Binnenhafen - Elbe Wochenblatt

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Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
titel_0620.qxp_Layout 1 17.06.20 12:24 Seite 1

    Binnenhafen
                                                                               04 I JULI / AUG. 2020

    H I E R I ST R E I C H L I C H WA S LO S !

                                                               powered by Elbe Wochenblatt

                                                       PANDEMIE UND FAMILIENLEBEN

                                                       Die Drei vom
                                                       Hotelschiff

     SANIERUNG DER KAIANLANGEN                    EINBLICK VON OBEN
    Das Hafenufer sichern                         Der Drohnenfotograf
    Es wird teuer – Kosten haben sich allein am   Ansbert Kneip dokumentiert seit vier Jahren
    Treidelweg um 5,5 Millionen Euro erhöht.      die Entwicklung des Binnenhafens
Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
ha mag kw26 02/03   23.06.2020   14:43 Uhr   Seite 1

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Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
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        04 Juli/August 2020

       04 Lockdown
       an Bord
       Wie Familie Klovert die
       Corona-Zeit erlebt

       07 Fotografieren
       mit Drohnen
       Ansbert Kneip dokumentiert
       die Binnenhafenentwicklung

       10 Unternehmer
       am Wasser
       Interview mit Franziska
       Wedemann und Martin Ziegler

       12 Boxenstopp
       am Karnapp
       Ein Besuch bei
       Reifen Berweger

       14 Viel zu tun                                 Ob in der KulturWerkstatt, der Fischhalle, dem Grauen Esel oder im Speicher – wegen der
       Die maroden Kaianlagen                         Corona-Pandemie fielen überall wochenlang sämtliche Veranstaltungen aus.             FOTO: MAX

       werden saniert

       16 Schiff der
       guten Hoffnung
       Die „Sea-Eye“ rettete
       Flüchtlinge im Mittelmeer
                                                      Wir sind noch da
                                                      Im Binnenhafen passiert Spannendes –
       18 Mit Lounge und Ausblick                     auch in Corona-Zeiten
       Beim JobPoint erinnert
       nichts mehr ans Arbeitsamt

       20 Blick auf                                   Das Coronavirus hat in den vergangenen Mo-         wöhnlichen Perspektiven festgehalten.
       „Lightywood“
                                                      naten die Schlagzeilen bestimmt. Auch „Bin-          Am Karnapp 2-4, bei Reifen Berweger, scheint
       Am Lotsekai entstehen
                                                      nenhafen live“ blieb von den Auswirkungen          die Zeit still zu stehen. Aber der Eindruck
       Bürohäuser und ein Parkhaus
                                                      der Pandemie nicht verschont. Mehrere einge-       täuscht. Sabine Langner durfte hinter die Kulis-
                                                      plante Themen mussten ausfallen. Leider auch       sen blicken.
       22 Flugtaxis                                   die neue Folge der Reihe über Schiffseigner aus      Derzeit werden im Binnenhafen einige Kai-
                                                      dem Binnenhafen.                                   mauern saniert. Ein teurer Spaß. Das 340 Meter
       gegen den Stau
                                                         Der Anlass ist besonders traurig. Unser         lange Stück am Östlichen Bahnhofskanal soll
       Im „Goldfisch“ wird zur „Urba-
                                                      Autor Norbert Scheid, der diese Reportagen         sogar, so hat Andreas Göhring ermittelt, noch in
       nen Luftmobilität“ geforscht
                                                      immer mit großer Leidenschaft verfasst hat, ist    diesem Sommer fertiggestellt werden.
                                                      vor wenigen Wochen nach kurzer schwerer              Die „Sea-Eye“, die seit Sommer 2019 im Har-
       24 Die Ohrwärmer                               Krankheit gestorben. Einen Nachruf auf             burger Museumshafen liegt, rettete Flüchtlinge
       Der inklusive Chor aus
                                                      „Nobby“ finden Sie in dieser Ausgabe.              im Mittelmeer. Das Schiff soll jetzt zu einem Er-
       dem Binnenhafen
                                                         Trotz aller schwieriger Umstände ist das Bin-   innerungsort werden. Carsten Vitt hat mit Crew-
                                                      nenhafen Magazin – wie gewohnt – gefüllt mit       Mitgliedern über diese Pläne, aber auch über die
       26 Der Binnenhafen-Erklärer                    Beiträgen, durch die man das Quartier und seine    Erlebnisse bei Einsätzen vor der libyschen Küste
       Historische Spurensuche
                                                      Menschen besser kennenlernt. Einige Beispiele:     gesprochen.
       mit Norbert Krautz
                                                      In „Lockdown an Bord“ beschreibt Heike Klo-          Sie sehen: „Binnenhafen live“ bietet jede
                                                      vert, die mit Sohn Tom und Mann Marcel auf         Menge Lesestoff. Viel Spaß bei der Lektüre.
       28 Kleine                                      dem Hotelschiff Kanal 77 lebt, wie ihre Familie
       Drehscheibe
                                                      die Coronazeit mit Homeoffice und Home-              Herzlichst Ihr

                                                                                                           Olaf Zimmermann
       Am Schellerdamm: ein Fenster
                                                      schooling erlebt hat.
       in die Vergangenheit
                                                         Folke Havekost stellt den „Drohnenfotografen“
                                                      Ansbert Kneip vor. Mit seiner DJI Mavic Pro hat
       29 Lernen                                      er die Entwicklung des Binnenhafens aus unge-        Redaktionsleiter
       mit Hafenflair
       VHS-Regionalleiter Ilker Ipek
       sucht Kursorte am Wasser

       30 Ein Reporterleben                             Binnenhafenlive kommt auch per Post – kostenlos!
       Nachruf auf Binnenhafen live-
                                                        Sie möchten unser Magazin Binnenhafen            an info@elbe-wochenblatt.de
       Autor Norbert Scheid
                                                        live abonnieren? Kein Problem. Einfach           schicken und Ihre Adresse angeben.
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     TITEL-FOTOS:                                       콯 766 00 00 melden oder eine E-Mail              per Post zugeschickt. Kostenlos!
     MAX, KNEIP, SZAMEITAT

                                                                                                                    Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive           3
Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
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      ZU DRITT UNTER DECK

      Lockdown
      an Bord

                                                                                                                     Familie Klovert: Tom, Heike,
                                                                                                                     Marcel (v.l.). FOTOS: SZAMEITAT
      Heike Klovert arbeitet als Journalistin und lebt                        und darüber, wie er zwei Jahre lang
                                                                              einen hundertjährigen Schüttgut-
      mit ihrer Familie auf dem Hotelschiff KANAL77                           frachter in ein Hotel verwandelt
      im Harburger Binnenhafen. Hier erzählt sie, wie                         hatte.
      sie die Coronazeit erlebt.                                                 Doch stattdessen kamen Absa-
                                                                              gen. Im Online-Buchungskalender
                                                                              verschwanden die Einträge wie
                                                                              gute Geister, die sich in der Pande-       Wir wissen, dass
      HEIKE KLOVERT, HARBURG             danach in Marokko und Süd-           mie erschrocken zurückziehen. Ich
                                         afrika, Indien und Kamerun, Peru     war in diesen Tagen froh, dass ich
                                                                                                                         wir Konflikte am
            Als der Lockdown be-         und Neuseeland fest. Wir packten     die Kalenderseite nicht anschauen             besten lösen,
            gann, kamen wir gerade       zu Hause am Lotsekai unseren         musste. Sie hätte mich unsäglich
      aus dem Urlaub an der wilden       Koffer aus, erleichtert, dass wir    deprimiert.
                                                                                                                            wenn wir uns
      und wellenumtosten Algarve.        noch so problemlos aus Portugal         Wir haben eine klare Arbeits-            auf dem Wohn-
      Wir sind sozusagen nach Ham-       ausreisen konnten.                   aufteilung in der Familie: Marcel
      burg zurückgeschlüpft, am 16.         Danach wollte Marcel eigentlich   betreibt das Hotel. Er kümmert              zimmerteppich
      März im Flieger aus Lissabon. Es   in seine zweite Saison starten. Er   sich um Check-ins und Check-               zum Familienrat
      war der Tag, an dem Kanzlerin      hatte sich darauf gefreut, wieder    outs, Buchungsanfragen, Einkäufe,
      Merkel im Fernsehen von einer      jeden Tag Gäste zu begrüßen,         Frühstück, Wäsche wegbringen              zusammensetzen
      „historischen Aufgabe“ und einer   ihnen morgens das Frühstück zu       und abholen (Das Saubermachen                           Heike Klovert
      „schweren Prüfung“ sprach. Hun-    servieren, mit ihnen zu plaudern,    der Zimmer hatten bis vor der Co-
      derttausende Deutsche steckten     über ihre Heimat, über Harburg       ronakrise die Mitarbeiter einer

  4    Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
ha mag kw26 04/05      23.06.2020      14:41 Uhr      Seite 2

     Reinigungsfirma übernommen).
     Ich arbeite als Redakteurin beim
     SPIEGEL und schreibe dort über
     die Themenbereiche Psychologie
     und Familie.
        Während es in Marcels berufli-
     chem Alltag mit einem Mal sehr
     still wurde, brummte mir der Kopf.
     Ich fuhr nach dem Urlaub nur
     noch einmal in die Redaktion, um
     Notizen, ein Mousepad und meine
     Tastatur zu holen. Dann klappte
     ich an einem Tisch in einem der
     leeren Gästezimmer meinen Lap-
     top auf und stöpselte meine
     Handykopfhörer ein.
        Damit telefonierte ich durch die
     ganze Republik: Ich fragte Senio-
     ren, Alleinerziehende und junge
     Menschen mit Vorerkrankung, wie
     sie durch die Krise kommen. Ich
     sprach mit der Ärztin einer Berli-
     ner Lungenklinik darüber, wie sie
     Covid-19-Patienten das Sterben
     erleichtert. Ich ließ mir von der
     Tochter eines pflegebedürftigen
     Paares erzählen, wie sie nun ohne
     ihre polnische Pflegerin zurecht-
     kommen.
        Es erfüllte mich, diese Themen
     aufzuschreiben. Ich liebe es, dar-
     über zu berichten, wie sich das
     Weltgeschehen für Frau W. und
     Herrn M. anfühlt. Es bringt die ab-
     strakten Vorgänge, die die Nach-
     richten bestimmen, plötzlich so
     nah.
        Doch die Arbeit im Homeoffice
     strengte mich auch an, besonders
     am Anfang. Ich fühlte mich zerris-
     sen zwischen meinen Recherchen
     und unserem Sohn Tom, der nicht        Homeschooling: Heike Klovert hilft ihrem Sohn Tom bei den Schularbeiten.
     mehr in die Schule durfte und sich
     von morgens bis abends die meiste
     Zeit allein beschäftigte. Wenn er zu
     mir kam und fragte, wann ich end-      raunzte ich ihn überfordert an. Ich
     lich mit ihm spielen könne,            war überzeugt, dass wir diesen Zu-
                                            stand nicht länger als zwei Wochen
                                            aushalten können.
                                               Die zwei Wochen gingen vorbei,
                                            die dritte und vierte auch, und mit
                                            der Zeit gewöhnten wir uns an den
                                            neuen Alltag. Tom kam tagsüber
                                            immer seltener zu mir und malte
                                            lieber bücherweise Monster, klebte
                                            Konfettikanonen zusammen und
                                            schnitzte Schiffe aus Schaum-
                                            gummi. Er hörte ein Hörbuch
                                            nach dem nächsten. Ich lernte,
                                            meine Arbeit öfter für eine Partie
                                            Tischkicker zu unterbrechen. Und
                                            Marcel nutzte die Zeit ohne Gäste,
                                            um unser privates Badezimmer
                                            umzubauen.
                                               Die Gästezimmer sind mit mo-
                                            dernen, schicken Bädern ausge-
                                            stattet. Doch wir als Familie
                                            benutzten noch die alte Schiffstoi-
                                            lette hinten in der Kapitänswoh-
                                            nung.                             V

                                            Marcel Klovert nutzt die
                                            Coronazeit, um das private
                                            Badezimmer umzubauen.

                                                                                                           Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive   5
Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
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                                                                                                                               Für eine Partie Tisch-
                                                                                                                               fussball muss auch
                                                                                                                               mal Zeit sein.

         Sie hatte keinen Geruchsver-      dass es gegen das Gefühl der Ab-      bewusst, dass die Krise nicht vor-     len auf diese Weise einigermaßen
      schluss und muffelte. Sie war so     geschiedenheit hilft, mit Freun-      bei ist. Es ist noch genauso wichtig   niedrig zu halten. Denn einen
      hoch, dass Tom anfangs einen         den und Verwandten zu                 wie zuvor, dass wir auf Abstand        zweiten Lockdown will ich nicht.
      Hocker brauchte, um sich dar-        videofonieren.                        und Hygiene achten. Ich hoffe,         Auch wenn wir drei den ersten
      aufzusetzen. Und die Klobrille          Ich würde sagen, wir haben die     dass es klappt, die Infektionszah-     besser gewuppt haben als gedacht.
      wackelte, egal wie oft man sie       vergangenen Wochen gut über-
      festschraubte.                       standen, mental und zwischen-
         Die Coronazeit schien perfekt,    menschlich. Aus finanzieller
      um dieses letzte große Umbau-        Sicht waren sie eine Katastrophe.
      projekt an Bord endlich anzuge-      Die Hilfe, die wir von Bund und
      hen. Jetzt, nach zwei Monaten,       Land bekommen, hält uns über
      sind wir fast fertig. Es fehlen      Wasser und dafür sind wir dank-
      noch die schwarzweißen Ka-           bar. Aber den Einkommensver-
      cheln, die wir neulich in einem      lust fängt sie trotzdem längst
      Fliesenladen ausgesucht haben,       nicht auf.
      die Gesichter verborgen hinter          Zwei Monate lang übernach-
      Stoffmasken.                         tete an Bord nur gelegentlich ein
         Auch in anderer Hinsicht habe     Schiffsingenieur oder Fernfahrer.
      ich das Gefühl, dass die Zeit, die   Urlaubsreisen und die meisten
      hinter uns liegt, ganz schön pro-    Geschäftsreisen waren schließ-
      duktiv und lehrreich war. Wir        lich abgesagt. Seit Mitte Mai dür-
      wissen jetzt, wie man voraus-        fen wir auch wieder Touristen
      schauend für die ganze Woche         aufnehmen, in zunächst drei von
      einkauft. Wir wissen, wie man        fünf Zimmern. Tom freut sich
      Brennnesselbrot und Tannen-          darüber so sehr, dass er am lieb-
      spitzengelee zubereitet. Wir wis-    sten allen Gästen sein Kinder-
      sen, dass wir Konflikte am besten    zimmer zeigen würde.
      lösen, wenn wir uns auf dem             Ich freue mich auch, dass das
      Wohnzimmerteppich zum Fami-          Hotel nicht länger so still und
      lienrat zusammensetzen. Und          leer ist. Gleichzeitig ist mir sehr   Tom hat sich meist allein beschäftigt.                    FOTOS: SZAMEITAT

  6    Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
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      Ansbert Kneip
      dokumentiert per
      Drohne die
      Entwicklung des
      Binnenhafens

      FOLKE HAVEKOST, HARBURG

             Auch wenn man ihn von
             oben herab betrachtet,
      besitzt der Kulturkran im Har-
      burger Binnenhafen seinen
      ganz eigenen Reiz. „Der Kran
      bietet bei fast jedem Licht ein
      schönes Motiv“, erklärt Ansbert
      Kneip: „Es sind immer Bilder mit
      der Sonne im Rücken möglich.“
         Kneip ist passionierter Droh-
      nenfotograf und steuert seine DJI
      Mavic Pro auf den Kran zu. Der
      SPIEGEL-Redakteur im Vorruhe-                                                                                 Ansbert Kneip mit seinem DJI
      stand hat schon Hunderte Fotos                                                                                Mavic Pro.    FOTO: FOLKE HAVEKOST
      vom Binnenhafen-Ensemble ge-        DER FLUGFOTOGRAF
      schossen. Oder sollte man sagen:
      erflogen, angesichts der Technik,
      die der 58-Jährige einsetzt?
         „Die Drohnenfotografie er-
                                          „Die schönsten Motive
      schließt einem Perspektiven, die
      man sonst einfach nicht sieht“,
      sagt Kneip, der 2016 in einen
                                          entstehen zwischen
      Neubau in der Nähe des Binnen-
      hafens gezogen ist: „Ich habe von
      oben mitverfolgen können, wie
                                          15 und 35 Meter Höhe“
      hier Wohngebiete gewachsen
      sind, von der Baustelleneinrich-
      tung bis zur Fertigstellung.“       Geräte in die Höhe steigen, das ist
         Sein Hobby dokumentiert die      für gute Fotos aber übertrieben.
      jüngste Entwicklung des Hafens      „Rekorde machen nicht den wirk-                                                        Bei der
      vom Wirtschaftsplatz zum            lichen Spaß aus“, sagt Kneip: „Die
      Wohnort. „Der Lotseplatz wird       schönsten Motive entstehen zwi-                                             Drohnenfotografie
      von Sommer zu Sommer belebter,      schen 15 und 35 Meter Höhe.“ Ei-
      man merkt, wie dieses Gebiet von    nige davon hat er auf Leinwand                                                  lernt man das
      den Menschen angenommen             ziehen lassen und aufgehängt.                                                       räumliche
      wird“, hat Kneip beobachtet: „Und      Seine graue DJI Mavic Pro (ca.
      man sieht an den Bildern auch,      1.000 Euro) wiegt 900 Gramm                                                           Denken
      dass im Binnenhafen immer wie-      und ist vor allem für Filmaufnah-                                                         Ansbert Kneip
      der neue Schiffe liegen. Als Spa-   men in Ultra-HD besser geeignet                                                            Flugfotograf
      ziergänger fällt einem das gar      als die handliche, 249 Gramm
      nicht so auf.“                      leichte DJI Mavic Mini (400           Die Steuerung des DJI Mavic
         Dann zieht er die Drohne nach    Euro), die er ebenfalls im Gepäck     Pro mit Display.
      oben. Bis zu 100 Meter dürfen die   hat.                              V                FOTO: FOLKE HAVEKOST

          K§ĝĝÄúŇĬò§ĝĝĬúÓ ƒ "ĖĝĦÓÄĝēĖ¬·ÙÄ ïĬĖŇÒĖÝĝĦÝÓ ĺÄĖÄÝú¶§Ė
         K§ú§òēò§ĦŇ Ś ƒ ŖŕŔśŝ 7§ù¶ĬĖÓƪ7§Ė¶ĬĖÓ ƦÝúúÄúÙ§ÒÄúƧ
           Äòƚ ŔŕśŗƠřśŝŚŔŚŚ ƒ ēĖ§ŀÝĝǠĝ§úì§ƪĖÝ·ÙĦù§úúƚ½Ä
                        ĻĻĻƚĝ§úì§ƪĖÝ·ÙĦù§úúƚ½Ä

                                                                                                                Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive           7
Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
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      Harburger Schloßstraße: Wohnen in „schwarzen Dreiecken“.                                                                       FOTOS: ANSBERT KNEIP

         Bevor er loslegt, prüft Kneip                                            Zur Drohnenfotografie kam           Höhe gebracht. Da piept es und
      den Batteriestand und ob das                                             der Autor über seine Leiden-           auf dem Display erscheint eine
      GPS der Fernbedienung den                                                schaft für Fluggeräte. Mit einem       Windwarnung. „Sie hat jetzt
      Rückholpunkt erkennt, quasi die              Es gibt kaum                Indoor-Hubschrauber im Minia-          schon ein bisschen zu kämpfen.“
      Heimatadresse. „Einmal hat eine           noch einen Film,               turformat wurde er nicht so recht      Dem Einfangen von Motiven
      Drohne diesen Punkt partout                                              glücklich. „Der war kompliziert        schadet das nicht: Der eingebaute
      nicht gefunden und ihn des-                der ohne Droh-                zu fliegen und so windempfind-         Gimbal-Gestell balanciert die Ka-
      halb konsequent auf den Äqua-                                            lich, dass man damit nicht einmal
      tor gelegt“, erzählt er von einem
                                                 nenaufnahmen                  in der Garten gehen konnte.“ Als
      Exemplar, das den Erdkunde-                    auskommt                  er im Eigenbau eine gerade 15           Kanalplatz von oben.
      Unterricht offenbar geschwänzt                                           Gramm schwere Kamera am
      hat. Mag der Harburger Binnen-                      Ansbert Kneip        Hubschrauber befestigte, blieb
      hafen auch wachsen, der Äqua-                                            dieser am Boden kleben. Da
      tor liegt dann doch noch ein                                             kamen die Drohnen, die damals
      bisschen weit weg ...                                                    noch Quadrokopter genannt
         Die Mavic Pro weiß zum                                                wurden, für ihn gerade richtig.
      Glück, wo sie hin soll. Kneip be-                                           Kneip ist nicht nur am Binnen-
      obachtet, wie der graue Flieger in                                       hafen unterwegs, wo er im Januar
      der Luft liegt. „Ich gucke lieber    tätig, schrieb über Innenpolitik,   auch die Abfahrt des Flüchtlings-
      auf die Drohne als aufs Display“,    verfasste Reportagen aus aller      schiffs „Transit“ begleitet hat. Mit
      sagt er und lacht: „Alte Piloten-    Welt und war zuletzt Chef des       Vorliebe fotografiert der gebür-
      schule.“ Gerade im Binnenhafen       Kindernachrichtenmagazins           tige Duisburger Industrieanlagen,
      irritiert der hohe Metallgehalt      Dein SPIEGEL. Dem Schreiben         Halden im Ruhrgebiet oder den
      des Bodens, etwa durch Schie-        ist er auch nach seinem Aus-        Containerterminal in Altenwer-
      nenstränge, oft den Kompass des      scheiden 2016 treu geblieben.       der. Während des Corona-Lock-
      Geräts. Da ist etwas mehr Fein-      Zum einen unterrichtet Kneip        downs hat er die menschenleeren
      fühligkeit gefordert. Je kleiner     Journalismus an der Hochschule      Plätze am Jungfernstieg, den Lan-
      die Drohne, desto anfälliger ist     für Angewandte Wissenschaften,      dungsbrücken oder vor der Elb-
      sie zudem für den Wind, der bei-     zum anderem ist im Juni bei dtv     philharmonie eingefangen – und
      zeiten ordentlich über den Bin-      das Buch „Corona – Chronik          Harburgs Supermärkte abgeklap-
      nenhafen fegt. „Bei der              eines angekündigten Sterbens“       pert, um Lebensmittel für die hie-
      Drohnenfotografie“, resümiert        erschienen, das er mit 17 ande-     sige Tafel einzusammeln, die
      Kneip, „lernt man das räumliche      ren Journalisten verfasst hat –     auch während des Lockdowns
      Denken.“                             seine Themen waren die Weltge-      Essenstüten an Bedürftige verteilt
         Bis zu seinem Vorruhestand        sundheitsorganisation WHO           hat.
      war der zweifache Vater ein Vier-    und die Entwicklung einer Tra-         Inzwischen hat Kneip die
      teljahrhundert für den SPIEGEL       cing-App.                           kleine Mavic Mini auf 48 Meter

  8    Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
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                                                                                                                                                     läres Droh-
                                                                                                                                                     nenfoto
                                                                                                                                                     vom „Mann
                                                                                                                                                     im Strom“,
                                                                                                                                                     dem von
                                                                                                                                                     Stephan
                                                                                                                                                     Balkenhol
                                                                                                                                                     geschaffe-
                                                                                                                                                     nen Blick-
                                                                                                                                                     fang in der
                                                                                                                                                     Süderelbe .

                                          den Harburger Bergen verschol-         dert sich das. Dann sehen sie,                   ohne Drohnenaufnahmen aus-
                                          len. Sie hat im Flug vermutlich        dass sie damit nicht ausspioniert                kommt.“
                                          einen Propeller verloren, viel-        werden.“ Auch bei den Profis re-                   Dann piepst die Steuerung in
                                          leicht durch den Wind, vielleicht      gistriert er eine gewachsene Ak-                 Kneips Händen erneut: „Low
                                          durch ein kollidierendes Insekt.       zeptanz: „Mittlerweile gibt es                   Battery“ – der Akku macht bald
                                          Der Luftraum ist schließlich be-       viele Fotografen, die Drohnen zur                Fofftein. 20 bis 30 Minuten kann
                                          wohnt. „Möwen tun einer                Ergänzung verwenden. Und es                      eine Drohne fliegen, jetzt muss
                                          Drohne in der Regel nichts, aber       gibt kaum noch einen Film, der                   nachgeladen werden.
                                          Schwalben sind ortsfest und ver-
                                          teidigen ihr Revier“, berichtet
                                          Kneip: „Da muss man aufpassen,
                                          denn ein Zusammentreffen
                                          würde für beide Seiten nicht gut
                                          enden.“
     mera in den Lüften aus und sta-         Stößt der Flugfotograf auch am
                                                                                          !"  "( %"""  %
     bilisiert das Bild. So sind im       Boden auf Hindernisse? „Viele                           
     Sportmodus auch Flugkunst-           Leute sind erstmal skeptisch und
     stücke in rasanter Geschwindig-      fühlen sich gestört oder belästigt“,
     keit möglich.                        schildert Kneip Einwände gegen
       Selten passiert ein Missge-        die junge Technik: „Aber wenn
     schick, eine seiner Drohnen ist in   ich ihnen meine Bilder zeige, än-

                                                                                                 )(& "&
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                                                                                                            )(&"
                                                                                                                            
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                                                                                                  '
                                                                                                                %&
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                                                                                               ))) (
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                                                                                                                   '
                                                                                                                       
                                                                                                                                   
                                                                                                                                     

                                                                                                                              Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive         9
Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
ha mag kw26 10/11       23.06.2020      14:35 Uhr     Seite 1

                                                                                                                             Martin Ziegler hat den
                                                                                                                             Edeka-Lebensmittelmarkt
       UNTERNEHMER IM BINNENHAFEN                                                                                            am Veritaskai eröffnet.
                                                                                                                                          FOTOS: SABINE LANGNER

       Die Lage ist einmalig
       Martin Ziegler (Edeka)               sind Sie im Binnenhafen ansäs-        geschichte einsteigen. 1888 wurde        einmalig. Schön wäre es allerdings,
                                            sig?                                  am Reeseberg die Bäckerei eröff-         wenn das Hotel nebenan auf der
       und Franziska                           Martin Ziegler: „Die Idee ist      net. Mein Urgroßvater, Otto We-          alten Fläche des Beachclubs end-
       Wedemann (Backhaus                   2016 aufgekommen. Vier Jahre          demann,         hat     die      1902    lich zügig gebaut werden würde.
                                            vorher, 2012, hatte ich den           übernommen. Bis Ende der 1980er          Meine Gäste haben seit fünf Jahren
       Wedemann) im                         Sprung in die Selbstständigkeit       Jahre hat die ganze Familie dort ge-     Sand im Salat, weil hier nichts pas-
       Interview                            gewagt und in Wilhelmsburg am         lebt und gearbeitet. Aber irgend-        siert. Früher konnte man hier we-
                                            Veringhof einen Markt eröffnet.       wann wurde die verwinkelte               nigsten noch parken, aber seitdem
                                            Damals bin ich eine Woche lang        Backstube im Hinterhof zu klein.         der Bauzaun hier steht, ist auch das
                                            durch Wilhelmsburg gelaufen,          Also sind wir mit dem neuen gro-         vorbei.“
       SABINE LANGNER, HARBURG              habe mit der Polizei, den Mitarbei-   ßen Backhaus an den Großmoor-               Ziegler: „Bis jetzt war das eine
                                            tern des Bürgerhauses, der IBA,       bogen gezogen. Dort können               prima Entscheidung. Das erste
              Immer mehr Unterneh-          der Internationalen Gartenschau       natürlich auch Endverbraucher
              men siedeln sich im Har-      und vielen Künstlern gesprochen.      kaufen, aber unser Kerngeschäft ist
       burger Hafen an. Vor einem           Danach habe ich alle meine Vor-       seit Vorväterzeiten das Geschäft
       guten Jahr, im März 2019, hat        urteile über Bord geworfen und        mit gewerblichen Verkäufern. Wir
       Martin Ziegler am Veritaskai auf     festgestellt, dass Wilhelmsburg ein   beliefern unter anderem Kranken-                      Ich finde,
       1.000 Quadratmetern einen gro-       Stadtteil mit sehr viel Charme ist.   häuser, Betriebskantinen, Schulen,
       ßen Edeka-Markt mit 36 Mitar-        Im Binnenhafen war das anders.        Cateringfirmen und die Uni-                         wir müssen
       beitern eröffnet. Franziska          Hier ist ja noch unglaublich viel     mensa. Um auch nach außen zu                    aufpassen, dass
       Wedemann, Inhaberin des Back-        am Entstehen und man wird erst        zeigen, was wir können, war mir
       hauses Wedemann und seit Ok-         sehen, wie sich das Viertel entwik-   dieser Standort eigentlich zu rusti-             dieser Charme
       tober 2019 Vorsitzende des           kelt. Aber genau das macht die        kal. Da traf es sich perfekt, dass wir          auch bei neuen
       Wirtschaftsvereins Hamburger         Sache auch so spannend, und           dieses schöne Café aufbauen
       Süden, betreibt eine Filiale der     genau das hat mich gereizt.“          konnten. Das ist tatsächlich auch               Projekten erhal-
       Bäckerei mit Café am Veritaskai.        Franziska Wedemann: „2011          unsere einzige Filiale.“
       Das Binnenhafen Live Magazin         wurde mir diese Fläche im Erdge-        Wie hat sich die Idee bewährt?
                                                                                                                                        ten bleibt
       hat beide Unternehmer gefragt,       schoss des Bureau Veritas direkt        Wedemann: „Wir haben unse-                     Franziska Wedemann
       wie sich der Standort für sie ent-   am Wasser angeboten. Um die           ren Mietvertrag gerade verlängert.                 Inhaberin Backhaus
       wickelt hat.                         Entscheidung zu verstehen, muss       Die Lage direkt am Wasser mit                              Wedemann
         EW: Wie lange und warum            man ein bisschen in die Familien-     Blick auf die alte Jöhnk-Werft ist

  10    Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
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                                                                                                                                             Franziska Wedemann ist In-
     halbe Jahr war hart. Ich habe sehr                                                                                                      haberin des gleichnamigen
     viel Zeit und Geld in Werbung in-                                                                                                       Backhauses und Vorsitzende
     vestiert, weil ich den Markt ja erst                                                                                                    des Wirtschaftsvereins für
     einmal bekannt machen musste.                                                                                                           den Hamburger Süden.
     Seit Anfang des Jahres bin ich aber
     sehr zufrieden mit der Entwick-
     lung. Trotz Corona liegen wir mit
     dem Umsatz über dem Plan. Und
     ich habe festgestellt, dass hier nicht
     nur Menschen einkaufen, die hier
     arbeiten oder wohnen, sondern,
     dass wir auch viele Kunden aus
     Heimfeld, Seevetal, oder Marms-
     torf haben, die sagen: ‘Der Markt ist
     groß, prima sortiert und hat gute
     Qualität’. Das freut mich ganz be-
     sonders.“
        Wie hat sich das Quartier aus
     Ihrer Sicht verändert?
        Ziegler: „Das kann man so ja gar
     nicht sagen, weil ja immer noch
     alles hier im Umbruch ist. Jetzt
     wird gerade an einer Promenade
     hier am Kanal (östlicher Bahnhofs-
     kanal, Anm. der Red.) gearbeitet.
     Demnächst entstehen hier zwei
     Hotels. Ich bin gespannt, wie das
     Neuländer Quaree aussehen wird.“
        Wedemann:„Ich mag diesen
     Mix aus Alt und Neu sehr gern. Die
     Baukörper in den Blohmstraße
     sind architektonisch so abwechs-
     lungsreich, und ich finde es groß-
     artig, das man sich an vielen Stellen
     Mühe gegeben hat, alte Gebäude zu        nation aus Leben und Arbeiten, aus           Was könnte noch verbessert                      Wedemann: „Es wäre großartig,
     erhalten, um sie aber innen auf den      neu und alt sehr attraktiv. Mir ge-       werden?                                         wenn sich hier noch mehr junges
     modernsten Stand zu bringen. Ich         fällt auch die Wohnbebauung. Ich             Ziegler: „Es würde mich sehr                 Leben niederlassen würde. Ein
     finde allerdings, dass wir aufpassen     habe den Eindruck, dass hier sehr         freuen, wenn der Binnenhafen eine               paar Studenten wohnen ja hier
     müssen, dass dieser Charme auch          luftig gebaut wird und die Men-           gute Verbindung zum Rest von                    wohl schon, aber die bemerkt man
     bei neuen Projekten erhalten bleibt.     schen, die hier wohnen nicht              Harburg schaffen würde. Im Mo-                  kaum. Ein paar zünftige Kneipen,
     Wenn man sich beispielsweise die         so wahnsinnig dicht aufeinander           ment wirkt das ja hier ein bisschen             damit auch abends hier mehr
     Theodor-Yorck-Straße anschaut            hocken wie beispielsweise in der          wie ein eigener, abgeschlossener                Leben herrscht, könnte ich mir gut
     denkt man, diese Gebäude könn-           Hafencity. Ich sehe hier viele Men-       Stadtteil im Stadtteil. Weder die               vorstellen. Und dann wäre eine
     ten auch überall auf der Welt ste-       schen herumlaufen, die einfach nur        Brücke noch der Tunnel sind als                 Verbindung zu dem Rest von Har-
     hen.“                                    bummeln und sich alles ansehen.           Verbindung sehr attraktiv. Ich                  burg natürlich ein Traum. Der
        Was gefällt Ihnen hier beson-         Großartig finde ich auch die kultu-       glaube, das wird auch noch eine                 Wirtschaftsverein setzt sich schon
     ders?                                    rellen Angebote wie beispielsweise        Weile dauern, bis das zusammen                  seit 2008 dafür ein, die Grenze, die
        Wedemann: (lacht) „Unsere             die Fischhalle oder den Speicher          gewachsen ist. Toll wären auch ein              durch die B73 und vor allem durch
     Ecke.“                                   am Kaufhauskanal und die vielen           paar kleine Läden mit individuel-               die Bahngleise ja gegeben ist, auf-
        Ziegler: „Ich finde diese Kombi-      Restaurants.“                             len Angeboten.“                                 zuweichen.“

                                                                   -(7=7 )/(;,%(/ 0,(7(1

                                                                    :,5 %5,1*(1
                                                                                         %(:(*81* ,1
                                                                          '(1 0$5.7

                                                                    6WDQGRUWH QHX EHOHXFKWHQ ² SURILWLHUHQ 6LH PLW XQV YRQ GHU '\QDPLN GHU 0HWURSROUHJLRQ +DPEXUJ
                                                                    0LHWHQ 6LH JHQDX QDFK ,KUHQ 0|JOLFKNHLWHQ XQG QHKPHQ 6LH XQV LQ GHQ %HUHLFKHQ 3URMHNWHQWZLFNOXQJ
                                                                    9HUPLHWXQJ )LQDQ]LHUXQJVEHUDWXQJ XQG 7UDQVDNWLRQHQ LQ $QVSUXFK :LU IUHXHQ XQV DXI 6LH LPHQWDVGH

                                                                                                                                  Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive               11
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       TRADITIONSBETRIEB

       So geht
       Boxenstopp
       am Karnapp
       Ein Besuch bei                        Reifen fest, die alten liegen in
                                             Plastiktüten verpackt auf dem
       Reifen Berweger                       Rücksitz, und die Kundin kann
                                             wieder losfahren.
                                                1976 hat Hans-Dieter Berwe-
       SABINE LANGNER, HARBURG               ger seinen Reifenhandel gegrün-
                                             det. Erst in der Hannoverschen
              Schweißperlen bilden           Straße, später in der Marien-
              sich auf der Stirn der         straße, bis 1981 der heutige
       jungen Frau in einem neuen            Standort am Karnapp gefunden
       weißen Mercedes, als sie durch        wurde. Hans-Dieter Berweger
       die Toreinfahrt von Reifen Ber-       war schon immer ein Autonarr.
       weger fährt. Die Zufahrt zu           In den 1960er Jahren ist er selber
       Werkstatt und Reifenhandel hat        Autorennen gefahren. Später
       es in sich: klein, eng, und es ste-   machte er sich mit dem Reifen-
       hen Stahlträger,                                        handel selbst-
       die das Dach                                            ständig.      Er
       halten, im Weg.                                         wollte auch nie
       Im       rechten                                        etwas anderes
       Winkel gehen                                            machen. „Er hat
       vom Hof die                                             immer gesagt:
       Werkstatträume                                          ‚Wenn man ein-
       ab. „Es dauert                                          mal in die Gum-
       eine Weile, aber                                        mikiste gefallen
       wenn man hier zwei Monate ge-         ist, kommt man da nicht mehr
       arbeitet hat, kann man Auto fah-      ‘raus.‘“, erinnert sich Bernd Go-
       ren. Und man kann jedes Auto          erke, der seit mehr als 30 Jahren
       überall rangieren“, grinst Werk-      bei Reifen Berweger arbeitet.
       stattmeister Dennis Lewens.              Als Hans-Dieter Berweger
          Die Frau hat Glück – sie           sich 1999 in den Ruhestand ver-
       braucht nur neue Sommerreifen.        abschiedete, übernahm der heu-
       Das geht mitten auf dem Hof           tige Eigentümer Nils Fischer, das
       blitzschnell. Ein Mitarbeiter         Geschäft. Während im Rest des
       fährt das Auto auf eine Hebe-         Binnenhafens überall neue Ge-
       bühne, hebt den Wagen ein paar        bäude entstehen oder alte saniert
       Zentimeter an. Dann greifen           werden, scheint hier am Kar-
       drei Mitarbeiter routiniert zu        napp 2-4 die Zeit still zu stehen.
       den Werkzeugen, lösen die Rad-        In den letzten 39 Jahren ist zwar
       muttern, zack, zack, so geht Bo-      reichlich neue Technik in das
       xenstopp in Harburg. Nur zehn         Gebäudeensemble eingezogen,
       Minuten später sitzen die neuen       aber baulich hat sich nichts ver-

       Meterhoch stapeln sich die Altreifen im Hinterhof und warten auf
       Entsorgung.

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                                    Auf einem Dachboden
                                    werden die neuen Rei-
                                    fen und die der Kunden
                                    gelagert.
                                          FOTOS: SABINE LANGNER

                                           Wenn man
                                         einmal in die
                                    Gummikiste gefallen
                                            ist, kommt
                                        man da nicht
                                           mehr ‘raus.                    Bernd Goerke arbeitet seit 30 Jahren bei Reifen Berweger: Hier
                                            Hans-Dieter Berweger          werden Reifen und Felgen in einer Waschmaschine auf Hochglanz
                                           Unternehmensgründer            gebracht.

                                    ändert. Die neuen Reifen lagern       des Schraubers hat sich verän-      fangen hier Leute an, die schon
                                    immer noch auf einem Dachbo-          dert, seitdem die neuen Autos       nach kurzer Zeit wieder aufge-
                                    den über dem Büro, erreichbar         immer mehr Elektronik ver-          ben.“ Einer hat nur einen halben
                                    über eine enge, gewundene             bauen. Wir könnten jedenfalls       Tag durchgehalten und dann ge-
                                    Treppe. Ein Seilzug befördert die     gut noch ein paar Mitarbeiter ge-   sagt, die Reifen wären ihm zu
                                    Reifen durch eine Luke hinauf         brauchen.“ Bernd Goerke glaubt,     schwer“, sagt er, schnappt sich
                                    und hinunter. Die alten Reifen        dass der Grund für den Fachar-      zwei Reifen gleichzeitig, um sie in
                                    stapeln sich bis zur Abholung         beitermangel in der Härte der Ar-   der Reifenwerkstatt von den Fel-
                                    und Entsorgung meterhoch im           beit zu finden ist. „Immer wieder   gen zu lösen.
                                    Hinterhof.
                                       Immerhin das Büro ist umge-
                                    zogen. „Als der alte Herr Berwe-
                                    ger noch hier war, hatte er seinen
                                    Schreibtisch mitten in der Werk-
                                    statt stehen“, erinnert sich Bernd
                                    Goerke. „Er fand das ganz gut,
                                    mitten im Geschehen zu sein.
                                    Einmal konnte er dadurch auch
                                    einen Dieb auf frischer Tat ertap-
                                    pen. Während wir dabei waren,
                                    die Reifen zu wechseln, versuchte
                                    ein Kunde unser Werkzeug im
                                    Auto zu verstecken. Da war der
                                    alte Chef aber schnell auf den
                                    Beinen. Dieser Kunde ist nie wie-
                                    der gekommen.“
                                       Alle anderen kommen sehr
                                    gern wieder – viele schon seit vie-
                                    len Jahren. Vor allem seitdem die
                                    Firma zusätzlich zum Reifenhan-
                                    del KFZ-Service und Reparatu-
                                    ren anbietet, haben die
                                    Mitarbeiter alle Hände voll zu
                                    tun. „Früher war die Zeit zwi-
                                    schen Sommerreifen und Win-
                                    terreifen eine tote Zeit für uns“,
                                    berichtet Dennis Lewens. „Aber
                                    seitdem wir auch Werkstattarbei-
                                    ten anbieten, schaffen wir die Ar-
                                    beit kaum noch. Wir suchen
                                    händeringend neue Mitarbeiter,
                                    finden aber keine.“ Der Traum-
                                    beruf für kleine Jungs, als KfZ-
                                    Mechaniker an Autos herum zu
                                    schrauben, scheint ausgeträumt.
                                       „Ich weiß nicht woran es liegt“,
                                    sagt Dennis Lewens. „Vielleicht
                                    ist der Job zu schmutzig, oder es
                                    gibt zu wenig Geld, oder das Bild

                                                                                                         Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive             13
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       MARODE KAIANLAGEN                                                                                                noch eine Millionen Euro ausge-
                                                                                                                        geben werden. Alle Zeitpläne
                                                                                                                        waren nun Makulatur. Deshalb

       Viel zu tun                                                                                                      hat es auch nicht mit dem neuen
                                                                                                                        Beachclub am Treidelweg ge-
                                                                                                                        klappt, als Projektentwickler
                                                                                                                        Frank Lorenz sein Grundstück am
                                                                                                                        Veritaskai für das geplante Hotel
       Abschnitt am östlichen Bahnhofskanal soll in diesem                                                              freiräumen wollte.
       Sommer fertig werden, am Treidelweg ein Jahr später                                                                 Warum wollte die Stadt über-
                                                                                                                        haupt so viel Geld für die Sanie-
                                                                                                                        rung der alten Kais ausgeben? Ole
                                                                                                                        von Beust hatte angekündigt, Teile
       ANDREAS GÖHRING, HARBURG           krise hätte es diesen Beachclub         Ihm fielen die 43,4 Millionen         des Harburger Binnenhafens aus
                                          vielleicht tatsächlich schon gege-   Euro – davon 39,4 Millionen für          dem Hafengebiet – und damit aus
             Was wäre wenn? Ja, was       ben.                                 Baumaßnahmen und vier Millio-            dem Zuständigkeitsbereich der
             wäre wenn es die welt-         Nach der Finanzkrise kreiste       nen für Grunderwerb und Gut-             Hafenverwaltung Hamburg Port
       weite Finanzkrise 2008 nicht ge-   nämlich überall der Rotstift. Hier   achten – zwar nicht zum Opfer,           Authority – zu lösen. Das Bau-
       geben hätte? Möglicherweise        wurde gekürzt, da wurde gestri-      das Geld wurde aber kräftig ge-          recht wurde dann im Bebauungs-
       würden wir uns seit Wochen dar-    chen. Und als es der Hamburger       streckt. Statt in 10 Jahren sollte die   plan Harburg 67 / Heimfeld 46
       über ärgern, dass wir wegen Co-    SPD 2010 gelang, den „Betriebs-      Summe erst in 20 Jahren komplett         geregelt. Dazu mussten aber auch
       rona nicht in den Beachclub am     unfall CDU-Senat“ zu beenden         ausgegeben werden.                       alle befestigten Kaianlagen auf
       Treidelweg dürften und uns den     und Ole von Beust vom Hof zu            Das hatte Folgen für die Sanie-       ihre Tragfähigkeit untersucht wer-
       Klimawandel schön trinken          jagen, griff die SPD erst einmal     rung der Kaianlagen im Hafen.            den. Im September 2006 stellten
       könnten. Ja, ohne diese Finanz-    zum Rotstift.                        Plötzlich konnten pro Jahr nur           die Gutachter fest: „Es finden sich

  14    Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
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     klassische Kaimauern in unter-
     schiedlichen Konstruktionen,
     sowie konstruktive Ufersicherun-
     gen in Spundbauweise oder Trä-
     gerbohlwandkonstruktion mit
     Betonplatten ebenso wie geneigte
     Böschungen teilweise auch mit
     Bohlverbau. Abschnittsweise sind
     die Böschungen auch mit Stegan-
     lagen oder Gebäuden überbaut.“
     Genug zu tun also.
        Seit einigen Jahren ist Dirk
     Köppel vom Bezirksamt für die
     Technische Entwicklungskoordi-
     nation zuständig. Regelmäßig be-
     richtet er in der Begleitgruppe
     Binnenhafenentwicklung über
     den Stand der Sanierung. Immer
     wieder gab es auch neue Erkennt-
     nisse. Als man zum Beispiel 2015
     den Beachclub provisorisch an
     den noch nicht sanierten Treidel-
     weg verlegen wollte, stellten Gut-
     achter       Mängel     an     der
     Tragkonstruktion der Kaimauer
     fest, die die Standsicherheit der
     Mauer beeinträchtigten. Der Be-
     achclub konnte noch nicht umzie-
     hen. Das war aber noch nicht
     alles.
        Nachdem sich das Ingenieur-       An der Sanierung der Kaianlagen am Östlichen Bahnhofskanal und am Treidelweg wird eifrig gearbei-
     büro Sellhorn in der Ausschrei-      tet.                                                                                      FOTOS: MAX
     bung für die Sanierung der
     Kaianlage Treidelweg durchge-
     setzt hatte, wurde noch einmal der   geführt, dass sich die voraussicht-   Kaianlage am Östlichen Bahn-
     Ist-Zustand untersucht. Uwe          lichen Kosten auf jetzt 5,5 Millio-   hofskanal noch in diesem Som-
     Pfeiffer vom Ingenieurbüro           nen Euro erhöht haben.                mer fertig werden. Ein gutes Jahr                        Es gab deutliche
     Sellhorn: „Es gab deutliche Ab-         Trotzdem: Wenn es keine wei-       später soll auch am Treidelweg
     weichungen zu den Planungsun-        teren Überraschungen gibt, wird       alles schier sein. Wenn dann Co-                           Abweichungen
     terlagen.“ Das habe auch dazu        ein rund 340 Meter langes Stück       rona im Griff ist und ein neuer                                   zu den
                                                                                Beachclub an den Start geht, wäre
                                                                                die Welt – zumindest im Harbur-                       Planungsunterlagen
                                                                                ger Binnenhafen – wieder in Ord-                                  Uwe Pfeiffer,
                                                                                nung.                                                   Ingenieurbüro Sellhorn

                                                                                       Das Dach für Ihre Terrasse
                                                                                           Holzleimbinderkonstruktion
                                                                                   Dacheindeckung in Verbundsicherheitsglas
                                                                                 z. B. 5,00 x 3,00 m 3.400,– € inkl. 19% MwSt.
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                                                                                                    Å'( *5$8( (6(/´
                                                                                              ',( .8/785,*( :(,1.1(,3( ,1
                                                                                                        +$5%85*

                                                                                                                   gIIQXQJV]HLWHQ 
                                                                                                                 'R ² 6D DE  8KU
                                                                                                                XQG QDFK 9HUHLQEDUXQJ
                                                                                                .DUQDSS   +DPEXUJ ²+DUEXUJ 7HO  
      Dirk Köppel ist beim Bezirksamt Harburg für die Koordination der
      Arbeiten zuständig.

                                                                                                                       Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive             15
ha mag kw26 16/17      23.06.2020       12:57 Uhr   Seite 1

                                                                                                                    Zwischen Drehschalter und
                                                                                                                    Flachbildschirm auf der Brücke:
                                                                                                                    Norbert Zimmermann über-
                                                                                                                    nahm auch zeitweise den Po-
                                                                                                                    sten des Schiffsführers. FOTO: CV

                                           FISCHKUTTER UND RETTUNGSBOOT

                                           Das Schiff der guten
                                           Hoffnung
                                           Die „Sea-Eye“ rettete              „Sea-Eye“. An Land würde das          gucken, was zu tun ist“, erzählt
                                                                              wohl schlicht „Schuppen“ heißen.      Zimmermann.
                                           Flüchtlinge im                     Hinten ein Regal voller Rettungs-        Die „Sea-Eye“ liegt seit Sommer
                                           Mittelmeer, nun soll               westen, links Ablagen mit Wasser-     2019 im Harburger Binnenhafen,
                                           sie Erinnerungsort                 flaschen, in der Mitte zwei Tragen    ihr Einsatz als Seenotrettungsschiff
                                                                              übereinandergestapelt. Fotos von      vor der nordafrikanischen Küste
                                           werden                             Einsätzen im Mittelmeer zeigen        ist beendet. Ihr neuer Auftrag im
                                                                              Menschen in Rettungsdecken ge-        Binnenhafen lautet: Erinnern und
                                           CARSTEN VITT, HARBURG              hüllt, betreut von einem ehren-       zeigen, was auf dem Mittelmeer
                                                                              amtlichen Sanitäter. Einfacher        passiert, wo nach wie vor Men-
                                                 „Das war unsere ,Medical     Standard für das Nötigste auf See,    schen auf der Flucht nach Europa
                                                 Care Unit’ – hier wurden     und immer wieder stand die Crew       in Lebensgefahr sind und ertrin-
                                           Gerettete medizinisch versorgt.“   vor neuen Herausforderungen.          ken.
       In Parkposition: Das Schlauch-      Norbert Zimmermann öffnet die      „Als wir eine schwangere Frau an         Freiwillige wie Norbert Zim-
       boot an Bord der „Sea-Eye“.         Tür zu einem kleinen Holzver-      Bord hatten, musste der Helfer        mermann haben die Not mit eige-
                               FOTO: CV    schlag auf dem Vorderdeck der      erstmal in seine medizinische Fibel   nen Augen gesehen und können

  16    Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 16/17      23.06.2020      12:57 Uhr       Seite 2

            An einem Tag
             hatten wir elf
           Schlauchboote
     gleichzeitig gesichtet,
             ungefähr 180
           Leute – so viele
          Rettungswesten
                 hatten wir
           gar nicht dabei                  Rettungseinsatz im Mittelmeer: „Einmal hatten wir elf Schlauchboote auf einmal gesichtet“, erzählt
             Norbert Zimmermann,            Zimmermann.                                                                           FOTO: ZIMMERMANN
                 Freiwilliger Helfer

                                            mutet wurden. „Das waren einfa-         der „Sea-Eye“. „Hamburg als Ha-        öffnen, Veranstaltungen zum
                                            che Schlauchboote oder Holz-            fenstadt bietet die besten Möglich-    Thema Seenotrettung zu organi-
                                            boote, häufig total überladen“, so      keiten und das attraktivste            sieren, mit lokalen Partnern wie
                                            Zimmermann. Die „Sea-Eye“-              Publikum für den neuen ,Einsatz’       der Kulturwerkstatt Harburg und
                                            Crew fuhr mit einem Schlauch-           als Think-Boat“, so Hans-Peter         dem Museumshafen zusammen-
                                            boot hin, verteilte Rettungswesten      Buschheuer von „Sea-Eye“. Har-         zuarbeiten. Vorerst liegen alle Ak-
                                            und Wasserflaschen an die Insas-        burg habe sich als erste Möglich-      tivitäten an Bord brach. Es soll laut
                                            sen, sichtete den Zustand des           keit angeboten, weitere Standorte      Buschheuer jedoch weitergehen,
                                            Boots, fragte nach Verletzten. „An      seien in Planung.                      sobald weitere Lockerungen der
                                            einem Tag hatten wir elf Schlauch-         Die dritte Karriere der „Sea-Eye“   Corona-Einschränkungen es zu-
     davon erzählen. Der Hamburger          boote gleichzeitig gesichtet, un-       wurde nun von den Corona-Ein-          lassen. Aktuelle Infos dazu gibt es
     kam 2016 an Bord des Schiffs der       gefähr 180 Leute – so viele Ret-        schränkungen jäh durchkreuzt.          auf der Internetseite von Sea-Eye
     Hilfsorganisation „Sea-Eye“ aus        tungswesten hatten wir gar nicht        Geplant war unter anderem, das
     Regensburg. Er wollte sich damals      dabei“, erzählt Zimmermann.             Schiff regelmäßig für Besucher zu       www.sea-eye-thinkboat.de
     in der Flüchtlingshilfe engagieren,       Die Ersthelfer von der „Sea-Eye“
     ein Freund erzählte ihm von der        mussten dann in der Regel warten,
     Mittelmeer-Rettungsmission, und        bis größere Schiffe aus der Nähe
     so wurde der Freizeitsegler und IT-    die Geretteten an Bord nahmen.
     Fachmann schnell zu einem festen       Nur im Notfall oder bei schlech-
     Crewmitglied. Seine Position: Ma-      tem Wetter übernahm dies die
     schinist. Den rumpelnden Sechs-        „Sea-Eye“ selbst. „Einmal hatten
     zylinder-Schiffsdiesel galt es in      wir 200 Menschen an Bord auf
     Fahrt zu bringen und in Betriebs-      dem Achterdeck“, erzählt Zimmer-
     laune zu halten. Kipphebel an den      mann. Eine schwierige Situation,
     Ventilen ölen, die Welle schmieren,    da das Schiff für so viele Passagiere
     Treibstoff in Zwischenbehälter         nicht ausgerüstet ist – weder sani-
     umpumpen, die Zufuhrmenge im           tär noch von der Verpflegung her.
     Blick behalten.                        Das ist auch einer der Gründe,
        Zugleich kennt sich der Maschi-     warum die „Sea-Eye“ nun in Har-
     nist bestens mit dem Rest des          burg liegt und nicht mehr über das
     Schiffes aus, von der Funkerecke       Mittelmeer fährt. Denn ab 2018
     auf der Brücke bis zu den Kabinen      wurde von Hilfsorganisationen
     darunter. In einer Kajüte mit einer    verlangt, dass Flüchtlinge an Bord
     schmalen Koje schlief er nach an-      genommen und in Häfen gebracht
     strengenden Schichten. „Hier drin      werden. Dafür braucht es jedoch
     war es bis zu 35 Grad heiß, dazu       Schiffe mit einer Extraausstattung
     kamen noch die Wärme vom Ma-           – das Ende der „Sea-Eye“ als Ret-
     schinenraum und das Vibrieren          tungsschiff war damit besiegelt.
     des Motors. Aber irgendwann hat           Der Verein steuerte daraufhin
     einen die Müdigkeit hinwegge-          um zum Konzept des „Think-
     rafft.“ Mal hatte die Crew auf einer   Boats“. Das Schiff soll Dokumenta-
     14-tägigen Fahrt keine Boote ge-       tionsstätte für die Seenotrettung
     sichtet, mal waren sie 24 Stunden      und Veranstaltungsort zugleich
     am Stück im Rettungseinsatz.           werden. Anschauungsmaterial gibt
        Haupteinsatzgebiet der „Sea-        es reichlich: Zum einen ist der 1957
     Eye“ war das Seegebiet vor der li-     gebaute einstige DDR-Fischkutter
     byschen Küste in der Nähe von          selbst ein Technikmuseum mit
     Tripolis. Von den dortigen Strän-      einer Ausstattung, die es so kein
     den brachen Flüchtlinge aus Afrika     zweites Mal gibt. Zum anderen
     mit häufig seeuntüchtigen Booten       sind mit Crewleuten wie Norbert
     auf, um das europäische Festland       Zimmermann Zeitzeugen vom
     zu erreichen. Die Crew der „Sea-       Mittelmeer dabei, die von ihren Er-
     Eye“ hielt Ausschau nach Schiff-       lebnissen erzählen können.
     brüchigen oder fuhr nach                  Nach neun Einsätzen an Bord
     Hinweisen der italienischen Küs-       kümmert sich der Freiwillige mit
     tenwache zu Stellen, wo Boote ver-     anderen Aktiven um den Erhalt

                                                                                                                      Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive               17
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                                                                                                                     JobPoint begeistert. Die 20-
                                                                                                                     Jährige, macht bei der Agentur
                                                                                                                     für Arbeit ihr Duales Studium,
                                                                                                                     schnuppert während ihres
                                                                                                                     Praktikums ins Jobcenter Har-
                                                                                                                     burg hinein.            FOTOS: ISTEL

       JOBPOINT IN DER BLOHMSTRASSE

       Mit Lounge und Ausblick
       Hier erinnert nichts                 oder beim Erstellen einer Bewer-
       mehr ans klassische                  bung unterstützt. Wer nutzt das
                                            Angebot im Binnenhafen? „Zu
       Arbeitsamt                           uns kommen viele Studierende
                                            der TU Harburg, die hier Bewer-
                                            bungen schreiben“, so Wullkotte.
       KARIN ISTEL, HARBURG                 Dafür stehen entlang der Fen-
                                            sterfront sechs Computer, die ko-
             Ein orangefarbenes Sofa        stenfrei genutzt werden können.
             oder zwei grüne Sessel         Außerdem ist immer ein Berater
       laden zum bequemen Sitzen ein.       da, der besonders in Fragen rund
       Davor ein Milchglastisch, auf        um die Bewerbung geschult ist.
       den man Getränke stellen kann.       „Wer Fragen hat, kann sich an die
       Von dem lichtdurchfluteten           Fachkraft wenden.“
       Raum hat man einen atemberau-           Arbeitsvermittler Felix Berg-
       benden Blick über den Harbur-        mann gehört zum Team der Be-
       ger Binnenhafen. Wer meint, in       rater: Er ist seit Eröffnung des
       einem neuen After-Work-Club          JobPoints hier tätig. „Unsere Be-
       zu sein, irrt sich. Die Lounge be-   sucher brauchen Hilfe bei der
       findet sich im Jobcenter in der      Bewerbung oder haben bei-
       Blohmstraße 14.                      spielsweise keinen Drucker oder
          „Der JobPoint ist etwas Beson-    Computer zuhause, ihr Lebens-
       deres. Es gibt nur vier davon in     lauf ist veraltet. Um zu erfahren,
       ganz Hamburg“, sagt die Harbur-      was gebraucht wird, führe ich
       ger Jobcenter-Leiterin Bettina       wie alle Kollegen ein Eingangs-
       Wullkotte. Hier wird man bei der     gespäch, dann geht‘s los“, sagt der   Arbeitsvermittler Felix Bergmann ist seit der Eröffnung des Job-
       Suche nach einem Arbeitsplatz        Arbeitsvermittler.                    Points im Februar 2018 hier tätig.

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                                                                                                                    des Jobcenters Harburg,
                                                                                                                    im Gespräch mit Arbeits-
                                                                                                                    vermittler Jens Adam,
                                                                                                                    der den JobPoint leitet.

      Das Info-Material am JobPoint
      ist schnell vergriffen.

       Auch seine Kollegin Melanie        Doch der Betrieb hatte zu viele     sein“, so JobPoint-Chef Jens      Planungen. Adam: „Wir müssen
     Timm sitzt regelmäßig am Schal-      Mitarbeiter eingestellt, der Frau   Adam, Chef vom JobPoint. Bei      schauen, wie es mit den Veran-
     ter im JobPoint. Ihr freundliches    wurde wieder gekündigt. Also        der Messe mit dem richtigwei-     staltungen weitergeht.“ Beratung
     Lächeln macht es leicht, sie anzu-   versuchte Melanie Timm sie wie-     senden Titel „Momente für Ta-     läuft aktuell über Telefon oder In-
     sprechen, wenn man mit den           der aufzubauen, schaute nach Al-    lente“ waren 28 Aussteller und    ternet. Derzeit wird noch am Hy-
     Computern oder der Bewerbung         ternativen. Heute arbeitet die      700 Jobcenter-Kunden dabei. In    gienekonzept gefeilt, damit der
     nicht weiterweiß. „Manche Besu-      Frau wieder in ihrem alten Be-      diesem Jahr macht die Corona-     JobPoint wieder öffnen kann.
     cher kenne ich schon, sie kom-       trieb in Nordrhein-Westfalen.       Pandemie einen Strich durch die
     men regelmäßig. Ich begleite sie        Regelmäßig organisieren die
     auf ihrem Weg bei der Suche          Mitarbeiter Jobbörsen, zumindest
     nach Arbeit.“ So wie eine Einzel-    vor der Corona-Pandemie. „Wir
     handelskauffrau. Sie hatte im        wollen gern im aufstrebenden

                                                                                      :,('(5(5g))181*
     JobPoint ihre Bewerbung ge-          Harburger Binnenhafen auch
     schrieben, bekam einen Job.          Ansprechpartner für Arbeitgeber

                                                                                   l
                                            Manche
                                            Besucher kenne                                                             6725(
                                                                                  +DUEXUJ ,QIR 6KRS
                                            ich schon, sie
                                            kommen
                                            regelmäßig

                                                                                            JRHV
                                            Melanie Timm
                                            JobPoint-Mitarbeiterin

                                                Kontakt und
                                                   Infos

                                                                                  DE  -XQL 
                                          jobcenter team.arbeit.ham-
                                          burg
                                          JobPoint Harburg
                                          Blohmstraße 14
                                          콯 300 85 61 11 (Standort-                            gҬQXQJV]HLWHQ
                                          Hotline) oder
                                          콯 24 85 14 44 (Service-Cen-                           ELV  8KU
                                          ter)
      Melanie Timm hat ein offenes        E-Mail: team-arbeit-ham                 2* LP 3KRHQL[ &HQWHU QHEHQ 6&+8+.$<
      Ohr für Fragen der Besucher         burg.harburg-jobpoint@
      und hilft gern weiter.              jobcenter-ge.de                                  ZZZFLW\PDQDJHPHQWKDUEXUJGH

                                                                                                           Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive             19
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       Die letzten Baulücken auf
       der Schlossinsel werden
       jetzt geschlossen: Zwischen          SCHLOSSINSEL
       Boathouse und Inselleben
       entstehen Büroflächen und
       ein Parkhaus.
             FOTO: PRIMUS DEVELOPMENTS      Bald mit Blick auf
                                            „Lightywood“
                                            ANDREAS GÖHRING, HARBURG             und des benachbarten Wohn-          Nagel, Chef des Hamburger Pro-
                                                                                 hauses mit dem nach Urlaub und      jektentwicklers Primus develop-
       Direkt am                                   Die Wohnungen waren           Entspannung klingenden Etikett      ments, nicht vorwerfen. Er hatte
                                                   im Nu weg. Ausverkauft!       „Inselleben“. Ein allzu euphori-    die Baufelder 1 und 3b schon seit
       Lotsekai enstehen                    Das Boathouse auf der Schloss-       scher Immobilienmakler hatte        der Abschlusspräsentation der
       Bürohäuser für                       insel ist schon einzigartig: ein     die Balkons sogar mal als           IBA Hamburg im Blick, sagt er
                                            Wohnhaus im Süden mit vor-           „Wohnzimmer im Grünen“ an-          heute. Das war 2013. Es hat aber
       Technikfirmen                        nehmer Adresse und eigener           gepriesen – mit einem „besonde-     bis heute gedauert, bis Nagel sich
       und dahinter ein                     Bootsgarage im Haus. Dazu ein        ren Blick auf die Umgebung“.        auf die entsprechende Ausschrei-
                                            Weitblick auf den Harburger          Und nun Bürohäuser?                 bung bewerben konnte, weil der
       Parkhaus                             Museumshafen und die Start-ups         Lightywood ist ein Vorgriff auf   Landesbetrieb Immobilienmana-
                                            im Channel. Dieser Blick wird        eines der wenigen konkreten         gement und Grundvermögen
                                            sich ändern, spätestens in zwei      Ziele für den Hamburger Süden,      (LIG) eben offenbar langsamer
                                            Jahren. Dann soll nämlich            die im Koalitionsvertrag von        arbeitet, als sich Ideen in den
                                            Lightywood fertig sein – ein Pro-    SPD und Grünen für die kom-         Köpfen von Stadtplanern und In-
                                            jekt, das ein überwiegend aus        menden fünf Jahre formuliert        vestoren entwickeln.
                                            Holz gebautes Gebäude mit            worden sind – nämlich die             Demnächst werden die Bewoh-
                                            einem Grundriss in Form eines        Schließung der letzten Baulük-      ner des Boathouses und des „In-
                                            H und fünf Stockwerken direkt        ken im Harburger Binnenhafen.       sellebens“ also auf den Anblick
                                            am Lotsekai sowie in zweiter         Damit ist auch das Ende aller       der Harburger Hafenkulisse ver-
                                            Reihe ein Parkhaus mit 250 Stell-    Träume gekommen, in denen           zichten müssen. Stattdessen
                                            plätzen und einem Bürogebäude        das Quartier zwischen Süderelbe     schauen sie von ihren „Wohnzim-
                                            umfasst.                             und B73 noch erkennbar von der      mern im Grünen“ dann auf Park-
                                               „Sehleute“, die gerade in Coro-   großen HafenCity zu unterschei-     haus      und      Bürogebäude.
                                            nazeiten mit viel Tagesfreizeit      den ist. Abgesehen von der          Immerhin: Die Jury, die noch vor
                                            auffallend häufiger die Schloss-     Größe vielleicht.                   der parlamentarischen Sommer-
                                            insel bevölkern, blicken neidisch      Dass er den Lückenschluss         pause über die Architektur von
                                            auf die Balkons des Boathouses       vollendet, sollte man Achim         Lightywood entscheiden wird,

  20    Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 20/21     23.06.2020      12:51 Uhr     Seite 2

      Das geplante Lightywood-Projekt auf der
      Schlossinsel.                FOTO: PRIMUS

                                                                               Hauptnutzer ist nämlich „umlaut          Es ist (...) fahrlässig,
                                                                               engineering Hamburg“, ein Inge-
     hat unter dem Beifall von Ham-                                            nieurbüro aus der Blohmstraße.
                                                                                                                          nicht die Chance
     burgs Baudirektor Franz-Josef                                             „Umlaut“ hat ein Problem: Das                    zu ergreifen,
     Höing klargestellt, dass man eine                                         Unternehmen muss aus seinem
     schlichte „Rückwand“ des Ge-                                              aktuellen Domizil im Gebäude              mit dem Baustoff
     bäudes nicht akzeptieren wird.        zeichnete ein Polier auf der Bau-   „Channel 10“ demnächst ‘raus.               Holz in unseren
     Wenn es schon den Blick verstellt,    stelle in Wilhelmsburg das Prin-    Nagel: „Das könnte so gerade
     soll es wenigstens ansehnlich         zip,      nach      dem       das   eben klappen.“                               Gebäuden das
     sein. Daran werden sich die Insu-     Studentenwohnheim „Woodie“             Nagel hat sich auch den Namen                     vorher der
     laner dann gewöhnen müssen,           errichtet wurde. Holzmodul für      „Lightywood“ ausgedacht. Zum
     genau so wie sie sich an den An-      Holzmodul wurden in eine Fas-       einen spiele das auf das Baumate-                Atmosphäre
     blick       der      380-Kilovolt-    sung aus Beton eingesetzt. Am       rial an, zum anderen soll es aber
     Hochspannungsleitung gewöhnt          Ende der um die Hälfte des Übli-    auch die Tatsache andeuten, dass
                                                                                                                        entzogene CO2 für
     haben.                                chen verkürzten Bauzeit waren       in Harburg die Schwerindustrie             50 bis 100 Jahre
        Lightywood passt ansonsten in      371 individuell eingerichtete       immer mehr von der Leichtindu-
     die Zeit: Die Holzbauweise wurde      Apartments fertig.                  strie – gemeint sind Ingenieurbe-               zu speichern
     lange Zeit kritisch beäugt, weil         Die kurze Bauzeit spricht für    triebe, und Planungsbüros –                            Achim Nagel,
     Laien eine erhöhte Brandgefahr        Lightywood. Einer der künftigen     verdrängt werde.                               Primus developments
     sahen. Das ist aber wohl tech-
     nisch kein Problem mehr. Nagel
     verweist auf Nachhaltigkeit: „Es
     ist im Grunde genommen fahr-
     lässig, nicht die Chance zu ergrei-
     fen, mit dem Baustoff Holz in
     unseren Gebäuden das vorher
     der Atmosphäre entzogene CO2
     für 50 bis 100 Jahre zu speichern                                                                                
     und während dieses sprichwört-
     lichen Luftholens dafür zu sor-
     gen, dass das verbrauchte Holz
                                                                                                               +
     nachgewachsen ist, wenn die Ge-                               !" "( (!   * &* "&"&!
     bäude ersetzt werden müssen.“
        Primus developments hat Er-                                                , 2#",6,!--5#
     fahrungen mit der Holzbauweise.
     „Wie Lego für Erwachsene“ be-                                                    ,-%#!7," 22!5#
                                                                !"& ! &   ) !   !(
                                                                 ! !( (" *  +( !    ,, ',, $ #,,

                   Wie Lego für                                                            %,-2# ,,,
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                       Polier auf der                                                      5, !! 4/  4
                    Woodie-Baustelle                                                      483 "5,
                                                                                           !) *$ '8( 8 0 388 /$$ .88
                                                                                           ! 2)-,,,&,-%#!-,7 )

                                                                                                               Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive        21
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                                                                                                                          Seit rund fünf Jahren Heimat
                                                                                                                          der Harburger DLR-Zweig-
                                                                                                                          stelle: das als „Goldfisch“
                                                                                                                          bekannte Gebäude in der
                                                                                                                          Blohmstraße.            FOTO: CVS

       Flexibel, kostengünstig und
       für kurze Landebahnen ge-
       eignet: Der Wettbewerbs-
       beitrag („rAPID“) der               FORSCHUNG
       TU-Studenten im Modell.

                                           Flugtaxis
                         FOTO: PRIVAT

                                           gegen den
                                           Stau
                                           Im „Goldfisch“ forschen deutsche
                                           Wissenschaftler zur städtischen
                                           Mobilität in der Luft

                                           CH. V. SAVIGNY, HARBURG              wir gerade Untersuchungen an“,
                                                                                erklärt Gollnick. Die derzeit
                                                  Flugtaxis? „Ein zukunfts-     größte Nachfrage herrsche aller-
                                                  trächtiges Thema“, sagt       dings in asiatischen Großstädten
                                           Volker Gollnick, Inhaber des         oder auch an der US-Westküste.
                       In der              Lehrstuhls für Luftransportsy-       „Überall dort, wo Stau an der Ta-
         Luftfahrtforschung                steme an der TU Harburg und          gesordnung ist“, so Gollnick.
                                           Institutsleiter des Deutschen           Entstanden ist das DLR im
                  haben wir                Zentrums für Luft- und Raum-         Jahr 1969 – damals noch unter
                                           fahrt (DLR) in der Blohmstraße.      dem Namen „Deutsche For-
                   ungefähr                Im Inneren des als „Goldfisch“       schungs- und Versuchsanstalt für
                 90 Prozent                bekannten Gebäudes wird der-         Luft- und Raumfahrt (DFVLR)“.
                                           zeit an innovativen Verkehrspro-     1997 bekam es seine heutige Be-
              des technisch                jekten geforscht.                    zeichnung verpasst. Mittlerweile
                Machbaren                     „Urbane Luftmobilität“ nen-       gibt es in der Bundesrepublik 16
                                           nen es Fachleute – und meinen        DLR-Institute mit rund 8.000
                     erreicht              damit Drohnen für den Perso-         Mitarbeitern. Hauptstandort ist
                       Volker Gollnik      nentransport, die vielleicht ir-     Köln mit 1.500 Angestellten –
                           Leiter des      gendwann kommen werden.              dagegen nimmt sich die 2007 ins
               Deutschen Zentrums          Hamburg ist deutschlandweit          Leben gerufene Harburger Au-
            für Luft- und Raumfahrt        eine von insgesamt drei Modell-      ßenstelle mit ihren gerade mal 30   nur deshalb arbeitet das DLR in-
                          in Harburg       städten. Bis zu vier Personen sol-   Mitarbeitern noch recht mickrig     terdisziplinär. „Ich finde es me-
                                           len auf die Weise schnell und        aus. „Aber wir wachsen kräftig“,    gaspannend,       wie    Technik,
                                           ohne Verkehrsstau von A nach B       stellt Volker Gollnick klar. Dem-   Philosophie und Gesellschaft in-
                                           gebracht werden können. Tech-        nächst sollen weitere sieben        einandergreifen“, so Gollnick.
                                           nisch sei das inzwischen alles       Fachkräfte hinzukommen. Und            Herzstück des Harburger DLR
                                           möglich, meint Gollnick, dessen      auch die Quote der genehmigten      ist das sogenannte Integrierte De-
                                           Team ein Gesamtkonzept für           Förderanträge (etwa 70 Prozent)     signlabor (IDL) – eine etwa
                                           den Hamburger Raum entwor-           spricht für sich – üblich seien     sechseinhalb Meter breite Moni-
                                           fen hat. Doch den Forschern der      höchstens zehn Prozent. Bis zu      torwand, an der Spezialisten aus
                                           Hamburger DLR-Filiale geht es        450.000 Euro pro Antrag werden      Europa und Übersee per Web-
                                           um weitaus mehr als technische       hier vergeben und in die For-       konferenz zusammen an neuen
                                           Komponenten wie Auftrieb,            schung zu den Themen Flug-          Projekten arbeiten. Wenn man so
                                           Tragflügelfläche und autonome        zeugbau, globaler Luftverkehr       will, hat das DLR die Anforde-
                                           Steuerung. Es geht um Kosten,        und Klimawirkung gesteckt. „In      rungen der Corona-Krise sogar
                                           um mögliche Lärmbelästigung –        der Luftfahrtforschung haben        vorweggenommen: Denn hier ist
                                           und darum, ob sich die Bevöl-        wir ungefähr 90 Prozent des         die digitale Vernetzung keine
                                           kerung mit dem neuartigen            technisch Machbaren erreicht –      Notlösung sondern Standard.
                                           Transportmittel überhaupt an-        das entspricht einer gewissen       Kein Wunder, dass auch die TU-
                                           freunden könnte. „Dazu stellen       Sättigung“, sagt Gollnick. Nicht    Studenten, die am DLR das Fach

  22    Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
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