BWSOINFO - KRAFTORT WALD SONDERAUSGABE ZUR HESO SONDERSCHAU 2018 - BÜRGERGEMEINDEN UND WALDEIGENTÜMER VERBAND KANTON SOLOTHURN - AMEISENZEIT.CH
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BWSOINFO Bürgergemeinden und Waldeigentümer Verband Kanton Solothurn Sonderausgabe zur HESO Sonderschau 2018 KraftORT WALD KRAFTORT WALD 2018
INHALT 2 KRAFTORT WALD Einleitung / Begrüssung Die Initianten 6 Die Eiche 8 HESO-Sonderschau KRAFTORT WALD, zwei Standorte - eine Ausstellung 10 Bürgergemeinden 12 Bürgergemeinden Bürgergemeindehaus 14 Bürgergemeinde als Landbesitzer und Treuhänder 15 Wald-Knigge 16 Rohstoffe von Bürgergemeinden 18 Veranstaltungen der Bürgergemeinden 19 Das Bürgerrecht 20 Bürgergemeinden und Waldeigentümer Verband Kanton Solothurn 22 Emotionale + spirituelle Kraft Wald und Kunst 26 Wunschbaum 28 Waldxylofon und Schnitzkunst 29 Spielplatz 30 Wild-Wald-Wissen-Wagen 31 Gesundheitsfördernde Kraft Einrichtungen und Anlässe im Wald 34 Holundergelée mit Rotwein 36 Waldbaden 37 Waldwasser 38 Nahrungsmittel aus dem Wald 39 Impressum | Herausgeber Bürgergemeinden und Waldeigentümer Verband Kanton Solothurn | Redaktion, Realisation Kaufmann + Bader GmbH, Solothurn | Leitender Ausschuss Konrad Imbach, Frank Ehrsam, Thomas Fluri, Emil Lämmle, Sergio Wyniger | Beiträge Peter Ammann, Beat Bader, Kilian Bader, Codoc, Nicolas Erzer, Dr. Andrea Fischbacher, Ursula Fluri-Baumgartner, Isabelle Glanzmann, Remo Gugolz, Ariane Hausammann, Peter Jäggi, Anton Löffel, Jeannine Riesen, Jürg Schlegel, Manuel Schnellmann, Ma- nuela Schmutz, Stiehl Vertriebs AG, Rosmarie Zimmermann | Gestaltung c&h konzepte werbeagentur ag, Solothurn; sowas, biberist | Druck Druckerei Herzog AG, Langendorf | Auflage 3 000 Exemplare | Mit Unterstützung durch Amt für Wald, Jagd und Fischerei Kanton Solothurn | Website www.bwso.ch | Quelle Titelbild ______ KRAFTORT WALD 2018
3 Lebenskraft Naturschutz im Wald 42 Ameisenzeit 43 Welche Bäume wachsen hier von Natur aus? 44 Wandern im Kanton Solothurn 45 Leben nach dem Sturm 46 Lebendiges Totholz 47 Wärmende Kraft Kaskade der Holznutzung 50 Holz gibt warm 52 Schützende Kraft Nachhaltige Holznutzung und Waldpflege 56 Nachhaltige Entwicklung 58 Nachhaltigkeit im Bankbetrieb 59 Holz macht stolz 60 Der Wandel im Wald 61 Pro Holz Solothurn 62 Holzturm und Holzpreis 63 Schutzwald 64 Der Wald im Klimawandel 65 Diverses Willkommen in einer Zukunftsbranche 66 Büchertipps 68 Sponsoren 69 BWSo-Info 72 KRAFTORT WALD 2018
Ein wort voraus 4 Liebe HESO-Besucherin Lieber HESO Besucher Dass sich die Sonderschau der diesjährigen HESO mit dem Wald als Kraftort befasst, hat Sie überrascht? Wohl eher nicht, gewiss haben Sie sich schon die Frage gestellt, was unter einem Kraftort verstanden wird und weshalb gerade der Wald ein Kraftort ist. Bestimmt haben Sie im Wald schon viele Erfahrungen gesammelt, leuchtend wie ein bunter Blätterstrauss im Herbst. Erinnern Sie sich dar- an, dass Sie auf Ihren Waldspaziergängen das eine und andere lauschige Plätzchen gefunden, an dem Sie ins Fabulieren und Fantasieren gekom- men sind? Wie wohltuend das doch gewesen ist – und ja, eigentlich sollte man so etwas viel öfter tun. Sich im Wald aufzuhalten, sich im Betrachten von Bäumen und Pflan- zen zu verlieren, nehmen wir als entschleunigend und wohltuend wahr. Sie haben sicherlich auch schon die Erkenntnis gewonnen, dass es nicht KRAFTORT WALD 2018
5 so sehr darauf ankommt, ob Sie langsam oder schnell unterwegs sind, ob mit Hund und Kind, auf dem Rad oder mit den Joggingschuhen. Das Durchatmen im Wald tut gut. Der Wald strotzt nur so vor Lebenskraft. Sind Ihnen im Frühjahr schon einmal die zahlreichen Keimlinge unter einem alten Baum aufgefallen? Die Natur richtet üppig an. Und wie geht es weiter? Es ist spannend, dies über das Jahr hinweg zu beobachten und sich dabei Gedanken über die Lebenskraft des Waldes zu machen. Geht es Ihnen auch so, dass Sie sich im Wald wie in einem grünen, schützenden Kokon wähnen? Der Wald bietet einen stillen, kühlen, ge- schützten Raum. Jede Bewegung fällt auf. Dort ein Reh, hier ein Eich- hörnchen und mit Glück vielleicht sogar ein Eisvogel. Jede Begegnung und Beobachtung kann nachwirken, so intensiv, wie Sie die Kraft eines Ortes wahrnehmen können. Die HESO Sonderschau 2018 nähert sich dem Thema «Kraftort Wald» interdisziplinär an: Emotionale und spirituelle Kraft, gesundheitsfördern- de Kraft, Lebenskraft, wärmende Kraft und schützende Kraft sind The- menschwerpunkte, die Sie auf einer der angebotenen Fachführungen vor Ort erkunden. Kommen Sie mit in den kraftvollen Wald. Erfahren und erleben Sie dort direkt, was einen Ort der Kraft ausmacht und wie er auf Sie und Ihr Wohlbefinden wirkt. Hier sei noch nichts verraten. Der Wald als Gemeinschaft von starken Lebewesen stellt immer eine Berei- cherung dar. Ich freue mich auf Sie! Dr. Andrea Fischbacher, Forschungsstelle Kraft- und Kulturorte Schweiz KRAFTORT WALD 2018
Einleitung / Begrüssung Die initianten 6 An der HESO-Sonderschau der Wald auch in Zukunft seine viel- KRAFT ORT WALD möchten die fältigen Funktionen wahrnehmen Initianten aufzeigen, wie wichtig kann: Er soll uns einen nachwach- ein nachhaltig bewirtschafteter senden Bau- und Brennstoff liefern, Wald ist und wie er uns Kraft gibt. uns vor Naturgefahren schützen Den einen gehört der Wald, die und uns und unzähligen faszinie- anderen arbeiten im, mit oder für renden Lebewesen Kraft zum Le- den Wald. Die Initianten der Son- ben geben. Damit dies gelingt, derschau, bestehend aus dem Amt müssen alle mithelfen, denn der für Wald, Jagd und Fischerei, dem Klimawandel stellt den Wald vor Bürgergemeinden und Waldeigen- grosse Herausforderungen. Eine tümer Verband Kanton Solothurn nachhaltige, weitsichtige Bewirt- und dem Forstpersonalverband schaftung ist wichtiger denn je. Kanton Solothurn, möchten, dass «Zunehmende Temperaturen und häufigere Trockenperioden sind für den Wald und die Waldbewirtschaftung eine grosse Herausforderung. Gleichzeitig zieht es immer mehr erholungssuchende Menschen in den Wald. Das sind gute Voraussetzungen, um den KRAFTORT WALD gemeinsam und sinnvoll zu schützen und zu nutzen.» Brigit Wyss, OK-Präsidentin und Regierungsrätin «Der Schweizer Wald ist für alle frei zugänglich, was nicht selbstver- ständlich ist. Durch rücksichtsvollen Umgang mit dem Wald wollen wir dieses Privileg auch unsern Nachfahren weiter vererben, damit auch sie noch Kraft tanken können.» Geri Kaufmann, Projektleiter Sonder- schau KRAFTORT WALD KRAFTORT WALD 2018
7 OK KRAFTORT WALD Das OK besteht aus Vertretern aller Initianten mit Regierungsrätin Bri- git Wyss an der Spitze. Projektleiter ist Forstingenieur Geri Kaufmann. Zahlreiche Forstleute und Bürger- gemeindevertreterInnen unterstüt- zen die Sonderschau tatkräftig. HESO-Standbauerin Liliane Herzog und Grafiker Werne Feller setzen den Wald an der HESO in Szene. Bildlegende rechtsbündig «Die Sonderschau KRAFTORT WALD an der HESO 2018 ist eine attraktive Plattform, um breiten Bevölkerungskreisen die Bedeutung des Waldes und die Leistungen der Waldeigentümer bekannt zu machen und näher zu bringen.» Jürg Froelicher, ehemaliger Chef AWJF «Im Wald bin ich der Schöpfung nahe. Das gibt mir Kraft. Tag für Tag.» Peter Brotschi, Präsident BWSo, Kantonsrat «Ob für Mensch oder Tier, der Wald ist für alle ein Kraftort. Nutzen wir diesen Ort mit Rücksicht und Sorgfalt.» Georg Nussbaumer, Präsident FPSO KRAFTORT WALD 2018
Einleitung / Begrüssung die eiche 8 Das Eichenblatt ist das Symbol der HESO-Sonderschau. Doch was hat es mit diesem faszinierenden Baum auf sich? Im Fokus der Sonderschau steht vor dem Wahrsagen Eicheln ge- auch die Eiche: Sie symbolisiert gessen. Frühe Christen fällten sol- unser Engagement für den Wald. che «heidnischen» Eichen. Später Die Eiche ist tief mit dem Heimat- pilgerten Katholiken zu imposan- boden verwurzelt; ausdauernd ten «Marieneichen». und meistert – im Hinblick auf den Das alles macht die Eiche zum Klimawandel – schwierige Zeiten. beliebten Sujet auf Wappen, Sie gilt als Symbol der Kraft und ist Spielkarten und Münzen, aber ein Juwel was die Multifunktiona- auch auf Abzeichen. Ihre Stärke lität angeht: Ihr Holz ist stark, und Lebenskraft macht die Eiche hart, schön und widerstandsfähig. zum Symbol für KRAFTORT Die Eiche war für viele Völker ein WALD. verehrter Baum. Druiden haben «Eichen sind grossartige Bäume, welche nicht nur die Menschen faszinieren. Auch zahlreiche Tierarten können von ihnen profitieren – heute und in der Zukunft.» Simon Schori, Emme Forstbaumschulen AG Pflanzaktion Für jedes an der HESO verkaufte Schokoladen-Eichenblatt pflanzen Schülerinnen und Schüler auf Burglind-Sturmflächen eine Eiche. Zu- sammengenommen werden so mehrere HESO-Wäldchen entstehen. Wir tragen damit alle gemeinsam dazu bei, dass zukunftsfähige Wäl- der heranwachsen. So können wir dem Klimawandel aktiv begegnen und aus dem Schaden eine Chance machen. Ihre Unterstützung freut uns. KRAFTORT WALD 2018
9 Starkes Eichenholz Die Eiche gilt als Königin der Bäu- me. Ihr dauerhaftes, wertvolles Holz kommt bei Eisenbahnschwel- len, im Schiffbau und bei Möbel und Parkett zum Einsatz. Lebenskraft Eichen bieten Vö- geln und Säugetie- ren Nahrung und Lebensraum. Zudem zählten Forscher in der Krone über tau- send Insektenarten. Tief verwurzelt Eichen überstehen Stürme und heiss-trockene Sommer, die uns der Klimawandel bringen wird, gut. Darum pflanzen und fördern viele Förster Eichen. KRAFTORT WALD 2018
Einleitung / Begrüssung HESo-Sonderschau kraftort wald zwei standorte - eine Ausstellung 10 Freilichtausstellung an der HESO Erleben Sie die Kraft des Waldes mit allen Sinnen. Tauchen Sie in die Duftwelten der einheimischen Waldpflanzen ein oder lernen Sie auf dem Holzturm den regionalen Baustoff kennen. «Das gewaltigste Kraftwerk der Erde ist der Wald. Die Lebenskraft erleben wir im Frühlingswald, wenn jeder Atemzug uns belebt. Die gespeicherte Kraft am Holzfeuer, das Körper und Seele erwärmt.» Berchthold Wasser Führungen im WALD Kommen Sie mit auf eine 1.5 – Eine Anmeldung an der HESO 2stündige Waldführung durch den oder unter www.bwso.ch ist obli- Wald bei der Martinsflue. gatorisch. Wir freuen uns auf Sie! KRAFTORT WALD – Ein Einblick Verkraftet der Wald den Klima- Solothurn – Zentrum der Schweizer wandel? Waldeigentümer Naturschutz im Wald Wald und Poesie Ohne Pilze kein Wald Kraftorte auf der Martinsflue Auf der Pirsch Heilkräuter und Essbares aus dem Wald schützt Wald Von Bäumen und Hölzern Wald macht gesund und gibt Kraft KRAFTORT WALD 2018
11 Schulprogramm im WALD An Schultagen erleben etwa 100 Spazieren Sie durch den Wald bei Schulklassen vom Kindergarten bis der Martinsflue. Postentafeln ver- zur Oberstufe die Kraft des Wal- raten Ihnen Wissenswertes zur des auf je drei Posten: vielfältigen Kraft des Waldes. A Klingendes Holz B Sinneswäldli C Waldart D Deine Botschaft für den Wald E Walddrogerie + Waldküche F Für Beine mit Köpfchen G Wertvolles Waldwasser H Honigbienen im Wald I Ameisenzeit J Naturschutz im Wald K Ohne Pilze kein Wald L Erforsche den Waldboden M Gewaltige Erneuerungskraft N Unsere Waldtiere O Waldbäume der Schweiz P Animatura Q Bäume erzählen Geschichten R Energieholz T Moderne Holzhauerei U Baumfällen V Werken mit dem Taschenmesser W Spielplatz Wald X Schutzwald Y Wald und Klima in Gefahr Z Waldberufe mit Perspektiven A1 Für die Zukunft KRAFTORT WALD 2018
Bürgergemeinden 12 «Wir engagieren uns für Kultur, stiften Identität und bewirtschaften unsere Wälder und Allmenden nachhaltig.» KRAFTORT WALD 2018
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Bürgergemeinden Bürgergemeindehaus 14 Wie entstanden Bürgergemeinden und was sind ihre Auf- gaben? Was zeichnet meine Bürgergemeinde aus? Das Bürgergemeindehaus liefert Antworten. Die Solothurner Bürgergemein- genschaften, Allmenden, Wasser- den entstanden aus den Landge- reservoirs und Kiesgruben rund meinden, welche sich ab 1551 zur drei Viertel des Solothurner Wal- Armenunterstützung bildeten. Um des und kümmern sich um dessen zu wissen, wer Anrecht auf Fürsor- Bewirtschaftung. Mit den erwirt- ge hatte, wurde das Heimatrecht schafteten Mitteln fördern sie die (heute Gemeindebürgerrecht) ein- kulturelle und soziale Wohlfahrt. geführt. 1874 beschloss der Bund Im Kanton Solothurn sind sie für die Trennung von Einwohner- und die Erteilung des Gemeindebürger- Bürgergemeinde. Heute besitzen rechts zuständig. die Bürgergemeinden nebst Lie- «Einfach faszinierend, was die Bürgergemeinden des Kantons Solothurn für die Gesellschaft leisten. Wir sind stolz, einen Teil davon zu sein.» Liliane Herzog und Werne Feller, Ausstellungsmacher Blick dahinter Die Rückseite der Bürgergemein- Quelle: Atelier Herzog, Visuelle Gestaltung de-Wappen verrät Wissenswertes zur jeweiligen Bürgergemeinde. Wer ist PräsidentIn? Wie viele Bür- gerInnen hat sie? KRAFTORT WALD 2018
Bürgergemeinde als Landbesitzer und Treuhänder 15 Den Bürgergemeinden ist eine nachhaltige Bewirtschaf- tung ihres Landes wichtig. Sie sind verlässliche Partner für Landwirte, Gastronomen und Mieter. Die Bürgergemeinden bewirt- Betrieb von Pflegeheimen oder Al- schaften ihren Wald nachhaltig. Sie terswohnungen bedienen sie ein verpachten Allmendland zu fairen wachsendes Bedürfnis. Preisen und fördern so die lokale Erwirtschaften die Bürgerge- Produktion von Nahrungsmitteln. meinden Gewinne, investieren Sie Viele Bürgergemeinden besitzen diese in die Betriebe oder verwen- Bauland. Dieses geben sie im Bau- den sie für gemeinnützige Aufga- recht ab oder errichten selber ben. Sie unterstützen kulturelle Wohnungen. Bürgergemeinden und soziale Anlässe und Einrich- streben nicht die höchstmögliche tungen oder betreiben eigene Stif- Rendite an. Durch den Bau und tungen und Stipendienfonds. «Grund und Boden sind wertvoller als Handelsware. Bürgergemeinden haben die Pflicht und Ehre, dieses Kulturgut über Generationen hinweg zu bewahren und zu verwalten.» André Hess, Präsident BWSoLeWa und Verwalter BG Langendorf Ausflugsziel Berhöfe Pächter von Berghöfen pflegen blumenreiche Jurawiesen auf dem Allmendland. Oft sind Berghöfe auch ein lohnendes Ziel für Wan- Quelle: Bruno Heiniger derer und Gourmets. KRAFTORT WALD 2018
Bürgergemeinden Wald-knigge 16 Der Knigge für den respektvollen Waldbesuch steht kurz vor der Publikation. Eine Vorschau. Der Wald ist Erholungs- und Er- oder Ausnahmen. Der nationale lebnisraum für uns Menschen, aber Dachverband der Waldeigentümer, auch Lebensraum für Tiere und WaldSchweiz, sowie andere Mitglie- Pflanzen. Der Zutritt zum Wald ist dorganisationen der Arbeitsgemein- mit wenigen Einschränkungen frei, schaft für den Wald haben zehn ein- erfordert aber unseren Respekt als fache Verhaltens-Tipps erarbeitet, Gast. Für einzelne Beschäftigungen damit es dem Wald und somit uns und organisierte Veranstaltungen allen gut geht. Alle Interessenvertre- im Wald gelten je nach Ort und ter rund um den Wald wurden in die Jahreszeit spezielle Bestimmungen Diskussion einbezogen. «Wir Waldeigentümer sind gerne die Gastgeber im Wald. Von unseren Besucherinnen und Besuchern erwarten wir aber, dass sie sich wie Gäste aufführen.» Markus Brunner, Direktor Waldschweiz Wir geniessen die Ruhe und Langsamkeit Im Wald gilt ein generelles Fahr- verbot für Motorfahrzeuge. Für Fahrräder und Pferde gelten je nach Kanton unterschiedliche Be- stimmungen. Wir halten uns daran. Cartoons: Max Spring KRAFTORT WALD 2018
17 Wir respektieren die Nacht- ruhe im Wald. Besonders in der Dämmerung und nachts sind viele Tiere auf den Wald als ungestörten Lebensraum angewiesen. Wir verbleiben auf den Wegen und vermeiden Lärm und störendes Licht. Cartoons: Max Spring Wir beschädigen und hin- terlassen nichts. Der Wald mitsamt Bänken und anderen Einrichtungen sind frem- des Eigentum. Wir hinterlassen im Wald keinen Abfall und verletzen keine Bäume. Cartoons: Max Spring KRAFTORT WALD 2018
Bürgergemeinden Rohstoffe von Bürgergemeinden 18 Der Kanton Solothurn ist steinreich. Die Bevölkerung nutzt Kies, Kalkstein und Ton schon seit langer Zeit. Das Bevölkerungswachstum so- Im Kanton Solothurn werden wie das Aufkommen des Autos jährlich rund 700 000 Kubikmeter haben in den letzten hundert Jah- Kies und rund 200 000 Kubikme- ren zu einer starken Bautätigkeit ter Kalkstein abgebaut. Ein Gross- geführt. Eines der wichtigsten teil der Kiesabbaustellen und Baumaterialien ist Beton. Dieser Steinbrüche des Kantons Solo- besteht aus einer Mischung von thurn liegt auf Bürgergemeinde- Zement, Kies und Sand. Sinnvol- land. Die einvernehmliche Zusam- lerweise werden diese schweren menarbeit der Bürgergemeinden Materialien möglichst lokal abge- mit Abbauunternehmen ermög- baut und nur über kurze Distanzen licht eine dezentrale Versorgung transportiert. der Baubranche mit Rohstoffen. «Dem Wald(-Untergrund) verdanken wir eine weitgehende Abdeckung der Bedürfnisse an Kies für die gesamte Bautätigkeit im Kanton Solothurn.» Rolf Kissling, Präsident Solothurnischer Verband Kies-Steine-Erden Die Natur profitiert Viele wärmeliebende Arten finden in Kiesgruben einen Ersatzlebens- raum. Früher bevölkerten sie die heute selten gewordenen Kiesbän- ke der Flüsse. KRAFTORT WALD 2018
veranstaltungen der Bürgergemeinden 19 Banntage und Waldgänge Zahlreiche Bürgergemeinden füh- ren ihre BürgerInnen regelmässig durch den Wald. An Banntagen oder auf Waldgängen lernen sie viel Spannendes über den Wald und die Natur. Im Bild: Banntag in Kestenholz. Gmeinwärch In vielen Bürgergemeinden helfen die BürgerInnen aktiv bei der Pfle- ge des Waldes oder der Landschaft mit. So etwa beim Gmeinwärch in Etziken (Bild), am Setz- und Pflanz- tag in Mühledorf oder am Waldar- beitstag in Kienberg. Weihnachtsbäume und Kürbislichter Viele Bürgergemeinden verkaufen Weihnachtsbäume aus dem eige- nen Wald. Stimmungsvolle Anläs- se wie das «Chürbisliecht am Bäu- cher Weiher» oder der Lichterweg am Burgäschisee locken jeweils hunderte Besucher an. KRAFTORT WALD 2018
Bürgergemeinden Das Bürgerrecht 20 Wie wird man Schweizer BürgerIn? Was bringt es, sich einbürgern zu lassen? In der Schweiz ist man gleichzei- schen Wohnbevölkerung. Denn tig Bürger der Schweiz, eines Kan- einerseits müssen viele Bedingun- tons und einer Gemeinde. Im Kan- gen erfüllt sein, damit der Antrag ton Solothurn erteilen Bürger- und angenommen wird. Andererseits Einheitsgemeinden das Gemeinde- tragen Einbürgerungswillige die bürgerrecht. Im letzten Jahr bür- Kosten des Verfahrens selbst. Die- gerten sie 941 Personen ein. Das se können für eine Familie mehre- sind nur 1.5 Prozent der ausländi- re tausend Franken betragen. Was für Vorteile und Pflichten bringt eine Einbürgerung mit sich? • Recht zur politischen Mitsprache. Abstimmen, wählen, kandidieren. • Unbefristetes Recht zum Aufenthalt in der Schweiz. Problemlose Heimkehr nach längerem Auslandsaufenthalt. • Unkompliziertere Ferienreisen. Einreise in zahlreiche Staaten ohne Visa. • Gefühlsmässige Integration. • Militärdienstpflicht für Männer. «Der Entscheid, Solothurner Bürger zu werden, war einerseits logisch, da ich nach mehrfachem Länderwechsel meine Wurzeln hier geschlagen habe. Andererseits ist es auch eine Herzensangelegenheit, denn ich fühle mich in dieser wunderschönen Kulturstadt einfach daheim. Hier habe ich meine Arbeits- und Lebenswelt und viele Freunde gefunden.» Chris Walton, Solothurner Neubürger KRAFTORT WALD 2018
21 Im Kanton Solothurn müssen Einbürgerungswillige folgende Bedin- gungen erfüllen: • seit über zehn Jahren in der Schweiz wohnen • seit über vier Jahren im Kanton Solothurn wohnen • seit über zwei Jahren in derselben Solothurner Gemeinde wohnen • eine unbefristete Niederlassungsbewilligung (C-Ausweis) besitzen • keine Einträge im Strafregister und keine Schulden haben • in den letzten drei Jahren keine Sozialhilfe bezogen haben • einen Neubürgerkurs besucht haben • gut deutsch sprechen, verstehen, lesen und schreiben • im Dorf integriert sein • die Integration ihrer Familie aktiv unterstützen «Die Bürgergemeinden spielen eine wichtige Rolle im Einbürgerungsprozess, und sie nehmen ihre Aufgaben mit grösster Sorgfalt und Verantwortung wahr!» Sergio Wyniger Häufige Fragen An wen muss ich mein Einbürgerungsgesuch stellen? An die Bürger- oder Einheitsgemeinde meines Wohnortes. Kann ich mich an meinem Wohnort einbürgern lassen, wenn ich schon Schweizer BürgerIn bin? Ja. Es fallen nur die Gebühren auf Gemeindeebene und allenfalls des Kantons an. Erhält mein/e ausländische/r Partner/in nach der Hochzeit automatisch das Schweizer Bür- gerrecht? Nein. Eine erleichtere Einbürgerung für Ehepartner ist jedoch nach drei Jahren Ehe möglich. Was kostet die Einbürgerung? Die Kosten variieren je nach Aufwand. Eine ausländische Einzelperson muss mit Kosten in der Grössenordnung zwischen 1 500 und 4 000 Franken rechnen. KRAFTORT WALD 2018
Bürgergemeinden und waldeigentümer Verband Kanton Solothurn BWSo 22 Der Verband der Bürgergemeinden und Waldeigentümer des Kantons Solothurn ist Mitinitiant der HESO-Sonder- schau. Dem Bürgergemeinden und tifizierung mit dem FSC-Label, das Waldeigentümer Verband sind 96 die Nachhaltigkeit der Waldbe- Bürger- und 23 Einheitsgemeinden wirtschaftung auszeichnet. angeschlossen. Dazu kommt der Der BWSo macht die Bevölke- Staatswald des Kantons Solothurn. rung und die Politik auf die vielsei- Der BWSo unterstützt die Mitglie- tigen Leistungen und Anliegen der der bei: Einbürgerungen, der Ver- Bürgergemeinden und Waldeigen- waltung ihrer Güter, der naturnahen tümer aufmerksam. Er nimmt zu Bewirtschaftung ihrer Wälder und Vorlagen, die seine Mitglieder be- Allmenden und der Förderung von treffen, Stellung. Gemeinsam mit Kultur und Wohlfahrt. anderen Verbänden organisiert er Der BWSo setzt sich dafür ein, öffentliche Anlässe wie die Tage dass seine Mitglieder ihre Wälder des Schweizer Holzes oder die alle effizient und nachhaltig nutzen. Er vier Jahre stattfindenden Solothur- organisiert eine gemeinsame Zer- ner Waldtage. KRAFTORT WALD 2018
23 Die diesjährige Herbst-Infoveranstaltung des BWSo steht im Zeichen der Heso Sonderschau KRAFTORT WALD. Zweimal jährlich führt der BWSo gramm. Dr. A. Fischbacher erzählt Infoveranstaltungen zu aktuellen vom Wald als Kraftort, während T. Themen durch. Diese sind für sei- Rohner über das Thema «Starker ne Mitglieder kostenlos. Holzbau» referiert. Die Teilnehmenden der diesjähri- Nach dem informativen Teil der gen Herbst-Infoveranstaltung sind Veranstaltung sind die Teilneh- zur exklusiven Vorbesichtigung menden zur Diskussion und zum der Sonderschau eingeladen. An- Erfahrungsaustausch eingeladen. schliessend stehen Referate im Das Apéro riche sorgt dabei für ei- HESO-Forum rund um den nen ungezwungenen Rahmen. KRAFTORT WALD auf dem Pro- «Die Bürgergemeinden arbeiten vielfach im Hintergrund. Die Sonderschau KRAFTORT WALD bietet uns die Möglichkeit aufzuzeigen, wie vielfältig wir uns engagieren.» Patrick von Däniken, Geschäftsführer BWSo BWSo informiert An den Infoveranstaltungen des BWSo treffen sich Waldeigentü- mer und Behördenmitglieder. Fachleute berichten über aktuelle Themen wie zum Beispiel den Sturm Burglind. KRAFTORT WALD 2018
emotionale + spirituelle kraft 24 «Im «Im Wald können Wald können ldlegende Bildlegende wir wir uns uns rechtsbündigrechtsbündig entspannen, entspannen, Kraft Kraft tanken und fantasieren.» tanken und fantasieren.» KRAFTORT WALD 2018
25 KRAFTORT WALD 2018
emotionale + spirituelle kraft Wald und kunst 26 Zufriedener Wald der wald gefällt sich in seinem gesunden grün die bienen summen das lob des bienenfleisses die ameisen halten zu ihrem staat die schnecken preisen die politik der kleinen schritte Hans Derendinger (1920 - 1996), Ehemaliger Stadt- präsident von Olten «Ich gehe durch den Capetta-Wald im Hochtal Avers, zwischen Lärchen und Arven, die zum Teil sicher doppelt so alt sind wie ich und sich gemeinsam durch ein Leben an der Baumgrenze kämpfen und einander manchmal stützen müssen, der Tannenhäher verkündet mein Kommen, und es ist mir, als betrete ich ein anderes Land mit eigenen Düften und eigenen Gesetzen, weit entfernt vom menschlichen Regelwerk mit Taktfahrplänen und Versicherungspolicen, und wenn ich durch dieses Land gehe, werde ich nach und nach ein anderer, ein Gast des Wipfelrauschens, ein Gast des Stämmeknarrens, ein Gast der Wurzeln, ein Gast der Langsamkeit.» Franz Hohler KRAFTORT WALD 2018
27 «Sinneswäldli» Mit unseren Sinnen tauchen wir terin der Tarnung. Plötzlich entde- in den KRAFTORT WALD ein. So cken wir überall kleine, auf den lauschen in die Klangwelt des Wal- ersten Blick unscheinbare Wunder. des, versuchen Geräusche zu unter- Um Waldgerüchen auf die Spur zu scheiden und üben das genaue Zu- kommen, zerreiben wir Pflanzen hören. Wir ertasten Waldgegen- oder schaben an Gegenständen. stände, nehmen sie intensiv wahr, Erstaunlich, wie unterschiedlich al- versuchen Gefühltes zu beschrei- les riecht. Wir können jetzt erah- ben und stellen fest, dass wir mit nen, zu welchen Sinnesleistungen Händen oder Füssen «sehen» kön- unsere Waldtiere fähig sind. nen. Beim Suchen oder Unter- scheiden wird der «Adlerblick» Ursula Fluri-Baumgartner, gefordert, denn die Natur ist Meis- natur-erlebnis-wald.ch «Sie kennen den Solothurner Gnappstein? Er wurde wohl rituell, nicht aber im Opferkontext eingesetzt, das wäre bis heute spürbar.» Dr. Andrea Fischbacher, Forschungsstelle Kraft- und Kulturorte Schweiz KRAFTORT WALD 2018
emotionale + spirituelle kraft Wunschbaum 28 Im Wald kommen wir zur Ruhe und können die Gedanken schweifen lassen. Ohne die Ablenkungen des Alltags ver- stehen wir unsere «innere Stimme» besser. Natürlich erschaffen wir an der HESO nicht die Ruhe des Waldes und doch soll die Sonderausstel- lung KRAFTORT WALD ein Ort der Ruhe in der Hektik des HESO- Betriebs sein. Im ersten Kraftbe- reich, dem Bereich der emotiona- len und spirituellen Kraft, laden wir BesucherInnen dazu ein, inne- zuhalten. Sie können in sich gehen und überlegen, was sie sich wirk- lich wünschen. Ob der Wunsch klein ist oder gross, für sich oder für andere, oder sogar für den Wald, ist jedem selbst überlassen. Diesen Wunsch können die Besu- cherInnen auf ein Eichenblatt schreiben und an den Wunsch- baum hängen. Nun zur Ruhe gekommen, kön- nen die BesucherInnen den Rest der Ausstellung und des Tages hoffentlich besser und bewusster geniessen. KRAFTORT WALD 2018
Waldxylofon und Schnitzkunst 29 Lasst den Wald selber erklingen! Weshalb mit Stöpseln in den Oh- Es genügt, zwei etwas grössere ren durch den Wald joggen? Lau- Stämmchen parallel auf den Bo- schen wir doch wieder den Klän- den zu legen – die findet man gen des Waldes! Vogelgesang meistens in einem alten Holz- erfüllt das Blätterdach am frühen schlag. Darüber legen wir unter- Morgen. Fast immer aber knackt schiedlich dicke, zurecht geschnit- oder säuselt es irgendwo. Stören tene Äste und schon lassen sich tut nur der von aussen eindringen- durch Anschlagen mit dem Ham- de Zivilisationslärm. mer oder mit Ästen Klänge zau- Um den Wald selber zum Klingen bern. Im Bild: Perfektionierte Ins- zu bringen, braucht es keine gro- tallation an den Waldtagen 2014. sse Technik. Einen Heidenspass finden Erwachsene wie Jugendli- Jürg Schlegel, ehemaliger che an improvisierter Installation. Kreisförster Olten-Niederamt Kreisel, Flöte, Auto, Windrad, Blasrohr, ... Der Fantasie sind beim Schnitzen keine Grenzen gesetzt. Schnitzen und Werken mit dem dern eine Schnitzprüfung. Taschenmesser ist ein schönes, Unter Aufsicht stellen die Kinder kreatives Hobby. Es bereitet Spass ein Prüfungsstück her. Wer die und lockt Alt und Jung in die Na- Prüfung erfolgreich bestanden tur. Fantasie und ein Taschenmes- hat, ist stolzer Taschenmesserex- ser reichen aus, um loszulegen. perte und fähig, verantwortungs- Quelle:Erlebnisgarten Buchhorn Das Rohmaterial finden wir in voll und sicher mit dem Messer Gärten, Hecken, Parks und Wäl- umzugehen. dern und es kostet nichts. Am Schulprogramm KRAFTORT Remo Gugolz, Erlebnisgarten WALD machen wir mit den Kin- Buchhorn (www.buchhorn.ch) KRAFTORT WALD 2018
emotionale + spirituelle kraft spielplatz 30 Forstwartlernende haben Spielgeräte für den Waldspiel- platz beim Pfadiheim gebaut. Den Besuch des Schulpro- stellt. Dieses Jahr kam eine neue gramms KRAFTORT WALD kön- Herausforderung hinzu. Im Auf- nen die Schulklassen auf dem trag von Forst Thal erstellten sie Waldspielplatz beim Pfadiheim eine Schaukel, einen Kletterturm ausklingen lassen. Die Spielgeräte und sogar ein Baumhaus. Das fei- haben Forstwartlernende im obli- ne Arbeiten mit der Motorsäge gatorischen 8-tägigen Baukurs war für die Lernenden Neuland. des zweiten Lehrjahres gebaut. Mit etwas Übung machte es ih- Normalerweise lernen sie im Bau- nen aber richtig Spass. Am Ende kurs wie man Waldstrassen, des Kurses stand den Lernenden Hang- oder Bachverbauungen er- die Freude über die gelungene «Spielplatzbau ist eine schöne Abwechslung zur Arbeit im Wald. Auch mit einer Motorsäge kann genau gearbeitet werden.» Ramon Schindelholz, Forstwartlernender Arbeit ins Gesicht geschrieben. Ob der Spielplatzbau ein fester Bestandteil der forstlichen Ausbil- dung wird, wird sich zeigen. Für die Forstleute wäre es eine Berei- cherung und eine willkommene Abwechslung in ihrem berufli- chen Alltag. Kilian Bader, Förster Forst Thal www.forst-thal.ch KRAFTORT WALD 2018
wild-wald-wissen-wagen 31 Der Wald-Wild-Wissen-Wagen der Revierjagd Solothurn bringt Interessierten den Lebensraum Wald und die wild- lebenden Waldtiere näher. Der WWW-Wagen ist als vielsei- profitieren. Im Wald wird ihnen ein tiges Instrument ideal, um ver- Jäger mit Hilfe des Wagens erklä- schiedenen Anwendergruppen ren welche Tiere im Solothurner den Wald und seine Wildtiere nä- Wald leben. Er wird auch erklären, her zu bringen. Mit Videos und wie Wild und Wald einander be- Bildern, aber auch Präparaten zum einflussen und warum die Jagd Anfassen und Erleben macht er die notwendig ist. Sie schützt den Waldtiere und ihren Lebensraum Wald und verlangsamt die Ver- wortwörtlich sicht- und greifbar. breitung von Krankheiten. Am besten wirkt der Wagen na- türlich im Wald. Genau davon Den Wald-Wild-Wissen-Wagen werden einige Solothurner Klassen kann man mieten: im Rahmen des Schulprogramms www.rjso-wagen.ch Rehe mögen Knospen Da es nur wenige Luchse und Wölfe im Kanton Solothurn gibt, haben die Rehe abgesehen von Autos und Mähmaschinen fast keine natürlichen Feinde. Im Win- ter fressen sie fürs Leben gerne Knospen von Weisstannen. Des- halb müssen die Förster die klei- nen Tännchen einzäunen. KRAFTORT WALD 2018
gesundheitsförderne kraft 32 «Der Wald ist Turnhalle und Apotheke zugleich.» KRAFTORT WALD 2018
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gesundheitsfördernde kraft Einrichtungen und Anlässe im Wald 34 Der Wald wird für Sport und Erholung zunehmend wichti- ger. Die Beliebtheit des Waldes freut die Waldeigentümer, doch sie erwarten einen respektvollen Umgang. In unserer schnelllebigen Zeit andere eignet sich ruhige Entspan- wird es immer wichtiger, bewusst nung am besten. Was aber beide abschalten zu können. Manche Gruppen gemeinsam haben: Viele können das eher beim Sport, für wählen dafür den Wald. «Wer sich mit regelmässiger Bewegung fit hält, lebt gesünder. Genau deshalb engagiert sich die Zürich Versicherung seit 50 Jahren für den Vitaparcours.» Daniel Scheidegger, Zurich, Generalagentur Daniel Scheidegger AG Sport im Wald Entspannung Vitaparcours, Helsana Trails und Auch für gemächlichere Tätigkei- andere Fitnessstrecken locken ten hat der Wald viel zu bieten. Sportliche in die Wälder. Biker Pilzsammler holen Jahr für Jahr und Jogger schwitzen im Wald, tonnenweise Leckerbissen aus den Schwindelfreie turnen durch Seil- Wäldern. An den zahlreichen Feu- parks, OL-Routen fordern die erstellen bräteln Familien und Pfa- Orientierungsfähigkeit und Reiter dis ihre Würste und Maiskolben. geniessen die verkehrsfreien Ruhesuchende tanken ihre Batte- Waldwege. Der Wald ist das rien wieder auf und Fotografen grösste und beliebteste Fitness- versuchen stundenlang die unzäh- center der Schweiz. ligen Naturwunder im perfekten Licht zu verewigen. KRAFTORT WALD 2018
35 Ausbildung Kinder wachsen zunehmend fern der Natur auf. Als Gegentrend schiessen Waldspielgruppen und -kindergärten wie Pilze aus dem Boden. Auch ältere Schulkinder kommen wieder vermehrt in den Genuss von Unterrichtsstunden im Wald. Sie schulen dabei ihre sozia- len Kompetenzen und lernen Wag- nisse einzugehen. «Beim Orientierungslauf beanspruchen und aktivieren wir gleichzeitig unsere Muskeln, unseren Kreislauf, unsere Atmung und unser Gehirn in der freien Natur meistens in der Kathedrale «Wald». Der Wald wird so wirklich zum Kraftort.» Robert Flückiger, Präsident Solothurner Kantonaler OL Verband Anlässe Die Gastgeber Für viele Anlässe ist der Wald die Oft geht dabei der Gastgeber passende Kulisse. Eine Waldweih- vergessen. Waldeigentümer stel- nacht mit Kerzenlichtern im ver- len für diese Nutzungen kostenlos schneiten Wald ist ein feierliches ihr Land zur Verfügung und sind Erlebnis. Kreativen Workshops oft selber um den Aufbau und die hilft der Wald beim Ideenspru- Instandhaltung der Infrastruktur deln. Schnitz-, Pilz- oder Pflanzen- besorgt. Waldeigentümer sind kurse finden oft im Wald statt. gerne Gastgeber, erwarten aber Forstbetriebe bieten Führungen einen respektvollen Umgang mit oder andere Anlässe an. dem Wald seinen Bewohnern. KRAFTORT WALD 2018
gesundheitsfördernde kraft holundergelée mit rotwein 36 Ein ausgezeichneter Gelée für ein gutes Z‘Morge oder als Wildzutat statt Preiselbeergelée. 1 ½ kg schwarze Holunderbeeren 1 l Rotwein 1 kg Zucker 30g Gelimo (Gelierhilfe) oder 2 Äpfel mit Schale 1 Zimtstengel Schalenabrieb von 1/4 Zitrone (nur das Gelbe verwenden) Beeren mit einer Gabel von den einbinden, mit dem Zucker, Dolden streifen, in eine Pfanne dem Beerenmark, dem Gelier- geben und mit dem Wein de- mittel oder 2 Äpfeln zu Gelée cken. Zugedeckt aufkochen bis kochen. In ausgekochte Gläser die Beeren geplatzt sind. Ohne heiss einfüllen, verschliessen allzu starken Druck durchsie- und kurz auf den Kopf stellen. ben und gut abtropfen lassen. verschliessen und kurz auf den Zimtstengel und Zitronenscha- Kopf stellen. le in ein kleines Gazetüchlein «Der Wald bietet dem Menschen grundlegende Gesundheit. Als Heilkräuterspender oder als Rückzugs- und Kraftort. Tragen wir ihm darum die entsprechende Sorgfalt.» Anton Löffel, Drogerie Zeller Gesund dank Anthocyanen Holunderbeeren und Rotwein ent- sie Kapillargefässe in Händen, Füs halten Anthocyanfarbstoffe. Diese sen und der Netzhaut des Auges. binden im Körpfer freie Radikale und wirken dadurch antioxidativ. Anton Löffel, Drogerie Zeller Regelmässig konsumiert schützen KRAFTORT WALD 2018
Waldbaden 37 Waldspaziergänge tun wohl. Ist das ein subjektives Ge- fühl oder lässt sich das messen? Japanische Ärzte verschreiben luft. Erste Studien fanden eine ihren Patienten regelmässig «Shin- positive Wirkung auf Entzün- rin-Yoku» – ein «Waldbad». Die dungsprozesse sowie eine die Wissenschaft ergründet, weshalb Stimmung hebende Wirkung. die Waldluft so gesund ist. Bäume produzieren chemische Stoffe und geben sie in die Luft ab. Besondere Aufmerksamkeit schenken die WissenschaftlerIn- nen der Stoffgruppe der Terpeno- iden. Unter Laborbedingungen können diese Tumorzellen abtö- ten. Der Wald ist voller Mikroorga- nismen. Diese landen auf unserer Haut und in unseren Lungen. Die meisten Bakterien sind ungefähr- lich und sogar nützlich für die Ver- dauung oder das Immunsystem. Wir nehmen auch in der Stadt und in Gebäuden Bakterien auf. In der Natur ist die Bakterienvielfalt aber viel grösser, was sich positiv auf unser Immunsystem auswirkt. In der Waldluft massen Forscher bis zu dreimal mehr negativ gela- dene Luftmoleküle als in Wiesen- KRAFTORT WALD 2018
gesundheitsfördernde kraft Waldwasser 38 Sauberes Trinkwasser ist für viele selbstverständlich. Wussten Sie, dass besonders sauberes Trinkwasser aus dem Wald kommt? Obwohl nur rund 30 Prozent der geschränkt. Der Waldboden filtert Landesfläche bewaldet sind, liegen das Regenwasser, sodass es meist rund die Hälfte der Gewässerschutz- direkt ins Trinkwassernetz einge- zonen im Wald. Dafür gibt es gute speist werden kann. Dies erspart Gründe. Während Gewässer in Aufbereitungskosten von jährlich Landwirtschaftszonen im Frühjahr rund 80 Mio. Franken. Bei Starkre- durch Gülle schäumen, bleiben gen wirkt der Waldboden wie ein Waldbäche und -quellen glasklar. Schwamm. Er saugt sich voll und Auch das Thema Spritzmittelrück- dämpft so die Überschwemmungs- stände in Bächen betrifft den Wald gefahr ab. Wird es trocken, gibt der nicht. Spritzmittel sind hier stark ein- Waldboden das Wasser langsam ab. «Bewachsene Waldböden filtrieren das Wasser und halten es zurück. Wasserversorgungen sind auf den Schutz von Quell- und Grundwasser durch naturnah bewirtschaftete Wälder angewiesen.» Thomas Jäggi, Präsident Zweckverband Wasserversorgung Untergäu Waldwasser=Mehraufwand Für die Waldbewirtschaftung in Grundwasserschutzzonen gelten strenge Anforderungen. Da die Bevölkerung von sauberem Wald- wasser profitiert, sollen die Ein- wohnergemeinden den Mehrauf- wand finanzieren. KRAFTORT WALD 2018
Nahrungsmittel aus dem Wald 39 Der Schweizer Wald war früher für viele auch eine überle- benswichtige Nahrungsquelle. Was ist die Bedeutung die- ser Nahrungsmittel heute? Lebensmittel aus dem Wald gehö- ren für Viele fest zum Jahr, Bärlauch im Frühling und Kastanien oder ein Wildteller im Herbst. Es gibt in der Schweiz kaum Berufsjäger oder -im- ker. Die Erlöse decken oft nur die Kosten, nicht aber die aufgewende- te Zeit. Schweizer Imker produzieren jährlich rund 2 200 Tonnen Waldho- nig, das sind zwei Drittel der gesam- ten Honigproduktion. Schweizer Jä- ger erzeugen im Jahr 1 800 Tonnen «Wenn ich anfangs Juni sehe, wie die heimkehrenden, erschöpften Bienen sich an der Bienenhausfassade erholen, bevor sie das Gesammelte abladen, weiss ich: Der Wald «hunget». Robert Konrad Schläfli, Imker Wildbret. Beides reicht nicht, um Selber sammeln den inländischen Bedarf abzude- cken. Auch die rund 260 Tonnen In der Schweiz ist es allen erlaubt, Schweizer Kastanien decken nur ei- im ortsüblichen Umfang zu sam- nen Zehntel des Jahresbedarfs ab. meln. Sammeln Sie nur, was sie Dabei würden noch viel mehr in den zweifelsfrei kennen. Wäldern herumliegen, doch der Preis für Rohkastanien ist so tief, dass sich das Sammeln kaum lohnt. KRAFTORT WALD 2018
Lebenskraft 40 «Der Wald bietet Lebensraum für Fauna und Flora.» KRAFTORT WALD 2018
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Lebenskraft naturschutz im wald 42 Die Forstbetriebe bewirtschaften den Wald naturnah. Sel- tene Waldtiere und -pflanzen sind auf Naturwaldreservate oder Fördermassnahmen angewiesen. Eidechsen, Schmetterlinge und Wald, Jagd und Fischerei (AWJF) Orchideen sind auf lichtdurchflute- fördert Naturschutzmassnahmen te Wälder angewiesen, während im Wald. Der Kanton handelt Ver- Fledermäuse und Siebenschläfer in einbarungen mit den Bewirtschaf- Höhlen alter Bäume hausen. Das tern und Grundeigentümern aus Mehrjahresprogramm Natur und und leistet finanzielle Beiträge an Landschaft des Amtes für Raum- Schutzgebiete. planung (ARP) und des Amtes für Peter Jäggi, ARP «Das Fördern von Altholz und Biotopbäumen vernetzt Lebensräume.» Peter Jäggi, Abteilung Natur und Landschaft ARP Gestufte Waldränder Im kräuter- und sträucherreichen Übergangsbereich zwischen Kul- turland und Wald leben viele Tier- arten. Naturwaldreservate Naturwaldreservate werden nicht bewirtschaftet. Alte Bäume ster- ben ab und zerfallen im Wald. Das stehende und liegende tote Holz ist ein wichtiger Lebensraum von Käfern, Spechten und Pilzen. KRAFTORT WALD 2018
Ameisenzeit 43 Waldeigentümer und Naturschützer engagieren sich ge- meinsam für den Schutz der kleinen fleissigen Helfer. WaldBeiderBasel und der Basel- und an Vorträgen lernen sie, wie landschaftliche Natur- und Vogel- sie den Ameisen helfen können. schutzverband haben im Jahr 2012 Auch an Försterrapporten gaben gemeinsam das 10jährige Projekt die Waldameisen zu reden. Durch Ameisenzeit ins Leben gerufen. den Erfahrungsaustausch weiss Ziel ist: Waldameisen zu schützen. man immer besser, welche Schutz- Das Projektgebiet umfasst die bei- massnahmen am wirkungsvollsten den Basler Halbkantone sowie ei- sind. Der Schutz soll nun langfris- Quelle: Christian Bernasconi nige angrenzende solothurnische tig verankert werden. Gemeinden. Freiwillige NaturschützerInnen Isabelle Glanzmann, und Forstleute ziehen am selben Projektleiterin Ameisenzeit, Strick. An Kursen, auf Exkursionen www.ameisenzeit.ch «Ich liebe es, die kleinen Tiere zu beobachten. Die enor- men Leistungen, welche die Waldameisen für unsere Na- tur erbringen, beeindrucken mich immer wieder aufs Neue.» Anna Moesch, Ameisengotte aus Arlesheim Gesucht, gefunden und ge- schützt Über 45 Freiwillige haben zu- Quelle: Christian Bernasconi sammen mit Forstleuten bereits über tausend Ameisenbauten auf- gespürt. Ameisengotten und -göttis beschützen die Ameisen- haufen. KRAFTORT WALD 2018
Lebenskraft Welche Bäume wachsen hier von Natur aus? 44 In 95 Prozent aller Solothurner Wälder wäre die Buche von Natur aus die häufigste Baumart. In den meisten Wäldern bestim- cken und heiss, herrschen Flau- men die Förster mit, welche Bäu- meichenwälder vor. Auf den me im Wald wachsen. Nicht jede Felsnasen des Jura sind Kreten- Baumart kommt aber mit allen Föhrenwälder typisch und unter Umweltbedingungen gleich gut bröckligen Felswänden trotzen zurecht. Treten Gewässer regel- Ahorne und Linden dem Stein- mässig über die Ufer, setzen sich schlag. Wo die Bedingungen für von Natur aus Auenarten wie Er- mehrere Arten passen, setzt sich len oder Eschen durch. Ist es tro- die stärkere durch. «Die geologischen Verhältnisse, die Geländeformen (Relief) und das Klima im Kanton Solothurn ermöglichen eine Vielfalt von 94 verschiedenen natürlichen Waldgesellschaften.» Jürg Froelicher, ehemaliger Chef AWJF Blockschutt-Fichtenwald Der einzige Ort an dem von Natur aus Rottannen wachsen. Flaumeichenwald Wo es trocken und heiss ist wachsen heute Eichenwälder. Mit der Klimaerwärmung werden sie sich ausbreiten. KRAFTORT WALD 2018
Wandern im Kanton Solothurn 45 Entdecken Sie die Lebenskraft des Waldes auf Themenwegen. Solothurner Waldwanderungen Die acht Solothurner Waldwande- rungen führen auf reizvollen Pfaden in unbekannte Gegenden und stel- len Ihnen die verschiedensten Wald- typen des Kantons vor. Jede Wald- wanderung hat ein Hauptthema – auf der Route im Wasseramt wan- dern Sie beispielsweise «Auf den Spuren der Gletscher.» www.wald- wanderungen.so.ch Juraweg Thal Wandern Sie durch die typische Juraland- schaft mit Waldstrei- fen und Weiden mit imposanten Bäumen. www.naturparkthal.ch Holzweg Thal Auf diesem Erlebnisweg erfahren Sie den Wald und das Naturpro- dukt Holz auf künstlerische und spielerische Weise mit Kopf, Herz und Hand. www.holzwegthal.ch KRAFTORT WALD 2018
Lebenskraft LEBEN NACH DEM STURM 46 Der Januarsturm Burglind warf im Kanton Solothurn rund 115 000 m3 Holz. Auf 200 ha steht praktisch kein Baum mehr. Sturm als Chance Die Klimaerwärmung verändert den Schweizer Wald. Auf Sturm- flächen haben lichtliebende, kli- matolerante Baumarten wie Ei- chen gute Chancen aufzuwachsen. Die Förster schützen sie vor ge- frässigen Rehen. «Der Wald, aus meiner Sicht der einzige Ort, welcher mit seiner Vernetzung, Stille, Ruhe und Kraft ein solches Ereignis bewältigen kann.» Reto Müller, Förster Das Ausmass der Schäden ist ins- schnell zur Stelle. Pionierwälder gesamt geringer als bei Lothar. sind für zahlreiche Lebewesen ein Einzelne Waldeigentümer hat es wichtiger und heute selten gewor- aber hart getroffen. Flächenmä- dener Lebensraum. ssig die grössten Sturmschäden Im Sturmholz fühlt sich auch der Quelle: Weidensamen, Böhringer Friedrich gab es im Aaregäu und im Nieder- Borkenkäfer wohl. Im heissen amt. Sommer konnte er sich stark ver- Die Natur erobert sich die kahlen mehren und viele Rottannen zum Flächen schnell zurück. Pionier- Absterben bringen. baumarten wie Weiden und Birken sind dank ihrer zahlreichen leich- ten und gut flugfähigen Samen KRAFTORT WALD 2018
LEBENDIGES TOTHOLZ 47 Abgestorbenes Holz gibt tausenden Arten von Tieren, Pilzen, Moosen und Flechten Kraft zum Leben. Rund ein Fünftel der Tiere und Nahrung hämmern Spechte Höh- Pflanzen des Waldes, also über len, in denen später Fledermäuse, 6 000 Arten, sind auf Totholz als Hornissen, Kleinsäuger und Vö- Lebensraum und Nahrungsquelle geln wohnen. Zerfällt das Holz angewiesen. Sie nutzen unter- ganz, vermischt es sich mit dem schiedliche Zersetzungsstadien Kot der Tiere und wird zu Mulm. des Holzes. Larven von Bock- und Im Mulm fühlen sich verschiedene Prachtkäfern sowie von Holzwes- Bodentiere wie Asseln und Wür- pen nagen ihre Gänge durch das mer, aber auch Molche und Sala- Quelle: Ariane Hausamann frische Totholz. Weitere Insekten mander wohl. sowie Pilze und Bakterien gelan- gen durch die Gänge ins Holz und Ariane Hausammann, Pro Natura bauen es ab. Auf der Suche nach Solothurn «Wald motiviert und inspiriert mich. Jeder Aufenthalt of- fenbart neue bleibende Eindrücke. Im Wald tanke ich Kraft für den Alltag.» Nicole Hirt, Präsidentin Pro Natura Solothurn Eremit In Mulmhöhlen lebt der vom Aus- sterben bedrohte Eremit. Pro Na- tura hat zusammen mit dem Kan- ton Solothurn ein Artenschutz für diesen seltenen Käfer lanciert. Quelle: Lea Kamber KRAFTORT WALD 2018
wärmende kraft 48 «Wald und Holz geben uns warm und liefern Energie.» KRAFTORT WALD 2018
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WÄRMENDE KRAFT Kaskade der Holznutzung 50 In seinem langen Leben können wir das Holz auf verschie- denste Arten mehrfach nutzen. Im Wald wächst Holz nach. Die Bäume nehmen laufend CO2 aus der Luft auf und speichern es im Holz dauerhaft. Erst wenn das Holz verrottet oder verbrennt, gelangt der Kohlenstoff wieder als CO2 in die Luft. Deshalb sollten wir dem Holz zu einem möglichst langen Leben verhelfen. «Holz ist eine vielseitige und wertvolle Schweizer Ressource. Richtig eingesetzt leistet Holz einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und schafft regionale Arbeitsplätze.» Urban Biffiger, Kantonale Energiefachstelle Wiederverwenden Weiterverarbeiten Recycling von Altpapier ist be- «Shabby-Chic» ist so beliebt, dass kannt. Doch auch in anderen Le- es viele Internet-Foren und Ratge- bensphasen des Holzes ist Recyc- bervideos gibt, die erklären, wie ling wichtig. Aus alten Weinkisten neues Holz auf alt getrimmt wird. werden modische Regale. Ausge- Kann das Holz nicht mehr als sol- diente Faserplatten werden zer- ches weiterverwendet werden, kleinert und dem Faserbrei für kann es in Span- oder Faserplatten, neue Platten beigemischt. in Papier oder Karton weiterleben. KRAFTORT WALD 2018
51 Verbrennen Beim Verbrennen von Holz oder als die Hälfte des in der Schweiz Holzprodukten entsteht nur so viel geernteten Holzes direkt im Ofen. CO2, wie die Bäume aus der Luft Bei Ästen und qualitativ minder- entnommen haben. Deshalb ist wertigem Holz macht dies durch- Energieholz ein wichtiges Element aus Sinn. Wertvolles Stammholz der nationalen Energie- und Kli- sollten wir hingegen erst am Ende mastrategie. Heute landet mehr eines langen Lebens verbrennen. «Im Wald finden wir gute Luft, klares Wasser und Erholung, aber auch Wärme! Jedes Jahr umgerechnet 2.5 Milliarden Liter Heizöl. Erneuerbar und CO2-neutral!» Andreas Keel, Geschäftsführer Holzenergie Schweiz Was braucht ein Feuer zum Leben? Feuer braucht zwei Zutaten, um Beim Aufbau funktioniert die sauber zu brennen: genügend «Blockhaus»-Technik am besten. Brennstoff und genügend Sauer- Dabei schichten Sie zwei Holz- stoff. Brennt ein Feuer schlecht, scheite oder gerade Äste parallel liegt es meist am fehlenden Sauer- zueinander, die nächsten kreuz- stoff. Oft meint man es zu gut mit weise darüber. Obenauf legen Sie Holz und verhindert damit eine Anzündholz, am besten dünne ausreichende Luftzufuhr. Neben Fichtenästchen, und zünden die- der Menge spielt auch die Wahl ses mit Anzündhilfen an, zum Bei- des Holzes eine wichtige Rolle. spiel wachsgetränkte Holzwolle. Vermoderndes Holz entwickelt Fortgeschrittene können natürlich viel Rauch und kaum Glut. Wenn auch trockenes Laub, Gräser, Na- sich die aufgelesenen Äste verbie- deln oder Holzspäne verwenden. gen, statt zu brechen, sind sie Sobald die dicken Äste brennen, noch zu grün. ist das Feuer «über den Berg». KRAFTORT WALD 2018
WÄRMENDE KRAFT Holz gibt warm 52 Im Zuge der Energiewende gewinnt Holz als regionaler, nachwachsender Brennstoff an Bedeutung. 2017 wurden in der Schweiz beitsplätze in der Schweiz. 5,1 Mio. m3 Holz verbrannt. Das Mit Holz zu heizen lohnt sich ist knapp anderthalbmal so viel auch finanziell. Im Frühling 2018 wie vor 15 Jahren. Das ist gut für war bei Erdgas und Heizöl mit je die Umwelt, denn Holz muss nicht etwas über 9 Rappen pro KWh zu weit transportiert werden und ist rechnen. Pellets schlagen dagegen klimaneutral. Das beim Verbren- nur mit gut 7.5 Rappen pro KWh nen freigesetzte CO2 entnehmen zu Buche. Die Kosten für Hack- die nachwachsenden Bäume wie- schnitzel und Stückholz liegen der aus der Luft. Es ist aber nicht nochmals tiefer. Die höheren In- nur ein Nullsummenspiel: Weil vestitionskosten für eine Holzfeu- Brennholz meist fossile Brennstof- erung lassen sich also in wenigen fe ersetzt, sparen wir in der Jahren amortisieren. Dabei sind Schweiz pro Jahr rund eine Milliar- allfällige Förderbeiträge von Kan- de Liter Heizöl. Das stärkt die Ver- ton und Gemeinde noch gar nicht sorgungssicherheit und schafft Ar- berücksichtigt. «Eine nachhaltige und intakte Umwelt ist mir wichtig. Des- halb tragen unsere klimaneutralen AEK-Pellets® das La- bel «Schweizer Holz». Darauf bin ich stolz.» Simon Schori, Emme Forstbaumschulen AG KRAFTORT WALD 2018
53 Schnitzel – ideal für grosse Wärmeverbünde Ob aus Frischholz oder Altholz – Schnitzel brennen gleichmässig. Kraftwerken produzieren aus Schnitzeln Wärme und Strom gleichzeitig. . Stückholz -Wer das Feuer liebt Ein prasselndes Holz- feuer wärmt an einem nebligen Herbsttag auch die Seele. Mo- derne Speicherfeue- rungen heizen im Winter ganze Häuser. Pellets - die ideale Alterna- tive zur Ölheizung Pellets bestehen ausschliesslich aus Holz – aus gepresstem Säge- mehl und Hobelspänen. Sie sind kompakt und erfordern daher nur wenig Lagerraum. KRAFTORT WALD 2018
SCHÜTZENDE KRAFT 54 «Wald und Holz schützen uns vor Wind, Wetter und Natur gefahren.» KRAFTORT WALD 2018
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