Konsultationsdokument zur Genehmigung des Szenariorahmens 2021-2035 - Netzausbau.de

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Konsultationsdokument zur Genehmigung des Szenariorahmens 2021-2035 - Netzausbau.de
Konsultationsdokument
zur Genehmigung des
Szenariorahmens 2021-2035
Konsultationsdokument zur Genehmigung des Szenariorahmens 2021-2035 - Netzausbau.de
2 |     BUNDESNETZAGENTUR   |   KONSULTATIONSDOKUMENT

      Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas,
      Telekommunikation, Post und Eisenbahnen

      Referat Netzentwicklung Stromübertragungsnetz
      Tulpenfeld 4
      53113 Bonn
      Tel.: +49 228 14-0
      Fax: +49 228 14-8872
      E-Mail: szenariorahmen2021-2035@bnetza.de
      www.bundesnetzagentur.de
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Konsultationsdokument
      zur Genehmigung des
Szenariorahmens 2021-2035

                    26. Juni 2020
Konsultationsdokument zur Genehmigung des Szenariorahmens 2021-2035 - Netzausbau.de
4 |     BUNDESNETZAGENTUR     |   KONSULTATIONSDOKUMENT

      Vorwort

      Die Konsultation des Szenariorahmens 2021-2035 war        darzustellen (z. B. durch Zitate, Statistiken). Diese
      abermals geprägt von vielfältigen Erwartungshaltun-       Vorgehensweise nimmt damit den ausdrücklichen
      gen an das Verfahren und an die Energiewende              Wunsch vieler Konsultationsteilnehmer aus den
      insgesamt. Vordringlicher Zweck der Öffentlichkeits-      letzten Prozessen und auch der Stakeholder aus den
      beteiligung ist es, Hinweise zu sammeln, die innerhalb    Bereichen der Politik, Verbände, Bürgerinitiativen und
      des Szenariorahmens und des Entscheidungsspiel-           der Presse auf.
      raums der Bundesnetzagentur sachlich von Belang
      sind. Ein erheblicher Anteil der eingegangenen            Nach § 12a Abs. 3 Satz 1 EnWG genehmigt die Bundes-
      Stellungnahmen beschäftigte sich in sehr grundsätzli-     netzagentur den Szenariorahmen unter Berücksichti-
      cher Art und Weise mit dem gesamten Energieversor-        gung der Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung.
      gungssystem einschließlich dessen Finanzierung und        Dass eine Zusammenfassung der Ergebnisse der
      den planungsrechtlichen Grundsätzen der Stromnetz-        Öffentlichkeitsbeteiligung aus Gründen der Übersicht-
      planung (Raumordnung, Planfeststellung). Letztge-         lichkeit in dem hier vorliegenden Dokument ausgela-
      nannte Beiträge sind nach den gesetzlichen Vorschriften   gert ist, berührt diese zentrale gesetzliche Berücksich-
      zur Prüfung und Genehmigung des Szenariorahmens           tigungspflicht der Bundesnetzagentur nicht. Folglich
      nicht entscheidungsbedeutsam, gleichwohl aber             werden alle für den Szenariorahmen 2021-2035
      ausgesprochen wichtig für den Gesamtprozess und für       relevanten spezifischen Hinweise aus der Öffentlich-
      die Akzeptanz des Netzausbaus.                            keitsbeteiligung in den Entscheidungsgründen des
                                                                Genehmigungsdokuments weiterhin ausführlich
      Nicht zur Aufgabe des Szenariorahmens und dem             dargestellt und geprüft.
      damit verbundenen Konsultationsverfahren gehört es,
      die geltenden Rahmenbedingungen der Energiewende          Die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) sind nach §12b
      zu verändern. Dies ist Sache der Politik und bedürfte     EnWG verpflichtet, alle zwei Jahre einen Netzentwick-
      einer demokratisch legitimierten Entscheidungsfin-        lungsplan Strom für den Ausbau der Übertragungsnet-
      dung auf parlamentarischer Basis. Einen solchen           ze zu erarbeiten. Der genehmigte Szenariorahmen ist
      Prozess kann die Konsultation des Szenariorahmens         Startpunkt dieses Verfahrens (§12a EnWG) und dann
      aber anstoßen. Das Ziel der Öffentlichkeitsbeteiligung    der verbindliche Ausgangspunkt für die Berechnungen
      ist es also, durch Nutzung verschiedenster Mittel und     des nächsten Netzentwicklungsplans.
      Formate zu einer sachlichen Aufklärung und damit zu
      einer objektiven und konstruktiven Diskussion nicht
      nur des Netzausbaus allein, sondern der Energiewende
      insgesamt beizutragen.

      Um allerdings den förmlichen Verwaltungsakt der
      Genehmigung des Szenariorahmens nicht zu über-
      frachten, hat sich die Bundesnetzagentur erstmalig
      entschieden, die Argumente der Konsultationsteilneh-
      mer in dem hier vorliegenden gesonderten Auswer-
      tungsdokument strukturierter und lesefreundlicher
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Die fünf Schritte des Netzausbaus

     Szenariorahmen          Netzentwicklungsplan      Bundesbedarfsplan          Bundesfachplanung                   Planfeststellung

                                  Bedarfsermittlung                                                       Vorhaben

  Konsultation zum           Konsultation             Parlamentarisches           Antragskonferenz zur           Antragskonferenz zur
  Szenariorahmen             durch die ÜNB            Verfahren                   Bundesfachplanung              Planfeststellung

                             Konsultation durch die                               Behörden - und Öffent-             Anhörung zur
                             Bundesnetzagentur                                    lichkeitsbeteiligung               Planfeststellung

                                                                                  Erörterungstermin zur              Erörterungstermin zur
                                                                                  Bundesfachplanung                  Planfeststellung

     Jedermann-Beteiligung       Bundesgesetzgeber      Beteiligung bestimmter Personengruppen

Konsultationsteilnehmer
Verteilung der 666 Konsultationsteilnehmer nach Gruppen

     589
 Privatpersonen

                                                                               23                            Verein/Verband

                                                                                20                           Unternehmen

                                                                                        13                   Bürgerinitiativen

                                                                                         12                  Bundes/Landesoberbehörden

                                                                                                 5           Kommunale Behörden

                                                                    77                               2       Bildungseinrichtungen
                                                               Stakeholder
                                                                                                     1       Regionale Behörden

                                                                                                     1       MdB
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      Inhaltsverzeichnis

      A       Allgemeines zum Szenariorahmen und den Szenarien     9
              1.    Methodik des Szenariorahmens                   9
              2.    Allgemeines zur Gestaltung der Szenarien       9
              3.    Szenario A 2035                               15
              4.    Szenario B 2035                               15
              5.    Szenario C 2035                               15
              6.    Szenario B 2040                               15
              7.    Berücksichtigung Verteilnetze                 15
              8.    Berücksichtigung von Sensitivitäten           15
              9.    Integrierte Netzentwicklungsplanung           16

      B       Konventionelle Erzeugung im Szenariorahmen          19
              1.    Allgemeines zu konventioneller Erzeugung      19
              2.    Braunkohle                                    19
              3.    Steinkohle                                    19
              4.    Erdgas                                        20
              5.    Pumpspeicher                                  20
              6.    Kuppelgaskraftwerke                           20
              7.    Sonstige konventionelle Erzeugung             20
              8.    KWK-Kraftwerke                                20
              9.    Versorgungssicherheit                         22
              10.   Kraftwerke < 10 MW                            23

      C       Erneuerbare Erzeugung im Szenariorahmen             25
              1.    Allgemeines zu erneuerbarer Erzeugung         25
              2.    Regionalisierung der erneuerbaren Erzeugung   26
              3.    Wind Onshore                                  28
              4.    Wind Offshore                                 28
              5.    Photovoltaik                                  29
              6.    Biomasse                                      29
              7.    Wasserkraft                                   30
              8.    Sonstige erneuerbare Erzeugung                30
              9.    Spitzenkappung                                30
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D   Sektorenkopplung und Flexibilisierung                   31
    1. Allgemeines zu Sektorenkopplung und Flexibilitäten   31

E   Stromverbrauch und Jahreshöchstlast                     41
    1. Methodik zur Ermittlung des Stromverbrauchs          41

F   Berücksichtigung von Speichermöglichkeiten              47
    1. Allgemeines                                          47

G   Berücksichtigung von Klimaschutzzielen                  49
    1. Allgemeines                                          49

H   Marktdesign und Marktmodell                             51
    1. Allgemeine Aussagen zum Marktdesign                  51

I   Europäischer Rahmen                                     53
    1. Allgemeines                                          53
    2. Zuordnung der europäischen Szenarien                 53
    3. Berücksichtigung von Interkonnektoren                54

J   Weitere Themen                                          55
    1. Anmerkungen zum Konsultationsprozess                 55
    2. Sonstiges                                            55
    3. Themen des Netzentwicklungsplans                     55

Liste der Konsultationsteilnehmer                           57
Protokoll Berlin                                            61
Protokoll Nürnberg                                          65
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8 |   BUNDESNETZAGENTUR   |   KONSULTATIONSDOKUMENT
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A Allgemeines zum Szenariorahmen
  und den Szenarien
1.         Methodik des                                                             2.      Allgemeines zur Gestaltung
           Szenariorahmens                                                                  der Szenarien

Kritik an der bestehenden Methodik wird ausschließ-                                 •    Allen Szenarien sollte vor dem Hintergrund der
lich von einzelnen Privatpersonen und Bürgerinitiati-                                    energiepolitischen Zielsetzungen ein gleicherma-
ven geäußert. Sie richtet sich vor allem dagegen, dass                                   ßen ambitioniertes Transformationstempo
die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) den Szenario-                                        zugrunde gelegt werden. (Behörde)
rahmen erstellen, da deren wirtschaftliche Entwick-
lung u.a. von den Netzentwicklungsplänen abhängt.                                   •    Es liegt „nach wie vor kein Gesamtkonzept zur
„Der Szenariorahmen muss von unabhängigen Experten                                       Energiewende“ vor. (Privatperson)
und unabhängig vom Netzentwicklungsplan erstellt
werden“ (Quelle: Privatperson). Darüber hinaus besteht                              •    Es sollten Szenarien bevorzugt werden, die den
der Wunsch, im Vorfeld eine Übersicht der gesetzgebe-                                    geringstnotwendigen Netzausbau erfordern.
rischen Maßnahmen zur Verfügung zu haben. Ebenso                                         (Privatperson)
wird eine ausschließliche Betrachtung des Wetter-
trends mit Basis 2019 gefordert.                                                    •    Ein „Null Szenario (ohne neue/zusätzliche Trassen)“
                                                                                         würde die vollständige Szenariobreite aufspannen
                                                                                         und im Ergebnis den Netzausbau/Umbaubedarf
     heutiger                      Erneuerbarer          Konventioneller                 sichtbar machen. (Unternehmen)
     Stromverbrauch                Kraftwerkspark        Kraftwerkspark

                                                                                    •    Es sollten die Folgen dargestellt werden, wenn der
                                   EE-Anteil
                        Bruttostromverbrauch
                                                                   Kraftwerks-
                                                                   eigenverbrauch
                                                                                         Netzausbau nicht forciert und eine dezentrale
                                                                                         Energieversorgung verstärkt würde. Nach dem
                                        Stromverbrauch                                   Motto: „Was passiert, wenn der Netzausbau nicht
                                             2035
                                                                                         erfolgt?“ (Privatperson)

     Sektorenkopplung                                                               •    Die Szenarien sind „zu linear und wenig variations-
                                                     Marktmodell
                                                                                         reich ausgestaltet und lassen aktuelle sowie zukünf-
     Power-to-Heat
     in Fernwärme und                                                                    tige energiepolitische Grundsatzentscheidungen
     Industrie
                                                           Netzberechnung
                                                                                         (insbesondere in Bezug auf die anstehende
     Power-to-Gas                                                                        EEG-Novelle sowie den Kabinettsbeschluss zum
                                                             NEP-Prozess                 Kohleausstiegsgesetz) und aktuelle klimapolitische
     Wärmepumpen
                                                                                         Zielsetzungen unberücksichtigt“. (Verband)
     Dekarbonisierung in
     der Industrie (pfeil)         Lastmanagement
     neue Großverdiener                                                             •    Die Verwendung von Daten aus den Jahren 2012,
     Elektromonilität                                                                    2016, 2017 und 2018 wird kritisiert. Eine sehr hohe
                                                                                         Innovationsgeschwindigkeit und die veränderten
                                                                                         Wetterlagen machen die Ergebnisse auf dieser
                  Interkonnektoren                                                       Datengrundlage unsicher. (Bürgerinitiative)

            Europäischer Kraftwerkspark
                                                                TYNDP               •    Mindestens ein Szenario sollte ohne den Zubau
                                                                                         weiterer Transportkapazität die energie- und
          europäischer Strombinnenmarkt
                                                                                         klimapolitischen Ziele erreichen, um die gesamte
                                                                                         Spannbreite wahrscheinlicher Entwicklungsszena-
                                                                                         rien abbilden zu können. (Unternehmen)
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       •    Im Rahmen einer volkswirtschaftlichen Abwägung              wenig ambitionierten Netzausbau in der Vergan-
            ist die „Frage nach dem ‚optimalen‘ Verhältnis von 		       genheit orientieren, können nicht maßgeblich sein,
            Netzausbau/-ertüchtigung einerseits und Netzori-		          um für die Zukunft zu planen.“ (Verband)
            entierung von Verbrauchern und Erzeugern (z. B.
            Mehrkosten durch Verlagerung von erneuerbaren 		        •   Es fehlt ein alternatives Szenario, das keinen
            Energien an ungünstigere Standorte) andererseits“ 		        europäischen Netzausbau mit HGÜ-Leitungen
            wichtig. (Unternehmen)                                      erfordert. (Bürgerinitiative)

       •    Weil der Szenariorahmen nur bis in die Jahre 		         Forderung nach einem Langfristszenario 2050
            2035/2040 reicht, bleibt offen, welche Szenarien 		     Dieses Langfristszenario sollte u.a.
            notwendig wären, um die Pariser Klimaziele zu
            erreichen. „Zu kurz gesetzte Szenarien bergen ein 		    •   Paris-kompatibel ausgestaltet sein, einen
            hohes Risiko, zwar in der Mittelfristsicht die 		           deutlichen Bezug zu den europäischen Klima-
            Anforderungen zu erfüllen, aber für 2050er 			              schutzplänen haben und daher einen Erneuerbaren-
            Szenarien ggf. das falsche Netz zu entwickeln“. 		          Anteil von 100 Prozent aufweisen.
            (Unternehmen)                                               (mehrere Verbände)

       •    Es ist „nicht korrekt, bereits in der Szenarienbe-		    •   den kompletten Transformationspfad für den
            schreibung von Netzengpässen und sogar von 		               Stromsektor aufzeigen. (Verband)
            Netzengpässen im Verteilnetz zu sprechen“, denn
            der Szenariorahmen sollte die allgemeine Situation 		   •   gewährleisten, dass Kraftwerksbetreiber und
            in Deutschland beschreiben und sich nicht auf 		            Industrie ein gewisses Maß an Planungssicherheit
            Netze fokussieren. (Kommunale Verwaltung)                   für die notwendigen Investitionen erhalten.
                                                                        (Bürgerinitiative)
       •    Mit dem Entwurf des Szenariorahmens werden die
            Zieljahre 2035 und 2040 in den Blick genommen, 		       •   ausgehend von den (End-)Zielen 2050 (Ausbauziele
            was die Chance beinhaltet, „die aktuellen Entwick-		        EE, Ausstiegsziele konventionelle Erzeugung,
            lungen im Hinblick auf den Kohleausstieg bis 2038 		        Einhaltung CO2, etc.) eine angemessene Annahme
            abzubilden und rechtzeitig die erforderlichen 		            des EE-Mixes mit sinnvoller Allokation aufzeigen
            Bedarfe zur Weiterentwicklung der Netzinfra-		              und eine adäquate Zielnetzplanung entwickeln.
            struktur festzusetzen“. (Landesministerium)                 (Verteilernetzbetreiber)

   •        Alle Szenarien müssen mit dem Pariser Klimaab-		        •   bereits bestätigte Bedarfe für Vorhaben, die sich
            kommen kompatibel sein. Szenario A 2035 muss 		             teilweise in einem fortgeschrittenen Stadium von
            daher ersetzt werden. (Bürgerinitiative)                    Planung, Genehmigung oder sogar Realisierung
                                                                        befinden, nicht erneut in Frage stellen.
   •        Besser wäre eine Szenariengestaltung, die sich an 		        (Landesministerium)
            den politischen Zielen orientiert. „Die Netzent-
            wicklung sollte dem Bedarf und den nationalen 		        Einbeziehung von Kurzfristszenarien
            und europäischen (Clean Energy for all                  Eine Betrachtung von kurzfristigen Szenarien ist
            Europeans-Package) Zielvorstellungen im Sinne der 		    sinnvoll,
            Erreichung des 1,5 Grad-Ziels des Klimaabkommens
            von Paris folgen. Netzengpässe, die sich aus einem 		   •   denn gerade für VNB, die aus den Prognosen den
                                                                        Ausbaubedarf der Verteilnetze berechnen, sind
                                                                        diese Stützjahre von großer Bedeutung.
                                                                        (Verteilernetzbetreiber)
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•   um den ermittelten Netzausbau des Netzentwick-		        •   schließlich gibt es noch erhebliche weitere
    lungsplans 2030 (Version 2019) zu spiegeln bzw. 		          Potenziale, die unter Umständen bis 2030 realisiert
    prüfen. (Verteilernetzbetreiber)                            werden könnten (z.B. das ehemalige Projekt
                                                                Nordergründe oder das Küstenmeer von
•   weil sich gegenüber dem letzten Szenariorahmen 		           Mecklenburg-Vorpommern). (Verband)
    „die zu erwartende Ausprägung wichtiger Inputpa-
    rameter in 2030 teilweise deutlich geändert hat“ 		     Eine erneute Betrachtung der Zieljahre 2025 und 2030 ist
    (u.a. Kohleausstiegspfad, die zu erwartende 		          nicht zielführend, weil
    EE-Erzeugung und der Stromverbrauch).
    (Landesministerium)                                     •   Planungs- und Genehmigungsverfahren längere
                                                                Zeiträume in Anspruch nehmen können.
•   denn die Wirkung der einzelnen Szenarien auf das 		         (Landesministerium)
    Jahr 2030 sollte bewertbar sein, z.B. als Überprü-
    fungspunkt, „ob das Stromnetz für die Erreichung 		     •   der Umbau länger dauern wird. (Verband)
    der Treibhausgasminderungsziele inkl. der dafür
    nötigen Sektorenkopplung geeignet ist“ (Verband)        •   das Zieljahr 2025 „Bestandteil der erst kürzlich
    oder „in kurzen Abständen die Szenarien mit der 		          bestätigten Netzentwicklungsplanung 2030“ war
    eingetretenen Realität abzugleichen, die möglichen 		       und daher keine grundlegenden Veränderungen zu
    Korridore für die Fortschreibung der Szenarien 		           erwarten sind, die eine erneute Prüfung erfordern.
    einzuengen und bei unerwartetem Verlassen der 		            (Landesministerium)
    Szenarien durch die Realität die Ursachen für
    falsche Annahmen zu finden.“ (Privatperson)             •   die in der jetzigen Szenariengestaltung herangezo-
                                                                gene Netzorientierung eher eines mittel- und
•   denn es ist vor dem Hintergrund der Klimaschutz-		          längerfristigen Rahmens bedarf und „sowohl das
    ziele für das Jahr 2030 und der dringenden Klima-		         65 %-EE-Ziel als auch die wesentlichen Grundlagen
    schutzerfordernisse sinnvoll. (Landesministerium)           des Kohleausstiegs (...) dort bereits eingeflossen
                                                                (sind)“. (Landesministerium)
•   im Hinblick auf den unterschiedlich dynamischen
    Ausbau der einzelnen Erneuerbaren Energien-             •   „die Ausgestaltung des Netzes vor allem vor dem
    Technologien in den letzten Jahren in den verschie-		       Hintergrund des Kohleausstiegs und der vorange-
    denen Regionen Deutschlands.                                triebenen Energiewende betrachtet werden sollte“.
    (Bundesoberbehörde)                                         (Verband)

•   weil die Auswirkungen der eingeleiteten                 •   innovativen Technologien zur treibhausgasarmen
    Maßnahmen auf Netzstabilität und Netzausbau 		              Chemieproduktion, die zur Steigerung des heutigen
    deutlich werden. (Bürgerinitiative)                         Strombedarfs um Faktor 3 bis 4 führen, könnten
                                                                frühestens ab 2030 angewendet werden. Daher
•   um Zwischenschritte bis zum Jahr 2050 darzustellen,         „gehen wir davon aus, dass ein Großteil der
    „wenn Sie der Realisierbarkeit der politischen 		           Elektrifizierungsmaßnahmen im industriellen
    Zielvorgaben dienlich sind, um ggf. mit einem 		            Maßstab zwischen 2030 und 2040 realisiert werden“.
    wachsenden Ausbau von Windenergie                           (Unternehmen)
    nachzusteuern“. (Verband)
                                                            Zu den Achsen Sektorenkopplung/Elektrifizierung und
                                                            Netzorientierung
                                                            Die ÜNB schlagen für diesen Prozess eine neue
                                                            Szenariengestaltung vor.

                                                            Die folgenden Grafiken veranschaulichen dies:
12 |     BUNDESNETZAGENTUR                 |   KONSULTATIONSDOKUMENT

       Aktueller
       Aktueller Prozess
                 Prozess 2021-2035
                         2021-2035

                 hoch               Entwurf der Übertragungsnetzbetreiber
                                    Szenariorahmen 2021-2035                                         C 2035
             Sektorenkopplung
              Elektrifizierung

                                                                            B 2035
                                                                            B 2040

                                       A 2035
             niedrig

                                 niedrig                               Netzorientierung                hoch

       Vergangener Prozess 2019-2030

                                                                                           Starke Sektorenkopplung mit
                                                                                              dezentralen Strukturen
       Revolutionär                 Genehmigung der Bundesnetzagentur
                                    Szenariorahmen 2019-2030                                       C 2030
                                                                                           Moderate Sektorenkopplung
                                                                                           mit gemischten Strukturen
                    Innovation

                                                                                                   B 2025
                                                                                                   B 2030
                                                                                                   B 2035
                                                                                            Geringe Sektorenkopplung
                                                                                             mit zentralen Strukturen

                                                                                                   A 2030
        „Status quo“

                                 Langsame                        Transformationstempo              Schnelle
                                 Energiewende                                                      Energiewende

       Szenariorahmen für den Netzentwicklungsplan Strom 2021-2035 versus Szenariorahmen für den
       Netzentwicklungsplan Strom 2019-2030
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Die Szenariengestaltung anhand der zwei Achsen                 In der Netzplanung sollte ein netzorientiertes
„Sektorenkopplung / Elektrifizierung“ und „Netzori-            Verhalten angenommen werden, auch wenn es dafür
entierung“ aufzuspannen findet breite Zustimmung,              heute noch keine definierten rechtlichen Vorgaben
weil                                                           oder Marktmechanismen gibt. Dieser These stimmen
                                                               viele Konsultationsteilnehmer zu. Es sollte darüber
•   sie grundlegende Auswirkungen auf den Netzaus-		           hinaus definiert werden, „welches `netzdienliche
    baubedarf haben. (öffentliches                             Verhalten` erwünscht ist und wie dabei netzdienliche
    Beratungsunternehmen)                                      Effekte grundsätzlich über Marktmechanismen abgebil-
                                                               det werden können“, so ein Unternehmen.
•   insbesondere Sektorenkopplung, Speicherung von
    Energie, Nutzung von Nachfrage-Flexibilitätspo-		          •   Erste Instrumente wie beispielsweise die Spitzen-
    tenzialen sowie Nutzung intelligenter und digitaler            kappung und die Ausschreibungsverfahren sind
    Ansätze dazu beitragen können, „den Netzausbau 		              bereits heute etabliert, so mehrere Verteilernetzbe-
    auf allen Netzebenen effizienter zu gestalten und 		           treiber. Daher sollten Netzbelange bei der Umset-
    helfen diesen zu vermindern“. (Landesministerium)              zung der Energiewende insbesondere aus volks-
                                                                   wirtschaftlichen Gründen berücksichtigt werden.
•   die Anwendung der Dimension Netzorientierung
    im unterlagerten Verteilnetz sinnvoll ist. Ein Dialog      •   Für die Planung ist das netzorientierte Verhalten
    über Ausprägung, Regionalisierung und Wirkung 		               eine Voraussetzung. (Privatperson)
    sollte mit den VNB stattfinden.
    (mehrere Verteilernetzbetreiber)                           •   Netzorientiertes Verhalten macht deutlich, welche
                                                                   Effekte ein entsprechender rechtlicher Rahmen auf
•   so die Betriebsweise von Anlagen zur Reduktion 		              den Netzausbau haben würde. Es ist durchaus
    und Vermeidung von Netzengpässen stärker 		                    wahrscheinlich, dass ein solches netzorientiertes
    berücksichtigt wird. (Verband)                                 Verhalten in zunehmendem Maße angereizt wird.
                                                                   (Landesministerium)
•   der neu eingeführte Leitgedanke der Netzorientie-
    rung zu begrüßen ist, „als dass mit dem Netzausbau 		      •   Dies würde aufzeigen, welches Potenzial in
    die Infrastruktur bereitgestellt werden soll, die die 		       alternativen Marktmechanismen und rechtlichen
    Umsetzung der energiepolitischen Ziele ermöglicht 		           Vorgaben steckt. Man sollte innovative Marktme-
    - insbesondere was das Tempo betrifft“.                        chanismen etablieren, „die eine echte Marktteil-
    (Landesministerium)                                            nahme des einzelnen Verbrauchers ermöglicht“.
                                                                   (Privatperson)
Allerdings sollte der Begriff der „Netzorientierung“
insgesamt klarer definiert werden und die Szenarien            •   Gegenwärtig erfolgt der Zubau der (regenerativen)
so gewählt werden, dass auf einen hohen, mittleren                 Erzeugung nicht immer systemdienlich im Sinne
und niedrigen Bedarf an Netzausbau geschlossen                     einer räumlichen Dimension. Die Regionalisierung
werden kann, fordern ein Unternehmen und ein                       des Ausbaus der Erneuerbaren Energien gewinnt
Interessenverband.                                                 erheblich an Bedeutung und sollte in der Netzpla-
                                                                   nung gezielter und proaktiver berücksichtigt
Einwände gegen die Dimensionen Sektorenkopplung/                   werden. (Verband)
Elektrifizierung und Netzorientierung bringen ein
Landesministerium und eine Privatperson vor, weil              •   Mit Blick auf die Dynamik der Energiewende sollte
dies allein nicht ausreichend für die Aufstellung einer            der Szenariorahmen auch Entwicklungen abbilden,
belastbaren Netzentwicklungsplanung und der Begriff                die zum Zeitpunkt seiner Erstellung noch nicht
„Netzorientierung“ nicht eindeutig sei. „Vorstellbar               rechtlich ausdefiniert sind. (Bundesoberbehörde)
wäre eine Achse zwischen den Extrempunkten „ver-
brauchsferne Erzeugung ohne Netzorientierung“ und              •   Im Sinne der Szenarien-Vielfalt ist es zulässig, „in
„verbrauchsnahe Erzeugung mit zeitlicher und örtlicher             einzelnen Szenarien ein netzorientiertes Verhalten
Netzorientierung“. Netzorientierung mit einem, den                 anzunehmen, für das es heute noch keine definierten
Transportbedarf reduzierenden Effekt kann es nur bei               rechtlichen Vorgaben oder Marktmechanismen gibt
Synchronität von Erzeugung und Verbrauch hinsichtlich              (wie zum Beispiel im Szenario C 2035). Es sollte jedoch
Ort und Zeit geben“, so eine Privatperson.                         als Gegenstück immer auch ein Szenario beibehalten
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            werden, welches auf den aktuellen Rahmenbedingun-		           hinaus Netzorientierung entweder erhebliche
            gen basiert (wie zum Beispiel im Szenario A 2035)“. 		        Investitionen oder hohe Anreize für eine Änderung
            (Verband)                                                     des Nutzungsverhaltens erfordert, stellt sich die
                                                                          Frage, ob dann Netzausbau oder Netzorientierung
       Sollte eine alternative Achsengestaltung                           der volkswirtschaftlich kostengünstigere Weg sind.
       in Betracht gezogen werden?                                        Die vorgeschlagene gleichzeitige Variation der
       Statt niedriger „Sektorenkopplung“/ „Netzorientie-                 beiden Dimensionen liefert keinen Beitrag zu dieser
       rung“ (Szenario A 2035) bzw. hoher „Sektorenkopp-                  Frage. Realistischer und aussagekräftiger wäre
       lung“/ „Netzorientierung“ (Szenario C 2035) könnte                 daher, in dem Szenario mit hoher Sektorenkopp-
       eine Kopplung niedriger „Sektorenkopplung“/hoher                   lung nur von einer mittleren Netzorientierung
       „Netzorientierung“ (best case) bzw. hoher „Sektorenk-              auszugehen. (Bundesoberbehörde)
       opplung“/niedriger „Netzorientierung“ (worst case)
       erfolgen, um auf diese Weise eine deutliche Spreizung          •   Eine zusätzliche Variation mit hoher Sektoren-
       der denkbaren Netzausbauvolumina zu erreichen.                     kopplung und wenig Netzorientierung wäre z.B. im
                                                                          Rahmen einer Sensitivitätsanalyse sinnvoll.
       Diesem Ansatz stimmen einzelne Konsultationsteil-                  Konkrete Vorschläge für notwendige Marktmecha-
       nehmer aus diesen Gründen zu:                                      nismen und -anreize für eine Netzorientierung
                                                                          sollten schon jetzt in die Diskussion eingebracht
       •    Durch die Beschränkung der Szenarien wird eine 		             werden. (Unternehmen)
            Einschränkung der möglichen Ergebnisse vorweg
            genommen. „Während der „Best Case“ als wün-		             Das ist eher nicht sinnvoll, meint die Mehrheit der
            schenswertes Ergebnis darstellbar sein sollte darf 		     Konsultationsteilnehmer:
            andererseits der „worst case“ nicht aus dem Blick
            verloren werden, da er sonst als böse Überraschung 		     •   Andere Ansätze liefern keinen Mehrwert bzw. sind
            (...) eintreten kann“. (Privatperson)                         unrealistisch. (Verbände, Landesministerien)

       •    Die Szenarien sollten so aufgebaut sein, dass sie zu 		   •   Ein hoher Grad der Sektorenkopplung sollte immer
            einem möglichst unterschiedlichen Netzausbaube-		             mit hoher Netzorientierung einhergehen, um die
            darf führen. Die Netzorientierung der Anwendun-		             gesetzlich verankerten Klimaziele zu erreichen.
            gen kann in den einzelnen Szenarien einen 		                  Eine Differenzierung der Erreichungsgrade ist
            übermäßigen Ausbau der Infrastruktur verhindern,              diskutierbar. (Verteilernetzbetreiber)
            aber nicht - wie angenommen - zu einem tendenziell
            ähnlichen Netzausbauumfang in allen Szenarien 		          •   Eine worst case-Betrachtung bzw. ein Stresstest
            führen. (Unternehmen)                                         sollte im Rahmen des Versorgungssicherheits-
                                                                          monitorings und der Netzanalyse nach Entwurf des
       •    Ein hoher Grad an Elektrifizierung und Sektoren-              Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes (KVBG)
            kopplung sollte als bestmöglicher Fall dargestellt 		         erfolgen, um erzeugungsseitig rechtzeitig Vorsorge
            werden, weil so eine schnelle Dekarbonisierung zu 		          zu treffen. (Landesministerium)
            günstigsten volkswirtschaftlichen Kosten vorange-
            trieben wird. (Verband)                                   Eine Privatperson stellt darüber hinaus fest: „Die
                                                                      Befürchtung, dass der Netzausbauumfang in allen
       •    Im „best case“ ist die Netzorientierung zeitlich und 		   Szenarien tendenziell ähnlich sein könnte wird dann real,
            örtlich zu 100 Prozent realisiert. Ein Transportbe-		     wenn Netzorientierung hinsichtlich Ort und Zeit isoliert
            darf entsteht nicht. Sektorenkopplung im Rahmen 		        betrachtet wird. Hier ist durch entsprechende Vorgaben
            der über den Standardverbrauch im Stromsektor 		          der Bundesnetzagentur sicherzustellen, dass die
            hinausgehenden Erzeugungskapazität sei dann das 		        Regionalisierung und das synchrone Einschaltverhalten
            Ergebnis. (Privatperson)                                  von Erzeugung und Verbrauch gewährleistet ist. Nur
                                                                      dann entsteht kein Transportbedarf auf Übertragungs-
       •    Es ist problematisch, dass mit zunehmender 		             netzbetreiber-Ebene.“
            Sektorenkopplung zugleich zunehmende Netzori-
            entierung modelliert wird. Bei der Netzorientierung 		    Und auch ein öffentliches Beratungsunternehmen
            wird es einen Bereich der leicht zugänglichen 		          fordert, dass „man bei gleichbleibender Elektrifizierung
            Potentiale geben, der bei zunehmender Sektoren-           das Maß der Netzorientierung variiert“, um den
            kopplung entweder marktgetrieben oder regulato-		         Mehrwert der jeweiligen Netzorientierung zu demons-
            risch leicht erschlossen werden kann. Da darüber 		       trieren. Den Wert der Netzorientierung in Euro,
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vermiedenen Netzausbau-Kilometern und vermuteter             •    Einen Ausbaupfad von Wind Offshore für C 2035
Akzeptanzsteigerung beschreiben zu können, würde                  von 2,3 GW/a zwischen 2022-2030 und 3 GW/a ab
einen wichtigen Debattenbeitrag zum Mehrwert einer                2030. (Offshore-Unternehmen)
integrierten Planung leisten und könnte dazu dienen,
daraus erwachsenden Regulierungsbedarf für Ver-              •    Die Erhöhung des PV-Stromanteils auf 30 Prozent
kehrs- und Wärmesektor besser zu begründen.                       mit einer deutlichen Zunahme in Nordrhein-West-
                                                                  falen. Der regionale Anteil von Wind-Onshore an
                                                                  der Stromerzeugung sollte sich zudem in den
3.      Szenario A 2035                                           südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Würt-
                                                                  temberg im Rahmen der dortigen Potenzialgrenzen
Die Stellungnahmen zum Szenario A 2035 beziehen                   erhöhen und entsprechend in den nördlichen
sich fast ausschließlich auf die Frage des Kohleaus-              Bundesländern verringern. (Forschungsinstitut)
stiegs, der nur in Szenario A 2035 als noch nicht
vollständig vollzogen prognostiziert wird.                   •    Keine Deckelung des Windenergieausbaus in den
                                                                  nördlichen bzw. nordwestlichen Bundesländern zur
Einige Privatpersonen und Konsultationsteilnehmer                 vermeintlichen Entlastung des Stromnetzes.
aus Wirtschaft und Politik begrüßen es ausdrücklich,              (Umweltverband)
dass es mit A 2035 ein Szenario gibt, das noch keinen
vollständig vollzogenen Kohleausstieg für das Jahr
2035 voraussagt.                                             6.      Szenario B 2040

Dagegen bedauern mehrere Privatpersonen, Bürgerini-          Der Szenariorahmen sollte an das Pariser Klimaab-
tiativen und Umweltverbände, dass in Szenario A 2035         kommen angepasst werden und bereits im Jahr 2040
nicht auch der vollständige Ausstieg aus der Kohle           eine 100 Prozent EE-Strom Deckung abbilden, fordert
angenommen wird. Es würde so die Chance verpasst,            ein Umweltverband. Dafür sollte die Aufteilung der
einen „kohlefreien“ Szenariorahmen bzw. Netzent-             Energieträgererzeugungseinheiten anders erfolgen, da
wicklungsplan vorzulegen.                                    die ÜNB die Ausbauziele für PV- und Wind Onsho-
                                                             re-Anlagen zu niedrig angesetzt haben. Hingegen wird
                                                             von einer Bürgerinitiative gefordert, dass das Ausbau-
4.      Szenario B 2035                                      ziel von Wind-Offshore-Anlagen auf 10 GW beschränkt
                                                             und dass Biomasse-Anlagen als wichtige Flexibilitäts-
Das Szenario B 2035 wird von zwei Teilnehmern                option angesehen werden und ihr Ausbau auf 20-40
favorisiert, da es ein ambitioniertes Vorgehen im            GW erhöht wird.
Gegensatz zum Klimaschutzprogramm 2030 der
Bundesregierung abbildet.
                                                             7.      Berücksichtigung Verteilnetze

5.      Szenario C 2035                                      Bei der Erstellung des Szenariorahmens sollten die
                                                             VNB stärker eingebunden bzw. wie die ÜNB konsul-
Die Konsultationsteilnehmer fordern für das Szenario         tiert werden. Ein Industrieverband würde eine erneute
C 2035 die Berücksichtigung folgender Aspekte:               Datenabfrage bzw. Beteiligung der VNB wie beim
                                                             letzten Szenariorahmen 2019-2030 ausdrücklich
•    Die Übernahme des Szenarios des Bundesverbandes         begrüßen. Die Entwicklungspfade der Erneuerbaren
     Erneuerbarer Energien für das Jahr 2030 projiziert 		   Energien hängen von komplexen Faktoren ab, die eine
     auf das Jahr 2035 und kombiniert mit einer 		           nachhaltige und belastbare Netzentwicklungsplanung
     ambitionierten innovativen Netzorientierung.            für die VNB erschweren.
     (Umweltverband)

•    Die Möglichkeit der Nachsteuerung, wodurch der 		       8.      Berücksichtigung von Sensitivitäten
     Stromsektor (u.a. über die Sektorenkopplung) die
     vorhandenen Treibhausminderungspotenziale in 		         Die Konsultationsteilenehmer schlagen u.a. folgende
     gekoppelten Sektoren schneller ausschöpfen kann. 		     Sensitivitätsbetrachtungen vor:
     (Landesministerium)
                                                             •    Keine 10-H-Regelung in Bayern. (Privatperson)
16 |       BUNDESNETZAGENTUR    |   KONSULTATIONSDOKUMENT

       •    Ausschließlich wasserstoffgetriebene LKW. 		           Nach Ansicht einer Bürgerinitiative bestehen Zweifel,
            (Privatperson)                                         ob sich dieses Konzept angesichts der Größe, Komplexi-
                                                                   tät und des hohen Aufwandes an Abstimmung mit den
       •    Gemeinsamer Szenariorahmen Strom und Gas. 		           beteiligten Staaten überhaupt rechtzeitig umsetzen
            (Behörden, Landesministerien, Verbände,                lasse, um das 75 Prozent EE-Ziel bis 2035 zu erreichen.
            Privatpersonen, Bürgerinitiative)                      Darüber hinaus basiere es konzeptionell letztlich
                                                                   immer auf netzbasierter und damit limitierter
       •    Eine vollständige Flexibilisierung des                 Technologie zur Ableitung der Energieträger, sei es per
            konventionellen Erzeugungssockels. (Verband)           Kabel oder später per Pipeline (bei PtX-Konzept).
                                                                   Angesichts der begrenzten Trassenressourcen in der
       •    Einhaltung der CO2-Emissionsziele entweder über 		     Nordsee bestehen starke Zweifel hinsichtlich der
            eine regionale CO2-Mindestpreisbepreisung. 		          Ableitungsmöglichkeiten für solche Mengen. „Wir
            (Deutschland und Anrainerstaaten)                      halten ein solches, netzbasiertes Konzept angesichts der
                                                                   Trassenlimitierungen langfristig letztlich für eine
       •    Deutliche Minderung der Nachfrage nach Elektrizi-		    Sackgasse.“
            tät aufgrund verstärkter IT-gestützter Optimierung
            von Verbrauch und Erzeugung.                           Ein Landesministerium begrüßt ausdrücklich, dass
            (Landesministerium)                                    alternative Lösungsansätze zur Realisierung der
                                                                   Offshore-Netzanbindungskapazitäten in Betrachtung
       •    Verbindliche Installationsvorschriften von 		          gezogen werden. Der vorgeschlagene NSWPH könnte
            PV-Anlagen für Neubauten; hochbelastbare 		            als künftiger Ausgangspunkt für die Realisierung eines
            PV-Zellen als Straßenbelag entlang der bestehenden     Nordsee-Offshore-Netzes weiterentwickelt werden.
            Verkehrswegeinfrastruktur. (Bürgerinitiative)
                                                                   Auch mehrere Wirtschafts- und Offshore-Verbände
       •    Abbildung verschiedener Umsetzungsmöglich-             begrüßen, dass ein Offshore Power Hub - also ein
            keiten in Bezug auf Wasserstoff und Wasserstoffin-		   vermaschtes Offshorenetz - als Sensitivität vorgeschla-
            frastruktur. (Landesministerium)                       gen wird und regen darüber hinaus weitere Hyb-
                                                                   rid-Projekte an. Dies unterstütze die Schaffung einer
       •    Höherer Stromverbrauch von bis zu 1.000 TWh. 		        verlässlichen Faktenbasis zu volkswirtschaftlichen
            (Verband)                                              Effekten und könne die politische Diskussion zur
                                                                   europäischen Integration bei der Planung von Wind
       •    Höhere Effizienzraten, die den Netzausbau 		           Offshore-Netzen vorantreiben.
            verringern. (Verband)
                                                                   Ein Umweltverband äußert sich hingegen eher kritisch
       North Sea Wind Power Hub (NSWPH)                            zu den Auswirkungen des North Sea Wind Power Hubs
       Zu der von den ÜNB vorgeschlagenen Sensitivität             auf den deutschen Netzentwicklungsbedarf. So fehlten
       North Sea Wind Power Hub (NSWPH) haben sich die             Angaben zur Weiterleitung des auf See gewonnen
       Konsultationsteilnehmer folgendermaßen geäußert.            Stroms. Auch bleibe unklar, über welche Leitungen
                                                                   und/oder Konverter die Transportbedarfe gedeckt
       Wünschenswert wäre eine ergänzende Einordnung der           werden sollen und welche Rolle ggf. Power-to-Gas
       ÜNB, wie der NSWPH im Marktmodell berücksichtigt            spielt. Es stellt sich die Frage, ob die Projekte im
       wird, da dieses Konzept Verbindungen zu elektrischen        Einklang mit Klima- und Naturschutz stehen und
       Nachbarländern vorsieht. „Insbesondere sollte der           Schutzgebiete als Standorte ausgeschlossen sind.
       Umgang mit den Kapazitäten für den europäischen
       Stromhandel auf diesen transnationalen Verbindungslei-
       tungen dargelegt werden.“ (Verband)

       Nach Ansicht eines Landesministeriums stellen die
       ÜNB leider nicht klar dar, was die Vorteile der Betrach-
       tung einer solchen Sensitivität sind. Es sei gerade nicht
       davon auszugehen, dass ein solcher Power Hub in der
       Nordsee den Netzausbaubedarf zwischen Nord- und
       Süddeutschland reduziere.
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9.      Integrierte                                          Als Gründe führen sie an, dass
        Netzentwicklungsplanung
                                                             •   Power-to-Gas eine realistische Alternative zur
Viele Konsultationsteilnehmer – darunter auch die                Abschaltung von EE-Anlagen sei. (Privatperson)
Fernleitungsnetzbetreiber - sprechen sich für eine inte-
grierte Netzentwicklungsplanung aus, die                     •   das bestehende Erdgasnetz im Vergleich zum
                                                                 Stromnetz eine sehr hohe Transportkapazität
•    die Szenariorahmen Strom und Gas zu einem 		                aufweist. (Landesministerium)
     Szenariorahmen verschmelzen müsse und alle
     Parameter anzugleichen hätte, damit sie vergleich-		    •   die von den Fernleitungsnetzbetreibern veröffent-
     bar werden. (Privatperson)                                  lichte Karte für ein visionäres Wasserstoffnetz, das
                                                                 5.900 km umfasst und zu 90 Prozent auf dem
•    die Vorschläge der Fernleitungsnetzbetreiber mit 		         bestehenden Erdgasnetz basiert, einzubeziehen ist.
     einbeziehen. (Privatperson)                                 (Privatperson)

•    aus beiden Netzentwicklungsplänen die sinnvolls-		      •   die Szenarien für Gas und Strom nie unabhängig
     ten Annahmen übernehmen sollte. (Privatperson)              voneinander betrachtet werden können.
                                                                 (Privatperson)
•    zeitlich und inhaltlich weitestgehend harmonisiert
     werden sollte. (Unternehmern)                           •   die Szenarien anzugleichen sind, um das volkswirt-
                                                                 schaftliche Optimum zu erreichen. (Unternehmen)
•    wegen der intensiven Diskussion über
     Power-to-Gas zwingend erforderlich ist.                 •   vor dem Hintergrund der zunehmenden Sektoren-
     (Privatperson)                                              kopplung und der damit korrelierenden Konvergenz
                                                                 von Strom- und Gasnetzen eine isolierte Szenario-
•    in einem weiteren Schritt auch die Sektoren Wärme           rahmen- und Netzentwicklungsplan-Erstellung
     und Verkehr aufnehmen müssten.                              nicht mehr zeitgemäß erscheint.
     (Privatperson, Verband)                                     (Bildungseinrichtung)

•    einen gemeinsamen Szenariorahmen „von einem 		          •   eine möglichst weitgehende Verzahnung der beiden
     unabhängigen Dritten“ erstellen lässt die beiden 		         Infrastrukturen dabei helfen kann, die erhebli-
     Netzentwicklungspläne jedoch bis auf weiteres 		            chen Schwankungen der Stromerzeugung aus
     getrennt hält, sie aber zeitlich harmonisiert. 		           Wind- und Sonnenenergie abzufedern und
     (Unternehmen)                                               perspektivisch zwei Wege für den Transport von
                                                                 Erneuerbarer Energie zu öffnen.
•    eine innovative, zukunftsgerichtete Netzplanung 		          (Landesministerium)
     unter Einbeziehung der Nutzung von Elektrolyseu-
     ren als Kuppelelement zwischen Strom- und 		            Deutliche Position beziehen manche Konsultationsteil-
     Gasnetzen ermöglicht. (Landesministerium)               nehmer zu der Frage, welcher Szenariorahmen bzw.
                                                             Netzentwicklungsplan die Leitfunktion übernehmen
•    den berücksichtigten Ausbau der Gaskraftwerke 		        soll. „Gas muss sich an Strom angleichen“ mit dem Ziel
     harmonisiert. (Unternehmen)                             einer integrierten, technologieoffenen und treibhaus-
                                                             gasneutralen Energiesystemplanung. (Privatperson,
•    auch die „Verfügbarkeit von CO2-Quellen als Stand-		    Verband)
     ort für die Errichtung von Methanisierungsanlagen“
     prüft und ggf. berücksichtigt. (Verband)                Kritische Anmerkungen zu einer integrierten
                                                             Netzentwicklungsplanung
•    immer unter der Maßgabe einer strikt wohlfahrts-		      Verteilernetzbetreiber geben zu bedenken, dass der
     orientierten Kosten-Nutzen-Analyse erfolgt. 		          Netzentwicklungsplan Strom bereits heute sehr
     Berücksichtigt werden sollten immer die „enorm 		       umfangreich und komplex ist. „Eine Zusammenlegung
     hohen energetischen Umwandlungsverluste“, die 		        von Gas und Strom würde den Erstellungs- und Bearbei-
     mit der Herstellung synthetischer Brennstoffe 		        tungsaufwand erhöhen“. Die Szenarien beider Netzent-
     verbunden sind. (Verband)                               wicklungspläne sollten daher zwar getrennt dargestellt
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       werden, aber auf jeden Fall abgestimmte Entwick-
       lungspfade beschreiben. So würde eine Bewertung der
       geplanten Netzinfrastruktur unter energie- und
       volkswirtschaftlichen Aspekten ermöglicht.

       Angeregt wird eine enge Abstimmung, aber keine
       Verschmelzung der Prozesse. Ein Landesministerium
       vermutet, dass „hinter der Forderung nach einer
       integrierten Strom- und Gasnetzplanung eher der
       Wunsch steckt, Erzeugung, Verteilung und Nutzung der
       Energie über alle Energieträger hinweg besser abzustim-
       men“.

       Diesem Argument schließt sich ein Verband an, der
       einwendet, dass ein „gemeinsamer Netzentwicklungs-
       plan (…) auch (für) die Einbindung von öffentlichen
       Akteuren und der Zivilgesellschaft nicht geeignet“ ist.

       Ein öffentliches Beratungsunternehmen ist der
       Meinung, dass „eine integrierte Planung kein Zusam-
       menlegen der bestehen Infrastrukturprozesse bedeuten
       kann“. Vielmehr sollten grundsätzliche Richtungsent-
       scheidungen öffentlich erläutert und diskutiert, eine
       verbindliche Planungsgrundlage für alle leitungsge-
       bundenen Infrastrukturen (Strom, Gas, Wärme,
       Wasserstoff) geschaffen und die Planungsprozesse
       (Netzentwicklungsplan) weiterentwickelt (Optimie-
       rung von Schnittstellen und Taktung) werden. Sie
       verweist zu diesem Ansatz eines „Systementwicklungs-
       plans (SEP)“ auf die dena Netzstudie III.
| 19

B Konventionelle Erzeugung im
  Szenariorahmen
1.       Allgemeines zur                                              Einflussgrößen geschieht, wird eine pauschale
         konventionellen Erzeugung                                    Vorgabe definiert“. (Behörde)

Eine Privatperson ist der Meinung, dass Kohle- und               Außerdem sieht ein Verteilernetzbetreiber durch den
Atomenergie sofort ersatzlos gestrichen und die frei             deutlichen Anstieg von Anlagen mit Stromerzeugung
werdenden Subventionen für die Energiewende                      aus Erneuerbaren Energien bei gleichzeitigem Wegfall
genutzt werden sollten.                                          von konventioneller Erzeugung die Versorgungssicher-
                                                                 heit in Deutschland in Gefahr. Die Annahmen zu
Des Weiteren erklärt ein Verband, dass im Szenariorah-           lastnahen Reservekraftwerken seien nicht realistisch
men der Kabinettsbeschluss als Grundlage der Kapazi-             und es sollte geprüft werden, ob lokale Speicher besser
tätsentwicklung der Kohlekraftwerke anzuwenden ist.              geeignet sind. Deutschlandweit würden im Entwurf
Mindestens in einem Szenario müsste die Leistung der             des Szenariorahmens erhebliche Kraftwerksleistung
Braunkohlekapazitäten entsprechend Anlage 2 des                  zur „Sicherung einer Stromversorgung in kalten
Entwurfs des Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes                Dunkelflauten“ fehlen.
(KVBG) und die Steinkohlekapazitäten nach § 4 Abs. 2
Entwurf des KVBG bestimmt werden.
                                                                 2.      Braunkohle
Mehrere Teilnehmer, darunter Privatpersonen und
Landesministerien, kritisieren zudem die Inbetrieb-              Die Berücksichtigung des Kohleausstiegs in zwei der
nahme des Kohlekraftwerks Datteln 4.                             drei Szenarien wird überwiegend befürwortet.
                                                                 Besonders hervorzuheben ist dabei die Zustimmung
Zur technisch-wirtschaftlichen Betriebsdauer gibt es             auch von Interessensverbänden der Kraftwerksbran-
unterschiedliche Meinungen unter den Konsultations-              che.
teilnehmern:
                                                                 Einige Privatpersonen und Umweltschutzverbände
•    Die Wahl der „technisch-wirtschaftlichen Betriebs-		        sehen die Kohle im Energiesystem jedoch unter so
     dauer ist sachgerecht“. (Privatperson)                      starkem Druck, dass der Kohleausstieg bereits in allen
                                                                 Szenarien als vollzogen angenommen werden sollte.
• „Die Annahme einer technisch-wirt-		                           Vereinfacht lässt sich diese Annahme durch das
                                                                 folgende Zitat verdeutlichen:
  schaftlichen Betriebsdauer von
  45 Jahren für Erdgas-, Mineralöl- und
                                                                 „Vermutlich wird der gesellschaftliche
  sonstige konventionelle Kraftwerkska-
                                                                 und auch wirtschaftliche Druck zu groß,
  pazitäten ist grundsätzlich unverein-
                                                                 die Kraftwerke bis zum planmäßigen
  bar mit dem Ziel der sektorenübergrei-
                                                                 Ausstieg zu betreiben.“
  fenden Treibhausgasneutralität bis
  spätestens 2050“.                                              Die Berücksichtigung von Kohlekapazitäten in mehr
     (u.a. Vereine und Landesministerien)                        als einem Szenario wird nur vereinzelt gefordert,
                                                                 beispielsweise von einem Landesministerium.
•    Die wirtschaftliche Betriebsdauer von
     emissionsarmen und flexiblen Kraftwerken sollte 		          Beiträge der Industrie- und Interessenverbände weisen
     deutlich höher bewertet werden als die von 		               auf die Diskrepanz der Aufteilung zwischen Braun-
     emissionsintensiven Kraftwerken. (Verein)                   und Steinkohle im Entwurf der ÜNB und dem Aus-
                                                                 stiegspad aus dem Entwurf des KVBG hin: Dem
•    „Statt die Laufzeit der Kraftwerke an deren Wirt-		         Entwurf folgend sei „…davon auszugehen, dass in einem
     schaftlichkeit und den Angaben der Kraftwerksbe-		          Szenario 2035 weiterhin Braunkohlekraftwerkskapazitä-
     treiber auszurichten wie es bei einer Vielzahl anderer 		   ten in einem Umfang von rd. 8 GW zu berücksichtigen
                                                                 sind“.
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       3.     Steinkohle                                             Lastnahe Gasturbinen als Reservekraftwerke
                                                                     Die Annahme von lastnahen Gasturbinen bei einer
       Wie bei der Braunkohle gehen auch viele Argumente             Unterdeckung der Marktnachfrage wurde in einigen
       zur Steinkohle auf die Diskrepanz zwischen dem                Beiträgen kommentiert. Prinzipiell wurde die Vorge-
       ÜNB-Entwurf und dem Entwurf des KVBG ein. Der                 hensweise der ÜNB begrüßt. Folgende Gründe
       Steinkohleausstieg müsste demnach bereits früher              sprechen für eine solche Annahme:
       vollzogen sein als der Braunkohleausstieg. Steinkoh-
       lekapazitäten seien demnach in keinem der Szenarien           •    Im Szenariorahmen fehlten erhebliche Kraftwerks-
       anzunehmen, selbst wenn der Braunkohleausstieg                     leistungen zur Sicherung der Stromversorgung in
       noch nicht vollzogen sei.                                          kalten Dunkelflauten, die Annahmen zusätzlicher
                                                                          lastnaher Gasturbinen ist daher zwingend geboten.
       Eine andere Herangehensweise ergibt sich aus einer                 (Unternehmen)
       Verbandsstellungnahme: Bei angemessener CO2-Be-
       preisung sei „…nichts gegen weitere bereits vorhandene        •    Eine solche Annahme sei aus modelltechnischer
       Steinkohlekraftwerke (einschließlich Datteln 4) aus-               Sicht durchaus interessant, die Ergebnisse müssten
       schließlich zur Versorgungssicherheit einzuwenden. Aus             von den ÜNB jedoch detailliert ausgewiesen
       Sicht des Verbundnetzes sind Steinkohle und Gas als                werden. (Unternehmen)
       Mittellast gleichwertig.“ Auf die Auswirkungen von
       Datteln 4 wird auch in einer anderen Stellungnahme            •    Die Annahme, dass zusätzliche Gaskapazitäten
       eingegangen, da die Berücksichtigung die installierte              netzorientiert verortet werden, ist sinnvoll.
       Leistung der Steinkohlekraftwerke ändern kann.                     (Unternehmen)

                                                                     Gegen eine solche Annahme wurde folgender Grund
       4.     Erdgas                                                 genannt:

       Lebensdauer von Erdgaskraftwerken                             •    Am Energiemarkt agierende, netzdienliche
       Eine Forschungseinrichtung gibt zu bedenken, dass die              Gaskraftwerke sind Kraftwerken ausserhalb des
       angenommene Lebensdauer von Gaskraftwerken von                     Energiemarkts vorzuziehen. (Forschungsinstitut)
       45 Jahren in der Vergangenheit noch nie beobachtet
       wurde: „Legt man den Zeitraum von 2000 bis 2014
       zugrunde, betrug das durchschnittliche Alter von              5.      Pumpspeicher
       Braunkohlekraftwerksblöcken im Durchschnitt 45 Jahre,
       für Steinkohle ca. 39,5 Jahre und für Gas 32,7 Jahre.“ Eine   Eine Behörde in Rheinland-Pfalz erwartet neue und
       deutliche Korrektur der Lebensdauerannahme sei                stärkere Impulse durch den Ausbau von Pumpspei-
       daher dringend erforderlich.                                  cherprojekten, da sie zunehmend zur Stabilisierung der
                                                                     Netze beitragen und bei zurückgehender konventionel-
       Abstimmung mit dem Szenariorahmen Gas 2020 - 2030             ler Kraftwerksleistung verstärkt geordert werden.
       Viele Konsultationsteilnehmer bewerten die Abstim-
       mung mit dem Szenariorahmen Gas 2020-2030 positiv.
       Eine Berücksichtigung anhand der gleichen Kriterien           6.      Kuppelgaskraftwerke
       sei sinnvoll, wird dabei sowohl von Landesministerien,
       als auch Wirtschaftsvertretern und Privatpersonen             Da Kuppelgase immer beim Roheisenerzeugungspro-
       vorgebracht. Ein Landesministerium gibt jedoch zu             zess entstehen, sollte nach Ansicht einer Privatperson
       bedenken, dass es erforderlich sei, die Implikationen         eine Ausweitung der Kuppelgasnutzung in industriel-
       des Kohleausstiegs zu berücksichtigen. Dadurch sei von        len Heizkraftwerken erhöht werden, da die CO2-Emis-
       einer stärkeren Abhängigkeit von Gaskraftwerken als           sionen sowieso anfallen.
       verbleibende gesicherte Erzeugungskapazität auszuge-
       hen und die angenommenen Leistungen in den
       Szenarien zu erhöhen. Als Grundlage der Erhöhung
       könnten dabei neue Gaskraftwerkskapazitäten an den
       Standorten von im Rahmen des Kohleausstiegs
       abgeschalteten Kraftwerken dienen.
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7.      Sonstige konventionelle Erzeugung                     •   Flexibilisierungspotenziale wie Wärmespeicher
                                                                  oder ergänzende Power-to-Heat Anwendungen
Mehrere Privatpersonen befürworten die Wiederein-                 müssen stärker ausgeschöpft werden.
führung der Kernenergie unter Berücksichtigung der                (Landesministerium)
weniger bekannten Technologie von Kleinstreaktoren
und Reaktoren der 4. Generation.                              Zustimmend zur Annahme eines standortgleichen
                                                              Ersatzneubaus und der Dimensionierung anhand der
                                                              zugehörigen Wärmenetze wurden folgende Angaben
8.      KWK-Kraftwerke                                        gemacht:

Auf die getroffenen Annahmen zu KWK-Kraftwerken               •   Die Annahme erscheint grundsätzlich realistisch,
gehen viele Konsultationsbeiträge ein.                            da bestehender Verbrauch weiter bedient werden
                                                                  muss. (Verband)
Eine Bürgerinitiative meint, dass die Einsparung von
Netzausbau durch die Nutzung von KWK zu wenig                 •   Die zukünftige Auslegung von KWK-Anlagen
berücksichtigt wird. Ein Beitrag eines Verbandes stellt           erfolgt unter stärkerer Orientierung am Wärme-
eine Verbindung zwischen der Annahme von                          markt, wodurch die Annahme einer passenden
Power-to-Heat und KWK-Kraftwerken her: „Um nicht                  Dimensionierung sachgerecht erscheint. (Verband)
wie in Frankreich einen sehr hohen Temperaturgradien-
ten der Netzlast zu entwickeln, der bei einer Kältewelle zu   Dagegen wurde wie folgt argumentiert:
erheblichen Schwierigkeiten führt (ca. 2,4 GW/°C)
empfiehlt es sich, die KWK als stromerzeugende Heiz-          •   Die Notwendigkeit einer Reduktion des Emissions-
technologie in allen Größenordnungen im selben Maße               faktors zeigt, dass ein vollständiger Ersatz durch
wie stromverbrauchende Heiztechnologien auszubauen,               Erdgas-KWK langfristig nicht möglich ist.
so dass sich eine außentemperaturunabhängige                      (Landesministerium)
elektrische Bilanz einstellt.“
                                                              •   Einer klimaneutralen Wärmeversorgung werden
Ersatzneubau von KWK-Anlagen                                      erdgasbefeuerte KWK-Anlagen nicht per se gerecht,
Zum Ersatzneubau von KWK-Anlagen wurden                           da auch Erdgas CO2 emittiert. (Landesministerium)
folgende Anmerkungen vorgebracht:
                                                              •   Hochtemperatur-Großwärmepumpen und auch
•    Die Annahme eines Ersatzneubaus setzt eine 		                andere erneuerbare Alternativen könnten bis 2035
     staatliche Lenkung in nicht gegebenem Umfang 		              in der Lage sein, Erdgas-KWK-Anlagen bei der
     voraus. (Privatperson)                                       Fernwärmeversorgung zu verdrängen. (Verband)

•    Der Umfang des Ersatzneubaus ist abhängig von            •   Erdgas ist als fossiles Gas ein Auslaufmodell. Im
     „… den technischen und finanziellen Alternativen 		          Zusammenspiel mit Power-to-Gas könnte die
     (Erdwärme, Wärmepumpe, Biogas, Solarwärme) im 		             Wärme umweltfreundlicher erzeugt werden.
     Vergleich zum Erdgas.“ Auch zukünftige regulatori-		         (Verband)
     sche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
     werden diesen Ersatz beeinflussen. (Unternehmen)         Weiterhin gab es Beiträge, die ein differenzierteres
                                                              Modell anregen: Auf Ebene der Stadtwerke und
•    Ein Landesministerium ergänzt die obige Sichtweise       darunter sei die Annahme eines standortgleichen
     um die Fahrweise der Kraftwerke: „Die Dimensio-		        Ersatzneubaus weitestgehend realistisch. Überregiona-
     nierung und Fahrweise des Ersatzneubaus erfolgt 		       le Kraftwerke und Industriekraftwerke, die Wärme nur
     aller Voraussicht (nach) unter dem Gesichtspunkt 		      als Nebenprodukt ausspeisen, würden jedoch nicht
     wirtschaftlicher Optimierung. Hier wird also das 		      standortgleich ersetzt. (Landesministerium)
     Förderregime ausschlaggebend sein“.
     (Landesministerium)                                      Zubau von KWK-Anlagen
22 |       BUNDESNETZAGENTUR    |   KONSULTATIONSDOKUMENT

       Folgende Gründe wurden dabei für die Annahme eines          Beiträgen aus Wirtschaft und von Privatpersonen
       degressiven Zubaus genannt:                                 geteilt.

       •    Der gewählte und beschriebene Ansatz wird von 		       Stromkennzahl
            mehreren Konsultationsteilnehmern als realistisch 		   Viele Beiträge kritisierten die pauschale Annahme
            bewertet.                                              einer Stromkennzahl von 0,5.

       •    Der degressive Ansatz ist zu begrüßen, ab 2030 		      Folgende Kommentare und Argumente wurden dabei
            sollte dabei jedoch von noch deutlich niedrigeren 		   vorgebracht:
            Zubauraten ausgegangen werden, wobei nur noch
            Bestandsanlagen ersetzt werden.                        •    Eine vollständige Entkopplung der Kraft- und
            (Landesministerium)                                         Wärmeerzeugung scheint wahrscheinlicher.

       •    Entscheidend ist die Entwicklung der politischen 		    •    Die Annahme sei nicht sachgerecht und deutlich zu
            Rahmenbedingungen. Nach aktueller Abschätzung               pessimistisch. Selbst unter Einbeziehung neuer
            sei die Annahme eines degressiven Zubaus perspek-		         Technologien sei eine deutlich höhere Stromkenn-
            tivisch realistisch.                                        zahl von neuen gasbefeuerten KWK-Anlagen
                                                                        anzunehmen. (Wirtschaft)
       Gegen die Annahme eines degressiven Zubaus
       sprachen sich ebenfalls einige Beiträge aus:                •    Ein Landesministerium ergänzt das vorherige
                                                                        Argument: „Durch die hohe Stromkennzahl von
       •    Für die Degression sind in den Szenarien keine 		           GuD-Anlagen bleibt weiterhin ein hoher Anteil an
            Anhaltspunkte zu erkennen. In den Szenarien                 steuerbaren Erzeugungseinheiten am Netz, der die
            B 2035 und C 2035 wäre sogar ein schnellerer Zubau          Versorgungssicherheit unterstützt.“ Auch andere
            wahrscheinlich. (Landesministerium)                         Beiträge merken an, dass neue Technologien und
                                                                        hochflexible Gaskraftwerke eine deutlich höhere
       •    Ein Anstieg der Kleinanlagen ist wahrscheinlicher 		        Stromkennzahl erreichen.
            und sinnvoller, besonders in Kombination mit
            Power-to-Gas. (Wirtschaftsverband)                     •    Eine Bewertung ist nicht möglich, da eine detail-
                                                                        lierte Herleitung der Kennzahl fehlt. (Privatperson)
       •    Die Annahme der ÜNB erscheinen „recht willkürlich“.
            (Privatperson)                                         •    Unter Berücksichtigung verschiedener Erzeu-
                                                                        gungsvarianten sei eine Stromkennzahl von 1,0
       •    Zur Erreichung der mittelfristigen Energiewende-		          vorzuziehen. (Wirtschaft)
            ziele bis 2035 im Wärmesektor ist ein deutlich
            höheres Ausbauvolumen erforderlich und auch 		         Demgegenüber stehen ebenso zahlreiche Stellungnah-
            Aussagen aus der Politik legen eine solche Erhö-		     men von verschiedenen Teilnehmergruppen, die eine
            hung nahe.                                             Stromkennzahl von 0,5 als richtig ansehen. Stellvertre-
                                                                   tend dafür kann die folgende Aussage einer Bundesbe-
       Flexibilisierung                                            hörde zitiert werden: „Unter der Prämisse einer abneh-
       Ein Verband gibt an, dass die ÜNB die Rolle der KWK         menden ungekoppelten Stromversorgung ist die
       als Flexibilitätsoption unterschätzen. Die im Szenario-     Stromkennzahl von 0,5 sachgerecht“. Ebenso äußerten
       rahmen hauptsächlich zu berücksichtigenden                  sich einige Beiträge, dass diese Frage pauschal gar nicht
       KWK-Anlagen könnten mit Wärmespeicher ausgestat-            beantwortet werden kann und von vielen Parametern
       tet und flexibilisiert werden. Auch die Verbindung mit      abhängt.
       Hochtemperatur-Wärmespeichern sei möglich: „Durch
       flexible Fahrweise von Stromabnahme und Stromange-
       bot stellt dies (zusammen mit den flexiblen Biogasanla-     9.      Versorgungssicherheit
       gen) eine zentrale Option zur Minderung des Netzaus-
       baus auf überregionaler Ebene dar.“ In der                  Obwohl das Thema der Versorgungssicherheit kein
       Genehmigung des Szenariorahmens sollte ein eigenes          originäres Thema des Netzentwicklungsprozesses ist,
       Kapitel für flexibel betreibbare Anlagen eingefügt          haben sich dennoch zahlreiche Stellungnahmen mit
       werden. Diese Ansicht wurde auch von anderen                diesem Thema befasst.
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