AUSGABE 1 JUNI 2022 - Lebenshilfe Nürnberg
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Ausgabe 1, Juni 2022· Herausgeber: Lebenshilfe Nürnberg e. V., Fürther Straße 212 / Gebäude D1, 90429 Nürnberg 1 JUNI 2022 AUSGABE 1
„Selbstbestimmung ist für mich, wenn ich meine entscheidenden Lebens „Selbstbestimmung ist für mich, bereiche frei gestalten dass ich mich selbst bestimmen kann; dass ich überlegen kann. Auch für mich selber kann: ‚Wie möchte ich stimmen kann. Und dass man sein mein Geld verdienen? Wie Leben selbst auf die Reihe kriegt.“ möchte ich meine Freizeit — Reiner Scheindel gestalten? Mit wem möchte ich abhängen? Wer darf vielleicht auch mal in mein Leben reinreden?‘ Das ist für mich Selbst bestimmung.“ — Florian Anrich „Ich würde es so erklären, dass Selbst bestimmung für mich persönlich bedeutet, dass man selbst entscheiden kann, wie man lebt und welche Dinge man selber organisieren kann oder will.“ — Stanley Schulten „Selbstbestimmtheit ist für mich, wenn „Ich selbst kann bestimmen. Und auch meine Mutter. Meine Mutter ich morgens aufstehe, ist meine Betreuerin. Ich bestimme aufstehen darf, selbst, was ich machen kann und aufstehen kann und soll; auch hier in der Einrichtung. Selbstbestimmung ist, was ich alles, was in meinem machen kann mit den Leuten: zum Beispiel zusammen spielen oder Kopf sprudelt, mich mit den Leuten unterhalten.“ so Stück für Stück — Lev Egorov machen darf.“ — Lieselotte Engelhardt 2 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung 3
Inhalt Das erwartet Editorial euch Liebe Leser:innen „A lles neu macht der Mai“, heißt eine bekannte deutsche Gedichtzeile. Und die passt perfekt zu dieser kann. Uns alle eint, dass wir die Lebenssituation von Men- Editorial ........................................................................................................ Seite 5 Ausgabe unseres Magazins. schen mit Behinderung und ihrem Umfeld verbessern und Fabian Meissner Denn „Alles neu“ war auch das Ungleichheiten in unserer Gesellschaft abbauen wollen. Motto, unter dem sich die neue Acht von zehn Mitgliedern des Vorstands sind ganz neu – → „Die Lebenshilfe ist sympathisch und modern“ ........... Seite 6 Redaktion des Lebenshilfe-Ma frischer Wind, der gut tut! gazins zusammengefunden hat. Interview mit Horst Schmidbauer und Fabian Meissner Aufbauend auf dem bislang Ge Dass der Kampf gegen Ungerechtigkeit in Zeiten einer welt- wesenen, sollte sich das Ma- weiten Pandemie besondere Bedeutung hat, haben wir Meine Welt ................................................................................................... Seite 8 gazin auch auf meinen Wunsch unter anderem an der Debatte und dem Urteil des Bundes- Reportage: Selbstbestimmt leben und arbeiten mit Beeinträchtigung hin rundum erneuern dürfen. verfassungsgerichts zum Thema Triage wahrnehmen Einerseits inhaltlich mit frischen Geschichten, spannenden müssen. Was sich hinter diesem Thema verbirgt, schildern Triage: „Menschen mit Behinderung dürfen Themen und neuen Formaten. Andererseits gestalterisch wir Ihnen unter anderem in einem Interview, dass wir mit mit einem modernen, gelungenen Design und einer klaren einer der Klägerinnen vor dem Bundesverfassungsge- nicht benachteiligt werden“ ........................................................ Seite 14 Bildsprache. Und ganz nebenbei ist auch der Umfang des richt führen konnten. Victor Strogies, Rechtsanwalt aus Rechtsanwalt Victor Strogies klärt auf Magazins gewachsen. Nürnberg, wird uns dieses komplexe Thema ebenso er- läutern. Wir freuen uns, dass er auch in künftigen Ausgaben → „Ein Leben mit Behinderung ist kein Dieser Neubeginn spiegelt auch wider, was sich gerade in rechtliche Fragestellungen erklären wird. schlechteres Leben“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 15 der Lebenshilfe Nürnberg tut. An vielen Stellen gibt es neue Interview mit einer Klägerin vor dem Bundesverfassungsgericht handelnde Personen in Verantwortung. Aufbruch, Verän- Darüber hinaus bekommen Sie eine packende Reportage derungswille und kritisches Hinterfragen sind angesagt. über eine Bewohnerin einer unserer Wohnstätten zu le- So durfte ich, liebe Leser:innen, am 5. November des ver- sen. Ebenso interessant und aufschlussreich ist ein Inter- Flirten mit Verstand .......................................................................... Seite 16 gangenen Jahres die Leitung unseres Vereins von Horst view mit Eva-Maria Weiß über ihre Motivation, sich als Kolumne: Eva-Marias *Weiß*heiten Schmidbauer übernehmen. 20 Jahre hat unser ehemaliger Mensch mit Einschränkung in der Lebenshilfe einzubringen. Vorstandsvorsitzender das Vereinsleben und die Ausrich- Frau Weiß wird ab der nächsten Ausgabe des Magazins Was ist dein Job? .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 17 tung der Lebenshilfe Nürnberg geprägt. Dafür ein herzlicher auch Mitglied der Redaktion werden. Für mich nur ein Dank an dieser Stelle. erster Schritt in Richtung einer inklusiven Redaktion. Auf Künstler:innen aus dem KunstRaum der Lebenshilfe berichten den Weg haben wir uns bereits gemacht. Bleiben Sie ge- Es ist keine Selbstverständlichkeit, sich mit so viel Elan, spannt und lassen Sie sich von den weiteren Entwicklungen → „Meine eigene Zufriedenheit reicht mir nicht“ ............. Seite 18 Ideenreichtum und Lebenszeit für unsere Vorstellung von überraschen. Interview: Eva-Maria Weiß engagiert sich im Vorstandsberat Inklusion und Teilhabe einzusetzen. Horst Schmidbauer hat das mit seinen Gefährt:innen, unter anderem André Nun wünsche ich viel Freude beim Lesen und schließe mit Deraëd als Geschäftsführer, eindrucksvoll und beispielhaft einem großen, von Herzen kommenden Dank an die wun- Witze ......................................................................................................... Seite 20 getan. Nicht zuletzt deswegen ist Horst Schmidbauer nun dervollen Menschen und kreativen Köpfe unseres Redak- nicht nur ehemaliger Vorstandsvorsitzender, sondern auch tionsteams, namentlich: Marco Höyns, Tina Braun, Lorenz Rezepte ........................................................................................................ Seite 21 Ehrenmitglied unseres Vereins. Bomhard, Eva-Maria Weiß, Anna Landskron, Jürgen Held, Carola Oppel, André Deraëd, Andreas Sichelstiel, Nicole Meinen Einsatz für Andere verstand und verstehe ich immer Netter, Detlef Rindt-Ermer, Anika Maaß und Jasmin Köchl. Veranstaltungen .................................................................................. Seite 22 als Teil eines Teams und nie als Einzelkämpfer. Darum freut es mich enorm, dass ich gemeinsam mit meinen derzeit Ihr/Euer Gewinnspiel ............................................................................................ Seite 23 noch neun weiteren Vorstandsmitgliedern Herrmann Lechner, Andrea Friedel, Arif Tasdelen, Christina Fleischer, Susanne Wientjens, Beate Wittich, Tim Walther, Rene Kier Impressum: Nürnbergs Lebenshilfe Magazin 1/2022 · Herausgeber: Lebenshilfe Nürnberg e. V., Fürther Straße 212 / Gebäude D1, 90429 Nürnberg Verantwortlich: Fabian Meissner, Vorstandsvorsitzender, André Deraëd; Gestaltung: Jürgen Held, Anna Landskron; Fotos: Lebenshilfe, Ludwig Olah; stein und Reiner Scheindel nun die Geschicke und Weiterent Fabian Meissner, Illustrationen: Jasmin Köchl, Theresa Roth; Auflage: 3.000 Stück; Erscheint dreimal jährlich; www.lhnbg.de wicklung der Lebenshilfe Nürnberg im Team vorantreiben Vorsitzender der Lebenshilfe Nürnberg 4 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — INHALT Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — EDITORIAL 5
Interview: Lorenz Bomhard lange nicht vollendet. Von einem Elternverein werden wir Das war eine echte Lücke. Leider ist die öffentliche Wahr- uns zu einem Verein von Mitarbeitenden, Familien und den nehmung dieses Angebots bisher gering. Zweitens: In Menschen mit Beeinträchtigung ändern. Ein weiterer Trend meiner Zeit als Abgeordneter in Bonn hatte ich mich für „Die Lebenshilfe ist in der Behindertenhilfe ist die Digitalisierung. Da stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung. das Hospizwesen engagiert. Auch für das Behinderten- wesen habe ich hier einen dringenden Bedarf gesehen. sympathisch und modern“ Wo sehen Sie die Lebenshilfe in zehn Jahren? FM: Ich sehe die Lebenshilfe 2032 als modernen, digital und analog gut aufgestellten Verein, der Menschen mit Beein- Herr Schmidbauer, Sie haben die Lebenshilfe, die ursprüng- lich für geistig behinderte Kinder begründet wurde, auch für körperbehinderte Menschen geöffnet. Ist das Sparten- trächtigung gut unterstützt. Wir wollen mitten in der Stadt- denken, also gezielte Hilfe je nach Einschränkung, in der Fabian Meissner (FM), neuer Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Nürnberg und SPD-Stadtrat, gesellschaft Einrichtungen betreiben. Behindertenarbeit nicht mehr zeitgemäß? HS: Das System stellt die individuellen Bedürfnisse oft nach und sein Vorgänger Horst Schmidbauer (HS) haben sich im Café Strandgut getroffen. Das Fazit: Geht das überhaupt? Die einstige Elterninitiative wird ein hinten. Wir wollen aber die Kompetenzen und Ziele der Da saßen zwei Freunde, die auch manche persönliche Geschichte erzählt haben. Sozialkonzern. einzelnen Menschen in den Vordergrund stellen. Es gibt FM: Angesichts der Größe mit 1000 Mitarbeitenden und ein schönes Beispiel in einer nahegelegenen Wohnanlage. 2000 Menschen, die wir begleiten, sind wir ein Sozialunter- Da lebt jetzt eine junge, körperbehinderte Frau, die bisher nehmen geworden. Wir wollen aber ein Verein von betrof- in einem Heim wohnte, wo sie um 17 Uhr fertig fürs Bett Herr Meissner, Ihr Vorgänger hat die Gabe, Menschen für Und dann ganz an die Spitze der Lebenshilfe Nürnberg? fenen Menschen bleiben. Das unterscheidet uns deutlich gemacht wurde. Jetzt erlebt sie völlig neue Freiheiten. Also Aufgaben zu gewinnen. Wie lief das bei Ihnen? FM: Das war ein langer Prozess für uns beide. Wir haben oft von Sozialkonzernen. Wir wollen nicht um jeden Preis ex- müssen wir weniger die Kategorien von Beeinträchtigung FM: Es war 2014 und ich war gerade in den Stadtrat gewählt miteinander gesprochen. pandieren. Wir wollen Einrichtungen, die passgenau sind beachten als vielmehr die Möglichkeiten und Mitwirkungs- worden, da rief er mich an. Ich sollte für den Vorstand der HS: Da gibt es noch eine Geschichte: In Schniegling ist eine für die Menschen. möglichkeiten der Individuen. Lebenshilfe kandidieren. Damals habe ich mit Familie und Kindertagesstätte der Lebenshilfe. Da war Fabian als Kind. FM: Ganz klar: Das bürokratische Spartendenken ist über- Freunden geredet. Motiviert hat er mich, weil es eine reiz- Und bei einem Jubiläum der Einrichtung konnten wir mit Fabian Meissner privat: Verraten Sie uns, wie Sie privat kommen. Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass volle Aufgabe ist, im Vorstand mitzuarbeiten. Die Lebens- Stadtrat Fabian Meissner feiern, der ja inzwischen seinen leben, was Sie in Ihrer Freizeit machen? spezialisierte Institutionen weiter kompetente Hilfe an- hilfe ist eine Top-Organisation, mit der ich seit meiner Weg gemacht hat. Die Verbindung der Lebenshilfe-Spitze FM: Ich lebe mit meiner Lebensgefährtin und ihren beiden bieten. Kindergartenzeit verbunden bin. in den öffentlichen Sektor ist einfach wichtig. Kindern in der Nürnberger Südstadt. Wegen meiner körper- lichen Beeinträchtigung ist ins Familienleben auch immer Wo muss Ihr Nachfolger noch nachsteuern, Herr Schmid- Herr Meissner, gehen wir zurück in Ihre Jugend. Wie sind einer meiner Assistenten integriert. Freizeit ist ein rares bauer? sie ein politischer Mensch geworden? Gut. Ich verbringe sie gerne mit meiner Familie und guten HS: Die Frage ist, wie die Lebenshilfe den gewachsenen FM: Das hängt ganz stark mit dem Elternhaus zusammen. Freunden – oder bei einem Konzert: Ich bin mit Hip-Hop Anforderungen Rechnung trägt. Da sind Qualifikation, Irgendwann in meiner Biografie habe ich feststellen müs- groß geworden, aber mittlerweile sind meine musikalischen Methodik und die Vermittlung unserer Fragestellungen an sen, dass es Ungerechtigkeiten gibt. Ich habe keine Lust, Interessen breiter geworden. die Gesellschaft wichtig. das zu akzeptieren. Das eint Horst Schmidbauer und mich auch. Eines Tages bin ich dann in die SPD eingetreten. Herr Schmidbauer, nach einem erfüllten Leben in Beruf Das Menschenrecht auf Inklusion: Ist die Diskussion eigent- und Politik haben Sie bei der Lebenshilfe nochmal auf- lich schon in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Haben Sie Vorbilder? gedreht. Warum dieses Engagement? HS: Da gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen. Ich sage FM:Mich faszinieren immer Menschen, die sich politisch HS: Zentral war für mich, nach der Tätigkeit als Bundestags- etwa statt Inklusion lieber „eine Schule für alle“. Wir brau- engagieren. In dieser Weise ist Horst Schmidbauer ein abgeordneter mit all den Gesetzgebungsverfahren nochmal chen deshalb die Kampagne „Ein Teil von Euch“, um für das Vorbild. eigenes Engagement in der Praxis zu zeigen. Über Kontak- Thema zu sensibilisieren. te in Berlin wurde ich aufgefordert, mich für behinderte FM: Es geht bei der Kampagne darum, dass Menschen mit Was lernen Sie von Horst Schmidbauer? Menschen zu engagieren. Das war zu der Zeit, als die Dis- Beeinträchtigung und ihre Familien Teil der Gesellschaft FM: Beharrlichkeit, Durchsetzungsvermögen und einen kussion um Inklusion ins Rollen kam. sind. Das ist unser Auftrag. roten Faden zu haben, worum es geht. Beeindruckend ist für mich, wie er den Menschen zugewandt ist. Die Lebenshilfe hat ihr Angebot in Ihrer 20-jährigen Amts- Sie werden den aktuellen Fachkräftemangel auch bei der zeit stark ausgeweitet. Angebote gibt es für Frühgeborene, Lebenshilfe spüren. Was muss sich in der Lebenshilfe Nürnberg ändern? Kleinkinder, Schulkinder, Jugendliche, Erwachsene und FM: Wir müssen das nach vorne stellen, was wir sind: ein sym Das große FM: Die Lebenshilfe ist jetzt schon mehr als 60 Jahre alt und kann auf ganz viel Gutes bauen. Wir haben immerhin 30 sogar für Senioren. Kann ein Verein das noch stemmen? HS: Wir bekennen uns zum Verein, müssen aber noch dif- pathischer und innovativer Verein. Wir haben tolle, kreative Lösungsansätze und unterscheiden uns daher von vielen Interview Einrichtungen. Wir werden noch mehr als bisher Menschen mit Beeinträchtigung an den Entscheidungen des Vereins ferenzierter werden, um den Wünschen, Bedürfnissen und den Zielen der Menschen näher zu kommen. Zwei Beispie- anderen Arbeitgebern. Nochmal: Wir sind kein Sozialkon- zern, sondern ein Verein, der professionell für Menschen beteiligen. Es gibt ja jetzt schon drei Nutzer:innen unserer le haben mich dabei geprägt: Da ist etwa der Verein Kla- mit Beeinträchtigung da ist. Und das begeistert schon auch Einrichtungen, die im Vorstand sitzen. Dieser Weg ist noch bautermann, der Eltern von Neugeborenen unterstützt. immer wieder potenzielle Mitarbeiter:innen. \\\ 6 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — INTERVIEW 7
Meine Reportage Welt Text: Nicole Netter / Fotos: Ludwig Olah Das ist Melanie. Sie macht eine Ausbildung bei der GuT (Gastronomie und Toleranz) Heute zeigt sie uns, wie sie wohnt und arbeitet „Mit Melanie kann man super zusammenarbeiten“, sagen ihre Kantinen-Kollegen. Auch, weil sie immer gut gelaunt ist. … und womit sie sich in ihrer Freizeit beschäftigt. Hinter einer grünen Eisentür, zwischen Aufzug-Triebwerks- als das Zimmer zumindest der kargen Einrichtung nach zu raum und Dachbodenaufgang, öffnet sich ihre Welt. Durch bieten hat, auch eine Küche wäre, so die baulichen Ge- einen pandemie-verwaisten Seminarraum, durch geöff- gebenheiten es zuließen, natürlich toll. Aber hier oben hat nete Schiebetüren, vorbei an von bunten Klamotten über- Melanie Ruhe; nach fast zwei Jahren in der aus zehn Men- quellenden Kartons und einem an der Wand gelehnten schen bestehenden Wohngruppe im Erdgeschoss der p Melanie hat in einer Wohn-Gruppe gewohnt. Trampolin, führt Melanie Köpplinger in ein kleines Dach- größte Luxus für sie. p Jetzt ist sie umgezogen und hat keine Mitbewohner mehr. zimmer. Ein schmales Bett, ein wenig Raum drumherum, Melanie Köpplinger ist 20 Jahre alt, die blass-rot ge- ein kleines Bad. „Klein, aber mein“, sagt Melanie. Und lächelt. färbten Haare hat sie zu einem lockeren Zopf gebunden, p Sie erzählt, was ihr gefällt. Hier, in der von der Lebenshilfe betriebenen Klaus-Dit- auf ihrer Nase sitzt eine schwarze Hornbrille. Eine aus- p Und was schwierig ist. trich-Wohnanlage im Nürnberger Osten, hat es die junge geprägte Rechtschreib- und Rechenschwäche hat Schul- Frau hoch hinauf geschafft. Weil eine neue Bewohnerin abschluss und Ausbildung verhindert, Vernachlässigung p Christian Cartus ist der Chef vom Ambulant Begleiteten Wohnen. mit stärkerem Betreuungsbedarf einen Platz in einer und Gewalt in der Kindheit haben ihr die Härten des Lebens p Die Abkürzung ist ABW. Wohngruppe benötigte, durfte Melanie ihre Sachen packen gezeigt, als andere noch mit Puppen spielten. Wer Melanie und in das ursprünglich für besuchende Eltern vorgese- kennenlernt, merkt nichts von alledem. Sie ist eloquent, p Christian Cartus erzählt etwas über die Arbeit vom ABW. hene Dachzimmer ziehen. Das war ein Glücksfall für die offen, freundlich – eine gerade dem Teeanger-Alter ent- junge Frau. Zwar verheißt der Name „Apartment“ mehr, wachsene junge Frau. 8 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — REPORTAGE 9
„Hi Thorsten“, sagt Melanie schief grinsend, „du hast übri- Cartus meint damit gleich drei Berufsgruppen, die den gens was am Rücken kleben.“ Thorsten, ihr ehemaliger selbstständig Wohnenden entsprechend ihrem individu- Mitbewohner in der Wohngruppe im Erdgeschoss und ellen Bedarf zur Seite stehen. Wer etwa eine körperliche mindestens doppelt so alt wie sie, grinst genauso schief Beeinträchtigung hat, erhält eine Assistenz, die stellver- zurück und dreht sich auf der Suche nach dem Aufkleber tretend für den Bewohner oder die Bewohnerin Dinge mehrfach um die eigene Achse. Von hinten naht Peter, weit ausführt. Nicht bevormundend, sondern als verlängerter über 60, lächelt selig und reibt zärtlich sein silbernes Kru- Arm. Außerdem gibt es pädagogische Fachkräfte, sie sind zifix, das an einer Kette auf seiner Pullunder-Brust baumelt. laut Cartus eher für die „lebenspraktische Unterstützung“ Ob alle mal seine Weintrauben und dann sein Zimmer zuständig. Sie leiten etwa beim Kochen und Putzen an, sehen wollen? Melanie folgt dem kleinen Mann mit lang- helfen bei der Freizeitgestaltung, beraten aber auch bei samen Schritten durch den Gang, lobt seine Einrichtung, der Kontaktgestaltung. Gibt es zum Beispiel Unstimmig- bückt sich, als die Trauben vom Teller fallen und über den keiten mit Mitbewohner:innen oder dem Vermieter/der Boden kullern. Sie mag die Leute ihrer alten Gruppe, be- Vermieterin, vermitteln sie. sucht sie wie jetzt immer wieder, schwatzt, packt an. „Aber hier war ich, weil ich halt doch viel mehr kann als die meis- ten, eher sowas wie die Gruppenmama“, sagt Melanie. „Bei mir oben, da bin ich einfach ich.“ „Andere i Mit einer kleinen Kammer im Dach hat sich für Melanie ein Traum in meinem Alter „Bei mir oben, erfüllt. Ungestört sein – und trotzdem immer die Möglichkeit zum Anschluss an andere Bewohner zu haben. wohnen vielleicht da bin ich noch zu Hause, einfach ich.“ haben ein schönes Leben. Dieses „Ich“ hat schon viel gesehen. Mit zwölf Jahren vom Tür in Ruhe im eigenen Zimmer sein, ohne dass jemand Ich hab’ zwar alles, Jugendamt aus dem Elternhaus und aus allen Gewohn- klopft? „Kannst du vergessen.“ Jetzt, hier oben unter dem aber es geht heiten gerissen, so unberechenbar und schlimm sie bis- weilen waren. Ins Kinderheim gebracht; neue Abläufe, Dach, könne sie einfach für sich sein, ohne sich dabei ver- loren zu fühlen. Für sie ist das okay so, sie ist zufrieden. mir schon nah.“ Bezugspersonen, Regeln, Hierarchien. Dann - noch ein Aber ja: „Andere in meinem Alter wohnen vielleicht noch Mädchen, aber endlich erwachsen – die Frage: wohin? Es zu Hause, haben ein schönes Leben. Ich hab‘ zwar alles, war die Klaus-Dittrich-Wohnanlage, in der Melanie unter- aber es geht mir schon nah.“ schlüpfen konnte, als sogenannte „Notaufnahme“, wie eine Betreuerin erzählt. „Wir kommen als Gast, nicht als Hausherr“ Melanie erinnert sich noch gut, als sie ihre damalige Quasi als „Case-Manager:innen“, in einer Art koordinieren- Gruppe zum ersten Mal betrat. Bis zu zehn Leute teilen sich Die Wohnanlage an der Langseestraße ist eine von zahl- den Funktion, agieren die Sozialpädagog:innen. Sie stimmen pro Gruppe einen Gemeinschaftsraum, drei Bäder und reichen Wohnformen, die die Lebenshilfe Nürnberg an- das Netzwerk aus gesetzlichem Betreuer/gesetzlicher Be- eine Küche. Rund 40 Bewohner:innen hat die Anlage ins- bietet. Für Menschen, die ein Leben lang auf Betreuung treuerin, Eltern, Arbeitgeber:innen, Ärzt:innen und Thera- gesamt, nahezu ebenso viele Betreuer:innen. Manche der und Pflege angewiesen sind, ebenso wie für Menschen wie peut:innen ab, haben damit also „den Fall“ als Ganzes im Bewohner:innen sitzen im Rollstuhl, viele sind geistig be- Melanie, die aufgrund von leichten Einschränkungen (noch) Blick. Sie sind es auch, die gemeinsam mit jenen, die sich hindert, andere außerdem körperlich beeinträchtigt. So nicht selbstständig leben. Entsprechend sieht die Lebens- für selbstständiges Wohnen entscheiden, deren Bedürf- selbstständig wie Melanie ist hier niemand, so jung sowie- hilfe auch den Weg in die Selbstständigkeit als integralen nisse und Bedarf abstimmen und gegenüber dem Kosten- so nicht. „Ehrlich?“, sagt sie und senkt die Stimme leicht: Bestandteil ihres Konzepts. träger vertreten. „Als ich das erste Mal in die Gruppe kam, dachte ich: ,Ach Rund 90 Menschen, so erzählt Christian Cartus, der Viele von ihnen bekommen mehrfach pro Woche Be- du Scheiße‘.“ unter anderem den Bereich Ambulant Begleitetes Wohnen such, je nach Bedarf von Sozialpädagog:innen und/oder Aber es sei besser gewesen als gedacht, sie habe die leitet, leben derzeit mit Unterstützung der Lebenshilfe meisten ins Herz geschlossen. Und sie besuche Peter, Nürnberg allein oder in einer selbstgewählten Wohnge- Thorsten und die übrigen immer noch, wenn ihr nach Ge- meinschaft. Bei dieser Art des Wohnens sei die Rollenver- sellschaft ist, sagt Melanie. „Aber Privatsphäre gab es da teilung klar: „Wenn wir kommen, dann als Gast – und nicht halt nicht“, fügt sie an. Ausschlafen, einfach mal ohne ein als Hausherr. Wir haben keinen Schlüssel, wir klingeln und f Judo ist eine von Melanies großen Leidenschaften. In Gespräch durch die Flure zum Bad oder bei geschlossener ziehen, wenn gewünscht, sogar die Schuhe aus.“ der Corona-Zeit hat das Hobby allerdings gelitten. 10 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — REPORTAGE 11
Heilerziehungspfleger:innen. Hier können sie auch über Beim Kochen? Beim Weg zur Arbeit? Die Alltagsfreuden und -sorgen sprechen, sich manchmal auch individuellen Bedürfnisse werden in einer einfach ausschimpfen. Wenn es Ärger mit Kolleg:innen gibt, sogenannten Personenkonferenz ermittelt es in der Arbeit oder sonst wo drückt. Organisatorisches, und dann beantragt. Dabei sei die Frage- wie etwa das Überweisen der Miete, den Abschluss von Ver stellung immer: „Wie möchtest du leben, sicherungen oder die Koordination mit Ämtern und Behör was stellst du dir vor?“, sagt der Leiter des den, übernimmt bei Bedarf ein:e gesetzliche:r Betreuer:in. Bereichs Ambulant Begleitetes Wohnen. Ein Glück, das nicht jedem beschert ist, wie Cartus weiß. Ziel sei „Empowerment“, also die Hilfe zur Der Wohnungsmarkt in und um Nürnberg sei seit Jahren Selbststärkung. Viele Biografien, so Cartus, angespannt, bezahlbarer Wohnraum rar. Auch sei nicht hätten in großer Fürsorglichkeit begonnen jede:r Vermieter:in bereit, seine/ihre Wohnung einem und seien dann, auch zur Überraschung so Menschen mit Beeinträchtigung zu überlassen, egal welcher mancher Eltern, in die Selbsts tändigkeit ge- Art. Mitunter miete die Lebenshilfe deshalb Wohnungen mündet. an und vermiete sie an ihre Nutzer:innen weiter. Das sei Auch Melanie steht dieser Weg offen. aber ein beträchtlicher Organisations- und Verwaltungsauf Doch noch, sagt sie, sei sie noch nicht so wand, sagt Cartus. „Klar ist: Der Bedarf ist viel höher als das weit. Nicht, weil sie nicht selbst für sich Angebot.“ sorgen könnte; kochen, einkaufen oder Entsprechend froh ist er, wenn sich Alternativmöglich- Termine koordinieren sei kein Problem für keiten auftun. Derzeit baue die Lebenshilfe Nürnberg ge- sie. Aber für jemanden, der bereits als Kind erleben muss- meinsam mit Eltern zum Beispiel eine Wohngemeinschaft te, wie vermeintlich stabile Konstrukte brechen, ist die auf, in der fünf junge Menschen mit Unterstützungsbedarf Vorstellung von einem selbstständigen Dasein auch mit einziehen werden. Die Mutter einer zukünftigen Bewoh- einer großen Portion Unsicherheit verbunden. nerin ist Architektin, sie gestaltet und plant die Räume. Jetzt, hier oben in ihrer Dachkammer, könne sie ein- Ein großer Vorteil im Bezirk Mittelfranken ist laut Cartus, geständig sein, habe die Freiheit, auch mal bei ihrem Freund dass hier anders als in anderen bayerischen Bezirken nicht oder bei Verwandten zu übernachten, ohne dafür auf das nach Pauschalen abgerechnet wird. „So können wir für jede:n Sicherheitsnetz, das die Anlage im Nürnberger Osten bie- unserer Klient:innen den ganz eigenen Bedarf ermitteln tet, zu verzichten. i Hat immer ein Lächeln für ihre Gäste: Melanie bei der Essensausgabe. und diesen beantragen, ohne ihn anderswo gegenrechnen Stefanie Holzapfel, Leiterin der Stationen C und D im zu müssen.“ Braucht jemand Hilfe beim Wäschewaschen? Haus, kann das verstehen: „Es geht nicht nur ums Können, sondern auch ums Wollen.“ Bei vielen Beeinträchtigten, die Auch das Café in der Niederlassung sowie das „Café Strand- lange in Gruppen und mit entsprechender Unterstützung gut“ am Wöhrder See gehören dazu. f Aufräumen, vorbereiten, Gäste bedienen: Die Arbeit, die die 20-Jährige in der Kantine gelebt haben, erzeuge die Vorstellung einer eigenen Woh- In ihrer Schicht bei Mercedes-Benz bereitet die 20-Jährige von Mercedes macht, ist vielfältig. nung große Verunsicherung. Hier in der Anlage habe man Currywurst, Salami-Pizza und Leberkäs-Semmeln vor, reinigt Ansprechpartner:innen – „und egal ob man sie braucht die Tische, kassiert, spült ab. Manchmal nutzt sie die Fahr- oder nicht – allein das Gefühl zu haben, dass jemand da ist, gelegenheit der Lebenshilfe, häufig aber fährt sie mit Straßen- sorgt für Gelassenheit.“ bahn, Bus oder Bahn zum Arbeitsplatz. Heute hat sie Dienst Nicht jeder ist in diesem Punkt so reflektiert wie Melanie. mit ihrer Kollegin Siggi Röhrner. Die gebürtige Niederbayerin, Holzapfel erinnert sich zum Beispiel an einen jungen Mann, auf deren Armen bunte Tattoos ranken, freut sich immer, wenn „Es geht der unbedingt selbstständig wohnen wollte. Nach ein paar Melanie mit ihr auf dem Dienstplan steht. „Melanie sieht sofort nicht nur Wochen allerdings sei die Euphorie verflogen, dann sei er in der Realität angekommen. was zu tun ist, sie lernt schnell, ist total lieb, lustig, entspannt und verlässlich. Die Schichten mit ihr sind top.“ Melanie, gera- ums Können, Melanie hingegen ist auf dem besten Weg, diesen Schritt de in weißem Kantinenhemd und grauer Schürze, lächelt sondern irgendwann ganz bewusst zu gehen. Das zeigt sie nicht nur im Wohnheim, sondern auch in der Arbeit. Nach einer Zeit, verlegen. Komplimente, so scheint es, sind ihre Sache nicht. Aber sie weiß, dass sie ihre Arbeit gut macht und ihren auch ums in der sie in den Werkstätten der Lebenshilfe gearbeitet Alltag sicher bewältigt. Und sie weiß auch, warum sie sich Wollen“ und von den Tätigkeiten in Wäscherei, Gartenbau und Küche unterfordert war, arbeitet sie nun im Wechsel in der noch zurückhält mit dem nächsten großen Sprung. „Ich hab‘ in der Wohnanlage ein Sicherheitsnetz, das mir ein Kantine des TÜV Süd und dem Sterngut-Betriebsrestaurant gutes Gefühl gibt. Irgendwann will ich natürlich ausziehen, in der Mercedes-Benz-Niederlassung in der Kressengarten- aber dann will ich erstmal allein leben, nicht mit meinem straße. Beide gehören zu „Gastronomie und Toleranz (GuT)“, Freund, nicht in einer WG.“ Stabilität, das weiß die 20-Jäh- einer 100-prozentigen Tochter der Lebenshilfe Nürnberg. rige, ist ein fragiles Gut. \\\ 12 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — REPORTAGE 13
Die Aktivistin und Sozialarbeiterin Anne Gersdorff ist eine der neun Betroffenen, die die Verfassungsbeschwerde zum Thema Triage eingereicht haben. Wir haben mit der Berlinerin gesprochen. Victors Recht! „Ein Leben mit Triage: Behinderung ist kein „Menschen mit schlechteres Leben“ Behinderung dürfen nicht Interview: Tina Braun benachteiligt werden“ Victor Strogies, Rechtsanwalt Frau Gersdorff, was bedeutet der Beschluss für Sie? Das ist natürlich ein großer Erfolg und ein starkes Werk- Ist unser Gesundheitssystem diskriminierend? Aus meiner Sicht schon. Das beginnt bei der fehlenden zeug, das unsere Rechte stärkt und hilft, gegen Diskrimi- Barrierefreiheit. Freie Arztwahl gibt es für behinderte Die „Triage“ ist während der Corona- reicht, um zu erreichen, dass es ver- scheiden, welches Leben lebenswerter nierung vorzugehen. Und es ist ein Erfolg, dass Menschen Menschen eigentlich nicht. Oft wird meine Assistenz nach Pandemie in den Fokus der Öffentlich- boten wird, bei einer Triage das Krite- sein soll”. mit Behinderung gesehen werden. Denn sie fallen oft meinem Wohlbefinden gefragt, obwohl ich ja offensichtlich keit gerückt. Das Wort stammt aus rium Beeinträchtigung mit heranzu- Trotzdem kam die Entscheidung hinten runter, wenn wir über Diskriminierung sprechen. selbst Auskunft geben kann. Ich habe schon oft erlebt, dass dem Französischen und bedeutet ziehen. Auch der Bundesverband der für ihn überraschend. „Bisher hat das Werden Menschen mit Behinderung während der Pande- ich Ärzt:innen erst erklären musste, was meine Behinderung sov iel wie „Auswahl, Sortieren oder Lebenshilfe hatte in einem Positions- Bundesverfassungsgericht immer mie nicht genug beachtet? ist und was Assistenz bedeutet. Und es kam auch vor, dass Sichten“. Es bezeichnet ein Verfahren, papier gefordert, dass „stereotype entschieden, dass eine Abwägung von Sie wurden sogar kontinuierlich vergessen, insbesondere Ärzt:innen meine Beine strecken wollten, obwohl mir das das ursprünglich aus der Militärmedi- Annahmen in Bezug auf die Gesundheit, Leben gegen Leben nicht gesetzlich ge diejenigen, die nicht in einer Einrichtung, sondern selbst- die Beine brechen könnte. Es braucht mehr Informationen zin stammt und im Falle nicht ausrei- Lebenserwartung und Lebensqualität“ regelt werden darf.“ So habe das Bun- bestimmt leben. Ob es die fehlenden Schutzmaterialien und Bewusstsein, damit Menschen mit Behinderung genau- chender Ressourcen regelt, welcher von Menschen mit Beeinträchtigung desverfassungsgericht in der Vergan- waren, der mangelnde Zugang zu Tests oder die Priorisie- so untersucht werden, wie jemand ohne Behinderung. Patient zuerst oder überhaupt medi- keinen Einfluss auf die Zuteilung von genheit beispielsweise ein Gesetz rung für die Impfungen, bei der wir vergessen wurden. Als Wie könnte das Triage-Verfahren verbessert werden? zinische Hilfe bekommt. Dabei spielt Behandlungsplätzen haben dürften. aufgehoben, das es erlaubt hätte, ein dann aber das Thema Triage aufkam, wurde man plötzlich Das müssen nicht ich und die anderen Beschwerdefüh- die Schwere der Verletzung ebenso eine Das Bundesverfassungsgericht gab entführtes Flugzeug abzuschießen, nicht vergessen, sondern schlechter gestellt. Das war ein rer:innen uns ausdenken. Es muss eine gesellschaftliche Rolle, wie die Einschätzung der Überle der Beschwerde am 16. Dezember wenn die Gefahr bestünde, dass dieses Schlag ins Gesicht. Debatte zu diesem Thema geführt werden. benschancen. 2021 statt und forderte die Bundesre Flugzeug dafür eingesetzt wird, eine Der Triage-Beschuss wurde im Dezember gefasst, was ist Aber Sie wären an dem Prozess sicher gern beteiligt. „Eine gewisse Form der Triage kennen gierung auf, unverzüglich Vorkehrun- große Anzahl von anderen Menschen seither passiert? Auf jeden Fall. Wir fordern seit Jahrzehnten, dass Menschen wir alle beim Arzt oder im Krankenhaus. gen zum Schutz von Menschen mit zu töten. Nicht viel. Es gab eine Gesprächsrunde des Bundesgesund- mit Behinderung überall mit einbezogen werden. Wir er- Notfälle werden grundsätzlich vor allen Beeinträchtigung zu treffen. Handle Das ist dieses Mal anders. „Jetzt heitsministeriums, zu der zunächst vor allem die großen leben aber leider ständig, dass wir vorher nicht gefragt anderen behandelt“, sagt Rechtsanwalt der Gesetzgeber nicht, würde das Be- fordert das Bundesverfassungsgericht Wohlfahrtsverbände eingeladen wurden. Wir als Selbst- werden, selbst wenn es um uns geht. Dabei würde es allen Victor Strogies. Im Zuge der Corona- nachteiligungsverbot, das in Artikel 3 den Gesetzgeber auf, Bestimmungen vertreter:innen und Beschwerdeführer:innen kamen erst viel Stress ersparen und die Sache würde davon profitieren. Pandemie bestand die Befürchtung, Absatz 3 des Grundgesetztes verankert dafür zu treffen, wie Leben gegen hinzu, als wir protestiert haben. Der Gesetzgeber muss Wo sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf? dass die Beatmungsgeräte nicht für ist, ebenso verletzt wie Artikel 25 der Leben nicht abgewogen werden darf”, nun möglichst schnell die rechtlichen Rahmenbedingungen Wir wissen nicht, was diese Pandemie noch bringt. Deshalb alle Patient:innen ausreichen würden. UN-Behindertenrechtskonvention, der erläutert Strogies. „Das ist eine sehr schaffen, um vulnerable Personen zu schützen, die aufgrund müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen möglichst Die Ärzt:innen müssten dann entschei- Menschen mit Beeinträchtigung eine wichtige Entscheidung. Es ist klargestellt von Vorurteilen im Fall einer Triage hinten runterfallen würden. schnell unter Beteiligung von Menschen mit Behinderung den, wer nicht beatmet wird und ster- adäquate Gesundheitsversorgung worden, dass eine Behinderung kein Das ist auch im Interesse der Mediziner:innen. angegangen werden. Und dann halte ich es für wichtig, ben muss. zusichert. Grund ist, um einen Menschen zu be- Woher kommen diese Vorurteile? Aufklärungsarbeit zu leisten und das falsche Bild, das vie- „Viele Menschen mit Behinderung Aus juristischer Sicht ist dieser Be- nachteiligen.“ Leider sei in vielen Köp- Das ist historisch gewachsen. Den Höhepunkt hatte es in le von Menschen mit Einschränkungen haben, aufzubrechen. hatten Angst, dass ihre Behinderung schluss ein Meilenstein. Für Rechtsan fen – auch von Mediziner:innen – immer der NS-Zeit, als Menschen mit Behinderung als unwertes Es geht darum, medizinisches Personal zu schulen, wie ein oder Krankheit dazu führt, dass sie walt Victor Strogies hat das Bundesver noch die Vorstellung vorhanden, dass Leben euthanasiert wurden. Bis heute lernen zum Beispiel Leben mit Behinderung aussehen kann, und zu zeigen, dass kein Beatmungsgerät erhalten, weil fassungsgericht mit dieser Entscheidung im Katastrophenfall Menschen ohne Mediziner:innen vor allem Störungen und Diagnosen ken- ein solches Leben kein schlechteres ist. Das kann durch die Ärzt:innen Patient:innen ohne Be- Neuland beschrittenund ein deutliches Beeinträchtigung bevorzugt werden nen. Sie wissen, was Menschen mit Behinderung nicht Aus- und Weiterbildung, durch Information und Bewusst- hinderung als ,lebenswerter‘ einstufen Signal gesetzt. „Alle Menschen sind müssten. „Genau deshalb bedurfte es können. Aber sie lernen nichts darüber, wie jemand bei- sein gelingen. Das können aber nicht wir allein als Einzel- würden“, erklärt Strogies. vor dem Gesetz gleich und müssen dieser Entscheidung. Eine Behinderung spielsweise sein Leben im Rollstuhl organisiert. Ein Pers- personen schaffen. Es ist auch die Aufgabe großer Orga- Neun Betroffene hatten deshalb gleich behandelt werden”, stellt er klar darf nie der Grund sein, warum ein pektivwechsel wäre gut: Es ist unser System, das Menschen nisationen, wie der Lebenshilfe. Sie haben die Lobby und 2021 Verfassungsbeschwerde einge- und fügt hinzu: „Kein Mensch darf ent Mensch zum Tode verurteilt wird.“ \\\ mit Behinderung behindert. die Ressourcen, um Veränderungen zu bewirken. \\\ 14 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — RECHTSSEITE 15
Die Lebenshilfe Nürnberg bietet unzählige Jobs. Flirten Eva-Marias In jeder Ausgabe erzählen Mitarbeiter:innen, was Nilüfer (Lili) Yildirim aus dem KunstRaum ihre Aufgabe ist. Heute: Die Künstler:innen des *Weiß*heiten KunstRaums der Lebenshilfe. - KOLUMNE - mit Verstand Die Lebenshilfe als Arbeit- von Eva-Maria Weiß geberin von André Deraëd Das ist die Geschichte einer fand sie ihn zudem zu alt und zu klein. Da war nichts, was Frau. Es ist keine Liebesgeschich- sie fasziniert hätte. Also bekam er wieder keine Telefon- Die Frage „Was ist dein Job“ ist für Künstler:innen gar nicht ieren. Manja probiert gerne neue Kreativtechniken aus. te, eher eine Warnung vor Ent- nummer. so leicht zu beantworten, denn die Möglichkeiten, kreativ Ihre thematischen Schwerpunkte sind Tiere und Land- täuschungen. Aber der Reihe zu werden, sind schier endlos. Vier Mitglieder des Kunst- schaften, während Lili Yildirim von Gesichtern fasziniert nach. Nennen wir die Frau Lisa. Warum Lisa diese Geschichte erzählt? Sie möchte andere Raums der Lebenshilfe versuchen sich an einer Antwort. ist, „vor allem von den Augen“. Sie möchte die Geschichten Sie ist Anfang 30 und besuchte Frauen warnen. Den aufdringlichen Mann konnte sie ab- der Menschen erzählen, die sie abbildet. vor zwei Jahren eine Singleparty wimmeln. Aber da gibt es auch Betrüger, die von den Welche Voraussetzungen muss ein:e Künstler:in mitbringen? Wie ist das Arbeiten im KunstRaum? in Nürnberg. Frauen Geld abzocken. Sie geben sich vielleicht als James Er oder sie muss es vor allem wollen. Der Wille, kreativ zu „Ich kann hier so frei gestalten, wie ich mag. Da ist keiner, aus und erzählen ganz tolle Dinge von sich. Manche schrei- sein, muss da sein – bewusst oder unbewusst. Talent ist der mir vorschreibt: ‚Mach‘ mal dies, mal das, mal so.‘“, sagt Es war kurz vor dem ersten Corona-Lockdown im Jahr 2020. ben Frauen über Facebook oder Instagram an. Die meisten nicht unbedingt nötig, da es sehr subjektiv ist und Menschen Stanley. „Wenn man Hilfe braucht, kann man fragen. Dann Auf der Party sprach sie ein blonder Mann an. Er war schon Opfer sind sogar schon über 50 Jahre alt, weiß Lisa. Natür- sich oft falsch einschätzen. wird einem gesagt, wie man etwas am besten umsetzen über 40, etwa 1,70 Meter groß. Aber der Kontakt gefiel Lisa lich fallen umgekehrt auch Männer auf Betrügerinnen Bei Stanley Schulten war das Interesse an Kunst immer kann oder das Material besorgt. Aber ansonsten wird uns überhaupt nicht. Sie fand den Kerl „zu aufdringlich“. herein. Aber in den meisten Fällen sind es Frauen, sagt Lisa. da. „Ich habe schon in der Schule die Zeit eher damit ver- freie Hand gelassen.“ bracht, in die Hefte und Bücher rein zu malen, als dem Und was bedeutet Kunst für ihn? Doch der Mann ließ nicht locker. Er wollte unbedingt Lisas Und deshalb hat sie heute einen Rat: „Beim Flirten bitte Unterricht zu folgen“. Später hat sich das Malen dann ver- „Kunst ist für mich vor allem Selbstverwirklichung“, sagt Telefonnummer. Aber die Frau weigerte sich standhaft. auf den Verstand hören!“ – „Und nicht gleich alle privaten selbstständigt. „Ich habe in meiner Freizeit fast nichts Stanley. „Und das heißt, dass man ausüben kann, was in einem Nein, mit ihm wollte sie keinen Kontakt. Daten herausgeben!“, fügt sie hinzu. \\\ anderes mehr gemacht. Das ist wie eine Obsession gewor- instinktiv drin ist, sei es Beruf oder Berufung. Das, was ich den, könnte man sagen.“ hier mache, ist nicht nur Beruf, sondern auch Berufung.“ Lisa kennt sich aus mit solchen Kontakten. Wenn er erst Miriam Ruppert ist ein gutes Beispiel dafür, dass man Stanley ist sich sehr bewusst, was für ein Glück das ist und einmal die Nummer ihres Handys hat, schickt er ständig nicht sofort wissen muss, dass man Kunst zum Beruf ma- dass es nicht jedem so geht. „Ich bin zwar noch im BBW Nachrichten oder dumme Fotos von sich. Nein, das geht chen möchte. Sie wurde erst durch ihren Betreuer auf die (Berufsbildungswerk, Anm. d. Red.), aber ich hoffe sehr, gar nicht. Wie gesagt, ihr war der Kerl einfach zu aufdring- Idee gebracht, es auszuprobieren. Dabei habe sie schon dass ich später auch im Arbeitsbereich angenommen werde.“ lich. Außerdem behauptete er auch noch, er würde Lisa seit ihrer Kindheit gemalt, vor allem Mandalas, erzählt sie. Was wünschen sich die Künstler:innen für ihren Beruf? schon kennen. Er habe ihr Bild irgendwo gesehen. Also so Manja Horn dagegen war zuvor auf der Faber-Castell-Schu- „Ich möchte gern noch mehr malen, mehr mit Händen und etwas ist doch nur Anmache. Lisa reagierte einfach nicht. le, wo ihr Interesse für Kunst geweckt wurde. mehr Spaß; also ohne Abzeichnen oder ohne Kopie“, wünscht Welche Kunst entsteht im KunstRaum? sich Lili und erzählt, dass sie schon Fortschritte im Hände- Und dann kam der Lockdown. Keine Partys, selten ausgehen Die Kunst, die dort entsteht, ist sehr vielseitig. Stanley malt zeichnen gemacht hat. Stanley wünscht sich, dass sich die und Freunde treffen. Jetzt war Lisa aber wieder unterwegs gerne mit Acryl auf Leinwand. Im Kunst-Raum hat er seinen generelle Situation von Menschen mit Behinderung ver- und traf den Blonden wieder, zufällig. Und wieder die dum- Stil weiterentwickelt und begonnen, eigene Charaktere und bessert, „dass wir als arbeitende Menschen in der Gesell- me Anmache. Er sprach Lisa gleich wieder an. Ja, er sei Comics zu malen, die er auf unterschiedlichste Art ausarbei- schaft anerkannt und respektiert werden“. Deswegen schon lange auf Partnerinnensuche. Lisa sollte ihm doch tet. Dabei beschäftigt er sich viel mit den handwerklichen möchte er gerne in den Behindertenwerkstatt-Rat, „um gleich ihre Telefonnummer geben. Aspekten von Kunst, indem er zum Beispiel Skulpturen Dinge verbessern und verändern zu können.“ Aber eins erschafft. wünschen sich alle: mehr Kunst-Räume in ganz Deutschland, Und wie hat Lisa reagiert? Genauso wie vor zwei Jahren. Miriam fasziniert das Grafische. Sei es, Mandalas mit Far „auch für andere Menschen, die mit Behinderung in ande- Wieder fand sie, der Mann ist zu aufdringlich. Zum Flirten ben zu füllen, oder selbst Zeichnungen auf Papier zu kre- ren Städten leben und auch so etwas machen möchten.“ \\\ 16 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — KOLUMNE Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — BERUF 17
ganz schön anstrengend. Aber halt auch wichtig. „Meine eigene Sie waren vor Ihrem Engagement im Beirat auch schon im Vorstand vertreten. Wie waren damals Ihre Erfahrungen? Zufriedenheit Naja, das war ja leider in der Corona- Zeit. Wir haben also alles digital ge- macht, das war echt schwierig, da so lange zuzuhören. Aber klar, auch span- nend. Ich durfte mal nach Berlin zur reicht mir nicht“ Bundesmitgliederversammlung, das war richtig spannend. Wir waren da in einem großen Saal, wo man sich vorstellen musste. Da sind die Leute aufgestanden und haben applaudiert, als ich am Mikro war. Das war schon Interview: Nicole Netter besonders und hat mich sehr gefreut. ung: Mehr Teilhabe, mehr Wertschätz Sie kennen das Bundesteilhabe- Eva-Maria Weiß engagiert sich im gesetz. Finden Sie, dass Menschen Interview Eva-Maria Weiß engagiert sich im Vorstandsbeirat der Lebenshilfe Nürnberg. Vorstandsbeirat der Lebe nshi lfe Nürn berg . mit Beeinträchtigung tatsächlich gleich behandelt werden? Auch, weil sie der Meinung ist, dass Nein, das finde ich leider nicht. Behin- Menschen ohne Handicap nie ganz derten wird es immer noch schwer nachfühlen können, was Menschen mit Beeinträchtigung umtreibt. gemacht, eine eigene Familie zu haben oder alleine zu wohnen. Außerdem finde ich, dass unsere Arbeit nicht so wertgeschätzt wird wie von Menschen, die keine Beeinträchtigung haben. Auch Vor über 60 Jahren als Eltern- und Selbsthilfeinitiative Duschgeld, Desinfektionsmittel, Binden – diverse Hygiene- Fallen Ihnen Themen ein, die für Sie beziehungsweise den deswegen engagiere ich mich innerhalb der Lebenshilfe. gestartet, hat sich die Lebenshilfe Nürnberg dem Auf- artikel hat Weiß in der Drogerie gekauft, um damit jenen Beirat wichtig waren, die dann umgesetzt werden konnten? Einfach, weil ich der Meinung bin, dass Menschen ohne trag verschrieben, Menschen mit Beeinträchtigung zu zu helfen, die gerade aus Angst vor dem Krieg ihr Hab und Ja, wir haben zum Beispiel neue Stühle für den Pausenraum Handicap nicht wirklich nachvollziehen oder nachfühlen gesellschaftlicher Teilhabe zu verhelfen. Dazu gehört, Gut hinter sich lassen mussten und nun unter anderem in in der Werkstatt bekommen. Dass die davor nicht gut waren, können, was unsere Bedürfnisse sind. Deswegen finde ich nicht über die Betroffenen zu bestimmen, sondern sie Nürnberg Unterschlupf suchen. Doch nicht nur für sie setzt das merken nur wir. Deshalb ist es wichtig, dass wir das auch die Mischung im Beirat wichtig. Keiner ist da gleich, so gut wie möglich in die Entscheidungen des Vorstands sich die junge Frau ein. auch so sagen. Sonst würde es bestimmt keiner wissen. jeder hat seine eigene Sicht. zu integrieren. Aus diesem Grund besteht der Vorstand Aber wir reden zum Beispiel auch darüber, welche Aktionen zu einem Drittel aus Selbstvertreter:innen. Für eine Frau Weiß, Sie packen gerade eine Kiste voller praktischer und Ausflüge wir gerne machen würden. Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade in der Werkstatt weitere Mitsprache sorgt unter anderem der sogenann- Dinge für Flüchtlinge, sie engagieren sich aber auch im arbeiten, sich für Flüchtlinge oder die Belange Ihrer te Vorstandsbeirat. Was es damit auf sich hat und was Vorstandsbeirat der Lebenshilfe Nürnberg. Sie helfen, so Der Beirat besteht aus 18 Mitgliedern und damit aus Kolleg:innen engagieren? Betroffene motiviert, sich in dem Gremium zu enga- scheint es, also gerne anderen Menschen? Menschen mit den verschiedensten Beeinträchtigungen. Ich habe großes Interesse an Sport. Vor allem an Fußball. gieren, erklärt Mitglied Eva-Maria Weiß. Stimmt, meine Zufriedenheit reicht mir nicht, ich will mich Wie laufen die Treffen, die alle sechs Wochen stattfinden, Wir waren von der Lebenshilfe aus mal im Stadion bei einem auch für andere einsetzen. Das war mir schon immer ab? Spiel, das war super und hat großen Spaß gemacht. Und Eva-Maria Weiß empfängt ihren Besucher in einer geräu- wichtig. Was gerade in der Ukraine passiert, nimmt mich Es gibt so eine Art Tagesordnung. Wir machen Kreuze an ich war mal sogar so mutig, dass ich mit einem Club-Schal migen Altbauwohnung in der Nürnberger Innenstadt. Eigent- sehr mit, da kann man doch nicht einfach zusehen. die Themen, die uns interessieren. Was das ist, ist ganz auf dem Fürther Weihnachtsmarkt unterwegs war. Manche lich für Wohngemeinschaften gedacht, wird die Unterkunft unterschiedlich, weil auch die Mitglieder ganz unterschied- Leute haben nur geguckt, ein Verkäufer hat aber gesagt, übergangsweise von der 31-Jährigen allein bewohnt. Sie Kommt daher auch Ihr Einsatz in der Lebenshilfe? lich sind. Einmal ging es zum Beispiel darum, warum die dass ich mich ganz schön was traue. Das fand ich schon grüßt lächelnd – und erkundigt sich gleich, ob man sich Ja, klar. Ich finde es sehr wichtig, mich für die Rechte von einen mehr Taxi-Scheine haben als andere. Für viele ist lustig. Und ich mag Fasching. Beim letzten bin ich auf die auch für die Flüchtlinge aus der Ukraine engagiert. Im Behinderten einzusetzen. Ich will, dass man nicht nur über das wahrscheinlich egal. Aber für die, die es angeht, ist Idee für mein Kostüm gekommen, als ich in der Stadt zwi- lichten Wohnzimmer, zwischen Hängematte und Esstisch, uns bestimmt. Sondern, dass wir auch mitbestimmen das wichtig, weil sie das im Alltag ja brauchen. Die Treffen schen all den grauen Alltagstauben eine weiße gesehen zeigt sie auf einen Umzugskarton, den sie gerade befüllt: dürfen. dauern immer eineinhalb Stunden, manchmal ist das schon habe. Dann bin ich als Friedenstaube gegangen. \\\ 18 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — INTERVIEW 19
Kochen mit Bildern – Currywurst mit Pommes len ist beim Spie Die kleine Lisa a frag t die hingefallen. D t: ganz aufgereg Für die Zubereitung der Pommes Die gefrorenen Pommes werden auf … und im Ofen gebacken bis sie Großmutter ne Nase noch braucht ihr: ein Backblech, Back dem Blech verteilt … goldbraun sind (bei wieviel Grad „Lisa – ist Dei ma, twor tet: „Ja O papier und natürlich Pommes! steht auf der Packung). heile?“ Lisa an zwei e Sorgen. Die mach Dir kein vorher auch Löcher waren schon drin!“ Die Mutter fragt Simon : „Warum hast Du Deine n Teddybären denn ins Eis fach geleg t?“ Darauf antwort et Simon: „Na weil ich so ger Für die Soße braucht ihr einen Topf, 6 EL Ketchup, einen Spritzer Tabasco (Achtung: scharf), 3 EL Cola, ne einen Eisbären hätte!“ 2 TL Paprikapulver, 1 Messerspitze Cayenne-Pfeffer (auch scharf) und 3 TL Currypulver. Falls es zu flüssig ist etwas mehr Ketchup zugeben. Den Herd anschalten und alle Zutaten im Topf vermischen. ntrolle: Bei einer Straßenko „Können Sie sich nn kramt identifizieren? “ Ma r Tasche, seinen Spiegel aus de sagt: „Ja, ich schaut sich an und bin’s! “ „Schatz , ich habe Für die Currywurst braucht ihr: Nun braucht ihr: eine Pfanne, einen Die Wurst in der Pfanne anbraten, Kopfschmerzen. Hast ein Schneidbrett, ein Messer und Löffel, Sonnenblumenöl und die bis sie schön braun ist. Zusammen du etwas dagegen? “ – „Nein, da natürlich Bockwurst. Die Würste in geschnittene Wurst. mit den Pommes auf einen Teller s ist schon in Ordnung, da Scheiben schneiden. geben, die Soße drüber: fertig! ss du Kopfschmerzen hast. “ pH ier seht ihr, wie Daniel, Kristina und Tanja Currywurst mit Pommes Frites zubereiten und es sich anschließend gut schmecken lassen. 20 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — WITZE 21
Gewinnspiel Veranstaltungen Finden und Fotoshooting im Tiergarten – alle Tiere sollen mit auf das Bild. Leider hat bei den beiden Bildern irgendwas nicht geklappt. Hier hat sich doch was geändert, gewinnen! oder? Findet ihr die 5 Fehler auf dem rechten Bild? Bitte umkreist alle Fehler, macht ein Foto und schickt es mit eurem Namen, Anschrift und Telefonnummer an: info@lhnbg.de (Stichwort Gewinnspiel). Einsendeschluss ist der 31.07.2022. Gewinnen könnt ihr 2 × 2 Karten für den Nürnberger Tiergarten. Die Gewinner:innen Stadtfest Lebenshilfe Nürnberg werden aus allen Einsendungen ausgelost und dann per E-Mail benachrichtigt. Nach zwei Jahren Pause findet das Stadtfest der Lebens- hilfe Nürnberg endlich wieder auf dem Jakobsplatz statt. Menschen mit und ohne Beeinträchtigung feiern dabei in einem bunten Treiben mit Musik, Darbietungen, leckerem Essen und erfrischenden Getränken. Dieses Jahr wird auch wieder der Nürnberger Inklusionspreis auf dem Stadtfest durch den Oberbürgermeister übergeben. 2. Juli 2022, 12:00–22:00 Uhr B2Run Nürnberg Endlich wieder „B2Run finisher“-Medaillen! Auf 6,3 Kilo- metern geht es auf einer abwechlungsreichen Strecke durch die Nürnberger Stadt, dabei kommt jede:r auf seine oder ihre Kosten. Die Lebenshilfe Nürnberg ist mit einem eigenen Team dabei und unterstützt die Läufer:innen mit Mit der Teilnahme am Gewinnspiel stimmt ihr der Speicherung und Verarbeitung eurer Daten für die Zwecke des Gewinnspiels zu. einem Laufshirt und einer Fülle an tollen Features inklu- Die Daten werden nach der Auslosung gelöscht.Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. sive eines eigenen Standes. 19. Juli 2022, ab 18:00 Uhr Jetzt Mitglied werden und Chancen schaffen! „Idyllerei22“ – Internationales Festival für inklusive Künste. Im Z-Bau Nürnberg findet ein Outsider Art Festival mit Sie möchten, dass alle Menschen die Chance erhalten, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und so selbstbestimmt wie möglich Jetzt Theater, Performance Kunst, Lesungen und Konzerten zu leben? Mitglied werden! statt. Veranstaltet wird dieses Festival vom KunstRaum Ihnen liegt das Lebensrecht aller Menschen am Herzen und Sie der WerkStadt Lebenshilfe Nürnberg. Mehrere hundert möchten verhindern, dass dieses Recht in Frage gestellt wird? Künstler:innen aus ganz Europa stellen am gesamten Sie möchten, dass Eltern und Angehörige partnerschaftlich Wochenende Ihre Kunst zur Schau. unterstützt und entlastet werden? 22.–24. Juli 2022 Dann helfen Sie mit, die Arbeit der Lebenshilfe Nürnberg sicher zustellen! Wir erreichen dieses Ziel gemeinsam! Open Air Flirt Festival Jetzt Mitglied werden unter: Das Netzwerk Partnerschaft lädt am Freitag, 29. Juli, um www.lhnbg.de/mitmachen/mitglieder 18 Uhr zum Flirt Festival in die Desi Nürnberg (Brücken- straße 23) ein: mit Live-Musik, Speed-Dating, Mitmach- aktionen, einer Open-Air-Disco, fröhlichem Beisammensein im Biergarten und jeder Menge Gelegenheit zum Flirten und Leutekennenlernen. 29. Juli 2022, ab 18:00 Uhr 22 Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — VERANSTALTUNGEN Lebenshilfe Magazin Selbstbestimmung — GEWINNSPIEL / MITGLIEDSCHAFT 23
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