Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark

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Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark
Aktionsplan 2021–2022

                                                      © Gettyimages/RgStudio

                   Maßnahmen im Rahmen der
               Steirischen Gleichstellungsstrategie

A6 Fachabteilung Gesellschaft
Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

IMPRESSUM

Herausgegeben von:
    Amt der Steiermärkischen Landesregierung
    A6 Fachabteilung Gesellschaft
    Referat Familie, Erwachsenenbildung und Frauen
    Karmeliterplatz 2, 8010 Graz
    E-Mail: frauen@stmk.gv.at
    Web: www.frauen.steiermark.at

Strategieentwicklung, Steuerung und Redaktion:
    Mag.a Alexandra Nagl
    MMag.a Andrea Koller
    Natalie Friedl
    Margit Kollegger MAS
    DIin Dr.in Kirsten Tangemann, Quadris Consulting GmbH

Unterstützung:
    Abteilung 17 Landes- und Regionalentwicklung
    - Referat Statistik und Geoinformation
    - Referat Landesplanung und Regionalentwicklung

Layout:
    Referat Kommunikation Land Steiermark, Martin Janderka

Fotos:
    Gettyimages

 Die Erstellung des Aktionsplans Gleichstellung erfolgte in Abstimmung mit den A
                                                                               ­ bteilungen
der Steirischen Landesverwaltung sowie mit rund 250 Personen aus vielfältigen B  ­ ereichen
im Rahmen eines breit angelegten Beteiligungsprozesses. Auch wurde im Zuge ­           einer
Online-Befragung, an welcher 1.035 Personen teilnahmen, ein steiermarkweites
­
­Stimmungsbild erhoben.

Graz, Februar 2021

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Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

    INHALT
    Aktionsplan Gleichstellung................................................................................................................. 5

      Entwicklungsprozess........................................................................................................................... 5

      Umfrage zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Steiermark............................................... 7

      Operationalisierung der Strategie – der Aktionsplan 2021–2022.......................................................... 9

      Wirkungs-Monitoring......................................................................................................................... 10

    1. Abbau von geschlechtsspezifischen Rollenbildern.................................................................. 11

    2. Gleichstellung in allen Politikbereichen und Prozessen der öffentlichen Verwaltung........... 18

    3. Bildung und Aus- und Weiterbildung.......................................................................................... 24

    4. Beruf und finanzielle Unabhängigkeit........................................................................................ 30

    5. Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit............................................................................ 36

    6. Ausgewogene Vertretung der Geschlechter in Entscheidungspositionen............................. 42

    7. Freiheit von Gewalt...................................................................................................................... 46

    8. Gesundheit für alle Geschlechter............................................................................................... 50

    9. Gleichstellung in den Regionen.................................................................................................. 52

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

EINLEITUNG

                                                                                                      © Raoul Lechner
G
        leichstellungsthemen sind in nahezu allen Bereichen relevant: in der
        Wirtschaft- und Arbeitswelt, im Bildungs- und Erziehungsbereich,
        bei Infrastrukturprojekten, bei der Verteilung von Ressourcen und
dem Zugang zu Dienstleistungen. Die Gleichstellung der Geschlechter ge-
hört zu den zentralen Aufgabengebieten der A6 Fachabteilung Gesellschaft
und stellt die Grundlage für die gemeinsame Gestaltung eines guten Zusam-
menlebens in der Steiermark dar. Ziel ist es, dass alle Menschen unabhängig
von Geschlecht, Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung sowie un-
abhängig von ihrer Lebens- und Familienform oder sonstigen Bedingungen
gleiche Rechte und Chancen und gleichen Zugang zu Ressourcen haben.

Die Steiermark hat vor einigen Jahren das Thema Gleichstellung als Querschnittsaufgabe in der Verwal-
tung nachhaltig verankert. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nach wie vor bestehen aber Un-
gleichheiten zwischen den Geschlechtern, etwa bei Lohn und Gehalt, bei der Verteilung von unbezahlter
und bezahlter Arbeit oder in Form von ungenügender Repräsentation von Frauen in Führungspositionen.
Gewalt – insbesondere geschlechtsspezifische Gewalt – bleibt leider weiterhin ein drängendes Thema,
das es zu bearbeiten gilt. Mit dem dynamischen Wandel unserer Gesellschaft aufgrund demografischer
wie auch technologischer Entwicklungen ergeben sich neue Herausforderungen, wenn es beispielsweise
um die Themen von Sorge- und Pflegearbeit geht oder aber um die Gestaltung einer digitalisierten Welt
durch und für alle Geschlechter.

 Mit dem vorliegenden Aktionsplan zur Steirischen Gleichstellungsstrategie geht das Land Steiermark die
 Herausforderungen auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft aktiv an. Der Aktionsplan 2021-
 2022 legt die Schwerpunkte fest, die in den nächsten zwei Jahren im Bereich der Gleichstellung verfolgt
 werden.
 Die Erarbeitung des Aktionsplans erfolgte im Austausch mit Personen aus unterschiedlichsten ­Bereichen.
Einzelne Projekte sind bereits vorhanden oder im Entstehen, sodass der Aktionsplan ein lebendiges
­Instrument für Gleichstellung geworden ist.

Die Gleichstellung in allen Bereichen in den Fokus zu rücken, das wird der Schwerpunkt der A6 Fachab-
teilung Gesellschaft in den nächsten Jahren sein und dafür brauchen wir alle Menschen. Getragen von
der Vision einer Steiermark, in der Chancengleichheit der Geschlechter aktiv gelebt wird, laden wir ALLE
ein, sich gemeinsam mit uns auf den Weg zu machen und sich aktiv für Gleichstellung in der Steiermark
zu engagieren.

Mag.a Alexandra Nagl
Leiterin der Fachabteilung Gesellschaft

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Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

AKTIONSPLAN GLEICHSTELLUNG

D
         er vorliegende Aktionsplan ergänzt die im       Weg wir einschlagen wollen, um die Vision ein
         Jahr 2020 entwickelte und im März 2021          Stück weiter Realität werden zu lassen.
         beschlossene Steirische Gleichstellungs-
strategie. Die Gleichstellung aller Geschlechter ist     Diese Wege werden im vorliegenden Aktionsplan
ein Querschnittsthema, das alle Lebensbereiche           genauer umrissen. Für die Jahre 2021–2022 wur-
betrifft. Dementsprechend umfasst die Steirische         den für die Handlungsfelder strategische Ziele de-
Gleichstellungsstrategie ein breit gefächertes Spek-     finiert und deren Operationalisierung in Form von
trum von insgesamt neun strategischen Themen-            Maßnahmen und Aktionen, die in diesem Zeitraum
feldern, diese sind:                                     umgesetzt bzw. angestoßen werden sollen, zusam-
                                                         mengefasst.
  1. Abbau von geschlechtsspezifischen
     Rollenbildern
                                                         Entwicklungsprozess
  2. Gleichstellung in allen Politikbereichen und
     Prozessen der öffentlichen Verwaltung               Die Steirische Gleichstellungsstrategie fußt auf ge-
                                                         setzlichen und strategischen Grundlagen sowie auf
  3. Bildung und Aus- und Weiterbildung
                                                         einer detaillierten Analyse der aktuellen Situation
  4. Beruf und finanzielle Absicherung                   in den neun strategischen Themenfeldern. Hierfür
                                                         wurden europäische, österreichische und steirische
  5. Vereinbarkeit von Familie, Beruf, Pflege
                                                         Strategiedokumente sowie statistische Daten her-
  6. Ausgewogene Vertretung der Geschlechter             angezogen (siehe Abbildung 1).
     in Entscheidungspositionen
                                                         Im Herbst 2020 wurden zudem praxisbezogene
  7. Freiheit von Gewalt
                                                         Regionalforen mit lokalen Stakeholdern in den sie-
  8. Gesundheit für alle Geschlechter                    ben steirischen Regionen veranstaltet. Der Schwer-
                                                         punkt dieser Veranstaltungen lag in der Diskussion
  9. Gleichstellung in den Regionen
                                                         von Herausforderungen, so wie diese sich in der
Für jedes dieser Themenfelder wurde eine Vision          jeweiligen Region darstellen und wahrgenommen
formuliert, die umreißt, welche Situation wir anstre-    werden, sowie in der Sammlung von möglichen Lö-
ben – eine Steiermark, ein Land, ein Europa, in dem      sungsansätzen in den einzelnen strategischen The-
alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht in         menfeldern. Gleichzeitig diente der Austausch auch
all ihrer Vielfalt gleichberechtigt sind und ihr Leben   dazu, Good Practices bzw. wirksame Maßnahmen
frei gestalten können. Der Vision wurde jeweils die      zu erheben, die auch in andere steirische Regionen
aktuelle Ist-Situation gegenübergestellt und daraus      transferiert werden können, um Fahrt aufzunehmen
Handlungsfelder abgeleitet, die anzeigen, welchen        auf dem Weg Richtung Gleichstellung.

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Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark
jeweiligen Region darstellen und wahrgenommen werden, sowie in der Sammlung von
möglichen Lösungsansätzen in den einzelnen strategischen Themenfeldern. Gleichzeitig
diente der Austausch auch
 GLEICHSTELLUNG           dazu,
                      IN DER    Good Practices
                             STEIERMARK        bzw. wirksame Maßnahmen
                                             – AKTIONSPLAN             zu erheben,
                                                                 2021–2022
die auch in andere steirische Regionen transferiert werden können, um Fahrt
aufzunehmen auf dem Weg Richtung Gleichstellung. Die gesammelten Ideen und
Empfehlungen lieferten insbesondere auch die Grundlage für das strategische
Themenfeld „Gleichstellung in den Regionen“, welches den unterschiedlichen,
 Die gesammelten Ideen und Empfehlungen lieferten        menbedingungen Rechnung tragen soll und auch
regionalen
 insbesondereRahmenbedingungen
              auch die Grundlage für dasRechnung   tragen
                                         strategi- auf      soll und auch
                                                       die differenzierten    auf die differenzierten
                                                                           Bedürfnisse von Menschen
 sche Themenfeld
Bedürfnisse   von„Gleichstellung
                    Menschenin Rücksicht
                                 den Regionen“, Rücksicht
                                            nimmt,  die innimmt, die in Ballungsräumen
                                                            Ballungsräumen       oder inoder in
                                                                                          einem
 welches den unterschiedlichen, regionalen Rah-          einem ländlich geprägten Umfeld leben.
ländlich geprägten Umfeld leben.
 Abbildung 1:
Abbildung  1: Entwicklungsprozess der Steirischen Gleichstellungsstrategie und des
 Entwicklungsprozess der Steirischen Gleichstellungsstrategie und des Aktionsplans 2021–2022
Aktionsplans 2021-2022

     Analyse
                                 Regionalforen mit    Online                    Steirische
     bestehender Strategien
     und Ausgangslage
                                 Stakeholdern         Befragung                 Gleichstellungsstrategie

    • Darstellung der Ist-     • Bestehende Good     • Erhebung eines       Aktionsplan
      Situation                  Practices             Stimmungsbilds
    • Ableitung der Vision =   • Ideen- und          • Priorisierung von
                                                                            2021-2022
      umgesetzte                 Maßnahmensammlung     Maßnahmen                    2023-2024
      Gleichstellung             für die neun
                                 strategischen
                                 Themenfelder

Umfrage zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Steiermark
Ergänzend zu den Regionalforen wurde mit Unterstützung der Landestatistik Steiermark,
A17 Landes- und Regionalentwicklung, Referat Statistik und Geoinformation eine
Online-Befragung durchgeführt, um ein Meinungsbild zur Gleichstellung von Frauen
und Männern in der Steiermark zu erheben und zu erfahren, wie die befragten Personen
die Wichtigkeit einzelner Handlungsfelder und dazugehöriger Maßnahmen einstufen.

An der Umfrage nahmen 1.035 Personen teil, darunter 867 Frauen (84%). Fast drei Viertel
der Befragten gab an, sich beruflich und privat mit dem Thema Gleichstellung zu
beschäftigen, sodass davon auszugehen ist, dass bei der Beantwortung der Fragen in
hohem Maße Erfahrung und Expertise im Feld der Gleichstellung eingeflossen ist.

Die Gruppe der teilnehmenden Personen setzt sich wie folgt zusammen:
        -     40,7% sind zwischen 30 und 44 Jahre alt und weitere 39,6% zwischen 45 bis 59
              Jahre

6                                                            Gleichstellung in der Steiermark - Aktionsplan 2021-
                                                             2022

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Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Umfrage zur Gleichstellung                                              Die Gruppe der teilnehmenden Personen setzt sich
von Frauen und Männern                                                  wie folgt zusammen:
in der Steiermark                                                           40,7% sind zwischen 30 und 44 Jahre alt und
                                                                            weitere 39,6% zwischen 45 bis 59 Jahre
Ergänzend zu den Regionalforen wurde mit Unter-
stützung der Landesstatistik Steiermark, A17 Lan-                           die Hälfte lebt mit Kind bzw. Kindern, die über-
des- und Regionalentwicklung, Referat Statistik                             wiegend zwischen 6 und einschließlich 17 Jah-
und Geoinformation eine Online-Befragung durch-                             ren sind, in einem Haushalt (darunter 6,1%
geführt, um ein Meinungsbild zur Gleichstellung von                         ­Alleinerziehende, 44,3% in Partnerschaft)
Frauen und Männern in der Steiermark zu erheben                             12,8% leben allein
und zu erfahren, wie die befragten Personen die
Wichtigkeit einzelner Handlungsfelder und dazuge-                           fast zwei Drittel haben eine akademische Aus-
höriger Maßnahmen einstufen.                                                bildung

                                                               89,9% (930 Personen) sind erwerbstätig, von
An der Umfrage nahmen 1.035 Personen teil, da-                 diesendie
                                                                       ist rund ein Drittelzwischen
                                                                                            eine Führungskraft  und
                - die Hälfte lebt mit Kind bzw. Kindern,                   überwiegend                6 und
runter 867 Frauen   (84%). Fast drei Viertel der Be-           die Hälfte arbeitet im öffentlichen Bereich
fragten gab an, sicheinschließlich
                       beruflich und 17 privat
                                        Jahrenmit
                                                sind, in einem Haushalt (darunter 6,1% Alleinerziehende,
                                                    dem
Thema Gleichstellung 44,3
                        zuinbeschäftigen,
                              Partnerschaft)sodass da-         Regional dominieren mit 38,4% Personen aus
von auszugehen -ist, 12,8%
                     dass bei   derallein
                             leben  Beantwortung der           Graz
Fragen in hohem-Maße fast Erfahrung
                          zwei Drittelund  Expertise
                                       haben           im
                                               eine akademische
                                                            Bei derAusbildung
                                                                     Frage, wie sie die Lage der Gleichstellung
Feld der Gleichstellung  eingeflossen   ist.
                - 89,9% (930 Personen) sind erwerbstätig,   der Geschlechter
                                                                    von diesen in ist der
                                                                                       rundSteiermark
                                                                                            ein Drittel einschätzen,
                                                                                                         eine
                     Führungskraft und die Hälfte arbeitet  gaben   knapp zwei
                                                               im öffentlichen     Drittel der Befragten an, dass
                                                                                Bereich.
                                                            die Lage
                - Regional dominieren mit 38,4% Personen aus Graz     „eher   nicht  gut“ (50,3%) bzw. „nicht gut“
                                                            (14,8%) sei (siehe Abbildung 2).
              Bei der Frage, wie sie die Lage der Gleichstellung der Geschlechter in der Steiermark
              einschätzen, gaben knapp zwei Drittel der Befragten an, dass die Lage „eher nicht
               Abbildung 2:
              gut“ (50,3%) bzw.der
                                „nicht gut“                                                                                        hat formatiert: Schr
               Einschätzung        Lage  der(14,8%) sei (siehe Abbildung
                                              Gleichstellung             2).
                                                                der Geschlechter
                                                                                                                                   (Avenir LT Std 35 Lig
               in der Steiermark
                Abbildung 2: Einschätzung der Lage der Gleichstellung der Geschlechter in der Steiermark                           Schwarz
                                                                                                                                   hat gelöscht: Abbild
                                     Wenn Sie an die Gleichstellung von Frauen und Männern in der
                                    Steiermark denken: Wie schätzen Sie die Lage der Gleichstellung
                                                   der Geschlechter allgemein ein?
                            60,0
                                                                          50,3
                            50,0

                            40,0
                                                      32,4
                  Prozent

                            30,0

                            20,0
                                                                                              14,8

                            10,0
                                      1,4                                                                      1,2
                             0,0
                                    sehr gut        eher gut         eher nicht gut         nicht gut   weiß nicht / keine
                                                                                                            Antwort

                  Q.: A6 - Umfrage zur Gleichstellung der Geschlechter in der Steiermark.
               Quelle: A6 – Umfrage zur Gleichstellung der Geschlechter in der Steiermark                                    Bei
                  der Nennung von bis zu drei Bereichen, in denen der Handlungsbedarf aus Sicht der
                            Befragten am dringlichsten ist, ergab sich folgendes Bild (siehe Abbildung 3):                         hat gelöscht: Abbild

              •
              •
                      Einkommen/Gehalt (66,5% der Befragten)           7
                      Vereinbarkeit von Familie/Beruf/Pflege (56,4% der Befragten)
                                                                                                                                   hat formatiert: Schr
                                                                                                                                   (Avenir LT Std 35 Lig
                                                                                                                                   Schwarz
Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

 Bei der Nennung von bis zu drei Bereichen, in denen der Handlungsbedarf aus Sicht der Befragten am
 dringlichsten ist, ergab sich folgendes Bild (siehe Abbildung 3):

       Einkommen/Gehalt (66,5% der Befragten)

       Vereinbarkeit von Familie/Beruf/Pflege (56,4% der Befragten)

       Finanzielle Unabhängigkeit/Altersvorsorge/soziale Absicherung (45,7% der Befragten)1

Abbildung 3:
Priorisierung der Themenfelder in der Umfrage
                               Abbildung 3: Priorisierung der Themenfelder in der Umfrage
                 In welchen
              In welchen  derThemenfeldern                                            dringlichsten,ist,
                              Themenfelder ist der Handlungsbedarf aus Ihrer Sicht am dringlichsten
                    um die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Steiermark zu erreichen?
                                            (bis zu 3 Nennungen möglich)

                                                           Sonstiges         1,7

                         Gesundheit von Frauen und Männern                           7,1

    Gleichstellung in allen Politikbereichen und Prozessen
                                                                                     7,3
                 der öffentlichen Verwaltung

                                            Bildung/Weiterbildung                          11,0

     Ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in
                                                                                                       20,1
                Entscheidungspositionen

                                               Freiheit von Gewalt                                       22,8

         Abbau von geschlechtsspezifischen Rollenbildern                                                      25,2

                                   Beruf/Wiedereinstieg/Karriere                                                     31,2

          Finanzielle Unabhängigkeit/Altersvorsorge/soziale
                                                                                                                                    45,7
                            Absicherung

                        Vereinbarkeit von Familie/Beruf/Pflege                                                                             56,4

      Einkommen/Gehaltssituation - gleiche Entlohnung für
                                                                                                                                                  66,5
              gleiche bzw. gleichwertige Arbeit
                                                                         0           10           20            30             40     50    60     70
                                                                                                                     Prozent
    Q.: A6 - Online-Umfrage zur Gleichstellung der Geschlechter in der Steiermark.

 Quelle: A6 – Umfrage zur Gleichstellung der Geschlechter in der Steiermark
Dabei ließ sich abhängig vom Bildungsgrad eine unterschiedliche Priorisierung der
Themenfelder beobachten. Je höher die Bildung desto geringer wurde der Prozentsatz
bei den Themenfeldern „Einkommen / Gehalt“ und „Vereinbarkeit / Familie / Beruf /
Pflege“ (trotzdem bleiben sie die am häufigsten genannten Bereiche). Dafür wurde
„Abbau
1
 Generell istvon   geschlechtsspezifischen
              bei den männlichen Befragten die Tendenz Rollenbilder“
                                                       zu beobachten, dassvon  fast einem
                                                                          sie Maßnahmen       Drittel
                                                                                        im Vergleich     der Personen
                                                                                                     zu Frauen weniger häufig
    als „sehr wichtig“ einstufen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die absolute Anzahl der männlichen Teilnehmer wesentlich
 geringer im Vergleich zur Anzahl der Frauen ist.
mit   einem akademischen Abschluss als eines unter den (bis zu) drei dringlichsten
Handlungsfeldern genannt (bei den anderen Gruppen liegt der Anteil bei rund 16%).

24,3% der Befragten mit einem akademischen Abschluss weisen dem Thema         8
Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Dabei ließ sich abhängig vom Bildungsgrad eine                      Operationalisierung der Strategie –
unterschiedliche Priorisierung der Themenfelder                     der Aktionsplan 2021–2022
beobachten. Je höher die Bildung desto geringer
wurde der Prozentsatz bei den Themenfeldern                         Den Rahmen für die Steirische Gleichstellungsstra-
„Einkommen/Gehalt“ und „Vereinbarkeit/Familie/                      tegie bilden die bisherige Steirische Frauen- und
Beruf/Pflege“ (trotzdem bleiben sie die am häufigs-                 Gleichstellungsstrategie 20202, die europäische
ten genannten Bereiche). Dafür wurde „Abbau von                     Gleichstellungsstrategie 2020–20253 und die in
geschlechtsspezifischen Rollenbilder“ von fast ei-                  der österreichischen Bundesverfassung festgehal-
nem Drittel der Personen mit einem akademischen                     tene Gleichstellung von Frauen und Männern. Die
Abschluss als eines unter den (bis zu) drei dring-                  Steiermärkische Landesregierung bekennt sich zur
lichsten Handlungsfeldern genannt (bei den ande-                    Schaffung und Sicherung von Rahmenbedingun-
ren Gruppen liegt der Anteil bei rund 16%).                         gen für die Umsetzung der Gleichberechtigung bei-
                                                                    der Geschlechter in allen Lebensbereichen. Im Lan-
24,3% der Befragten mit einem akademischen Ab-                      des-Gleichbehandlungsgesetz wird festgehalten,
schluss weisen dem Thema „Ausgewogene Vertre-                       dass eine Diskriminierung weder aufgrund des Ge-
tung von Frauen und Männern in Entscheidungs-                       schlechts noch aufgrund der sexuellen Orientierung
positionen“ Dringlichkeit zu, während dieser Anteil                 zulässig ist.4 Die Ergebnisse aus der Analyse der
bei Teilnehmenden mit Matura auf 16,3% und bei                      aktuellen Situation, der Online-Befragung sowie die
Personen mit Lehre auf 10,3% abfällt. Auch Er-                      Beiträge und Empfehlungen aus den Regionalforen
werbstätige in Führungspositionen (27,6%) messen                    wurden zusammengeführt und fanden insbeson-
diesem Thema große Dringlichkeit zu, wohingegen                     dere Berücksichtigung in den für die strategischen
16,7% der Personen, die keine führende Position                     Themenbereiche abgeleiteten Handlungsfeldern.
innehaben, dies als dringlich eingestuft haben. Un-                 Während die Strategie als ein für die kommenden
terschiedlich wird die Dringlichkeit dieses Themas                  Jahre richtungsweisendes Dokument dient, ist der
auch von Personen, die im öffentlichen Bereich er-                  Aktionsplan auf einen kürzeren Zeitraum von zwei
werbstätig sind (33,5%) und Personen, die in der                    Jahren ausgelegt.
Privatwirtschaft tätig sind (16,7%), eingestuft.

2
    Landtagsbeschluss und Strategiedokument unter
    https://pallast2.stmk.gv.at/pallast-16-p/pub/document?dswid=8956&ref=3ABCFC6C31986BA2E0530B16010A0287

3
    RIS - Landes-Gleichbehandlungsgesetz - Landesrecht konsolidiert Steiermark, Fassung vom 09.02.2021, siehe § 3 Begriff der
    Diskriminierung unter https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrStmk&Gesetzesnummer=20000467
    Europäische Kommission (2020). Eine Union der Gleichheit: Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025,
    Brüssel, den 5.3.2020 COM(2020) 152 final

4
    Steiermärkische Landesregierung (2019). Agenda Weiß-Grün, Steiermark gemeinsam gestalteten –
    Arbeitsprogramm der Steiermärkischen Landesregierung für die XVIII. Gesetzgebungsperiode

                                                                   9
Aktionsplan 2021-2022 - Maßnahmen im Rahmen der Steirischen Gleichstellungsstrategie - Land Steiermark
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Wirkungs-Monitoring                                           Die statistischen Daten und die Erkenntnisse aus
                                                              der Analyse der Planungsperiode 2021–2022 flie-
Der Status und Fortschritt der Umsetzung der Maß-             ßen ebenfalls in die Konzeption des folgenden
nahmen im Zeitraum 2021–2022 wird laufend be-                 Aktionsplans 2023–2024 ein bzw. werden bei der
obachtet und bewertet und in der Folge in Hinblick            Umsetzung neuer Maßnahmen berücksichtigt. In
auf die Wirksamkeit geprüft. Die Ergebnisse und               den Folgejahren entsteht so ein zyklischer Umset-
daraus gewonnenen Erkenntnisse werden in einem                zungsprozess mit den Schritten
Wirkungsbericht zusammengefasst (siehe Abbil-                    Erstellung eines Aktionsplans mit Zielen und
dung 4) und fließen in die Entwicklung des nächs-                Maßnahmen,
ten Aktionsplans ein.
                                                                 Bewertung der Wirksamkeit der durchgeführten
Zudem ist geplant, periodisch die aktuelle Situation             Maßnahmen und
der Gleichstellung in der Steiermark zu beleuchten,    Adaptierung, Weiterentwicklung und gegebenen­
um die Entwicklung der Gesamtsituation auf gesell-     falls Einstellung von Maßnahmen, die in einem
schaftlicher Ebene zu verfolgen. Diese statistischen   neuen Aktionsplan für die folgenden zwei Jahre
Folgejahren     entsteht
Erhebungen sollen         so ein
                     zukünftig     zyklischer
                               in den           Umsetzungsprozess mit den Schritten
                                      neun strategi-   zusammengefasst werden.
schen Themenfeldern nach Möglichkeit alle Ge-
    - Erstellung eines Aktionsplans mit Zielen und Maßnahmen,
schlechter erfassen (dies entspricht der in diesem
    - Bewertung der Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen und
Aktionsplan vorgesehenen Maßnahme 2.(A)).
    -  Adaptierung, Weiterentwicklung und gegebenenfalls Einstellung von
       Maßnahmen, die in einem neuen Aktionsplan für die folgenden zwei Jahre
       zusammengefasst
Abbildung 4:           werden.
Wirkungsmonitoring zum Aktionsplan
Abbildung 4: Wirkungsmonitoring zum Aktionsplan

     Aktionsplan                   Wirkungsbericht
     2021-2022                     2021-2022

              Gleichstellung in         Aktionsplan                  Wirkungsbericht
              Zahlen (Statistik)
              2022                      2023-2024                    2023-2024

                                                Gleichstellung in         Aktionsplan          Wirkungsbericht
                                                Zahlen (Statistik)                             2025-2026
                                                2024                      2025-2026

Dieser   neue Zugang zur Umsetzung der Steirischen Gleichstellungsstrategie betont den
Dieser neue Zugang zur Umsetzung der Steirischen In beiden Fällen werden wertvolle Erfahrungen ge-
lernenden     Aspekt. Erbetont
Gleichstellungsstrategie   soll Raum     geben, As-
                                 den lernenden  um neue,    innovative
                                                     sammelt.            Konzepte
                                                                Das System            auszuprobieren
                                                                             ist auf einen  laufenden Er-
und
pekt. erfolgreiche
       Er soll RaumPrototypen
                       geben, um weiter    zu entwickeln.
                                   neue, innovative        Wo Neues
                                                     kenntnisgewinn     getestet wird
                                                                      ausgerichtet,      besteht
                                                                                    der eine       auch
                                                                                              nachhaltige
Konzepte    auszuprobieren   und  erfolgreiche Pro-  Weiterentwicklung  ermöglicht   und
die Möglichkeit, dass etwas nicht funktioniert und nicht weitergeführt wird. In beiden    die Entstehung
totypen weiter zu entwickeln. Wo Neues getestet von sozialen Innovationen fördert, die zum Wohle
Fällen   werden wertvolle Erfahrungen gesammelt. Das System ist auf einen laufenden
wird besteht auch die Möglichkeit, dass etwas nicht aller in unserer Gesellschaft dienen.
Erkenntnisgewinn       ausgerichtet, der eine nachhaltige Weiterentwicklung ermöglicht und
funktioniert und nicht weitergeführt wird.
die Entstehung von sozialen Innovationen fördert, die zum Wohle aller in unserer
Gesellschaft dienen.

                                                     10
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

1. ABBAU VON GESCHLECHTS-
   SPEZIFISCHEN ROLLENBILDERN

Strategische Ziele                                  (C) Geschlechtergerechte Sprache, Symbole
                                                        und Bilder, klischeefreie Rollenbilder in den
(A) Frühzeitige Bewusstseinsbildung und                 Medien
    Entwicklung erweiterter Aufgaben-               Bei der Kommunikation und in den Medien des
    und Rollenspektren                              Landes und der landesgeförderten Organisationen
Eltern, Erziehungsberechtigte, pädagogische Fach-   werden geschlechtergerechte Sprache, Symbole
kräfte und Lehrpersonal sind sich der Bedeutung     und Bilder und klischeefreie Rollenbilder verwendet.
und Auswirkungen von traditionellen Rollenbildern
bewusst und entwickeln erweiterte Aufgaben- und     (D) Aufbau von Gleichstellungskompetenz
Rollenspektren.                                     Angestellte und Vertretungen öffentlicher Institu-
                                                    tionen und der Privatwirtschaft, Medienschaffende
(B) Gleichstellungsorientierte                      ebenso wie Eltern, Erziehungsberechtigte, päda-
    Aus- und Weiterbildung                          gogische Fachkräfte und Lehrpersonal nutzen ihre
Aus- und Weiterbildungsangebote werden gleich-      Gleichstellungskompetenz im Bewusstsein welche
stellungsorientiert konzipiert und umgesetzt.       Auswirkungen das Fehlen von Gleichstellung in der
                                                    Gesellschaft hat.

Aktionsplan

    Ziel                               Maßnahmen

    (A) Frühzeitige Bewusst-             Bewusstseinsbildung bei Eltern und Erziehungsberechtig-
        seinsbildung und                 ten durch Maßnahmen der Elternbildung und Elternbeglei-
        Entwicklung erweiterter          tung im Rahmen von ZWEI UND MEHR
        Aufgaben- und Rollen-
                                         Ausbau der Zusammenarbeit von Frauen- und Mädchenbe-
        spektren
                                         ratungsstellen und Männer- und Burschenberatung in den
                                         Bereichen Gleichstellung und Geschlechterfragen
                                         Männerfokussierte Beratungsangebote für Burschen und
                                         Männer zu verschiedenen Themen wie Vereinbarkeit, Pflege,
                                         Gesundheit, Rollenbilder, (werdende) Vaterschaft, Partner-
                                         schaft flächendeckend bzw. in allen Regionen sicherstellen
                                         Entwicklung und Verbreitung von Instrumenten und Materi-
                                         alien für die Bewusstseinsarbeit und den Kompetenzaufbau
                                         im schulischen Umfeld

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

  Ziel                             Maßnahmen

  (B) Gleichstellungsorientierte    Umsetzung des Grundsatzerlasses bzw. Unterrichtsprin-
      Aus- und Weiterbildung        zips „Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung“
                                    Prüfung von Maßnahmen für die Forcierung gleichstellungs-
                                    orientierter Spiele, Unterrichtsmittel und Lehrpläne
                                    Geschlechtersensible Überprüfung und Gestaltung von
                                    ­Informationsmaterialien und -medien (vor allem auch neuen
                                     Medien) aller Bildungsstufen zur Berufs- und Arbeitswelt

  (C) Geschlechtergerechte          Förderung der Darstellung von weiblichen Erfolgsgeschich-
      Sprache, Symbole und          ten in den Medien
      Bilder, klischeefreie Rol-
                                    Diversifizierung bzw. Darstellung unterschiedlicher Ge-
      lenbilder in den Medien
                                    schlechterbilder, realistischer Körperbilder von Menschen
                                    in allen Altersgruppen, in unterschiedlichen Lebensformen
                                    bzw. -modellen
                                    Diversifizierung bzw. Darstellung realistischer Väterbilder
                                    Öffentliches Auftreten gegen Gewalt und Sexismus in der
                                    Werbung
                                    Etablierung von Leitfäden für gleichstellungsgerechte Me-
                                    dienkommunikation
                                    Überprüfung öffentlicher Förderungen und Angebote in Be-
                                    zug auf Geschlechterstereotypen
                                    Überprüfung des medialen Auftritts des Landes Steiermark
                                    und Umsetzung einer geschlechtergerechten und -sensib-
                                    len Medienberichterstattung

  (D) Aufbau von Gleich­            Umsetzung eines „Gender-Agents“ Lehrgangs für Abgeord-
      stellungskompetenz            nete zum Steiermärkischen Landtag sowie Mitarbeitende
                                    der Landtagsklubs und politischen Büros
                                    Integration des Themas Gleichstellungskompetenz in die
                                    Ausbildung von Medienschaffenden
                                    Thematisierung der Gleichstellungs- und Diversitätskompe-
                                    tenz in Non-Profit-Organisationen und in der Privatwirtschaft

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Bewusstseinsbildung bei Eltern und Erziehungs­          Männerfokussierte Beratungsangebote für Bur-
berechtigten durch Maßnahmen der Eltern-                schen und Männer zu verschiedenen Themen
bildung und Elternbegleitung im Rahmen von              wie Vereinbarkeit, Pflege, Gesundheit, Rollen-
ZWEI UND MEHR                                           bilder, (werdende) Vaterschaft, Partnerschaft
                                                        flächendeckend bzw. in allen Regionen sicher-
Durch Eltern und Erziehungsberechtigte vorgeleb-        stellen
te Geschlechterrollen prägen Kinder von frühester
Kindheit an. Mit den im Rahmen von ZWEI UND             Die meist mit der Familiengründung auftretenden
MEHR durchgeführten Elterntreffs, Familientalks         Fragen rund um die Themenfelder Vereinbarkeit
sowie mit dem ZWEI UND MEHR-Familienmaga-               und Sorgearbeit betreffen alle Geschlechter. Män-
zin soll Bewusstsein für alternative Zugänge und        ner sollen und wollen sich vielfach vermehrt bei
Rollenverständnisse geschaffen werden. Durch ge-        der Familienarbeit einbringen, für sie stellen sich
zielte Themenwahl werden neue Perspektiven auf-         ebenso wie für Frauen Fragen rund um Familie und
gezeigt. Davon profitieren Eltern bzw. Erziehungs-      Partnerschaft und wie sich aktive Vaterschaft mit
berechtigte und in Folge die Kinder, für die sich ein   Berufstätigkeit verbinden lässt. Eine zentrale Rol-
erweiterter Entwicklungsspielraum eröffnet.             le nimmt die wissensbasierte, geschlechterreflek-
                                                        tierende Arbeit an Schulen, in Jugendzentren und
                                                        Jugendeinrichtungen, welche auch einen wichtigen
Ausbau der Zusammenarbeit von Frauen- und               präventiven Beitrag leistet. Beratungsangebote sol-
Mädchenberatungsstellen und Männer- und                 len für Burschen und Männer in allen Regionen der
Burschenberatung in den Bereichen Gleichstel-           Steiermark zugänglich sein.
lung und Geschlechterfragen

Gleichstellung geht alle Geschlechter gleicherma-       Entwicklung und Verbreitung von Instrumenten
ßen an. Ziel des Ausbaus der Zusammenarbeit des         und Materialien für die Bewusstseinsarbeit und
Netzwerks der Frauen- und Mädchenberatungs-             den Kompetenzaufbau im schulischen Umfeld
stellen mit der Männer- und Burschenberatung ist
es, die Vorzüge einer gleichgestellten Gesellschaft     Neben dem Elternhaus wirkt das schulische Umfeld
herauszuarbeiten und zu vermitteln, so dass sie         prägend auf Kinder, einerseits durch das von pä­
von allen Geschlechtern erkannt werden. Durch die       dagogischen Fachkräften vorgelebte Verhalten, an-
Entwicklung von sich ergänzenden Angeboten und          dererseits durch die Inhalte und Lernerfahrungen,
der Nutzung des erweiterten Netzwerks werden            welche an Schulen vermittelt werden. Die Entwick-
mehr Menschen angesprochen und im Sinne der             lung von geeigneten Instrumenten und Methoden,
Gleichstellung alle Geschlechter erreicht.              welche stereotype Rollenvorstellungen aufbrechen

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

und sich gut in die bestehenden Lehrinhalte inte­       Prüfung von Maßnahmen für die Forcierung
grieren lassen, ist besonders wichtig. Je früher und    gleichstellungsorientierter Spiele, Unterrichts-
weiter das Perspektivenfeld für Kinder eröffnet wird,   mittel und Lehrpläne
desto besser können sie sich entsprechend ihrer
Talente entfalten. Bei der Entwicklung von Materia-     Welche Maßnahmen geeignet sind, um höheres
lien sollen insbesondere die Erkenntnisse aus dem       Bewusstsein für Geschlechtergerechtigkeit bei der
Forschungsprojekt zur „Berufs- und Bildungsorien-       Wahl von Unterrichtsmitteln und der Entwicklung
tierung im Elementar- und Primarbereich“, welches       von Lehrplänen zu schaffen, soll überprüft werden.
von der Pädagogischen Hochschule gemeinsam              Dies gilt ebenso für Spiele, welche die Chancen-
mit der Universität Graz im Auftrag des Landesgre-      gleichheit der Geschlechter widerspiegeln sollten.
miums für Bildungs- und Berufsorientierung umge-
setzt wird, einfließen.
                                                        Geschlechtersensible Überprüfung und Gestal-
                                                        tung von Informationsmaterialien und -medien
Umsetzung des Grundsatzerlasses bzw. Unter-             (vor allem auch neuen Medien) aller Bildungs-
richtsprinzips „Reflexive Geschlechterpäda­             stufen zur Berufs- und Arbeitswelt
gogik und Gleichstellung“
                                                        Informationsmaterialien und -medien müssen ge-
Gesellschaftliche Bilder von „Weiblichkeit“ und         schlechterneutral konzipiert sein. Statt der Darstel-
„Männlichkeit“ beeinflussen die Persönlichkeits-        lung tradierter Berufsbilder sollen sie im Gegenteil
entwicklung, Bezugssysteme und die Handlungs-           dazu animieren und ermutigen, andere Berufsop-
spielräume von Kindern und Jugendlichen in              tionen in Betracht zu ziehen und ein erweitertes
hohem Maße. Das Unterrichtsprinzip „Reflexive Ge-       Spektrum an beruflichen Möglichkeiten aufzeigen.
schlechterpädagogik und Gleichstellung“ soll dazu
beitragen, einen professionellen und reflektierten
Umgang mit der Dimension des Geschlechts in der         Förderung der Darstellung von weiblichen
von heterogenen Lebenswelten geprägten Schule           ­Erfolgsgeschichten in den Medien
zu entwickeln. Die Umsetzung des Grundsatzerlas-
ses erfolgt durch Berücksichtigung im schulischen       Erfolge und Leistungen von Frauen sichtbar zu
Qualitätsmanagement und den Aufbau einer diver-         machen ist ein wesentliches Element der Bewusst-
sitätsorientierten Genderkompetenz beim pädago-         seinsbildung. Wort und Bild schaffen Realität. Er-
gischen Personal.                                       folgreiche Frauen wirken als Rollenvorbilder, sie
                                                        motivieren andere Frauen und Mädchen bzw. unter-
                                                        repräsentierte Gruppen, ambitioniert und mutig ihre
                                                        Ziele zu verfolgen. Insbesondere Frauen, die sich in
                                                        bislang noch immer männerdominierten Bereichen
                                                        durchsetzen, tragen dazu bei, Vorurteile abzubauen
                                                        und den Weg zu einer geschlechtergerechten Ge-
                                                        sellschaft zu ebnen.

                                               14
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Diversifizierung bzw. Darstellung unterschied-          Etablierung von Leitfäden für gleichstellungs-
licher Geschlechterbilder, realistischer Körper-        gerechte Medienkommunikation
bilder von Menschen in allen Altersgruppen,
in unterschiedlichen Lebensformen bzw.                  Die Landes-Gleichbehandlungsbeauftragte ent-
-modellen                                               wickelt einen Leitfaden für gendergerechte, bar-
                                                        rierefreie Kommunikation mit dem Ziel der Gleich-
Die Darstellungen von – bis dato zumeist aus-           stellung aller Geschlechter in Wort, Schrift und Bild
schließlich – Frauen und Männern in den Medien          unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit. Dieser
und der Werbung werden vielfach manipuliert, so         soll 2021 veröffentlicht und in der internen und ex-
dass Schönheitsideale entstehen, die in der Realität    ternen Kommunikation der Landesverwaltung ver-
nicht erreichbar sind. Dies muss ins Bewusstsein        wendet werden. Zielgruppen sind alle Bediensteten
gerufen und kritisch öffentlich diskutiert werden.      der Landesverwaltung sowie alle Menschen in der
Ziel ist die Verwendung von realistischen Körper-       Steiermark.
bildern, welche die Vielfalt unserer Gesellschaft wi-
derspiegeln.
                                                        Überprüfung öffentlicher Förderungen und An-
                                                        gebote in Bezug auf Geschlechterstereotypen
Diversifizierung bzw. Darstellung
realistischer Väterbilder                               Bei der Konzeption von Förderungsprogrammen
                                                        und Angeboten der öffentlichen Hand muss auf
Männer bringen sich zunehmend aktiv bei der Kin-        Geschlechtergerechtigkeit geachtet werden. Dies
derbetreuung ein, sie nehmen ein breiteres Spek­        schlägt sich auch in den dazugehörigen Informa-
trum an möglichen Rollen wahr, welches auch die         tionsunterlagen, den dort verwendeten Bildern und
Sorge- und Betreuungsaufgaben in der Familie be-        einer gleichstellungsgerechten Sprache nieder.
inhaltet. Dieser Wandel und die verschiedenen Auf-
gaben sollen auch in den Medien sichtbar gemacht
werden.                                                 Überprüfung des medialen Auftritts des Landes
                                                        Steiermark und Umsetzung einer geschlechter-
                                                        gerechten und -sensiblen Medienberichterstat-
Öffentliches Auftreten gegen Gewalt                     tung
und Sexismus in der Werbung
                                                        Der mediale Auftritt soll gemäß dem Leitfaden für
Gewalt und Sexismus in der Werbung sind nicht to-       gendergerechte, barrierefreie Kommunikation der
lerierbar. Dort, wo dies auftritt, muss entschieden     Landes-Gleichbehandlungsbeauftragten erfolgen
dagegen aufgetreten werden. Dabei kommt Perso-          und gegebenenfalls entsprechend überarbeitet
nen mit Entscheidungskompetenz aus Politik, Wirt-       werden. Ebenso gilt der Leitfaden für die laufende
schaft und Gesellschaft eine wichtige Rolle zu, da      Medienberichterstattung.
sie starken Einfluss auf die Meinungsbildung neh-
men können.

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Umsetzung eines „Gender-Agents“ Lehrgangs             Thematisierung der Gleichstellungs- und Diver-
für Abgeordnete zum Steiermärkischen Land-            sitätskompetenz in Non-Profit-Organisationen
tag sowie Mitarbeitende der Landtagsklubs             und in der Privatwirtschaft
und politischen Büros
                                                      Durch Bildungsangebote, in denen Geschlecht
Ein Lehrgang zum/zur „Gender Agent“ richtet sich      mit weiteren Antidiskriminierungsthemen verknüpft
an jene Abgeordnete und Mitarbeitenden in den         wird, soll Stereotypen und einengenden Rollen-
politischen Büros und Landtagsklubs, die beauf-       zuschreibungen aktiv entgegengewirkt werden.
tragt sind/werden, den Gender-Mainstreaming-Im-       Durch den fachlichen Austausch von Expertise zu
plementierungsprozess in der Politik der Steiermark   Gender und Gleichstellung werden die Vernetzung
mit ihrer aufgebauten Expertise zu koordinieren,      und der Transfer von Expertise in andere Berufs-
voranzutreiben und klubintern die Ausrichtung aller   felder gefördert.
politischen Strategien, Entscheidungsprozesse und
Maßnahmen auf Gleichstellung der Geschlechter
zu unterstützen.

Integration des Themas Gleichstellungskompe-
tenz in die Ausbildung von Medienschaffenden

Mittels Leitfäden und Empfehlungen soll die Sen-
sibilität der Medien und der Kommunikationsbran-
che für geschlechtergerechte Sprache und Bericht-
erstattung erhöht werden. Dieser Themenbereich
soll auch in die Ausbildung von Medienschaffenden
integriert werden.

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

2. GLEICHSTELLUNG IN ALLEN
   POLITIKBEREICHEN UND
   PROZESSEN DER
   ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG
Strategische Ziele                                       (C) Beispielgebende öffentliche Verwaltung
                                                         Die öffentliche Verwaltung und öffentlich geförderte
(A) Gleichstellungsorientierte Gesetzgebung              Organisationen setzen die Gleichstellung der Ge-
    und Folgenabschätzung                                schlechter beispielgebend um.
Die Politik stützt sich bei der Entwicklung von Geset-   Bei der Entwicklung von gleichstellungsrelevanten
zen, welche die strategischen Themenfeldern be-          Maßnahmen stimmen sich die Ressorts ab oder
treffen, auf aktuelle statistische Geschlechterdaten     entwickeln diese gemeinsam. Dabei werden wich-
und berücksichtigt die Folgen für alle Geschlechter,     tige landesinterne und externe Stakeholder mit ein-
die sich aus Gesetzen bzw. Maßnahmen ergeben.            gebunden.

(B) Gleichstellungsorientierte Strategien                Alle Bereiche der öffentlichen Verwaltung setzen
    und Programme                                        Gender-Budgeting proaktiv um, so dass sich die
                                                         Förderung der Gleichstellung in den Budgets wi-
Die Bedürfnisse der Geschlechter werden in den           derspiegelt.
Strategien und Leitbildern sowie (Förder-) Pro-
grammen des Landes und der Kommunen berück­
sichtigt.

Aktionsplan

    Ziel                                  Maßnahmen

    (A) Gleichstellungsorientierte           Statistiken des Landes Steiermark zu den einzelnen strate-
        Gesetzgebung und                     gischen Themenfeldern sind nach Geschlecht aufgeschlüs-
        Folgenabschätzung                    selt
                                             Etablierung eines Gleichstellungsreports für die Steiermark
                                             Überprüfung der Möglichkeiten zur Verankerung einer
                                             ­Landes-Gleichstellungs-Kompetenzstelle

    (B) Gleichstellungsorientierte           Unterstützung des Aufbaus von Genderkompetenz in den
        Strategien und                       Ressorts und Kommunen
        Programme
                                             Weiterentwicklung der gleichstellungsorientierten Vergabe-
                                             kriterien für öffentliche Aufträge
                                             Quotenregelungen, paritätische Besetzungen oder Reißver-
                                             schlusssystem weiter ausbauen
                                             Aktive Mitgestaltung von Strategien und Programmen auf
                                             Bundesebene

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

    Ziel                                Maßnahmen

    (C) Beispielgebende                    Umsetzung der Empfehlungen der Arbeitsgruppe in der
        öffentliche Verwaltung             Landesverwaltung zu geschlechter- bzw. diversitätsgerech-
                                           tem Formulieren
                                           Integration von Gender- und Diversitätskompetenz in die
                                           Grundausbildung, die Führungskräfteausbildung, die Lehr-
                                           lingsausbildung sowie in Angebote des „Positive Leader-
                                           ship Forums“ des Landes Steiermark
                                           Nachweis von Gender-/Diversitätskompetenz bei der Be-
                                           stellung von Referats-, Fachabteilungs- oder Abteilungslei-
                                           tungen
                                           Integration von Gleichstellungsaspekten in die Personalent-
                                           wicklungsinstrumente des Landes Steiermark
                                           Zielgerichtete Umsetzung von Gender-Budgeting als Teil
                                           der wirkungsorientierten Verwaltung des Landes Steiermark
                                           Aufbau von Gender-Budgeting-Kompetenzen innerhalb der
                                           öffentlichen Verwaltung bei Führungskräften und den haus-
                                           haltsführenden Stellen
                                           Ausbau der Kooperation der in verschiedenen Bereichen
                                           zuständigen Stellen für Gleichstellung (Verwaltung, AMS,
                                           WKO, …)

Statistiken des Landes Steiermark zu den              Etablierung eines Gleichstellungsreports
einzelnen strategischen Themenfeldern                 für die Steiermark
sind nach Geschlecht aufgeschlüsselt
                                                      Im Sinne der Wirkungsorientierung der Gleichstel-
Werden Geschlechterdaten nicht erhoben, führt         lungsstrategie soll nach Ablauf der zweijährigen Pe-
dies zu Wissenslücken, da geschlechtsspezifische      riode des vorliegenden Aktionsplans eine Analyse
Unterschiede so nicht sichtbar und erkennbar wer-     der durchgeführten Aktivitäten erfolgen. Abhängig
den. Die Entwicklung von Maßnahmen in den ein-        davon in welchem Maße die Aktivitäten zur Errei-
zelnen Themenfeldern soll auf Basis einer guten       chung der Ziele beigetragen haben, werden diese
Datenlage erfolgen. Ziel ist es, bei der Erhebung     weitergeführt, auf Basis der Erfahrungen weiterent-
von Daten durch die Landesstatistik, diese für alle   wickelt oder aber auch eingestellt.
Geschlechter gesondert auszuwerten und darzu-
stellen, so dass geschlechtsspezifische Unterschie-
de berücksichtigt werden können.

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Überprüfung der Möglichkeiten zur                     Weiterentwicklung der gleichstellungs­-
Verankerung einer Landes-Gleichstellungs-             ­orientierten Vergabekriterien
Kompetenzstelle                                        für öffentliche Aufträge

Geschlechtergleichstellung betrifft alle Lebens-      Bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen sollen
bereiche und stellt dementsprechend ein Quer-         Gleichstellungsaspekte bei der Evaluierung der Bie-
schnittsthema dar. Um dieses Ziel zu erreichen,       tenden mitberücksichtigt werden.
müssen alle Stakeholder an einem Strang ziehen.
Eine landesinterne Gleichstellungs-Kompetenzstel-
le, welche die Ressorts zu Gender-Mainstreaming,      Quotenregelungen, paritätische Besetzungen
gleichstellungsorientierter Gesetzesfolgenabschät-    oder Reißverschlusssystem weiterausbauen
zung und Planung von Förderungsmaßnahmen
unterstützt, kann mit ihrer Expertise ressortüber-    Frauen in Führungsebenen sind in vielen Bereichen
greifend wirken und Einzelmaßnahmen zielorientiert    immer noch (stark) unterrepräsentiert. Im Wirkungs-
koordinieren und abstimmen. Die Einrichtung einer     bereich des Landes, bei Einrichtungen mit Lan-
derartigen Stelle soll daher landesintern überprüft   desbeteiligung, im Bereich der Kommunen sollen
und vorangetrieben werden.                            Systeme wie Quotenregelungen, paritätische Be-
                                                      setzungen oder Reißverschlusssysteme den Pro-
                                                      zess beschleunigen, der zu einer geschlechterge-
Unterstützung des Aufbaus von Gender­                 rechten Besetzung von Entscheidungspositionen
kompetenz in den Ressorts und Kommunen                im öffentlichen Bereich führt.

Die Landes-Gleichbehandlungsbeauftragte stellt
den Ressorts ihre Expertise im Rahmen von Schu-       Aktive Mitgestaltung von
lungsmaßnahmen sowie Informationsunterlagen           Strategien und Programmen
wie den Leitfaden für gendergerechte, barrierefreie
Kommunikation zur Verfügung. Die Entwicklung          Einige für die Gleichstellung entscheidende The-
von Gleichstellungsprogrammen in den Bereichen        menbereiche werden auf Bundesebene verhandelt
Beschäftigung, Aus- und Weiterbildung in den stei-    und beschlossen wie beispielsweise die Schaffung
rischen Gemeinden wird mit Unterstützungsange-        von neuen Karenz- und Arbeitszeitmodellen unter
boten gefördert. Diese umfassen die Themenbe-         Berücksichtigung unterschiedlicher Lebensphasen
reiche Bewusstseinsbildung für Chancengleichheit,     oder die Einführung eines automatischen Pensions-
positive Änderung der Berufshierarchie, Überwin-      splittings. Diese Themen werden von Seiten der
dung rollenspezifischer Arbeitseinteilung, Verein-    Steiermark aktiv auf Bundesebene forciert.
barkeit von Familie und Beruf, Sicherstellung von
Aus- und Weiterbildung sowie Personalentwick-
lungsmaßnahmen.

                                             20
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Umsetzung der Empfehlungen der Arbeits-                  Stellenwert bei. Dies soll sich in der gelebten Kul-
gruppe in der Landesverwaltung zu geschlech-             tur innerhalb der Landesverwaltung widerspiegeln.
ter- bzw. diversitätsgerechtem Formulieren               Dazu gehört, dass Personen mit Führungsverant-
                                                         wortung über Gender- und Diversitätskompetenzen
Die im Leitfaden für gendergerechte, barrierefreie       verfügen und diese in ihrer beruflichen Praxis auch
Kommunikation der Landes-Gleichstellungsbeauf-           umsetzen.
tragen zusammengefassten Empfehlungen (Veröf-
fentlichung 2021) sollen umgesetzt werden. Damit
soll die Gleichstellung aller Geschlechter in Wort,      Integration von Gleichstellungsaspekten in die
Schrift und Bild in der politischen Tätigkeit sowie im   Personalentwicklungsinstrumente des Landes
öffentlichen Dienst weiter verankert werden.             Steiermark

                                                         In enger Zusammenarbeit mit der Gleichbehand-
Integration von Gender- und Diversitätskompe-            lungsbeauftragten des Landes erstellt die Per-
tenz in die Grundausbildung, die Führungskräf-           sonalabteilung des Landes Steiermark für den
teausbildung, die Lehrlingsausbildung sowie              Gleichbehandlungsbericht regelmäßig Personal-
in Angebote des „Positive Leadership Forums“             Statistiken. Das Datensystem wird gegebenenfalls
des Landes Steiermark                                    mit Kennzahlen erweitert und das Qualitätsma-
                                                         nagement in Richtung Objektivierung, Transparenz
Im Rahmen der Aus- und Weiterbildungsprogram-            und Serviceorientierung bzw. erleichterter Bedie-
me für Landesbedienstete soll Bewusstsein für            nung angepasst. Weitere Maßnahmen beinhalten
die Gleichstellung der Geschlechter und der Be-          die Fortführung der Implementierung der Telearbeit
deutung von Geschlechtergerechtigkeit im jeweils         zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und
eigenen Umfeld und bei der beruflichen Tätigkeit         Familie, regelmäßige Befragungen der Mitarbeiten-
geschaffen werden. Die Vermittlung von Gender-           den, die Einführung von Einkommensberichten, um
und Diversitätswissen soll in die Lehrpläne integriert   Einkommensdiskriminierungen entgegenzuwirken
werden, durch die Diskussion und Beschäftigung           und die Durchführung von Projekten, welche die
mit diesen Themenbereichen sollen Kompetenzen            Chancengleichheit im öffentlichen Dienst verbes-
aufgebaut und deren Integration in die berufliche        sern. In den nächsten zwei Jahren soll ein neues,
Praxis gefördert werden.                                 handlungsleitendes      Landes-Gleichstellungspro-
                                                         gramm erarbeitet werden. Ziel ist die Förderung
                                                         der Gleichstellung der Geschlechter im Bereich
Nachweis von Gender-/Diversitätskompetenz                Beschäftigung, Aus- und Weiterbildung. Das Pro-
bei der Bestellung von Referats-, Fachabtei-             gramm umfasst Personalentwicklungsmaßnahmen
lungs- oder Abteilungsleitungen                          und zielt auf die Bewusstseinsbildung für Chancen-
                                                         gleichheit, positive Änderung der Berufshierarchie,
Führungskräfte wirken mit ihrer Vorbildwirkung und       Überwindung rollenspezifischer Arbeitseinteilung,
ihren Haltungen bestimmend auf die Arbeitskultur         Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Sicher-
in ihren Bereichen. Das Land Steiermark misst der        stellung von Aus- und Weiterbildung ab.
Gleichstellung der Geschlechter einen zentralen

                                                     21
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Zielgerichtete Umsetzung von Gender-                  ermöglicht den Abteilungen des Landes, Gender-
Budgeting als Teil der wirkungsorientierten           Budgeting als Querschnittaufgabe im Verantwor-
Verwaltung des Landes Steiermark                      tungsbereich der jeweiligen Abteilung zu imple-
                                                      mentieren und weiterzuentwickeln. Ziel ist es, die
Gender-Budgeting bzw. Gender-Budget-Analy-            Bediensteten für die Bedeutung von Gender-Bud-
sen bezeichnen eine geschlechterbezogene und          geting als geschlechterbezogene und gleichstel-
gleichstellungsorientierte Budgetpolitik, welche      lungsorientierte, budgetpolitische Maßnahme zu
die geschlechterspezifischen Auswirkungen von         sensibilisieren, die eine Überprüfung des Haushalts
Budgetentscheidungen sowohl einnahmenseitig           aus der Geschlechterperspektive ermöglicht.
(z. B. Steuern) als auch ausgabenseitig (z. B. För-
derungen), sichtbar machen. Demgemäß ist Gen-
der-Budgeting im Rahmen von Zielfindungs-, Pla-       Ausbau der Kooperation der in verschiedenen
nungs- und Steuerungsprozessen ein wichtiges          Bereichen zuständigen Stellen für Gleichstel-
Element der wirkungsorientierten Verwaltung.          lung (Verwaltung, AMS, WKO, …)

                                                      Geschlechtergleichstellung ist ein Querschnitts-
Aufbau von Gender-Budgeting-Kompeten-                 thema. Zur Erreichung der Gleichstellungsziele ist
zen innerhalb der öffentlichen Verwaltung bei         es notwendig, dass die relevanten Stakeholder ge-
Führungskräften und den haushaltsführenden            meinsam an der Umsetzung der strategischen Zie-
Stellen                                               le arbeiten. Dazu soll die Kooperation der Gleich-
                                                      stellungsbeauftragten in den einzelnen Bereichen
Ausgehend von der Abteilung 4 Finanzen soll ein       ausgebaut werden, so dass bereichsübergreifend
abteilungsübergreifender Kompetenzaufbau unter        wirksame Maßnahmen entwickelt und umgesetzt
Einbindung von externer Expertise erfolgen. Dies      werden können.

                                             22
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

                          23
GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

3. BILDUNG UND AUS-
   UND WEITERBILDUNG

Strategische Ziele                                    Dabei spielen Eltern/Erziehungsberechtigte und
                                                      pädagogisches Personal eine wichtige Rolle. Sie
(A) Gleichstellungsorientierte Pädagogik              sind über neue Berufsfelder informiert und können
                                                      junge Menschen dabei unterstützen, eine zukunfts-
Pädagogische Fachkräfte verfügen über umfassen-
                                                      orientierte Ausbildungswahl zu treffen, die nicht von
de Genderkompetenz und setzt diese im Unterricht
                                                      geschlechtsspezifischen Rollenbildern geleitet ist.
ab der Elementarstufe um.

                                                      In einer zunehmend digitalisierten Welt steigt der
(B) Gleichstellungsorientierte Bildungs-
                                                      Anteil an Frauen und Mädchen, die im Bereich der
    und Berufsorientierung
                                                      Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)
Bildungs- und Berufsorientierung erfolgen in einer
                                                      eine Ausbildung oder Tätigkeit wählen, so dass
geschlechterneutralen Art und Weise und zeigen
                                                      Frauen auch zu aktiven Mitgestalterinnen des digi-
die Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten und neuen
                                                      talen Wandels werden.
Berufsfeldern auf.

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GLEICHSTELLUNG IN DER STEIERMARK – AKTIONSPLAN 2021–2022

Aktionsplan

  Ziel                             Maßnahmen

  (A) Gleichstellungsorientierte    Weitere Förderung der Diversitäts- und Gleichstellungskom-
      Pädagogik                     petenz von pädagogischen Fachkräften durch Schulungen
                                    und Trainings
                                    Erhöhung des Anteils an Pädagogen durch gezielte Kampa-
                                    gnen im Rahmen der Berufs- und Bildungsorientierung

                                    Implementierung der Handlungsempfehlungen des For-
  (B) Gleichstellungsorientierte    schungs- und Entwicklungsprojekts „Bildungs- und Berufs-
      Bildungs- und Berufs-         orientierung frühzeitig(er) ansetzen“
      orientierung
                                    Bereitstellung von Informationen über Berufstrends der Zu-
                                    kunft für Eltern/Erziehungsberechtigte und pädagogische
                                    Fachkräfte
                                    Überprüfung der Darstellung der Berufs- und Arbeitswelt in
                                    Berufsorientierungsunterlagen und Förderung von Projek-
                                    ten zu deren geschlechtergerechten Gestaltung
                                    Förderung der Vernetzung von Schulen und regionalen Un-
                                    ternehmen zur Vermittlung praxisnaher, klarer Berufsbilder
                                    Weitere Unterstützung von Angeboten zur Erhöhung des
                                    Mädchenanteils in technischen Berufen und des Burschen-
                                    anteils in frauendominierten Berufen
                                    Prüfung und Novellierung des Landes-Gleichbehandlungs-
                                    gesetzes

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