Baseline Report - Biodiversität in Standards und Labels für die Lebensmittelbranche - Global Nature Fund
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01 EINFÜHRUNG 3 02 ÜBERBLICK ÜBER DAS PROJEKT 4 03 AUSWIRKUNGEN DER LEBENSMITTELBRANCHE AUF DIE BIODIVERSITÄT 6 METHODIK - SCREENING DER STANDARDS UND BESCHAFFUNGSANFORDERUNGEN 8 04 VON UNTERNEHMEN » Auswahl der Standards und Labels » Screening Methode 8 9 ERGEBNISSE DES SCREENINGS 11 » Biodiversität in der Politik der Standardorganisationen und Unternehmen 11 5.1.1 Schlussfolgerungen und Überlegungen 12 » Biodiversität in den Kriterien der Standards und Beschaffungsanforderungen der Unternehmen 12 05 5.2.1 Überblick wie die Standards und Unternehmen die Hauptursachen für den Verlust der Biologischen Vielfalt derzeit adressieren 5.2.2 Degradierung und Zerstörung von Ökosystemen 14 15 5.2.3 Übernutzung natürlicher Ressourcen 17 5.2.4 Schutz der Arten und invasive, gebietsfremde Arten 19 5.2.5 Verlust der genetischen Vielfalt 20 5.2.6 Management 22 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND ÜBERLEGUNGEN – BIODIVERSITÄT IN DEN KRITERIEN 24 » Degradierung und Zerstörung von Ökosystemen 24 6.1.1 Die wichtigsten Ergebnisse 24 6.1.2 Positive Beispiele für effektive Kriterien 24 6.1.3 Schlussfolgerungen 26 » Übernutzung natürlicher Ressourcen 27 6.2.1 Die wichtigsten Ergebnisse 27 6.2.2 Positive Beispiele für effektive Kriterien 27 6.2.3 Schlussfolgerungen 30 06 » Schutz von Arten und invasive, gebietsfremde Arten 6.3.1 Die wichtigsten Ergebnisse 6.3.2 Positive Beispiele für effektive Kriterien 33 33 33 6.3.3 Schlussfolgerungen 35 » Verlust der genetischen Vielfalt 36 6.4.1 Die wichtigsten Ergebnisse 36 6.4.2 Positive Beispiele für effektive Kriterien 36 6.4.3 Schlussfolgerungen 37 » Management 37 6.5.1 Die wichtigsten Ergebnisse 37 6.5.2 Positive Beispiele für effektive Kriterien 38 6.5.3 Schlussfolgerungen 40 ANHANG Anhang 1 – Liste der gescreenten Standardorganisationen und Unternehmen 41 Anhang 2 – Glossar 43 2 Baseline Report
01 EINFÜHRUNG BASELINE REPORT EINFÜHRUNG Dieser Baseline Report fasst die Ergebnisse eines Screenings von 54 Einblick, welche Biodiversitätsaspekte von den Standards mit regionalen, nationalen, europäischen und internationalen Standards effektiven Kriterien adressiert sind und welche nicht. Diese Infor- für die Lebensmittelbranche sowie Anforderungen von Lebensmit- mationen sind auch relevant für alle Experten, die zu Themen der telunternehmen an ihre Lieferanten zusammen. Die Analyse wurde Landwirtschaft bzw. Lebensmittelbranche und Biodiversität arbeiten im Rahmen der europäischen Initiative „Biodiversity in Standards (z.B. Berater von landwirtschaftlichen Betrieben, Zertifizierer, wis- and Labels for the Food Sector“ realisiert, die von der Europäischen senschaftliche Institutionen, Umweltorganisationen, Behörden für Kommission unterstützt wird. Landwirtschaft oder Naturschutz). Der Report gibt einen umfassenden Überblick, wie der Schutz der Erzeugergemeinschaften und Branchenverbände profitieren ebenfalls Biodiversität aktuell in Standards und Anforderungen von Unter- von diesem Bericht. Die aufgezeigten Verbesserungspotentiale sind nehmen verankert ist. Die Standard- und Unternehmenspolitik sowie Hinweise darauf, welche Biodiversitätsaspekte effektiver angegan- die Kriterien bzw. Anforderungen wurden bezüglich ihrer Effektivität gen werden müssen, um negative Wirkungen zu reduzieren und ei- für den Schutz der Biologischen Vielfalt, ihrer Gewichtung, Trans- nen substantiellen Beitrag zu leisten, um den dramatischen Verlust parenz und Überprüfbarkeit analysiert. In die Beurteilung sind die an Biodiversität zu stoppen. Ergebnisse zahlreicher Studien sowie die praktischen Erfahrungen der Projektpartner eingeflossen. Nächste Schritte Neben den Ergebnissen enthält der Baseline Report Schlussfolge- Die Ergebnisse des Baseline Reports sind ein wichtiger Input für rungen mit Hinweisen auf die Notwendigkeit und die Potentiale, die die Erarbeitung von Empfehlungen für Standardorganisationen und Biodiversitäts-Performance von Standards und Unternehmen zu ver- Unternehmen, um ihre Kriterien bzw. Anforderungen mit Relevanz bessern. Ein multidisziplinäres Team aus den am Projekt beteiligten für die Biologische Vielfalt zu verbessern. In die Erarbeitung werden Organisationen hat die Schlussfolgerungen formuliert. Standards, Unternehmen, Zertifizierungsunternehmen, wissenschaft- liche Institutionen, Umweltorganisationen und Behörden aktiv Wer sollte den Report lesen und warum? eingebunden. Die Hauptzielgruppe sind Verantwortliche für die Revision von Der Prozess startet im Juni 2017 und mündet in ein Dokument mit Standardkriterien und für die Erarbeitung oder Überarbeitung von den Empfehlungen für Standardorganisationen und Unternehmen „Sourcing Guidelines“ oder „Codes of Conduct“ von Unternehmen. der Lebensmittelbranche, dass im November 2017 veröffentlicht Der Baseline Report ermöglicht den Vergleich zwischen den eigenen wird. Wenn Sie Interesse haben teilzunehmen, dann kontaktieren Kriterien und den derzeitigen Anforderungen von Standards/Unter- Sie bitte die Bodensee-Stiftung, Marion Hammerl (marion.ham- nehmen auf dem Markt. merl@bodensee-stiftung.org). Produkt- und Qualitätsmanager von Lebensmittelunternehmen ebenso wie Verantwortliche für Nachhaltigkeit erhalten einen 3
02 ÜBERBLICK ÜBER DAS PROJEKT Der Verlust der Biologischen Vielfalt zählt zu den größten Heraus- nisse sind im vorliegenden „Baseline Report“ zusammengefasst. Der forderungen unserer Zeit. Durch menschliche Einflüsse sterben ge- nächste Schritt ist die Erarbeitung von Empfehlungen für effektive genwärtig bis zu 1.000-mal mehr Arten aus, als dies auf natürliche Biodiversitätskriterien bzw. Richtlinien. Standardorganisationen, Weise der Fall wäre. Zahlreiche Ökosysteme, die uns mit lebenswich- Unternehmen, Zertifizierer, NGOs, wissenschaftliche Institutionen tigen Ressourcen und Dienstleistungen versorgen, sind gefährdet. und weitere Experten werden eingeladen, sich an diesem Schritt zu Der Erhalt und die schonende Nutzung der Biologischen Vielfalt beteiligen. Die über 400 Standards mit Relevanz für den europäi- sind kein reines Umweltthema, sondern auch Grundvoraussetzung schen Markt werden motiviert, die Empfehlungen bei der Revision für Produktionsprozesse, Dienstleistungen und Lebensqualität. ihrer Kriterien zu berücksichtigen – und dabei auf Wunsch vom Pro- jektteam unterstützt. Im Herbst 2017 veröffentlichen Global Nature Lebensmittelhersteller und -handel mit der Landwirtschaft als Fund und seine Partner zum ersten Mal den „Easy Guide“ zu Biodi- wichtigstem Zulieferer haben wesentlichen Einfluss auf die Biolo- versitätskriterien in Standards, Labels und Beschaffungsrichtlinien gische Vielfalt. Doch derzeit hat der Schutz von Biodiversität noch auf Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Englisch und Deutsch. keinen angemessenen Stellenwert in der Branche. Die direkten und indirekten Wirkungen der Unternehmen auf die Biologische Vielfalt Das französische Institut Solagro entwickelt ein Biodiversity sind oft komplex und die Verminderung der negativen Einflüsse eine Performance Tool (BPT). Damit werden die aktuelle Situation und Herausforderung für die gesamte Lieferkette vom Acker bis zum die Entwicklung von Potentialen für Biodiversität auf dem land- Supermarktregal. wirtschaftlichen Betrieb erfasst. Das BPT wird auf 50 zertifizierten Pilotbetrieben in Deutschland, Spanien, Frankreich und Portugal Qualitätssiegel und Standards kennzeichnen Produktionsverfahren getestet und nach der Pilotphase für eine breite Anwendung kos- oder Produkte, die bestimmte Anforderungen erfüllen. Sie sind tenfrei zur Verfügung gestellt. Das Instrument unterstützt Berater somit eine wichtige Orientierung für diejenigen, die im Unterneh- und Landwirte bei der Erstellung von Biodiversity Action Plänen men für den Einkauf bzw. die Qualitätssicherung verantwortlich für ein besseres Management der Biodiversität. Zertifizierer können sind. Siegel und Standards, die gegenüber dem Endverbraucher die Qualität eines Biodiversity Action Plans besser einschätzen und kommuniziert werden, erfüllen diese Orientierungsfunktion beim erkennen, ob sich der Betrieb kontinuierlich verbessert. Außerdem Konsumenten. liefert das Biodiversity Performance Tool Daten für ein langfristig angelegtes Monitoring auf Standardebene. Für Berater, Zertifizierer Die Projektziele sowie Qualitäts- und Produktmanager wird ein Trainingsprogramm erarbeitet, um ihre Kompetenz zu Aspekten der Biologischen Viel- Die EU-weite Initiative „Biodiversitätskriterien in Standards und falt auszubauen. Labels der Lebensmittelbranche“ richtet sich an Standardorganisa- tionen sowie Unternehmen mit eigenen Anforderungen an Erzeu- Im Rahmen des Vorhabens wird zudem ein Konzept zum Monitoring ger und Lieferanten. Das Ziel ist, den Schutz der Biodiversität zu der Wirkungen von Lebensmittelstandards und ihren zertifizierten verbessern durch: Betrieben auf die Biologische Vielfalt entwickelt. Eine Monito- ring-Datenbank wird standard- und unternehmensspezifische sowie » Die Integration von effektiven Kriterien in bestehende Systeme standardübergreifende Auswertungen ermöglichen. Nach Ablauf und Beschaffungsrichtlinien der Testphase steht Standards und Unternehmen ein zweistufiges » Fortbildung für Berater, zertifizierte Betriebe, Auditoren sowie für Monitoring-System zur Verfügung, um die positiven Wirkungen zu Qualitäts- und Produktmanager belegen und die Kriterien bzw. Beschaffungsrichtlinien kontinuier- lich zu verbessern. » Ein standardübergreifendes Monitoringsystem zur Evaluierung der Wirkungen auf die Biodiversität Über eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit werden die Ergebnisse und Instrumente an die Akteure der Lebensmittelbranche, an die » Intensive Kommunikation, um alle Akteure der Lebensmittelbran- Europäische Kommission, nationale Ministerien und die Verant- che zu sensibilisieren wortlichen für die Beschaffung von Lebensmitteln und Catering Eine europaweite Brancheninitiative „Biodiversity Performance in in Behörden und Kommunen kommuniziert. Zum Projektende im the Food Sector“ soll die Aktivitäten nach Projektende weiterentwi- Januar 2020 soll eine europäische Initiative der Lebensmittelbran- ckeln und ausweiten. che das wichtige Handlungsfeld Biodiversität weiterentwickeln und kontinuierlich weitere Standards, Unternehmen und Branchenver- bände einbinden. Die konkreten Aktivitäten 54 Standards und Beschaffungsrichtlinien von Unternehmen wurden auf ihre Relevanz für den Biodiversitätsschutz analysiert. Die Ergeb- 4 Baseline Report
ÜBERBLICK ÜBER DAS PROJEKT BASELINE REPORT Europäisches Projektteam: Das Projekt wird gefördert von: Eine „Core Initiative“ von: Wir danken für die Unterstützung unserer Partnerstandards und Partnerunternehmen 5
03 AUSWIRKUNGEN DER LEBENSMITTELBRANCHE AUF DIE BIODIVERSITÄT Negativer Megatrend: Verlust der Biodiversität ist weltweit eine der am meisten zerschnittenen Regionen. Der Zerschneidungsgrad beträgt 30%. Hauptursachen sind die Zersie- Der Verlust der Biologischen Vielfalt schreitet in dramatischer Weise delung und Ausweitung von Ballungsräumen sowie Verkehrs- und voran. So beschreibt z.B. der Living Planet Index des WWF, der Energieinfrastrukturprojekte. Die Zerschneidung beinträchtig die Zoologischen Gesellschaft von London und des Global Footprint räumlichen Zusammenhänge sowie den Zustand von Ökosystemen Networks das Artensterben in den Meeren, im Süßwasser und an und deren Möglichkeiten, Ökosystemleistungen bereitzustellen. Land. Im Vergleich zu 1970 konstatiert der WWF Living Planet Index Ergebnisse aus dem „EU 2010 Biodiversity Baseline“ der European für das Jahr 2012 einen Rückgang der Wirbeltierpopulationen von Environmental Agency1: 58%. Damit haben sich in den vergangenen knapp 50 Jahren die Populationsgrößen der Wirbeltierarten im Durchschnitt mehr als » Verschmutzung: 26% der Arten sind durch chemische Pflanzen- halbiert. Der jährliche Schwund beträgt ca. zwei Prozent und es schutzmittel sowie durch Nitrat und Phosphor aus Düngemitteln gibt derzeit keine Signale, dass sich dieser Trend abschwächt. bedroht. » Übernutzung von Wäldern, Meeren, Flüssen und Böden. 30% der Arten sind durch Übernutzung bedroht; 88% der Fischbestände sind überfischt. » 22% der Arten werden durch invasive, gebietsfremde Arten be- droht. Einige Arten sind deshalb bereits ausgestorben. » Klimawandel: Verschiebungen von Lebensräumen und Artenum- verteilungen können durch den Klimawandel bereits beobachtet werden. Der Klimawandel hängt oft mit den anderen Ursachen zusammen und verschärft deren Auswirkungen. Diese Belastungen sind entweder konstant oder nehmen sogar zu. Abbildung 1: WWF „Global Living Planet Index 2016“. Vor allem invasive, gebietsfremde Arten bleiben eine Bedrohung mit dem Potenzial, künftig exponentiell zu wachsen. Die Auswir- „In der EU befinden sich nur 17% der EU-rechtlich geschützten kungen des Klimawandels werden nur ganz allmählich sichtbar und Lebensräume und Arten und 11% der wichtigsten EU-rechtlich geschwächte Ökosysteme können zukünftig nur bedingt auf die zu geschützten Ökosysteme in einem günstigen Zustand, trotz aller Maß- erwartenden Veränderungen reagieren. nahmen, die seit der im Jahr 2001 erfolgten Festlegung des Biodiver- sitätsziels der EU für 2010 zur Bekämpfung des Biodiversitätsverlus- Bereits anhand dieser Ursachen-Auflistung lässt sich ablesen, dass die tes umgesetzt wurden. Die positiven Ergebnisse dieser Maßnahmen Landwirtschaft in besonderer Weise zum Biodiversitätsverlust beiträgt. wurden durch die fortwährenden und zunehmenden Belastungen Die Datengrundlage zum WWF Living Planet Index (LPI) 2016 wieder aufgehoben: Landnutzungsänderungen, der Raubbau an der umfasst Informationen zur Art der Bedrohung für 33% der betrach- Biologischen Vielfalt und ihrer Komponenten, die Einschleppung teten Bestände von terrestrischen Populationen (n=703). Verluste invasiver gebietsfremder Arten, Umweltverschmutzung und Klima- und Beeinträchtigungen von Lebensräumen sind die häufigsten wandel sind entweder konstant geblieben oder nehmen zu. Indirekte Bedrohungen für terrestrische Populationen in der LPI-Datenbank, Ursachen wie Bevölkerungszunahme, begrenztes Bewusstsein für die gefolgt von der Übernutzung. Die anderen Bedrohungen variieren je Biodiversität und die Tatsache, dass dem wirtschaftlichen Wert der nach Wirbeltierklasse. Biologischen Vielfalt bei der Entscheidungsfindung nicht Rechnung getragen wird, tragen ebenfalls in hohem Maße zum Biodiversitäts- verlust bei.“ (EU Biodiversitätsstrategie 2020) Gemäß dem Arbeitspapier der EU-Kommission “Impact Assessment”, einem Begleitdokument zur EU Biodiversitätsstrategie 2020, sind die Hauptgründe für den Verlust der Biologischen Vielfalt: » Verlust von Lebensräumen durch Landnutzungsänderungen und Zerschneidung, insbesondere durch Umwandlung von Grünland in Ackerland, Nutzungsaufgabe, Zersiedlung sowie die rasch und ste- tig wachsende Verkehrs- und Energieinfrastruktur. 70% der Arten sind durch den Verlust ihrer Lebensräume gefährdet, besonders Abbildung 2: WWF „Global Living Planet Index 2016: Taxonomische Un- Feldvögel sind seit 1990 um 20-25% zurückgegangen. Die EU terschiede bezüglich der Häufigkeit der Bedrohung bei 703 abnehmenden terrestrischen Populationen“. 6 Baseline Report 1 European Environment Agency, 2010. EU 2010 Biodiversity baseline. EEA Technical report No 12/2010.
AUSWIRKUNGEN DER LEBENSMITTELBRANCHE AUF DIE BIODIVERSITÄT BASELINE REPORT Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und 400 Meeresregionen ökologisch umgekippt, die meisten davon in Europa, im Osten und Süden der USA sowie in Südost-Asien. Biodiversität Die Gesamtgröße der betroffenen Meeresgebiete beträgt 245.000 Nahrungsmittelsicherheit und Intensivierung der Land- Quadratkilometer, mehr als die Hälfte der Fläche Kaliforniens. Die wirtschaft Landwirtschaft wird für rund 70% des terrestrischen Biodiversitäts- Die große Herausforderung für die Landwirtschaft weltweit besteht verlustes verantwortlich gemacht. Vor allem die Ausweitung von darin, eine sichere und qualitativ gute Ernährung und damit eine Ackerland zu Lasten von Grünland, Savannen und Wäldern trägt zu stabile Lebensgrundlage für alle zu gewährleisten (Ernährungssi- diesem Verlust bei. Landwirtschaft kann, wenn sie verantwortungs- cherheit). Durch die dynamisch wachsende Weltbevölkerung steigt voll betrieben wird, auch positiven Einfluss auf die Natur haben. entsprechend auch der Lebensmittelbedarf. Zudem haben sich In unterschiedlichen Zeiträumen blühende Kulturpflanzen können speziell in den Industriestaaten die Konsummuster verändert und die Populationen von bestäubenden Insekten fördern. In Schweden damit den Lebensmittelmarkt globalisiert. Diese Trends haben zu konnte in Landschaften mit frühblühendem Rotklee und spätblü- einer Ausweitung der landwirtschaftlich genutzten Flächen und zu henden Massentrachten die Hummelvermehrung verbessert werden.“ immer intensiveren Produktionssystemen geführt. Die Folgen dieser gesellschaftlichen Trends sind dramatisch für die Landwirtschaft und Biodiversität in Europa Biodiversität: Landnutzungsänderungen und Zerstörung von primären Zum einen ist Landwirtschaft wichtig für den Erhalt der Biodiversität, Ökosystemen, Übernutzung und Verschmutzung von Gewässern und da viele Arten und Lebensräume eng mit der landwirtschaftlichen Böden sowie Umweltverschmutzung und die Einführung invasiver Ar- Nutzung verknüpft sind. Mit über 47% bzw. 210 Millionen Hektar ten. Bei den Kulturpflanzen und Nutztieren nehmen sowohl die Arten- Acker- und Grünlandflächen wird knapp die Hälfte der Fläche Europas vielfalt als auch die innerartliche Vielfalt der Sorten und Rassen und (EU-27) landwirtschaftlich genutzt. Schätzungsweise 50% der euro- damit die genetische Vielfalt stetig ab. Mit der weltweit fortschrei- päischen Arten sind auf landwirtschaftliche Lebensräume angewiesen. tenden Vereinheitlichung der Produktionsmethoden werden regionale Aus ökologischer Sicht sind deshalb die Folgen veränderter Anbaume- und standortsangepasste Züchtungen und Rassen immer mehr durch thoden für die Tier- und Pflanzenwelt auf Landwirtschaftsflächen und an Ertragssteigerung und Kriterien der Marktkonformität ausgerichtete angrenzenden Habitaten von großer Bedeutung. Während auf dem eu- Sorten und Rassen verdrängt. 90% der weltweit erzeugten Kalorien ropäischen Kontinent ursprünglich Wald dominiert hatte, entstanden stammen von gerade einmal 15 Pflanzen- und 8 Tierarten. mit der landwirtschaftlichen Nutzung zahlreiche Kulturlandschafts-Le- Zudem werden durch die intensivierte Landwirtschaft angrenzende bensräume wie Äcker, Wiesen, Weiden, Obstgärten und Weinberge. Ökosysteme beeinträchtigt (Wassernutzung, Nährstoffüberschüsse Zum anderen ist die Landwirtschaft einer der Haupttreiber für den und damit verbundene Eutrophierung, Eintrag von Pflanzenschutz- Verlust der Biodiversität, weil sie wesentlich zu den oben genannten mitteln in Böden und Gewässer, Erschließungswege2). Der Haupt- Ursachen für die negative Entwicklung beiträgt. In jüngerer Zeit hat grund für die Abholzung von Wäldern ist die sich ausweitende Land- die Intensivierung und Spezialisierung zu einer Restrukturierung der wirtschaft insbesondere durch gewerblicher Tierhaltung und Kulturen Agrarlandschaft und zu einem Verlust (naturnaher) Habitate und wie Palmöl und Soja (Gibbs et al., 20103; Hosonuma et al.4, 2012; Lebensräume geführt. Die Biologische Vielfalt auf landwirtschaftlich Kissinger et al., 20125) (aus WWF’s Living Planet Report 2016). genutzten Flächen ist in den letzten 50 Jahren durch veränderte Im aktuellen FAO Food Wastage Footprint wird die Landwirtschaft Bewirtschaftungsformen, insbesondere durch die fortschreitende als einer der Haupteinflussfaktoren für die Bedrohung der Bio- Technisierung der Landwirtschaft deutlich zurückgegangen. Die Jahr- diversität weltweit definiert: “Farming, including conversion of zehnte anhaltende Intensivierung der Landnutzung hat die Bedeu- wild lands and intensification, is a major threat for biodiversity tung der Landwirtschaft für die Biodiversität grundlegend geändert. worldwide“. Zudem wird darin auch auf die global unterschiedlichen Die intensive Landwirtschaft, das Einschleppen fremder invasiver Bedrohungen eingegangen: “Threats to biodiversity are consider- Arten, Überbauung und Zerschneiden von Lebensräumen, aber auch ably higher in developing countries than in developed countries: die Verpachtung von Nutzflächen in Ungunstlagen und den Mit- on average, crops are responsible for 44 percent of species threats telgebirgen verursachen eine massive Abnahme der Biodiversität. in developed countries, compared with 72 percent in developing Im Weiteren trägt der Klimawandel zunehmend zu Veränderungen countries.“ (http://www.fao.org/docrep/018/i3347e/i3347e.pdf) der heimischen Flora und Fauna bei. Die IUCN Rote Liste bedrohter Die Auswirkungen von Landwirtschaft und Ernährung auf Ökosystem Tier- und Pflanzenarten zählt die intensive Landwirtschaft als einen und Biodiversität wird auch im Interimbericht TEEB for Food & Agri- Hauptverursacher für den Artenverlust in der Kulturlandschaft. Pes- culture (2015) beschrieben: „Schätzungsweise 52% der weltweit tizideinsatz, synthetische Stickstoffdünger, Flurbereinigungen, Drai- landwirtschaftlich genutzten Flächen sind durch Degradierung und nagen und der Einsatz von schweren Maschinen haben wesentlich Versteppung beeinträchtigt. Durch Eutrophierung sind weltweit zum drastischen Rückgang der Biologischen Vielfalt beigetragen. 2. EEA. 2013: Assessment of Global Megatrends, an Update. European Environment Agency, Copenhagen, Denmark. 3. Gibbs, H.K., Ruesch, A.S., Achard, F., Clayton, M.K., Holmgren, P., Ramankutty, N. and J.A. Foley. 2010. Tropical forests were the primary sources of new agricultural land in the 1980s and 1990s. Proceedings of the National Academy of Sciences, 107(38): 16732–16737. Doi: 10.1073/pnas.0910275107. 4. Hosonuma, N., Herold, M., De Sy, V., De Fries, R.S., Brockhaus, M., Verchot, L., Angelsen, A., and E. Romijn. 2012. An assessment of deforestation and forest degradation drivers in developing countries. Environmental Research Letters, 7: 044009. Doi: 10.1088/1748-9326/7/4/044009. 5. Kissinger, G., Herold, M. and V. De Sy. 2012. Drivers of Deforestation and Forest Degradation: A Synthesis Report for REDD+ Policymakers. Lexeme Consulting, Vancouver, 7 Canada.
04 METHODIK - SCREENING DER STANDARDS UND BESCHAFFUNGSANFORDERUNGEN VON UNTERNEHMEN 4.1 Auswahl der Standards und Labels händler in der EU. Es hätte das Budget des Projekts überschritten, sie alle zu screenen. Das Projektteam wählte 54 Standards und Es gibt mehr als 400 Standards, die für den europäischen Markt Unternehmens-Anforderungen aus, die alle Arten von Standards und relevant sind, und eine unbekannte Anzahl von Beschaffungsanfor- die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte abdecken. derungen für Lieferanten der Lebensmittelunternehmen und Einzel- Tabelle 1: Verteilung der gescreenten Standards und Unternehmens-Anforderungen. Einige Standards und Anforderungen wurden verschiedenen Kategorien zugeteilt. Anhang 1 enthält eine Liste aller gescreenten Standardorganisationen und Unternehmen. ÜBERBLICK ÜBER STANDARDS UND UNTERNEHMENS-ANFORDERUNGEN ART DES STANDARDS ANZAHL GESCREENED Öffentliche Qualitätsstandards 6 Private Qualitätsstandards 37 Unternehmensstandards/Richtlinien 11 GÜLTIGKEITSBEREICH Regional 13 National 19 Europa/International 22 PRODUKTIONSZWEIG Fleischproduktion 14 Milchproduktion 8 Getreide/Hülsenfrüchte 8 Palmöl 1 Gemüseanbau 6 Obstanbau 3 Aquakultur 2 Forstprodukte (Holz, Kork, etc.) 2 Standards/Anforderung gültig für alle Produktionszweige 14 ART DER PRODUKTION Biologischer Landbau 7 Konventioneller oder integrierter Landbau 47 Fair Trade/Soziale Standards 4 8 Baseline Report
METHODIK - SCREENING DER STANDARDS UND BESCHAFFUNGSANFORDERUNGEN VON UNTERNEHMEN Einige der ausgewählten Standards werden von der gleichen » Hat der Standard /Unternehmen das Ziel, einen Beitrag zu No- Standardorganisation veröffentlicht, sprechen aber verschiedene Net-Loss bzw. Netto Zugewinn an Biodiversität zu leisten? Produktgruppen wie Getreide, Fleischproduktion oder Aquakultur » Nimmt der Standard /Unternehmen Bezug auf internationale an. Deshalb beträgt die Gesamtzahl der gescreenten Standards 54, Konventionen mit Relevanz für Biodiversität? während die Gesamtzahl der Standardorganisationen 36 ist (diese Zahl dient als Grundlage für die Grafik und die Beschreibung in Kapitel 5.1 Biodiversität in der Politik der Standardorganisationen Standardkriterien oder Beschaffungsanforderungen: und Unternehmen). Kriterien /Anforderungen wurden identifiziert, die für die folgenden Um einen Eindruck zu erhalten, wie der Biodiversitätsschutz in der Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität relevant sind: Produktgruppe Aquakultur behandelt wird, wurden zwei Standards untersucht. Da diese Kriterien aber nicht mit denen für Nutz- » Zerstörung/Degradierung von Ökosystemen pflanzen und Viehzucht vergleichbar sind, wurden sie nicht in der » Übernutzung der natürlichen Ressourcen Bewertung der Kriterien berücksichtigt. » Verlust der genetischen Vielfalt » Invasive, gebietsfremde Arten 4.2 Screening Methode » Verschmutzung Da es sich bei dem LIFE-Programm nicht um ein Forschungspro- gramm handelt, wurde das Screening der Standards/Beschaffungs- » Klimawandel anforderungen basierend auf den langjährigen praktischen Erfah- Außerdem wurden Kriterien/Anforderungen identifiziert, die rele- rungen der Projektpartner und auf den Erkenntnissen zahlreicher vant sind für: Studien und in Europa durchgeführten Pilotprojekten realisiert. Der Schwerpunkt des Screenings lag auf dem Schutz der Biodiversität. » Aktiver Schutz von Arten Die Screening-Matrix gliedert sich in drei Teile: » Aktive Unterstützung der Agro-Biodiversität » Informationen über die Standardorganisationen/Unternehmen Einige wichtige Anmerkungen: » Standard-/Unternehmenspolitik und Bezug zur Biodiversität Kriterien, die sich auf die Vermeidung von Verschmutzungen bezie- » Standardkriterien/Beschaffungsanforderungen von Unternehmen hen: Der Schwerpunkt des Screenings lag hier auf der Verschmut- und ihre Relevanz für die Hauptursachen für den Verlust der zung von aquatischen Ökosystemen und des Bodens sowie auf dem Biodiversität Management von Abfall (z.B. Lagerung und Recycling von Pflanzen- schutzbehältern). Die Matrix wurde für jeden Standard oder jedes Unternehmen auf der Grundlage der im Internet veröffentlichten Kriterien und zusätz- Kriterien, die für den Klimawandel relevant sind: Für diesen Bericht licher Informationen der Standardorganisationen und Unternehmen wurden nur Kriterien berücksichtigt die sich auf die „Landnut- ausgefüllt. Abgesehen von der Verwendung der Ergebnisse als Input zung für die Biomasse-Energieproduktion“ beziehen. Die Aspekte für diesen Baseline-Bericht wurden die einzelnen Screening-Ergeb- „Düngemitteleinsatz“ und „Fruchtfolge“ wurden unter „Übernutzung nisse mit den Standardorganisationen und Unternehmen geteilt mit natürlicher Ressourcen“ erfasst. Damit sind drei wichtige Einfluss- der Einladung, die Ergebnisse zu diskutieren und erste Empfehlun- faktoren der Landwirtschaft auf den Klimawandel abgedeckt. Andere gen zu erarbeiten. Dieser Dialog ist ein fortlaufender Prozess. Komponenten des Klimawandels wurden nicht erfasst, da sie nicht direkt mit dem Thema Biodiversität in Zusammenhang stehen, ob- Der Screenings umfasste nationale und internationale Standards, wohl sie einen indirekten Effekt haben können. regionale (Qualitäts-) Standards, private Labels und Anforderungen von Unternehmen für die Supply Chain (z.B. Sourcing Guidelines Screening-Matrix oder Beschaffungsrichtlinien). Für jede Hauptursache für den Verlust der Biologischen Vielfalt wurden wichtige landwirtschaftliche Aspekte festgelegt, um für Standard- oder Unternehmenspolitik: den Baseline-Report und für die Empfehlungen eine detailliertere Es wurde analysiert, ob sich Standardorganisationen und Unterneh- Aufschlüsselung zu erhalten. Darüber hinaus enthält die Matrix men auf folgende Themen beziehen: Angaben zur Bewertung der Kriterien und der Anforderungen. » Sind Definitionen der Begriffe rund um Biodiversität enthalten? » Stehen bestimmte Ökosysteme im Fokus? » Gibt es Hinweise auf die Vermeidungshierarchie? 9
METHODIK - SCREENING DER STANDARDS UND BESCHAFFUNGSANFORDERUNGEN VON UNTERNEHMEN BASELINE REPORT Bewertung der Kriterien und der Anforderungen Transparenz: Die Bewertung aller Kriterien und Anforderungen wurde unter bewertet wurde, ob ein Kriterium klar definiert ist oder Berücksichtigung ihrer Gewichtung, Wirksamkeit, Transparenz und interprtiertwerden kann Überprüfbarkeit durchgeführt. 1 Kriterium ist klar definiert und der zertifizierte Betrieb hat klare Anweisungen für die Umsetzung Gewichtung (Art des Kriteriums): 2 Kriterium kann interpretiert werden Ein Kriterium kann ein obligatorisches Kriterium (M), ein optionales Kriterium (O) oder eine Empfehlung (R) sein. Wenn eine Gewich- Überprüfbarkeit: tung geändert werden soll, wurde diese Empfehlung auch aufge- bewertet wurde, inwieweit das Kriterium überprüfbar ist nommen. 1 Die Umsetzung des Kriteriums kann problemlos überprüft werden, Wirkungsgrad: da Indikatoren oder Methoden zur Verfügung stehen bewertet wurde, welchen möglichen Effekt das Kriterium auf den 2 Die Umsetzung des Kriteriums ist in begrenztem Umfang nach- Schutz der Biologische Vielfalt hat prüfbar, da nur Dokumente und schriftliche Nachweise gefordert 1 sehr wirkungsvoll, weil der Effekt auf den Biodiversitätsaspekt werden hoch ist 3 Keine Einschätzung möglich 2 wirkungsvoll, weil der Effekt auf den Biodiversitätsaspekt durch- 4 Überprüfbarkeit braucht eine besondere Expertise des Auditors schnittlich ist 3 weniger wirkungsvoll, weil der Effekt auf den Biodiversitätsas- pekt gering ist 4 keine Einschätzung möglich 10 Baseline Report
05 ERGEBNISSE DES SCREENINGS ERGEBNISSE DES SCREENINGS 5.1 Biodiversität in der Politik der Standardorganisationen und Unternehmen Politik der Standard- Politik der organisationen Unternehmen Wie viele Standardorganisationen/Unternehmen adressieren Standardorganisationen mit Biodiversität in ihrer Politik? verschiedenen Produktstandards wurden nur einmal gezählt! Anzahl der untersuchten Organisationen/Unternehmen an x von y der Gesamtanzahl Abbildung 3: Standardorganisationen und Unternehmensrichtlinien: Wie ist Biodiversität verankert? Biodiversität in der Politik der Standardorgani- Zwölf Standards setzen den Schwerpunkt auf den Schutz bestimmter Ökosysteme wie aquatische Ökosysteme, Regenwald, Savannen oder sationen Montados/Dehesas (traditionelles Agro-Forstsystem in Spanien und Um sich einen Eindruck zu verschaffen, inwieweit die Standardorga- Portugal). 24 Standardorganisationen differenzieren nicht, sondern nisationen den Schutz der Biodiversität als integralen Bestandteil beziehen sich auf den Schutz aller Ökosysteme, da sie in allen Regi- ihrer Ziele und Aufgaben betrachten, wurde die Standardpolitik auf onstypen landwirtschaftliche Betriebe zertifizieren. die nachfolgenden Aspekte hin untersucht: Nur 9 von 36 Standardorganisationen unterstreichen die Bedeu- » Sind die Begriffe definiert, die mit Bezug auf das Thema Biodi- tung der Vermeidungshierarchie (negative Wirkungen vermeiden, versität verwendet werden? vermindern, kompensieren) in ihrer Politik und in ihren Kriterien. » Legt der Standard einen Schwerpunkt auf bestimmte Ökosysteme? Ein Viertel der Standards (9/36) bezieht sich auf internationale » Bezieht sich der Standard auf die Vermeidungshierarchie? Konventionen mit Bezug zur Biodiversität – meistens die Conventi- on on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and » Hat der Standard das Ziel, einen Beitrag zu No-Net-Loss bzw. Flora (CITES) und die Convention on Biological Diversity (CBD). Netto Zugewinn an Biodiversität zu leisten? Mittlerweile sind Konzepte wie „Kein Netto-Verlust an Biodiversität » Hat der Standard Referenzen zu internationalen Konventionen (no-net-loss)“ in europäische und nationale Strategien integriert mit Relevanz für die Biodiversität? und werden inzwischen auch von einigen Wirtschaftssektoren als Mehr als die Hälfte (= 19) der gescreenten Standardorganisationen Ziele formuliert. Doch in der Lebensmittelbranche und bei den definiert die verwendeten Begriffe. Vor allem werden Begriffe wie Standards sind Ziele wie der Stopp des Biodiversitätsverlustes (no Biodiversität, geschützte Gebiete und High Conservation Value net loss) oder einen Zugewinn an Biodiversität zu erzielen (net Areas erläutert. Aber nur wenige Standardorganisationen haben ein gain) noch sehr selten und nicht Bestandteil der Standardpolitik. komplettes Glossar mit Bezug zur Biodiversität und 17 Standards Nur 3 von 36 Standards haben das Ziel formuliert einen Beitrag zu erläutern die Begriffe nicht oder nur sehr vage. leisten, um den Verlust der Biodiversität zu stoppen. 11
Biodiversität in der Unternehmenspolitik und Nachfrage nach Nahrung und der Tendenz der weiteren Intensivierung der Landwirtschaft, ist eine solche Zielsetzung Die Politik der Unternehmen mit eigenen Beschaffungsrichtlinien von großer Bedeutung. Standardorganisationen und Unternehmen wurde ebenfalls untersucht um einzuschätzen, welche Rolle das sollten gemeinsam mit Landwirten und Lieferanten langfristige Thema Biodiversität spielt. Wiederum wurden nachfolgenden Aspek- Strategien erarbeiten, um ein no-net-loss zu erreichen. te betrachtet: u Wahrscheinlich wird es für zahlreiche Regionen schwierig sein, » Sind die Begriffe definiert, die mit Bezug auf das Thema Biodi- die Ausgangslage (Baseline) akkurat zu bestimmen, um die versität verwendet werden? Erreichung des no-net-loss Ziels wissenschaftlich nachweisen » Legt das Unternehmen einen Schwerpunkt auf bestimmte Ökosys- zu können. Aber wenn Standards und Unternehmen konsequent teme? entsprechend der Vermeidungshierarchie agieren, werden sie signifikant zum Stopp des Biodiversitätsverlust beitragen und » Bezieht sich das Unternehmen auf die Vermeidungshierarchie? können dies auch belegen. » Hat das Unternehmen das Ziel, einen Beitrag zu No-Net-Loss bzw. Beispiele für Kriterien/Anforderungen entsprechend der Netto Zugewinn an Biodiversität zu leisten? Vermeidungshierarchie: » Hat das Unternehmen Referenzen zu internationalen Konventio- Vermeiden: Landwirtschaftliche Flächen, die nach 2005 aufgrund nen mit Relevanz für die Biodiversität? der Zerstörung von Primärwäldern oder anderen natürlichen und Fünf von 11 Unternehmen die gescreent wurden, haben die verwen- semi-natürlichen Ökosystemen eingerichtet wurden, können sich deten Begriffe rund um Biodiversität erläutert. Keines der Unter- nicht zertifizieren lassen. Das Unternehmen kauft keine Erzeug- nehmen hat ein komplettes Glossar mit Bezug zur Biodiversität. nisse von landwirtschaftlichen Betrieben, die nach 2005 einge- Sechs Unternehmen erläutern die Begriffe nicht oder nur sehr vage. richtet und für die Primärwälder oder andere Ökosysteme zerstört wurden. Zertifizierte Betriebe bzw. Lieferanten haben keine In den meisten analysierten Unternehmenspolitiken werden der negativen Wirkungen auf geschützte Gebiete sowie Ökosysteme/ Schutz der Biodiversität und der Ökosysteme gar nicht erwähnt. Landschaften in der Umgebung. Möglicherweise wird Biodiversitätsschutz inzwischen unter dem Begriff Nachhaltigkeit subsumiert. Kein Unternehmen bezieht sich Reduzieren: Der zertifizierte landwirtschaftliche Betrieb bzw. Lie- nur auf ein bestimmtes Ökosystem - außer das grundsätzlich keine ferant belegt über ein regelmäßiges Monitoring, dass Potentiale Landnutzung erlaubt ist, für die Primärwälder zerstört wurden. für Biodiversität auf dem landwirtschaftlichen Betrieb geschaffen und negative Wirkungen verringert wurden (Biodiversity Action Nur eines der 11 gescreenten Unternehmen bezieht sich auf die Plan und Umsetzung von SEHR guter fachlicher Praxis). Vermeidungshierarchie. Und nur eines von 11 Unternehmen verweist auf die Internationale Konvention zum Schutz der Biologischen Kompensieren: Standardorganisationen und Unternehmen Vielfalt. Andere Konventionen werden nicht erwähnt. erkennen den Biodiversitäts-Fußabdruck der landwirtschaftlichen Betriebe bzw. ihrer Lieferanten an und kompensieren diesen in Zwei von 11 Unternehmen (2/11) beziehen sich indirekt auf das einer angemessenen Weise (z.B. über die Einrichtung von Bio- Ziel „no-net-loss“ in ihrer Unternehmenspolitik. topkorridoren oder geschützten Gebieten in der Umgebung von Bananenplantagen oder anderen Monokulturen). 5.1.1. Schlussfolgerungen und Überlegungen Weitere strukturelle Aspekte mit Relevanz für Biodiversität u Standards und Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle Beim Screening der 36 Standardorganisationen und 11 Unterneh- genutzten Begrifflichkeiten im Rahmen eines Glossars erläutert men mit eigenen Beschaffungsrichtlinien, hat sich das Projekt- werden. Dabei sollten sie auf international anerkannte Definitio- team auch einige strukturelle Aspekte angesehen, die von Bedeu- nen zurückgreifen (siehe http://terms.biodiversitya-z.org/ oder tung für den Schutz der Biodiversität sind. Da es hierbei um die Anhang 2 Glossar). strategische Ausrichtung geht, wurden die Schlussfolgerungen der u Wenn es keine offizielle Definition gibt, dann sollten eigene Standard- und Unternehmenspolitik zugeordnet. Definitionen erarbeitet werden. u Wenn man bedenkt, dass die Landwirtschaft weltweit einer der Reichweite größten Verursacher für den Verlust der Biodiversität ist, sollten u Alle Kriterien beziehen sich auf den landwirtschaftlichen Betrieb Standardorganisationen und Lebensmittelunternehmen die Her- selbst. Dabei können vom landwirtschaftlichen Betrieb vielfältige ausforderungen annehmen und anstreben, entscheidende Beiträge negative Wirkungen auf die Ökosysteme in der Umgebung aus- zu einem no-net-loss of biodiversity zu leisten, d.h. Beiträge, um gehen, zum Beispiel die Zerschneidung der Landschaft, Pestizid- den Verlust der Biodiversität zu stoppen. Konkret bedeutet dies, abdrift, Erosion, Beeinflussung des Grundwasserhaushalts (Menge das zertifizierte Betriebe bzw. Lieferanten konsequent die Vermei- und Qualität). Bei den meisten Standards bzw. Beschaffungsricht- dungshierarchie anwenden: vermeiden – verringern – kompensie- linien fehlt die Vorgabe, dass auch die durch den landwirtschaft- ren. Speziell vor dem Hintergrund der steigenden Weltbevölkerung lichen Betrieb beeinflussten Ökosysteme (außerhalb des Betriebs) 12 Baseline Report
ERGEBNISSE DES SCREENINGS nicht zerstört, bzw. beeinträchtigt werden dürfen. Hier sollten Kontinuierliche Verbesserung effektive Kriterien formuliert werden. Zertifizierte Landwirtschaftsbetriebe haben im Prinzip zwei Möglich- Weiterhin motivieren nur wenige Standards/Unternehmen „ihre“ keiten, ihre Biodiversitätsleistung zu verbessern: zum einen durch Landwirte, mit den Landwirten in der Umgebung in Sachen eine Reduzierung der negativen Wirkungen unter der Anwendung Schutz der Biodiversität zu kooperieren und gemeinsame Initia- von „SEHR guter landwirtschaftlicher Praxis“ und zum anderen durch tiven zu ergreifen oder sich abzustimmen. Speziell bei der Schaf- aktiven Biodiversitätsschutz und die Schaffung von Potentialen für fung von Biotopkorridoren und beim Schutz gefährdeter Arten eine Erhöhung der Biodiversität (Habitate, Arten, Agrobiodiversität, macht eine übergreifende Initiative auf lokaler oder regionaler etc.). Ebene aber Sinn und ist wesentlich effektiver. Das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung ist die Basis für alle u Wenn es möglich ist, einen Teil des Betriebes zertifizieren zu standardisierten Managementsysteme (z.B. ISO 14001, EMAS, ISO lassen, sollte der Standard verlangen, dass in den nicht zertifi- 9000). Einige der hier analysierten Standards beinhalten die Anfor- zierten Betriebszweigen trotzdem eine Mindestanzahl an Kriterien derung der kontinuierlichen Verbesserung: eingehalten wird. Es macht keinen Sinn, wenn in einem Teil des landwirtschaftlichen Betriebs Biodiversität geschützt und gleich u Ein zertifizierter Betrieb muss über einen bestimmten Zeitraum nebenan zerstört wird. ambitioniertere Kriterien erfüllen (z.B. innerhalb der ersten 4 Jahre nach der Erstzertifizierung). Monitoring auf dem landwirtschaftlichen Betrieb Einige Standards/Richtlinien verlangen einen Managementplan u Bei den meisten Standards wird die Erfassung der Ausgangslage inklusive Monitoring für den Einsatz von Düngemitteln oder (Baseline) nicht verlangt. Eine Erfassung der Ist-Situation ist Pestiziden oder für die Nutzung von Wasser. Dies ist eine wichtige aber Voraussetzung für die Umsetzung von Kriterien, z.B. wenn es Grundlage, um eine kontinuierliche Verbesserung in diesen Aspek- um die Erarbeitung von Aktionsplänen geht. Außerdem kann die ten anzustreben, z.B. über den verstärkten Einsatz alternativer positive Wirkung der Kriterien nur dann belegt werden, wenn der Methoden zur Schädlingsbekämpfung. Status quo festgehalten wurde und ein Monitoring stattfindet. In einigen biodiversitätsrelevanten Aspekten machen Maxi- u Die Frage ist, wie detailliert die Erfassung der Ausgangslage sein mum- oder Minimumwerte Sinn, wie zum Beispiel: muss, um einerseits aussagekräftig zu sein und andererseits den Landwirt nicht zu überfordern. Standards sollten als Minimum die u Anteil (%) an ökologischen Strukturen über die Gesetzesanforde- Erfassung der Ist-Situation bezüglich der Biotope auf dem Betrieb rungen hinaus und angrenzend an den Betrieb verlangen. Betriebe in oder in u Mindestbreite von Pufferzonen Nachbarschaft zu geschützten Gebieten oder “High Conservation Value Areas“ sollten außerdem die auf ihren Flächen vorkommen- u Mindestanzahl an Schattenbäumen pro Hektar den Tier- und Pflanzenarten erfassen, die von der Gesetzgebung u Maximale Viehdichte pro Hektar als schützenswert eingestuft oder in der Roten Liste geführt sind. u Maximalwerte der betrieblichen Stickstoffbilanz (kg/N pro Be- u Die Wirkungen von Maßnahmen auf die Biodiversität lassen sich trieb und Jahr) häufig nur mittel- oder langfristig feststellen. Außerdem spielen andere Einflüsse eine Rolle, die der Landwirt nicht beeinflussen Die Effektivität entsprechender Kriterien würde sogar noch gestei- kann. Ein langfristig angelegtes Monitoring ist notwendig. gert, wenn Maximum- bzw. Minimumwerte durch „Benchmarks“ für bestimmte Produktgruppen, Betriebstypen, geografische Lagen etc. ergänzt würden. Das Erreichen eines „Benchmarks“ sollte durch ein Monitoring auf der Landschaftsebene Punktesystem oder andere Anreize belohnt werden. Das Monitoring der Wirkungen auf die Biodiversität ist für alle Für weitere biodiversitätsrelevante Aspekte – vor allem diese, die Standardorganisationen eine Herausforderung und deshalb eigentlich Teil eines Biodiversity Action Plans sein sollten (z.B. Schaffung von eine Aufgabe, die die Organisationen gemeinsam umsetzen sollten. Habitaten, Biotopkorridoren oder Artenschutz) – macht der Aspekt Ein gemeinsames auf regionaler Ebene angelegtes Monitoringsystem der verbindlichen kontinuierlichen Verbesserung sehr viel Sinn. verschiedener Standards wäre aussagekräftiger und kostengünstiger. Standards sollten hier nach einer Bestimmung der Ausgangslage Nur ein seriöses Monitoring liefert den Beleg, dass die zertifizierten verlangen (Baseline assessment) und eine kontinuierliche Ver- Betriebe einen Beitrag zum Schutz der Biologischen Vielfalt leisten. besserung sowohl in Bezug auf die Quantität (z.B. Flächensumme Es sollte im Sinne der Standardorganisationen und Unternehmen ökologischer Strukturen, Kilometerzahl an Habitatskorridoren) als sein, dies zu belegen. Positive Monitoring-Ergebnisse tragen dazu auch bezüglich der Qualität (z.B. Erhöhung des Wildpflanzenanteils bei, das Image von Standards und Unternehmen zu verbessern und auf bepflanzten Feldrändern) fordern. können und sollten genutzt werden für die Nachhaltigkeits-Bericht- erstattung oder beim Beantragen von Fördermitteln für Projekte oder wissenschaftliche Studien. 13
Investitionen in Fortbildung und Begleitung erhöht zudem die Verifizierbarkeit einiger Maßnahmen bzw. ermöglicht Während der letzten Jahre haben Standards und Unternehmen detail- es, neue Maßnahmen von ökologischer Bedeutung zu integrieren. Eine lierte Kriterienkataloge und Maßnahmen aufgelegt, um die Nachhaltig- angemessene Unterstützung ist ein echtes Bekenntnis von Unterneh- keit in Wertschöpfungsketten weiter voranzutreiben. Nichtsdestotrotz men und Standards gute Ergebnisse liefern zu wollen, ohne die Ver- gibt es eine große Lücke zwischen den inhaltlich starken Kriterien und antwortung auf Produzenten abzuwälzen. Das Nachhaltigkeitsthema der praktischen Umsetzung auf der Fläche. Dies ist insbesondere der sowie der Erhalt der Biodiversität geht alle etwas an und so müssen Fall, wenn keine aktive Unterstützung für die Landwirte angeboten auch die Verantwortlichkeiten innerhalb der Wertschöpfungskette auf wird. Es ist wichtig, zwischen den externen Audits und der Unter- alle Akteure gleichermaßen verteilt werden. Fortbildung und Beratung stützung durch Berater etc. zu unterscheiden. Eine Unterstützung verursacht Kosten, die als Investition in die eigene Glaubwürdigkeit, beinhaltet zum Beispiel Schulungen zu einem bestimmten Thema, B2C Beziehungen und Qualität gesehen werden. regelmäßige Betriebsbesuche, Organisation von Arbeitsgruppen und anderen Möglichkeiten des Austauschs. Die Unterstützung sollte den 5.2 Biodiversität in den Kriterien der Standards Landwirten helfen, den agronomischen und ökologischen Nutzen der & Beschaffungsanforderungen der Unternehmen vorgeschlagene Maßnahmen zu erkennen, Fehlinterpretationen vor- zubeugen, Schwierigkeiten bei der Umsetzung entgegenzuwirken und Es wurden insgesamt 1263 Kriterien identifiziert, die für die Biodi- Alternativen zu entwickeln. Ein enger Kontakt zu den Vertragsbauern versität relevant sind. Tabelle 2: Anzahl der Kriterien in den Standards und Unternehmens-Anforderungen, zugeordnet nach Hauptursachen für den Biodiversitätsverlust Hauptursachen Degradie- Übernutzung ArtenschutzInva- Landnutzung für Verlust der ge- Management für den Verlust rung sive Arten Bioenergie netisch Vielfalt der Biologi- (Klimaschutz) schen Vielfalt N° Kriterien 190 727 114 8 76 148 5.2.1. Überblick wie die Standards und Unternehmen die Hauptursachen für den Verlust der Biologischen Vielfalt derzeit adressieren Standard Kriterien und Unternehmens-Anforderungen: Adressierung der Hauptursachen für den Verlust der Biologischen Vielfalt a) Wie viele Standards/Anforderungen haben Kriterien für die b) Wie effektiv wurden die Hauptursachen adressiert? jeweiligen Hauptursachen adressiert? Internationale Europäische/ Unternehmens- Internationale Europäische/ Unternehmens- Standards Nationale/ Anforderungen Standards Nationale/ Anforderungen N = 15 Regionale N = 11 Regionale Standards Standards N =26 Degradierung/ Degradierung/ Zerstörung von 13 24 8 Zerstörung von 12 10 5 Ökosystemen Ökosystemen Übernutzung Übernutzung natürlicher 14 25 10 natürlicher 13 16 7 Ressourcen Ressourcen Artenschutz; Artenschutz; Invasive Arten 11 12 5 Invasive Arten 11 8 4 Landnutzung für Landnutzung für Bioenergie 1 1 2 Bioenergie 1 1 0 (Klimawandel) (Klimawandel) Verlust der Verlust der genetischeb 11 16 3 genetischen 6 14 2 Vielfalt Vielfalt Management Management 11 12 8 8 2 4 Ursache wurde adressiert da > 25% der gescreenten effektiv, da > 75% Standards/Anforderungen Kriterien dazu formulierten der Standards/Anforderungen, die weniger effektiv, da 25% - 75% Kriterien dazu formulierten, als Ursache wurde nicht adressiert da < 25% der gescreenten Minimum ein effektives Kriterium Standards/Anforderungen Kriterien dazu formulierten nicht effektiv, da < 25% hatten Abbildung 4: Anzahl der Standards und Unternehmen mit Kriterien zu den Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität (linke Tabelle) und Effektivität der Kriterien (rechte Tabelle) 14 Baseline Report
ERGEBNISSE DES SCREENINGS Die Kriterien wurden den Hauptursachen für den Biodiversitäts- wurde als wirksam adressiert eingestuft, wenn mehr als 75% der verlust zugeordnet. Wenn eine Zuordnung zu mehreren Aspekten Standards/Unternehmen, die Kriterien für diese Ursache definieren, möglich war, wurde das Kriterium allen Aspekten zugeordnet, aber als ein Minimum ein sehr effektives Kriterium haben (Abb. 4, rechte nur das relevanteste gezählt. Tabelle, grüne Farbe). Hatten weniger als 75% aber mehr als 25% der Standards als Minimum ein effektives Kriterium, dann wurde Anhang 1 enthält eine Liste aller gescreenten Standard-Organisati- die Ursache weniger effektiv adressiert (Abb. 4, rechte Tabelle, onen und Unternehmen. Fast alle Standards, unabhängig davon, ob sie einen internationalen, europäischen oder regionalen Ansatz ha- rote Farbe) und waren es weniger als 25% so war die Ursache nicht ben, sowie die meisten Unternehmen, befassen sich nicht mit dem effektiv adressiert (Abb. 4, rechte Tabelle, orangene Farbe). Aspekt Landnutzung für die Biomasse-Energieproduktion unter der Internationale Standards gehen die meisten Ursachen effektiv an. Hauptursache Klimawandel (Abb. 4, linke Tabelle). Für alle anderen Nur bei Verlust der genetischen Vielfalt und Management enthalten Ursachen und auch für die Kategorie Management haben Standards die internationalen Standards weniger wirksame Kriterien. und Unternehmen Kriterien definiert. Standards auf europäischer/nationaler/regionaler Ebene und Es wurde auch die Wirksamkeit des Kriteriums bezüglich des Unternehmen haben mehrheitlich Kriterien, die für den Schutz der Schutzes der Biologischen Vielfalt beurteilt. Eine Hauptursache Biodiversität weniger wirksam sind. 5.2.2 Biodiversitätsaspekte innerhalb der Hauptursache “Degradierung/Zerstörung von Ökosystemen” Verteilung biodiversitätsrelevanter Kriterien innerhalb der Hauptursache “Degradierung und Zerstörung von Ökosystemen” [%] Einschränkung der Landnutzungsänderung 45 40 35 Schutz von primären und Flächengröße 30 naturnahen Habitaten und 25 Schutzgebieten 20 15 10 5 0 Gewässerschutz; Instandhaltung Dauerhafter Erhalt von Grünland von Uferstreifen Mindestanteil an ökologischen Schaffung von Biotopkorridoren Strukturen/ Kompensationsflächen Internationale Standards Europäische/Nationale/Regionale Standards Unternehmens-Anforderungen Abbildung 5: Kriterien in Standards und Unternehmens-Anforderungen mit Relevanz für die Hauptursache „Degradierung /Zerstörung von Ökosystemen“ 15
Im Bereich der internationalen Standards zeigt die Gliederung für die Ursache “Degradierung/Zerstörung von Ökosystemen” (Abbil- dung 5), dass der Hauptanteil der Kriterien auf die Aspekte Gewässerschutz; Instandhaltung von Uferstreifen (33%) und Schutz von primären und naturnahen Habitaten und Schutzgebieten (29%) entfällt. Weniger stark vertreten sind die Aspekte Einschränkung der Landnutzungsänderung (18%) und Mindestanteil an ökologischen Strukturen/Kompensationsflächen (14%). Die Aspekte Dauerhafte Erhaltung von Grünland, extensive Bewirtschaftung, Aufgabe von Grünland (5%) und Schaffung von Biotopkorridoren (3%) werden hingegen kaum, oder im Falle von Flächengröße gar nicht berücksichtigt. [N internationale Standards = 15; N Kriterien = 80] Die Verteilung der Aspekte für die Ursache “Degradierung/Zerstörung von Ökosystemen” der Europäischen, nationalen und regiona- len Standards steht im Gegensatz zu den internationalen Standards. Hier fällt der Großteil der Kriterien auf den Aspekt Dauerhafte Erhaltung von Grünland, extensive Bewirtschaftung, Aufgabe von Grünland (32%). An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass dieser Ausschlag durch die Einbeziehung von dedizierten Viehwirtschaftsstandards in der Bewertung zu erklären ist. Diese stellen den Hauptanteil an Kriterien unter diesem Aspekt. Die Aspekte Schutz von primären und naturnahen Habitaten und Schutzgebieten (19%), Mindestanteil an ökologischen Strukturen/Kompensationsflächen (19%) und Gewässerschutz; Instandhaltung von Uferstreifen (17%) sind gleichermaßen adressiert. Das Schlusslicht bilden die Aspekte Einschränkung der Landnutzungsänderung (9%) und Schaffung von Biotopkorridoren (4%). Der Aspekt Flächengröße wird wie zuvor bei den internationalen Standards überhaupt nicht abgedeckt. [N Europäische/nationale/regionale Standards = 26; N Kriterien = 78] Auf der Seite der Unternehmens-Anforderungen dominiert der Aspekt Gewässerschutz; Instandhaltung von Uferstreifen (44%) gefolgt von Schutz von primären und naturnahen Habitaten und Schutzgebieten (22%). Gleich stark repräsentiert sind die Dauerhafte Er- haltung von Grünland, extensive Bewirtschaftung, Aufgabe von Grünland und die Einschränkung der Landnutzungsänderung (jeweils 13%). Kaum berücksichtigt werden die Aspekte Mindestanteil an ökologischen Strukturen/Kompensationsflächen (6%) und Flächen- größe (3%), wobei die Schaffung von Biotopkorridoren gar keine Beachtung findet. [N Unternehmens-Anforderungen = 11; N Kriterien = 32] Bewertung biodiversitätsrelevanter Kriterien für die Hauptursache "Degradierung und Zerstörung von Ökosystemen" [%] 100 Empfohlen Nicht evaluierbar 90 Niedrig Interpre0ertbar Op0onal Erfordert Exper0se 80 70 Moderat 60 Nicht evaluierbar 50 Bedingt 40 Verbindlich Eindeu0g 30 Hoch 20 Nachprü6ar 10 0 Gewichtung Effek0vität Transparenz Verifizierbarkeit Abbildung 6: Bewertung biodiversitätsrelevanter Kriterien in Standards und Unternehmens-Anforderungen für die Hauptursache „Degradierung /Zerstörung von Ökosystemen“. 16 Baseline Report
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