Business Know-how Rumänien - Rita Booker So wird Ihre Geschäftsreise zum Erfolg - Die Onleihe

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Rita Booker

Business
Know-how
Rumänien
So wird Ihre
Geschäftsreise zum Erfolg
Geografie und Infrastruktur

     1.2 Infrastruktur, Verkehrsmittel und
         Kommunikationswege
     In den Vorstellungen der Westeuropäer ist häufig noch das
     stereotype Bild vom Eselskarren auf der schottrigen Landstra-
     ße als Sinnbild rumänischer Infrastruktur präsent. Tatsächlich
     hat Rumänien in diesem Bereich noch immer einen großen
     Nachholbedarf, aber die Situation ist differenziert zu betrach-
     ten: schlechten Straßen und einem überalterten Schienennetz
     stehen eine gute Hotellerie und ein erstklassiges Telekom-
     munikationsnetz gegenüber, das oft besser funktioniert als in
     Deutschland.

     Zwei paneuropäische Verkehrskorridore – Nr. 4 und Nr. 9 – zie-
     hen sich quer durch Rumänien. Die Donau ist als Wasserweg
     (Nr. 7) eine wichtige Verkehrsader, die zugleich die südliche
     Grenzlinie Rumäniens darstellt.

     Flugverkehr

     Es existieren insgesamt zehn Flughäfen in Rumänien: zwei
     Flughäfen bei Bukarest, weiterhin je einer bei Sibiu, Târgu
     Mureş, Constanţa, Cluj-Napoca, Timişoara, Oradea, Bacău und
     Iaşi.

     Rumäniens bedeutendster Flughafen ist „Henri Coandă“ in Bu-
     karest, eher geläufig unter dem früheren Namen Otopeni. Er
     ist Heimatflughafen der staatlichen rumänischen Fluggesell-
     schaft Tarom, wird aber auch von den meisten westeuropäi-
     schen Fluggesellschaften angeflogen.

     Swiss fliegt zum Beispiel täglich ab Zürich, Lufthansa ab Frank-
     furt und München. Otopeni hat ein Passagieraufkommen von
     zurzeit knapp vier Millionen pro Jahr. Die Infrastruktur ist gut
     und noch lange nicht ausgelastet – trotzdem gibt es Projekte
     für einen zweiten Terminal – und der Betrieb ziemlich effizient
     und zuverlässig, sodass zum Beispiel der Flug mit Swiss nach
     Zürich manchmal früher als geplant abfliegt.

     Der zweitgrößte Flughafen des Landes ist Traian Vuia in
     Timişoara mit etwa einer halben Million Passagiere pro Jahr.
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Verkehrsmittel und Kommunikationswege

Er ist Heimatflughafen der regionalen Fluggesellschaft Carpa-
tair, die Direktflüge nach Italien und Deutschland bietet, zum
Beispiel nach Düsseldorf und Frankfurt, München, Stuttgart,
aber keine in die Schweiz. Aus Wien wird er von Austrian Air-
lines angeflogen.

Andere Flughäfen mit internationalen Anschlüssen sind Arad,
Bacăund, Bucureşti Băneasa. Letzterer liegt gleich neben Oto-
peni und ist neuer Direktflughafen für die Verbindung Berlin-
Bukarest seit April 2008 mit den Billigfliegern Germanwings
und Blue Air. Außerdem gibt es Flughäfen mit eher nationa-
lem Charakter in Baia Mare, Constanţa, Craiova, Oradea, Su-
ceava, Satu Mare und Târgu Mureş sowie solche praktisch oh-
ne Flugverkehr in Tulcea im Donaudelta und Caransebeş in der
Nähe von Timişoara. Alle Flughäfen sind auf dem modernsten
Stand, weil erst in den letzten Jahren neu gebaut.

Einheimische Fluggesellschaften sind Tarom, Carpatair und die
Billigfluggesellschaft Blue Air. Zu den internationalen Flughä-
fen zählt auch das jüngste Beispiel: Seit 28. Februar fliegt ei-
ne ungarische Billig-Airline von Dortmund nach Cluj-Napoca in
Rumänien, wo erst vor kurzem der finnische Handyhersteller
Nokia seinen neuen Produktionsstandort eröffnet hat.

Straßennetz

Baustellen sind an der Tagesordnung und werden genauso
nervös mit Hupkonzerten umfahren oder mit stoischer Ruhe
in Kauf genommen, wie auch alle sonstigen Hindernisse im
rumänischen Verkehrsalltag.

Verkehrschaos in Bukarest: Die Stadt hat eine Metro mit vier
Linien, die zwar gut funktioniert, aber wie die Eisenbahn et-
was veraltet ist. Nicht zuletzt dank ihr ist der Verkehr in der
Stadt zurzeit noch verhältnismäßig flüssig, verglichen mit vie-
len anderen Metropolen. Wegen der fehlenden Ausweich-
möglichkeiten reagiert er aber sehr sensibel auf die kleinste
Störung und eine Baustelle an zentraler Lage oder ein Groß-
event wie der NATO-Gipfel genügen, um ihn zusammenbre-
chen zu lassen.

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Geografie und Infrastruktur

     Gleichzeitig nimmt das Verkehrsaufkommen schnell zu. Zwar
     hat die Bevölkerung der Hauptstadt in den letzten Jahren eher
     abgenommen, aber es wird in den kommenden Jahren ein
     Zuwachs von mehreren 100.000 Personen erwartet. Vor al-
     lem aber geht es der Bevölkerung finanziell immer besser,
     immer mehr können sich Automobile leisten und der Motor-
     fahrzeugbestand wächst rapide. Das Verkehrschaos scheint
     vorprogrammiert. Entlastung bringen sollen verschiedene Inf-
     rastrukturprojekte für über fünf Mrd. Euro, darunter Straßensa-
     nierungen, eine neue Umfahrung, der Ausbau der Metro bis
     zum Flughafen Otopeni sowie der Bau unterirdischer Parkhäu-
     ser. Vor allem an letzteren besteht ein immenser und drin-
     gender Bedarf, aber konkrete Projekte scheint es noch nicht
     zu geben.

     Die Straßen genügen den heutigen Ansprüchen nicht mehr,
     mit nur gerade zwei kurzen Autobahnabschnitten zwischen
     Bukarest und Piteşti beziehungsweise Constanţa. In den Flach-
     ebenen Munteniens und Olteniens kommt man zwar verhält-
     nismäßig schnell voran, wenn es aber hügelig oder gar bergig
     wird, sind die Provinzstädte meistens nicht sehr gut erreich-
     bar und die Transporte langwierig. Noch schwieriger wird es
     bei Unwettern und Naturereignissen, da Schutzbauten weit-
     gehend fehlen. Die Situation wird sich mit der Zeit bessern.
     Die Sanierung von 1.100 Kilometern Nationalstraßen für rund
     1 Mrd. Euro ab 2009 ist in Vorbereitung, vor allem aber wer-
     den die Autobahnen für über 20 Mrd. Euro in drei Abschnit-
     ten ausgebaut, inklusive Umfahrung von Bukarest (siehe Ab-
     bildung).

     Abb. 1: Ausbau der Autobahnen Rumäniens

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Verkehrsmittel und Kommunikationswege

Eisenbahn

In Rumänien ist das längste Eisenbahnnetz Europas zu fin-
den – die Rumänische Staatsbahn (CFR). Umfassende Moder-
nisierungen großer Teile des Streckennetzes und des rollen-
den Materials sind notwendig, wurden – wie folgt – bereits
in die Wege geleitet. Inzwischen werden seit 2003 im Fern-
verkehr moderne Desiro-Züge (CFR-Baureihe 96) eingesetzt,
besser bekannt auch unter dem Namen „Săgeata Albastră“
(„Blauer Pfeil“).

Die grundlegende Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur
für rund 17 Mrd. Euro wurde in Angriff genommen; einige
Teilstrecken sind bereits fertig gestellt und das Bauende ist
voraussichtlich 2018.

Ausländische Reisende finden in Bukarest und in den Kreis-
hauptstädten weitgehend modernisierte Bahnhöfe mit guten
Orientierungsmöglichkeiten vor. Trotzdem ist es bei fehlenden
Rumänischkenntnissen empfehlenswert, sich einheimische
Unterstützung beim Ticketkauf zu holen. Touristeninformati-
onszentren geben bereitwillig und mehrsprachig Auskunft vor
Ort an den Bahnhöfen.

Kaufen Sie grundsätzlich Tickets für die erste Klasse. Der Preis-
unterschied ist geringfügig, der Unterschied zur zweiten Klas-
se bezüglich der hygienischen Bedingungen kann in den äl-
teren Zügen allerdings sehr groß sein. Eine Fahrt mit dem
Nachtzug von Bukarest (Bucureşti) nach Timişoara dauert ca.
acht Stunden und ist äußerst komfortabel im Erste-Klasse-
Schlafwagen.

In unmittelbarer Nähe der Hauptbahnhöfe (Gara Mare)
sind häufig Busbahnhöfe eingerichtet, mit denen sehr vie-
le Rumänen die preisgünstigere Reisemöglichkeit wählen.
Dies sollten Sie allerdings nur in Betracht ziehen, wenn Sie
sich gerne stundenlang in stickiger Luft durchrütteln lassen
möchten.

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Geografie und Infrastruktur

     Boomende Schifffahrt

     Seit der Fertigstellung des Main-Donau-Kanals gibt es eine
     durchgehende Wasserstraße von der Nordsee bis ins Schwar-
     ze Meer. Die Bedeutung der Donauschifffahrt nimmt stetig zu
     und die Donauhäfen entwickeln sich immer mehr zu Logistik-
     drehscheiben. Rumänien hat über 1.700 Kilometer schiffbare
     Wasserstraßen und knapp 30 Häfen entlang der Donau, auf
     denen ein Teil des Güterverkehrs im westlichen und südli-
     chen Teil des Landes abgewickelt wird. Große Bedeutung ha-
     ben die vier Hochseehäfen am Schwarzen Meer in Mangalia,
     Sfântu Gheorghe, Sulinas und vor allem Constanţa. Dieser ist
     nicht nur der größte Schwarzmeerhafen (er zählt zu den zehn
     größten Häfen Europas), sondern stellt auch eine optimale Ei-
     senbahn- und Schiffsverbindung nach Ost- und Zentraleuropa
     dar. Er ist durch den Donau-Schwarzmeer-Kanal mit der Donau
     verbunden und bietet mit der natürlichen Wassertiefe von bis
     zu 20 Metern ideale Voraussetzungen sowohl für die Binnen-
     schifffahrt als auch für die Hochseeschifffahrt.

     Obwohl die Infrastruktur insgesamt gut ist, gibt es noch ein
     paar Schwachpunkte, zum Beispiel bei der umweltgerech-
     ten Sammlung, Behandlung und Entsorgung von Abfällen aus
     dem Schifffahrtsbetrieb.

     Gut funktionierende Postdienste

     Die rumänische Post funktioniert zuverlässig, aber etwas
     langsamer als die deutsche. Für normale Zustelldienste nach
     Westeuropa liegt die mittlere Beförderungsdauer bei drei bis
     vier Tagen, innerhalb von etwa sechs Tagen klappt es prak-
     tisch immer.

     Im rumänischen Markt für Express-Zustelldienste sind alle be-
     kannten Anbieter wie DHL, FedEx, TNT und UPS vertreten.
     Kontrolliert wird er aber von der rumänischen Post mit etwa
     60 Prozent Marktanteil. Sie bietet im Inland zwei Varianten
     (Prioripost und die schnellere Ultrapost) an, international EMS
     Dienste und mit SkyPak auch einen Expressdienst mit Verbin-
     dungen zu nahezu 200 Ländern, der in Zusammenarbeit mit
     TNT betrieben wird.
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