Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit in der Finanzbranche 4/21 - irf@fhnw

 
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Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit in der Finanzbranche 4/21 - irf@fhnw
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         Magazin des Schweizerischen
           Bankpersonalverbands

Auswirkungen
der Pandemie auf die Arbeit
in der Finanzbranche
Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit in der Finanzbranche 4/21 - irf@fhnw
auf kollektiver Ebene sind wir unseren Mit-
                                                   gliedern weiterhin kompetenter Berater und
                                                   starker Partner – immer stärker werdend!
                                                        Wir wollen flexibel sein. Flexibel und
Editorial                                          darüber hinaus proaktiv, antizipativ und in-
Natalia Ferrara und Anne-Wienke Palm               itiativ, um notwendige Veränderungen ein-
                                                   leiten zu können. Wir möchten die Bezie-
                                                   hungen zu unseren Mitgliedern ausbauen,
                                                   wir möchten wissen, was die Mitarbeitenden
                                                   sich unter dem Finanzplatz Schweiz 2030
                                                   vorstellen, und wir möchten ihnen das best-
                                                   mögliche Rüstzeug an die Hand geben, um
                                                   für alle kommenden Herausforderungen ge-
                                                   wappnet zu sein.
                                                        Wir werden unsere Kommunikations-
Geschätzte Mitglieder                              weise verändern. Das werden Sie, unsere
Liebe Leserinnen und Leser                         geschätzten Mitglieder, aber auch unser
                                                   Vorstand, die Delegierten und verschie-
Mit Doppelspitze in die Zukunft                    dene Stakeholder schon bald bemerken!
                                                   Pointiert, am Puls der Zeit und in richtigen
Seit dem 1. März 2021 dürfen wir die ge-           Formen für die verschiedenen Zielgruppen
schäftlichen Geschicke des SBPV als Co-Ge-         aufbereitet, so werden wir alle Alters- und
schäftsführerinnen lenken. Für die ermuti-         Zielgruppen adressieren. Wir werden In-
genden und bestärkenden Worte, mit denen           halte analysieren und zur Verfügung stel-
Denise Chervet uns dieses Amt übergeben            len, unser Netzwerk mit den Personalkom-
hat, danken wir ihr herzlich. Sie hat in den       missionen ausbauen und den Austausch mit
letzten zwölf Jahren viel für den SBPV und         ihnen intensivieren. Jüngere Mitglieder an-
für die Bankangestellten in der Schweiz er-        sprechen, ein Angebot für Lernende ausar-
reicht und sich immer mit aller Kraft für sie      beiten und – nicht nur neue – Mitglieder
eingesetzt. Wir sind uns der grossen Verant-       motivieren, sich gemeinsam mit uns fürei-
wortung bewusst, die dieses Erbe mit sich          nander und miteinander zu engagieren, das
bringt. Es ist nicht leicht, einen über 100-jäh-   sind weitere erklärte Ziele. Mit diesem ers-
rigen Verband erfolgreich in die Zukunft zu        ten Einblick in unsere Ziele, Ideen und Ent-
führen: Traditionen wollen gewahrt wer-            wicklungsvorstellungen möchten wir Ihnen
den, und gleichzeitig erfordert die heutige        sagen: Die Zukunft ist jetzt, wir sind bereit
Zeit Modernisierungen und Veränderun-              und freuen uns darauf, Sie auf die Reise in
gen, damit sich der SBPV zeitgemäss entwi-         Richtung 2030 mitzunehmen!
ckeln kann und wir gemeinsam die Arbeits-
bedingungen im Finanzplatz Schweiz 2030
nicht nur jetzt schon mitdefinieren, sondern                       Natalia Ferrara,
                                                                   Co-Geschäftsführerin Mitglieder
schlussendlich auch prägen können.                                 und Vertragspolitik SBPV
     In unserem Fokus stehen die Interessen
der Mitarbeitenden der Finanzbranche in
der Schweiz. Die Hauptaufgabe ist dabei im-
mer das gewerkschaftliche Engagement mit
Konzentration auf Themen, die stichhaltige
und schlagkräftige Argumente für die For-
derungen an die Arbeitgeber liefern. Uns ist
klar, dass sozialpartnerschaftliche Lösungen                       Anne-Wienke Palm,
                                                                   Co-Geschäftsführerin Kommuni-
Zeit, Geduld und Hartnäckigkeit vorausset-                         kation und Organisation SBPV
zen und dass wir nicht alles auf einmal er-
reichen können. Doch mit geschickten und
klugen Verhandlungen werden wir gemein-
sam mit unseren Mitgliedern deren Arbeits-
bedingungen weiterhin stärken, verbessern
und modernisieren. Auf individueller und
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trauten. Ich habe sie nicht vergessen und
                                                 sie hinterlassen bei mir einen leicht bitteren
                                                 Nachgeschmack. Bis heute bedaure ich, dass
                                                 es mir nicht gelungen ist, sie zu überzeugen,
Rückblick und Wünsche für den                    ihre Angst zu überwinden, um gemeinsam
SBPV und die Bankangestellten                    zu versuchen, die Auswirkungen der Re-
Denise Chervet                                   strukturierungen zu vermindern.

                                                 Die Sozialpartnerschaft
                                                 am Scheideweg

                                                 Nebst den Restrukturierungen war die Sozi-
                                                 alpartnerschaft der zweite Schwerpunkt mei-
                                                 nes Engagements beim SBPV. Notgedrungen
                                                 hatten wir Streitigkeiten mit Arbeitgebern,
Meine Bilanz                                     wobei wir oft Lösungen für die auftretenden
                                                 Probleme finden konnten. Dies war z.B. der
Anfang März 2021 habe ich die Geschäfts-         Fall, als es um die Übermittlung von Daten
führung des SBPV an Natalia Ferrara und          von Bankangestellten an die USA oder um
Anne-Wienke Palm übergeben. Mit meiner           die Erfassung der Arbeitszeit ging.
Pensionierung verlasse ich den SBPV im Wis-           Leider blieb einiges ungeklärt, wie z.B.
sen, dass ich meine Aufgabe nicht ganz erfüllt   die Zuteilung von Familienzulagen ge-
habe − es gibt noch viele offene Dossiers,       mäss VAB, das Recht auf bezahlte Weiter-
zu realisierende Projekte und Botschaften,       bildung, der Kündigungsschutz für ältere
die weitergegeben werden müssen −, dafür         Mitarbeitende usw. Darüber hinaus gibt es
habe ich Gewissheit, dass das Team die Ener-     neue Formen der Arbeit, die neue Rege-
gie, das Talent und die Fähigkeiten hat, das     lungen erfordern.
Ruder zu übernehmen und das Engagement
für die Bankangestellten fortzusetzen.           Nur zusammen sind wir stärker
     Zwölf Jahre sind in einem mehr als hun-
dert Jahre alten Verband wenig, und doch         Wenn sich die Mitarbeitenden nicht organi-
hat sich in dieser Zeit der Finanzbereich        sieren, wird es schwierig sein, ihre Interessen
tiefgreifend verändert. Sei es mit dem Ende      zu verteidigen. Zu diesem Zweck sind Ge-
des Bankgeheimnisses, dem verstärkten            werkschaften gegründet worden. Ihre Stärke
Kampf gegen Geldwäscherei, der Digitali-         hängt von der Anzahl Mitglieder und deren
sierung, der Globalisierung usw. Der SBPV        konkreten Unterstützung ab, sei es durch die
hat sich stetig angepasst, um für die neuen      Teilnahme an Veranstaltungen oder durch So-
Herausforderungen gewappnet zu sein.             lidarität mit den KollegInnen in der eigenen
                                                 Bank, anderen Finanzinstituten und auch mit
Restrukturierungen zuhauf                        KollegInnen anderer Wirtschaftssektoren.
                                                      Ich wünsche der neuen Leitung des
In meiner Zeit beim SBPV gab es zahlrei-         SBPV und ihrem Team die Kraft und Ener-
che Restrukturierungen von Banken. Jedes         gie, all diese Herausforderungen erfolgreich
Mal war es eine Gelegenheit, die Belegschaft     zu meistern und entlang dieses Weges viele
zu treffen und zu organisieren und ihr den       neue engagierte Mitglieder zu gewinnen und
Mehrwert von Solidarität und der gewerk-         zu begeistern.
schaftlichen Organisation zu zeigen. In den
meisten Fällen haben wir das Vertrauen der
Mitarbeitenden gewonnen und konnten gute                          Denise Chervet,
                                                                  Geschäftsführerin SBPV
Sozialpläne aushandeln. Ich erinnere mich                         von 2009 bis 2021
gerne an überfüllte Säle und Angestellte, die
dankbar und teilweise auch beruhigt waren
über ihre Zukunft dank den verhandelten
Unterstützungsmassnahmen.
    Es gab auch Misserfolge, wenn Mitar-
beitende sich selbst und dem SBPV nicht
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Der Arbeitgeber könnte allerdings
                                                                             ein überwiegendes Interesse gel-
                                                                             tend machen, falls diese Informa-
                                                                             tionen erforderlich sind, um die
                                                                             Gesundheit von Mitarbeitenden
Wichtige Fragen an die Arbeitgeber                                           oder der Kundschaft zu schützen.
der Finanzbranche hinsichtlich
Covid-19-Impfung                                                                  Wäre es angesichts möglicher
Interview mit Balz Stückelberger,                                                 Nebenwirkungen denkbar,
                                                                                  nach der Impfung eine
Direktor Arbeitgeber Banken                                                       Erholungszeit vorzusehen?

                                                                             BS Falls Komplikationen auf-
                                                                             treten, ist dies als Krankheit zu
                                                                             werten und die erforderliche Er-
                                                                             holung zu gewähren. Zum Glück
                                                                             sind solche Fälle aber sehr selten.

GiRO W
      elche Haltung hat               Einschätzung von                           Werden Menschen, die
     Arbeitgeber Banken zur            Luca Cirigliano, Jurist                    nicht geimpft sind,
     Covid-19-Impfung?                 beim Schweizerischen                       noch länger zu Hause
                                       Gewerkschaftsbund SGB                      arbeiten müssen?
BS Wir sehen eine möglichst
breite «Durchimpfung» als einzige      Für die Bankenbranche gibt es mei-    BS Es ist durchaus denkbar und
Massnahme, um Corona endlich           nes Erachtens keine Grundlage         auch zulässig, dass geimpfte Per-
und nachhaltig zu bewältigen. Vor      für den Arbeitgeber, einen «Impf-     sonen früher von betrieblichen
diesem Hintergrund lautet unsere       zwang» auszusprechen, weil regel-     Lockerungen profitieren.
Empfehlung ganz klar: Lassen Sie       mässig mildere Gesundheitsschutz-
sich impfen! Leider kommt die          Massnahmen vorhanden sein                  Werden Sie sich selbst
Impfkampagne in der Schweiz aber       dürften (Änderung der Büroein-             impfen lassen?
nur schleppend voran.                  richtung, Einzelbüros statt Gross-
                                       raumbüros, bessere Lüftung, mehr      BS Selbstverständlich.
      Ziehen die Banken einen          Abstände, Tragen von Maske, Ein-
      Impfzwang in Betracht?           führung von Schutzkonzepten mit
                                       Risikoanalysen usw.). Personen,       Balz Stückelberger,
BS Die Covid-19-Impfung sollte         denen aufgrund einer Weigerung        Geschäftsführer Arbeitgeber
auf dem Grundsatz der Freiwillig-      gekündigt werden würde, könnten       Banken
keit beruhen. Abgesehen davon          sich wegen Missbräuchlichkeit der
ist ein absoluter Impfzwang recht-     Kündigung wehren. Das Gleiche
lich gar nicht zulässig. Interessant   gilt für die Erkundigung, ob eine
ist hingegen die Frage des in-         Impfung gemacht wurde: Es müs-
direkten Zwangs, wenn also             sen besondere Gründe vorliegen.
gewisse Tätigkeiten wie zum Bei-
spiel Kundenbesuche nur durch
geimpfte Mitarbeitende ausgeübt
werden dürfen. Solche Mass-                  Werden sich die Arbeit­
nahmen erachte ich grundsätzlich             nehmenden während
als zulässig. Ich hoffe aber auf             ihrer Arbeitszeit impfen
eine genügend grosse Impfbereit-             lassen können?
schaft, damit solche Fragen gar
nicht geklärt werden müssen.           BS Ich gehe davon aus, dass sich
                                       die meisten Banken kulant zeigen
     Werden die Banken zum             werden, falls der Impftermin in die
     Schutz der Gesundheit             Arbeitszeit fällt.
     ihrer Mitarbeitenden
     Anreize für breit angelegte             Haben die Arbeitgeber die
     Impfungen schaffen?                     Absicht oder gar das Recht
                                             zu kontrollieren, ob sich
BS Der Schutz der eigenen                    ihre Angestellten haben
Gesundheit und derjenigen der                impfen lassen?
Kolleginnen und Kollegen sollte
Anreiz genug sein, um sich impfen      BS Derzeit sind keine solchen
zu lassen. Die Banken können           Absichten bekannt. Ein betrieb-
den Impfprozess mit betriebs-          liches «Impfregister» sollte aber
internen Aktionen wie bei der          auf freiwilligen Angaben beruhen.
Grippeimpfung unterstützen. Ob         Eine Auskunftspflicht über den
und wann dies möglich sein wird,       eigenen Impfstatus ist heikel, weil
ist aber noch nicht klar.              es sich um besonders schützens-
                                       werte Gesundheitsdaten handelt.
das zweitwichtigste Risiko genannt worden.
                                                Bei systematisch risikobasiertem Vorgehen
                                                hätte sich also eigentlich kein Betrieb von
                                                Corona überrumpeln lassen müssen.
Lehren aus der Pandemie für den                     Als Lehre aus der Corona-Pandemie
Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz               könnte resultieren, dass wir auch in der
Sabine Steiger-Sackmann                         Schweiz regelmässige schriftliche Gefähr-
                                                dungsanalysen und darauf basierende Mass-
                                                nahmenpläne verlangen. Dies stellt sicher,
                                                dass sich Unternehmen kontinuierlich mit
                                                dem Thema Gesundheit am Arbeitsplatz
                                                befassen und Routine entwickeln im sach-
                                                gerechten Umgang mit Gesundheitsrisiken.

                                                Vollzug
Verantwortung der Arbeitgebenden
                                                Eine nachhaltige Wirtschaft braucht ge-
Arbeitgebende sind nicht nur in Pandemie-       sunde Menschen, und diese brauchen Ar-
Zeiten, sondern immer verpflichtet, alle        beitsplätze, die sie nicht krank machen, so
Massnahmen zu treffen, die für den Schutz       dass sie das Gesundheits- und Sozialver-
der Mitarbeitenden notwendig und gemäss         sicherungssystem nicht übermässig belas-
dem Wissensstand geeignet sowie ange-           ten. Dies ist die Legitimation dafür, dass
messen sind. Sie müssen sie vor physischen      der Staat mit Behörden die Einhaltung des
und psychischen Gesundheitsrisiken schüt-       Gesundheitsschutzes an den Arbeitsplätzen
zen; das kann – wie für Covid-19 relevant       überwacht. Die kantonalen Arbeitsinspek-
– Schutz vor biologischen Einflüssen sein;      torate sind aber schon lange personell und
es wird im Arbeitsgesetz aber auch explizit     finanziell unterdotiert. Sie waren nicht in
erwähnt, dass übermässig starke oder allzu      der Lage, ihren gesetzlichen Auftrag zum
einseitige Beanspruchung vermieden und          Schutz der Arbeitnehmenden vor Corona-
die Arbeit geeignet organisiert werden soll.    Ansteckungen wahrzunehmen, so dass die
     Die Arbeitgebenden tragen also die Ver-    Suva zu Hilfe kommen musste.
antwortung, dass wegen Arbeitsbedingun-              Aufgrund dieser Erfahrungen muss eine
gen niemand krank wird oder verunfallt. Die     Verbesserung der Strukturen und finan-
Mitarbeitenden oder ihre Vertretung haben       ziellen Ressourcen der Arbeitsaufsicht ins
zudem ein Mitspracherecht «in allen Fra-        Auge gefasst werden. Es braucht Institutio-
gen des Gesundheitsschutzes». Arbeitneh-        nen, welche die erforderlichen Kapazitäten
mende ihrerseits sind verpflichtet, bezüglich   haben, um über Gesundheitsschutzbestim-
der Umsetzung der Schutzmassnahmen ak-          mungen zu informieren und deren Einhal-
tiv mitzuwirken (z.B. Maske tragen, Abstand     tung wirksam zu kontrollieren. Dies würde
einhalten). Dies entbindet aber Vorgesetzte     bei Arbeitgebenden wiederum das nötige
nicht davon, auf ihre Ein­haltung zu pochen.    Bewusstsein schaffen, dass der Gesundheits-
                                                schutz am Arbeitsplatz Pflicht und nicht Kür
Risikoanalysen                                  ist. Er sollte als Compliance-Thema nämlich
                                                endlich ernst genommen werden.
Die Wahrnehmung der gesetzlichen Prä-
ventionspflicht durch die Unternehmen
setzt eine Gefährdungsermittlung unter                          Sabine Steiger-Sackmann
                                                                ist Dozentin für Arbeits- und
Mitwirkung der Arbeitnehmenden voraus.                          Sozialversicherungsrecht an
Eine Risikoanalyse und insbesondere de-                         der Zürcher Hochschule
ren schriftliche Dokumentation sind in der                      für Angewandte Wissenschaften
Schweiz (anders als in der EU) jedoch nicht                     ZHAW. Zuvor war sie selb­-
                                                                ständige Anwältin und neben­
generell vorgeschrieben. In Gefährdungs-                        amtlich Mitglied der Eidgenössi-
analysen hätte der Stand des Wissens ein-                       schen Arbeitskommission.
fliessen können. Im Risikobericht des Bun-
desamts für Bevölkerungsschutz von 2015 ist
nämlich «Pandemie» nach Stromausfall als
GIRO geht auch papierlos
Das GIRO 2021 ist ein für uns wesentliches Medium,
um Sie über Themen zu informieren, die uns in diesem
Jahr beschäftigen – aus unserer Sicht, aus der Sicht von
Fachexperten und im Gespräch mit wichtigen Stake-                          Herausgeber            Übersetzungen
holdern des SBPV. Dieses Angebot wollen wir Ihnen                          Schweizerischer        Fabian Baer
                                                                           Bankpersonal­
natürlich weiterhin zur Verfügung stellen. Wir möchten                     verband SBPV           Konzeption und
Sie jedoch gerne nochmals auf die Möglichkeit zur                          Beethovenstrasse 49    Realisation
Bestellung einer Online-Version hinweisen – für die                        8002 Zürich            Bonbon, Zürich
                                                                           info@sbpv.ch           www.bonbon.li
Nachhaltigkeit und um die wegen der aktuellen Lage                         www.sbpv.ch
benötigte, auch örtliche Flexibilität zu berücksichtigen.                  T 0848 000 885         Druck
Zur Schonung natürlicher Ressourcen, zur Steigerung                                               Typotron AG,
                                                                           Redaktionsleitung      St. Gallen
der Kosteneffizienz zugunsten von anderen Angeboten,                       Fabian Baer            www.typotron.ch
die wir erarbeiten, und ganz einfach, damit Sie Ihr                        Kommunikation
GIRO immer und überall lesen können. Selbstverständ-                                              Erscheinungsweise
lich bleibt die Option, ein gedrucktes Exemplar per Post                   Autoren                3 Ausgaben pro Jahr
                                                                           Sabine Steiger-
zu erhalten bestehen – wir wissen, dass auch dies vielen                   Sackmann               Quellen der Bilder
Mitgliedern ein Anliegen ist. Bis wir Ihnen im neu                         Marcel Baumgartner     S. 3: Andreas
gestalteten Mitgliederbereich auf unserer Homepage                         Jörg Eigenmann         Schwaiger, Foto von
                                                                           Denise Chervet         Denise Chervet
die Möglichkeit geben können, die Option selbst aus-                       Natalia Ferrara
zuwählen, erlauben wir uns, Ihnen ab der kommenden                         Anne-Wienke Palm
Ausgabe die Online-Version zuzusenden, und bitten Sie,
uns eine E-Mail an kommunikation@sbpv.ch zu senden                         Illustrationen
                                                                           Alina Günter, Zürich
oder uns unter 0848 000 885 anzurufen, sollten Sie ein                     www.alinaguenter.ch
gedrucktes Exemplar wünschen.
                                                                           Korrektorat
                                                                           Renate Kinzl,
Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!                                         Spiegel b. Bern
                                                                           www.wort-spiegel.ch

                                  Beat Baumgartner
                                  Absolvent MAS
                                  in Swiss Finance

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                                                     ost.ch/cas-innovatives-bankmanagement
niedrigerem Wohlbefinden, sinkender Mo-
                                                  tivation und auch zu einem Leistungsabfall.
                                                       Wie kann diesem Verhalten und einer
                                                  solchen gesundheitsgefährdenden Kultur
Selbstverantwortung und                           entgegengewirkt werden? Dafür ist es wich-
Selbstgefährdung im Homeoffice                    tig, auf den Ebenen Individuum, Team und
Marcel Baumgartner                                Organisation anzusetzen und auch auf allen
                                                  drei Ebenen aktiv zu werden.

                                                  Individuum

                                                  Die Selbstverantwortung liegt vor allem in
                                                  der bewussten Reflexion über das eigene
                                                  Verhalten und die eigenen Erwartungen im
                                                  Homeoffice. Folgende Fragen können zu
Die Corona-Pandemie beschäftigt uns seit          Beginn der Woche oder des Arbeitstages
über einem Jahr. Viele Mitarbeitende sind         helfen, sich selbst eine Struktur zu geben:
genauso lange bereits mehrheitlich im Home­       ⬤ Wann starte ich, wann beende ich
office tätig. Entgegen einer – zumindest vor         die Arbeit?
Corona – weitverbreiteten Meinung zeigen          ⬤ Wann mache ich Pausen?
wissenschaftliche Studien, dass die Arbeits-      ⬤ Wie komme ich während oder nach
zeiten im Homeoffice länger und die Pau-             einem langen Homeoffice-Tag wieder
sen kürzer sind im Vergleich zum Arbeiten            zu Energie?
im Büro. Ausserdem ist auch eine Tendenz
zu sehen, dass im Homeoffice öfter auch bei       Für den Fall, dass man sich auffallend oft
Krankheit gearbeitet wird. Diese Befunde          nicht an die eigenen Vorgaben hält, sollte
überraschen, da es in den eigenen vier Wän-       nach dem «Warum?» gefragt werden. «Ich
den ja keine soziale Kontrolle gibt, also keine   arbeite länger als geplant, weil …
Kolleginnen und Kollegen, keine Vorgesetz-        ⬤ … ich ein Ziel erreichen will?»
ten, die diesen Effort sehen würden. Es stellt    ⬤ … ich einen Misserfolg vermeiden will?»
sich deshalb die Frage, warum im Homeoffice
mehr gearbeitet wird und nicht etwa weniger.      Werden eine oder beide Fragen mit «Ja»
     Bei den aufgeführten Handlungsweisen         beantwortet, sollten im Dialog mit der Füh-
sprechen wir von einem selbstgefährdenden         rungsperson die vereinbarten Ziele und Auf-
Verhalten. Zwei Gründe begünstigen das            gaben hinterfragt und angepasst werden.
Auftreten von Selbstgefährdung im Home­
office: Erstens die fehlende Grenze zwischen      Team
den Lebensbereichen Arbeit und Privat-
leben. Die Abgrenzung dieser Bereiche im          Im Team kann eine gemeinsame Haltung zu
Homeoffice muss viel stärker selbst geleistet     einem gesundheitsförderlichen Umgang mit
werden, da die räumliche Trennung von Ar-         Homeoffice entwickelt werden. Dazu bedarf
beit und Privatleben wegfällt. Dadurch sinkt      es klarer Abmachungen und Grundsätze im
für viele die Schwelle, aus Frei- und Ruhe­       Team. Folgende Punkte sind dabei beson-
zeiten zusätzliche Arbeitszeit zu machen.         ders wichtig:
     Verstärkt wird diese Tendenz, wenn noch
ein zweiter Grund hinzukommt: Die Ar-             Vereinbarungen treffen
beitssituation ist geprägt durch permanen-        ⬤ Wie und wann sollte jemand im
ten Erfolgsdruck, Arbeitsplatzunsicherheit           Homeoffice erreichbar sein?
und wenig Interesse seitens der Führungs-         ⬤ Was sind die Erwartungen bez. des
kräfte an der Arbeitsbelastung. Dann fördert         Beantwortens von E-Mails?
Home­office die Entgrenzung. So entsteht          ⬤ Welche Kanäle werden für die team­
auch eher eine Haltung wie: «zu krank, um            interne Kommunikation benutzt?
ins Büro zu kommen, aber gesund genug fürs
Homeoffice». Solche Verhaltensweisen wir-
ken zwar kurzfristig eher produktivitätsstei-
gernd, führen mittel- und langfristig aber zu
Kommunikation der Vereinbarungen                Führungsperson. Die HR-Abteilung oder
gegen aussen                                    die nächsthöhere Ebene werden bei dieser
Welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung,      Variante nur bei Ablehnung mit einer Be-
um auch für teamexterne Personen die Ver-       gründung der Ablehnung beigezogen.
einbarungen transparent zu machen? Ge-
eignet sind z.B. Eintragungen im Outlook-       c) Erreichbarkeit
Kalender oder die «Out-of-Office-­Reply».       Dieser Aspekt wird von Mitarbeitenden oft
                                                als unklar geregelt empfunden und kann
Regelmässige gemeinsame Reflexion               deshalb zu Unsicherheiten führen. Gleich-
der Vereinbarungen                              zeitig ist es ein Aspekt, der nur schwer
Wiederkehrender Punkt auf der Team­             sinnvoll auf Organisationsebene geregelt
meeting-Agenda:                                 werden kann, ohne dass dies als Überregu-
⬤ Welche Erfahrungen wur­den mit den           lierung empfunden wird. Dieses Risiko kann
   Vereinbarungen gemacht? Welche haben         ein Unternehmen entschärfen, indem es die
   sich bewährt? Welche nicht?                  Ausformulierung einer Abmachung zur Er-
   Welche müssen angepasst werden?              reichbarkeit explizit an die Teams delegiert.
                                                Hierbei ist allerdings eine klare Kommuni-
Organisation                                    kation der Organisation (inkl. Aufzeigen der
                                                Vorteile dieses Vorgehens) notwendig.
Grundsätzlich liegt die Schwierigkeit für Un-        Bei einer Abmachung in den Teams
ternehmen darin, den Mitarbeitenden genü-       sollte das Abwägen zwischen ständiger Er-
gend Orientierung zu Erwartungen, Freihei-      reichbarkeit und der Möglichkeit, über ei-
ten und Pflichten zum Thema Homeoffice          nen längeren Zeitraum konzentriert arbei-
zu geben, ohne durch eine Überregulierung       ten zu können, im Zentrum stehen.
den Handlungsspielraum zu stark einzu-
schränken – ein schmaler Grat.                  d) Krankheit und Homeoffice
                                                Wenn eine explizite Klärung fehlt, entstehen
Bei folgenden vier Themenfeldern lohnt          bei Mitarbeitenden schnell Unsicherheiten.
es sich für Organisationen, den Mitarbei-       Es etabliert sich das ungeschriebene Ge-
tenden mithilfe einer Policy Klarheit zur       setz, dass Homeoffice und Krankheit wun-
diesbezüglichen Haltung des Unterneh-           derbar zusammenpassen. Um dieser Form
mens zu geben:                                  des Präsentismus (trotz Krankheit arbeiten)
                                                und dessen negativen Auswirkungen ent­
a) Häufigkeit von Homeoffice                    gegenzuwirken, sollte eine klare Unterneh-
Spätestens in der Post-Corona-Zeit muss         mens-Policy kommuniziert werden. Diese
auf Unternehmensebene klar kommuni-             könnte beispielweise lauten: «Wer krank
ziert werden, welche Erwartungen seitens        ist, erholt sich und arbeitet nicht – weder
der Organisation bestehen.                      im Büro noch zu Hause.» Fällt auf, dass
⬤ Gibt es eine maximale Anzahl Home­           Mitarbeitende trotzdem bei Krankheit im
   office-Tage, die von den Mitarbeitenden      Home­office arbeiten, sollte abgeklärt wer-
   nur in Ausnahmefällen überschritten          den, inwieweit sich dieses Phänomen auf
   werden sollte?                               Entgrenzung (s. oben) zurückführen lässt.
                                                Hoher Erfolgsdruck, Arbeitsplatzunsicher-
b) Genehmigungsprozess                          heit und fehlendes Interesse der Führungs-
Genehmigungsprozesse für Homeoffice sind        person können Treiber eines solchen selbst-
in einigen Organisationen obsolet, da Ar-       gefährdenden Verhaltens sein.
beiten im Homeoffice eigenverantwortlich
beschlossen werden kann und blosses Infor-
mieren der Führungskraft bzw. des Teams                         Marcel Baumgartner
                                                                ist Arbeits- und Organisations-
ausreicht. Falls aber Genehmigungsprozesse                      psychologe und arbeitet an der
nötig sein sollten, sollten diese möglichst                     Hochschule für Angewandte Psy-
einfach und pragmatisch gestaltet und auf                       chologie FHNW.
einer tiefen hierarchischen Ebene ange-
siedelt sein. Viele Unternehmen berichten
von positiven Erfahrungen mit der Geneh-
migung von Homeoffice durch die direkte
Preis der Verfügbarkeit

                                               Doch die permanente Erreichbarkeit und
                                               die hohe Arbeitsintensität fordern ihren
Psychosoziale Risiken aktiv managen            Tribut. Ein Bericht zur Vertrauensarbeits-
Jörg Eigenmann                                 zeit bei Finanzinstituten zeigt auf, dass
                                               Bankangestellte vergleichsweise häufig an
                                               Schlafstörungen und Magenbeschwerden
                                               leiden – was eine Folge der Belastungen
                                               sein könnte. Unter Fachleuten jedenfalls ist
                                               unbestritten, dass andauernde psychosozi-
                                               ale Risikosituationen zu gesundheitlichen
                                               Beeinträchtigungen führen können. Ver-
                                               breitete Folgen sind zudem Motivations-
                                               verlust, Arbeitsunzufriedenheit oder Leis-
2:21 – Beat Bangeter* erschrak, als er auf     tungsabfall. Wie lässt sich das verhindern?
die Uhr blickte. Nach dem Abendessen hatte
der 37-jährige Portfoliomanager bloss noch     Gesundheitsschutz –
rasch die Mails gecheckt – und war bei der     eine kluge Investition
Anfrage eines Privatkunden hängen geblie-
ben. Daraus wurde dann die Ausarbeitung        Ein wirksamer Ansatz sind der Gesundheits-
einer ganzen Anlagestrategie. Beat Bangeter    schutz und eine gute Work-Life-Balance
fuhr den Rechner herunter, setzte die Tee-     auf allen Ebenen der Unternehmenspolitik.
tasse an die Lippen und noch vor dem ersten    Denn: Mitarbeitende, die bei Stressbewäl-
Schluck drängte sich der Gedanke vor: «Wie     tigung unterstützt werden, sind nicht nur
lange soll das noch so weitergehen?»           leistungsfähiger. Sie sind auch motivierter
                                               und besser in der Lage, sich den Verände-
Riskante Performance                           rungen im Betrieb anzupassen. Auf diese
                                               Weise erfüllt der Arbeitgeber zudem die ge-
Was Herr Bangeter erlebt, ist nicht nur eine   setzliche Verpflichtung, die physische und
Ausweitung der Arbeitszeit. Es ist die Ent-    psychische Gesundheit der Mitarbeitenden
grenzung der Arbeit: die ständige Verfüg-      zu schützen.
barkeit, gekoppelt mit Termindruck und              Beat Bangeters Arbeitgeber hat gehan-
hoher Verantwortung. Solche Arbeitsbe-         delt. Die traditionsreiche Vermögensver-
dingungen bergen Gefahren, so genannte         waltung spricht anlässlich der regelmässig
psychosoziale Risiken. Sie entstehen ge-       stattfindenden Mitarbeitendengespräche sys­
mäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft      tematisch die Belastungen an, die aus der ho-
SECO aus «gesundheitsschädlichen Aspek-        hen Arbeitsintensität erwachsen. Die durch-
ten der Arbeitsaufgaben, Arbeitsorganisa-      gehende Arbeitszeitaufzeichnung erlaubt
tion und sozialen Verhältnisse». Dazu zäh-     es, entsprechende Kennzahlen zu erheben.
len unter anderem sexuelle Belästigung,        In einem «Code of Conduct» ist überdies der
Mobbing und Konflikte, aber ebenso mo-         Umgang mit psychosozialen Risikofaktoren
notone Arbeitsabläufe, unklare Aufgaben-       festgehalten. So hat sich langsam durchge-
übertragung oder mangelhafte Kommuni-          setzt, dass am späten Abend und an den Wo-
kation. In der Schweiz leiden dem SECO         chenenden auf Kundenkontakt verzichtet
zufolge die Angestellten am häufigsten un-     wird. Davon profitiert auch Beat Bangeter.
ter hohem Arbeitstempo, Termindruck und        Der Anlageberater investiert die freien Wo-
Arbeitsunterbrechungen.                        chenenden in seine neu entdeckte Passion:
     Mit seinem Arbeitsverhalten steht Herr    Er züchtet Rosen. Alte und sehr edle Sorten.
Bangeter nicht allein da. «Im Finanzsektor     Das hat ihm eine wichtige Erkenntnis ge-
ist es üblich, bis weit in die Abendstunden    bracht – auch für seine Arbeit: «Was blühen
zu arbeiten», verrät der Anlageberater,        soll, braucht sorgfältige Pflege!»
«schliesslich möchte niemand als ‹low per-
former› gelten, alle wollen die Ziele errei-
chen – auch deshalb, weil davon Status und
Lohn abhängen.»
* Beat Bangeter ist eine fiktive Person. Seine
Handlungen sind aus einer realen Fall­
konstellation abgeleitet.

                  Jörg Eigenmann,
                  MSc in Sozialer Arbeit, ist als
                  Fachmitarbeiter Product Manage-
                  ment bei der Movis AG tätig.

                                                                        member
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