Breitbandstrategie Schleswig-Holstein - ("Breitband 2030") Mehr Wirtschaft.

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Breitbandstrategie Schleswig-Holstein - ("Breitband 2030") Mehr Wirtschaft.
Ministerium für Wirtschaft, Arbeit
                 Verkehr und Technologie
         des Landes Schleswig-Holstein

Breitbandstrategie
Schleswig-Holstein
(„Breitband 2030“)

Mehr Wirtschaft.
      SCHLESWIG-HOLSTEIN
Breitbandstrategie Schleswig-Holstein - ("Breitband 2030") Mehr Wirtschaft.
Breitbandstrategie Schleswig-Holstein - ("Breitband 2030") Mehr Wirtschaft.
Vorwort                                                                                                2

Bedeutung der Breitbandversorgung                                                                      4

Nachfrage nach Breitbanddiensten, Bandbreitenbedarfe und verfügbare Technologien                       7

Derzeitiger Stand der Breitbandversorgung in Schleswig-Holstein
und der Maßnahmen zur Unterstützung des Breitbandausbaus                                              11

Breitbandziele                                                                                        15

Maßnahmen zur Umsetzung der Breitbandziele („15-Punkte-Plan“)                                         16

      1    Breitbandpolitik als Kernaufgabe der Landesregierung                                       17
      2    Unterstützung der Marktteilnehmer                                                          18
      3    Weiterentwicklung des Breitband-Kompetenzzentrums Schleswig-Holstein (BKZSH)               20
      4    Weiterentwicklung des Breitbandprogramms der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH)   23
      5    Konzentration des Einsatzes von Fördermitteln                                              24
      6    Optimierung der beihilferechtlichen Rahmenbedingungen                                      27
      7    Landesbürgschaften für Breitbandprojekte                                                   28
      8    Akquisition von Investoren für den Breitbandausbau                                         28
      9    Prüfung einer Breitband-Agentur                                                            33
      10 Synergiepotenziale zwischen Energiewende und Breitbandausbau                                 35
      11 Senkung von Tiefbaukosten                                                                    37
      12 Überprüfung von Genehmigungsverfahren sowie weiterer Rechtsvorschriften                      38
      13 Informations- und Koordinierungspolitik                                                      39
      14 Interessenwahrnehmung gegenüber Bund und EU                                                  42
      15 Monitoring der Breitbandstrategie                                                            45

Kontakte                                                                                              46

Abbildungsverzeichnis                                                                                 47

Impressum                                                                                             48
Breitbandstrategie Schleswig-Holstein - ("Breitband 2030") Mehr Wirtschaft.
Wie die Verkehrsmengen auf der Straße, auf der Schie-       Daher ist Breitband ein landespolitisches Thema von ho-
    ne und auf dem Wasser, so steigen auch die Daten-Ver-       her Bedeutung, das sich durch alle wirtschaftlichen und
    kehrsmengen im Internet. Immer mehr Menschen nut-           gesellschaftlichen Strukturen zieht. Wir benötigen Breit-
    zen das Internet, und es entwickeln sich neue               band einerseits, um die zukünftige Wettbewerbsfähig-
    Anwendungen, die viel Raum auf den Internetstraßen          keit und Standortattraktivität von Schleswig-Holstein für
    einnehmen. Dazu gehören Internet-Telefonie, (3D) Fern-      unsere Unternehmen zu erhalten, andererseits trägt eine
    sehen, Video- und Musiknutzung, Video-Konferenzen,          gute Breitbandinfrastruktur zur Gleichwertigkeit der Le-
    Telemedizin, das Arbeiten dezentral vom eigenen Rech-       bensbedingungen in allen Landesteilen bei und ermög-
    ner in der sogenannten „Cloud“ und zunehmend auch           licht eine angemessene Teilhabe am „digitalen Leben“.
    der Austausch mit Verwaltungen über das Internet.
                                                                Die Landesregierung begreift Breitbandpolitik als Kern-
    Um mit diesem Entwicklungstrend Schritt halten zu kön-      aufgabe und hat die neue Breitbandstrategie 2030 for-
    nen, benötigen wir in Schleswig-Holstein nicht nur eine     muliert. Für die Umsetzung haben wir ganz bewusst
    bessere Verkehrsinfrastruktur und ausgebaute Energie-       kein Bandbreitenziel festgelegt. Denn dann würden wir
    netze sondern genauso dringend Hochgeschwindigkeits-        den technischen Entwicklungen und dem weiter wach-
    netze für das Internet, das heißt mehr Bandbreite für In-   senden Bedarf immer hinterherlaufen. Stattdessen ha-
    ternetanwendungen.                                          ben wir ein Infrastrukturziel formuliert, nämlich eine flä-

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chendeckende Versorgung mit der Technologie Glasfa-          det. Ihre Umsetzung ist eine Gemeinschaftsaufgabe, in
ser. Sie ist in der Lage, alle künftigen Bandbreitenbedar-   der die Landesregierung eine moderierende und koordi-
fe abzudecken; zudem ist sie ohne große Zusatzinvesti-       nierende Rolle übernehmen will. Mit einem Schulter-
tionen zu noch höheren Bandbreiten erweiterbar.              schluss von Wirtschaft, Land, Kommunen und den da-
                                                             zugehörigen Institutionen werden wir Erfolg haben. Wir
Glasfaser gilt nach heutigen Erkenntnissen als die ein-      laden Sie ein, sich über die Strategie, ihre Ziele und
deutig zukunftssicherste Technologie. Da Glasfaserlei-       Maßnahmen zu informieren und wünschen Ihnen eine
tungen nicht überall zeitnah verfügbar sein werden,          interessante Lektüre.
müssen wir leistungsfähige Übergangslösungen realisie-
ren. Daher streben wir parallel zum Glasfaserausbau
eine permanente Optimierung der Grundversorgung auf
Basis anderer Technologien an, um alle Menschen im
Lande an der digitalen Entwicklung teilhaben zu lassen.
                                                             Reinhard Meyer
Die neue Breitbandstrategie 2030 wurde in großer             Minister für Wirtschaft,
Übereinstimmung zwischen allen wichtigen Institutio-         Arbeit, Verkehr und Technologie
nen im Lande über Ziele und Maßnahmen verabschie-            des Landes Schleswig-Holstein

                                                                                                                      3
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Bedeutung der Breitbandversorgung

Der elektronische Austausch von Daten nimmt in der         auf regionaler Ebene in den nächsten Jahren etwa eine
heutigen Informationsgesellschaft immer mehr zu. Na-       Milliarde Euro an Investitionen produzieren werden; da-
hezu alle Bereiche des Arbeitens und Lebens sind von       rüber hinaus sind weitere Investitionen auf regionaler
dieser Entwicklung betroffen. Eine flächendeckende,        Ebene sowie Investitionen der großen Netzbetreiber zu
nachhaltige Breitbandinfrastruktur, die diesem Bedarf      erwarten, die jeweils in einer ähnlichen Größenordnung
nach immer mehr Bandbreite Rechnung trägt und die          liegen dürften.
ohne hohe Zusatzinvestitionen entwicklungsfähig ist,
stellt einen wesentlichen Faktor für die Wettbewerbsfä-    Eine leistungsfähige Breitbandversorgung hat nicht nur
higkeit und Standortattraktivität Schleswig-Holsteins      eine globale wirtschaftliche Dimension, sondern auch
dar. Schon heute und noch mehr in der Zukunft brau-        eine strukturpolitische Komponente: Zeitgemäße
chen wir nicht nur Straßen, Energienetze und andere (öf-   Breitbandinfrastrukturen können standortbedingte Nach-
fentliche) Infrastrukturen, sondern ebenso Breitband-      teile ländlicher Regionen zum Teil ausgleichen. Breit-
Hochgeschwindigkeitsnetze. Und im Gegensatz zu             bandinvestitionen flankieren somit die Aktivitäten zur An-
Straßen-Autobahnen brauchen wir diese Daten-Autobah-       siedlung neuer Betriebe und zur Sicherung von
nen in allen Regionen des Landes, damit unsere Unter-      vorhandenen Arbeitsplätzen. Davon dürften vor allem
nehmen in einer global vernetzten Wirtschaft mithalten     kleine und mittlere Betriebe (insbesondere auch aus den
können.                                                    Sektoren Tourismus, Landwirtschaft und Freie Berufe)
Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass Breitbandin-      profitieren; denkbar ist es aber auch, dass Ansiedlungen
vestitionen nicht nur direkte Effekte auf die volkswirt-   und Erweiterungen bzw. Arbeitsplatzsicherungen größe-
schaftliche Leistung haben, sondern auch indirekte         rer Betriebe durch Hochgeschwindigkeitsnetze flankiert
Effekte durch die Förderung von Innovationen, neuen        werden. Unter strukturpolitischen Aspekten muss auch
Produkten und Dienstleistungen. Das der neuen Breit-       das Thema Fachkräftesicherung gesehen werden: Gera-
bandstrategie zugrundeliegende Gutachten von ITCcon        de bei jungen, technikaffinen Menschen besteht die
verweist auf eine Studie, wonach sich im Zehnjahres-       Gefahr, dass sie aus ländlichen Regionen abwandern,
zeitraum von 2010-2020 der wirtschaftliche Gesamtef-       wenn an ihrem Ort keine ausreichende Breitbandversor-
fekt der Breitbandinvestitionen in Deutschland auf über    gung gegeben ist.
170 Mrd. € beläuft; hieraus resultiert ein Wachstum des
Bruttoinlandproduktes von 0,6% p.a. Insgesamt sollen in    Auch die öffentliche Verwaltung benötigt für Ihre inter-
diesem Zeitraum rund 730.000 Arbeitsplätze „breitband-     nen Kommunikationswege wie für die Kommunikation
bedingt“ entstehen. ITCcon hat für Schleswig-Holstein      mit Bürgerinnen und Bürgern sowie der Wirtschaft zu-
ermittelt, dass die heute erkennbaren Breitbandprojekte    nehmend leistungsfähige Breitbandverbindungen. Da-

                                                                                                                        5
Breitbandstrategie Schleswig-Holstein - ("Breitband 2030") Mehr Wirtschaft.
durch kann auch eine zukunftsorientierte Weiterentwick-     (Cloud Computing; Übertragungen von Fernsehen und
    lung der Verwaltung auf allen Ebenen sichergestellt wer-    Videos via Internet – inklusive HDTV und 3-D-Fernse-
    den.                                                        hen –; soziale Netzwerke im Internet; Gaming), die öf-
                                                                fentliche Hand verlagert ihre Kommunikation mit dem
    Die Bedeutung von Breitbandinfrastrukturen für die          Bürger immer mehr ins Internet (Stichwort E-Govern-
    Energiewirtschaft ist erst in Ansätzen zu erkennen. Die     ment), die Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit
    mit der Energiewende einhergehende Dezentralisierung        medizinischen Dienstleistungen wird zunehmend elek-
    der Energieproduktion, die zunehmende Einspeisung           tronisch unterstützt ablaufen (Telemedizin). Damit die
    fluktuierender Energiequellen sowie die intelligente        Menschen in den „weißen Breitbandflecken“ nicht von
    Steuerung des Energieverbrauchs bei den Kunden erfor-       dieser Entwicklung abgekoppelt werden („digitale Spal-
    dern elektronisch vernetzte Steuerungssysteme. Noch         tung“), muss auch unter diesen Gesichtspunkten eine
    lassen sich diese Anforderungen mit den vorhandenen         flächendeckende Versorgung mit Breitband-Hochge-
    Breitbandnetzen erfüllen, jedoch ist zu erwarten, dass      schwindigkeitsnetzen sichergestellt sein.
    auch hier der Bedarf an Hochleistungsnetzen mit stabi-
    len, sicheren und symmetrischen Bandbreiten zuneh-
    men wird. Auch zur Nutzung von Synergieeffekten soll-
    ten daher alle Möglichkeiten der gleichzeitigen
    Verlegung von Breitbandinfrastrukturen und von Energie-
    netzen bzw. die wechselseitige Mitnutzung vorhandener
    Infrastrukturen aus beiden Sektoren ausgeschöpft wer-
    den.

    Die Breitbandversorgung ist nicht nur unter wirtschaftli-
    chen Aspekten zu betrachten, sondern hat auch eine
    gesellschaftspolitische Komponente: Eine Teilhabe
    am digitalen Leben ist heutzutage ohne hinlänglich aus-
    gestattete Breitbandanschlüsse immer weniger denkbar.
    Bildungschancen werden auch vom Zugang zum Inter-
    net geprägt (schulische Anforderungen, E-Learning für
    Fort- und Weiterbildung), die Anwendungen auch im pri-
    vaten Bereich erfordern immer höhere Bandbreiten

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Breitbandstrategie Schleswig-Holstein - ("Breitband 2030") Mehr Wirtschaft.
Nachfrage nach Breitbanddiensten, Bandbreitenbedarfe
und verfügbare Technologien
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt deutlich, dass     Die Inanspruchnahme von Technologien, die hohe Band-
sich die verfügbare Bandbreite von Datenverbindungen       breiten übertragen (VDSL; Breitbandkabel; Glasfaser), ist
um 50 Prozent pro Jahr erhöht hat. Diese als „Niel-        noch sehr gering. Dies hat zwei wesentliche Gründe:
sen`s Law“ bezeichnete Entwicklung stellt einen allge-
meinen Trend dar, der sich aus der Hochrechnung von        Zum einen fehlt es noch an „überzeugenden“ Angeboten
tatsächlichen Entwicklungen der Vergangenheit ergibt       für diese hohen Bandbreiten (siehe oben).
und der bislang verlässliche Prognoseergebnisse gelie-
fert hat. Alle Experten sind sich daher darüber einig,     Andererseits sind die Kunden durch die Marktentwick-
dass der Bedarf nach Bandbreite weiter sehr dynamisch      lung der letzten Jahre sehr preissensibel und nicht be-
wachsen wird. Hierbei sind zwei wichtige Faktoren zu       reit, für diese Technologien (deutlich) höhere Preise zu
bedenken:                                                  zahlen.

Es gibt derzeit keine einzelne Anwendung, die extrem       Beides führt natürlich auch dazu, dass sich die Anbieter
hohe Bandbreiten erzwingen würde (so genannte „Kil-        beim weiteren Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnet-
ler-Applikation“). Jedoch gibt es eine Vielzahl von Ent-   zen zurückhalten.
wicklungen, die zur Inanspruchnahme von hohen Band-
breiten führen dürften:                                    Es gibt aber keinen Grund anzunehmen, dass Nielsen`s
                                                           Law nicht auch in Zukunft Gültigkeit haben wird. Es
Integration von Fernsehen (inklusive HDTV, 3-D-Fernse-     muss also mit einem weiteren Anstieg an Bandbreiten-
hen) und von videobasierten Diensten in das Internet       bedarf gerechnet werden, egal wann welche Bandbrei-
                                                           ten konkret benötigt werden. Da die Schaffung der er-
Zunehmende Bedeutung von Cloud Computing für Fir-          forderlichen Infrastrukturen einen zeitlichen Vorlauf von
men und Privatleute (mit dem Erfordernis symmetri-         mehreren Jahren benötigt, kann nicht abgewartet wer-
scher Bandbreiten für Down- und Upload)                    den, bis der Bedarf tatsächlich da ist, sondern es muss
                                                           bereits heute gehandelt werden.
Wachsender Stellenwert von Netzqualität und von Echt-
zeitanwendungen (z.B. Telemedizin, Energiesteuerung)

Weitere Intensivierung der (permanenten) Kommunikati-
on im Internet durch die sozialen Netzwerke

                                                                                                                       7
Breitbandstrategie Schleswig-Holstein - ("Breitband 2030") Mehr Wirtschaft.
Die verschiedenen, für Hochgeschwindigkeitsnetze               Insgesamt ist VDSL-Vectoring als eine kostengünstige
    grundsätzlich geeigneten, Breitbandtechnologien kön-           Übergangstechnologie zu betrachten, die aber den flä-
    nen nach derzeitigem Stand wie folgt bewertet werden           chendeckenden FTTB-/FTTH-Ausbau nicht ersetzen
    (vgl. auch die Aussagen im Gutachten von ITCcon,               kann.
    S. 23 ff., veröffentlicht unter www.breitband.schleswig-
    holstein.de):                                                  Die Netze der Kabelnetzbetreiber (HFC-Technologie
                                                                   auf Basis von Koaxialkabeln) sind in den letzten Jahren
    Die auf Kupfer basierenden Netze (DSL-Technologie)             technologisch erheblich aufgerüstet worden und liefern
    werden über kurz oder lang an ihre physikalisch beding-        mit dem aktuellen Standard DOCSIS 3.0 Bandbreiten
    ten Grenzen (Dämpfungseigenschaften von Kupfer, die            von bis zu 200 Mbit/s im Download; künftig sind auch
    die Reichweite von DSL einschränken) kommen. VDSL              400 Mbit/s erreichbar. Je nach Bedarf werden die Koaxi-
    (Verlegung von Glasfaser bis zu den Verteilereinrichtun-       alkabel zunehmend durch Glasfaserkabel ersetzt und im-
    gen vor Ort) wird dort, wo es ausgebaut wird, die Leis-        mer dichter an die Kunden heranverlegt. Allerdings ist
    tungsfähigkeit von DSL erhöhen (bis maximal 50 Mbit/s          mit einem Netzneubau außerhalb der bisherigen Ein-
    im engeren Umfeld der Verteiler).                              zugsgebiete der Kabelnetzbetreiber nur in Ausnahmefäl-
                                                                   len zu rechnen, so dass die ländlichen Räume von dieser
    VDSL-Vectoring kann durch Reduzierung der Störungen            Technologie kaum profitieren dürften. Zu bedenken ist
    auf dem Kupferkabel noch höhere Bandbreiten als VDSL           auch, dass die Kabelnetzbetreiber derzeit keinen Drittzu-
    liefern. Der Einsatz dieser Technologie setzt jedoch voraus,   gang auf ihre Netze (Open Access) anbieten.
    dass nur ein Anbieter das Verfügungsrecht über die Kupfer-
    leitungen hat, so dass die entbündelte Teilnehmeran-           LTE (Long Term Evolution) als neuer Mobilfunkstan-
    schlussleitung (TAL) mit dem derzeitigen Verfahren nicht       dard wird nicht nur mobil, sondern auch im stationären
    mehr bereitgestellt werden kann. Zudem unterliegt VDSL-        Bereich eingesetzt. Derzeit wird bereits die Nachfolge-
    Vectoring ebenfalls Entfernungsbeschränkungen wie VDSL;        technologie LTE-Advanced entwickelt, Bandbreiten von
    beide Technologien sind eher im städtischen Bereich mit        bis zu 300 Mbit/s sind im Gespräch. Jedoch sind die da-
    dichter Besiedlung sinnvoll einsetzbar. Beim Einsatz von       für erforderlichen Frequenzräume (noch) nicht verfügbar;
    VDSL-Vectoring ist darauf zu achten, dass es zu keiner ne-     zudem sind die physikalischen Grenzen eines „geteilten
    gativen Beeinträchtigung des Wettbewerbs kommt. Derzeit        Mediums“ (alle Nutzer einer Funkzelle teilen sich die ge-
    ist eine Regulierungsverfügung der Bundesnetzagentur in        nannte maximale Bandbreite) zu beachten.
    Arbeit, die den Einsatz von VDSL-Vectoring regelt.

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Glasfaserinfrastrukturen in den beiden Varianten FTTB      Nahezu uneingeschränkte technologische Leistungs-
(Fiber To The Building: Glasfaser bis ins Gebäude) und     und Erweiterungsfähigkeit
FTTH (Fiber To The Home: Glasfaser bis in die Wohnung)
liefern symmetrische, stabile und für jeden Kunden tat-    Sehr lange physikalische Lebensdauer (mindestens
sächlich nutzbare Bandbreiten von derzeit bereits bis zu   50 – 100 Jahre)
200 Mbit/s; durch Einsatz neuer Übertragungstechnolo-
gien (ohne neue Tiefbauinvestitionen) sind Bandbreiten     Sehr gute Umweltverträglichkeit (keine Emissio-
bis in den Bereich mehrerer Gigabit pro Sekunde bereits    nen), geringer Energieverbrauch pro Informations-
heute realisierbar. Glasfaser hat folgende Vorteile:       einheit

                                                                                                               9
Störunanfälligkeit (keine elektromagnetischen Störun-   Fazit: Die Nachfrage nach hohen Datenraten wird weiter
        gen, keine Anfälligkeit gegenüber anderen elektro-      dynamisch ansteigen und durch neue Anwendungen sti-
        magnetischen Störungen)                                 muliert werden. Die derzeit verfügbaren Breitbandtech-
                                                                nologien sowie die darauf aufbauenden Weiterentwick-
        Hohe Sicherheit und Verfügbarkeit; einfache Installa-   lungen werden diese Bedarfe bis zu einem gewissen
        tion und Wartung                                        Grade abdecken können, allerdings dürften diese Tech-
                                                                nologien vorrangig in städtischen Ballungsräumen zum
     Der einzige „Nachteil“ der Glasfasertechnologie liegt in   Einsatz kommen. Mittel- und langfristig wird aber kein
     den entstehenden Tiefbaukosten, die bis zu 80% der         Weg am Ausbau neuer glasfaserbasierter Infrastrukturen
     Gesamtkosten ausmachen.                                    vorbeiführen: Glasfaser wird die Breitbandtechnolo-
                                                                gie der Zukunft sein. Die anderen genannten Technolo-
     Insbesondere zur Anbindung von Mobilfunk-Basisstatio-      gien (VDSL, VDSL-Vectoring, HFC-Technologie, LTE/LTE-
     nen sowie weiterer Verteilereinrichtungen können Richt-    Advanced) sollten zur Überbrückung des Zeitraums bis
     funkverbindungen eingesetzt werden. Im Einzelfall          zur flächendeckenden Realisierung von Glasfasernetzen
     können auch sonstige Funktechnologien als Übergangs-       genutzt werden. Insbesondere der Ausbau von VDSL
     technologien zum Tragen kommen.                            (bzw. FTTC = Fiber To The Curb/ Glasfaser bis zum Ka-
                                                                belverzweiger) als Zwischenstufe zu FTTB/H ist eine
                                                                wirtschaftlich tragfähige Entwicklungsstrategie, weil sie
                                                                in der Regel nicht maßgeblich teurer als der direkte
                                                                Glasfaserausbau (FTTB/FTTH) ist (vgl. auch das Gutach-
                                                                ten von ITCcon). Es muss aber in jedem Fall darauf ge-
                                                                achtet werden, dass VDSL-/FTTC-Lösungen und geplan-
                                                                te FTTB-/FTTH-Lösungen sinnvoll aufeinander aufbauen
                                                                und sich nicht gegenseitig behindern.

                                                                Neben der Weiterentwicklung stationärer Breitbandlö-
                                                                sungen wird die Versorgung der Bevölkerung und der
                                                                Wirtschaft mit mobilem Breitband parallele Bedeutung
                                                                haben bzw. sogar noch an Bedeutung gewinnen.

10
Derzeitiger Stand der Breitbandversorgung in Schleswig-
Holstein und der Maßnahmen zur Unterstützung des
Breitbandausbaus
Bereits im Jahre 2009 hat die damalige Landesregierung          Das langfristige Breitbandziel einer weitgehend flächen-
eine Breitbandstrategie verabschiedet, die angesichts ih-       deckenden Versorgung mit Bandbreiten von 100 Mbit/s
rer systematischen Ausrichtung und der Einbindung aller         und mehr bis 2020 kann nur qualitativ bewertet werden:
Akteure bundesweiten Vorbildcharakter hatte. Derzeit
stellt sich die Situation in Schleswig-Holstein mit Blick auf      Der Breitbandatlas weist nur die Versorgung mit
die durch die damalige Breitbandstrategie angestrebten             50 Mbit/s und mehr pro Haushalt aus, Schleswig-Hol-
Ziele und Maßnahmen wie folgt dar:                                 stein verfügte Ende 2012 über einen Abdeckungsgrad
                                                                   von 54,0 % (Bundesdurchschnitt: 54,8 %; Platz 4 un-
Das kurzfristige Breitbandziel (nahezu flächendeckende             ter den Flächenländern).
Versorgung mit 1 Mbit/s bis Ende 2010) ist mittlerweile
bis auf wenige Ausnahmen erreicht: Der Breitbandatlas              Der Gutachter ITCcon schätzt den Gesamtaufwand für
der Bundesregierung weist aus, dass Ende 2012 99,4%                einen flächendeckenden Ausbau von Hochgeschwin-
der Haushalte in Schleswig-Holstein mit 1 Mbit/s versorgt          digkeits-/ Glasfasernetzen in Schleswig-Holstein von
sind.                                                              4,5 bis 6 Milliarden Euro ein. Gegenwärtig sind Glasfa-
                                                                   serprojekte von Stadtwerken (und ihren Breitbandge-
Zu dieser Entwicklung haben die Aktivitäten der Breitban-                             Verfügbarkeit 1 Mbit/s
danbieter, die Fördermaßnahmen der Landesregierung                 100,5%
sowie zuletzt auch der LTE-Ausbau, der durch die von den           100,0%
Ländern geforderten Versorgungsauflagen zugunsten der
                                                                    99,5%
weißen Flecken geprägt war, beigetragen. Insbesondere
                                                                    99,0%
der Ausbau der Breitbandanbindungen über Mobilfunk
                                                                    98,5%
(LTE sowie UMTS/HSDPA) schreitet noch weiter voran
und auch der Breitbandempfang über Satellit ermöglicht              98,0%

immer höhere Leistungen. Von daher ist die Grundversor-             97,5%

gung mit Breitband auf diesem Niveau nahezu flächende-              97,0%

ckend gewährleistet. (Die notwendige Versorgung der
noch verbleibenden weißen Flecken sowie die Fortent-
wicklung der Grundversorgung wird weiter hinten im Rah-
men der neuen Breitbandstrategie dargestellt.)

                                                                                                                             11
sellschaften), von Energieunternehmen auf Landes-              Es sind also bereits wichtige Schritte in Richtung des
       und regionaler Ebene sowie von kommunalen Breit-               langfristigen Ziels unternommen worden (vor allem
       bandzweckverbänden in einer Größenordnung von                  durch die Projekte auf kommunaler/ regionaler Ebene),
       etwa einer Milliarde Euro in Vorbereitung und Planung          das Delta zu einem (nahezu) flächendeckenden Aus-
       bzw. teilweise sogar schon realisiert. Setzen sich diese       bau ist aber noch sehr groß, selbst wenn alle geplan-
       Impulse fort, so ist in den nächsten Jahren ein Investi-       ten bzw. angekündigten Projekte realisiert würden.
       tionsvolumen durch Projekte auf kommunaler/ regiona-
       ler Ebene von einer weiteren Milliarde Euro zu erwar-       Die Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele der Breitband-
       ten. Hinzukommen dürften Ausbaumaßnahmen der                strategie 2009 konzentrierten sich vor allem auf folgende
       etablierten Netzbetreiber von einer bis eineinhalb Milli-   Felder:
       arden Euro. Für einen flächendeckenden Ausbau von
       Hochgeschwindigkeits-/ Glasfasernetzen bliebe unter         Information und Beratung
       diesen Annahmen noch ein Investitionsbedarf von
       zweieinhalb bis drei Milliarden Euro.                       Etablierung des Breitband-Kompetenzzentrums Schles-
                                                                   wig-Holstein (BKZSH) in Trägerschaft der Kommunalen

                             
                                                                   Landesverbände und mit Förderung durch das Land
     9

      #9                                                         Koordination und Kooperation der Anbieter
      $9

      %9
                                                                   Prüfung einer Breitband-Infrastrukturgesellschaft
      ,9
                                                                   Ausschöpfung von Synergieeffekten zur Reduzierung der
       9
                                                                   Tiefbaukosten
      &9

      /9
                                                                   Förderung und Finanzierung von Breitbandprojekten durch
      9
                                                                   das Land sowie die Investitionsbank Schleswig-Holstein
      9
                                                                   (IB.SH)
      9

12
Ausschöpfung der Möglichkeiten der „Digitalen Dividen-       die enge Zusammenarbeit mit der Branche vor allem im Rah-
de“ (Nutzung von bisherigen Rundfunkfrequenzen für die       men des Runden Tisches Breitband, dem mittlerweile etwa
Breitbandversorgung durch die LTE-Technologie)               65 Unternehmen und Institutionen angehören, die alle eine
                                                             Breitbanderklärung unterschrieben haben; der Runde Tisch
Koordination der Breitbandpolitik innerhalb der Landesre-    Breitband dient der gegenseitigen Information über die jewei-
gierung und mit Verbänden und Organisationen                 ligen Aktivitäten sowie der Identifizierung und Lösung von
                                                             Problemen;
Kommunikation der Breitbandstrategie
                                                             die Einführung von Versorgungsauflagen bei der Lizenz-
Die wichtigsten und wirkungsvollsten Maßnahmen waren         vergabe für die Frequenzen der Digitalen Dividende, wo-
zweifelsohne:                                                durch ein vorrangiger Ausbau der weißen Flecken sicher-
                                                             gestellt wurde.
die Bereitstellung von insgesamt gut 15 Mio. € an Förder-
mitteln zur Unterstützung kommunaler Breitbandprojekte vor   Durch diese und andere Aktivitäten ist sicherlich ein
allem durch das MELUR sowie ergänzend durch das MWAVT;       wichtiger Beitrag zum Ausbau der Breitbandversorgung
                                                             in Schleswig-Holstein geleistet worden. Besonders be-
die Einrichtung des Breitband-Kompetenzzentrums              deutungsvoll ist darüber hinaus das gerade in Schleswig-
Schleswig-Holstein (BKZSH), durch das eine wirkungsvolle     Holstein besonders ausgeprägte Engagement der kom-
Beratung und Koordination vor allem der Projekte auf kom-    munalen Unternehmen, der kommunalen Breitband-
munaler und regionaler Ebene möglich wurde (in enger Ab-     zweckverbände und anderer regionaler Akteure, die
stimmung mit dem Land und der IB.SH);                        maßgeblich zum Ausbau von Glasfasernetzen beigetra-
                                                             gen haben und noch weiter beitragen.
das große Engagement der IB.SH, die als erste öffentliche
Förderbank in Deutschland ein eigenständiges Breitbandfi-
nanzierungsprogramm aufgelegt hat und die darüber hinaus
Banken und Projektträger finanzwirtschaftlich berät;

                                                                                                                             13
Demgegenüber ist die Schaffung einer Breitband-Infra-        Negativ waren aus Sicht der Akteure im Lande vor allem
     strukturgesellschaft (BIG) nicht gelungen, weil die Inte-    folgende Faktoren:
     ressenlagen der Beteiligten zu divergierend waren und
     geeignete Instrumente zur Flankierung der BIG-Gründung       Die Inhalte der Breitbandstrategie sowie die Möglichkei-
     fehlten. Gleichwohl hat die Diskussion um die BIG Pro-       ten und vor allem die Grenzen des Einflusses der Lan-
     zesse im Lande angestoßen und mit zur Entstehung von         desregierung sind nicht ausreichend genug kommuni-
     „regionalen Infrastrukturgesellschaften“ geführt (wie z.B.   ziert worden.
     die Breitband Netz Gesellschaft, die Bürger Breitband
     Netz Gesellschaft oder die Breitbandzweckverbände).          Das Land hat aus Sicht einiger Akteure nicht deutlich ge-
                                                                  nug gemacht, dass das Thema Breitband „Chefsache“
     Insgesamt hat die Breitbandstrategie 2009 aus Sicht des      ist.
     Gutachters ITCcon das Problembewusstsein über die
     Notwendigkeit des Breitbandausbaus geschärft, viele Lö-      Die Koordination der Ausbauprojekte könnte optimiert
     sungswege angestoßen und auch die Realisierung kon-          werden.
     kreter Projekte unterstützt. Positiv zu sehen sind auch
     die genannten, wirkungsvollen Instrumente (insbesonde-       Die vorhandenen Instrumente der Breitbandstrategie ha-
     re BKZSH, IB.SH, Förderprogramme). Insgesamt hat sich        ben nicht ausgereicht, um dem bestehenden Unterstüt-
     seit 2009 die Breitbandversorgung in Schleswig-Holstein      zungsbedarf gerecht zu werden.
     sowohl im Bereich der Grundversorgung als auch im Be-
     reich der Hochgeschwindigkeitsnetze deutlich verbes-         Die Breitband-Infrastrukturgesellschaft (BIG) hätte nach
     sert, viele Projekte kommen darüber hinaus erst jetzt        Ansicht einiger Akteure der Breitbandentwicklung in
     richtig zum Laufen.                                          Schleswig-Holstein wichtige Impulse geben können.

                                                                  Vor dem Hintergrund der in den vorherigen Kapiteln
                                                                  geschilderten Ausgangssituation und der Inhalte des
                                                                  Gutachtens von ITCcon hat die Landesregierung am
                                                                  12. März 2013 die folgende Breitbandstrategie
                                                                  („Breitband 2030“) beschlossen.

14
Breitbandziele

Infrastrukturziel: Die Landesregierung unterstützt die        Optimierung der Grundversorgung: Die Landesregie-
Entwicklung nachhaltiger Breitband-Infrastrukturen, die       rung hält es für erforderlich, die Grundversorgung über das
auf Basis von Glasfasernetzen errichtet werden; positiv       inzwischen nahezu flächendeckend erreichte Niveau von
zu werten sind auch alle Netz- und Technologieentwicklun-     1 Mbit/s hinaus kontinuierlich zu verbessern. Dies sollte
gen, die die Erreichung dieses Infrastrukturzieles unter-     nur in den Regionen erfolgen, in denen auf absehbare Zeit
stützen.                                                      keine Realisierung von Glasfasernetzen zu erwarten ist.
                                                              Die eingesetzte technologische Lösung sollte so gewählt
Diese Hochgeschwindigkeitsnetze müssen in der Lage            werden, dass sie eine künftige Entwicklung eines Glasfa-
sein, alle Verfahren und Anwendungen bis in den Bereich       sernetzes unterstützt (insbesondere durch Heranführung
mehrerer Gigabit pro Sekunde stabil sowie symmetrisch         von Glasfaserleitungen in die Orte). Des Weiteren sollte
im Up- und Download abzudecken. Die Netze sollten zu-         die ausgewählte Lösung ein Konzept für den künftigen flä-
dem ohne großen Aufwand zu noch höheren Bandbreiten           chendeckenden Glasfaserausbau beinhalten. Durch die
erweiterbar sein.1                                            ständige Optimierung der Grundversorgung wird vor allem
                                                              eine hinlängliche Versorgung des ländlichen Raums mit ge-
Bis 2025 sollen der überwiegende Teil der Haushalte in        eigneten Technologien sichergestellt, bis das Langfristziel
Schleswig-Holstein (mindestens 90%) und bis 2030 die          „Glasfaser“ erreicht ist.
verbleibenden Haushalte über einen Glasfaseranschluss
verfügen. Durch das Monitoring der Breitbandstrategie         Versorgung mit mobilen Breitbanddiensten: Parallel zur
wird regelmäßig überprüft, ob die Erreichung der Ziele rea-   stationären Breitbandversorgung ist nach Auffassung der
listisch ist bzw. inwieweit nachgesteuert werden muss.        Landesregierung eine flächendeckende Versorgung mit
                                                              mobilen Breitbanddiensten auf Basis des neusten techno-
                                                              logischen Standards (derzeit LTE) erforderlich. Die Anbin-
                                                              dung der Basisstationen der Mobilfunknetze mit Glasfaser-
                                                              leitungen sollte mittelfristig gewährleistet sein.

                                                              1
                                                                  Derzeit (Stand März 2013) sollten Hochgeschwindigkeitsnetze in der Lage

                                                              sein, mindestens 50 Mbit/s stabil zu übertragen.

                                                                                                                                            15
Maßnahmen zur Umsetzung der Breitbandziele
     („15-Punkte-Plan“)

     Die Landesregierung konzentriert sich gemeinsam mit        11 Senkung von Tiefbaukosten
     allen relevanten Akteuren im Lande auf folgende Maß-
     nahmen zur Umsetzung der Breitbandstrategie:               12 Überprüfung von Genehmigungsverfahren sowie
                                                                   weiterer Rechtsvorschriften
     1   Breitbandpolitik als Kernaufgabe der Landesregierung
                                                                13 Informations- und Koordinierungspolitik
     2   Unterstützung der Marktteilnehmer
                                                                14 Interessenwahrnehmung gegenüber Bund und EU
     3   Weiterentwicklung des Breitband-Kompetenzzen-
         trums Schleswig-Holstein (BKZSH)                       15 Monitoring der Breitbandstrategie

     4   Weiterentwicklung des Breitbandprogramms der In-
         vestitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH)

     5   Konzentration des Einsatzes von Fördermitteln

     6   Optimierung der beihilferechtlichen Rahmenbedin-
         gungen

     7   Landesbürgschaften für Breitbandprojekte

     8   Akquisition von Investoren für den Breitbandausbau

     9   Prüfung einer Breitband-Agentur

     10 Synergiepotenziale zwischen Energiewende und
         Breitbandausbau

16
1     Breitbandpolitik als Kernaufgabe
      der Landesregierung

Die Landesregierung ist der Auffassung, dass die rasche        Die Landesregierung betrachtet Breitbandpolitik daher als
und flächendeckende Errichtung eines Hochgeschwin-             eine ihrer Kernaufgaben. Um die Wahrnehmung dieser
digkeitsnetzes auf Glasfaserbasis die wirtschaftlichen         Aufgabe zu gewährleisten, wird die Landesregierung ei-
Zukunftsperspektiven des Landes deutlich verbessert:           nen Lenkungsausschuss Breitbandstrategie auf Staats-
Erhöhung der Standortattraktivität/ Imagevorteile; zusätz-     sekretärsebene einrichten. Hauptaufgaben des Lenkungs-
liche Wertschöpfungspotenziale für die Wirtschaft; At-         ausschusses sind die Steuerung der Umsetzung der
traktivität des Landes als Wohn-, Tourismus- und Hoch-         Breitbandstrategie, die Identifizierung und Beseitigung
schulstandort etc. Strukturpolitisch betrachtet bieten         von Umsetzungshindernissen sowie die Koordination der
leistungsfähige Breitbandnetze Entwicklungspotenziale          Breitbandpolitik innerhalb der Landesregierung. Unter Fe-
für peripher gelegene Regionen. Eine Digitale Spaltung         derführung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Ver-
der Gesellschaft kann durch flächendeckende Hochge-            kehr und Technologie (MWAVT), das für alle Grundsatzfra-
schwindigkeitsnetze am besten vermieden werden,                gen der Breitbandpolitik sowie die Breitbandstrategie und
neue Nutzungsmöglichkeiten (Telemedizin, E-Learning,           ihre Umsetzung zuständig ist, werden vor allem die
E-Government, Cloud Computing etc.) werden dadurch             Staatskanzlei, das Ministerium für Energiewende, Land-
auch in der Fläche ermöglicht.                                 wirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR), das
                                                               Innenministerium und das Finanzministerium beteiligt
                                                               sein; andere Ressorts werden bei Bedarf hinzugezogen.
                                                               Die für die Umsetzung der Strategie besonders wichtigen
                                                               Institutionen Kommunale Landesverbände, Breitband-
                                                               Kompetenzzentrum Schleswig-Holstein (BKZSH), Investi-
                                                               tionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) sowie IHK Schles-
                                                               wig-Holstein sollen in regelmäßigen Abständen an den
                                                               Sitzungen des Lenkungsausschusses teilnehmen. Der
                                                               Lenkungsausschuss wird durch eine beim MWAVT ange-
                                                               siedelte Geschäftsstelle vorbereitet; die Geschäftsstelle
                                         Reinhard Meyer,
                                                               beteiligt die genannten Ministerien sowie die externen In-
                                         Minister für
                                                               stitutionen in erforderlichem Umfang an der Vorbereitung
                                         Wirtschaft, Arbeit,
                                         Verkehr und Tech-     der Sitzungen des Lenkungsausschusses sowie der Um-
                                         nologie               setzung seiner Beschlüsse.

                                                                                                                            17
2      Unterstützung der
            Marktteilnehmer

     Nach der Deregulierung des Telekommunikationsmark-             bieten (z.B. bei Genehmigungsverfahren). Ein wichtiges
     tes Ende der 90er Jahre erfolgt der Breitbandausbau            Instrument hierzu ist (neben bilateralen Gesprächen) der
     grundsätzlich nach marktwirtschaftlichen Prinzipien. Die       Runde Tisch Breitband (vgl. Ziffer 13).
     Unternehmen werden vor allem dort tätig, wo es sich
     wirtschaftlich rechnet oder der Wettbewerb dies er-
     zwingt. Dieser Prozess ist von der Landesregierung nur
     begrenzt zu beeinflussen. Zudem sind die finanziellen
     Spielräume des Landes dort, wo die Unternehmen selbst
     aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht investieren, äu-
     ßerst eng. Dies schränkt die Einflussmöglichkeiten
     des Landes auf das Marktgeschehen ein.

     Da aber der Markt den erforderlichen Breitbandausbau
     nicht in allen Regionen des Landes sicherstellen wird und
     die Erreichung der genannten Breitbandziele aus wirt-
     schafts-, struktur- und gesellschaftspolitischer Sicht drin-
     gend erforderlich ist, wird die Landesregierung alle ihr
     zur Verfügung stehenden Instrumente ausschöpfen,
     um den flächendeckenden Ausbau mit Hochgeschwin-
     digkeitsnetzen voranzutreiben. Die Landesregierung be-
     trachtet dabei die Umsetzung der Breitbandstrategie als
     einen partnerschaftlichen Prozess aller Akteure im Lan-
     de: Wirtschaft, Kommunen, Verbände und Organisatio-
     nen, Landesregierung.

     Die Landesregierung wird in diesem Rahmen die Aktivi-
     täten der Netzbetreiber, Diensteanbieter und Infrastruk-
     turanbieter beobachten und begleiten. Sie wird dort,
     wo Ausbauhemmnisse auftreten, ihre Unterstützung an-

18
Mit den Anbietern und dem BKZSH wird die Landesre-           Bereitstellung von Finanzierungsmitteln durch und über
gierung auch diskutieren, welche Beiträge Weiterent-         die IB.SH
wicklungen von Breitbandtechnologien (z.B. VDSL-
Vectoring; LTE Advanced) zur Realisierung von Hochge-        Einsatz von Landesbürgschaften
schwindigkeitsnetzen bzw. zur Optimierung der Grund-
versorgung leisten und inwieweit diese Technologien in       Hilfestellung bei der Investorenakquisition
Schleswig-Holstein zum Einsatz kommen können.
                                                             Einsatz von Fördermitteln durch das Ministerium für
Einen besonderen Schwerpunkt wird die Landesregie-           Energiewende, Landwirtschaft und ländliche Räume und
rung auf die Unterstützung der Aktivitäten auf kom-          das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Tech-
munaler Ebene legen (Breitband-Zweckverbände, Stadt-         nologie
werke, weitere kommunale Unternehmen, Breitbandge-
sellschaften), da hier derzeit der größte Beitrag zum        Prüfung einer „Breitband-Agentur“
Ausbau von Breitband- bzw. Glasfasernetzen geleistet
wird. Die denkbaren unterstützenden Maßnahmen, die           Ausschöpfung von Synergieeffekten
grundsätzlich auch anderen Anbietern zugutekommen
können und die nicht wettbewerbsverzerrend wirken dür-
fen, sind in den folgenden Kapiteln aufgelistet. Insbeson-
dere sind dies:

Beratung und Koordination durch das Breitband-Kompe-
tenzzentrum

Technische und organisatorische Empfehlungen zum
Ausbau

Beratung durch das Land in beihilfe-, vergabe- und kom-
munalrechtlichen Fragen

                                                                                                                         19
3     Weiterentwicklung des
           Breitband-Kompetenzzentrums
           Schleswig-Holstein (BKZSH)

     Das BKZSH, das von den Kommunalen Landesverbän-          raum zur Erreichung der Breitbandziele wahrgenommen
     den getragen und vom Land mit 70% aus dem Zu-            werden müssen.
     kunftsprogramm Wirtschaft gefördert wird, hat bei der
     Umsetzung der bisherigen Breitbandstrategie des Lan-     Angesichts der vor allem auf kommunaler Ebene in Pla-
     des von 2009 eine Schlüsselrolle gespielt und ist auch   nung befindlichen Projekte mit einem Volumen von der-
     für die Umsetzung der Strategie zur Errichtung von       zeit rund einer Milliarde Euro ergeben sich neue bzw. zu-
     Hochgeschwindigkeitsnetzen unverzichtbar. Die Lan-       sätzliche Aufgaben für das BKZSH. Das BKZSH wird sich
     desregierung wird daher das BKZSH weiterhin im           daher aus Kapazitätsgründen auf Kernaufgaben im Be-
     Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten und der          reich Information, Beratung, Koordination und Dokumen-
     vorhandenen bzw. künftigen Programme unterstüt-          tation konzentrieren müssen. Es muss aber darüber hi-
     zen. Es ist davon auszugehen, dass die vom BKZSH ge-     naus geprüft werden, ob eine personelle Verstärkung
     leisteten Aufgaben auch noch für einen längeren Zeit-    des BKZSH (intern oder extern) erforderlich und finan-

                                                                                                      BKZSH Team
                                                                                                      v.l.n.r.:
                                                                                                      Richard Krause,
                                                                                                      Nancy Avemarg,
                                                                                                      Andrea Bonk,
                                                                                                      Horst Striebich

20
zierbar ist. Diese Prüfung muss auch im Zusammenhang        tiefende Analyse noch bestehender weißer Flecken; Aus-
mit dem Thema „Breitband-Agentur“ (vgl. Ziffer 9) gese-     baupläne der Anbieter) für die Landesregierung, die enga-
hen werden.                                                 gierten Unternehmen, die Kommunen, die Anwender und
                                                            die Bürger
Im Einzelnen geht es um folgende Schwerpunktaufga-
ben des BKZSH, deren Wahrnehmung (in Abstimmung             Monitoring des Breitbandausbaus einschließlich des Mo-
mit den Trägern des BKZSH) an den verfügbaren Kapazi-       nitorings verwendeter Fördermittel hinsichtlich ihrer Wir-
täten orientiert werden muss:                               kung auf den Breitbandausbau

Initiativberatung der Kommunen und Unternehmen, die         Dokumentation von Infrastrukturen, die für die Mitnut-
sich im Breitbandausbau engagieren, bereits in einer sehr   zung durch andere Breitband- und Infrastrukturanbieter
frühen Phase, um eine optimale Planung und Umsetzung        geeignet sind (Glasfasernetze; Kabelanlagen; Leerrohre;
der Projekte sicherzustellen                                Verteilereinrichtungen; Funkmasten etc.)

Koordination von Breitbandausbauprojekten                   Dokumentation von Baustellen, die für eine Mitverlegung
                                                            von Breitband-Infrastrukturen geeignet sind
Bereitstellung von Empfehlungen zu technischen, orga-
nisatorischen, methodischen und wirtschaftlichen Aspek-     Erfassung, Pflege und Bereitstellung aller Informationen
ten des Breitbandausbaus (in enger Abstimmung mit dem       auf Geodatenbasis für die technische und wirtschaftliche
Technologie- und Innovationszentrum Breitband Nord e.V.     Planung von Projekten
– TIB – , der IB.SH sowie gegebenenfalls weiteren Exper-
ten, wie z.B. Arbeitsgruppen im Rahmen des Runden           Bereitstellung wichtiger Informationen zum Breitbandaus-
Tisches Breitband oder Dataport). Diese Empfehlungen        bau sowie zu relevanten Unternehmen und Beratern im
sollten auch zu einer Standardisierung der Inhalte von      Rahmen eines Breitbandportals
Machbarkeitsstudien und anderen Planungsleistungen
beitragen.                                                  Verstärkung der Zusammenarbeit mit der IB.SH (ein-
                                                            schließlich Infrastruktur-Kompetenzzentrum der Investiti-
Sammeln und Bereitstellen präziser Informationen zum        onsbank) sowie den Industrie- und Handelskammern als
Breitbandausbau in Schleswig-Holstein (vor allem Breit-     Repräsentanten der gewerblichen Wirtschaft
bandversorgung nach Technologien und Bandbreiten; ver-

                                                                                                                         21
Hilfreich wäre es, wenn alle Kreise und kreisfreien Städte   Technische Beratung zu Netz-, Betriebs- und Dienste-
     Breitband-Koordinatoren bestimmen würden, die die            plattformen
     Arbeit des BKZSH aktiv unterstützen könnten.
                                                                  Realisierung sowie Zusammenschaltung von Netz-, Be-
     Für die technische Realisierung vor allem der zahlreichen    triebs- und Diensteplattformen; Sicherstellung der über-
     kommunalen Projekte sollten klare Aufbau- und Betriebs-      greifenden Vernetzung lokaler Netze
     regeln vorliegen, deren Umsetzung fachlich begleitet
     wird (Empfehlungen zu technischen Plattformen). Da-          Unterstützung beim Kundenmanagement
     durch können technisch und wirtschaftlich ineffiziente
     Lösungen dieser häufig kleinteiligen Projekte vermieden      Technische und organisatorische Unterstützung bei der
     werden. Die Aufgabenstellung einer solchen technischen       Wartung von Netzen
     Plattform könnte folgende Aspekte umfassen:
                                                                  Unterstützung beim Einkauf von Technik und Dienstleis-
                                                                  tungen

                                                                  Das BKZSH wird diese Aufgaben einer technischen
                                                                  Plattform mit den verfügbaren Ressourcen nur unter-
                                                                  stützen, nicht aber selbst leisten können. Vorrangig soll-
                                                                  ten vorhandene Marktanbieter diese Aufgaben überneh-
                                                                  men; wenn dies nicht möglich ist, sollte geprüft werden,
                                                                  inwieweit auf andere Institutionen (vor allem Technolo-
                                                                  gie- und Innovationszentrum Breitband Nord und Data-
                                                                  port) zurückgegriffen werden kann. Denkbar wäre auch
                                                                  eine Integration dieser Aufgaben in die „Breitband-Agen-
                                                                  tur“ (vgl. Ziffer 9). Soweit sich keine Lösung am Markt
                                                                  anbietet, ist des Weiteren zu prüfen, wie die erforderli-
                                                                  chen Ressourcen für eine technische Plattform bereitge-
                                                                  stellt werden können.

22
4      Weiterentwicklung des
       Breitbandprogramms der IB.SH

Neben Förderprogrammen für wirtschaftlich unrentable Pro-         Bereitstellung noch günstigerer Zinskonditionen als bisher;
jekte (vgl. Ziffer 5) treten auch bei an sich rentablen Projek-   gegebenenfalls Notifizierung von Zinskonditionen mit Beihil-
ten Probleme auf, weil die Hausbanken sich häufig nicht in        fecharakter
der Lage sehen, Breitbandprojekte hinlänglich bewerten zu
können, bzw. weil die Banken das Risiko dieser Projekte als       Führung der Inter-Banken-Kooperation durch die IB.SH
zu hoch einschätzen. Die IB.SH hat sich als eine der ersten       bei der Finanzierung von Projekten durch mehrere Banken
Förderbanken in Deutschland dem Thema Breitbandfinanzie-
rung gewidmet, eine Refinanzierung über die Europäische In-       Noch stärkere Einbindung der Kreditanstalt für Wiederauf-
vestitionsbank und die Landwirtschaftliche Rentenbank auf-        bau (KfW) in die Finanzierung von Breitbandprojekten in
gebaut und auf dieser Basis bereits viele Projekte begleitet      Schleswig-Holstein (vgl. auch Ziffer 5 und 14)
und realisiert. Zudem berät sie nicht nur die Projektträger,
sondern auch die Hausbanken. Die IB.SH ist daher ein zen-         Einwerbung von Investoren für Breitbandprojekte zur Stär-
traler Partner des Landes bei der Umsetzung der Breit-            kung der Eigenkapitalbasis; Unterstützung und Begleitung
bandstrategie; sie sollte diese Funktion in Abstimmung            solcher Investoren (in enger Abstimmung mit dem Land und
mit der Landesregierung weiter ausbauen. Das Land wird            dem BKZSH; vgl. Ziffer 8)
gemeinsam mit der IB.SH folgende Maßnahmen prüfen:
                                                                  Etablierung einer kapitalmäßig von der IB.SH ausgestatteten
Weiterer Ausbau der IB.SH als Plattform für Breitbandfi-          Breitband-Agentur, die Beteiligungen an (kommunalen)
nanzierungen zur Unterstützung der Hausbanken bei der             Projekten eingehen kann (vgl. Ziffer 9)
Bewertung von Breitbandprojekten und deren Finanzierungs-
risiken (einschließlich Informationsveranstaltungen; Know-        Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem BKZSH, vor
how-Transfer; Entwicklung von Prüfleitfäden; Hinweise zur         allem zur Beratung der Projektträger; Nutzung des Infrastruk-
Besicherung von Breitbandprojekten)                               tur-Kompetenzzentrums der IB.SH zur Begleitung kommuna-
                                                                  ler Projekte

                                                                  Konzentration der Finanzierungsinstrumente auf solche Pro-
                                                                  jekte, die mit den Zielen der Breitbandstrategie in Einklang
                                              Erk Westermann-
                                              Lammers,
                                                                  stehen
                                              Vorsitzender des
                                              Vorstands IB.SH

                                                                                                                                  23
5     Konzentration des Einsatzes
           von Fördermitteln

     Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch offen, ob, in welchem        von flankierenden Maßnahmen (Beratungs- und Pla-
     Umfang und für welche Zwecke Förderprogramme in der          nungsleistungen; Kompetenzzentren etc.) möglich sein.
     neuen Förderperiode (ab 2014) für die Finanzierung von
     Breitbandprojekten und insbesondere von Hochge-              Das neue EU-Programm CEF (Connecting Europe Faci-
     schwindigkeitsnetze zur Verfügung stehen werden:             lity) sollte von seiner Zielsetzung her ursprünglich einen
                                                                  wesentlichen Beitrag zur Realisierung von Hochge-
     Die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgaben (GAK: Ge-              schwindigkeitsnetzen leisten. Nach der vor kurzem auf
     meinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur            EU-Ebene entschiedenen, drastischen Mittelkürzung des
     und des Küstenschutzes; GRW: Gemeinschaftsaufgabe            Programms (von 9,2 Mrd. € auf 1 Mrd. €) ist davon aus-
     Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur) sowie       zugehen, dass nur noch digitale Services, aber keine
     die EU-Fonds (ELER: Europäischer Landwirtschafts-            Breitbandmaßnahmen mehr unterstützt werden können.
     fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums; EFRE:
     Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) können         Der Bund hat bislang trotz mehrfacher Forderungen der
     nach derzeitigem Stand (wenn überhaupt) nur sehr ein-        Länder ein eigenständiges Programm für Hochge-
     geschränkt für Breitbandförderungen eingesetzt wer-          schwindigkeitsnetze abgelehnt.
     den. Faktisch (auch aufgrund der Mittelvolumina) dürfte
     aus all diesen Programmen nur eine Förderung kleinerer       Unter dem Vorbehalt der Verfügbarkeit von Fördermitteln
     Projekte der Grundversorgung sowie eine Förderung            im Rahmen der genannten Programme sowie entspre-
                                                                  chender Entscheidungen des Kabinetts beabsichtigt die
                                                                  Landesregierung folgende Ausrichtung ihrer Förder-
                                            Bescheidübergabe      politik:
                                            Ostholstein; r.n.l:
                                            Landrat Reinhard
                                                                  Innerhalb verfügbarer künftiger Förderprogramme wird
                                            Sager;
                                                                  die Landesregierung die Breitbandförderung berück-
                                            Hermann-Josef
                                            Thoben, MELUR;        sichtigen.
                                            Claus-Peter Mat-
                                            thiensen, Entwick-
                                            lungsgesellschaft
                                            Ostholstein mbH;
                                            Jürgen Wolff,
                                            LLUR

24
Die Landesregierung wird nur solche Projekte fördern,       Das Land bzw. die IB.SH werden sich bei der Unterstüt-
die mit den Zielen der Breitbandstrategie in Einklang       zung mit Finanzierungsinstrumenten auf Projekte der
stehen und die auf ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit ge-   kommunalen Ebene (Zweckverbände, Stadtwerke, wei-
prüft wurden.                                               tere kommunale Unternehmen, Breitbandgesellschaften)
                                                            konzentrieren, da hier derzeit die meisten Aktivitäten
Projekte zur Optimierung der Grundversorgung wer-           entfaltet werden und größerer Unterstützungsbedarf be-
den folglich nur gefördert, wenn in der Region keine ab-    steht; Wettbewerbsverzerrungen sind dabei zu vermei-
sehbaren Planungen zur Realisierung einer nachhaltigen      den.
Glasfaserinfrastruktur bestehen und wenn sie ein
schlüssiges Konzept zur Erweiterung auf nachhaltige         Vor allem bei Projekten zur Schaffung nachhaltiger Glas-
Glasfaserinfrastrukturen nachweisen können. Solche          faserinfrastrukturen wird das Land im Rahmen der ver-
Projekte können durch eine Förderung der bestehenden        fügbaren Förderprogramme eine flankierende Förderung
Wirtschaftlichkeitslücke und/ oder durch eine Förderung     (Beratungs- und Planungsleistungen; Projektmanage-
von Leerrohrinfrastrukturen unterstützt werden. Weitere     ment etc.) bereitstellen. Geprüft werden soll auch, in-
Finanzierungsinstrumente der IB.SH (zinsgünstige Kredi-     wieweit bei diesen Glasfaserprojekten eine Anschubfi-
te) sowie des Landes (Bürgschaften) können bei Bedarf       nanzierung (zeitlich begrenzte Übernahme von
ergänzend eingesetzt werden.                                Anlaufkosten oder zeitlich begrenzte Reduzierung von
                                                            Zinskosten) möglich ist.
Projekte zur Schaffung nachhaltiger Glasfaserinfra-
strukturen können nur gefördert werden, wenn sie
überwiegend aus Glasfasernetzen bestehen (Fiber to the
Building/FTTB oder Fiber to the Home/FTTH). Solche
Projekte können in der Regel nur mit den Finanzierungs-
instrumenten der IB.SH (zinsgünstige Kredite) sowie des
Landes (Bürgschaften) unterstützt werden. Ergänzend
kann eine Unterstützung durch die Einwerbung und Be-
gleitung von Investoren erfolgen.

                                                                                                                       25
Bei allen Projekten (vor allem solchen zur Schaffung nach-   Geprüft werden soll auch, inwieweit die künftigen Förder-
     haltiger Glasfaserinfrastrukturen) wird das Land die         programme eine begrenzte Förderung institutioneller
     Förderung oder Finanzierung von einer ausreichenden          Strukturen neben dem BKZSH ermöglichen (z.B. techni-
     Projektgröße abhängig machen. Außerdem sollen Emp-           sche Plattform für Breitbandnetze; Breitband-Agentur).
     fehlungen zur Planung und Umsetzung solcher Projekte
     (einschließlich technischer Empfehlungen, um insbeson-       Sollte das künftige EU-Programm Connecting Europe
     dere die Vernetzung der lokalen/regionalen Projekte si-      Facility (CEF) doch noch auf Breitbandprojekte ausgerich-
     cherzustellen) erarbeitet werden.                            tet werden, wird das Land die Einsatzmöglichkeiten in
                                                                  Schleswig-Holstein prüfen.
     Im Rahmen der Möglichkeiten der jeweiligen Programme
     sollen neben dem ländlichen Raum auch unterversorgte         Die Landesregierung wird sich gegenüber dem Bund
     städtische Regionen berücksichtigt werden.                   weiter dafür einsetzen, dass die Gemeinschaftsaufgaben
                                                                  GAK und GRW inhaltlich so weitgehend wie möglich für
     Generell wird das Land die Auswahl der zu fördernden         den Breitbandausbau (vor allem für Hochgeschwindig-
     Projekte anhand noch zu definierender Förderkriterien        keitsnetze) eingesetzt werden können. Analoges gilt für
     treffen (z.B. Größe des Versorgungsgebietes; erreichbare     die EU-Fonds. Des Weiteren wird die Landesregierung
     Bandbreite; Nachhaltigkeit des Konzeptes; Bedarf der ge-     gemeinsam mit den anderen Ländern den Bund weiter in
     werblichen Wirtschaft).                                      die Pflicht nehmen, ein eigenständiges und ausreichend
                                                                  dotiertes Förder- und/oder Finanzierungsprogramm für
     Alle geförderten Projekte müssen einer intensiven und        Hochgeschwindigkeitsnetze aufzulegen. Ebenso wird die
     zeitnahen Erfolgskontrolle unterzogen werden, um im          Landesregierung auf eine stärkere Beteiligung der Kredit-
     Bedarfsfall zügig nachsteuern zu können.                     anstalt für Wiederaufbau (KfW) an der Finanzierung von
                                                                  Breitbandprojekten drängen (bis hin zu einem eigenständi-
                                                                  gen Breitbandprogramm der KfW).

                                                                  Von einem eigenen Landesprogramm zur Breitbandförde-
                                                                  rung ist aufgrund der Haushaltssituation des Landes nicht
                                                                  auszugehen.

26
6      Optimierung der
       beihilferechtlichen
       Rahmenbedingungen

Die Förderung von Breitbandprojekten unterliegt grund-     Gespräche mit der EU-Kommission zur Interpretation
sätzlich dem Beihilferecht der EU, da Fördermittel einen   der Beihilfevorschriften (einschließlich der beihilferecht-
Eingriff in den Markt bedeuten und nur unter bestimm-      lich zulässigen Betätigung von Kommunen im Breitband-
ten Bedingungen erlaubt sind (in der Regel im Rahmen       bereich)
genehmigter Programme). Die Basis für die Genehmi-
gungen dieser Programme sind die Breitbandleitlinien       Bei Bedarf Notifizierung eigener landesrechtlicher
der Kommission, die mit Wirkung zum 26.01.2013 no-         Förderbestimmungen
velliert worden sind. Das Beihilferecht erschwert leider
häufig die Umsetzung von Projekten, weil es sehr büro-     Einflussnahme auf die EU-Kommission (über den Bund),
kratisch und zeitaufwändig gestaltet ist. Auch die Kom-    die bestehende Rahmenregelung Leerrohre (als
munen, die ohne Inanspruchnahme von Fördermitteln          Grundlage für die Förderung von Hochgeschwindigkeits-
aus eigenen Mitteln Breitbandprojekte unterstützen wol-    netzen durch Kommunen) fortzuschreiben und zu libera-
len, unterliegen dem Beihilferecht der EU, weil dieses     lisieren; außerdem Ergänzung um weitere Rahmenre-
alle öffentlichen Mittel (also auch die kommunalen Mit-    gelungen (vor allem zur Förderung der Wirtschaftlich-
tel) einbezieht.                                           keitslücke bei Hochgeschwindigkeitsnetzen)

Um den Einsatz öffentlicher Mittel für Breitbandpro-
jekte beihilferechtlich zu erleichtern, wird die Lan-
desregierung folgende Maßnahmen ergreifen:

Einflussnahme auf die EU-Kommission, dass die neuen
Breitbandleitlinien praxisgerecht und so unbürokratisch
wie möglich umgesetzt werden (gemeinsam mit Bund
und anderen Ländern)

Unterstützung der Kommunen bei der Anwendung
von beihilferechtlich genehmigten Programmen; Hilfe-
stellung bei der Auslegung unklarer Bestimmungen

                                                                                                                         27
7      Landesbürgschaften für                                 8        Akquisition von Investoren für den
            Breitbandprojekte                                               Breitbandausbau

     Die Hausbanken können häufig das mit Breitbandprojek-         Die Gewinnung von Investoren, die sich bislang nicht
     ten verbundene Risiko nicht hinlänglich einschätzen, zu-      oder nicht im denkbaren Umfang an der Finanzierung
     mal gerade Glasfaserprojekte sehr langfristig angelegt        von Breitbandprojekten beteiligt haben, ist ein weiteres
     sind. Dies führt zu einer Zurückhaltung bei der Gewäh-        wichtiges Instrument zur Realisierung von Hochge-
     rung von Krediten für Breitbandprojekte. Eine wichtige        schwindigkeitsnetzen. Hier gibt es drei Ansatzpunkte:
     Rolle zur besseren Einschätzung und Finanzierung der
     Projekte spielt hier die IB.SH als Plattform für Breitband-   Bürgerbeteiligung („Bürger-Breitbandnetze“)
     finanzierungen (vgl. Ziffer 4). Gleichwohl wird auch da-
     durch nicht in jedem Fall die Bereitschaft zur Finanzie-      Beteiligung der regionalen Wirtschaft Schleswig-Hol-
     rung bei den Hausbanken, ohne die ein Breitbandprojekt        steins
     nicht realisiert werden kann, gegeben sein. Hier könnten
     Landesbürgschaften helfen, die einer Risikoabsiche-           Akquisition institutioneller Investoren
     rung der Banken (unter Umständen mittelbar auch von
     Investoren) dienen.
                                                                   Bürgerbeteiligung („Bürger-Breitbandnetze“)
     Die Landesregierung wird prüfen, ob und in welchem            Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Breit-
     Umfang Bürgschaften für Breitbandprojekte bereitge-           bandgesellschaften stellt eine interessante Form der
     stellt werden können. Die Bürgschaften sollten auf die        Breitbandfinanzierung und der Teilhabe der regionalen
     Errichtung von Hochgeschwindigkeitsnetzen konzen-             Bevölkerung an der Breitbandentwicklung dar. Vor allem
     triert werden.                                                ermöglicht diese Form der Finanzierung eine stärkere
                                                                   Identifikation der Bevölkerung mit dem Breitbandaus-
                                                                   bau, die Regionen können auch größeren Einfluss auf
                                                                   den Breitbandausbau nehmen und von entstehenden Er-

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