mijiti im Februar 2019 inspirierende Eindrücke in den Schlagzeugklassen. Bisher werde es vor allen Dingen gewinnen. Ein Master-Student der TU München aus dem benutzt, um bei Combo-Projekten einen Bass einzuspielen, Fach Informatik stellte in einem Gastseminar neue Ent- berichtet Felix Kolb. Gerade in der Kammermusik wird wicklungen der Robotik vor. Mit einem Roboter zeigte er, für ihn aber noch ein anderer Aspekt der Digitalisierung wie dieser anhand von Kompositionsbeispielen ein eigenes deutlich: »Ich spiele sehr viel Musik vom Tablet. Mittlerweile Werk erschaffen konnte. Deutlich wurde auch, dass Roboter nutze ich viel digitales Notenmaterial – z.B. über die Websi- langfristig einige Instrumente werden spielen können und te IMSLP oder über digitale Notenkäufe, die insbesondere so Interpretinnen und Interpreten in Zukunft ergänzen bzw. von kleinen oder Selbst-Verlagen angeboten werden. Kombi- vielleicht sogar ersetzen könnten. Für Medine Mijiti war der niert mit Hörbeispielen auf meinem Smartphone habe ich Eindruck der aktuellen Möglichkeiten jedoch deutlich: »Der dann eine ganze Musikbibliothek immer dabei! Mit Noten Roboter kann vielleicht einen Stil nachahmen, berührt ha- auf dem Tablet kann ich gerade auch bei Kammermusik toll 6 Auftakt 25 | 2019
ImImFokus: Fokus:Digitalisierung Experimente aus der Partitur spielen und habe so ein ganz anderes Ver- Grafikprogramme waren für mich sehr wichtig. Ich denke, ständnis für das Zusammenspiel. Insbesondere seit ich auch dass ich gerade als Lehrer später auch Programme und Pla- noch über ein Pedal die digitalen Noten umblättern kann, kate für Schulveranstaltungen gestalten muss. Da ist es sehr nutze ich das sehr viel.« Bei Konzerten spiele er trotzdem lie- hilfreich, das im Studium zu lernen.« Solche Kompetenzen ber auswendig oder aus Papiernoten. Auch für viele andere sind aber nicht nur für angehende Lehrerinnen und Lehrer Studierende sei die Unsicherheit immer noch zu groß, ob in wichtig, auch Studierende der künstlerischen Fächer müss- der Konzertsituation nicht doch das Tablet einmal versagt, ten sich in ihrem späteren Beruf mit digitalen Kommuni- sich das Programm aufhängt oder der Akku leer ist. »Im kationstechniken auskennen, sieht Anita Pongratz, die seit Studienalltag, also für Recherchen und dergleichen, ist die Januar 2019 das Career Center der HMTM leitet: »Es gehört Digitalisierung aber ein Segen!« heute einfach dazu, dass bestimmte Textverarbeitungspro- Das weiß auch Sophia Schambeck, Bachelor-Studentin im gramme beherrscht werden. Zunehmend wird auch die ei- Studiengang Historische Aufführungspraxis mit Hauptfach gene Vermarktung in den Sozialen Medien wichtiger. Wie Blockflöte: »Ich nutze sehr viele digitale Rechercheangebote tiefgreifend sich die Studierenden mit solchen im weitesten für mein Studium z.B. IMSLP, wo ich viel Renaissance- und Sinne digitalen Fähigkeiten auskennen sollten, ist sicher von Barockmusik finden kann, oder verschiedene Angebote von Studiengang zu Studiengang verschieden. Aber ein Grund- Bibliotheken oder Online-Portalen. Gerade im Bereich der stock gehört für alle auf jeden Fall dazu.« Alten Musik ist es unendlich wertvoll, dass viele historische Der Studienalltag ist jedenfalls ohne digitale Prozesse auch Notendrucke und Faksimile mittlerweile verfügbar sind. Da an der HMTM nicht mehr zu denken. So werden die Kurse kann ich oft die komplette Quelle mit Titel und Einband mittlerweile komplett über die online-Plattform »eOffice« einsehen.« Die kritische Auseinandersetzung mit Verlags- gebucht. In diesem Portal können sich die Studierenden ausgaben und Quellen ist in der Historischen Aufführungs- auch darüber informieren, wie viele ECTS-Punkte sie in praxis ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung: »Die verschiedenen Bereichen noch benötigen. Dennoch lassen Ausgaben von Verlagen sind oft an die Spielgewohnheiten sich viele Rahmenbedingungen noch verbessern, findet der heutigen Zeit angepasst. Dabei geht sehr vieles verloren, Matthias Bertelshofer von der Studierendenvertretung. Im wenn es nicht gerade eine kritische Urtextausgabe ist. Wir neu formierten Studierenden-Konvent, der sich im Januar sind es z.B. heute gewohnt, dass die Musik mit Taktstrichen 2019 konstituierte, treffen sich die gewählten Mitglieder gegliedert ist – das war in der Renaissancemusik aber nicht der Studierendenvertretung mit Vertreterinnen und Ver- der Fall. Auch Vorzeichen wurden nicht überall notiert. Für tretern der einzelnen Fachschaften der elf Institute. In der das Zusammenspiel und das Verständnis für diese Musik ist ersten Sitzung im Januar wurden auch wichtige Themen daher die Quellenforschung unglaublich wichtig. Das wird mit Bezug zur Digitalisierung des Studienalltags diskutiert. durch digitalisierte Quellen wahnsinnig erleichtert. Auch Matthias Bertelshofer berichtet: »Unter den Studierenden für Programmrecherchen oder eine Sichtung von verschie- herrscht ziemliches Unverständnis darüber, dass man an denen Büchern ist das Internet unglaublich hilfreich.« unserer Hochschule seine Immatrikulationsbescheinigun- Diese Erfahrung hat auch Michael Haas gemacht, der im gen immer noch nicht digital erhalten kann. Auch die Wintersemester 2018/19 sein Schulmusikstudium mit Prüfungsanmeldung für die künstlerischen Studiengänge Erstinstrument Posaune begonnen hat. Im ersten und sollte endlich online möglich sein. Was wir uns außerdem zweiten Semester haben die Studierenden der Schulmusik wünschen würden, wäre die Möglichkeit, online Räume Unterricht im Fach Multimedia, in dem ihnen Grundfä- zu buchen. Das wäre eine riesige Erleichterung – gerade higkeiten im Umgang mit digitaler Audio- und Videobe- wegen unserer vielen verschiedenen Standorte.« Einige arbeitung ebenso vermittelt werden wie das Arbeiten mit dieser geforderten Funktionen stehen bereits kurz vor der Grafikprogrammen oder das Erstellen einer Website. »Für Einführung, an anderen wird noch gearbeitet. Eins ist je- mich war das Programmieren einer Website und auch der doch klar: Die HMTM wird sich auch weiterhin intensiv Umgang mit Cubase zum Bearbeiten von Audio-Material mit den verschiedenen Aspekten der Digitalisierung ausei- total interessant«, berichtet Michael Haas. »Aber auch die nandersetzen. // mr Auftakt 25 | 2019 7
Im Fokus: Digitalisierung Digitale Disruption – die digitale Realität unserer vernetzten Gesellschaft Das Institut für Kulturmanagement und Medien der HMTM setzt sich intensiv mit der Frage auseinander, wie sich die Digitalisierung auf mögliche Berufsbilder für die Absolventinnen und Absolventen der Master- Studiengänge »Kultur- und Musikmanagement« und »Musikjournalismus im öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk« auswirkt. Unsere digitale Gesellschaft befindet sich heute mitten in noch nie gegeben hat. Als Mahnung vor der Macht, die diese einem Post-Privacy Prozess zwischen grenzenloser Offenheit großen Unternehmen haben, wurde der Begriff GAFA (als Ab- und totalem Verlust der Privatsphäre sowie der Entwick- kürzung für Google, Apple, Facebook und Amazon) von der lung des Web 3.0 mit einem explosionsartig wachsenden Europäischen Union eingeführt, die ein großes Risiko darin Internet of Things (kurz: IoT). Im Internet der Dinge sind sieht, wenn diese Konzerne ihr Monopol noch weiter ausbau- bereits heute über 12 Mrd. Gegenstände vernetzt, bis 2021 en (was jedoch sehr wahrscheinlich erscheint, betrachtet man soll die Anzahl der IoT-Devices auf voraussichtlich 25 Mrd. die riesigen Investitionen von GAFA in KI, Datenexploration, ansteigen. Darüber hinaus erleben wir eine rasch anwach- Zahlungssysteme, Smart Home oder Sprachsteuerung). sende sprachgesteuerte Digitalwelt (Amazon Alexa, Google Der Digitalisierung begegnen, das bedeutet am Institut für Home etc.) sowie den Einsatz von maschinenunterstütztem Kulturmanagement und Medien Verständnis der digital- Inhalte-Marketing und Künstlichen Intelligenzen (KI) in disruptiven Prozesse und der digitalen Geschäftsmodelle in Produktion und Distribution von Musik- und Medieninhal- Musik, Medien und Kreativwirtschaft. Drei Bereiche stehen ten. Individualisiertes Echtzeit-Marketing für Musikinhalte hier besonders im Fokus: 1. die Forschung und der Kom- wird von den digitalen Plattformen selbst übernommen – petenzaufbau zu Künstlichen Intelligenzen (KI) im Musik-, rein auf Basis von Algorithmen und automatisierten Prozes- Medien- und Kulturbetrieb sowie das Mitgestalten der Dis- sen und ohne musik- und kulturwissenschaftlich erfahrene kussion um Digitalkultur, digitale Regulierung und digitale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Agenturen, PR-Büros Ethik; 2. die kontinuierliche und international konkurrenz- oder Managements. Der Arbeitsmarkt hat sich durch diese fähige Weiterentwicklung der Studienangebote mit dem disruptiven Prozesse der Digitalisierung dramatisch verän- Ziel, die Studierenden auf einen hoch komplexen digitalen dert – auch in Kulturmanagement und Journalismus. Arbeitsmarkt vorzubereiten und das damit verbundene Von der Auswertung unserer Daten getrieben, die jede Know-how zu vermitteln; 3. die Stärkung des musikalischen und jeder von uns täglich bewusst oder unbewusst in der und kulturellen Unternehmertums in der digitalen Welt digitalen Welt hinterlässt, sind disruptive Geschäftsmo- inkl. Anbindung an digitale Gründerzentren. delle ein Multi-Milliardenmarkt, den im Wesentlichen Am Institut für Kulturmanagement und Medien der vier US-Konzerne mit ihren Firmennetzwerken dominie- HMTM sollte das erfolgreiche »Cultural Entrepreneur- ren und diktieren: Google/Alphabet (u.a. durch Android, ship Lab«, in dem Studierende eigene Geschäftsideen von Youtube, Gmail, Chrome, Maps, Google Home, Google- der Ideen bis zum Businessplan erarbeiten, zukünftig um MyBusiness, Google Ads), Apple (u.a. durch iTunes, Apple einen »Cultural Entrepreneurship Incubator« ergänzt wer- Music, Apple TV, Shazam, Apple Pay), Facebook Inc. (u.a. den, damit auch ganz real kulturelle Start-ups an der Hoch- durch WhatsApp, Oculus VR, Instagram, Business Mana- schule gegründet werden können. ger, Social Login) und Amazon (u.a. durch Marketplace, Ein Beispiel für neue Geschäftsideen, wie sie am Institut Kindle, Amazon Music, Audible, Prime Video, Alexa). für Kultur- und Medienmanagement entstehen, ist etwa Bei den digitalen Geschäftsmodellen der Konzerne handelt es die Gründung der Firma TimeRide (s. Foto) von Jonas Ro- sich wirtschaftlich um »Winner-Takes-All«–Modelle, bei denen the, einem Alumnus des Instituts. Diese Firma entwickelt die Konkurrenz übernommen oder zerstört wird. Die Folge Unterhaltungs- und Bildungsangebote im Bereich der vir- sind Gate-Keeper mit einer globalen Dominanz, wie es sie so tuellen Realität (kurz: VR), unterhält heute VR-Angebote 8 Auftakt 25 | 2019
Im Fokus: Digitalisierung in Köln, Dresden und Nanchang (China) und wurde mit fig als eigenständig handelnde Akteure, Mechanismen und dem Bayerischen Gründerpreis ausgezeichnet. Prozesse dargestellt. Richtig ist jedoch, dass die eigentlich Neue Wege zu finden, um Relevantes aus Musik und Kul- Handelnden die Designer und Trainer der Algorithmen tur in die digitale Gesellschaft zu tragen, heißt in der Praxis: und Künstlichen Intelligenzen sind. In der Ausbildung nicht für, sondern von der jeweiligen digitalen Plattform aus- muss deshalb Kompetenz aufgebaut werden, Künstliche In- gehend und unter Einbeziehung der Möglichkeiten, welche telligenzen verstehen und selbst trainieren zu können, etwa eine Plattform bietet, zu arbeiten. Es geht um neue Formate, um das IoT inhaltlich zu erschließen. Vermittlungsformen und Geschäftsmodelle, wie sie im Zuge Die Schnittstelle Mensch-Maschine als etwas zu erken- der Digitalisierung bereits entstanden sind oder zukünftig nen, das es wechselseitig im kontrapunktischen Zusam- noch entstehen werden. Die digitale Kommunikation ist menspiel zu gestalten gilt, sollte im Zentrum stehen. dabei geprägt von der Interaktion, die entweder zwar digital Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine klug, gestaltet ist, sich jedoch an Menschen richtet (also von der reflektiert und mit Tiefgang zu einer neuartigen Textur Zielgruppe visuell oder akustisch rezipierbare und emotions- zu verweben, ist die Aufgabe von Innovatoren und Me- auslösende Botschaften und Interaktionen), oder digitale dienschaffenden. Diese Herausforderung erfolgreich zu Kommunikation, die für Maschinen oder eine voneinander meistern und für Kunst und Kultur attraktive Inseln im abhängige Mensch-Maschine-Interaktion entwickelt wird – reißenden Strom der digitalen Disruption zu errichten, etwa für Algorithmen und Künstliche Intelligenzen. sollte in einem kreativen Biotop, in dem Musik schon oft In der öffentlichen Debatte im deutschsprachigen Raum ein zentraler Treiber für die Evolution digitaler Produkte werden dabei Algorithmen und KI bedauerlicherweise häu- war, gut möglich sein. // Frizz Lauterbach Künstliche Intelligenz in Kunst und Musik Prof. Dr. Frizz Lauterbach (Institut für Kulturmanagement und Medien), Experte für Digitalisierung und digitale Transformation beim Bayerischen Rundfunk, zu drei zentralen Fragen zur Künstlichen Intelligenz (KI). Ist Künstliche Intelligenz eine Bedrohung für die Kunst? digitalisierten Gehirnen verwendet werden. Zum anderen Aus heutiger Sicht für die von Menschen geschaffene Kunst an der sogenannten Computertheorie des Geistes, welche an sich nicht, jedoch für deren Reproduktion oder Adapti- den Standpunkt vertritt, dass sich nicht nur zielgerichtete on. Künstliche Intelligenzen kann man z.B. mit Blick auf und ergebnisorientierte Denkprozesse per Software abbil- Musik so trainieren, dass das Ergebnis im Sound kaum von den lassen, sondern auch Gefühle und Emotionen. Es ist der Musikwelt der Vorlage zu unterscheiden ist. Bereits 2016 jedoch offen, ob man per Software echtes Bewusstsein, stellte das Sony Computer Science Laboratory einen Song echtes Verstehen und die vielen unterschiedlichen Zustän- im Stil der Beatles vor – komponiert von einer KI. Doch de des Geistes darstellen kann, die unser menschliches es geht den Entwicklern von KI nicht darum, die traditio- Denken ausmachen und die unser Geist neben dem zielge- nelle Musikproduktion zu ersetzen oder Künstler und Pro- richteten und lösungsorientierten Denken kennt. duzenten überflüssig zu machen. Ein Ziel kann es aber z.B. Sind wir Künstlichen Intelligenzen in der Zukunft ausgeliefert? sein, Musik für jeden Nutzer in Echtzeit zu individualisieren Wenn wir uns in den inhaltlichen und ethischen Diskurs (etwa für Gaming-Szenarien) oder Handlungen des Nutzers um Digitalisierung und Künstliche Intelligenz einbringen, über Predictive Analytics zu antizipieren und direkt in eine erst einmal nicht. Wir müssen nur erkennen, dass wir als Komposition einfließen zu lassen. Im Zentrum steht des- Menschen die Handelnden sind, die diese Intelligenzen halb die Frage, welche neuen Formen von Performance und für bestimmte Aufgaben erschaffen und damit auch in Kunst mit dem Einsatz von KI entwickelt werden können. der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und Regeln zu Wird KI unsere menschliche Kreativität ersetzen? definieren. Es ist wie so oft nicht die Frage, ob diese Tech- Diese Frage meint häufig: Funktioniert KI wie ein mensch- nologien unsere Welt verändern werden, sondern wie. Un- liches Gehirn und kann sie dieses theoretisch ersetzen? ternehmen und Organisationen, die das Entwickeln von Wichtig hierbei: Unser menschliches Gehirn funktioniert KI vorantreiben, haben begonnen, Prinzipien zu erarbei- grundsätzlich anders als ein Computer. Dass der Vergleich ten, um gemeinsame Leitlinien für dieses Zukunftsthema Gehirn = Hardware und Geist = Software häufig auftaucht, festschreiben zu können. Für uns gilt es jetzt, diese neue liegt zum einen an der visuellen Kommunikation des The- digitale Welt aktiv und nach unseren Vorstellungen positiv mas KI in den Medien, wo oft Bilder und Grafiken von mitzugestalten. Auftakt 25 | 2019 9
Im Fokus: Digitalisierung Eine Plattform für digitale musikalische Bildung Im Verbund mit verschiedenen Partnern und unterstützt von der Hochschule für Musik und Theater München entwickelt Prof. Dr. Ulrich Kaiser, der an der HMTM Musiktheorie und Medienkunde lehrt, eine einzigartige digitale Plattform. Im Interview stellt er dieses »Open Educational Resources«-Projekt vor. Was ist »elmu« und an wen richtet sich das Projekt? ermöglicht hätten, was ihnen aufgrund der Kosten sonst »elmu« ist eine freie eLearning-Plattform für »Open Edu- nicht möglich gewesen wäre. Seit vielen Jahren program- cational Resources«. Die Plattform richtet sich an alle, die miere und unterhalte ich Webseiten mit Lernmaterialien, sich für Musik interessieren und über Musik etwas lernen die ich kostenlos und unter einer kulturell freien Lizenz möchten, z.B. in der Vorbereitung auf ein Studium oder auf zur Verfügung stelle. Tutorials sowie Materialen für Stu- eine Prüfung. Darüber hinaus sollen auf »elmu« Musiklehre- dierende finden Sie z.B. auf meiner Domain musikanalyse. rinnen und Musiklehrer Anregungen und Materialien zur net, Unterrichtseinheiten für allgemeinbildende Schulen Gestaltung ihres Musikunterrichts finden und Schülerin- und Musikschulen stelle ich auf der Domain oer-musik.de nen und Schüler Lerneinheiten z.B. für den Unterricht mit zur Verfügung. Im Laufe der Jahre ist dort eine Menge Ma- Tablets. Die auf »elmu« bereitgestellten Inhalte sind grund- terial zusammengekommen und die positiven Rückmel- sätzlich kostenfrei und allgemein zugänglich, sie werden von dungen aus ganz Deutschland und darüber hinaus sind einer Community gemeinsam erarbeitet und sollen gleich- für mich Motivation, meine Arbeit in diesem Bereich zu zeitig höchsten Qualitätsansprüchen genügen. intensivieren. Das, was meine Webseiten bisher für einen kleinen Bereich leisten konnten, soll »elmu« zukünftig für Was verbirgt sich hinter dem Namen? alle Bereiche des Musiklernens leisten, also für den Be- »elmu« ist ein Fantasiename, der sich leicht merken lässt. reich der allgemeinbildenden Schulen, der Musikschulen, Als Assoziationen für die Plattform kamen mir natür- der Musikhochschulen und des lebenslangen Lernens. lich eLearning und music in den Sinn, und wenn man dann die jeweils ersten beiden Buchstaben dieser Begriffe Wie kamen Sie auf die Idee, so eine Plattform zu entwickeln? nimmt, ist man schon bei »elmu«. Mir war auch wichtig, Vor ein paar Jahren fragte mich meine Frau einmal beim dass der potentielle Name noch nicht im Web verbreitet Frühstück quasi nebenbei: »Was mache ich eigentlich mit ist, damit man die Plattform schnell finden kann. deinen ganzen Webseiten, wenn du einmal vor mir sterben solltest?« Das hat mich mit Blick auf die Nachhaltigkeit mei- Warum ist ein Projekt wie »elmu« wichtig? ner Arbeit sehr nachdenklich gemacht. Dazu gesellte sich eine Ich glaube an freie Bildung und daran, dass freie Bil- weitere Einsicht: Aus dem künstlerischen Bereich kennen wir dung die Welt etwas besser machen kann. In der Musik eher den traditionellen Personenkult, bei dem der geniale ist leider aufgrund eines aus den Fugen geratenen Urhe- Kunstschaffende im Mittelpunkt steht. Dass die Entwicklung berrechts fast nichts mehr frei (die Lehre jedenfalls nicht, von Webtechnologien im Moment geradezu explodiert, ba- die Forschung erfreulicher Weise noch). Dass es für das siert jedoch nicht auf dem Kult um Personen und Firmen, Musiklernen eine Leerstelle gibt, dafür sprechen auch die sondern auf dem Community-Gedanken. Selbst Firmen zahlreiche Rückmeldungen von jüngeren und älteren Men- wie Microsoft, Apple oder Google haben erkannt, dass eine schen, die sich bei mir dafür bedankt haben, dass meine Open-Source-Community flexibler und leistungsfähiger ist bisherigen »Open Educational Resources« ihnen etwas als hochbezahlte Programmierabteilungen. Deshalb wollte 10 Auftakt 25 | 2019
Im Fokus: Digitalisierung ich ein Projekt, das sowohl technisch als auch inhaltlich auf und das Potential von »elmu«. Nach einem Vortrag auf dem einer Community basiert, offen ist und zur Mitarbeit einlädt. letzten Kongress der Gesellschaft für Musiktheorie wurde Seit wann arbeiten Sie an diesem Projekt? ich von Mitgliedern der Hochschulleitungen aus Dresden Das Projekt wurde eigentlich durch Probleme initiiert. Von und Weimar angesprochen, die spontan eine finanzielle 1998 bis 2007 habe ich fünf Bücher im Bärenreiter-Verlag und personelle Beteiligung in Aussicht gestellt haben. und zwei Hefte im Klett-Schulbuchverlag publiziert. Die Ist »elmu« schon online? Produktionszeiten großer Verlage sind jedoch einfach un- Ja, unter der Toplevel-Domain elmu.online ist die Seite glaublich langsam. Zusätzlich kam ich mir im Unterricht öffentlich erreichbar und wenn man sich anmeldet, kann manchmal wie ein Heizdeckenverkäufer vor (»wenn Sie man auch schon recht komfortabel Tutorials einstellen oder möchten, können Sie zu diesem Thema ein Buch von mir eingestellte Tutorials verbessern. Darüber soll für elmu zu- kaufen«). Nach und nach konnte ich mich durch immer künftig nicht nur der Inhalt, sondern auch die Funktiona- mehr technisches Wissen und die Auseinandersetzung mit lität der Website communitybasiert entwickelt werden. Der Webtechnologien, bei der mich Andreas Helmberger (ein Quellcode ist hierzu auf GitHub unter freier Lizenz verfüg- ehemaliger Student der HMTM und mittlerweile hochge- bar (https://github.com/elmu/elmu-web) und wir hoffen fragter Softwareingenieur) unterstützte, von Verlagen unab- natürlich auch, dass sich auf Dauer viele Programmierer hängig machen. Im Jahr 2015 habe ich dann die Idee einer an der Entwicklung beteiligen werden. Was als nächstes ge- freien eLearning-Plattform zum ersten Mal im bayerischen macht wird, lässt sich übrigens auch auf GitHub verfolgen Staatsministerium für Unterricht und Kultus vorgestellt. (https://github.com/elmu/elmu-web/projects/1). Die Idee wurde positiv aufgenommen, fördern wollte man Was kann man mit »elmu« schon machen? sie jedoch nicht, um eigenen potentiellen Projekten keine Konkurrenz zu machen. 2017 habe ich dann das Projekt der Derzeit haben wir Module, die Text und Bilder anzeigen kön- Hochschulleitung der HMTM vorgestellt. Die Hochschule nen, »elmu« kann Audio und Videos abspielen, es lassen sich hat einer Förderung zugestimmt und mir innerhalb kurzer interaktive H5P-Videos integrieren und es gibt auch Möglich- Zeit erste Fördergelder vermittelt. Bald danach ist die Cast- keiten der Lernzielkontrolle über Frage-Antwort-Spiele. Vor ringius Kinder & Jugend Stiftung München mit einer groß- einigen Wochen haben wir auch die erste Klaviertastatur mit zügigen Spende in die Förderung des Projekts eingestiegen Sound online stellen können, womit sich derzeit Intervalle und aktuell haben wir Gelder von der Franz Josef Reinl-Stif- üben lassen. Natürlich sind noch viele weitere Ideen vorhan- tung erhalten. Diese Entwicklung ist sehr vielversprechend. den, die Frage ist, wann wir sie realisieren können. Wer ist alles am Projekt beteiligt? Wie geht es weiter? Zuerst wurde es nur von der HMTM getragen. In der Folge Für die Programmierung des ersten Prototyps haben haben mir zahlreiche Kolleginnen und Kollegen unserer wir 30.000 EUR veranschlagt, von denen bisher 24.000 Hochschule, aber auch von außerhalb zugesagt, sich für EUR investiert worden sind. Mit den noch fehlenden Gel- die Redaktion von Beiträgen zur Verfügung zu stellen, dern wollen wir die Benutzung der Seite optimieren so- denn anders als bei Wikipedia wird es für »elmu« eine Re- wie eine einfache Infrastruktur für die Mitarbeiterinnen daktionsschicht geben, die für das Qualitätsmanagement und Mitarbeiter der Redaktion bereitstellen. Dann habe verantwortlich zeichnet. Nicht zuletzt konnte ich namhaf- ich natürlich die Hoffnung, dass es auch mit der ehren- te Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler z.B. aus der amtlichen Eingabe von Content besser vorangehen wird. Mediendidaktik, Musikpädagogik, Musikwissenschaft, Um die langfristige Förderung des Projekts zu sichern, Popularmusikforschung, Musiktheorie und Gehörbildung wurden in den letzten Monaten der gemeinnützige Verein gewinnen, die in Form eines wissenschaftlichen Beirats ELMU Education e.V. gegründet, mit dem Präsidenten der »elmu« professionell begleiten werden. HMTM als stellvertretendem Vorsitzenden. Welchen Mehrwert kann »elmu« für eine Musikhochschule haben? Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Mehrsprachige Tutorials zu den schriftlichen Eignungsprü- Als kurzfristiges Ziel wünsche ich mir, dass der »elmu«-Pro- fungsklausuren könnten auf »elmu« angeboten werden und totyp bald fertiggestellt werden kann. Mittelfristiges Ziel so die Chancengleichheit für Personen vor Ort und aus dem wäre es, dass es viele Nutzerinnen und Nutzer und genü- Ausland erhöhen. Ich kann mir zudem sehr gut ein Video- gend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die inhaltliche angebot zur Korrepetition für Sängerinnen und Sängern Arbeit gibt und dass die Qualitätssicherung funktioniert. vorstellen sowie Playback-Videos zum Üben von Repertoire- Langfristig wünsche ich mir, dass Musikhochschulen im stellen. Natürlich lassen sich auch viele Inhalte der Gehör- allgemeinen und die Hochschule für Musik und Theater bildung, Musiktheorie und Instrumentation hervorragend München im Besonderen in der Öffentlichkeit nicht nur abbilden und mit klassischem Unterricht kombinieren. als Ort der Ausbildung einer musikalischen Elite wahrge- Hierzu sammle ich bereits wertvolle Erfahrungen in meinen nommen werden. Denn das Ziel von »elmu« ist klar: Der eigenen Lehrveranstaltungen an der HMTM. Auch andere Zugang zu musischer Bildung soll allen gleichermaßen er- Musikhochschulen erkennen mittlerweile den Bedarf an möglicht werden. Auftakt 25 | 2019 11
Im Fokus: Digitalisierung Die Bibliothek – ein virtueller und realer Raum in der digitalen Welt Bibliotheken waren schon immer dafür verantwortlich, Publikationen aller Art zu sammeln, zu ordnen und verfügbar zu halten – das gilt auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung. Die Musikbibliothek der HMTM stellt den Studierenden und Lehrenden eine Vielzahl von digitalen Angeboten zur Verfügung und setzt sich für einen offenen Zugang zu Publikationen und Digitalisaten ein. Ursprünglich umfasste der Begriff »Digitalisierung« nur Die Digitalisierung betrifft Bibliotheken, reicht heute aber die Umwandlung von analogen, physisch vorliegenden In- deutlich weiter über die Technisierung ihrer Organisa- formationen in digitale Daten. Als erste »Digitale Biblio- tions- und Kommunikationsabläufe hinaus. Sogenannte thek« gilt das 1971 gegründete »Projekt Gutenberg«. Hier Digitalisate sind Teil ihres Sammlungsgutes geworden. Ge- wurde zum ersten Mal versucht, Bücher in digitalen For- sammelt und zugänglich gemacht werden nicht mehr nur maten anzubieten. Die sogenannte »Digitale Revolution« gedruckte Noten und Bücher, sondern zunehmend auch umfasst inzwischen jedoch nahezu alle Lebensbereiche. digital erschienene Bücher, Texte, Noten, Audio- oder Vi- Kommunikation, Information und Zahlungsverkehr lau- deodaten. Digitale Informationsangebote werden entwe- fen weitgehend digital. der für den Zugriff auf fremden, meist privaten Plattfor- So wurde auch in der Bibliothek der HMTM bereits im men lizenziert oder von Bibliotheken selbst als eContent Jahre 2005 ein Bibliotheksverwaltungssystem eingeführt, publiziert sowie dauerhaft zitierfähig archiviert. das die Kommunikation mit den Nutzerinnen und Nut- zern um ein Vielfaches vereinfachte: Das handschriftliche Lizenzierte digitale Angebote Ausfüllen von Leihscheinen konnte entfallen und das Be- Die Bibliothek der HMTM hat z.B. den Streamingdienst stellen von Büchern sowie weitere Selbstverwaltungsfunk- »Naxos Music Library«, die Fachenzyklopädie »Musik tionen sind nun zeit-, orts- und personalunabhängig über in Geschichte und Gegenwart« oder die Datenbanken das Internet möglich. Auch können im Online-Katalog »Daniels’ Orchestral Music Online« und »Music Online« (webOPAC) sehr viel differenziertere Recherchen durch- lizenziert. Lizenzpflichtige wie auch empfehlenswerte freie geführt werden als dies mit den früheren Zettelkatalogen Netzangebote werden über die Webseite der Bibliothek im möglich war. Insbesondere die in den webOPAC integrier- webPORTAL FiRM zugänglich gemacht, an dessen Pflege te Systematik ermöglicht sowohl das ungezielte Stöbern im sich auch das Career Center der Hochschule angeschlos- Bestand der Bibliothek als auch die gezielte Eingrenzung sen hat. Mit der Aufnahme der von der DFG für alle von Trefferergebnissen. Hochschulen finanzierten Nationallizenzen in das digitale 12 Auftakt 25 | 2019
NEUE KLAVIERAUSZÜGE: JOHANNES UMBREIT URTEXTAUSGABEN Manuel de Falla Nächte in spanischen Gärten für Klavier und Orchester Ed.: U. Scheideler · Klavierauszug: J. Umbreit · Fing.: Y. Wang Angebot der Hochschulbibliothek, stieg die Masse der zu Orchestermaterial bei Breitkopf & Härtel HN 1450 € 24,50 verwaltenden eRessourcen in so großem Umfang, dass impressionistische Komposition Fallas zusätzlich zum webOPAC und zur Webseite auch der An- Fingersätze der Star-Pianistin Yuja Wang schluss an das Datenbank-Infosystem (DBIS) und die Elek- Camille Saint-Saëns Klavierkonzert Nr. 5 F-dur op. 103 tronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) notwendig wurde. (Ägyptisches) Ein weiterer Meilenstein für die Bibliothek der HMTM Ed.: P. Jost · Klavierauszug: J. Umbreit · Fing.: P. Rogé bezüglich der Zugänglichmachung lizenzpflichtiger Inhal- HN 1144 € 29,— te war die Einführung einer Authentifizierungssoftware letztes Klavierkonzert von Saint-Saëns Berücksichtigung aller relevanten (EZproxy) im Jahre 2016, welche es allen Hochschulange- Quellen hörigen ermöglicht, lizenzpflichtige Inhalte nicht nur an Carl Maria von Weber den Computern innerhalb der Hochschule, sondern auch Concertino op. 45 für Horn und Orchester von Zuhause aus oder an mobilen Endgeräten zu nutzen. Ed.: D. Rahmer · Klavierauszug: J. Umbreit für Horn in E und F HN 1179 € 15,— Open Educational Resources wirkungsvolles Virtuosenstück erstmals mit biographischen Details Der Freistaat Bayern war das erste Bundesland, welches zum Auftraggeber seinen wissenschaftlichen Bibliotheken Mitte der 2000er Jahre kostenfrei eine Multimediaarchivierungssoftware zur Verfügung stellte. Die Bibliothek der HMTM nutzt dieses System seit 2008 zur Archivierung und Veröffent- lichung hochschuleigener Digitalisate in einer »Digitalen Sammlung«. In diesem Zusammenhang versteht sich die Bibliothek der HMTM zunehmend als Produzent von digitalem Content: Zum einen ist sie Teil eines global vernetzten Bibliotheksystems. In diesem Zusammenhang PETER HÖRMA Finest Urtext Editions GEIGENBAUMEIS sichert sie Retro-Digitalisate von unikalen Handschrif- www.henle.de ten oder seltenen Drucken und macht sie im Netz frei zugänglich. Als Zulieferer für die Produktion von Open Educational Resources (OER) archiviert sie nachnutzbare Audio- oder Videodateien und macht diese ebenfalls öf- HfM_Muc_AuftaktMagazin_19-03.indd 1 29.01 PETER HÖRMANN fentlich zugänglich. Als Dienstleister für die Hochschule insgesamt stellt sie außerdem ein Repositorium zur Ver- öffentlichung von Open Access Publikationen (darunter auch Dissertationen) der Hochschule und ihrer Angehö- rigen zur Verfügung. Für die weltweite Auffindbarkeit der lokal publizierten GEIGENBAUMEISTER Dateien spielt dabei weniger die lokale Weboberfläche der Digitalen Sammlung (http://digital.bib-bvb.de) eine Rolle, als vielmehr die Verknüpfung der Plattform über standardi- sierte Schnittstellen und Normdaten an andere semanti- sche Kulturdatennetze und Suchmaschinen (derzeit: KVK, Gateway Bayern, ZDB, webOPAC, Google, DDB/Europea- na in Vorbereitung). Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Netzpublikationen auch im Bereich der Musik zunehmen wird. Die Zukunfts- fähigkeit der Bibliotheken ist jedoch nicht abhängig da- von, in welcher Form Wissen und Werke verbreitet wer- den, denn schon immer waren sie verantwortlich dafür, Publikationen zu sammeln, zu ordnen und verfügbar zu halten, völlig unabhängig davon, in welchem Aggregatszu- Englschalkingerstraße 2 Englschalkingerstraße 257, stand sie veröffentlicht wurden (ob Tontafel, Handschrift, Druckschrift, Magnetband oder Bits und Bytes). Die Zu- 81927 München, 81927 München, kunft der Bibliothek hängt eher ab von der Art und dem Umfang der Präsenz, die ihr auch zukünftig im virtuellen Tel.: 089/93 76 24 Tel.: 089/93 76 24 und realen Raum zugestanden wird oder zugestanden wer- Email: p-hoermann@t-online.de den kann. // Susanne Frintrop Email: p-hoermann@t-onli www.hoermann-geigenbau.de www.hoermann-geigenba Auftakt 25 | 2019 13
Im Fokus: Digitalisierung eCampus: Ein bayerisches Pilotprojekt für digitale Studienverwaltung Das System »eCampus« ist mittlerweile aus dem Alltag an der HMTM nicht mehr wegzudenken: Die Anmeldung zu Lehrveranstaltungen, Raumbuchungen und viele weitere Anwendungen laufen über das System, das im Verbund der bayerischen Musikhochschulen entwickelt wurde. Seit dem Bologna-Prozess sind Hochschulen dazu verpflich- haben auch die beiden Kunstakademien in Nürnberg und tet, ihren Studierenden jederzeit Auskunft darüber zu ge- München sowie die Hochschule für Fernsehen und Film das ben, welche Lehrveranstaltungen sie besucht bzw. welche System adaptiert, sodass heute alle sechs bayerischen Kunst- Prüfungen sie abgelegt haben. Um dieser Herausforderung hochschulen dasselbe Campusmanagementsystem nutzen. gerecht zu werden, arbeitete die HMTM gemeinsam mit den Seit der Einführung erster Module im Wintersemester Musikhochschulen Nürnberg und Würzburg sowie der CAS 2011/2012 hat sich eCampus stetig weiterentwickelt. Seit Ja- Software AG an einem Campusmanagementsystem, das auf nuar 2018 läuft auch das komplette Raummanagement der die spezifischen Erfordernisse von Musikhochschulen abge- HMTM über das System. In Zukunft werden noch weitere stimmt ist. Besonderheiten wie etwa die sehr individualisierte Features hinzukommen: Prüfungsanmeldung und -verwal- Planung von Einzelunterricht wurden in enger Abstimmung tung sollen schon bald für alle Studiengänge über das Por- mit den Projektleitungen der bayerischen Musikhochschu- tal für Studierende »eOffice« organisiert werden. Auch das len ausgearbeitet. Auch wurden die verschiedenen Einzel- Angebot an Selbstbedienfunktionen wird erweitert, sodass systeme, die an den Musikhochschulen bisher im Einsatz Studierende in Zukunft Übezimmer selbst buchen oder Be- waren, konsolidiert, sodass Lehrenden, Studierenden und scheinigungen zu Hause ausdrucken können. Zudem ent- zukünftig auch Alumni ein noch besserer Service geboten steht ein neues Portal für Lehrende, bei dem die HMTM werden kann. Von diesem bayerischen Pilotprojekt, das sich als Designpartnerin der Softwarefirma CAS eng in die nur durch das große Engagement des beteiligten Teams ver- Entwicklung eingebunden ist. Auch ein Bewerbungs- und wirklichen ließ, profitieren mittlerweile viele: In jedem Jahr Zulassungsportal für Studieninteressierte steht vor der Ein- kommen weitere Musikhochschulen hinzu, die diese Adap- führung und wird den Bewerbungsprozess an Musikhoch- tion auch in ihrer Studienverwaltung einsetzen. In Bayern schulen modernisieren und vereinfachen. // sml Lehrkräfte für besondere Aufgaben, künstlerische oder wis- Digitales Bewerber- senschaftliche Mitarbeiter*innen, nichtwissenschaftliches Personal oder die Vergabe von Lehraufträgen geht – alle Ver- management fahren werden nun digital in einem System verwaltet. Bewer- berinnen und Bewerber geben ihre Daten in digitaler Form ein, die Auswahlgremien haben dann in sehr übersichtlicher An der HMTM finden jedes Jahr zahlreiche Bewerbungs- Form schnellen Zugriff, um die eingegangenen Bewerbun- verfahren statt – sei es nun für Professuren, nicht-wissen- gen zu sichten und dann geeignete Kandidatinnen und Kan- schaftliches Personal oder Lehraufträge. Die Einführung didaten zu einem persönlichen Gespräch einzuladen. Gera- des digitalen Bewerbermanagements »BITE« erleichtert de an einer Hochschule ist die Anzahl der Personen, die z.B. seit 2018 die Verfahren. bei der Besetzung einer Professur mitbestimmt, sehr groß. Die Mitglieder einer solchen Berufungskommission werden durch das digitale Bewerbermanagement nun stark entlas- Immer mehr Institutionen stellen ihre Bewerbungsverfahren tet und können sich leichter koordinieren. Da immer mehr um und führen digitale Bewerbermanagements ein. Auch Verfahren gleichzeitig durchgeführt werden müssen, ist diese die HMTM hat diesen Schritt im Jahr 2018 vollzogen und Übersichtlichkeit eine große Erleichterung, auch für die Be- das System »BITE« eingeführt. Egal ob es um Professuren, schäftigten in der Verwaltung. // mr 14 Auftakt 25 | 2019
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