Automatisierte Mobilität in Österreich - Monitoringbericht 2020 - AustriaTech
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IMPRESSUM Herausgeberin AustriaTech – Gesellschaft des Bundes für technologiepolitische Maßnahmen GmbH Raimundgasse 1/6, 1020 Wien, Österreich FN 92873d, Handelsgericht Wien, UID Nummer ATU39393704 T: +43 1 26 33 444, F: +43 1 26 33 444-10, office@austriatech.at, www.austriatech.at AutorInnen Martin Dirnwöber Alexander Fürdös Jennifer Gassner Sarah Gross Wolfram Klar Jovana Kremenovic Tomislav Pilic Martin Russ Dominik Schallauer Tamara Vlk Lena Zeisel Redaktion Stabstelle Kommunikation & Public Affairs Katharina Schüller Druck Druckwerkstatt Handels GmbH, Hosnedlgasse 16B, 1220 Wien Layout & Grafik Sunla Mahn Die AustriaTech steht zu 100% im Eigentum des Bundes. Die Aufgaben des Gesellschaf- ters werden vom Bundesministerium für Klima, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie wahrgenommen. In sämtlichen Publikationen der A ustriaTech wird eine gendergerechte Schreibweise berücksichtigt. AustriaTech-Publikationen sind als PDF unter www.austriatech.at/downloads verfügbar. Titelfotos: © AustriaTech/Zinner und Shutterstock/Suwin Stand: Juni 2021
Inhalt 04 Einleitung 06 Kontaktstelle Automatisierte Mobilität 08 Nachhaltigkeit & Umweltwirkungen automatisierter Mobilität 13 Stimmungsbilder und Perspektiven 20 Rahmenbedingungen für automatisierte Mobilitätsservices – eine europäische Perspektive 24 Rechtlicher Rahmen 27 Zukunftsfähige Infrastruktur 30 Internationale und europäische Aktivitäten 34 Testen und Lernen in Österreich 47 Nationale Veranstaltungen und Aktivitäten 49 Internationale Initiativen und Projekte 56 Zusammenfassung
4 Monitoringbericht 2020 Einleitung Als Kontaktstelle für Automatisierte Mobilität möchte die AustriaTech nicht nur interessierte Unternehmen beim Testen auf Straßen mit öffentlichem Verkehr unterstützen, sondern auch nationale und internationale Aktivitäten zur automatisierten Mobilität sichtbar machen. Dazu gibt der vorliegende Monitoringbericht einen Überblick über Projekte, Veranstaltungen und Ereignisse, die 2020 stattgefunden haben. 2020 war weltweit geprägt durch das Corona Mobilitätsverhalten. Durch die Schließung von virus, das seit Beginn des Jahres unzählige Geschäften erlebte der Onlinehandel einen unvorhersehbare Herausforderungen mit sich neuen Boom. Welche dieser Veränderung auch brachte. Die Pandemie verlangte Spontanität und noch nach der COVID-19-Pandemie erhalten Flexibilität. So mussten Forschungsaktivitäten bleiben, wird die Zeit zeigen. Insbesondere umstrukturiert oder verschoben und Sicherheits jedoch die erhöhten Onlinebestellungen, die konzepte ausgearbeitet werden. Testfahrten ihren Höhepunkt in der Vorweihnachtszeit wurden unterbrochen und vertagt oder fanden, stellen Paketzustelldienste und den konnten nur unter Erfüllung zusätzlicher Güterverkehr vor neue Herausforderungen. sicherheitstechnischer Auflagen stattfinden. Automatisierte Mobilität kann hier ansetzen Insbesondere internationale Aktivitäten und und als Entlastungsoption fungieren. Die Kooperationen waren dazu aufgefordert, neue Automatisierung im Kontext der Gütermobilität Arbeitsweisen zu entwickeln, die ein effizientes war ein Aspekt, dem sich insbesondere in Arbeiten digital und über Grenzen hinweg Österreich, aber auch international viele Akteure ermöglichten. Doch schon jetzt lässt sich sagen, gewidmet haben. Damit bleibt der automatisierte dass sich auch für die automatisierte Mobilität Güterverkehr weiterhin ein aktuelles Thema, bestätigt hat, dass in jeder Herausforderung auch das sowohl Forschungsarbeit als auch Testungen Chancen stecken. bedarf. Lockdowns, Geschäftsschließungen, Reise Doch auch abseits von COVID-19 hat sich Abb. 1 – ISEauto warnungen sowie Homeschooling und 2020 einiges in der automatisierten Mobilität © FABULOS Project Homeoffice führten zu Veränderungen im getan. Ein Fokus im Jahr 2020 lag international und national auf der Weiterentwicklung der rechtlichen Grundlagen, die die Basis für mögliche Forschungsaktivitäten in der automatisierten Mobilität bilden. So wurden rechtliche Rahmenbedingungen für automatisiertes Fahren adaptiert, an neue Use Cases angepasst und Harmonisierungsansätze entwickelt. Internationale und nationale Aktivitäten widmeten sich den unterschied lichsten Aspekten des automatisierten Fahrens, viele davon unter der Beteiligung österreichischer Akteure. Auf internationaler Ebene wurden die Rollen der Infrastruktur, Roadworthyness und Human Machine Interactions intensiv beleuchtet. Ein wichtiger Schwerpunkt in Österreich waren im letzten Jahr
Einleitung 5 die Umweltwirkungen, die im Zusammenhang Trotz der zahlreichen Herausforderungen und mit automatisierter Mobilität stehen. Ein Einschränkungen blicken wir im Monitoring weiteres Highlight sind die Ergebnisse bericht Automatisierte Mobilität 2020 auf ein etlicher Umfragen, die spannende Einblicke ereignisreiches Jahr zurück, in dem spannende in die aktuelle Einstellung der Menschen zu Projekte vorangetrieben und Wege für die künf automatisierter Mobilität geben. tige Umsetzung in die Praxis geebnet wurden. Quelle/Copyright: © BMK Abb. 2 – Kompetenzkarte Automatisierte Mobilität (Stand 2020)
Kontaktstelle Automatisierte Mobilität Facts & Figures Virtuelle 7 Themenworkshops Vernetzungstreffen organisiert › Workshops zur Harmonisierung von Testdaten Bisher wurden jeweils halbjährliche › Workshops zu Umweltwirkungen Vernetzungstreffen mit den Shuttle- der Testumgebungen Projekten und den Testumgebungen › Erarbeitung neuer Anwendungsfälle abgehalten. Die Etablierung von für die Automatisiertes Fahren Online-Meetings im Jahr 2020 wurde Verordnung genutzt, um diverse relevante Themen › Festlegung einheitlicher Begriffs in kürzeren zeitlichen Abständen definitionen für automatisierte gemeinsam zu diskutieren. Mobilität 6 Neustart des Beirats Automatisierte Testbescheinigungen Mobilität ausgestellt Der ExpertInnen-Rat wurde 2020 Trotz der einschränkenden neu organisiert und der Beirat Bedingungen durch COVID-19 für die Automatisierte Mobilität ins Leben Beförderung von Fahrgästen im ÖV, gerufen. Nach Ernennung der neuen wurden neben Testanträgen für das ExpertInnen durch Bundesministerin automatisierte Fahren auf Autobahnen Leonore Gewessler, konnten im und Schnellstraßen, auch im Jahr Herbst 2020 die ersten Sitzungen 2020 Anträge für Testfahrten mit des Beirats Automatisierte Mobilität automatisierten Shuttles bescheinigt. abgehalten werden. Erstmals hat die Kontaktstelle einen Testantrag eines ungarischen Unternehmens erhalten, das seine automatisierten Fahrzeuge in Österreich testen möchte.
Kontaktstelle Automatisierte Mobilität 7 Die Kontaktstelle Automatisierte Mobilität ist seit 2016 bei AustriaTech eingerichtet. Sie ist die erste Anlaufstelle in rechtlichen und organisatorischen Fragen für nationale und auch internationale Unternehmen sowie Projekte, die entsprechend der Automatisiertes Fahren Verordnung (AutomatFahrV) in Österreich Tests mit automatisierten Fahrzeugen auf Straßen mit öffentlichem Verkehr durchführen möchten. Die Kontaktstelle kommt dabei im Zusammenhang mit Testdurchführungen folgenden Aufgaben nach: › Beratung interessierter Organi Neben diesen, in direkter Verbindung sationen vor Antragstellung mit der Durchführung von Testfahr › Begleitung von Antragstellenden bei ten mit automatisierten Fahrzeugen der Erstellung und Einreichung des stehenden Aufgaben, unterstützt die Testantrags Kontaktstelle das BMK bei der Umset › Prüfung der Voraussetzungen zur zung der Maßnahmen aus dem Ak Erlangung einer Testbescheinigung tionspaket „Automatisierte Mobilität › Vorbereitung der Testbescheini 2019-2022“. gungen Weitere Informationen › Gesammelte Übermittlung der Antragsunterlagen an das BMK Automatisiertes Fahren Verordnung › Beurteilung der Testanträge in (AutomatFahrV): https://bit.ly/AutomatFahrV Abstimmung mit dem BMK › Einfordern von Testberichten von Aktionspaket „Automatisierte Mobilität den testenden Unternehmen und 2019-2022“: https://bit.ly/AktionspaketAM2019 Projekten sowie Weiterleitung dieser an das BMK › Erhebung des Bedarfs an Änder ungen am gesetzlichen Rahmen (AutomatFahrV und andere rechtliche Grundlagen) und Unterstützung des BMK bei rechtlichen Anpassungen austriatech.at/automatisiert
8 Monitoringbericht 2020 Nachhaltigkeit & Umweltwirkungen automatisierter Mobilität Zukunftsfähige Mobilität ist von einer Vielzahl an neuen Anforderungen und transformativen Entwicklungen geprägt – im Grunde genommen von individuellen und fossilbasierten hin zu CO2-neutralen und integrierten Angeboten. Konkret eröffnen diese Veränderungsprozesse Raum für eine völlig neue Art der Gestaltung von Produkten, Dienstleistungen, Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten. Ein zentraler Faktor dabei ist, Use Cases und Anwendungsszenarien differenziert zu betrachten, insbesondere in Bezug auf Umweltwirkungen und Nachhaltigkeitsziele. Um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen ist die Neben vielen Bereichen und Technologien der Berücksichtigung aller Aspekte entlang des Mobilität, die direkter und eindeutiger als die 3-Säulen-Modells Ökonomie, Ökologie und Sozia automatisierte Mobilität in Zusammenhang mit les wichtig. Die von den Vereinten Nationen im Nachhaltigkeit stehen (wie z.B. die Elektromobi Rahmen der Agenda 20301 entwickelten Nach lität), steckt auch in der automatisierten Mobili haltigkeitsziele (Sustainable Development Goals tät viel Potenzial, einen Beitrag zur Erreichung – SDGs), bieten dabei ein umfassendes Kriterien der Klimaziele zu leisten. Pooling, Staureduk set für die Bewertung von Nachhaltigkeitsziel tion, Wegstreckenoptimierung und ein effizi setzungen. Die insgesamt 17 SDGs adressieren enter Fahrstil sind hier nur einige Aspekte, die globale Probleme, zu deren Lösung es eines langfristig positive Umweltwirkungen erzielen systematischen Verständnisses für ihre Zusam können. menhänge und Vernetzungen bedarf. So geht bei spielsweise das Ziel der Beendigung von Armut Um ihre Potenziale auszuschöpfen, ist es jedoch Hand in Hand mit der Verbesserung von Gesund essenziell, automatisierte Mobilität in die räum heits- und Bildungssystemen, der Reduktion von liche Entwicklung und Gesamtplanung (Öffentli Ungleichheiten und Maßnahmen zum Klima cher Verkehr, Güterverkehr, Stadt- und Regional schutz2. Auch die Mobilität muss sich entlang der planung etc.) zu integrieren. Dabei müssen die Ziele neu und zukunftsgerichtet orientieren. zwei derzeitigen zentralen Entwicklungspfade – von Fahrassistenzsystemen zu hochautomati Zudem verfolgt die UN-Agenda 2030 für nach sierten Fahrzeugen sowie die Entwicklung auto haltige Entwicklung das Leitprinzip „Nieman matisierter Mobilitätsdienste und -systeme – den zurücklassen“ oder „Leave no one Behind“ differenziert betrachtet werden. (LNOB)3. Dieses Prinzip soll in Bezug auf die Mobilität in erster Linie die Voraussetzung dafür Während Fahrassistenzsysteme insbesondere schaffen, dass der Zugang und die Beteiligung an positiv auf die Verkehrsicherheit und auch den der Mobilität für alle möglich ist und niemand Verkehrsfluss wirken, erscheint aus der Um ausgeschlossen wird. Der Mobilitätssektor, spe weltperspektive die Einbettung dieser in das ziell ein automatisiertes und integriertes Mobili Gesamtsystem im Sinne von Serviceangeboten tätssystem, trägt potenziell zur Erreichung fol für den Personen- und Güterverkehr notwendig, gender SDGs und ihrer Unterziele bei: um langfristig die Transformation zu einem nachhaltigen Mobilitätssystem durch Automa › SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen tisierung zu unterstützen. Die technologische › SDG 9 – Industrie, Innovation und Weiterentwicklung von Fahrassistenzsystemen Infrastruktur ist dementsprechend wichtig, alleinstehend al › SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden lerdings nicht ausreichend. Nur so können Re › SDG 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz bound-Effekte, also beispielsweise eine Zunahme
Nachhaltigkeit & Umweltwirkungen 9 der Fahrten durch erhöhten Fahrkomfort und SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“: Sicherheit, welche die automatisierte Mobilität mit sich bringt, gezielt verhindert werden. Auch › Automatisiertes Fahren birgt Potenzial zu für die österreichischen Testumgebungen ist es einer Reduktion der Unfallhäufigkeit und wichtig, sich entlang dieser Pfade klar zu positio somit weniger Verkehrstote und Verletzte nieren und Testbestrebungen für Mobilitätsser › Potenzial für die Berücksichtigung und den vices ebenso in ihre Aktivitäten zu inkludieren Schutz aktiver und passiver Verkehrsteilneh wie jene für Fahrassistenzsysteme. merInnen Auch viele internationale Projekte inkludieren SDG 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ die Abschätzungen potenzieller Umweltauswir kungen in ihre Forschungstätigkeiten. Beispiele › Neue Möglichkeiten und Innovationspoten dafür sind die Projekte LEVITATE oder CoEXist. ziale durch intelligente Infrastrukturen und digitale Verkehrsstrukturen LEVITATE beschäftigt sich intensiv mit den › Potenzial zur optimierten Auslastung und Auswirkungen vernetzter und automatisierter effizienten Nutzung vorhandener Kapazitäten Mobilität auf einer gesellschaftlichen Ebene. sowie Lösung von Problemen, die durch Dabei wird zwischen direkten, systemischen und ausgeschöpfte Kapazitäten entstehen (z. B. weiterreichenden Auswirkungen unterschie FahrerInnenmangel im Güterverkehr) den. Direkte Auswirkungen (auf Mikrolevel) sind Veränderungen, die von allen Verkehrsteilneh SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ menden bei jeder Fahrt wahrgenommen werden. Systemische Auswirkungen (auf Makrolevel) › Automatisierte Fahrzeuge schaffen einen sind systemweite Auswirkungen innerhalb des verbesserten & inklusiveren Zugang zur Verkehrssystems. Weiterreichende Auswirkun Mobilität sowie neue Formen des öffentlichen gen sind Veränderungen, die über das Verkehrs Verkehrs system hinausgehen, wie beispielsweise die › Langfristig schafft die automatisierte Mobili Veränderungen der Flächennutzung und der tät Potenziale, Verkehrsflächen zu reduzieren Beschäftigung4,5. CoEXist setzt den Fokus auf und Raum für andere Zwecke nutzbar zu die Übergangsphase, in der automatisierte und machen. konventionelle Fahrzeuge auf einem gemeinsa › Möglichkeit zur Flexibilität auch im ländli men Straßennetz koexistieren. Auch in diesem chen Raum (z. B. flexible Fahrpläne) Projekt werden bei der Wirkungsabschätzung Umweltaspekte berücksichtigt6. SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“ Den Umweltwirkungen und Zielen der Nachhal › Automatisierte Mobilität als Treiber für tigkeit, basierend auf der Agenda 2030, wurden „Green Driving“, ein effizienter Fahrstil der 2020 auch von den österreichischen Testum Verbrauch und Emissionen reduziert gebungen besondere Beachtung geschenkt. In › Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und gemeinsamen Workshops mit DigiTrans und damit verbunden die Erhöhung der Akzeptanz ALP.Lab wurde unter anderem erarbeitet, welche des öffentlichen Verkehrs Beiträge automatisierte Mobilität generell und › Zusammenspiel von automatisierter Mobilität die Testumgebungen im Speziellen zur Errei mit anderen Maßnahmen, wie beispielsweise chung der relevanten Ziele leisten können. alternative Antriebstechnologien zur Errei chung der Pariser Klimaziele. Einige Ergebnisse aus den Workshops, die die Potenziale der automatisierten Mobilität aufzei Auf dieser Basis erarbeiteten die Testumgebun gen, sind: gen Positionspapiere zum Thema Nachhaltigkeit, um aufzuzeigen, welchen Beitrag sie sowohl in dividuell als auch gemeinsam zur Erfüllung der levitate-project.eu Nachhaltigkeitsziele leisten können. www.h2020-coexist.eu
10 Monitoringbericht 2020 DigiTrans Um den Anforderungen des modernen und Fällen von Katastrophen und Pandemien klimaneutralen Transports gerecht zu werden, weiterhin handlungsfähig. Automatisierte erstellte DigiTrans ein Positionspapier mit dem Nutzfahrzeuge erhöhen zudem die Wirksamkeit Titel „Automatisierte Gütermobilität als Schlüssel der Infrastruktur und unterstützen dabei, den zur nachhaltigen Entwicklung“7. Darin werden Industriestandort auszubauen, indem sie flexible die Chancen aus dem Umfeld der automatisierten Logistiksysteme ermöglichen, die es erlauben, Gütermobilität und der Nutzfahrzeuge skizziert bei gleichbleibendem ökologischen Fußabdruck und aufgezeigt, welchen Beitrag DigiTrans als mehr zu produzieren. Testumgebung im Bereich der automatisierten Gütermobilität dazu leisten kann. Mit Hilfe automatisierter Transportlösungen können Transportgrößen freier Automatisierte Gütermobilität und angepasst, Leerwege vermieden, und automatisierte Arbeitsmaschinen bieten Transportgeschwindigkeiten sowie Chancen zur ökologisch, ökonomisch und sozial Transportweglängen optimiert werden. nachhaltigen Entwicklung. Automatisierte Intelligente Infrastruktur ermöglicht es Nutzfahrzeuge können Verkehrsunfälle außerdem, Verkehrsflüsse zu optimieren und reduzieren und bringen Menschen aus CO2-Emissionen einzusparen. Gefahrenzonen. Sie ermöglichen vermehrten ökologischen Landbau und machen diesen Darüber hinaus werden urbane durch den Einsatz von automatisierten Verdichtungszentren möglich, in denen die Landwirtschaftsfahrzeugen kostengünstiger. Umladung rund um die Uhr realisierbar ist. Städte und Gemeinden können durch die Umweltschonende Last-Mile-Konzepte sowie die automatisierte Pflege von Infrastruktur die Verkürzung von Zustellwegen liefern zusätzlich Nutzung von Verkehrswegen für den Menschen Lösungen für ein modernes, umweltfreundliches sicherer machen und Erholungsraum kann in Verkehrsmanagement. neuem Maßstab zur Verfügung gestellt werden. DigiTrans bietet die Infrastruktur, um Antworten Durch automatisierte Gütermobilität bleiben auf offene Fragen zum automatisierten die Versorgung, die Wirtschaft im Allgemeinen Güterverkehr zu finden und die Chancen der und auch öffentliche Dienstleistungen in neuen Technologien bestmöglich zu nutzen. Abb. 3 – Nachhaltigkeit im automatisierten Güterverkehr © DigiTrans GmbH/ Alena Koval https://bit.ly/ DigitransPositionspapier
Nachhaltigkeit & Umweltwirkungen 11 ALP.Lab Damit auch Österreich von den zahlreichen Kilometer an klassischen Einzeltestfahrten (mit Chancen der Automatisierung der on-board-Sensoren) eingespart werden. Mobilität für eine nachhaltige Entwicklung profitieren kann, braucht es eine intensive Die aus den Daten abgeleiteten, kritischen Beschäftigung der heimischen Forschungs- Fahrszenarien dienen der Steigerung der & Entwicklungslandschaft mit aktiven Verkehrssicherheit und der Sammlung von Sicherheitssystemen und multimodalen (teil-) Trainingsdaten für maschinelles Lernen von automatisierten Mobilitätslösungen. automatisierten Fahrsystemen (Validierung bei realen Umwelt- und Umfeldbedingungen). Das Innovationslabor ALP.Lab bietet Zugang zu Ebenso können die erhobenen Daten als Testinfrastruktur, Equipment, Services sowie Basis für Verkehrsflussoptimierungen oder Hard- und Softwarekomponenten rund um die neue Businessmodelle (z. B. Shared Mobility Entwicklung von Connected, Cooperative and Konzepte) genutzt werden. So können die in Automated Mobility (CCAM) Anwendungen. der Testumgebung gesammelten Daten bei der Damit wird die Möglichkeit einer ganzheitlichen Einsparung von Emissionen durch optimierten Testkette für die Optimierung bestehender Verkehrsfluss sowie bei Geschäftsmodellen, die und die Entwicklung neuer, nachhaltiger auf Gemeinschaftsnutzung ausgelegt sind, im Mobilitätslösungen im Personenverkehr Realbetrieb unterstützen. geschaffen. Green Testing, also die Verwendung von Potenzial, um als Testumgebung dabei zu Testequipment mit elektrischem Antrieb, bietet unterstützen, die Mobilität von morgen gesünder, weiteres Potenzial, als Testumgebung einen sicherer, ressourcenschonender und sozial Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen verträglicher zu machen, liegt beispielsweise im zu leisten. ALP.Lab entwickelte zudem die Green Monitoring und Green Testing. elektrisch angetriebene mobile Hardware- in-the-Loop (HiL) Plattform SPIDER, die es Beim Green Monitoring werden über ermöglicht, eine Vielzahl der notwendigen infrastrukturseitig angebrachte Sensoren reale Fahrzeugelektroniktests ohne das eigentliche Verkehrssituationen anonymisiert aufgezeichnet (womöglich mit einem Verbrennungsmotor und aufbereitet. Dadurch können tausende angetriebene) Fahrzeug auszuführen. Abb. 4 – Positionspapier von ALP.Lab zum Thema Nachhaltige Personen mobilität, 2021 © ALP.Lab https://www.alp-lab.at/ nachhaltigkeit-2021
12 Monitoringbericht 2020 Handlungsbedarf und Hand- lungsoptionen Der Beitrag der österreichischen Fazit: Zunehmende Digitalisierung und Auto Testumgebungen zu den Umweltwirkungen matisierung werden die Mobilität von morgen liegt insbesondere in der Integration grundlegend verändern. Im Kontext der Entwick von Umweltaspekten in die Test- und lungen und Priorisierungen zur Entwicklung Simulationsphase automatisierter von automatisierten Mobilitätslösungen müssen Fahrfunktionen und setzt somit im frühen sowohl Nachhaltigkeit als auch Umweltwirkun Entwicklungsstadium neuer Technologien der gen als ein Kernziel in der Strategieentwicklung automatisierten Mobilität an. Modellierungen, verankert werden. Messungen und Evaluierung sind Instrumente, die zur Sichtbarmachung der Umweltwirkungen Dies kann durch folgende Aspekte gelingen: beitragen können. › durch ein umfassendes Wirkungsmonitoring Die Positionspapiere der Testumgebungen und die Betrachtung von direkten und formulieren des Weiteren aus, welche indirekten Wirkungsmechanismen, den Handlungsbedarfe und Handlungsoptionen Auf- und Ausbau der Analysekompetenz zu bestehen, um neue Technologien zur Anwendung Umweltwirkungen sowie eine dadurch zu bringen: bedingte Abkehr vom starken Sicherheitsfo kus des automatisierten Fahrens auf strategi › Schaffung von Experimentierräumen, die scher Ebene. Tests und Realexperimente über den gelten › durch die Priorisierung von Projekten und den gesetzlichen Rahmen hinaus ermögli Initiativen (sowohl im Personen- als auch im chen. Güterverkehr), die auf das Schaffen von › Stufenweise Anpassung des gesetzlichen automatisierten Mobilitätsangeboten abzie Rahmens an neue Anwendungsbeispiele und len. Das bedeutet die stärkere Vernetzung der Szenarien (Änderung der Straßenverkehrsord Entwicklungen von automatisierten Lösungen nung, des Kraftfahrgesetzes sowie weiterer mit dem Aspekt der Flottenlösungen und Rahmenbedingungen für neue Serviceange Mobilitätsdienste sowie der künftigen Rolle bote). von Infrastruktur. › Aufbau von Kompetenzen zur Beurteilung der › durch die Nutzbarmachung und den Transfer Vertrauenswürdigkeit von automatisierten von den – heute und in den nächsten Jahren Fahrzeugen und Mobilitätssystemen. von Seiten der Wirtschaft hauptsächlich › Etablierung und Weiterentwicklung der für adressierten FTI-Schwerpunkten – SAE Level 2 das Validieren und den Betrieb nachhaltiger und 3 Fahrzeugfunktionalitäten in Richtung automatisierter Mobilitätsangebote und Flottenlösungen und automatisierte Mobili Systeme notwendigen technisch-organisatori tätsdienste. schen Kompetenzen (Datenmanagement, Sensorsysteme, Steuerungslogiken, etc.). › Fokussierung auf die Entwicklung von integrierten automatisierten Mobilitätsange boten, um eine breitere Wertschöpfungspers pektive zu ermöglichen. › Erleichterung der Aufzeichnung, Nutzung und Analyse von Daten auf ausgewählten Strecken abschnitten und Verbesserungen im Daten management auch hinsichtlich verschiedener Wirkungsdimensionen.
Stimmungsbilder und Perspektiven 13 Stimmungsbilder und Perspektiven Im Zusammenhang mit automatisierter WISE-ACT Mobilität sind die Aspekte Vertrauen, Verantwortung und Akzeptanz wesentlich, WISE-ACT ist eine COST-Action, die von der EU wenn es um die erfolgreiche Implementierung im Rahmen des H2020 Rahmenprogramms ge in das Mobilitätssystem geht. Diese Faktoren fördert wird. Das zentrale Ziel ist die Unter können mit Wissen über die Thematik und suchung der Auswirkungen automatisierter Technologie am besten erreicht werden. Es gilt, und vernetzter Mobilität und die Beschreibung die NutzerInnen frühzeitig abzuholen und in von bewährten Verfahren zur Evaluierung. Im einem Dialog ein gemeinsames Verständnis zu Rahmen von WISE-ACT wurde eine internatio schaffen. nale, standardisierte Umfrage durchgeführt, um die Einstellung der Bevölkerung in verschiede AustriaTech hat die Notwendigkeit erkannt die nen Ländern zu erheben. BürgerInnen, die letztendlich die NutzerInnen des öffentlichen Mobilitätsangebots sind, Die Ergebnisse der WISE-ACT-Umfrage für in die Entwicklungen im Bereich des Österreich zeigen, dass die Befragten automa fahrerInnenlosen Fahrens einzubinden. tisierte Fahrzeuge vorrangig dafür verwenden AustriaTech fördert den Austausch und die würden, in die Arbeit zu fahren oder für Besor Einbeziehung der BürgerInnen durch die gungen und Arztbesuche, wofür bisher insbeson Durchführung und Unterstützung etlicher dere der eigene PKW, aber zu einem geringeren Umfragen und Dialogveranstaltungen. Es ist Anteil auch öffentliche Verkehrsmittel und das notwendig die Ängste und Bedürfnisse bereits eigene Fahrrad verwendet werden. Es wird er in einer frühen Phase zu erkennen, um diese wartet, dass mit automatisierten Fahrzeugen die bei der Implementierung derartiger neuer Fahrtzeit anderweitig als für das Fahren genutzt Technologien entsprechend berücksichtigen werden kann. Während der Fahrt in einem auto zu können. Das folgende Kapitel behandelt matisierten Fahrzeug würden die Befragten ins die Ergebnisse unterschiedlicher Umfragen besondere die Aussicht genießen, Musik hören und Dialogveranstaltungen, in denen und sich anderweitig unterhalten (z.B. ein Buch Akzeptanz, Einstellungen, Erwartungen oder lesen, Spiele spielen etc.). Manche der Befragten Nutzungsanforderungen der breiten Bevölkerung gaben zudem an, das Fahrverhalten des Fahr erhoben wurden. zeugs zu beobachten. Quelle: WISE-ACT Darstellung: AustriaTech Abb. 5 – Aktivitäten im automatisierten Fahrzeug Wenn ich in einem vollautomatisierten Fahrzeug unterwegs wäre, würde ich es vorziehen, anstatt zu fahren… 1 stimme überhaupt nicht zu 2 3 4 5 6 stimme voll und ganz zu 8,5 20,8 20,8 22,1 24,4 24,9 19,7 4,4 26,9 32,3 34,9 9,5 16,2 14,6 15,6 19,0 16,9 13,6 22,8 23,6 14,1 25,1 9,0 17,4 21,5 17,4 17,7 29,7 10,8 13,6 14,4 19,5 20,3 14,1 15,4 15,6 10,8 20,3 14,4 15,4 11,3 14,9 12,1 14,4 44,1 10,5 14,9 5,9 7,2 10,5 27,4 22,6 10,8 16,2 10,8 4,4 12,6 9,2 7,7 5,1 mit anderen zu schlafen zu arbeiten private mich zu Musik die nichts zu das Fahrver- sonstiges Fahrgästen Anrufe zu unterhalten oder Landschaft machen, halten des zu tätigen (z.B. Bücher, Radio zu zu genießen was mich Fahrzeuges zu interagieren TV, Spiele, hören reisekrank beobachten (z. B. Online-Medien) machen plaudern) könnte Angaben in %
14 Monitoringbericht 2020 Darüber hinaus wird durch die Implementie rung automatisierter Fahrzeuge erwartet, dass VERDI der Bedarf nach professionellen FahrerInnen re duziert sowie der Fahrstress verringert wird, der Im Rahmen des Forschungsprojekts VERDI8 Fahrkomfort steigt und das Mobilitätsangebot wurde zwischen Juni und September 2020 von verbessert werden kann (z. B. für die ältere Bevöl der Universität Graz und dem Forschungs- und kerung). Im Zusammenhang mit automatisierter Kompetenzzentrum – Das Virtuelle Fahrzeug Mobilität sind die Faktoren Sicherheit und Zuver Forschungsgesellschaft mbH in Kooperation mit lässigkeit von großer Bedeutung. Befürchtungen AustriaTech eine Umfrage zur Erhebung des Ver wurden hinsichtlich der Möglichkeit von Cyber- trauens in Digitalisierung am Beispiel von Syste Angriffen oder auch des Umgangs mit persön men des (teil-)automatisierten Fahrens und Fahr lichen Daten geäußert. Die Befragten stehen der assistenzsystemen durchgeführt. Die Zielgruppe Zurverfügungstellung ihrer Mobilitätsdaten oder waren Personen, die bereits ein Basiswissen zum Daten zu ihrem Reiseziel mit großem Vorbehalt Thema automatisierte Mobilität haben. gegenüber. Der Großteil wäre nicht damit einver standen, ihre Daten privaten Unternehmen oder Aus der Befragung geht hervor, dass das Ver der öffentlichen Hand zur Verfügung zu stellen, trauen in (teil-)automatisierte Fahrzeuge durch um das Mobilitätsangebot zu verbessern. wegs gegeben ist. Dennoch wird deutlich, dass Personen weitgehend (noch) nicht bereit sind die Kontrolle vollständig abzugeben. Der Wunsch, Abb. 6 – Bereitschaft zur Datenweitergabe die Steuerung des Fahrzeugs zu jeder Zeit wieder übernehmen zu können, ist erkennbar. Im Austausch für die Verbesserung meiner Mobilitätsmöglichkeiten Dies machen auch jene Umstände deutlich, in würde es mir nichts ausmachen, folgende Informationen zu teilen: denen automatisierte Fahrfunktionen besonders 1 stimme überhaupt nicht zu 2 3 4 5 6 stimme voll und ganz zu genutzt werden würden. Am häufigsten wurden nämlich Situationen genannt, bei denen Mü Das Ziel meines Wegs mit Behörden 28,7 15,6 18,2 10,5 10,8 16,2 digkeit und lange, eintönige Fahrten eine Rolle oder zertifizierten Privatunternehmen. spielen und der persönliche Fahrspaß als gering Das Ziel meines Wegs mit anderen Angaben in % 16,9 14,9 17,4 17,7 16,4 16,7 einzustufen ist. Fahrgästen. Alle meine Mobilitätsdaten mit Geht es um die erwarteten Verbesserungen durch Behörden. 46,9 21,0 13,1 7,4 4,4 7,2 automatisierte Fahrzeuge, ist seitens der Be Alle meine Mobilitätsdaten mit fragten der wichtigste Faktor, dass diese siche zertifizierten Privatunternehmen. 52,8 19,5 11,3 5,6 5,1 5,6 rer sind als herkömmliche Modelle. Demnach darf die Verkehrssicherheit keineswegs redu ziert, sondern muss mit der Implementierung der Quelle: WISE-ACT Automatisierung vielmehr verbessert werden. Darstellung: AustriaTech Hinsichtlich der Wahl des Wohnortes oder Daneben sollen automatisierte Fahrzeuge insbe potenzieller Veränderungen des Arbeitsortes er sondere umweltfreundlicher und energieeffizi warten die Befragten keine Auswirkungen durch enter sein sowie zu einem besseren Verkehrsfluss automatisierte Fahrzeuge. Eine mögliche Ver und weniger Stau führen. änderung wird in der täglichen Fahrzeit erwartet. Ein spannendes Ergebnis ist, dass die Befrag Das Interesse für Tests mit automatisierten Fahr ten mehrheitlich zustimmen, dass für sie eine zeugen ist durchaus gegeben. Knapp die Hälfte Nutzung automatisierter Fahrzeuge erst dann in der Befragten würde selbst an einem derartigen Frage kommt, wenn die gesamte Haftung nach Test teilnehmen. Dabei geht aus der Umfrage Unfällen bei den Herstellerfirmen liegt. Gleich hervor, dass sich Personen in der Nähe eines zeitig ist das Vertrauen sehr groß, dass staatliche automatisierten Fahrzeugs eher wohl fühlen, Institutionen mit entsprechenden Regulierungen wenn sie selbst ebenfalls in solch einem oder in die Verkehrssicherheit von automatisierten Fahr einem konventionellen Fahrzeug sitzen würden, zeugen fördern werden. als wenn sie mit einem Zweirad oder zu Fuß unterwegs wären.
Stimmungsbilder und Perspektiven 15 Abb. 7 – Vertrauen in automatisierte Fahrzeuge Vertrauen in die Automatisierung stimme gar nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu stimme zu Ich würde einem automatisierten Fahrzeug vertrauen, mich sicher ans Ziel zu bringen. 14,4 22,3 38,8 24,5 Ich würde mich wohl fühlen, mit einem öffentlichen Verkehrsmittel mitzufahren, 15,9 18,8 31,2 34,1 das automatisiert fährt. Angaben in % Die Möglichkeit zu haben, jederzeit das Steuer 7,2 15,2 23,2 54,3 selbst übernehmen zu können, ist mir wichtig. Ich würde auch ein automatisiertes Fahrzeug hin und wieder selbst steuern wollen. 19,3 14,8 36,3 29,6 Ich wäre bereit, automatisierten Systemen die komplette Kontrolle über das Auto zu 35,3 18,7 23,7 22,3 Quelle: VERDI überlassen. Darstellung: AustriaTech Die Umfrage hat zudem gezeigt, dass die größte Im Zusammenhang mit automatisiertem Fahren Besorgnis der Sicherheit gilt. Dabei spielen Ha machen sich die Befragten zudem Sorgen um cker-Angriffe und die Gefährdung der Verkehrs Fehlinterpretationen der Verkehrssituation sicherheit durch Systemfehler im Fahrzeug eine durch die Fahrzeuge oder auch, dass es zu Kon große Rolle. Hingegen sind die Befragten kaum flikten mit anderen Verkehrsteilnehmenden darüber besorgt, dass automatisierte Fahrzeuge kommen könnte. Hingegen sind sie wegen einer im Vergleich zu menschlichen FahrerInnen potenziellen Überwachung weniger besorgt. weniger sicher fahren könnten. Neben der Sicher Ebenso werden kaum Probleme darin gesehen, zu heit stellt die Haftbarkeit von FahrerInnen eine lernen das automatisierte Fahrzeug zu benutzen. große Besorgnis für die Befragten dar. Quelle: VERDI Darstellung: AustriaTech Abb. 8 – Erwartete Verbesserung durch automatisierte Fahrzeuge Wichtigste Verbesserung Zweitwichtigste Verbesserung Drittwichtigste Verbesserung 43,2 23,5 11,4 12,1 6,8 22,5 3,0 22,5 10,1 14,7 14,0 16,3 21,4 18,3 16,7 17,5 11,1 15,1 Sicherer als Umweltfreundlicher Besserer Komfortabler Zeiteffizienter Kostenersparnis normale Autos und energieeffizienter Verkehrsfluss und und weniger durch die durch weniger als herkömmliche weniger Staus anstrengend Möglichkeit, Unfälle und Autos Nebentätigkeiten niedrigere auszuüben Versicherungs– prämien Angaben in %
16 Monitoringbericht 2020 Hoag+CO9 Abb. 9 - 11 Hoag+CO, eine Beratungsfirma für automatisierte Abb. 10 – Kaufen vs. Mieten Quelle: Hoag+CO Fahrzeuge, veröffentlichte im August 2020 erste Darstellung: AustriaTech 21% 52% Ergebnisse einer globalen Studie zur Akzeptanz Kaufbereitschaft Ridesharing von automatisierten Fahrzeugen durch KonsumentInnen. Rund 600 TeilnehmerInnen aus über 35 Ländern weltweit beantworteten dabei Fragen rund um die Automatisierung. Die Ergebnisse zeigen, dass rund 45 % immer noch sehr unsicher sind, wenn es um die Bei der Frage, welche Faktoren bei der Frage geht, ob man mit einem automatisierten Implementierung automatisierter Fahrzeuge Fahrzeug fahren würde. Zwar steigt die als Hindernis wirken könnten, steht das Thema Akzeptanz gegenüber der Technologie (34 %), ein Sicherheit bei den Befragten an erster Stelle nicht zu vernachlässigender Anteil der Personen (76 %). Zudem wird der Preis (70 %) als hinderlich (21 %) konnte allerdings bisher nicht davon gesehen, gefolgt von Daten (44 %) und auch das überzeugt werden mit einem selbstfahrenden Thema Umwelt spielt für einen geringen Teil Fahrzeug zu fahren10. (22 %) eine Rolle. Abb. 9 – Akzeptanz gegenüber Abb. 11 – Showstopper der automatisierten Fahrzeugen automatisierten Mobilität 45% 76% 70% Unsicher Sicherheit Preis 21% 34% 44% 22% Nein Ja Daten Umwelt „Würden Sie in einem automatisierten Fahrzeug fahren?“ Allgemein wird die Infrastruktur und die KFV-KonsumentInnenumfrage Vorbereitung auf Unternehmensseite noch als unzureichend wahrgenommen. Dagegen zu Fahrassistenzsystemen vertrauen 60 % der Befragten darauf, dass schon 2030 automatisierte Fahrzeuge sicherer sein Das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) hat werden als Menschen hinter dem Steuer. Die 2020 eine österreichweite KonsumentInnenum Bereitschaft zum Kauf eines automatisierten frage durchgeführt, um den Wissensstand zu Fahrzeugs ist als gering (21 %) zu bewerten, Fahrassistenzsystemen von KonsumentInnen zu hingegen gibt etwa die Hälfte der befragten erheben. Im Zuge eines Pilotprojekts zum Thema KonsumentInnen an, dass sie Ridesharing in Fahrassistenzsysteme in der Fahrausbildung Anspruch nehmen würden. Den Ergebnissen wurde außerdem der aktuelle Wissensstand von der Marktforschung ist zu entnehmen, dass FahrschülerInnen erhoben. der Großteil der Befragten keine Verbindung zwischen der Einführung selbstfahrender Fahrzeuge und einer Veränderung des Wohnortes sieht.
Stimmungsbilder und Perspektiven 17 BürgerInnen-Dialog Aus der Umfrage geht hervor, dass sich jede/r Der BürgerInnen-Dialog zu Automatisierter fünfte österreichische KonsumentIn rund um Mobilität wurde auf globaler Ebene abgehalten. das Thema „automatisiertes Fahren“ (überhaupt) 2019 wurden in acht Ländern mit knapp 1.000 nicht informiert fühlt. Ein weiteres Ergebnis Teilnehmenden derartige Dialoge organisiert. In aus der KFV-Befragung zeigt, dass moderne Österreich haben in Wien, Graz, Linz, Salzburg technische Hilfsmittel dennoch eine große Rolle und Pörtschach insgesamt 169 BürgerInnen spielen und deren Bedeutung zukünftig auch über die Zukunft der Mobilität diskutiert. weiter zunehmen wird. Denn bei einer PKW- Die Erkenntnisse aus den österreichweiten Neuanschaffung würde mehr als die Hälfte Dialogen liefern, gemeinsam mit den globalen Weitere Infos der Befragten Wert auf das Vorhandensein Umfrageergebnissen aus 2019 und 2020, ein zu den österreichweiten von Fahrassistenzsystemen legen, wobei das Stimmungsbild der aktuellen Einstellung der Dialogen: https://bit.ly/ BuergerInnendialog_pdf Interesse am Einparkassistenten, dem adaptiven Menschen zu automatisierter Mobilität. Tempomaten und dem Notbremsassistenten am größten ist. Die Ergebnisse zeigen eine recht positive Einstellung der Befragten zu automatisierter Fahrassistenzsysteme weisen im Hinblick auf die Mobilität, was sich international in allen Erhöhung der Verkehrssicherheit ein enormes teilnehmenden Orten widerspiegelt. Diese Potenzial auf. Damit dieses auch weitgehend nimmt mit der praktischen Erfahrung, die ausgeschöpft werden kann, braucht es ein mit automatisierten Fahrzeugen gesammelt entsprechendes Wissen über die Funktions- wird, weiter zu. Es wird ersichtlich, dass in und Bedienungsweisen dieser Systeme auf Österreich der Großteil eine Implementierung Seiten der FahrerInnen. Insgesamt kann das automatisierter Mobilität bis 2030 erwartet, Stimmungsbild der ÖsterreicherInnen zu längstens jedoch bis 2035. International Fahrassistenzsystemen durchaus als interessiert betrachtet kann in den USA ein Vorreiterdenken bezeichnet werden, wobei die Skepsis gegenüber erkannt werden, da 83 % der Befragten angeben dem automatisierten Fahren mit zunehmendem zu glauben, dass diese Form der Mobilität vor Level der Automatisierung zunimmt. So stehen 2030 umgesetzt wird. 65 % der Befragten dem vollautomatisierten Fahren und damit automatisierten Fahrsystemen derzeit ablehnend gegenüber. Die Stufe der Abb. 12 – Einstellung gegenüber Fahrassistenzsysteme wird dagegen lediglich von automatisierter Mobilität 13 % der Befragten (stark) abgelehnt. Im Zuge eines Pilotprojekts hat das KFV neben der KonsumentInnenenbefragung 19% Neutral auch Fahrschulen besucht und dort die FahrzeuglenkerInnen der Zukunft zu ihrem Wissensstand zu Fahrassistenzsystemen befragt. Dabei zeigte sich, dass immerhin knapp 40 % der FahrschülerInnen mindestens 24% 57% drei entsprechende Assistenzsysteme Pessimistisch Optimistisch nennen konnten. Jede/r vierte befragte FahrschülerIn konnte allerdings kein einziges Fahrassistenzsystem nennen. Dies zeigt, dass Wie fühlen Sie sich bei bereits im Zuge der Fahrausbildung Wissen zu dem Gedanken an Fahrassistenzsystemen und zu deren praktischer automatisierte Mobilität? Anwendung vermittelt werden muss. Aus der Umfrage geht hervor, dass der Wissenszuwachs Darstellung: AustriaTech bei den FahrschülerInnen bezüglich der Thematik jedenfalls groß ist. Im Zuge von Pilot- Lehreinheiten zu Fahrassistenzsystemen gaben nämlich annähernd 90 % der FahrschülerInnen an, dass sie (viel) Neues dazugelernt hatten.
18 Monitoringbericht 2020 Abb. 13 – Internationaler Vergleich Gleichzeitig wird der Besitz von automatisierten Erwartungen zur Implementierung Privat-PKW am wenigsten attraktiv beurteilt automatisierter Mobilität vor 2030 – im Fall einer Ausweitung automatisierter Privat-PKW wäre, aufgrund des höheren International 70 Fahrzeugaufkommens und des geringeren Besetzungsgrads, auch mit negativeren Folgen Angaben in % Österreich in Hinblick auf die Umwelt zu rechnen. Wird 59 der internationale Durchschnitt betrachtet, Deutschland ist zu erkennen, dass sich die Präferenzen, die 64 der Reihung der unterschiedlichen Szenarien USA entnommen werden können, im globalen 83 Durchschnitt gleich verteilen. Abb. 15 – Zukunftsszenarien des automatisierten Mobilitätsangebots Bei der Frage, in welcher Form die Implemen tierung automatisierter Mobilität erfolgen Attraktivität in % (international) soll, wünschen sich die Befragten ganz klar sichere, umweltfreundliche und inkludierende Verbesserung des Mobilitätsangebote, die für eine breite Bevölker bestehenden Systems 62 ungsgruppe zugänglich sind. Im Zuge des Dialogs Privat-Besitz von wurden unterschiedliche Zukunftsszenarien automatisiertem PKW 25 des automatisierten Mobilitätsangebots Fahrgemeinschaftsmodell mit diskutiert. Die Antworten legen eindeutig den automatisierten Fahrzeugen 73 Fokus auf öffentliche und private automatisierte ÖPNV-Modell ergänzt durch Abb. 13 - 15 Mobilitätsdienstleistungen. Bei diesen erfolgt automatisierte Angebote 90 Quelle: AustriaTech (Öster- eine geteilte Nutzung von Fahrzeugen und es reich) / Missions Publiques werden meist höhere Besetzungsgrade erreicht, (International) Darstellung: AustriaTech was die Umweltfreundlichkeit der Fahrten erhöht. Im Zuge des BürgerInnen-Dialogs wurden zudem die Hoffnungen und Befürchtungen, Abb. 14 – Zukunftsszenarien des automatisierten Mobilitätsangebots die die Befragten in Zusammenhang mit der Automatisierung haben, abgefragt. Auch bei Attraktivität in % sehr unerwünscht unerwünscht neutral diesen Aspekten, ist eine deutliche Parallele bei (Österreich) wünschenswert sehr wünschenswert den Ergebnissen im internationalen Vergleich erkennbar. Das Thema Sicherheit wurde sowohl bei der Frage nach den Hoffnungen als auch 3 bei der Frage nach den Befürchtungen am 11 24 häufigsten genannt. Somit kann gesagt werden, 32 dass das Thema Sicherheit für die Befragten gleichzeitig die größte Befürchtung aber auch 35 75 die größte Hoffnung im Zusammenhang mit automatisierter Mobilität darstellt. 26 53 14 26 14 16 21 26 14 5 1 1 3 Verbesserung Privat-Besitz Fahrgemein- ÖPNV-Modell des bestehenden von automati- schaftsmodell mit ergänzt durch Systems siertem PKW automatisierten automatisierte Fahrzeugen Angebote
Internationale Aktivitäten und Trends 19 Weitere Befürchtungen, die von den der Automatisierung positiv gegenüber, ein österreichischen Teilnehmenden prioritär nicht vernachlässigbarer Anteil allerdings eher genannt werden, adressieren die Bereiche negativ. Dazu kommt ein signifikanter Anteil Technologieabhängigkeit, Verkehrsaufkommen, an Personen, die der automatisierten Mobilität Überwachung, Kosten, Kontrollverlust und neutral gegenüberstehen und unsicher sind, Schwächung des Öffentlichen Verkehrs (ÖV). wie sie diese bewerten sollen. Ein potenzieller Im Vergleich dazu, stellen Freizeitgewinn, negativer Effekt, der im Zusammenhang mit Lebensqualität, Nachhaltigkeit, Verkehrs- der Einführung selbstfahrender Fahrzeuge und Staureduktion sowie die Stärkung des thematisiert wird, ist die Verlagerung von ÖV die meistgenannten Hoffnungen dar. Dies Wohnorten und eine damit einhergehende sind also jene Bereiche, in denen vorrangig Zersiedelung. Die Umfragen, in denen dieser angesetzt werden kann, um das Vertrauen Aspekt behandelt wurde, zeigen allerdings, und die Akzeptanz seitens der Nutzenden dass die befragten Personen aus derzeitiger gegenüber dieser neuen Technologie zu Sicht keinen Wechsel ihres Wohnortes mit stärken. Aus dem Dialog kam zudem hervor, der Nutzung automatisierter Fahrzeuge in dass die Befragten der öffentlichen Hand Verbindung setzen. Über alle Umfragen hinweg durchaus großes Vertrauen schenken. Dieser ist zu erkennen, dass die (Verkehrs-)Sicherheit werden entsprechende Regelungen für eine eine prioritäre Rolle einnimmt. Diese wird nachhaltige, bedarfsorientierte, transparente gleichzeitig mit Befürchtungen in Verbindung Abb. 16 – Befürchtungen Implementierung automatisierter Mobilität gebracht, nämlich, dass durch Automatisierung und Hoffnungen gegen- über automatisierter sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit die Sicherheit, auch im Hinblick auf Mobilität (NutzerInnen-)Daten zugetraut. Cybersicherheit, sinken könnte. Auf der Darstellung: AustriaTech Befürchtungen Hoffnungen Sicherheit Sicherheit Technologieabhängigkeit Freizeitgewinn Verkehrsaufkommen Lebensqualität Überwachung Nachhaltigkeit Kosten Verkehrsreduktion Kontrollverlust Staureduktion Schwächung ÖV Stärkung ÖV Fazit aus den anderen Seite ist es eine große Erwartung an die Umfrageergebnissen Automatisierung, dass diese zu einer deutlichen Verbesserung der Verkehrssicherheit beiträgt. Aus den Umfragen geht deutlich hervor, dass Sorgen, die aus den Umfragen abgeleitet werden die Bevölkerung vermehrt über das Thema können, sind die Kosten und Auswirkungen automatisierte Mobilität informiert und neuer Technologien, insbesondere der Umgang stärker in die Entwicklungen einbezogen mit persönlichen Daten. In den Umfragen zeigt werden muss. Auch wenn dem Großteil der sich zudem wiederholt, dass das Vertrauen Befragten selbstfahrende Fahrzeuge bereits ein gegenüber der öffentlichen Hand gegeben Begriff sind, ist kein tiefergehendes Wissen ist, die Implementierung automatisierter vorhanden. Demzufolge sind in der Einstellung Mobilität sowie Regulierungen hinsichtlich zur automatisierten Mobilität deutliche der Datenverarbeitung, aber auch Vorgaben zur Unterschiede zu finden. Ein großer Teil der Verkehrssicherheit transparent, fair und sicher Teilnehmenden der diversen Studien steht zu gestalten.
20 Monitoringbericht 2020 Rahmenbedingungen für auto- matisierte Mobilitätsservices – eine europäische Perspektive Automatisierte Fahrzeuge bieten eine Möglichkeit für die (Neu-)Organisation von Mobilität, insbesondere für Flotten öffentlicher Anbieter und von On-Demand-Angeboten. Durch ihre Integration in das Verkehrssystem können Zu- und Abgangswege zu höherrangigen (ÖV-)Knoten effizienter und kostengünstiger bedient sowie On-Demand- Services (bedarfsorientierte Mobilitätslösungen) in bisher schlecht vom Öffentlichen Verkehr erschlossenen Stadtteilen oder Regionen eingerichtet werden. Zudem sollen automatisierte Individualfahrzeuge zukünftig Einzelfahrten bündeln und vermehrt auf Car- und Ride- Sharing gesetzt werden. Dies wird durch den Einsatz automatisierter Fahrzeuge insofern erleichtert, als dass die Organisation und Abwicklung einer Fahrt oder Route für die EndnutzerInnen komfortabler und zuverlässiger umgesetzt wird. Die Interaktionen und Kommunikation mit der Infrastruktur nimmt dabei eine nicht minder wichtige Rolle ein. Im Projekt SHOW (SHared automation Operating Die Rolle von Tests zur models for Worldwide adoption), das durch die EU im Rahmen von Horizon 2020 gefördert Bewertung von Sicherheit wird, wird der Betrieb von automatisierten und Zuverlässigkeit Flotten im städtischen Umfeld demonstriert. Das Projekt umfasst neben der praktischen Die gesellschaftliche Weiterentwicklung (u. a. Demonstration der automatisierten Fahrzeuge technisch, wirtschaftlich, rechtlich) ist ein im öffentlichen Personennahverkehr auch stetiger und dynamischer Prozess, der oftmals Aspekte des Flotten- & Verkehrsmanagements, mit Risiken verbunden ist. Datenmanagement, Verkehrssicherheit, Simulationen sowie zukünftige Geschäfts- und Technologische Entwicklungen, wie jene in der SHOW Betreibermodelle und setzt einen Fokus auf die automatisierten Mobilität, sind oft nicht vom Mehr Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz bestehenden Rechtsrahmen abgedeckt. Die SHOW auf S.49 automatisierter Mobilitätsangebote. technische Entwicklung löst also eine rechtliche Entwicklung aus. Gesetze, die neue technische Derzeit ermöglichen viele Länder den Testbetrieb Komponenten, Systeme oder Funktionen von automatisierten Fahrzeugen durch zulassen, werden jedoch üblicherweise nur dann verschiedene nationale Regelwerke. Das Ziel von erlassen, wenn die möglichen Auswirkungen auf SHOW ist die Demonstration von automatisierten die Gesellschaft ausreichend untersucht worden Mobilitätsservices als globales Vorbild. Um sind. Oft müssen neue Technologien im „realen den Weg zum Realbetrieb zu ebnen, ist die Leben“ getestet werden, um die Zuverlässigkeit Schaffung der entsprechenden rechtlichen und und die Risiken beurteilen zu können. organisatorischen Rahmenbedingungen von essenzieller Bedeutung.
Eine europäische Perspektive 21 Um solche Tests zu ermöglichen, sind bestimmte sich die Tendenz feststellen, dass es einerseits Ausnahmeregelungen erforderlich. Im Bereich Technologieführer bzw. „early adopters“ gibt, des Verkehrs enthalten die geltenden Rechts die möglichst schnell eine Führungsrolle vorschriften üblicherweise Mechanismen, um einnehmen möchten und andererseits jene, die solche „kritischen“ Experimente auf die eine eher abwarten und auf Erfahrungsaustausch oder andere Weise zu ermöglichen. bauen, ehe sie aktiv in die Rechtslage/Regelwerke eingreifen. Derzeitige Testregelwerke in Die Analyse der derzeitigen nationalen Regelwerke hat gezeigt, dass manche Länder der automatisierten Mobilität einen sehr individuellen, fallbezogenen Ansatz bei der Beurteilung von Testanträgen verfolgen. Damit automatisierte Mobilitätssysteme künftig Beispiel dafür ist etwa Dänemark, wo viele ein „standardisierter” Teil des Verkehrssystems verschiedene Behörden und Personengruppen und unserer Gesellschaft werden können, involviert sind und jeder Testantrag einen ist es notwendig, diese auch auf Straßen mit nicht explizit definierten Prozess durchläuft. öffentlichem Verkehr zu testen. Nur durch solche Andere Länder verwenden eher standardisierte praxisnahen Tests kann herausgefunden werden, Ansätze. Dazu zählt unter anderem Schweden, welche Voraussetzungen und Bedingungen wo die Behörden „Site Acceptance Tests“ nach zukünftige rechtliche Regelwerke beinhalten einheitlichen Vorgaben durchführen. müssen. Wie in Tabelle 1 ersichtlich, zeigen sich in den Im Rahmen des Projekts SHOW wurden die elf Ländern bereits bei den generellen organisa diversen nationalen Herangehensweisen torischen Aspekten größere Unterschiede. Dabei gesammelt sowie deren Spezifika aufgezeigt und ist anzumerken, dass alle Bewertungen auf den analysiert. Durch die direkte Beteiligung von Angaben von SHOW Projektpartnern aus den je Projektpartnern aus elf EU-Länder, die für Demo- weiligen Ländern beruhen. Sites im SHOW Projekt verantwortlich sind, war es möglich einen umfangreichen Vergleich zu Information zum Antragsprozedere und den erstellen. Ansprechpersonen sind in den meisten Fällen verfügbar. Die Zugänglichkeit dieser Information Auf EU-Ebene fehlt bis dato ein klarer Rahmen unterscheidet sich aber bereits stark. Vielfach zur Durchführung solcher praxisnahen Tests. werden die Anträge nicht von einer zentralen In vielen Ländern wurden jedoch in den letzten Stelle, sondern von mehreren Behörden und Jahren unterschiedliche nationale Regelwerke Organisationen bearbeitet. eingeführt, die das Testen ermöglichen. Die Voraussetzungen und die damit eingeräumten Möglichkeiten variieren von Land zu Land sehr stark. In den meisten Fällen werden die Berechtigungen auf individueller Basis erteilt und mehrere Behörden sind in den Ablauf involviert. Die AntragsstellerInnen müssen üblicherweise davon ausgehen, dass sie die nationalen Behörden auf individueller Basis von der Notwendigkeit und Sicherheit der geplanten Tests überzeugen müssen. Die Anforderungen, die von den AntragstellerInnen dabei erfüllt werden müssen, sind aber in vielen Ländern nicht konkret definiert oder intransparent. Das macht die Planung von vergleichbaren Tests zu einer Herausforderung. Im Allgemeinen lässt
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