AUSBILDUNGSREPORT HAMBURG 2018 - Hamburger Institut für ...
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Herausgeber Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB) Hamburger Straße 131 22083 Hamburg www.hibb.hamburg.de Redaktion Katharina von Fintel, Britta Schmidt, Johanna Möllmann, Sara Schmidt, Dr. Angela Homfeld Mitarbeit Dr. Bettina Amm (Agentur für Arbeit), Dr. Annja Baisch, Alena Billon (JBA), Reinhard Damm, Sönke Fock (Agentur für Arbeit Hamburg), Joachim Gehrmann, Dr. Cortina Gentner, Andreas Grell, Margit Heitmann (BASFI), Sandra Hollm, Andreas Kahl-Andresen, Heike Kreutzer, Stefan Müller (ZAF), Axel Ostenberg (Agentur für Arbeit), Nicole Rumberg (Agentur für Arbeit), Carla Rinkleff, Katja Schulz (BSB), Hartmut Sturm, Maik Wantikow, Rita Wolf (BSB), Frank Worczinski (BSB) Layout STILPUNKT3 Designbüro Fotos Michael Kottmeier, Heike Kreutzer (Quelle: jeweils HIBB) Druck a&c Druck und Verlag GmbH Auflage 2.200 Hamburg, August 2018 Über Ihre Anmerkungen freuen wir uns per E-Mail an: britta.schmidt@hibb.hamburg.de
INHALT 6 Vorwort des Senators 57 3.2 Hamburger Ausbildungs- programm (HAP) 8 Stellungnahme des Landesausschusses 57 3.3 Jugendberufshilfe (JBH) für Berufsbildung zum Ausbildungs- 59 3.4 Datenbankgestützte Auswer- report 2018 tung der Programme HAP 2013 und JBH 2013, die in 2017 13 1 Die Situation auf dem Hamburger beendet wurden Ausbildungsmarkt 63 3.5 Finanzielle Förderung betrieb- 16 1.1 Gemeldete Bewerberinnen licher Ausbildungsverhältnisse und Bewerber der Agentur für (Einzelfallförderung) Arbeit 19 1.2 Neu abgeschlossene Ausbil- 65 4 Aktuelle bildungspolitische dungsverträge, Ausbildungs- Themen leistungen des öffentlichen 65 4.1 Gemeinsame Maßnahmenpla- Dienstes, sozialpädagogische nung mit der Agentur für Arbeit Berufe und Gesundheitsberufe 68 4.2 Berufsvorbereitende Bildungs- 32 1.3 Schülerinnen und Schüler an maßnahmen mit produktions- den staatlichen berufsbilden- orientiertem Ansatz (BvB Pro) den Schulen Hamburgs 70 4.3 Sprachförderung 71 4.4 Vermeidung von Vertrags- 41 2 Übergang Schule – Beruf lösungen: Aktueller Stand in 41 2.1 Berufs- und Studienorientierung Hamburg 44 2.2 Verbleib der Hamburger Schul- 75 4.5 Ausbildung zur Werkfeuer- abgängerinnen und Schulab- wehrfrau und zum Werkfeuer- gänger nach Klasse 10 wehrmann als Einstieg in die 46 2.3 Dualisierte Ausbildungsvorbe- Berufsfeuerwehr ab 2018 in reitung (AvDual) Hamburg 49 2.4 Ausbildungsvorbereitung in 77 4.6 Neuer Ausbildungsberuf für die Produktionsschulen digitale Wirtschaft: Kaufleute im E-Commerce 54 3 Förderprogramme 55 3.1 Berufsqualifizierung (BQ) im 80 Anlagen Hamburger Ausbildungsmodell AUSBILDUNGSREPORT 2018 5
Vorwort 15.804 Anfängerinnen und Anfänger, das sind des Senators 157 mehr als im Vorjahr, starteten im Schul- jahr 2017/18 ihre duale und schulische Ausbil- dung (inkl. Berufsqualifizierung im Hamburger Ausbildungsmodell) an den berufsbildenden Schulen. Hinzu kamen 1.647 Neueinsteigerin- nen und -einsteiger in den Gesundheits- und Pflegeberufen. Im Vergleich zum Bundestrend stieg in Hamburg die Anzahl der Ausbildungs- verträge entsprechend dem Berufsbildungsge- setz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) überdurchschnittlich stark um 0,8 Prozent auf insgesamt 13.431. Unter den neuen Azubis finden sich Abiturien- tinnen und Abiturienten wie auch Jugendliche FOTO: MICHAEL ZAPF mit schwierigen Ausgangsvoraussetzungen: Für alle bietet der Hamburger Ausbildungsmarkt gute Chancen. 39,8 Prozent der frisch einge- stiegenen Auszubildenden an den staatlichen Berufsschulen verfügen über Fachhochschul- reife oder Abitur. 25 Prozent haben den ersten Ties Rabe allgemeinbildenden Schulabschluss, 4,3 Pro- SENATOR FÜR SCHULE UND zent begannen eine Ausbildung ohne Schulab- BERUFSBILDUNG schluss. Damit jede und jeder eine Chance auf einen gelungen Berufseinstieg hat, unterstützt die Jugendberufsagentur alle jungen Hamburger bis 25 Jahre. Die Beraterinnen und Berater be- gleiten beim Berufseinstieg und suchen pass- genaue Lösungen, ob Studium, Ausbildung oder geförderte Maßnahme. Mehr zu dieser Arbeit LIEBE LESERINNEN UND LESER, lesen Sie In Kapitel 4.1. die Berufsausbildung ist für viele junge Men- Besonders viele Anfängerinnen und Anfänger schen ein erster und ein attraktiver Schritt ins finden sich 2017/18 im sozialpädagogischen Arbeitsleben. Die Auswahl aus rund 240 Be- Berufsfeld: 1.278 Schülerinnen und Schüler rufen ist groß und erweitert sich ständig, bei- haben eine Erzieherausbildung begonnen, dies spielsweise um die neu geschaffenen dualen sind 150 mehr als im Vorjahr. In der Ausbildung Ausbildungsberufe wie Werkfeuerwehrfrau zur Sozialpädagogischen Assistenz gab es 115 oder -mann sowie Kauffrau oder -mann für Auszubildende mehr als im Vorjahr. In der be- E-Commerce. rufsbegleitenden Weiterbildung zur Erzieherin beziehungsweise zum Erzieher stieg die Anfän- gerzahl um 158. 6 AUSBILDUNGSREPORT 2018
Die sozialpädagogischen Berufe sind im Schul- Deutlich mehr neu zugewanderte Jugendliche jahr 2017/18 für Viele attraktiver als zuvor, da haben im Schuljahr 2017/18 eine Ausbildung die Zugangsbedingungen durch ein Maßnah- begonnen: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl menbündel der Hamburger Behörden deutlich der Anfängerinnen und Anfänger ohne deutsche verbessert wurden: So gibt es beispielsweise Staatsangehörigkeit in der dualen Ausbildung mehr Plätze in der berufsbegleitenden Weiter- um 551 auf insgesamt 2.043 gestiegen. Be- bildung zur Erzieherin und zum Erzieher. Die sonders Auszubildende mit Fluchthintergrund Ausbildung als Sozialpädagogische Assistenz haben Bedarf an zusätzlicher Unterstützung, können nun auch Schülerinnen und Schüler mit unter anderem in der Sprachförderung. Sie er- dem erweiterten ersten allgemeinen Schulab- halten deshalb zwei Wochenstunden Sprach- schluss beginnen. Auch wurde für Abiturientin- förderung während der Regelunterrichtszeit. nen und Abiturienten der Zugang zur Erzieher- Das hohe Engagement der Betriebe zeigt sich ausbildung erleichtert. in der Bereitschaft, ihre Azubis regelmäßig für weitere zwei Unterrichtsstunden pro Woche in Die Fachschulen für Sozialpädagogik haben die der additiven Sprachförderung von der betrieb- mit dieser Weiterentwicklung verbundenen He- lichen Ausbildungszeit freizustellen. rausforderungen zügig und hervorragend ge- meistert und nachfrageorientiert Plätze zur Die Ausbildung als Einstieg ins Berufsleben Verfügung gestellt. Dafür bedanke ich mich bleibt attraktiv: Unsere berufsbildenden Schu- herzlich bei den beteiligten Lehrkräften und len tauschen sich intensiv mit den Betrieben Partnerbetrieben. über die Arbeitswelt und die Herausforderun- gen durch die Digitalisierung aus. Diese enge, Mehr Auszubildende gab es auch bei der Freien praxisbezogene Kooperation der Lernorte ist und Hansestadt: Polizei, Feuerwehr, Justiz und Grundlage des Erfolgsrezepts der dualen Aus- Verwaltung brauchen Fachkräfte, deshalb bil- bildung und eine sehr gute Voraussetzung da- det Hamburg verstärkt aus und stellte im Jahr für, junge Menschen weiterhin erfolgreich und 2017 zusätzlich 232 neue Auszubildende ein. zukunftsorientiert auszubilden. Insgesamt gibt es in Hamburg 1.233 Ausbil- dungsplätze im öffentlichen Dienst, für 2018 Ihr sind insgesamt sogar 1.449 Stellen geplant. Häufigster Beruf ist Polizeimeisterin bezie- hungsweise Polizeimeister. Ties Rabe SENATOR FÜR SCHULE UND BERUFSBILDUNG AUSBILDUNGSREPORT 2018 7
Stellungnahme des Der Landesausschuss für Berufsbildung stellt Landesausschusses positiv fest, dass in diesem Ausbildungsreport ein zusätzlicher Blick auf die Statistiken der für Berufsbildung1 zum Bundesagentur für Arbeit (BA) zu den noch Ausbildungsreport 2018 Ausbildungsplatzsuchenden geworfen wird und regt an, dass dies weiter verfolgt wird. Es ist hierbei zu beachten, dass die BA den Ausbil- Der Landesausschuss für Berufsbildung dankt dungsmarkt altersunabhängig betrachtet, von dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung den Schulabgängerinnen und Schulabgängern (HIBB) für die Erarbeitung und Vorlage des Aus- bis hin zu Menschen im mittleren Erwachsenen- bildungsreports 2018. alter (plus 45). Der Fokus des Ausbildungsre- ports liegt hingegen auf jungen Menschen unter Gesamtsituation auf dem Hamburger Aus- 25 Jahren. bildungsmarkt Der Landesausschuss für Berufsbildung nimmt Sehr positiv entwickelt sich das sozialpädago- zur Kenntnis, dass die Gesamtsituation (be- gische Berufsfeld. Insgesamt haben zum Schul- triebliche und schulische Ausbildung) auf dem jahr 2017/18 1.278 und damit 150 Schülerinnen Hamburger Ausbildungsmarkt weiterhin stabil und Schüler mehr als im Vorjahr eine Erzieher- ist. Dies zeigt sich aber erneut nicht in allen Aus- ausbildung begonnen. Im gleichen Zeitraum bildungssegmenten in gleicher Weise. haben auch 115 Anfängerinnen und Anfänger mehr als im Vorjahr die Ausbildung zur Sozial- In Hamburg stieg im Vergleich zum Bundestrend pädagogischen Assistenz begonnen. Besonders die Anzahl der Ausbildungsverträge entspre- erfreulich ist die Entwicklung der berufsbeglei- chend dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und tenden Weiterbildung zur Erzieherin bzw. zum der Handwerksordnung (HwO) in den sieben Erzieher, die seit Jahren steigend nachgefragt zuständigen Stellen überdurchschnittlich wird und deren Anfängerzahl allein im Vergleich stark (plus 0,8 Prozent) um 111 auf insgesamt zum Vorjahr nochmals um 158 stieg. 13.431. Dabei fallen die Zuwächse im Zustän- digkeitsbereich der Handwerkskammer mit plus Die Schülerzahlen in den Fachberufen des Ge- 117 Ausbildungsverträgen bzw. 4,6 Prozent sundheitswesens stiegen in 2017 auf insgesamt und im öffentlichen Dienst (ohne Laufbahn- 6.168 (plus 182). Nach deutlichen Zuwächsen ausbildung im Beamtenverhältnis) mit plus 30 in den vergangenen Jahren gab es leichte Rück- Ausbildungsverträgen bzw. 15,3 Prozent be- gänge bei den Anfängerzahlen in den nicht sonders ins Auge. Im Zuständigkeitsbereich der schulrechtlich geregelten Ausbildungsgängen Handelskammer kommt es dagegen erneut zu um 87 auf 1.647. Die Zahl der Anfängerinnen einem leichten Rückgang um 75 Ausbildungs- und Anfänger in den schulrechtlich geregelten verträge (minus 0,8 Prozent). Pflegeberufen blieb jedoch auf hohem Niveau stabil (2017: 901). 1 Der Landesausschuss für Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Gremium und wird bei der jeweiligen Landesregierung errichtet (§ 82 Abs. 1 Berufs- bildungsgesetz [BBiG]). Seine Mitglieder werden gemäß § 82 Abs. 2 BBiG von der Landesregierung (Senat) für längstens vier Jahre berufen. Das Gremium ist drittel- paritätisch besetzt, d.h. es setzt sich entsprechend der gesetzlichen Regelung zusammen aus je sechs Beauftrag- ten der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer und der obersten Landesbehörden. Die Aufgaben des LAB sind ebenfalls im Gesetz (in abstrakter Form) geregelt. Danach hat er die Landesregierung in Fragen der Berufsbildung zu beraten, die sich für das Land ergeben. 8 AUSBILDUNGSREPORT 2018
Schulische Abschlüsse bei Eintritt in die Berufsschülerinnen und -schülern am Beginn Ausbildung ihrer Ausbildung von 2,7 Prozent in 2016 (370) In 2017 verfügten 39,8 Prozent aller Ausbil- auf 5,3 Prozent in 2017 (722) angestiegen. dungsanfängerinnen und Ausbildungsanfänger an den staatlichen Berufsschulen in Hamburg Der Landesausschuss für Berufsbildung nimmt über eine Hochschulzugangsberechtigung, das die große Integrationskraft der dualen Ausbil- heißt, sie hatten entweder die Fachhochschul- dung erfreut zur Kenntnis, weist jedoch darauf reife oder das Abitur (2016: 40,1 Prozent). hin, dass diese Jugendlichen und Jungerwachse- Gleichermaßen eröffnet der Ausbildungsmarkt nen auch während der gesamten Ausbildung auf auch Jugendlichen mit schwierigeren Ausgangs- sprachliche Förderung, sprachsensiblen Unter- voraussetzungen Chancen: Die Zahl derer, die richt und häufig auch auf sozialpädagogische ohne Schulabschluss oder mit dem ersten Begleitung angewiesen sind. Schulabschluss eine Ausbildung beginnen, ist gegenüber dem Vorjahr von 3,3 Prozent auf 4,3 Mit der dualisierten Ausbildungsvorbereitung Prozent bzw. von 24,8 Prozent auf 25,0 Prozent AvDual an 20 berufsbildenden Schulen und gestiegen. der Ausbildungsvorbereitung an acht trä- gergestützten Produktionsschulen gibt es in Die Kammerstatistiken unterstreichen erneut Hamburg zwei parallele Angebote mit unter- Hamburgs Charakter als Handels- und Dienst- schiedlichen, aber sich ergänzenden pädago- leistungsmetropole. Die Rangliste der belieb- gischen Konzepten. Für beide Angebote gel- testen Berufe wird, wie im Vorjahr, von den glei- ten dieselben Zugangsvoraussetzungen, und chen fünf kaufmännischen Berufen angeführt. sie sind durchlässige Systeme; ein Wechsel zwischen beiden ist jederzeit möglich. Ziel ist Anzahl der Schülerinnen und Schüler im es, den Jugendlichen durch praktische betrieb- Übergangsbereich liche Arbeitsphasen eine Möglichkeit zu geben, Die Schülerzahlen im Übergangsbereich sind ihre Berufswahlentscheidung zu testen. Im von 5.341 in 2016 um 398 auf 4.943 in 2017 Berichtsjahr 2017 konnten aus AvDual 1.017 gesunken. junge Menschen (2016: 1.148) in eine Ausbil- dung oder Beschäftigung übergehen, was 48,5 Allein in den Angeboten der Berufsvorberei- Prozent aller Abgängerinnen und Abgänger in tungsschule für Migrantinnen und Migranten diesem Jahr entsprach (2016: 51,7 Prozent). Im sank die Zahl der Schülerinnen und Schüler von selben Jahr konnten 165 Abgängerinnen und 2.712 auf 2.414 (minus 298). Die Anfängerzah- Abgänger der Produktionsschulen (2016: 160) len in den Angeboten für Migranten sanken so- in Ausbildung oder Beschäftigung übergehen, gar um mehr als die Hälfte von 1.527 in 2016 was einer Quote von 40,4 Prozent (2016: 40,3 auf 724 in 2017. Die Schuljahreserhebung 2017 Prozent) entspricht. zeigt insofern, dass der Zustrom neu zugewan- derter junger Menschen nach Deutschland ab- Mit der Gründung der Jugendberufsagentur in ebbt. Seit Sommer 2017 beginnen dafür zuneh- 2012 wurde in Hamburg ein umfassendes Über- mend neu zugewanderte junge Menschen eine gangsmanagement implementiert. Alljährlich Berufsausbildung. Im Vergleich zum Vorjahr ist werden die Verbleibe der Schulabgängerinnen die absolute Anzahl von Anfängerinnen und An- und Schulabgänger aus Klasse 10 der allgemein- fänger ohne deutsche Staatsangehörigkeit in bildenden Schulen erfasst, um Unterstützung der dualen Ausbildung um 551 Schülerinnen gezielt anbieten zu können. Mit 1.985 von 5.040 und Schüler auf insgesamt 2.043 gestiegen. (39,4 Prozent) Schulabgängerinnen und Schul- Aus den Top 7 Herkunftsländern in 2017 laut abgängern gelingt nach der zehnten Klasse in BAMF (Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea, Iran, 2017 deutlich mehr der Übergang in die Berufs- Nigeria, Somalia) ist der prozentuale Anteil von ausbildung. 2016 waren es 36,4 Prozent. Ins- AUSBILDUNGSREPORT 2018 9
gesamt wurde ein Höchststand seit Gründung weitgehend unabhängig von der Entwicklung des der Jugendberufsagentur in Hamburg erreicht. Ausbildungsmarktes, der Sprung in eine unge- Damals lag die Übergangsquote noch bei nur förderte Ausbildung nicht oder nur mit entspre- 25,2 Prozent. Erwähnenswert ist vor allem der chender Unterstützung gelingt. Deshalb sind hohe Anteil von Eintritten in die duale Ausbil- Förderprogramme wie das Hamburger Ausbil- dung. Dieser lag 2017 bei 28,3 Prozent und im dungsproramm, die Jugendberufshilfe und die Vorjahr bei 24,4 Prozent. Mit lediglich fünf noch Einzelfallförderung für viele junge Menschen die schulpflichtigen Jugendlichen, deren Verbleib einzige Chance auf eine qualifizierte Beschäfti- bis zum Stichtag der Erhebung im Rahmen der gung und damit auf eine selbstbestimmte, von Schulpflichtüberwachung weiter überprüft staatlichen Transferleistungen unabhängige wurde, ist man auf einem Rekordtief seit Ein- Lebensführung. führung der Jugendberufsagentur angelangt. Somit konnten die Verbleibe von 5.035 jungen Träger berichten, dass ihre Klientel in den letz- Menschen geklärt werden. ten Jahren stärker mit psychischen und anderen Problemlagen konfrontiert war. Andererseits Geförderte Ausbildung bestätigen sie, dass es immer öfter Jugendli- Nach wie vor gibt es eine Gruppe von jungen chen gelingt, noch vor Antritt einer geförderten Menschen, denen es nicht gelingt, trotz der re- Ausbildung, durch Praktika oder aus der Be- lativ guten Bedingungen des ersten Ausbildungs- rufsvorbereitung heraus, in eine ungeförderte marktes einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Ausbildung zu wechseln. Für Jugendliche und Gründe dafür sind vielschichtig. Die Agentur für Jungerwachsene, denen der Sprung in eine un- Arbeit spricht in diesen Fällen von multiplen Ver- geförderte Ausbildung gelingt, steht bei Bedarf mittlungshemmnissen, die den Weg in eine Aus- das Förderinstrument „Assistierte Ausbildung“ bildung erschweren. In den meisten Fällen ist die (AsA) bereit, um sie weiter zu unterstützen. Kombination von persönlichen bzw. familiären und schulischen Problemen (Überschuldung, pre- Insgesamt entsteht der Eindruck, dass der erste käre Wohnsituation, schwacher Schulabschluss Ausbildungsmarkt heute eher Jugendliche und etc.), die vor Beginn der Ausbildung nicht aufzu- Jungerwachsene aufnimmt, die noch vor we- lösen ist, die Ursache. Bei anderen klaffen der nigen Jahren kaum eine Chance dazu gehabt Wunschberuf und die von den Betrieben darin hätten. Da die geförderte Ausbildung immer erwarteten Kompetenzen zu weit auseinander. stärker belastete Jugendliche und Jungerwach- sene erreicht und dies die Träger vor erheb- Die Hamburger Programme der geförderten liche Herausforderungen stellt, wurde die Be- Ausbildung erreichen Jugendliche und Junger- treuungsdichte erhöht und die Verbleibsdauer wachsene, die mit einer Reihe von Problemen beim Träger verlängert sich. Die Folge ist, dass konfrontiert sind. Dazu gehören auch Ver- sich die Kosten pro Ausbildungsplatz erhöht tragslöserinnen und Vertragslöser einer be- haben und die Platzzahl bedarfsgerecht redu- trieblichen Ausbildung. Wenn eine betriebliche ziert wurde. Dies ist positiv zu bewerten, denn Ausbildung nicht fortgesetzt werden kann, z. die geförderte Ausbildung hat die Aufgabe, B. bei unüberbrückbaren Differenzen zwischen gerade jungen Menschen Wege in Ausbildung Ausbilder und Auszubildendem, und wenn auch zu bahnen, die auf umfassende Begleitung an- die zuständigen Stellen nicht abhelfen können, gewiesen sind. besteht mit den Förderprogrammen die Mög- lichkeit, die Ausbildung fortzusetzen und er- Das Planungsteam der Jugendberufsagentur folgreich abzuschließen. hat sich vor diesem Hintergrund intensiv mit der Fragestellung auseinandergesetzt, ob ein Vermutlich wird es immer eine Gruppe von Ju- neues Angebot zur Unterstützung dieser jungen gendlichen und Jungerwachsenen geben, denen, Menschen erforderlich ist und wie eine entspre- 10 AUSBILDUNGSREPORT 2018
chende Maßnahme aussehen kann. Im Ergebnis Unerwünschte und vermeidbare Vertrags- arbeitet seit dem 1. Januar 2017 das Projekt lösungen reduzieren „Catch Up“ erfolgreich und gut angenommen Der Landesausschuss für Berufsbildung be- im Auftrag der Jugendberufsagentur mit den grüßt die vorangeschrittenen Bemühungen Jugendlichen, den Beraterinnen und Beratern aller Partner der Ausbildung in Hamburg, un- in den Standorten und mit den pädagogischen erwünschte und vermeidbare Vertragslösungen Fachkräften der Maßnahmeträger. Die Inan- zu reduzieren. Er weist aber auch darauf hin, spruchnahme des Angebotes ist freiwillig. dass es weiterer Anstrengungen bedarf, dieses Ziel zu erreichen. Typische Gründe für Vertrags- Alle Jugendlichen, die auf eine geförderte Aus- lösungen müssen auf Basis regionalisierter und bildung angewiesen sind, können dank des Pla- branchenspezifischer Daten besser analysiert nungsteams der Jugendberufsagentur durch werden, um daraus Handlungsempfehlungen die individuelle Vermittlung zielgruppengenau für ein weiteres gemeinsames Vorgehen zur versorgt werden. Verringerung unerwünschter und vermeidba- rer Vertragslösungen in Hamburg entwickeln Der Landesausschuss für Berufsbildung be- zu können. grüßt, dass über die Angebote der geförderten Ausbildung in steigendem Umfang Jugendliche Weiterentwicklung der Berufs- und Studien- und Jungerwachsene mit umfassenden Prob- orientierung lemlagen erreicht werden und dass die detail- Der Landesausschuss für Berufsbildung be- lierte Beobachtung und Planung der Angebote grüßt, dass die Berufs- und Studienorientierung gemeinsam im Planungsteam der Jugendbe- in der gymnasialen Oberstufe aller Schulformen rufsagentur erfolgt. Er spricht sich dafür aus, ausgebaut wird. Er begrüßt, dass die insbeson- weiterhin genau zu beobachten, welche Jugend- dere an den Gymnasien bislang vorherrschen- lichen und Jungerwachsenen tatsächlich von der de Fokussierung auf eine Studienperspektive geförderten Ausbildung erreicht werden, ob und künftig um die Perspektive einer beruflichen wie sich dabei die Unterstützungsbedarfe än- Ausbildung und den damit eröffneten beruf- dern und welche Konsequenzen sich daraus für lichen Bildungswegen (Aufstiegsfortbildung die Angebotsplanung ergeben. zum Fachwirt, Meister etc.) ergänzt wird. Um die Umsetzung der Berufs- und Studienorien- Passungsprobleme weiter abbauen tierung an den Gymnasien zu stärken, regt der Der Landesausschuss für Berufsbildung stellt LAB an, hier vermehrt Lehrerfortbildungen an- fest, dass 789 von insgesamt 11.752 gemelde- zubieten. Er weist darauf hin, dass dabei die ten Ausbildungsstellen nicht besetzt werden vertiefte Betrachtung der Arbeitnehmerrechte konnten (6,7 Prozent). Die Top 10 der unbesetz- selbstverständlicher Teil der Berufs- und Stu- ten Berufsausbildungsstellen wird durch drei dienorientierung sein muss. Dies gilt gleicher- kaufmännische Berufe angeführt. Die meisten maßen für die berufliche Perspektive der Exis- unbesetzten Ausbildungsplätze verzeichneten tenzgründung und Selbstständigkeit. jeweils Kaufleute im Gesundheitswesen (101 un- besetzte Stellen), im Büromanagement (45 un- Digitalisierung in der beruflichen Ausbildung besetzte Stellen) und im Einzelhandel (44 unbe- Der Landesausschuss für Berufsbildung weist setzte Stellen). Vor diesem Hintergrund spricht darauf hin, dass sich die Digitalisierung er- er sich dafür aus, die Attraktivität der dualen heblich auf die Inhalte der Ausbildung und der Ausbildung weiterhin gemeinsam zu stärken und Weiterbildung auswirken wird. In diesem Zu- zu bewerben, sowie weiter an der Verbesserung sammenhang werden sich hier die Herausfor- der Prozesse beim Zusammenführen von noch derungen der dualen Ausbildung nicht auf die nicht vermittelten Bewerberinnen und Bewer- Weiterentwicklung der Methodenkompetenzen bern und freien Ausbildungsplätzen zu arbeiten. der Auszubildenden, sondern insbesondere AUSBILDUNGSREPORT 2018 11
auch auf die Weiterentwicklung entsprechen- der Fachkompetenzen beziehen. Die Partner der beruflichen Bildung (Kammern, Sozialpartner, Berufsschulen) stehen bereit, gemeinsam mit Fachleuten aus Unternehmen Zusatzqualifikationen, regionale Fortbildungs- prüfungen sowie weitere Qualifizierungsformen zur Digitalisierung zu entwickeln, die sich am Bedarf der Wirtschaft orientieren. Der Landesausschuss für Berufsbildung geht da- von aus, dass der Austausch der Lernorte über inhaltliche Entwicklungen in beide Richtungen stark ausgebaut und vertieft wird. Nur so kann die duale Berufsausbildung auch in einer digita- len Zukunft das bestimmende Qualitätsmoment einer „Berufsausbildung made in Germany“ sein. Beschluss vom 20. Juni 2018 12 AUSBILDUNGSREPORT 2018
1. Die Situation auf unter dem Bundesdurchschnitt.3 dem Hamburger Neben den guten Jobperspektiven in der pros- Ausbildungsmarkt perierenden Hamburger Wirtschaft bietet die Dienstleistungs- und Handelsmetropole darü- Die Stadtstaaten Hamburg und Berlin ähneln ber hinaus attraktive Lebensmöglichkeiten mit sich laut „Ländermonitor berufliche Bildung ihrer kulturellen Vielfalt und ist somit Magnet 2017“ in ihrer Beschäftigungs- und Arbeits- für Menschen aller Altersklassen und (berufli- marktstruktur. Zusammen mit Berlin weist cher) Hintergründe – trotz mancher Nachteile Hamburg die niedrigste Quote von Beschäf- wie den relativ hohen Lebenshaltungskosten tigten in Produktionsberufen (16,7 Prozent und dem teuren Wohnraum. in 2015, Deutschland: 25,3 Prozent) und zu- gleich die höchste Quote von Beschäftigten in Der Hamburger Ausbildungsmarkt zeigt sich im kaufmännischen und unternehmensbezogenen Bundesvergleich weiterhin auf hohem Niveau Dienstleistungsberufen (39,6 Prozent in 2015, stabil. Die Daten der Agentur für Arbeit bestä- Deutschland: 31,5 Prozent)2 auf. Bei den per- tigen eine insgesamt positive Situation für die sonenbezogenen (22,8 Prozent in 2015) sowie Bewerberseite. Der Ausbildungsmarkt in Ham- den IT- und sonstigen wirtschaftlichen Dienst- burg ist insbesondere geprägt von Handel und leistungsberufen (20,4 Prozent) entspricht die Dienstleistung. Er eröffnet Jugendlichen aller Hamburger Quote hingegen annähernd dem Schulabschlüsse Chancen und ist auch für Ju- Bundesdurchschnitt. Dies spiegelt sich auch gendliche mit einem ersten Schulabschluss oder in der Qualifikationsstruktur der Hansestadt ohne Schulabschluss aufnahmefähig. wider: Ein überdurchschnittlicher Anteil an Beschäftigten weist einen (Fach-)Hochschul- Absolventinnen und Absolventen der abschluss (2015: 20,9 Prozent, Deutschland: allgemeinbildenden Schulen in Hamburg 14,6 Prozent) auf und ein unterdurchschnitt- licher Anteil der Beschäftigten bringt einen Im Schuljahr 2016/17 verließen mit 17.163 Aus- und Fortbildungsabschluss (2015: 52,9 wieder etwas mehr Jugendliche die allgemein- Prozent, Deutschland 62,2 Prozent) mit ins bildenden Schulen in Hamburg als im Vorjahr Arbeitsleben. 11,4 Prozent der Beschäftigten (plus 195 bzw. plus 1,1 Prozent). (2015; Deutschland: 12,4 Prozent) weisen kei- nen Ausbildungsabschluss auf. Erfreulich ist, dass die Anzahl der Schulentlas- senen ohne Schulabschluss deutlich gesunken Hamburg bietet insgesamt betrachtet eine ist von 992 in 2016 auf 896 in 2017 (minus 96; anspruchsvolle Arbeitswelt, in der hoch quali- minus 9,7 Prozent). fizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gute Beschäftigungschancen haben. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit erstem Schulabschluss stieg deutlich um 585 Auffällig ist weiterhin, dass Hamburg im Län- auf 3.190 (plus 22,5 Prozent). Sie stellen 18,6 dervergleich den größten Anteil an Beschäf- Prozent der Abgängerinnen und Abgänger; tigten in Großbetrieben (2015: 41,3 Prozent) in 2006/07 waren es noch 22,5 Prozent, in aufweist. Die Anteile der Beschäftigten in Klein- 2015/16 hingegen nur 15,4 Prozent. und Kleinstbetrieben (2015: 33 Prozent) sowie in Mittelbetrieben (2015: 25,7 Prozent) liegt Über die Jahre hinweg betrachtet ist der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit mittlerem 2 Siehe Ländermonitor berufliche Bildung 2017, https://www. wbv.de/openaccess/themenbereiche/bildungs-und-so- 3 Klein und Kleinstbetriebe: 1–49 sozialversicherungspflich- zialforschung/shop/detail/name/_/0/1/6004634w/fa- tig Beschäftigte (SVB), Mittelbetriebe: 50–249 SVB, Groß- cet/6004634w///////nb/0/category/1142.html betriebe: 250 und mehr SVB. AUSBILDUNGSREPORT 2018 13
Schulabschluss kontinuierlich zurückgegangen reife und 442 die allgemeine bzw. fachgebunde- (2006/07: 28,4 Prozent aller Absolventinnen ne Hochschulreife. und Absolventen). In diesem Jahr ist ihr prozen- tualer Anteil das erste Mal seit Jahren wieder Im Rahmen der Berufsausbildung haben da- leicht auf 18,9 Prozent gestiegen (18,5 Prozent von 81 Absolventinnen und Absolventen einen in 2016). Dies entspricht 3.248 Abgängerinnen ersten allgemeinbildenden Schulabschluss, und Abgängern (plus 112 bzw. plus 3,6 Prozent) 1.174 einen mittleren Schulabschluss und 135 mit einem mittleren Abschluss. die Fachhochschulreife zusätzlich erworben. Im Rahmen ihrer beruflichen Weiterbildung Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen (Fachoberschule, Berufsoberschule, Fachschu- mit (dem schulischen Teil der) Fachhochschul- le) erwarben 972 Auszubildende zusätzlich die reife sank von 815 auf 791 (minus 2,9 Prozent). Fachhochschulreife und 110 an der Berufsober- schule die fachgebundene bzw. die allgemei- In diesem Schuljahr setzte sich der Trend zu ne Hochschulreife. Weitere Schulabschlüsse mehr Abiturabschlüssen nicht fort. Mit 9.038 wurden im Rahmen berufsvorbereitender Maß- jungen Menschen, die die allgemeine Hoch- nahmen oder an einem Beruflichen Gymnasium schulreife erlangen konnten, entspricht dies erlangt (siehe Kapitel „Anfängerinnen und An- 52,7 Prozent aller Absolventinnen und Ab- fänger an staatlichen und nicht staatlichen be- solventen (minus 382 bzw. minus 4,1 Prozent rufsbildenden Schulen“).4 gegenüber dem Vorjahr). In Erinnerung sei ge- rufen: In 2006/07 erwarben nur 36 Prozent aller Schulabsolventinnen und Schulabsolventen ein Abitur. Die Absolventenprognose sagt für die kommen- den Jahre eine stabile Verteilung der Abschlüsse vorher. Zukünftig kann betrachtet werden, wie viele von den Absolventinnen und Absolventen mit erstem Schulabschluss einen erweiterten ersten Schulabschluss erreichen. Es wird für die kommenden Jahre prognostiziert, dass knapp 80 Prozent den erweiterten ersten Schulab- schluss erwerben werden. Absolventinnen und Absolventen der berufsbildenden Schulen Im Schuljahr 2016/17 haben 16.826 Schülerin- nen und Schüler Bildungsgänge der berufsbil- denden Schulen absolviert und ein Abschluss- zeugnis erworben. Davon erhielten insgesamt 3.831 Absolventinnen und Absolventen mit ih- rem Abschlusszeugnis zusätzlich einen nächst- höheren Schulabschluss: 497 erwarben die Berechtigung des ersten allgemeinbildenden Schulabschlusses, 1.340 die des mittleren Schulabschlusses, 47 den schulischen Teil der 4 Schuljahreserhebung 2017 der Behörde für Schule und Fachhochschulreife, 1.505 eine Fachhochschul- Berufsbildung (BSB). 14 AUSBILDUNGSREPORT 2018
ABBILDUNG 1: Absolventinnen und Absolventen staatlicher und nicht staatlicher allgemeinbildender Schulen in Ham- burg 1987 bis 2023 (ab 2018 Prognose der Behörde für Schule und Berufsbildung) nach Art des Schul- abschlusses 35,7 % Hochschulreife 32,5 % mittlerer Bildungsabschluss 23,8 % erster Bildungsabschluss ohne Bildungsabschluss 7,4 % Schulischer Teil der Fachhochschulreife 0,7 % 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 1) Ab 2017/18 werden der erste und der erweiterte erste allgemeinbildende Schulabschluss zusammengefasst. Quelle: Behörde für Schule und Berufsbildung, Prognose auf Grundlage der Schuljahreserhebung 2017, Stand: Mai 2018 AUSBILDUNGSREPORT 2018 15
1.1 Gemeldete Bewerberinnen ABBILDUNG 2: und Bewerber der Agentur für Gemeldete Bewerberinnen und Bewerber und ge- meldete Berufsausbildungsstellen bei der Agentur Arbeit für Arbeit Hamburg, Ende September 2015, 2016 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugend- und 2017 berufsagentur empfehlen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die an einer beruflichen 12.000 Ausbildung interessiert sind, die Berufsbera- tung der Agentur für Arbeit in Anspruch zu neh- 10.000 men, um alle Möglichkeiten der Vermittlung in Ausbildung nutzen zu können. Sobald ein Aus- 8.000 bildungsgesuch als Bewerberin oder Bewerber erfasst wird, kann die Vermittlung mit allen 6.000 11.752 in Hamburg und bundesweit der Agentur für 11.456 10.546 9.897 Arbeit gemeldeten Ausbildungsstellen erfolgen. 9.152 9.243 4.000 Die Statistik der Agentur für Arbeit bildet diese Gesuche einerseits und die gemeldeten Aus- 2.000 bildungsstellen andererseits ab. Entgegen dem bundesweiten Trend wurde in 0 2014/2015 2015/16* 2016/17 Hamburg erneut ein deutlicher Überhang an gemeldeten Ausbildungsstellen gegenüber der Anzahl gemeldeter Bewerberinnen und Be- gemeldete Bewerberinnen und Bewerber werber ausgewiesen. Es wurden in 2017 etwas gemeldete Berusausbildungsstellen mehr Bewerberinnen und Bewerber (9.897 plus 654) und auch deutlich mehr Stellen (11.752 * Im Berichtsjahr 2015/2016 hat sich die Berechnungsweise plus 296) bei der Hamburger Arbeitsagentur verändert, so dass nun auch Ausbildungswege, die neben dem Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf gemeldet als in 2016. Somit ergab sich ein rech- noch einen weiteren Abschluss ermöglichen („Abiturien- nerischer Stellenüberhang von 1.855 gegenüber tenausbildungen“) zu den statistisch relevanten Aus- bildungsberufen zählen. Dadurch erhöht sich in Hamburg 2.213 in 2016. Die Statistik der Agentur für für das Berichtsjahr die Anzahl der Bewerber um ca. 0,3 Arbeit, die bekanntermaßen nicht das gesam- Prozent und die Anzahl von Berufsausbildungsstellen um ca. 1,6 Prozent. te Geschehen am Ausbildungsmarkt abbilden kann, zeichnet ein positives Bild für die Bewer- Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Zeitreihe Bewerber und Berufsausbildungsstellen, berseite in Hamburg im Ausbildungsjahr 2017. Nürnberg, September 2017 16 AUSBILDUNGSREPORT 2018
ABBILDUNG 3: werberinnen“5 auf 2.966 (plus 142). Die Zahl Gemeldete Bewerberinnen und Bewerber und derjenigen, die zwar noch ausbildungsplatz- gemeldete Berufsausbildungsstellen in Deutsch- suchend waren, jedoch zum 30. September land bei der Bundesagentur für Arbeit, Ende 2017 einen alternativen Bildungs- oder Be- September 2015, 2016 und 2017 schäftigungsweg wahrnahmen, stieg um 45 auf 1.207 und die Zahl der noch ausbildungsplatz- suchenden Bewerberinnen und Bewerber hat 600.000 sich leicht um 208 auf 1.381 erhöht.6 Dies sind Bewerberinnen und Bewerber, für die „weder die 500.000 Einmündung in eine Berufsausbildung, noch ein weiterer Schulbesuch, eine Teilnahme an einer 400.000 Fördermaßnahme oder eine andere Alternative zum 30. September des Berichtjahres bekannt 300.000 ist und für die Vermittlungsbemühungen lau- 547.824 549.785 fen.“7 Im Vergleich zu den gemeldeten Bewerbe- 549.099 547.728 546.947 200.000 rinnen und Bewerbern insgesamt sind die noch 520.010 Ausbildungsplatzsuchenden deutlich älter und ihr Schulabgang liegt tendenziell länger zurück. 100.00 Mit 14,4 Prozent sind fast doppelt so viele Aus- bildungsplatzsuchende 25 Jahre und älter als 0 bei den Bewerberinnen und Bewerbern insge- 2014/2015 2015/16* 2016/17 samt (7,7 Prozent). Bei 40,2 Prozent aller noch ausbildungsplatzsuchenden Bewerberinnen und gemeldete Bewerberinnen und Bewerber Bewerbern liegt der Schulabgang mindestens gemeldete Berusausbildungsstellen zwei Jahre zurück. Im Vergleich dazu sind es bei den Bewerberinnen und Bewerbern insgesamt nur 31,0 Prozent. * Im Berichtsjahr 2015/2016 hat sich die Berechnungsweise verändert, so dass nun auch Ausbildungswege, die neben dem Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf noch einen weiteren Abschluss ermöglichen („Abitu- rientenausbildungen“) zu den statistisch relevanten Ausbildungsberufen zählen. Dadurch erhöht sich für den Ausbildungsmarkt auf Bundesebene für das Berichtsjahr die Anzahl der Bewerber um ca. 0,3 Prozent und die An- zahl von Berufsausbildungsstellen um ca. 2,0 Prozent. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Bewerber und Berufsausbildungsstellen, Nürnberg, September 2017. 5 Der Begriff „andere ehemalige Bewerber“ ist ein stehen- der Begriff der Statistik der Agentur für Arbeit und wird dort wie folgt definiert: „Andere ehemalige Bewerber ha- Vom 1. Oktober 2016 bis 30. September 2017 ben keine weitere aktive Hilfe bei der Ausbildungssuche nachgefragt, ohne dass der Grund explizit bekannt ist.“ mündeten 43,9 Prozent der Bewerberinnen und (Quelle: „Methodische Hinweise zu den Statistiken über den Bewerber neu in eine Ausbildung ein (4.343 neu Ausbildungsstellenmarkt“ der Bundesagentur für Arbeit; abrufbar unter der URL https://statistik.arbeitsagentur. aufgenommene Ausbildungsverträge bei 9.897 de/nn_307948/Statischer-Content/Grundlagen/Metho- dische-Hinweise/BB-MethHinweise/AusbM-meth-Hinwei- Bewerberinnen und Bewerbern), während im se.html. Vorjahreszeitraum 44,2 Prozent der Bewerber 6 Im Januar 2018 waren noch 865 (63 Prozent) der ursprüng- in eine Ausbildung einmündeten. lich 1.373 Ausbildungsplatzsuchenden „unversorgte Be- werber“. (Quelle: Bewerber für Berufsausbildungsstellen für den Ausbildungsbeginn bis Ende 2017 Nürnberg, Januar Des Weiteren gab es einen leichten Anstieg bei 2018) den „anderen ehemaligen Bewerbern und Be- 7 Statistik der Bundesagentur für Arbeit Bewerber und Be- rufsausbildungsstellen, Land Hamburg, Nürnberg, Septem- ber 2017, S.24 AUSBILDUNGSREPORT 2018 17
ABBILDUNG 4: TABELLE 1: Verbleib der Bewerberinnen und Bewerber und be- Sozialstrukturelle Verteilung der Bewerberinnen setzte Berufsausbildungsstellen bei der Agentur und Bewerber insgesamt im Vergleich zu den noch für Arbeit Hamburg, September 2017 Ausbildungsplatzsuchenden.8 12.000 Gemeldete Bewerberinnen 789 und Bewerber 10.000 davon noch Insgesamt Ausbildungs- 1.381 platzsuchende 8.000 1.207 absolut in % absolut in % Alter Durchschnittsalter 19,5 20,7 unter 24 Jahre 6.000 2.966 unter 25 Jährige 9.132 92,3 1.182 85,6 10.963 25 Jährige und älter 765 7,7 199 14,4 4.000 Nationalität Deutsch 8.112 82 1.056 76,5 Ausländer 1.776 17,9 322 23,3 Schulab- ohne 42 0,4 6 0,4 2.000 4.343 schluss Hauptschulabschluss Hauptschulabschluss 4.031 40,7 435 31,5 0 Realschulabschluss 2.608 26,4 396 28,7 gemeldete gemeldete (Fach-) 2.798 28,3 480 34,8 Bewerberinnen Berusausbildungs- Hochschulabschluss und Bewerber stellen Schulab- im Berichtsjahr 4.737 47,9 435 31,5 gangsjahr Bestand an unbesetzten Berufsausbildungsstellen im Vorjahr 2.057 20,8 380 27,5 in früheren Jahren 3.066 31 555 40,2 Gemeldete Stellen seit Beginn des Berichtsjahres1) Noch Ausbildungsplatzssuchende²⁾ Bewerberinnen und Bewerber mit Alternative zum Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Bewerber und Berufsausbildungsstellen, Nürnberg, September 2017 30. September andere ehemalige Bewerberinnen und Bewerber einmündende Bewerberinnen und Bewerber³⁾ 1) 1. Oktober bis 30. September des Folgejahres. 2) In der Quelle werden die „Ausbildungsplatzsuchenden“ als „unversorgte Bewerber“ bezeichnet. 3) „Einmündende Bewerber“ bezeichnet die Zahl neu begon- nener Ausbildungsverhältnisse im Zeitraum 1. Oktober 2016 – 30. September 2017. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Bewerber und Berufsausbildungsstellen, Nürnberg, September 2017, S. 4 8 In der Quelle werden die „Ausbildungsplatzsuchenden“ als „unversorgte Bewerber“ bezeichnet. Die Anteile in den unterschiedlichen sozialstrukturellen Merkmalen addieren sich teilweise nicht auf hundert Prozent, weil bei einigen Bewerberinnen und Bewerbern die Angaben nicht vollstän- dig vorlagen. 18 AUSBILDUNGSREPORT 2018
1.2. Neu abgeschlossene TABELLE 2: Ausbildungsverträge, Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge in Ham- burg 2015 bis 2017 nach zuständigen Stellen10 Ausbildungsleistungen des öffentlichen Dienstes, sozial- 2016 zu 2017 pädagogische Berufe und Hamburg 2015 2016 2017 absolut1) in % Gesundheitsberufe Industrie und Handel 9.303 9.141 9.066 -75 -0,8 Handwerk 2.541 2.538 2.652 117 4,6 Öffentlicher Dienst2) 3)4) 213 189 219 30 15,3 Die jährlich erhobenen Kammerstatistiken des Landwirtschaft 144 138 150 12 9,5 Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) (ein- Freie Berufe2) 1.215 1.215 1.239 24 2,0 getragene Ausbildungsstellen bei den zuständi- Hauswirtschaft 2) 30 33 36 3 8,8 gen Stellen) bilden in diesem Kammerbezirk die Seeschifffahrt 66 66 66 0 0,0 Insgesamt 13.512 13.320 13.431 111 0,8 tatsächlich neu abgeschlossenen Ausbildungs- verträge entsprechend dem Berufsbildungsge- 1) Absolutwerte werden aus Datenschutzgründen jeweils setz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) auf ein Vielfaches von 3 gerundet; der Gesamtwert kann deshalb von der Summe der Einzelwerte abweichen. ab und erlauben damit einen anderen Einblick in 2) Ohne jene neuen Ausbildungsverträge, für die andere das Ausbildungsgeschehen. Während die Zahl Stellen (Kammern) zuständig sind. 3) Ohne Laufbahnausbildungen im Beamtenverhältnis. der Hamburger Ausbildungsverträge von 2015 4) Siehe hierzu auch den Abschnitt „Ausbildungsleistungen auf 2016 mit dem Bundestrend um 192 Ver- des öffentlichen Dienstes“ im Kapitel 1.2. träge gesunken war, stieg 2017 die Zahl der Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Erhebung Ausbildungsverträge leicht um 111 auf ins- zum 30. September, Stand 11. Dezember 2017, Tabelle 61 gesamt 13.431. Damit wurde jedoch der Ab- wuchs aus dem Vorjahr nicht voll kompensiert (minus 81). Der diesjährige Anstieg liegt mit 0,8 Prozent über dem aktuellen Bundestrend (plus 0,6). In neun anderen Bundesländern, darunter auch Niedersachsen und Schleswig-Holstein, stieg die Anzahl im Kammerbezirk eingetra- gener abgeschlossener Ausbildungsverträge nach BBiG und HwO ebenfalls.9 Wenn man in Hamburg weitere, jedoch nicht in der Kammer eingetragene landesrechtlich geregelte Berufe wie die Pflegeberufe (Altenpflege und Gesund- heits- und Pflegeassistenz) mit einbezieht, bei denen ein Rückgang von 2 Auszubildenden zu verzeichnen ist, stellt sich die Gesamtsituation auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt weiter- hin stabil dar. 10 Die Angaben speisen sich aus Daten des BIBB, Erhebung zum 30. September, in denen auch der Zuständigkeitsbe- reich der Bundesverwaltung in Hamburg mit einfließt. Des- wegen gibt es Differenzen zu den Angaben des Zentrums für Aus- und Fortbildung (ZAF), z. B. bezüglich der Ge- samtzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. 9 Siehe hierzu auch Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Siehe hierzu auch den Abschnitt „Ausbildungsleistungen Erhebung zum 30. September, Tabelle 2.1. im öffentlichen Dienst“. AUSBILDUNGSREPORT 2018 19
TABELLE 3: 24 Verträge). Auch in der Landwirtschaft (plus Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge in 12) und der Hauswirtschaft (plus 3) sind im Ver- Deutschland 2015 bis 2017 nach zuständigen gleich zum Vorjahr Verträge hinzugekommen. Stellen Keine Veränderungen zum Vorjahr gab es in der Seeschifffahrt. 2016 zu 2017 Bundesgebiet 2015 2016 2017 absolut1) in % Industrie und Handel 308.244 304.302 304.272 -33 -0,01 Handwerk 141.513 141.768 143.718 1.950 1,4 Öffentlicher Dienst2) 3) 13.281 13.791 14.253 465 3,4 Landwirtschaft 13.551 13.566 13.701 135 1 Freie Berufe2) 43.140 44.562 45.096 531 1,2 Hauswirtschaft2) 2.262 2.139 2.106 -33 -1,5 Seeschifffahrt 168 141 141 0 0 Insgesamt 522.162 520.272 523.290 3.018 0,6 1) Absolutwerte werden aus Datenschutzgründen jeweils auf ein Vielfaches von 3 gerundet; der Gesamtwert kann deshalb von der Summe der Einzelwerte abweichen. 2) Ohne jene neuen Ausbildungsverträge, für die andere Stellen (Kammern) zuständig sind. 3) Ohne Laufbahnausbildungen im Beamtenverhältnis. Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Erhebung zum 30. September, Stand 11. Dezember 2017, Tabelle 61 Von den in 2017 vom BIBB erhobenen 13.431 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in Hamburg entfielen 9.066 auf den Zuständig- keitsbereich der Handelskammer (minus 75 bzw. minus 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahres- stichtag). Im Bundesdurchschnitt verzeichnet der Bereich Industrie und Handel in 2017 ein Minus von 0,01 Prozent (bzw. minus 33) Verträ- gen. Im Hamburger Handwerk kamen bei einem Gesamtergebnis von 2.652 Ausbildungsverträ- gen 117 Verträge (plus 4,6 Prozent) mehr als im Vorjahr zustande. Im Bundesdurchschnitt sind in der Handwerkskammer nur 1,4 Prozent mehr Verträge als im Vorjahr abgeschlossen worden. Im öffentlichen Dienst in Hamburg ent- sprechen 30 Ausbildungsverträge mehr einem Plus von 15,3 Prozent.11 Auf Bundesebene sind im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 3,4 Pro- zent mehr Ausbildungsverträge im öffentlichen Dienst zustande gekommen. Die Freien Berufe verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr mit 1.239 Verträgen ein Plus von 2,0 Prozent (plus 11 Weitere Ausführungen zur Ausbildung im öffentlichen Dienst folgen im Abschnitt „Ausbildungsleistungen im öffentlichen Dienst“. 20 AUSBILDUNGSREPORT 2018
ABBILDUNG 5: Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge in anerkannten Ausbildungsberufen nach zuständigen Stellen in Hamburg 1997 bis 2017* 16.000 insgesamt 14.862 14.000 13.431 12.000 11.850 10.362 10.000 9.066 8.000 Handelskammer Hamburg 7.077 6.000 4.000 3.201 Handwerkskammer Hamburg 2.832 2.652 2.000 1.572 Andere 1.668 1.710 0 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 ABBILDUNG 6: Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge in anerkannten Ausbildungsberufen nach zuständigen Stellen in Deutschland 1997 bis 2017* 700.000 625.884 587.517 Deutschland insg. 600.000 523.290 500.787 500.000 448.323 Alte Bundesländer 448.665 400.000 300.000 200.000 139.194 Neue Bundesländer 125.097 100.000 74.625 0 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 * Absolutwerte werden vom BIBB aus Datenschutzgründen auf ein Vielfaches von 3 gerundet. Der Gesamtwert kann deshalb von der Summe der Einzelwerte abweichen. Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): Erhebung zum 30. September, Stand 11. Dezember 2017, Tabelle 61. AUSBILDUNGSREPORT 2018 21
Im Unterschied zu den Ausbildungszahlen des ker auf diese Art der Förderung für erfolglos ge- BIBB verzeichnet die Schuljahresstatistik in bliebene Ausbildungssuchende setzen musste. 2017 13.934 Ausbildungsanfängerinnen und Dies war, auch aufgrund der über Jahre hinweg Ausbildungsanfänger (staatliche und private schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung in Berufsschulen) und damit 30 bzw. 0,2 Prozent diesen Gebieten, notwendig. Da gerade in die- mehr als im Vorjahr. Im Wesentlichen weichen sen Ländern die Nachfrage demografisch be- die beiden Datensätze aus drei Gründen von- dingt deutlich sinkt, wird das außerbetriebliche einander ab: Erstens werden die Daten zu un- Angebot entsprechend dem rückläufigen Bedarf terschiedlichen Stichtagen erhoben, zweitens angepasst.13 erhebt das BIBB die in Hamburg abgeschlosse- nen neuen Ausbildungsverträge nach BBiG und Die Zahl der überwiegend öffentlich finan- HwO, während in der Hamburger Schulstatistik zierten Ausbildungsplätze, die bei zuständi- die Berufsschulanfängerinnen und Berufsschul- gen Stellen nach BBiG und HwO eingetragen anfänger in den Hamburger berufsbildenden sind, verringert sich auf nunmehr 426 (minus Schulen erfasst werden. Damit werden auch An- 54 bzw. minus 11,3 Prozent gegenüber 480 im fängerinnen und Anfänger erfasst, die z. B. als Vorjahr). Wie in den vergangenen Jahren auch, Gastschülerinnen und Gastschüler zwar in Ham- hatte in Hamburg im Ausbildungsjahr 2017 die burg beschult werden, aber ihren Ausbildungs- überwiegend öffentlich finanzierte Ausbildung vertrag mit einem Betrieb außerhalb des Landes immer noch einen etwas größeren Anteil am Hamburg geschlossen haben. Drittens sind in Gesamtgeschehen (3,2 Prozent) als im Durch- den BIBB-Zahlen nur Ausbildungsberufe gelis- schnitt der alten Bundesländer (2,5 Prozent). tet, die nach BBiG und HwO in der Zuständigkeit Zum Vergleich wiesen die beiden anderen Stadt- der Kammern liegen. Landesrechtlich geregelte staaten Berlin und Bremen wie schon im Vorjahr Berufe wie Altenpflege und Gesundheits- und größere Anteile in diesem Bereich aus (4,1 bzw. Pflegeassistenz, die in der Schuljahresstatistik 6,9 Prozent).14 Faktoren wie die Ausgestaltung berücksichtigt werden, fallen nicht hierunter. der Förderpolitik in den einzelnen Ländern, die regionale Wirtschaftsentwicklung, die demo- Neu abgeschlossene Ausbildungsver- grafischen Veränderungen und ob es sich um träge nach ihrer Finanzierungsform einen Stadt- oder Flächenstaat handelt, spielen in dieser Betrachtung eine wichtige Rolle und Die Fortschreibung der Differenzierung neu ab- müssen bei der genaueren Analyse und dem geschlossener Ausbildungsverträge nach dem Vergleich einzelner Länder stets berücksichtigt Merkmal Finanzierungsform in der BIBB-Sta- werden (siehe zur Förderpraxis der FHH auch tistik12 zeigt, dass der Rückbau des Angebotes Kapitel 3 „Förderprogramme“). an überwiegend öffentlich finanzierten Aus- bildungen in allen Teilen des Bundesgebiets weiter voranschreitet. Insbesondere in den neuen Bundesländern wurde das Angebot an außerbetrieblich durchgeführten Ausbildungen weiter stark zurückgefahren. Die Anteile der überwiegend öffentlich finanzierten, und damit vielfach außerbetrieblichen Ausbildungsplätze am gesamten Ausbildungsgeschehen waren hier deutlich höher, da man, anders als in den alten Bundesländern, mangels Alternativen viel stär- 13 Siehe hierzu auch den Berufsbildungsbericht 2016 der Bundesregierung, S. 26 ff., herausgegeben vom BMBF. 12 Erläuterungen hierzu finden sich auch im Ausbildungsre- 14 Bundesinstitut für Berufsbildung, Erhebung zum 30. Sep- port 2011, S. 10. tember 2017, Tabelle 64.1 22 AUSBILDUNGSREPORT 2018
TABELLE 4: Top 20 der Ausbildungsberufe in 2017 Neu abgeschlossene Verträge in Deutschland und Hamburg nach ihrer Finanzierungsform 2015 bis Wie bereits in den Vorjahren führen in 2017 2017 fünf kaufmännisch orientierte Berufe die Rang- liste an. Der am stärksten besetzte handwerk- liche Beruf Kraftfahrzeugmechatronikerin bzw. Neue Kraftfahrzeugmechatroniker schafft es auf neu abgeschlossene Bundes- Alte Länder Jahr Ausbildungsverträge gebiet Länder und Berlin Hamburg Platz 8. Die stark kaufmännische Prägung der absolut Dienstleistungsmetropole Hamburg spiegelt insgesamt 522.162 448.026 74.157 13.512 sich auch im Berufe-Ranking wider. Im Vergleich betrieblich 503.295 435.027 68.268 12.978 mit den Platzierungen im bundesdeutschen Mit- 2015 überwiegend 18.864 12.999 5.868 534 tel lässt sich auch im Berichtsjahr gut erkennen, öffentlich finanziert insgesamt 520.272* 446.283* 73.989* 13.320 welche Bedeutung z. B. der Bereich Spedition 2016 betrieblich 502.722* 433.827* 68.895* 12.837 und Logistik nach wie vor in Hamburg hat. Die überwiegend hierfür ausgebildeten Kaufleute belegen erneut 17.550 12.456 5.094 480 öffentlich finanziert Platz 5, über ganz Deutschland gesehen neh- insgesamt 523.290 448.665 74.625 13.431 men sie dagegen erst den 27. Platz ein. 2017 betrieblich 507.411 437.436 69.975 13.005 überwiegend 15.879 11.226 4.653 426 öffentlich finanziert relativ in % insgesamt 100 100 100 100 2015 betrieblich 96,4 97,1 92,1 96,0 überwiegend 3,6 2,9 7,9 4,0 öffentlich finanziert insgesamt 100 100 100 100 betrieblich 96,6 97,2 93,1 96,4 2016 überwiegend 3,4 2,8 6,9 3,6 öffentlich finanziert insgesamt 100 100 100 100 2017 betrieblich 97 97,5 93,8 96,8 überwiegend 3 2,5 6,2 3,2 öffentlich finanziert * Vom BIBB nachträglich korrigierte Werte Anmerkungen: − Überwiegend öffentlich finanzierte Ausbildungsverträge umfassen Bund-Länder-Programme, regionale Ausbil- dungsplatzprogramme und ergänzende Maßnahmen der Länder. Es werden nur nichtschulische Programmplätze berücksichtigt. − Absolutwerte werden aus Datenschutzgründen jeweils auf ein Vielfaches von 3 gerundet; der Gesamtwert kann deshalb von der Summe der Einzelwerte abweichen. Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Erhebung zum 30. September 2017, Tabelle 64.1 und 70.1 Weitergehende Informationen und Analysen für das Bundesgebiet können z. B. dem Berufsbil- dungsbericht 2018 des BMBF sowie dem hier- zu vom BIBB zugelieferten Datenreport 2018 entnommen werden. AUSBILDUNGSREPORT 2018 23
Absolutwerte werden aus Datenschutzgründen jeweils auf TABELLE 5: ein Vielfaches von 3 gerundet; der Gesamtwert kann deshalb von der Summe der Einzelwerte abweichen. Top 20 der Ausbildungsberufe (Neuabschlüsse) in Hamburg in 2017 1) 2) 1) Die Rangfolge wird durch das BIBB ermittelt. Mit 195 Neuabschlüssen könnte man auch die Berufe Kauffrau/ Kaufmann für Versicherungen und Finanzen und Immobi- lienkauffrau/Immobilienkaufmann zusammen auf Platz 20 verorten. Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurde hier die Rang- neu abge- Darstellungsweise des BIBB übernommen. Rang änderung schlossene Rang 2017 in gegen- Ausbildungs- 2017 in 2) Im Vergleich zur Tabelle im Vorjahr gibt es leichte Ab- Ham- über verträge 2017 Deutsch- weichungen, weil die Top 20 Ausbildungsberufe aus dem burg 2016 Beruf in Hamburg land Arbeitsagenturbezirk Hamburg waren, anstatt aus dem 1 0 Kauffrau/Kaufmann 816 1 Bundesland Hamburg. für Büromanagement Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Erhebung zum 2 0 Kauffrau/Kaufmann 762 2 30. September 2017, Tabelle 67.1 im Einzelhandel 3 0 Kauffrau/Kaufmann 579 7 im Groß- und Außenhandel 4 0 Verkäuferin/Verkäufer 567 3 Insgesamt spiegeln die vorderen Platzierungen 5 0 Kauffrau/Kaufmann 525 27 der Ausbildungsberufe das Wesen der Handels-, für Spedition und Dienstleistungs- und Werbemetropole Ham- Logistikdienstleistung 6 0 Fachinformatikerin/ 498 9 burg wider. Auf den hinteren Rängen haben Fachinformatiker sich die Berufe Kauffrau bzw. Kaufmann für 7 0 Medizinische 417 6 Versicherungen und Finanzen und Fachkraft im Fachangestellte/ Medizinischer Gastgewerbe neu in den Top 20 eingefunden. Fachangestellter Damit rutschten die Immobilienkaufleute und 8 2 Kraftfahrzeug- 414 4 Fachlageristin bzw. Fachlagerist auf die Plät- mechatronikerin/ Kraftfahrzeug- ze 21 und 22 ab. Diese Liste umfasst nicht die mechatroniker landesrechtlich geregelten Ausbildungsberufe. 9 -1 Hotelfachfrau/ 393 15 Zahlenmäßig relevant sind in diesem Zusam- Hotelfachmann menhang die Pflegeberufe, die nicht über Kam- 10 -1 Zahnmedizinische 342 10 Fachangestellte/ mern erfasst werden. So haben im Schuljahr Zahnmedizinischer 2017/18 alleine 467 Schülerinnen und Schüler Fachangestellter ihre Ausbildung in der Altenpflege begonnen. 11 2 Anlagenmechanikerin/ 318 12 Anlagenmechaniker Damit würden sie in dieser Liste den siebten für Sanitär-, Heizungs- Platz einnehmen. und Klimatechnik 12 -1 Friseurin/Friseur 297 14 Ausbildungsleistungen des öffentli- 13 -1 Elektronikerin/ 291 8 Elektroniker chen Dienstes 14 2 Köchin/Koch 252 16 15 0 Fachkraft für 243 13 Die in der nachstehenden Tabelle und Abbildung Lagerlogistik wiedergegebenen Zahlen beziehen sich auf Aus- 16 1 Industriekauffrau/ 225 5 Industriekaufmann bildungsverhältnisse, die von Behörden, Ämtern 17 4 Steuerfachangestellte/ 225 20 und Landesbetrieben der Freien und Hansestadt Steuerfachangestellter Hamburg (FHH) eingegangen worden sind – dies 18 1 Kauffrau/Kaufmann 204 67 umfasst Berufsausbildungen ebenso wie Be- für Marketing- kommunikation amtenausbildungen. Für eine Bewertung der 19 4 Fachkraft im 198 54 Ausbildungsleistungen der FHH ist es erforder- Gastgewerbe lich, neben den Berufsausbildungen nach BBiG 20 2 Kauffrau/Kaufmann 195 31 gerade auch die laufbahnrechtlichen Berufe in für Versicherungen und Finanzen die Betrachtung einzubeziehen, denn Beamten- ausbildungsgänge in den Laufbahngruppen 1 24 AUSBILDUNGSREPORT 2018
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