Binnenhafen - Elbe Wochenblatt
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titel_0620.qxp_Layout 1 17.06.20 12:24 Seite 1 Binnenhafen 04 I JULI / AUG. 2020 H I E R I ST R E I C H L I C H WA S LO S ! powered by Elbe Wochenblatt PANDEMIE UND FAMILIENLEBEN Die Drei vom Hotelschiff SANIERUNG DER KAIANLANGEN EINBLICK VON OBEN Das Hafenufer sichern Der Drohnenfotograf Es wird teuer – Kosten haben sich allein am Ansbert Kneip dokumentiert seit vier Jahren Treidelweg um 5,5 Millionen Euro erhöht. die Entwicklung des Binnenhafens
ha mag kw26 02/03 23.06.2020 14:43 Uhr Seite 1 !" #$% &'()%* +$" #%" &,()-%.%"/ !"#" $%!"!& '%( )%&*&#!& +&, -(!*"%.%"/" !%&! 012&!3 4%" -+&5"6 +&, -+7"+(*&8!$9"!& %& ,!( )%7%*7! &!$!&*&: ''':2*5;*6.!(*&5"*7"+&8!&:,! !" #!$!%$"& '%&( ) *&( +$,"- ./0,1"2 34 5-"*"& 0!67 %*5 87-"& 9"0*67:
ha mag kw26 02/03 23.06.2020 14:43 Uhr Seite 2 04 Juli/August 2020 04 Lockdown an Bord Wie Familie Klovert die Corona-Zeit erlebt 07 Fotografieren mit Drohnen Ansbert Kneip dokumentiert die Binnenhafenentwicklung 10 Unternehmer am Wasser Interview mit Franziska Wedemann und Martin Ziegler 12 Boxenstopp am Karnapp Ein Besuch bei Reifen Berweger 14 Viel zu tun Ob in der KulturWerkstatt, der Fischhalle, dem Grauen Esel oder im Speicher – wegen der Die maroden Kaianlagen Corona-Pandemie fielen überall wochenlang sämtliche Veranstaltungen aus. FOTO: MAX werden saniert 16 Schiff der guten Hoffnung Die „Sea-Eye“ rettete Flüchtlinge im Mittelmeer Wir sind noch da Im Binnenhafen passiert Spannendes – 18 Mit Lounge und Ausblick auch in Corona-Zeiten Beim JobPoint erinnert nichts mehr ans Arbeitsamt 20 Blick auf Das Coronavirus hat in den vergangenen Mo- wöhnlichen Perspektiven festgehalten. „Lightywood“ naten die Schlagzeilen bestimmt. Auch „Bin- Am Karnapp 2-4, bei Reifen Berweger, scheint Am Lotsekai entstehen nenhafen live“ blieb von den Auswirkungen die Zeit still zu stehen. Aber der Eindruck Bürohäuser und ein Parkhaus der Pandemie nicht verschont. Mehrere einge- täuscht. Sabine Langner durfte hinter die Kulis- plante Themen mussten ausfallen. Leider auch sen blicken. 22 Flugtaxis die neue Folge der Reihe über Schiffseigner aus Derzeit werden im Binnenhafen einige Kai- dem Binnenhafen. mauern saniert. Ein teurer Spaß. Das 340 Meter gegen den Stau Der Anlass ist besonders traurig. Unser lange Stück am Östlichen Bahnhofskanal soll Im „Goldfisch“ wird zur „Urba- Autor Norbert Scheid, der diese Reportagen sogar, so hat Andreas Göhring ermittelt, noch in nen Luftmobilität“ geforscht immer mit großer Leidenschaft verfasst hat, ist diesem Sommer fertiggestellt werden. vor wenigen Wochen nach kurzer schwerer Die „Sea-Eye“, die seit Sommer 2019 im Har- 24 Die Ohrwärmer Krankheit gestorben. Einen Nachruf auf burger Museumshafen liegt, rettete Flüchtlinge Der inklusive Chor aus „Nobby“ finden Sie in dieser Ausgabe. im Mittelmeer. Das Schiff soll jetzt zu einem Er- dem Binnenhafen Trotz aller schwieriger Umstände ist das Bin- innerungsort werden. Carsten Vitt hat mit Crew- nenhafen Magazin – wie gewohnt – gefüllt mit Mitgliedern über diese Pläne, aber auch über die 26 Der Binnenhafen-Erklärer Beiträgen, durch die man das Quartier und seine Erlebnisse bei Einsätzen vor der libyschen Küste Historische Spurensuche Menschen besser kennenlernt. Einige Beispiele: gesprochen. mit Norbert Krautz In „Lockdown an Bord“ beschreibt Heike Klo- Sie sehen: „Binnenhafen live“ bietet jede vert, die mit Sohn Tom und Mann Marcel auf Menge Lesestoff. Viel Spaß bei der Lektüre. 28 Kleine dem Hotelschiff Kanal 77 lebt, wie ihre Familie Drehscheibe die Coronazeit mit Homeoffice und Home- Herzlichst Ihr Olaf Zimmermann Am Schellerdamm: ein Fenster schooling erlebt hat. in die Vergangenheit Folke Havekost stellt den „Drohnenfotografen“ Ansbert Kneip vor. Mit seiner DJI Mavic Pro hat 29 Lernen er die Entwicklung des Binnenhafens aus unge- Redaktionsleiter mit Hafenflair VHS-Regionalleiter Ilker Ipek sucht Kursorte am Wasser 30 Ein Reporterleben Binnenhafenlive kommt auch per Post – kostenlos! Nachruf auf Binnenhafen live- Sie möchten unser Magazin Binnenhafen an info@elbe-wochenblatt.de Autor Norbert Scheid live abonnieren? Kein Problem. Einfach schicken und Ihre Adresse angeben. beim Elbe Wochenblatt-Verlag unter Dann erhalten Sie die neuen Ausgaben TITEL-FOTOS: 콯 766 00 00 melden oder eine E-Mail per Post zugeschickt. Kostenlos! MAX, KNEIP, SZAMEITAT Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 3
ha mag kw26 04/05 23.06.2020 14:41 Uhr Seite 1 ZU DRITT UNTER DECK Lockdown an Bord Familie Klovert: Tom, Heike, Marcel (v.l.). FOTOS: SZAMEITAT Heike Klovert arbeitet als Journalistin und lebt und darüber, wie er zwei Jahre lang einen hundertjährigen Schüttgut- mit ihrer Familie auf dem Hotelschiff KANAL77 frachter in ein Hotel verwandelt im Harburger Binnenhafen. Hier erzählt sie, wie hatte. sie die Coronazeit erlebt. Doch stattdessen kamen Absa- gen. Im Online-Buchungskalender verschwanden die Einträge wie gute Geister, die sich in der Pande- Wir wissen, dass HEIKE KLOVERT, HARBURG danach in Marokko und Süd- mie erschrocken zurückziehen. Ich afrika, Indien und Kamerun, Peru war in diesen Tagen froh, dass ich wir Konflikte am Als der Lockdown be- und Neuseeland fest. Wir packten die Kalenderseite nicht anschauen besten lösen, gann, kamen wir gerade zu Hause am Lotsekai unseren musste. Sie hätte mich unsäglich aus dem Urlaub an der wilden Koffer aus, erleichtert, dass wir deprimiert. wenn wir uns und wellenumtosten Algarve. noch so problemlos aus Portugal Wir haben eine klare Arbeits- auf dem Wohn- Wir sind sozusagen nach Ham- ausreisen konnten. aufteilung in der Familie: Marcel burg zurückgeschlüpft, am 16. Danach wollte Marcel eigentlich betreibt das Hotel. Er kümmert zimmerteppich März im Flieger aus Lissabon. Es in seine zweite Saison starten. Er sich um Check-ins und Check- zum Familienrat war der Tag, an dem Kanzlerin hatte sich darauf gefreut, wieder outs, Buchungsanfragen, Einkäufe, Merkel im Fernsehen von einer jeden Tag Gäste zu begrüßen, Frühstück, Wäsche wegbringen zusammensetzen „historischen Aufgabe“ und einer ihnen morgens das Frühstück zu und abholen (Das Saubermachen Heike Klovert „schweren Prüfung“ sprach. Hun- servieren, mit ihnen zu plaudern, der Zimmer hatten bis vor der Co- derttausende Deutsche steckten über ihre Heimat, über Harburg ronakrise die Mitarbeiter einer 4 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 04/05 23.06.2020 14:41 Uhr Seite 2 Reinigungsfirma übernommen). Ich arbeite als Redakteurin beim SPIEGEL und schreibe dort über die Themenbereiche Psychologie und Familie. Während es in Marcels berufli- chem Alltag mit einem Mal sehr still wurde, brummte mir der Kopf. Ich fuhr nach dem Urlaub nur noch einmal in die Redaktion, um Notizen, ein Mousepad und meine Tastatur zu holen. Dann klappte ich an einem Tisch in einem der leeren Gästezimmer meinen Lap- top auf und stöpselte meine Handykopfhörer ein. Damit telefonierte ich durch die ganze Republik: Ich fragte Senio- ren, Alleinerziehende und junge Menschen mit Vorerkrankung, wie sie durch die Krise kommen. Ich sprach mit der Ärztin einer Berli- ner Lungenklinik darüber, wie sie Covid-19-Patienten das Sterben erleichtert. Ich ließ mir von der Tochter eines pflegebedürftigen Paares erzählen, wie sie nun ohne ihre polnische Pflegerin zurecht- kommen. Es erfüllte mich, diese Themen aufzuschreiben. Ich liebe es, dar- über zu berichten, wie sich das Weltgeschehen für Frau W. und Herrn M. anfühlt. Es bringt die ab- strakten Vorgänge, die die Nach- richten bestimmen, plötzlich so nah. Doch die Arbeit im Homeoffice strengte mich auch an, besonders am Anfang. Ich fühlte mich zerris- sen zwischen meinen Recherchen und unserem Sohn Tom, der nicht Homeschooling: Heike Klovert hilft ihrem Sohn Tom bei den Schularbeiten. mehr in die Schule durfte und sich von morgens bis abends die meiste Zeit allein beschäftigte. Wenn er zu mir kam und fragte, wann ich end- raunzte ich ihn überfordert an. Ich lich mit ihm spielen könne, war überzeugt, dass wir diesen Zu- stand nicht länger als zwei Wochen aushalten können. Die zwei Wochen gingen vorbei, die dritte und vierte auch, und mit der Zeit gewöhnten wir uns an den neuen Alltag. Tom kam tagsüber immer seltener zu mir und malte lieber bücherweise Monster, klebte Konfettikanonen zusammen und schnitzte Schiffe aus Schaum- gummi. Er hörte ein Hörbuch nach dem nächsten. Ich lernte, meine Arbeit öfter für eine Partie Tischkicker zu unterbrechen. Und Marcel nutzte die Zeit ohne Gäste, um unser privates Badezimmer umzubauen. Die Gästezimmer sind mit mo- dernen, schicken Bädern ausge- stattet. Doch wir als Familie benutzten noch die alte Schiffstoi- lette hinten in der Kapitänswoh- nung. V Marcel Klovert nutzt die Coronazeit, um das private Badezimmer umzubauen. Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 5
ha mag kw26 06/07 23.06.2020 14:40 Uhr Seite 1 Für eine Partie Tisch- fussball muss auch mal Zeit sein. Sie hatte keinen Geruchsver- dass es gegen das Gefühl der Ab- bewusst, dass die Krise nicht vor- len auf diese Weise einigermaßen schluss und muffelte. Sie war so geschiedenheit hilft, mit Freun- bei ist. Es ist noch genauso wichtig niedrig zu halten. Denn einen hoch, dass Tom anfangs einen den und Verwandten zu wie zuvor, dass wir auf Abstand zweiten Lockdown will ich nicht. Hocker brauchte, um sich dar- videofonieren. und Hygiene achten. Ich hoffe, Auch wenn wir drei den ersten aufzusetzen. Und die Klobrille Ich würde sagen, wir haben die dass es klappt, die Infektionszah- besser gewuppt haben als gedacht. wackelte, egal wie oft man sie vergangenen Wochen gut über- festschraubte. standen, mental und zwischen- Die Coronazeit schien perfekt, menschlich. Aus finanzieller um dieses letzte große Umbau- Sicht waren sie eine Katastrophe. projekt an Bord endlich anzuge- Die Hilfe, die wir von Bund und hen. Jetzt, nach zwei Monaten, Land bekommen, hält uns über sind wir fast fertig. Es fehlen Wasser und dafür sind wir dank- noch die schwarzweißen Ka- bar. Aber den Einkommensver- cheln, die wir neulich in einem lust fängt sie trotzdem längst Fliesenladen ausgesucht haben, nicht auf. die Gesichter verborgen hinter Zwei Monate lang übernach- Stoffmasken. tete an Bord nur gelegentlich ein Auch in anderer Hinsicht habe Schiffsingenieur oder Fernfahrer. ich das Gefühl, dass die Zeit, die Urlaubsreisen und die meisten hinter uns liegt, ganz schön pro- Geschäftsreisen waren schließ- duktiv und lehrreich war. Wir lich abgesagt. Seit Mitte Mai dür- wissen jetzt, wie man voraus- fen wir auch wieder Touristen schauend für die ganze Woche aufnehmen, in zunächst drei von einkauft. Wir wissen, wie man fünf Zimmern. Tom freut sich Brennnesselbrot und Tannen- darüber so sehr, dass er am lieb- spitzengelee zubereitet. Wir wis- sten allen Gästen sein Kinder- sen, dass wir Konflikte am besten zimmer zeigen würde. lösen, wenn wir uns auf dem Ich freue mich auch, dass das Wohnzimmerteppich zum Fami- Hotel nicht länger so still und lienrat zusammensetzen. Und leer ist. Gleichzeitig ist mir sehr Tom hat sich meist allein beschäftigt. FOTOS: SZAMEITAT 6 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 06/07 23.06.2020 14:40 Uhr Seite 2 Ansbert Kneip dokumentiert per Drohne die Entwicklung des Binnenhafens FOLKE HAVEKOST, HARBURG Auch wenn man ihn von oben herab betrachtet, besitzt der Kulturkran im Har- burger Binnenhafen seinen ganz eigenen Reiz. „Der Kran bietet bei fast jedem Licht ein schönes Motiv“, erklärt Ansbert Kneip: „Es sind immer Bilder mit der Sonne im Rücken möglich.“ Kneip ist passionierter Droh- nenfotograf und steuert seine DJI Mavic Pro auf den Kran zu. Der SPIEGEL-Redakteur im Vorruhe- Ansbert Kneip mit seinem DJI stand hat schon Hunderte Fotos Mavic Pro. FOTO: FOLKE HAVEKOST vom Binnenhafen-Ensemble ge- DER FLUGFOTOGRAF schossen. Oder sollte man sagen: erflogen, angesichts der Technik, die der 58-Jährige einsetzt? „Die Drohnenfotografie er- „Die schönsten Motive schließt einem Perspektiven, die man sonst einfach nicht sieht“, sagt Kneip, der 2016 in einen entstehen zwischen Neubau in der Nähe des Binnen- hafens gezogen ist: „Ich habe von oben mitverfolgen können, wie 15 und 35 Meter Höhe“ hier Wohngebiete gewachsen sind, von der Baustelleneinrich- tung bis zur Fertigstellung.“ Geräte in die Höhe steigen, das ist Sein Hobby dokumentiert die für gute Fotos aber übertrieben. jüngste Entwicklung des Hafens „Rekorde machen nicht den wirk- Bei der vom Wirtschaftsplatz zum lichen Spaß aus“, sagt Kneip: „Die Wohnort. „Der Lotseplatz wird schönsten Motive entstehen zwi- Drohnenfotografie von Sommer zu Sommer belebter, schen 15 und 35 Meter Höhe.“ Ei- man merkt, wie dieses Gebiet von nige davon hat er auf Leinwand lernt man das den Menschen angenommen ziehen lassen und aufgehängt. räumliche wird“, hat Kneip beobachtet: „Und Seine graue DJI Mavic Pro (ca. man sieht an den Bildern auch, 1.000 Euro) wiegt 900 Gramm Denken dass im Binnenhafen immer wie- und ist vor allem für Filmaufnah- Ansbert Kneip der neue Schiffe liegen. Als Spa- men in Ultra-HD besser geeignet Flugfotograf ziergänger fällt einem das gar als die handliche, 249 Gramm nicht so auf.“ leichte DJI Mavic Mini (400 Die Steuerung des DJI Mavic Dann zieht er die Drohne nach Euro), die er ebenfalls im Gepäck Pro mit Display. oben. Bis zu 100 Meter dürfen die hat. V FOTO: FOLKE HAVEKOST K§ĝĝÄúŇĬò§ĝĝĬúÓ ƒ "ĖĝĦÓÄĝēĖ¬·ÙÄ ïĬĖŇÒĖÝĝĦÝÓ ĺÄĖÄÝú¶§Ė K§ú§òēò§ĦŇ Ś ƒ ŖŕŔśŝ 7§ù¶ĬĖÓƪ7§Ė¶ĬĖÓ ƦÝúúÄúÙ§ÒÄúƧ Äòƚ ŔŕśŗƠřśŝŚŔŚŚ ƒ ēĖ§ŀÝĝǠĝ§úì§ƪĖÝ·ÙĦù§úúƚ½Ä ĻĻĻƚĝ§úì§ƪĖÝ·ÙĦù§úúƚ½Ä Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 7
ha mag kw26 08/09 23.06.2020 14:37 Uhr Seite 1 Harburger Schloßstraße: Wohnen in „schwarzen Dreiecken“. FOTOS: ANSBERT KNEIP Bevor er loslegt, prüft Kneip Zur Drohnenfotografie kam Höhe gebracht. Da piept es und den Batteriestand und ob das der Autor über seine Leiden- auf dem Display erscheint eine GPS der Fernbedienung den schaft für Fluggeräte. Mit einem Windwarnung. „Sie hat jetzt Rückholpunkt erkennt, quasi die Es gibt kaum Indoor-Hubschrauber im Minia- schon ein bisschen zu kämpfen.“ Heimatadresse. „Einmal hat eine noch einen Film, turformat wurde er nicht so recht Dem Einfangen von Motiven Drohne diesen Punkt partout glücklich. „Der war kompliziert schadet das nicht: Der eingebaute nicht gefunden und ihn des- der ohne Droh- zu fliegen und so windempfind- Gimbal-Gestell balanciert die Ka- halb konsequent auf den Äqua- lich, dass man damit nicht einmal tor gelegt“, erzählt er von einem nenaufnahmen in der Garten gehen konnte.“ Als Exemplar, das den Erdkunde- auskommt er im Eigenbau eine gerade 15 Kanalplatz von oben. Unterricht offenbar geschwänzt Gramm schwere Kamera am hat. Mag der Harburger Binnen- Ansbert Kneip Hubschrauber befestigte, blieb hafen auch wachsen, der Äqua- dieser am Boden kleben. Da tor liegt dann doch noch ein kamen die Drohnen, die damals bisschen weit weg ... noch Quadrokopter genannt Die Mavic Pro weiß zum wurden, für ihn gerade richtig. Glück, wo sie hin soll. Kneip be- Kneip ist nicht nur am Binnen- obachtet, wie der graue Flieger in hafen unterwegs, wo er im Januar der Luft liegt. „Ich gucke lieber tätig, schrieb über Innenpolitik, auch die Abfahrt des Flüchtlings- auf die Drohne als aufs Display“, verfasste Reportagen aus aller schiffs „Transit“ begleitet hat. Mit sagt er und lacht: „Alte Piloten- Welt und war zuletzt Chef des Vorliebe fotografiert der gebür- schule.“ Gerade im Binnenhafen Kindernachrichtenmagazins tige Duisburger Industrieanlagen, irritiert der hohe Metallgehalt Dein SPIEGEL. Dem Schreiben Halden im Ruhrgebiet oder den des Bodens, etwa durch Schie- ist er auch nach seinem Aus- Containerterminal in Altenwer- nenstränge, oft den Kompass des scheiden 2016 treu geblieben. der. Während des Corona-Lock- Geräts. Da ist etwas mehr Fein- Zum einen unterrichtet Kneip downs hat er die menschenleeren fühligkeit gefordert. Je kleiner Journalismus an der Hochschule Plätze am Jungfernstieg, den Lan- die Drohne, desto anfälliger ist für Angewandte Wissenschaften, dungsbrücken oder vor der Elb- sie zudem für den Wind, der bei- zum anderem ist im Juni bei dtv philharmonie eingefangen – und zeiten ordentlich über den Bin- das Buch „Corona – Chronik Harburgs Supermärkte abgeklap- nenhafen fegt. „Bei der eines angekündigten Sterbens“ pert, um Lebensmittel für die hie- Drohnenfotografie“, resümiert erschienen, das er mit 17 ande- sige Tafel einzusammeln, die Kneip, „lernt man das räumliche ren Journalisten verfasst hat – auch während des Lockdowns Denken.“ seine Themen waren die Weltge- Essenstüten an Bedürftige verteilt Bis zu seinem Vorruhestand sundheitsorganisation WHO hat. war der zweifache Vater ein Vier- und die Entwicklung einer Tra- Inzwischen hat Kneip die teljahrhundert für den SPIEGEL cing-App. kleine Mavic Mini auf 48 Meter 8 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 08/09 23.06.2020 14:37 Uhr Seite 2 Spektaku- läres Droh- nenfoto vom „Mann im Strom“, dem von Stephan Balkenhol geschaffe- nen Blick- fang in der Süderelbe . den Harburger Bergen verschol- dert sich das. Dann sehen sie, ohne Drohnenaufnahmen aus- len. Sie hat im Flug vermutlich dass sie damit nicht ausspioniert kommt.“ einen Propeller verloren, viel- werden.“ Auch bei den Profis re- Dann piepst die Steuerung in leicht durch den Wind, vielleicht gistriert er eine gewachsene Ak- Kneips Händen erneut: „Low durch ein kollidierendes Insekt. zeptanz: „Mittlerweile gibt es Battery“ – der Akku macht bald Der Luftraum ist schließlich be- viele Fotografen, die Drohnen zur Fofftein. 20 bis 30 Minuten kann wohnt. „Möwen tun einer Ergänzung verwenden. Und es eine Drohne fliegen, jetzt muss Drohne in der Regel nichts, aber gibt kaum noch einen Film, der nachgeladen werden. Schwalben sind ortsfest und ver- teidigen ihr Revier“, berichtet Kneip: „Da muss man aufpassen, denn ein Zusammentreffen würde für beide Seiten nicht gut enden.“ mera in den Lüften aus und sta- Stößt der Flugfotograf auch am !" "( %""" % bilisiert das Bild. So sind im Boden auf Hindernisse? „Viele Sportmodus auch Flugkunst- Leute sind erstmal skeptisch und stücke in rasanter Geschwindig- fühlen sich gestört oder belästigt“, keit möglich. schildert Kneip Einwände gegen Selten passiert ein Missge- die junge Technik: „Aber wenn schick, eine seiner Drohnen ist in ich ihnen meine Bilder zeige, än- )(& "& %# %&(% "")""% !!# " ! % )(&" % %)" )"& ) %" "%) #% &) " )"&%! #$ ' %& *! ' **!" ! ** ' ( ))) ( # ' Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 9
ha mag kw26 10/11 23.06.2020 14:35 Uhr Seite 1 Martin Ziegler hat den Edeka-Lebensmittelmarkt UNTERNEHMER IM BINNENHAFEN am Veritaskai eröffnet. FOTOS: SABINE LANGNER Die Lage ist einmalig Martin Ziegler (Edeka) sind Sie im Binnenhafen ansäs- geschichte einsteigen. 1888 wurde einmalig. Schön wäre es allerdings, sig? am Reeseberg die Bäckerei eröff- wenn das Hotel nebenan auf der und Franziska Martin Ziegler: „Die Idee ist net. Mein Urgroßvater, Otto We- alten Fläche des Beachclubs end- Wedemann (Backhaus 2016 aufgekommen. Vier Jahre demann, hat die 1902 lich zügig gebaut werden würde. vorher, 2012, hatte ich den übernommen. Bis Ende der 1980er Meine Gäste haben seit fünf Jahren Wedemann) im Sprung in die Selbstständigkeit Jahre hat die ganze Familie dort ge- Sand im Salat, weil hier nichts pas- Interview gewagt und in Wilhelmsburg am lebt und gearbeitet. Aber irgend- siert. Früher konnte man hier we- Veringhof einen Markt eröffnet. wann wurde die verwinkelte nigsten noch parken, aber seitdem Damals bin ich eine Woche lang Backstube im Hinterhof zu klein. der Bauzaun hier steht, ist auch das durch Wilhelmsburg gelaufen, Also sind wir mit dem neuen gro- vorbei.“ SABINE LANGNER, HARBURG habe mit der Polizei, den Mitarbei- ßen Backhaus an den Großmoor- Ziegler: „Bis jetzt war das eine tern des Bürgerhauses, der IBA, bogen gezogen. Dort können prima Entscheidung. Das erste Immer mehr Unterneh- der Internationalen Gartenschau natürlich auch Endverbraucher men siedeln sich im Har- und vielen Künstlern gesprochen. kaufen, aber unser Kerngeschäft ist burger Hafen an. Vor einem Danach habe ich alle meine Vor- seit Vorväterzeiten das Geschäft guten Jahr, im März 2019, hat urteile über Bord geworfen und mit gewerblichen Verkäufern. Wir Martin Ziegler am Veritaskai auf festgestellt, dass Wilhelmsburg ein beliefern unter anderem Kranken- Ich finde, 1.000 Quadratmetern einen gro- Stadtteil mit sehr viel Charme ist. häuser, Betriebskantinen, Schulen, ßen Edeka-Markt mit 36 Mitar- Im Binnenhafen war das anders. Cateringfirmen und die Uni- wir müssen beitern eröffnet. Franziska Hier ist ja noch unglaublich viel mensa. Um auch nach außen zu aufpassen, dass Wedemann, Inhaberin des Back- am Entstehen und man wird erst zeigen, was wir können, war mir hauses Wedemann und seit Ok- sehen, wie sich das Viertel entwik- dieser Standort eigentlich zu rusti- dieser Charme tober 2019 Vorsitzende des kelt. Aber genau das macht die kal. Da traf es sich perfekt, dass wir auch bei neuen Wirtschaftsvereins Hamburger Sache auch so spannend, und dieses schöne Café aufbauen Süden, betreibt eine Filiale der genau das hat mich gereizt.“ konnten. Das ist tatsächlich auch Projekten erhal- Bäckerei mit Café am Veritaskai. Franziska Wedemann: „2011 unsere einzige Filiale.“ Das Binnenhafen Live Magazin wurde mir diese Fläche im Erdge- Wie hat sich die Idee bewährt? ten bleibt hat beide Unternehmer gefragt, schoss des Bureau Veritas direkt Wedemann: „Wir haben unse- Franziska Wedemann wie sich der Standort für sie ent- am Wasser angeboten. Um die ren Mietvertrag gerade verlängert. Inhaberin Backhaus wickelt hat. Entscheidung zu verstehen, muss Die Lage direkt am Wasser mit Wedemann EW: Wie lange und warum man ein bisschen in die Familien- Blick auf die alte Jöhnk-Werft ist 10 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 10/11 23.06.2020 14:35 Uhr Seite 2 Franziska Wedemann ist In- halbe Jahr war hart. Ich habe sehr haberin des gleichnamigen viel Zeit und Geld in Werbung in- Backhauses und Vorsitzende vestiert, weil ich den Markt ja erst des Wirtschaftsvereins für einmal bekannt machen musste. den Hamburger Süden. Seit Anfang des Jahres bin ich aber sehr zufrieden mit der Entwick- lung. Trotz Corona liegen wir mit dem Umsatz über dem Plan. Und ich habe festgestellt, dass hier nicht nur Menschen einkaufen, die hier arbeiten oder wohnen, sondern, dass wir auch viele Kunden aus Heimfeld, Seevetal, oder Marms- torf haben, die sagen: ‘Der Markt ist groß, prima sortiert und hat gute Qualität’. Das freut mich ganz be- sonders.“ Wie hat sich das Quartier aus Ihrer Sicht verändert? Ziegler: „Das kann man so ja gar nicht sagen, weil ja immer noch alles hier im Umbruch ist. Jetzt wird gerade an einer Promenade hier am Kanal (östlicher Bahnhofs- kanal, Anm. der Red.) gearbeitet. Demnächst entstehen hier zwei Hotels. Ich bin gespannt, wie das Neuländer Quaree aussehen wird.“ Wedemann:„Ich mag diesen Mix aus Alt und Neu sehr gern. Die Baukörper in den Blohmstraße sind architektonisch so abwechs- lungsreich, und ich finde es groß- artig, das man sich an vielen Stellen Mühe gegeben hat, alte Gebäude zu nation aus Leben und Arbeiten, aus Was könnte noch verbessert Wedemann: „Es wäre großartig, erhalten, um sie aber innen auf den neu und alt sehr attraktiv. Mir ge- werden? wenn sich hier noch mehr junges modernsten Stand zu bringen. Ich fällt auch die Wohnbebauung. Ich Ziegler: „Es würde mich sehr Leben niederlassen würde. Ein finde allerdings, dass wir aufpassen habe den Eindruck, dass hier sehr freuen, wenn der Binnenhafen eine paar Studenten wohnen ja hier müssen, dass dieser Charme auch luftig gebaut wird und die Men- gute Verbindung zum Rest von wohl schon, aber die bemerkt man bei neuen Projekten erhalten bleibt. schen, die hier wohnen nicht Harburg schaffen würde. Im Mo- kaum. Ein paar zünftige Kneipen, Wenn man sich beispielsweise die so wahnsinnig dicht aufeinander ment wirkt das ja hier ein bisschen damit auch abends hier mehr Theodor-Yorck-Straße anschaut hocken wie beispielsweise in der wie ein eigener, abgeschlossener Leben herrscht, könnte ich mir gut denkt man, diese Gebäude könn- Hafencity. Ich sehe hier viele Men- Stadtteil im Stadtteil. Weder die vorstellen. Und dann wäre eine ten auch überall auf der Welt ste- schen herumlaufen, die einfach nur Brücke noch der Tunnel sind als Verbindung zu dem Rest von Har- hen.“ bummeln und sich alles ansehen. Verbindung sehr attraktiv. Ich burg natürlich ein Traum. Der Was gefällt Ihnen hier beson- Großartig finde ich auch die kultu- glaube, das wird auch noch eine Wirtschaftsverein setzt sich schon ders? rellen Angebote wie beispielsweise Weile dauern, bis das zusammen seit 2008 dafür ein, die Grenze, die Wedemann: (lacht) „Unsere die Fischhalle oder den Speicher gewachsen ist. Toll wären auch ein durch die B73 und vor allem durch Ecke.“ am Kaufhauskanal und die vielen paar kleine Läden mit individuel- die Bahngleise ja gegeben ist, auf- Ziegler: „Ich finde diese Kombi- Restaurants.“ len Angeboten.“ zuweichen.“ -(7=7 )/(;,%(/ 0,(7(1 :,5 %5,1*(1 %(:(*81* ,1 '(1 0$5.7 6WDQGRUWH QHX EHOHXFKWHQ ² SURILWLHUHQ 6LH PLW XQV YRQ GHU '\QDPLN GHU 0HWURSROUHJLRQ +DPEXUJ 0LHWHQ 6LH JHQDX QDFK ,KUHQ 0|JOLFKNHLWHQ XQG QHKPHQ 6LH XQV LQ GHQ %HUHLFKHQ 3URMHNWHQWZLFNOXQJ 9HUPLHWXQJ )LQDQ]LHUXQJVEHUDWXQJ XQG 7UDQVDNWLRQHQ LQ $QVSUXFK :LU IUHXHQ XQV DXI 6LH LPHQWDVGH Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 11
ha mag kw26 12/13 23.06.2020 14:15 Uhr Seite 1 TRADITIONSBETRIEB So geht Boxenstopp am Karnapp Ein Besuch bei Reifen fest, die alten liegen in Plastiktüten verpackt auf dem Reifen Berweger Rücksitz, und die Kundin kann wieder losfahren. 1976 hat Hans-Dieter Berwe- SABINE LANGNER, HARBURG ger seinen Reifenhandel gegrün- det. Erst in der Hannoverschen Schweißperlen bilden Straße, später in der Marien- sich auf der Stirn der straße, bis 1981 der heutige jungen Frau in einem neuen Standort am Karnapp gefunden weißen Mercedes, als sie durch wurde. Hans-Dieter Berweger die Toreinfahrt von Reifen Ber- war schon immer ein Autonarr. weger fährt. Die Zufahrt zu In den 1960er Jahren ist er selber Werkstatt und Reifenhandel hat Autorennen gefahren. Später es in sich: klein, eng, und es ste- machte er sich mit dem Reifen- hen Stahlträger, handel selbst- die das Dach ständig. Er halten, im Weg. wollte auch nie Im rechten etwas anderes Winkel gehen machen. „Er hat vom Hof die immer gesagt: Werkstatträume ‚Wenn man ein- ab. „Es dauert mal in die Gum- eine Weile, aber mikiste gefallen wenn man hier zwei Monate ge- ist, kommt man da nicht mehr arbeitet hat, kann man Auto fah- ‘raus.‘“, erinnert sich Bernd Go- ren. Und man kann jedes Auto erke, der seit mehr als 30 Jahren überall rangieren“, grinst Werk- bei Reifen Berweger arbeitet. stattmeister Dennis Lewens. Als Hans-Dieter Berweger Die Frau hat Glück – sie sich 1999 in den Ruhestand ver- braucht nur neue Sommerreifen. abschiedete, übernahm der heu- Das geht mitten auf dem Hof tige Eigentümer Nils Fischer, das blitzschnell. Ein Mitarbeiter Geschäft. Während im Rest des fährt das Auto auf eine Hebe- Binnenhafens überall neue Ge- bühne, hebt den Wagen ein paar bäude entstehen oder alte saniert Zentimeter an. Dann greifen werden, scheint hier am Kar- drei Mitarbeiter routiniert zu napp 2-4 die Zeit still zu stehen. den Werkzeugen, lösen die Rad- In den letzten 39 Jahren ist zwar muttern, zack, zack, so geht Bo- reichlich neue Technik in das xenstopp in Harburg. Nur zehn Gebäudeensemble eingezogen, Minuten später sitzen die neuen aber baulich hat sich nichts ver- Meterhoch stapeln sich die Altreifen im Hinterhof und warten auf Entsorgung. 12 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 12/13 23.06.2020 14:15 Uhr Seite 2 Auf einem Dachboden werden die neuen Rei- fen und die der Kunden gelagert. FOTOS: SABINE LANGNER Wenn man einmal in die Gummikiste gefallen ist, kommt man da nicht mehr ‘raus. Bernd Goerke arbeitet seit 30 Jahren bei Reifen Berweger: Hier Hans-Dieter Berweger werden Reifen und Felgen in einer Waschmaschine auf Hochglanz Unternehmensgründer gebracht. ändert. Die neuen Reifen lagern des Schraubers hat sich verän- fangen hier Leute an, die schon immer noch auf einem Dachbo- dert, seitdem die neuen Autos nach kurzer Zeit wieder aufge- den über dem Büro, erreichbar immer mehr Elektronik ver- ben.“ Einer hat nur einen halben über eine enge, gewundene bauen. Wir könnten jedenfalls Tag durchgehalten und dann ge- Treppe. Ein Seilzug befördert die gut noch ein paar Mitarbeiter ge- sagt, die Reifen wären ihm zu Reifen durch eine Luke hinauf brauchen.“ Bernd Goerke glaubt, schwer“, sagt er, schnappt sich und hinunter. Die alten Reifen dass der Grund für den Fachar- zwei Reifen gleichzeitig, um sie in stapeln sich bis zur Abholung beitermangel in der Härte der Ar- der Reifenwerkstatt von den Fel- und Entsorgung meterhoch im beit zu finden ist. „Immer wieder gen zu lösen. Hinterhof. Immerhin das Büro ist umge- zogen. „Als der alte Herr Berwe- ger noch hier war, hatte er seinen Schreibtisch mitten in der Werk- statt stehen“, erinnert sich Bernd Goerke. „Er fand das ganz gut, mitten im Geschehen zu sein. Einmal konnte er dadurch auch einen Dieb auf frischer Tat ertap- pen. Während wir dabei waren, die Reifen zu wechseln, versuchte ein Kunde unser Werkzeug im Auto zu verstecken. Da war der alte Chef aber schnell auf den Beinen. Dieser Kunde ist nie wie- der gekommen.“ Alle anderen kommen sehr gern wieder – viele schon seit vie- len Jahren. Vor allem seitdem die Firma zusätzlich zum Reifenhan- del KFZ-Service und Reparatu- ren anbietet, haben die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. „Früher war die Zeit zwi- schen Sommerreifen und Win- terreifen eine tote Zeit für uns“, berichtet Dennis Lewens. „Aber seitdem wir auch Werkstattarbei- ten anbieten, schaffen wir die Ar- beit kaum noch. Wir suchen händeringend neue Mitarbeiter, finden aber keine.“ Der Traum- beruf für kleine Jungs, als KfZ- Mechaniker an Autos herum zu schrauben, scheint ausgeträumt. „Ich weiß nicht woran es liegt“, sagt Dennis Lewens. „Vielleicht ist der Job zu schmutzig, oder es gibt zu wenig Geld, oder das Bild Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 13
ha mag kw26 14/15 23.06.2020 14:33 Uhr Seite 1 MARODE KAIANLAGEN noch eine Millionen Euro ausge- geben werden. Alle Zeitpläne waren nun Makulatur. Deshalb Viel zu tun hat es auch nicht mit dem neuen Beachclub am Treidelweg ge- klappt, als Projektentwickler Frank Lorenz sein Grundstück am Veritaskai für das geplante Hotel Abschnitt am östlichen Bahnhofskanal soll in diesem freiräumen wollte. Sommer fertig werden, am Treidelweg ein Jahr später Warum wollte die Stadt über- haupt so viel Geld für die Sanie- rung der alten Kais ausgeben? Ole von Beust hatte angekündigt, Teile ANDREAS GÖHRING, HARBURG krise hätte es diesen Beachclub Ihm fielen die 43,4 Millionen des Harburger Binnenhafens aus vielleicht tatsächlich schon gege- Euro – davon 39,4 Millionen für dem Hafengebiet – und damit aus Was wäre wenn? Ja, was ben. Baumaßnahmen und vier Millio- dem Zuständigkeitsbereich der wäre wenn es die welt- Nach der Finanzkrise kreiste nen für Grunderwerb und Gut- Hafenverwaltung Hamburg Port weite Finanzkrise 2008 nicht ge- nämlich überall der Rotstift. Hier achten – zwar nicht zum Opfer, Authority – zu lösen. Das Bau- geben hätte? Möglicherweise wurde gekürzt, da wurde gestri- das Geld wurde aber kräftig ge- recht wurde dann im Bebauungs- würden wir uns seit Wochen dar- chen. Und als es der Hamburger streckt. Statt in 10 Jahren sollte die plan Harburg 67 / Heimfeld 46 über ärgern, dass wir wegen Co- SPD 2010 gelang, den „Betriebs- Summe erst in 20 Jahren komplett geregelt. Dazu mussten aber auch rona nicht in den Beachclub am unfall CDU-Senat“ zu beenden ausgegeben werden. alle befestigten Kaianlagen auf Treidelweg dürften und uns den und Ole von Beust vom Hof zu Das hatte Folgen für die Sanie- ihre Tragfähigkeit untersucht wer- Klimawandel schön trinken jagen, griff die SPD erst einmal rung der Kaianlagen im Hafen. den. Im September 2006 stellten könnten. Ja, ohne diese Finanz- zum Rotstift. Plötzlich konnten pro Jahr nur die Gutachter fest: „Es finden sich 14 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 14/15 23.06.2020 14:33 Uhr Seite 2 klassische Kaimauern in unter- schiedlichen Konstruktionen, sowie konstruktive Ufersicherun- gen in Spundbauweise oder Trä- gerbohlwandkonstruktion mit Betonplatten ebenso wie geneigte Böschungen teilweise auch mit Bohlverbau. Abschnittsweise sind die Böschungen auch mit Stegan- lagen oder Gebäuden überbaut.“ Genug zu tun also. Seit einigen Jahren ist Dirk Köppel vom Bezirksamt für die Technische Entwicklungskoordi- nation zuständig. Regelmäßig be- richtet er in der Begleitgruppe Binnenhafenentwicklung über den Stand der Sanierung. Immer wieder gab es auch neue Erkennt- nisse. Als man zum Beispiel 2015 den Beachclub provisorisch an den noch nicht sanierten Treidel- weg verlegen wollte, stellten Gut- achter Mängel an der Tragkonstruktion der Kaimauer fest, die die Standsicherheit der Mauer beeinträchtigten. Der Be- achclub konnte noch nicht umzie- hen. Das war aber noch nicht alles. Nachdem sich das Ingenieur- An der Sanierung der Kaianlagen am Östlichen Bahnhofskanal und am Treidelweg wird eifrig gearbei- büro Sellhorn in der Ausschrei- tet. FOTOS: MAX bung für die Sanierung der Kaianlage Treidelweg durchge- setzt hatte, wurde noch einmal der geführt, dass sich die voraussicht- Kaianlage am Östlichen Bahn- Ist-Zustand untersucht. Uwe lichen Kosten auf jetzt 5,5 Millio- hofskanal noch in diesem Som- Pfeiffer vom Ingenieurbüro nen Euro erhöht haben. mer fertig werden. Ein gutes Jahr Es gab deutliche Sellhorn: „Es gab deutliche Ab- Trotzdem: Wenn es keine wei- später soll auch am Treidelweg weichungen zu den Planungsun- teren Überraschungen gibt, wird alles schier sein. Wenn dann Co- Abweichungen terlagen.“ Das habe auch dazu ein rund 340 Meter langes Stück rona im Griff ist und ein neuer zu den Beachclub an den Start geht, wäre die Welt – zumindest im Harbur- Planungsunterlagen ger Binnenhafen – wieder in Ord- Uwe Pfeiffer, nung. Ingenieurbüro Sellhorn Das Dach für Ihre Terrasse Holzleimbinderkonstruktion Dacheindeckung in Verbundsicherheitsglas z. B. 5,00 x 3,00 m 3.400,– € inkl. 19% MwSt. Inkl. Montage & Lieferung Kunze Holz & Glas Tel. 04484 / 920 190 in 27798 Hude www.terrassendach.de Å'( *5$8( (6(/´ ',( .8/785,*( :(,1.1(,3( ,1 +$5%85* gIIQXQJV]HLWHQ 'R ² 6D DE 8KU XQG QDFK 9HUHLQEDUXQJ .DUQDSS +DPEXUJ ²+DUEXUJ 7HO Dirk Köppel ist beim Bezirksamt Harburg für die Koordination der Arbeiten zuständig. Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 15
ha mag kw26 16/17 23.06.2020 12:57 Uhr Seite 1 Zwischen Drehschalter und Flachbildschirm auf der Brücke: Norbert Zimmermann über- nahm auch zeitweise den Po- sten des Schiffsführers. FOTO: CV FISCHKUTTER UND RETTUNGSBOOT Das Schiff der guten Hoffnung Die „Sea-Eye“ rettete „Sea-Eye“. An Land würde das gucken, was zu tun ist“, erzählt wohl schlicht „Schuppen“ heißen. Zimmermann. Flüchtlinge im Hinten ein Regal voller Rettungs- Die „Sea-Eye“ liegt seit Sommer Mittelmeer, nun soll westen, links Ablagen mit Wasser- 2019 im Harburger Binnenhafen, sie Erinnerungsort flaschen, in der Mitte zwei Tragen ihr Einsatz als Seenotrettungsschiff übereinandergestapelt. Fotos von vor der nordafrikanischen Küste werden Einsätzen im Mittelmeer zeigen ist beendet. Ihr neuer Auftrag im Menschen in Rettungsdecken ge- Binnenhafen lautet: Erinnern und CARSTEN VITT, HARBURG hüllt, betreut von einem ehren- zeigen, was auf dem Mittelmeer amtlichen Sanitäter. Einfacher passiert, wo nach wie vor Men- „Das war unsere ,Medical Standard für das Nötigste auf See, schen auf der Flucht nach Europa Care Unit’ – hier wurden und immer wieder stand die Crew in Lebensgefahr sind und ertrin- Gerettete medizinisch versorgt.“ vor neuen Herausforderungen. ken. In Parkposition: Das Schlauch- Norbert Zimmermann öffnet die „Als wir eine schwangere Frau an Freiwillige wie Norbert Zim- boot an Bord der „Sea-Eye“. Tür zu einem kleinen Holzver- Bord hatten, musste der Helfer mermann haben die Not mit eige- FOTO: CV schlag auf dem Vorderdeck der erstmal in seine medizinische Fibel nen Augen gesehen und können 16 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 16/17 23.06.2020 12:57 Uhr Seite 2 An einem Tag hatten wir elf Schlauchboote gleichzeitig gesichtet, ungefähr 180 Leute – so viele Rettungswesten hatten wir gar nicht dabei Rettungseinsatz im Mittelmeer: „Einmal hatten wir elf Schlauchboote auf einmal gesichtet“, erzählt Norbert Zimmermann, Zimmermann. FOTO: ZIMMERMANN Freiwilliger Helfer mutet wurden. „Das waren einfa- der „Sea-Eye“. „Hamburg als Ha- öffnen, Veranstaltungen zum che Schlauchboote oder Holz- fenstadt bietet die besten Möglich- Thema Seenotrettung zu organi- boote, häufig total überladen“, so keiten und das attraktivste sieren, mit lokalen Partnern wie Zimmermann. Die „Sea-Eye“- Publikum für den neuen ,Einsatz’ der Kulturwerkstatt Harburg und Crew fuhr mit einem Schlauch- als Think-Boat“, so Hans-Peter dem Museumshafen zusammen- boot hin, verteilte Rettungswesten Buschheuer von „Sea-Eye“. Har- zuarbeiten. Vorerst liegen alle Ak- und Wasserflaschen an die Insas- burg habe sich als erste Möglich- tivitäten an Bord brach. Es soll laut sen, sichtete den Zustand des keit angeboten, weitere Standorte Buschheuer jedoch weitergehen, Boots, fragte nach Verletzten. „An seien in Planung. sobald weitere Lockerungen der einem Tag hatten wir elf Schlauch- Die dritte Karriere der „Sea-Eye“ Corona-Einschränkungen es zu- davon erzählen. Der Hamburger boote gleichzeitig gesichtet, un- wurde nun von den Corona-Ein- lassen. Aktuelle Infos dazu gibt es kam 2016 an Bord des Schiffs der gefähr 180 Leute – so viele Ret- schränkungen jäh durchkreuzt. auf der Internetseite von Sea-Eye Hilfsorganisation „Sea-Eye“ aus tungswesten hatten wir gar nicht Geplant war unter anderem, das Regensburg. Er wollte sich damals dabei“, erzählt Zimmermann. Schiff regelmäßig für Besucher zu www.sea-eye-thinkboat.de in der Flüchtlingshilfe engagieren, Die Ersthelfer von der „Sea-Eye“ ein Freund erzählte ihm von der mussten dann in der Regel warten, Mittelmeer-Rettungsmission, und bis größere Schiffe aus der Nähe so wurde der Freizeitsegler und IT- die Geretteten an Bord nahmen. Fachmann schnell zu einem festen Nur im Notfall oder bei schlech- Crewmitglied. Seine Position: Ma- tem Wetter übernahm dies die schinist. Den rumpelnden Sechs- „Sea-Eye“ selbst. „Einmal hatten zylinder-Schiffsdiesel galt es in wir 200 Menschen an Bord auf Fahrt zu bringen und in Betriebs- dem Achterdeck“, erzählt Zimmer- laune zu halten. Kipphebel an den mann. Eine schwierige Situation, Ventilen ölen, die Welle schmieren, da das Schiff für so viele Passagiere Treibstoff in Zwischenbehälter nicht ausgerüstet ist – weder sani- umpumpen, die Zufuhrmenge im tär noch von der Verpflegung her. Blick behalten. Das ist auch einer der Gründe, Zugleich kennt sich der Maschi- warum die „Sea-Eye“ nun in Har- nist bestens mit dem Rest des burg liegt und nicht mehr über das Schiffes aus, von der Funkerecke Mittelmeer fährt. Denn ab 2018 auf der Brücke bis zu den Kabinen wurde von Hilfsorganisationen darunter. In einer Kajüte mit einer verlangt, dass Flüchtlinge an Bord schmalen Koje schlief er nach an- genommen und in Häfen gebracht strengenden Schichten. „Hier drin werden. Dafür braucht es jedoch war es bis zu 35 Grad heiß, dazu Schiffe mit einer Extraausstattung kamen noch die Wärme vom Ma- – das Ende der „Sea-Eye“ als Ret- schinenraum und das Vibrieren tungsschiff war damit besiegelt. des Motors. Aber irgendwann hat Der Verein steuerte daraufhin einen die Müdigkeit hinwegge- um zum Konzept des „Think- rafft.“ Mal hatte die Crew auf einer Boats“. Das Schiff soll Dokumenta- 14-tägigen Fahrt keine Boote ge- tionsstätte für die Seenotrettung sichtet, mal waren sie 24 Stunden und Veranstaltungsort zugleich am Stück im Rettungseinsatz. werden. Anschauungsmaterial gibt Haupteinsatzgebiet der „Sea- es reichlich: Zum einen ist der 1957 Eye“ war das Seegebiet vor der li- gebaute einstige DDR-Fischkutter byschen Küste in der Nähe von selbst ein Technikmuseum mit Tripolis. Von den dortigen Strän- einer Ausstattung, die es so kein den brachen Flüchtlinge aus Afrika zweites Mal gibt. Zum anderen mit häufig seeuntüchtigen Booten sind mit Crewleuten wie Norbert auf, um das europäische Festland Zimmermann Zeitzeugen vom zu erreichen. Die Crew der „Sea- Mittelmeer dabei, die von ihren Er- Eye“ hielt Ausschau nach Schiff- lebnissen erzählen können. brüchigen oder fuhr nach Nach neun Einsätzen an Bord Hinweisen der italienischen Küs- kümmert sich der Freiwillige mit tenwache zu Stellen, wo Boote ver- anderen Aktiven um den Erhalt Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 17
ha mag kw26 18/19 23.06.2020 12:54 Uhr Seite 1 Beyza ist von der Lounge im JobPoint begeistert. Die 20- Jährige, macht bei der Agentur für Arbeit ihr Duales Studium, schnuppert während ihres Praktikums ins Jobcenter Har- burg hinein. FOTOS: ISTEL JOBPOINT IN DER BLOHMSTRASSE Mit Lounge und Ausblick Hier erinnert nichts oder beim Erstellen einer Bewer- mehr ans klassische bung unterstützt. Wer nutzt das Angebot im Binnenhafen? „Zu Arbeitsamt uns kommen viele Studierende der TU Harburg, die hier Bewer- bungen schreiben“, so Wullkotte. KARIN ISTEL, HARBURG Dafür stehen entlang der Fen- sterfront sechs Computer, die ko- Ein orangefarbenes Sofa stenfrei genutzt werden können. oder zwei grüne Sessel Außerdem ist immer ein Berater laden zum bequemen Sitzen ein. da, der besonders in Fragen rund Davor ein Milchglastisch, auf um die Bewerbung geschult ist. den man Getränke stellen kann. „Wer Fragen hat, kann sich an die Von dem lichtdurchfluteten Fachkraft wenden.“ Raum hat man einen atemberau- Arbeitsvermittler Felix Berg- benden Blick über den Harbur- mann gehört zum Team der Be- ger Binnenhafen. Wer meint, in rater: Er ist seit Eröffnung des einem neuen After-Work-Club JobPoints hier tätig. „Unsere Be- zu sein, irrt sich. Die Lounge be- sucher brauchen Hilfe bei der findet sich im Jobcenter in der Bewerbung oder haben bei- Blohmstraße 14. spielsweise keinen Drucker oder „Der JobPoint ist etwas Beson- Computer zuhause, ihr Lebens- deres. Es gibt nur vier davon in lauf ist veraltet. Um zu erfahren, ganz Hamburg“, sagt die Harbur- was gebraucht wird, führe ich ger Jobcenter-Leiterin Bettina wie alle Kollegen ein Eingangs- Wullkotte. Hier wird man bei der gespäch, dann geht‘s los“, sagt der Arbeitsvermittler Felix Bergmann ist seit der Eröffnung des Job- Suche nach einem Arbeitsplatz Arbeitsvermittler. Points im Februar 2018 hier tätig. 18 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 18/19 23.06.2020 12:54 Uhr Seite 2 Bettina Wullkotte, Chefin des Jobcenters Harburg, im Gespräch mit Arbeits- vermittler Jens Adam, der den JobPoint leitet. Das Info-Material am JobPoint ist schnell vergriffen. Auch seine Kollegin Melanie Doch der Betrieb hatte zu viele sein“, so JobPoint-Chef Jens Planungen. Adam: „Wir müssen Timm sitzt regelmäßig am Schal- Mitarbeiter eingestellt, der Frau Adam, Chef vom JobPoint. Bei schauen, wie es mit den Veran- ter im JobPoint. Ihr freundliches wurde wieder gekündigt. Also der Messe mit dem richtigwei- staltungen weitergeht.“ Beratung Lächeln macht es leicht, sie anzu- versuchte Melanie Timm sie wie- senden Titel „Momente für Ta- läuft aktuell über Telefon oder In- sprechen, wenn man mit den der aufzubauen, schaute nach Al- lente“ waren 28 Aussteller und ternet. Derzeit wird noch am Hy- Computern oder der Bewerbung ternativen. Heute arbeitet die 700 Jobcenter-Kunden dabei. In gienekonzept gefeilt, damit der nicht weiterweiß. „Manche Besu- Frau wieder in ihrem alten Be- diesem Jahr macht die Corona- JobPoint wieder öffnen kann. cher kenne ich schon, sie kom- trieb in Nordrhein-Westfalen. Pandemie einen Strich durch die men regelmäßig. Ich begleite sie Regelmäßig organisieren die auf ihrem Weg bei der Suche Mitarbeiter Jobbörsen, zumindest nach Arbeit.“ So wie eine Einzel- vor der Corona-Pandemie. „Wir handelskauffrau. Sie hatte im wollen gern im aufstrebenden :,('(5(5g))181* JobPoint ihre Bewerbung ge- Harburger Binnenhafen auch schrieben, bekam einen Job. Ansprechpartner für Arbeitgeber l Manche Besucher kenne 6725( +DUEXUJ ,QIR 6KRS ich schon, sie kommen regelmäßig JRHV Melanie Timm JobPoint-Mitarbeiterin Kontakt und Infos DE -XQL jobcenter team.arbeit.ham- burg JobPoint Harburg Blohmstraße 14 콯 300 85 61 11 (Standort- gҬQXQJV]HLWHQ Hotline) oder 콯 24 85 14 44 (Service-Cen- ELV 8KU ter) Melanie Timm hat ein offenes E-Mail: team-arbeit-ham 2* LP 3KRHQL[ &HQWHU QHEHQ 6&+8+.$< Ohr für Fragen der Besucher burg.harburg-jobpoint@ und hilft gern weiter. jobcenter-ge.de ZZZFLW\PDQDJHPHQWKDUEXUJGH Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 19
ha mag kw26 20/21 23.06.2020 12:51 Uhr Seite 1 Die letzten Baulücken auf der Schlossinsel werden jetzt geschlossen: Zwischen SCHLOSSINSEL Boathouse und Inselleben entstehen Büroflächen und ein Parkhaus. FOTO: PRIMUS DEVELOPMENTS Bald mit Blick auf „Lightywood“ ANDREAS GÖHRING, HARBURG und des benachbarten Wohn- Nagel, Chef des Hamburger Pro- hauses mit dem nach Urlaub und jektentwicklers Primus develop- Direkt am Die Wohnungen waren Entspannung klingenden Etikett ments, nicht vorwerfen. Er hatte im Nu weg. Ausverkauft! „Inselleben“. Ein allzu euphori- die Baufelder 1 und 3b schon seit Lotsekai enstehen Das Boathouse auf der Schloss- scher Immobilienmakler hatte der Abschlusspräsentation der Bürohäuser für insel ist schon einzigartig: ein die Balkons sogar mal als IBA Hamburg im Blick, sagt er Wohnhaus im Süden mit vor- „Wohnzimmer im Grünen“ an- heute. Das war 2013. Es hat aber Technikfirmen nehmer Adresse und eigener gepriesen – mit einem „besonde- bis heute gedauert, bis Nagel sich und dahinter ein Bootsgarage im Haus. Dazu ein ren Blick auf die Umgebung“. auf die entsprechende Ausschrei- Weitblick auf den Harburger Und nun Bürohäuser? bung bewerben konnte, weil der Parkhaus Museumshafen und die Start-ups Lightywood ist ein Vorgriff auf Landesbetrieb Immobilienmana- im Channel. Dieser Blick wird eines der wenigen konkreten gement und Grundvermögen sich ändern, spätestens in zwei Ziele für den Hamburger Süden, (LIG) eben offenbar langsamer Jahren. Dann soll nämlich die im Koalitionsvertrag von arbeitet, als sich Ideen in den Lightywood fertig sein – ein Pro- SPD und Grünen für die kom- Köpfen von Stadtplanern und In- jekt, das ein überwiegend aus menden fünf Jahre formuliert vestoren entwickeln. Holz gebautes Gebäude mit worden sind – nämlich die Demnächst werden die Bewoh- einem Grundriss in Form eines Schließung der letzten Baulük- ner des Boathouses und des „In- H und fünf Stockwerken direkt ken im Harburger Binnenhafen. sellebens“ also auf den Anblick am Lotsekai sowie in zweiter Damit ist auch das Ende aller der Harburger Hafenkulisse ver- Reihe ein Parkhaus mit 250 Stell- Träume gekommen, in denen zichten müssen. Stattdessen plätzen und einem Bürogebäude das Quartier zwischen Süderelbe schauen sie von ihren „Wohnzim- umfasst. und B73 noch erkennbar von der mern im Grünen“ dann auf Park- „Sehleute“, die gerade in Coro- großen HafenCity zu unterschei- haus und Bürogebäude. nazeiten mit viel Tagesfreizeit den ist. Abgesehen von der Immerhin: Die Jury, die noch vor auffallend häufiger die Schloss- Größe vielleicht. der parlamentarischen Sommer- insel bevölkern, blicken neidisch Dass er den Lückenschluss pause über die Architektur von auf die Balkons des Boathouses vollendet, sollte man Achim Lightywood entscheiden wird, 20 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
ha mag kw26 20/21 23.06.2020 12:51 Uhr Seite 2 Das geplante Lightywood-Projekt auf der Schlossinsel. FOTO: PRIMUS Hauptnutzer ist nämlich „umlaut Es ist (...) fahrlässig, engineering Hamburg“, ein Inge- hat unter dem Beifall von Ham- nieurbüro aus der Blohmstraße. nicht die Chance burgs Baudirektor Franz-Josef „Umlaut“ hat ein Problem: Das zu ergreifen, Höing klargestellt, dass man eine Unternehmen muss aus seinem schlichte „Rückwand“ des Ge- aktuellen Domizil im Gebäude mit dem Baustoff bäudes nicht akzeptieren wird. zeichnete ein Polier auf der Bau- „Channel 10“ demnächst ‘raus. Holz in unseren Wenn es schon den Blick verstellt, stelle in Wilhelmsburg das Prin- Nagel: „Das könnte so gerade soll es wenigstens ansehnlich zip, nach dem das eben klappen.“ Gebäuden das sein. Daran werden sich die Insu- Studentenwohnheim „Woodie“ Nagel hat sich auch den Namen vorher der laner dann gewöhnen müssen, errichtet wurde. Holzmodul für „Lightywood“ ausgedacht. Zum genau so wie sie sich an den An- Holzmodul wurden in eine Fas- einen spiele das auf das Baumate- Atmosphäre blick der 380-Kilovolt- sung aus Beton eingesetzt. Am rial an, zum anderen soll es aber Hochspannungsleitung gewöhnt Ende der um die Hälfte des Übli- auch die Tatsache andeuten, dass entzogene CO2 für haben. chen verkürzten Bauzeit waren in Harburg die Schwerindustrie 50 bis 100 Jahre Lightywood passt ansonsten in 371 individuell eingerichtete immer mehr von der Leichtindu- die Zeit: Die Holzbauweise wurde Apartments fertig. strie – gemeint sind Ingenieurbe- zu speichern lange Zeit kritisch beäugt, weil Die kurze Bauzeit spricht für triebe, und Planungsbüros – Achim Nagel, Laien eine erhöhte Brandgefahr Lightywood. Einer der künftigen verdrängt werde. Primus developments sahen. Das ist aber wohl tech- nisch kein Problem mehr. Nagel verweist auf Nachhaltigkeit: „Es ist im Grunde genommen fahr- lässig, nicht die Chance zu ergrei- fen, mit dem Baustoff Holz in unseren Gebäuden das vorher der Atmosphäre entzogene CO2 für 50 bis 100 Jahre zu speichern und während dieses sprichwört- lichen Luftholens dafür zu sor- gen, dass das verbrauchte Holz + nachgewachsen ist, wenn die Ge- !" "( (! * &* "&"&! bäude ersetzt werden müssen.“ Primus developments hat Er- , 2#",6,!--5# fahrungen mit der Holzbauweise. „Wie Lego für Erwachsene“ be- ,-%#!7," 22!5# !"& ! & ) ! !( ! !( (" * +( ! ,, ',, $ #,, Wie Lego für %,-2# ,,, Erwachsene 25# %,52-!# Polier auf der 5, !! 4/ 4 Woodie-Baustelle 483 "5, !) *$ '8( 8 0 388 /$$ .88 ! 2)-,,,&,-%#!-,7 ) Jul./Aug. 2020 Binnenhafenlive 21
ha mag kw26 22/23 23.06.2020 12:48 Uhr Seite 1 Seit rund fünf Jahren Heimat der Harburger DLR-Zweig- stelle: das als „Goldfisch“ bekannte Gebäude in der Blohmstraße. FOTO: CVS Flexibel, kostengünstig und für kurze Landebahnen ge- eignet: Der Wettbewerbs- beitrag („rAPID“) der FORSCHUNG TU-Studenten im Modell. Flugtaxis FOTO: PRIVAT gegen den Stau Im „Goldfisch“ forschen deutsche Wissenschaftler zur städtischen Mobilität in der Luft CH. V. SAVIGNY, HARBURG wir gerade Untersuchungen an“, erklärt Gollnick. Die derzeit Flugtaxis? „Ein zukunfts- größte Nachfrage herrsche aller- trächtiges Thema“, sagt dings in asiatischen Großstädten Volker Gollnick, Inhaber des oder auch an der US-Westküste. In der Lehrstuhls für Luftransportsy- „Überall dort, wo Stau an der Ta- Luftfahrtforschung steme an der TU Harburg und gesordnung ist“, so Gollnick. Institutsleiter des Deutschen Entstanden ist das DLR im haben wir Zentrums für Luft- und Raum- Jahr 1969 – damals noch unter fahrt (DLR) in der Blohmstraße. dem Namen „Deutsche For- ungefähr Im Inneren des als „Goldfisch“ schungs- und Versuchsanstalt für 90 Prozent bekannten Gebäudes wird der- Luft- und Raumfahrt (DFVLR)“. zeit an innovativen Verkehrspro- 1997 bekam es seine heutige Be- des technisch jekten geforscht. zeichnung verpasst. Mittlerweile Machbaren „Urbane Luftmobilität“ nen- gibt es in der Bundesrepublik 16 nen es Fachleute – und meinen DLR-Institute mit rund 8.000 erreicht damit Drohnen für den Perso- Mitarbeitern. Hauptstandort ist Volker Gollnik nentransport, die vielleicht ir- Köln mit 1.500 Angestellten – Leiter des gendwann kommen werden. dagegen nimmt sich die 2007 ins Deutschen Zentrums Hamburg ist deutschlandweit Leben gerufene Harburger Au- für Luft- und Raumfahrt eine von insgesamt drei Modell- ßenstelle mit ihren gerade mal 30 nur deshalb arbeitet das DLR in- in Harburg städten. Bis zu vier Personen sol- Mitarbeitern noch recht mickrig terdisziplinär. „Ich finde es me- len auf die Weise schnell und aus. „Aber wir wachsen kräftig“, gaspannend, wie Technik, ohne Verkehrsstau von A nach B stellt Volker Gollnick klar. Dem- Philosophie und Gesellschaft in- gebracht werden können. Tech- nächst sollen weitere sieben einandergreifen“, so Gollnick. nisch sei das inzwischen alles Fachkräfte hinzukommen. Und Herzstück des Harburger DLR möglich, meint Gollnick, dessen auch die Quote der genehmigten ist das sogenannte Integrierte De- Team ein Gesamtkonzept für Förderanträge (etwa 70 Prozent) signlabor (IDL) – eine etwa den Hamburger Raum entwor- spricht für sich – üblich seien sechseinhalb Meter breite Moni- fen hat. Doch den Forschern der höchstens zehn Prozent. Bis zu torwand, an der Spezialisten aus Hamburger DLR-Filiale geht es 450.000 Euro pro Antrag werden Europa und Übersee per Web- um weitaus mehr als technische hier vergeben und in die For- konferenz zusammen an neuen Komponenten wie Auftrieb, schung zu den Themen Flug- Projekten arbeiten. Wenn man so Tragflügelfläche und autonome zeugbau, globaler Luftverkehr will, hat das DLR die Anforde- Steuerung. Es geht um Kosten, und Klimawirkung gesteckt. „In rungen der Corona-Krise sogar um mögliche Lärmbelästigung – der Luftfahrtforschung haben vorweggenommen: Denn hier ist und darum, ob sich die Bevöl- wir ungefähr 90 Prozent des die digitale Vernetzung keine kerung mit dem neuartigen technisch Machbaren erreicht – Notlösung sondern Standard. Transportmittel überhaupt an- das entspricht einer gewissen Kein Wunder, dass auch die TU- freunden könnte. „Dazu stellen Sättigung“, sagt Gollnick. Nicht Studenten, die am DLR das Fach 22 Binnenhafenlive Jul./Aug. 2020
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