Ausschreibung von Bauten mit Schweizer Holz - Leitfaden
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Warum Schweizer Holz ? Was können Sie tun ? Holz ist eine gute Wahl – es ist ein natürlich nachwach- Setzen Sie ein Zeichen und achten Sie beim Kauf von sender Rohstoff, für dessen ‹Herstellung› die ‹Fabrik Holzprodukten und Möbeln, bei der Auftragsvergabe Wald› nur Sonnenenergie, Wasser, Kohlenstoff aus der für Ihren Innenausbau, bei einem An- und Umbau eben- Luft und Nährsalze aus dem Boden benötigt. Ernte und so wie beim Neubau Ihres Hauses auf die Holzherkunft. Verarbeitung von Holz erfolgen sehr energiearm, und Fragen Sie nach einheimischem Holz und nach dem das Material speichert erst noch das Treibhausgas CO2. Herkunftszeichen Schweizer Holz (HSH) als Nachweis. Noch besser schneidet einheimisches Holz ab: Hiesiges So tun Sie Gutes für die Umwelt und erhalten Arbeits- Holz wird nicht weit transportiert, was die darin enthal- plätze! tene graue Energie reduziert. Als privater Bauherr und Auftraggeber sind Sie frei, bei Ihren Lieferanten Schweizer Holz zu verlangen. Bei öffentlichen Vergabestellen sieht es hingegen et- was anders aus: Sie müssen gemäss GATT/WTO den Grundsatz der Nichtdiskriminierung beachten und kön- Herkunftszeichen Schweizer Holz nen hinsichtlich Material keine Forderung erheben, die bestimmte Anbieter von vornherein ausschliesst. Trotz- Ausführliche Informationen zum Thema dem gibt es auch hier Möglichkeiten, auf den heimi- Herkunftszeichen Schweizer Holz finden Sie schen Roh- und Baustoff zu setzen. Diese Möglichkeiten unter www.lignum.ch/schweizerholz. sind im vorliegenden Leitfaden zusammengestellt.
Fotos: Gabriel Ammon, Fotoagentur AURA, Luzern | Tamara Bühlmann, AWV Bruno Lindenmann, Zürich | Michael Meuter, Zürich
1 Leitfaden für private Bauherren Als privater Bauherr dürfen Sie von Ihren Lieferanten Produkte aus Schweizer Holz fordern. Übrigens: Lieferanten sind grundsätzlich gesetzlich1 verpflichtet, die Herkunft des Holzes anzugeben; ver- langen Sie diese Deklaration! Nachfolgende Punkte kön- nen private Bauherren beachten: 1.1 Schweizer Holz frühzeitig einplanen und bestellen Erwähnen Sie die Forderung nach einem hohen Holzan- teil und Schweizer Holz möglichst früh in der Planungs- phase, am besten gleich beim ersten Architektenge- spräch. So kann auf das Bausystem ohne planerischen Mehraufwand Einfluss genommen und dieses auf die verfügbaren Holzprodukte abgestimmt werden. Idealerweise wählen Sie einen Architekten, der mit dem Holzbau und seinen Eigenschaften vertraut ist. Gerne geben wir Ihnen Auskunft (Fachberatung Lignum, Tel. 044 267 47 83). 1.2 Zertifizierte Holzbausysteme oder Holzbauunternehmen wählen Wählen Sie für Ihr Objekt ein HSH-zertifiziertes Holz- bausystem und/oder favorisieren Sie HSH-zertifizierte Holzbauunternehmen. Eine aktuelle Übersicht über zertifizierte Unternehmen in Ihrer Region finden Sie im Internet unter www.lignum.ch/schweizerholz. 1.3 Schweizer Holz in der Ausschreibung verlangen Schweizer Holz zu wünschen ist gut, es zu fordern ist besser. Dies erfolgt am besten in der Ausschreibung über die Reservepositionen (‹R-Positionen›) des Norm- positionenkataloges (NPK). Je nach Bausystem kann es sein, dass gewisse Produkte, vor allem Holzwerkstoff- platten wie OSB- oder Faserplatten, nicht in Schweizer Holz verfügbar sind. Der Positionstext lautet dann wie folgt: ‹Es ist Schweizer Holz zu verwenden, nach Möglich- keit HSH-zertifiziertes Holz (Herkunftszeichen Schwei- 1.4 Schweizer Holz als Variante verlangen zer Holz der Lignum). Bei Produkten, die nicht aus Falls Sie wissen wollen, wie hoch die Kosten für die Schweizer Holz erhältlich sind, ist die Herkunft zu de- Ausführung in Schweizer Holz sind, können Sie die Va- klarieren. Nachweis: Auf Verlangen der Bauherrschaft riante ‹Schweizer Holz› verlangen. Dies erfolgt wieder- ist ein Dossier mit den entsprechenden Lieferscheinen um am besten in der Ausschreibung, wo je Position zu erstellen.› ein Preis für die Variante ‹Schweizer Holz› einzufügen Es ist zu empfehlen, die Holzherkunft für alle Produk- ist. Nach Angebotsvorlage kann entschieden werden, te bereits in der Offerte definieren zu lassen. Beispiele ob nur einzelne Positionen oder alles in Schweizer Holz für beide Ausschreibungsvarianten sind nachfolgend ausgeführt werden soll. dargestellt: 1 Verordnung über die Deklaration von Holz und Holzprodukten: http://www.admin.ch/opc/de/official-compilation/2010/2873.pdf
2 Leitfaden für öffentliche Ausschreibungen Die vergaberechtliche Gesetzgebung für öffentliche Aus- der Schreinerei für die Weiterverarbeitung zur Ver- schreibungen verbietet eine direkte Forderung nach be- fügung. Je nach rechtlicher Ausgestaltung sowie den stimmten Produzenten oder einer bestimmten Herkunft Eigentumsverhältnissen besteht nämlich die Möglich- resp. einem ausgewählten geografischen Ursprung. keit, dass Sie sich auf das Privileg einer In-House-, einer Trotzdem gibt es einen gewissen Spielraum, um auch Quasi-In-House- oder einer In-State-Vergabe stützen bei öffentlichen Objekten auf Schweizer Holz setzen zu können, welche vergaberechtsfrei ist.2 Wichtig ist, dass können. Möglichkeiten sind nachfolgend dargestellt: es sich bei der leistungserbringenden Stelle nicht um eine Marktteilnehmerin handelt. 2.1 Frühzeitiges Planen und Bestellen von Schweizer Holz Erwähnen Sie die Forderung nach einem hohen Holzanteil und Schweizer Holz möglichst früh in der Ein Beispiel aus der Praxis Planungsphase. Einschlag des Holzes, Transport, Ein- Zuerst wird eine Submission nach den allge- schnitt im Sägewerk, Trocknung und allenfalls Weiter- mein gültigen Bedingungen gemacht, welche verarbeitung (Hobeln, Leimen) erfordern eine gewisse die Produktion von Bau- und Konstruktionsholz Vorlaufzeit; zudem kann meist nicht ganzjährig Holz (geschnittenes Bau- und Konstruktionsholz oder im Wald geerntet werden. verleimtes oder gedübeltes Brettschicht- oder Brett- sperrholz) beinhaltet. Darin schreiben Sie fest, wo 2.2 Bei der Durchführung eines das Stammholz bezogen werden soll (z.B. beim Wettbewerbs/Studienauftrags eigenen Förster). Wichtig ist auch, bereits bei der Durchführung von Wenn diese Submission abgeschlossen und ein Architekturwettbewerben und Studienaufträgen die Unternehmer bestimmt ist, wird die zweite Sub- Weichen Richtung (Schweizer) Holz zu stellen. So mission für die Holzkonstruktion durchgeführt. können beispielsweise über die Zusammensetzung der Darin wird festgehalten, dass das Holzbauunter- Jury entsprechende Signale gesendet werden, indem nehmen nur die Verarbeitung (Abbund) des dieser auch Persönlichkeiten der Wald- und Holzwirt- Konstruktionsholzes und das Aufrichten zu offe- schaft angehören. rieren hat. Die Lieferung des Konstruktionsholzes Im Auftrag ans Beurteilungsgremium ist aufzunehmen, (dessen Qualität natürlich genau definiert werden dass die Frage, in welchem Masse die Verwendung muss) erfolgt kostenlos durch den Bauherrn. von Holz für die Tragstruktur, die Fassade und/oder Im Devis wird dies entsprechend beschrieben. den Innenausbau sinnvoll ist, bei der Vorbereitung Wo genau die Abgrenzung der Transporte vom des Wettbewerbsprogramms zu klären ist. Im Wett- Holzlieferanten zum Holzbauunternehmen bewerbsprogramm selbst empfiehlt sich das Beurtei- gezogen wird, kann je nach lokaler Gegebenheit lungskriterium ‹Nachhaltigkeit/Ökologie› mit der um- definiert werden. Da das Holzbauunternehmen schreibenden Formulierung: zum Zeitpunkt der ersten Submission noch nicht ‹Die Auftraggeberin legt Wert auf die Verwendung bekannt ist, empfiehlt sich, dies in der zweiten von nachhaltigen, ökologischen und recyclierbaren Ausschreibung offerieren zu lassen. Baumaterialien mit einem tiefen Anteil an grauer Ener- gie und geringen Treibhausgasemissionen.› Mit der Wortwahl ‹tiefer Anteil an grauer Energie und geringen Treibhausgasemissionen› ist eine implizite Formulierung gefunden worden, die vor allem auf Holz aus der Schweiz bezogen wird, ohne dass andere Bau- werkstoffe wettbewerbsmässig benachteiligt werden. 2 Das Privileg der Vergaberechtsfreiheit greift bei einem Auftrag an eine behördeninterne Stelle, sofern diese nicht als Marktteil- 2.3 Verwendung von eigenem Holz nehmerin auftritt (In-House-Vergabe) oder, falls der Leistungser- Verfügen Sie als Vergabestelle über eigenes Holz, oder bringer unter der Kontrolle des öffentlichen Auftraggebers steht, können Sie dieses von einem von der öffentlichen im Wesentlichen für den ihn kontrollierenden öffentlichen Auftrag- geber tätig ist. Die dritte Form umfasst die vergaberechtsfreie Auf- Hand kontrollierten Verband aus der Region beziehen? tragserteilung an einen rechtlich selbständigen Leistungserbringer, Dann stellen Sie dieses Stammholz im Rahmen eines der rein öffentlich ist, ausschliesslich für öffentliche Auftraggeber Vorhabens bauseitig der Sägerei, der Zimmerei oder sowie ausserhalb des Wettbewerbs tätig ist (In-State-Vergabe).
2.4 Separate Materialbeschaffung bung ausnahmsweise auf eine technische Spezifikation Des weiteren besteht die Möglichkeit, das Material mittels Marke oder ähnliches zurückgreifen kann. Dann separat von der Verarbeitungsleistung zu beschaffen. muss aber der Hinweis ‹oder gleichwertig› beigefügt Sie beziehen also das Holz bei einem Lieferanten und werden, und ggf. muss dann auch ein gleichwertiges betrauen entsprechende Unternehmen mit der wei- Produkt zugelassen werden. teren Verarbeitung; die Modalitäten des Transports Bei einigen Massivholz-Bausystemen ist davon auszu- definieren Sie in den beiden Ausschreibungen. Durch gehen, dass hier die Erwähnung eines bestimmten den damit einhergehenden tieferen Auftragswert darf Wand-, Decken- und/oder Dachsystems mit dem Zu- – je nach Umfang des Auftrags und abhängig vom satz ‹oder gleichwertig› zulässig ist. Zahlreiche dieser Schwellenwert – eine andere Verfahrensart (freihän- in der Schweiz hergestellten Systeme von unterschied- dige Vergabe, Einladungsverfahren) gewählt werden.3 lichen Herstellern sind HSH-zertifiziert, weshalb der Hinweis auf ein solches System durchaus sinnvoll ist. 2.5 Schweizer Holz als Variante fördern In der Ausschreibung kann die Variante ‹Schweizer 2.8 Teilnahmebedingungen Holz› angefügt werden, wo je Position ein Preis für Zwingende Teilnahmebedingungen beinhalten Min- Schweizer Holz eingesetzt werden kann. So können destanforderungen, deren Nichterfüllung zum Aus- Varianten in Schweizer Holz gefördert werden. Der schluss des Angebots führt. Es sind unter diesem Auftrag ist dann aber wie üblich gemäss GATT/WTO- Punkt nur unbedingt notwendige Anforderungen auf- Richtlinien an den günstigsten Anbieter zu vergeben. zunehmen. Beispielsweise: ‹Das Holz muss zu 100 % aus legalen, nachhaltig be- 2.6 Vergabe nach dem Einladungsver- wirtschafteten Quellen stammen. Der Nachweis ist fahren und öffentlicher Ausschreibung entweder mittels HSH-Zertifikat (Herkunftszeichen Der Schwellenwert für das Einladungsverfahren liegt Schweizer Holz) oder anderer gleichwertiger Zertifizie- im Bauhauptgewerbe bei CHF 500 000.–, bei anderen rung bzw. gleichwertiger Belege und entsprechender Leistungen bei CHF 250 000.–. Herkunftsdeklaration zu erbringen.› Liegt der Auftragswert unter diesem Schwellenwert4, kann die Vergabe nach dem Einladungsverfahren er- 2.9 Zuschlagskriterien folgen. Das heisst, der Auftrag wird nicht öffentlich Zuschlagskriterien sind angebotsbezogen und dienen ausgeschrieben, sondern es können mindestens drei dazu, den Mehrwert eines Angebots zu definieren, Unternehmen zur Angebotslegung eingeladen werden. wie beispielsweise Qualität, Umweltverträglichkeit, Hierbei können Unternehmen berücksichtigt werden, Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit. Sie müssen ei- die aus Überzeugung auf Schweizer Holz setzen. nen sachlichen Zusammenhang mit dem Beschaffungs- gegenstand aufweisen, hinreichend klar umschrieben 2.7 Festlegen technischer Spezifikationen und nicht diskriminierend sein. Sofern ökologische Technische Spezifikationen definieren den Beschaf- Kriterien festgelegt werden, sind diese moderat zu ge- fungsgegenstand. Grundsätzlich kann die Vergabestelle wichten. Ein Beispiel: frei entscheiden, was sie beschaffen will. Technische Zuschlagskriterium Ökologie und Nachhaltigkeit: ‹Die Spezifikationen sind aber produktneutral vorzunehmen Auftraggeberin legt Wert auf die Verwendung von und dürfen nicht auf einen bestimmten Anbietenden nachhaltigen, ökologischen und recyclierbaren Bauma- zugeschnitten sein. terialien mit einem tiefen Anteil an grauer Energie und Der Beschaffungsgegenstand darf grundsätzlich nicht geringen Treibhausgasemissionen. Dem Angebot sind mit einer Marke umschrieben werden. Art. VI Ziff. 3 folgende Nachweise beizulegen: (z.B. Zertifikat, Pro- GPA statuiert nämlich, dass ‹Anforderungen oder Hin- duktebeschreibung, Ökobilanz gemäss Muster etc.)› weise in Bezug auf besondere Handelsmarken oder 3 Es ist zu beachten, dass für den Entscheid, ob es sich um den Handelsnamen, Patente, Muster oder Typen sowie auf Staatsvertrags- oder Nicht-Staatsvertragsbereich handelt, die einen bestimmten Ursprung, bestimmte Produzenten Gesamtsumme der Bauaufträge massgebend ist (aktuelle Schwel- oder Anbieter› verboten sind. lenwerte unter http://www.bpuk.ch/bpuk/konkordate/ivoeb/). Dieser Artikel sagt aber auch, dass, wenn es ‹keine Im Binnenbereich ist – im Gegensatz zum Staatsvertragsbereich – dann für die Verfahrenswahl der Wert des Einzelauftrags zu andere hinreichend genaue oder verständliche Art und berücksichtigen. Weise der Beschreibung des Beschaffungsgegenstan- 4 Zu beachten ist allerdings, dass ein sachlich eng zusammenhängen- des gibt›, die Vergabestelle bei der Leistungsumschrei- der Auftrag nicht aufgeteilt werden darf.
Fünf gute Gründe für Schweizer Holz Nachhaltige Nutzung unseres Waldes Die Verwendung von Schweizer Holz unterstützt eine nachhaltige und umweltgerechte Pflege und Waldbe- wirtschaftung. Unser Land besitzt eines der strengsten Waldgesetze weltweit und kennt keinen Raubbau am Wald. Kurze Transportwege In Holz steckt wenig graue Energie aus Ernte und Verarbeitung. Schweizer Holz hat zusätzlich den Vor- teil, dass keine langen Transportwege anfallen und darum auch weniger Verkehr verursacht wird. Sichere Arbeitsplätze in der Region Die Wertschöpfung bleibt vor Ort, und es werden Arbeitsplätze im Inland geschaffen und erhalten – auch ausserhalb der grossen Städte und in der ganzen Verarbeitungskette von Holz, vom Wald bis zum fertigen Holzhaus oder Möbel. Ökologische Bauweise Bauen mit Schweizer Holz bedeutet, die Bedürfnisse der Umwelt und der heutigen Gesellschaft zu berück- sichtigen, aber auch an die Lebensqualität kommender Generationen zu denken. Energieeffizienz, Umwelt- schutz und die Gesundheit der Bewohner sowie deren Komfort stehen dabei im Vordergrund. Weniger Treibhausgase Bäume nehmen Kohlendioxid (CO2) aus der Luft auf und bilden mit dem Kohlenstoff (C) daraus Holz. Beim Bau eines Einfamilienhauses aus Schweizer Holz werden etwa 40 Tonnen CO2 gebunden – so viel, wie ein Schweizer in fünf Jahren emittiert. Das bedeutet: Holz brauchen hilft wesentlich gegen den Treibhauseffekt. Lignum, Holzwirtschaft Schweiz Mühlebachstrasse 8, 8008 Zürich www.lignum.ch, hsh@lignum.ch
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