AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin

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AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin
AUSGABE 3/2017
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                                                                                                                                   Geburtstage
                                                                                                                                      Kein Jubilar wird
                                                                                                                                     vergessen. Seite 7

                                                                                Oper1. Juli auf
                                                                           am 2
                                                                  Open Air latz. Seite 23
                                                                          u lp
                                                                                                                         Erdgas wird
                                                                  dem Sch

      Fa m i l i e n b etrieb
                         vom
                                                                                                                         noch günstiger
        Gut & r  egional
                              n 12-13
          e n m a r kt. Seite                                                                                            Das dritte Jahr in Folge werden die
     Woch                                                                                                                Stadtwerke zum 1. Oktober den
                                                                                                                         Preis für Erdgas senken, informierte
                                                                                                                         Vertriebsleiter Guido Gerlach. Über
                                                                                                                         die genaue Höhe der Preissenkung
                                                                                                                         werden die Erdgaskunden bis August
                                                                                                                         mit der Post informiert.

                                                                                 1990usch im
                                                                               gsta
                                                                       Währun             e16
                                                                             g n is. Seit
                                                                       Gefän

              Busschule
      Mit Drängeln gehtÂs nicht
          schneller. Seite 9

NEUES RUPPIN Das Stadtmagazin            Sparkasse Ostprignitz-Ruppin                 AWU Abfallwirtschafts-Union                  Fotos: Bolko Bouché; Stefan Specht;
Information kommunaler Unternehmen       Fontaneplatz 1, 16816 Neuruppin              Ostprignitz-Ruppin GmbH                      Flickr/Gilles San Martin (S.2, 20); Angela
                                         03391 811720, www.sparkasse-opr.de           Ahornallee 10,                               Bergling (S.10); Daniel Marienfeld (S.11);
Stadtwerke Neuruppin GmbH                Vors. des Vorstands: Markus Rück             16818 Märkisch Linden / OT Werder            Festschrift 50 Jahre NWG (S.14); Eckhard
Heinrich-Rau-Straße 3, 16816 Neuruppin                                                033920 502-0, www.awu-opr.de                 Handke (S.16); A. Kneifel (S.19); Agentur
03391 511-0, www.swn.de                  Neuruppiner Wohnungsbaugesellschaft mbH      GF: Matthias Noa                             Paulis (S.23); Tino Bomelino (S.24)
GF: Joachim Zindler, Thoralf Uebach      Kränzliner Straße 32a, 16816 Neuruppin                                                    Grafik: Sebastian Bauersfeld
                                         03391 8407-0, www.nwg-neuruppin.de           Ruppiner Kliniken GmbH                       Druck: Spreedruck Berlin
Fontanestadt Neuruppin                   GF: Robert Liefke                            Hochschulklinikum der Medizinischen
Kulturkirche | Kulturhaus                                                             Hochschule Brandenburg                       Ihr Draht zur Redaktion:
Karl-Marx-Straße 103                     WBG Neuruppin e.G. Karl Friedrich Schinkel   Fehrbelliner Straße 38, 16816 Neuruppin      Bolko Bouché, Stefan Specht
16816 Neuruppin; 03391 355 53 00         Anna-Hausen-Straße 14, 16816 Neuruppin       03391 39-0,                                  post@bouche-medienservice.de
www.kulturhaus-neuruppin.de              03391 84010, www.wbg-neuruppin.de            www.ruppiner-kliniken.de                     0331 2803845
Leiter: Andreas Vockrodt                 Vorstand: Frank Borchert, Gudrun Bamberg     GF: Dr. Gunnar Pietzner, Dr. Matthias Voth

Ostprignitz-Ruppiner                     INKOM Neuruppin - Gesellschaft für           Grundstücks- und Wohnungsbaugenos-
Personennahverkehrsgesellschaft mbH      kommunale Dienstleistungen mbH               senschaft Neuruppin eG
Perleberger Str. 64, 16866 Kyritz        Trenckmannstraße 35, 16816 Neuruppin         Präsidentenstraße 85, 16816 Neuruppin
033971 3086-0, www.orp-busse.de          03391 82209-0, www.inkom-neuruppin.de        03391 398417, www.gwg-neuruppin.de
GF: Ulrich Steffen                       GF: Axel Leben                               Vorstand: Marina Stoltz, Franka Delert

2            NEUESRUPPIN        NACHWUCHS      
AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin
WOHNEN

               Filip Prause (v.), Heino und Andrea Fraufarth, Rudolf Menzel, Gerda Menzel-Bismarck, Caroline Prause und Kevin Bottke.

                                                  Unter einem
                                                     Dach
                                     Über das Miteinander von Jung und Alt
               In einem Mietshaus wohnen sie alle un-           erwarten. Das Ehepaar gehört zu den              gen. Regenwasser wird zum Gießen
               ter einem Dach: Rentner, Berufstätige,           ersten, die WoMeNa zum Leben er-                 genutzt, Heizungs- und Warmwasser
               Kinder. Über Erfahrungen und Ideen               wecken werden. Sie haben bereits die             wird über Wärmepumpen erhitzt, es
               für das Miteinander berichten wir auf            Zusage für eine Wohnung erhalten.                soll viel repariert und nur ganz wenig
               den folgenden Seiten. Wir haben uns              Das Ungewöhnliche: Die Bewohner                  weggeworfen werden.“ Und natürlich
               umgehört bei NWG, GWG und WBG.                   werden miteinander leben, nicht nur              steckt auch im Zusammenleben der
               Letztgenannte verfolgt ein besonders             nebeneinander. Insgesamt 100 Woh-                Generationen bereits der Nachhal-
               spannendes Wohnkonzept:                          nungen plant die WBG hier. Ende                  tigkeitsgedanke. Schon bei den Pla-
               WoMeNa steht für Wohnen-Mensch-                  2022 soll alles fertig sein. Projektleiter       nungen sind die Mieter einbezogen.
               Natur und bedeutet, dass innerhalb               Heiko Weißenfels hält die Fäden in der           Sie treffen sich regelmäßig, um sich
               Neuruppins eine auffällig andere Sied-           Hand. Er weiß, dass dieses Wohnkon-              auszutauschen. „Dabei haben wir uns
               lung entsteht. Rudolf Menzel und                 zept in Neuruppin etwas Neues dar-               in Gruppen zusammengefunden, um
               Gerda Menzel-Bismarck können den                 stellt, weil schon beim Bau auf Nach-            über einzelne Themen wie die Einrich-
               Baubeginn der Mietshäuser rund um                haltigkeit geachtet wird. „Das soll sich         tung eines Gemeinschaftsraumes zu
               den Alten Paulinenauer Bahnhof kaum              auch später im täglichen Leben zei-              beraten“, berichtet Rudolf Menzel.

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AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin
WBG-Mieter planen ihr neues Zuhause
Bei den künftigen Mietern kommt es
gut an, dass sie von Beginn an mitent-
scheiden können. „Das ist irgendwie
ein tolles Gefühl“, sagt Caroline Prau-
se. Die 32-Jährige will mit Partner Ke-
vin Bottke und Sohn Filip Prause ins
WoMeNa einziehen. „Allerdings nicht
ins erste Haus. Wir werden später da-
zustoßen“, sagt sie. Bei den Mieterver-
sammlungen war sie aber schon da-
bei und ließ sich schon vom Geist des
neuen Wohnens anstecken. „Manch-
mal treffe ich meine künftigen Nach-
barn beim Einkaufen. Dann grüßen
wir und unterhalten uns. Ein ebenso
merkwürdiges wie schönes Gefühl.“
Zwischen der jungen Familie und dem
Seniorenehepaar Menzel und Menzel-
Bismarck sitzen Andrea und Heino
Fraufarth. Das Ehepaar ist bereits seit
15 Jahren Mieter der WBG. Nun will es
sich verkleinern, hörte von dem neu-             WBG-Projektleiter Heiko Weißenfels bei einer Mieterversammlung.
en Wohnprojekt und war sofort dabei.
„Unsere Kinder sind aus dem Haus.
Für uns ist diese Art des Zusammenle-           zu spielen. „Man muss neugierig sein             zu bearbeitende Gärten und eine
bens ideal“, sagt der 46-jährige Heino          auf diese Art des Wohnens“, sagt er.             Streuobstwiese. Das Gebäude soll
Fraufarth. „Es ist wie ein kleines Dorf in      „Wir möchten, dass unsere Mieter hier            später als Gastronomie genutzt wer-
der Stadt.“                                     auch Zeit miteinander verbringen. Wer            den. „Was wir noch suchen, ist der
Inzwischen hat das WBG-Projekt                  das nicht möchte, wird sich auch nicht           Betreiber dafür“, sagt Heiko Weißen-
reichlich Schlagzeilen gemacht. Keine           wohlfühlen.“ Er selbst lebt diesen Geist         fels. Interessenten können sich gerne
lokale Zeitung, die nicht schon davon           vor und lädt zweimal pro Woche zur               bei mir melden.“ Sie können aber auch
berichtet hätte. Und so ist das Interes-        Sprechstunde vor Ort auf dem ehe-                zur Mieterversammlung kommen. Die
se potenzieller Mieter bei Heiko Wei-           maligen Bahnhof ein.                             nächste ist am 22. August, 17 Uhr, auf
ßenfels recht groß. Für ihn ist es wich-        Geplant sind dicht beieinander Kita              dem Gelände des Alten Paulinenauer
tig, von Anfang an mit offenen Karten           und Pflegebereich sowie gemeinsam                Bahnhofs.

                                                                      WoMeNa: Hier sind Familien
                                                                       mit Kindern willkommen
                                                                     Für Projektleiter Heiko Weißenfels ist der richtige Mix aus
                                                                      jungen und alten Mietern entscheidend für den Erfolg des
                                                                      Projekts. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Woh-
                                                                      nungsgrößen. Das Angebot wird von kleinen Zweiraumwoh-
                                                                      nungen bis zu familiengerechten Wohnungen mit fünf Zim-
                                                                      mern reichen (siehe Abbildung links).
                                                                     Baubeginn ist noch in diesem Jahr. Wenn alles gut geht,
                                                                      kann der erste Wohnblock bereits 2018 bezogen werden.
                                                                      Die 20 Wohnungen sind barrierefrei erreichbar. Alle sind mit
                                                                      Terrassen oder Loggien ausgestattet, haben Abstell- oder
                                                                      Kellerräume, Fußbodenheizung und zumeist eine barriere-
                                                                      freie Dusche.

4         NEUESRUPPIN      GENERATIONEN   
AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin
WOHNEN

              Auf erlebnisreiche Tage in der „Krümelkiste“ freuen sich Emili-Mercedes (links), Johanna und Jasmin.

                                                                 Am Mehrgenerationenhaus entsteht
                     Neuer
                                                                    ein Eltern-Kind-Spielplatz
                  Wohngrundriss
                                                              Die NWG gestaltet den Blockinnenho-            geschwungene Wege. „Ein Schwer-
                Zum ersten Mal verändert die NWG              fe neben dem Mehrgenerationenhaus              punkt bleibt die Barrierefreiheit, da ist
                bei der Sanierung eines Aufgangs              um. „Wir haben Wege gebaut, Sockel             noch einiges zu tun“, sagt Frinken, der
                die Wohnungsgrundrisse. Die Her-              angestrichen und legen neue Grün-              in seiner Sprechstunde regelmäßig die
                mann-Matern-Straße 3 hatte bisher             flächen an“, berichtet Geschäftsfüh-           Klagen hört. Beispiel: die Bushalte-
                pro Etage drei Einraumwohnungen               rer Robert Liefke. Vorgesehen ist ein          stelle vor dem Altersgerechten Woh-
                und eine Dreiraumwohnung. Nach                großer Sandkasten mit Spielgeräten             nen in der Artur-Becker-Straße 29/30.
                dem Umbau sind in den oberen                  für die Jüngsten. Die Tischtennisplatte        Der Arbeitskreis Barrierefreiheit und
                Stockwerken je drei Zweiraumwoh-              bleibt, zwei Fitnessgeräte für Erwach-         die Behindertenbeauftragte der Stadt
                nungen, die im Neubaugebiet recht             sene kommen hinzu. Bänke laden El-             seien aber dran, berichtet Frinken. Bei
                selten sind. Durch die besondere              tern und Großeltern zum Verweilen ein.         einem Quartiersrundgang im Juni wur-
                Bauart des Blocks kann der Aufzug             Ein bunter Zaun umschließt den Spiel-          den die Problemstellen aufgelistet.
                direkt auf der Etage halten. Damit            platz und am Rande der Grünanlage
                entstehen Wohnungen, die auch                 entsteht ein Gerätehaus für batterie-          Ferienspiele in der „Krümelkiste“
                für Mieter mit Gehbehinderungen               betriebene Seniorenmobile. Die letzten
                geeignet sind. Die Wohnungen sind             Arbeiten sind noch im Gang.                    In den Sommerferien können Kinder
                durchschnittlich 55 Quadratmeter              „Neben den Mietern können auch die             montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr in
                groß, einige Bäder sind mit Dusche            Besucher des Mehrgenerationenhau-              die „Krümelkiste“ kommen. Angeboten
                und Wanne ausgestattet.                       ses die Grünanlage nutzen“, hebt Mat-          werden Malkurse, ein Video-Dance-
                Mit den Grundrissänderungen ist               thias Frinken hervor. Als Quartiersma-         Workshop und Spiele im Freien. Die
                eine Komplettsanierung verbunden,             nager für die Südstadt kümmert er sich         Kinder melden sich wochenweise an.
                der Aufgang wird entkernt: Alle Lei-          um die Lebensqualität im Wohngebiet.           Besondere Attraktion ist der Ausflug
                tungen neu, neue Fußböden, Fens-              Über 20 Millionen Euro sind seit 1993          in den Tierpark Kunsterspring, wo die
                ter und Türen, neue Bäder. Die Fer-           in das Quartier geflossen. Sportanla-          Kinder zu einer Führung erwartet wer-
                tigstellung soll bis zum Jahresende           gen wurden errichtet, Blockinnenhöfe           den. Die NWG finanziert die Busfahrt
                abgeschlossen sein.                           umgestaltet, es gibt mehr Grün und             und den Eintritt.

                                                                                                                NEUESRUPPIN 
     AUSGABE 3/2017     5
AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin
Als Erstmieter
                                                                       im „Postblock“
                                               Postblock nennen die Alteingeses- teten bei der HO, er war Kfz-Meister
                                               senen das Haus in der Rosa-Luxem- und Fuhrparkleiter, sie leitete das
                                               burg-Straße 26-26 b, weil dort Dienst- Schreibwarengeschäft.
                                               wohnungen der Post waren. Der Vater „In der Nachbarschaft ging es immer
                                               von Renate Poethke bekam eine sol- freundlich zu. Das ist bis heute so. Die
                                               che, weil er als Beamter bei der Post Kinder grüßend, wenn sie Erwachsene
                                               arbeitete. Am 1. Juni 1939 war Einzug, sehen. Ich habe für meine Nachbarin
                                               da standen die Baugerüste noch. Mut- die Treppe gemacht, als sie das nicht
                                               ter und Vater, vier Geschwister und die mehr konnte“, erzählt Renate Poethke.
                                               damals zwei Jahre alte Renate lebten Vieles ist heute leichter. Für die Trep-
                                               in einer Zweieinhalb-Zimmer-Woh- pen gibt es eine Firma. Die Kohlenhei-
                                               nung.                                   zungen ersetzten die Mieter anfangs
                                               Renate hatte eine glückliche Kindheit. noch auf eigene Faust, heute haben
                                               Die Mutter besorgte den Haushalt und alle Fernwärme. Aber sie meint: „Man
                                               nähte für die Kinder. Die Mädchen- sorgt sich, wie es den Nachbarn geht,
                                               schule (Rosa-Luxemburg-Schule) und ob man etwas helfen kann, gerade bei
                                               Jungenschule (Puschkinschule) waren den Älteren.“
                                               in Sichtweite. „Wenn die Jungs ihre
                                               Schulbrote vergessen hatten,
                                               mussten sie sich nur an den
                                               Schulzaun stellen und winken“,
                                               erinnert sich Renate Poethke.
                                               Hinter dem Haus, wo 1961 ein
                                               Neubau errichtet wurde, hatte
                                               die Familie einen Garten. Dort
                                               war auch das Brennholz aufge-
                                               stapelt. Bei einem Fliegerangriff
                                               auf Neuruppin wurde ein Nach-
                                               barhaus zerstört, im Wohn-
                                               haus der Poethkes wirbelte
                                               alles durcheinander, die Familie
                                               überlebte im Keller unbescha-
                                               det. Gleich nach dem Krieg 1966 Einzug in die erste eigene Wohnung.
                                               sollte auch dieses Haus wegen
                                               der Schäden abgerissen wer-
                                               den, aber es gab ja keinen Wohnraum. Renate Poethke kann auf Menschen
Renate Poethke.                                Also wurde es wiederhergestellt.        zugehen, das brachte schon ihr Be-
                                               Als der Vater frühzeitig starb, musste ruf mit sich. Sehr bewusst erlebt sie
                                               die Mutter ihre Kinder allein aufzie- die Veränderungen in ihrer Straße. Sie

       Älteste
                                               hen. Die Nachbarn nahmen Anteil am schwatzt gern mit den alten Nachbarn
                                               Schicksal der Familie. Später, als die und freut sich, neue kennenzulernen.
                                               älteren Geschwister aus dem Haus Denn obwohl die GWG-Mieter über-
    Genossenschaft                             waren, mussten Mutter und Tochter durchschnittlich lange ihrem Kiez treu
                                               umziehen. Sie teilten sich im Nachbar- sind, gibt es aus den unterschiedlichs-
 Die GWG wurde 1910 als Beam-                  aufgang eine Wohnung mit einem an- ten Gründen immer wieder Verände-
 ten-Wohnungs-Verein gegründet.                deren Mieter - so groß war damals die rungen. Die Neuen wissen aber, wor-
 Sie ist die älteste und mit 294 Woh-          Wohnungsnot. Jahre später, der Mit- auf sie sich einlassen und werden sehr
 nungen kleinste Genossenschaft in             mieter lebte inzwischen in Berlin, be- schnell Teil der GWG-Familie. Renate
 Neuruppin. Die Häuser sind kom-               kam Renate Poethke die Zuweisung Poethke mag die Ruhe und das viele
 plett modernisiert, bis zum Jahres-           für diese Wohnung, in der sie heute Grün in ihrer Rosa-Luxemburg-Straße
 ende werden alle an die Fernwärme             noch wohnt. Zwei Kinder zog sie mit und für sie steht fest: „Ich ziehe hier
 angeschlossen sein.                           ihrem Mann groß. Die Eheleute arbei- nicht weg.“

6        NEUESRUPPIN      GENERATIONEN   
AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin
Happy                                                                                                        WOHNEN

                       Birthday!
              „Die meisten Jubilare haben im De-
              zember Geburtstag“, weiß Brigitte
              Schaarschmidt. Sie muss es wissen,
              denn sie schreibt im Auftrag der GWG
              Gratulationskarten oder bringt persön-
              lich Blumen vorbei. Dabei wird nichts
              dem Zufall überlassen. Bei der GWG
              ist genau festgelegt, zu welchem run-
              den Jubiläum es Blumen gibt und ab
              wann die jährliche Glückwunschkarte.
              Brigitte Schaarschmidt gehört zu den
              „Neumietern“ in der GWG. Die 72-Jäh-
              rige zog 2013 mit ihrem Ehemann vom
              Lindenzentrum in eine behinderten-
              gerechte Wohnung im Neubau Rosa-
              Luxemburg-Straße 33 a. Beide wollten
              Herr der Lage sein, wenn es Probleme
              mit der Mobilität gibt. Die Sorge erfüllte
              sich zum Glück bisher nicht. Trotzdem
              haben sie ihre Entscheidung noch kei-
              nen Moment bereut.
              Das Ehepaar Schaarschmidt hat ei-
              nen gut gefüllten Tagesablauf mit
              Gartenarbeit, Enkelbetreuung und
              Sport. Brigitte Schaarschmidt liest viel,
              macht Handarbeiten. Dienstags und               Brigitte Schaarschmidt verwaltet die Geburtstagstermine der Genossenschaft.
              donnerstags geht sie zu Fuß - „mein
              Aufwärmtraining“ – ins Fitnessstudio
              am REIZ. Und außerdem steht noch                ihre 10 bis 20 Jubilare im Monat findet        Rosa-Luxemburg-Straße 27 a, die ih-
              einmal pro Woche Gesundheitssport               Brigitte Schaarschmidt trotzdem noch.          ren 80. Geburtstag dreimal feierte: Mit
              auf dem Plan. Brigitte Schaarschmidt            Manchmal wird sie auf ihrer Gratulati-         der Familie, mit Freunden und mit den
              ist ein ausgezeichnetes Beispiel für            onstour auch einfach festgehalten, so          Nachbarn.
              „Rentner haben niemals Zeit“. Zeit für          wie von Brigitta Ehrendreich aus der           Gelegentlich ist Brigitte Schaarschmidt
                                                                                                             auch zusammen mit ihrem Mann für
                                                                                                             die GWG auf Achse, wenn Aushänge
                                                                                                             angebracht oder die Betriebskosten-
                                                                                                             abrechnungen verteilt werden. Auch
                                                                                                             übernimmt sie die Mietersprechstunde
                                                                                                             der GWG – wenn die einzigen Haupt-
                                                                                                             amtlichen – Marina Stoltz und Franka
                                                                                                             Delert – verhindert sind. Kein Pro-
                                                                                                             blem, Brigitte Schaarschmidt hat in
                                                                                                             der Kreisverwaltung gearbeitet und ist
                                                                                                             Bürgergespräche gewohnt. Die Anlie-
                                                                                                             gen schreibt sie auf und reicht sie wei-
                                                                                                             ter, sofern sie nicht selbst schon die
                                                                                                             Anfrage beantworten kann. 2016 hat
                                                                                                             Brigitte Schaarschmidt ihre ehrenamt-
                                                                                                             liche Tätigkeit bei der GWG begonnen
                                                                                                             und inzwischen kennt sie ihre Nach-
                                                                                                             barn so gut, als würde sie schon lange
               Brigitta Ehrendreich (links) freut sich über den Besuch der Gratulantin.                      in diesem Wohngebiet leben.

                                                                                                                NEUESRUPPIN 
     AUSGABE 3/2017    7
AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin
STADTLEBEN

                     Beruf im Wandel
      Burkhard Seeger und Henning Steffen im Gespräch

Zwei Männer verschiedener Generati-             änderte sich erst im Jahr 2005 mit der           großzügige Büros in dem 2013 bezo-
onen sitzen am Tisch im Pausenraum              Inbetriebnahme der Umladestation.                genen Gebäude auf dem Gelände der
der AWU Ostprignitz-Ruppin. Einer ist           „Noch so eine Sache, die es damals               AWU im Temnitzpark. Computer und
Burkhard Seeger. Er kann erzählen,              nicht gab: Mülltrennung“, sagt Burk-             hochwertige Fahrzeugtechnik verlan-
wie sehr sich die Arbeit bei der Abfall-        hard Seeger. Damals kam fast alles in            gen Burkhard Seeger und seinen Kol-
wirtschaft seit seinem Einstieg im Jahr         die schweren Metalltonnen - vor al-              legen viel Wissen ab. Immer wieder
1981 verändert hat. Damals war er 20            lem Asche. „Darum wurden wir auch                nehmen sie an Schulungen teil. „Wir
Jahre alt. Der andere ist Henning Stef-         Aschefahrer genannt“, sagt Seeger.               arbeiten jetzt viel mit dem Kopf. In der
fen. Der Azubi im dritten Lehrjahr ist          Den Dreck bekamen er und seine                   Bevölkerung ist unser Ansehen gestie-
jetzt gerade 20 Jahre alt.                      Kollegen oft nur mühsam wieder vom               gen“, fasst Seeger zusammen.
Als Burkhard Seeger bei der Stadt-                                                               Neben ihm sitzt Azubi Henning Stef-
wirtschaft Neuruppin anfing, war der                                                             fen. Der junge Mann lauscht, wenn
Beruf alles andere als beliebt. „Damals            ıFrüher hatten                                sein älterer Kollege von damals hoch-
wurden zu uns Leute geschickt, die                                                               modernen W 50, Einsätzen bei der
kein anderer Betrieb mehr einstellen               Müllfahrer einen                              LPG und den immer kleckernden und
wollte. Entsprechend schlecht war der            schlechten Ruf. Das                             stinkenden Güllewagen berichtet. Für
Ruf in der Bevölkerung“, erinnert sich                                                           den jungen Neuruppiner gehören mo-
der ehemalige Güllefahrer. „Es wurde             hat sich geändert.„                             derne Fahrzeug- und Entsorgungs-
viel getrunken. Allerdings haben auch                                                            technik ebenso zum Arbeitsalltag wie
damals längst nicht alle mitgemacht“,                                                            ein sorgsamer Umgang mit recycelba-
so Burkhard Seeger. Nach der Wen-               Körper. Und auch an die Anstrengun-              ren Wertstoffen. Eigentlich hatte Hen-
de veränderte sich enorm viel. Die              gen erinnert er sich, wenn es darum              ning Steffen Busfahrer werden wollen.
Technik wurde moderner, die Aufga-              ging, die größeren Metalltonnen mit              Doch er bewarb sich nach einem Tipp
ben anspruchsvoller. Statt Touren mit           drei oder vier kräftigen Männern zu be-          bei der AWU und hat die Entschei-
bis zu vier Mann Besatzung fährt nun            wegen: „Das war absolute Schweißar-              dung, wie er sagt, noch keinen Tag
auf einigen Touren nur noch ein Mitar-          beit.“                                           bereut. „Es ist schon toll, so einen
beiter, um Abfall zu sammeln. Damals            Körperlich ist die Arbeit heute leichter,        40-Tonner zu fahren“, sagt er. Wenn
hatte jedes Dorf eine eigene Deponie.           Duschen gibt es auf dem AWU-Gelän-               die älteren Kollegen in der Pause er-
Dort wurde fast alles hingefahren und           de aber auch weiterhin. Außerdem be-             zählen, hört er gerne zu, denn: „Da
anschließend mit Erde bedeckt. Das              finden sich saubere Pausenräume und              kann man was lernen.“

8         NEUESRUPPIN      GENERATIONEN   
AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin
Busfahrer Thomas Gohlke zeigt den
               Kindern, wie sie sitzen sollen.

               Nicht zu dicht am Straßenrand ste-
               hen. Die Tasche muss leiden.

               Die Kinder lernen, wann sie am bes-
               ten den Haltewunschtaster drücken.              Ausnahmsweise darf bei der Busschule gedrängelt werden.

                            Abc des Busfahrens
                                           Eine ungewöhnliche Schulstunde
              Ausnahmsweise dürfen die Mädchen                monstriert auch, dass es gefährlich ist,       Haltestelle verantwortlich sind“, sagt
              und Jungen der Klasse 1a von der                zu dicht an der Straße zu stehen, wenn         Babett Weyrich vom Busunterneh-
              Evangelischen Grundschule heute                 der Bus ankommt. Eine falsch abge-             men. Busfahrer Thomas Gohlke merkt
              beim Einsteigen in den Bus mal so rich-         stellte Tasche wird mitgeschleift und          im Alltag schnell, welche Kinder an der
              tig drängeln. Und Busfahrer Thomas              sieht hinterher gar nicht mehr gut aus.        Busschule teilgenommen haben. „Sie
              Gohlke macht sogar noch mit. Klas-              Bei dem Programm lernen auch die               kennen den Haltewunschtaster, wis-
              senlehrerin Hella Noack schaut ver-             Eltern. „Sie erfahren, dass sie für den        sen, dass sie vorn einsteigen müssen,
              wundert zu. Aber das Drängeln ist Teil          Weg der Kinder von zu Hause bis zur            und sind insgesamt einfach sicherer.“
              der Busschule der Ostprignitz-Ruppi-
              ner-Personennahverkehrsgesellschaft.
              Seit vielen Jahren bietet das Unter-
              nehmen diese Art des Unterrichts. Die
                                                                 Mobil mit dem VBB-Freizeit-Ticket
              Nachfrage ist groß. Die Kinder lernen            Mit dem VBB-Freizeit-Ticket können Schüler und Azubis Monatskarten und
              hier, dass Drängeln gar nichts bringt            Schülerfahrausweise auf ganz Brandenburg und Berlin erweitern. Für 15 Euro
              und dass sie während der Fahrt sitzen            monatlich sind sie montags bis freitags ab 14 Uhr, das ganze Wochenende,
              sollen. Busfahrer Thomas Gohlke de-              an Feiertagen und in den Ferien mobil. Das Ticket gibt‘s in allen ORP-Bussen.

                                                                                                                NEUESRUPPIN 
     AUSGABE 3/2017   9
AUSGABE 3/2017 - Stadtwerke-Neuruppin
Für ein neues Leben
                   Angelika Oehme ist Patin für Geflüchtete
Für Angelika Oehme war es nie eine               Deutschunterricht. Inzwischen laufen             kommen aber auch die Küche, die
Frage, geflüchteten Menschen zu                  ihre Kurse an der Volkshochschule                Grünanlagen oder die Wäscherei als
helfen. „Wer nach einer Odyssee in               dreimal pro Woche. Auch die Ruppiner             Arbeitsorte in Frage. Eine Anstellung
einem fremden Land ankommt, kann                 Kliniken bieten Sprachkurse an. Dort             ist ein großer Schritt ins neue Leben“,
Unterstützung sehr gut gebrauchen“,              lernen die Teilnehmer auch gleich ei-            sagt Angelika Oehme.
sagt die Neuruppinerin. Darum ging               nen großen Arbeitgeber kennen. Einige            Viele Flüchtlinge haben am Anfang
die pensionierte Lehrerin von sich aus           haben nach dem Kurs eine Ausbildung              noch ganz andere Sorgen. Wie Fte
in die Heime und begann mit dem                  begonnen. Neben der Krankenpflege                aus Eritrea. Der junge Mann wuchs der
                                                                                                  Lehrerin rasch ans Herz. Als er erzähl-
                                                                                                  te, dass seine schwangere Freundin
                                                                                                  noch in der Heimat ist, half sie ihm auf
                                                                                                  dem Weg durch die Institutionen.
                                                                                                  Bei ESTAruppin gibt es für Men-
                                                                                                  schen wie Angelika Oehme ein Pa-
                                                                                                  tenschaftsprojekt. Ins Leben gerufen
                                                                                                  wurde es von Ines Meyer-Kormes. „Ich
                                                                                                  habe gemerkt, dass die Geflüchteten
                                                                                                  mehr brauchen als eine Sprachschule.
                                                                                                  Sie benötigen Hilfe bei der Wohnungs-
                                                                                                  und Jobsuche, bei Behördengängen
                                                                                                  und Arztbesuchen“, sagt die ESTArup-
                                                                                                  pin-Mitarbeiterin. Ihr Ziel ist es, für je-
                                                                                                  den im Landkreis lebenden Flüchtling
                                                                                                  einen Paten zu finden.
                                                                                                  Wichtig ist es auch, die Paten regel-
                                                                                                  mäßig zusammenzubringen. „Jeder
                                                                                                  hat sein Spezialgebiet. Mit ihrem Wis-
                                                                                                  sen werden sie gemeinsam zu einer
                                                                                                  effizienten Hilfe“, berichtet Pfarrerin
                                                                                                  und      ESTAruppin-Geschäftsführerin
                                                                                                  Christiane Schulz. Bei regelmäßig
Angelika Oehme aus Neuruppin unterstützt Fte und Hadas aus Eritrea. Sie hat                       stattfindenden      Patenstammtischen
dem jungen Paar geholfen, Wohnung und Arbeit zu finden.                                           gibt es Gelegenheit zum Austausch.
                                                                                                  „Oder einfach mal zum Frust-von-der
                                                                                                  Seele-Reden“, sagt Patin Angelika

      Deutschkurse und Patenschaften
                                                                                                  Oehme. Manchmal fühlt sie sich im
                                                                                                  Umgang mit Behörden wie der arme
                                                                                                  Ritter Don Quijote, der verzweifelt
                                                 Wie können die Menschen am besten in-            gegen Windmühlen ankämpft. „Hat
                                                 tegriert werden?                                 man eine Hürde überwunden, wartet
                                                 Das klappt gut mit Hilfe von Deutsch-            schon die nächste“, sagt die Helferin.
                                                 kursen. Kinder gehen in Schulen und              Doch aufgeben kommt für die Seniorin
                                                 Kitas. Sehr gut funktionieren auch               nicht in Frage. Wenn sie sich mit ihrer
                                                 Patenschaften.                                   Lebenserfahrung für Geflüchtete ein-
                                                                                                  setzt, öffnen sich Türen. Fte besucht
                                                 Was sind derzeit die größten Herausfor-          einen Sprachkurs und arbeitet auf
                                                 derungen?                                        Minijobbasis als Hausmeister. Er und
 Vivien Valdivia Llorente ist stellvertreten-    Viele Geflüchtete bekommen jetzt                 seine Freundin Hadas sind inzwischen
 de Koordinatorin für Asylbewerber.              ihre Anerkennungen und suchen                    stolze Eltern. Eine kleine Wohnung
                                                 Wohnungen. Am liebsten blieben sie               konnte ihnen Angelika Oehme eben-
 Wie viele Geflüchtete leben im Kreis?           in der Region. Doch so viele Woh-                falls besorgen. Damit sind ganz wich-
 Stand Mitte Juni sind es 993.                   nungen haben wir hier nicht.                     tige Schritte zur Integration geschafft.

10        NEUESRUPPIN       GENERATIONEN   
STADTLEBEN

               Riesenspaß auf dem Schulplatz, zum Kindertag waren alle Kitas zum Malen eingeladen.

                Kinderfreundliche Stadt
                 Nicht nur zum 1. Juni darf aufs Pflaster gemalt werden
              Zwei frohe Botschaften gehen von der            alle Kitas zur seitdem zweiten großen
              Kreidemalaktion am Kindertag aus:               Malaktion eingeladen, 350 Kinder wa-
              1. Neuruppin ist eine kinderfreundliche         ren der Einladung gefolgt und hatten
              Stadt, auch wenn es dafür kein offiziel-        einen Riesenspaß dabei. Malen auf
              les Zertifikat gibt.                            dem Schulplatz zum Kindertag soll zu
              2. Es darf aufs Pflaster gemalt werden,         einer Tradition werden, kündigte der
              selbst wenn das mal eine Politesse an-          Bürgermeister an. Unterstützt wurde
              ders sehen sollte. Dafür hatte das Ord-         der Event durch die Stadtwerke, die
              nungsamt 2016 bekanntlich reichlich             neben der Kreide auch Malbücher und
              Spott geerntet.                                 Stifte als kleines Geschenk für die Teil-
              Bürgermeister Jens-Peter Golde hatte            nehmer bereithielten.                           Auch der Bürgermeister malt mit.

                                                    Energiebewusst
              Ein 2014 eingeführtes Energiemanage-            leuchtung wurde bisher zu 20 Prozent           nagementsysteme werden künftig für
              mentsystem verbessert die Effizienz             auf LED umgerüstet, was allein schon           viele Betriebe Pflicht sein. Uns war es
              beim Erdgas- und Stromeinsatz der               5,7 Prozent Strom spart. In der Klär-          wichtig, als Energieversorger von An-
              Stadtwerke. Verbrauchsstellen werden            anlage werden alte Elektrogebläse zur          fang an dabei zu sein und Erfahrungen
              regelmäßig untersucht. Monatlich wird           Belebung der Becken durch sparsa-              zu sammeln. Diese werden wir gern an
              zum Beispiel der Wirkungsgrad von               mere ersetzt. „Alles dient dazu, Ener-         die Neuruppiner Unternehmen weiter-
              Blockheizkraftwerken und Heizkesseln            gie einzusparen, kostengünstig zu              geben.“
              erfasst. Wärmeverluste in den Fern-             wirtschaften und etwas für die Um-
              wärmeleitungen werden jährlich ermit-           welt zu tun“, sagt Ines Friedrich, Be-
              telt. Bei Abweichungen von Plan- und            auftragte für das Energiemanagement                         KONTAKT
              Ist-Werten wird nach Ursachen ge-               der Stadtwerke. Wichtig war es, dabei
              forscht. Erste Maßnahmen erfolgten,             die eigenen Mitarbeiter mitzunehmen.
              so wurde in der Heinrich-Rau-Straße             Es gab Schulungen und alle wurden              Energiemanagement: Ines Friedrich
              die letzte Fernwärme-Freileitung still-         sensibilisiert, Einsparpotenziale zu er-       03391 511-614
              gelegt und abgebaut. Die Straßenbe-             kennen. Ines Friedrich: „Energiema-            friedrich@swn.aov.de

                                                                                                                NEUESRUPPIN 
     AUSGABE 3/2017   11
Qualität &
                                                                                             Regional einkaufen auf

                                                                        „Mein Großonkel Herrmann Plagemann hatte eine Kondi-
                                                                        torei in der Virchowstraße, dort lernte mein Vater Konditor“,
                                                                        erzählt Sven Plagemann. Er selbst ist in dritter Generation
                                                                        im Beruf. Vater Karl-Heinz Plagemann eröffnete 1966 ge-
                                                                        meinsam mit Ehefrau Helga seine Bäckerei und Konditorei
                                                                        in der Friedrich-Engels-Straße 49. Krieg und Nachkriegszeit
Bäckermeister Sven Plagemann.                                           waren damals entscheidend für die Berufswahl. „Mein Vater
                                                                        wollte nicht hungern und dachte sich, Bäcker werden im-
                                                                        mer gebraucht“, erzählt Sven Plagemann. Zur Wendezeit
                                                                        entschied sich Karl-Heinz Plagemann ein zweites Mal für
                                                                        den Beruf. Er investierte 500.000 DM in die Modernisierung
                                                                        von Backstube und Laden. Damals hatte er in seinem Sohn
                                                                        bereits einen Mitstreiter. Sven Plagemann arbeitete seit
                                                                        1986 als Konditor in Dresden. 1991 schloss er die Meister-
                                                                        ausbildung ab und kam in den elterlichen Betrieb.
                                                                        Er ist stolz darauf, dass bis heute Konditorei und Bäckerei
 Elke Griep: Ich kaufe ein-       Ralf Herm: Einmal in der
 oder zweimal in der Wo-
 che Fisch beim Fischweib.
 Der ist wunderbar frisch
                                  Woche gehe ich über den
                                  Markt. Dann kaufe ich hier
                                  immer bei der Eierfrau ein,
                                                                         Meister 3. Generation
 und schmeckt auch le-            sie hat gute Ware.
 cker. Auch Gemüse, Obst                                                nach handwerklicher Tradition betrieben werden: Keine Fili-
 und manchmal Geflügel                                                  alen, keine Aufbackstationen, keine Backmischungen, kei-
 hole ich vom Markt. Das                                                ne Aromen, keine Konservierungsstoffe. Der Sauerteig, der
 Angebot ist sehr vielfältig.                                           mit seinen Milch- und Essigsäurebakterien am Anfang des
                                                                        Brotbackens steht, hat seinen Ursprung sogar noch beim
                                                                        Großonkel. Jeden Tag wird ein bisschen davon abgenom-
                                                                        men, bildet die Grundlage für den neuen Teig, von dem wie-
                                  Annegret Boller: Auf dem              der ein bisschen zurückgelegt wird.
                                  Markt kaufe ich vorran-               Sven Plagemann ist jetzt 49 Jahre alt. Mit ihm wird eines
                                  gig das frische Obst und              Tages wahrscheinlich die Familiengeschichte des Hand-
                                  Gemüse. Ich lege großen               werksbetriebes enden. „Bäcker und Konditor ist fachlich
 Andrea Schramek: Ich             Wert darauf, dass es regi-            anspruchsvoll und körperlich sehr fordernd“, sagt er. Und
 habe mir gerade eine             onal gewachsen ist. Hier              in einem Betrieb wie seinem muss der Meister 60 bis 70
 Bratwurst geholt. Ich woh-       bekomme ich es ganz                   Stunden pro Woche arbeiten. Sven Plagemann beschäftigt
 ne in Lindow, gehe aber          frisch und gesund, das                noch einen Mitarbeiter in der Backstube und insgesamt drei
 immer über den Markt,            isst man mit einem richtig            Verkäuferinnen. Anke Otto bedient dienstags und donners-
 wenn ich in Neuruppin bin.       guten Gefühl.                         tags die Kunden auf dem Wochenmarkt.

12       NEUESRUPPIN      GENERATIONEN   
Tradition                                                                                                   FAMILIENBETRIEB

      dem Wochenmarkt

              Volker Metz dekoriert seinen Markt-
              stand. „Ich zeige unser Gemüse, wie
              es auf dem Acker aussieht, zum Bei-
              spiel den Kohl mit seinen äußeren
              Blättern“, erzählt er. Das Auge isst
              mit – der gelernte Koch hat da sicher
              seine Erfahrungen. Er ist gemeinsam
              mit seinem Bruder Hartmut und des-
              sen Sohn Philipp Chef vom Obst- und
              Gemüsehof Metz in Strubensee, er
              kümmert sich um den Verkauf. Vol-
              ker und Hartmut sind bereits die dritte
              Generation, Philipp die vierte in dem
              Familienunternehmen.          „Großvater
              Gustav hat den Betrieb 1961 als Gärt-
              nerische Produktionsgenossenschaft
              gegründet, mein Vater Horst hat ihn
              übernommen, wir haben ihn privati-
              siert“, erzählt Volker Metz. 1989 wurde
              er Markthändler und ist das mit Leib
              und Seele. „90 Prozent der Käufer sind
              Stammkunden“, erzählt der 56-Jähri-

                       Eigen-                                  Volker Metz verkauft auf dem Wochenmarkt, ...

                      gewächse
              ge, dem beim Verkauf noch die Ange-
              stellte Karla Maler hilft. Spargel, Pap-
              rika, Salat- und Schmorgurken, drei
              Sorten Tomaten, später Kohl aller Art
              werden selbst angebaut. Manchmal
              wird noch etwas von anderen Erzeu-
              gern aus der Region hinzugekauft,
              Volker Metz holt die Ware dann direkt
              vom Erzeuger und schildert die Her-
              kunft genau aus. Philipp Metz ist in
              das Unternehmen hineingewachsen.
              „Ich habe schon als Kind überall mit-
              geholfen“, erzählt er. Er lernte Landwirt
              in einem großen Betrieb und ist heute
              Landwirtschaftsmeister. „Es ist wich-
              tig, sich umzuschauen und neue Er-
              kenntnisse einfließen zu lassen“, sagt
              er. Philipp Metz kümmert sich um den
              Ackerbau, nicht aber ums Büro, wo
              seine Mutter das Sagen hat: „In so ei-
              nem Familienbetrieb muss jeder seine
              eigenen Aufgaben haben.“                        ... was sein Neffe Philipp Metz in Strubensee anbaut.

                                                                                                                NEUESRUPPIN 
     AUSGABE 3/2017   13
Im Dienst der Mieter
                               Die NWG im Wandel der Zeiten
Für dieses Gespräch fanden vier Geschäftsführer-Generationen an einem                           Heise: Ich kam 1986 vom Wohnungs-
Tisch zusammen. Sie berichten von den sehr unterschiedlichen Herausfor-                         baukombinat und habe in der KWV
derungen zu ihrer aktiven Zeit.                                                                 ein zügiges Tempo vorgegeben. Wir
                                                                                                haben die Führungsebene mit enga-
Dieter Exner war von 1974 bis 1986             ten gab. Oder Fahrzeuge: Wir waren               gierten jungen Leuten besetzt, unter
von den Stadtverordneten berufe-               kein Produktionsbetrieb und bekamen              ihnen auch Walter Tolsdorf. Zur Wen-
ner Direktor des VEB KWV Neurup-               keine Bilanzen, sie zu kaufen. Für die           dezeit war die entscheidende Frage:
pin. In diese Zeit fällt die Erweite-          Modernisierung eines Betriebsferien-             Wie schafft man es, den Betrieb in
rung des Neubaugebietes und der                heims in der Lindenallee wurden wir              eine neue Gesellschaft zu übertragen?
Ausbau der eigenen Bauabteilung.               mit einem Multicar bezahlt. Den haben            Ich habe versucht, das Heft des Han-
Exner: Die KWV bewirtschaftete da-             wir in Woltershausen selbst abgeholt             delns immer in der Hand zu halten. Wir
mals drei Viertel aller Wohnungen in           und sind mit 50 km/h über die Auto-              haben am 1. Juli 1990 die Umwand-
Neuruppin. Es wurde zunehmend                  bahn gefahren. Wir hatten nicht die              lung in eine GmbH vollzogen. Damals
schwieriger, Handwerker für Reparatu-          Papiere, um ihn bei der Volkspolizei             übernahm ich die Geschäftsführung
ren zu gewinnen. Bei der Planung der           zuzulassen. Aber sie wussten, wie                mit Walter Tolsdorf. Es war nach 1990
Baukapazitäten wurden die Betriebe             wichtig unser Betrieb für die Bevölke-           eine Forderung aus der Handwerker-
bevorzugt. Darum haben wir eine Bau-           rung war … Wir bewirtschafteten da-              schaft, Bauleistungen auszuschreiben.
abteilung mit Maurern, Tischlern, Sani-        mals 7000 Wohnungen und mussten                  Das war berechtigt und wir haben
tär und Elektro aufgebaut. Insgesamt           sie instand halten.                              schnell reagiert. Ich habe mit den Be-
80 Mann, wir haben die Häuser stra-                                                             schäftigten der Bauabteilung die Fra-
ßenweise in Fließfertigung erneuert,                                                            ge besprochen: Auflösung oder ge-
die Dächer dicht gemacht und Fassa-
                                                       ıRentabelste                             meinsamer Neustart? Das hieß auch,
den geputzt. Damit haben wir das alte                   Geldanlage                              effektiver zu arbeiten. Fest angestellt
Stadtbild nahezu komplett erhalten.                                                             in einer eigenen Abteilung neigen die
Nur wenige Häuser, zum Beispiel in der                  der Stadt„                              Menschen dazu, sich sehr sicher zu
Fischbänkenstraße, mussten in meiner                                                            fühlen. Das ist anders, wenn man sich
Zeit abgerissen werden. Ein Problem                                                             als eigenständige GmbH am Markt be-
war es, Baumaterial zu besorgen. Ich           Udo Heise übernahm 1986 die Lei-                 haupten muss. Es sollte sich zeigen,
erinnere mich noch an eine Lieferung           tung der KWV und überführte sie                  dass es die richtige Entscheidung war.
mit sechs Badewannen. Es war lan-              1990 zusammen mit Walter Tols-
ge vorher festgelegt, welche Famili-           dorf in eine kommunale GmbH, die                 Walter Tolsdorf war von 1990 bis
en sie bekommen würden. Da durfte              NWG. Ein Jahr später gründete er                 2015 Geschäftsführer. In diese Zeit
nichts dazwischenkommen – obwohl               aus der Bauabteilung die Ruppiner                fielen Modernisierung und Neubau,
es natürlich manche Begehrlichkei-             Bauring GmbH.                                    aber auch die ersten Mieterhöhun-

1989: Komplexer Wohnungsbau. In Taktstraßen-Technolo-                   2007: Lückenbebauung in traditioneller Bauweise in der
gie entstanden bis zu 1055 Wohnungen in einem Jahr.                     Seestraße 4.

14       NEUESRUPPIN      GENERATIONEN   
WOHNEN

              Vier Generationen NWG-Geschäftsführer: Walter Tolsdorf (links), Dieter Exner, Robert Liefke, Udo Heise.

              gen. Trotzdem gewann die NWG an                 Seit 1. Januar 2016 ist Robert Liefke          die Stadt ab. Das ist eine Rendite von
              Ansehen.                                        Geschäftsführer. Die NWG vermie-               vier Prozent und wir sind damit die ren-
              Tolsdorf: In der Zeit zwischen 1990             tet aktuell fast 4800 Wohnungen.               tabelste Geldanlage für die Stadt. Das
              und 1993 stand die NWG vor der                  Liefke: Stadt und NWG haben eine               zeigt uns, dass die NWG funktioniert.
              Herausforderung, sich selbst von ei-            gemeinsame wohnungspolitische und              Wir engagieren uns darüber hinaus für
              nem staatlich gelenkten Betrieb in ein          soziale Funktion. Es ist unsere Aufga-         Soziales, Sport und Kultur, vorzugs-
              selbstständiges marktwirtschaftliches           be, bezahlbaren Wohnraum für Mieter            weise für Dinge, die unsere Mieter in
              Unternehmen umzugestalten. Dazu                 mit kleinen und mittleren Einkommen            Anspruch nehmen. Größere Neubau-
              gehörte auch, die einzige Einnahme-             anzubieten. Die Finanzierbarkeit ver-          vorhaben planen wir derzeit nicht. Mit
              quelle der NWG, die Mieten, diesem              bunden mit dem demografischen                  privaten Investitionen werden in Neu-
              Schritt anzupassen. Das stieß natür-            Wandel ist die Herausforderung. Wir            ruppin in nächster Zeit mehrere Hun-
              lich bei den Mietern nicht auf große            investieren, um den Bedürfnissen äl-           dert Wohnungen entstehen. Damit
              Gegenliebe. Die NWG hat aber in den             terer Menschen gerecht zu werden.              ist der Bedarf im Wesentlichen abge-
              Folgejahren ihren Kunden, den Mie-              Dazu gehören Aufzüge, abgesenk-                deckt. Es sind noch etwa 80 Altbau-
              tern, gezeigt, dass sie mit den Mieten          te Bordsteine und Gerätehäuser mit             wohnungen in unserem Bestand zu
              die Wohnungen und Häuser moder-                 Ladedosen für Seniorenmobile. Die              sanieren. Dieses Ziel werden wir in den
              nisiert und für alle Nutzer wohnlicher          NWG führt jährlich 100.000 Euro an             nächsten Jahren auch erreichen.
              gestaltet hat. Alle diese Maßnahmen
              waren ein Teil eines Gesamtkonzeptes.
              Die NWG musste neben dem Abtragen
              eines riesigen Schuldenberges, damit
              sind die Kredite aus der DDR-Zeit von
              rund 100 Millionen DM gemeint, auch
              Privatisierungsverpflichtungen erfüllen.
              Viele Bürger konnten Häuser, in denen
              sie wohnten, erwerben. Für die in der
              NWG verbliebenen Wohnungsbestän-
              de wurden mehrjährige Sanierungs-
              konzepte erstellt. Auch der Neubau
              von Häusern und Wohnanlagen ge-
              hörte dazu. Die NWG gehört zu 100
              Prozent der Stadt Neuruppin. Alle bau-
              lichen Aktivitäten sind zum Nutzen der           Neuzugänge - hier in der Fehrbelliner          In zahlreichen Häusern wurden Auf-
              Stadt und ihrer Bürger.                          Straße - wurden saniert.                       züge angebaut.

                                                                                                                NEUESRUPPIN 
     AUSGABE 3/2017   15
GESCHICHTE

Geldtausch
im Gefängnis
Anke Klaus erinnert sich gut an die Erlebnisse im ehemaligen Gefängnis.

Es gibt Dinge im Arbeitsleben, die ver-        Nun also war sie mittendrin. Tür für             als sie schließlich die Haupttür hinter
gisst man nicht mehr so schnell. Bei           Tür hatte sich hinter ihr geschlos-              sich schließen hörte. So blieb bei Anke
Anke Klaus von der Sparkasse Ost-              sen. Am Ende saß sie einzeln den in              Klaus und ihren Kollegen am Ende das
prignitz-Ruppin waren das die Tage             Hand- und Fußfesseln gesicherten                 gute Gefühl, etwas für die Menschen
vor der Währungsumstellung im Jahr             Gefangenen gegenüber. Neben ihr                  hinter Gittern getan zu haben. „So war
1990. Und das liegt nicht daran, dass          stand ein bewaffneter Wärter. Doch               die Sparkasse schon damals: Immer
nun die D-Mark in großen Mengen                das anfängliche Unbehagen wich zu-               für alle Menschen gleichermaßen da“,
nach Neuruppin kam, und auch nicht             sehends. Schnell merkte Anke Klaus,              sagt die Beraterin. Noch heute - 27
daran, dass die Menschen in riesigen           dass die Männer in Handschellen auch             Jahre nach diesen Erlebnissen - denkt
Schlangen danach anstanden. Anke               nur Menschen sind und zum Teil sehr              die Neuruppinerin gelegentlich an das
Klaus musste damals gewissermaßen              dankbar für diesen Service der Spar-             beklemmende Gefühl, das sie beim
dienstlich ins Gefängnis.                      kasse waren. Froh war sie dennoch,               Betreten des Gefängnisses bekam.
Die Sparkassen trugen nämlich die
Hauptlast bei der Umstellung der Kon-
ten. Tausende neue Konten wurden al-
leine in Neuruppin eröffnet. „Das Recht
auf ein eigenes Girokonto hatten auch
die Gefangenen“, erinnert sich Anke
Klaus. „An die hatte aber niemand so
recht gedacht.“ Sie und einige Kolle-
gen waren es, die sich mit Schreib-
maschine und Kontoeröffnungsunter-
lagen in das Neuruppiner Gefängnis
aufmachten. In dem heute wunder-
schönen Gebäude befindet sich seit
einigen Jahren das Amtsgericht. Das
sah damals zur Wende noch ganz an-
ders aus. Das Haus war schon etwas
heruntergekommen und in den Fens-
tern sah Anke Klaus oft die Insassen,
die mit der Außenwelt kommunizieren
wollten.                                        Schlangestehen für die erste DM - in der Kreissparkasse Schinkelstraße.

16       NEUESRUPPIN      GENERATIONEN   
Die Fassade Friedrich-Engels-Straße 27 mit ihrem historischen Schmuck bleibt bei der Sanierung erhalten.

                                              Wachgeküsst
                                  Denkmalsanierung und Neubau für Rollis
              „Die geschwungene Freitreppe aus zweiflüglig mit Kassettenfenstern, die                        im Wohnzimmer geheizt werden konn-
              Sandstein wird rekonstruiert. Das Scheiben sind geschliffen, und er-                           te. Vieles wurde aber verändert, Räu-
              Haus ist ein Einzeldenkmal. Es gibt staunlich: Keine einzige ist kaputt. Ein                   me wurden zu DDR-Zeiten durch Zwi-
              viele schöne Details, die wir erhalten breiter Flur mit leicht geschwungener                   schenwände geteilt und auf dem Hof
              werden“, sagt Architektin Kirsten Rog- Holztreppe, grundsätzlich intakt, aber                  ein Anbau für Bäder errichtet. Die gab
              ge, die mit Thomas Schulz von der mit deutlichem Renovierungsbedarf.                           es dort zuvor nicht.
              Bauabteilung der NWG vor Ort über Auch in den Wohnungen findet man                             „Es waren immer nur Umbauten im
              den Stand der Planung spricht. Das                                                                vermieteten Zustand, nie eine Kom-
              Besondere bei diesem Vorhaben:                                                                    plettsanierung“, erklärt Thomas
              Während das Vorderhaus Friedrich-                                                                 Schulz. Die wird aber jetzt gesche-
              Engels-Straße 27 denkmalgerecht                                                                   hen: Rückbau des Toilettentrakts,
              saniert wird, kann ein Hofgebäude                                                                 teilweiser Rückbau eines Seiten-
              durch einen Neubau ersetzt wer-                                                                   flügels, der Balkone bekommt und
              den. Dort entsteht ein modernes                                                                   nochmals      Grundrissänderungen.
              ,zweigeschossiges Gartenhaus. Es                                                                  Wohnungs- und Raumgrößen wer-
              wird im Erdgeschoss barrierefrei                                                                  den den heutigen Bedürfnissen
              und im Obergeschoss senioren-                                                                     entsprechen. Es entstehen zwei
              freundlich angelegt sein.                                                                         Wohnungen mit zwei Zimmern und
              Wir besichtigen zunächst das Vor-                                                                 sechs Wohnungen mit drei Zimmern
              derhaus. Beim Betreten spürt man                                                                  – die größte hat immerhin noch 121
              noch großbürgerliche Vergangen-                                                                   Quadratmeter. Das Haus wird an
              heit des um 1790 errichteten Stadt-                                                               die Fernwärme angeschlossen.
              palais. Hier am heutigen Bernhard- Thomas Schulz mit Kirsten Rogge.                               Ein Highlight wird das Gartenhaus
              Brasch-Platz ließ König Friedrich                                                                 mit vier Wohnungen sein, zentral
              Wilhelm II. nach dem Stadtbrand                                                                   gelegen und mit weitem Blick über
              besonders repräsentative Bürgerhäu- noch einige Zeugnisse aus der Ent-                         den Blockinnenhof. Die Wohnungen
              ser bauen.                             stehungsgeschichte: Einige wenige                       im Erdgeschoss haben Terrassen, im
              Eine Zwischentür trennt den Flur vom Türen, Stuckdecken, eine gusseiserne                      Obergeschoss Balkone. Es sind alles
              eigentlichen Treppenhaus. Sie ist Feuerklappe im Flur, mit der ein Ofen                        Zweiraumwohnungen.

                                                                                                                NEUESRUPPIN 
     AUSGABE 3/2017   17
FREIZEIT

Anja Lauer und Sven Rümenapf spielen mit ihren Söhnen Theodor (links) und Hendrik auf dem GWG-eigenen Spielplatz.

                     WeilÂs zu Hause
                    am schönsten ist
          Familie Lauer / Rümenapf ist zurück in Neuruppin
Besonders Theodor Lauer hält bei                bei der guten Neuruppiner Luft super             GWG gezogen. Es war eine Rückkehr.
schönem Wetter nichts mehr im Haus.             schlafen, auch auf dem Kindersitz auf            Vor 15 Jahren hatten Anja Lauer und
Dann will der Sechsjährige raus und             Mamas Fahrrad.                                   Sven Rümenapf unabhängig vonein-
mit dem Fahrrad durch die Stadt fah-            Für Theodor gibt es in seiner neuen              ander die Stadt in Richtung Rostock
ren. Mama Anja Lauer und Papa Sven              Heimat ganz viel zu entdecken. Erst im           verlassen, um dort zu studieren und
Rümenapf sind gerne dabei. Bruder               April ist die Familie aus Rostock nach           zu lernen. „Nun wurde uns die Stadt
Hendrik sowieso. Der Einjährige kann            Neuruppin in eine tolle Wohnung der              zu groß“, sagt Familienvater Sven Rü-

Das Duo
vom Jahnbad
Ein kühler Tipp zur heißen Jahreszeit ist
immer wieder das Jahnbad. Seit 2015
ist Marlen Steiner Chefin der einzigen
bewachten Badestelle im Umkreis. Ihr
zur Seite steht Sohn Philipp Steiner
als Rettungsschwimmer. Neben dem
klaren Wasser locken Beachvolleyball-
plätze, Strandkörbe, Imbiss, Sprung-
turm und Wasserspielgeräte.

18        NEUESRUPPIN      GENERATIONEN   
menapf. „Dort sind die Menschen eher
              nordisch kühl, in Neuruppin dagegen
              viel herzlicher. Hier kennt man sich.
              Das mögen wir mehr. Außerdem le-
              ben viele Freunde hier. Das hat uns die
              Entscheidung leicht gemacht.“ Anja
              Lauer fand rasch eine Anstellung in ei-
              nem Supermarkt, Sven Rümenapf ar-
              beitet als Grundschullehrer. Wenn Not
              am Mann ist, nehmen die Großeltern
              gerne Theodor und Hendrik für einen
              Nachmittag. „Also alles super“, findet
              Anja Lauer.
              Für die beiden gebürtigen Neuruppiner
              sollten die Radtouren mit ihren Söh-
              nen eigentlich nicht viel Neues bieten.
              Doch immer wieder gibt es Überra-
              schungen. „An einigen Stellen staunen
              wir doch immer wieder. Hier im Ort hat
              sich auch abseits der Hauptstraßen
              einiges getan“, findet Sven Rümen-
              apf. Für Theodor ist nach so kurzer
              Zeit noch alles spannend. Immer wie-
              der entdeckt er neue Lieblingsorte.
              Sei es der GWG-eigene Spielplatz in
              der Rosa-Luxemburg-Straße, der Eis-
              mann um die Ecke, der Tempelgarten,
              das Museum Neuruppin, das Jahnbad
              oder gar der Tierpark in Kunsterspring.
              „Der ist zwar ein bisschen weiter weg
              und mit dem Fahrrad eine ganz schö-
              ne Etappe, aber ein Ausflug lohnt sich
              immer wieder“, sagt Sven Rümenapf.
              Für den Pädagogen ist es wichtig,
              dass das spielerische Lernen nicht zu
              kurz kommt. Einen Geheimtipp hat die
              junge Familie auch in petto: „Wir ra-
                                                                        Besuch im Märchenland
              deln gerne zur Kochquelle. Das ist die          Fast vor der Haustür der Familie Lau-          dertheater oder am 15. Juli um 19.30
              Quelle des Baches Kunster, in einem             er/Rümenapf liegt der Tempelgarten             Uhr (Gitarre und Percussion) und am
              riesigen Buchenwald nahe Franken-               mit seinen orientalischen Bauwerken.           16. Juli um 16 Uhr (Blasorchester der
              dorf. Dort ist die Natur noch so rich-          Seit 2016 wurde die historische Gar-           Musikschule). Auf zahlreiche Aktivitä-
              tig urig. Einfach toll für die Kinder und       tenanlage restauriert und gibt nun eine        ten können sich die Besucher zum Tag
              auch für uns“, so Anja Lauer.                   tolle Kulisse für Schauspieler, Musi-          des offenen Denkmals am 10. Sep-
                                                              kanten und Märchenerzähler ab. Zum             tember freuen. Mit dabei ist die Mär-
                                                              Beispiel am 9. Juli um 16 Uhr fürs Kin-        chenerzählerin Iljana Planke.

                                                                                        Unter Ottern
                                                              Diese possierlichen Nager gehören zu           beobachtet werden und der Wasch-
                                                              den Lieblingen der Besucher in Kuns-           bär präsentiert sich als geschickter
                                                              terspring. Bei der Führung Otter & Co.         Kletterer. Die Teilnehmer lernen die
                                                              erfahren die kleinen und großen Tier-          Verhaltensweisen der Tiere kennen,
                                                              freunde mehr über die seltene nacht-           die am Kunsterbach ihren natürlichen
                                                              aktive Marderart, die sich mit frischem        Lebensraum haben.
                                                              Fisch aus dem Versteck locken lässt.           Der Tierpark bietet diese Führung am
                                                              Steinmarder und Baummarder sind zu             24. Juli sowie 1. und 7., 22. und 29.
               Fischotter in Kunsterspring.                   sehen. Iltisfrettchen können beim Spiel        August an. Beginn jeweils 13.30 Uhr.

                                                                                                                NEUESRUPPIN 
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UMWELT
                                       Aus Liebe
                                       zur Natur
            Stadtwerkemitarbeiter sind begeisterte Imker
Es ist für Cindy Mechtold und Christian
Hein unmöglich, an einem blühenden
Rapsfeld vorbeizugehen, ohne an die
eigenen Bienen zu denken. Die beiden
Stadtwerke-Mitarbeiter, wie auch ihre
Kollegin Beatrix Traub, sind Hobby-Im-
ker. Ihre Herangehensweise ist jedoch
sehr unterschiedlich.
Als Imker der alten Schule geht es
Christian Hein um den Honig. Insge-
samt sechs Völker haben er und sein
Vater rund um Neuruppin verteilt. In
den kommenden Jahren sollen noch
einige dazukommen. „Schon als Kind
habe ich bei meinem Großvater erlebt,
wie man mit Bienen arbeitet. Das fand
ich spannend und es hat mich doch
nachhaltig geprägt“, so Christian Hein.
Er steht noch am Anfang seiner Lei-
denschaft.
Eine andere Art der Bienenhaltung hat
die Stadtwerke-Kollegin Beatrix Traub
für sich entdeckt. Aus Liebe zur Natur
entschloss sie sich, etwas für die Bie-
nenpopulation zu tun. „Um den Honig
ging es mir dabei nicht. Darum habe
ich mich nach einiger Recherche im
Internet für eine Bienenkiste entschie-
den“, erzählt Beatrix Traub. Bei dieser
Art der Imkerei werden die Bienen im
Großen und Ganzen in Ruhe gelas-
sen. „Lediglich einige Male pro Saison
schaue ich zur Kiste und entnehme
den überschüssigen Honig. Das sind
aber nur einige Kilo pro Jahr.“
Den Tipp mit der Bienenkiste gab Bea-
trix Traub ihrer Kollegin Cindy Mechtold        gewinnung. Es gibt Kurse dafür, doch
weiter. Die ärgerte sich, dass die Bäu-         der Aufwand lohnt sich. Spätestens
me in ihrem Garten von Jahr zu Jahr             beim Biss in die Honigstulle sind sich
weniger Früchte trugen. „Schon im               alle drei einig: Imkern ist eine schöne
ersten Jahr nach der Anschaffung der            Leidenschaft.
Kiste und eines Bienenvolkes stieg der
Obstertrag. Ich habe also etwas für die
Natur getan und gleichzeitig auch für
mich“, sagt Cindy Mechtold.
Imker müssen viel wissen, zum Bei-
                                                             INFO
spiel über Bienengesundheit, Umwelt,                                                             Die Hobby-Imker Christian Hein und
Registrierung der Völker oder Honig-            www.imker-brandenburg.de                         Cindy Mechtold.

 20       NEUESRUPPIN      GENERATIONEN   
Frosch im Becken
                                Auf Entdeckungstour bei den Stadtwerken
              „Da, ein Frosch!“, für einen kleinen            ein Blockheizkraftwerk, das Fernwär-           möchte, gehen immerhin drei Finger
              Moment steht er im Mittelpunkt des              me und Strom erzeugt. Die Fachlehrer           nach oben. Tatsächlich sind eine gan-
              Schülerinteresses. Dann taucht er im            begleiten das Projekt im Unterricht und        ze Reihe der heutigen Stadtwerke-
              Klärbecken ab und Klärwerksvorar-               die Stadtwerke nutzen es, um Interes-          Mitarbeiter diesen Weg gegangen.
              beiter Daniel Marienfeld hat wieder die         se an ihrer Arbeit zu wecken. So weist         Bereits seit 2005 bietet das Unterneh-
              ungeteilte Aufmerksamkeit der 6b von            Daniel Marienfeld auch auf die Schü-           men nämlich das Grundschulprojekt
              der Karl-Liebknecht-Schule. „Vier bis           lerpraktika hin. Und auf seine Frage,          an. Seitdem haben über 2000 Schüler
              fünf Tage dauert es, bis aus dem Ab-            wer mal bei den Stadtwerken arbeiten           daran teilgenommen.
              wasser wieder sauberes Wasser wird“,
              berichtet er. Etwa eine Stunde sind die
              Schüler unterwegs, um die einzelnen
              Reinigungsstationen zu besichtigen.
              Es beginnt mit der mechanischen Rei-
              nigung, wo ein Rechen herausholt,
              was nicht hineingehört, unter anderem
              Lebensmittelreste und Babywindeln.
              Bei der biologischen Klärung verrichten
              unzählige Bakterien ihr Werk. „Riecht
              jetzt mal“, fordert Daniel Marienfeld
              seine Besucher auf. Und tatsächlich,
              ein neuer, angenehmer Geruch! „Das
              sind Rückstände von Waschmitteln,
              die von den Bakterien nicht so leicht
              abbaubar sind.“ Letzte Station auf der
              Besichtigungstour ist der Faulturm, in
              dem der Klärschlamm ausgast. Das
              entstehende Klärgas wird im BHKW
              verbrannt. Daraus wird Wärmeenergie
              und Strom gewonnen.
              Der Besuch im Klärwerk ist eine von
              drei Stationen, die die Grundschüler
              in ihrer Projektwoche besichtigen. Sie
              besuchen auch das Wasserwerk und                 Am Ziel: Hier verlässt sauberes Wasser das Klärwerk.

               O Schreck, was holt denn die Re-               Biologische Klärung. Bakterien ver-             Daniel Marienfeld schaut sich die
               chenanlage da aus dem Wasser?                  richten ihre Arbeit.                            kleinen Helfer unterm Mikroskop an.

                                                                                                                NEUESRUPPIN 
     AUSGABE 3/2017   21
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