NÄHE - Ausgabe Unterfranken
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3•2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 74. Jahrgang des „Helfer“ NÄHE U N F T ZUK N AT U R N A C H H A LT I G K E I T GLÜCK DIE AWO IN UNTERFRANKEN AWO Lädchen für Alles Hier wird immer Gesellschaft auf NULL. nett bedient. Was WIR aus der Krise Jugendwerk lernen. Weiter aktiv – trotz Corona.
WIR IN BAYERN WIR IN UNTERFRANKEN Aus der AWO 3 Bayern ist ein Sozialstaat: Festschrift zum Editorial 11 100-jährigen Bestehen + AWO trauert um Hier wird immer nett bedient – Martin Seibert + Kamm Stiftung: Preise für AWO Lädchen für Alles 14 gute Ideen AWO Leben 17 Jugendwerk 21 Unser Thema: Gesellschaft auf NULL. AWO Impulse 22 Was WIR aus der Krise lernen 6 AWO l(i)ebt Demokratie AWO Menschen 28 Sozial-ökologische Wende JETZT – AWO und Service 32 Bund Naturschutz für mehr Nachhaltigkeit + Kreuzworträtsel 38 Interview Prof. Karlheinz Ruckriegel Liebe Leserinnen und Leser, „alles ist anders wegen Corona“ – ein Satz, den wir in den letzten Monaten oft gehört haben. Ein Satz, der leider sehr zutreffend ist. Wir haben im letzten Heft unserer WIR einen Einblick gegeben in die Belastungen und Einschränkungen, die die Pandemie auch für die Arbeiterwohlfahrt in Bayern, ihre Einrichtungen, aber vor allem für Diejenigen mit sich bringt, die sich täglich für die Menschen engagieren, die sich uns anvertrauen. Dafür sage ich aus vollem Herzen „Danke“. In der bewussten Auseinandersetzung mit der Krise, ihren Symptomen und Auswirkungen liegt aber auch die Möglichkeit, den Blick zu schärfen für das, was uns wirklich wichtig sein sollte; und auch für das, was falsch läuft in unserer Gesellschaft. Die Corona-Krise wirkt hier wie ein Brennglas. Vieles wird plötzlich deutlich sichtbar. Gegen das dumpfe „weiter so“ müssen wir den Blick öffnen für neue Wege und neue Gedanken. Das beschreibt auch das Leitmotiv dieser WIR. Sie berichtet mit der Kooperation der AWO mit dem Bund Natur- schutz in Bayern auch von einem ganz persönlichen Wunschprojekt. Nicht erst seit dem Grundsatzprogramm von 2019 öffnet sich die AWO stärker dem Gedanken, dass auch und gerade Fragen von Ökologie und Nachhaltigkeit immer auch Themen eines gerechten gesellschaftlichen Miteinanders sind. Das ist gut so! „Alles anders wegen Corona“, das gilt auch für unseren Verband. Viele Kreiskonferenzen und alle Bezirkskonferenzen dieses Jahres mussten verschoben werden. Weil keine Dele- gierten neu gewählt werden konnten, wird die AWO Bundeskonferenz nicht Ende November 2020 abgehalten, sondern erst im Juni nächsten Jahres. Und auch die Landeskonferenz, auf der wir Mitte September in Nürnberg mit einem neuen Team an der Spitze die Weichen für die Zukunft stellen wollten, wird nun erst im Anschluss an die für Februar 2021 geplan- ten Bezirkskonferenzen stattfinden, voraussichtlich im April 2021. Dass dies für die AWO in Bayern keinen Stillstand bedeutet, belegt die neue Ausgabe unseres Mitgliedermagazins. Ich wünsche viel Freude bei der Lektüre. Ihr Thomas Beyer Landesvorsitzender
Bayern ist ein Sozialstaat AUS DER AWO Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der AWO in Bayern erscheint Es soll ein besonderes Geschenk sein, ein Geschenk der AWO in Bayern an alle, die für ein Soziales Bayern ein- stehen: die Festschrift zum einhundertsten Geburtstag. Schon der aus der Bayerischen Verfassung entlehnte Frist verlängert: 5 Preise für gute Titel macht klar, dass es um keine herkömmliche Leis- Ideen gegen Corona tungsschau eines Verbandes geht. 25 Autorinnen und Autoren geben Antworten auf aktuelle Herausforderun- In ihrer zweiten Ausgabe 2020 hat die WIR-Re- gen für die Wohlfahrtspflege – vom sozialpolitischen daktion um die Einsendung von Projekten gebe- Auftrag über die Modernisierung des Mitgliederverban- ten, die in der AWO initiiert wurden, um das Le- des, von Nachhaltigkeit und Digitalisierung bis hin zu ben in Zeiten von Corona ein bisschen besser zu den Wirkungen der Corona-Krise. machen. Einige Einsendungen haben uns bereits erreicht, doch wir sind sicher, dass die Mitglieder Und natürlich geht es um die Stellung der Arbeiterwohl- und Ehrenamtlichen der Bayerischen AWO noch fahrt in der sozialen Landschaft des Freistaates: selbst- viel mehr getan haben – ob mit dem Nähen von bewusst zum Erreichten, aber auch selbstkritisch zu den Mundschutz oder mit Musik gegen Traurigkeit. aktuellen Gefährdungen. Für die historische Perspektive bürgt in besonderer Weise der Mitherausgeber Professor Deshalb verlängern wir die Frist für die Teil- Hermann Rumschöttel, langjähriger Generaldirektor der nahme bis zum 30. September. Es reicht eine Staatlichen Archive Bayerns und einer der profiliertesten kurze Beschreibung des Projektes mit ein paar Kenner der hiesigen Kultur- und Sozialgeschichte. Fotos. Diese einfach an die Bertold Kamm Stif- tung c/o AWO Landesverband Geschäftsstelle Beyer/Rumschöttel (Hrsg.), Bayern ist ein Sozialstaat, Nürnberg, Bartholomäusstraße 26d , 90489 Gebr. Geiselberger GmbH Druck und Verlag Altötting, Nürnberg, Mail nicole.rossnagel@awo-bayern.de erscheint Mitte September 2020, senden. ISBN 978-3-87245-126-2 Die 2017 in Erinnerung an den langjährigen Landes- und Ehrenvorsitzenden der Bayerischen AWO gegründete Bertold Kamm Stiftung stiftet DVD zum Film „Zu weit weg“ 5 mal 200 Euro für gute Ideen in der Corona- zu gewinnen Krise. Auswahlgremium ist der Stiftungsvorstand und der AWO Landesvorsitzende als Vorsitzender In der ersten Ausgabe der WIR 2020 hatten wir Fan- des Stiftungsrates. Der Rechtsweg ist ausge- Pakete des Films „Zu weit weg“ verlost. Viele Zuschriften schlossen. Die prämierten Ideen werden in der haben uns erreicht. Nachdem der Filmstart wegen Corona Ausgabe 4-2020 der WIR vorgestellt. auf den Juli verschoben werden musste, verlosen wir in der nächsten Ausgabe drei DVDs des Jugendfilms um eine Fußballfreundschaft. Die DVDs kommen erst im September auf den Markt, sind also brandaktuell. Wer teilnehmen möchte, sendet bitte bis 30. September 2020 eine E-Mail mit dem Kennwort „Zu weit weg“ und der Angabe von Name und Anschrift an petra.dreher@awo-bayern.de. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 1
DIE „WIR-REDAKTION“ Sie haben Anregungen, Lob oder Kritik? Ihre Anmerkungen zum aktuellen Heft nehmen wir gerne auf. Sie erreichen uns hier: AUS DER AWO Arbeiterwohlfahrt Landesverband Bayern e.V. Edelsbergstraße 10, 80686 München Telefon 089 546754–0 redaktion@awo-bayern.de Den Führerstand Ein Helfer kommt selten allein verlassen Eine Geschichte für Senior*innen In seinem Beruf als Lokführer war Ein heftiger Rheumaschub zwingt Re- er auf allen Führerständen zuhause: nate Wolfrum vorübergehend bei der vom ICE bis zum betriebsfähigen Familie ihres Sohnes zu wohnen. Doch Nachbau der ersten deutschen obwohl sie nicht allein zurechtkommt, Lokomotive, dem Adler des Nürn- will sie weder den Jungen zur Last fal- berger Verkehrsmuseums. Nun hat len noch eine professionelle Kurzzeit- Martin Seibert wenige Tage nach pflege in Anspruch nehmen. Da orga- seinem 67. Geburtstag das Führer- nisiert ihre beste Freundin Marie Helfer haus völlig unerwartet für immer aus dem engeren Kreis von Verwand- verlassen müssen. Für seine Familie ten, Freunden und Nachbarn, sodass und Freunde, auch die in der Arbei- Renate trotz Krankheit in ihr eigenes terwohlfahrt, ist dies ein großer und Reich zurückkehren kann. Doch nicht schmerzlicher Verlust. Martin Seibert immer ist es leicht für einen normaler- war seit 1984 Vorsitzender des AWO weise allein lebenden Menschen, so Kreisverbandes Amberg und seit oft von „helfenden Händen“ umgeben 2008 stellvertretender Bezirksvorsit- zu sein … zender. 2016 wurde er zum Mit- Die Geschichte für Senior*innen eignet glied des Landesvorstandes gewählt sich gut zum Lesen und zum Vorlesen. und vertrat den Bezirk Niederbay- ern/Oberpfalz im Landesauschuss Helga Blum / Wiltrud Weltzer und im Stiftungsrat der Bertold Ein Helfer kommt selten allein Kamm Stiftung. Für die nächste Eine Geschichte für Senior*innen Amtsperiode hatte er die Bereit- 1. Auflage 2019. 97 Seiten. Großdruck schaft zur weiteren engagierten (978-3-497-02851-1) kt Mitarbeit in den Gremien des Lan- € [D] 9,90 / € [A] 10,20 desverbandes schon erklärt. Jetzt (alle Preise inkl. gesetzlicher MwSt.) bleibt sein Platz dort leer. Wir ver- missen Martin. Sein Wirken für die Arbeiterwohlfahrt bleibt. Wie sein Andenken. 2 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
AWO l ebt In folgenden Demokratiewerkstätten können sich Menschen flexibel und themenspezifisch engagieren: Demokratie Team Toleranz Jeden ersten Mittwoch im Monat von 18 bis 19.30 Uhr dreht sich alles rund um Werkstätten bieten Plattform für Austausch und das Thema Diversität, z.B. um gruppenbezogene Weiterbildung Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Klassismus AUS DER AWO oder Gleichstellung. Die Teilnehmer*innen werden für unterschiedliche Diskriminierungs- Das neue Projekt „AWO l(i)ebt Demokratie“ der Bayeri- formen sensibilisiert und es wird diskutiert, wie schen AWO kommt in Schwung: Seit August gibt es die Jede*r sich im Alltag für Vielfalt und Toleranz „AWO Demokratiewerkstätten“, in denen sich Menschen einsetzen kann. online zu Themen informieren, austauschen und enga- gieren können. Team Erinnerungskultur In dieser Demokratie- werkstatt liegt der Schwerpunkt auf dem In den monatlichen Online-Zoom-Treffen der verschie- Themenkomplex Erinnerungskultur, weitere denen „AWO Demokratiewerkstätten“ halten Expert*in- Themen sind Antisemitismus sowie der Um- nen Kurzfortbildungen zu aktuellen Fragestellungen. Ziel gang mit Rechtsextremismus und Populismus. ist es, neben der Weiterbildung eine Plattform zu schaf- Sie findet jeden dritten Mittwoch des Monats fen, auf der sich die Teilnehmer*innen austauschen, von 18 bis 19.30 Uhr statt. diskutieren und vernetzen können. Es ist ein betont in- teraktives Angebot: „Die Mitglieder der jeweiligen Teams Team Umwelt und Nachhaltigkeit Jeden zweiten können die Themenauswahl mitbestimmen und eigene Mittwoch des Monats, von 18 bis 19.30 Uhr, Ideen einbringen und umsetzen“, so Projektkoordina- geht es in dieser Demokratiewerkstatt um um- torin Julia Gerecke vom AWO Landesverband. weltbezogene Themen und darum, wie jeder Einzelne einen Beitrag für die nachhaltige Doch es geht auch ums Handeln: Gemeinsam mit dem Entwicklung unserer Gesellschaft leisten kann. „AWO l(i)ebt Demokratie“-Team werden Aktionen und Veranstaltungen in ganz Bayern geplant, um so auch vor Team Politischer Lesezirkel Jeden vierten Diens- Ort neue Impulse in den Verband zu senden. tag des Monats, 18 bis 19.30 Uhr, wird ein Buch mit politischem Kontext gemeinsam Die Teilnahme an den „AWO-Demokratiewerkstätten“ besprochen. Die Lektüre-Auswahl wird von den ist kostenlos. Das Programm wird koordiniert und orga- Teilnehmer*innen mitbestimmt, spannende nisiert durch ein Projektteam im „Aktionsbüro Demo- Sachbücher stehen dabei ebenso auf dem kratie“ des AWO Landesverbandes Bayern e.V.. Es ist Teil Programm wie politische Romane. des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ und wird gefördert durch das Bundesministerium des Team Demokratie-Chor Stimme erheben – mal Innern, für Bau und Heimat. anders! Der Chor rund um Chorleiter Dominik Schauer studiert an jedem zweiten Dienstag Das Aktionsbüro beantwortet gerne Fragen, Koopera des Monats von 18.30 bis 20 Uhr einen Song tionswünsche und Veranstaltungsanfragen im Demokra- mit politischem Hintergrund in einer gemein- tiekontext. Außerdem koordiniert es die Ausbildung der samen Online-Chorprobe ein. Singen für die Demokratiepartner*innen, die im November erstmals Demokratie! startet und ist Anlaufstelle, an die sich AWO-Aktive bei Konfliktsituationen im Kontext von antidemokratischen Interesse? Der AWO Landesverband freut sich Vorfällen und Diskriminierung wenden können. über viele Teilnehmer*innen. Hier geht es zum Projekt und zu den Demokratie- werkstätten: Aktionsbüro Demokratie AWO Landesverband Bayern e.V. Edelsbergstr. 10, 80686 München zdt@awo-bayern.de www.facebook.com/awodemokratie www.instagram.com/awodemokratie www.awo-bayern.de WIR • Das Magazin der AWO Bayern 3
Gesellschaft auf NULL. Was WIR aus der Krise lernen ZUKUNFT JETZT Weiter machen wie bisher wäre ein großer Fehler - darin sind sich die Baye- rische Arbeiterwohlfahrt und der Bund Naturschutz in Bayern einig. In einem gemeinsamen Thesenpapier fordern sie von Politik und Wirtschaft, die Aus- ???????? wirkungen der Corona-Pandemie zum Anlass für nachhaltige Veränderungen zu nehmen und eine soziale und ökologische Wende einzuleiten. träge und Soloselbstständigkeit werden seit Jahren T von der Wirtschaft missbraucht, um sich aus der Verant- ZUK U N F wortung zu nehmen“, so Beyer. „Hier ist dringend ein Gegensteuern nötig.“ Auch sei über Wochen das enorme Gefährdungspoten tial der Gemeinschaftsunterkünfte für Asylsuchende GLÜCK geleugnet und dezentrale Unterbringungen nicht ein geleitet worden. „Die staatliche Schutzpflicht für die Gesundheit wurde nicht allen Menschen gegenüber mit gleichem Nachdruck wahrgenommen. Das ist nicht hinnehmbar.“ Dass die beiden großen und traditionsreichen Zivilorga- Die Krise zeige auch, dass die zuvor als vermeintlich nisationen im Jahr 2020 den Schulterschluss für die ineffizient abgebauten Kapazitäten des Gesundheitssys- Nachhaltigkeit suchen, ist kein Zufall: „Die Corona-Krise tems jetzt an allen Ecken und Enden fehlen. „Dies hat hat den Blick einmal mehr auf das gelenkt, was in den zu einer zusätzlichen Verschärfung der Bedrohungslage vergangenen Jahren, zum Teil wider besseren Wissens, durch die Pandemie geführt“. Das System müsse drin- verschlafen oder bewusst nicht auf den Weg gebracht gend einer Reform unterzogen werden. „Dafür braucht es wurde“, so AWO Landesvorsitzender Prof. Dr. Thomas jetzt das Konjunkturpaket, nicht für die Stärkung einzel- Beyer gegenüber der WIR. „Wir müssen uns jetzt klar ner Branchen wie der Automobilindustrie“, so Beyer. werden, wie wir unsere Gesellschaft, unsere Welt, letztlich unsere Zukunft nach und mit den Erfahrungen Auch außerhalb einer unmittelbaren Systembedrohung von Corona sozial und ökologisch gestalten wollen.“ seien im Gesundheits- und Pflegesektor und im Bereich des Handels ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Denn die Pandemie, die mittlerweile in fast allen Strukturen und Lieferketten künftig zu stärken, heißt es Ländern der Erde verheerende Auswirkungen hat, ist in in dem Papier. „Tätigkeitsbereiche, die in der Krise als ihren Folgen auch Ausdruck einer Schieflage im gerech- systemrelevant erkannt werden, müssen künftig besser ten Zugang zu Ressourcen. „Sie ist ein Symptom“, so entlohnt werden. So müssen etwa für die Altenpflege Beyer und Mergner in ihrem gemeinsamen Thesen die laufenden Bemühungen um einen allgemein- papier, das im Juli veröffentlicht wurde. verbindlichen Tarifvertrag erfolgreich zum Abschluss gebracht werden“, fordert der AWO Landesvorsitzende. Aus Sicht beider Verbände zeigt die Krise deutlich die ausbeuterischen Wirkungen der Strukturen unseres Das Papier zum Lesen und Download gibt es unter Wirtschaftssystems auf Mensch und Natur: So seien die www.awo-bayern.de/aktuelles/projekte-und-aktionen/ massenhaften Infektionsausbrüche bei Beschäftigten sozial-oekologische-wende-jetzt/ der Fleischindustrie eine fast zwangsläufige Entwicklung gewesen, kritisieren Beyer und Mergner, und weisen auf die prekären Arbeitsbedingungen der überwiegend VERANT aus dem Ausland rekrutierten Arbeiter hin. „Werkver WO RT U N G 4 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
„Sozial-ökologische Wende JETZT!“ N AT U R ZUKUNFT JETZT Herr Mergner, die Corona Krise kostet viel Geld. Haben Sie Sorge, dass das zu Lasten des Klima – und Umwelt- ???????? schutzes geht? Die habe ich durchaus. Und ich sage ganz deutlich: Das darf nicht sein! Die Krise darf nicht dazu genutzt ketten und der industrialisierten Also nicht immer höher, weiter, mehr? werden, nötige oder bereits be- Fleischwirtschaft geführt hat. Das Durch die Corona-Krise verstehen schlossene klima-, umwelt-, oder ist längst bekannt, doch es wurde die Menschen zum ersten Mal viel- sozialpolitische Regelungen auszu- nicht gehandelt. Im Gegenteil. Es leicht, dass das der falsche Weg ist, setzen, zu verschieben oder generell wurde sogar politisch gefördert. und am Ende mehr Verlierer als wieder in Frage zu stellen bzw. an Doch was jetzt billig ist, kommt uns Gewinner erzeugt. So wie sie auch ihnen einzusparen. Wir müssen die am Ende alle teuer zu stehen. erstmals vielleicht wirklich bewusst Klimakrise und den Schwund natür- wahrnehmen, wie Menschen zum licher Ökosysteme ebenso ernst Was fordern Sie? Teil in diesem und anderen Ländern nehmen wie die Covid-19-Pande- Wir müssen das hyper-globalisierte, leben müssen. Wir haben jetzt die mie, denn es gibt gemeinsame Ur- auf Konkurrenz und Profitmaxi Chance, innezuhalten und nicht sachen und Wechselwirkungen zwi- mierung gepolte Wirtschaftssystem weiter zu machen wie bisher. schen diesen drei Krisen. Vor allem hinter uns lassen, weil es den bedrohen alle drei Krisen unsere Klimawandel vorantreibt, Arten zum Warum ist die AWO für Sie der richtige Gesundheit und das Leben der Aussterben bringt und lebensbe- Partner? Menschheit. drohliche Krankheiten verbreitet. Weil uns, neben allen Unterschied- Wir brauchen eine Ökonomie der lichkeiten, eines vereint: Das Bemü- Können Sie ein Beispiel nennen für Fürsorge und der Gemeinwohl- hen um Gerechtigkeit. Die Krise hat gemeinsame Ursachen und Wechsel- Orientierung. Und wir müssen un- Ungerechtigkeiten an allen Ecken wirkungen? seren ökologischen Fußabdruck und Enden aufgezeigt, sozial wie Nehmen wir die Agrarwirtschaft. Der verkleinern, um einen gerechten ökologisch. Wenn wir nicht gegen- Skandal im Schlachtbereich ist Aus- Anteil des vorhandenen Raums für steuern, verstärken sich diese noch. druck eines menschenunwürdigen andere Völker und für andere Arten und Tierleid erzeugenden Systems, übrig zu lassen. Interview: Isabel Krieger zu dem die Macht der Handels Richard Mergner, hier mit AWO Lan- desvorsitzendem Prof. Dr. Thomas Beyer, ist seit April 2018 Vorsitzen- der des BUND Naturschutz, Bayerns größtem und ältestem Natur- und Umweltschutzverband mit rund 250.000 Mitgliedern und Förderern, die in einem Netz von 76 Kreisgrup- pen und 668 Ortsgruppen organi- siert sind. Der Bund Naturschutz wurde 1913 gegründet und versteht sich als Naturschutz- und Verbrau- cherorganisation. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 5
E IT IG K H T Hunger breitet sich aus E C Weltweit hat die Corona Pandemie die Menschen fest im G ER Griff, neben den süd- und nordamerikanischen Ländern trifft sie derzeit auch Afrika mit voller Wucht. ZUKUNFT JETZT Ende März bereits hatte sie das westafrikanische Mali er- In Mali trifft die Corona Pandemie auf ein Land, das nicht reicht. Seither hat sich die Situation in dem politisch und nur zu den zehn ärmsten Ländern der Welt zählt. Es wirtschaftlich in schwierigen Zeiten befindlichen Land für steckt zudem seit 2012 in einer vielschichtigen Krise fest: die arme Bevölkerung weiter verschärft, berichtet Gudrun Die instabile Sicherheitslage im Norden des Landes hat ???????? Kahl von der LAG Mali, die das Land noch im Frühjahr sich trotz starker militärischer Präsenz verschlechtert und besucht hatte. in den letzten Jahren auf zentrale Regionen Malis ausge- dehnt. Bewaffnete Konflikte und Überfälle, die auch im Bis Mitte Juli hatten sich in Mali offiziell 2.412 Menschen benachbarten Burkina Faso und Niger zugenommen mit dem Virus infiziert, 121 starben. Angesichts der ge- haben, führten zu weiteren Fluchtbewegungen. Ende Mai ringen Testkapazitäten sind diese Zahlen allerdings mit 2020 lebten 296.750 Geflüchtete in Mali, davon sind einem großen Fragezeichen zu versehen. Vielmehr ist von 251.000 Binnenflüchtlinge. einer hohen Dunkelziffer an Erkrankungen auszugehen. Frühzeitig, noch bevor die ersten Fälle von COVID 19 im Die Enttäuschung und fehlendes Vertrauen der malischen Land bekannt wurden, hatte die malische Regierung den Bevölkerung in die amtierende Regierung kennzeichnen Flugverkehr eingestellt und die Landesgrenzen geschlos- eine weitere, politische, Dimension von Malis Krise. Und sen, ebenso Schulen und Universitäten. Versammlungs- diese spitzt sich zu: Seit dem 5. Juni demonstrierten verbote, nächtliche Ausgangssperren und die Schließung zehntausende Malier regelmäßig in Bamako und anderen von Hotels und Restaurants folgten. Städten und forderten den Rücktritt von Präsident Keita. Mitte Juli eskalierte der Protest. Die strikten Beschränkungen führten in den städtischen Zentren zu einem deutlichen Rückgang der wirtschaft Corona und die damit verbunden Maßnahmen zur Ein- lichen Aktivitäten. Allein in der Hauptstadt Bamako dämmung der Pandemie verschärfen die Armut und verloren nach Berichten der Weltbank 50 Prozent der vermutlich auch die politischen Spannungen im Land. Haushalte ihre Arbeit. Problematisch auch, weil viele In letzter Konsequenz droht vielen Menschen Mangel der Menschen dort nicht auf soziale Sicherungssysteme ernährung und Hunger – vor allem in den Städten und zurückgreifen können. in den Krisengebieten. Infolge der weltweiten Corona-Krise gingen auch die Gudrun Kahl Geldüberweisungen der außer Landes lebenden Malier zurück. Nicht wenige Haushalte in Mali sind auf diese Mehr Informationen zur LAG Mali und ihren Projekten: Transfers angewiesen und können seither ihren Bedarf www.lag-malihilfe.de an Nahrungsmitteln nicht mehr ausreichend decken, Spendenkonto der LAG Mali: zumal auch die Lebensmittelpreise deutlich angestiegen VR meine Bank eG Fürth/Neustadt sind. Das trifft vor allem diejenigen, die ohnehin schon IBAN: DE65 7606 9559 0003 2590 05 „von der Hand in den Mund“ leben und über keine BIC: GENODEF1NEA Reserven verfügen. Laut Umfragen hungern derzeit rund zehn Prozent der malischen Haushalte. Stolz und dicht gedrängt stehen die Frauen unter dem schützenden Dach ihres Getreidespeichers. Vor gut vier Monaten, als das Bild beim Besuch der malischen Projektdörfer entstand, war Abstand halten noch kein Thema in Mali. Das hat sich geändert. 6 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
INTERVIEW Prof. Dr. Karlheinz Ruckriegel, „Positiv denken Jahrgang 1959, lehrt und forscht seit vielen Jahren zum Thema Glück. Der Volkswirtschaftler macht glücklicher“ hat zahlreiche Beiträge zur inter- disziplinären Glücksforschung veröffentlicht. Interview: Isabel Krieger ZUKUNFT JETZT Herr Prof. Ruckriegel, hinter vielen Negative konzentrieren. Plötzlich ist Menschen liegen harte Monate. Die dann alles schlecht. Das kann man Corona Pandemie hat das Leben mas- trainieren, dass man diese Einstel- ???????? siv verändert, noch immer ist offen, lung nicht zulässt. wie es weitergeht. Fühlt man sich da als Glücksforscher überflüssig? Im Frühjahr hatte die Corona Pande- Ganz im Gegenteil! Die Glücksfor- mie die Gesellschaft fest im Griff. Gab schung hat nach Krisen immer einen es da auch Glück? Aufschwung erlebt. 2013, als die Das gab es ganz bestimmt. Manchen Finanzkrise so langsam abflaute, Menschen zum Beispiel kam die Menschen. Nachhaltige Wirtschafts- hat die UN den World Happiness Day zwangsweise Entschleunigung in politik hingegen setzt auf Wohlbe- ausgerufen. Das war ein bewusstes diesen Wochen entgegen. Sie hatten finden und Lebensqualität als Ziel, Statement den Menschen zu sagen: mehr Zeit für sich. Also quasi einen nicht nur für jetzige, sondern auch Hey, egal was ist, ihr dürft und soll- unerwarteten Zeitwohlstand. Andere für zukünftige Generationen. Also tet auch Glück empfinden. hatten Probleme, den Alltag zu be- auf eine glückliche Gesellschaft, die wältigen, waren beruflich und fami- auch bereit ist, Lasten miteinander Was ist denn Glück? Die Bedürfnis liär sehr gefordert und hatten noch zu tragen. Dazu braucht es Investi pyramide des Einzelnen ist doch sehr weniger Zeit. Die Krise hat die Men- tionen in Richtung Wohlbefinden individuell. schen unterschiedlich stark getroffen. von Menschen. Glück können wir empfinden, wenn Hätte man eine Erhebung gemacht, unsere subjektive Gefühlsbilanz so hätte man sicher festgestellt, dass Hat der Corona-Lockdown auch positiv stimmt, wir also mehr positive als das subjektive Wohlbefinden in die- gewirkt? negative Empfindungen haben. Das ser Zeit insgesamt zurückgegangen Im Einzelnen sicher. Für viele Men- passiert meist dann, wenn wir die ist. Es gibt Schätzungen, wonach schen zum Beispiel entfiel das tägli- Möglichkeit haben, auf das Einfluss rund ein Drittel der Menschen wäh- che Pendeln zur Arbeit, sie arbeiten zu nehmen, was unser Leben aus- rend des Lockdowns entschieden seither mehr im Home-Office, nut- macht. Das ist in der Tat bei jedem hat, in Zukunft anders leben zu wol- zen die Möglichkeiten der digitalen Menschen etwas anders gelagert. len. Mit weniger Arbeit und mehr Kommunikation. Wenn wir das ge- Aber Themen wie gelingende Bezie- Zeit. Und vielleicht glücklicher. schickt weiterspinnen, gewinnen wir hungen, Zeit, Gesundheit, persön dadurch auch Freiheiten und fördern liches Wachstum und sinnhaftes Tun Aus ihrer Sicht ist Glück ein wichtiger die Work-Life-Balance. Gleichzeitig sind schon sehr bestimmend. Im ökonomischer Faktor. Warum? Ich hat die Krise auch gezeigt, dass es Grunde geht es um Lebensqualität. kann damit ja nicht bezahlen … Menschen gibt, die in einer Art und Das Postulat vieler Wirtschaftswissen- Weise leben, die wir nicht für mög- Was passiert, wenn die Gefühlsbilanz schaftler heißt bis heute schneller, lich hielten. Es ist eine Chance, da nicht stimmig ist? weiter, höher. Das kommt noch aus jetzt etwas zu verändern, beispiels- Das ist der Fall, wenn die eigenen den Wirtschaftswunderjahren, als weise durch mehr Investitionen in Ziele, Wünsche und Erwartungen wir in Deutschland sehr wenig hat- Bildung oder Umweltstandards. aus welchen Gründen auch immer ten. Doch Ludwig Erhard wird unbefriedigt bleiben. Das wirkt sich gründlich missverstanden mit seiner Haben Sie ein Glücksrezept? dann oft auf die Gesundheit aus. Forderung nach „Wohlstand für Alle“. Ich führe seit vielen Jahren ein Das hieß nämlich nie, dass es un Dankbarkeitstagebuch, in dem ich Kann man an der Gefühlsbilanz selbst begrenztes Wachstum geben muss. täglich notiere, was ich an Gutem etwas ändern? Denn das macht weder glücklich, erlebt habe. Und ich versuche, mich Natürlich, jeder kann seine Einstel- noch basiert es auf Fairness, wie wir nicht mehr so viel aufzuregen, denn lungen ändern. Oft ist es so, dass jetzt, in der Krise, in einigen Bran- das hilft ja meist eh nicht. Kurzum, mehr Positives als Negatives vorhan- chen gesehen haben. Fairness wie- ich bemühe mich, an mir selbst zu den ist, wir uns aber nur auf das derum ist ein Grundbedürfnis des wachsen. Das hat sich bewährt. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 7
Ihre Spenden helfen! Fleißig gespendet haben AWO Gliederungen und Mitglieder beim Weihnachtsspendenaufruf 2019 des AWO Landesverbandes. Die Spenden in Höhe von 15.357 Euro kommen in diesem Jahr der Internationalen Arbeit der AWO zugute. „Eine überaus erfreuliche Summe“, so AWO Landes ZUKUNFT JETZT geschäftsführer Andreas Czerny. „Ich bedanke mich bei jedem, der diese ermöglicht hat“. Der AWO Landesverband hat die Summe um 643 Euro auf 16.000 Euro aufgestockt. AWO International, die LAG Mali und die AG Aus- landshilfe des Bezirksverbands Oberbayern wurden bedacht. Sie verwen- ???????? den das Geld aus aktuellem Anlass vor allem für Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie. AWO International unterstützt in elf Ländern der Erde die Menschen im Kampf 6.400 Euro für Ernährung gegen Corona. Selbst verwaltete Getreidespeicher, Saatguthilfen und bewirtschaftete Gartenanlagen – nachhaltige Projekte, wie sie die LAG Mali in den ländlichen Gebieten des 6.400 Euro für Corona-Nothilfe westafrikanischen Landes seit vielen Jahren unterstützt, AWO International ist derzeit mit insgesamt elf Projekten basieren immer auf der Initiative und Mitarbeit der in neun Ländern im Kampf gegen Corona. Unter ande- beteiligten Landfrauen. In Krisenzeiten und – wie rem verteilen Mitarbeiter der Organisation Hygiene aktuell – bei steigenden Nahrungsmittelpreisen durch materialien wie Handschuhe und Desinfektionsmittel, die Corona-Krise (siehe Bericht auf Seite 8 der WIR) sie errichten Handwaschstationen an öffentlichen „retten“ sie die bäuerlichen Haushalte über Engpässe Plätzen, unterstützen ausgelastete Quarantänezentren in der Nahrungsmittelversorgung. Geplant ist, das Geld mit zusätzlichen Betten und Fieberthermometern und aus dem Weihnachtsspendenaufruf für ein Projekt zur sorgen mit weitläufigen Aufklärungskampagnen dafür, Ernährungssicherung einzusetzen, das Frauen in einer dass auch Menschen in abgelegenen Regionen der Erde ländlichen Kommune unterstützt. Herzlichen Dank an alles Wichtige über das Virus und vor allem präventive alle, die sich daran aktiv beteiligt haben! Schutzmaßnahmen erfahren. Die 6.400 Euro aus der Weihnachtsspendenaktion sind auch hier gut investiert, Wasser ist das nämlich in den Schutz der Menschen vor Corona. zentrale Element, um die Versorgung der armen Bevöl- kerung Malis zu 3.200 Euro für Essen und Hygiene sichern. Seit 2008 gibt es die AG Auslandshilfe, eine Initiative des AWO Bezirksverband Oberbayern. Bedingt durch die Corona- Pandemie und die meist zur Risikogruppe gehörenden Ehrenamt- lichen der AG konnten dieses Jahr noch keine Transporte nach Rumänien und Bosnien durch- geführt werden. Die Situation für einen Groß- Lebensmittel sind teil der Bevölkerung dort ist schwierig, da es rar in vielen Teilen schon vor Corona eine große Arbeitslosigkeit Bosniens. gab und das soziale Netz in diesen Ländern sehr grobmaschig ist. In Sanski Most (Bosnien), Satu Mare und Nitchidorf (Rumänien) wird die AG Auslandhilfe dank der Weihnachtspenden Menschen und Familien in Notlagen sowie hilfsbedürftige, behinderte und alleinstehende Personen unterstützen. Dazu werden Lebens- mittel, Hygieneartikel und Medikamente von unseren Partnern vor Ort organisiert und ver- teilt. Danke für die Unterstützung! 8 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
WIR Inhalt 12 AWO Leben IN UNTERFRANKEN Wussten sie schon, dass … • AWO macht Schlagzeilen • Fleißige Kuchenbäckerinnen • Spende an Schwebheimer EDITORIAL / INHALT Seniorenheim Liebe AWO-Mitglieder, die Planungen für den Sommer 2020 wurden durch die Coronakrise bei vielen von uns über den Haufen geworfen. Urlaub im Ausland war und ist nach wie vor ein Spiel mit dem Feuer, denn keiner Foto: Viola Zierold weiß, wie sich das Coronavirus weiter ausbreitet und wo in kürzester Zeit neue Brennpunkte entstehen, die dann zu 14 eventueller Panik und Rückholaktionen Das „Lädchen für alles“ hat viel zu bieten mit anschließender Quarantäne führen. Urlaub daheim, also in Deutschland, war 14 Thema: AWO Schwerpunkt Hier wird man immer gut bedient – auch nur bedingt möglich, denn viele Alzenauer „tegut-Lädchen für Alles“ in der Coronakrise Urlaubsorte waren einfach überfüllt, weil sie zusätzlich zu den normalen Beher- 16 AWO Leben bergungsgästen noch die eigentlich ins Hilfe durch Malen • Spende an Sternstunden • Video Ausland wollenden Gäste aufnehmen meeting in Ochsenfurt • Trauer um Alfred Kümmel • Gutscheine für Mitarbeitende • Jugendwerk in Corona- sollten. Das führte vor allem an Nord- Zeiten • Spende der Bayern-Fans und Ostsee sowie in den Alpen zu Zustän- den, die mit Auftritten am Ballermann 22 AWO Impulse auf Mallorca vergleichbar waren. Maskenhalter für Seniorenzentrum Schwebheim • Jetzt im Herbst und dann im Winter wird Generationengarten in Schwebheim eröffnet • sich zeigen, ob Corona nochmal mit einer Besuchscontainer im Seniorenheim • Tagesimpulse für zweiten Welle zurückschlägt. Bleibt zu Bernhard-Junker-Haus • AnsprechBar hat wieder hoffen, dass es sich nur um ein kleines geöffnet Wellchen handelt und nicht um einen Tsunami. 30 In diesem Sinne bleiben Sie wachsam Foto: Hans-Sponsel-Haus und vorsichtig und passen Sie weiter auf sich und Ihre Mitmenschen auf, ganz im Sinne der Leitlinien der AWO. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 30. September 2020. Geschenktasche von der Bürgerstiftung Würzburg für alle Mitarbeitenden im Hans-Sponsel-Haus Ihr Matthias Ernst 28 Menschen Redakteur Pilotprojekt am AWO Frauenhaus • Spende Vogel Communications • Spende Ikea • Mit dem Rad zur Arbeit • Irene Görgner gibt Leitung ab Kontakt: Tel: 0931 29938-247 (Di. und Do., 9–15 Uhr) 32 Service Mobil: 0176 38740644 Inklusionsbistro eröffnet • Gewinnspiel • Veranstaltun- E-Mail: matthias.ernst@ gen • Mitgliedervorteile • Rechtstipp awo-unterfranken.de WIR • Das Magazin der AWO Bayern 11
Wussten Sie schon, dass ... ... es ein neues Parkdeck für Besucher der Ge- schäftsstelle und der Geriatrischen Rehaklinik in der Würzburger Kantstraße 45 gibt? Geschäftsfüh- rer Martin Ulses weihte vor kurzem das neue Park- deck ein, das in Zukunft die Parkpkatznot lindern soll. Hier können Besucher*innen und Angestellte AWO LEBEN gleichermaßen einen Parkplatz finden, während ihres Aufenthaltes in der Klinik oder in der Ge- schäftsstelle. Auf dem Gelände des alten Parkplat- zes ist durch eine Erhöhung des Parkdecks zusätz- licher Parkraum entstanden, der den Druck für die vielen Angestellten in der Geschäftsstelle und in der Rehaklinik bei der täglichen Parkplatzsuche nimmt. Beide Einrichtungen haben einen jeweils gekennzeichneten Bereich für ihre Mitarbeiten- den. Alle anderen Parkplätze sind für Besucher Foto: Matthias Ernst frei zugänglich. Das mit Holz verkleidete Bauwerk ist auch schon ein Hinweis auf den Baufortschritt des Erweiterungsgebäudes der Geschäftsstelle, das langsam Formen annimmt. ... das InHotel zu den besten Tagungshotels Deutsch- lands zählt? In der 19. Ausgabe des Buches „Die bes- ten Tagungshotels Deutschland“ wird auch das Inklu- sionshotel des AWO Bezirksverbandes Unterfranken in Marktbreit aufgeführt. Es ist eines von 250 Häusern, die ein strenges Auswahlverfahren erfolgreich durch- laufen haben. Die Entscheidung über die Aufnahme oder Ablehnung eines Hotels ist an die Einhaltung ei- nes sieben Eckpunkte umfassenden Kriterienkataloges sowie den persönlichen Prüfbesuch eines Journalisten vor Ort gebunden. Zu den Aufnahme- und Bewer- tungskriterien gehören unter anderem die Beschaf- fenheit und Lage der Tagungsräume einschließlich der Pausenzonen, das vom Hotel zur Verfügung gestellte Informationsmaterial, das Angebotsverhalten, die hoteleigene Gastronomie, die Qualität der gebotenen Serviceleistungen sowie der Logisbereich und das Ta- gungsumfeld. All diese Kriterien erfüllt auch das InHo- tel Mainfranken. Das Haus unter der Leitung von Joachim Beck verfügt über 38 Zimmer. Mit seinen fünf Tagungsräumen und dem gepflegten Park bietet es auch Möglichkeiten für Events, Familien- und Firmenfeierlichkeiten, Hochzei- ten etc. Dabei richtet sich das Haus seit Jahren ganz besonders für den Tagungs- und Businessmarkt aus. Foto: InHotel Mainfranken „Diese Aufnahme ist für uns als Inklusionsbetrieb mit 3 Sternen gleichzeitig eine Auszeichnung und die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Angela Endres, die Stellvertreterin des Direktors im InHotel Mainfranken. 12 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Einladung für die Kuchenbäckerinnen Engagement sollte auch belohnt die harmonische und fröhliche werden. So treffen sich einmal im Stimmung. „Schön war‘s, nächstes Jahr die „guten Engel“, welche die Jahr wieder“, versprach die Orts- AWO-Senior*innen in Höchberg je- vorsitzende Christina Sachs. den Donnerstag mit Kaffee und Ku- AWO MACHT SCHLAGZEILEN chen sowie Abendimbiss verwöh- nen. Die Senior*innen danken in Pflegekräfte nach Corona Foto: AWO-Ortsverein Höchberg AWO LEBEN Form einer Spende für die Kaffee- Unter der Überschrift: „Wertschät- kasse, als kleine Belohnung. Dies- zung von Pflegern: Erst beklatscht, mal besuchten sie das Bäckerei- dann vergessen?“, schrieb die museum mit Führung in Kitzingen. Main-Post am 17. Juli über die Hier wird die alte Konditorenkunst Pflegekräfte in der Zeit nach Coro- aus dem 18. Jahrhundert lebendig. na. Weiter hieß es da, dass Corona Wunderschöne Gebilde in Hand- den Pflegeberuf nicht aufgewertet arbeit entstanden durch Konditor- Am Ausflug vor der Coronazeit hat. Darin seien sich Betroffene meister Albert Ziegler aus München, nahmen teil: hinten von links: aus Unterfranken einig. Und jetzt die an die Kunst der früheren Hof- Anke Klinger, Maria Schelhorn, Re- bekämen Krankenpfleger nicht konditoreien erinnern. Ein kleiner nate Brammer, Maria Siedler, Mo- einmal den Corona-Bonus ausge- Stadtbummel schloss sich an, be- nika Schäfer, Ute Friedrichs, Inge- zahlt. Bundesgesundheitsminister vor man sich zum Schlusshock im lore Angele, Christina Sachs, Gerda Jens Spahn hatte den Pflegeberu- Waldhaus Rottendorf zum Schlem- Langhirt, Inge Rothbächer; vorne fen 1000 Euro Bonus versprochen, men traf. Dieses entspannte Treffen von links: Gerda Hupp, Belinda den die Länder oder Arbeitgeber ohne Stress tat allen gut, das verriet Riepel. steuerfrei um weitere 500 Euro aufstocken können. Klar geregelt EMS-Lounge spendet an Schwebheimer Seniorenzentrum sei die 1000 Euro Corona-Prämie aber nur für die Altenpflege. Im In den letzten Wochen und Monaten kräfte verteilte - als Dankbarkeit für Krankenhausbereich würden viele der Corona-Pandemie haben die deren Einsatz in der Krise. Mit dem Pflegende leer ausgehen. Mitarbeitenden im Schwebheimer Ziel: „Dem Menschen zu helfen“ AWO-Seniorenzentrum, wie auch bietet die EMS-Lounge effizientes Blühene Geschenke in vielen anderen Einrichtungen, Ganzkörpertraining bei nur 20 Mi- Unter der Überschrift: „Blühende „unter Volldampf“ gearbeitet, um nuten in der Woche mit persönlicher Geschenke für AWO Seniorenheim“ die Bewohner zu pflegen und zu Betreuung an. Durch regelmäßige, berichtete die Main-Post am 8. betreuen. Eine körperliche Arbeit, individuell abgestimmte Elektro- Juni über eine Blumenspende an die oft mit Verspannungen und Muskel-Stimulationen werden das Marie Juchacz Haus in Würz- Schmerzen im Rücken einhergeht, muskuläre Dysbalancen abgebaut, burg. Weiter heißt es: „Mit 120 wie Thomas Ries, Geschäftsführer Muskeln aufgebaut und die Tiefen Blumenstöckchen überraschten der EMS-Lounge in Schweinfurt muskulatur gestärkt, erläutert Tho- die Carneval-Freunde-Zellerau weiß und deshalb nun „Solidari- mas Ries bei der Übergabe der Soli- die Senioren und Mitarbeiter der tätsgutscheine“ an die 75 Pflege- daritätsgutscheine. Der Kontakt zum AWO-Einrichtung Marie-Juchacz- AWO-Seniorenzentrum ist durch Haus in der Zellerau. Die Geschen- AWO-Mitarbeiterin Katja Eckert ent- Foto: Seniorenzentrum Schwebheim ke übergab CFZ-Präsident Jürgen standen, wie Einrichtungsleiterin Wohlfahrt im Namen des Präsidi- Monika Müller berichtet, die in der ums. Eva Bauer vom Sozialdienst EMS-Lounge bereits gute Erfahrun- der AWO bedankte sich herzlich gen gemacht und nun die solida- bei den Zellerauer Narren für die rische Geschichte mit Gesundheit- Überraschung. Schon an Ostern saspekt ins Rollen gebracht hat. Vier hatten die Kinder der Karneva- Wochen können die AWO-Mitarbei- listen selbstgemalte Osterbilder tenden nun mit Personaltrainern an das AWO-Seniorenheim über- Einrichtungsleiterin Monika Müller, das EMS-Konzept kostenlos auspro- reicht. EMS-Geschäftsführer Thomas Ries bieren und das Interesse ist groß, und Pflegedienstleiterin (stationär) wie Monika Müller aus den vielen Alina Kohl. positiven Rückmeldungen schließt. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 13
AWO SCHWERPUNKT Fotos: Viola Zierold Das Alzenauer „tegut-Lädchen für alles“ der AWO hat sich in der Krise bestens bewährt Hier wird immer nett bedient Wer hat schon einen Job, zu dem er ohne Wenn und Aber jeder Art von Handicap hilft, einen Job zu bekommen. Ja sagen kann. Oft passt zumindest eine Kleinigkeit nicht Der ifd stellte dann auch den Kontakt zum AWO-Läd- ganz. Judith Tenbrink hat so eine Traumstelle gefunden: chen in Alzenau her. Seit fünf Jahren arbeitet die junge Frau aus Mömbris im Weil Inklusion in der Arbeitswelt noch eine soziale Uto- Alzenauer „tegut-Lädchen für alles“ der AWO. Das tut sie pie ist, braucht es Projekte wie das Alzenauer Lädchen, als sogenannte Inklusionsmitarbeiterin: Judith Tenbrink das der Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt Unter- hat leichte Handicaps, die es ihr schwermachen, einen Job franken mit dem Lebensmittelversorger tegut vor fünf auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. Rechts trägt sie ein Jahre auf den Weg brachte. „Gerade der Einzelhandel Hörgerät: „Außerdem bin ich etwas langsamer als andere.“ eignet sich sehr gut dafür, Menschen mit einer seeli- Ob sie es wohl vermag, in einem Laden zu bedienen? schen Behinderung zu integrieren“, sagt Viola Zierold, Wird sie mit der Kasse fertig? Und werden die Kunden die das Lädchen von Anfang an leitet. Als sie vor fünf nett zu ihr sein? Als Judith Tenbrink im Oktober 2015 Jahren in den Inklusionsbetrieb der AWO einstieg, betrat in ihren neuen Job einstieg, waren die Ängste groß. Zu auch sie Neuland. Zierold hatte bis dahin noch nie Mit- Beginn klappte auch vieles nicht. Doch niemand war arbeiter mit einer psychischen Einschränkung gehabt. böse. Fehler zu machen, ist in einem Inklusionsunter- Doch sie fand sich schnell in ihre Aufgabe hinein. nehmen erlaubt. Auch wird genug Zeit gelassen, alles zu lernen, was notwendig ist. So tauchte die heute 25-Jährige ganz allmählich in die Kunst des Einzelhan- Das also ist eine Physalis dels ein. Sie lernte die verschiedenen Tasten der Kasse Auch für Judith Tenbrink tat sich eine neue Welt auf: kennen. Erfuhr, was man wie eintippt. Und wie man Mehrere der 3500 Produkte, die es im „tegut-Lädchen Prozente berechnet. für alles“ zu kaufen gibt, waren ihr unbekannt. „Ich In der Zwischenzeit ist all das für Judith Tenbrink Routi- wusste zum Beispiel nicht, wie Physalis oder Feigen ne. „Es läuft nun wie am Schnürchen“, sagt die Verkäu- aussehen“, sagt sie. Neu waren aber natürlich vor allem ferin stolz. Dass Tenbrink die Chance erhielt, all das zu auch die Kundinnen und Kunden. Doch wegen ihrer erlernen, was sie heute kann, hat sie der Arbeitsagentur sympathischen Art fand Tenbrink nach kurzer Zeit einen zu verdanken. Weil sie nach der Hauswirtschaftsschule guten Draht zu den Menschen, die regelmäßig im Läd- keinen Job hatte, wandte sich Tenbrink an eine Arbeits- chen einkaufen. Da ist zum Beispiel die ältere Dame, die vermittlerin. Die erkannte, dass sich die junge Frau, immer mit ihrem Rollator kommt: „Wir unterhalten uns obwohl sie ein sehr einnehmendes Wesen hat, auf dem fast jedes Mal.“ Die Dame erzählt, wie es ihr im Moment Arbeitsmarkt schwertun würde. Und verwies sie an den geht. Und wie sie die Corona-Krise erlebt hat. Nicht nur Integrationsfachdienst der AWO (ifd), der Menschen mit diese Dame ist eine treue Kundin, verrät Viola Zierold: 14 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
AWO SCHWERPUNKT Judith Tenbrink steht bei den Kunden des Alzenauer „tegut-Lädchen für alles“ der AWO hoch im Kurs. „Viele Menschen kommen in Alzenau ganz bewusst zu Der Glaube, dass Menschen mit Handicap nichts leisten uns, weil sie unser Lädchen unterstützen wollen.“ Ge- können, ist barer Unsinn, beweist das Projekt der AWO. rade in der Corona-Krise gelang es deshalb sogar, den Gerade Männer und Frauen mit Einschränkungen sind Umsatz zu steigern. Leichte Irritationen gab es allen- oft hochmotiviert. So auch Judith Tenbrink. Rund um falls in der Anfangszeit. „Mehrere Kunden hatten nicht das tegut-Lädchen gibt es nichts, was die 25-Jährige gewusst, dass wir ein Inklusionsunternehmen sind“, nicht gern machen würde. Tenbrink kassiert. Sie schaut erzählt die Chefin von Judith Tenbrink und zwei weite- im Obstregal nach, ob die Früchte in Ordnung sind. Oder ren Inklusionsmitarbeitern. Nahm Viola Zierold fragende sie begibt sich in den Cafébereich, um Brötchen zu be- Blicke wahr, folgte sie den Kunden dezent vor die Türe: legen. Sogar das Reinigen macht ihr Spaß: „Genau das „Dort habe ich erklärt, warum unsere Mitarbeiter für habe ich ja in der Hauswirtschaftsschule gelernt.“ Gera- manches ein bisschen länger brauchen.“ de in der Corona-Krise, die als sehr intensive Zeit erlebt wurde, bewährten sie und die anderen Inklusionsmit- arbeiter sich hervorragend. Judith Tenbrink möchte keinen Job, wo man ständig am Schreibtisch sitzen muss. Auch eine Tätigkeit in einer Werkstatt für Menschen mit einer seelischen Be- einträchtigung käme für sie nicht in Frage. Die junge Frau aus Mömbris möchte „ganz normal“ und mitten im Leben beschäftigt sein. Sozialversicherungspflichtig, wie alle anderen. Sinnvoll. Und mit Kontakt zu netten Kolleginnen und Kollegen. „Mit allen aus unserem Team komme ich sehr gut aus“, schwärmt sie. Jeden Montag freut sie sich, ihre Kollegen zu sehen. Und natürlich die Kunden. Die sie immer nett und gut gelaunt bedient. Text: Pat Christ Das „Lädchen für alles“ hat viel zu bieten WIR • Das Magazin der AWO Bayern 15
Hilfe durch Malen Wie die Kunst durch die Coronakrise helfen kann schlimm, dass es ihr nicht mehr möglich war, arbeiten AWO LEBEN zu gehen. Seitdem ist sie zu Hause, mit sehr wenig Geld und kaum Kontakten außerhalb des Tageszentrums. Andere treffen jede Woche Freunde. Je älter sie wird, umso schmerzlicher vermisst sie es auch, keine eigene Familie zu haben. Wie sehr sehnt sie sich nach Kindern. Doch auch das war durch die Krankheit, an der sie seit ihrer Jugend leidet, nicht möglich. In ihren Bildern lebt sie ihre Wunschträume aus. Immer wieder malt sie idyllische Bauernhöfe. Dort tummeln sich eine Menge Tiere. Glückliche Tiere „die niemals geschlachtet werden.“ Und Kinder springen herum. Un- beschwert, so wie Anja Kriegisch früher, als noch nicht Foto: Tageszentrum jene schlimmen Dinge passiert waren, die ihr ganzes Leben aus dem Gleis geworfen hatten. Vielleicht traut sie sich in ein oder zwei Jahren, einmal öffentlich zu zeigen, was sie malt. Doch noch wagt Anja Es gab Dinge in ihrem Leben, die hat Anja Kriegisch seelisch Kriegisch dies nicht. „Ich weiß, meine Bilder wirken nie verkraftet. „Deshalb bin ich krank geworden“, erzählt sehr kindlich“, gibt sie unumwunden zu. Aber dieses die 51-Jährige aus Miltenberg. Kriegisch leidet unter massi- kindliche Gefühl in ihr, eben das sei ihre Kraftquelle. ven Ängsten. Am schlimmsten ist die Angst vor Einsamkeit. Das erwachsene Leben hat ihr viel zu viel Leid beschert, Die war in den vergangenen Wochen wegen des Lockdowns sie zu oft unglücklich gemacht. Die Vorstellung, selbst extrem: „Ich habe es so sehr vermisst, ins Tageszentrum zu wieder Kind oder von fröhlichen Kindern umgeben zu können.“ Doch dieses Zentrum der Miltenberger Arbeiter- sein, macht Anja Kriegisch glücklich. „Ich schaue auch wohlfahrt war geschlossen. gerne Kinderfilme an“, erzählt sie. Zum Beispiel Michel aus Lönneberga. Den sie natürlich auch schon gemalt Im Tageszentrum findet Anja Kriegisch Menschen, die sie mit Rat und Tat unterstützen. Alles kann sie dort hat. ansprechen, was auch immer sie bewegt oder bedrückt. Einige Bilder zeigen die sturmumtoste Burg Tannenwald. Eine Mitarbeiterin der AWO gab ihr auch zu Beginn der Wer diese Burg in der Wirklichkeit sucht, wird schwer Krise einen guten Tipp: „Versuchen Sie doch mal, jeden fündig: „Sie existiert nur in meiner Fantasie.“ Roman- Tag ein Bild zu malen.“ Und das tat Anja Kriegisch. Sie tisch ist diese Burg. In den hohen Räumen flackert ein ging wie gewohnt ins Zentrum, begab sich in den In- Feuer im Kamin. Freundliche Menschen sitzen darum nenhof und malte dort meist zwei Bilder, die sie den herum. Vertreiben sich gemeinsam die Zeit, während AWO-Mitarbeitenden schenkte. „Wenn ich male, geht der Sturm allmählich abflaut. Das Malen heitert sie im- es mir gut“, sagt die Miltenbergerin, die sehr erleichtert mer etwas auf, sagt Anja Kriegisch. Greift sie zu Papier ist, dass sie nun wieder ins Tageszentrum gehen kann. und Buntstiften, öffnet sich gewissermaßen ein Tor, In der AWO-Einrichtung trifft Kriegisch Menschen, die das sie ins Reich der Fantasie führt. Niemals, betont die auf der gleichen Wellenlänge sind. Menschen, die wis- 51-Jährige, könnte sie nach fremden Vorgaben malen. sen, was es heißt, mit Ängsten zu leben. Die „norma- Oder auf Kommando: „Auch Mandalas sind gar nichts len“ Leute haben oft wenig Verständnis: „Sie denken für mich.“ Dass ihr die Ideen ausgehen, davor hat die oder sagen, dass wir faul sind, dass wir nur nicht arbei- Miltenbergerin überhaupt keine Angst. Verfügt sie doch ten wollen, und dass wir uns ›anstellen.“ Anja Kriegisch über eine unerschöpfliche Fantasie. Auch schlummern würde nur zu gern wieder arbeiten. Bis vor neun Jahren in ihr so viele Träume, die in der Realität unerreichbar hatte sie auch einen Job: „Ich war Zimmermädchen.“ sind: „Nur in meinen Bildern werden sie wahr“. Und zwar 23 Jahre lang. Dann wurde die Krankheit so 16 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Ortsverein Güntersleben spendet dank Erika Schnak 1200 Euro gehen an Sternstunden e.V. Bereits nach Durchführung des 7. Weihnachtsmarktes konn- ten der Ortsverein Güntersleben dank der Spendenbereit- schaft der Günterslebener Bevölkerung an den Förderverein Sternstunden e.V. einen Betrag von 555 Euro spenden. Nun AWO LEBEN kam eine weitere Spende hinzu. Das Vorstandsmitglied Erika Schnok hat im Zuge der Corona-Krise verschiedene Formen von Mund- und Nasenmasken genäht. Die ersten 60 Masken hatte sie noch an Familienangehörige und Bekannte verschenkt. Als aber immer mehr Nachfragen kamen, startete sie die Sternstundenaktion. Alle Materialien, die sie benö- tigte, sind von ihr kostenlos zur Verfügung gestellt wor- den. Nach etlichen Stunden Näharbeit wurden zuerst AWO-Freunde, Bekannte und Günterslebener Bürger versorgt. Auch außerhalb der Gemeinde fanden diese Gesichtsmasken reißenden Absatz. Zirka 370 Masken wurden auf diese Weise von ihr genäht. Erika Schnok hat diese Mund- und Nasenmasken gegen eine freiwillige Spende abgegeben und immer darauf hingewiesen, dass die Einnahmen hierfür an den Verein Sternstunden e.V. weitergeleitet werden. Inzwischen sind 1200 Euro zusammengekommen, die sie mit gro- ßer Freude für Kinderhilfsprojekte spendet. Foto: OV Güntersleben Wir danken Frau Schnok recht herzlich für diese tolle Aktion, so Petra Stieber von der AWO-Vorstandschaft. Zu erwähnen ist noch, dass sie den Ortsverein das ganze Jahr über mit ihrem Einfallsreichtum in jeglicher Form unterstützt. Auch der große Erfolg der AWO-Verkaufs- hütte bei den bisher stattgefundenen Weihnachtsmärk- Erika Schnok nähte für den Verein Sternstunden ten ist zum großen Teil ihr Verdienst. Mund-Nasenbedeckungen Geriatrische Rehabilitationsklinik Würzburg: Neuer Internetauftritt Neben dem offensichtlichen optischen „Facelift“ hat sich auch strukturell und inhaltlich an der Internetseite vieles ge- ändert. Die Navigation ist nun benutzerfreundlicher gestaltet und führt ab sofort mit einer klaren Struktur durch die ein- zelnen Bereiche und Leistun- gen der Geriatrischen Rehakli- nik. Außerdem ist die gesamte Internetseite nun auch auf dem Tablet und Smartphone bequem lesbar. www.geratriewuerzburg.de WIR • Das Magazin der AWO Bayern 17
Digital geht es auch 1. Videomeeting in Ochsenfurt erfolgreich absolviert Auch das AWO-Internetcafé für Senioren Ochsenfurt geht AWO LEBEN in der jetzigen Krise neue Wege. So lud Trainer und Leiter Peter Honecker zur Videokonferenz neudeutsch: „Meeting“ ein. Eine Reihe von Besuchern folgte seiner Einladung. So trafen sich: Margarete Kriener (Aub), Susanne Richter (Gie- belstadt), Ulrike Stockert (Eibelstadt), Marianne Kadletz und Screenshot: Peter Honecker Ingrid Stryjski (Ochsenfurt) bei Peter Honecker im virtuellen Wohnzimmer. Allerdings hatte das Programm auch seine Tücken mit Ton- und BIldausfällen, die noch analysiert werden müssen - vielleicht lag es auch am Feiertag, dass der Server Probleme hatte. Einige versuchten allerdings vergebens sich mit dem Server zu verbinden. Dennoch Treffen am PC: obere Reihe: Susanne Richter, Peter waren sich alle einig, die virtuellen Treffen fortzusetzen, Honecker, mittlere Reihe: Ulrike Stockert, Ingrid Stryjski, bis die Treffen wieder im AWO-Clubheim möglich sind. unten: Marianne Kadletz, Margarete Kriener. Waldkindergarten Gerbrunn Eröffnung verschob sich wegen Corona Anlässlich der Betriebsgenehmigung für den neuen Wald- kindergarten besuchte der ehemalige Landrat Eberhard Nuß als eine seiner letzten Amtshandlungen die Gemeinde Gerbrunn. Das Projekt Waldkindergarten haben er und die Mitarbeitenden der Fachabteilungen des Landratsamtes eng und unterstützend begleitet. Nuß zeigte sich begeistert vom Standort und dem gewählten „Zirkuswagen“, der für die Kinder an sich schon eine Attraktion darstellt. Bürgermeister Stefan Wolfshörndl, der auch Bezirks- vorsitzender der AWO ist, bedankte sich bei diesem Termin auch für die gute Zusammenarbeit in den ver- gangenen Jahren. Beide Kommunalpolitiker verbindet eine 12-jährige gemeinsame Zeit im Landratsamt. Zum Foto: Anna Stark einen war Wolfshörndl einige Jahre stellvertretender Landrat und ist seit 2014 als Fraktionssprecher der SPD im Kreistag „Gegenspieler im positiven Sinne“ und Partner in der politischen Debatte. Ursprünglich war Der Bauwagen für den Gerbrunner Waldkindergarten eine offizielle Eröffnung des Waldkindergartens für den steht schon, die Eröffnung verschob sich allerdings 30. April geplant. Dies verschob sich um nun um meh- wegen der Coronakrise. rere Wochen. 18 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
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