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bioaktuell 3/09 DAS MAGAZIN DER BIOBEWEGUNG APRIL Mitmenschen mit arbeiten mit Seite 4 Die Biokirschenfliegenklatsche Seite 8
Zci]~ai/6jgZdWVh^Y^jbejaajaVch Für alle Fälle AKTION U FA-Mineralsalz UFA 293 UFA 195 phosporreich, gewürfelt ausgewogen, 7adhhdbEgdiZXi UFA 994 magnesiumreich, gewürfelt UFA 995 selenreich, gewürfelt \Z\Zc;ZjZgWgVcY Gratis 50 kg Viehsalz beim Bezug von 100 kg UFA-Mineralsalz vom 30. März bis 16. Mai 2009 6cYZgbVii7^dXdcigda6
KO LU M N E I N H A LT N bioaktuell Die soziale Charta schliesst eine wichtige Lücke Die biologische und die biodynamische Landwirtschaft setzen sich ein für nach- haltige Bodenbearbeitung und Humus- aufbau, für gesunde Pflanzen, für artge- VERARBEITUNG rechte Haltung und Fütterung der Tiere sowie für vielfältige Fauna und Flora. Aus 4 Mitarbeitende mit Behinderung Einsicht hat sich die Biolandwirtschaft Vermehrt setzen auch Bioverarbeiter Menschen Richtlinien gegeben, die verpflichtend mit einer geistigen, psychischen oder körperlichen und für alle verbindlich sind. Behinderung in ihren Betrieben ein. bioaktuell Richtlinien decken nur den berichtet aus dem Thurgau, wo die Lehmann rechtlichen Teil ab, Bioland- Holzofenbeck AG und der Ekkharthof zu Hause bau jedoch ist ganzheitlich. sind. Auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden, die Vermarktung inklusive PRODUKTION 4 Preisgestaltung und die 8 Kirschenfliege im Griff? Beziehung zu den Kunden Mit dem Mittel «Naturalis-L» steht ab diesem gehören dazu. Biobetriebe Jahr eine Art Biokirschenfliegenklatsche zur können Menschen mit Be- Verfügung: Wirkungsgrad bis 70 Prozent! hinderungen und seelisch Erschöpften Arbeit und den nötigen strukturierten Rahmen bieten. BIO SUISSE Alle diese sozialen Bestandteile des Bio- 10 Freude und Ärger an der Medienkonferenz landbaus stehen ausserhalb der Bioricht- Im vergangenen Jahr ist der Biomarkt in der linien. Damit sie ohne die verpflichtende Schweiz um über 11 Prozent auf 1,44 Milliarden Verbindlichkeit von Richtlinien gebüh- rend gewürdigt werden können, arbeitet Franken gewachsen. Weniger Freude machen Pläne des Bundes zur Streichung der Bioprämie. Demeter Schweiz seit einigen Jahren 8 an der sozialen Charta. Charta steht für Damit würde der ganzheitliche Biogedanke ge- Leitlinie und Selbstverpflichtung, sozial fährdet und stattdessen einseitiges Spezialistentum für die wechselseitige Beziehung der gefördert, hiess es an der Jahresmedienkonferenz Menschen, den Umgang der Menschen von Bio Suisse. untereinander. Die soziale Charta von Demeter spricht auch die Auseinandersetzung und die 12 Heisse Eisen für die DV Vertiefung mit den Grundlagen der Knospe im Discount? Agrarfreihandel? Ebermast? biodynamischen Landwirtschaft an und Schärferer GVO-Grenzwert? Knospe auf fordert zur Teilnahme am kulturellen Alugetränkedosen? Die Delegiertenversammlung Leben und Austausch mit dem sozialen vom 22. April soll eine Reihe heisser Eisen anpa- Umfeld auf. Der jährliche Rückblick soll cken. sich nicht nur auf die eigene Tätigkeit 10 beziehen, sondern diese in Verbindung setzen zu den Bedürfnissen der Mitarbei- tenden, der Kunden und der Umwelt. RUBRIKEN Aber auch die Demeter-Richtlinien sind 14 Ratgeber Teil der sozialen Charta, denn auch sie 16 Kontrolle und Zertifizierung erfüllen eine wichtige soziale Aufgabe: Wenn der persönliche Kontakt nicht 17 Notizen möglich ist, schaffen sie sowohl für die 17 Impressum Kunden als auch für die Bauern unter- 19 Konsum einander gegenseitig Verlässlichkeit und 20 Agenda Vertrauen. 22 Das letzte Wort. Leserbriefe Die soziale Charta erfasst die Ganzheit- lichkeit der Biobewegung neu und zeit- 19 23 Märitstand gerecht und zeigt, wie umfassend Höfe, Verarbeiter und Händler nach innen und aussen wirken und zusammenwirken. Susanna Küffer Heer, Geschäftsführerin Verein für biologisch- Titelbild: Marco Hodel, Bäcker bei dynamische Landwirtschaft, Arlesheim Lehmann Holzofenbeck in Lanterswil TG T . Bild: Marion Nitsch bioaktuell 3/09 3
N VERARBEITUNG Engagierte Bioverarbeiter engagieren Handicapierte Unter Biobauern hat die Beschäftigung handicapierter Menschen eine lange Tradition. Vermehrt werden auch in der Verarbeitung Menschen mit einer geistigen, psychischen oder körperlichen Behinderung eingesetzt. Während die Verarbeitungsbetriebe so ihre soziale Verantwortung wahrneh- men, haben Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, eigene Qualitäten einzubringen, und über- nehmen teilweise auch wenig geliebte Hilfsarbeiten. S chon von Beginn weg gab es bei uns Arbeits- und Ausbildungsplätze auch für handicapierte Menschen», erzählt Zusammen mit seiner Frau Mares kaufte Andreas Lehmann 1976 die da- mals kleine Bäckerei im ländlichen Mit- Andreas Lehmann, Gründer der Leh- telthurgau. Mittlerweile gehört der Be- mann Holzofenbeck AG in Lanterswil trieb zu den grössten Biobäckereien der TG. Er erinnert sich an einen Lehrling aus Schweiz und beliefert Kundschaft von St. der Drogenszene und an eine Person mit Gallen bis Zürich. 2007 übernahmen die leichtem Autismus, die unter den ersten beiden Söhne Florian und Joachim die Menschen mit Behinderung im Betrieb Geschäftsführung. waren. Dieses Engagement war für An- In der Backstube im Wohnhaus der dreas Lehmann immer eine Art Selbst- Lehmanns duftet es herrlich nach fri- verständlichkeit, eine Lebenseinstellung, schem Brot – von Weggli für die Gastro- in die er hineingewachsen ist: «Schon bei nomie bis zu Dinkelzöpfen und Apfel- meinem Vater, der Bäcker in St. Gallen taschen. In einer Ecke wird gerade Voll- war, gab es immer Platz für solche Men- kornteig geformt, in einer anderen Pra- schen. Ein Betrieb ist ein sozialer Orga- linémasse gerührt, und am Ecktisch, wo nismus, wie die Gesellschaft als Ganzes morgens ein Teil der Belegschaft gemein- ein sozialer Organismus ist.» sam frühstückt, werden Osterhasen sorg- fältig in Zellophan verpackt, versiegelt und mit einer grünen Masche dekoriert. Von den insgesamt 50 Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern, welche die Biobäckerei beschäftigt, haben vier eine Behinderung. Sie übernehmen Arbeiten vom Abwaschen, Putzen, Kochen für das gemeinsame Mittagessen, über den Ver- kauf im Laden bis zum Backen. «Sie neh- men uns viel ab, was anderen als eintö- «Formen schminken» heisst diese Arbeit. nige Arbeit erscheint», so Andreas Leh- Barbara Schäfli malt Osterhasenaugen und andere Verzierungen in die Negativform, mann. in die anschliessend die Schokolademasse gegossen wird. Schwachstellen akzeptieren, von Stärken profitieren dächtnis. Sie vergisst nie etwas, kann sich «Als wir mit der Beschäftigung und Aus- Termine sehr gut merken und gilt im Be- bildung handicapierter Menschen began- trieb als «wandelnde Agenda». Ein an- nen, glaubten wir, sie so weit bringen zu derer glänzt mit einer blühende Fanta- müssen, dass sie ihre Arbeit wie Men- sie und kann die Geschichten, die er aus schen ohne Behinderung verrichten kön- dem Stegreif erfindet, auch hervorragend nen.» Doch heute wisse man, dass man erzählen. «Und Menschen mit Behinde- Schwachstellen akzeptieren muss und da- rung haben viel öfter ein Lachen im Ge- für von Stärken profitiert, die Mitarbei- sicht!», ergänzt Lehmann. tende mit Behinderung mitbringen: Sie sind meist weniger ausdauernd, dafür Respekt und Begleitung entdecken Vorgesetzte und Kolleginnen unverzichtbar immer wieder spezielle Fähigkeiten. «Unsere handicapierten Mitarbeiter sind So verfügt beispielsweise eine Mit- wie Seismografen», so Lehmann: Sie hät- Marco Hodel hat seine Bäckerlehre am Ekkharthof gemacht und arbeitet jetzt arbeiterin mit einer geistigen Behinde- ten ein sehr gutes Gespür dafür, ob sie beim Lehmann Holzofenbeck. rung über ein ausserordentlich gutes Ge- von anderen Menschen mit Respekt be- 4 bioaktuell 3/09
handelt und geachtet würden. Er nennt Erfahrung, habe jedoch die Tendenz, Fäl- Abwechslung bieten, das Beispiel eines hoch qualifizierten le abschliessen und Dossiers schliessen Eigenverantwortung stärken Mitarbeiters, den er nach kurzer Zeit ent- zu wollen. Der Ekkharthof in Lengwil liegt 20 Kilo- lassen musste, weil er Mitarbeitende mit meter nördlich von Lanterswil, auf dem einer Behinderung nicht respektierte. Kooperation fördert Integration Seerücken, südwestlich von Kreuzlingen. «Oft zeigen sich negative Charakterei- Für ihr grosses Engagement wurde die Am Eingang des Anwesens befindet sich genschaften von sogenannt Normalen im Lehmann Holzofenbeck AG am 24. Ja- der Bioladen, der ein Vollsortiment aus Umgang mit Behinderten schneller», ist nuar mit dem «This-Priis» ausgezeichnet, Eigenprodukten sowie zugekaufter Bio- Lehmanns Erfahrung. Im Unternehmen der Betrieben verliehen wird, die Han- ware anbietet. Die Gewürze von Anis bis werden alle Mitarbeitenden im Anstel- dicapierte in die Arbeitswelt integrieren Zitronenthymian sowie die grosse Palette lungsfragebogen nach ihrer Einstellung (vgl. Kasten Seite 6). Das Preisgeld er- an Kräuterteesorten stammen zu 95 Pro- zu Menschen mit Behinderung gefragt. möglicht der Biobäckerei Lehmann, sich zent aus eigenem Anbau. Trotz der grossen Toleranz, die den noch stärker einzusetzen: Unter ande- behinderten Mitarbeitern in der Biobä- rem soll die fachliche Unterstützung für Bilder: Lehmann Holzofenbeck AG ckerei entgegengebracht wird, dürfe man die Menschen mit Behinderung im Be- nicht naiv sein, es brauche klare Regeln trieb verstärkt werden. Diskutiert wird, und Grenzen, betont Geschäftsleiter Flo- spezialisierte Fachleute vom Ekkharthof rian Lehmann. Besonders wichtig für ei- in Lengwil TG beizuziehen. Mit einem ne erfolgreiche Eingliederung von geis- Teil des Preisgeldes sollen Freizeitaktivi- tig, seelisch oder körperlich Handica- täten der handicapierten Mitarbeitenden pierten in den Berufsalltag sei die Unter- finanziert werden. stützung durch auswärtige Personen wie Der 1974 gegründete Ekkharthof ist die Eltern, eine Mentorin oder einen Bei- eine Heil- und Bildungsstätte mit anthro- stand. Am hilfreichsten sei ein Netz von posophischer Heilpädagogik und Sozial- engagierten Bezugspersonen ausserhalb therapie für Menschen mit einer Behin- des Betriebs, die alle positiv zusammen- derung. Eine Zusammenarbeit zwischen arbeiten. Florian Lehmann berichtet von den beiden Betrieben besteht bereits: In einem jungen, sozial schwachen Schnup- der Vorweihnachtszeit 2008 stellte erst- perlehrling, der den Betrieb vor grosse mals eine Gruppe aus dem Ekkharthof Herausforderungen stellte und schliess- in der Backstube der Bäckerei Lehmann lich nicht angestellt werden konnte, weil Konfekt her. Eine weitere Idee ist die ge- die Unterstützung durch die Eltern fehl- meinsame Produktion von Osterhasen. te. «Auch ein begleiteter Einsatz in der frei- «Ein Beistand oder eine andere exter- en Wirtschaft kann Integration bedeu- ne Person sollte die handicapierten Men- ten», sagt Stephan Lauinger, Werkstätten- schen langfristig begleiten und regelmäs- leiter des Ekkharthofs. Jedenfalls bringen sig am Arbeitsplatz vorbeikommen», for- die Besuche beim Holzofenbeck den be- dert Andreas Lehmann. Die IV, so seine treuten Menschen vom Ekkharthof Ab- wechslung und sie wirken motivierend. Vier Linden: Attestlehren für Menschen Die Gerätschaften müssen glänzen: Basil Haegi knöpft sich den Abwasch vor. mit Lernschwäche Reformhaus, Bäckerei, Imbisscafé überwinden – die meisten absolvieren Zum Ekkharthof gehören ein Son- und Boutique: Das Angebot der «Vier nach ihrer Zeit bei den Vier Linden Linden» ist breit gefächert. Getragen sogenannte Berufspraktika. «Nicht alle derschulheim und ein Wohnheim mit werden die Betriebe der «Vier Linden» können nachher normal arbeiten», räumt Beschäftigung für 150 Personen. Der be- vom 1973 gegründeten Verein Zürcher Stadelmann ein. Sicherlich müssten hinderungsbedingte Mehraufwand der Eingliederung, der junge Menschen mit sich die Ausbildungsverantwortlichen von einem Verein getragenen Institution geistigen Entwicklungsschwierigkeiten mehr Zeit nehmen als für Lehrlinge wird durch staatliche Subventionen abge- oder körperlichen Behinderungen ohne Behinderung. Die Fachleute im deckt. Immerhin haben die Werkstätten beruflich integrieren will. Die Lehrlinge Betrieb hätten selten eine pädagogische im vergangenen Jahr mit dem Verkauf ih- absolvieren zum grössten Teil entweder Zusatzausbildung, Voraussetzung sei rer Produkte fast 1,5 Millionen Franken eine zweijährige Attestausbildung oder jedoch eine gute soziale Kompetenz. erwirtschaftet, bemerkt Werkstättenleiter eine dreijährige Fachausbildung. Externe Unterstützung sei vor allem bei Die Erfahrungen mit der Eingliederung den schulischen Fächern notwendig und Stephan Lauinger nicht ohne Stolz. der Jugendlichen in die freie Wirtschaft erfolge durch Stütz- und Förderunter- Während Andreas Lehmann ver- seien durchmischt, so Raphael Stadel- richt. Die durch den Betreuungsaufwand neint, dass die Betreuung Behinder- mann, Geschäftsleiter der Vier Linden verursachten Kosten seien teilweise ter eine Aufgabe des Arbeitgebers sei, ist in Zürich: «Wichtig ist das Kontakt- und hoch. «Und um die Ziele zu erreichen, für Stephan Lauinger die Betreuung ei- Beziehungsnetz der Klienten.» Die Vier ist das Engagement des ganzen Umfelds ne Profession: «Der Aufwand dafür darf Linden begleiten ihre Lehrabgänger der Jugendlichen notwendig.» Zu einer nicht unterschätzt werden.» Lauinger be- beim Einstieg ins Berufsleben und Kündigung komme es nur selten bei den tont, wie wichtig die Schulung der Mitar- helfen ihnen so, die erste Schwelle zu Vier Linden. str beitenden ist: «Alle haben entweder ei- bioaktuell 3/09 5
Bild: Stefanie Strauch Lehmann Holzofenbeck holt This-Priis Der This-Priis zeichnet Unternehmen aus, die in vorbildlicher Weise Men- schen mit Behinderung integrieren und beschäftigen. Der mit 25 000 Franken dotierte Preis wurde im Januar 2009 zum vierten Mal vergeben. Die Preisträger 2009 sind die Lehmann Holzofenbeck AG in Lanterswil TG sowie Tobias Juchler & Co., Garten- und Landschaftsbau in Rümlang ZH. Lehmann Holzofenbeck, mit 50 Mitarbeitenden eine der grössten Bild: zVg biologischen Bäckereien der Schweiz, beschäftigt seit der Gründung im Jahr 1976 Menschen mit Handicap. Mit der Firma hosberg AG, Bio Eierhan- del, in Rüti ZH, wurde bereits bei der ersten Verleihung im Jahr 2006 eine bekannte Biounternehmung mit dem This-Priis geehrt. Der This-Priis ist nach Mathias «This» Widmer benannt, der durch eine cerebrale Lähmung sowie eine starke Sehbehinderung handicapiert ist. This wollte immer im normalen Arbeitsmarkt arbeiten, nicht in einer geschützten Werkstatt. Basil Haegi ist in der Produktion tätig. Coole Maschinen findet er heiss! Seine Familie rief 2005 den This-Priis ins Leben. Mit der Unterstützung von ne pädagogische Zusatzausbildung oder der Schwerpunkt einst auf einer thera- Spenderinnen und Spendern, darunter werden intern geschult.» peutischen Beschäftigung lag, wird heu- auch Firmen, Organisationen und Die Hauptaufgabe des Ekkharthofs te verstärkt auch auf Produktion gesetzt. Gemeinden, kann sie einen Teil der an- sei die Beschaffung von sinnvollen Ar- Denn wenn Mitarbeitende mit Behinde- fallenden Aufwendungen finanzieren. beitsplätzen, so Lauinger. Doch während rung erleben, wie Milch zu Joghurt ver- mb 6 bioaktuell 3/09
Bilder: Stefanie Strauch Abwägen, Verschweissen, Verpacken: Christian Ruetz im Einsatz für den Tee- und Kräuterversand des Ekkharthofs. arbeitet wird, wie das Joghurt ins Glas Martin Ott von der Stiftung Fintan kommt, dieses etikettiert und am Ende und Präsident des FiBL-Stiftungsrats verkauft wird, wirke sich das positiv auf stellt fest, dass in der Landwirtschaft häu- seine Motivation aus. figer als früher Menschen mit Behinde- «Alles, was wir tun, tun wir mit den rung arbeiten. Weil immer mehr bäu- Menschen mit Behinderung», hält Ste- erliche Betriebe ihre Erzeugnisse auch phan Lauinger fest. Er möchte neue Pro- selbst verarbeiten, erwartet Ott eine wei- dukte entwickeln, mehr verschiedene tere Zunahme der Beschäftigung von Produkte herstellen und verkaufen. Inno- Handicapierten. vationen und Abwechslung fördern die Dass dieses soziale Engagement auch Integration in den Arbeitsalltag, ist Lau- bei den Konsumentinnen und Konsu- inger überzeugt. Und der Bezug eines menten gut ankommt, zeigt eine Studie kleinen Lohns unterstütze die Eigenstän- über den Einfluss von ethischen Wer- digkeit und Eigenverantwortung der be- ten auf das Konsumverhalten: Über zwei treuten Mitarbeitenden. Drittel der Befragten gaben an, beim Kauf eines Lebensmittels darauf zu ach- Auf vielen Bauernhöfen ten, ob bei Produktion und Verarbeitung selbstverständlich Behinderte beschäftigt worden seien (vgl. Noch ist es eine Minderheit der Biover- bioaktuell 1/09, Seiten 14/15). arbeiter, die Menschen mit einer Behin- Stefanie Strauch derung beschäftigt. Zahlen dazu gibt es nicht. Doch Jacqueline Forster, Medien- verantwortliche von Bio Suisse, gibt zu bedenken, dass auf Biobauernhöfen die Mitarbeit von Menschen mit Behinde- i Mehr Informationen www.lehmann-holzofenbeck.ch rung eine lange Tradition habe: «Es ge- Vom Garten frisch auf den Tisch: Gärtner www.ekkharthof.ch Konrad Müller und Gärtnerin in Ausbildung hört zum ganzheitlichen Weltbild des www.vau-zet-eee.ch Vier Linden Christine Wanner rüsten Nüsslisalat für die Biolandbaus, Handicapierte selbstver- www.this-priis.ch Grossküche am Ekkharthof. ständlich in den Alltag einzubeziehen.» bioaktuell 3/09 7
N PRODUKTION Neues Biomittel schaltet Kirschenfliege weitgehend aus Die Kirschenfliege trat in den letzten Jahren verstärkt auf und verursachte hohe Ertragsausfälle. Ab diesem Jahr ist nun das Mittel «Naturalis-L» zur Bekämpfung zugelassen. In Versuchen wurde ein Wirkungsgrad von 70 Prozent erreicht. Das sieht nach einem Durchbruch für den Biokirschenanbau aus. Für den erfolgreichen Einsatz gilt es jedoch einige Stolpersteine zu umgehen. Ä hnlich wie beim Produkt Madex han- delt es sich bei Naturalis-L um einen lebenden Mikroorganismus, der bei den Naturalis-L richtig anwenden schlüpften oder zugewanderten Fliegen bis zur Ernte effizient zu unterbinden, sollten die Applikationen bis sieben Tage Zielinsekten zur Erkrankung und zum N Fallen zur Flugüberwachung vor der Ernte fortgesetzt werden. Tod führt. Während in Madex Granulo- frühzeitig montieren. Schwefel ist mit Naturalis-L gut kom- seviren enthalten sind, die spezifisch ge- N Erste Behandung 5–10 Tage binierbar, die beiden Mittel können sogar gen den Apfelwickler wirken, sind in Na- nach Flugbeginn. als Tankmischung ausgebracht werden. turalis-L Sporen des Pilzes Beauveria bas- N 2,4 Liter Naturalis-L mit 1000 bis Allerdings sollte die Spritzbrühe unmit- 1600 Liter Wasser pro Hektare auf siana (Stamm ATCC 74040) wirksam, telbar nach dem Ansetzen gespritzt wer- Tropfnässe applizieren. die verschiedene Insekten befallen kön- den und nicht über längere Zeit im Tank N Wiederholte Behandlungen alle nen. Gemeinsam ist beiden Produkten, 7 Tage. stehen. Von Mischungen mit anderen dass die Mikroorganismen sensibel auf N Letzte Behandlung 7–10 Tage Fungiziden ist in jedem Fall abzuraten. Umwelteinflüsse reagieren. Insbesondere vor der Ernte. UV-Strahlung führt zum raschen Abbau. N Optimale Applikationstechnik: Optimale Applikationstechnik Auch oberste Baumspitzen müssen und gepflegte Anlagen Früh anfangen und Applikation benetzt werden. cd Für die repellente Wirkung gegen die Ei- alle sieben Tage wiederholen ablage müssen möglichst alle Früchte von Wie beim Apfelwicklergranulosevirus Gelbfallen zur Überwachung des Flug- Spritzbelag überzogen sein. Das setzt ei- sind daher auch beim Einsatz von Natu- beginns zu montieren: in frühen Lagen ne gute Applikationstechnik voraus. Zu- ralis-L wiederholte Behandlungen (alle Anfang Mai, in späten Lagen Ende Mai. dem sollten die Bäume in der Höhe be- sieben Tage) nötig. Je nach Wetter sind die Fliegenweibchen grenzt sein und eine lockere Krone auf- Da Naturalis-L ausschliesslich gegen sechs bis zehn Tage nach dem Schlupf weisen. die Fliegen und nicht gegen die Eier und bereit zur Eiablage. Häufig sind die Kir- Bei optimaler Anwendung kann ein Maden wirkt, muss die erste Applika- schen zu diesem Zeitpunkt noch nicht Wirkungsgrad von 70 Prozent erreicht tion vor Beginn der Eiablage stattfinden. im Farbumschlag. Die erste Behandlung werden, was jedoch bei sehr hohem Be- Es empfiehlt sich also, schon frühzeitig muss also teilweise schon kurz vor dem fallsdruck eventuell zu wenig ist. Daher Farbumschlag der Kirschen durchge- sind phytosanitäre Massnahmen zur Po- führt werden. pulationsreduzierung zu beachten: Die Ab Mai: Merkblatt Pflanzen- Neben der direkten abtötenden Wir- Früchte sollten jedes Jahr vollständig und schutz im Biosteinobstanbau kung hat Naturalis-L eine repellente (ab- möglichst frühzeitig geerntet werden. haltende, abschreckende) Wirkung zum Befallene Kirschen sollten aus der Anlage Gleich am Anfang der 20-seitigen Publikation sind alle Pflanzenschutzmassnahmen in einer grossen Zeitpunkt der Eiablage: Mit Spritzbe- entfernt und nicht auf die Erde geworfen Grafik übersichtlich dar- lag überzogene Früchte werden nicht be- werden. (Eine bessere Idee für die Ver- MERKBL AT T gestellt. Es folgen die im fallen. Um die Eiablage von später ge- wendung madiger Kirschen finden Sie im Pflanzenschutz Bioanbau sehr wichtigen Kästchen auf Seite 9 oben rechts.) im Biosteinobstanbau indirekten Massnahmen zur Verhinderung der Aus- Netze, Fallen oder Spritzung breitung von Krankheiten – die Kostenfrage und Schädlingen. In einem Je nach Reifezeitpunkt der Sorten sind separaten Kapitel werden Zum erfolgreichen Anbau von Biosteinobst in Niederstamm- anlagen gehört neben geeigneten Sorten und den indirekten Pflege- mit der beschriebenen Behandlungs- die bewilligten Wirkstoffe massnahmen heute ein Witterungs- 2009 Ausgabe Schweiz schutz. Trotzdem ist auch direkter Pflanzenschutz nötig. Das Merkblatt strategie drei bis fünf Spritzungen nö- zeigt die Krankheiten und Schäd- linge und wie sich der Obstbauer und Methoden beschrie- dagegen wehren kann. ben. Auf den hinteren tig. Beim derzeitigen Preis von rund 100 zehn Seiten steht Wissenswertes über die einzelnen Franken pro Liter Naturalis-L plus Ma- Schadorganismen, vom Aprikosenwickler bis zur schinen- und Arbeitskosten kommt der Zwetschgenblattlaus. Einsatz von Naturalis-L auf etwa 1300 Unter www.shop.fibl.org können Sie das Merkblatt Franken pro Hektare zu stehen. Ange- ab Mai kostenlos herunterladen. Ein Ausdruck ist für sichts der gegenwärtig sehr guten Preise Fr. 9.– erhältlich beim FiBL, Tel. 062 865 72 72, Hat Kirschen und Produzentinnen lange für Biotafelkirschen ist der Einsatz sicher Fax 062 865 72 73. Bestellnummer: 1517 rs genug madig gemacht: die Kirschenfliege. lohnend. 8 bioaktuell 3/09
Maden und Puppen für die Forschung Für weitere Versuche sucht das FiBL madige Kirschen beziehungsweise Kir- schenfliegenpuppen. Produzentinnen und Produzenten melden sich bitte bei Claudia Daniel, FiBL, Tel. 062 865 72 91, E-Mail claudia.daniel@fibl.org jedoch eher zu teuer. Hier besteht weiter- hin eine Bekämpfungslücke. Das FiBL führt daher die Forschung im Bereich Kirschenfliege weiter: In den nächsten Jahren soll der Einsatz einer pa- Madenbefall ist Ausfall: Tafelkirschen sind bereits bei einem Befall von zwei Prozent un- rasitischen Schlupfwespe zur Senkung verkäuflich. des Befallsdruckes geprüft werden. Claudia Daniel, FiBL Für Neupflanzungen grossfruchtiger Leimfallen können daher nur zur Flug- Bilder: Claudia Daniel Tafelkirschen, die ohnehin mit einem Re- überwachung sowie in Einzelfällen zur gendach ausgestattet werden, empfiehlt es Regulierung der Kirschenfliege im Haus- sich, eine Abdeckung mit engmaschigen garten empfohlen werden. Netzen in Betracht zu ziehen. Die Zusatz- kosten für die Einnetzung belaufen sich Bekämpfungslücke auf etwa 800 Franken pro Hektare.* in den Hochstämmen Der Einsatz von Leimfallen (eine Fal- Mit Naturalis-L steht ein gutes Produkt le pro Niederstammbaum) ist mit 3100 zur Regulierung der Kirschenfliegen in Franken pro Hektare deutlich teurer. modernen Tafelkirschenanlagen sowie in gut bewirtschafteten Halbstammanlagen * Eingerechnet sind die Kosten für das zur Verfügung. Für Hochstammbäume Rantai-K-Netz, die Abschreibung über sechs Jahre sowie die Arbeitskosten. Nicht sowie für extensiv bewirtschaftete Halb- berücksichtigt sind die Kosten für ein stammbäume zur Industriekirschenpro- Von Pilz befallenes Kirschenfliegenweib- Regendach. duktion ist der Einsatz von Naturalis-L chen. Biokirschen und Biozwetschgen sehr gefragt Forschungserfolge im Pflanzenschutz durchschnittlich 10 Tonnen deren 50 bis In den letzten Jahren sind erste Produ- und bei den Sorten haben in den 70 Tonnen pro Jahr verwertet werden. zentinnen und Produzenten neu in den letzten Jahren zu einer entscheidend Auch Biokirsch erfreut sich einer zuneh- Biosteinobstanbau eingestiegen oder verbesserten Ertragssicherheit im Bio- menden Nachfrage, sei es für die Ver- haben ihren alten, den Anforderungen steinobstbau geführt: Neue Pflanzen- arbeitung (zum Beispiel zu Biofondue) nicht mehr genügenden Bestand durch schutzmittel helfen, die Schlüsselprob- oder als qualitativ hochwertiges Destillat. moderne Anbauformen ersetzt. Vorwie- leme Blattläuse und Kirschenfliege Nebst regionalen Abnehmern sucht die gend in der Deutschschweiz sind etwa weit sicherer zu regulieren. Mit einem Firma Humbel für dieses Jahr 50 bis 60 5 Hektaren Tafelkirschen und 2,5 Hekt- Witterungsschutz lassen sich in Nie- Tonnen Biobrennkirschen. Ausser den aren Zwetschgen gepflanzt worden. Im derstammanlagen auch die heute nach- neuen Tafelsorten werden alle Sorten Baselbiet sind über 200 neue Hoch- gefragten, grossen und knackigen Sorten angenommen. Für eine gute Qualität stammbäume mit robusten und schüttel- vor Befall mit Monilia und anderen Krank- (18 Grad Brix) werden franko Brennerei baren Sorten dazugekommen. heiten schützen. Im Sortenangebot, das Fr. 1.20 bezahlt. Es lohnt sich also auch N Über die «Aufbruchstimmung im Bio- in den letzten Jahren stark gewachsen ist, beim Hochstammbestand, mit einer kirschenanbau» und die schon damals finden sich auch einige robuste und am Mindestpflege (Schnitt- und Hygiene- erfreuliche Ertrags- und Marktlage berich- Markt gefragte Sorten. massnahmen, Austriebbehandlung) für tete bioaktuell im Mai 2007 ausführlich. Damit eröffnen sich sowohl für die gute Erträge und Qualitäten zu sorgen. Wer sich für diese Ausgabe (Nr. 5/07) Tafelfruchtproduktion in Niederstamm- N Interessenten können sich direkt bei interessiert, wende sich bitte an anlagen als auch für den Industriefrüch- der Firma Humbel melden: Markus Bär, FiBL, Tel. 062 865 72 80, teanbau in Anlagen und auf Hochstäm- Humbel Spezialitätenbrennerei AG, E-Mail markus.baer@fibl.org men interessante Perspektiven. Auch Baumgartenstrasse 12, 5608 Stetten, N Produzentinnen und Produzenten, die die Marktaussichten sind sehr günstig. Tel. 056 496 50 60, in den Anbau von Biosteinobst einsteigen Kurz- bis mittelfristig wären, so besagen E-Mail info@humbel.ch oder ihre bestehenden Anlagen erweitern Schätzungen, 100 bis 200 Tonnen Bio- Entsprechend interessant sind die Pro- möchten, können sich gerne durch die tafelkirschen absetzbar – das Angebot duzentenpreise beim Biosteinobst. Es FiBL-Beratung informieren und beraten liegt gegenwärtig bei gerade einmal rund herrschen ideale Bedingungen für den lassen: Andi Häseli, Tel. 062 865 72 64, 10 Tonnen pro Jahr. Industriekirschen Einstieg in einen modernen Steinobst- E-Mail andreas.haeseli@fibl.ch). könnten anstatt der heute angelieferten bau. Andi Häseli, FiBL bioaktuell 3/09 9
N BIO SUISSE Markt wächst, Politik hemmt An der Jahresmedienkonferenz sprach Bio Suisse Geschäftsführer Markus Arbenz Klartext: Die Pläne des Bundes zur «Weiterentwicklung der Direktzahlungen» alarmieren Bio Suisse. Die Bioprämie soll ge- strichen, der Biolandbau also nicht mehr gefördert werden. Damit stünde die Schweiz international im Abseits. Rasant gewachsen ist der Biomarkt im Jahr 2008. Er nahm um 11,2 Prozent auf 1,44 Milliarden Franken zu. Der Anteil der Biolandwirtschaftsbetriebe ist mit 11,9 Prozent praktisch konstant geblieben. D ie Pläne des Bundes zur «Weiter- entwicklung der Direktzahlungen» (WDZ) lösen bei Bio Suisse Entrüstung Mit einer detaillierten Untersuchung des FiBL belegte Bio Suisse an ihrer Jahres- medienkonferenz Ende März die gesell- Fördern von einseitigem Spezialistentum Mit der geplanten Streichung der Bioprä- aus: Dem System Biolandbau wird of- schaftlichen Leistungen des Biolandbaus. mie geht der Bund zwei grosse Risiken fenbar keine besondere Bedeutung mehr Ausserdem wurde eine Delegation von ein: beigemessen. Damit nimmt der Bund in Bio Suisse und FiBL beim Bundesamt für N Statt ein zertifiziertes Biogesamtpaket Kauf, dass Biobetriebe aufgeben müssen. Landwirtschaft in der Sache vorstellig. zu fördern, belohnen die Pläne des Bundes einseitiges Spezialistentum. Ganzheitlicher Biogedanke Auf diese Weise werden die Land- Neuer Bioladen in Brig gefährdet wirtschaftsbetriebe zum Beispiel eine Eugen und Silvia Oggenfuss betreiben in Termen Die Direktzahlungen erhalten Bäue- vorbildliche Tierhaltung realisieren im Oberwallis einen Knospe-Hof. Eugen Oggenfuss rinnen und Bauern (ob Bio oder nicht) und dafür grosse Mengen von Kraft- ist zudem engagiertes Mitglied der «Bergallianz», für die Leistungen, die sie für die Gesell- futter aus der Dritten Welt importie- des Zusammenschlusses der Knospe-Mitgliedor- ganisationen im Berggebiet. Vor ein paar Tagen hat schaft erbringen: sichere Versorgung der das Paar mitten in Brig einen Bioladen mit Walliser Bevölkerung, Landschaftspflege, Erhalt To bio or not to bio? Spezialitäten eröffnet. Im von Kulturflächen und Beitrag zur de- Das Buch des Westschweizer Autors Bild: zVg Angebot sind vor allem zentralen Besiedelung. Dies ist im Arti- Jacques-Pascal Cusin ist ein Plädoyer Brot, Käse, Trockenfleisch kel 104 der Bundesverfassung so veran- für einen vernünftigen, nachhaltigen und Eier. Ergänzt wird kert. Biobauern erhielten bis jetzt zusätz- Lebensstil und eine Landwirtschaft, das Sortiment durch lich zu den üblichen Direktzahlungen welche die Ernährungs- Fruchtsäfte, Tee, Ge- souveränität ins Zentrum die Bioprämie. Sie macht gerade einmal würze, Wein, Schnaps, stellt. «Wenn wir die Erde rund 1 Prozent der gesamten Direktzah- Liköre und Teigwaren. Auch Frischfleisch wird auf retten wollen, dürfen wir Bestellung verkauft, und zwar von Berufskollegen aus lungssumme aus. Sie ist eine Belohnung nicht mehr über unsere der Region. des Gesamtsystems, welches viele posi- Verhältnisse leben», «Etwa vier Fünftel aller Produkte im Sortiment tragen tive Werte schafft oder erhält (Boden- heisst der Untertitel des Buches. Das die Knospe», erklärt Eugen Oggenfuss. Besonders fruchtbarkeit, Artenvielfalt …) und ne- gelinge nur, wenn wir die Begriffe stolz sind er und seine Frau auf die Brote aus der gative Auswirkungen anderer landwirt- Fortschritt, Wachstum, Entwicklung eigenen Backstube. Mit dem Laden erhalten Knos- schaftlicher Produktionsformen vermei- und Wohlstand neu definierten – und pe-Produzenten eine Verkaufsmöglichkeit und die das bedinge eine radikale Änderung det. Unbezahlbar ist auch die Wirkung Einwohner von Brig einen Bioladen vor der Haustüre. unserer Konsumgewohnheiten. für das Image der Schweiz und damit den bioaktuell wünscht viel Erfolg! Das französischsprachige Buch ist in Besuchen Sie auch das Biobauernpaar mit eigenem Tourismus. So werden im Ferienkanton den Editions Marabout erschienen und Laden in Morges – auf Seite 19 in diesem Heft. Graubünden heute 56 Prozent der Be- im Buchhandel erhältlich. triebe biologisch bewirtschaftet. Anzahl der Biobetriebe in der Schweiz Entwicklung der biologischen Nutzfläche und in Liechtenstein von 2004 bis 2008 von 1999 bis 2009 8000 150 Quelle: Bio Suisse Quelle: Bio Suisse in 1000 Hektaren 7000 120 9 9 6000 543 598 6320 6152 522 112 112 5908 108 110 5689 5625 5000 90 94 4000 83 60 3000 2000 30 1000 0 0 2004 2005 2006 2007 2008 1999 2001 2003 2005 2007 2009 Knospebetriebe Bundesbiobetriebe Knospebetriebe Bundesbiobetriebe 10 bioaktuell 3/09
Erfolgreiche Winterroadshow biologische Lebensmittel zu verwenden Bilder: Bio Suisse Anteil Biofläche am Total der landwirtschaftlichen Nutzfläche (www.ambafrance-es.org). Deutschland im Jahr 2009 strebt langfristig ebenfalls 20 Prozent biologisch bewirtschaftete Fläche an Quelle: Bio Suisse (www.bundesprogramm.de). Holland 20,8 % will die Biofläche jedes Jahr um 5 Prozent erhöhen (www.minlnv.nl). Bergzone Biomarkt wächst um 11,2 Prozent Der Biomarkt wuchs 2008 rasant weiter. Prachtvolles Winterwetter, eine stolze Bergkulisse Der Umsatz mit Bioprodukten stieg um und zufriedene Gesichter bei den Wintersportlern: 11,2 Prozent auf 1,44 Mia. Franken. Der Die erste Winterroadshow war ein voller Erfolg! Bis 5,4 % Biolebensmittelmarkt entwickelte sich Ende Februar stand der Bio Suisse Wohnwagen in damit rund doppelt so stark wie der Ge- Flumserberg, Grindelwald, Savognin, Klosters und samtmarkt (+5,6 %). Rund 75 Prozent der Les Crosets (VS) am Rande Bioprodukte gingen 2008 über die Laden- der Skipisten. Verteilt wurden Talzone tische von Coop (50 % Marktanteil, 722 knapp 6000 «Versuecherli» von Fondue und Raclette Mio. Franken) und Migros (24 % Markt- aus bestem Knospe-Käse. anteil, 345 Mio. Franken). Einen kräfti- Ein herzliches Dankeschön gen Wachstumsschub erlebten wiederum allen Knospe-Bäuerinnen 11,4 % die Direktvermarkter mit einem Plus von und -Bauern, die für die 17 Prozent (5,1 % Marktanteil, 73 Mio. Winterroadshow im Einsatz Franken) und der Biofachhandel mit 13 standen! Prozent mehr Umsatz (15,6 % Marktan- Insgesamt teil, 225 Mio. Franken). Discounter sind Der Gesamtbiomarkt nahm im franzö- ins Biogeschäft eingestiegen und entwi- sischsprachigen Landesteil um 13,6 Pro- ckeln sich auf tiefem Niveau. Sie erzielten zent oder 26 Millionen Franken zu. Der mit Bioprodukten einen Umsatz von 7 Marktanteil in der Romandie steigt kon- Millionen Franken. tinuierlich und liegt bei 4,1 Prozent. Bei ren. Oder sie pflegen ein paar Ma- den Frischprodukten betrug die Zu- gerwiesen, während daneben Che- Westschweiz: wachsrate 15,3 Prozent oder 8,3 Millio- mie im grossen Stil eingesetzt wird. weiterer Aufschwung nen Franken. Geradezu explodiert sind Bio Suisse will keine Aufteilung in Auch in der Westschweiz setzt sich das in der Westschweiz die Verkäufe von Bio- Schutz- und Schmutzgebiete. Sie be- überdurchschnittliche Wachstum fort. früchten (+42 %), Biofleisch (+33 %) und trachtet hingegen den Biobetrieb als Biomilch (+23 %). Organismus mit möglichst geschlos- senen Kreisläufen. Ein Biobijou in Buchform Produzenten: N Wer die Umwelt weniger belastet (der «Bauernstolz und Bauerntum – Beru- praktisch konstant agrarpolitische Slang spricht von «ne- fung und Lebenskunst» heisst es und Im Jahr 2008 arbeiteten 5589 Landwirt- gativen Externalitäten»), wird hinge- ist ein Bijou in Wort und Bild. Die schaftsbetriebe nach den Richtlinien von gen nicht honoriert. Bio Suisse will, Bündner Journalistin und Autorin Elisa- Bio Suisse. Das sind 62 Betriebe weniger beth Bardill hat in ihrem neuen Buch dass Spritzmittelrückstände, Nitrate als im Vorjahr; 10,7 Prozent aller Schwei- zwölf Bergbäuerinnen und -bauern und dergleichen gar nicht erst in die zer Landwirtschaftsbetriebe sind Knos- porträtiert, ein guter Teil von ihnen sind Nahrungsmittel und das Trinkwasser Pioniere des Biolandbaus, alle sind Mit- pe-Betriebe. Dazu kommen noch 522 gelangen. Dies ist billiger, als nach- Biohöfe, die nach der Bioverordnung des Bild: zVg Elisabeth Bardill glieder der «Schweizer träglich Krankheiten zu behandeln Bauernstolz und Bauerntum Bergheimat». Einen Bundes arbeiten. Daraus ergibt sich eine Berufung oder Trinkwasser aufwendig zu reini- und Lebenskunst Winter lang besuchte Gesamtzahl von 6111 Biobetrieben, das gen. Elisabeth Bardill die sind 11,9 Prozent aller Landwirtschafts- Menschen, die eine betriebe. Dieser Anteil ist im Vergleich Im Ausland ganz eigene Lebens- zum Vorjahr leicht angestiegen (+0,6 %). wird Biolandbau gefördert edition bardill form gefunden haben Die gesamte Biofläche ist mit rund und durch ihr Wirken Auch international steht die Schweiz 121000 Hektaren konstant geblieben. Das in abgelegenen Gebieten zum sozialen mit der Nichtförderung des Bioland- und kulturellen Leben in den Bergdör- sind 11,4 Prozent der gesamten landwirt- baus im Abseits: Die Regierungen un- fern beitragen. schaftlichen Nutzfläche. Davon wurden serer Nachbarländer haben sich ambi- Von Clemens Rubens stammen die 112 000 Hektaren von Knospe-zertifi- tiöse Ziele gesetzt: Österreich will bis im schönen Bilder. Das mit grosser Sorgfalt zierten Biobetrieben bewirtschaftet, 9000 Jahr 2010 einen Bioanteil von 20 Prozent im Eigenverlag herausgegebene Buch Hektaren von Bioverordnungsbetrieben. der landwirtschaftlichen Nutzfläche er- ist für 35 Franken direkt erhältlich bei Das komplette Dossier zur Jahresme- reichen (www.land.lebensmittelministe- Elisabeth Bardill, 7106 Tenna, dienkonferenz ist zu finden unter www. Tel. 081 645 11 90, rium.at). Frankreich setzt sich zum Ziel, bio-suisse.ch E-Mail elbatenna@bluewin.ch bis 2012 in Staatskantinen 20 Prozent Jacqueline Forster-Zigerli, Bio Suisse bioaktuell 3/09 11
Knospe in Lidl und auf Alu? Gleich mehrere heisse Eisen wird die Generalversammlung von Bio Suisse am 22. April zu schmieden haben. Soll die Ebermast in die Biorichtlinien kommen? Soll Bio Suisse gegenüber dem Agrarfreihandel Offenheit signalisieren? Darf die Knospe in Discountern angeboten werden? Soll der GVO-Grenzwert verschärft werden? Sollen Aludosen für Knospe-Getränke zugelassen werden? A m 22. April findet die Bio Suisse De- legiertenversammlung (DV) in Ol- ten statt. Die Delegierten entscheiden auch auf Bioprodukten ausgetragen wird. Mitglieder von Bio Suisse wurden bereits als Werbeträger für Bioprodukte in Dis- wirtschaft regeln. Der Vorstand ist skep- tisch über die Praktikabilität. Deshalb will er einen tiefen Grenzwert festschrei- unter anderem über verschiedene Richt- countern eingesetzt und vermitteln den ben. Falls Koexistenz kommt, müsste die- linienänderungen. Der Vorstand bean- Eindruck, dass Bioprodukte billig zu ha- se dem Biolandbau weiterhin eine GVO- tragt, die Ebermast, als Ziel formuliert, ben sind. Es betrifft die Benutzung der freie Produktion ermöglichen. in die Richtlinien aufzunehmen. Die vom Knospe am Verkaufspunkt und die Prä- Der Vorstand beantragt die Auflis- Bund für Biobetriebe zugelassenen Kas- senz von Mitgliedern in breiten Werbe- tung der verbotenen Materialien (Aludo- trationsmethoden sollen den Knospe- kampagnen. Der Vorstand hat zudem die sen, Verbundfolien, PVC) und die Aus- Betrieben jedoch zurzeit nicht verwehrt Absicht, die Lizenzverträge in folgendem nahmemöglichkeit in den Verpackungs- werden, bis sich die Ebermast als praxis- Sinne anzupassen: Lizenznehmer, die ih- richtlinien zu streichen. Die Marken- tauglich erweist. re Produkte ohne geschützten Marken- kommission Verarbeitung und Handel Der Vorstand will zudem die Ver- namen vertreiben, vermarkten ihre Pro- soll die Verpackungsfragen wie auch den marktung von Knospe-Produkten in Dis- dukte nicht im Discountkanal und nicht Produktschutz künftig regeln und im countkanälen festlegen. Die Bio Suisse in Produktlinien, die sich durch tiefe Dialog mit den Verarbeitern nach opti- Richtlinien, Kapitel 10, «Vorschriften Preise positionieren. malen Lösungen suchen. Eine Literatur- für die Vermarktung», sollen mit Aufla- In den Bio Suisse Richtlinien soll für studie über die Bewertung von Verpa- gen ergänzt werden und so die Knospe Erntegüter ein Grenzwert für Verunrei- ckungsmaterialien hat zum Beispiel ge- stärken. Mit dem Markteintritt von Aldi nigungen von gentechnisch veränderten zeigt, dass Einweggläser eine grössere und Lidl stellt sich die Frage, welche Po- Organismen (GVO) von 0,1 Prozent ver- ökologische Belastung darstellen als Alu- litik Bio Suisse in Zukunft gegenüber den ankert werden. Der Biolandbau lehnt dosen. In Zukunft muss auch der Einsatz Discountern verfolgt und wie die Knos- GVO grundsätzlich ab. Nach Ablauf des von Nanotechnolgie in Verpackungen ge- pe positioniert wird. Der Antrag hat da- Moratoriums will der Bund mit einer Ko- regelt werden. rum eine grosse Bedeutung, weil sich die existenzverordnung das Nebeneinan- Bio Suisse soll sich beim Bundes- Preisdiskussion verschärft und aktuell der von traditioneller und GVO-Land- amt für Veterinärwesen einsetzen, dass die Blauzungenimpfung ab sofort oder ab 2010 für alle Tierhalter in der Schweiz Angebot für Direktvermarkter überrascht für freiwillig erklärt wird. Dies fordern Direktvermarkterinnen wünschen sich Dieser berief eine Task Force ein, die die Bio Suisse Mitgliedorganisationen von Bio Suisse gezieltere Unterstützung. den Direktvermarktern Werkzeuge zur Bio Aargau und Schweizer Bergheimat Die letzte Delegiertenversammlung Marktbearbeitung in die Hand geben per Antrag. Die Forschung soll aufgefor- hat dem Vorstand den Auftrag erteilt, soll. Sie setzt sich aus Biobäuerinnen dert werden, Möglichkeiten zur Linde- diesen Punkt an die Hand zu nehmen. und Biobauern sowie Spezialisten aus rung und Heilung der Blauzungenkrank- der Geschäftsstelle zusammen. Bild: Bio Suisse heit und der natürlichen Immunisierung Anlässlich der ersten Sitzung wurde den Teilnehmenden erst recht bewusst, was zu finden. es an Verkaufsförderungsmaterial mit der Die Tabelle rechts zeigt eine Über- Knospe schon alles gibt. Es reicht vom sicht über die DV-Geschäfte. Die Trak- klassischen Verpackungsmaterialien für tandenliste und Unterlagen wurden den alle erdenklichen Produkte bis zu Hof- Delegierten Mitte März zugestellt. Dele- und Eventmaterial wie Hoftafeln, Son- gierte können schriftliche Anträge zu den nenschirme, Wohnwagen und Blachen, Geschäften vor oder an der DV einrei- die für Hoffeste oder Degustationen chen. Christian Voegeli, Bio Suisse gemietet oder gekauft werden können. Ein Überblick über das umfassende Sortiment ist im Shop zu finden unter Für Fragen und Anregungen wenden Sie www.bio-suisse.ch Produzenteninfos sich an die Verbandskoordination von Bio Direktvermarktung Verkaufsförde- Suisse, Christian Voegeli, Tel. 061 385 96 rungsmaterial. 23, E-Mail christian.voegeli@bio-suisse.ch. Diese Holztafel aus Bündner Fichte FSC, Ebenfalls interessant für Direktvermarkter Die Beilagen zum DV-Versand können auf 1,5 x 1,5 Meter, mit ausgeschnittener Knospe, kann auf www.bio-suisse.ch ist die Seite www.knospehof.ch, auf der Bio Suisse Internetsite eingesehen wer- bestellt werden und erzielt je nach der sie ihren Hof kostenlos anmelden den: www.bio-suisse.ch Dokumentation Umgebung spannende optische Effekte. und Ihren Hofladen und Ihre Produkte Verbandsinfos Delegiertenversamm- Sie kostet zirka Fr. 450.– plus Versand. anpreisen können. als lung. 12 bioaktuell 3/09
Traktandenliste der Bio Suisse Delegiertenversammlung vom 22. April 2009 Statutarische Geschäfte Begrüssung Traktandenliste, Stimmenzähler Protokoll Abnahme des Protokolls der DV vom 12.11.2008 Jahresbericht 2008 Bericht zum vergangenen Jahr Jahresrechnung 2008 Abnahme der Bilanz und Erfolgsrechnung des Kalenderjahres 2008 inkl. Bericht Revisionsstelle und Geschäftsprüfungskommission Weitere Beschlüsse Bestätigung der Wahl MKI-Präsident Der Vorstand hat Paolo van der Berge aus Minusio TI, langjähriges Mitglied in der Kommission, zum neuen Präsidenten gewählt. Die Wahl muss an der Delegiertenversammlung bestätigt werden. Katia Ziegler tritt zurück. Blauzungenimpfung Bio Aargau und Bergheimat haben Anträge einge- reicht. Ziel: Die Blauzungenimpfung soll ab sofort oder ab 2010 für alle Tierhalter freiwillig sein. Stellungnahme zum Der Verein Ostschweizer Bioproduzenten Agrar-Freihandelsabkommen beantragt, über die Haltung von Bio Suisse zu einem künftigen Agrar-Freihandelsabkommen der Schweiz mit der EU abzustimmen. Sanktionierung und Betriebskontrolle Die Bärner Bio Bure verlangen, dass sich der Bio Suisse Vorstand bei den Behörden für angepasste Sanktionen und einen verhältnismässigeren admi- nistrativen Aufwand der Betriebskontrolle einsetzt. Taggeld Delegierte Die Bärner Bio Bure beantragen, dass das Taggeld der Delegierten am Ende und wie bisher am Anfang der Versammlung ausgezahlt wird. Richtlinienänderungen/-ergänzungen Markenpolitik, Nach der Verabschiedung des neuen Leitbildes RL-Art. Kp. 10.2 und 10.3 folgt nun die Umsetzung der neuen Markenpolitik. Eine Marke verlangt eine fassbare Vertriebspolitik. Der Vorstand will die Vermarktung von Knospe- Produkten in Discountkanälen festlegen. Die Bio Suisse Richtlinien, Kapitel 10, «Vorschriften für die Vermarktung», sollen dazu mit Auflagen ergänzt werden. Ebermast Der Vorstand will die Ebermast als Zielformulierung RL-Art. 3.1.11 und 3.5.4 in die Bio Suisse Richtlinien aufnehmen. Die vom Bund für Biobetriebe zugelassenen Kastrationsme- thoden sollen den Knospe-Betrieben jedoch zurzeit nicht verwehrt werden, bis sich die Ebermast als praxistauglich erweist. Koexistenz mit GVO In den Bio Suisse Richtlinien soll für Erntegüter ein RL-Art. 2.1.14 und 3.1.9 Grenzwert für Verunreinigungen von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) von 0,1 Prozent verankert werden. Auslauf und Weide für Ziegen Ziegen auf Knospe-Betrieben soll weiterhin RL-Art. 3.4.1 regelmässiger Auslauf im Freien (RAUS) ermöglicht werden, und zwar in allen Alterskategorien. In der Ethoprogrammverordnung des Bundes werden aber nur noch die über ein Jahr alten Ziegen erfasst. Deshalb will der Vorstand den Auslauf der Gitzi nun in den Bio Suisse Richtlinien verankern. Geflügelhaltung Neu soll in den Bio Suisse Richtlinien eine Ausnah- RL-Art. 3.1.10 und 3.7.2 memöglichkeit geschaffen werden für den Zukauf von konventionellen Küken, damit Legehennen- und Mastgeflügelbetriebe bei Engpässen versorgt werden können. Verpackungsmaterialien Der Vorstand beantragt, die Liste mit den verbo- RL-Kp. 5.9 tenen Materialien (Aludosen, Verbundfolien, PVC) und die Ausnahmemöglichkeit in den Richtlinien zu streichen. Informationsgeschäfte Förderung der Direktvermarktung Die DV hat den Vorstand beauftragt, ein Konzept zur Förderung der Direktvermarktung (auf Antrag von Bio Ticino) vorzulegen. Bio Suisse soll die Direktvermarkter bei der Bildung einer Plattform unterstützen, die Bedeutung der Direktvermark- tung abschätzen und Strategien zur Förderung der Direktvermarktung entwickeln. cv bioaktuell 3/09 13
N R ATG E B E R Neu zugelassen: ET-Stiere für konventionelle Aufzuchttiere Konventionelle Rinder zucht auf einen Knospe-Betrieb verscho- Antwort: Bis vor Kurzem war es in Aufzucht nehmen ben werden, wenn folgende Bedingungen für Knospe-Betriebe gemäss Aus- Frage: Da ich meine Knospe-Milch eingehalten sind: führungsbestimmungen, Kapitel «Tier- nicht in den Knospe-Kanal liefern Sie müssen mit dem ÖLN-Betrieb ei- verkehr», Absatz b1), nicht erlaubt, Auf- konnte, habe ich aufgehört Milch zu nen Aufzuchtvertrag abschliessen, in dem zuchttiere mit ET-Stieren zu besamen. produzieren und spezialisiere mich festgehalten ist, dass die konventionellen Aufgrund des Antrages einer Mitgliedor- nun auf die Aufzucht von Rindern. Ich Rinder nach einer festgelegten Frist wie- ganisation hat nun die Markenkommis- möchte gerne von meinen Kollegen, der auf den Ursprungsbetrieb zurück- sion Anbau diese Einschränkung auf- welche auch Knospe-Betriebe ha- kehren. Haltung und Fütterung der kon- gehoben. Ab sofort dürfen zur Deckung ben, Rinder zur Aufzucht auf meinen ventionellen Rinder müssen zu 100 Pro- nichtbiologischer Aufzuchttiere, die nach Betrieb nehmen. Mit diesen Knospe- zent den Richtlinien von Bio Suisse ent- einer vereinbarten Frist wieder auf den Rindern habe ich aber noch zu wenig sprechen. Ursprungsbetrieb zurückkehren, ET- Tiere. Nun bietet sich die Möglichkeit, Stiere eingesetzt werden. zusätzlich von einem ÖLN-Betrieb ET-Stiereneinsatz Selbstverständlich dürfen aber wei- fünf Rinder zur Aufzucht auf meinen für Aufzuchttiere terhin keine Knospe-Aufzuchttiere oder Betrieb zu nehmen. Darf ich das? Frage: Darf ich bei den konventio- eigene Knospe-Tiere mit ET-Stieren ge- nellen Aufzuchttieren ET-Stiere ein- deckt werden. Antwort: Ja. Gemäss Bio Suisse Re- setzen? Die Besitzer der Tiere bestim- Beatrice Scheurer-Moser, gelwerk (Richtlinienartikel 3.1.10) men jeweils den Stier, mit dem die Bio Suisse dürfen konventionelle Rinder zur Auf- Rinder gedeckt werden sollen. INDIANERBANANEN ! DIE exotische Frucht für unser Klima (-25°C) Drei Kreuzern 2, 8840 Einsiedeln Ohne Pflanzenschutz kultivierbar Mobil: 079 824 44 45, Fax: 055 412 79 53 Franz J. Steiner, Tel: 055 422 16 16, franzj.steiner@sunrise.ch Anmeldungen und Bestellungen können auch auf der Homepage www.pro-beef.ch gemacht werden. Handel, Vermittlung und Transporte von: HESS BAUMSCHULE & OBSTBAU Schlachtvieh: Kühe, Rinder, Ochsen, Kälber; Nutzvieh: Tränker, Haldenstrasse 2 8265 Mammern Aufzuchtvieh Milchkühe, Mutterkühe, Weide-Beef-Remonten. Telefon 052/7415850 Service Center: PROSUS Marktplatz 3, 8570 Weinfelden, Tel: 071 626 23 50 Kaufen Sie Ekkharthof-Produkte weil Bio «in» ist … oder nur weil … Sie für Ihren Körper Verantwortung übernehmen? Leben aus anderer Perspektive. 8574 Lengwil Tel+41716866576 www.ekkharthof.ch 14 bioaktuell 3/09
Laufstallobligatorium für Rindvieh und Ziegen: der neuste Stand Aller Voraussicht nach wird es kein Laufstallobligatorium für Biobetriebe in der Schweiz geben. Und die Anbindehaltung von Ziegen dürfte bis mindestens 2013 erlaubt bleiben. Im Fall der Ziegen ist jedoch der Export von Bioprodukten in den EU-Raum erschwert. E in zentrales Ziel von Bio Suisse ist es, die artgerechte Tierhaltung zu fördern und gegenüber Konsumenten (und Tie- N Ein für viele, insbesondere kleine Be- triebe entscheidender Nachteil eines Laufstallobligatoriums wären die da- der Dinge präsentiert und in Bern ein of- fenes Ohr für die Bedenken gegenüber einem Laufstallobligatorium gefunden. ren!) zu garantieren. Im Zuge der Diskus- mit verbundenen Investitionskos- Das BLW wird 2009 diverse Änderungen sion über das Laufstallobligatorium hat ten. Eine Studie des Bundesamtes für der Bioverordnung in Vernehmlassung sich gezeigt, dass Laufställe grosse Vor- Landwirtschaft BLW hat gezeigt, dass geben, welche die Anbindehaltung be- teile, je nach Betriebssituation aber auch ein Laufstallobligatorium (Rindvieh) treffen. Der Wortlaut der Verordnungs- gewisse Nachteile für das Tierwohl mit für Biobetriebe ab 30 GVE nur rund änderungen liegt noch nicht vor, inhalt- sich bringen können. Aus diesem Grund 220 neue Laufställe, aber Investi- lich scheint jedoch Folgendes klar: hat sich Bio Suisse in der politischen Dis- tionskosten von bis zu 100 Mio. Fran- N Rindvieh: Die EU überlässt es den kussion schon früh gegen ein generelles ken bewirken würde. einzelnen Staaten zu bestimmen, wie Laufstallobligatorium im Biolandbau Nach sorgfältigem Abwägen der Vor- und die Frage der Anbindehaltung auf ausgesprochen. Nachteile beider Systeme ist Bio Suisse Biobetrieben geregelt wird. Frank- bereits vor einigen Jahren zum Schluss reich hat sich bereits entschieden, Was für Bio Suisse gegen gekommen, dass sowohl Lauf- als auch gänzlich auf ein Laufstallobligato- ein Obligatorium spricht Anbindeställe artgerecht sein können. rium zu verzichten. Das BLW sieht Die unbestrittenen Vorteile von Laufstäl- Deshalb sollen auf Biobetrieben auch in für die Schweiz nun ebenfalls vor, ge- len für das Tierwohl sind offensichtlich, Zukunft beide Stallsysteme erlaubt sein. nerell auf ein Laufstallobligatorium weshalb hier kurz einige Nachteile be- Diese Position hat Bio Suisse in der Fol- für Biobetriebe zu verzichten. nannt werden sollen: ge gegenüber Bund und EU konsequent N Ziegen: Gemäss Bioverordnung Art. N Viele der heute in Betrieb befind- vertreten. 39d dürfen Ziegen noch bis Ende lichen Laufställe funktionieren nur, 2010 in Anbindeställen gehalten wer- wenn die Tiere enthornt sind. Rang- EU und BLW: voraussichtlich den. Das BLW schlägt nun vor, diese niedere Tiere sind in Laufställen oft keine Laufstallpflicht Frist bis vorerst 2013 zu verlängern. Stress ausgesetzt, wenn nicht genug Die Schweizer Produzentinnen und Pro- Eine weitere Verlängerung ist gemäss Platz vorhanden ist – jedenfalls dann, duzenten müssen sich ja vermehrt dem BLW gut denkbar. Wie bisher kön- wenn in der Gestaltung des Stalles direkten Vergleich mit den Biobetrie- nen jedoch Bioprodukte von Ziegen oder im Herdenmanagement nicht ben in der EU stellen. Dort wird zwar aus der Schweiz nicht ohne Weiteres das Optimum herausgeholt wird (vgl. in gewissen Regionen ein überaus gros- als Bioprodukte in die EU exportiert bioaktuell 10/08, Seiten 1–7). ser Teil der Biotiere in Laufställen gehal- werden. Mit einer einzelbetrieblichen N Das Mensch-Tier-Verhältnis ist im ten, ein Auslauf auf die Weide ist jedoch Zertifizierung als «Nicht-Anbinde- Vergleich zur Anbindehaltung oft nicht Pflicht. Die Biotiere können ganz- betrieb» sollte dies jedoch möglich weniger eng. Dies führt in Situatio- jährig in Laufställen mit Betonauslauf ge- sein. nen, in denen die Tiere angebunden halten werden. Im Vergleich dazu ist ein Das letzte Wort in dieser Sache hat werden müssen (Behandlung, Trans- gut geführter Anbindestall, kombiniert Ende 2009 der Bundesrat. Die oben be- port), zu vermehrtem Stress. mit Weidefütterung während der Vege- schriebenen Änderungen der Biover- N Gewisse Ziegenarten (z.B. Bündner tationsperiode, eine mehr als ebenbürtige ordnung sind noch nicht beschlossen! Strahlenziege) können erfahrungsge- Alternative. BLW, Bio Suisse und Demeter stehen je- mäss nur ab einer gewissen Herden- Bio Suisse und Demeter haben dem doch dahinter. grösse im Laufstall gehalten werden. BLW Ende 2008 gemeinsam ihre Sicht Christoph Fankhauser, Bio Suisse Zu verpachten nach Übereinkunft Biologische Samen & ökologisches Gartenzubehör... (Katalog gegen frankiertes C5-Couvert, Fr. 1.10) Bio-Knospe Milchviehbetrieb 18 ha Eigentum, 17 ha Pachtland; Jurasüdfuss, mehrere Susanne & Adrian Jutzet Jossi getrennte Wohneinheiten vorhanden. CH-2019 Chambrelien NE / Tel. 032 855 14 86 Fax. 032 855 10 58 / biosem@biosem.ch Chiffre BEI 10-03090001, Bio-Samen FiBL, Inserateverwaltung, Ackerstrasse, 5070 Frick Semences bio E-shop: www.biosem.ch Sementi bio bioaktuell 3/09 15
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