Leitfaden zur Arbeit mit Freiwilligen 2001

Die Seite wird erstellt Friedemann Christ
 
WEITER LESEN
Leitfaden zur Arbeit mit
      Freiwilligen

  2001                     1
Die BAGSO dankt der Generali Lloyd Versicherungen für die
großzügige finanzielle Unterstützung dieses Leitfadens.

                                Generali Lloyd
                               80223 München
                            Tel.: 0180 / 3 22 37 38
                            Fax: 089 / 51 21 10 00
                            URL: www.generali.de
                                                                                   Leitfaden zur Arbeit mit
                                                                                         Freiwilligen
Auch der Verein zur Förderung der BAGSO hat die Herausgabe dieses
Leitfadens durch seine Aktivitäten gefördert. Er unterstützt die Arbeit der
BAGSO materiell und ideell bei der Verwirklichung ihrer Ziele.

Nachdruck mit Quellenangabe und gegen Belegexemplar erlaubt.

               Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme                        Ehrenamt in der BAGSO
    Leitfaden zur Arbeit mit Freiwilligen: Ehrenamt in der BAGSO/
    Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen.
    Bearb. Ursula Lenz. - Bonn: BAGSO, 2001
    ISBN 3-9806065-6-2

Herausgeber: Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V.
Redaktionelle Bearbeitung: Ursula Lenz, Liane Knüppel

BAGSO - Bundesgeschäftsstelle:      BAGSO Kontaktstelle in Brüssel:

Schedestr. 13, 53113 Bonn           Rue de la Pacification 65/67, B-1000 Brüssel
Tel.: 0228 / 24 99 93-0             Tel.: 0032 / 22 86 90 21
Fax: 0228 / 24 99 93 20             Fax: 0032 / 22 30 94 51
eMail: kontakt @bagso.de            eMail: bagso@swing.be
URL: www.bagso.de                   URL: www.bagso.org

Verlag: BAGSO, Bonn 2001
Layout: GRAFIK KONZEPT, Bonn
Druck: Leppelt. Druck + Repro GmbH, Bonn

2                                                                         2001          2001                  3
Inhalt                                                                                         3.1.   Aus- und Fortbildung ......................................................49
                                                                                               3.2.   Formen der Anerkennung ................................................62
       Bundespräsident Johannes Rau zur Bedeutung ..........6                                  4.     Versicherungsschutz ........................................................67
       ehrenamtlichen Engagements                                                              5.     Kostenerstattung ..............................................................75

       Vorwort ............................................................................8   D. Folgerungen für den Umgang mit Ehrenamtlichen ......78
                                                                                               1. Forderungen an die BAGSO-Organisationen ..................78
A. BAGSO und Ehrenamt ....................................................10                   2. Forderungen an Politik und Gesellschaft ........................80
1. Verbandsübergreifende Kooperation ................................10
2. Ehrenamt hat Zukunft ......................................................12               E. Anhang ............................................................................83
3. Ehrenamtliche Aufgabenfelder in der BAGSO ................13                                    Öffentlichkeitsarbeit ........................................................84
                                                                                                   Organisatorische Rahmenbedingungen ...........................92
B. Erwartungen Älterer an das freiwillige Engagement ...16                                         Aufgabenbeschreibung ....................................................98
    Joachim Braun, ISAB-Institut Köln                                                              Aus- und Fortbildung ....................................................109
                                                                                                   Formen der Anerkennung ..............................................110
1.   Verschiedene Engagementbereiche der Älteren ..............16                                  Versicherungsschutz ......................................................112
2.   Erwartungen Älterer an die freiwilligen Tätigkeiten und                                       Kostenerstattung ............................................................114
     Anforderungen im Engagement .......................................20
3. Organisationsformen, in denen sich die Älteren engagieren .....23                           F. Literatur ...........................................................................117
4. Unterstützungserwartungen an Organisationen, Staat und
     Gesellschaft .....................................................................25      G. Die BAGSO .....................................................................124
4.1. Was die Organisationen tun können ................................26                          Mitglieder und Mitwirkende .........................................124
4.2. Was Staat und Gesellschaft tun können ..........................29                            Ziele und Aufgaben .......................................................134
5. Umfang und Potenzial des freiwilligen Engagements ....32

C. Rahmenbedingungen für das freiwillige Engagement ..36
1. Gewinnung von Freiwilligen ............................................36
1.1. Öffentlichkeitsarbeit ........................................................37
1.2. Zugangswege zum ehrenamtlichen Engagement ...............40
2. Berufung und Einführung ehrenamtlicher Mitarbeiter..............44
2.1. Informationsgespräch, Auswahl und Zuordnung .............44
2.2. Organisatorische Rahmenbedingungen ............................45
2.3. Aufgabenbeschreibung und Einführungsphase ..............46
3. Aufrechterhalten der Motivation .....................................48

4                                                                                   2001                            2001                                                                5
Bundespräsident Johannes Rau zur Bedeutung ehrenamt-               Das freiwillige und ehrenamtliche Engagement von Millionen
lichen Engagements                                                 Bürgerinnen und Bürgern in all seinen Facetten und Tätigkeits-
                                                                   feldern ist nicht nur Ausdruck gelebter Solidarität, sondern
                                                                   auch der Freiheitlichkeit unseres Gemeinwesens. Die Bereit-
                                                                   schaft, Verantwortung zu übernehmen, die sie mit ihrer freiwil-
                                                                   ligen Arbeit zeigen, hebt ehrenamtlich Tätige in ihrer Bedeu-
                                                                   tung für die Gesellschaft heraus und macht sie zu Vorbildern.
                                                                   In der Freiheitlichkeit unseres Gemeinwesens liegt begründet,
                                                                   dass ehrenamtliche Arbeit ohne staatlichen Einfluß stattfindet.
                                                                   Das muss so bleiben, aber der Staat sollte die Leistungen
                                                                   durchaus zur Kenntnis nehmen und auch anerkennen.
                                                                   Vom Internationalen Jahr der Freiwilligen erhoffe ich mir mehr
                                                                   Aufmerksamkeit für die Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit,
                                                                   Anerkennung für alle, die ganz praktisch etwas tun. Ich wün-
                                                                   sche mir, dass das Internationale Jahr der Freiwilligen Neugier
Von Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten, stammt            und Interesse bei vielen Menschen auch bei uns in Deutschland
der Satz: Demokratie lebt vom Ehrenamt. Er hat recht: Unser        weckt, ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen und selber etwas
freiheitliches und demokratisches Gemeinwesen lebt davon,          zu tun.
dass Bürgerinnen und Bürger an seiner Gestaltung mitwirken
und dass möglichst viele einen Teil ihrer Zeit und Kraft für das   Johannes Rau
Gemeinwohl einsetzen.                                              Bundespräsident

Unser Gemeinwesen lebt davon, dass Millionen von Bürgerin-
nen und Bürgern aus freiem Entschluß bereit sind, sich in
Wohlfahrtsverbänden, in Kirchengemeinden und Vereinen, in
Verbänden, Parteien, in Bürgerinitiativen und Selbsthilfegrup-
pen für ihre Mitmenschen und für das Gemeinwohl einzuset-
zen. Die große Zahl und die Vielfalt der freiwilligen Tätigkei-
ten bestimmen die Lebensqualität in unserem Land maßgeblich
mit. Ohne Gemeinsinn entsteht keine lebenswerte Gesellschaft.
Unser Sozialstaat, der materiell absichert, kann auf die gegen-
seitige Hilfe und Zuwendung von Mensch zu Mensch als ein
tragendes Strukturprinzip nicht verzichten. Sozialstaat und
solidarische Gesellschaft sind zwei Seiten einer Medaille.

6                                                          2001                  2001                                            7
Vorwort                                                            immer wieder zu motivieren und neue Mitarbeiter zu finden.
                                                                   Zu diesem Zweck werden auf den folgenden Seiten:
Freiwilliges Engagement prägt die Arbeit der BAGSO und der
ihr angeschlossenen Verbände. Auch wenn die Einsatzbereiche        •     Minimalforderungen für ehrenamtliche Mitarbeit aufge-
je nach Zielen und Aufgaben einer Seniorenorganisation höchst            stellt,
unterschiedliche Anforderungen stellen, müssen doch grund-         •     konkrete Wege zur Verbesserung der Arbeitsbedingun-
sätzliche Bedingungen erfüllt sein, damit das Ehrenamt auch in           gen beschrieben,
Zukunft attraktiv bleibt.
                                                                   •     nachahmenswerte Beispiele und innovative Ansätze
Diesem Anliegen will die BAGSO mit dem vorliegenden                      wiedergegeben.
Leitfaden nachkommen.
                                                                   Besonders die Finanzierungsfrage macht deutlich, dass die
1995 hat die BAGSO durch ihre Fachkommission „Ehrenamt”            notwendigen Rahmenbedingungen des Ehrenamtes nicht allein
eine Umfrage in den BAGSO-Organisationen über Art und              auf der Ebene der Verbände geschaffen werden können, son-
Umfang ehrenamtlicher Arbeit durchgeführt. Die Ergebnisse          dern dass auch die gesellschaftlich-politische Ebene gefordert
spiegeln das breite Spektrum der Verbandsarbeit. So treffen        ist. Das betrifft sowohl den Bundestag und die Bundesregie-
manche Verbände nur lockere Absprachen, andere wählen nach         rung als auch die Länderparlamente und -regierungen.
ihren Satzungen ehrenamtliche Mitarbeiter auf Zeit, wiederum
andere schließen formale Verträge über die freiwillige Mitar-      Das Jahr 2001 wurde von der UNO weltweit zum „Internatio-
beit.                                                              nalen Jahr der Freiwilligen” proklamiert. Das macht Hoffnung
                                                                   und ist zugleich eine Herausforderung.
Die Ergebnisse der Umfrage wurden Grundlage für einen
ersten Praxisleitfaden, der im August 1995 in dem Seminar
„Kompetentes Handeln im Alter” verbandsübergreifend ent-
wickelt und auf der Mitgliederversammlung am 13.5.1996             Roswitha Verhülsdonk
diskutiert wurde. Als Fazit wurde eine Resolution beschlossen,     Vorsitzende der BAGSO
in der sich die BAGSO-Organisationen auf gemeinsame
Grundsätze zum Umgang mit Ehrenamtlichen einigten (siehe
Kapitel D).

Der von der „Fachkommission Ehrenamt” jetzt neu erarbeitete
„Leitfaden zur Arbeit mit Freiwilligen” will Wege weisen, wie
die Förderung freiwilliger Arbeit inhaltlich und organisatorisch
gestaltet werden kann. Es geht darum, langjährige Mitarbeiter
8                                                          2001                  2001                                             9
BAGSO und Ehrenamt                                                                                                 BAGSO und Ehrenamt

A. BAGSO und Ehrenamt                                             Die Fachkommission geht dabei von folgender Definition aus:

1. Verbandsübergreifende Kooperation                              „Unter ehrenamtlicher Tätigkeit verstehen wir das freiwillige,
                                                                  nicht auf Entgelt abzielende gesellschaftliche und sozialpoliti-
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen -       sche Engagement. Dabei kann die ehrenamtliche Tätigkeit
BAGSO e.V. - ist ein freier Zusammenschluss von Verbänden         auch als selbstorganisierte Aktivität zu Gunsten Dritter er-
und Vereinigungen, die bundesweit mit und für Senioren arbei-     bracht werden. Sie ist an Träger der öffentlichen und freien
ten. Die Mitglieder und Mitwirkenden behalten ihre Selbstän-      Wohlfahrtspflege nicht gebunden, wird aber in der Regel
digkeit, stimmen aber ihre Aktivitäten in wesentlichen Aufga-     innerhalb einer Organisation erbracht.”
benbereichen und Zielsetzungen miteinander ab. Durch das
Herausarbeiten gemeinsamer Anliegen in Altenarbeit und -          Die Fachkommission Ehrenamt
politik wird die Einflussnahme auf die gesellschaftlichen und
politischen Entwicklungen wesentlich verstärkt.                   An der Erarbeitung des Leitfadens waren beteiligt:
Die BAGSO bildet also eine solidarische Aktionsplattform, die     Roswitha Verhülsdonk, Vorsitzende der Fachkommission -
dazu dient, die Bedürfnisse älterer Menschen in Deutschland
                                                                  Senioren-Union der CDU
auf breiter Basis in die Öffentlichkeit zu bringen und ihre
berechtigten Forderungen wirkungsvoll zu artikulieren. Sie        Elisabeth Heinecke - Evangelisches Seniorenwerk (ESW)
versteht sich als Interessenvertretung der älteren Generationen   Gerhard Hofmann / Ewald Wild - Betreuungswerk Post, Post-
und will informieren, aufklären und motivieren, um Bemühun-       bank, Telekom (BeW)
gen zu unterstützen, das Gemeinwohl auf allen Ebenen mitzu-
gestalten (siehe Kapitel G). Ende 1991 gehörten der BAGSO         Paul Jülich - Bundesarbeitsgemeinschaft Katholisches Altenwerk
28 Senioren-Organisationen an. Heute, im April 2001 sind es       (BAG-KAW)
bereits 76 (siehe Kapitel G). Anhand der vorliegenden Zahlen      Helmut Kirsebauer - Lange aktiv bleiben (LAB)
ist davon auszugehen, dass über die BAGSO-Organisationen
ca. 10 Millionen ältere Menschen repräsentiert werden.            Dr. Norbert Knebel - Senior Experten Service (SES)
                                                                  Ursula Lenz - BAGSO
Ehrenamtliches Engagement und Eigeninitiative haben einen
                                                                  Barbara Menke - BAK “Arbeit und Leben“ DGB / VHS
hohen Stellenwert in der BAGSO, denn die in den angeschlos-
senen Organisationen geleisteten Aktivitäten werden vorwie-       Ruth Schiller - Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenbüros (BaS)
gend auf der Basis freiwilliger, unbezahlter Mitarbeit ausge-     Gabriele Trull - AG Evangelische Krankenhaus-Hilfe (EKH)
führt. Bereits 1994 wurde daher die Fachkommission Ehrenamt
eingerichtet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam Ideen      Hiltrud Wessling - Nationales Netzwerk älterer Frauen (NäF)
und Konzepte zu entwickeln, die zur Verbesserung der Einsatz-
und Rahmenbedingungen ehrenamtlicher Arbeit notwendig sind.
10                                                        2001                   2001                                             11
BAGSO und Ehrenamt                                                                                                 BAGSO und Ehrenamt

2. Ehrenamt hat Zukunft                                             Ehrenamt hat aber auch viel mit Anerkennung zu tun. Die
                                                                    BAGSO will dazu beitragen, dass ehrenamtliches Engagement
Freiwilliges Engagement ist in Deutschland größer als bislang       wieder größere öffentliche Akzeptanz in Staat und Gesellschaft
angenommen: Nach der 1999 im Auftrag des BMFSFJ durch-              erfährt.
geführten Repräsentativerhebung engagieren sich 34% aller
Bürgerinnen und Bürger in ihrer Freizeit ehrenamtlich in            Auch bei den Senioren dominieren heute „moderne” Engage-
Verbänden, Initiativen und Projekten. Ein weiteres Drittel ist in   ment-Motive, was sich etwa in der Arbeit der Seniorenbüros
einem Kreis oder einer Gruppe aktiv, ohne jedoch ehrenamtli-        immer wieder bestätigt. Altruistische Einstellungen der bedin-
che Aufgaben zu übernehmen. Rund 22 Millionen Menschen,             gungslosen Hingabe an eine gesellschaftliche Aufgabe mit
                                                                    dauerhaftem Einsatz ohne Rücksicht auf die eigenen Interes-
quer durch alle Bevölkerungsschichten und Lebensalter, enga-
                                                                    sen- und Bedürfnislagen sind in den Hintergrund getreten.
gieren sich freiwillig und ehrenamtlich. Das macht deutlich,
                                                                    Ehrenamtliche Mitarbeiter wollen selbstbestimmt tätig sein,
wie groß die Bereitschaft ist, sich für die Gemeinschaft, für
                                                                    wollen zwar gebraucht, aber nicht ausgenutzt werden, wollen
andere und mit anderen einzusetzen. Klagen über nachlassen-         ihr Wissen und ihre Fähigkeiten einbringen und erweitern und
des Engagement in der Gesellschaft werden oft vorschnell            wollen neue Kontakte knüpfen.
erhoben, entsprechen aber offensichtlich nicht den Tatsachen.
Ohne den Einsatz seiner Bürgerinnen und Bürger wäre unser           Das sind – gegenüber früher – neuartige Motive. Sie zeigen
Land um vieles ärmer.                                               einen Paradigmenwechsel an. Es gibt keinen „Königsweg” bei
                                                                    der Förderung des freiwilligen Engagements der Bürger. Die
Die angeführte Befragung macht auch deutlich, dass die Men-         Möglichkeiten sind vielfältig. Mit dem vorliegenden Leitfaden
schen bis ins hohe Alter hinein bereit sind, Aufgaben und           wollen wir verschiedene Wege aufzeigen, wie das Engagement
Verantwortung für andere zu übernehmen.                             von Ehrenamtlichen geweckt und erfolgreich gefördert werden
Die Verbände der BAGSO leben von diesem Engagement, da              kann.
sie in der Regel nur über wenige hauptamtliche Mitarbeiter
verfügen. Als Prinzip steht aber fest: Ehrenamtliche Arbeit will    3. Ehrenamtliche Aufgabenfelder in der BAGSO
kein Ersatz für bezahlte Erwerbsarbeit sein. Sie hat ihren
                                                                    Einstellung und Motivation zum freiwilligen Engagement
eigenen Stellenwert in der Gesellschaft.
                                                                    befinden sich ebenso im Wandel wie die vorrangigen
                                                                    Aktivitätsbereiche. Anhand der historischen Entwicklung der
Die BAGSO setzt sich daher dafür ein, eine positive Einstel-        zur BAGSO gehörenden Verbände lassen sich je nach
lung zu freiwilligem und ehrenamtlichem Engagement im Alter         Gründungsphase unterschiedliche Schwerpunkte aufzeigen, da
zu erwirken und nachhaltig zu vertiefen. Mit Blick auf die          ein neuer Verein sich nur dann gegenüber konkurrierenden
Zukunft will sie vor allem ganz konkret für die Bereitschaft der    Angeboten behaupten kann, wenn er aktuelle Interessen, Be-
Älteren werben, gezielt etwas für sich und andere zu tun.           dürfnisse und Probleme aufgreift und als Ziele in der Satzung
12                                                          2001                  2001                                            13
BAGSO und Ehrenamt                                                                                                BAGSO und Ehrenamt
verankert. So widmeten sich die in der Nachkriegszeit entstan-     Mit der Entstehung neuer Arbeitsfelder verändern sich auch die
denen Verbände vor allem der Linderung der Kriegsfolgen,           Anforderungen an die älteren Menschen, die diese Aufgaben
indem sie sich solidarisch für Notleidende sowie Flüchtlinge       freiwillig übernehmen. Gleichzeitig wird deutlich, dass Ehren-
einsetzten und ihnen Hilfe vermittelten. Später gesellten sich     amtliche auch mit einem veränderten Selbstverständnis an ihre
zur mitmenschlichen Begegnung und Entspannung kulturelle
Aktivitäten mit gemeinsamer Freizeitgestaltung. Auf diese          Arbeit herangehen. In allen Lebensbereichen werden dem
Weise haben sich im Laufe der letzten 50 Jahre nach und nach       Einzelnen zunehmend Eigenständigkeit und Selbstverantwor-
folgende Hauptaufgabenbereiche herausgebildet:                     tung abgefordert. Daher können und wollen sich auch alte
                                                                   Menschen nicht mehr auf Bewährtes allein berufen und stüt-
•      Solidarisches Füreinander-Einstehen, soziales Engage-       zen. Die meisten sind auch nicht mehr ohne weiteres bereit,
       ment                                                        sich auf lange Zeit und ohne unmittelbare Gegenleistung in
                                                                   vorgegebene Strukturen einbinden zu lassen. Je weniger sie
•      Berufsbezogene Altenarbeit                                  sich bestimmten Werten oder Milieus verpflichtet fühlen, desto
       - als soziale und sozialrechtliche Betreuung der Ruhe-      mehr engagieren sie sich überwiegend aus eigenem Antrieb.
         ständler und Hinterbliebenen                              Als Folge entwickeln sich auch neue Formen des Ehrenamtes
       - als sinnvolle Tätigkeit nach vorzeitigem Verlust des      in den Seniorenverbänden. Voraussetzung dafür ist, die freiwil-
         Arbeitsplatzes                                            ligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als gleichberechtigte
•      Gesellige und kulturelle Aktivitäten, Freizeitgestaltung    Partner mit ihren Bedürfnissen, Ansprüchen und Wünschen zu
•      Erhaltung der Gesundheit und Beweglichkeit, Bemü-           verstehen.
       hen um körperliche und geistige Fitness
                                                                   Da das Wissen um die Erwartungen der Älteren an das freiwil-
•      Kirchliche Altenarbeit.                                     lige Engagement für die Gestaltung und Weiterentwicklung der
                                                                   Rahmenbedingungen von außerordentlicher Bedeutung ist,
Weitere Aufgabenbereiche haben sich erst in den letzten Jahr-
zehnten bzw. Jahren herauskristallisiert. Neue Verbands-           erscheint es sinnvoll, diese ausführlich darzustellen.
gründungen oder die Bildung von Fachgruppen „Ehemaliger”
in länger bestehenden Vereinen, Parteien, Gewerkschaften etc.      Erkenntnisse zu den Erwartungen verdanken wir der Sonder-
sprechen dafür, dass diese Entwicklung noch in vollem Gange        auswertung des Freiwilligensurveys 1999 zur ehrenamtli-
ist. Zu den neuen Arbeitsfeldern gehören:                          chen Tätigkeit älterer Menschen, die Joachim Braun, Leiter
                                                                   des Instituts für sozialwissenschaftliche Analysen (ISAB), für
•      Vertretung der Interessen Älterer auf politischer Ebene     die BAGSO erstellte.
•      Weitergabe von Kompetenzen bzw. beruflichem und
       persönlichem Erfahrungswissen
•      Weiterbildung älterer Menschen.

14                                                          2001                 2001                                            15
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                    Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement

B. Erwartungen der Älteren an das freiwillige En-
gagement
Joachim Braun, ISAB-Institut

 Im Auftrag des BMFSFJ führte der Verbund von vier Institu-
 ten (Infratest, ISAB, IFS, Forschungsinstitut für öffentliche
 Verwaltung Speyer) 1999 die bisher umfassendste Befragung
 in Deutschland zum Thema Ehrenamt, zur Freiwilligenarbeit
 und zum bürgerschaftlichen Engagement durch. Die Ergeb-
 nisse wurden in der Schriftenreihe des BMFSFJ in drei Bän-
den veröffentlicht (siehe Literaturliste im Anhang).

1. Verschiedene Engagementbereiche der Älteren

Werden freiwillig engagierte Ältere danach gefragt, wie sie
selbst ihre freiwilligen Tätigkeiten bezeichnen, so nennen sie
am häufigsten Freiwilligenarbeit (47 %), weitere 37 % Ehren-
amt. 14 % begreifen ihre Tätigkeit als Bürgerengagement,
Selbsthilfe und Projektarbeit. Diese Selbstverständnisse sind
ein erster Hinweis auf die erfolgte Öffnung der Älteren für
die neuen Formen des Engagements. Sie machen deutlich,
dass nur ein Teil der Älteren mit dem Begriff des Ehrenamtes
erfolgreich angesprochen und zum freiwilligen Engagement
motiviert werden kann. Diese Selbstverständnisse lassen sich
mit dem Oberbegriff „freiwilliges Engagement“ zusammenfas-
sen.

Wie schon die Hauptaufgabenbereiche der Senioren-Organisa-
tionen zeigen, sind ältere Menschen in sämtlichen gesellschaft-
lichen Bereichen freiwillig engagiert. Dabei kommt den folgen-
den nach ihrer persönlichen Einschätzung eine besonders hohe
Bedeutung zu (vgl. Abb. 1):

16                                                        2001    2001                                                    17
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                                          Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement

•        Sport und Bewegung                                           In den Bereichen Soziales und Freizeit/Geselligkeit sind die
                                                                      50- bis 59-Jährigen weniger engagiert als die über 60-Jährigen.
•        kirchlicher und religiöser Bereich                           In der Befragung wurden neben den engagierten Älteren auch
•        sozialer Bereich                                             die bislang nicht engagierten, aber an einem freiwilligen Enga-
•        Freizeit und Geselligkeit                                    gement interessierten Senioren und Seniorinnen nach ihren
                                                                      Vorstellungen und Präferenzen befragt. Dabei zeigte sich, dass
•        Kultur und Musik.                                            die Hälfte von ihnen noch keine konkreten Vorstellungen
                                                                      darüber hat, wofür sie sich engagieren könnte. Dies verweist
Hier sind jeweils 17-25 % aller freiwillig engagierten Älteren        auf einen besonderen Bedarf an Information und Beratung
tätig.                                                                und sollte die Senioren-Organisationen anregen, intensiver über
                                                                      mögliche Tätigkeiten zu informieren.
In den Bereichen Politik/Interessenvertretung, Umwelt-, Natur-
und Tierschutz, bürgerschaftliche Aktivitäten, Gesundheit,            Die interessierten Senioren, die konkrete Vorstellungen über ihr
berufliche Interessenvertretung, Schule und Kindergarten,             Engagement haben, wollen sich besonders in folgenden Berei-
Bildungsarbeit, Unfallrettungsdienste, Justiz und Kriminalitäts-      chen engagieren:
probleme engagieren sich jeweils zwischen 3-7 % der Älteren.

Vergleicht man die Engagementbereiche älterer Männer und              •     Soziales (42 %)
Frauen miteinander, dann werden unterschiedliche Präferenzen          •     Gesundheit (27 %)
sichtbar. Während Seniorinnen überdurchschnittlich in den             •     Umwelt, Naturschutz und Tierschutz (13 %)
beiden Bereichen Soziales und Kirche tätig sind, engagieren
sich ältere Männer in den anderen Bereichen deutlich stärker.         •     Kultur und Musik (12 %).
Vergleicht man die Engagementbereiche der 60-Jährigen mit
denen der nachwachsenden Altersgeneration der 50- bis 59-             Mit ihrem hohen Interesse an einem Engagement in den Berei-
Jährigen, dann wird erkennbar, dass diese zwar eine ähnliche          chen Soziales und Gesundheit unterscheiden sie sich sehr
Präferenzstruktur wie die Älteren haben, dass sie jedoch in den       deutlich von den bereits Engagierten. Diese Interessen-
folgenden vier Engagementbereichen stärker engagiert sind als         präferenzen korrespondieren mit den Erwartungen, die
die Menschen über 60 Jahre:                                           Engagementinteressierte mit einer freiwilligen Tätigkeit ver-
                                                                      binden. So sind ihnen die Motive „anderen Menschen helfen zu
                                                                      können“ und „eigene Probleme selbst in die Hand nehmen und
•        Berufliche Interessenvertretung (+ 8 %)                      lösen zu können“ noch wichtiger als den bereits Engagierten.
•        Politik und politische Interessenvertretung (+ 6 %)
•        Schule und Kindergarten (+ 6%)                               Hervorzuheben ist ferner das Interesse der an einem Engage-
                                                                      ment interessierten 50- bis 59-Jährigen am sozialen Bereich.
•        Sport und Bewegung (+ 5 %).
18                                                             2001                 2001                                                        19
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                    Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement

45 % von ihnen können sich vorstellen, soziale Tätigkeiten zu
übernehmen.

Dieses hohe Interesse an den Bereichen Soziales und Gesund-
heit ist ein deutlicher Hinweis, dass hier erhebliche
Engagementpotenziale erschlossen werden könnten. Aus
diesen bislang nicht eingelösten Interessen läßt sich die Frage
ableiten, ob die Senioren-Organisationen bisher noch nicht
hinreichend über die vielfältigen Einsatzfelder und
Betätigungsmöglichkeiten in ihren Organisationen informiert
haben.

Beachtenswert ist ferner das im Vergleich zu den Engagierten
stärker ausgeprägte Interesse der bislang nicht Engagierten an
den Bereichen Umwelt-, Natur- und Tierschutz und Bildungsar-
beit. Auch in diesen Bereichen sind die Seniorenorganisationen
gefordert, über Möglichkeiten des Engagements in ihren Berei-
chen nachzudenken.

2. Erwartungen Älterer an die freiwilligen Tätig-
keiten und Anforderungen im Engagement

Mit ihren Erwartungen an ihre Tätigkeiten setzen die freiwillig
engagierten Älteren klare Prioritäten, die sich von anderen
Altersgruppen nicht wesentlich unterscheiden. Abb. 2 macht
deutlich, dass es den Engagierten besonders wichtig ist, dass
die Tätigkeit Freude macht. Dies gilt für die engagierten Män-
ner noch stärker als für die engagierten Frauen. Bedeutsam ist
gleichermaßen für Frauen und für Männer die Erwartung, dass
man mit anderen Menschen zusammen kommt, die sympa-
thisch sind. Beide Motive verweisen darauf, dass freiwilliges
Engagement die Lebensfreude und die Lebensqualität der
Engagierten steigern soll. Wichtig sind außerdem gemeinwohl-
orientierte Motive, wie etwas für die Gemeinschaft zu tun bzw.
20                                                         2001   2001                                                    21
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                                      Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement

anderen Menschen zu helfen. Diese vier wichtigsten Motive         •     Als wichtigsten tätigkeitsbezogenen Grund für die
müssen berücksichtigt werden, wenn die Tätigkeiten auch                 Beendigung ihrer Tätigkeit nennen die Ehemaligen den
weiterhin ausgeübt werden sollen bzw. wenn sich viele Senio-            Faktor „zu großer Zeitaufwand“ (29%).
rinnen und Senioren engagieren sollen.                            •     Als weitere Aufgabegründe wurden genannt: „Es gab
Jeweils die Hälfte der Älteren erwartet, dass sie bei ihren             nicht genug Leute, die weiter mitmachen wollten“ (17%),
Tätigkeiten eigene Kenntnisse und Erfahrungen erweitern                 „Ich fühlte mich überfordert“ (16%), „Die Gruppe/
kann, eigene Verantwortung und Entscheidungsmöglichkeiten               Organisation wurde aufgelöst“ (15%), „Ich konnte meine
hat und für ihre Tätigkeit auch Anerkennung findet. Wenn diese          Vorstellungen nicht verwirklichen“ (13%), und es gab
Erwartungen nicht erfüllt werden, kann dies zu Resignation              Spannungen und Schwierigkeiten in der Zusammenar-
und zu einer „inneren Kündigung“ führen.                                beit mit Hauptamtlichen“ (11%).

Die Befragung hat außerdem gezeigt, dass die Erwartungen der      Nach dem Anforderungsprofil ihrer Tätigkeiten befragt,
noch nicht Engagierten, aber am freiwilligen Engagement           halten fast 2/3 aller engagierten Senioren die Fähigkeit, mit
interessierten Älteren in hohem Maße mit denen der Engagier-      Menschen gut umgehen zu können, für die wichtigste Anforde-
ten übereinstimmen.                                               rung. Für jeweils 40 % der Engagierten sind hohe Einsatzbe-
                                                                  reitschaft, Belastbarkeit und Organisationstalent in starkem
Eine wichtige Frage ist, ob die in das freiwillige Engagement     Maße gefordert. Belastbarkeit, Fachwissen, Führungsqualitä-
gesetzten Erwartungen der Älteren auch tatsächlich erfüllt        ten, Organisationstalent bewerten die engagierten Männer bei
werden. Dazu wurde den Engagierten dieselbe Frage wie die zu      den von ihnen ausgeübten Tätigkeiten höher als die engagierten
den Erwartungen vorgelegt. Wie die Antworten zeigen, werden       Frauen.
die Erwartungen, die freiwillig Engagierte mit ihrer Tätigkeit
verbinden, im großen und ganzen erfüllt.                          3. Organisationsformen, in denen sich die Älteren
                                                                  engagieren
Allerdings geben die Antworten ehemals Engagierter auf
Fragen nach den Aufgabegründen auch Hinweise auf Proble-          Die Kenntnis der von Älteren für die Ausübung ihrer freiwilli-
me. Unterschieden wurde in der Befragung zwischen persönli-       gen Tätigkeiten bevorzugten Organisationsformen gibt wichti-
chen Aufgabegründen und Problemen, die die ehrenamtliche          ge Hinweise darauf, in welcher Form ihre Erwartungen am
Tätigkeit selbst betreffen:                                       besten eingelöst werden können. Gleichzeitig ergeben sich für
                                                                  die Senioren-Organisationen daraus Hinweise, wie die organi-
•        Als wichtigste persönliche Aufgabegründe führen die      satorischen Rahmenbedingungen gestaltet werden müssen,
         ehemals Engagierten „gesundheitliche Gründe“ (34%),      damit die Erwartungen engagierter und engagement-
         „berufliche Gründe“ (19%) und „familiäre                 interessierter älterer Menschen erfüllt und zusätzliche
         Gründe“ (18%) an.                                        Potenziale erschlossen werden können.

22                                                         2001                 2001                                                        23
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                                      Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement

Wie Abb. 3 zeigt, sind Vereine die wichtigste Organisations-      11 % engagieren sich jeweils in staatlichen und kommunalen
form für das freiwillige Engagement. Unterschiede zwischen        Einrichtungen sowie in selbstorganisierten Gruppen (Selbsthil-
engagierten Älteren und anderen Altersgruppen bestehen in         fegruppen, Initiativen, Projekte).
dieser Hinsicht nicht. In gesellschaftlichen Großorganisationen   Allerdings bestehen deutliche geschlechtsspezifische Unter-
wie Verbänden, Parteien, Gewerkschaften engagieren sich 12 %      schiede: Männer engagieren sich häufiger in Vereinen sowie in
der Senioren, in kirchlichen und religiösen Vereinigungen 18 %.   Verbänden, Parteien und Gewerkschaften, Frauen sind dagegen
                                                                  stärker in Kirchen und religiösen Vereinigungen sowie in
                                                                  selbstorganisierten Gruppen zu finden. Insgesamt zeigt die
                                                                  starke Präferenz der Senioren für den überschaubaren Rahmen
                                                                  des Vereins, dass hier viele Erwartungen der freiwillig Tätigen
                                                                  am ehesten erfüllt werden können.

                                                                  4. Unterstützungserwartungen an Organisationen,
                                                                  Staat und Gesellschaft

                                                                  Damit sich Menschen engagieren, müssen geeignete Rahmen-
                                                                  bedingungen für freiwillige, ehrenamtliche und bürgerschaftli-
                                                                  che Tätigkeiten vorhanden sein. Zum einen sind es die Enga-
                                                                  gierten selbst, die mit dafür verantwortlich sind, die Rahmen-
                                                                  bedingungen für ihre Aktivitäten zu gestalten. Dies entspricht
                                                                  auch dem Wunsch vieler Engagierter, unabhängig davon, ob sie
                                                                  jung oder alt sind. Sie möchten Verantwortung in ihrer Tätig-
                                                                  keit übernehmen und über die Gestaltung ihrer Tätigkeit mitbe-
                                                                  stimmen. Der Spielraum dafür kann im konkreten Fall größer
                                                                  oder kleiner sein. Die Engagierten arbeiten jedoch vielfach
                                                                  auch unter Rahmenbedingungen, auf die sie als Einzelne wenig
                                                                  Einfluß nehmen können, weil andere hier verantwortlich sind:
                                                                  Verbände, Vereine und Initiativen, die Träger ehrenamtlicher
                                                                  Tätigkeiten sind, der Staat, die kommunalen Verwaltungen und
                                                                  die Medien.
                                                                  Wo die Engagierten „der Schuh drückt“, wie die Rahmenbedin-
                                                                  gungen für freiwilliges Engagement verbessert werden können
                                                                  und welche Rolle die BAGSO dabei übernehmen kann, zeigen
                                                                  die Ergebnisse der repräsentativen Befragung:
24                                                        2001                  2001                                                        25
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                                    Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement

4.1. Was die Organisationen tun können                          Die von allen Engagierten am häufigsten genannten Verbesse-
                                                                rungswünsche beziehen sich auf die Ressourcen, die sie für
Die Engagierten wurden gefragt, mit welchen Maßnahmen man       eine erfolgreiche Arbeit brauchen. Dabei handelt es sich nicht
ehrenamtliches Engagement fördern und unterstützen könnte,
                                                                um finanzielle Vergütungen für geleistete Arbeit. Im Vorder-
und was die Organisationen selbst tun könnten. Die Befragten
sollten sich konkret auf die eigene Situation und die eigenen   grund steht vielmehr die Bereitstellung von Finanzmitteln für
Erfahrungen beziehen: „Wenn Sie an Ihre eigene Tätigkeit        bestimmte Projekte: Rund die Hälfte der Älteren wünscht
denken, bei welchen der folgenden Punkte würden Sie sagen:      hierfür Verbesserungen. Jeder dritte Ältere wünscht ferner
Da drückt der Schuh, da wären Verbesserungen wichtig?“ (vgl.    Unterstützung bei der Bereitstellung von geeigneten Räumen
Abb. 4)                                                         und Ausstattungsmitteln für Projekt- und Gruppenarbeit.

                                                                Diese Wünsche zeigen den Gestaltungswillen und die Bereit-
                                                                schaft, eigenverantwortlich Dinge in die Hand zu nehmen und
                                                                zusammen mit Gleichgesinnten umzusetzen.

                                                                Weitere Verbesserungserwartungen beziehen sich auf konkrete
                                                                inhaltliche Rahmenbedingungen. Jeweils über ein Drittel der
                                                                Älteren wünscht sich von den Organisationen, für die sie tätig
                                                                sind, Verbesserungen in folgender Hinsicht:

                                                                •     menschliche und psychische Unterstützung
                                                                •     Weiterbildungsmöglichkeiten
                                                                •     fachliche Unterstützung.

                                                                Entsprechende Verbesserungswünsche äußern vorrangig Frei-
                                                                willige in den Bereichen Gesundheit, berufliche Interessenver-
                                                                tretung, Justiz- und Kriminalität, Kirche/Religion und Sozial-
                                                                wesen.

                                                                Die Nichtbeachtung dieser Erwartungen kann bei den Enga-
                                                                gierten auf Dauer zu Überforderung und Frustration führen und
                                                                die Aufgabe der freiwilligen Tätigkeit zur Folge haben. Auch
                                                                die Qualität der freiwilligen Leistung wird erheblich davon
                                                                beeinflußt. Um dem entgegenzuwirken, sollten die Organisatio-
26                                                      2001                  2001                                                        27
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                                      Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement

nen für ihre Engagierten entsprechende Angebote entwickeln.       mit geringeren Einkommen müssen die Möglichkeit zum
Hierzu gehören u.a. die Benennung von Ansprechpartnern, die       Engagement bekommen. Dazu ist es erforderlich, dass die
Organisation regelmäßiger Erfahrungsaustauschmöglichkeiten        Organisationen bei der Planung von Projekten und Tätigkeiten
zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen (Seminare,             finanzielle Mittel für den Auslagenersatz Freiwilliger (wie z.B.
Gesprächskreise, Supervision etc.) sowie das Angebot von          Fahrtkosten, Briefmarken, Telefongebühren etc.) mitberück-
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die sich auf die Inhalte   sichtigen.
der Tätigkeit beziehen, aber auch z. B. das Zusammenwirken
von Haupt- und Ehrenamtlichen betreffen.                          4.2. Was Staat und Gesellschaft tun können

Dass es um das Verhältnis von Haupt- und Ehrenamtlichen           Den Befragten wurde ein Katalog weiterer Verbesserungs-
nicht immer zum Besten steht, ist daran zu erkennen, dass fast    möglichkeiten vorgelegt, wobei Adressaten der Verbesserungs-
jeder dritte engagierte Ältere sich mehr Anerkennung seiner       wünsche weniger die Organisationen selbst als vielmehr Staat
Tätigkeit durch die hauptamtlichen Fachkräfte wünscht.            und Gesellschaft sind. Allerdings bietet eine ganze Reihe von
                                                                  Punkten auch Ansatzmöglichkeiten für die Organisationen (vgl.
Die Organisationen sind gefordert, ihre Haupt- und Ehrenamtli-    Abb. 5, S. 30).
chen darin zu unterstützen, sich als Partner zu verstehen, die
sich gegenseitig ergänzen, und nicht als Konkurrenten. Klar       An erster Stelle halten die Engagierten eine bessere Informati-
umrissene Tätigkeitsbeschreibungen für Haupt- und Ehrenamt-       on und Beratung über Gelegenheiten zum ehrenamtlichen
liche sind hierbei hilfreich. Diese können hauptamtlichen         Engagement für wichtig (48%).
Mitarbeitern Ängste nehmen, durch die Arbeit von Freiwilligen     Dieser Wunsch richtet sich sowohl an die Verbände, Vereine
überflüssig zu werden. Für ehrenamtliche Mitarbeiter sind         und Initiativen, die Träger freiwilligen Engagements sind, als
solche Tätigkeitsbeschreibungen wichtig, da sie helfen, die an    auch an den Staat. Gemeint sind die Städte, Gemeinden und
die Tätigkeiten gestellten Anforderungen besser einzuschätzen     Kreise, also die Orte, an denen die meisten Menschen ihrer
und Missverständnisse über Zuständigkeiten zu vermeiden.          freiwilligen Tätigkeit nachgehen bzw. an Engagement interes-
                                                                  sierte Menschen für neue Aufgaben und Tätigkeiten gewonnen
Nicht zuletzt sind die Organisationen gefordert, den Freiwilli-   werden können. Kommunen und Verbände sollten deshalb
gen ihre im Engagement entstandenen Kosten unbürokratisch         gemeinsam für die Schaffung und den Ausbau einer unterstüt-
zu erstatten. 27% der engagierten Älteren drückt an diesem        zenden Infrastruktur in Form von Informations- und Beratungs-
Punkt der Schuh, und sie wünschen sich Verbesserungen. Auch       möglichkeiten (Selbsthilfekontaktstellen, Seniorenbüros,
hier geht es nicht um die Vergütung der geleisteten Arbeit,       Freiwilligenagenturen etc.) sorgen. Entsprechende Büros für
sondern darum, Menschen, die sich engagieren oder engagieren      freiwilliges Engagement und Selbsthilfe sind Mittler zwischen
möchten, in die Lage zu versetzen, dies tun zu können. Freiwil-   Bürgern und Organisationen.
liges Engagement darf kein Privileg derjenigen sein, die sich
ein Engagement finanziell leisten können. Auch Menschen
28                                                        2001                   2001                                                       29
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                                      Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement

                                                               Zusammen mit den Trägern freiwilligen Engagements sollten
                                                               sie neue Anspracheformen entwickeln.

                                                                   Weitere Informationen: „Leitfaden für Kommunen zur Information
                                                                   und Beratung über freiwilliges Engagement und Selbsthilfe“;
                                                                   Literaturliste im Anhang

                                                               Viele Ältere wünschen sich darüber hinaus mehr öffentliche
                                                               Anerkennung. Dabei geht es weniger um Anerkennung in
                                                               Form von Ehrungen (25%) als um Anerkennung durch Berichte
                                                               in Presse und Medien (44%).

                                                               Zwischen 23% und 44% der Engagierten erwarten eine Ver-
                                                               besserung der Rahmenbedingungen für ehrenamtliche
                                                               Tätigkeiten, die insbesondere vom Staat bzw. dem Gesetzge-
                                                               ber vorzunehmen sind:

                                                               •        An erster Stelle steht die steuerliche Absetzbarkeit von
                                                                        Unkosten, 44% der Engagierten wünschen sich entspre-
                                                                        chende Möglichkeiten.
                                                               •        Die steuerliche Freistellung von Aufwandsentschädigun-
                                                                        gen sowie die Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeiten
                                                                        für die Rentenversicherung sind für jeweils 39% der
                                                                        Engagierten wichtig.
                                                               •        38% der Älteren wünschen sich Verbesserungen bei der
                                                                        Absicherung ihrer Tätigkeiten durch Haftpflicht- und
                                                                        Unfallversicherung. Diese Forderung richtet sich sowohl
                                                                        an die Organisationen, die mit Freiwilligen arbeiten, als
                                                                        auch an den Gesetzgeber, der aufgerufen ist, entspre-
                                                                        chende rechtliche Grundlagen zu schaffen.

30                                                      2001                    2001                                                        31
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                                  Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement
5. Umfang und Potenzial des freiwilligen Engage-               Weiterhin wurde deutlich, dass es eine starke und insgesamt
ments                                                          anwachsende Engagementbereitschaft gibt und dass viele
                                                               Menschen während ihres Lebens eine ehrenamtliche Tätigkeit
Hinsichtlich des Umfangs des freiwilligen Engagements in
                                                               aufgenommen haben. Allerdings handelt es sich keinesfalls
Deutschland hat die Befragung gezeigt, dass insgesamt 34%
                                                               immer um ein Engagement auf Lebenszeit. Vielmehr muss man
der Bundesbürger in irgendeiner Form ehrenamtlich bzw.
freiwillig tätig sind.                                         davon ausgehen, dass viele Menschen sich aus einem bestimm-
                                                               ten Anlass oder in einer bestimmten Lebenssituation auf Zeit
                                                               engagieren. Insgesamt kann man sich ein dynamisches Bild des
                                                               Engagements vorstellen, das von starken Ein-, Aus- und
                                                               Wiedereintrittsbewegungen gekennzeichnet und den Vorgängen
                                                               auf dem Arbeitsmarkt vergleichbar ist.

                                                               Die Engagementquote der Älteren ist verständlicherweise
                                                               geringer als die der jüngeren Altersgruppen. Während von den
                                                               60- bis 69-Jährigen noch immerhin 31% engagiert sind, sinkt
                                                               die Engagementquote der über 70-Jährigen auf 26%. In Anbe-
                                                               tracht des Alters, das auch gesundheitliche Belastungen mit
                                                               sich bringen kann, ist dies ein beachtlicher Einsatz.

                                                               Die Untersuchung gibt außerdem Hinweise auf das Engage-
                                                               ment-Potenzial älterer Menschen. Mit Engagementpotenzial
                                                               sind die Älteren gemeint, die nach eigenen Angaben heute oder
                                                               künftig bereit und interessiert wären, Aufgaben im Bereich des
                                                               freiwilligen Engagements zu übernehmen.

                                                               Wie die Abbildung 6 deutlich macht, gibt es in verschiedenen
                                                               Teilgruppen der Älteren ein solches Potenzial:

                                                               •     Unter den derzeit Engagierten sagt jeder dritte Ältere,
                                                                     er bzw. sie „wäre bereit und in der Lage, sein bzw. ihr
                                                                     ehrenamtliches Engagement noch auszuweiten und
                                                                     weitere Aufgaben zu übernehmen, wenn sich etwas
                                                                     Interessantes bietet“. Diese „expansiven“ Engagierten
                                                                     verspüren eher eine qualitative Unterforderung und
32                                                      2001                 2001                                                       33
Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement                                        Erwartungen der Älteren an das freiwillige Engagement

         wünschen sich eine Tätigkeit, die ihren Interessen und     nerung an das frühere Engagement bei den allermeisten positiv
         Qualitäten mehr entgegenkommt. Auf dem Hintergrund         ausfällt und kaum gravierende subjektive Engagement-
         ihrer unerfüllten Tätigkeits- und Geltungsansprüche        hemmnisse geltend gemacht werden. Hinzu kommt, dass viele
         neigen diese „Expansiven“ zu einer vermehrten Sensibi-     der „Ehemaligen“, die ein Rückkehrinteresse äußern, bereits
         lität für die politischen und organisatorischen Defizite   seit mehr als 5 Jahren kein Engagement mehr ausüben und
         des Engagements.                                           deshalb von einem unmittelbaren Anknüpfen an alte Erfahrun-
                                                                    gen nicht ausgehen können. Die Erstengagements haben offen-
•        Unter den „weder aktiv, noch engagierten“ Älteren          bar keine so große „Sozialisationswirkung“ entfaltet, die stark
         wären rund 24% grundsätzlich daran interessiert, sich in   genug wäre, ein Nachfolgeengagement in Gang zu setzen.
         irgend einer Form freiwillig zu engagieren. In dieser      Hinzu kommt, dass ein großer Teil der Ehemaligen gar nicht an
         Gruppe befindet sich rund ein Drittel ehemals Engagier-    dieselbe Stelle ins Engagement zurückkehren will, sondern
         ter, von denen fast die Hälfte ein Interesse an einer      eher ein Interesse hat, etwas anderes zu machen.
         Wiederaufnahme des Engagements zum Ausdruck
         bringt.                                                    Vor diesem Hintergrund sind die Senioren-Organisationen
                                                                    gefordert, Unterstützungsstrukturen zu entwickeln, die den
Diese beiden Gruppen bilden zusammen das Engagement-                Rückkehrwilligen den Weg zurück in ein freiwilliges Engage-
Potenzial der Älteren. Es umfasst 25 % der über 60-Jährigen.        ment erleichtern. Hierzu sollten alle Möglichkeiten, auch die
Das Engagementpotenzial der nachwachsenden Alters-                  des Internets, genutzt werden. Das “www.vereinsnetz.de”, die
generation der 50- bis 59-Jährigen ist mit 38 % noch größer.        Portalsite für den Freiwilligenbereich, bietet hierfür gute Mög-
                                                                    lichkeiten.
Um diese Engagementpotenziale zu aktivieren und aus dem
Interesse ein faktisches Engagement zu machen, sind seitens
der Senioren-Organisationen eine Reihe von Anstrengungen
nötig. So wird es entscheidend darauf ankommen, die beste-
henden freiwilligen Tätigkeiten dahingehend zu überprüfen, ob
sie den skizzierten modernen Anforderungen der Engagierten
(noch) entsprechen. Die Antworten der unterforderten „Expan-
siven“ machen deutlich, dass Anforderungsprofile ehrenamt-
licher Tätigkeiten auf qualitative Gesichtspunkte hin zu
untersuchen sind.

Weiterhin muss es bedenklich stimmen, wenn lediglich die
Hälfte der ehemals Engagierten ein Interesse an einer Rückkehr
in ein freiwilliges Engagement bekundet, obwohl die Rückerin-
34                                                           2001                  2001                                                       35
Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Einsatzes                                                      Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Einsatzes

C. Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Einsatzes                     •     der breiten Öffentlichkeit immer wieder deutlich
                                                                        gemacht wird, dass unser Gemeinwesen auf die wirk-
1. Gewinnung von Freiwilligen                                           lich im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbare
                                                                        Arbeit von Ehrenamtlichen nicht verzichten kann.
Die Ergebnisse der im vorigen Kapitel beschriebenen Reprä-
sentativen Befragung von 1999 zeigen deutlich, dass nach wie
vor Frauen und Männer aus allen Bevölkerungsschichten –
junge und alte – bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Allerdings wird auch deutlich: Es werden neue Verantwortlich-
keiten, neue Herausforderungen gesucht und – die freiwillige
Mitarbeit wird nicht bedingungslos erbracht, sondern vor allem
dann geleistet, wenn die eigenen Erwartungen erfüllt werden
und die organisatorischen Voraussetzungen stimmen.

Nach den Erfahrungen der BAGSO-Verbände ist das der
Fall, wenn
                                                                  In solcher Weise motivierte freiwillig Engagierte, die darüber
•       diejenigen, die sich für soziale Belange oder andere      hinaus auch noch Freude an ihrer Arbeit haben, sind die besten
        gemeinnützige Aufgaben interessieren, von den entspre-    „Werbeträger” für Neue.
        chenden Organisationen gezielt angesprochen und
        durch den persönlichen Einsatz der Verantwortlichen       1.1. Öffentlichkeitsarbeit
        davon überzeugt werden, dass es sich lohnt, eine
        ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen,                      Die Rekrutierung ehrenamtlicher Nachwuchskräfte ist für
•       klare äußere Rahmenbedingungen erfüllt sind,              Verbände, Vereine, Kirchen, Parteien und Gewerkschaften
•       Ehrenamtliche durch erfahrene Mitarbeitende richtig       „überlebensnotwendig“. Um neue Mitglieder bzw. Mitarbeiten-
        angeleitet und begleitet werden,                          de an die eigene Organisation zu binden, muss diese in der
                                                                  Öffentlichkeit präsent sein und auf sich und ihre Anliegen
•       Ehrenamtliche das Gefühl haben, dass ihr Engagement       aufmerksam machen: „Tue Gutes und rede darüber“. Indem
        einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft          die Arbeit öffentlich gemacht wird, werden die Organisation,
        bedeutet, sie also nicht ausgenutzt werden,               aber auch die mit dieser Arbeit verbundenen Personen bekannt.
•       Ehrenamtliche und ihre freiwillig geleistete Arbeit       Am effektivsten werden diese Bemühungen sein, wenn es
        wirklich anerkannt und in indirekter und direkter Form    gelingt, gezielt Männer und Frauen anzusprechen, die sich in
        gewürdigt werden,                                         diesem Bereich engagieren wollen.

36                                                         2001                 2001                                                   37
Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Einsatzes                                                                                Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Einsatzes

Zwei mögliche Ansatzpunkte:                                                          Diese Angebote sowie Informationen über den Verband werden
                                                                                     durch Öffentlichkeitsmaterialien bekannt gemacht. Es ist zu
    Die Aufgabe steht fest, eine geeig- Engagierte Person ist vorhanden,             überlegen, welche für den konkreten Anlass am besten geeignet
    nete Person wird gesucht            Aufgabenfeld wird gesucht
                                                                                     sind:
    Beispielsweise geht der Senior Ex-       So ist es z. B. in den Seniorenbüros,
    perten Service (SES) nach diesem         die u. a. versuchen, interessierten
    Schema vor, ebenso das Betreuungs-       Ehrenamtlichen ein für sie attrakti-    •        Info-Blatt zu Zielsetzung, Arbeitsweise und Repräsen-
    werk der Deutschen Bundespost.           ves Tätigkeitsfeld zu vermitteln.                tanten einer Organisation
                                                                                     •        Presseberichte über Angebote des Verbandes
Bevor Werbeaktionen zur Information und Gewinnung Frei-
williger gestartet werden, sollten folgende Fragen innerhalb des                     •        Berichte von bereits ehrenamtlich Tätigen
Verbandes geklärt sein:                                                              •        Handzettel, Plakate, Aufkleber, Anstecker
                                                                                     •        Interviews in Rundfunk oder Fernsehen
•        Welche Angebote freiwilligen Engagements stehen in
         unserem Verband zur Verfügung?                                              •        Homepage im Internet

•        Welche Erwartungen haben wir an freiwillige Mitarbeiter?                    •        Infostände

•        Wer sind die Ansprechpartner für interessierte Personen?                    •        Veranstaltungen

•        Wie sieht die Begleitung ehrenamtlicher Mitarbeiter für                     •        Aktionswochen
         die Zeit der Einarbeitung aus?
                                                                                         Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenbüros (BaS) hat eine
                                                                                         Fülle von Materialien zum bürgerschaftlichen Engagement im
    Angebote zum Kennenlernen der Organisation erleichtern
                                                                                         Dritten Lebensalter herausgebracht, so „Wirksam informieren und
    Außenstehenden den Zugang.
                                                                                         werben - Öffentlichkeitsarbeit für Seniorenbüros“ in: Ansätze und
                                                                                         Methoden der Engagementförderung im Dritten Lebensalter und
Möglichkeiten sind:
                                                                                         „Konzeptionelle Überlegungen und Strategien der Medienarbeit”
                                                                                         in: Managementaufgaben und neue Projekte in der Seniorenarbeit
•        Einladungen zu Veranstaltungen, die der Verband durch-
                                                                                         (siehe Literaturliste). Im Anhang finden Sie als Beispiel Infoblätter
         führt, z.B. auch Schnupperkurse
                                                                                         einiger BAGSO-Verbände auf den Seiten 84 bis 91.
•        Präsentation der Verbandsarbeit bei Tagen der „Offenen
         Tür“, „Markt der Möglichkeiten“, Messen und den                             Bei diesen grundsätzlichen Überlegungen ist gleichfalls zu
         Deutschen Seniorentagen                                                     beachten, dass Interessenten die Einsatzbedingungen für ihren
•        Service für Nichtmitglieder: Beratungsstellen, Dienst-                      ehrenamtlichen Tätigkeitsbereich selbst mitgestalten wollen in
         leistungen (z.B. Reisen) oder auch Produkte (z.B.                           bezug auf das Arbeitsfeld, das eingebrachte Zeitkontingent und
         bei einem Basar).                                                           die Arbeitsweise. Die näheren Konditionen sollten daher mög-

38                                                                           2001                       2001                                                     39
Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Einsatzes                                                         Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Einsatzes

lichst offen gehalten werden. Auch nach der Einarbeitungs-
                                                                        Freiwillige wollen angesprochen und gefragt werden!
phase müssen spätere Korrekturen noch möglich sein.
                                                                    Ein Gespräch mit Interessenten verspricht vor allem dann
Um denjenigen entgegen zu kommen, die sich nicht fest als
                                                                    Aussicht auf Erfolg, wenn es an der persönlichen Motivation
Mitglied an eine Organisation binden wollen, sondern losere
                                                                    ansetzt.
Formen des Engagements suchen, in die sie sich intensiv, aber
                                                                    Einer der wichtigsten Beweggründe für freiwilliges Engage-
zeitlich begrenzt einbringen können, haben viele BAGSO-
                                                                    ment insbesondere bei Älteren ist der Wunsch nach einer
Verbände Angebote entwickelt, die diesen Wunsch berücksich-
                                                                    sinnvollen Aufgabe. Sich zusammen mit anderen für ein Ziel
tigen.
                                                                    einzusetzen ist eine wesentliche Bedingung für eigenes „erfolg-
                                                                    reiches” Altern.
Damit stehen unterschiedliche Einsatzformen für das Ehren-
                                                                    Interviews und Gespräche mit engagierten Menschen im Ruhe-
amt zur Auswahl, für die hier einige Beispiele angeführt wer-
                                                                    stand haben gezeigt, dass eine Aufgabe als sinngebend erlebt
den:
                                                                    wird, wenn sie:
•       Projekte (ZWAR, JAHRESRINGE)
                                                                    •      als notwendig, herausfordernd und befriedigend empfun-
•       Beauftragung für einen festgelegten Zeitraum (SES,                 den wird
        Alt hilft Jung)
                                                                    •      Kontakte zu anderen Menschen und das Erleben von
•       Aktionen und Großveranstaltungen, die ein- oder                    Gemeinschaft eröffnet
        mehrmals im Jahr stattfinden (Seniorentag der Postge-
                                                                    •      ermöglicht, eigene Kompetenzen ohne stärkere Überfor-
        werkschaft, Frühlingsfest der Volkssolidarität, „Tag der
                                                                           derung einzubringen und durch Fortbildung weiterent-
        älteren Generation“ am ersten Mittwoch im April, der
                                                                           wickeln zu können
        von der Lebensabendbewegung, heute bekannt als
        LAB „Lange aktiv bleiben”, 1968 eingeführt wurde).          •      Möglichkeiten der Mitgestaltung bietet
                                                                    •      zulässt, das zeitliche Ausmaß an Aktivität weitgehend
1.2. Zugangswege zum ehrenamtlichen Engagement                             selbst zu bestimmen
                                                                    •      Erfolgserlebnisse und Möglichkeiten zur Selbstdarstel-
Freiwillige finden den Weg zu einer Organisation überwiegend
                                                                           lung bietet
durch Werbemaßnahmen oder durch die Anfrage von Personen,
die ihnen nahestehen (Freunde, Bekannte, Angehörige) bzw.           •      von anderen Menschen anerkannt wird.
eine leitende Funktion in diesem Verband ausüben. Die per-
sönliche Ansprache ist erwiesenermaßen oft ausschlaggebend
für den Entschluss, sich zu engagieren.

40                                                           2001                  2001                                                   41
Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Einsatzes                                                             Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Einsatzes

Das bedeutet, dass die Rahmenbedingungen so gestaltet sein
müssen, dass sie ein verantwortliches und erfüllendes Tätigsein      Die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. (BaS) sucht
ermöglichen.                                                                     eine(n) freiwillige(n) Mitarbeiter/in
                                                                    Die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. (BaS) ist ein
Aber es gibt noch einen weiteren Zugangsweg, der gleichfalls        Zusammenschluss der Träger von 70 Seniorenbüros bundesweit. Wir
berücksichtigt werden sollte. Ältere Frauen und Männer, die         haben es uns zur Aufgabe gemacht, das freiwillige Engagement
                                                                    älterer Menschen im Rahmen der Seniorenbüros zu fördern und zu
nach Familie und Beruf auch die nachfolgende Lebensphase            qualifizieren.
planen und aktiv gestalten wollen, gehen häufig von sich aus        Unsere Bundesgeschäftsstelle in Bonn wirkt u.a. an der Entwicklung
auf die Suche nach einem ehrenamtlichen Engagement.                 innovativer Projekte und Konzepte auf nationaler und europäischer
Für diese Interessierten, die aus eigener Initiative handeln, ist   Ebene mit, erstellt Informationsmaterialien und organisiert bundes-
es wichtig, dass sie in der Art von Stellenausschreibungen          weit Fort- und Weiterbildungsangebote für Seniorinnen und Senioren,
                                                                    Haupt- und Ehrenamtliche.
Informationen über gemeinnützige Aktivitäten erhalten, die sie
zum Mitmachen anreizen.                                             Wir suchen Menschen, die nach Familie und Beruf Zeit für anderes
                                                                    haben und uns bei den vielfältigen Aufgaben in der Geschäftsstelle
                                                                    gerne unterstützen und wertvolle Hilfen und Impulse geben möchten.
Ein Verband, der neue freiwillige Mitarbeiter/innen gewinnen        Wenn Sie gerne mitdenken und gestalten, planen und koordinieren,
will, sollte daher Kontakt zu Organisationen aufnehmen, die         dann sollten wir uns kennenlernen.
solche Vermittlungsdienste anbieten wie:                            Sie besitzen Kreativität, Gestaltungsfreude und möchten Ihre vielfälti-
•       Seniorenbüros                                               gen Erfahrungen einbringen? Dann sind Sie herzlich willkommen!
                                                                    Verfügen Sie über Kenntnisse in der Öffentlichkeitsarbeit, Verbands-
•       Freiwilligen-Agenturen                                      arbeit oder internationale Erfahrungen? Dann freuen wir uns umso
                                                                    mehr.
•       Kontaktbörsen,                                              Den zeitlichen Umfang Ihres Engagements bestimmen Sie nach Ihren
und ihnen kurzgefasste Tätigkeitsbeschreibungen mit einem           eigenen Bedürfnissen weitgehend selbst. Wünschenswert wären ca. 2
übersichtlichem Anforderungsprofil zur Verfügung stellen.           bis 4 Stunden wöchentlich.
Auf diese Weise kann eine Kooperation angebahnt werden, die         Wir bieten Ihnen eine qualifizierte Einführung in Ihre neue Aufgabe
je nach aktuellem Bedarf mit dafür sorgt, geeignete ehrenamtli-     und fachliche Begleitung. Wir erstatten Ihnen nach Bedarf die Kosten
                                                                    für die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsangeboten und gewäh-
che Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen und dann
                                                                    ren Fahrtkostenersatz.
möglichst an den Verband zu binden.
                                                                    Alles Weitere würden wir gerne in einem persönlichen Gespräch mit
                                                                    Ihnen abstimmen.
Ein Beispiel für eine Anzeige finden Sie nebenstehend:
                                                                    Wir sind gespannt auf Sie!
                                                                    Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros, Graurheindorfer Str.
                                                                    79, 53111 Bonn, Tel.: 0228/614070 oder 614078, Fax: 0228/614060,
                                                                    Email: bas@seniorenbueros.de, Ansprechpartnerin: Gabriella Hinn

42                                                          2001                  2001                                                        43
Sie können auch lesen