Mobilität der Zukunft - Robin Wood

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Mobilität der Zukunft - Robin Wood
Leben heißt handeln            3.50 € · ISSN 1437-7543 · Nr. 150/3.2021

                                                   magazin

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis
jetzt gefallen? Machen Sie mit und ge-
winnen Sie John Greens neues Buch!

Mobilität
der Zukunft
Klimagerechtigkeit            Wilde Wälder
weltweit durchsetzen          nicht verfeuern
Mobilität der Zukunft - Robin Wood
tatorte

                                      Wälder nicht
                                      verfeuern!
    Foto: ROBIN WOOD

                                      Europaweite Aktion gegen das Verfeuern von Holz in Kraftwerken: In Hamburg protestiert ein Bär.
                                      Unterstützen auch Sie unsere Kampagne: „Kein Verfeuern von Wäldern und Savannen in Groß-
                                      kraftwerken!“ Und machen Sie mit bei unserer Petition https://tinyurl.com/yxy94j8e.
                                      Helfen Sie mit Ihrer Spende! Nur so können wir politischen Druck aufbauen und uns für den Schutz
                                      der Wälder einsetzen. Herzlichen Dank! Lesen Sie dafür bitte auch ab Seite 12 dieser Ausgabe.

2                      Nr. 150/3.21
Mobilität der Zukunft - Robin Wood
editorial

Liebe Leserinnen und Leser!
seit dem Redaktionsschluss für diese Magazinausgabe überschla-    Sie halten gerade die 150. Magazinausgabe in Händen.
gen sich die Meldungen: 50 Grad in Kanada, verheerende Wald-      Das Magazin wird seit 1992 hauptamtlich von mir betreut
brände in den USA, Spanien und Südfrankreich, katastrophale       – immer unterstützt von einer tatkräftigen und kreativen
Starkregen und Hochwasser in Deutschland. Die Klimakrise          ehrenamtlichen Redaktion. Angelika Krumm, Sabine
wird weltweit spürbar. Seit fast 40 Jahren engagiert sich ROBIN   Genz und Annette Littmeier sind seit vielen Jahren dabei.
WOOD für die Wälder und für wirksamen Klimaschutz. Gerade         Seit März 2020 konnten wir uns nicht mehr persönlich
hat das ROBIN WOOD-Floß seine Tour von Berlin nach Hamburg        treffen. Ich hoffe sehr, dass sich das bald wieder ändert!
beendet – für Ökostrom und den massiven Ausbau der Erneuer-       Für jede Ausgabe haben wir mit viel Spaß passend zum
baren Energien geworben. Wir müssen handeln!                      Schwerpunktthema ein Foto von der Redaktion geschos-
Im Magazin berichten wir immer wieder über die drängenden         sen: ob feierlich mit Kuchen zur 100. Magazinausgabe, als
Umweltprobleme und wie wir aktiv werden können. So hat un-        Genfrüchte verkleidet, gegen Atomkraft aktiv, in Plastik
sere Kampagne gegen das Verfeuern von Holz in Großkraftwer-       gewandet oder als Naturforscher*innen unterwegs.
ken Fahrt aufgenommen. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 12 dieser     Herzlichen Dank an alle, die für ROBIN WOOD und fürs
Ausgabe. Klimapolitisches Sorgenkind der Republik bleibt weiter   Magazin aktiv waren und sind!
der Verkehrssektor, der sämtliche Klimaziele verfehlt. Dass wir
hier umsteuern müssen, erfahren Sie im Verkehrsschwerpunkt        Alles Gute und mit herzlichen Grüßen
dieser Ausgabe ab Seite 18.                                       Ihre Christiane Weitzel

                                                                                                        Nr. 150/3.21           3
Mobilität der Zukunft - Robin Wood
inhalt

                                                           Foto: Mirko Boll/ROBIN WOOD
                                                                                          tatorte

                                                                                         6  Hamburg: Kohleausstieg = Holzeinstieg?
                                                                                         7  Stuttgart: Raus aus den Fossilen!
                                                                                         8  Bremen: Fieger stoppen statt Klima schrotten!
                                                                                         8  Berlin: Keine neuen Straßen durch unseren Wald
                                                                                         9  ROBIN WOOD-Floßtour: Mit Rückenwind für eine
                                                                                            echte Energiewende!
                                                                                         10 Moorburg: Endgültiges Aus für das Kohlemonster
                                                                                         11 Termine: Klimacamps und Proteste

                                                   Seite 6

                                                                                         Seite 12

                                                     wald

         Wälder nicht verfeuern: Ein Krimi mit Happy End? 12
                          Wälder wisch und weg für Papier 16

                                                                                                                     Foto: Stephan Roehl/ROBIN WOOD

                                                  Seite 18

                                                                                         verkehr

                                                                                         18 Raus aus der Krise: Mobilitätswende Jetzt!
                                                                                         20 Keine neue Autobahn nirgendwo!
                                                                                         22 Saubere Autos sind eine dreckige Lüge
                                                                                         24 Weniger Flugverkehr erreichen wir durch mehr Bewegung
                                                                                         25 Jonas Asal: neuer ROBIN WOOD-Referent für Flugverkehr

    Foto: Ute Bertrand/ROBIN WOOD

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Mobilität der Zukunft - Robin Wood
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                                                                                 perspektiven

                                                                                 26 Interview mit Lara Louise Siever, INKOTA-netzwerk e.V.:
                                                                                     Elektromobilität und globale Gerechtigkeit
                                                                                 36 Lebenstraum Gistenbeck: Mitmachende gesucht
Foto: Fairphone (CC BY-SA 2.0)

                                                                  Seite 26

                                                                                Seite 30

                                                             tropenwald

                                 Kautschuk: Nicht auf der (Liefer)-Kette! 30

                                                                               Foto: Fenna Otten

                                                                 Seite 34

                                                                                bücher
                                                                                 33 Verlosung: John Greens Buch „Wie hat Ihnen das
                                                                                    Anthropozän bis jetzt gefallen?“
                                                                                 34 Handbuch: Klimawende von unten

                                                                                internes
                                                                                 37 Vermächtnisse, Impressum
                                                                                 38 Förder*innen-Forum

                                                                                                                    Nr. 150/3.21              5
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    Fotos: Mirko Boll/ROBIN WOOD

    Protest vor dem Großkraftwerk Tiefstack in Hamburg: Hier könnte künftig Holz zur Energieproduktion verfeuert werden

    Kohleausstieg = Holzeinstieg: Euer Ernst?
    Hamburg, 29. Mai 2021: Im Rahmen der Rad-Sternfahrt „Ret-        Dies ist ein erster Erfolg der Protest-Kampagne, aber vom
    tet Hamburgs Natur – Jeder Baum zählt“ protestierten Akti-       Tisch ist das Projekt damit noch nicht: Das Ministerium
    vist*innen von ROBIN WOOD und Ende Gelände Hamburg               spielte den Ball postwendend wieder zurück ins Feld der
    gegen das Verfeuern von Holz zur Energieproduktion. In           Hamburger. In einem Schreiben an ROBIN WOOD erklärte
    Sichtweite des Kraftwerks Tiefstack am Sperrwerk Billwerder      das BMZ: „Die Verantwortung für Entscheidungen über
    Bucht entrollten sie auf einer der Demorouten ein Protest-       ihre Energiepolitik liegt in den Händen der Stadt Hamburg.
    banner mit der Aufschrift: „Kohleausstieg = Holzeinstieg?        Dies sehen wir durch die Entscheidung zur Aussetzung des
    @GRUENE_Hamburg: Euer Ernst?!“ Mit einem drei Meter              Prüfprozesses vom 18.05.2021 bestätigt. Eine Anfrage der
    großen Pfeil markierten sie symbolisch das Kraftwerk. Ihre       Hamburger Umweltbehörde liegt uns in diesem Zusammen-
    Forderungen adressierten sie an die grüne Basis, die sich zur    hang nicht vor.“
    gleichen Zeit in Hamburg zu ihrer Landesdelegiertenkonfe-        ROBIN WOOD und Ende Gelände Hamburg fordern einen
    renz traf: Die Grünen sollen sich klar gegen die Umrüstung       Verzicht auf die energetische Nutzung von Holzbiomasse,
    von Kohlekraftwerken auf Holzverbrennung positionieren!          unabhängig davon, ob das Holz nun aus afrikanischen
                                                                     Savannen, aus wertvollen Feuchtwäldern im Südosten
    In Hamburg ist das Thema hochgekocht, weil die Umweltbe-         Amerikas oder aus dem Baltikum stammt. Angesichts des
    hörde prüfte, im Heizkraftwerk Tiefstack statt Kohle künftig     längst überfälligen Kohleausstiegs suchen Unternehmen
    Holz aus Namibia zu verfeuern. Nach fundierter Kritik von        und Kommunen derzeit vielerorts nach neuem Brennstoff
    Wissenschaft und Umweltorganisationen, darunter ROBIN            für ihre Kraftwerke und setzen dabei auf Holz. Die EU hat
    WOOD, räumte die Behörde Ende Mai ein, an ihre fachlichen        Holz-Biomasse als erneuerbare Energie eingestuft und damit
    Grenzen gestoßen zu sein. Sie setzte den Prüfprozess aus         für die EU-Mitgliedstaaten als förderungswürdig definiert –
    und reichte diese Aufgabe ans Bundesentwicklungsministe-         eine fatale Fehlentwicklung!
    rium (BMZ) weiter.                                                                                     Ute Bertrand, Hamburg

    #StopFakeRenewables
    1. Juli 2021: In zahlreichen Hauptstädten Europas, darun-        WOOD-Aktive vor dem Brandenburger Tor und vor dem
    ter Berlin, Brüssel, Amsterdam und Paris, hängten Ak-            Bundestag in Berlin. Sie riefen EU-Kommissionspräsidentin
    tivist*innen Warnschilder mit der Aufschrift „Achtung,           Ursula von der Leyen und EU-Vizepräsident Frans Timmer-
    Holzfällarbeiten!“ an Bäumen vor Regierungsgebäuden auf.         mans auf, Holzbiomasse aus der europäischen Erneuer-
    Unter dem Hashtag #StopFakeRenewables protestierten              baren-Energien-Richtlinie (RED) zu streichen.
    sie gegen die Verbrennung von Holzbiomasse im Namen              Die EU-Kommission klassifiziert die Holzbiomasseverbren-
    des Klimaschutzes. In Deutschland protestierten ROBIN            nung in der RED als klimaneutrale Energie, und damit als

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förderungswürdig. So kann die Verbrennung
von Holzbiomasse von den EU-Mitgliedstaaten
als Klimaschutzmaßnahme präsentiert und
bilanziert werden.
Schon jetzt werden in Europa, zum Beispiel in
den Niederlanden und in Dänemark, Bäume
im Namen des Klimaschutzes verbrannt. Be-
sonders hart trifft es die Wälder in einem an-
erkannten globalen Biodiversitäts-Hotspot im
Südosten der USA und intakte Wälder auf dem
Baltikum. Denn dort beziehen die weltgrößten
Pelletproduzenten Enviva und Granuul Invest
ihr Holz, das sie dann als Pellets nach Europa
importieren.

Zurzeit wird die EU-Richtlinie in Brüssel
überarbeitet, was die Chance eröffnet, die
Klassifizierung von Holz als erneuerbare En-
ergie aus der Richtlinie zu streichen. Auch in
Deutschland laufen Planungen das Umrüsten
alter Kohlekraftwerke zur Holzverbrennung
großzügig zu subventionieren. Damit würde
der längst überfällige Ausstieg aus der Kohle
                                                 Foto: Stephan Roehl/ROBIN WOOD
ad absurdum geführt.

Stuttgart raus aus den Fossilen!
Stuttgart, 21. Mai 2021: „Klimakiller Erdgas
– Nein Danke!“ stand auf dem Banner, das
Stuttgarter ROBIN WOOD-Aktive zwischen
Fahnenmasten vor dem Neuen Schloss in der
Landeshauptstadt spannten. Die Aktivist*innen
demonstrierten damit gegen die – vom En-
ergieversorger EnBW angekündigte und von
der Stadt Stuttgart begrüßte – Umrüstung des
Kraftwerks Stuttgart-Münster auf Erdgas und
forderten eine schnelle Wende hin zu einer
vollständig erneuerbaren Wärmeversorgung
der Landeshauptstadt. Mit dem Protest unter-
stützten sie den bundesweiten Aktionstag des
Anti-Gas Bündnisses „GasExit“.

Erdgas schadet dem Klima erheblich. Das bei
der Verbrennung entstehende CO2 und auch
das bei der Produktion und dem Transport von
Erdgas entweichende Methan heizen die Klima-
krise an. Je nach Ort und Methode der Gasför-
derung kann der Betrieb von Gaskraftwerken
sogar klimaschädlicher sein als der herkömm-
licher Kohlekraftwerke. Die Umrüstung von
Kohlekraftwerken auf Gas zementiert zudem
ein zentralisiertes, verbrennungsbasiertes
Energiesystem und bindet Investitionsmittel,
die für eine klimafreundliche Energiewende
dringend benötigt werden.                                   Foto: ROBIN WOOD

                                                                                   Nr. 150/3.21   7
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    Flieger stoppen statt Klima schrotten!
    17. Juni 2021: Da die bisherigen Finanzhilfen für den defi-     die Stimmung in der Bremer Bevölkerung zu testen, ließen
    zitären Bremer Flughafen laut Pressemeldungen nur bis           wir die Bürger*innen bei einer Aktion am 17. Juni darüber
    Mitte des Jahres reichten, leisteten Aktive von ROBIN WOOD      abstimmen, wohin zukünftig die Steuergelder fließen sollen.
    nach Kräften Überzeugungsarbeit: Unter der Überschrift          Zwischen zwei „Fördertöpfen“ konnte ausgewählt werden:
    „Zukunftsfähiger Umbau statt klimaschädliche Dauersub-
    ventionierung!“ ging am 25. Mai eine Pressemitteilung an        1. Flughafen subventionieren – Klimaerwärmung wird weiter
    die Senator*innen, die Bürgerschaft und die lokale Presse, in   angeheizt, Geld fehlt für Klimaschutz
    der wir von der ROBIN WOOD-Regionalgruppe Bremen die            2. In den Klimaschutz investieren – ÖPNV wird ausgebaut,
    wichtigsten Argumente für das sofortige Ende der Finan-         Investitionen in Gebäudesanierung und Bildung
    zierung durch die Stadt aufführten – unterstützt von der
    „Klima-Werkstatt Bremen“ und „Bremen im Wandel“. Um             Der ganz überwiegende Teil der Passant*innen stimmte da-
                                                                    für, dass ihr Geld für klimaschonende Maßnahmen verwen-
                                                                    det wird. Umso wichtiger, weil neue Zahlen belegen, dass der
                                                                    Flugverkehr deutlich klimaschädlicher ist als bisher von der
                                                                    Flugindustrie behauptet. Sogenannte Nicht-CO2-Effekte sor-
                                                                    gen dafür, dass der Luftverkehr sogar für fast sechs Prozent
                                                                    der gesamten Klimaerhitzung verantwortlich ist.
                                                                    Auf unser zeitgleich veröffentlichtes Faktenblatt „Es geht
                                                                    um mehr als nur CO2“ machten wir Politik und Presse in
                                                                    Form eines offenen Briefes aufmerksam. Und auch darauf,
                                                                    dass Flughafensubventionierung und Klimanotstand nicht
                                                                    vereinbar sind.
                                                                     Mit der aktuellen Flugverkehrskampagne ist ROBIN WOOD
                                                                    auch überregional aktiv: Mehr Infos dazu unter: www.robin-
                                                                    wood.de/flieger-stoppen-statt-klima-schrotten

                                                                                                           Ute Greiser, Bremen

    Keine neuen Straßen durch unseren Wald!
    Berlin 25. April 2021: Am Internationalen Tag des Baumes        in Bäume, die für die geplante vierspurige Trasse der TVO
    protestierten ROBIN WOOD-Aktive gemeinsam mit einem             gefällt werden sollen: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ern-
    breiten Bündnis von Umweltgruppen gegen den Bau der             ten!“. Am Boden markierten sie dazu die geplante Trasse mit
    Tangentialverbindung Ost (TVO) durch die Wuhlheide im           Flatterband.
    Berliner Südosten. Eine Fahrraddemonstration startete am        Die Wuhlheide ist eines der wichtigsten städtischen Wald-
    S-Bahnhof Wuhletal, eine Demo ab S-Bahnhof Spindlersfeld.       naherholungsgebiete Berlins. Für den Bau der vierspurigen
    ROBIN WOOD-Aktivist*innen spannten ein Transparent              Stadtschnellstraße sollen dort fast 15 Hektar Waldfläche
                                                                    gerodet und versiegelt werden.

    Fotos: Sylvester Kaben/ROBIN WOOD

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Mobilität der Zukunft - Robin Wood
tatorte

ROBIN WOOD-Floßtour 2021:
Mit Rückenwind für eine echte Energiewende!
Berlin, 23. Juli 2021: Unter dem Motto „Mit Rückenwind für
eine echte Energiewende!“ hieß es in Berlin: „Leinen los für
die ROBIN WOOD-Floßtour 2021.“ Rund drei Wochen lang
von Berlin bis Hamburg war die Floß-Crew auf Havel und
Elbe bis nach Hamburg unterwegs, um für eine Energiewen-
de einzutreten, die diesen Namen auch verdient!

Der Kohleausstieg ist beschlossen. Doch was kommt danach?
Energiewirtschaft und Politik setzen darauf, statt Kohle
künftig Gas oder Holz in den bestehenden Großkraftwerken
zu verfeuern – aus Sicht von ROBIN WOOD eine fatale Fehl­
entscheidung! Angesichts von Klimakrise und Artensterben
ist ein grundlegender Umbau des Energiesystems notwen-
dig: hin zu einer dezentralen Versorgung auf Basis von
klimafreundlichen, erneuerbaren Energien.

ROBIN WOOD nutzte die Floßtour, um Verbraucher*innen
über Ökostrom zu informieren, denn längst nicht überall, wo
„öko“ oder „grün“ drauf steht, wird dieses Versprechen auch
eingelöst. Um herauszufinden, welche Anbieter empfehlens-
wert und von der Kohle- oder Atomindustrie unabhängig
sind, hat ROBIN WOOD die Ökostromangebote von 1.200
Anbietern unter die Lupe genommen. Unter den Empfoh-
lenen finden sich bekannte Größen des Ökostrommarktes,
aber auch kleine oder junge Unternehmen, die in früheren
Ökostrom-Reporten noch nicht auftauchten.
Mit aktuellen Informationen, Veranstaltungen und Akti-
onen machte die Floß-Crew Interessierte entlang der Strecke
auf ihr Anliegen einer echten Energiewende aufmerksam.
Stationen der Tour waren Potsdam, Werder, Ketzin, Branden-
burg, Genthin, Tangermünde, Arneburg, Havelberg, Witten-
berge, Gorleben, Hitzacker, Bleckede, Lauenburg, Geesthacht
und Hamburg.
                                    Ute Bertrand, Hamburg                                Fotos: Knut Hildebrandt/ROBIN WOOD

Aktiv werden? – ROBIN WOOD im Überblick

Darum geht’s: Mit kreativen Aktionen und klaren                und übernimmt Verwaltungsaufgaben. Über die wichtigen
Forderungen mischt sich ROBIN WOOD öffentlichkeits-            Anliegen des Vereins entscheiden die ehrenamtlich Aktiven
wirksam in politische Debatten ein und streitet für eine       basisdemokratisch.
umweltverträgliche und sozial gerechte Gesellschaft. Die       Die themenspezifische Arbeit erfolgt überregional in Fach-
Kampagnen-Schwerpunkte von ROBIN WOOD liegen in den            gruppen, unterstützt durch hauptamtliche Kräfte. Ziele,
Bereichen Wald, Tropenwald, Klima, Energie und Mobilität.      Inhalte und Forderungen der Aktivitäten im Fachgebiet
Bundesweit organisieren sich ROBIN WOOD-Aktive in zahl-        werden dort diskutiert und im Konsens beschlossen.
reichen Regionalgruppen, siehe auch robinwood.de/
Regionalgruppen. Dort, wo es keine Gruppen gibt, sind          Weitere Informationen über ROBIN WOOD finden Sie online
Neugründungen möglich. Die Bundesgeschäftsstelle in            unter www.robinwood.de. Kontakt: ROBIN WOOD-Bundesge-
Hamburg unterstützt die lokalen Gruppen bei fachlichen         schäftsstelle, Bremer Str. 3, 21073 Hamburg, 040 3808920,
Fragen, Recherche, Aktionsvorbereitung und Pressearbeit        info@robinwood.de

                                                                                                        Nr. 150/3.21          9
Mobilität der Zukunft - Robin Wood
tropenwald

                                                                                                                   Foto: Pay Numrich

     Die Proteste haben gewirkt: Das Kohlekraftwerk Moorburg ist endgültig vom Netz gegangen

     Moorburg: Endgültiges Aus
     für das Kohlemonster
     Verantwortungslosigkeit, Fehlkalku-        verfeuert werden. Moorburg ist eines       und Umweltverbände von Anfang an
     lation und ausdauernder Widerstand         der größten Kohlekraftwerke Europas.       gegen das Kraftwerk. Im Winter 2010
     sind die Schlagworte, welche die           2018 lag der jährliche CO2-Ausstoß bei     besetzten Aktivistinnen von ROBIN
     Geschichte von Vattenfalls Kohle-          mehr als sechs Milliarden Tonnen CO2       WOOD und der Bürgerinitiative
     kraftwerk Moorburg wohl am tref-           – damit ist das Kraftwerk Norddeutsch-     „Moorburgtrasse stoppen“ Bäume auf
     fendsten zusammenfassen. Nach elf          lands Klimakiller Nummer eins. Fast        der geplanten Fernwärmetrasse des
     Jahren Planungs- und Bauphase und          500 Tonnen Steinkohle stündlich            Kraftwerks. Der BUND klagte gegen
     gerade mal sechs Jahren in Betrieb         brauchte das Kraftwerk im Volllastbe-      den Bau dieser Trasse. Die Proteste
     ist das Kohlemonster an der Elbe nun       trieb – ein Brennstoff, der über weite     und die juristischen Schritte führten
     endgültig stillgelegt.                     Strecken importiert und häufig unter       letztendlich zum Erfolg: Der Anschluss
                                                ökologisch und sozial katastrophalen       des Kraftwerks an das Fernwärmenetz
     Vattenfall hatte Moorburg Ende letzten     Umständen abgebaut wird. Die Still-        wurde verhindert. Der Fernwärmean-
     Jahres der Bundesnetzagentur zur           legung von Moorburg ist ein großer         schluss hätte die Rentabilität des Kraft-
     Stilllegung im Rahmen des Kohleaus-        Gewinn für den Klimaschutz und die         werks erhöht und die Umgestaltung
     stiegsgesetzes vorgeschlagen. Schon        Menschen in den Abbauregionen.             der Wärmeversorgung in Hamburg
     in der ersten Ausschreibungsrunde                                                     weiter verzögert. Zahlreiche weitere
     erhielt Vattenfall den Zuschlag für eine   Auch wenn Vattenfall jetzt bemüht ist,     Demonstrationen, Aktionen und Kla-
     Entschädigung für die Abschaltung.         das Aus für Moorburg als Ausdruck          gen vor und nach der Inbetriebnahme
     Ab dem ersten Januar 2021 durfte           seiner ökologischen Verantwortung zu       des Kraftwerks erzeugten politischen
     Vattenfall damit keinen Strom mehr         deuten: Das Ende des Kraftwerks wurde      und juristischen Druck und schränkten
     aus Moor­burg verkaufen, sondern es        von der Klima- und Umweltbewegung          den Handlungsraum für Vattenfall ein.
     nur noch zur Netzstabilisierung bereit     hart und ausdauernd erstritten. Mit
     halten. Ab dem 7. Juli darf in Moor-       vielfältigen Protest- und Aktions-         Dass Moorburg jetzt als eines der ersten
     burg nun endgültig keine Kohle mehr        formen stellten sich Klimagruppen          Kraftwerke vom Netz geht, ist also ein

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energie
Grund zum Feiern! Es ist ein großer Er-    Der nächste Skandal ist, dass die Steu-    sung Wasserstoff‘ bemüht. Doch keiner
folg der Klima- und Umweltbewegung         erzahlenden jetzt für die wirtschaft-      dieser Energieträger ist geeignet, uns
und zeigt, wie stark wir sind, wenn un-    liche Fehlkalkulation und klimapo-         im großen Stil klimafreundlich, öko-
terschiedliche Formen des Protests zu-     litische Verantwortungslosigkeit der       logisch und sozial gerecht mit Strom
sammen kommen. Gleichzeitig bleibt         Unternehmen aufkommen müssen.              und Wärme zu versorgen! Immer noch
ein deutlich bitterer Nachgeschmack.       Insgesamt 317 Millionen Euro wurde         bestimmen kurzfristige wirtschaftliche
                                           den Kraftwerksbetreibern allein in der     Interessen ohne Verantwortungs-
Dass das Kraftwerk überhaupt gebaut        ersten Runde des Ausschreibungsver-        bewusstein die Gestaltung unserer
wurde, ist ein klimapolitischer Skandal    fahrens gezahlt.                           Energieversorgung.
und zeugt von der Kurzsichtigkeit der      Vattenfall wird sich das Ende von
Hamburger Politik und des Unterneh-        Moor­burg gut bezahlt haben lassen.        Damit das Ende des Kohlekraftwerks
mens Vattenfall. Rund drei Milliar-        Statt Unternehmen, die jahrzehntelang      Moorburg endlich eine wirkliche
den Euro wurden in ein Kraftwerk           dicke Profite mit der Zerstörung des       Energiewende in Hamburg einläutet,
investiert, das an der Dringlichkeit       Klimas und der Umwelt gemacht ha-          müssen wir als Hamburger Klima- und
der Klimakrise und der zunehmenden         ben, mit Millionen aus der öffentlichen    Umweltbewegung also weiterhin wach-
Umstrukturierung des Strommarkts           Kasse zu belohnen, sollten diese Gelder    sam und rührig bleiben. Gemeinsam
vollkommen vorbei geplant wurde.           jetzt in den schnellen Ausbau Erneuer-     können wir uns für einen massiven
Als die Baugenehmigung 2008 unter          barer Energien investiert werden.          Ausbau der Erneuerbaren Strompro-
einem schwarz-grünen Senat erteilt                                                    duktion, die Förderung von Energieeffi-
wurde, war längst absehbar, dass die       Und die Geschichte ist leider noch         zienz und die schnelle Umstellung des
Verstromung von Kohle keine Zukunft        nicht zu Ende. Statt endlich eine erneu-   Hamburger Fernwärmenetzes auf Er-
hat.                                       erbare Strom- und Wärmeversorgung          neuerbare Wärme einsetzen. Nachdem
 Vattenfall konnte das Kraftwerk in        aufzubauen, setzen Politik und Ener-       wir ein Kohlemonster zu Fall gebracht
den letzten Jahren nicht mehr renta-       giewirtschaft auf die nächsten klima-      haben, schaffen wir das auch noch!
bel betreiben. Grund dafür waren die       schädlichen Energiequellen. Auch in
Konkurrenz durch günstigen erneuer-        Hamburg werden aktuell die Märchen                       Ronja Heise, Hamburg
baren Strom – aber auch die Erfolge der    vom ‚Klimaretter Erdgas‘, der ‚Grünen           ROBIN WOOD-Energiereferentin
Umweltbewegung.                            Holzbiomasse‘ oder der ‚Universallö-             E-Mail: energie@robinwood.de

Sommer, Sonne, Aktion: Klimacamps und
Proteste in diesem Sommer
Starkregen, verheerende Überflutungen, Waldbrände und ein        30. August bis 2. September: Klimacamp Leipziger
eindringlicher Bericht des UN-Klimarats auf der einen Seite –    Land beim Flughafen Halle/Leipzig
eine Politik die Kohlekraftwerke weiter laufen lässt, dutzende   Das Klimacamp Leipziger Land wird auch dieses Jahr ein
Erdgaskraftwerke bauen lassen will und den Ausbau der            Ort für (gegenseitige) Bildung, Austausch und Aktion sein.
Erneuerbaren weiter auf die lange Bank schiebt, auf der ande-    In der Nähe des Flughafens Halle/Leipzig gelegen, wird es
ren Seite. Es gibt mehr als genügend Gründe, diesen Sommer       Schwerpunkt Mobilitätsgerechtigkeit haben und Anstöße
gegen die Klimakrise und für Klimagerechtigkeit aktiv zu wer-    geben, sich mit Themen rund um eine klimagerechte Mobili-
den – und zahlreiche Gelegenheiten dazu. Denn die Klima-         tätswende zu beschäftigen.
gerechtigkeitsbewegung lässt sich auch von der anhaltenden       https://www.klimacamp-leipzigerland.de/
Pandemie nicht kleinkriegen und hat diesen Sommer eine
vielfältige Palette an Camps und Aktionen geplant.               11. September: IAA in München
                                                                 Mit einer Demo und einer großen Sternfahrt wird gegen die
                                                                 Internationale Automobil Ausstellung im München pro-
18. bis 22. August: Camp und Aktion von GasExit in               testiert. Das Klima braucht kein Hochglanz-Greenwashing
Herne, Ruhrgebiet                                                sondern eine echte Verkehrswende, jetzt!
In Herne-Baukau soll eines der größten neuen Erdgaskraft-        https://www.iaa-demo.de/
werke Deutschlands gebaut werden. Über Jahrzehnte wür-
den große Mengen Treibhausgase freigesetzt, um hier mit          Alle der vorgestellten Camps und Aktionen haben Corona-Hygie-
fossilem Gas Strom und Wärme zu produzieren. Mit einem           nekonzepte, um verantwortungsbewusst mit der Pandemielage
Camp und einer Aktion vor Ort will das neue Bündnis Gas­         umzugehen. Für aktuelle Informationen zu Hygienekonzepten
Exit gegen diese klimapolitische Katastrophe protestieren.       und eventuellen Einschränkungen besucht bitte im Vorfeld die
https://gasexit.de/                                              angegeben Internetseiten.

                                                                                                           Nr. 150/3.21          11
wald

     1. Juli, Protest in Brüssel und europaweit ...                                                                           Fotos: Forest Defender Alliance
                                                                              Foto: Stephan Roehl/ROBIN WOOD

     ... in Berlin                                                                                             ... in Paris
                                                                                                                                                         Foto: Bildagentur PantherMedia/roland brack
                                                      Foto: ROBIN WOOD

                                  ... in Hamburg                                       Protest in Paris
                                                                         ... vor der EU-Kommission

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wald

Wälder nicht verfeuern!
Ein Krimi mit Happy End?
Wir sind auf einem guten Weg, das          auf Holz aus anderen Quellen, zum Bei-    turen ohnehin schon am Rande des
Verfeuern unserer Wälder in Kohle-         spiel aus alten, intakten Wäldern aus     Kollaps. Wir unterstützten die Bür-
kraftwerken zu verhindern. Vielen          Übersee oder ein Verfeuern von Holz an    ger*inneninitiative vor Ort mit einer
Dank für Ihre Unterstützung und            anderen Standorten in Hamburg darf        schriftlichen Stellungnahme und einer
weiter so!                                 nicht passieren. Das haben wir deutlich   Videobotschaft. Knapp 70 Prozent der
                                           gemacht, als wir Ende Mai erneut vor      Wähler*innen der Kleinstadt stimm-
Der Krimi um das Verfeuern unserer         dem Kraftwerk Tiefstack protestierten.
Wälder im großindustriellen Stil geht      Wir forderten dieses Mal von den Grü-
weiter. Aber wir haben mit Ihnen schon     nen in Hamburg und bundesweit eine         Mitmachaktion I
einige großartige Erfolge erzielt.         klare Positionierung gegen die Holzver-
                                           brennung im großen Stil. Gerade Ham-
Noch immer läuft zusammen mit der          burg, mit seinem grünen Senator Jens
Deutschen Umwelthilfe und mit Peter        Kerstan und grünen Umwelt-Staatsrat
Wohlleben unsere Petition gegen die        Michael Pollmann, trägt eine große
großindustrielle Holzverbrennung in        Verantwortung. Mehr dazu lesen Sie
den Kraftwerken Wilhelmshaven und          in diesem Magazin unter der Rubrik
Tiefstack/Hamburg. Bisher haben rund       Tatorte auf den Seiten 6 und 7.
72.000 Menschen die Petition unter-
zeichnet. Das ist großartig! Verbreiten    Holzkraftwerk verhindert                   Machen Sie mit und unterschreiben Sie
Sie die Petition gerne weiter unter                                                   unsere Petition an die Betreibenden
Ihren Freund*innen, Bekannten und          Nicht nur die Umrüstung von Groß-          der Großkraftwerke und die zustän-
Verwandten. Jede Stimme zählt! (siehe      kraftwerken auf Holzbiomasse beschäf-      digen Umweltbehörden! Unterstützt
Kasten rechts)                             tigte uns in den vergangenen Wochen.       von Peter Wohlleben möchten ROBIN
                                           Im bayerischen Kösching stimmten           WOOD und die Deutsche Umwelthilfe
Verbrennung von Holz in deutschen          Mitte Mai Bürger*innen darüber ab,         die Verbrennung von Holzbiomasse in
Kraftwerken geplant                        ob ein kleineres Holzkraftwerk gebaut      umgebauten Kohlekraftwerken verhin-
                                           werden soll, um das Audi-Werk in           dern. Genau das soll jetzt zum Beispiel
Dass tatsächlich jede Stimme zählt,        Ingolstadt mit Wärme zu versorgen.         in Wilhelmshaven und Hamburg ge-
zeigt die aktuelle Entwicklung in Ham-     Geplant war die Verbrennung von Holz       schehen! Stoppen wir gemeinsam die
burg: Nicht zuletzt aufgrund unseres       aus deutschen Wäldern. Dabei sind          Pläne für Holzverbrennung in Kohle-
gemeinsamen Protests setzte die Ham-       unsere Wälder durch die letzten Dür-       kraftwerken in Deutschland!
burger Umweltbehörde die Machbar-          rejahre und die traditionell intensive     https://tinyurl.com/yxy94j8e
keitsprüfung zur Nutzung namibischer       Forstwirtschaft mit ihren Monokul-         Herzlichen Dank!
Buschbiomasse bis auf Weiteres aus.
Wir sehen darin eine Reaktion auf die
breite, fachlich fundierte Kritik aus
Zivilgesellschaft und Wissenschaft.
Das ist ein überraschender und sehr
guter Teilerfolg! Allerdings ist die Kuh
noch nicht vom Eis: Die Prüfung wurde
lediglich ans Bundesentwicklungs-
ministerium (BMZ) weitergereicht.
Sollte von dort grünes Licht kommen,
könnte die Hamburger Umweltbehörde
schnell durchstarten. Deshalb bleiben
wir wachsam. Auch ein Umschwenken

Starker Protest gegen das Verfeuern von
Wäldern: am 29. Mai in Hamburg (rechts)
und am 1. Juli europaweit (linke Seite)                                                          Foto: Mirko Boll/ROBIN WOOD

                                                                                                         Nr. 150/3.21           13
wald

                                                                                                                         Ja, wir feiern diese Aussagen des BMWi!
                                                                                                                         Sie zeigen, dass unsere Arbeit Erfolg hat
                                                                                                                         und wir die Pläne der Bundesregierung,

                                                                                        Foto: Stephan Roehl/ROBIN WOOD
                                                                                                                         Holzbiomasse zu nutzen, erfolgreich ins
                                                                                                                         Wanken gebracht haben.
                                                                                                                         Selbst das Deutsche Biomassezentrum
                                                                                                                         (DBFZ) hat inzwischen ein langes Positi-
                                                                                                                         onspapier veröffentlicht, in dem es die
                                                                                                                         Verbrennung von Holz in Kraftwerken
                                                                                                                         stark kritisiert und die damit verbun-
                                                                                                                         denen Risiken aufzeigt. Und auch der
                                                                                                                         Bundesverband der Altholzaufbereiter
                                                                                                                         spricht sich gegen die Verbrennung von
                                                                                                                         Holz in Kraftwerken aus. Auch wenn die-
     1. Juli, Berlin: Das Verbrennen von Holz in abgeschalteten Kohlekraftwerken
                                                                                                                         se Positionierung vermutlich maßgeb-
     darf nicht als erneuerbare Energie gewertet werden
                                                                                                                         lich wirtschaftliche Beweggründe hat, so
                                                                                                                         ist es doch eine willkommene Unterstüt-
     ten gegen das Vorhaben. Das geplante          Deutschen Umwelthilfe, dem Deut-                                      zung unseres Protestes.
     Holzkraftwerk wird nicht gebaut! Das ist      schen Naturschutzring und Green-
     ein großer Erfolg! Aber auch hier gilt es     peace, schrieben wir Mitte Juni einen                                 Aber was heckt das BMWi nun mit der
     wachsam zu bleiben! Falls die Bundes-         Brief an das Ministerium, in dem wir                                  mehrere Monate dauernden Prüfung
     regierung tatsächlich Fördermöglich-          unsere Hauptkritikpunkte an den                                       aus? Wahrscheinlich ist, dass das BMWi
     keiten für das Verbrennen von Holz            Holzverbrennungsplänen skizzierten                                    auf ein Signal aus Brüssel wartet, denn
     schaffen sollte, werden viele Kommunen        und eindringlich baten, von einer                                     die EU überarbeitet die Erneuerbare-En-
     und Wirtschaftsbranchen sich damit ei-        neuen Förderrichtlinie abzusehen.                                     ergien-Richtlinie (REDII zu REDIII).
     nen grünen Anstrich verleihen können.         Stattdessen müsse sich das BMWi
     Geben Sie uns Bescheid, wenn Sie von          aktiv für naturverträglichen Solar- und                               Holz darf nicht als erneuerbare
     Plänen an Ihren Wohnorten hören!              Windenergie einsetzen. Die Antwort                                    Energiequelle gelten!
                                                   des Ministeriums erreichte uns bereits
     Eine sehr spannende Entwicklung gab           Mitte Juni und fiel erstaunlich aus:         Ob die Verbrennung von Holz in der
     es im Bundeswirtschaftsministerium                                                         REDIII weiterhin als erneuerbare Energie
     (BMWi). Gemeinsam mit 14 anderen              „Das Bundeswirtschaftsministerium sieht gewertet wird, ist noch offen. Doch
     Umweltorganisationen, wie z.B. der            (...) ebenso wie Sie die Notwendigkeit, sehr falls es dazu kommt, hätten die Mit-
                                                   eingehend zu prüfen, wieviel Biomasse        gliedstaaten einen Freifahrtschein zur
                                                   überhaupt für derartige Projekte ökolo-      Subventionierung dieser Energieform
     Die Verbrennung von Holzbiomasse              gisch verantwortlich und langfristig nach- und müssten die Emissionen aus der
     wird von der Bundesregierung als rege-        haltig zur Verfügung steht und sicherge-     Verbrennung nicht in ihrer Klimabilanz
     nerativ bewertet. Deshalb denken im-          stellt werden kann, dass Konkurrenzen        veranschlagen.
     mer mehr Kraftwerkskonzerne darüber           mit der stofflichen Nutzung von Holz         Auch schon in der REDII sind starke öko-
     nach, ihre Kraftwerke auf Gasverbren-         ausgeschlossen sind. Die Prüfung wird        logische Kriterien für die Waldnutzung
     nung oder Holzverbrennung umzurü-             noch einige Monate in Anspruch nehmen. enthalten. Das hat allerdings Kahlschlä-
     sten. Kraftwerksbetreibende, die Politik      Ich kann Ihnen versichern, dass wir die      ge und massive Waldzerstörung in keins-
     und die Pelletindustrie haben bereits         u.a. von Ihnen vorgebrachten Bedenken        ter Weise verhindert. Darum fordert
     Gespräche geführt, um sich abzustim-          bezüglich der Verfeuerung von Biomasse       ROBIN WOOD: „Biomass out of RED“:
     men. Der Bundestag hat die Bundes-            in Großkraftwerken sehr ernst nehmen         Holzbiomasse als erneuerbare Energie
     regierung aufgefordert, ein Förderpro-        und keine Regelung planen, die unseren       muss komplett aus der REDIII gestrichen
     gramm von über eine Milliarde Euro            gemeinsamen Zielen der ökologischen und werden!
     zur Umrüstung von Kohlekraftwerken            ökonomischen Nachhaltigkeit entgegen
     auf Holzverbrennung aufzusetzen. Die          stünden.“                                    Am 14. Juli hat die EU-Kommission ihren
     Wirtschaft wartet auf das Signal von                                                       Entwurf der REDIII an das EU-Parla-
     einer subventionsfreudigen Bundes-            Dann aber los, Herr Minister Altmai-         ment und den EU-Rat übergeben. Bis zu
     regierung. Einige Kommunen denken             er! Erteilen Sie der Holzverbrennung         diesem Zeitpunkt konzentrierten sich all
     sogar darüber nach, neue Holzkraft-           in Kraftwerken eine klare Absage!            unsere Proteste auf die Aufklärung und
     werke zu bauen. Auf EU-Ebene wird             Dass sie dramatisch klima-, arten und        Anrufung der Kommission. Bereits im
     aktuell weiter verhandelt, ob Holz in         gesundheitsschädlich ist und jeglicher April haben wir uns deshalb während
     der überarbeiteten Erneuerbare-Ener-          ökologischer und ökonomischer Nach- Joe Bidens Klimagipfels mit 65 internati-
     gien-Richtlinie der EU (REDIII) weiter-       haltigkeit entgegensteht, ist weithin        onalen Gruppen in einem offenen Brief
     hin als erneuerbar klassifiziert wird.        bewiesen.                                    an die Präsidentin der EU-Kommission,

14             Nr. 150/3.21
wald

Ursula von der Leyen, gewandt und sie      Tag Fotos mit dem Hashtag #Stop­
eindringlich gebeten, die Verwendung       FakeRenewables getwittert: „Holzbio­
von Holzbiomasse als Energiequelle aus     masse muss aus der EU-Richtlinie
RED zu streichen.                          für Erneuerbare Energien gestrichen
                                           werden!“ In Deutschland schaffte es der
Unsere Kampagne                            Hashtag sogar in die Twittercharts des
                                           Tages. Noch bis zum 14. Juli sammelten
Mitte Juni legten wir nach und über-       wir weitere Bilder. Diese Aktion zeigte
gaben rund 220 000 Unterschriften          uns auf eindrückliche Weise, dass
der EU-Petition „Die EU muss Wälder        Protest uns über Ländergrenzen hinweg
schützen. Sie darf sie nicht zur Ener-     verbindet und viel Spaß machen kann,
giegewinnung verbrennen!“ an Die-          so dramatisch das Thema auch ist.
derik Samsom, den Kabinettchef der
                                                                                       ROBIN WOOD-Waldreferentin Jana
EU-Kommission. Inzwischen haben            Der REDIII Entwurf der Kommissi-
                                                                                       Ballenthien sagte der EU-Kommission bei
rund 242.000 Menschen die Petition         on ist nun seit dem 14. Juli bekannt.
                                                                                       der Online-Übergabe der 220.000 Unter-
unterschrieben.                            Holzbiomasse ist dort weiterhin als         schriften ihre Meinung: „Herr Timmer­
Fenna Swart vom niederländischen           regenerativer Energie klassifiziert und     mans, geben Sie ein starkes Signal in die
Clean Air Committee und Ariel Brunner      die geschärften Kriterien sind nicht im     EU gegen das großindustrielle Verbrennen
von Birdlife waren für die Übergabe der    entferntesten geeignet, die Wälder der      von Holz!“
Petition in den Hauptsitz der EU-Kom-      Welt vor der massiven Zerstörung durch
mission in Brüssel eingeladen, während     unseren Energiehunger zu retten. Wir
unsere Waldreferentin Jana Ballenthien     sind sehr enttäuscht aber geben noch        auf EU-Ebene auf die nationale Ener-
und die Vertreter zweier weiterer          lange nicht auf. Holz darf nicht die neue   giepolitik haben. Die EU sieht, dass
internationaler NGO online teilnah-        Kohle werden! In den nächsten Monaten       Deutschland aufgrund der hohen Ri-
men. Unterschriften können ignoriert       werden der EU-Rat und das EU- Par-          siken, die die Holzverbrennung mit sich
werden, aber in den eigenen Räumlich-      lament den Entwurf der Kommission           bringt, noch zögert. Genau jetzt besteht
keiten mit harter Kritik konfrontiert zu   kritisch bearbeiten. Gemeinsamen mit        für die EU die Chance, angesichts der
werden, hat Eindruck in der EU-Spitze      einem schlagkräftigen Netzwerk aus          historischen Klima-und Biodiversitäts-
hinterlassen. Spätestens als Fenna Swart   internationalen Organisationen werden       krise die richtigen politischen Signale
einen grünen Ast und eine Tüte Pellets     wir diesen Prozess begleiten und setzen     zur Bewältigung dieser Krisen zu setzen.
mit der Aufschrift „Once a forest“ vor     alles daran, dass auch die EU-Politik
die Kamera hielt, war klar, dass es sich   erkennt, dass wir durch das Verfeuern       Wir haben bereits Erfolge erzielt. Herz-
hier um ein Anliegen handelt, das nicht    unserer Wälder den Kampf gegen den          lichen Dank für Ihre Unterstützung auf
einfach ausgesessen werden kann.           Klimawandel und das Artensterben            dem Weg, das massenhafte Verfeuern
                                           verlieren werden.                           unserer Wälder zu verhindern!
Am 1. Juli setzten wir noch einen drauf
und realisierten eine Plakataktion         Die EU muss JETZT die Notbremse                       Jana Ballenthien, Hamburg
zeitgleich in mehr als 15 europäischen     ziehen! Gerade das Beispiel Deutschland             ROBIN WOOD-Waldreferentin
Städten. Wir hängten Warnschilder an       zeigt, welchen Einfluss Entscheidungen                      wald@robinwood.de
Bäume vor Sehenswürdigkeiten, wie
dem Eiffelturm, dem Wiener Riesenrad
                                           Sagen Sie der EU Ihre Meinung! Machen Sie mit bei unserem Protest
oder dem Hauptsitz der EU-Kommissi-
                                           gegen das Verfeuern der Wälder (siehe Kasten unten links)
on. ROBIN WOOD war an diesem Tag
im strömenden Regen, aber gut gelaunt
in Berlin vor dem Brandenburger Tor.
Mehr als 1000 Mal wurden an diesem

Mitmachaktion II
Unterschreiben und verbreiten Sie
                                           Foto: Forest Defender Alliance

bitte unsere EU-Petition „Die EU
muss Wälder schützen, sie darf
sie nicht zur Energiegewinnung
verbrennen“. Sagen wir gemeinsam
der EU Kommission unsere Meinung
zum Verfeuern von Wäldern!
https://tinyurl.com/5a7wtm8
Herzlichen Dank!

                                                                                                               Nr. 150/3.21        15
internes

                                                                                                                                   Foto: Carina Krumm
     Für unser Papier in Gefahr: Uralter, unberührter Wald im nordschwedischen Karatj-Råvvåive. 11.355 Menschen unterzeichneten eine
     Petition und erreichten, dass erneut über die Zukunft des Gebietes verhandelt wird

     Wälder wisch und weg
                                                 Weltweit wird nur in Belgien/Luxem-         2020 hat ROBIN WOOD die Bundesregie-
     Schulhefte, Bücher, Schreibblocks,          burg und Slowenien mehr Papier              rung und die Krankenkassenverbände
     Taschentücher und andere Hygie-             verbraucht. Wir verbrauchen mehr            schriftlich aufgefordert, für Anschreibe-
     neartikel, To-Go-Becher, Kartons,           Papier als die Kontinente Afrika und        aktionen zu Covid-19-Impfungen sowie
     Verpackungen, Karten … all diese            Südamerika zusammen. Verpackungen           zur Verteilung von Masken ausschließ-
     Produkte werden überwiegend aus             und grafische Papiere wie z. B. Druckpa-    lich Recyclingpapier aus 100 Prozent Alt-
     Papier hergestellt. Deutschland gehört      pier, sind die am meisten verbrauchten      papier zu verwenden. Wir dürfen nicht
     mit 218 Kilogramm Papierverbrauch           Papiersorten in Deutschland. Unser          zulassen, dass die Corona-Pandemie eine
     pro Kopf im Jahr 2020 immer noch zu         Papierbedarf ist so hoch, dass er nicht     Ausrede für die weitere Verschwendung
     den größten Papierverschwendern der         aus heimischen Wäldern gedeckt wer-         von Ressourcen und Umweltzerstörung
     Welt. Damit steigern wir den Druck auf      den kann. Etwa 80 Prozent der Primär-       ist. Denn ein ungesunder Planet macht
     die Wälder weltweit.                        fasern, die im Papier stecken, das in       uns anfällig für weitere Epidemien und
                                                 Deutschland verbraucht wird, stammen        Krankheitsausbrüche.
     Die Geschichte des Papiers reicht bis       aus Wäldern in anderen Regionen der
     vor etwa 2000 Jahren zurück, als es         Welt. Dort werden immer noch Wälder         Was wir bei den grafischen und son-
     zunächst aus Seide, Bambusfasern oder       für Papier zerstört. Das hat gravierende    stigen Papieren einsparten, haben wir an
     Stoff hergestellt wurde. Erst 1844 wurde    Auswirkungen für die Menschen vor           Verpackungen und Hygienepapiere mehr
     die Herstellung von Papier aus Holz-        Ort, die Artenvielfalt, die Umwelt und      verbraucht. Der Mehrverbrauch ist nicht
     zellstoff, einem billigeren und leichter    das Klima. Für diese Folgen sind wir        zwangsläufig auf die Corona-Pandemie
     verfügbaren Rohstoff, eingeführt. Die       mitverantwortlich.                          zurückzuführen. Bei Verpackungen gibt
     Erfindung des Papiers ist eine große                                                    es ein riesiges Einsparpotential. Dass
     Errungenschaft, die es ermöglicht hat,      Unseren Papierkonsum verringern             nicht nur Einzelpersonen, wenn sie einen
     Informationen über Jahrhunderte hin-                                                    Karton, etc. erneut benutzen, sondern
     weg aufzuzeichnen. Aber je billiger und     Die Verwendung von Recyclingpapier          auch Unternehmen nachhaltiges Verpa-
     leichter verfügbar Papier wurde, desto      ist eine gute Möglichkeit, den Druck auf    cken praktizieren können, zeigen drei
     höher wurde die Nachfrage danach und        die Wälder zu verringern und wertvolle      Beispiele:
     damit stieg der Druck auf den Roh-          Ressourcen wie Wasser und Energie zu
     stofflieferanten für Papier – den Wald.     sparen. Doch das allein reicht nicht.       Der Waschbär-Versand optimiert das
     Wälder in vielen Regionen weltweit, vor     Wir müssen unseren Papierverbrauch          im Verhältnis zur Ware ohnehin ge-
     allem in Nordamerika, Skandinavien,         drastisch reduzieren und Alternativen       ringe Verpackungsvolumen, verwendet
     Russland, Brasilien und Indonesien,         nutzen: wie z. B. Stoffservietten und       wiederverwendbares Band. Er fordert
     werden täglich zerstört, um unseren         Stofftaschentücher, Mehrwegbecher,          von den Lieferanten auf unnötiges
     Hunger nach Papier zu stillen. Urwälder,    effektivere Verpackungen und digi-          Verpackungsmaterial zu verzichten und
     die über Jahrhunderte gewachsen sind,       tale Ressourcen. Die Lösungen liegen        umweltfreundlicher Verpackungsma-
     werden abgeholzt. Viele Menschen,           nicht nur in unseren Händen als Bür-        terialien zu verwenden. Dem Trend der
     die von diesen Wäldern abhängig sind,       ger*innen, sondern auch in den Händen       weißen Deckschicht auf Karton folgt
     nimmt dieser Raubbau die Hoffnung           der Regierung und Unternehmen, die          Waschbär bewusst nicht, weil die hellen
     auf eine sichere Zukunft und facht die      auf die Verwendung von Primärfaser-         Fasern weiteren Verwendungen für gra-
     Klimakrise an.                              papier verzichten sollten. Im Dezember      fische Papiere verloren gehen.

16             Nr. 150/3.21
wald
                                                         Das Unternehmen Knauer Wissen-                                         Selbst aktiv werden:                         welchen Ländern das in Deutschland
                                                         schaftliche Geräte hat Pakete ohne Ende.                                                                            verwendete Papier und der Zellstoff
                                                         Eingehende Kartons werden „platt“                                      ROBIN WOOD arbeitet ständig an               stammen. Und es informiert Sie über die
                                                         gemacht, alle Füllmaterialien gesam-                                   Lösungen für eine gesündere Umwelt.          sozialen und ökologischen Folgen der
                                                         melt und für den Versand der eigenen                                   Auf unserer Umweltschutz-selber-ma-          Holzwirtschaft in diesen Ländern.
                                                         Päckchen wiederverwendet. Das spart                                    chen-Seite bieten wir Tipps, wie Sie
                                                         Geld und Lagerfläche. Aus Umweltsicht                                  Umweltschutz in den Alltag integrieren       Das digitale Bildungsmaterial „Unter-
                                                         ist „Re-Use“ genau richtig, denn die                                   können. Als Antwort auf die oft unnötig      richtsmaterialien Papier - von Natur
                                                         Materialien bleiben im Kreislauf, ihre                                 großen Papiermengen, die Versiche-           bis Kultur“ (Papier & Ökologie) liefert
                                                         Lebensdauer wird verlängert und durch                                  rungen, Krankenkassen, Banken und            ein ansprechendes Angebot für alle,
                                                         die Wiederverwendung wird Müll ver-                                    Versandhäuser an ihre Kund*innen             die jungen Menschen Wald- Arten- und
                                                         mieden. Nur die hochwertigen Geräte                                    verschicken, haben wir kürzlich eine         Klima­schutz zum Anfassen näherbrin-
                                                         werden passgenau in neuen Kartons mit                                  Rubrik mit Musterbriefen eingerichtet.       gen möchten.
                                                         speziellen schützenden Schaumecken in                                  Die Musterbriefe können Sie herunter-        Die Wanderausstellung „Papier – weni-
                                                         alle Welt versendet.                                                   laden, bearbeiten und an Unternehmen         ger ist mehr“ von ROBIN WOOD wird
                                                         Der Online Versand für nachhaltigen                                    verschicken, um weniger Papierpost           in ganz Deutschland präsentiert. Sie
                                                         Bürobedarf memo verwendet Mehrweg-                                     zu fordern. So können Sie als Verbrau-       informiert über die Auswirkungen des
                                                         versandboxen, aus denen am Ende der                                    cher*innen einen Systemwechsel for-          weltweit stetig wachsenden Papierver-
                                                         Lebensdauer wieder neue Versandboxen                                   dern, wertvolle Ressourcen sparen und        brauchs und zeigt Alternativen.
                                                         hergestellt werden.                                                    unsere Umwelt schonen. Probieren Sie         Weitere Informationen und Bestellung:
                                                         Diese Bestpraxisbeispiele müssen                                       es aus unter https://www.robinwood.de/       ROBIN WOOD-Geschäftsstelle, Patri-
                                                         Nachahmer finden. Und politische                                       schwerpunkte/musterbriefe-helfen.            cia Ngati, Tel.: 040 380 892- 0, E-Mail:
                                                         Entscheidungen sind längst überfällig,                                                                              patricia.ngati@robinwood.de, papier@
                                                         um Mehrwegsysteme im Versandhandel                                     Außerdem können Sie auf der ROBIN            robinwood.de
                                                         vorzuschreiben und um wirkungsvolle                                    WOOD-Papierseite Materialien zum
                                                         Maßnahmen festzulegen, die beim                                        Thema Papier lesen und bestellen,                     Angelika Krumm, Papierexpertin,
                                                         Überschreiten von festgelegten Grenz-                                  darunter das Faltblatt „Wo unser Papier                         papier@robinwood.de,
                                                         mengen greifen.                                                        wächst“. Es bietet Informationen, aus                         Patricia Ngati, BFDlerin,
                                                                                                                                                                                        patricia.ngati@robinwood.de

                                                         Papierverbrauch im Ländervergleich
                                                         Wir müssen den großen Kreis der in Deutschland verbrauchten Papierprodukte dringend verkleinern.
                                                         Verbräuche in Kilogramm pro Kopf in den Jahren 2013 . 2016                                            . 2019
                                                                                        G ra f ische Pa piere                                                                            H ygienepa piere
                                                         120                                                                                                    20
Quelle: vdp-Leistungsberichte, Berechnungen ROBIN WOOD

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                                                          80                                                                                                    10

                                                          60                                                                                                     5

                                                          40
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                                                          20

                                                              0
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                                                                                                                                                                120
                                                                                                                                                                                          Verpa ckungen

                                                                                                                                                                100
                                                         15                             S onst ige Pa piere
                                                                                                                                                                 80

                                                         10                                                                                                      60

                                                                                                                                                                 40
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                                                                  Welt    Deutschland     Frankreich   Schweden    Brasilien    Indien                                Welt    Deutschland Frankreich   Schweden      Brasilien   Indien

                                                                                                                                                                                                                  Nr. 150/3.21            17
wald

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     4. Juni 2021: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten!“ ROBIN WOOD-Aktive
     protestierten gegen den Bau der Stadtautobahn durch Berlin und forderten
     ein bundesweites Moratorium für den Autobahnbau

18            Nr. 150/3.21
verkehr

Raus aus der Krise:
Mobilitätswende Jetzt!
Nachdem wir in Deutschland nach 1,5          nahmen für eine „Wiederbelebung“ der       steuern wir damit direkt in die Klimakri-
Jahren Corona-Krise zumindest eine           besonders klimaschädlichen Flugin-         se. Jetzt gilt es endlich die Weichen für
zeitweise sommerliche Verschnauf-            dustrie auf dem Nationalen Luftfahrt-      eine klimagerechte Mobilität zu stellen.
pause verzeichnen können, bestimmt           gipfel besprochen – statt umzusteuern      Denn die nächsten zehn Jahre werden
die Klimakrise aktuell wieder deutlich       und das Flugwachstum langfristig zu        darüber entscheiden, ob das Erreichen
stärker den öffentlichen und poli-           begrenzen.                                 von Klima-Kipppunkten zu einer völlig
tischen Diskurs. Grund dafür sind                                                       unkontrollierbaren Entwicklung der
die besonders heftigen Überschwem-           Die mächtige Automobilindustrie            Klimaerhitzung führt, vor der sich auch
mungen, die im Juli an vielen Orten          sowie die Luftfahrtindustrie wurden        hierzulande immer mehr Menschen
Deutschlands Verletzte und Todesopfer        während der Corona-Krise finanziell        schützen müssen. Die nächste Bundesre-
forderten. Beiden Krisen ist gemeinsam,      massiv vom Staat unterstützt, während      gierung muss also eine konsequente Mo-
dass sie die katastrophalen Auswir-          andere Branchen so gut wie keine           bilitätswende ganz oben auf ihre Agenda
kungen einer völlig ungenügenden             Unterstützung erhielten. So haben          schreiben – die Klimakrise duldet kein
Klima- und Umweltpolitik direkt              sich die Arbeitsbedingungen im ÖPNV        Zögern mehr!
erlebbar machten. Und sie erfordern ein      im Zuge der Pandemie vielerorts eher
grundlegendes Umsteuern: „Vorsorge           verschlechtert als verbessert, obwohl      Doch es gibt auch erfreuliche Ent-
statt Nachsorge“ muss endlich zum            Bus- und Bahnfahrer*innen einem            wicklungen: Die Mobilitätswende ist
leitenden Prinzip nicht nur der Klima-       besonders hohen Ansteckungsrisiko          mittlerweile neben der Energiewende zu
und Umweltpolitik werden.                    ausgesetzt waren. Auch an anderen          einem zentralen Thema im gesellschaft-
                                             Stellen wird deutlich, dass das auto-      lichen Diskurs um Klimaschutz und
Im Jahr 2020 hat Deutschland erst-           zentrierte Verkehrssystem selbst in        Klimagerechtigkeit geworden. Immer
mals die sich selbst gesetzten Ziele zur     Krisenzeiten privilegiert wird: Die Räu-   mehr Menschen schließen sich einer
Emissionsminderung erreicht. Zentraler       mung und Rodung des Dannenröder            wachsenden und vielfältigen Mobili-
„Erfolgsfaktor“ war der unfreiwillige        Walds für den Ausbau der A49 wurde         tätswende-Bewegung an. Die Proteste
und vorübergehende deutliche Rück-           trotz sehr hoher Infektionszahlen Ende     im Dannenröder Wald brachten neuen
gang des Verkehrsaufkommens wegen            2020 mithilfe tausender Polizeikräfte      Schwung in die Mobilitätswende, aber
der Corona-Pandemie. Während der             aus dem ganzen Bundesgebiet politisch      auch in die gesamte Klimabewegung.
Pandemie bewegten sich viele Menschen        durchgedrückt.                             Das zeigten die Mobilitätswende-
dank Home Office und Online-Konfe-           Die Internationale Automobilausstel-       Aktions­tage gegen den Klimakiller
renzen viel weniger fort. Es gab also        lung (IAA) wird als eine der ersten        Straßenbau Anfang Juni. Um diesen
weniger „erzwungene Mobilität“ z.B.          bundesweiten internationalen Groß-         wachsenden Widerstand sichtbar zu
in Form von Dienstreisen oder Pendel-        veranstaltungen in nur wenigen Wo-         machen und mehr Menschen zu inspi-
verkehr. Wir erlebten, dass eine ande-       chen in München stattfinden, während       rieren, selbst aktiv zu werden, haben
re Mobilität möglich wäre. Doch die          Kulturveranstaltungen weiterhin nur        wir brandaktuell in Kooperation mit der
Politik verpasste es, auf eine nachhaltige   in deutlich reduzierter Form erlaubt       Rosa-Luxemburg-Stiftung eine „As-
Transformation von Wirtschaft und            sind. Eine solche politische Prioritä-     phalt-Protest-Karte“ veröffentlicht, die
Gesellschaft umzusteuern. Das zeigt sich     tensetzung zugunsten fossiler und          Sie gern unter folgendem Link bestellen
unter anderem dadurch, dass das Ver-         klimaschädlicher Industrien lässt einen    können: asphaltprotestkarte.de.
kehrsaufkommen mit der Entspannung           in Zeiten der multiplen Krisen den Kopf
der Coronakrise in den vergangenen           schütteln.                                 Da unsere Recherchen und vielen Pro-
Monaten wieder explosionsartig anstieg.                                                 testaktionen für eine konsequente Mobi-
Einerseits, weil sich viele Menschen         Der Verkehrssektor bleibt damit das        litätswende nicht nur Zeit, sondern auch
nach über einem Jahr, in dem Urlaub          klimapolitische Sorgenkind der Repu-       Geld kosten, freue ich mich, wenn Sie
fast ausschließlich in Deutschland mög-      blik, das gegenwärtig wieder sämt-         unsere Arbeit auch finanziell unterstüt-
lich war, ihre Flugreise nicht nehmen        liche Klimaziele verfehlt – trotz des      zen und wünsche Ihnen viel Spaß beim
lassen wollen. Andererseits aber auch,       überarbeiteten Klimaschutzgesetzes.        Lesen des Mobilitätsschwerpunkts!
weil die Bundesregierung eine Reihe          Wenn wir zu einem ungebremsten
von politischen Entscheidungen traf, die     Wachstum des motorisierten Individu-              Dominique Just, ROBIN WOOD-
das klimaschädliche Verkehrswachstum         al- und Güterverkehrs auf der Straße               Mobilitätsreferentin, Hamburg
fortschreiben. Zuletzt wurden z.B. Maß-      und auch in der Luft zurückkehren,                        verkehr@robinwood.de

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                                                                                                   Foto: Ute Bertrand/ROBIN WOOD

     Keine neue Autobahn nirgendwo!
     Der bundesweite Protest gegen Autobahnbau nimmt Fahrt auf

     Die bundesweiten Aktionstage:              men mit weiteren Aktivist*innen, u.a.    „Der Danni bleibt in unseren Herzen –
     „#MobilitätswendeJetzt“ am ersten          von Ende Gelände, Sand im Getriebe       und die Samen des Widerstands werden
     Juni-Wochenende waren ein riesiger         und Fridays for Future demonstrierte     hier und an vielen anderen Stellen
     Erfolg einer vielfältigen Bewegung.        ROBIN WOOD aber nicht nur gegen das      wieder aufblühen und weiterwachsen!“,
     ROBIN WOOD beteiligte sich mit             teuerste Autobahnprojekt der Bundesre-   hieß es kurz bevor das letzte Baumhaus
     eigenen Aktionen für eine sozial- und      publik, sondern forderte auch ein Ende   fiel. Wir haben alle gehofft, dass sich
     klimagerechte Mobilitätswende. Mit         des Bundesverkehrswegeplans und          dieser Wunsch erfüllen würde – dass
     über 80 kreativen Protestaktionen bun-     ein bundesweites Moratorium für den      es nun tatsächlich genauso kommt,
     desweit zeigte die Bewegung: An uns        Straßenbau.                              haben wir allerdings kaum zu glauben
     kommt die Politik nicht mehr vorbei!                                                gewagt. Nicht zuletzt dank der Proteste
     Der Protest reichte dabei von Fahrrad-     Die Bewegung gegen den klimaschäd-       um den Danni sind eine Reihe weiterer
     demos über Autobahnen, spontanen           lichen Aus- und Neubau von Auto-         Waldbesetzungen und Initiativen gegen
     Umgestaltungen von Asphaltpisten           bahnen wird immer größer, lauter und     klimaschädliche Straßenbauprojekte
     zu urbanen Spielstraßen bis hin zu         sichtbarer. Die Proteste für den Erhalt  entstanden: Ob im Sterkrader Wald bei
     Protestaktionen auf Bäumen oder auf        des Dannenröder Walds und gegen          Oberhausen, in Sachsen-Anhalt gegen
     dem Wasser.                                den Ausbau der A49 waren ein Wen-        den Ausbau der A1, oder gegen die A39
                                                depunkt und haben der Bewegung           durch die Lüneburger Heide. Aber auch
     ROBIN WOOD-Berlin beteiligte sich mit      neuen Aufwind gegeben. Unter dem         seit vielen Jahren bestehende Proteste,
     einer Kletteraktion gegen den Ausbau       Motto „Wald statt Asphalt“ ist im Danni z.B. gegen den Ausbau der A26 Ost
     der Stadtautobahn A100 in Berlin an        vielen Menschen klar geworden, dass      in Hamburg oder die A44 bei Kassel,
     den Aktionstagen. Der Bau der A100         Autobahnaus- und -neubaupläne, die       bekommen wieder Aufwind und mehr
     frisst nicht nur Unmengen an Beton,        bereits mehrere Jahrzehnte alt sind,     Aufmerksamkeit von Medien, Politik
     dessen Produktion besonders klima-         nicht mehr in eine Zeit passen, in der   und der Zivilgesellschaft. Doch für
     schädlich ist, sondern kommt auch          der Schutz unserer Lebensgrundlagen      die Proteste für eine sozial-ökologisch
     nur wenigen Berliner*innen zugute:         und die Bekämpfung der Klimakrise        gerechte Mobilitätswende gibt es nicht
     Ende des Jahres 2017 waren in Berlin       wichtiger denn je sind. Die Politik und  nur Zuspruch: Die erste Waldbesetzung
     pro tausend Einwohner*innen nur            ihre Handlanger haben es zwar ge-        Ostdeutschlands gegen die A14 in der
     381,8 Kraftfahrzeuge zugelassen – der      schafft, die Waldbesetzung im Danni zu Altmark wurde zuletzt wiederholt von
     niedrigste Wert Deutschlands. Die          räumen und die Schneise für den Bau      konservativen Lokalpolitiker*innen,
     200.000 Euro, die die öffentliche Hand     der A49 zu roden – aber damit gleich-    aber auch von rechten Kräften angegrif-
     pro Meter Stadtautobahn ausgibt, wären     zeitig den bundesweiten Protest für eine fen.
     also nicht nur aus ökologischer sondern    sozial-ökologische Mobilitätswende, die Vor allem in den ländlichen Räumen
     auch aus sozialer Sicht gerechter in den   unsere Lebensgrundlagen achtet und       heißt es dabei immer wieder, dass Mobi-
     Ausbau des ÖPNV investiert. Zusam-         schützt, erst recht angefacht.           lität ohne eigenes Auto nicht möglich sei

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