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EAA. INSIDE ENERGIE WISSEN & INFORMATION DEZ | 2016 NEUE TECHNOLOGIEN NEUE ENERGIEWELTEN Energiewirtschaft nutzt Handeln für Im Mittelpunkt Innovation mit Fortschritt den Wettbewerb der Kunde Neue Technologien für EAA forciert Erneuerbare auch EAA – Partner für Energie maßgeschneiderte Energielösungen nach der Förderung und Kompetenz
IN ZUKUNFT MIT ELEKTROMOBILITÄT Ohne Mobilitätswende – keine Energiewende Strom für Mobilität Hohe Energieeffizienz Kilometer mit PKW pro Jahr in Österreich: 88,2 Mrd. Kilometer Mit der Energiemenge von einem Liter Diesel kommt ein Elektroauto Benötigte Energiemenge für Elektromotoren: 14.240 GWh dreieinhalb Mal so weit wie ein vergleichbarer Diesel-PKW. GWh Diesel-PKW E-PKW 30.000 20.000 17 km 58 km h 0 GW 10.000 14.24 Moped E-Moped km 0 88,2 Mrd. km pro Jahr 33 km 246 km Elektromobilität im Trend Elektroautos sind klimafreundlich Verkaufszahlen 2016: Steigerung in den letzten 5 Jahren CO2-Ausstoß Elektroautos versus Diesel-PKW % 57 +1 +157% 90.000 Stk. 35 kg* CO2-Ausstoß % E-PKW 38 +157% + 9.000 Stk. 175 kg* 34% CO2-Ausstoß +5 Diesel-PKW 4.000 Stk. *Co2-Äquivalente pro 1.000 Personenkilometer (Berechnung der Schadstoffe auf Basis ENTSO-E Mix) 2 ENERGIE INSIDE DEZ/16 Quelle: VCÖ-Magazin 2016/3
Blick in die Zukunft INHALT 04 kurz und bündig Zum Geleit 06 E rfolge im Rückblick – Herausforderungen in Aussicht In der neuen Ausgabe von EAA-Energie Inside, dem Unternehmensmagazin der EAA- Interview mit der EnergieAllianz Austria, gehen wir der Frage nach, wie neue Technologien den Energiesektor EAA-Geschäftsführung verändern werden. Wir betrachten die Risiken, die mit dem Einsatz neuer Technologien ein- hergehen – etwa durch die neuen Strom- und Gaszähler, die Smart Meter, oder die verstärkte 08 E nergiewirtschaft nutzt Integration der Erneuerbaren ins Stromnetz. Wird sich dadurch die Gefahr von Blackouts Innovation und Fortschritt erhöhen? Das Team von EAA-Energie Inside hat dazu bei namhaften Experten nachgefragt. 10 M obilität unter Strom Die Erfolge des abgelaufenen Geschäftsjahrs der EAA – es zählte zu den besten in der Unternehmensgeschichte – sind im vorliegenden Heft ebenso Thema wie die erfolgreiche 14 T echnologische Entwicklungen Unternehmensentwicklung. verändern die Energiebranche Energie und Mobilität 16 S teigt die Gefahr In der aktuellen Ausgabe berichten wir auch über das Zukunftsthema Elektromobilität von Blackouts? und beleuchten dabei die Interessen der Industrie, von Auto- und Batterieherstellern bis hin zu Stromversorgern. Sie erhalten einen umfassenden Überblick in die österreichische 19 Handeln für den Wettbewerb Ökostromlandschaft und die Ökostromförderungen. Die Frage, die sich stellt, ist, ob die ge- planten Novellen zum Ökostromgesetz zustandekommen. Ein weiteres wichtiges Thema ist 20 Zwei Strom-Länder die jüngste Entscheidung der EU-Behörde ACER, Österreich und Deutschland ab Mitte 2018 in zwei Preiszonen zu teilen. Wir zeigen auf, welche Konsequenzen die Trennung dieser bei- 22 E uropas Strommarkt: den Energiemärkte bringen wird: vom Bau von Phasenschiebern bis zur Verteuerung von Von der Vision zur Fiktion Strom. 24 N eue Kleider für Ökostrom? Gerne präsentieren wir Ihnen die Welt unserer Kunden: Seit mehr als acht Jahren ist die EAA erfahrener, leistungsstarker und zuverlässiger Partner der RWA Lagerhäuser. Wir unter- 26 I m Mittelpunkt der Kunde stützen unsere Kunden dabei, den Energieverbrauch weiter zu optimieren. 28 U nser Kunde: Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre mit spannenden Einblicken hinter die Raiffeisen Ware Austria Kulissen der Energiebranche – auf den Punkt gebracht von Ihrem EAA-Team. 30 s witch: Ihr EAA-Team Vom Newcomer zum Testsieger 32 W indkraft-Special: Was passiert nach der Förderung? Die EAA-EnergieAllianz Austria legt großen Wert auf Gleichbehandlung. Der Text des Magazins folgt ausschließlich dem Ziel, Information in gut lesbarer Form zu vermitteln. Aus diesem Grund haben wir bewusst auf geschlechts- 34 E AA-Veranstaltungen spezifische Formulierungen verzichtet und entweder die maskuline oder feminine Bezeichnung gewählt. Im gesam- ten Magazin sprechen wir Frauen und Männer völlig gleichwertig an. Impressum: Unternehmensmagazin der EAA-EnergieAllianz Austria Medieninhaber, Verleger, Herausgeber und Eigentümer: EnergieAllianz Austria GmbH, Wienerbergstraße 11, A-1100 Wien, Tel.: +43 1 904 10-0, E-Mail: office@energieallianz.at Geschäftsführung: Mag. Markus Felder, MSc; Mag. Jörg Sollfelner; Ing. Mag. Christian Wojta, MBA Presse & Kommunikation: Mag. Peter Koller Grafik: Beatrice Bognar, OFFBEAT Graphik & Design Foto: EAA / Ehm Redaktion: Foggensteiner Public Relations GmbH Coverfoto: Ian Ehm Druck: Druckerei Lischkar Grundlegende Richtung: Unternehmensmagazin mit Energieschwerpunkt Offenlegung der Eigentumsverhältnisse nach dem Mediengesetz: EAA-EnergieAllianz Austria GmbH ENERGIE INSIDE DEZ/16 3
kurz und bündig EAA auf der Kommunalmesse in Klagenfurt Ökostromanteil steigt, Subventionen auch Die EAA-EnergieAllianz Austria präsentierte sich vom 6. bis 7. Der Anteil an Ökostrom hat im Jahr 2015 weiter zugenommen. Mittler- Oktober auf der Kommunalmesse in Klagenfurt. Die Besucher konn- weile stellen Wind-, Kleinwasserkraft und Co bereits 15,9 Prozent des ten sich zwei Tage lang beim Messestand über die Leistungen der EAA Endverbrauchs, wie aus dem am 22. September in Wien präsentierten informieren. Auch Bundesminister Dr. Hans Jörg Schelling besuchte Ökostrombericht der E-Control hervorgeht. Doch „Grüne Energie“ ist den EAA-Messestand und zeigte großes Interesse. Mit innovativen nicht kostenlos: 2015 wurde Ökostrom mit 755 Millionen Euro geför- Lösungen und Dienstleistungen für Landeshauptstädte und Gemein- dert, heuer soll das Volumen – exklusive Marktpreis – auf 846 Millio- den konnte die EAA auch heuer wieder überzeugen. nen Euro ansteigen. Die staatlichen Subventionen zahlen auch Private – mittlerweile 120 Euro im Jahr pro Haushalt, Tendenz steigend. „Die Ökostromförderung läuft an sich gut, aber sie hat ihren Preis“, sagte E-Control-Vorstand DI Andreas Eigenbauer gegenüber der Tageszei- tung „Die Presse“. Bundesminister Dr. Hans Jörg Schelling (3.v.r.) auf der Kommunalmesse Klagenfurt Österreichs Gaskunden Serviceleistungen abgefragt. Die sehr guten Werte der vergange- geben Gasbetreibern Bestnoten nen Jahre in puncto Kundenzufriedenheit konnten heuer in jedem Österreichs Gaskunden schätzen ihre Gasanbieter als besonders Bereich weiter gesteigert werden. „Unsere Kundinnen und Kunden zuverlässig und kompetent. Das ergibt eine Untersuchung des bewerteten ihre Gaslieferanten hinsichtlich Zuverlässigkeit, Sicher- Meinungsforschungsinstituts marketmind unter knapp 2.500 Gas- heit und Qualität wieder hervorragend“, so Mag. Michael Mock, Ge- kunden, deren Ergebnisse am 18. Oktober in Wien veröffentlicht schäftsführer der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und wurden. Dabei wurden Zuverlässigkeit, Sicherheit und Qualität der Wasserfach (ÖVGW). Sonnentherme Kindertherme mit abwechslungsreichen Thermenvergnügen für Babys, Lutzmannsburg wieder EAA-Kunde Kleinkinder und Ruhesuchende. Auf 1.500 Quadratmetern können sich Die Sonnentherme BetriebsgesmbH ist wieder Kunde der EAA-Ener- die Gäste in der Ruhetherme erholen oder in der Erlebnistherme zwei gieAllianz Austria. Die EAA wird bis Ende 2019 jährlich 14,1 Millionen der längsten Indoor-Wasserrutschen Österreichs ausprobieren. Kilowattstunden Gas und 5,6 Millionen Kilowattstunden Strom lie- fern. EAA-Geschäftsführer Mag. Markus Felder freut sich: „Nach 15 Jahren kommt die Sonnentherme wieder zu uns zurück.“ Mag. Harald Zagiczek, Geschäftsführer der Sonnentherme Lutzmannsburg-Fran- Fotos: istock, EAA, Sonnentherme BetriebsgesmbH kenau, hebt neben der hohen energiewirtschaftlichen Kompetenz die regionale Verankerung der EAA hervor: „Die Sonnentherme Lutz- mannsburg-Frankenau positioniert sich als touristischer Leitbetrieb im Mittelburgenland. Dies kann nur dann gelingen, wenn die gesamte ‚Destination Lutzmannsburg‘ und die Region Mittelburgenland in Ein- klang gebracht werden können. Dabei ist die EAA für uns der ideale Anbieter, der uns als regionaler Partner in allen Energiefragen zur Seite Sonnentherme Lutzmannsburg steht.“ Die Sonnentherme in Lutzmannsburg ist Europas führende 4 ENERGIE INSIDE DEZ/16
KASTNER-Gruppe setzt auf EAA-Strom aus Wasserkraft Die KASTNER GroßhandelsgesmbH, Österreichs Multifachgroßhändler Nummer 1, wird ab 2017 von der EAA-EnergieAllianz Austria jährlich mit rund acht Mil- lionen Kilowattstunden (kWh) Strom aus Wasserkraft beliefert, um Ressourcen zu schonen und einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die benötig- ten Strommengen kommen dabei zu einem überwiegenden Teil aus Wasserkraft und verursachen keine Kohlendioxid-Emissionen (CO2). Dadurch spart die Firma KASTNER an den Standorten in Wien, Niederösterreich und Burgenland in Summe rund 1.500 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Christof Kastner, geschäftsführender Gesell- schafter der KASTNER GroßhandelsgesmbH: „Zur Reduktion des CO2-Ausstoßes wurden unsere sämtlichen Standorte auf 100 Prozent Ökostrom umgestellt. Die EAA ist für uns der ideale Anbieter, dem es möglich ist, alle unsere Standorte mit erneuerbarer Energie zu versorgen." „Mit der Entscheidung zur Zusammenarbeit mit der EAA und für die Produktqualität EAA-Aqua zeigt die Unternehmensgruppe KASTNER, dass ihr ein Beitrag zum ressourcenschonenden Energieeinsatz und zur KASTNER-Gruppe, Firmenzentrale Zwettl CO2-Reduktion wichtig ist", ist EAA-Geschäftsführer Jörg Sollfelner überzeugt. EAA liefert Strom für Österreichs größte Gasspeicher der RAG Die RAG, Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft, fördert seit rund 60 Jahren natürliches Erdgas und Rohöl und ist damit eines der traditi- onsreichsten Explorations-, Produktions- und Gasspeicherunterneh- men Österreichs. Kerngeschäft sind die Aufsuchung und Förderung von Öl und Gas sowie die Speicherung und der Handel mit diesen Produkten. Bohrtätigkeiten und andere kerngeschäftsnahe Dienst- leistungen sowie Projekte im Bereich erneuerbarer Energien – wie Geothermie – runden die Geschäftsfelder ab. Ab 1.1.2017 wird die RAG von der EAA mit rund 160 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr beliefert. Auf die Anforderungen des Gasmarktes muss die RAG rund um die Uhr reagieren, daher muss auch die Stromversorgung Stora Enso Werk: Ybbs an der Donau jederzeit sichergestellt sein. Denn beim sogenannte Einspeichern und Ausspeichern von Erdgas müssen in kurzer Zeit große Strommengen Stora Enso mit grünem EAA-Strom abgerufen werden können. Gerade in der Übergangszeit stehen kurz- Sägen, trocknen, weiterverarbeiten – jährlich durchlaufen rund fristige Ein- und Ausspeisungen und damit hohe Leistungsschwan- 2,5 Millionen Festmeter Holz allein die drei Stora Enso Sägewerke kungen auf der Tagesordnung. Finanzvorstand Dr. Michael Längle in Österreich. Holz ist das führende Baumaterial in puncto Umwelt- freut sich auf die Zusammenarbeit mit der EAA: „Damit wird die RAG freundlichkeit und Nachhaltigkeit. Nun hat das Unternehmen einen als größter Erdgasspeicherbetreiber Österreichs von einem kompe- neuen Stromliefervertrag mit der EAA-EnergieAllianz Austria abge- tenten Partner nicht nur mit viel Engagement und zu günstigen Prei- schlossen. Ab 2017 wird die EAA vier Werke der Wood Products Divi- sen, sondern auch verlässlich mit Energie versorgt." sion ausschließlich mit Strom aus nachhaltigen Energiequellen ver- sorgen. An den österreichischen Standorten Ybbs, Brand und Bad St. Leonhard wird in Zukunft der Strom zu 85% aus Wasserkraft bezogen, der Rest aus Photovoltaik, Wind und Biomasse. Das bayerische Werk Pfarrkirchen wird zur Gänze mit Strom aus Wasserkraft beliefert. Durch konsequente Effizienzmaßnahmen konnte der Stromverbrauch in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesenkt werden. Allein im letzten Jahr verbrauchten die drei österreichischen Werke im Schnitt 7,3% weniger Strom als im Jahr zuvor. „Für uns ist die Umstellung auf Grünstrom eine logische Konsequenz aus unserem Bekenntnis zu Fotos: istock, EAA, Stora Enso Nachhaltigkeit und Umweltschutz“, erklärt Mag. Herbert Jöbstl, Ge- schäftsführer von Stora Enso Wood Products in Zentraleuropa. Durch diese Maßnahme wird insgesamt eine jährliche Einsparung von über Mag. Christian Wojta (EAA), Dr. Michael Längle (RAG) und Mag. Jörg Sollfelner (EAA) 19.000 Tonnen CO2 erwartet. ENERGIE INSIDE DEZ/16 5
Die Geschäftsführung der EAA im Gespräch: Erfolge im RÜCKBLICK HERAUSFORDERUNGEN IN AUSSICHT Die Geschäftsführer der EAA, Markus Felder, Jörg Sollfelner UND Christian Wojta nehmen zur Geschäftsentwicklung der EAA Stellung: Wie beurteilen Sie das das abgelaufene Geschäftsjahr zu den besten abgelaufene Geschäftsjahr? in der Geschichte der EAA. Aber das ist kein Wojta: Wie sich nach dem Ende des Geschäfts- Grund, uns auf dem Erfolg auszuruhen. jahrs zeigte, hat sich die Fusion von e&t und EAA sehr erfreulich auf die Unternehmenszah- Was hat das Geschäftsjahr len ausgewirkt: Am deutschen Markt ist die Si- am meisten geprägt? tuation wie erwartet schwierig, während wir in Felder: Die größte Herausforderung lag darin, Österreich weiter zulegen. Hervorzuheben sind aus zwei unterschiedlichen Unternehmens- sowohl das Handelsgeschäft als auch die Er- kulturen eine gemeinsame Perspektive für die gebnisse der Tochtergesellschaften switch und Zukunft zu entwickeln. Nach der Fusion im Ok- Naturkraft. tober des vergangenen Jahres wurde mit den Führungskräften eine umfassende Zielematrix Sollfelner: Die Preisentwicklungen an den für das neue Unternehmen erarbeitet. Seit 1. relevanten internationalen Energiebörsen Oktober ist diese die Grundlage der operativen haben eine turbulente Entwicklung durch- Geschäftstätigkeit des Unternehmens und bil- laufen. Wir registrieren, dass das Zusam- det die Basis für die Ziele unserer Mitarbeiter. menrücken von Handel und Vertrieb Das neue Geschäftsjahr ist der Beginn einer eine Entscheidung zum richtigen neuen Ära. Zeitpunkt war. Durch die erst- malige Konsolidierung der Wohin geht die Reise der EAA? Vertriebs- und Handel- Sollfelner: Wir haben mehrere Schwerpunkte sergebnisse in der in der Unternehmensentwicklung. Im Mittel- EAA-Bilanz zählt punkt steht eine Verbesserung in puncto Wett- bewerbsfähigkeit. Unter dem Gesichtspunkt der Erweiterung unserer Geschäftstätigkeiten für die EAA-Gruppe gibt es Neuigkeiten in Foto: istock mehreren Bereichen zu vermelden. 6 ENERGIE INSIDE DEZ/16
Mag. Markus Felder, MSc, Mag. Jörg Sollfelner, Mag. Christian Wojta, MBA (v.l.) Welche Neuerungen meinen Sie? Die EAA hat ein großes Know-how und po- in Österreich auszubauen und das Ergebnis Wojta: Nach dem Ausscheiden unserer sitioniert sich am österreichischen Markt in Summe konstant zu halten. Das lässt uns Gesellschafter aus der Gasvertriebs- und als kompetenter Dienstleister zur Vermark- zuversichtlich in das kommende Jahr blicken. -handelsgesellschaft EconGas hat die tung von Windkraftanlagen, die aus der EAA ab 1. September die Tätigkeiten der OeMAG-Förderung fallen. Sollfelner: Es war ein gutes Geschäfts- Gas-Bilanzgruppe als Dienstleister für jahr. Zufrieden sind wir als Geschäfts- einen Großteil der EAA-Gruppe übernom- Ihre Schwerpunkte führung damit, dass wichtige Schritte ge- men. Die EAA-Gruppe versorgt mehr als 1,1 im Vertriebsgeschäft? setzt wurden, um den wirtschaftlichen Millionen Kunden mit Erdgas. Wir wollen Wojta: Die Vertriebsoffensive zur Rück- Erfolg des Unternehmens auch zukünf- beim Gasgeschäft unsere gute Position auf gewinnung von verlorengegangenen tig sicherzustellen und weiter auszubau- dem Markt stärken und weiter ausbauen. Großkunden läuft weiter sehr gut. Die- en. Was das tägliche Geschäft betrifft, se Aktion sichert Marktanteile in unseren werden wir uns sicher nicht auf den Felder: Am ersten Oktober startete die Heimmärkten und wird die Marktführer- Lorbeeren ausruhen. EAA mit der Vermarktung von Energie aus schaft im Großkundensegment weiter Windkraftanlagen in ein neues Zeitalter. ausbauen. Unser Ziel ist es, Industrie- und Wenn Sie in das kommende Die Experten der Abteilung Trading in der Großkonzerne in allen Bereichen umfassend Jahr blicken, was sind Ihre Wünsche? EAA übernehmen die direkte Vermarktung zu betreuen, um sie von der Servicequalität Wojta: Wir werden den eingeschlagenen der Windenergie an den Börsen. Die As- der EAA zu überzeugen: von der punktge- erfolgreichen Weg in Österreich weiter set-Optimierung dieser Kraftwerke erfolgt nauen Prognose, über fachkundige Analy- fortsetzen. Für den Vertrieb in Deutschland durch die Spezialisten in der Energie Bur- sen des Kundenmanagements bis zu maß- sollte es möglich sein, die Geschäfte wieder genland Vertrieb GmbH & Co KG. geschneiderten Dienstleistungsangeboten stärker auszubauen, um die Neukundenge- und Services. winnung zu forcieren. Was ist der Vorteil für den Kunden? Sollfelner: Die Vermarktung von Windkraft Sind Sie mit der bisherigen Felder: Im kommenden Jahr wird ein weite- ist eine neue, große Herausforderung. In Entwicklung zufrieden? rer Schwerpunkt der Ausbau und die Erwei- den nächsten Jahren wird eine Vielzahl von Felder: Der Wettbewerb am österreichi- terung von energienahen Dienstleistungen Windkraftanlagen keine staatlichen Einspei- schen und deutschen Energiemarkt hat seit innerhalb der EAA-Gruppe sein. Das ge- Foto: EAA / Pröll setarife mehr bekommen und von den Be- Jahren an Intensität zugenommen. Es ist im meinsame Portfolio soll je nach Zielgruppe treibern selbst vermarktet werden müssen. vergangenen Jahr gelungen, den Marktanteil am Markt positioniert werden. ENERGIE INSIDE DEZ/16 7
Freitag, 28. Oktober, 17.32 Uhr Wienerberg, 1100 Wien Wolfgang hat sich ein Elektroauto zur Probefahrt ausgeborgt. Zu Beginn geht es gleich auf die Südautobahn Richtung Baden. Lukas ist beeindruckt: „Ich bin noch nie 130 km/h rein elektrisch gefahren.“ 185 Kilometer Reichweite zeigt der Tachometer im Helenental, bevor es über die kurvenreiche Strecke nach Heiligenkreuz und Alland wieder auf die Autobahn geht. Nach zwei Stunden Fahrt muss getankt werden - Strom bei der Schnellladestation am Wienerberg. Nach 13 Minuten geht es weiter. Foto: EAA / Ehm ENERGIE INSIDE DEZ/16 9
Mobilität Strom UNTER In die aktuelle Diskussion über Elektromobilität spielen viele Faktoren hinein: Die Ziele der UN-Klimakonferenzen etwa, der EU-Energiefahrplan 2050 sowie die kühnen Absichten der einzelnen Länder und natürlich die Interessen der Industrie – von Autobauern, Batterieherstellern bis hin zu Stromversorgern. Eine Momentaufnahme. Der Individualverkehr steht vor seinem größten „Wir müssen uns auf eine normale, stetige Ent- „Mit dem E-Mobilitätsbonus Wandel seit Jahrzehnten. Europas Politik und wicklung einstellen“, sagt der Kenner der Auto- für private E-PKW wurde ein Industrie investieren hunderte Millionen Euro in mobilbranche. Denn ein Hauptproblem liege nach wichtiges Anliegen des BEÖ die Entwicklung von Elektroautos und Batterien. wie vor bei den Batterien. Sie seien noch zu teuer. aufgegriffen.“ Das engagierte Ziel des Regierungsprogramms Mit rund 10.000 Euro spielen die Akkukosten bei- Elektromobilität der Deutschen Bundesregierung spielsweise bei einem Fahrzeug der Golf-Klasse ist es, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf mit reinem Elektro-Antrieb keine unwesentliche die Straße zu bringen. Bis 2030 sechs Millionen. Rolle. „Obwohl sich das Verhältnis Kosten pro Ki- Politik, Industrie und Verbraucher sehen in den lowattstunde weiter verbessert, ist es noch nicht Fahrzeugen mit Stromantrieb eine Lösung, die absehbar, wann die Elektroautos kostenseitig individuelle Mobilität klimafreundlich und res- wirklich wettbewerbsfähig sein werden“, so Iser- sourcenschonend zu gestalten. mann. Der Schlüssel zum Erfolg liege in besseren Vor allem Elektrofahrräder haben in den vergan- und günstigeren Lithiumionen-Akkus. Derzeit genen Jahren einen Boom erlebt. Und das Inte- fahren bessere Elektroautos mit einer Batteriela- Ing. Jürgen Halasz resse für Elektromobilität nimmt seit 2011 zu: dung bis zu 250 Kilometer weit. Tesla ermöglicht Geschäftsführer des Bundesverbands Vor allem bei E-Bikes registriert Jürgen Halasz, mit dem Model 3 eine Reichweite von 345 Kilo- Elektromobilität Österreich (BEÖ) Geschäftsführer des Bundesverbands Elektro- meter und startet preislich bei 35.000 US-Dollar. mobilität Österreich, wie er sagt „reges Interesse“. Doch eine Elektro-Revolution des Individualver- Erst wenn der Großteil der Elektrofahrzeuge kehrs und das völlige Verschwinden von Ver- eine Reichweite von mindestens 300 Kilometer „Es ist noch nicht brennungsmotoren darf so bald nicht erwartet und mehr zu einem Preis um die 30.000 Euro er- absehbar, wann werden. Trotz intensiver Berichterstattung und möglicht, wird Elektromobilität von der Mehrheit Elektroautos technischer Kraftanstrengungen ist der tatsäch- der Konsumenten als alltagstauglich empfunden kostenseitig wirklich liche Durchbruch noch nicht absehbar. Um eine werden. wettbewerbsfähig realistische Entwicklung zu prognostizieren, sind sein werden." die drei Hauptfaktoren zu analysieren: Reichweite, Volle Ladung Ladeinfrastruktur und der Preis. Es vergeht indes kaum ein Monat, in dem unbekannte oder renommierte Autohersteller, Warten auf den Zulieferer oder Entwickler nicht mit Neuheiten endgültigen Durchbruch aufwarten: Sei es mit einem neuen Modell, einer Wiederkehrende Einwände gegen Elektromo- Innovation im Akku-Bereich oder bei Ladestatio- bilität sind heute noch die mangelnde Reichwei- nen. Und gerade hier wird sich das Thema auch te, die große Aufladedauer und der hohe Preis. entscheiden, sagen Experten. In manchen Städ- Trotz der derzeitigen Dynamik bei der Entwick- ten Europas, etwa in Paris oder Mailand, ist die Fotos: Veit, TU Darmstadt lung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen warnt Ladeinfrastruktur bereits ganz gut ausgebaut. Prof. Rolf Isermann Rolf Isermann, Professor für Regelungstechnik In anderen Großstädten Europas sind Elektro- Professor f. Regelungstechnik und Prozessautomatisierung an der Technischen tankstellen bestenfalls in Tiefgaragen installiert. und Prozessautomatisierung Universität Darmstadt, vor allzu großer Euphorie: Die EU-Kommission plant, laut einem Bericht im TU, Darmstadt 10 ENERGIE INSIDE DEZ/16
deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, Auflademöglichkei- zu EAA-Energie Inside: „Wir haben eine sehr gute Verbindungs- ten für Elektroautos in Europa einheitlich zu forcieren. Schon beim technik. Das führt zu weniger Innenwiderstand, was automatisch Hausbau soll laut dem Bericht künftig an eine Auflademöglichkeit einen geringen Energieverlust ergibt. Durch unser Patent haben wir für Elektrofahrzeuge gedacht werden. Die EU-Kommission wolle etwa zehn Prozent mehr nutzbare Energie.“ Kreisel verbindet bis zu durchsetzen, dass Einfamilienhäuser und andere kleinere Gebäu- 8.000 Zellen und mehr. Die Akkus erwärmen sich auch weniger als de mindestens über eine entsprechende Vorverkabelung verfügen jene anderer Hersteller. Für das Akku-Know-how der Österreicher müssen, berichtete das Nachrichtenmagazin Mitte Oktober unter interessieren sich mittlerweile auch große Hersteller wie BMW und Berufung auf einen Entwurf zur Änderung des EU-Energieeffizienz- Volkswagen. Derzeit ist die Kapazität noch auf eine 800 Quadratme- pakets. Bei größeren Gebäuden müsse wenigstens einer von zehn ter große Garage beschränkt. Im März 2017 wird das neue Werk in Parkplätzen mit einer festen Ladestation ausgestattet sein. Von der Reinbach bei Freistadt eröffnet. Kreisel: „Es geht schon voll los und Neuregelung, die spätestens 2023 in Kraft treten soll, wären Neu- wir sind mitten drin.“ bauten ebenso betroffen wie Sanierungsobjekte. Vorreiter Norwegen Österreicher spielen Schlüsselrolle Ein Vorbild für Elektromobilität ist Norwegen. Der norwegische Damit sich Elektrofahrzeuge vollständig durchsetzen, werden Ressortkollege des österreichischen Verkehrsministers Jörg Leicht- neben einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur vor allem stärkere fried vermeldete vergangenes Jahr das 50.000ste zugelassene und günstigere Batterien benötigt. Daher verfolgen alle Batterie- E-Fahrzeug. Bei rund fünf Millionen Einwohnern ist das ein stolzes hersteller weltweit das gleiche Ziel: Mehr Leistung aus leichteren Ergebnis. Knapp ein Fünftel aller Neuzulassungen sind im Land der und günstigeren Akkus. Unbestrittener Marktführer ist Panaso- Fjorde somit strombetrieben. Und Oslo plant ab 2025 ausschließlich nic, dessen Batterien hunderttausende Hybridmodelle der Marken Elektrofahrzeuge für den Straßenverkehr zuzulassen. Innerhalb der Toyota und Lexus antreiben. Doch die europäische Industrie bläst EU haben laut European Automobile Manufacturers Association die zur Aufholjagd, um bei der Schlüsseltechnologie nicht den An- Niederlande, Großbritannien und Deutschland die Nase vorn: Die schluss zu verpassen. Ein Unternehmen aus Österreich spielt als Holländer haben 2015 mehr als 43.000 E-Fahrzeuge neu zugelas- Zulieferer der Autokonzerne eine zunehmend wichtige Rolle: Krei- sen. An zweiter Stelle lag Großbritannien mit 29.000 Kraftfahrzeu- sel Electric GmbH mit Sitz im Mühlviertler Freistadt. Hier haben die gen, vor Deutschland und Frankreich mit jeweils rund 23.000 Elek- drei Kreisel-Brüder einen Akku entwickelt, der durch seine spezielle troautos. Darauf folgten Schweden (8.600), Dänemark (4.650) und Bauweise leichter ist, mehr Reichweite verspricht und langlebiger Belgien (3.850) sowie Österreich mit 2.700 Neuzulassungen – noch ist als die Batterien anderer Hersteller. „Diese Brüder sind besser als vor großen südeuropäischen Ländern wie Italien oder Spanien. Tesla“, titelte „Enorm“, das deutsche Magazin für gesellschaftlichen Wandel, in einem Bericht über die Kreisels, denn „mit ihrer Erfindung Anreize für Elektromobilität wäre die große Schwachstelle der Elektromobilität ausgemerzt“. Der Ausbau der Elektromobilität wird sowohl in Deutschland als Die Brüder benutzen im Gegensatz zu anderen Anbietern statt der auch in Österreich forciert. Seit Juli 2016 erhalten alle Bürger, die in Flachzellen die in Laptops und Elektrogeräten üblichen Rundzellen. Deutschland ein Elektroauto erstmals anmelden, einen „Umweltbo- Foto: istock Und anders als bei Tesla werden die Zellen nicht zusammenge- nus“ in Höhe von 4.000 Euro. Zusätzlich dürfen Kommunen Elek- schweißt, sondern per Laser miteinander verbunden. Markus Kreisel troautos im Verkehr bevorzugen: ihnen etwa das Recht geben, die ENERGIE INSIDE DEZ/16 11
Busspur zu benützen oder kostenlos zu parken. In Österreich gelten Wirtschaftswachstum seit 1. Jänner 2016 neue Grundlagen für Betriebe: Rein elektrisch Laut einer Studie von Wirtschaftsministerium, Wirtschaftskam- betriebene Firmenfahrzeuge können von der Vorsteuer abgesetzt mer Österreich und Industriellenvereinigung würde der Umstieg werden. Bis Mitte Oktober konnten Kommunen und Betriebe die auf Elektromobilität neue Arbeitsplätze schaffen und zusätzliches Umweltförderung des Landwirtschaftsministeriums kassieren: Die Wirtschaftswachstum auslösen – zumindest bis etwa ins Jahr 2030. Betriebe bekamen maximal 30 Prozent des Kaufpreises und 3.000 Experten wie der Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Euro. Ab 1. Jänner 2017 kopiert Österreich das deutsche Modell: Mag. Peter Koren, erwarten bis dahin eine Dominanz von Fahrzeu- Das Verkehrsministerium und das Ministerium für ein lebenswer- gen mit Verbrennungsmotor. „Der Weg zur reinen Elektromobilität tes Österreich wollen gemeinsam mit Automobilimporteuren den wird, wie die Studie zeigt, noch Zeit benötigen. Wir werden daher Ankauf von Elektrofahrzeugen und Ladeinfrastruktur mit 72 Mil- auch Übergangstechnologien, wie etwa Hybrid, Plug-in-Hybride lionen Euro fördern. Die Ankaufförderung für Elektrofahrzeuge und Range Extender, benötigen“, sagt Koren. Bis dahin würden durch für Neuwagenkäufe kann ab 1. Jänner 2017 beantragt werden. Ab die Elektromobilität kaum Arbeitsplätze verlorengehen. Michael März gibt es dafür eine eigene Webseite. Privatpersonen erhalten Brecht, oberster Betriebsrat von Daimler, warnte im September in 4.000 Euro für vollelektrische PKW oder Autos mit Brennstoffzelle. einer Presseaussendung vor einem längerfristigen Abbau von Ar- Plug-in-Hybride werden mit 1.500 Euro gefördert. Wichtig seien beitsplätzen: „Die Herstellung des Verbrennungsmotors ist komplex laut Halasz auch einfachere Bewilligungen für Heim-Ladestationen und arbeitsintensiv, der Bau eines Elektromotors viel einfacher. Das für mehrspurige Kraftfahrzeuge. Denn diese können im Gegensatz Verhältnis der Anzahl an Arbeitsplätzen beim Elektromotor zu Ver- Foto: istock zu einspurigen Fahrzeugen nicht an einer Haushaltssteckdose be- brenner ist grob eins zu zehn.“ Um einen Beschäftigungsschwund tankt werden. zu vermeiden, müsse die Elektroauto-Offensive laut Brecht in 12 ENERGIE INSIDE DEZ/16
UNTERSCHIEDLICHE AKKUS FÜR ELEKTROFAHRZEUGE Blei-Säure-Akkus wurden wegen des geringen Herstellungsprei- Lithium-Ionen-Akkus sind die aktuelle Variante der Trakti- ses in E-Fahrzeugen verwendet. Aufgrund der großen Masse, der onsbatterien. Vorteile sind die hohe Energiedichte in Verbindung mit geringen Energiedichte und ihrer Temperaturabhängigkeit sind die einem geringen Gewicht. Bei häufiger Teilentladung gibt es keinen Blei-Säure-Akkus wenig geeignet für leistungsstarke E-Fahrzeuge. Bei Kapazitätsverlust. Häufiges Nachladen und flache Zyklen werden fachgerechter Entsorgung kann die Bleisäure neutralisiert und das Blei empfohlen. Der Einsatz bei sehr hohen und sehr niedrigen Temperatu- fast vollständig zurückgewonnen werden. ren wird als problematisch gesehen. Die Akkus beinhalten Metalle wie Kupfer und Aluminium und Übergangsmetalle wie Kobalt und Nickel. Nickel-Metallhydrid-Akkus werden wegen ihrer hohen Beim Recycling ist Vorsicht geboten: Defekte Lithium-Akkus können Energiedichte und der geringen Selbstentladung als Traktionsakku in Brände auslösen. Altmüllentsorger fordern deshalb eine Markierung Hybridfahrzeugen verwendet. Sie speichern elektrische Energie für die der Akkus sowie eine von anderen Batterien gesonderte Sammlung und Fortbewegung und nehmen die Rekuperationsenergie der Nutzbremse Lagerung. auf. Dafür werden Hochstromzellen eingesetzt, die trotz geringerer Kapazität die notwendige hohe Strombelastung bei gutem Wirkungs- Lithium-Polymer-Akkus sind eine Weiterentwicklung der grad realisieren können. Die Akkus beweisen eine hohe Belastbarkeit, Lithium-Ionen-Akkus, die keine flüssigen Elektrolyte enthalten, auch bei häufigen Teilladungen gibt es keinen Kapazitätsverlust. Bei sondern eine gelartige bis feste Folie auf Polymerbasis. Die Akkus Überladung altern die Akkus durch das Erwärmen. Die Akkus werden sind preiswert in der Herstellung, sehr leistungsstark und können in ohne giftige Schwermetalle hergestellt. Sie haben eine vergleichsweise beliebigen Formen gebaut werden. Bei Überladung besteht die Gefahr gute Umweltbilanz. des Aufblähens, wodurch sich die Akkus selbstentzünden. Daher ist zur Ladung ein spezielles Li-Akku-Ladegerät erforderlich. Natrium-Nickelchlorid-Akkus erfordern eine hohe Betriebstemperatur. Dadurch wird trotz thermischer Isolation eine Lithium Eisenphosphat-Akkus sind ebenfalls eine Weiter- Heizung notwendig. Die Batterie hat eine hohe Energiedichte und weist entwicklung der Lithium-Ionen-Akkus. Sie sind geeignet für hohe La- keine elektrochemische Selbstentladung auf. Die Ausgangsstoffe sind deströme, die Ladedauer bleibt kurz. Für die gleiche Kapazität haben sie in ausreichenden Mengen preiswert vorhanden. Eine Vollladung des ein höheres Gewicht und mehr Platzbedarf als Lithium-Polymer-Akkus. Akkus dauert vergleichsweise lange. Der Akku ist auch als ZEBRA-Bat- Die Umweltverträglichkeit ist wegen des Verzichts auf Kobalt allerdings terie bekannt (zero emission battery research activity). Dank der Ver- besser. wendung relativ unbedenklicher Rohstoffe wie Natriumchlorid, Nickel, Eisen, Kupfer und Aluminiumoxyd ist er umwelttechnisch vorteilhaft. Autokonzernen Hand in Hand mit einem Umbau der Produktion ge- rie und wieder zurück. Die Traktionsakkus der E-Fahrzeuge nehmen hen. Für den österreichischen Arbeitsmarkt müsse laut Halasz „die also überschüssige Energie auf und speisen sie bei Bedarf wieder in gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden“. Er erkennt spe- das Stromnetz ein. Bevor allerdings Elektroautos eine Schlüsselrolle ziell für die Zulieferindustrie eine große Chance, sich für die Zukunft als Stromspeicher für Regelleistung spielen, müsste eine kritische entsprechend zu positionieren. Masse von etwa 25.000 Fahrzeugen erreicht werden. Nicht nur Volkswagen und E.On, auch BMW und Vattenfall, Daimler und RWE Stromnetz und Elektroautos verschmelzen schmieden dazu in Deutschland neue Allianzen. Zwei Industriebran- Elektromobilität kann auch eine Lösung zum Speichern von chen, die noch nie zuvor miteinander zu tun hatten, müssten ihr je- überschüssiger erneuerbarer Energie werden: Der Strom aus rege- weiliges Wissen vereinen, verlässliche Standards schaffen und nicht nerativen Energien schwankt in der Erzeugung. Bei Überproduktion zuletzt für beide Seiten lukrative Vermarktungsmodelle entwickeln. müssen derzeit etwa Windräder abgeschaltet werden oder der Strom könnte gespeichert und bei Bedarf wieder entnommen werden. Da Prof. Rolf Isermann von der Technischen Universität Darmstadt das Netz selbst keinen Strom speichern kann, sollen in Zukunft die sieht abschließend eine positive Entwicklung der Elektromotoren im Lithiumionen-Batterien der parkenden und an das Stromnetz ange- Auto der Zukunft. Dennoch ist er überzeugt, dass Elektro- und Hy- schlossenen Autos überschüssige Kilowattstunden aufnehmen und bridfahrzeuge auf absehbare Zeit kein Massenphänomen werden. bei steigendem Bedarf wieder abgeben. Halasz: „Elektrofahrzeuge Allenfalls in Nischen, im Innenstadtverkehr, für Fuhrparks und für haben als mobile Speicher Potential, weil sie so zur Stabilisierung Stadtbusse, könnten sie sich wirtschaftlich behaupten. So rechnet der Stromnetze beitragen können. Daraus ergibt sich ein noch grö- er damit, dass auch noch über das Jahr 2020 hinaus Autos mit Ver- ßerer volkswirtschaftlicher Gesamtnutzen der Elektrofahrzeuge.“ brennungsmotoren das Straßenbild bestimmen werden. Diese al- Einfach ist dieses Ziel allerdings nicht zu erreichen. Einen Parkplatz lerdings – dank Leichtbau, mehr Variabilitäten, weiter verbesserten mit zahlreichen Steckdosen auszustatten, reicht bei weitem nicht Brennverfahren und Abgasbehandlungsmethoden der Benzin- und aus. Denn Strom muss zwischen Netz und Autobatterie kontrolliert Dieselmotoren – mit Verbrauchswerten von etwa drei Litern auf 100 in beide Richtungen fließen können – vom Netz in die Autobatte- Kilometern. ENERGIE INSIDE DEZ/16 13
Technologische Entwicklungen verändern die Energiebranche Neue Technologien und die Digitalisierung werden den Energiesektor stark verändern. Unternehmen werden mit immer größerer Geschwindigkeit immer mehr Daten aus immer mehr Quellen verarbeiten. Welche Vorteile, Gefahren oder Herausforderungen kommen auf Österreichs Energiekunden und Unternehmen zu? Der technische Fortschritt ist ein starker Treiber. Auch in der Energiewirtschaft. Ing. Mag. Christian Schober, Geschäftsführer „Österreichs Kraftwerke leiden unter dieser der Kapsch Smart Energy GmbH, sieht die Energiewirtschaft vor Marktsituation, da sie zwar als Ausgleichs- einem starken Umbruch. Dieser Wandel hat regulatorische Ur- energielieferant für die volatilen erneuerba- ren Energieversorger erforderlich sind, durch sachen, wird aber auch technologisch getrieben: „Aufgrund von diesen Umstand nun aber zu einem großen neuen Geschäftsmodellen werden“, wie er sagt, „die bestehenden Teil unwirtschaftlich geworden sind." Energienetze modernisiert werden müssen. Das beginnt bei Smart Metering, also beim letzten Knotenpunkt über die Trafostationen, wo intelligente Steuerungsmechanismen eingesetzt werden, bis Mag. Christian Schober, Geschäftsführer der Kapsch Smart Energy GmbH hin zu Energieunternehmen, wo eine Vielzahl neuer Applikationen und Prozesse erforderlich ist.“ Innovationen betreffen aber nicht Gerade die Netze bergen noch viel technisches Verbesserungspo- nur die Integration von erneuerbaren Energien, sondern auch den tenzial: Durch den Ausbau von Hochspannungs-Gleichstrom-Über- Netzbetrieb. tragungs-Netzen oder den Bau von Supra-Stromleitungen können die Netze der Zukunft noch leistungsfähiger werden. Intelligente Stromnetze „Einige Unternehmen sind in diesem Bereich bereits sehr innovativ und stellen sich aktiv In den vergangenen Jahren sind Photovoltaikanlagen auf ländlichen den neuen Herausforderungen, wie etwa Hausdächern regelrecht wie Pilze aus dem Boden geschossen. Auch der vermehrten Integration erneuerbarer speisen immer mehr Windkraftanlagen Strom in die Netze ein. Um die Energien." neuen Quellen in die bestehende Struktur zu integrieren, gibt es zwei Lösungen: Einerseits kann die bestehende Infrastruktur weiter ausge- baut werden, es können also Umspannwerke, Transformatoren, weitere Hochspannungsleitungen, Speicher und Kraftwerke errichtet werden, Ing. Leo Kammerdiener, Verantwortlicher für Smart Metering bei der E-Control oder die bestehenden Netze werden intelligent gesteuert, um Erzeu- Wende der gung und Verbrauch möglichst gut miteinander in Einklang zu bringen. österreichischen Energieversorgung? Diese „schlauen“ Netze werden „Smart Grids“ genannt. Derzeit werden Schober sieht, dass „vor allem Entwicklungen auf europäischer die meisten Stromzähler in Österreich nur einmal jährlich abgelesen. Ebene die Energieversorgung Österreichs beeinflussen, da Europa Das gibt wenig Aufschluss darüber, was auf Verbraucherseite passiert. inhomogen agiert, wenn es um die Energiestrategie geht“. Während Um das zu ändern, sollen die bisherigen Ferraris-Zähler durch neue Polen auf Kohle setzt und Tschechien oder Frankreich auf Atom- Zähler, die „Smart Meter", ersetzt werden. Nur durch den ständigen energie, geht Deutschland mit dem Ausstieg aus der Atomenergie Informationsaustausch zwischen den Erzeugungsanlagen, den Netz- einen anderen Weg. Der massive Ausbau erneuerbarer Energie, vor komponenten, den Speichern und den Verbrauchern kann eine flexible allem in Deutschland, habe eine Preissenkung weit über die deut- Reaktion auf Veränderungen im Netz gewährleistet werden. Fotos: E-Control, Kapsch schen Grenzen hinaus bewirkt und andere Erzeugungsmodelle un- attraktiv gemacht. Daneben beeinflussen Kohlekraftwerke, die in Basis für eine smarte Energie-Zukunft EU-Ländern am Netz sind, die Fördermechanismen für die Erneuer- Gesetzlich gefordert ist in Österreich der Rollout von 95 Prozent der baren in anderen Mitgliedsstaaten. Smart Meter bis Ende 2019, auf EU-Ebene 80 Prozent bis 2020 und in 14 ENERGIE INSIDE DEZ/16
Deutschland 80 Prozent bis voraussichtlich 2030. Die Umstellung von von umfassenden neuen IT-Systemen und Prozesse für den Betrieb und 5,5 Millionen Zählpunkten in Österreich wird prognostizierte Kosten hocheffiziente Taktung der Rolloutteams in der Fläche zur Ausrollung von 1,5 bis 2 Milliarden Euro verursachen und wird wohl länger dauern der gesamten Technologie. Hier gilt es, große Unterschiede zwischen als bis Ende 2019, darin sind sich Experten einig. Dr. Peter Deschkan, städtischen und ländlichen Strukturen zu optimieren. Die meisten Sys- Leiter der Abteilung Metering der Wiener Netze GmbH, sieht derzeit ei- teme, die derzeit in Österreich implementiert werden, basieren auf der nen klaren Willen aller österreichischen Netzbetreiber zum Rollout von sogenannten PLC (Powerline-Communication) Technologie. In der Pra- zukunftssicheren Gesamtsystemen: xis zeigt sich, dass die Bandbreiten dieser Technologie von den vorhan- denen Störquellen im Netz abhängig sind und die Erreichbarkeit der „Alle der großen und viele kleine Netzbetrei- Geräte verbesserungsfähig ist. ber befinden sich aktuell in umfangreichen Vergabeverfahren oder bereits am Start Smart Meter: Zwischen Nutzen, von Teilsystemen als Basis für den flä- Ablehnung und Gleichgültigkeit chendeckenden Rollout. Ein Großteil der Smart Meter stellen den individuellen Stromverbrauch zeitnah auf Netzbetreiber bekennt sich dabei zumindest zur Erreichung des 80-prozentigen Zieles einen Blick zur Verfügung. Auf diese Daten hat ausschließlich der Netz- der EU.“ betreiber sowie der Kunde selbst Zugriff. Mit Zustimmung des Kunden werden einmal am Tag alle 15-Minuten-Werte übermittelt. „Einige Kunden sind in diesem Zusammenhang besorgt über die vermeintli- Dr. Peter Deschkan, Leiter der Abteilung Metering der Wiener Netze GmbH che Echtzeitüberwachung“, sagt Kammerdiener: „Aus technischer Sicht Auch wenn der vom Wirtschaftsminister vorgegebene Zeitraum für besteht hier kein Grund zur Sorge. In den Medien wird über diese Tat- den Rollout nicht erreicht wird, kann laut Schober davon ausgegangen sachen aber oftmals falsch berichtet, was zur nächsten Hürde führt: werden, dass die Mehrheit der Österreicher bis Ende 2020 über einen Kundenakzeptanz. Neben den technischen Herausforderungen dürfen Smart Meter verfügt. „Dieses Szenario gilt allerdings nur dann, wenn der Kunde und dessen Bedürfnisse nicht vernachlässigt werden. Hier die aktuell eingesetzten Technologien, die ja noch unerprobt sind, auch ist noch Verbesserungspotenzial vorhanden.“ Smart Meter werden, geht tatsächlich in einem Rollout funktionieren. Derzeit fehlen für die neuen es nach einer österreichweiten Umfrage im Rahmen des EU-Projekts Technologien noch die Erfahrungswerte“, sagt er. „Die Smart Meter und „You are a Smart Consumer – UsmartConsumer“, von den Konsumen- die zentralen Softwaresysteme müssen perfekt ineinandergreifen. Hier ten kaum als geeignetes Werkzeug gesehen, um Strom und Kosten zu sind herausfordernde Service Level Agreements von den Netzbetreibern sparen. Als größter Nutzen wird die erhöhte Transparenz bei Strom- gefordert“, sagt Deschkan. Die hohen technologischen und organisa- verbrauch und -rechnung genannt. Gleichzeitig sehen aber auch 17 torischen Erwartungen der Netzbetreiber und Realisierungskonzepte Prozent der Verbraucher überhaupt keinen Nutzen im Smart Meter. Tat- der Industrie müssen nun in die Tat umgesetzt werden. Laut Deschkan sache ist jedenfalls, dass immer mehr Menschen Energie im Haushalt Foto: Gasnetz heißt das vor allem für die großen Netzbetreiber Austausch und Neuge- effizient nutzen wollen, um nicht nur das eigene Budget, sondern auch staltung eines Großteils der bestehenden IT-Systeme, Implementierung die Umwelt zu schonen. Hochspannungs- Supra-Stromleitungen Gleichstrom-Übertragung Supra-Stromleitungen transportieren beim gleichen Durchmes- Bei der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) transportie- ser etwa fünfmal so viel Strom wie Kupferkabel. Im Kabelstrang ren die Leitungen Gleichstrom, da die Übertragungsverluste geringer einer Supra-Stromleitung sind viele schmale Supraleiter-Streifen mit- sind als bei Wechselstrom. Für den unterirdischen Stromtransport über einander verwoben. Jeder Gewebeschlauch bedient eine Phase des weite Wege gilt diese Technik bereits als Standard. In Indien oder Chi- Drehstrom-Netzes. Ummantelt ist dieser Kern von kühlendem Stick- na wird HGÜ großflächig eingesetzt. Die Investitionen sind zwar deut- stoff (minus 180 Grad Celsius). Die Hochtemperatur-Supraleiter (HTS) lich höher als bei herkömmlichen Übertragungsnetzen, dafür sind die sind technisch und wirtschaftlich eine sinnvolle Möglichkeit, um den Leitungen leistungsstärker und effizienter. Das erste Projekt dieser Art weiteren Ausbau städtischer Stromnetze mit Hochspannungskabeln zu wurde in Europa 2013 auf einer Strecke von 65 Kilometern zwischen vermeiden. Sie könnten bestehende Umspannungswerke einsparen und Frankreich und Spanien fertiggestellt. damit urbane Nutzflächen freimachen. ENERGIE INSIDE DEZ/16 15
STEIGT DIE GEFAHR VON BLACK O U T S ? Wie die verstärkte Integration der Erneuerbaren ins Stromnetz und der Einsatz neuer Technologien wie etwa Smart Meter die Volatilität erhöhen und die Energieinfrastruktur bedrohen können. Oder ist die Angst vor Blackouts übertrieben? Österreich war 2015 laut Energie-Control Austria durchschnittlich 42 Laut IT-Experte und Vorstand der HiSolutions AG Prof. Timo Kob Minuten ohne Strom. Österreich zählt damit zu den bestversorgten „schützt uns“, dass die „bösen Jungs mit Cyber-Sabotage kein Geld Ländern Europas und der Welt und erreicht eine Versorgungssicher- verdienen können“ und sie sich daher „eher auf virtuellen Bankraub“ heit von 99,91 Prozent. Trotz dieser guten Werte steigen die Risiken fokussieren. Wenn aber Akteure auftauchen, denen es nicht um für die Stromversorgung. EAA-Energie Inside hat bei Experten nach- Bereicherung geht, sondern um Erpressung oder Destabilisierung, gefragt, ob intelligente Mess- und Zählsysteme, sogenannte Smart „sieht die Sache anders aus“. Solche Szenarien seien leider sehr Grids, die Energieinfrastruktur anfälliger für Störungen und Angriffe realistisch. Aus diesem Grund wurden Initiativen wie die EU-NIS-Richt- von außen machen. linie ins Leben gerufen. Die Festlegung gemeinsamer, europäischer Cybersicherheitsstandards und die Verstärkung der Zusammenar- Täglich Cyberangriffe auf Energieversorger beit zwischen EU-Ländern sollen Unternehmen dabei helfen, sich zu Bis zum 23. Dezember 2015 gab es in Europa viele Angriffe auf schützen. Aber auch Angriffe auf verknüpfte Infrastrukturnetze der Energieversorger, größere Folgen blieben aus. Die Hackergruppe Unions-Mitglieder sollen damit vermieden werden. Die EU-Mitglieds- Dragonfly schleuste etwa schädliche Software in Systeme westlicher staaten haben bis 2018 Zeit, um die Richtlinie in nationales Recht Netz- und Pipelinebetreiber ein und schaffte es, Windkraft- und Bio- umzusetzen – in Österreich etwa durch das Cybersicherheits-Gesetz. gasanlagen fernzusteuern – bis ihre Aktivitäten enttarnt wurden. Allerdings, so Kob: Am 23. Dezember 2015 änderte sich das: Die Ukraine wurde zum weltweit ersten Land, in dem ein Blackout durch einen Cyberangriff „WIR WERDEN WEDER BEI DER ausgelöst wurde. Untersuchungsberichte besagen, dass dieser Angriff VORBEUGUNG NOCH BEI EINER GUTEN auch in anderen Netzen Europas funktionieren würde. Das hätte eine KRISENBEWÄLTIGUNG IM FALLE Kettenreaktion und verheerende Auswirkungen zur Folge. So wie das EINES FALLES DORT SEIN, WO WIR fast am 2. Mai 2013 passiert wäre: da schrammte die Stromversorgung STEHEN SOLLTEN.“ Mitteleuropas knapp an einem Totalabsturz vorbei. Die Ursache: eine simple Zählerabfrage im süddeutschen Erdgasnetz. Bei der Inbetrieb- nahme eines neuen Gas-Leitsystems geriet ein regulärer Steuerungs- Prof. Timo Kob, IT-Experte und Vorstand der HiSolutions AG befehl ins System der europäischen Stromnetze. Die Folge war eine enorme Datenflut. Das Steuerungssystem wurde für Stunden lahmge- Das liegt am System. Bisher war die Energieversorgungsinfrastruk- legt. Mitarbeiter in Kraftwerken halfen, das Schlimmste zu verhindern. tur auf eine lange Lebensdauer ausgelegt. „Jetzt kommen aber immer mehr neue Technologien ins Spiel“, sagt Herbert Saurugg, Major beim Österreichischen Bundesheer im Bereich IKT- und Cyber-Sicherheit. „ES GIBT EINE STETIG WACHSENDE „Diese haben kürzere Lebenszeiten und bringen völlig andere Anforde- ANZAHL VON PERSONEN, DIE ÜBER DAS rungen an den Betrieb mit.“ Damit und durch die Vernetzung steige die TECHNISCHE KNOW-HOW VERFÜGEN, Gefahr, dass etwas Unvorhergesehenes geschieht. Dem stimmt Marc HACKERANGRIFFE DURCHZUFÜHREN. Elsberg, Autor des Bestsellersromans „Blackout“, zu: „Wir haben durch Fotos: Cognosec, Hi SolutionsAG DAS IST EINE GEFÄHRLICHE die steigende Komplexität und Vernetzung des gesellschaftlichen Ge- ENTWICKLUNG.“ samtsystems einen ‚Moloch‘ geschaffen. Durch diesen sind Infrastruk- turen wie Energie, Mobilität, Banken, die Lebensmittelindustrie oder die Wasserversorgung verletzlich geworden. Schon ein kleiner Fehler oder Oliver Eckel, Geschäftsführer der auf IT-Sicherheit spezialisierten Cognosec eine Störung kann heute quer durch das gesamte System schlagen.“ 16 ENERGIE INSIDE DEZ/16
Steigende Vernetzung Gefährliche Erneuerbare? „Gleichzeitig mit dem wachsenden Vernetzungsgrad nimmt die Rund 6.000 Kilometer Übertragungsnetze gehen durch Österreich. Steuerbarkeit mit unseren bisherigen Methoden ab“, sagt Saurugg: Ei- Damit es zu keiner Unter- oder Überversorgung kommt, sind sie in nerseits kann durch neue Technologien die Ausfallwahrscheinlichkeit Europa synchron zusammengeschaltet. Sie werden von Netzbetreibern reduziert werden. Gleichzeitig können sich in weit vernetzten Syste- abhängig von der Volatilität der Stromerzeugung geregelt. men Störungen leichter und rascher ausbreiten – auch über System- Was den Betreibern aber zu schaffen macht, ist der fortschreitende grenzen hinaus. Der Offizier warnt davor, dass ein Blackout unsere Ausbau der erneuerbaren Energien. Denn Windkraft exakt vorherzusa- gesamten stromabhängigen Infrastrukturen und Services betreffen gen, ist unmöglich, da Böen überraschend entstehen und Windparks würde. dann plötzlich Strom produzieren. Aber auch die schwer prognostizier- bare Stromerzeugung durch Solarparks macht es herausfordernd, das IT-Experte Kob zeigt ein weiteres Bedrohungspotenzial auf: „Da österreichische und damit das europäische Leitungsnetz zu regeln und keine Technologie hundertprozentig sicher ist, erhöht jede Technolo- zu stabilisieren. Um das Netz nicht zu überlasten, können diese Über- gie, die zusätzlich ins Netz und in die Energieversorgungskette einge- schüsse in Pumpspeicherkraftwerken zwischengespeichert werden. bracht wird und keine ältere Technologie ersetzt, auch die Gefahr. Die meisten Risiken gehen gar nicht von neuen Technologien aus, sondern Die Austrian Power Grid AG (APG) hat also alle Hände voll zu tun: vom Vernetzen mit bestehenden, die ursprünglich gar nicht dafür ge- Es gebe zwar keinen Grund für Panik, aber „der Grat zwischen Versor- dacht waren.“ gungssicherheit und Blackout ist schmäler geworden“, sagte Gerhard Christiner, technischer Vorstand der Austrian Power Grid (APG), heuer Mehr Angriffsmöglichkeiten durch Smart Meter? im Rahmen des Energietags der Sparte Industrie in der Wirtschafts- Bei der informationstechnischen Vernetzung kommen intelli- kammer Oberösterreich. Aus seiner Sicht fehlt es in Europa an einem gente Stromnetze, die Smart Grids, ins Spiel. „Sie wurden vor Jahren „steuernden Element“ bei der Energiepolitik. Während die EU-Kom- als die Lösung für viele Probleme verkauft“, so Major Saurugg: mission einen Binnenmarkt für Strom anstrebe, werde Versorgungssi- cherheit oft national, und zwar komplett unterschiedlich, definiert. So fördert Deutschland die erneuerbaren Energiequellen massiv, während „HEUTE ZEIGT SICH, DASS SIE DAVON etwa Polen auf Kohle setzt und Frankreich oder Tschechien auf Nukle- NUR WENIG ERFÜLLEN KÖNNEN. GLEICH- arenergie. Gleichzeitig werde viel zu wenig in den Ausbau der großen ZEITIG WIRD IMMER KLARER, DASS WIR Übertragungsleitungen investiert. Um dem Zuwachs an Erneuerbaren DAMIT EIN MASSIVES RISIKO FÜR DIE langfristig gewachsen zu sein, ist der Ausbau der Infrastruktur aber INFRASTRUKTUR IN KAUF NEHMEN.“ essentiell. Prinzipiell sind erneuerbare Energieträger nicht problematisch. Aber es wurde offenbar darauf vergessen, Sicherheitsstrukturen in Major Herbert Saurugg, MSc, IKT- und Cyber-Sicherheit, Österreichisches Bundesheer das Gesamtsystem einzubauen. „Die resiliente Infrastruktur ist nicht mit dem rasanten Ausbau der Erneuerbaren mitgewachsen“, sagt Ro- Sorgen mache dem IT-Experten Kob die geplante massenhafte manautor Elsberg: Verbreitung gleicher Geräte: „Das ist ähnlich wie in der Landwirt- schaft mit Monokulturen. Taucht eine erfolgreiche Bedrohung auf, ist sie sehr schwer einzudämmen und es kann sich daraus schnell ein Gau entwickeln.“ Durch die beabsichtigte Vernetzung und den „GRUNDSÄTZLICH MANGELT ES IN Einsatz von Smart Metern beim Endkunden können sich Ansätze für UNSEREN KOMPLEXEN SYSTEMEN kriminelle Handlungen ergeben – bis hin zur Sabotage und Störung HÄUFIG AN ‚RESILIENZ PER DESIGN‘.“ ganzer Stromnetze. Grund: Smart Meter sind Computer in einer weitgehend ungesicherten Umgebung beim Endkunden. Laut dem IT-Offizier gehe aber „die primäre Gefahr nicht von einem digitalen Zähler aus, sondern von dem in Österreich vorgeschriebenen Fern- Marc Elsberg, Autor des Bestsellerromans „Blackout“ wirksystem“. Der österreichische Smart Meter ist nämlich kein rei- ner Zähler, sondern kann auch aus der Ferne abgeschaltet werden. Angst vor Blackouts übertrieben Dieser sogenannte „Breaker“ sei daher auch die große Sicherheits- Univ.-Prof. Reinhard Haas vom Institut für Energiesysteme und schwachstelle. Darüber sind sich Datenschützer wie Hans Zeger von Elektrische Antriebe an der TU Wien schätzt die Situation weni- der ARGE Daten einig. Ohne Breaker wäre das Risiko bedeutend ge- ger kritisch ein: „Aus energiewirtschaftlicher Sicht wird die Gefahr ringer, sagen sie. Es gilt: Je geringer die Angriffspunkte, desto bes- von großflächigen Stromausfällen in Zukunft nicht ansteigen.“ Er Fotos: Wastian, Ilgner ser. Das stellte auch schon die Deutsche Bundesnetzagentur 2011 sieht zwar „unkalkulierbare Risiken aufgrund höherer Gewalt. Das fest: „Intelligente Stromnetze brauchen Smart Meter an strategisch war aber schon vor 50 Jahren so und daran wird sich künftig auch wichtigen Netzpunkten. Aber nicht in jedem Haushalt.“ nichts ändern.“ ENERGIE INSIDE DEZ/16 17
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