Zeitschrift für amtliche Statistik 1 2019 - Amt für ...
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Zeitschrift für amtliche Statistik 1 ⌜ 2019 statistik Berlin Brandenburg ⌜ UMWELT UND ENERGIE In Entsorgungsanlagen beseitigte/behandelte Abfälle in Berlin und Brandenburg 2012 und 2016 nach Art der Anlage Berlin Brandenburg 2012 2 745,4 Tsd. t 2012 8 493,1 Tsd. t Deponien (nicht vorhanden) Biologische Behandlungsanlagen Feuerungsanlagen Sortieranlagen Deponien übrige Anlagen Biologische Behandlungsanlagen Feuerungsanlagen Sortieranlagen übrige Anlagen 2016 3 204,2 Tsd. t 2016 11 712,9 Tsd. t Weiteres Thema: ⌜Arbeitskosten
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Impressum Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg hat seinen Sitz in Potsdam und weitere 13. Jahrgang Standorte in Berlin und Cottbus. Auskunft und Beratung Herausgeber Steinstraße 104-106 Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 14480 Potsdam Steinstraße 104-106 14480 Potsdam Telefon: 0331 8173-1777 Tel.: 0331 8173-1777 Fax: 030 9028-4091 Verantwortlicher Redakteur i. S. d. BbgPG info@statistik-bbb.de Hartmut Bömermann Redaktion Nicole Dombrowski, Dr. Holger Leerhoff, Anja Malchin, Dr. Thomas Troegel, Ramona Voshage (Leitung) Zeichenerklärung zeitschrift@statistik-bbb.de 0 weniger als die Hälfte von 1 in der letzten besetzten Stelle, jedoch mehr als nichts Preis – nichts vorhanden Einzelheft EUR 6,00 … Angabe fällt später an ISSN 1864-5356 ( ) Aussagewert ist eingeschränkt Satz und Gestaltung / Zahlenwert nicht sicher genug Amt für Statistik Berlin-Brandenburg • Zahlenwert unbekannt oder geheim zu halten Druck x Tabellenfach gesperrt, weil Heenemann GmbH & Co., Berlin Aussage nicht sinnvoll p vorläufige Zahl © Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, 2019 Alle Ausgaben seit 2007 r berichtigte Zahl Auszugsweise Vervielfältigung und finden Sie auf s geschätzte Zahl Verbreitung mit Quellenangabe gestattet. www.statistik-berlin-brandenburg.de Abweichungen in der Summe können sich durch Schätzungen ergeben
Zeitschrift für amtliche Statistik 1 ⌜ 2019 Kurzberichte Fachbeiträge Inhaltsübersicht Preise ⌜ Chinesische Delegation zu Gast im AfS 3 ⌜ Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie im Jahr 2017 ⌜ Hospitation im Amt für Statistik in Berlin und Brandenburg 12 Elke Zimmer Berlin-Brandenburg 4 ⌜ Präsentation der Statistischen Jahrbücher Energie 2018 für Berlin und Brandenburg 5 ⌜ Auswirkungen der Novelle des Energiestatistikgesetzes ⌜ „Es gibt einen Grund, dass wir unsere auf die Energiebilanzierung in Berlin und Brandenburg 22 Mathias Geburek Prognosen alle zwei Jahre erneuern.“ 6 ⌜ Energieverbrauch in Brandenburg Energie nach Sektoren 2016 21 ⌜ Kommunale Infrastrukturunternehmen zwischen Energiewende und demografischem Wandel 26 Entwicklungen in der amtlichen Statistik Astrid Cullmann, Caroline Stiel ⌜ Ist Aktualität wichtiger als Genauigkeit? 8 Fachgespräch mit Astrid Cullmann Statistik erklärt ⌜ Europäisches Abfallverzeichnis 36 „Die Nutzung von Einzeldaten, die über das FDZ zur Verfügung gestellt werden, ist essentiell für die Beantwortung unserer Forschungsfragen.“ 30 Unternehmen ⌜ Neuerscheinungen ⌜ Kleine Statistiken für die Länder Berlin Ist die Umweltregulierung schädlich für die wirtschaftliche Leistung der Unternehmen? und Brandenburg erschienen 11 Lehren aus dem deutschen Verarbeitenden Gewerbe und EU EHS 32 Historisches Maja Zarkovic ⌜ Zentrale Energieversorgung mit Strom im Berlin und Brandenburg Abfallwirtschaft der 1930er Jahre 48 ⌜ Wo landen unsere Abfälle? Eine Betrachtung der Abfallentsorgung in Berlin und Brandenburg 34 Save the date Andreas Sulz ⌜ 23. Konferenz „Messung der Preise“ 50 ⌜ 12. Berliner VGR-Kolloquium 50 Arbeitskosten ⌜ Ergebnisse der Arbeitskostenerhebung in Berlin und Brandenburg Katja Kirchner 38
Editorial de Effekt der Energiekosten auf die lesenswerten Fachgespräch auf Gesamtbelastung der Haushalte die hohe Bedeutung der amtlichen setzte sich auch im Jahr 2018 fort. Statistik für ihre Forschung ein. Anschließend wird für das In einem weiteren Gastbeitrag Land Brandenburg anhand eines wird ein aktuelles Forschungspro- Mengenflussdiagramms darge- jekt vorgestellt, in dem ebenfalls stellt, dass Haushalte eher einen amtliche Mikrodaten ausgewer- Energiemix aus verschiedensten tet werden: Darin wird der Frage Quellen verwenden, während der nachgegangen, ob und wie sich der Verbrauch im Verkehrssektor von Europäische Emissionshandel auf Mineralölprodukten dominiert die Produktivität deutscher Unter- wird. nehmen auswirkt. Das durch staatliche Förderung Auch die Analysen der Stoffströme unterstützte Streben nach einer und des Abfalls erlangen in Zeiten Liebe Leserinnen und Leser, unabhängigen und umweltfreund- knapper werdender Ressourcen im- lichen Energieversorgung führte in mer mehr an Bedeutung. Die jähr- das Thema der Nachhaltigkeit ist seit den vergangenen Jahren zu einer liche Erhebung über die Abfallent- Monaten ein Dauerbrenner in den Medien Liberalisierung des Energiemark- sorgung sowie die Entwicklung des und mit den wiederholt aufflammenden tes mit einem starken Anstieg der Abfallaufkommens in den Ländern Diskussionen über die Notwendigkeit Anzahl von Energie anbietenden Berlin und Brandenburg werden einer Energiewende hochaktuell. Unternehmen. Mit der Novellie- im letzten schwerpunktbezogenen Nachhaltiges Denken und Wirtschaften rung des Energiestatistikgesetzes Beitrag betrachtet. bezieht sich dabei auf alle Bereiche des 2017 wurde für die amtliche Statistik Gerade die regionale Höhe der Lebens und alle zur Verfügung stehenden die Voraussetzung geschaffen, den Arbeitskosten beeinflusst in hohem Ressourcen. Diese erste Ausgabe der Energiemarkt wirklichkeitsgerech- Maße die Entscheidung über ge- Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin ter abbilden zu können. eignete Produktionsstandorte von Brandenburg im Jahr 2019 widmet sich Dass die von der amtlichen Statis- Unternehmen. Zum Abschluss der daher den Themen Energie und Umwelt tik erhobenen Daten für vielfältige aktuellen Ausgabe wird der Frage und zeigt unterschiedliche Facetten energiebezogene Projekte verwen- nachgegangen, inwiefern sich die dieser Gebiete aus dem Blickwinkel der det werden können, spiegeln die Größe eines Unternehmens und Haushalte, der amtlichen Statistik und der zwei nachfolgenden Beiträge wi- der Wirtschaftszweig auf die Höhe Wissenschaft. der: In einer Studie des Deutschen der Arbeitskosten auswirken, bevor Zunächst wird in einem Fachbei- Instituts für Wirtschaftsforschung der historische Beitrag die zentrale trag beleuchtet, wie sich die von Berlin wurde mit Hilfe amtlicher Fir- Stromversorgung in Berlin und den Verbraucherinnen und Ver- mendaten untersucht, ob und wie Brandenburg in den 1930er Jahren brauchern zu zahlenden Preise für in der realen Konkurrenzsituation aufgreift. Energie in den Ländern Berlin und von kommunalen und privaten In- Brandenburg entwickelt haben. frastrukturunternehmen auch wei- Während im Jahr 2017 der sinkende terhin eine flächendeckende und Gaspreis zu einer Entlastung der ökonomisch tragfähige Versorgung Haushalte beitrug, stiegen die Kos- mit Energie gewährleistet werden ten insbesondere für Mineralölpro- kann. Die Leiterin des Projekts dukte deutlich an. Der preistreiben- Dr. Astrid Cullmann geht in einem Eine informative Lektüre wünscht Ihnen Hartmut Bömermann verantwortlicher Redakteur
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 3 Kurzbericht ⌜Chinesische Delegation zu Gast im AfS von Michaela Beeck Im Rahmen eines internationalen Statistik-Aus- auf die Qualitätssicherung und Rahmenbedingun- tauschs mit der Volksrepublik China empfing das gen ein. Insbesondere die Herausforderungen des Referat Baugewerbe, Bautätigkeit des Amtes für föderal geregelten Baurechts mit den resultieren- Statistik Berlin-Brandenburg (AfS) am 29. Novem- den Besonderheiten für einen Flächen- und einen ber 2018 eine vierköpfige chinesische Delegation Stadtstaat wurden thematisiert. Danach führte Frau sowie drei Kolleginnen und Kollegen aus dem Boche, die Sachgebietsleiterin der Bautätigkeits- Statistischen Bundesamt am AfS-Standort Berlin. statistiken, das durch die meldenden Bauherrinnen Drei der ausländischen Besucherinnen kamen und Bauherren genutzte Online-Verfahren vor. Als aus dem Fachbereich „Baugewerbe“ des National weitere Fachkraft aus dem Referat unterstützte Frau Bureau of Statistics of China (NBS) und ein Besucher Wollenhaupt die Veranstaltung mit ihrem Wissen. vom Shanghaier Municipal Statistics Bureau. Eine Die chinesischen Besucher waren sehr interes- Dolmetscherin und zwei weitere Teilnehmer des siert und es entspann sich im Verlauf der Schulung Statistischen Bundesamtes begleiteten die weit ein reger Erfahrungsaustausch, der hervorragend gereisten Besucher. von der Dolmetscherin übersetzt wurde. Es gibt Seit mehr als 20 Jahren besteht zwischen dem viele Parallelen bezüglich der Arbeitsabläufe in der Statistischen Bundesamt und dem Nationalen Volksrepublik China, aufgrund der unterschiedli- Chinesischen Statistikamt ein enger fachlicher Aus- chen politischen und wirtschaftlichen Systeme aber tausch auf Grundlage einer bilateralen Kooperati- natürlich auch erhebliche Unterschiede. Die Gäste onsvereinbarung. Hierbei werden Teilprojekte mit gaben ein sehr positives Feedback und werden eini- einer Laufzeit von circa drei Jahren durchgeführt. ge Anregungen zur Optimierung der Baustatistiken Gegenwärtig betrifft dies die Bereiche Baustatistik nach China mitnehmen. Ein Gegenbesuch bei den und Wohnimmobilienstatistik. Das Referat Bauge- chinesischen Kolleginnen und Kollegen zum weite- werbe, Bautätigkeit des AfS wurde angefragt, das ren fachlichen Austausch wäre wünschenswert. Vorhaben zu unterstützen und nahm diese Gele- genheit auch gerne wahr. Michaela Beeck l eitet das Im Rahmen der insgesamt sechstägigen Studien- Referat Baugewerbe, Bautätigkeit reise erhielten die chinesischen Gäste unterschied- des Amtes für Statistik Berlin- lichste Vorträge über die Statistiken des Bauge- Brandenburg und ist Mitglied der werbes. Flankiert wurden die Fachvorträge von AG Mietspiegel. einem bunten Rahmenprogramm. Beim Besuch des AfS am Standort Berlin standen die Bautätig- keitsstatistiken im Fokus. Nach der Begrüßung und der Vorstellung der Teilnehmenden erklärte Frau Beeck (Leiterin des Referats Baugewerbe, Bautä- tigkeit) den Anwesenden die Durchführung der Bautätigkeitsstatistiken im AfS und ging vertieft Teilnehmende des Statistik-Austauschs mit der Volksrepublik China Foto: Caroline Grams
4 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 Kurzbericht ⌜Hospitation im Amt für Statistik Berlin-Brandenburg von Jürgen Wixforth In der Zeit vom 17. September bis 12. Oktober 2018 Darüber hinaus konnte er sich einen Eindruck hospitierte Dr. Jürgen Wixforth, Referent bei der vom Berichtskreismanagement-Tool (BKM) ver- Zentralen Datenstelle der Landesfinanzminister schaffen. Vergleichbar einem Register werden im (ZDL) in Berlin, im Referat Finanz- und Personalsta- BKM alle für die Finanz- und Personalstatistiken tistiken des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg relevanten Einheiten gepflegt. Das sind neben den (AfS). Die ZDL bündelt Daten zur Lage und Entwick- Kernhaushalten die ausgegliederten öffentlichen lung der öffentlichen Haushalte, bereitet diese auf Fonds, Einrichtungen und Unternehmen. Deren An- und begleitet statistische Veränderungsprozesse. zahl übersteigt für die Länder Berlin und Branden- Damit kann die ZDL für die Finanzministerkonfe- burg die 1 000er-Marke. All diese Einheiten werden renz und somit die Ländergesamtheit zu finanzpoli- regelmäßig nach ihren Beschäftigten, Schulden tischen und -statistischen Fragen Stellung nehmen. und Jahresabschlüssen befragt. Auch Struktur- Ziel der Hospitation war es, Einblicke in die Statis- merkmale wie Wirtschaftsbereich, Rechtsform, tikerhebung, Weiterverarbeitung und Plausibilisie- Eignerschaft und Beteiligungen unterliegen einer rung sowie Auswertung der amtlichen Finanzdaten ständigen Kontrolle durch die Mitarbeiterinnen und zu erhalten, da diese in der ZDL üblicherweise Mitarbeiter des AfS. Wie groß die Herausforderung als endgültig aufbereitete Zahlenwerke genutzt dabei ist, alles im Blick zu behalten, durfte Dr. Wix- werden. Laut Dr. Wixforth hat sich der Aufenthalt in forth selbst erfahren, da er für den überschaubaren Potsdam außerordentlich gelohnt, da er syste- Bereich der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstal- matisch nachverfolgen konnte, welchen Weg die ten, die ab dem Jahr 2019 berichtspflichtig sind, die einzelne Zahl von der Meldung einer Berichtsstelle Eigner- und Beteiligungsstrukturen ermittelte. Für bis hin zum Baustein eines qualitätsgeprüften Lan- sich selbst nimmt er aus der Hospitation mit, dass desergebnisses nimmt. Dass auf diesem Weg nicht im AfS ein wahrer Datenschatz schlummert. nur logische, sondern auch vielfältige inhaltliche Prüfungen erfolgen, hatte er nach eigenen Anga- ben in dieser Menge und Intensität nicht erwartet. Dr. Wixforth erhielt intensive Einblicke in die Prozesse der Kassen- und Rechnungsstatistik, der Personalstand- und der Schuldenstatistik – um nur einige zu nennen. In intensiven Gesprächen mit den bearbeitenden Kolleginnen und Kolle- gen des Kommunalen Finanzausgleichs hatte er Dr. Jürgen Wixforth ist Referent die Möglichkeit, seine Kenntnisse in Themen wie bei der Zentralen Datenstelle der Verbundquote, Schlüsselmasse, Grundbetrag und Landesfinanzminister (ZDL) in Berlin. Hauptansatzstaffel deutlich auszubauen. Informationen zur ZDL finden Sie unter: www.zdl-berlin.de/
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 5 Kurzbericht ⌜Präsentation der Statistischen Jahrbücher 2018 für Berlin und Brandenburg von Ina Hergert Am 12. Dezember 2018 präsentierte das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (AfS) in der Berliner Pressekonferenz die Statistischen Jahrbücher 2018 für beide Länder. Jörg Fidorra, Vorstand des AfS, richtete den Fokus auf den Wohnungsbau, auf Bauland- preise und Tourismuszahlen. Darüber hinaus ging er auf das Thema Ausbildung in der Region ein: „Während die Studierenden- zahlen in Berlin jährlich neue Höchststände erreichen, geht die Zahl der Auszubilden- den weiter leicht zurück. In Brandenburg bewegen sich beide Zahlen in den letzten Jahren auf annähernd gleichbleibendem Die Statistischen Jahrbücher 2018 für Berlin und Branden- Niveau.“ Danach informierte Dr. Holger Leerhoff burg sind im Berliner Wissenschafts-Verlag erschienen über Altersstrukturen, Gesundheitszustand und können zum Preis von jeweils 27 EUR direkt beim und Pflegebedarfe der Menschen in der Verlag oder über den Buchhandel bestellt werden. Region: „Deutliche Unterschiede zwischen Sie stehen im PDF- und Excel-Format zum kostenfreien Berlin und Brandenburg zeigen sich im Herunterladen im Internetangebot Verhältnis der Personen im Rentenalter zur Ina Hergert ist Sachgebietsleiterin im arbeitsfähigen Bevölkerung. So kommen des AfS unter dem Menüpunkt „Pro- Referat Presse, Öffentlichkeitsarbeit des in Berlin 31 Personen im Rentenalter auf dukte, Statistische Jahrbücher“ bereit. Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. 100 Personen zwischen 20 und 64 Jahren. In Brandenburg liegt dieser Quotient bei 41. Ähnliche Relationen gibt es auch bei den Pflegebedürftigen. Hier liegt der Anteil in Berlin bei 3,8 % und in Brandenburg bei 5,3 % an der Gesamtbevölkerung.“ Die Jahrbücher bieten auf jeweils mehr als 600 Seiten aktuelle Daten und Fakten zu den Ländern Berlin und Brandenburg. Anhand von Tabellen und Grafiken werden Statistiken aus allen Bereichen des gesell- schaftlichen Lebens präsentiert. Das Zahlen- werk ist eine Fundgrube aufschlussreicher, Jörg Fidorra ging nützlicher und interessanter Fakten über die insbesondere auf den Metropolregion. Wohnungsbau, auf Baulandpreise und Tourismuszahlen ein. Dr. Holger Leerhoff (rechts) sprach zu Altersstrukturen, Gesundheitszustand und Pflegebedarf der Menschen in der Metropolregion. Moderiert wurde die Pressekonferenz von dem RBB-Journalisten Alexander Dieck (Mitte). Fotos: Niaz Faridani-Rad
6 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1┏ 2019 Kurzbericht ⌜ „Es gibt einen Grund, dass wir unsere Prognosen alle zwei Jahre erneuern.“ Jörn Ehlert vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg über unerwartete Ereignisse, wanderlustige Altersklassen und die Ausdehnung des Speckgürtels Dieser Beitrag BUNDzeit: Auf wie viele Jahrzehnte Auf welchen Zeitraum können sich nur 6,9 % Personen über 80 prognos- ist ein Nach- gesicherter Bevölkerungsdaten können Prognosen realistischerweise beziehen? tiziert werden. Das liegt aber nicht druck aus: Sie zurückgreifen? Bund für | Theoretisch kann ich 100 Jahre im an der Lebenserwartung in Berlin, die Umwelt und | Jörn Ehlert: Für Berlin haben wir Voraus berechnen. Das Problem sind unterscheidet sich nicht vom Bundes- Naturschutz durchschnitt. Entscheidend ist, dass schon seit 1871 die ersten Zahlen. die Annahmen, die ich treffen muss. Deutschland (BUND) Lan- Aber die sind nicht immer metho- Je stabiler eine Bevölkerung bezüglich die Stadtstaaten Zuwanderungs- desverband disch einheitlich, haben Lücken – Fertilität, Mortalität und Migration magneten sind. Und Zuwanderung Berlin e. V. und nicht für jedes Jahr haben wir findet in den mobilen Altersklassen ist, desto länger kann der Progno- (2018): BUND- Zahlen vorliegen. Zur Demografie sezeitraum sein. Wenn aber ein zwischen 20 und 40 statt. Das gilt zeit 3/2018, S. 3. Das Gespräch gehört mehr als die reine Bevöl- Ereignis stattfindet, das stark auf das auch zeitversetzt für die Fortzüge. Ab führte kerungszahl, nämlich Geburten, Wanderungsgeschehen wirkt, ist eine 40 werden Wegzüge immer seltener. Sebastian Sterbefälle und Zu- und Fortzüge. Prognose über Jahrzehnte schnell Petricin. Richtig geschlossen haben wir die überholt. Unsere aktuellen Prognosen Wie ist das Verhältnis von Zu- und Zahlen seit Anfang der Neunziger. gehen bis 2030, also knapp über zehn Fortzügen aus Berlin und Brandenburg? Jahre, wobei es einen Grund gibt, dass | Wenn man die letzten zehn Jahre Jetzt zur Zukunft: Wie funktionieren sie alle zwei Jahre erneuert werden. betrachtet, gab es in Berlin 23 % Bevölkerungsprognosen? mehr Zu- als Fortzüge, in Branden- | Zunächst bestimmen wir die Kom- Bei der Lebenserwartung können Sie burg waren es nur 13 % mehr Zu- als ponenten, die die Struktur der Bevöl- weit voraussehen. Wie entwickelt sich die Fortzüge. Es gibt migrationswissen- Gruppe der Hochbetagten zahlenmäßig schaftliche Theorien, nach denen kerung verändern, nämlich Fertilität, in den nächsten Jahrzehnten? Mortalität und Migration. Dann Wanderung auch Gegenwanderung suchen wir uns einen Stützzeitraum | Nach Berechnungen des Statisti- erzeugt. Dass nur die Zuzugszahlen – bei den aktuellen Prognosen sind schen Bundesamts hatten wir 2013 steigen, passiert selten. 2015 sind mit das drei bis fünf Jahre – und sehen bundesweit 5 % Menschen über 80 den Schutzsuchenden die Zuzüge uns an, was in den vergangenen und werden 2030 8 % und 2060 stark angestiegen, bei den Fortzügen Jahren passiert ist: Geburtenrate, 13 % haben. Für Brandenburg sind passiert das Gleiche verzögert. Die Sterblichkeit in einem gewissen Alter die Zahlen ähnlich. In Berlin ist das Leute müssen erst einmal hier sein, und Wanderungsbewegungen. Durchschnittsalter wesentlich jünger um wieder wegziehen zu können. als im Bundesschnitt, sodass für 2030
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 7 Geht die Abwanderung aus den länd- direkten Umland. Es entsteht also spielsweise den ersten Übergang, als lichen Gebieten weiter? ein erweitertes Umland, das von der die Menschen die Fertilität von zehn | An den Rändern von Brandenburg Abwanderung aus Berlin profitiert. auf knapp über zwei Kinder korrigier- schlägt die sogenannte demografi- ten, also auf Bestandserhaltungs- sche Alterung voll zu. Die Generation, Werden die Haushalte in Berlin kleiner? niveau. Beim zweiten demografischen die zur Wendezeit um die 20 war, Diese Frage ist aus Umweltsicht wichtig, Übergang in den Sechzigern sank die weil sie mit dem Flächenverbrauch zu Fertilität auf unter zwei Kinder. Bei war schon kleiner als die Generation tun hat. einer ansteigenden Lebenserwartung ihrer Eltern und hat selbst wiede- rum weniger Kinder bekommen. | Der Vergleich der Zahlen von 2011 und sinkender Fertilität reden wir über Unter den Personen, die im letzten und 2017 zeigt zwei gegenläufige demografische Alterung. Es passieren Vierteljahrhundert ins Erwachsenen- Entwicklungen. Erstens nehmen die verschiedene Dinge, die ich alle demo- alter gekommen sind, gab es zudem Einpersonenhaushalte leicht von grafischen Wandel nennen würde. eine hohe Abwanderung. Daher 44,6 % auf 45,4 % zu. Zweitens steigt aber auch die durchschnitt- Sehen Sie überraschende Trends? entspricht die Alterspyramide dort dem klassischen Urnenmodell. Im liche Haushaltsgröße von 1,75 | Bisher haben wir die Erhöhung des Berliner Umland hat sie eher schon auf 1,77 Personen. Das dürfte vor Geburtenalters registriert. In der DDR Tannenform, weil es starke Zuzüge der allem mit den gestiegenen Mieten lag das durchschnittliche Alter der mobilen Altersklassen gibt. zu tun haben – die Leute müssen Mutter bei Geburt bei 22 bis 23 Jahren, auf gleichbleibender Fläche enger jetzt sind wir bei knapp über 30 Jahren. zusammenrücken. Der eine Trend In den letzten zwei Jahren haben wir Dehnt sich der Speckgürtel weiter aus? ist ein soziologischer, der andere ein in Brandenburg wieder ein jüngeres | Ja. Nehmen wir mal vier exempla- wirtschaftlicher. Alter der Mutter bei Geburt festgestellt. rische Gemeinden, die nicht mehr Möglicherweise ist das ein Effekt der zum direkten Umland gehören, aber Ist der Begriff demografischer Wandel Zuwanderung, denn die ausländi- massive Bevölkerungszuwächse in sinnvoll? Schließlich gab es schon immer schen Frauen bekommen ihre Kinder den letzten fünf Jahren hatten: Bes- Veränderungen in der Bevölkerungs- deutlich früher. Und es gibt seit zwei struktur. tensee 13,7 %, Halbe 12 %, Sydower Jahren wieder steigende Geburtenra- Fließ 10,3 % und Nauen 5,8 %. Solche | In der Vergangenheit gab es bedeu- ten. Auch das war die letzten 20 bis Zahlen finden wir sonst nur im tende demografische Übergänge. Bei- 30 Jahre lang anders. Jörn Ehlert leitete das Referat Bevölkerung, Kommunalstatistik des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg bis zum 31.12.2018. Seit dem 01.01.2019 ist er für die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in den Arbeitsgebieten Demografie und Bevölkerungsprognosen tätig.
8 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 Entwicklungen in der amtlichen Statistik ⌜Ist Aktualität wichtiger als Genauigkeit? von Tanja Eichhorn Dieser Beitrag Dieser Beitrag befasst sich mit der Frage, ob die Ter- Der Qualität statistischer Daten wird schon immer ist ein Nach- mineinhaltung bei der Veröffentlichung von Statisti- eine große Bedeutung beigemessen. Eine systema- druck aus: ken wichtiger als die Qualität der Ergebnisse ist und tische Beleuchtung in seinen unterschiedlichen Fa- Statistische arbeitet das Thema in einem etwas größeren Zusam- cetten erfährt der Begriff „Qualität“ jedoch erst seit Monatshefte menhang auf: Untersucht wird das Spannungsver- der Formulierung des Verhaltenskodex für europäi- Nieder- sachsen 11/2018, hältnis zwischen Pünktlichkeit (bis hin zu Aktualität)¹ sche Statistiken (Code of Practice, kurz CoP³) im Jahr S. 568–570. und Genauigkeit². Schwerpunkte der Analyse bilden 2011. Der CoP konsolidiert in systematischer Form folgende Fragestellungen: die Hauptleitlinien der Qualität – aktuell umfasst er 1. Wo begegnen uns diese und sinnverwandte 16 Qualitätsgrundsätze. Nicht alle Grundsätze gehen Begriffe? Was bedeuten sie? Hand in Hand, teilweise konkurrieren sie scheinbar 2. Wie ist es um das Verhältnis zwischen der miteinander. Der Kontext der Fragestellung deutet Genauigkeit und der möglichst hohen Aktualität eine Zielrivalität zwischen den Leitlinien „Genauig- einer Statistik bestellt? keit/Zuverlässigkeit“ und „Aktualität/Pünktlichkeit“ 3. Gibt es Ansätze, das Spannungsverhältnis an. Beide Leitlinien sind Teile der Qualität: Der zwischen Aktualität und Genauigkeit zu lösen? Grundsatz 12 des CoP erhebt den Anspruch, dass 4. Gibt es eine Richtschnur im Verbund der die amtliche Statistik die realen Verhältnisse genau Statistischen Ämter des Bundes und der Länder und zuverlässig widerspiegelt. Der Grundsatz 13 for- (Statistischer Verbund)? muliert den Anspruch der Aktualität einer Statistik Die einzelnen Abschnitte können alleine für sich und fordert deren termingetreue Veröffentlichung. gelesen werden. Für eilige Leserinnen und Leser ist an den Schluss des Aufsatzes ein knappes Fazit 2. Wie ist es um das Verhältnis zwischen der angehängt. Genauigkeit und der Sicherstellung einer möglichst hohen Aktualität einer Statistik 1. Wo begegnen uns diese und bestellt? sinnverwandte Begriffe? Was bedeuten sie? Das Spannungsverhältnis zwischen den Anfor- Der Begriff „Qualität“ begegnet uns in nahezu derungen an die Aktualität einerseits, an die allen Institutionen und Unternehmen, auch in der Genauigkeit andererseits ist nicht etwas, was nur amtlichen Statistik. Er stammt aus dem Lateini- der amtlichen Statistik eigen ist. Diesem Grund- schen „qualis“ = „wie beschaffen“. Er bezeichnet also problem sind alle Institutionen ausgesetzt, die sich zunächst wertneutral die Summe aller Eigenschaf- mit der Beschaffung, Analyse und Verbreitung von ten eines Objektes. Üblicherweise liegt aber eine Informationen befassen. Jeder Wetterbericht, jede Wertung darin. Qualität bezeichnet also die Güte Tageszeitung stehen vor demselben Problem. Neu der Gesamtheit aller Eigenschaften eines Objektes. ist die Tatsache, dass die Forderung der Nutzerin- Der Gegenbegriff zur Qualität ist die „Quantität“ nen und Nutzer nach einer immer frühzeitigeren (wie viel?), mit der wir es in der Statistik zumeist zu Verfügbarkeit der Daten (am besten: Datenliefe- tun haben. Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert rung in Echtzeit) bis hin zur Veröffentlichung von Qualität als „Übereinstimmung von Leistungen mit vorläufigen Zahlen und Prognosewerten zuneh- Ansprüchen. Ansprüche stellen Kunden, Verwender mend häufiger und offensiver geäußert wird. Diese (Konsument/Produzent), Händler und Hersteller“. Stimmen der Nutzerinnen und Nutzer nimmt die Im Qualitätsmanagement der amtlichen Statistik ist amtliche Statistik als Informationsdienstleister ernst „Qualität“ eines der Hauptschlüsselwörter und steht (siehe CoP Grundsatz 11 Relevanz). für die Gesamtheit an Leitlinien und Maßnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven, die einem Ziel, nämlich der „Sicherung des Vertrauens in die Arbeit der statistischen Ämter“, dienen. 1 Entsprechend der Anforde- keit der Daten“ definiert. Dabei 2 Stellvertretend für die Ziel- 3 Die Amtsleitungen der Statisti- rungen des Europäischen Sta- wird unterschieden zwischen rivalität zwischen dem Grund- schen Ämter des Bundes und tistischen Systems (ESS) wird der Zeitspanne zwischen Refe- satz 12 und 13 des Code of der Länder erklärten in ihrem Aktualität von statistischen renzzeitraum und vorläufiger Practice, siehe Abschnitt 1. Selbstverständnis den CoP für Produkten im Allgemeinen als Veröffentlichung einerseits und ihre Arbeit als richtungweisend. „die Zeitdauer zwischen dem der Zeitspanne zwischen Refe- Er ist im LSN-Internetangebot Ende des Ereignisses bzw. der renzzeitraum und endgültiger unter www.statistik.niedersach- Phänomene, die das Produkt Veröffentlichung andererseits. sen.de > Über Statistik > Quali- beschreibt, und der Verfügbar- tät abrufbar.
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 9 llgemein gilt: Aktuelle Daten sind wertlos, wenn A Vollständigkeit für alle Statistiken schablonenhaft sie falsch sind, aber auch genaue Daten sind wert- zu erfüllen. Je nach Statistik kann der Zielkonflikt los, wenn sie zu spät vorliegen. mal stärker, mal schwächer ausgeprägt sein, weil er sehr stark vom Bedarf der Nutzerinnen und Nutzer Illustration an zwei Beispielen: sowie den zugrundeliegenden Prozessen und Ab- hängigkeiten z. B. gesetzlicher und finanzieller Art Staatliche Nothilfe für die Landwirtschaft determiniert ist. Es handelt sich letztendlich um ein Der Bauernverband forderte im Juli 2018 aufgrund sogenanntes Optimierungsproblem, das durch die der sich abzeichnenden Missernte schnelle staat- Fachbereiche der Statistischen Ämter des Bundes liche Hilfen für die Agrarbetriebe. Denn viele land- und der Länder im Zusammenspiel mit den Haupt- wirtschaftliche Betriebe seien aufgrund der durch nutzerinnen und -nutzern und ihren Erkenntnisinte- Hitze und Trockenheit bedingten Ernteausfälle in ressen gelöst werden muss. Dabei müssen weitere Existenznöten. Die Bundesministerin für Ernährung Grundsätze der Qualität, wie z. B. Wirtschaftlichkeit und Landwirtschaft vertrat die Meinung, dass eine und angemessene Belastung der Auskunftgeben- valide repräsentative Erntebilanz gebraucht werde, den, berücksichtigt werden. um mögliche Hilfen entsprechend der Bedürftigkeit Die amtliche Statistik bedient mannigfaltige Inte- und nicht nur basierend auf Schätzungen zu kal- ressen und hat deshalb ein vielseitiges Produktport- kulieren. Endgültige Ergebnisse aus der repräsen- folio. Das Rivalitätsproblem zwischen Aktualität und tativen Ernteermittlung lagen allerdings erst Ende Genauigkeit aufzulösen, ist daher eine Herausforde- September vor. rung. Es gibt aber schon folgende Lösungsansätze: Im Ergebnis wurde ein Kompromiss gefunden: Die • Fachstatistikerinnen und Fachstatistiker nehmen Länder lieferten vorab Schätzwerte repräsentativ in Orientierung an den Nutzerbedarf eine Priorisie- befragter landwirtschaftlicher Betriebe und ver- rung der beiden Kriterien vor: Bei den monatlichen rechneten diese mit den Messwerten, die zu diesem Konjunkturstatistiken, wie z. B. dem Verbraucher- Zeitpunkt bereits vorlagen. Die Bundesregierung preisindex (Bestimmung der Inflationsrate) oder konnte so am 22.08.2018 den Landwirtinnen und dem Auftragseingangsindex, wird dem Anspruch Landwirten mit starken Einbußen eine staatliche an die Aktualität und Termintreue ein höheres Ge- Nothilfe zubilligen. Das Fachdezernat des LSN hatte wicht beigemessen als an den der Genauigkeit der am selben Tag die so ermittelten Ergebnisse der Daten.4 Umgekehrt wird für die Strukturstatistiken, Getreide- und Rapsernte in einer Pressemitteilung wie z. B. die Bevölkerungsstatistik, die Verdienst- (PM 72/2018) veröffentlicht. Die PM fand ein großes strukturerhebung oder die Jahresrechnungsstatis- mediales Echo. Wäre die Veröffentlichung später er- tik, die Genauigkeit der Ergebnisse wichtiger sein folgt, wäre die Statistik wahrscheinlich kaum noch als eine schnelle, aber ungenauere Ergebnisbereit- wahrgenommen worden. stellung. Je nach Erhebung findet eine Abwägung zwischen Genauigkeitsverlusten und Aktualitäts- Pizzalieferservice gewinnen und umgekehrt statt. Sie sind Vegetarier/in, haben zwischen 12 und 13 Uhr • Für die Qualitätskriterien werden statistik- eine Mittagspause und um 13:15 einen wichtigen individuell Mindestanforderungen und Zielwert- Besprechungstermin. Sie bestellen sich beim Pizza- korridore festgelegt: bringdienst eine Pizza „Margherita“ mit einem spä- • Welche Fehlerwahrscheinlichkeit (Genauigkeits- testmöglichen Liefertermin 12:30 Uhr. Das Szenario verlust) kann noch als vertretbar angesehen Die Pizza „Margherita“ wird Ihnen um 13:30 Uhr, also werden? zu spät geliefert nützt Ihnen genauso wenig wie das Szenario Ihnen wird perfekt termingerecht um 12 Uhr • Wo liegt die statistisch akzeptierte Antwort- eine Pizza, aber keine vegetarische, sondern eine Pizza ausfallquote, Imputations- und Schätzquote „Salami“ geliefert. In beiden Fällen ist das gelieferte insgesamt bzw. für die Kernmerkmale? Produkt für Sie wertlos und daher verzichtbar. • Wann werden die Ergebnisse von den Haupt- nutzerinnen und -nutzern spätestens benötigt? 3. Gibt es Ansätze, das Spannungsverhältnis • Wann können die Ergebnisse frühestmöglich zwischen Aktualität und Genauigkeit zu bereitgestellt werden? lösen? • Ist es aus evtl. übergeordneten Gründen nützlich, Eine Universallösung gibt es leider nicht. Die vorläufige Ergebnisse von akzeptabler Gesamt- 100 %-Erfüllung jedes einzelnen Qualitätsleitgedan- genauigkeit zu veröffentlichen? kens ist wünschenswert. Es erscheint aber unrea- listisch, die beiden Grundsätze gleichzeitig in aller • Wie soll das Erhebungsdesign aussehen? 4 Zum Spannungsverhältnis wirtschaftlichen Gesamtrech- zwischen Aktualität und Ge- nungen, in: Statistisches Mo- nauigkeit in den regionalen natsheft Baden-Württemberg, Volkswirtschaftlichen Gesamt- Heft 10 (2008), S. 15ff. rechnungen siehe auch: Thalheimer, Frank: Im Span- nungsfeld zwischen Aktualität und Genauigkeit. Qualitäts- aspekte der regionalen Volks-
10 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 Die sog. Qualitätsdatenblätter im Verbund5 sowie 5. Fazit der Erfahrungsaustausch mit den Nutzerinnen und Ist Aktualität wichtiger als Genauigkeit? Es kommt Nutzern statistischer Daten auf regionaler, nationaler darauf an. Der Anspruch der amtlichen Statistik ist, und internationaler Ebene dienen als Kompass. kein Qualitätskriterium gänzlich zu vernachlässigen: • In den neuesten Untersuchungen werden Daten- Beide Kriterien sind wichtige Teile der Qualität und qualität und Prozessqualität als untrennbare und für alle Institutionen, die sich mit der Beschaffung, gleichermaßen bestimmende Elemente für den Analyse und Verbreitung von Informationen be- Erfolg einer Institution angesehen. Im statistischen fassen, unabdingbar. Auch von einer Tageszeitung Verbund wird verstärkt geprüft, ob Aktualitätsge- erwarten wir, dass ihre Informationen aktuell sind, winne infolge der Optimierung der Statistikpro- und dass sie stimmen. duktion und -verbreitung erzielt werden können, Zu Recht wird von der amtlichen Statistik erwartet, und der Frage nachgegangen, ob das Potenzial der dass sie qualitativ hochwertige, stimmige Daten Informations- und Kommunikationstechnologie aktuell bereitstellt. „Schnell und schlecht“ kommt optimal ausgeschöpft ist. genauso wenig in Betracht wie „super genau, aber viel zu spät“. Ob Genauigkeit oder Aktualität beson- 4. Gibt es eine Richtschnur ders im Vordergrund steht, und wie das Spannungs- im Statistischen Verbund? verhältnis bestmöglich zu lösen ist, muss für jede Im Statistischen Verbund wurde im März 2018 eine Erhebung überlegt und entschieden werden: Dabei sog. Aktualitätsoffensive gestartet: Die Referenten- sind Prioritäten, Mindestanforderungen und Ziel- besprechungen der Statistischen Ämter des Bundes wertkorridore festzulegen, aktuelle Bedürfnisse der und der Länder wurden gebeten, weitere Anstren- Nutzerinnen und Nutzer sowie finanzielle Möglich- gungen zu unternehmen, um eine Verbesserung der keiten zu berücksichtigen. Aktualität der Statistiken zu erreichen. Anforderun- Dabei erscheint folgender Gedanke nützlich: Nur gen an die Genauigkeit sollen dabei angemessen wer Datenqualität und Prozessqualität gleicherma- berücksichtigt werden. Es soll eine Ist-Analyse über ßen im Blick hat, hat in einer digitalisierten Welt gute mögliche Hindernisse (zeitaufwändige Arbeitsschrit- Zukunftsaussichten und Überlebenschancen. Zu te) durchgeführt und – falls möglich – die Aktualität diesem Ergebnis kommt z. B. das Forschungsprojekt verbessernde Maßnahmen vorgeschlagen werden. „World Management Survey“, das Führungspraktiken Diese können insbesondere liegen in der … in über 12 000 Unternehmen aus 34 Ländern analy- • Optimierung der Prozesse siert und folgende Erkenntnis zieht: „Gut geführte (z. B. maschinelle Geheimhaltung), Unternehmen sind profitabler, wachsen schneller und haben bessere Überlebenschancen“. • Standardisierung der Prozesse In einer Welt, die sich in einigen Bereichen (z. B. verstärkter Einsatz von IDEV, Einführung inzwischen durch viele Datenanbieter mit gutem eines zentralen Eingangskontrollsystems), Renommee auszeichnet, erscheint es sinnvoll, • Automatisierung der Prozesse bestehende Statistikabläufe kritisch zu hinterfragen (z. B. automatisierte Plausibilitätsprüfung, und zu optimieren. Mittel sind z. B. die Änderung maschinelles Lernen), des Erhebungsdesigns, die Nutzung von Registern • Änderung der Veröffentlichungspraxis und neuer digitaler Daten, der Einsatz von maschi- (z. B. Schätzungen, Veröffentlichung nur der bloßen nellem Lernen bei der Prüfung der Plausibilität etc. Daten im Internet ohne textliche Kommentierung), (siehe Ausführungen zur Aktualitätsoffensive im • Vorverlegung der (Plan-)Termine. Abschnitt 4). Dies geschieht nicht zuletzt, um das stärker werdende Bedürfnis nach schnellverfügba- ren und gleichwohl stimmigen Informationen zu bedienen. Ein systematisches lösungsorientiertes Befassen 5 Nähere Informationen erhalten mit scheinbar rivalisierenden Qualitätsaspekten Sie im LSN-Internetangebot unter www.statistik.niedersachsen.de > kann für die amtliche Statistik nachhaltige Wettbe- Über Statistik > Qualität. werbsvorteile sichern. Den Verhaltenskodex für europäische Statistiken (Code of Practice; CoP) finden Sie im Internetangebot des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg unter: https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/inhalt/ueberuns/Verhaltenskodex_ Europaeische_Statistiken.pdf
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 11 Neuerscheinungen ⌜ „Kleine Statistiken“ für die Länder Berlin und Brandenburg erschienen 13,0 Millionen Gäste wurden 2017 Die Broschüren geben einen abwechslungsreichen Überblick über in Berlin begrüßt. Nach Brandenburg die amtlichen Daten aus der Metropolregion und informieren anhand kamen 4,9 Millionen Besucher. Von ausgewählter Beispiele über nahezu alle Bereiche des gesellschaft- 100 Kindern im Alter von 3 bis unter 6 Jahren wurden 2017 in Berlin 92,3 lichen Lebens. Verständlich und informativ werden statistische Fakten und in Brandenburg 94,3 Kinder aus Berlin und Brandenburg zusammengefasst. in einer Kindertageseinrichtung Neben zahlreichen Tabellen zeigen anschauliche Karten und Dia- betreut. Im Wintersemester 2017/18 gramme, wie vielfältig die Daten des Amtes für Statistik Berlin-Bran- waren insgesamt 187 934 Studierende an den Berliner Hochschulen ein- denburg sind. Die Beispiele reichen von Angaben zu demografi- geschrieben. In den Brandenburger schen, wirtschaftlichen, sozialen und landwirtschaftlichen bis hin Lehranstalten studierten 49 442 Per- zu politischen Strukturen. Die „Kleine Brandenburg-Statistik“ enthält sonen. Das sind nur einige Highlights darüber hinaus Informationen über die Landkreise und kreisfreien aus den gerade erschienenen „Kleinen Statistiken“ für die Länder Städte. Die „Kleine Berlin-Statistik“ informiert zusätzlich über die ein- Berlin und Brandenburg. zelnen Berliner Bezirke. Zeitreihen stellen aktuelle Ergebnisse denen der vergangenen Jahre gegenüber. Die „Kleinen Statistiken“ sind ein beliebtes Nachschlagewerk, eignen sich als Unterrichtsmaterial oder einfach nur zum Stöbern nach interessanten Zahlen. statistik kleine Berlin Brandenburg statistik berlin-statistik kleine Berlin Brandenburg brandenburg-statistik 2018 2018 Herausgeber: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Herausgeber: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Die „Kleine Berlin-Statistik“ und die „Kleine Brandenburg-Statistik“ erscheinen jährlich und sind als PDF-Doku- mente im Internetangebot des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, www.statistik-berlin-brandenburg.de, unter „Produkte, Kleine Statistiken“ in deutscher und englischer Sprache verfügbar. Gedruckte Exemplare können in kleinen Mengen unter Vertrieb@statistik-bbb.de bestellt werden.
12 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 Preise ⌜ Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie im Jahr 2017 in Berlin und Brandenburg von Elke Zimmer Die Zeit, in der Verbraucherinnen und Verbraucher von sinkenden Energiepreisen profitieren konnten, ging mit dem Jahr 2017 zu Ende. Auch die Berliner und Brandenburger Bevölkerung bekam dies zu spüren. Rund 11 % ihrer Kon- sumausgaben entfallen im Durchschnitt auf Energie. Mehr als jeder zehnte Euro, den sie ausgibt, hängt somit von der Entwicklung der Energiepreise ab. Bereits im Verlaufe des Jahres 2016 schwächte sich der Rückgang der Verbraucherpreise für Energie mehr und mehr ab, bevor sie dann zum Jahresende 2016 erstmals wieder deutlich über denen des Vorjahres lagen. Zuvor waren die Energiepreise sowohl im Bundesdurchschnitt als auch in Berlin und Brandenburg drei Jahre in Folge gesunken. Damit wurde 2017 eine Trendwende eingeleitet, die sich in einem Anstieg der Verbraucherpreise für Energie gegen- über 2016 um durchschnittlich 3,5 % in Berlin und 2,0 % im Land Brandenburg niederschlug. Bundesweit wurde eine Erhöhung um 3,1 % ermittelt. In erster Linie verteuerten sich dabei die Mineralölprodukte Heizöl und Kraftstoffe. Strom wurde ebenfalls teurer, während bei Gas sowie Umlagen für Zentralheizung und Fernwärme weiter gespart werden konnte. Im folgenden Beitrag werden die wichtigsten Ergebnisse der Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie in den Ländern Berlin und Brandenburg im Jahr 2017 dargestellt. Vorbemerkungen die Preiserhebung genutzt. Die Preisentwicklung Die Verbraucherpreise für Energie werden im Rah- der einzelnen Güterarten fließt nicht zu gleichen men der Verbraucherpreisstatistik zur Berechnung Teilen in den VPI ein, sondern wird mit dem Anteil des Verbraucherpreisindex (VPI) erhoben. Der Be- der jeweiligen Güterart an den privaten Konsumaus- reich Energie umfasst im VPI die Preisentwicklung gaben gewichtet (Wägungsanteil). Dabei werden für Haushaltsenergie, dazu zählen Strom, Gas, Heizöl, bundesweit einheitliche Gewichte verwendet, die feste Brennstoffe, Umlagen für Zentralheizung und zusammen das sogenannte Wägungsschema bilden. Fernwärme, und für Kraftstoffe. Höhe und Struktur der Ausgaben privater Haushalte, Der VPI misst die durchschnittliche Preisentwick- das heißt die Verbrauchsstruktur, werden durch die lung von Waren und Dienstleistungen, die private fünfjährigen Einkommens- und Verbrauchsstichpro- Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Einbezogen ben und die jährlichen Laufenden Wirtschaftsrech- werden neben Gütern des täglichen Bedarfs, Be- nungen ermittelt und alle fünf Jahre aktualisiert. kleidung und langlebigen Gebrauchsgütern auch Die Preisentwicklungen einzelner Güterarten wir- Mieten und die Inanspruchnahme verschiedener ken sich nur dann spürbar auf den VPI insgesamt Dienstleistungen. Dabei werden alle in Deutschland aus, wenn diesen eine gewisse Verbrauchsbedeu- von privaten Haushalten (Single-Haushalte, Ehepaa- tung (Wägungsanteil) zukommt. Angesichts der re, Familien sowie Touristinnen und Touristen) getä- Verbrauchsbedeutung der Energiepreise von nahe- tigten Ausgaben berücksichtigt. Der VPI liefert somit zu 11 % aller Konsumausgaben privater Haushalte ein Gesamtbild der allgemeinen Preisentwicklung. wurde die Entwicklung der Verbraucherpreise ins- Die Veränderung des VPI gegenüber dem Vorjahres- gesamt in den vergangenen Jahren maßgeblich monat beziehungsweise dem Vorjahr wird auch als durch die Entwicklung der Energiepreise bestimmt. Inflationsrate bezeichnet. Auch die zukünftige Preisentwicklung insgesamt für Für die Ermittlung des VPI werden in den Ländern private Verbraucherinnen und Verbraucher dürfte Berlin und Brandenburg jeden Monat für einen bis auf weiteres vor allem durch die Energiepreise sogenannten Warenkorb, der aktuell etwa 700 re- geprägt werden. präsentativ ausgewählte Güterarten (Waren und Die subjektiv wahrgenommene Preisentwicklung Dienstleistungen) umfasst, Preise und den Preis be- der Verbraucherinnen und Verbraucher kann aller- stimmende Gütermerkmale – in der Regel vor Ort dings von der amtlich berechneten abweichen – je durch geschulte Preiserheberinnen und -erheber – nachdem, wie stark die einzelnen Güter für die je- erhoben. Zudem werden ausgewählte Berichtsstel- weilige Verbraucherin oder den jeweiligen Verbrau- len auch schriftlich befragt oder allgemein zugäng- cher von Bedeutung sind und wie viel Geld dafür liche Quellen, wie beispielsweise das Internet, für ausgegeben wird. Wer beispielsweise keine Ölhei-
Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 13 zung oder kein Kraftfahrzeug besitzt, wird auch Die Verbraucherpreise insgesamt stiegen im Jah- kein Geld für Heizöl oder Kraftstoffe ausgeben und resdurchschnitt 2017 gegenüber 2016 in Berlin um somit weniger von der Preisentwicklung für Mine- 1,7 % und im Land Brandenburg um 1,6 %. Ohne ralölprodukte betroffen sein. Die Angaben über die Einbeziehung der Energiepreise erhöhten sie sich Entwicklung der Verbraucherpreise für Energie sind in Berlin um 1,4 % und im Land Brandenburg um Durchschnittswerte, die auf Basis der Ausgaben- 1,5 % und damit weniger stark als mit Energiepreisen. anteile (Wägungsanteile) eines bundesdurchschnitt- Dies macht deutlich, dass Energie im Jahr 2017 preis- lichen Haushalts berechnet werden. Diesen durch- treibend gewirkt hat. schnittlichen Haushalt gibt es jedoch nur in der Noch ein Jahr zuvor hatte Energie einen deutlich Theorie, daher lässt sich die amtlich ermittelte Preis- preissenkenden Einfluss. 2016 lagen die Verbraucher- entwicklung in der Regel nicht direkt auf die indivi- preise insgesamt in Berlin um 0,5 % und im Land duelle Situation übertragen. Brandenburg um 0,3 % über denen des Vorjahres. Die Veränderung binnen Jahresfrist ohne Energie Gesamtentwicklung der Verbraucherpreise war 2016 mit +1,0 % in beiden Ländern hingegen für Energie wesentlich höher. Im Vergleich dazu fiel der preis- Nach drei Jahren rückläufiger Energiepreise war der treibende Effekt der Energiepreise im Jahresdurch- Energiemarkt im Jahr 2017 erstmals wieder durch schnitt 2017 jedoch moderat aus, wobei er in Berlin Preiserhöhungen gekennzeichnet – sowohl im und im Land Brandenburg von Januar bis Mai 2017 Jahresdurchschnitt als auch in fast allen Monaten. etwas stärker als in den Folgemonaten ausgeprägt Im Jahresdurchschnitt lagen die Verbraucherprei- war. Ab Juni 2017 lag die Gesamtveränderung der se für Energieprodukte in Berlin 3,5 % und im Land Verbraucherpreise einschließlich Energie in Berlin in Brandenburg 2,0 % über denen des Vorjahres und den meisten Monaten nur noch leicht über der Ver- folgten damit dem bundesweiten Trend (+3,1 %). änderung ohne Energie. Die Energiepreisentwick- Die beachtlichen Preissenkungen vor allem in den lung im Land Brandenburg hatte in nahezu allen beiden Vorjahren (2016: Berlin –3,5 %, Brandenburg: Monaten der zweiten Jahreshälfte sogar einen leicht –5,1 %; 2015: Berlin –6,5 %, Brandenburg: –7,1 %) konnte preisdämpfenden Einfluss auf die Gesamtentwick- dieser Anstieg jedoch nicht kompensieren. Auch ver- lung der Verbraucherpreise. glichen mit den Höchstwerten in den Jahren 2011 Mit Blick auf die einzelnen Monate des Jahres 2017 bis 2014 musste im Jahr 2017 immer noch deutlich schwankten die Preiserhöhungen für Energie gegen- weniger für Energie bezahlt werden. Im längerfristi- über dem jeweiligen Vorjahresmonat erheblich. In gen Vergleich über zehn Jahre hinweg kostete Ener- Berlin lagen sie zwischen 0,7 % und 8,2 % und im gie in Berlin 9 % mehr als 2008, während in Branden- Land Brandenburg zwischen 0,1 % und 6,9 %. Bun- burg lediglich 1 % und bundesweit 3 % mehr bezahlt desweit reichten sie von 0,9 % bis 7,2 %. Wie im werden musste. Bundesgebiet insgesamt wiesen auch die Verände- a|V erbraucherpreise für Energie 2008 bis 2017 in Berlin, b|V erbraucherpreise insgesamt mit und ohne Energie 2013 bis 2017 im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100) in Berlin und im Land Brandenburg (2010 ≙ 100) Indexstand Berlin Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 125 3,0 % 120 2,0 115 110 1,0 105 0 100 -1,0 95 J FMAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D J FMAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D 90 2013 2014 2015 2016 2017 85 Brandenburg Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Berlin Brandenburg Deutschland 3,0 % Veränderung gegenüber dem Vorjahr 2,0 15,0 % 1,0 10,0 0 5,0 -1,0 0 J FMAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D J FMAM J J A S O N D J F MAM J J A S O N D -5,0 2013 2014 2015 2016 2017 -10,0 Verbraucherpreisindex insgesamt 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 mit Energie Berlin Brandenburg Deutschland ohne Energie
14 Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg 1 ┏ 2019 rungsraten in Berlin und im Land Brandenburg ihren Mineralölprodukte verteuerten sich höchsten Stand des Jahres 2017 im Februar aus. Da- am stärksten nach schwächte sich der Anstieg der Verbraucher- Die guten Jahre für Heizölkäuferinnen und -käufer preise für Energie allmählich wieder ab. Während im sowie für Autofahrerinnen und -fahrer sind wohl Juni 2017 bundesweit die Preisentwicklung stagnier- erst einmal vorbei. Wie Tabelle 1 zeigt, verteuerten te, war in Berlin und im Land Brandenburg sogar vor- sich unter den einzelnen Energieprodukten 2017 vor übergehend ein leichter Preisrückgang bei Energie allem die Mineralölprodukte, auf die rund 5 % des zu verzeichnen, der sich im Land Brandenburg auch privaten Ausgabenbudgets entfallen. im Juli 2017 fortsetzte. Danach zogen die Energie- Im Durchschnitt des Jahres 2017 fiel das Preis- preise wieder an und erreichten im Monat November niveau für Mineralölprodukte in Berlin um 6,4 % und 2017 insbesondere im Land Brandenburg nochmals im Land Brandenburg um 7,2 % höher aus als 2016. über dem Jahresdurchschnitt liegende Werte. Auch wenn damit die Preissenkungen der Vorjahre Wie die Abbildung c zeigt, wurde die Energiepreis- nicht kompensiert wurden und wie bei den Energie- entwicklung im Jahr 2017 – wie in den Vorjahren – preisen insgesamt die Verbraucherpreise für Mineral- maßgeblich durch die Entwicklung der Preise für ölprodukte noch weit unter dem Niveau früherer Mineralölprodukte (Heizöl und Kraftstoffe) bestimmt. Jahre lagen, waren vor allem in den Monaten Januar Mit zunehmendem beziehungsweise sich abschwä- bis April 2017 kräftige, sich jedoch bereits ab März chendem Anstieg oder sogar Rückgang der Preise für 2017 wieder abschwächende, Preiserhöhungen für Mineralölprodukte nahmen auch die Preise für Ener- Mineralölprodukte zu beobachten. Zur Jahresmit- gie im Laufe des Jahres zu oder ab beziehungsweise te hin sanken die Preise sogar unter das Vorjahres- gingen gegenüber dem Vorjahr zurück. Wie die Preis- niveau, bevor sie anschließend wieder fast kontinu- entwicklung für Mineralölprodukte im Einzelnen ver- ierlich zulegten. Zum Jahresende befand sich das lief und damit die Energiepreisentwicklung prägte, Preisniveau für Mineralölprodukte in beiden Län- wird im folgenden Abschnitt näher betrachtet. dern etwa auf dem Stand von Februar 2015. Die Preisentwicklung für Mineralölprodukte hängt bekanntlich von der Entwicklung der Rohölpreise ab. Bereits seit dem zweiten Halbjahr 2016 stiegen die c|V erbraucherpreise für Energie und Mineralöl- Ölpreise und die Preise für Mineralölprodukte zogen produkte 2017 in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100) nach, sodass seit Ende 2016 ein Anstieg der Preise für Mineralölprodukte zu verzeichnen war. 2017 war dann ein durchaus starkes Öljahr, das die Preise wei- Berlin Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat ter steigen ließ. Die privaten Verbraucherinnen und 25,0 % Verbraucher bemerkten diese Veränderungen bei 20,0 ihrer Energieabrechnung und beim Tanken. Doch war dies kein stabiler und stetiger Preisaufstieg. 15,0 2017 war ein zweigeteiltes Jahr am Ölmarkt. Mit den 10,0 höchsten Ölpreisen der letzten eineinhalb Jahre ge- 5,0 startet, verbilligte sich Öl in der ersten Jahreshälfte 0 zunächst wieder deutlich und wurde ab Jahresmit- -5,0 te erneut teurer. Maßgeblich verantwortlich dafür Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez waren zum einen die Beschlüsse der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und weiterer Brandenburg Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat Erdölanbieter über Förderkürzungen, die zu einem 25,0 % Abbau der Lagerbestände und damit preistreibend 20,0 15,0 10,0 1|V erbraucherpreise für Energie 2016 und 2017 5,0 in Berlin, im Land Brandenburg und in Deutschland (2010 ≙ 100) 0 Berlin Brandenburg Deutschland Wägungs- -5,0 Energie anteil 2016 2017 2016 2017 2016 2017 Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez ‰ Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % Deutschland Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat Insgesamt 106,56 –3,5 3,5 –5,1 2,0 –5,4 3,1 25,0 % Haushaltsenergie 68,19 –2,5 3,1 –4,2 0,5 –4,4 1,7 20,0 Strom 26,21 2,2 6,0 0,2 2,1 0,6 1,7 Gas 14,46 –0,9 –6,3 –0,7 –8,1 –3,0 –2,8 15,0 Heizöl 11,11 –15,6 15,0 –18,8 16,1 –16,9 16,0 10,0 Feste Brennstoffe 1,05 –0,9 1,8 9,4 –0,3 –1,9 1,7 5,0 Zentralheizung und Fernwärme 15,36 –7,0 –0,6 –8,3 –1,7 –8,5 –1,5 0 Kraftstoffe 38,37 –5,7 4,3 –6,7 5,2 –7,3 6,0 -5,0 Superbenzin 28,38 –5,3 3,6 –6,1 4,5 –6,9 5,5 Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Dieselkraftstoff 9,19 –6,7 6,6 –8,2 7,3 –8,2 7,7 Energie Mineralölprodukte Autogas 0,80 –11,5 8,7 –10,3 5,1 –10,3 6,1
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