Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse

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Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse
Bulletin      S PE Z IAL
              Frühling 2014

       FUSS BALLWU N D E R
       SCHWE I Z
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       von der Credit Suisse
Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse
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Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse
Editorial

Grosses geschieht
nur gemeinsam
Wir schreiben das Jahr 1993. Xherdan                                                 Die grossen Fussballerfolge unseres klei-
Shaqiri ist noch keine 2 Jahre alt und die                                           nen Landes sind Sinnbild dafür, was mög-
Schweizer Fussballnationalmannschaft                                                 lich ist, wenn gute Rahmenbedingungen
befindet sich im Tal der Tränen: Während                                             existieren und die richtige Mentalität
27 Jahren konnte sie sich nicht mehr für                                             herrscht. Wenn die besten Talente zusam-
einen internationalen Grossanlass qualifi-                                           mengebracht und professionell ausgebildet
zieren. Zu diesem Zeitpunkt entschied                                                werden. Wenn der Einsatzwille und die
sich die Schweizerische Kreditanstalt –                                              Leistungsbereitschaft hoch sind. Wenn                                  WM-Qualifikation 2014:
wie die Credit Suisse damals hiess – für                                             kontinuierlich und hartnäckig an einem                               Und wieder jubelt die Schweiz.
eine enge Partnerschaft mit dem Fussball-                                            Projekt gearbeitet wird. Wenn der Team-
verband. Sie wollte damit ihre tiefe Ver-                                            geist stimmt. Denn das Ganze ist mehr als                           4× WM-Teilnehmer
wurzelung in der Schweiz ausdrücken.                                                 die Summe seiner Einzelteile. Und Gros-                           (1994, 2006, 2010, 2014)
       Dieses Bekenntnis zum Heimmarkt                                               ses geschieht nur gemeinsam.
ist für die Credit Suisse bis heute von zen-                                                Wir wünschen Ihnen viel Vergnü-                                3× EM-Teilnehmer
traler Bedeutung. Genau wie unser inzwi-                                             gen bei der Lektüre der Geschichte des                                (1996, 2004, 2008)
schen 20 jähriges Engagement. Die sport-                                             Schweizer «Fussballwunders» und der Na-
liche Bilanz ist beeindruckend: Mit drei                                             tionalmannschaft viel Glück bei der Welt-                            1× U17-Weltmeister
EM- und vier WM-Qualifikationen er-                                                  meisterschaft in Brasilien. Hopp Schwiiz!                                  (2009)
lebt die Nationalmannschaft die erfolg-
reichste Ära ihrer Geschichte. Ebenso er-                                            Hans-Ulrich Meister                                                1× U17-Europameister
freulich sind der EM- und der WM-Titel                                               Head Private Banking & Wealth Management                                   (2002)
der U17-Junioren sowie der Vize-Europa-                                              and Chief Executive Officer
meistertitel der U21. Denn seit Beginn                                               Region Switzerland                                             1× U21-Vize-Europameister
des Engagements fliesst die Hälfte unse-                                                                                                                      (2012)
rer Sponsoringbeiträge in die Nach-
wuchsförderung.                                                                                                                                        1× Olympia-Teilnehmer
                                                                                                                                                              (2012)

Inhalt Fussballwunder Schweiz

                      2 – Xherdan Shaqiri über sich. 4 – Die Schweiz ist rund. Geschichte eines Wunders. 11 – Teamcheck
                      von Ottmar Hitzfeld. 12 – Tore, Trikots, Trainer – die Fakten zur Nati. 14 – Warum die Schweiz so
                      erfolgreich ist. Ein Essay. 16 – Ramona Bachmann, Porträt eines Weltstars. 18 – Generation Katar.
                      Besuch beim Nachwuchs. 23 – Das Jubiläumsquiz. 24 – Roger Federer, der grösste Fan.

                      Noë Flum hat für das Bulletin das Fussballheft fotografiert. Er lebt und arbeitet in Zürich (www.noeflum.ch).

                                                           PERFORM ANCE                 Impressum: Herausgeberin: Credit Suisse AG, Projektverantwortung: Daniel Huber, Inhaltskonzept, Redaktion:
                                                                                        Ammann, Brunner & Krobath AG (www.abk.ch), Gestaltung: Crafft Kommunikation AG (www.crafft.ch),
                                                                  neutral
                                                               Drucksache               Fotoredaktion: Studio Andreas Wellnitz, Berlin, Druckvorstufe: n c ag (www.ncag.ch), Druckerei: Stämpfli AG,
                                  No. 01-14-679890 – www.myclimate.org
                                  © myclimate – The Climate Protection Partnership      Auflage: 92 500, Kontakt: bulletin@abk.ch (Redaktion), abo.bulletin@credit-suisse.com (Abonnentenservice)

Fotos: Samuel Truempy/Keystone/Photopress
Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse
— Fussballwunder Schweiz —

«Es geht um: Fussball,
Fussball, Fussball»
Xherdan Shaqiri, das Gesicht der Schweizer Nationalmannschaft,
spricht noch schneller, als er rennt: das verbale Dribbling zur WM.
Interview: Michael Krobath und Simon Brunner

«Wie oft ich jongliere? So oft Sie wollen»: Xherdan Shaqiri.

2 — Bulletin Spezial 2014
Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse
— Fussballwunder Schweiz —

X
              herdan Shaqiri, was sind Ihre   Eine WM-Kampagne bedeutet wochen-            Worin besteht der positive Einfluss auf
              ersten WM-Erinnerungen?         langes Kasernenleben. Wie werden Sie sich    dem Platz?
              Die WM 2002 in Südkorea         in Brasilien die Zeit vertreiben?            Die Trainerlegende Alex Ferguson soll
              und Japan. Ich war damals       Tatsächlich ist es auf die Dauer ein-        einmal gesagt haben: Ein Topspieler
11 Jahre alt und ein grosser Fan des bra-     tönig, immer geht es um: Fussball, Fuss-     braucht die Technik eines Balkan-Fuss-
silianischen Torschützenkönigs Ronaldo.       ball, Fussball. Ich gehöre zur Tischten-     ballers und die Disziplin eines Schwei-
Ich kopierte sogar seinen Haarschnitt.        nis-Fraktion. In Südafrika gab es heisse     zers. Vielleicht liegt darin die Ant-
                                              Duelle mit Inler. Auch Lichtsteiner ist      wort. Die Mischung ist einfach gut.
Doch nicht jenes alberne, herausrasierte      gut. Der Favorit auf den internen WM-
Dreieck vorn auf der Stirn?                   Titel beginnt aber mit S und hört mit        Wie oft können Sie eigentlich jonglieren?
Genau. Das fand ich irrsinnig cool.           haqiri auf.                                  So oft Sie wollen. Auch mit dem Tennis-
                                                                                           ball. Nur eine Frage der Konzentration.
Wen verehren Sie heute?                       Mit wem teilen Sie das Zimmer?
Defensiv den Brasilianer David Luiz,          In der Regel mit Admir Mehmedi. Wir          Ottmar Hitzfeld bescheinigt Ihnen eine
offensiv den Argentinier Lionel Messi.        sind seit der U17 dicke Freunde und          ausserordentliche Auffassungsgabe und sagt:
Er hat uns 2012 bei der 1:3-Niederlage        verbringen auch gemeinsam die Ferien.        «Er denkt manchmal fast zu schnell für die
im Alleingang erledigt.                                                                    Mitspieler.» Wie machen Sie das?
                                                                                           Ich behalte auch unter Druck die Über-
Was macht ihn so gut?                                                                      sicht und spüre meistens, wo der freie
Er ist überall, unberechenbar und eigent-     «Ribéry hat viel                             Mann oder der freie Raum ist. Das
lich nur durch Fouls zu stoppen. Die
steckt er ungerührt weg: er steht einfach     Respekt vor                                  geschieht völlig unbewusst, ich weiss
                                                                                           es einfach.
auf und spielt weiter – ohne Protest.
                                              der Schweiz, wie                             Sie schauen viel Fussball und analysieren
Ein Thema, das Sie beschäftigt?
Ja. Ein Spieler haut mich um, es
                                              alle bei Bayern.»                            die Teams und Spieler genau. Wo sind Sie
                                                                                           mit Spieler Shaqiri noch nicht zufrieden?
schmerzt, der Schiedsrichter hat’s nicht                                                   Er ist nicht schlecht, aber er sollte mehr
gesehen. Da ist es verdammt schwer,                                                        Tore schiessen.
ruhig zu bleiben.                             Wer hat die Macht über die Fernbedienung?
                                              Der TV läuft praktisch nie. Wir spielen      Mit 22 Jahren haben Sie bereits 30 Länder-
Sie reisen diesen Sommer bereits zum          auch höchst selten auf der Playstation.      spiele in den Beinen. Welches werden Sie nie
zweiten Mal an eine WM. Ist das Team          Eigentlich quatschen wir dauernd wie         vergessen?
stärker als 2010?                             zwei alte Waschweiber, und es wird sehr      Höhepunkte waren das Traumtor gegen
Wir sind spielerisch besser und stabiler.     viel gelacht. Wenn Admir nicht gerade        England und der Hattrick gegen Bul-
Das zeigen nicht nur die Siege gegen          schläft – was ziemlich oft vorkommt.         ga rien. Als ich kürzlich dem damaligen
Gegner wie Brasilien und Deutschland                                                       Bulgarien-Coach Lothar Matthäus, be-
oder die souveräne WM-Qualifikation.          Wer ist der Chef der Nati?                   gegnete, meinte er: «Du hast mich
Auch im Training ist das Niveau höher.        Chef braucht es keinen. Wir sind eine        damals aus dem Amt geballert.»
Fast alle sind in ausländischen Topligen      verschworene Einheit. Aber klar gibt
engagiert und die Konkurrenz ist grösser.     es Vorbilder für uns Junge, die zwischen-    Mit Ottmar Hitzfeld und Pep Guardiola
Das treibt uns an.                            durch ein Machtwort sprechen, etwa           arbeiten Sie mit zwei Welttrainern. Worin
                                              Inler, Behrami oder auch Džemaili.           unterscheiden sich die beiden?
Die WM-Gegner heissen Ecuador, Frank-                                                      Guardiola ist eine andere Generation und
reich und Honduras. Wen fürchten Sie am       Wie verständigt sich das multikulturelle     näher bei den Jungen. Ottmar Hitzfeld
meisten?                                      Team?                                        ist eine Respektsperson, ich habe ihm ex-
Keinen. Aber es wird sehr eng. Nicht nur      Meistens auf Deutsch, das verstehen          trem viel zu verdanken. Er machte mich
wegen Frankreich. Die Südamerikaner           eigentlich alle. Zwischendurch hört          mit 18 zum Natispieler und empfahl mich
spielen traditionell sehr hart, gehen voll    man auch Französisch, Italienisch oder       dem Vorstand des FC Bayern.
auf den Körper und tun dir weh.               sogar ein paar Brocken Englisch.
                                              Und wenn Behrami mal etwas nicht             Haben Sie ihm je dafür gedankt?
Und wie lässt sich der französische Top-      versteht, übersetze ich auf Albanisch.       Das versuche ich in jedem Spiel: mit
stürmer Franck Ribéry stoppen, Ihr Team-                                                   vollem Einsatz und guten Leistungen.
kollege bei den Bayern?                       Haben die Secondos in der Nati die Schweiz
Ich werde ihn vermutlich auf der rechten      verändert?
Seite mit Stephan Lichtsteiner in die         Ich denke, wir haben zu einem guten
Zange nehmen. Das wird nicht einfach          Klima beigetragen. Und wir machen den
                                                                                           Xherdan Shaqiri (22) hat in 30 Länderspielen
für ihn. Franck hat viel Respekt vor der      Secondos Mut, dass sie etwas erreichen
                                                                                           8 Tore erzielt. Er stammt aus dem Kosovo und
Schweiz, wie alle anderen Bayern-             können. Ganz generell im Leben – nicht       gewann 2013 mit dem FC Bayern die Champions
Spieler übrigens auch.                        nur im Fussball.                             League.

                                                                                                                  Bulletin Spezial 2014 — 3
Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse
Die
Schweiz
ist
rund

Kaum ein Berichterstatter hat die Schweizer Nati
in den letzten zwanzig Jahren so oft spielen gesehen wie
Hansjörg Schifferli. Hier erzählt er, wie drei besondere
Trainer eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte schrieben.
Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse
Angriff ist die beste Verteidigung:
                                           Eren Derdiyok in der WM-Qualifikation
                                                 2012 gegen N    ­ orwegen in Bern.

Foto: Peter Klaunzer/Keystone/Photopress
Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse
— Fussballwunder Schweiz —

                   s wirkte geradezu geschäftsmäs-                                     Doch dann glückte der Einstand in die WM-Qua-
                   sig routiniert, wie die Schweizer                                   lifikation, in einer Gruppe mit Italien, Portugal und
                   Fussballer die Qualif ikation                                       Schottland, in der die Schweizer klarer Aussen-
                   zur WM 2014 in Brasilien ab-                                        seiter waren. Allmählich wirkte sich Hodgons
                   wickelten. Schon eine Runde vor                                     Arbeitsweise positiv aus – die stundenlangen Trai-
                   Schluss standen sie als Teilneh-                                    ningseinheiten, in denen er sein Team auf die Zo-
                   mer fest. Als sie Anfang Oktober                                    nendeckung im 4-4-2-System einschwörte. Immer
                   2013 nach dem 2:1-Sieg gegen                                        wieder übten die Spieler dasselbe – «und irgend-
Albanien aus Tirana heimkehrten, war der Empfang                                       wann bleibt’s halt hängen», wie Alain Sutter einmal
in Zürich Kloten zwar sehr freundlich. Aber er war                                     sagte. Der Berner bildete mit dem Walliser Yvan
nicht zu vergleichen mit der Begeisterung, die am                                      Quentin die linke Flanke – der eine ein begnadeter
17. November 2005 herrschte, als der Flughafen aus       WM-QUALIFIKATION              Techniker, der andere ein rustikaler Haudegen, und
                                                                   1993
allen Nähten zu platzen drohte. Der dramatische                                        beide waren aufeinander angewiesen.
                                                        Marc Hottiger trifft in Bern
Playoff-Erfolg gegen die Türkei, die aussergewöhn-        zum 1:0 gegen Italien –             Es war das typischste Paar in Hodgsons Mann-
lichen Umstände des Rückspiels in Istanbul hatten      die erste WM-Teilnahme seit     schaft, die höher eingestufte Gegner als perfekt or-
damals die ganze Nation aufgewühlt.                       28 Jahren ist vollbracht.    ganisiertes Kollektiv bekämpfen sollte. Die Resul-
      Natürlich ist es etwas anderes, zuerst den                                       tate wurden immer besser, bis am 1. Mai 1993 im
Franzosen ein grosses Duell um den Gruppensieg                                         Berner Wankdorf die grösste Stunde des Schweizer
zu liefern und dann die Türken zu eliminieren, als                                     Fussballs seit Jahrzehnten schlug. Mit einem 1:0-
– wie zuletzt – in einer vergleichsweise unspekta-                                     Sieg gegen Italien löste die Nati das WM-Ticket. Es
kulären Gruppe Platz 1 zu belegen. Aber was diese                                      war das grosse Spiel des Torhüters Marco Pascolo
Episode verdeutlicht: Die Schweiz hat sich mittler-                                    – unter anderem mit einer brillanten Parade gegen
weile an die Erfolge ihrer Fussballer gewöhnt.                                         den Weltfussballer Roberto Baggio. Das erlösende
Qualifikationen für grosse Turniere sind heute                                         Tor erzielte Marc Hottiger nach dem Platzverweis
selbstverständlich. Ein grösseres Kompliment gibt                                      von Dino Baggio. Dass ein Italiener gegen die
es nicht. Was war geschehen? Und wie konnte es
dazu kommen?
      In den vergangenen zwanzig Jahren schaffte
es die Schweiz siebenmal an grosse Turniere, was
von den Ländern vergleichbarer Grösse nur noch
Dänemark und Schweden gelang. Nimmt man die
letzten zehn Jahre mit fünf Teilnahmen an sechs
Turnieren, so überflügelt die Schweiz selbst Russ-
land und befindet sich damit auf Augenhöhe mit
England, dem Mutterland des Fussballs.
      Noch erstaunlicher wird diese Entwicklung
beim Blick zurück auf die Zeit zwischen 1966 und
1994, als die Fussballschweiz in Agonie versank
und eine ganze Generation im festen Glauben auf-
wuchs, Welt- und Europameisterschaften fänden
grundsätzlich ohne die Schweiz statt, da sich diese
für kein einziges Turnier zu qualifizieren vermoch-
te. Doch dann begann die Ära Hodgson und mit
ihr ein neues Zeitalter des Schweizer Fussballs.             WM 1994 USA
                                                        Der Anfang des Schweizer
Die Ära Hodgson – der Aufbruch                          Fussballwunders. Georges       Schweiz wegen eines Fouls direkt vom Platz gestellt
Als Roy Hodgson im Januar 1992 Schweizer Na-             Bregys unvergesslicher        wird, wäre in früheren Jahren kaum vorstellbar ge-
                                                         Freistoss zum 1:0 gegen
tionalcoach wurde, war der Empfang nicht eben eu-          den Gastgeber USA.          wesen. Mittlerweile wurden aber auch die Schwei-
phorisch. Es dominierte die Ansicht, der Verband                                       zer ernster genommen. Dabei halfen Spieler wie
habe beim Trainertausch mit Neuchâtel Xamax den                                        Stéphane Chapuisat, der als Stürmer von Borussia
Kürzeren gezogen. Die Neuenburger hatten den zu-                                       Dortmund auch den internationalen Schiedsrich-
vor mit der Nati erfolgreichen, aber wieder dem Ta-                                    tern ein Begriff war.
gesgeschäft zugeneigten Uli Stielike für den nicht
mehr sonderlich geliebten Hodgson erhalten. Die                                        Das erste WM-Spiel nach 28 Jahren
ersten Auftritte waren denn auch wenig über-                                           Dann war es so weit: Im Juni 1994 bestritten die
zeugend. Hätte die Schweiz nicht im Mai 1992                                           Schweizer im Pontiac-Silverdome bei Detroit das
dank zwei Toren von Christophe Bonvin den EM-                                          erste WM-Spiel seit 28 Jahren. Georges Bregy er-
Favoriten Frankreich 2:1 geschlagen, wäre es für                                       zielte mit einem kunstvollen Freistoss das histori-
den Briten bereits eng geworden.                                                       sche Führungstor und die Begegnung endete 1:1.

6 — Bulletin Spezial 2014                                                                                       Fotos: Keystone/Archive; Eric Lafargue/RDB
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Die Teilnahme an
grossen Turnieren
ist heute selb-
stverständlich.

Ein ordentlicher Start. Der Höhepunkt folgte ein
paar Tage später mit dem 4:1-Sieg gegen Rumänien.
Die weit über 10 000 Schweizer Fans im Stadion
jubelten ein erstes Mal, als Alain Sutter nach einer
Viertelstunde zum 1:0 traf. Dass er mit gebrochenem
kleinem Zeh seines linken Fusses ins Spiel gegangen
war und den Treffer mit dem schwächeren rechten
Fuss erzielte, passte perfekt zur Legendenbildung                                                                         WM 1994 USA
                                                                                                                        Eine herausragende
jener Tage. Rumäniens Star Gheorghe Hagi glich
                                                                                                                     Mannschaftsleistung und
vor der Pause aus, aber dann erzielten die entfessel-     die Blamage folgten weitere Enttäuschungen und           ein Held: Alain Sutter erzielt
ten Schweizer drei Tore; zuerst traf Stéphane Cha-        mit Platz vier endete nicht nur die WM-Qualifi-             mit einem gebrochenen
puisat, dann zweimal Adrian Knup. Im Achtelfina-          kation, sondern auch Fringers Amtszeit.                   kleinen Zeh das 1:0 gegen
                                                                                                                        Rumänien. Die Nati
le gegen Spanien schied das Team zwar chancenlos                Es kam Gilbert Gress. Am Tag vor seinem
                                                                                                                     gewann schliesslich 4:1.
aus, trotzdem ist diese WM als Comeback der Nati          Debüt, im Wankdorf gegen England, erheiterte er
im kollektiven Gedächtnis der Schweizer Fussball-         die Medienvertreter ein erstes Mal, als er nach
fans verankert.                                           einem Neuenburger Lokaljournalisten suchte, um
      Eineinhalb Jahre später folgte die souveräne        ihm einen Auftrag zu erteilen: Seine Frau habe ihn
Qualifikation für die EM 1996. Obwohl diese in            angerufen, berichtete Gress, und sich beklagt, sie
seiner Heimat stattfinden sollte, heuerte Roy Hodg-       finde die TV-Fernbedienung nicht mehr. Es stellte
son im Dezember 1995 bei Inter Mailand an. Trotz          sich heraus, dass Gress dieses Gerät mit seinem
des abrupten Abgangs erlangte er in der Schweiz           Handy verwechselt und mitgenommen hatte ...
Heldenstatus: als Mann, der mit seinem diszipli-                Weniger amüsant verlief die EM-Ausschei-
nierten Spielkonzept die Basis zu zwei erfolgreichen      dung. In deren Verlauf hatte sich die Mannschaft
Jahrzehnten legte.                                        zwar gesteigert, doch dann ging der sicher geglaub-

Die Zwischenjahre – vergebliche Anläufe
Auf Hodgson folgten fünf Nationalcoaches, die
zwei Dinge verbanden: Erfolglosigkeit und eine
kurze Amtsdauer. Mit Artur Jorge, dem Portugie-
sen, der den FC Porto zum Meistercupsieger ge-
macht hatte, fuhr die Schweiz zur EM 2006 nach
England. Der Ruf des wortkargen, menschenscheu-
en Typs war bald schon ramponiert. Im Lebenslauf
stand ein Studium in Leipzig, ein Wort Deutsch
sprach er nie. Für Unmut sorgte er, als er kurz vor der
Abreise den altgedienten Adrian Knup und Alain
Sutter gleichsam zwischen Tür und Angel beschied,
sie gehörten nicht zum EM-Kader. Das letzte Test-
spiel gegen Tschechien in Basel wurde von tumult-
ösen Protesten begleitet und Jorge benötigte Polizei-
schutz. Nach der missratenen EM legte er umgehend
sein Amt nieder und kehrte nach Portugal zurück.
      Sein Nachfolger hiess Rolf Fringer, dessen                                                                   EM-QUALIFIKATION 1995
Debüt als «Schande von Baku» in die Historie ein-                                                                  Nationalcoach Roy Hodgson
ging. Die Reise im luxuriösen Charter nach Aser-          te Playoff-Platz in letzter Minute verloren, als die       (Mitte) feiert in Zürich die
                                                                                                                    souveräne Qualifikation für
beidschan hatte ewig gedauert; den Vorabend der           bereits qualifizierten Italiener ihr letztes Heimspiel
                                                                                                                     die EM 1996 in England.
Partie verbrachte Fringer lange und bestens ge-           gegen die Dänen nach einer 2:0-Führung noch ver-
launt am Hotel-Pool. Dann verschoss Murat Yakin           loren. Gress verlängerte nicht und wurde ad interim
einen Elfmeter und die Schweiz verlor mit 0:1. Auf        von seinem Assistenten Hanspeter Zaugg abge-

Fotos: Keystone (2)                                                                                                   Bulletin Spezial 2014 — 7
Bulletin SPEZIAL Frühling 2014 - Credit Suisse
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                                                                                           Trotz Zwischentief
                                                                                           geschah Ende
                                                                                           der 90er Jahre Ent-
                                                                                           scheidendes.
                                                                                           wie er die Nationalmannschaft gerne nannte, so
                                                                                           manche Probleme bereitet hatte. Nach der Nieder-
                                                                                           lage gegen Jugoslawien, im Spiel der letzten Chance
                                                                                           um einen Platz an der WM 2002, liefen ihm Sté-
                                                                                           phane Henchoz und Stéphane Chapuisat davon –
                                                                                           beleidigt, nicht aufgestellt worden zu sein. Nach der
                                                                                           0:4-Schlappe gegen Russland wurden weitere Risse
                                                                                           deutlich, etwa zwischen Ciriaco Sforza und Johann
                                                             EM 1996 ENGLAND               Vogel. Kuhn musste sich sagen lassen, etwas allzu
                                                             Kubilay Türkyilmaz trifft
löst, bis der Argentinier Enzo Trossero im August           am 8. Juni im Wembley-
                                                                                           sehr an das Gute im Menschen geglaubt zu haben.
2000 das Ruder übernahm. Nach der verpassten              Stadion per Elfmeter zum 1:1           Aber dann, gegen Österreich, im letzten Test-
WM-Qualifikation warf er Ende Saison bereits              gegen England. Die Schweiz       spiel vor dem Start zur Ausscheidung für die EM
wieder das Handtuch.                                         scheidet als Gruppen-         2004, fand er das Ei des Kolumbus. Sforza war
                                                           letzter trotzdem frühzeitig
       Eine seiner letzten Amtshandlungen: Er setzte          aus dem Turnier aus.
                                                                                           definitiv nicht mehr dabei, Henchoz und Chapuisat
Sforza kommentarlos als Captain ab. Dieser war                                             kehrten zurück. Vor allem aber ordnete Kuhn sein
nach längerer Verletzungspause für das Spiel auf den                                       Team im Mittelfeld erstmals in einem Rhombus an,
Färöern zurückgekehrt. Dann kam er in Toftir in                                            mit Johann Vogel im defensiven und Hakan Yakin
die Kabine und sah, dass bei seiner Ausrüstung die                                         im offensiven zentralen Mittelfeld. Mit erstaunli-
Captainbinde fehlte. Vier Tage später sass er gegen                                        cher Leichtigkeit zog die Schweiz durch diese Aus-
Slowenien nach 74 Länderspielen erstmals auf der                                           scheidung und leistete sich nur gerade gegen Russ-
Bank. Und ein zweiter Personalentscheid prägte die                                         land einen Ausrutscher. Den letzten Schritt zur EM
kurze Amtszeit Trosseros: Er verhalf einem jungen                                          machte die Mannschaft am Vorabend von Köbi
Stürmer namens Alexander Frei zum Debüt. Jenem                                             Kuhns 60. Geburtstag. Hakan Yakin und Alex Frei
Spieler, der es dereinst mit 42 Treffern zum Rekord-                                       schossen in Basel die Tore zum 2:0-Sieg gegen
torschützen der Nati bringen sollte.                                                       Irland. Danach sang der ganze St. Jakob-Park «Köbi
       Resultatemässig befand sich die Schweiz in                                          National» ein Geburtstagsständchen.
den späten 90er Jahren in einem Zwischentief. Dazu                                               «Wir haben manchen richtigen Entscheid
beigetragen hatte, dass viele Leistungsträger nach                                         getroffen», sagte Kuhn vor der Abreise nach Portugal
der EM 1996 aus Altersgründen zurückgetreten                                               (und meinte etwa den Verzicht auf Sforza). Die
waren und es noch an Nachwuchs fehlte. Trotzdem                                            Endrunde wurde zu einem Lehrstück für die
geschah Entscheidendes: Mit der finanziellen Un-             WM-QUALIFIKATION              Schweizer. Zwar waren die Leistungen durchaus
terstützung der Credit Suisse, seit 1993 der erste                     2005                passabel, trotzdem gab es keine Chance auf ein Wei-
Grosssponsor in der Geschichte des Schweizeri-            Die Schweiz qualifizierte sich   terkommen gegen die abgezockteren Engländer und
                                                            in der Barrage gegen die
schen Fussballverbandes, wurde in jenen Jahren ein          Türkei für die WM 2006.
                                                                                           Franzosen. Einen Platz in den Geschichtsbüchern
neues Ausbildungskonzept implementiert. Unter              Das Auswärtsspiel endete        fanden Marginalien: etwa der Rekord des 18-jähri-
der Ägide des Technischen Direktors Hansruedi               mit Tätlichkeiten und ging     gen Johan Vonlanthen als jüngster EM-Torschütze
                                                           als «Schande von Istanbul»
Hasler entstanden professionelle Strukturen für den                                        aller Zeiten. Oder die «Spuckaffäre» um Alex Frei.
                                                              in die Geschichte ein.
Nachwuchs, mit hauptamtlichen Trainern. Eine In-                                                 Die war vergessen, als sich die Schweiz zwei
vestition, die sich nachhaltig auszahlen sollte.                                           Jahre später auf die WM in Deutschland vorbereite-
                                                                                           te. Die Mannschaft hatte sich zu einer Einheit ent-
Die Ära Kuhn – diffiziler Umbruch                                                          wickelt und war kaum zu schlagen. Als lang jähriger
Am Tag, da Köbi Kuhn vom U21-Nationalcoach                                                 Nachwuchscoach entschied sich Kuhn in Zweifels-
zum Cheftrainer seines Stammklubs FCZ berufen                                              fällen oft für jüngere Spieler. Aus seinem ehemaligen
werden sollte, erhielt er das Angebot, die National-                                       U21-Team, das 2002 bis ins EM-Halbfinale mar-
mannschaft zu übernehmen. Er sagte ohne Zögern                                             schierte, waren längst Alex Frei, Ricardo Cabanas,
zu. Und die Zustimmung war euphorisch. Aber als                                            Ludovic Magnin und Daniel Gygax dabei. Neu hin-
Kuhns erstes Jahr vorbei war, sagte er im Mai 2002                                         zu kamen Tranquillo Barnetta und Philippe Sende-
nach einer 1:3-Niederlage gegen limitierte Kana-                                           ros aus dem U17-Europameister-Team.
dier: «Ich bin froh, dass der Lack jetzt etwas ab ist.»                                          Die WM 2006 begann mit einem soliden
Diesen Satz sagte er, nachdem ihm seine «Familie»,                                         0:0-Unentschieden gegen Frankreich. Es folgte die

8 — Bulletin Spezial 2014                                                                              Fotos: Colorsport/imago; Aykut Akici/Turkpix/Scanpix/Keystone
— Fussballwunder Schweiz —

Begegnung gegen Togo am 19. Juni 2006 in Dort-                                                      brachte, wo immer er hinkam. Der Deutsche sah die
mund. «Das werdet ihr nie mehr erleben – ein Län-                                                   Gefahr, dass zu viel erwartet werden könnte, und
derspiel vor so vielen Schweizern», hatte Köbi                                                      wiederholte deshalb bei jeder Gelegenheit: «Es ist
Kuhn zu seinen Spielern im Vorfeld gesagt. Und                                                      nie selbstverständlich, dass sich das kleine Fussball-
sollte recht bekommen. Als Schiedsrichter Carlos                                                    land Schweiz für ein grosses Turnier qualifiziert.»
Amarilla aus Paraguay an jenem heissen Montag-                                                             Geschafft hat er es dann in zwei von drei An-
nachmittag um drei Uhr nachmittags das Spiel an-                                                    läufen – über Umwege, die man fast nicht für mög-
pfiff, war das Westfalen-Stadion mit 65 000 Zu-                                                     lich gehalten hätte. Seine Ära ist geprägt von einem
schauern bis auf den letzten Platz besetzt – rund                                                   Wechselbad der Gefühle. Es gab die blamable
50 000 davon waren Schweizer. Sie bildeten auf                        WM 2006 DEUTSCHLAND           Heimniederlage gegen Luxemburg und den WM-
                                                                       Die Schweiz gewann das
den Rängen eine «rote Wand» und sorgten für                              Gruppenspiel gegen
                                                                                                    Sieg gegen den nachmaligen Weltmeister Spanien.
eine noch nie dagewesene Atmosphäre. Dank den                            Togo im Dortmunder         Es gab zuerst Häme und danach überschwenglichen
Toren von Alex Frei und Tranquillo Barnetta                           Westfalen-Stadion mit 2:0.    Jubel, der rasch wieder verebbte, als das Team nach
                                                                        50 000 Schweizer Fans
stimmte am Ende auch das Resultat.                                                                  einem 0:0 gegen Honduras aus dem WM-Camp bei
                                                                       sorgten für eine einmalige
                                                                             Atmosphäre.            Johannesburg abreisen musste. «Wir hatten im fal-
                                                                                                    schen Moment Pech», sagte Hitzfeld. Pech im
                                                                                                    Schlüsselspiel gegen die Chilenen mit dem frühen
                                                                                                    Platzverweis für Valon Behrami, den dieser bis heute
                                                                                                    falsch findet. Doch bei allem Pech: dass die Schweiz
                                                                                                    in drei WM-Spielen nur das eine Tor gegen Spanien
                                                                                                    schoss, liess erkennen, dass sie trotz Fortschritten
                                                                                                    noch immer ein «Land von Verteidigern» war.
                                                                                                           Heute, dreieinhalb Jahre später, ist manches
                                                                                                    anders. Mit dem Champions-League-Gewinner
                                                                                                    Xherdan Shaqiri und den ehemaligen U17-Welt-
                                                                                                    meistern Granit Xhaka und Haris Seferovic, aber
                                                                                                    auch mit Valentin Stocker verfügt die Schweiz über
                                                                                                    junge Offensivkräfte, die das Spiel wesentlich krea-
                                                                                                    tiver gestalten können. Ein 5:3-Sieg gegen Deutsch-
                                                                                                    land, das über ein halbes Jahrhundert nicht mehr
                                                                                                    geschlagen werden konnte, ein 4:2 in Kroatien –
                                                                                                    das waren höchst erstaunliche Resultate, wenn auch
                                                                                                    nur in Freundschaftsspielen. Und auch in der
                                                                                                    Ausscheidung für die WM 2014 in Brasilien zeigten
Genauso begeistert feierten vier Tage später 20 000                                                 die Schweizer neue Qualitäten. Sie wurden stilsicher
Schweizer in Hannover bis weit in die Nacht den                                                     und ohne eine einzige Niederlage Gruppensieger.
2:0-Sieg gegen Südkorea, der die Achtelfinal-                                                       Mit Diego Benaglio verfügt sie über einen guten
Qualifikation bedeutete. Dort allerdings unterlag                       EURO 2008 SCHWEIZ           Torhüter; sie verteidigt oft gut; vor allem aber hat sie
                                                                       An der Heim-EM scheidet
eine ausgelaugte Nati in der Kölner Gluthitze harm-                                                 das Potenzial, in jedem Spiel Tore zu schiessen.
                                                                        das Team vorzeitig aus.
losen Ukrainern im Penaltyschiessen. Kein einziger                       Trotzdem wird «Köbi               Ottmar Hitzfeld ist es gelungen, jenen Um-
Elfmeter (von dreien) wurde verwertet. Dennoch:                          National» bei seinem       bruch vorzunehmen, der fällig wurde, als die
Gesamthaft fiel die WM-Bilanz positiv aus und die                      Abschied gefeiert wie kein
                                                                            Coach vor ihm.
Experten gingen davon aus, dass die ganz grosse
Stunde dieser jungen, entwicklungsfähigen Mann-
schaft sowieso erst in zwei Jahren schlagen würde –
bei der EM 2008, daheim in der Schweiz.
      Doch die Ära Kuhn endete mit schwierigen
Tagen. Fünf Tage vor dem EM-Eröffnungsspiel
musste seine Frau ins Spital; im Spiel selber verletzte
sich Stürmerstar Alex Frei bereits vor der Pause und
nach der überraschenden Niederlage im nächsten
Spiel gegen die Türkei war das Aus besiegelt. Nach
dem abschliessenden Sieg gegen die Portugiesen
verabschiedeteten die Fans «Köbi National» so
emotional wie keinen Nationaltrainer jemals zuvor.

Die Ära Hitzfeld – Neue Offensivqualitäten
Ottmar Hitzfeld eilte der Ruf des Welttrainers
voraus, der in seiner 25-jährigen Tätigkeit Erfolg

Fotos: Eugene Hoshiko/AP Photo/Keystone; Laurent Gilliéron/Keystone                                                                  Bulletin Spezial 2014 — 9
— Fussballwunder Schweiz —

beiden altgedienten Basler Stürmer Frei und Streller
mitten in der Ausscheidung zur EM 2012 zurück-
                                                                                               Die WM ist die erste
traten. Zwar war der Fehlstart nicht mehr zu kor-
rigieren und die EM wurde verpasst, aber die
                                                                                               Reifeprüfung für
Qualifikationsspiele waren für die Entwicklung                                                 diese offensiv so be-
der jüngsten Schweizer Nationalmannschaft aller
Zeiten enorm wertvoll. Ihr grosses Potenzial deutete                                           gabte Generation.
sie im Juni 2011 beim 2:2 in England mit den
Newcomern Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri ein
erstes Mal an.                                                                                 Schär, von Bergen, Rodriguez, Behrami, Inler,
      Ottmar Hitzfeld kam in den vergangenen fünf                                              Shaqiri, Xhaka, Stocker, Seferovic. Wenig zeigt die
                                                         WM 2010 SÜDAFRIKA
Jahren seine immense Erfahrung mit schwierigen                                                 demografische Entwicklung im Schweizer Fussball
                                                          Die Schweiz schreibt
Momenten zugute. Wiederholt gewann sein Team              Sportgeschichte: Sie                 besser als die Spielernamen in diesen drei Teams.
entscheidende Spiele. In der WM-Qualifikation             besiegt den späteren                       Die vergangenen zwanzig Jahre stehen für die
2010 war dies das 2:1 in Griechenland nach der          Weltmeister Spanien mit 1:0            bisher erfolgreichste Periode der Schweizer Fuss-
                                                            (im Bild Torschütze
Blamage gegen Luxemburg; in der WM-Qualifika-            Fernandes mit Barnetta).
                                                                                               ballgeschichte. In diesen zwei Dekaden war die
tion 2014 drohte nach dem 4:4 gegen Island Unge-                                               Nati eher konstant, als dass ihr der ganz grosse
mach – vier Tage später holte die Schweiz mit dem                                              Wurf gelungen wäre – wie etwa den Dänen oder
                                                                                               Griechen, die beide einmal über sich hinauswuch-
                                                                                               sen und Europameister wurden. Im Gegensatz zu
                                                                                               Ländern wie Schweden (Zlatan Ibrahimovic) oder
                                                                                               Portugal (Cristiano Ronaldo) war die Schweiz nie
                                                                                               abhängig von Stars, sondern hatte stets ein starkes
                                                                                               Kollektiv. Der Aufstieg zur kleinen Fussball-Gross-
                                                                                               macht gelang dank der Etablierung einer erstklassi-
                                                                                               gen Nachwuchsförderung und drei sehr unter-
                                                                                               schiedlichen, aber fähigen Nationaltrainern.
                                                                                                     Nun steht die WM in Brasilien vor der Tür. Es
                                                                                               handelt sich um die erste grosse Reifeprüfung für
                                                                                               diese offensiv so begabte Generation. Es ist dieser
                                                                                               zuzutrauen, dass sie ein neues Kapitel in der Ge-
                                                                                               schichte des Schweizer Fussballwunders schreibt.

                                                                                                        DAS JUBILÄUMSVIDEO

                                                                                               Die Credit Suisse hat aktuelle und ehemalige Nationalspieler
                                                         WM-QUALIFIKATION
                                                                                               zum Schweizer Fussballwunder befragt. Ihre besten Anekdoten
                                                                   2013
                                                                                               sehen Sie unter: www.credit-suisse.com/fussball
2:0 in Norwegen die entscheidenden Punkte. «Unter      Valon Behrami beim 0:2-Sieg
                                                        gegen Norwegen in Oslo.
Druck ist er am besten», sagt Peter Stadelmann, der
                                                       Die Vorentscheidung in einer
Delegierte der Nationalmannschaft, über Ottmar            souveränen Schweizer
Hitzfeld. Dieser konstatiert selber nüchtern: «In        Qualifikationskampagne.
einer solchen Situation muss man kühlen Kopf
bewahren. Ich muss nicht Köpfe rollen sehen, um
Erfolg zu haben.» Symbolisch dafür: Gegen Nor-
wegen schenkte er mit einer Ausnahme den Spielern
das Vertrauen, die gegen Island «versagt» hatten.

1965 bis heute – Epilog
Elsener, Grobéty, Tacchella, Schneiter, Stierli,
Dürr, Hosp, Daina, Quentin, Schindelholz und
Köbi Kuhn – so hiessen die Spieler jener Schweizer                                                             Hansjörg Schifferli ist Redaktor beim
                                                                                                               «Winterthurer Landboten» und Mitarbeiter der
Mannschaft, die 1965 das WM-Qualifikationsspiel
                                                                                                               «NZZ». Er hat seit 1980 praktisch keinen Match
in Tirana gewann. Als Köbi Kuhn 37 Jahre später                                                                verpasst, war bei sechs WM- und acht EM-End-
als Nationaltrainer dorthin zurückkehrte, spielten:                                                            runden dabei und hat von mindestens 325
Stiel, Haas, Murat und Hakan Yakin, Müller, Ma-          WM-QUALIFIKATION                                      Nati-Spielen live berichtet. Seine persönliche
                                                                  2013                         Hitparade lautet: der Sieg gegen Rumänien an der WM 1994
g nin, Cabanas, Vogel, Wicky, Frei und Chapuisat.      «Weltcoach» Ottmar Hitzfeld             (bestes Spiel); das Solotor von Kubilay Türkyilmaz gegen
Und Ottmar Hitzfeld stellte im Oktober 2013 in           weist der Nati den Weg                Bulgarien von 1991 (bester Moment); Stéphane Chapuisat
Albanien das folgende Team auf: Benaglio, Lang,          (beim 4:4 gegen Island).              (bester Spieler).

10 — Bulletin Spezial 2014                                      Fotos: Peter Klaunzer/Keystone; Hakon Mosvold Larsen/EPA /Keystone; Salvatori Di Nolfi/Keystone/Photopress; privat
— Fussballwunder Schweiz —

Der Teamcheck

                                       MEIN TEAM
                                       Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld über die Stärken und den Charakter der Mannschaft,
                                       die sich souverän für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien qualifiziert hat.*

                                                                DIEGO BENAGLIO (31)
                                                                Torhüter, 54 LS, 720 Min., 0 T
                                                                Ein Weltklassetorhüter, wie er in der WM-Qualifikation einmal mehr be-
                                                                wiesen hat, wo er mehrere «Unhaltbare» gehalten hat. Ein grosser
                                                           Teamplayer und vorbildlicher Vizekapitän. Hat den gesperrten Inler gegen
                                                           Island bestens vertreten und vor dem Spiel eine kurze, aber sehr gute
                                                           Ansprache gehalten.

                                                                 STEVE                                                       JOHAN DJOUROU (27)
                                                                 VON BERGEN (31)                                             Innenverteidiger,
              STEPHAN                                            Innenverteidiger,                                           42 LS, 593 Min., 1 T                       RICARDO
              LICHTSTEINER (30)                                  39 LS, 810 Min., 0 T                                        Ein Fels in der Brandung,                  RODRIGUEZ (21)
              Aussenverteidiger,                           Unsere Rückversicherung in der                                unglaublich kopfballstark, mit                 Aussenverteidiger,
              60 LS, 720 Min., 4 T                         Defensive, er erahnt brenzlige                                gutem Pass nach vorne. Ange-                   18 LS, 810 Min., 0 T
       Einer, der für den Fussball                         Situationen, bevor sie manifest                               nehm im Umgang, immer ein             Ein moderner Verteidiger mit
       lebt und Sonderschichten im                         werden. Sehr charakterstark,                                  Lächeln im Gesicht, was für den       viel Offensivqualität – ein
       Fitnessraum einlegt. Dank                           kann die optimale Leistung zum                                Teamspirit sehr wichtig ist.          Spielertyp, wie er heute sehr
       seines eisernen Willens hat                         richtigen Zeitpunkt abrufen.                                  Und sehr zuverlässig, was für         gesucht ist. Gehört zu den
       er es als Verteidiger in Italien,                   Ein zurückhaltender Mensch,                                   den Trainer von Bedeutung ist.        «Jungen Wilden», die 2009
       der Hochburg der Defensiv-                          der sich punktuell zu Wort                                                                          U17-Weltmeister wurden –
       kunst, zum mehrfachen                               meldet, wenn er es für nötig hält.                                                                  sie alle stecken voller Emo-
       Meister gebracht. Eine über-                                                                                                                            tionen und Lebensfreude,
       ragende Leistung. Gehört                                                                                                                                voller Tatendrang und Selbst-
       zum Mannschaftsrat und ist                                                                                                                              bewusstsein. Dieser Einfluss
       schlicht ein Vorzeigeprofi.                                                                                                                             tut der Nationalmannschaft
                                                                 VALON BEHRAMI (28)                                           GÖKHAN INLER (29)
                                                                                                                                                               sehr gut.
                                                                 Mittelfeld,                                                  Mittelfeld,
                                                                 45 LS, 756 Min., 2 T                                         70 LS, 810 Min., 6 T
                                                                 Extrem zweikampfstark und der                                Mein idealer Kapitän. Ist
                                                              totale Teamworker. Er läuft für                            nicht das Sprachrohr in den
               XHERDAN                                        zwei, bügelt die Fehler der Mit-                           Medien, aber sehr authentisch                VALENTIN
               SHAQIRI (22)                                   spieler aus und spürt die Gefahr                           und der perfekte Innenminister.              STOCKER (24)
               Mittelfeld,                                    – unsere Lebensversicherung                                Er setzt das Wir-Gefühl perfekt              Mittelfeld,
               30 LS, 745 Min., 8 T                           im Mittelfeld. In den letzten zwei                         um und stärkt den Jungen den                 21 LS, 465 Min., 3 T
               Schlau, schlitzohrig,                          Jahren zur Leaderfigur gereift.                            Rücken. Seine Klasse wird             Man vergisst gern, wie jung
       Spielfreude pur. Perfekte                              Spielt nicht mehr so unge-                                 unterschätzt. Ein Vorbild in Sachen   er noch ist. Hat mit Basel
       Technik, abschlussstark,                               stüm wie früher und hat mit Inler                          Wettkampfhärte und enorm              bereits viele Titel gewonnen
       brillanter Vorbereiter, denkt                          die jungen Secondos im Griff.                              wichtig für unsere Stabilität.        und ist schon sehr routiniert.
       manchmal fast zu schnell für                                                                                                                            Ein intelligenter Typ und
       seine Mitspieler. Macht uns                                                                                                                             leidenschaftlicher Spieler.
       unberechenbar, kann Spiele                                                                                                                              Weiss um die grosse Konkur-
       durch Einzelaktionen ent-                                                                                                                               renz im Nationalteam und
       scheiden. Ich traue ihm den                                                                                                                             hat die Emotionen besser
       Sprung zum Stammspieler                                  GRANIT XHAKA (21)                                                                              im Griff als beim FC Basel.
       bei Bayern München zu.                                   Mittelfeld, 23 LS, 746 Min., 4 T                                                               Spielt gradlinig, strahlt
                                                                Meinungsführer der Jungen mit klaren Ansichten. Wirkt unspektakulär,                           immer Torgefahr aus.
                                                                aber verfügt über grosse Klasse: hohe Spielintelligenz, ausgezeichnete
                                                           Technik und Spieleröffnung. Steigerungspotenzial beim letzten Pass und beim
                                                           Torabschluss. Hat eine grosse Karriere vor sich, wenn er weiter an sich arbeitet.

* Diese 11 Spieler haben in der
WM-Qualifikation 2014                                            HARIS SEFEROVIC (22)
am meisten Minuten gespielt.                                     Sturm, 9 LS, 446 Min., 1 T
                                                                 Wie alle U17-Weltmeister sehr selbstbewusst (siehe Rodriguez). Ein
LS: Länderspiele                                                 kompletter, «spielender» Mittelstürmer: Hält den Ball gut, sehr kopfball-
Min.: Einsatz in der                                       stark, satter Links-Schuss, guter Vorbereiter. Ein grosses Talent, aber noch
WM-Qualifikation 2014                                      nicht ausgereift. Muss weiterhin hart an sich arbeiten, darf nicht locker lassen.
T: erzielte Tore im Nationalteam

Fotos: Gaetan Bally/Keystone/Photopress (5); Peter Schneider/Keystone/Photopress (6); Walter Bieri/Keystone/Photopress                                             Bulletin Spezial 2014 — 11
— Fussballwunder Schweiz —

Tore, Trikots, Trainer
Welcher Haarschnitt ist unvergessen? Welcher Kanton stellte in der
WM-Qualifikation 2014 die meisten Spieler? Welches sind die teuersten Spieler?
Die wichtigsten Fakten und ein paar mehr über die Schweizer Nationalmannschaft
der letzten zwanzig Jahre.
Ole Häntzschel (Infografik)

KANTÖNLIGEIST
Geburtskanton der aktuellen Natispieler.
Wenn im Ausland geboren – der erste Wohnkanton.

                      3
                                     1

                                                    6
                                Basel-
                                Land-
                                schaft
                 Basel-Stadt

     1
                                     2
                               Solothurn
                                                                                   DIE WM-QUALIFIKATION
                                                                                   Die statistische Bilanz der WM-Qualifikation 2014.
  Neuen-                                              Zürich
   burg

    2
  Waadt
                 1
             Wallis
                                5Luzern
                                                        1
                                                     Schwyz
                                                                      3
                                                                    St. Gallen

    2
   Genf
                                                       3
                                                      Tessin
                                                                                       Härtester Spieler               Meistgefoulter              Spieler mit den
                                                                                         Gökhan Inler                     Spieler              meisten Einsatzminuten
                                                                                               22                      Valon Behrami             Ricardo Rodriguez,
                                                                                   (der europäische Spieler                  19                  Steve von Bergen,
                                                                                  mit den viertmeisten Fouls)                                       Gökhan Inler
                                                                                                                                                         810
DIE FIFA-WELTRANGLISTE Klassierung der Schweiz unter den einzelnen Trainern.
  3.
  8./             7.
 1993                                                                                                                                                                 8.
           12.   1994                                                                                                                                          12.   2013
          1993           18.                                                                                     17.                     18.            17.   2012
                        1995                                                                                    2006            24.     2009     22.   2011
                                                                                                                               2008             2010
                                                                                                          35.
                                                                                                         2005
                                                                                   44.    44.                            44.
                                 47.                         47.                  2002   2003                           2007
                                1996                        1999                                   51.
                                                                     58.                          2004
                                            62.                     2000    63.
                                           1997                            2001

                                                     83.
                                                    1998

     Roy Hodgson             Artur        Rolf       Gilbert Gress      Enzo                      Köbi Kuhn                                     Ottmar Hitzfeld
                             Jorge       Fringer                      Trossero

UNVERGESSLICHE FRISUREN Die Wahrheit liegt auf dem Kopf. Panoptikum der Haarmode.

    Adrian                Hakan                    Gökhan            Pascal                     Alain              Valon              Stéphane            Ricardo
    Knup                  Yakin                     Inler          Zuberbühler                  Sutter            Behrami             Chapuisat          Rodriguez

12 — Bulletin Spezial 2014
— Fussballwunder Schweiz —

DIE REKORD-                                                    DIE INTERNATIONALMANNSCHAFT                                                              DAS TOR NACH
INTERNATIONALEN                                                Die 66 von Nati-Coach Ottmar Hitzfeld eingesetzten                                       BRASILIEN
Spieler mit den meisten Länderspielen                          Spieler und ihre Herkunft (bis Ende 2013).                                               Michael Lang erzielte in der
aller Zeiten.                                                                                                                                           77. Minute im Spiel gegen
                                                                         England     1                                  1       Deutschland             Albanien das Tor, mit dem
    LÄNDERSPIELE                      TORE                                                                                                              sich die Schweiz für die WM
                                                                                                                                                        in Brasilien qualifizierte.
                      Heinz Hermann
                                                                                                                                Kroatien
                                                                                                    28                            Bosnien-
                                                                                                  Schweiz                        Herzegovina
                                                                                                                                         Türkei

                        Alain Geiger                                             1
                                                                                                                                           3
                                                                             Spanien                                        2

                                                                                             1
                                                                                 1
                                                                     1                   Tunesien                                   3             3
                                                                       Kapverden                              10
                                                          Dominikanische                                    Italien
                                                                                             1                                             Mazedonien
                                                            Republik       1
                   Stéphane Chapuisat
                                                                                         Nigeria
                                                                 1          Elfenbein-
                                                                               küste                                                6
                                                         Kolumbien                           1
                                                                                         DR Kongo
                                                                     1                                                           Kosovo
                                                               Uruguay

      Am wenigsten                            Gelb-rote Karte                        Spieler mit den                              Offside-Könige                  Aktueller Spieler mit
      Spielminuten                         Tranquillo Barnetta                     meisten Torschüssen                           Valentin Stocker                    den meisten
       Timm Klose                                    1                               Xherdan Shaqiri                            und Haris Seferovic                 WM-Einsätzen
             2                              (in der 75. Min. des                            10                                           4                        Tranquillo Barnetta
      (in 2 Spielen!)                      Spiels in Slowenien)                                                                                                             7

REKORDTORE Die Jubiläumstorschützen                                       DIE TEUERSTEN SCHWEIZER SPIELER
                                                                          Transfer in Millionen Franken

       1
                      100

                                        500
                                                         100
                                                             0              24                          14,5                       13,3                 12,7               12,5
                                                                               Gökhan                      Xherdan                        Blerim          Patrick               Stephan
                                                                                 Inler                      Shaqiri                      Džemaili          Müller             Lichtsteiner
  Erstes Tor         100. Tor          500. Tor         1000. Tor               2011                         2012                          2011            2000                   2011
   8.5.1908         5.6.1924           2.5.1965        10.10.2009          Udinese Calcio ->              FC Basel ->                   FC Parma ->   Grasshoppers ->        Lazio Rom ->
     Adolf             Max               Köbi           Benjamin             SSC Neapel               FC Bayern München                 SSC Neapel    Olympique Lyon        Juventus Turin
   Frenken          Abegglen             Kuhn            Huggel

LEGENDÄRE TRIKOTS Nicht immer spielte die Schweiz in Rotweiss. Eine Trikot-Auswahl seit 1993.

                                                                                 10
                                                                                                       10                          10
                                10                       10                                                                                                10                  10

       1993                    1996                     1998                     1999                    2006                       2006                  2010                 2013
                                                                              (1 Match)                                           (1 Match)

Quellen: fifa.com, sport.ch, transfermarkt.de, uefa.com, NZZ, Tages-Anzeiger, Blick, Basler Zeitung, eigene Recherche                                             Bulletin Spezial 2014 — 13
— Fussballwunder Schweiz —

Warum der Schweizer Fussball
      erfolgreich ist
           Der Aufstieg der Skination zu einem Land mit einer konkurrenzfähigen
   Fussballkultur ist erstaunlich, aber kein Zufall. Was noch fehlt, ist ein Hauch Genialität.
        Eine Analyse des preisgekrönten englischen Fussballautors Simon Kuper.

Am 4. Dezember 1898 bestritt die Schweiz        hand einer Datenbank von Tausenden von          eine Quantité négligable. Nach unserer
in Basel ihr erstes Fussballländerspiel. Wie    Länderspielen konnten wir feststellen:          Statistik konnte die Nati vor den 1980ern
der Jubiläumsschrift «50 Jahre Schweize-        Doppelt so viel Länderspielerfahrung wie        nur in einem Jahrzehnt mehr als ein Drittel
rischer Fussball- und Athletikverband           der Gegner zu haben, entspricht einem           ihrer Spiele gewinnen, und zwar in den
1895 – 1945» (die in meiner Bib-                                                                          1940ern, als die meisten europäi-
liothek einen herausragenden                                                                              schen Gegner bekanntlich einige
Platz einnimmt) zu entnehmen                                                                              Probleme hatten.
ist, war es eine wahrhaft «interna-                                                                              Doch seit Neuestem profi-
tionale» Begegnung, denn der                                                                              tiert die Schweiz von einem ande-
Schweizer Elf gehörten mehrere                                                                            ren ihrer historischen Vorteile,
Engländer und Deutsche an. Die                                                                            nämlich ihrer zentralen geogra-
Partie gegen eine süddeutsche                                                                             fischen Lage. Sie ist umgeben von
Auswahl gewannen die Schweizer                                                                            drei der international führenden
mit 3:1.                                                                                                  Fussballnationen – Deutschland,
      Was ist daran so interessant,                                                                       Frankreich und Italien – und in
mag man fragen, aber dieser                                                                               der jüngsten Zeit ist der Wissens-
frühe Auftakt erklärt, warum die                                                                          transfer hinzugekommen. Seit
Schweiz im Fussball heutzutage                                                                            den 1980ern hat die Globalisie-
so gut dasteht. Für unser Buch                                                                            rung auch die Schweiz erfasst.
«Soccernomics» haben der britische                                                                        Einwanderer aus Fussballnatio-
Sportökonom Stefan Szymanski                                                                              nen sind ins Land gekommen,
und ich drei Faktoren herausge-                                                                           deren Kinder, die Secondos, sich
arbeitet, anhand deren sich die                                                                           mehr für Fussball als für den
Erfolgschancen einer Nationalmannschaft         Vorteil von mehr als einem halben Tor.          Wintersport interessieren. Immer mehr
gut prognostizieren lassen:                     Dagegen entspricht die doppelte Bevölke-        ausländische Fernsehsender über tragen
                                                rungszahl oder das doppelte Pro-Kopf-           Fussballpartien in die Schweiz. Nach
1 — Die Bevölkerungszahl: Je grösser der        Einkommen nur einem Vorteil von etwa            1995, als europäische Fussballer aufgrund
Pool von potenziellen Spielern, desto besser.   einem Zehnteltor. Der Stellenwert von           der Bosman-Entscheidung überall in Eu-
2 — Wohlstand: Reichere Länder schnei-          Erfahrung erklärt, warum die Schweiz            ropa spielen durften, erwarben Schweizer
den tendenziell besser ab als arme, weil sie    besser im Fussball ist als grosse, aber uner-   Fussballer zunehmend Auslandserfah-
mehr Geld für Sportplätze, medizinische         fahrene Nationen wie China oder Indien.         rungen. Zudem professionalisierten die
Versorgung und Trainer zur Verfügung                                                            Vereine ihre Nachwuchsarbeit und der
stellen können.                                 Die Wende in den 1980er Jahren                  Fussballverband eröffnete nach französi-
3 — Erfahrung: Je mehr Länderspiele ein         Seit 1898 sammelt die Schweiz also inter-       schem Vorbild die Credit Suisse Acade-
Land aufzuweisen hat, desto besser seine        nationale Fussballerfahrungen, aber lange       mies – «Leistungszentren» für den Nach-
Erfolgsbilanz.                                  Zeit war sie in diesem Sport nicht sehr         wuchs.
                                                erfolgreich. Jahrzehntelang war sie primär            Ein Fussballgenie haben diese Neu-
Von diesen drei Faktoren kommt der              ein Land des Skisports. Die Fussballer hin-     erungen zwar noch nicht hervorgebracht,
Erfahrung die grösste Bedeutung zu. An-         gegen waren im internationalen Kontext          aber sie produzieren Dutzende von Spie-

14 — Bulletin Spezial 2014                                                                                                  Illustration: Jörn Kaspuhl
— Fussballwunder Schweiz —

lern, die die Tugenden des europäischen
Fussballs beherrschen – Kraft, Tempo,               Studie
taktische Disziplin und Teamgeist. Kurz             EXPORTSCHLAGER: FUSSBALLER «MADE IN SWITZERLAND»
vor der WM 2006 spielte Deutschland
während des Vorbereitungslagers gegen               Als Xherdan Shaqiri im Sommer 2012 für kolpor-          lich mehr Punkte pro Spiel erzielen als jene der
eine Genfer Jugendelf. Die selbstbewusst            tierte 15 Millionen Franken vom FC Basel zum FC         Schweizer (1,43). Besonders eindrücklich ist die
agierenden Kids kassierten bis zur 25. Mi-          Bayern München wechselte, war das nicht nur für         Schweizer Präsenz in Italien, wo bei den beiden
nute kein einziges Tor. Die Schweizer ha-           den Mittelfeldspieler aus bescheidenen Verhältnis-      Topvereinen Juventus Turin (Stephan Lichtsteiner)
ben eine Fussballkultur geschaffen.                 sen ein grosser Tag. Der Transfer symbolisiert auch     und Napoli (Gökhan Inler, Blerim Džemaili, Valon
      Schwierig wird es nur, wenn sie an-           die gestiegene Nachfrage nach Fussballern «Made         Behrami) insgesamt vier Schweizer zu den Leis-
greifen – wie bei der Euro 2008 auf heimi-          in Switzerland».                                        tungsträgern gehören.
schem Boden, als sie wie Hip-Hop tanzen-            Ein Trend, den die «Swiss Football Study» des Foot-     Letztlich räumt die «Swiss Football Study» auch mit
de Schafe aussahen und bereits nach vier            ball Observatory des Centre International d’Etude du    einem weitverbreiteten Irrtum auf. So widerlegt sie
Tagen aus dem Turnier ausschieden. Doch             Sport (CIES) belegt. Sie hält fest, dass die Schweiz    die vielzitierte Aussage, dass die helvetischen Le-
auf ihre Weise sind sie Meister. Ihr 1:0 ge-        in den sogenannten «Big Five» – den fünf grossen        gionäre «Bankdrücker» und «Ergänzungsspieler»
gen Spanien bei der letzten Weltmeister-            europäischen Ligen – letzte Saison mit 35 Spielern      seien, die in ihren Klubs kaum eingesetzt würden.
schaft war der bisherige Höhepunkt des              am sechstmeisten Legionäre stellte*. Noch erstaun-      Denn auch was die Spielzeit betrifft, gehören
Schweizer Fussballs.                                licher: Pro Million Einwohner exportierte die Schweiz   Schweizer zu den Besten. In der ersten Saisonhälfte
                                                    damit nach Uruguay am zweitmeisten Fussballsöld-        haben die 34 Schweizer durchschnittlich 40,6
Feinschliff im Ausland                              ner (siehe Grafik)!                                     Minuten gespielt pro Partie; nur knapp weniger als
Kein Wunder, dass zahlreiche ausländi-                                                                      die Brasilianer (41,2 Minuten).
sche Klubs inzwischen Schweizer Fuss-               In den erfolgreichsten Klubs Europas                    Die Schweiz – so zeigt die Studie – hat sich in den
baller anwerben. Vergangene Saison spiel-           Ein weiteres interessantes Resultat der Studie:         vergangenen zwei Jahrzehnten zu einer führenden
ten 35 Schweizer in den fünf Topligen               Schweizer Spieler spielen meistens auch bei erfolg-     Ausbildungsnation entwickelt. Bereits warten rund
Europas (siehe rechts), diese Saison sind es        reichen Klubs. Von den zehn Ländern mit den meis-       30 Schweizer Auswahlspieler (U15 bis U21) in den
bereits 41 – ein Rekord. Raffaele Poli, der         ten Spielern im Ausland sind nur die Belgier (1,52      Nachwuchsabteilungen ausländischer Vereine auf
Direktor des Fussball-Observatoriums des            Punkte) in Klubs engagiert, die im Durchschnitt deut-   ihre Chance bei den Profis.
Internationalen Instituts für Sportwissen-
schaften der Uni Neuenburg, weist darauf
                                                    AUSLÄNDISCHE FUSSBALLER IN EUROPÄISCHEN LIGEN
hin, dass nur Uruguay mehr Fussballer pro
Kopf der Bevölkerung exportiert. Und als            Herkunft der Zuwanderer in den Big Five **              Im Vergleich zur Bevölkerung***
Legionäre in renommierten ausländischen             Anzahl Spieler (Top 20, erstes Semester 2012/2013)      (Anzahl pro Mio. Einwohner)
Klubs perfektionieren die Schweizer Fuss-
baller ihre europäischen Qualitäten.                1. Brasilien                                     120    1. Uruguay                                      9,17
      Das zeigt sich auch bei den Ergeb-            2. Argentinien                              98          2. Schweiz                             4,25
nissen. Von 1990 bis 2010 gewann die Nati           3. Frankreich                               91          3. Serbien                             4,08
43 Prozent ihrer Spiele. Heutzutage tritt           4. Spanien                      37                      4. Dänemark                       3,40
die Schweiz regelmässig bei internationa-           5. Niederlande                  36                      5. Portugal                       3,22
len Turnieren an. Und dort sind die                 6. Schweiz                      34                      6. Argentinien                  2,40
Schweizer Meister der Mixed Zone, jenes                Portugal                     34                      7. Belgien                      2,16
Bereichs, in dem Journalisten den Fuss-             8. Uruguay                      31                      8. Niederlande                  2,15
ballern ihre Fragen zurufen. Die Schwei-            9. Serbien                      29                      9. Tschech. Rep.                2,10
zer antworten in nahezu jeder Sprache und           10. Belgien                24                           10. Österreich                 2,00
so eloquent, als wären sie das Fussballteam         11. Chile                  22                              Schweden                    2,00
einer erstklassigen Sprachenschule. Jetzt           12. Tschech. Rep.          22                           12. Frankreich           1,43
müssen sie nur noch mit brasilianischer             13. Deutschland            21                           13. Senegal              1,37
Eleganz beeindrucken und ein paar inter-            14. Kolumbien             19                            14. Chile                1,26
nationale Titel holen. Wenn man bedenkt,               Dänemark               19                            15. Spanien             0,80
wie weit sie in zwanzig Jahren gekommen                Schweden               19                            16. Elfenbeinküste      0,77
sind, ist das keineswegs auszuschliessen.           17. Senegal               18                            17. Kamerun             0,72
                                                    18. Österreich            17                            18. Brasilien           0,62
Aus dem Englischen von Matthias Fienbork.           19. Elfenbeinküste        16                            19. Kolumbien           0,40
                                                                                                            20. Deutschland         0,26

                                                     * In der Studie wurden ausschliesslich Spieler erfasst, die in diesen Ligen in Meisterschaftspartien
Simon Kuper (45) ist Kolumnist der «Financial          eingesetzt worden sind. Stichtag war der 3. Dezember 2012.
Times» und Autor mehrerer preisgekrönter Fuss-
                                                    ** 1. Bundesliga, Serie A, Premier League, Ligue 1, Primera Division
ballbücher, u.a. von «Soccernomics». Die deutsche
Version erschien unter dem Titel «Warum England     *** Quelle PRB 2012
immer verliert», Edition Tiamat, Berlin 2012.

                                                                                                                                     Bulletin Spezial 2014 — 15
— Fussballwunder Schweiz —

     Kick it like Bachmann

     Der Schweizer Frauenfussball hat im letzten Jahrzehnt
     grosse Fortschritte gemacht. Mit Ramona Bachmann
     verfügt sie gar über einen Weltstar.
     Von Michael Krobath

16 — Bulletin Spezial 2014
— Fussballwunder Schweiz —

D
                ie schwedische Damall-         nicht einfach», sagt sie. Das Ausbildungs-      Minuten, dann sah sie Rot. (Nebenbei:
                svenskan ist ein Epizent-      zentrum bot Bachmann die Chance, unter          Auch Lionel Messi flog bei seinem Län-
                rum des Frauenfussballs.       professionellen Bedingungen zu trainie-         derspiel-Debüt schon nach wenigen Se-
                Mit 49 Spielerinnen stellte    ren. Nach zwei Jahren und dem Abschluss         kunden vom Platz.) Unverblümter Ehrgeiz
                sie an der EM 2013 mehr        der obligatorischen Schulzeit folgte ein        und überbordendes Temperament prägten
Vertreterinnen als jede andere europäische     halbjähriges Engagement beim SC LU-             lange Zeit ihre Karriere. Sie hielt nie mit
Liga. Im vergangenen Oktober stand dort        win.ch, dann setzte sie alles auf eine Karte.   ihrer Meinung zurück und erklärte schon
die Wahl der wertvollsten Spielerin der                                                        früh, sie wolle einmal die Beste der Welt
Saison an. Sie fiel weder auf die deutsche                                                     werden, was ihr bisweilen als Arroganz
Sturmlegende Anja Mittag noch auf die          «Sie ist völlig                                 ausgelegt wurde.
spanische Supertechnikerin Veronica                                                                  Seit dem Amtsantritt von Martina
Boquete. Und auch nicht auf die fünfmali-      unberechenbar                                   Voss-Tecklenburg 2012 ist sie zur Leade-
ge Weltfussballerin Marta. Gewählt wur-                                                        rin gereift. «Ihre Laufbereitschaft und ihre
de Ramona Bachmann aus Malters im              und macht Dinge,                                Defensivarbeit haben sich enorm verbes-
Kanton Luzern. Mit überragenden Leis-
tungen hatte die 22-jährige Mittelfeld-
                                               die keine kann.»                                sert», sagt die Nationaltrainerin. «Heute
                                                                                               zerreisst sie sich fürs Team und ihre Ak-
spielerin den LdB FC Malmö vor dem                                                             zeptanz ist extrem gestiegen.» Inzwischen
haushohen Favoriten Tyresö FF zum über-        Sie brach ihre Lehre als Logistikassistentin    hat Bachmann 50 Spiele für die Schweiz
raschenden Meistertitel geführt.               ab und zog mit gerade einmal 16 nach            gemacht und 27 Tore erzielt. Zusammen
       «Sie ist für mich die derzeit beste     Umeå. Die schwedische Kleinstadt, 400 km        mit der routinierten Champions-League-
Spielerin der Welt», sagt Jonas Eidevall,      südlich des Polarkreises gelegen, besass        Siegerin Lara Dickenmann ist sie das Aus-
der Coach von Malmö. Und die Schweizer         damals eines der besten Teams der Welt.         hängeschild des jüngsten und wohl talen-
Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklen-        2000 Zuschauer pilgerten durchschnitt-          tiertesten Schweizer Teams aller Zeiten.
burg erklärt: «Die Schweiz verfügt über        lich zu den Matches, das Kader bestand          Es ist die erste Generation, die als Junio-
einen Weltstar, und ohne davon Notiz zu        aus 20 Profis aus 6 Nationen. Eine von ih-      rinnen von der verbesserten Infrastruktur
nehmen.» Ramona Bachmann ist zweifels-         nen war die erwähnte Marta, genannt             im Schweizer Mädchenfussball profitierte
frei ein Ausnahmetalent, wie der Schweizer     «Pelé im Rock». Die Brasilianerin bekam         und nun grösstenteils in starken ausländi-
Männerfussball noch nie eines hatte: kein      den Auftrag, die junge Schweizerin unter        schen Ligen engagiert ist.
weiblicher Shaqiri, sondern eher ein weib-     ihre Fittiche zu nehmen. «Es brauchte                 Das Nationalteam ist auf bestem
licher Messi – wie sie in Schweden wegen       nicht viele Worte», erinnert sich Bach-         Wege, sich erstmals für ein grosses inter-
ihrer dem argentinischen Superdribbler         mann, «ich wollte einfach in jedem Trai-        nationales Turnier zu qualifizieren. Mit
ähnlichen Spielweise auch genannt wird.        ning besser sein als sie.»                      vier Siegen in vier Spielen, darunter zwei
                                                      Im Schatten des Superstars reifte sie    Auswärtssiegen gegen die starken Teams
Mit 16 ins Ausland                             in Kürze zur Leistungsträgerin und trug in      aus Island und Dänemark, ist die Schweiz
Bachmanns Weg an die Weltspitze lag in         den folgenden vier Jahren mit 40 Toren in       perfekt in die WM-Qualifikation 2015
der Natur der Sache. Zumindest aus Sicht       71 Spielen wesentlich zu zwei Meisterti-        gestartet. Für das Luzerner Wunderkind
des kleinen Mädchens. Wenn die Mutter          teln bei. Unterbrochen war das Engage-          wäre die WM in Kanada die grosse Chan-
zur Arbeit ging, begleitete sie den Vater,     ment nur von einem kurzen Abstecher in          ce, ihre Spielkunst auf der Weltbühne des
einen ehemaligen NLB-Spieler und Trai-         die US-Liga zu Atlanta Beat. Seit 2012 ist      Fussballs zu präsentieren. Und bei der
ner des örtlichen Vereins, jeweils zum         sie nun für Malmö tätig.                        Wahl der besten Spielerin der Welt endlich
Training. Mit fünf begann sie selbst, beim            Bachmann in Aktion zu sehen, ist         berücksichtigt zu werden.
FC Malters mitzuspielen, wo sie mit den        ein Erlebnis. Der YouTube-Clip «swiss
Jungs kickte, da es in der Region keine        magician» zeigt warum: Tempodribblings,
Mädchenmannschaft gab. «Der Ball war           Tricks, Sololäufe übers halbe Feld, spekta-
immer dabei, selbst daheim im Wohnzim-         kuläre Tore aus allen Positionen. Nur           Frauenfussball
mer», erinnert sie sich, «mich hat nie etwas   1,62 m gross, zelebriert die Ausnahme-          BOOM IM MÄDCHENFUSSBALL
anderes interessiert.» Zu Beginn der Som-      könnerin die unendliche Leichtigkeit des
merferien setzte der Vater eine Belohnung      Fussballspielens. «Mit dem Ball am Fuss         Der Schweizer Frauenfussball erlebt eine
von 100 Franken aus, wenn sie am Ende          ist sie vermutlich die schnellste Spielerin     rasante Entwicklung. 1970 waren gerade
der Ferien hundertmal jonglieren konnte.       der Welt», ist Malmö-Trainer Eidevall           einmal 270 Fussballerinnen lizenziert, um
Nach fünf Wochen hatte sie es geschafft.       überzeugt. «Sie zeigt Dinge, die sonst kei-     die Jahrtausendwende stieg die Zahl auf
Damals war sie acht Jahre alt.                 ne beherrscht», sagt Nationaltrainerin          7000. Heute sind es bereits über 22 000 und
      Als der Schweizerische Fussballver-      Martina Voss-Tecklenburg, «sie dribbelt         Fussball gehört zu den beliebtesten Frau-
band die Credit Suisse Academy in Hutt-        locker nicht nur eine, sondern auch drei        ensportarten der Schweiz. Der Boom wi-
wil, ein Ausbildungszentrums für talen-        Gegnerinnen aus.»                               derspiegelt sich in ersten Nachwuchserfol-
tierte Fussballerinnen, eröffnete, gehörte                                                     gen: die U20 schaffte es bereits zweimal an
Ramona Bachmann zum ersten Jahrgang.           Rot beim Länderspieldebüt                       eine WM. Die Credit Suisse unterstützt das
«Huttwil war eine Lebensschule. Mit            Das erste Länderspiel bestritt Ramona           A-Nationalteam und die Nachwuchsteams
13 Jahren von zu Hause wegzugehen, war         Bachmann mit 16. Es dauerte ganze 17            sowie die Credit Suisse Academy in Biel .

                                                                                                                    Bulletin Spezial 2014 — 17
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