Band 2 - Schulessen Saale-Orla
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Band 2 Nachgedacht Sc h u le ss e n & A n g ep a c k t sa al e- or la und Gut Regional, Gesund Impressum Redaktion Sören Kube, Alexandra Lienig, Herausgeber Susanne Mohr, Olivia Pellenat, LEADER-Aktionsgruppe Alexander Pilling Saale-Orla e. V. Autor Vorsitzender Thomas Franke Hans-Joachim Petzold, Droyßig Bahnhofstraße 17 www.hassel-hof14.de 07369 Remptendorf Gestaltung Telefon 036640 – 4490 Anke Heelemann, Weimar buergermeister@remptendorf.de www.vergessene-fotos.de www.schulessen.org Illustrationen 1. Auflage 2012 Rosa Linke, Weimar 7000 Exemplare www.rosalinke.de Wir danken dem Landkreis und der Kreissparkasse Saale-Orla sowie dem Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera, die diese Publikation ermöglicht haben. Ein besonderer Dank gilt all denen, die ihr Fachwissen und Ihre Erfahrungen bei der Entstehung dieser Publikation eingebracht haben.
I NHALT 1 Wer kümmert sich um regionales, gutes, gesundes Schulessen? 04 1.1 Gemeinsam für gutes Schulessen 05 1.2 Wie wechselt man den Essenanbieter? 11 1.3 Vorteile regionaler Essenanbieter 13 2 Verpflegungssysteme & Qualitätssicherung 16 2.1 Verpflegungssysteme im Überblick 17 2.2 Qualitätssicherung durch Zertifizierung 19 3 Rahmenbedingungen 22 3.1 Zeit für entspanntes Essen 23 3.2 Ergänzende Speisemöglichkeiten 25 3.3 Bestell- und Abrechnungssysteme 27 3.4 Umsatzsteuer für die Essenausgabe 28 4 Vom Speiseraum zum "Schulrestaurant“ 30 4.1 Die Essenausgabe 31 4.2 Einrichtung des Speiseraums 35 4.3 Lautstärke im Speiseraum 36 4.4 Licht und Geruch im Speiseraum 37 4.5 Personal 38 5 Schulessen im Unterricht 40 5.1 Möglichkeiten der Einbindung in den Unterricht 43 5.2 Hauswirtschafts- und Projektküchen 45 5.3 Projekte und Projektwochen 46 5.4 Der Bauer in der Schule – die Schule auf dem Bauernhof 47 6 Partner für gute und gesunde Schulernährung 50
e in l e it u n g Ausgehend von vielen praktischen Erfah- rungen und erfolgreichen Praxisbeispie- len werden im Buch Im Frühjahr 2012 erschien Band 1 zum – die Rahmenbedingungen des Schul- Thema „Schulessen – Regional, Gesund essens dargelegt sowie verschiedene und Gut“, dem nun Band 2 folgt. Beide Verpflegungssysteme vorgestellt Publikationen richten sich an alle, die – Ratschläge und Anregungen gegeben, Einfluss auf die Verbesserung der Schul wie man vom Speiseraum zum „Schul- essenangebote nehmen wollen. Eltern restaurant“ gelangen kann bilden dabei die größte und wichtigste – Überlegungen angestellt, wie sich Gruppe. Oft wissen sie zu wenig darüber, die Themen Schulessen in den wie die Prozesse um das Schulessen schulischen und außerschulischen ablaufen, wie Zuständigkeiten geregelt Unterricht integrieren lassen sind und an welchen Stellen sie mit – regionale Verarbeiter und regionale welchen Mitteln eingreifen können. Produzenten benannt, die aktive Weg- Wichtiges Vorhaben der Herausgeber ist, begleiter auf dem Weg zu besserem dass regionale Produkte eine deutlich Schulessen sind oder werden können stärkere Rolle im Schulessen und darüber – Institutionen, Organisationen und hinaus einnehmen sollen. Gutes Essen Personen genannt, die sich aktiv und darf sich nicht ausschließlich über Ge- kenntnisreich mit dem Thema Schules- sundheit, Ausgewogenheit und Inhalts- sen befassen und als Ansprechpartner stoffe definieren. Kenntnisse über die zur Verfügung stehen. Herkunft und somit die Darstellung der regionalen Stoff- und Wertkreisläufe erscheinen unerlässlich. Neben den Eltern sind auch Lehrer und Schulverwaltung, regionale Essenanbie- ter und regionale Produzenten gefordert, sich intensiver mit dem Thema zu befas- sen und Partner für mögliche Kooperatio- nen näher kennen zu lernen. 02
KAPITEL 1 c h u le s s e n g e ht S a l l e an Soll Schulessen besser werden, müssen sich viele bewegen. Es liegt nicht am Koch allein. Die Möglichkeiten der Einfluss- nahme sind größer, als mancher glaubt. Regionalität sollte dabei ein wichtiges Kriterium sein.
gu te s sc hu le ss e n 1.1 . Ge m e in sa m fü r Was könne n Schül er beitragen? – bilden sich eine sachlich fundierte – Schüler aus höheren Klassenstufen Meinung (z. B. durch eine regelmäßige wählen „Speiseraum-Scouts“ aus, die Fragebogenaktion oder Küchenbesuche) die Abläufe während der Essenausgabe – leiten konstruktive Vorschläge an im Blick haben und regulieren helfen; Fachlehrer, Klassenlehrer, Schüler dabei schulen sie ihre sozialen Kompe- sprecher und Elternsprecher weiter – tenzen und sorgen eigenverantwortlich Meinungsäußerung ist wichtig! für Verbesserung – bitten Eltern und Lehrer, den Kontakt – kochen regelmäßig zu bestimmten zu Produzenten zu suchen, um mit Projekten für Mitschüler, Lehrer diesen ins Gespräch über die Produkte oder Eltern („Schüler kochen für…“) zu kommen – richten Schülercafés für die Pausen- – schlagen Lehrern Ideen für Projekttage verpflegung ein und betreiben diese zum Thema Schulessen vor – sammeln Ideen, um ihren Speiseraum praktischer einzurichten, gemütlicher zu machen, zu verschönern, suchen dazu das Gespräch mit dem Schulleiter oder dem Kunsterziehungslehrer – bewegen ihre Eltern dazu, bei einer notwendigen Verschönerung des Speiseraums zu helfen – überlegen, wie Abläufe während der Essenausgabe verbessert werden können, damit mehr Behaglichkeit einzieht und der Service stimmt 05
1 s c h u l e s s e n g e ht a ll e a n Was könne n Elter n beitragen? – tauschen sich regelmäßig über die – übermitteln Fach- oder Klassenlehrern Zufriedenheit ihrer Kinder mit dem Ideen oder Anregungen für Projekte Schulessen aus rund um das Thema Schulessen – erörtern bei Elternabenden oder Eltern- – stellen Kontakte zu regionalen stammtischen sowie mit dem Klassen- Produzenten her, um Hofbesuche, lehrer konstruktive Hinweise oder Gartenbesuche, Betriebsbesuche Verbesserungsvorschläge ihrer Kinder zu organisieren – lassen dem Schulelternsprecher – geben Überschüsse an Obst, Gemüse, Verbesserungsvorschläge zukommen, Beeren aus den eigenen Gärten nach die dieser in der Schulkonferenz zur Absprache an die Schulen, um dort das Diskussion stellt gemeinsame Zubereiten von Speisen zu unterstützen – kümmern sich in den Ferienmonaten um Schulgärten, ernten dort Obst und Gemüse, pflegen den Garten – unterstützen die Schule bei der Umgestaltung der Speiseräume durch Mitarbeit und Spenden – motivieren ihre Kinder, sie zu bestimm- ten Gelegenheiten zu Hause oder in der Schule zu bekochen („Heute koche ich für meine Eltern“, „Jugend kocht“) – gründen mit anderen, die an regionaler, gesunder, guter Ernährung interessiert sind, kleine Netzwerke und gehen entsprechende Projekte an 06
Was könne n Lehre r beitragen? – fassen das Thema Schulverpflegung als wichtigen Teil der Schulkultur auf und beleben es gemeinsam mit den Schülern – nehmen mit ihrer Teilnahme am ge- meinsamen Essen Vorbildfunktion ein; schätzen dabei Service, Abläufe und Räumlichkeiten kritisch ein – nutzen Unterricht und/oder Projekttage, um Rahmenbedingungen für das Schul – fassen Schulverpflegung als Teil essen zu verbessern (z. B. Raumgestal- ihrer eigenen Gesundheit auf tung, Fragebogenaktionen, Schulgarten) – diskutieren mit ihren Schülern die – treten in Kontakt zu Schulküchen der Essenqualität, Abläufe im Speiseraum, Region und regionalen Produzenten, Zufriedenheit mit dem Essen, Bestell- um einen lebendigen Austausch herzu- und Abrechnungssystem und sammeln stellen, der zu besserem gegenseitigen Verbesserungsvorschläge Verständnis beiträgt – arbeiten im Kollegium ihre Standpunkte – achten darauf, neben dem Wissen zum Schulessen, zum Speiseraum und zum gesunden und guten Essen auch zu Abläufen rund um das Essen heraus, Methoden zu praktizieren, die zur bringen diese in der „Mensa-Runde“ Änderung von Gewohnheiten führen: oder „Essen-AG“ ein beispielsweise Zeit für Kochen und – behandeln das Thema Regionales Essen nehmen, mehr Wert auf regionale Schulessen in vielfältiger und schmack- Produkte legen hafter Weise regelmäßig im Unter- – machen das Thema „Essen“ für Jungen richt und vertiefen es im Rahmen und Mädchen gleichermaßen schmack- von Projekttagen haft, brechen dadurch das duale System „Mädchen kochen – Jungen machen was anderes“ auf 07
1 s c h u l e s s e n g e ht a ll e a n Was kann die Schul kon- ... was die Schul förde rvere ine? feren z beitragen? – können als Zusammenschluss enga- gierter Eltern, Bürger und Unternehmen Die Schulkonferenz setzt sich aus Vertre- Aufgaben zum Thema Schulessen über- tern der Eltern, der Schüler, der Lehrer nehmen (vgl. Abschnitt Eltern) und dem Schulleiter zusammen. Sie berät – können Gelder sammeln, die für Fragen, die alle vertretenen Interessen- Projekte eingesetzt werden gruppen berühren, entscheidet auch über die Auswahl des Schulessenanbieters. – können bei der Umgestaltung des Die Schulkonferenz Speiseraums mitwirken, Projektwochen initiieren, begleiten und ausgestalten – kann kritische Hinweise, Verbesserungs- vorschläge oder Änderungswünsche – können Schulfeste mitorganisieren zum Thema Schulessen aufgreifen und ausgestalten – gibt Empfehlungen und trifft Entschei- dungen, unter anderem zu Fragen ... und was der Fachdienst der Pausenverpflegung, der Aufstel- Schulverwaltung? lung von Verpflegungsautomaten, zu Da eine staatliche Schule keine Rechts- außerunterrichtlichen Angeboten, zur person ist, tätigt der Fachdienst Schul- Zusammenarbeit mit außerschulischen verwaltung im Landratsamt die geschäft- Einrichtungen, zu baulichen Fragen an lichen und juristischen Angelegenheiten der Schule der Schule. Dabei ist er für wesentliche Bereiche des Schulessens zuständig: – Abschluss von Liefer- und Leistungs verträgen mit Schulessenanbietern im Auftrag der Schulkonferenz – Ausstattung der Speiseräume und Projektküchen – Vertragsgestaltung für Pausenversorgung und Automaten im Auftrag der Schulen – Abstimmung der Schülerbeförderung 08
Wa s kön nen Re gio na le ... und was Regionale Es sen an bie ter bei tragen ? Produzenten? – halten einen „heißen Draht“ zu den – stellen dauerhaft Kontakte zu den- Schulen, für die sie kochen jenigen her, die ihre Produkte kaufen – machen sich ihren Gästen bekannt – erläutern die Qualitäten ihrer Produkte – besuchen zu bestimmten Gelegen offen und durchdacht, stellen deren heiten die Schule und stehen als Vorzüge dar Gesprächspartner zur Verfügung – prüfen, ob und wie sie Produktion und – erkunden die Zufriedenheit ihrer Logistik für die Versorgung der regiona- Gäste durch regelmäßige Abfragen, len Schulküchen verbessern können Meinungsbriefkasten und Gespräche, – denken gemeinsam mit regionalen um darauf reagieren zu können; Verarbeitern (Schulküchen) darüber überlegen dabei, ob und wie sie nach, wie sie durch verstärkte Zusam- Schüler für eine Verbesserung der menarbeit wirtschaftliche Vorteile Abläufe gewinnen erzielen können – schulen ihr Personal im Hinblick auf – unterbreiten für Schulklassen attraktive Service, Organisation und Hygiene, Angebote wie Hofbesuche, Projekttage wenn dieses auch die Essenausgabe oder Informationsgespräche, um leben- tätigt dige Partnerschaften zu entwickeln, die – kooperieren mit regionalen Produzen- über den Schulalltag hinaus reichen ten, um auf beiden Seiten wirtschaft- – informieren sich über veränderte liche Vorteile zu erzielen Essgewohnheiten junger Menschen – streben eine Zertifizierung ihrer Unter- und reagieren mit ihren Produktions nehmen an, um durch die damit ein- linien darauf (z.B. essen junge Frauen hergehende Qualitätsverbesserung mehr Obst und Gemüse, weniger und Transparenz entsprechende Preise Fleisch) begründen zu können – begreifen Schulessen gemeinsam mit Schule und Eltern als Lernfeld 09
1 s c h u l e s s e n g e ht a ll e a n ... und was die LEADER- Aktionsgruppe Saale-Orla? Der Verein LEADER-Aktionsgruppe Saale- Orla hat die Aufgabe, die strategische Entwicklung in der Saale-Orla-Region mit- zusteuern und zu fördern. Mitglieder der LEADER-Aktionsgruppe sind der Saale- Orla-Kreis, die Kreissparkasse Saale-Orla, Städte und Gemeinden, Vereine, Verbän- de, Betriebe und Privatpersonen. Auf der Basis einer gemeinsamen Strategie entwi- ckelt der Verein Projekte und unterstützt regional bedeutsame Vorhaben. Im Jahre 2009 initiierte die LEADER- Aktionsgruppe Saale-Orla das Projekt Was kann der Kreistag „Schulessen – Regional, Gesund und Gut“. Saale-Orla-Kreis beitragen? Sie ließ hierzu ein Konzept erarbeiten, das derzeit gemeinsam mit dem Landkreis Der Kreistag ist das höchste beschlie- und weiteren Partnern umgesetzt wird. ßende Organ im Landkreis. Landrat und In einer Strategiegruppe wirken Vertreter Landkreisverwaltung sind zur Erfüllung aller betroffenen Interessengruppen mit. der Kreistagsbeschlüsse verpflichtet. So Der Verein steuert den Entwicklungspro- kann der Kreistag beispielsweise finanzi- zess, initiiert Wettbewerbe oder Projektta- elle Mittel zur Verbesserung der Situation ge und vernetzt die betroffenen Schulen. der Schulessenversorgung beschließen, Zudem ist er mit der Fördermittelbeschaf- ebenso als Träger des ÖPNV auch Einfluss fung befasst und beteiligt sich an der auf den Schulbusverkehr nehmen. Eine Finanzierung vernetzter Projekte. detaillierte Untersetzung der Finanzen übernimmt der Fachdienst Schulverwal- tung, der dem Kreistag gegenüber rechen- schaftspflichtig ist. 10
1.2 Wie wec hselt man Den Esse nanb iete r? Eltern haben eine Palette von Möglich- keiten, um Veränderungen beim Es- senanbieter zu bewirken. Wer sich für besseres Essen einsetzt, erzielt nicht nur einen Gewinn für sein Kind, sondern für viele Kinder und auch für die Lehrer. Bevor ein Wechsel des Essenanbieters vollzogen wird, sollte die Schulkonfe- renz Möglichkeiten einer verbesserten Kommunikation suchen. Gespräche zwischen Schule (Lehrer, Schüler- und Elternvertreter), Essenanbieter und Ausgabepersonal sind ein probates Mittel, um die Erwartungen des Part- ners auszuloten und Probleme zu besprechen. Die kurzen Wege zu Anbie- tern sind zu nutzen. Führen die Gespräche nicht zum ge- wünschten Ergebnis, kann die Schul- konferenz einen Anbieterwechsel beschließen. Der Entschluss wird dem Fachdienst Schulverwaltung beim Land- ratsamt mitgeteilt. Dieser kündigt daraufhin den Liefer- und Leistungsver- trag mit dem Essenanbieter. Die Kündi- gung muss spätestens bis 30.04. für das folgende Schuljahr erfolgen. 11
1 s c h u l e s s e n g e ht a ll e a n Für die Bindung an den neuen Essenan Bei der Auswahl sollte die Schulkonferenz bieter gilt das gleiche Prinzip. Hat die – Kriterien diskutieren, nach denen Schulkonferenz einen neuen Anbieter der neue Essenanbieter ausgewählt ausgewählt, teilt sie dem Fachdienst werden soll Schulverwaltung ihre Entscheidung mit, der die vertragliche Beziehung regelt. – Erfahrungen anderer Schulen einholen – Testessen veranstalten – das direkte Gespräch mit den regionalen Anbietern suchen – die Möglichkeit der kurzen Wege nutzen und die in Frage kommenden Betriebe besichtigen Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla e.V. und die Schulverwaltung setzen sich für regionale Essenanbieter und die Verwen- dung regionaler Produkte ein. Wer sich für einen regionalen Essenanbieter entscheidet, sollte beachten, dass vor allem kleinere Betriebe begrenzte Kapazi- täten haben. Diese Partner brauchen eine gewisse Zeit, um sich auf die neue Situa- tion einzustellen, können auf die Gege- benheiten der jeweiligen Schule aber in der Regel besser eingehen. 12
na le r 1.3 Vo rt e il e re gi o Ess e na nb ie te r „Bitte warten – sie werden verbunden.“ Große Unternehmen beeindrucken oft mit imposanter Außendarstellung, glän- zenden und perfekten Lösungen. Die Realität ist mitunter anders. Dann erweist sich der weit entfernte Firmensitz als Nachteil. Kontakte bleiben unpersönlich, worunter die Verständigung über strittige Fragen leiden kann. Bei regional verankerten, zumeist kleinen Essenanbietern ist die Nähe zum Kunden ein unschätzbarer Vorteil. Diesen poten- ziellen Vorteil in realen Gewinn umzu- wandeln, muss sowohl Anliegen der Schule als auch der Schulküche sein. – Mit dem regionalen Anbieter ist man kurz verdrahtet. Um ein Problem zu Welche Vorteile bietet der regionale beheben, genügt manchmal ein Anruf Essenanbieter? oder ein kurzes, klärendes Gespräch. – Mit der Chefin oder dem Chef eines – Mit dem regionalen Essenanbieter regional verankerten Essenanbieters ist lassen sich Projekttage oder Projektwo- man persönlich bekannt, kennt oft auch chen zu Themen wie Ernährung, Kochen, die Mitarbeiter des Unternehmens. Sie Gesundheit umsetzen. Gemeinsame können sich ohne größeren Aufwand Aktionen festigen die Partnerschaft, regelmäßig in der Schule vorstellen. Die schaffen Vertrauen und binden anein Mitarbeiter gehören zur Region und sind ander. daher auf ihren guten Ruf bedacht. 13
1 s c h u l e s s e n g e ht a ll e a n – Der regionale Anbieter kann spezielle – Die Erfahrungen der Essenteilnehmer Wünsche der Schule besser bedienen. Im können regelmäßig im direkten Gespräch Thüringer Eichsfeld wird zum Beispiel ausgetauscht werden. Das führt zu grö- freitags von vielen kein Fleisch gewünscht ßerer Klarheit und beugt Missverständ- (Fastentag). Im Saale-Orla-Kreis ist in man- nissen vor. chen Gegenden donnerstags Kloßtag. Wer – Regionale Anbieter bedeuten regionale solche Wünsche bedient, leistet ausge- Wertschöpfung und regionale Arbeits- zeichneten Service. plätze. Wirtschaftlich gefestigte Unter- – Gut funktionierende Partnerschaften nehmen sind ein Gewinn für die Region. zwischen Schulen und regionalen Essenan- Wer den Nachbarn unterstützt, wird von bietern können über den Speiseraum dessen Gewinn profitieren. hinaus wirken. Auch die Darstellung in regionalen Medien oder im Schulalltag bedeutet Gewinn für beide Seiten.
KAPITEL 2 f l e g u n gs - V e rp s yst e m e & Qua l itäts - si c h e ru n g Die heutige Gemeinschaftsverpflegung wird von Technologien beherrscht, die man kennen muss. Gleichzeitig sind die Qualifikation der Köche, die Hygiene, eine nachhaltige Wirtschaftsweise sowie Service und Kommunikation von Bedeutung. Eine Zertifizierung des gesamten Prozesses stellt ein ganz besonderes Gütesiegel dar.
yst e m e 2. 1 V e rp fl e gu ngss im Üb e rb li ck Verpflegungssysteme unterscheiden sich danach, ob am gleichen Ort gekocht und gegessen wird, oder ob Essen in warmer oder gekühlter Form an Ausgabestellen transportiert wird. Bei vorschriftsmäßiger Anwendung bieten alle drei nachfolgend genannten Systeme ausgezeichnete – Systeme benötigen viel Platz für eine Essensqualität. vollständig ausgestattete Küche In der Praxis finden sich Kombinationen sowie viel Fachpersonal der Systeme. Ein Produzent kann bei- – erledigen Einkauf, Lagerung, spielsweise an einem Standort kochen Vorbereitung, Zubereitung, Ausgabe, und ausgeben (Frisch- und Mischkostsys- Reinigung, Entsorgung tem), gleichzeitig aber auch andere – können auch Zentralküchen sein, Ausgabestellen beliefern (Warmverpfle- die andere Orte mit fertig gekochtem gungssystem). Essen beliefern (Warmverpflegung) a) Frisch- und Mischkostsystem b ) Kochen und Warmhalten (Cook and Hold, Warmverpflegungssystem) Bei Frisch- und Mischkostsystemen werden die Speisen direkt in der Schule Nach dem Kochen in der Küche werden zubereitet und ausgegeben. Damit die heißen Speisen zur Schule transpor- entfallen Transporte. tiert und dort ausgegeben. Merkmale für Frisch- und Mischküchen Merkmale der Warmverpflegung – verwenden hauptsächlich unverarbeitete – Zubereitung der Speisen in Frisch- oder oder nur gering verarbeitete Lebens- Mischküchen; Auslieferung in Wärme- mittel und verzichten weitgehend auf transportbehältern zur Ausgabestelle vorgefertigte Produkte – Kerntemperatur des Essen muss bis – in Mischküchen kommen auch zum letzten Essenteilnehmer über vorgefertigte Produkte zum Einsatz 65° C liegen 17
2 v e r p fl e g u n g s s y s t e m e & Q ua lität s s i c h e r u n g – Warmhaltezeiten von mehr als 3 Stunden – In den Ausgabestellen werden Speisen (maximal erlaubte Warmhaltezeit) nach mit Heißluftöfen/Kombidämpfern der Abfüllung führen zu Qualitätsver- schnell erwärmt (regeneriert) und lusten in Bezug auf Nährstoffgehalt, sind ausgabefertig Geschmack, Farbe und Konsistenz – bleiben viele wertvolle Eigenschaften – geringerer Platz- und Energiebedarf der Lebensmittel erhalten für Ausgabestelle – ist die Einhaltung der vorgeschriebenen – geringere Personalkosten, da Fach- Warmhaltezeit unproblematisch, wenn personal in der Küche, aber nicht an der Ausgabestelle regeneriert wird an der Ausgabe benötigt wird – entstehen hohe Investitionskosten – geringerer Organisationsaufwand (Gerätetechnik) und hohe Energie- an der Ausgabestelle kosten – besteht größerer Raumbedarf c) Kochen und Kühlen / Kochen und für Kühlschränke und Öfen Gefrieren (Cook and Chill / Cook and – ist keine tägliche Anlieferung nötig, Freeze) wodurch sich Transportkosten reduzieren In der Küche werden die Speisen nach – ist eine flexible Anpassung der Portions- dem Kochen schnell abgekühlt. Im An- mengen und eine bessere Anpassung an schluss erfolgt der Transport zur Schule. sich ändernde Teilnehmerzahlen möglich Dort werden sie erwärmt oder fertig - können Rezepturen nicht kurzfristig gegart und ausgegeben. geändert werden Merkmale – ist die Produktqualität konstant – muss strikt auf die Einhaltung – die Speisen werden nach der Zuberei- der Kühlkette geachtet werden tung in der Zentralküche schnell abge- – fällt mehr Verpackungsmüll an kühlt (Schockkühlung: innerhalb von – fallen geringere Personalkosten 2 Stunden auf 1° bis 3° C; Schockfros- an der Ausgabestelle an ten: in sehr kurzer Zeit auf -18°C) – ist geschultes Personal wichtig – Speisen/Komponenten sind bei Kühl- kost ca. 5 Tage, bei Tiefkühlkost mehrere Wochen haltbar 18
2.2 Qual itätssi cherung durc h Zerti fizie rung Die Hochschule Niederrhein hat im Eine Zertifizierung Auftrag der LEADER-Aktionsgruppe – ist eine Anerkennung von neutraler Saale-Orla e.V. ein Zertifizierungspro- Stelle, die die erbrachten Leistungen gramm für regionale Schulküchen und Qualitäten anerkennt erstellt. Neben Hygieneanforderungen, Prozessabläufen, Fortbildungen u.a. – belegt, dass vorgegebene Leistungs- wird dabei auch der Einkauf regionaler merkmale eingehalten werden Produkte dokumentiert. Die Zertifizie- – wirkt vertrauensbildend und verschafft rung ist zunächst für Schulküchen im Sicherheit, wenn sie regelmäßig erfolgt Saale-Orla-Kreis gedacht. Eine Auswei- – legt die Leistungsfähigkeit tung ist möglich. Regionale Schulkü- des Anbieters offen chen, die sich durch die Hochschule Niederrhein zertifizieren lassen, können –kann helfen, Arbeitsprozesse sich mit dem erreichten Qualitätssiegel zu optimieren am Markt platzieren. Für Schüler, Lehrer Die Essenanbieter lassen im Zertifizierungs und Eltern bedeutet das Qualitätssiegel prozess u.a. folgende Kriterien prüfen: eine Orientierung. – Herstellung und Transport (z.B. Qualifi- kation der Mitarbeiter, Wareneinkauf, Speiseplangestaltung, Menüzusammen- stellung, Nährwert, Kennzeichnung, Warmhaltezeiten) – Hygiene (z.B. Temperaturkontrolle, Warmhaltezeiten, Küchen- und Personalhygiene) – Kommunikation (z.B. Gästebefragung, Beschwerdemanagement, Kunden- betreuung) – regelmäßige Weiterbildung der Mitarbeiter, Schulungen 19
2 v e r p fl e g u n g s s y s t e m e & Q ua lität s s i c h e r u n g Im Bereich Menüzusammenstellung – maximal 8 mal im Monat Fleischgerichte und Einkauf werden u.a. folgende – mindestens 4 mal im Monat Normen gefordert: Fischgerichte – zwei bis dreimal frisches Obst – mindestens 20% des Wareneinkaufs pro Woche stammen von Betrieben einer erstellten Liste regionaler Erzeuger oder aus maxi- – jedes Menü mit gegartem Gemüse mal 50km vom Küchenstandort ent- oder Gemüserohkost fernten Betrieben (Randgebiete des – Beilagensalat mindestens Landkreises). Dieser Wert wird mittels zweimal pro Woche Lieferscheinen nachgewiesen. – maximal zweimal im Monat frittierte Interessenten wenden sich bitte an das oder gebratene Kartoffelspeisen LEADER-Management Saale-Orla. 20
KAPITEL 3 RAHMEN- BEDINGUNGEN Die Umstände, unter denen in der Schule gegessen wird, unterscheiden sich von Ort zu Ort. Sowohl die jeweili- ge Schulform als auch Angebote der Pausenverpflegung, das Bestell- und Abrechnungssystem sowie steuer lichen Fragen bestimmen mit darüber, unter welchen Umständen das Essen eingenommen wird und wie viele daran teilnehmen.
en 3.1 Ze it fü r en tspan nt es Ess ch ul e – Au f de m We g zu r Ga nztagss Was steht entspanntem Essen und mehr Wer nach dem Essen in einer Müdigkeits- Teilnehmern am Schulessen oft im Wege? phase Räume zur Erholung aufsuchen Gedränge im Speiseraum, Schlangen an kann, wird danach wieder besser lernen, der Ausgabe, Hektik und Lärm, zu kurze spielen und begreifen können. Ein solches Essenszeiten, lange Wege zum Speise- Schulkonzept ist nicht von heute auf raum, Lehrermangel und nicht zuletzt die morgen realisierbar, verspricht aber Fahrpläne der Schulbusse. mittel- und langfristig beste Erfolge, nicht Wer ernsthaft Verbesserungen anstrebt, zuletzt im Hinblick auf eine Esskultur, die muss zuerst das Schulkonzept betrachten. diesen Namen verdient. Ganztagsschulen legen ihre Personal-, Zeit- und Raumorganisation so an, dass Pausenzeiten deutlich länger sind. Ent- spannung und Rhythmuswechsel mit genügend Zeiten für Ruhe und Erholung – auch und gerade beim Essen! – sind Kernbestandteile dieses Konzeptes. 23
3 r a h m e n b e di n g u n g e n Und wenn das bestehende Schulkon- Das Essen wird in Terrinen und Schüs- zept einer entspannten Esseneinnahme seln vorportioniert, an den Tischen zu wenig Zeit und Raum gibt? bedienen sich die Schüler selber. In diesen Fällen sollte derjenige, der – Schüler bringen sich in die Speiseplan- mit dem aktuellen Zustand hadert, in gestaltung ein, äußern Wünsche und anderen Richtungen nach Verbesse- entwickeln Ideen für neue Gerichte rung suchen. Ein Erfolg versprechender oder Menüs. Lösungsansatz ist Beteiligung. Essen – Schüler oder Schülerfirmen organi- stiftet Gemeinschaft. Es lohnt, dafür sieren eine Salat- oder Obst-Bar, Partner und Unterstützer zu suchen, bereichern den Speiseplan, sorgen denn wo sich viele engagieren, werden damit für qualitativ besseres Essen die Aufgaben für jeden Einzelnen und erzielen Einnahmen. weniger. Zudem kommt es dem Ge- rechtigkeitssinn Jugendlicher entge- – Schüler kochen für Schüler: Es kann gen, wenn bei bestimmten Aufgaben immer Gelegenheiten geben, mit einer „alle mal dran sind“. vorhandenen Schulküche zu bestimm- ten Gelegenheiten die Mitschüler zu Beteiligung – Anregungen aus der Praxis versorgen. – An einer Schule reduziert sich die – In einem internen Schulwettbewerb Zahl der Lehrer. Im Oberstufenbereich wird die beste Gestaltungsidee für den werden deshalb „Speiseraum-Scouts“ Speiseraum gesucht. Schüler setzen eingesetzt. Sie fungieren als stille Beob- sie in einer gemeinsamen Aktion um. achter, stehen für Fragen oder bei Pro- – Es fehlt an Abstellmöglichkeiten für blemen zur Verfügung. Dabei können Schulranzen. Ranzen, Taschen und sie ihre sozialen Kompetenzen schulen. Beutel liegen herum. Schüler bauen – Schüler übernehmen Aufgaben im im Werkunterricht geeignete Regale. Speiseraum, zum Beispiel: Kontrolle – Schüler erfragen die Meinungen der der Chipkarten oder Essenmarken, Essenteilnehmer zum Essen. Tische reinigen, Beteiligung am Pausenverkauf, Bestücken von Buffets – Schülervertreter werden zu Gesprächs- runden zwischen Anbieter, Lehrer- und – Es gibt nicht genügend Kräfte an der Elternvertretern hinzugezogen. Essenausgabe. Ein anderes Tischkon- zept ermöglicht mehr Beteiligung. 24
3.2 Ergä nzen de Speis emö glic hkeit en – Schü lercafés, Bistros, Junge Menschen sind begeisterungsfä- hig. Mit einer guten Kombination aus Schü lerf irme n interessantem Projektansatz, Übertra- gung von Verantwortung und kluger Kontrolle können sie das Handlungsfeld „Essen in der Schule“ mitgestalten, eige- ne Akzente setzen und neue Esskulturen entwickeln. Was ist nötig? Und was ist möglich? – Am Anfang steht eine Analyse aller Verpflegungsangebote außerhalb der warmen Mittagsmahlzeit. Man erkun- det, wo die Produkte herkommen und welche Qualitäten sie haben. – An manchen Schulen besteht die Pau- senverpflegung überwiegend aus süßen Riegeln, Kuchen, Pizza, belegten Brötchen und Hot Dogs. Solche Angebote sind kritisch zu hinterfragen. Man überlegt, wie Verbesserungen zu erreichen sind. – Geht man daran, die Pausenverpfle- gung zu verbessern, dürfen Angebote nicht dem Zufall oder persönlichen Vorlieben überlassen werden. Für Schüler wichtige Kriterien wie „peppig“, „knusprig“, „cool“, „frisch“ sind bewusst mit Anforderungen wie Ausgewogen- heit, Gesundheit und regionale Her- kunft zu kombinieren. 25
3 r a h m e n b e di n g u n g e n – Schüler entwickeln pfiffige Ideen, um mit ihren Angeboten gleichzeitig für eine bessere Esskultur zu werben. – Schüler gründen unter Mithilfe von Lehrern ein Schülercafé, ein Schüler- bistro, eine eigene Pausenverpflegung. Dabei erwerben sie wichtige Fähigkeiten in Bereichen wie Kalkulation, Abrech- nung, Catering, Präsentation, Hygiene, Umgang mit Kunden. – Die Gestaltung der entsprechenden Räume sollten die Jugendlichen nach Möglichkeit selber vornehmen. Sie müssen sich mit „ihrem“ Café, Bistro, Restaurant identifizieren. – Schülerfirmen können solche Einrich- tungen nicht nur mit Kompetenz- gewinn betreiben, sondern dürfen in gewissem Umfang Gewinn machen, da sie eine pädagogische Zielsetzung verfolgen. – Ortsansässige Firmen oder der Eltern- verein können die Einrichtung des Schüler-Bistros sowohl materiell als auch finanziell unterstützen. Es sind Aktionen denkbar, die Geld einbringen (Kuchenbasar, Schüler kochen für Sponsoren). – Es gibt Senioren, die ihr Fachwissen oder ihre freie Zeit gern in solche Anliegen einbringen. 26
3.3 Best ell- und Abre chnu ngss yste me Das Bestell- und Abrechnungssystem ist Was ist für Essenanbieter wichtig? ein sehr wichtiger Baustein im Verpfle- – Vereinfachung von Bestellung gungssystem. Für regionale Anbieter ist und Abrechnung ein landkreisweit einheitliches Bestell – einfaches, zeitsparendes Einpflegen system anstrebenswert. Aktuelle Erfah- der Angebote rungen belegen, dass einige der aktuell verwendeten Systeme recht personal- – geringe Kosten des Systems und zeitaufwändig zu handhaben sind, – einfache Handhabung wodurch lästige Nacharbeiten anfallen. – Beschwerdemanagement Grundsätzlich sollte ein solches System Was ist für Eltern wichtig? – intuitiv zu erfassen sein – hohe Transparenz – für alle Altersklassen anwendbar sein – Kostenkontrolle – den unterschiedlichen Anforderungen – von zu Hause aus bedienbar, verschiedener Nutzer gerecht werden einfache Handhabung – ausführliche Informationen Was ist für Schüler wichtig? – einfache Bedienbarkeit – schnelles Auffinden der Informationen – Verfügbarkeit von Zusatzinformationen – optimale Darstellung der Inhalte für alle Altersklassen 27
3 r a h m e n b e di n g u n g e n ur er 3.4 st eu er mach t ess en te Die Entscheidung über die steuerliche Es gibt für die Schulen nur eine Möglich- Behandlung der Essenausgabe liegt beim keit, um ebenfalls 7% Mehrwertsteuer. Gesetzgeber auf Bundesebene. Er hat zahlen zu müssen: Wird das Essen in die festgelegt, dass Schulessen, das vom Schule geliefert und dort ehrenamtlich gleichen Anbieter zubereitet und an der oder im Rahmen der Ganztagsbetreuung Schule ausgegeben wird, mit 19% besteu- durch Mitarbeiter der Schule ausgegeben, ert wird. Die Fastfoodkette direkt neben ist nur eine Mehrwertsteuer von 7% fällig. der Schule braucht, wie alle anderen Das bedeutet aber einen hohen organisa- Straßenverkäufer auch, ihren Imbiss torischen Aufwand für alle Beteiligten. jedoch nur mit 7% zu besteuern. Damit Da diese gesetzliche Regelung schwer sind die Schulessenanbieter grundsätzlich nachvollziehbar ist, wirken Vereine und im Nachteil, denn ihr Essen ist grundsätz- Verbände auf eine Veränderung auf Bun- lich 12% teurer. desebene hin. Ziel ist eine Besteuerung des Schulessens unabhängig von den Ausgabebedingungen mit 7%. Und wenn Schulessen generell als päda- gogisches Ziel begriffen wird, muss künf- tig über eine Mehrwertsteuer von 0% diskutiert werden. Wer sich für eine Mehrwertsteuer von 7% auf Schulessen einsetzen möchte, kann sich auf unserer Internetseite www.schu- lessen.org unter Downloads eine Unter- schriftenliste des Deutschen Netzwerkes Schulverpflegung e.V. herunterladen. Die gesammelten Unterschriften sind an die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla zu senden. Sie werden dort gesammelt und weitergeleitet. 28
KAPITEL 4 Vom Speiseraum zum "Schulrestaurant“ Manche Schule hat bereits ihren Wunschspeiseraum. An anderen Schu- len denken Eltern und ihre Kinder seit langem darüber nach, ihn zu verschö- nern und praktischer einzurichten. Eine umfassende und kluge Analyse ist der erste Schritt auf dem Weg zum „Schul- restaurant“.
Die Einrichtung eines „Schülerrestau- 4.1 Die Ess enau sg ab e rants“, das diesen Namen verdient, erscheint als unerreichbares Ideal. Die zügige und auf die Bedürfnisse der Lohnt es, dieses Ideal Wirklichkeit Gäste abgestimmte Verteilung des Mit- werden zu lassen? Aber natürlich! tagessens stellt für jede Küche oder Wer möchte nicht ein Schulrestaurant Ausgabestelle eine logistische Herausfor- aufsuchen, in dem man... derung dar. In der Schule gibt es eine große Zahl an Essenteilnehmern mit sehr – mit Mitschülern und Lehrern unterschiedlichen Bedürfnissen und entspannt und ohne Hast isst Tagesrhythmen. – ständig einen freundlichen Umgang Eine ganz wichtige Rolle spielt das Perso- mit dem Küchenpersonal pflegt nal. Während der Ausgabezeit ist es stark – sich auch selbst bedienen und gefordert, und jeder Handgriff muss ein Menü zusammenstellen kann sitzen. Küchenfrauen und Küchenmänner – selber bei der Planung und sollen das Essen ansprechend herrichten, Gestaltung mitwirkt zügig ausgeben, Warmhaltezeiten beach- – ein einladendes Ambiente vorfindet ten, Buffets auffüllen, hygienischen – nicht anstehen muss Standards genügen und Abrechnungs- – freie Blicke vorfindet modalitäten erledigen. – nach dem Essen bleibt und sich Bei der Essenausgabe lassen sich ausruht, Zeit für Gespräche hat oder im Wesentlichen vier Modelle einen Capuccino trinkt unterscheiden. – Rückzugsbereiche vorfindet, in denen Ausgabetheke / „Essenluke“ Hausaufgaben erledigt, gelesen oder Cafeteria-Linie im Internet recherchiert wird Free-Flow-System Der Raum, in dem das Schulessen einge- nommen wird, benötigt ein Raum-Farb- Tischgemeinschaft konzept und ein auf schulische Abläufe abgestimmtes Nutzungskonzept. Er kann multifunktional sein. 31
4 vo m SP e i s e r au m z u m „ SCh u l r e s tau r a n t “ Ausgabetheke / „Essenluke“ Cafeteria-Linie Die Ausgabetheke ist in vielen Schulen Im Unterschied zum Thekensystem haben üblich und im Detail sehr unterschiedlich die Teilnehmer eine längere Theke vor sich. gestaltet. In manchen Schulen erscheint Getränke oder Desserts können selbst sie – leider – eher als „Loch mit Mauer“ gewählt und auf ein Tablett gestellt wer- an der Stirnseite des Speiseraums, mit den. Die Hauptmahlzeit wird ausgereicht. Fliesen beklebt, die das Abwischen Merkmale erleichtern. In anderen Schulen ist dieser zentrale Teil des Speiseraums schön – Essenteilnehmer haben größere gestaltet und die Theke geräumig, sind Wahlmöglichkeiten Geschirrrückgabe und Essenausgabe – es kommt schnell zur Schlangenbildung gut getrennt. – man benötigt mehr Personal Das vorbestellte Essen wird auf den für die Ausgabe Tellern portioniert und an die Essen- – man benötigt ein Kassiersystem teilnehmer ausgehändigt. In der Regel Free-Flow-System werden Dessert, Salat und Getränk mit ausgehändigt. Beim “freien-Fluss-System” besteht große Bewegungsfreiheit. Es gibt keine Linie, Merkmale sondern mehrere Ausgabestellen (Buffets, – spart Platz Theken) für Hauptgerichte, Salate und – spart Personal Desserts. Die Essenteilnehmer treffen an – es können wenig Teilnehmer allen Stellen ihre eigene Wahl. zeitgleich versorgt werden Merkmale – es kommt zur Schlangenbildung – Essenteilnehmer haben umfangreiche Wahlmöglichkeiten – Vorlieben, Gewohnheiten, Unverträg- lichkeiten können berücksichtigt werden – Portionsgröße wird selbst bestimmt – es entsteht weniger Abfall – zügige Abfertigung möglich – man benötigt viel Platz 32
Tischgemeinschaft Wie erzielt man Verbesserungen des Bei der Tischgemeinschaft werden bestehenden Ausgabesystems? Schüsseln, Platten, Saucieren und – Grundlegende bauliche Änderungen Kannen an der Essenausgabe gefüllt, sind selten auf die Schnelle zu bewerk- auf die Tische gestellt oder durch die stelligen. Gemeinsam mit dem Schulträ- Essenteilnehmer dorthin gebracht. Am ger, dem Schulförderverein und dem Tisch bedienen sich die Essenteilneh- Essenanbieter kann man eine Analyse mer selbständig. Diese Art der Vertei- vornehmen. lung fördert das Gemeinschaftsgefühl. – Kombinationen der vier beschriebenen Merkmale Ausgabesysteme sind überlegenswert. – Portionsgrößen werden – Die Realisierung von Veränderungen individuell bestimmt liegt bei der Schulkonferenz, dem Schulträger und dem Schulförderverein. – weniger Abfälle – stiftet Gemeinschaft – spart Personal – erfordert klare Regeln für das Verteilen der Schüsseln sowie das Verhalten am Tisch – hat besondere Anforderungen an das Bestell- und Abrech- nungssystem 33
4 vo m SP e i s e r au m z u m „ SCh u l r e s tau r a n t “ Was kann man mit wenig Geld, kluger – Abstellplätze für benutztes Geschirr Überlegung und gemeinsamer Tatkraft im Ausgangsbereich anlegen, dass angehen? sie den Appetit für Neuankömmlinge – hässliche Fliesen entfernen, statt nicht verderben dessen Putz und Farben anbringen – Angebot gegebenenfalls verbreitern, – Wände künstlerisch gestalten Wahlmöglichkeiten schaffen, Themen- wochen anbieten (z. B. regional, – Ausgabetheken vergrößern italienisch, asiatisch, vegetarisch) – Abläufe und Wege im Speiseraum – ein Salatbuffet oder eine Obstbar kreuzungsfrei gestalten einrichten, die Auswahlmöglich- keiten schaffen und individuellen Bedürfnissen Rechnung tragen – Freundlichkeit im täglichen Umgang praktizieren: nette Begrüßungen, Nachfragen, freundliche Worte und Gesten heben die Stimmung auf beiden Seiten, sorgen für Wohlbefin- den und fördern den Appetit – „Speiseraum-Scouts“ oder „Mensa- Scouts“ können als stille Beobachter helfen, auf Sauberkeit und Ordnung zu achten und im Bedarfsfall Hand anlegen 34
4.2 Einrichtung des Speiseraums Von der Art der Einrichtung des Speise- raums hängt das Wohlfühlen entschei- dend ab. Ist die Art der Essenausgabe geklärt, sind Fragen der Einrichtung zu bedenken. Nachgedacht & angepackt: – Wie kann der vorhandene Platz noch besser genutzt werden? – Ist die Möbelanordnung sinnvoll und durchdacht? – Welche Altersklassen nehmen – Gibt es ansprechende Wechsel aus täglich am Essen teil? kleinen und großen Tischgruppen? – Wie müssen Raum und Möbel – Können Schultaschen, Kleidung und dementsprechend gestaltet sein? Gepäck so abgelegt werden, dass sie – Sind die Möbel altersgerecht, beim Essen nicht stören? Lässt sich ein pflegeleicht und ergonomisch Vorraum als Garderobe einrichten? angepasst? – Welche Funktionen hat der Raum über – Welche Gegebenheiten verursachen die Esseneinnahme hinaus noch zu Unruhe? erfüllen? Ist die Einrichtung entspre- chend variabel? – Lassen sich Rückzugsmöglichkeiten oder beruhigte Bereiche schaffen, die – Gibt es neben den Schülern noch den unterschiedlichen Bedürfnissen andere Nutzergruppen im Speiseraum? Rechnung tragen? (Ältere Schüler sitzen – Lassen sich aktuelle Schülerarbeiten ungern neben jüngeren Schülern; zum Thema Essen/Schulessen im Spei- Lehrer wünschen ruhige Bereiche.) seraum ansprechend installieren? 35
4 vo m SP e i s e r au m z u m „ SCh u l r e s tau r a n t “ 4.3 La ut st är ke im Sp eis era um Lärm wirkt in der Regel als Stressfaktor. Nachgedacht & angepackt: In schlimmen Fällen macht er krank. So – Wie lassen sich Abläufe an der Essen- schlimm ist es beim Schulessen selten, ausgabe durch eine andere Staffelung aber der häufig hohe Geräuschpegel und der Essenzeiten oder einen Wechsel des eine gewisse Unruhe wirken als Appetit- Ausgabesystems optimieren? bremse und verhindern Erholung. Beson- ders Lehrer, deren Teilnahme am tägli- – Wie können schulische Abläufe im chen Schulessen von Vorteil ist, führen Hinblick auf längere (Mittags-)Pausen- den dort herrschenden Lärm häufig zeiten, mehr Entspannung und weniger als Grund für ihre Nichtteilnahme an. Unruhe verändert werden? Wer Entspannung im Speiseraum ernst – Auf welche Weise lassen sich lärminten- meint, muss dort Zeit und Ruhe einzie- sive Bereiche wie die Geschirrrückgabe hen lassen. sinnvoll vom Speiseraum trennen? – Welche Möglichkeiten bieten Fußboden, Wände und Decke, um die Geräusch- pegel zu reduzieren? – Können Trennwände eingezogen werden? – Wie sehen „leise“ Möbel aus? Kann man vorhandenes Mobiliar „leiser machen“? – Können Pflanzen aufgestellt werden, die Geräusche dämpfen? Wer pflegt sie? – Können Schüler selber Regeln für eine Beruhigung im Speiseraum entwickeln? Lässt sich eine „Lärmampel“ aufstellen? 36
um 4.4 Licht un d Ge ru ch im Sp eis era Wenn das Essen duftet, schmeckt es noch – Wie kann man den Lichteinfall ver- einmal so gut. Sieht man deutlich, was bessern? Machen zum Beispiel dicke auf dem Teller liegt oder am Buffet prä- Gardinen den Raum dunkler? sentiert wird, steigt der Appetit. Unange- – Wie kann man Speiseräume, die im nehme Gerüche wie die von verbrannten Keller liegen, so beleuchten, dass auch Speisen, angebrannter Milch oder abge- sie Wohlfühlatmosphäre verbreiten? standenem Essen wirken abstoßend. – Was gibt es vor den Fenstern zu sehen? Nachgedacht & angepackt: Kann man ins Grüne schauen? – Über welche Lichtquellen verfügt der – Welche noch nicht genutzten Belüf- Raum? Fällt viel Tageslicht ein oder tungsmöglichkeiten gibt es? benötigt man zusätzlich künstliche Beleuchtung? – Wie müßte man Küche und Speise- raum anlegen, damit keine Geruchs- – Verfügen die Beleuchtungskörper über belästigungen entstehen? eine der Raumnutzung entsprechende Lichtfarbe (z. B. warmweiß, neutralweiß, tageslichtweiß)? 37
4 vo m SP e i s e r au m z u m „ SCh u l r e s tau r a n t “ 4.5 Pe rso na l Wenn die Gäste noch am Tisch sitzen Worauf ist im Hinblick auf Küchenpersonal und löffeln, am Nebentisch aber bereits und Servicekräfte im Speiseraum zu achten? die Stühle hochgestellt werden und der – Sind Küchenpersonal und Service- Scheuerlappen unterm Tisch seine Bahn kräfte sauber gekleidet? zieht, wird es ungemütlich. Diese Arbei- ten signalisieren: Raus aus dem Speise- – Begegnet das Küchenpersonal raum! Kommt so etwas öfter vor, verge- den Schülern freundlich, offen hen schlagartig Appetit und Lust auf und serviceorientiert? Essen. – Ist das Personal gut organisiert Hat derjenige, der das Essen ausgibt, und beherrscht es die Abläufe? häufig schlechte Laune und zeigt das – Ist das Küchenpersonal kompetent und obendrein, herrscht unangenehme qualifiziert? Werden Gerichte oder Kom- Spannung im Raum. In solcher Atmo- ponenten richtig gegart oder sind sie zu sphäre kann auch das beste Essen nicht kalt oder zu heiß? Werden Temperaturen mehr schmecken. regelmäßig gemessen und protokolliert? Guter Service im Schulessen erfordert – Wird bei der regelmäßigen Einschätzung fähige und geschulte Mitarbeiter, die mit der Essenanbieter deren Personal an der ihren Kunden – in erster Linie den Schü- Essenausgabe bewertet? lern – zu kommunizieren verstehen und – Wie wird der Service im Speiseraum auf sie eingehen können. Erfreut sich durch Schüler und Lehrer eingeschätzt? das Küchenpersonal durch gute Arbeit und freundlichen Umgang großer Be- – Wie ist der Umgang mit Beschwerden liebtheit, wächst die Lust auf Schulessen und Konflikten? erkennbar. – Welche Mitarbeiter sind besonders beliebt. Warum? – Gibt es bei Lehrern und Schülern möglicherweise Hemmungen, bestimmte Missstände anzusprechen, obwohl sie allgemein bekannt sind? 38
KAPITEL 5 S ch u le s s e n t i m U n t e r r i ch Schulessen soll so interessant und vielfältig sein, dass es jeden Tag in irgendeiner Form 5 Minuten im Unter- richt behandelt wird. Oder in der Pause. Oder an Projekttagen und Projektwo- chen. Wenn Schulessen ständig auf kleiner Flamme köchelt, gewinnt Esskul- tur einen anderen, höheren Stellenwert.
Ernährung ist ein elementares mensch – Was verboten wird, erscheint reizvoll. liches Grundbedürfnis. Jeder Mensch isst In einer offenen Gesellschaft wie unse- gern. Diese Lust können sich Eltern und rer gibt es Dutzende Möglichkeiten, Schule zunutze machen, um Bildung für Verbote zu unterlaufen. Verbote erzeu- Ernährung vielfältig, bunt und appetitlich gen oft gegenteilige Vorlieben! zu servieren. – Gesundheitsmotive sind für junge Ernährungsbildung – Anspruch und Menschen nicht überschaubar und Wirklichkeit meist bedeutungslos. (Kausalketten wie: „Wenn du viel Süßes isst, wirst du Es fehlt weder an guten Absichten, an zuckerkrank“ sind nicht unmittelbar zu Förderprogrammen noch an abrufbarem erfahren. Krank machende Folgen Wissen, wie man sich gesund und ausge- treten erst 10 oder 20 Jahre später ein. wogen ernähren soll. Dennoch scheinen Außerdem: „Der Opa hat geraucht und viele Bildungsmaßnahmen ins Leere zu ist 92 Jahre alt geworden!“) laufen. – Die wichtigsten Vorbilder – Eltern und Warum bewirkt Ernährungserziehung, die Lehrer – verhalten sich anders, als sie es auf Wissensvermittlung setzt, oft wenig? gegenüber ihren Kindern formulieren. – Kinder und Jugendliche verbinden Wenn Eltern selten oder nie kochen, mit dem Wort „gesund“ insbesondere wenn Lehrer im Speiseraum nicht Lebensmittel, die ihnen selten mitessen, dann werden genau diese schmecken. Handlungen kopiert. – „Gesunde“ Lebensmittel werden von – Berühmte Musiker, Sportler oder den Eltern/Erwachsenen verordnet. Fernsehstars üben heute großen Einfluss aus. Handlungen erfolg- – Der Begriff „regionale Herkunft“ spielt reicher, mächtiger Menschen werden für das Ernährungsverhalten von Kin- nachgeahmt. dern und Jugendlichen keine Rolle. 41
5 s c h u l e s s e n i m U n t e r r i c ht Will man im Schulalltag und im Eltern- Kochmuffel, spätestens ab der Mittelstu- haus Gewohnheiten ändern, sind andere fe und Oberstufe kochen sie aber. Methoden als die der reinen Wissensver- Vor allem kochen sie dann gern mit mittlung anzuwenden. Es gibt genügend Mädchen zusammen. Beim Kochen kann gute Beispiele, wie man das gewünschte man auch flirten. Mädchen wirken in Ziel erreicht und auf diesem Weg oben- solchen Gruppen oft als Vorbilder, da drein Freude empfindet. sie vergleichsweise häufiger zu Gemüse und Obst greifen. Welche Methoden sind geeignet, um – Nicht mit der Vokabel „gesund“ arbeiten, Gewohnheiten zu ändern? dafür mit Begriffen wie „knusprig“, – Selber kochen! Regelmäßig für sich, „lecker“, „oberlecker“, „cool“, „würzig“. Mitschüler, Eltern oder andere Men- – Beteiligung anstreben: Im Schulalltag schen kochen! Das motiviert, macht kann Verantwortung rund um die tägliche Freude bedeutet Gemeinschaft und Verpflegung in unterschiedlicher Art an Anerkennung. Schüler übertragen werden. Wer Verant- – Probieren, ausprobieren lassen, wortung übernimmt, handelt bewusster. Geschmack vergleichen, abschmecken, sich darüber austauschen: Kinder sind experimentierfreudig. Was sie bei „Koch- Experimenten“ selber probieren dürfen und für sich entdecken, werden sie bei Gelegenheit mit Freude wiederholen. – Raum für Spaß beim Kochen lassen, denn Kinder suchen Spaß. – Etabliertes Rollenverhalten aufweichen: Jungen spielen Fußball und sitzen am Computer, Mädchen kochen und ba- cken. Zwar sind Jungen generell eher 42
5.1 Mög lichke iten der Einbi ndun g in den Unte rrich t Die Beschäftigung mit dem Thema Biologie: Wie unterscheiden sich konven- Schulessen kann den Unterricht in sehr tionelle und biologische Landwirtschaft? unterschiedlicher Art bereichern. Lehrer Was bewirken Pflanzenschutzmittel? Wie verfügen über viele Freiheiten, um der lange muss man rennen, um die Energie artige Themen interessant und regel- einer Thüringer Rostbratwurst umzuset- mäßig aufzubereiten. Ebenso ist es den zen? Lebensmittelhygiene! Eltern unbenommen, interessante An- Chemie: Lebensmitteluntersuchungen satzpunkte zu suchen und zu empfehlen. vermitteln praxisrelevantes Wissen. Wel- Sowohl fachspezifisch als auch fächerüber- che Inhaltsstoffe enthalten Lebensmittel? greifend finden sich viele Brückenschläge Wie steht es um die Anteile von Zucker, zum Essen. Dazu einige Anregungen: Fett, Eiweiß, Säure oder Alkohol und was Heimat- und Sachkunde, Schulgarten: bedeutet das? Was wächst vor dem Schultor? Wer pro- duziert welches Lebensmittel? Schulgarten: die Zubereitung und das Essen der selber angebauten Kulturen macht Freude; man kann damit sich selber oder Gäste bewirten. Manche Pflanzen nimmt man zum Würzen, mit anderen lassen sich Räume wunderbar dekorieren. Betriebsbesichtigungen und Exkursionen in landwirtschaftliche Unternehmen, in die Küche, die für die Schule kocht Fremdsprachenunterricht: Urlaubsreisen ins Ausland können ein Anlass sein, sich näher mit Essen und Esskultur zu befas- sen, im eigenen wie im anderen Land 43
5 s c h u l e s s e n i m U n t e r r i c ht Kunsterziehung: Gestaltung und Aus- Mathematik: Ist der tägliche Verbrauch gestaltung des Speiseraums, wechs- an Kartoffeln, Fisch, Fleisch usw. in der elnde Ausstellungen im Speiseraum Schulküche schon ausgerechnet worden? Wie viele Schüler nehmen prozentual an der Schulspeisung teil? Wie viele Kilome- ter fährt ein Joghurt bis zum Schüler? Informatik/Sozialkunde: Schüler können Formulare für Online-Befragungen zum Thema „Zufriedenheit mit dem Schu- lessen“ entwickeln und die Auswertung übernehmen. Internetseiten/Blogs: Themen rund um das Essen vorstellen und diskutieren Sozialkunde: Schüler erkunden ihre eigenen Essgewohnheiten, analysieren sie und stellen die Ergebnisse dar. Was ist Nachhaltigkeit? Was bedeutet hoher Fleischkonsum für eine Gesellschaft? Worum geht es in der Diskussion „Tank gegen Teller“? Wirtschaft und Recht: Markthandeln, Marktbeziehungen, Wertschöpfung, Ge- rechtigkeit, unterschiedliche Interessen- lagen erkennen, internationaler Handel, regionale Kreisläufe, Geschäftsplan für ein Schüler-Bistro Mensch-Natur-Technik: Welche Rolle spielen regionale Wirtschaftskreisläufe 44
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