Bericht zur Lage der Bibliotheken - Zahlen und Fakten 2020/2021

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Bericht zur Lage der Bibliotheken - Zahlen und Fakten 2020/2021
Bericht zur Lage
der Bibliotheken

Zahlen und Fakten
2020/2021
Bericht zur Lage der Bibliotheken - Zahlen und Fakten 2020/2021
Editorial

Liebe Leser*innen,

Bibliotheken schaffen Zukunft -      Die positive Entwicklung von
als Partner von Kitas, Schulen,      Bibliotheken als attraktive »Dritte
Wissenschaft und Forschung, als      Orte« und vielfältige Innovations-
offene Orte für Information,         treiber darf nicht durch Spar-
Weiterbildung, Kultur und Aus-       maßnahmen in Folge der Pande-
tausch für Bürger*innen aller        mie zunichte gemacht werden.
Altersstufen, in der Stadt oder      Gerade jetzt brauchen wir
auf dem Land. Bibliotheken           leistungsstarke Bibliotheken –
schaffen Zugang zu kulturellem       für Teilhabechancen und Bildungs-
Erbe und leisten mit ihren An-       gerechtigkeit aller. Was dafür
geboten einen wichtigen Beitrag      nötig ist, entnehmen Sie dem
zur Erreichung der UN-Nachhaltig-    vorliegenden Bericht.
keitsziele. Mit der Förderung von
Lese-, Informations- und Medien-     Eine aufschlussreiche Lektüre
kompetenz unterstützen sie           wünscht Ihnen Ihr
die Bildung von Kindern, Jugend-
lichen und Erwachsenen in für        Prof. Dr. Andreas Degkwitz
die Wissensgesellschaft essentiel-   Bundesvorsitzender des
len Bereichen.                       Deutschen Bibliotheksverbands e.V.

Mit der Erfüllung ihres Bildungs-
und Kulturauftrags leisten
Bibliotheken einen elementaren
Beitrag zum demokratischen
Zusammenhalt in unserer Gesell-
schaft. Diese Qualität macht
Bibliotheken auch in der Corona-
Krise unverzichtbar – denn sie
tragen dazu bei, die Herausforde-
rungen der Covid-19-Pandemie
zu überwinden.

                                                                           Foto:
2                                                                          dbv/Lukas Bergmann
Bericht zur Lage der Bibliotheken - Zahlen und Fakten 2020/2021
Ansichten

                    Das sagt die Politik

                    »Die Möglichkeit, Kunst und           »Die Freiheit der Kunst ist immer      »Virtual Reality-Brillen, 3D-Drucker,
                    Kultur zu erleben, ist eine ent-      auch ein Gradmesser gesell-            Computerspiele und Familientreff-
                    scheidende Voraussetzung für          schaftlicher und demokratischer        punkt – die Bibliothek von heute
                    gleichwertige Lebensverhältnisse      Freiheit. Gerade deshalb spie-         ist schon lange nicht mehr nur ein
                    in ganz Deutschland. Kultur           len Bibliotheken jeder Art eine        Ort, um Bücher auszuleihen. Mit
                    stiftet Identität und schafft Ge-     tragende Rolle bei der Verwirk-        ihrer zentralen Lage werden die
                    meinschaft – nicht zuletzt in länd-   lichung unserer Freiheitsrechte.       Bibliotheken mehr und mehr zum
                    lichen Räumen. Auch Bibliotheken      Sie ermöglichen – frei von Zensur,     Begegnungs- und Veranstaltungs-
                    spielen dabei eine wesentliche        im Rahmen der freiheitlich-demo-       ort in den Städten. Teilhabe und
                    Rolle: Sie bieten nicht nur Zu-       kratischen Grundordnung – den          Zusammenhalt, Austausch und
                    gang zu Wissen und Kultur für alle    uneingeschränkten Zugang zu            Begegnung, Lese- und Sprachför-
                    Bevölkerungs­schichten, sondern       wissenschaftlichen wie belletris-      derung sowie die Vermittlung di-
                    entwickeln sich zunehmend zu so-      tischen Medien. Darüber hinaus         gitaler Kompetenzen machen die
                    genannten ›Dritten Orten‹.            stellen sie als Wissensspeicher        Bibliotheken zu einem wichtigen
                                                          Material für die Schulung des kriti-   Bestandteil der Bildung vor Ort.
                    Ich freue mich, das Projekt ›Vor      schen Denkens und der Meinungs-
                    Ort für Alle. Soforthilfeprogramm     bildung bereit.                        Doch das setzt entsprechende
                    für zeitgemäße Biblio­theken in                                              personelle und finanzielle Ressour-
                    ländlichen Räumen‹ des Deut-          Bibliotheken agieren zudem             cen voraus. Gerade für mittlere
                    schen Bibliotheksverbandes mit        mit einer Vielfalt an Bildungs-        und kleinere Städte ist es nicht
                    2,2 Millionen Euro unterstützen       angeboten. So sind sie sowohl          leicht, die Digitalisierungs- und
                    zu können. Nicht zuletzt die          nicht-kommerzielle »Dritte Orte«       Modernisierungstrends eins zu
                    Corona-Pandemie führt uns ein-        für Begegnung und Integration          eins umzusetzen. Wie alle Einrich-
                    dringlich vor Augen, wie nötig        als auch Räume, in denen gesell-       tungen treffen die Auswirkungen
                    Modernisierungs- und Digitali-        schaftliche Partizipation gelebt       der Corona-Pandemie auch die
                    sierungsmaßnahmen sind. Daher         wird: Sie fördern Diskussionskultur    Bibliotheken enorm. Die Unter-
                    werde ich zusätzlich mit einem        und treten aktiv für eine offene       stützung der Städte durch das
                    Digitalprogramm innerhalb des         und pluralistische Gesellschaft        Konjunkturpaket hilft, dass die
                    Zukunftsprogramms NEUSTART            ein. Die sich dadurch eröffnenden      Städte ihre Aufgaben im Bildungs-
                    KULTUR Bibliotheken in kommuna-       Möglichkeiten gilt es bewusst und      und Kulturbereich weiter wahr-
                    ler und freier Trägerschaft mit bis   verantwortungsvoll zu nutzen.«         nehmen können. Für die Biblio-
                    zu 10 Millionen Euro fördern.                                                theken ergeben sich Perspektiven,
                    So wollen wir unseren Beitrag für     Bernd Sibler                           die in der Krise entstandenen
                    gleichwertige Lebensverhältnisse      Vorsitzender der                       digitalen und virtuellen Formate
                    in Deutschland gerade über die        Kulturministerkonferenz                weiterzuentwickeln und neue
                    Kultur leisten.«                      (Kultur-MK)                            Nutzer*innen zu gewinnen.«

                    Prof. Monika Grütters MdB                                                    Burkhard Jung
                    Beauftragte der Bundesregierung                                              Präsident des Deutschen
Fotos:
© Elke Jung-Wolff
                    für Kultur und Medien                                                        Städtetages
© StMWK
© Michael Bader                                                                                                                     3
Bericht zur Lage der Bibliotheken - Zahlen und Fakten 2020/2021
Statistik

Bibliotheken in Zahlen

Deutschlandweit gibt es 9.297 Standorte von Öffentlichen und wissenschaftli-
chen Bibliotheken. Diese werden jährlich mehr als 223 Mio. Mal besucht.

340 Mio.                                37 Mio.                                 244.429
Bücher, Filme                           E-Ausleihen über                        Nutzerarbeits-
und Songs                               die »Onleihe« in                        plätze
verliehen                               Öffentlichen                            Insgesamt standen 244.429 Benutzer-

Öffentliche Bibliotheken haben 2019
                                        Bibliotheken                            arbeitsplätze zur Verfügung, davon
                                                                                107.016 in Öffentlichen Bibliotheken
rund 340 Millionen Bücher, Filme und
                                        Allein über die »Onleihe« wurden in     und 137.413 in wissenschaftlichen
Musiktitel verliehen.
                                        Öffentlichen Bibliotheken 2019 über     Bibliotheken.
                                        37 Millionen E-Medien ausgeliehen.*

85% WLAN-                                                                       416.000
Abdeckung in                            551.000 Personen
                                        geschult                                Veranstaltungen
Großstädten
                                                                                Öffentliche und wissenschaftliche
                                        Rund 551.000 Personen haben 2019
Internetzugang haben rund 92 % der                                              Bibliotheken realisierten rund 416.000
                                        an Schulungen, Führungen, Lehrveran-
hauptamtlich geleiteten Öffentlichen                                            Veranstaltungen, neben Lesungen
                                        staltungen und Online-Seminaren
Bibliotheken in Städten über 50.000                                             und Ausstellungen z. B. auch
                                        von wissenschaftlichen Bibliotheken
Einwohner*innen. Rund 85 % dieser                                               Angebote digitaler Leseförderung
                                        teilgenommen.
Bibliotheken haben 2019 WLAN                                                    und Medienkompetenzvermittlung,
angeboten.                                                                      Game Conventions, Makerspace-Ak-
                                                                                tionen, Programmierworkshops,
                                                                                Sprachkurse und Schulungen. Davon
                                        59% Erwerbungs-                         sind in Öffentlichen Bibliotheken

334 Mio.                                ausgaben für                            über 198.000 (48 %) Veranstaltungen
                                                                                für Kinder.
Zugriffe auf E-                         digitale Medien
Books in wissen-                        in wissenschaftli-
schaftlichen                            chen Bibliotheken
Bibliotheken                            Rund 59 % der Erwerbungsausgaben
                                        (205 Mio. €) von wissenschaftlichen
In wissenschaftlichen Bibliotheken
                                        Bibliotheken wurden 2019 für digitale
haben Nutzer*innen gut 334 Millionen
                                        Medien aufgewendet.
Mal auf E-Books zugegriffen und rund
84 Millionen Mal digitale Zeitschrif-
tenartikel runtergeladen.

                                                                                                                         Quelle:
                                                                                                                         Deutsche Bibliotheksstatistik
                                                                                                                         (DBS) Berichtsjahr 2019,
4                                                                                                                        außer: *divibib GmbH
Bericht zur Lage der Bibliotheken - Zahlen und Fakten 2020/2021
Krise als Chance

Der dbv fordert:
Die Krise als Treiber der digitalen
Transformation in Bibliotheken nutzen

Die Corona-Krise löst in vielen Bereichen einen         Der dbv fordert die kommunale Ebene auf, aus
dringend notwendigen Digitalisierungsschub aus.         Mitteln des Konjunkturpaketes jede Bibliothek mit
Vor allem im Bereich der digitalen Bildung wurden       einem Breitbandanschluss auszustatten. Die Bundes-
durch die Krise deutliche Defizite sichtbar. Die Zeit   länder sollten die finanziellen Ressourcen bereit-
ist reif, nun Grundlagen für flächendeckende hy-        stellen, damit zügig alle Bibliotheken mit einer
bride Bibliotheksangebote zu schaffen. Dazu bedarf      angemessenen Ausrüstung an Geräten und Technik
es zusätzlicher Investitionen sowohl in Räumlichkei-    ausgestattet werden.
ten als auch in Digitalisierung und Innovation von
Bibliotheken.                                           Bundesweit sind die digitalen Kompetenzen aller
                                                        Bibliotheksmitarbeitenden mit modularen Online-
Bibliotheken sind diejenigen außerschulischen           Fortbildungsangeboten zu stärken. Das Urheberrecht
Bildungseinrichtungen, die die notwendige Medien-       sollte an die digitalen Erfordernisse im Sinne der
bildung vermitteln und bei der Entwicklung der          Nutzer*innen angepasst werden. Die Ausgestaltung
geforderten bundeseinheitlichen Standards zur           von analogen und digitalen Bibliotheksräumen als
digitalen Informations- und Medienkompetenz ihre        offene Treffpunkte einerseits und als Kreativräume
Erfahrung einbringen können. Deshalb müssen             zur Vermittlung von Digitalkompetenzen andererseits
Bibliotheken als wichtige Bildungspartner insbeson-     ist eine lohnende Investition in die Zukunft.
dere beim »DigitalPakt Schule« systematisch einbe-
zogen werden.

                                                                                                         5
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Nachhaltigkeit

Der dbv fordert:
Potenzial von Bibliotheken zur Erreichung der
Nachhaltigkeitsziele stärken

Bibliotheken sind per se nachhaltige Institutionen:    Als öffentliche, nichtkommerzielle Treffpunkte
Information, Wissen und Infrastruktur werden ge-       fördern sie Inklusion, Vielfalt, gegenseitiges Kennen-
teilt sowie langfristig und niederschwellig für alle   lernen und interkulturelles Verständnis. Bibliotheken
zur Verfügung gestellt. Im Rahmen ihres Auftrags       unterstützen durch ihre Arbeit die digitale, soziale
schaffen sie Zugang zu hochwertiger Bildung sowie      und kulturelle Teilhabe der Bürger*innen und tragen
zu Informations- und Kommunikationstechnologien.       damit zu einem nachhaltigen Weg aus der derzeiti-
Als wichtige Bildungs- und Kultureinrichtungen         gen Krise bei.
müssen sie bei die Umsetzung der Agenda 2030 der
UN dringend strategisch eingebunden werden.            Der dbv fordert, dass das Potenzial der Bibliotheken
                                                       bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele in
Immer mehr Bibliotheken setzen sich proaktiv für       Zukunft noch stärker von Politik und Verwaltung
soziale und ökologische Nachhaltigkeit ein – sei es    gewürdigt und genutzt wird. Dafür müssen Biblio-
durch die Erweiterung ihres Medienbestandes, durch     theken sowohl in die Nachhaltigkeitsstrategie
Diskussionsrunden zum Thema Nachhaltigkeit oder        der Bundesregierung als auch in die regionalen
durch Angebote, die geflüchtete Menschen bei der       und lokalen Strategien als Partner eingebunden
Integration unterstützen.                              werden. Nur so kann eine engere Verzahnung
                                                       mit anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen
                                                       gelingen, um mit gemeinsamen Angeboten zu einer
                                                       nachhaltigen Zukunft beizutragen.

6
Bauliche Maßnahmen

Der dbv fordert:
Auf veränderte Nutzererwartung und
steigenden Nutzungsdruck reagieren
und Baumaßnahmen finanzieren

                    Gaming                                    Makerspace

                    Leseecke

                                                                    Café

Die notwendige Anpassung an die Bedarfe aktuel-         Arbeits- und Lerngewohnheiten erfordern die
ler und künftiger Nutzer*innen sowie eine Vielzahl      laufende Ausbalancierung zwischen Kommunikation
unterschiedlicher Medienformen stellen Bibliotheks-     und Konzentration und eine anpassungsfähige
gebäude vor immer neue Herausforderungen. Die           Raumgestaltung.
Verlagerung von Medien in digitale Umgebungen
schafft Platz für Neugestaltung, um dem gestiege-       Bibliotheken müssen zugänglich, flexibel und um-
nen Bedürfnis nach Kommunikation und Inspiration        weltgerecht umgestaltet werden. Viele Gebäude
physischen Raum zu geben.                               sind jedoch mittlerweile sanierungs- oder renovie-
                                                        rungsbedürftig. Neben den normalen Abnutzungs-
Die Transformation der Bibliothek vom buchorien-        erscheinungen sind es vor allem funktionale
tierten Wissensspeicher zu einem nutzerorientierten     Änderungen, die zu neuen Raumkonzepten führen.
»Dritten Ort« verändert nicht nur ihre Konzepte
und Angebote, sondern auch ihre Räumlichkeiten.         Der dbv fordert daher verstärkte Maßnahmen beim
Denn Bibliotheken erfüllen heute als öffentliche Orte   Umbau von Bibliotheken, um sowohl die vielfältige
neben der Informationsvermittlung und Lese- und         Nutzung als auch die Neugestaltung multifunktiona-
Sprachförderung eine Vielzahl neuer Aufgaben. Sie       ler Bereiche in Bibliotheken zu ermöglichen. Dabei
haben sich zu Orten der Begegnung, der sozialen         ist von vornherein die Barrierefreiheit strukturell und
Integration, der digitalen Teilhabe und des lebens-     finanziell zu berücksichtigen.
begleitenden und gemeinsamen Lernens gewandelt.
Sie sind zugleich Einrichtungen, die das kulturelle
Erbe erhalten und zugänglich machen. Veränderte

                                                                                                                  7
Forschungsdatenmanagement

Der dbv fordert:
Forschungsdateninfrastruktur nachhaltig
finanzieren und erforderliche
Personalressourcen sichern

Im Zuge des digitalen Wandels sind wissenschaftli-     Der Auf- und Ausbau von Forschungsdatenreposi-
ches Arbeiten sowie Forschung zunehmend daten-         torien sowohl auf lokaler, regionaler und überregio-
basiert. Der Umgang mit Forschungsdaten hat            naler Ebene als auch die Entwicklung von Infra-
deshalb einen kontinuierlich wachsenden Stellen-       strukturen und Werkzeugen für die Auffindbarkeit,
wert. Wissenschaftler*innen müssen in der Vermitt-     Prozessierung und Wiederverwendbarkeit von Daten
lung von Datenkompetenz qualifiziert und Biblio-       erfordert zusätzliche Finanzierungen, um entspre-
theksmitarbeitende weitergebildet werden, um           chende Services der Bibliotheken nachhaltig sicher
das Datenmanagement von Forschungsvorhaben             zu stellen.
professionell begleiten und unterstützen zu können.
                                                       Der dbv fordert, dass Bibliotheken und Wissenschaft-
Forschungsdatenmanagement ist eine wesentliche         ler*innen daher im Sinne von Open Science und Fair
Voraussetzung für die Transparenz, Nachvollziehbar-    Data verstärkt bei der Weiterentwicklung des For-
keit und Wiederverwendung von Forschungsergeb-         schungsdatenmanagements unterstützt werden.
nissen. Organisatorische und technische Maßnahmen
für Aufbereitung, Nachnutzung, Publikation, Referen-
zierung und Speicherung von Forschungsdaten set-
zen Beratung, Qualifizierung und tragfähige Service-
infrastrukturen insbesondere an wissenschaftlichen
Bibliotheken voraus.

8
Leseförderung

                                  Der dbv fordert:
                                  Leseförderung als bildungspolitische
                                  Priorität setzen

                                  Lesen ist die Grundvoraussetzung aller Bildungspro-     bei 6,2 Mio. Menschen². Daher unterstützt der dbv
                                  zesse. Für die Teilhabe in der digitalen Gesellschaft   die Forderung nach einem gesamtgesellschaftlichen
                                  ist Lesefähigkeit zentral und muss entsprechend         Nationalen Lesepakt.
                                  gefördert werden. Bibliotheken sind hierfür un-
                                  verzichtbar. Denn Bibliotheken sind neben Kitas,        Als Kooperationspartner unterstützen Bibliotheken
                                  allgemeinbildenden Schulen und Volkshochschulen         die formalen Bildungseinrichtungen mit begleiten-
                                  die zentralen außerschulischen Akteure für Lese-        den Angeboten, fördern das Lesen in vielfältigen
                                  förderung.                                              Veranstaltungen ab dem Kleinkindalter und machen
                                                                                          darüber hinaus allen Bürger*innen Bücher und digita-
                                  Aktuelle Bildungsstudien¹ belegen in Deutschland        le Lesemedien zugänglich.
                                  weiterhin akuten Handlungsbedarf bei der Leseför-
                                  derung. Zu viele Kinder lernen zu schlecht lesen, was   Um diese Funktion an der Schnittstelle zwischen
                                  sowohl ihren schulischen als auch ihren beruflichen     familiärem Umfeld und formalen Bildungseinrichtun-
                                  Erfolg gefährdet und damit ihre Chance auf persön-      gen optimal erfüllen zu können, fordert der dbv, dass
                                  liche Entwicklung und gesellschaftliche Mitwirkung.     Bibliotheken von ihren Trägern und der Politik mit
                                  Längst ist bekannt, dass frühkindliche Literacy-        zusätzlichen Ressourcen gestärkt und systematisch
                                  Erziehung ab der Geburt für den Spracherwerb und        in Bildungspläne eingebunden werden.
                                  die Lesefähigkeit von größter Bedeutung ist. Auf-
                                  grund mangelnder Förderung im Kindesalter ver-
                                  fügen auch viele Erwachsene über keine oder
1 Wie beispielsweise die Pisa
Studie 2018 oder die IGLU
                                  nur eingeschränkte Lesekompetenz. Die Zahl der
Studie 2016                       »funktionalen Analphabeten« in Deutschland liegt
2 Grotlüschen, Anke; Bud-
deberg, Klaus; Dutz, Gregor;
Heilmann, Lisanne; Stammer,
Christopher (2019): LEO 2018 –
Leben mit geringer Literalität.
Pressebroschüre, Hamburg.

                                                                                                                                             9
Medienbildung

Der dbv fordert:
Bibliotheken als Einrichtungen der
Medienbildung in der kommunalen
Bildungslandschaft stärken

                                                        Kita

                                  VHS
                                                                           Rathaus

                                                        Schule

Der Umgang mit digitalen Medien ist eine der            Bibliotheken unterstützen so die digitale Chancen-
wichtigsten Schlüsselqualifikationen für Alltag         gleichheit. Doch viele Angebote in Bibliotheken
und Beruf. Bibliotheken bieten nicht nur für alle Be-   sind aus Gründen der Finanzierung nur temporäre
völkerungsgruppen den Zugang zum Internet und           Projekte. Der dbv fordert die Träger von Bibliotheken
zu digitalen Medien, sondern schulen auch den Um-       auf, die technische und personelle Ausstattung von
gang mit ihnen. Gerade wenn es darum geht, die          Bibliotheken im Bereich der Medienbildung strate-
Teilhabechancen für verschiedene Altersgruppen zu       gisch auszubauen und dauerhaft zu finanzieren.
erhöhen, ist es unerlässlich, auf kontinuierliche und
nachhaltige Angebotsformate zu setzen.                  Damit wird einer gesellschaftlichen Spaltung in dieje-
                                                        nigen, die digital gut ausgerüstet sind, und diejeni-
Durch ihr Engagement im Bereich Medienbildung           gen, die (noch) keinen Zugang zu digitalen Medien
sind Bibliotheken die wichtigsten außerschulischen      haben, entgegengewirkt.
Bildungs- und Kooperationspartner für Schulen und
Kindertageseinrichtungen. Sie bieten Programmier-
workshops mit Robotern, schulen die Nutzung von
digitalen Endgeräten und den Umgang mit Sozialen
Medien; sie vermitteln technische Bildung durch
Technotheken und die Funktionen verschiedener
Apps von der Leseförderung bis hin zum Umsetzen
eigener Trickfilme.

10
Finanzsituation

                                Der dbv fordert:
                                In Bibliotheken als Orte der
                                Gemeinschaft und der
                                Informationsvermittlung investieren

                                Bibliotheken schaffen Zugänge und Teilhabe für         Wichtige Investitionen in eine zukunftsweisende
                                alle: Gerade in Krisenzeiten darf nicht an ihrem       Angebotsentwicklung, die dringend benötigte
                                Bildungs- und Kulturangebot gespart werden, wenn       Modernisierung der Infrastruktur oder bauliche Maß-
                                man die Folgen der Pandemie bewältigen will.           nahmen, für die bislang schon fast der Hälfte der
                                                                                       Einrichtungen die Mittel fehlen, werden absehbar in
                                Die diesjährige Mitgliederumfrage des dbv zur Fi-      den nächsten Jahren nicht vorangebracht. Dabei sind
                                nanzsituation der Öffentlichen Bibliotheken3 belegt:   gerade in der Krise zeitgemäße Bibliotheken zentra-
                                Die Bewältigung der Kosten der Corona-Pandemie         le Orte: Hier können Bürger*innen sich informieren,
                                geht zu Lasten der Bildungschancen der Bürger*in-      weiterbilden, sich für Bewerbungen fit machen,
                                nen. Dabei werden die finanziellen Auswirkungen        vernetzen und austauschen. Mit Leseförderung und
                                erst im nächsten Jahr in den kommunalen Haushalten     Medienkompetenzschulungen leisten Bibliotheken
                                voll sichtbar werden.                                  grundlegende Bildungsarbeit für die Informations-
                                                                                       gesellschaft. Genau dort darf jetzt nicht gespart
                                Bereits jetzt geben über 32 % der teilnehmenden        werden.
                                Bibliotheken an, dass sie von Haushaltskonsolidie-
                                rungsmaßnahmen betroffen sind oder sein werden.
                                23,5 % unterliegen zum jetzigen Zeitpunkt einer
                                globalen Haushaltssperre. 26 % geben an, dass ihre
                                Mittel gekürzt wurden oder dies geplant ist.

3 Umfrage des dbv unter 1.391
Öffentlichen Bibliotheken im
Juni 2020                                                                                                                               11
Deutscher                  Tel. 030 644989910
   Bibliotheksverband e.V.    Fax. 030 644989929
   (dbv)
                              dbv@bibliotheksverband.de
   Bundesgeschäftsstelle      www.bibliotheksverband.de
   Fritschestraße 27-28
   10585 Berlin                 bibverband
                                deutscherbibliotheksverband
                                bibliotheksverband

   Redaktion                 Motiv Umschlag               Druck
   Kristin Bäßler            Universitätsbibliotheken     Druckerei Zeidler
   Jacqueline Breidlid       TU Berlin und UdK Berlin
                                                          Papier
   Kathrin Hartmann
                                                          Circle Offset Premium
   Barbara Schleihagen       Foto
                                                          White, 100 % Recycling-
                             dbv / Nadja Wohlleben
   Gestaltung                                             Papier ausgezeichnet
   mor-design.de                                          mit dem Umweltsiegel
                                                          Blauer Engel.

                                                          ISSN: 2195-2531

⟶ English Version
  2020/21 Report on the State of
  Libraries in Germany
   www.bibliotheksverband.de/dbv/publikationen
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