Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes

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Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
01 | 21

       Metropole Ruhr                         Unterwegs im Ruhrgebiet.

Baustoff Holz
Zukunftsweisender
Hochschul-Neubau

Wanderrevier Ruhr
Spektakuläre Aussichten
von den Halden

Der Wert des Waldes
Ökonomie, Ökologie und Erholung im Einklang
Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
Inhalt

                                                                                                                                                                                                                  26

                                                                                                                                                                18

                                                       06                                                               16

         Inhalt                                               Freizeit
                                                              Der Wald ruft!
                                                                                   Seite 18

                                                              Naturerlebnis, Naherholung und Aktivität liegen
                                                                                                                                                              20
                                                              in den Ruhrwäldern dicht beieinander.

                                                                                                                             Impressum
                                                              Kultur              Seite 20
                                                              Die Ranger von der Ruhr                                        Herausgeber                                 Druck
                                                                                                                             Regionalverband Ruhr/RVR                    Prinovis GmbH & Co. KG, Dresden
                                                              Ranger des Regionalverbands Ruhr (RVR)                         Die Regionaldirektorin
                                                              sensibilisieren Waldbesucher für den achtsamen                 Kronprinzenstraße 35, 45128 Essen           Art Direktion
          Auftakt               Seite 05                                                                                                                                 Maike Kawik
                                                              Umgang mit der Natur.                                          mit Ruhr Tourismus GmbH/RTG
          Der Wald soll bunt und vielfältig sein                                                                             Centroallee 261, 46047 Oberhausen
                                                                                                                                                                         Grafik
                                                              Kultur              Seite 22
          Marie Luise Fasse, NRW-Landesvorsitzende der                                                                       Verlag, Entwurf und Realisation             Sascha Michaelis
          Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, äußert sich      Testlabor für die Bäume der Zukunft                            Markt1 Verlagsgesellschaft mbH
          zur Situation des Waldes in der Metropole Ruhr.                                                                    Freiheit 1, 45128 Essen                     Fotonachweis
                                                              Der Botanische Garten Rombergpark in Dortmund                  +49 (0)201 1095-0                            Sascha Michaelis (1, 8); RVR/Soria (2, 3, 6,
                                                              ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.                     www.markt1-verlag.de                         14, 15, 28); Helmut Adler (2, 16); RVR/Volker
          Titelgeschichte               Seite 06                                                                                                                          ­Wiciok (3, 13, 18, 19); Kaden+Lager (3, 26);
                                                              Freizeit             Seite 24                                  Verantwortlich im Sinne des ­Presserechts     SDW NRW (5); AdobeStock/mallediven (9);
          Der Wert des Waldes                                                                                                für die Redaktion                             AdobeStock/Udo (10); Heinz-Jürgen Langhoff
          Eine wissenschaftliche Arbeit gewichtet die
                                                              Ich glaub‘, ich steh‘ im Wald!                                 Guido Schweiß-Gerwin/Markt1 Verlag            (11); RVR Ruhr Grün (12, 13, 20); Christoph
                                                                                                                                                                           ­Lottritz (17); Jochen Tack/Stiftung Zollverein
          ­vielfältigen Leistungen des Waldes und wirbt für   Auf bekannten und weniger bekannten Wegen
                                                                                                                             Gesamtkonzeption                               (19); radrevier.ruhr/Schlutius (19); Adobe­
           eine neue Art der Wertschätzung.                   durch die bewaldete Metropole Ruhr.                                                                           Stock/msc_photographie (23); ­AdobeStock/
                                                                                                                             Christian Raillon/RVR
                                                                                                                             Guido Schweiß-Gerwin/Markt1 Verlag             Idan (23); AdobeStock/Wilfried Wirth (23);
                                                              Wissenschaft                Seite 26                           Jan Pass/RTG                                   Wildgehege G   ­ rutholz (24); Waldmeister
          Land & Leute               Seite 12
                                                                                                                                                                         Dortmund (25); Shutterstock/frank60 (25);
          Den Wald verstehen                                  Universität baut auf Holz                                                                                  Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR (25);
                                                                                                                             Redaktion
                                                              Mit einem Erweiterungsbau aus Holz schafft die                 Christian Raillon/RVR (Chefredaktion)       ­Johannes Buldmann (27); Ludwig Beck
          Wald- und Umweltpädagogik vermitteln die                                                                                                                        (29); Jesse Krauß (30)
                                                              ­Universität Witten/Herdecke aktuell eines der                 Barbara Klask/RVR
          ­Bedeutung der Natur.                                                                                              Kerstin Röhrich/RVR
                                                               ­nachhaltigsten Hochschulgebäude Deutschlands.
                                                                                                                             Jan Pass/RTG                                Titel
          Land & Leute               Seite 14                                                                                Guido Schweiß-Gerwin/Markt1 Verlag          Sascha Michaelis
                                                              Wirtschaft               Seite 28                              (Chefredaktion)
          Ruhreichen für Fernost                                                                                             Heike Reinhold/Markt1 Verlag
          Der größte Teil des Roteichenstammholzes aus ­­­­
                                                              Fachkräfte für den Wald von morgen                             Silja Mannitz/Markt1 Verlag
          der Metropole Ruhr wird nach China exportiert.      Der Klimawandel und ein gesteigertes Interesse der
                                                                                                                             Mitwirkung
                                                              Menschen am Wald prägen den Arbeitsplatz.
                                                                                                                             Diana Ringelsiep, Christoph Lottritz,
          Land & Leute               Seite 16
                                                                                                                             Thomas Machoczek, Holger Dumke
                                                              Ausblick               Seite 30

                                                                                                                                                                                                                             28
          Dasselbe in Grün
                                                              Ein Bayer im Ruhrwald                                          Anzeigen
          Ausgiebiges Wandern in den Wäldern und auf                                                                         Bettina Walter
          den Halden des Ruhrgebiets.                         Eine Illustration von Jesse Krauß.                             +49 (0)201 1095-100

2                                                                                                  01 | 21 Metropole Ruhr    Metropole Ruhr 01 | 21
Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
©Akallejipp / photocase.de
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                                                                                                                                                                                        Auftakt

                                                                                                                Der Wald soll
                                                                                                               bunt und
                                                                                                             vielfältig sein
                                                                                                             ist. Gerade für Stadtmenschen hat der        allem im Übergang zum Sauerland, also
                                                                                                             Wald als Inbegriff von Naturnähe für die     im südlich gelegenen Hagen, Ennepetal
                                                                                                             Feierabenderholung einen herausragen-        oder Breckerfeld. Dort hat der Borkenkäfer
                                                               Marie Luise Fasse,                            den Stellenwert.                             ältere Fichtenwälder großflächig zum Ab-
                                                               Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft
                                                               Deutscher Wald NRW
                                                                                                                                                          sterben gebracht. In den Großstadtwäl-
                                                                                                             Der Erhalt des Waldes ist eine gesamt-       dern der Kernzone wiederum dominieren
                                                                                                             gesellschaftliche Aufgabe. Wie können        ältere Laubwälder aus Buche und Eiche.
                                                               Ein gesunder und stabiler                     wir alle zum Umweltschutz und einem          Aber auch hier haben die Trockenjahre
                                                                                                             gesunden Wald beitragen?                     deutliche Spuren hinterlassen, erkennbar
                                                               Wald ist die Grundlage für
                                                                                                             Der Erhalt des Waldes dient dem Ge-          an den vielen Trockenästen in den
                                                               einen erfolgreichen Klima-                    meinwohl. Neben der Erholungsfunk-           Baumkronen.
                                                               schutz. Die Schutzgemein-                     tion spielen dabei im Ruhrgebiet vor
                                                                                                             allem der Immissionsschutz, also Luft-       Die Region ist von Halden geprägt. Sind
                                                               schaft Deutscher Wald (SDW)                   reinhaltung und Lärmminderung,               solche Halden gut in ein Bewaldungs-
                                                               setzt sich seit über 70 Jahren                sowie der Sichtschutz eine besondere         konzept einzubinden?
                                                                                                             Rolle. Zusehends wichtiger wird zudem        Das Thema Halden liegt uns sehr am
                                                               für den Schutz der Wälder                     die Klimaschutzfunktion, allein um die       Herzen, denn bis Ende der 1950er-Jahre
                                                               und den Erhalt einer intakten                 extrem zunehmenden Sommertempera-            waren wir vom Land mit der Haldenbe-
                                                               Umwelt ein. Im Gespräch er-                   turen in der dichtbesiedelten Kernzone       grünung beauftragt. Gerade vor dem
                                                                                                             des Ruhrgebiets erträglich zu gestalten.     Hintergrund des Klimawandels und der
                                                               läutert die Landesvorsitzende                 Allgemein würde ich mir einen achtsa-        damit verbunden extremen Aufheizung
                                                               der SDW NRW, Marie Luise                      meren Umgang mit und im Wald sowie           des urbanen Raumes spielen Halden als
                                                                                                             mehr gegenseitigen Respekt wünschen.         Freiflächen beim Durchgrünungskon-
                                                               Fasse, die Situation des Wal-                 Dies betrifft zum einen die Konflikte        zept der Region eine enorm große Rolle.
                                                               des in der Metropole Ruhr.                    im Rahmen der intensiven Erholungs-          Und nicht zu vergessen: Halden mit
                                                                                                             nutzung, zum anderen aber auch das           ihren Landmarken haben für die Identi-
                                                                            Gespräch: Guido Schweiß-Gerwin   Verständnis für die notwendigen Pfle-        fi kation der Bürger mit ihrer Region
                                                                                                             gemaßnahmen im Wald.                         einen besonderen Stellenwert.
                                                               Frau Fasse, gibt es aus Ihrer Sicht in der

          Kultur geht immer.
                                                               Bevölkerung ein konkretes Bewusstsein         Inwieweit ist die Metropole Ruhr vom         Wie sieht aus Ihrer Sicht ein klimaresi-
                                                               für den Wert des Waldes?                      aktuellen Fichtensterben betroffen?           lienter Wald von morgen aus?
                                                               Aus meiner Sicht ja. Die Menschen haben       Die Metropole Ruhr hat insgesamt er-         Bunt und vielfältig! Nadelholzmonokul-
                                                               einen sehr emotionalen Zugang zum             staunliche 19 Prozent Wald, allerdings       turen kann es künftig nicht mehr geben,
                                                               Wald. Sie sehen, dass es ihm nach drei Tro-   sehr unterschiedlich verteilt. Meine Hei-    schon allein aus Gründen der Risikomi-

          Überall!
                                                               ckenjahren schlecht geht und das macht        matstadt Rheinberg am waldarmen Nie-         nimierung und auch der Biodiversität.
                                                               sie wirklich betroffen. Sie sehen den Wald    derrhein besitzt zum Beispiel gerade mal 3   Ich wünsche mir naturnah bewirtschaf-
                                                               als „ihren“ Wald, obwohl er zu über 50 Pro-   Prozent Wald, wohingegen die Stadt           tete Mischwälder aus drei bis fünf
                                                               zent privaten Waldeigentümern gehört.         Hagen mit 45 Prozent die waldreichste        standortgerechten und gruppenweise
                                                               Entsprechend betrachten sie alle forstli-     Großstadt Deutschlands ist. In den Groß-     gemischten Baumarten sowie zur Stabi-
                                                               chen Maßnahmen sehr kritisch, weshalb         städten der Kernzone liegt der Waldanteil    lisierung und ökologischen Aufwertung
                                                               eine begleitende, aufklärende Öffentlich-     meist zwischen 8 und 12 Prozent. Ebenso      einen breiten, stufig aufgebauten Wald-
                                                               keitsarbeit auch bei weniger gravierenden     heterogen ist die Baumartenverteilung,       rand mit heimischen Straucharten und
            www.kulturinfo.ruhr                                Pflegeeingriffen im Wald unumgänglich         denn höhere Fichtenanteile finden wir vor    seltenen Wildobstgehölzen.

                                                               Metropole Ruhr 01 | 21                                                                                                                  5
Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
Titelgeschichte

                       Der
                       Wert
                       des
            Waldes
     Waldgebiete im urbanen Raum sind wertvoll. Sie dienen Artenschutz und Biodiversität,
        filtern Kohlendioxid und Feinstaub aus der Luft und Nitrate aus dem Grundwasser.
           Den mit Abstand höchsten Wert jedoch spricht eine aktuelle Untersuchung der
    Erholungsleistung des Waldes zu. In der dichtbesiedelten Metropole Ruhr dienen Forstareale
     den Menschen als Freizeitraum. Sie sorgen für ein Plus an Lebensqualität und haben sich
       in der Corona-Pandemie zu einem wahren Zufluchtsort für Großstädter entwickelt.
                                               von Heike Reinhold

6                                                                                      01 | 21 Metropole Ruhr   Metropole Ruhr 01 | 21   7
Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
Titelgeschichte

                                                                                                                                         Die Haard
E
          in entspannter Spaziergang         an. Das Zusammenspiel von Natur und        Naturkapital wertschätzen                        Die Hügellandschaft im nördlichen Ruhrgebiet
                                                                                                                                         ist mit einer Gesamtwaldfläche von etwa 5.500 Hektar ein
          durch die Kirchheller Heide in     Gesellschaft fasziniert die Wissen-        Wie gut uns Menschen ein paar Stun-              beliebtes Naherholungsgebiet im Kreis Recklinghausen.
          Bottrop. Den Blick schweifen       schaftlerin besonders und so wählte die    den im Wald tun, haben die Bürgerin-
          lassen, durchatmen, zur Ruhe       gebürtige Hessin den Wald in der dicht-    nen und Bürger der Metropole Ruhr
kommen. Der japanische Trend des             besiedelten Metropole Ruhr als Untersu-    längst erkannt. Schon vor der Pandemie
„Waldbadens“ ist längst auch bei uns         chungsgebiet aus. Für eine Zusammen-       schätzten Naturliebhaber, Wanderer
angekommen. Während zu Hause Dis-            arbeit mit dem RVR entschied sich die      und Freizeitsportler die Forstgebiete an
tanzunterricht, die Arbeit im Homeof-        junge Frau aber noch aus einem anderen     der Ruhr. Mit Beginn der Corona-Krise
fice und ein aus den Fugen geratenes Fa-     Grund: „Der RVR-Eigenbetrieb Ruhr          hat sich das Bedürfnis nach Freizeit im
milienleben zu koordinieren sind, bieten     Grün operiert bereits öffentlich mit dem   Grünen dann um ein Vielfaches erhöht:
Wälder eine willkommene Auszeit vom          Begriff der Ökosystemleistungen. Eine      An Werktagen sind etwa doppelt so
Alltag. Wer mehr Aktivität sucht, ver-       solche Gewichtung ist bislang bei den      viele, an Wochenenden sogar bis zu vier-
ausgabt sich beim Mountainbiken in der       wenigsten Forstbetrieben zu finden“,       mal so viele Besucher in den weitläufi-
Haard im Kreis Recklinghausen oder er-       sagt Carla Paul.                           gen Waldgebieten des Ruhrgebiets un-
kundet mit den Kindern den Emscher-                                                     terwegs, schätzt der RVR. Neue Formen
bruch in Gelsenkirchen. Die Möglichkei-                                                 der Erholungssuche im Wald wie Geo-
ten der Entspannung sind vielfältig, die     Carla Paul                                 caching oder Mountainbiking bieten
                                             Die Forstoberinspektor-
Bedeutung urbaner Wälder für Erho-           Anwärterin hat 2020 in
                                                                                        spannende Erlebnisse und haben den
lung, Sport und Freizeitgestaltung ist       ihrer Masterarbeit einen                   Waldbesuch zu einem zeitgemäßen Frei-
nicht zu unterschätzen. Das weiß auch        neuen Blick auf den                         zeitspaß gemacht. „Das sollte gewür-
                                             Wert des Waldes in
Carla Paul, die 2020 mit ihrer Masterar-     der Metropole Ruhr
                                                                                          digt werden“, sagt Carla Paul und be-
beit an der Fakultät Ressourcenmanage-       geworfen.                                    rechnet in ihrer Untersuchung für die
ment der Hochschule für Angewandte                                                        Erholung, die der RVR-Wald Besuchern
Wissenschaft und Kunst (HAWK) in                                                          beschert, den mit Abstand höchsten
Göttingen einen neuen Blick auf den                                                        angenommenen monetären Wert.
Wert des Waldes in der Metropole Ruhr                                                       Werden alle berechneten Ökosystem-
geworfen hat. Um die enorme Wichtig-                                                        leistungen des Waldes addiert, ergibt
keit der vielfältigen Leistungen von                                                         sich in der Theorie ein jährlicher Ge-
Forstgebieten herauszustellen, berech-                                                        samtwert von 170 Millionen Euro.
nete die Wissenschaftlerin beispielhaft                                                        Rund zwei Drittel dieser Gesamt-
den materiellen und immateriellen                                                                  summe entfallen dabei auf die
Wert der Wälder, die sich im Besitz des                                                              Erholungsleistung des Wal-
Regionalverbands Ruhr (RVR) befinden.                                                                 des für die Öffentlichkeit.
Als einer der größten kommunalen                                                                               Das zeigt auch, wie
Waldbesitzer in Deutschland verfügt                                                                               enorm wichtig
der Verband über mehr als 15.000 Hektar                                                                            Wälder in bevöl-
Forstflächen, die viele Funktionen – so-                                                                            kerungsreichen
genannte Ökosystemleistungen (ÖSL) –                                                                                Regionen wie
erfüllen und sich auf unterschiedlichste                                                                             der Metropole
Art bezahlt machen. „Der Wald leistet                                                                                Ruhr sind.
Beiträge zum menschlichen Wohlerge-                                                                                Dabei wird vor
hen, die nicht nur von ökologischer, son-                                                                          allem die „sozi-
dern auch von hoher ökonomischer und                                                                               ale Funktion“
sozialer Bedeutung sind. Er trägt damit                                                                            des Waldes be-
einen großen Anteil zum individuellen                                                                             tont: Er trägt zur                                   DER RVR ALS WALDBESITZER
Wohlergehen, zur Leistungsfähigkeit                                                                               Lebensqualität                                       Etwa 17.500 Hektar Freiflächen gehören in der Metropole Ruhr dem Regionalverband Ruhr (RVR), davon sind rund
und zur Gesundheit vieler Menschen                                                                                bei, bietet Raum                                     15.400 Hektar forstliche Betriebsflächen. Diese werden von der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung RVR Ruhr Grün
bei“, betont die 26-Jährige, die aus einer                                                                       für Sport, sozialen                                   bewirtschaftet. Darunter fallen Wald- und Naherholungsgebiete wie die Kirchheller Heide in Bottrop, die Haard
Familie von Förstern stammt und aktu-                                                                           Austausch, Um-                                         und Hohe Mark im Kreis Recklinghausen oder die Üfter Mark im Kreis Wesel, Flora-Fauna-Habitat- und Naturschutz-
ell als Forstoberinspektor-Anwärterin                                                                           weltbildung und                                        gebiete wie die Bislicher Insel im Kreis Wesel oder der Beversee im Kreis Unna sowie rekultivierte Halden wie die
im Forstamt Hessisch Lichtenau tätig ist.                                                                      Erholung. Faktoren,                                     Halde Hoheward in Herten, die gemeinsam mit der Halde Hoppenbruch die größte Haldenlandschaft in Europa
Nach einem Bachelor in Forstwirtschaft                                                                     die auch während der                                        bildet, die Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen oder die Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn.
schloss sie den Masterstudiengang „Ur-                                                              Corona-Pandemie für eine
banes Baum- und Waldmanagement“                                                                     hohe Nachfrage sorgen. „Viele

8                                                                                                               01 | 21 Metropole Ruhr   Metropole Ruhr 01 | 21                                                                                                                            9
Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
Titelgeschichte

                                                                                                                                                                                                                                    denkt laut darüber nach, ob Versor-
                                                                                                                                                                                                                                    gungsunternehmen, die so offensicht-

                                                                                                                                                                                                            Üfter Mark
                                                                                                                                                                                                                                    lich von Leistungen des Waldes profitie-
                                                                                                                                                                                                                                    ren, nicht zukünftig eine entsprechende
                                                                                                                                                                                                                                    Vergütung zahlen sollten. „Wasserun-
                                                                                                                                                                                                                                    ternehmen profitieren nicht nur vom
                                                                                                                                                                                                                                    Wald an sich, sondern auch von den
                                                                                                                                                                                                                                    forstwirtschaftlichen Maßnahmen der
                                                                                                                                                                                                                                    Forstbetriebe. In Wasserschutzgebieten
                                                                                                                                                                                                                                    beispielsweise wird der Laubholzanteil
                                                                                                                                                                                                                                    bewusst erhöht, weil Laubbäume eine
                                                                                                                                                                                                                                    bessere Nitratfilterfunktion haben“, er-
                                                                                                                                                                                                                                    klärt die Fachfrau und verweist darauf,
                                                                                                                                                                                                                                    dass Wasserversorger im benachbarten
                                                                                                                                                                                                                                    Niedersachsen diesbezüglich bereits ver-
                                                                                                                                                                                                                                    einzelt Zahlungen an Forstbetriebe leis-
                                                                                                                                                                                                                                    ten. Ebenfalls untersucht, aber nicht

     Kirchheller Heide
                                                                                                                                                                                                                                    monetär bewertet, hat Carla Paul Leis-
                                                                                                                                                                                                                                    tungen wie Luftbefeuchtung und Tem-
                                                                                                                                                                                                                                    peraturregulierung durch den Wald –
                                                                                                                                                                                                                                    zwei Funktionen, die gerade für die
     Das großräumige Waldgebiet rund um den Heidesee                                                                                                                                                                                urbane Gesellschaft von enormer Wich-
     grenzt südlich an Oberhausen und Bottrop.                                                                                                                                                                                      tigkeit sind: „Wälder, Stadtparks und
                                                                                                                                                                                                                                    sogar auch Einzelbäume können im
 Menschen wissen mittlerweile, wie kost-       den. Es geht darum, ein Bewusstsein für      zu. „Die verantwortungsvolle und nach-                                                                                                  Sommer Wärmeinseln in den Städten
 bar der Wald ist“, ergänzt die angehende      den Wert des Waldes als Erholungsort zu      haltige Nutzung unserer Wälder kann                                                                                                     reduzieren und für angenehm kühle
 Forstoberinspektorin. Den monetären           schaffen. Wir müssen lernen, dieses wich-    einen wichtigen Beitrag zum Klima-                                                                                                      Luft sorgen.“
 Wert all dieser Leistungen berechnet sie      tige Naturkapital wertzuschätzen. Nur        schutz leisten. Während des Baum-
 auf der Grundlage von wissenschaftli-         dann kann der Wald gezielt erhalten und      wachstums wird der Atmosphäre CO2                                                                                                       Artenschutz und Biodiversität
 chen Untersuchungen: „Viele Studien der       gepflegt werden.“                           entzogen. Das ist unter anderem in                                                                                                       Die ohne Frage bedeutendste Leistung des
 letzten Jahre untersuchen, was Menschen                                                   Großstadtregionen wichtig. Gleichzeitig                                                                                                  Waldes nach der Erholungsfunktion für
 bereit sind, für einen Waldbesuch zu zah-     Nachwachsender Rohstoff                     wird der Kohlenstoff im Holz über Jahr-                                                                                                  den Menschen ist für die Wissenschaft­
 len. Diese Studien habe ich ausgewertet       Einnahmen aus dem Verkauf von Holz          zehnte hinweg gebunden“, betont Carla                                                                                                    lerin der Erhalt der biologischen Vielfalt.
 und Durchschnittswerte mit Blick auf die      sowie aus der Jagd und Pacht sind bis-      Paul. Durch die Verwendung von Holz-                                                                                                     „Allein in Deutschland werden mittler-
 Anzahl der Menschen im Ruhrgebiet und         lang die einzigen tatsächlich in Wert       produkten werden jährlich mehrere                                                                                                        weile zwei Drittel aller Arten als gefähr-
 die zur Verfügung stehenden Waldflä-                                                      ­M illionen Tonnen von Treibhausgasen                                                                                                    det eingestuft. Unsere heimischen Wälder
 chen ermittelt.“ Infrastrukturleistungen         ,,DIE VERANT­-                            vermieden. „Hier gilt es, in der Bevölke-                                                                                               bieten als vielschichtiges und komplexes
 von Forstbetrieben, wie beispielswiese die                                                 rung ein Bewusstsein für die Bedeutung                                                                                                  Ökosystem Lebensräume für bis zu 10.000
 Bereitstellung von Parkplätzen, Wegen           WORTUNGSVOLLE                              einer verantwortungsvollen nachhalti-                                                                                                   verschiedene Tier- und Pflanzenarten.
 und Schutzhütten, spielen in dieser Be-        UND NACHHALTIGE                             gen Holznutzung aus heimischen Wäl-                                                                                                     Ihre Bedeutung für Artenschutz und Bio-
 rechnung keine Rolle. Dennoch kommt                                                        dern zu schaffen“, ergänzt die 26-Jährige.                               Das Naturerlebnisgebiet an der Stadtgrenze zu Schermbeck       diversität ist enorm“, sagt die Naturlieb­
 Carla Paul zu folgendem Schluss: Würden        NUTZUNG UNSERER                                                                                                         und Dorsten bietet die Möglichkeit zu Wildbeobachtungen.
                                                                                                                                                                                                                                    haberin und richtet an alle Waldbesucher
 Waldbesitzer wie der RVR für das Betreten     WÄLDER KANN EINEN                           Filter für Luft und Wasser                                                                                                               den Appell, die vorgegebenen Wege nicht
 ihrer Wälder wie ein Museum Eintritt                                                      Der Wald kann aber noch mehr. Forstge-           flächen Stickoxide durch die Blattöff-       werden“, macht Carla Paul deutlich und     zu verlassen. Für die Zukunft, so Carla
 nehmen, so ließe sich mit Blick auf die Er-   WICHTIGEN BEITRAG                           biete, aber auch einzelne Bäume und              nungen auf“, weiß die Försterin. Insge-      verweist auf die Reinigungswirkung des     Paul, sei eine naturgemäße Waldbewirt-
 holungsfunktion des Waldes die Summe           ZUM KLIMASCHUTZ                            ­A lleen im urbanen Stadtraum sind ein           samt gelte daher eine Mischung aus           Waldbodens. Zum Hintergrund: Der RVR       schaftung extrem wichtig: „Aus Mono­
 von 112 Millionen Euro im Jahr erwirt-                                                     wichtiger Aktivposten im Kampf gegen            Laub- und Nadelhölzern als besonders         verfügt im Ruhrgebiet über gut 2.500       beständen müssen Mischwälder werden.
 schaften. Dies ist der Wert, den die Men-           LEISTEN.“                              gesundheitsgefährdenden Feinstaub. Sie          effektiver (Luft-)Schadstofffilter. Auch     Hektar Wasserschutzgebiet, die einen       Wir brauchen einen artenreichen und
 schen in der Metropole Ruhr theoretisch                     Carla Paul                     können als Zwischenspeicher fungieren           beim Trinkwasser übernimmt der Wald          hohen Beitrag zur Trinkwasserreini-        vielfältigen Wald mit vielen verschiede-
 bereit wären, für den Waldbesuch zu zah-                                                   und so zu einer Minderung der Luft-             eine Filterleistung, die vielen nicht be-    gung und somit zur Wasserversorgung        nen Baumarten in verschiedenen Schich-
 len, schätzt die Wissenschaftlerin. Ein be-   ­ esetzten Leistungen des Waldes. Beide
                                               g                                            schadstoffe beitragen. „Feinstaub lagert        wusst ist. „Der Nitratgehalt des Grund-      in der Region leisten. „Besonders das      ten und eine natürliche Verjüngung. Es
 achtlicher Wert. Aber keine Sorge: Auch in    zusammen machen nur einen geringen           sich auf rauen Blättern und Nadeln der          und Trinkwassers darf nach EU-Vorga-         große zusammenhängende Wasser-             liegt jetzt in den Händen der Forstbe-
 Zukunft werden Besucher in den Wäldern        Anteil am errechneten Gesamtwert             Pflanzen ab. Immergrüne Nadelbäume              ben einen Grenzwert von 50 mg/l nicht        schutzgebiet in der Haard ist eine wich-   triebe, den Wald auf den Klimawandel
 des RVR keinen Eintritt zahlen oder mit       aller Ökosystemleistungen aus. Den-          wie Douglasien sind dafür besonders             überschreiten. Dieser Grenzwert kann         tige Waldfläche, die Wasserversorgern      vorzubereiten, dann werden wir in 50 Jah-
 beschränktem Zutritt rechnen müssen.          noch kommt dem nachwachsenden                gut geeignet. Gleichzeitig nehmen vor           dank der Durchmischung mit unbelas-          Kosten für chemische Aufbereitungsan-      ren hoffentlich wieder einen gesunden
 „Hier soll niemand zur Kasse gebeten wer-     Rohstoff Holz eine erhebliche Bedeutung      allem Laubbäume mit glatten Blattober-          tetem Wasser aus Wäldern eingehalten         lagen erspart“, sagt die Försterin und     Wald haben.“

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Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
Land & Leute

                                                                                                                                                                              Natur gemeinsam erleben
                                                                                                                                                                              Auch Juliane Saebel konnte in den vergangenen Jahren eine
                                                                                                                                                                              zunehmende Naturentfremdung beobachten: „Einmal im Jahr
                                                                                                                                                                              finden im vierten Schuljahr bundesweit die Waldjugendspiele
                                                                                                                                                                              statt. Für viele Kinder ist dies der erste Waldbesuch ihres Le-
                                                                                                                                                                              bens. Sie sind überwältigt von der Stille und dem Geruch der
                                                                                                                                                                              feuchten Luft. Außerdem ist es ein unvergessliches Erlebnis für
                                                                                                                                                                              viele von ihnen, die Tiere der heimischen Fauna in unserer
                                                                                                                                                                              ‚Rollenden Waldschule‘ hautnah zu erleben.“ Die immer größer
                                                                                                                                                                              werdende Distanz zur Natur führt die 39-Jährige unter ande-
                                                                                                                                                                              rem auf das wachsende Angebot an digitalen Spielen und Erho-
                                                                                                                                                                              lungsmöglichkeiten zurück. Die Corona-Pandemie habe zum
                                                                                                                                                                              Glück zu einem Umdenken geführt. „Ich freue mich darüber,
                                                                                                                                                                              dass Familien den Wald wieder für sich entdecken“, sagt Juliane
                                                                                                                                                                              Saebel. „Denn er bietet ein spannendes Lernumfeld, um theo-
                                                                                                                                                                              retisches Wissen zu veranschaulichen und Kindern beispiels-
                                                                                                                                                                              weise das Prinzip der Fotosynthese vor Ort zu erklären.“

                                                                                                                                                                              Blick nach vorn
                                                                                                                                                                              Um das neu entfachte Interesse an der Umwelt aufrechtzuhal-

                                                                                                          D
                                                                                                                                                                              ten und die Sinne der Naturinteressierten weiter zu schärfen,
                                                                                                                     er Wald erlebt dank der pandemiebedingten Kon-           bieten die RVR-Besucherzentren NaturForum Bislicher Insel,
                                                                                                                     taktbeschränkungen gerade ein Comeback: Spazier-         Haus Ripshorst in Oberhausen, Hoheward in Herten und der
                                                                                                                     gänge sind zu einer willkommenen Abwechslung             Heidhof in Bottrop – soweit es die Pandemie zulässt – voraus-
                                                                                                                     vom Homeoffice-Alltag geworden, Sportinteres-            sichtlich ab April wieder umwelt- und waldpädagogische
                                                                                                          sierte kommen beim Joggen und Mountainbiking auf ihre               Exkursionen und Aktionen an. Auch Dr. Ilka Weidig ist optimis-
                                                                                                          Kosten, Kinder und Hunde toben sich fern von Lärm und Ver-          tisch, dass das Angebot auf der Bislicher Insel wieder aufge-
                                                                                                          kehrschaos aus. „In Ballungsgebieten wie der Metropole Ruhr         nommen werden kann: „Die meisten unserer Führungen fin-
                                                                                                          gewinnt der Wald zunehmend an Bedeutung“, weiß Juliane              den an der frischen Luft statt, weshalb ich frohen Mutes bin,
                                                                                                          Saebel, die als Fachbereichsleiterin bei RVR Ruhr Grün auch         dass wir bald wieder in kleinen Gruppen zu den Beobachtungs-
                                                                                                          für die Wald- und Wildnispädagogik zuständig ist. „Deshalb          hütten wandern und Vögel in der Auenlandschaft beobachten
                                                                                                          möchten wir den Menschen die Ressource Natur näherbrin-             können.“ Und für alle, die die verbleibende Zeit sinnvoll nutzen
                                                                                                          gen und sie in Zeiten des Klimawandels für einen bewusste-          möchten, hat die Biologin noch einen Tipp: „Suchen Sie sich
                                                                                                          ren Umgang mit unserem Ökosystem sensibilisieren. Das               einen nahe liegenden Ort in der Natur, an den Sie in regelmäßi-
                                                                                                          kann beim Bau eines Vogelhäuschens genauso geschehen wie            gen Abständen zurückkehren können. Entdecken Sie gemein-
                                                                                                          bei einer Kräuterwanderung – denn der Spaßfaktor steht un-          sam mit Ihren Kindern Veränderungen, analysieren Sie Bäume
                                                                                                          serem Bildungsanspruch nicht im Wege“, erklärt die studierte        und Pflanzen mithilfe von Apps und fotografieren Sie Frühblü-
                                                                                                          Forstwirtschaftlerin.                                               her und erste Knospen. Spätestens im direkten Vergleich der
                                                                                                                                                                              Bilder werden Sie sehen, dass es auch in der näheren Umgebung
                                                                                                          Familiärer Lehrauftrag                                              viel zu entdecken gibt.“
                                                                                                          Dass vielen Kindern und Erwachsenen das Gespür für die Natur

     Den Wald
                                                                                                          abhandengekommen ist, weiß auch Dr. Ilka Weidig. Die Biolo-
                                                                                                          gin leitet das RVR-NaturForum Bislicher Insel am Niederrhein
                                                                                                          und bietet Führungen und öffentliche Exkursionen in das um-
                                                                                                          liegende Natur- und Vogelschutzgebiet an. „Die teilnehmenden
                                                                                                          Gruppen könnten nicht verschiedener sein“, berichtet die Sons-

      verstehen
                                                                                                          beckerin. „Vom Bio-Leistungskurs bis zur Betriebsfeier ist alles
                                                                                                          dabei.“ Auffällig sei vor allem der zunehmende Mangel an
                                                                                                          Natur- und Artenkenntnissen. „Die Lehrpläne in den Schulen
                                                                                                          haben sich über die Jahre verändert und der Stand der Tier- und
                                                                                                          Pflanzenkenntnisse ist zunehmend vom privaten Umfeld ab-
                                                                                                          hängig. Es ist daher schon vorgekommen, dass ein Zehnjähriger
                                                                                                          nicht eine einzige Vogelart benennen konnte und obendrein
                                                                                                          glaubte, dass sich Gänse von Brot ernähren.“ Kinder, die hinge-
     Die heimischen Wälder erfreuen sich während der anhaltenden Pandemie großer Be-                      gen regelmäßig mit ihrer Familie wandern gehen, sind Gleich-
     liebtheit. Eine Riesenchance, um den Menschen die Bedeutung der Natur zu vermitteln.                 altrigen oft einen Schritt voraus. Die Leiterin des Besucherzent-
            von Diana Ringelsiep                                                                          rums appelliert deshalb an die Eltern und Großeltern, Ausflüge
                                                                                                          in die Natur zu unternehmen und Kindern ein Gespür für diese        Am RVR-Besucherzentrum Haus Ripshorst in Oberhausen
                                                                                                          zu vermitteln.                                                      gibt es zahlreiche umweltpädagogische Angebote.

12                                                                               01 | 21 Metropole Ruhr   Metropole Ruhr 01 | 21                                                                                                                 13
Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
Land & Leute

       Ruhreichen
       für Fernost
       Holz aus den Wäldern der Metropole Ruhr ist auch international ein begehrter Rohstoff.
       Franzosen und Niederländer nutzen es für den Fass- und Schiffsbau. Der größte Teil des
       Roteichenstammholzes wird jedoch nach Fernost exportiert.
                 von Heike Reinhold

 Z
                um Ersten, zum Zweiten und     Niederlanden sind immer auf der
                zum Dritten!“ Mit einem lau-   Suche nach krummem Eichenholz für                                                                               BAUMARTEN DER
                ten Knall saust der Hammer     den Schiffsbau. In beiden Fällen han-                                                                           METROPOLE RUHR
                des Auktionators auf den       delt es sich jedoch um die Abnahme
                                                                                                                                                               Zwei Drittel der Bäume im Ruhrgebiet sind
     Tisch. Es sind jedoch weder Gemälde       kleiner Mengen. Rund 50.000 Festme-                                                                             Laubbäume. 21 Prozent aller Baumarten
     noch edle Schmuckstücke, die hier den     ter Holz aus den Wäldern des Regional-                                                                          entfallen auf die Eiche, 20 Prozent auf
     Besitzer wechseln, sondern hochwertige    verbands Ruhr (RVR) werden im Jahr                                                                              die Buche. Bei den Nadelhölzern sind es
     Baumstämme, darunter auch vier            eingeschlagen. Im Sinne der nachhalti-                                                                          11 Prozent Fichte und 23 Prozent Kiefer
     Stämme aus den Wäldern der Metropole      gen Forstwirtschaft wird dabei nicht                                                                            (Stand 2014). Mit 23 Prozent ist der hohe
     Ruhr. Normalerweise sind es gut 30        mehr Holz geerntet als wieder nach-                                                                             Kiefernanteil im Vergleich zum Land Nord-
     Festmeter Eiche aus dem Ruhrgebiet,       wächst. Die Menge des jährlichen Hol-                                                                           rhein-Westfalen mit nur 11 Prozent auffal-
     die bei der Wertholzversteigerung im      zertrags an der Ruhr hat sich über die                                                                          lend. Gerade in nördlichen Waldgebieten
     münsterländischen Appelhülsen unter       Jahre also nicht verändert, wohl aber                                                                           wie der Haard, der Hohen Mark und der
                                                                                                                                                               Üfter Mark ist die Kiefer überdurchschnitt-
     den Hammer kommen. Pandemiebe-            die Käuferschaft. Während heimische
                                                                                                                                                               lich vertreten.
     dingt fand die Traditionsveranstaltung    Firmen nach wie vor die Abnehmer
     in ihrem 56. Jahr jedoch in Form einer    von Stiel- und Traubeneiche sind, wird
     Submission statt. Und so fiel Ende Feb-   der komplette Bestand an Roteichen-
     ruar auch der Beitrag aus den Ruhr-       stammholz mittlerweile nach China
     wäldern deutlich geringer aus als in      exportiert, weiß Kersten Blaschczok,
     den Vorjahren.                            Forstdirektor beim RVR, zu berichten.
                                               Roteichenstammholz aus dem Ruhr-
 Roteiche als Exportschlager                   gebiet beispielsweise wird mit großen
 Die Versteigerung ist für die hohe Quali-     Containerschiffen nach Asien trans-
 tät ihrer Hölzer und die erzielten Preise     portiert, dort zu Parkett oder Land-
 bekannt: Mitunter werden bis zu 1.500         hausdielen verarbeitet und findet nur
 Euro pro Festmeter geboten. Abnehmer          Monate später den Weg zurück auf den
 sind dabei nicht nur Holzkäufer aus           europäischen Markt. Ein Globalisie-      Spanplatten und Pellets weiterverar-
 Deutschland und dem benachbarten              rungsaspekt, der nachdenklich            beitet werden. Damit fördert nicht nur
 Ausland, sondern vor allem auch aus           stimmt.                                  langfristig verbautes Holz als CO2 -
 China. So erzielt das wertvolle Laubholz                                               Speicher den Klimaschutz, auch seine
 aus dem Ruhrgebiet trotz wirtschaftlich       Wertstoffkreislauf                       ressourceneffiziente Verwendung
 schwieriger Zeiten weiterhin hohe Er-         In der Metropole Ruhr steht nach wie     spricht für den Rohstoff. Während also
 löse. Vor allem das Interesse an Eiche ist    vor eine nachhaltige Waldbewirt-         der Export von Stammholz rund um
 groß, auch wenn dies nicht die Haupt-         schaftung an erster Stelle. Der Weg      den halben Globus eine zumindest
 holzart im Ruhrgebiet ist. Die Forstbe-       vom Baum zum Produkt ist dabei im        bedenkliche Klimabilanz aufweist,
 triebe haben über Jahre enge Kontakte         Idealfall ein geschlossener Kreislauf.   sorgen Forstbetriebe in der Metropole
 zu Abnehmern aus dem In- und Ausland          Resthölzer werden von den Sägewer-       Ruhr in Zusammenarbeit mit regiona-
 aufgebaut. Weinbauern aus Frankreich          ken selbst thermisch genutzt. Säge-      len Sägewerken und verarbeitenden
 kaufen regelmäßig Eichenholz für die          späne kommen als Einstreu für Milch-     Betrieben vor Ort für einen nachhalti-
 Fassproduktion. Spezialisten aus den          vieh zum Einsatz oder können zu          gen Wertstoffkreislauf.

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Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
Land & Leute

                                                                     Die Halde Hoheward in Herten mit dem Horizont-
                                                                 observatorium war auch eine Station des Megamarschs.

                                                                                                                            W
                                                                                                                                             ald und Wandern? Warum denn nicht? Es gibt
                                                                                                                                             schließlich auch ein Ruhrgebiet abseits der
                                                                                                                                             gängigen Klischees. Der immer noch viel ge-
                                                                                                                                             hörte Ausspruch „Was ist das grün hier!“
                                                                                                                            kommt ja nicht von ungefähr. Das Ruhrgebiet kann sich zwar
                                                                                                                            nicht mit einer waldreichen Region wie dem Sauerland oder
                                                                                                                            der Eifel vergleichen. Auch käme kein Touristiker auf den Ge-      Aber das ist nur die eine Seite, denn schauen wir an die Rän-
                                                                                                                            danken, das Ruhrgebiet mit Slogans wie „Naturerlebnis pur“         der des Ruhrgebietes, so gibt es sie sehr wohl, die ausgedehn-
                                                                                                                            oder „erfrischend natürlich“ zu bewerben. Muss aber auch           ten Waldgebiete. Da wäre zum Beispiel der Naturpark Hohe
                                                                                                                            nicht! Denn anders als in den deutschen Mittelgebirgen fängt       Mark mit der Haard und dem Dämmerwald oder das Ruhrtal
                                                                                                                            der Wald im Ruhrgebiet in den seltensten Fällen weder direkt       mit seinen bewaldeten Hängen. Und hier schließt sich dann
                                                                                                                            vor der Haustür an, noch fällt er einem in den Schoß. Stattdes-    der Kreis. Denn wer doch lieber die klassischen, naturnahen
                                                                                                                            sen will er gesucht und entdeckt werden. Das wiederum geht         Wanderangebote bevorzugt, von der anspruchsvollen Tages-
                                                                                                                            am besten auf Schusters Rappen.                                    wanderung bis hin zur Mehrtagestour, der wird hier fündig:
                                                                                                                                                                                               Etliche hochwertige Wanderangebote wurden jüngst eröffnet
                                                                                                                            Über 13 Halden musst du gehen                                      (zum Beispiel Baldeneysteig, Kettwiger Panoramasteig),
                                                                                                                            Obwohl ich ein Kind des Ruhrgebiets bin, habe ich meine ersten     stehen ab dem Frühjahr zur Verfügung (Hohe Mark Steig)
                                                                                                                            Wandermeriten abseits der Heimat in Mittelgebirgen und im          oder wollen altbekanntes Potenzial neu zeigen (zum Beispiel
                                                                                                                            Alpenraum gesammelt. Erst in den vergangenen Jahren habe           Ruhrhöhenweg, Georoute Ruhr). Darüber hinaus möchte der
                                                                                                                            ich begonnen, das Ruhrgebiet auf längeren Touren zu erwan-         Regionalverband Ruhr unter dem Label „wanderrevier.ruhr“
                                                                                                                            dern. Den vorläufigen Höhepunkt fand diese neue Leidenschaft       zukünftig weitere attraktive Wanderangebote bündeln bezie-
                                                                                                                            für das Wandern in heimischen Gefilden im vergangenen              hungsweise schaffen. Höchste Zeit also, das Ruhrgebiet bei
                                                                                                                            August. Ich stellte mich mit Freunden der Herausforderung,         den eigenen Wanderplanungen „auf dem Zettel zu haben“. Es
                                                                                                                            in 24 Stunden eine Strecke von 100 Kilometern zu erwandern.        ist nicht nur facettenreich, sondern vor allem wunderschön.
                                                                                                                            Ein Megamarsch durch das zentrale Ruhrgebiet unter dem             Und am Ende eines abwechslungsreichen Wandertages war-
                                                                                                                            Motto „Über 13 Halden musst du gehen“. Rückblickend eine der       tet dann die bereits gepriesene Currywurst. Verschlucken?
                                                                                                                            schönsten Erfahrungen sowohl meiner bisherigen Wanderkar-          Ausgeschlossen!
                                                                                                                            riere als auch des abgelaufenen Pandemie-Jahres. Die Einmalig-
                                                                                                                            keit, von (fast) jeder erklommenen Halde den gesamten Wege-
                                                                                                                            verlauf überschauen zu können, bietet kein noch so schöner
                                                                                                                            Fernwanderweg. Die Anmut, die (fast) jede Halde durch ihre
                                                                                                                            jeweilige Architektur und Inszenierung ausstrahlt, ist berüh-
                                                                                                                            rend. Die Seelenruhe, die sich mit der untergehenden Sonne
                                                                                                                            einstellt, verleiht der Wanderung eine mystische Atmosphäre,
                                                                                                                            die lange nachhallt. All dies bestätigt in der Überzeugung, dass
                                                                                                                            das Ruhrgebiet ein überaus lohnenswertes und in Teilen über-

        Dasselbe in Grün
                                                                                                                            wältigendes Wanderrevier ist.

                                                                                                                            Ausgedehnte Wälder
                                                                                                                            Kommen wir aber zurück zum Wald. Wie grün die Region ist,
                                                                                                                            muss mir niemand mehr erzählen. Dennoch zeigte der Blick
                                                                                                                            von den Halden während unseres Megamarsches einmal
              Das Ruhrgebiet ist eine dieser Regionen, von der alle zu wissen meinen,                                       mehr, welche Pracht und Ausdehnung die Wälder an Ruhr
                                                                                                                            und Emscher noch immer beziehungsweise schon wieder
              was sie vor Ort erwartet. Industriekultur und Fußball? Selbstverständlich!
                                                                                                                            haben. Durch einige dieser Wälder führte unsere 100-Kilome-
             Kumpelmentalität und Strukturwandel? Das passt! Halden und Fahrradwege?                                        ter-Tour. Der Köllnische Wald: idyllisch. Die Wälder des Em-
           Kann man so unterschreiben. Currywurst und Bier? Geht klar! Wald und Wandern?                                    scherbruchs: ursprünglich. Der Industriewald Rheinelbe: au-
                                                                                                                            ßergewöhnlich. Die Wälder legen sich nicht wie eine Decke
                        Oh, Entschuldigung. Haben Sie sich jetzt verschluckt?                                               über die gesamte Region, sondern zeigen sich wie die Flicken
                                                                                                                                                                                                 Ausführlicher Bericht zum Megamarsch:
                                                                                                                                                                                                 www.mein-ruhrgebiet.blog/13-halden-
                                              von Christoph Lottritz                                                        des berühmten Teppichs. Und genau darin liegt der Reiz. Man          megamarsch-durchs-ruhrgebiet/
                                                                                                                            verschwindet hier nicht für Stunden im Wald, sondern erlebt
                                                                                                                            eine Vielzahl heftiger Landschaftsbrüche, unterschiedlichster        Ein Überblick über das Wanderangebot der Region:
                                                                                                                            Kultivierungsgrade und spannender Perspektivwechsel. Ein             www.ruhr-tourismus.de/de/themen/wandern.html
                                                                                                                            Wandererlebnis der anderen Art. Alles, nur nicht langweilig.

16                                                                                                 01 | 21 Metropole Ruhr   Metropole Ruhr 01 | 21                                                                                                              17
Metropole Ruhr - Der Wert des Waldes
Freizeit

 Der Wald ruft!
 Neben zahlreichen Stadtparks genießen die Menschen in der Metropole Ruhr
 ihren Wald – eine Wildnis im urbanen Raum.
               von Jan Pass

 R
             und 800 Quadratkilometer bewaldete Fläche bieten den       rade momentan während der Corona-Krise für viele Menschen                                                                                                       Mein Ruhrgebiet
             perfekten Ausgleich zum Trubel der Urbanität und Digita-   wichtige Rückzugs- und Wohlfühlorte. Frische Luft, ausreichend                                                                                                  Der Blog von und für
             lität. Als eines der größten Ballungszentren Europas mit   Platz und jede Menge Angebote rund um Naturerlebnis, Nah-                                                                                                       Ruhrgebiet-Fans
     über fünf Millionen Einwohnern in 53 Städten verfügt die Metro-    erholung und Aktivität sind hier die entscheidenden Argumente.                                                                                                  Autoren aus der Region genauso wie Gast-
     pole Ruhr dennoch über gleich mehrere ausgedehnte Waldgebiete.     Neben den klassischen Waldgebieten bietet die Metropole Ruhr                                                                                                    autoren von außerhalb erzählen ihre Ruhr-
     Diese liegen oftmals unweit der Zentren der Region und sind ge-    zudem auch Wälder besonderer Art wie den Industriewald.                                                                                                         gebiets-Geschichten und Erlebnisse und
                                                                                                                                                Bewegen und Genießen
                                                                                                                                                                                                                                        geben unter den Kategorien Industriekultur,
                                                                                                                                                Die Waldpromenade ist ein besonderes Wander- und Naherholungsangebot, das
                                                                                                                                                                                                                                        Erlebnisse, Events, Genuss, Kultur, Rad
                                                                                                                                                entlang des Haardgrenzweges zwischen Marl und Oer-Erkenschwick verläuft und
                                                                                                                                                                                                                                        und Shopping Einblicke in diese junge und
                                                                                                                                                neben dem aktiven Naturerlebnis viel Wissenswertes über den Wald und seine Ge-          aufregende Destination. Außerdem viele
                                                                                                                                                schichte vermittelt. Neben der 5,5 Kilometer langen Hauptstrecke, die mit drei ge-      weitere Aktiv- und Erholungs-Angebote im
                                                                                                                                                mütlichen Aufenthaltsarealen gleichermaßen zum Verweilen und Genießen ein-              und um den Wald herum: eintauchen und
                                                                                                                                                lädt, ist zusätzlich ein drei Kilometer langer, barrierearmer Rundweg entstanden.       genießen unter
                                                                                                                                                Hier finden sich zahlreiche Bänke für eine Erholungspause oder einfach das Inne-        www.mein-ruhrgebiet.blog
                                                                                                                                                halten in diesem spektakulären Naturraum.
                                                                                                                                                www.rvr.ruhr, Stichwort: Waldpromenade

                                                                                                                                                Industriewald
                                                                                                                                                Erst eroberten sich die Stauden die stillgelegten Industrieareale des Ruhrgebiets zu-
                                                                                                                                                rück, dann folgten Birken, Weiden, Erlen und andere Bäume – zunächst vereinzelt,
                                                                                                                                                dann immer dichter. Irgendwann kamen Eichen und Ahornbäume dazu und es ent-
                                                                                                                                                stand ein völlig neues Ökosystem: der Industriewald. Neben den heimischen Arten
 Per pedes oder auf dem Pedelec?                                                                                                                fanden durch Gütertransporte oder schlicht den Wind auch nicht-heimische Arten
 Egal ob auf zwei Beinen oder zwei Rädern, bestens ausgebaute           cke quer durch das 5.500 Hektar große Gebiet. Hierbei lassen sich       aus fernen Ländern auf den brachliegenden Flächen ein Zuhause: Sommerflieder
 und beschilderte Hiking- & Biking-Trails versprechen ein akti-         durch Abkürzungen auch kleinere Runden fahren, sodass eine              und Japanischer Staudenknöterich aus Asien, Robinie, Nachtkerze und Goldrute
 ves Naturerlebnis. So zum Beispiel der „Haard on Tour“-Trail in        Feierabendrunde ebenfalls drin ist. Im sandigen Untergrund              aus Nordamerika, Schmalblättriges Greiskraut aus Südafrika. Auf dem UNESCO-
 gleichnamigem Waldgebiet. Als großer Rundkurs mit knapp                geht es über die Forstwege und bei insgesamt einigen Hunderten          Welterbe Zeche Zollverein oder dem Gelände der Kokerei Hansa wurden die neuen
 41 Kilometern Länge angelegt und im Sommer vergangenen                 zu bewältigenden Höhenmetern ganz schön in die Waden.                   Wälder für die Menschen der Region zu Lern- und Erholungsorten.
 Jahres eröffnet, fährt man auf einer naturverträglichen Stre-          www.radrevier.ruhr, Stichwort: Haard on Tour                            www.zollverein.de, Stichwort: Industriewald

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Kultur

 Die Ranger von
                                                                                                                                            Ranger werben für Verständnis                                      die er täglich viele Male geduldig zu erläutern versucht. Meis-
                                                                                                                                            „Wir verstehen jeden mit seinem individuellen Wunsch nach          tens mit Erfolg. Er weiß: Mit dem typischen Rangerhut und
                                                                                                                                            Erholung“, sagt Fischer. „Etwas Probleme machen uns aber die       dem Abzeichen am Arm repräsentieren er und seine Kollegen

 der Ruhr
                                                                                                                                            neuen Moden. Von einigen hatte ich bis vor kurzem auch noch        für die meisten Menschen die schönen Seiten der Natur. Ein
                                                                                                                                            nichts gehört.“ Bushcrafting zum Beispiel. Dabei werden            paar erklärende Worte über ruhebedürftige Jungtiere und
                                                                                                                                            Überlebenstechniken erprobt. Andere suchen beim Wald­              brütende Vögel bewirken bei Naturnutzern, die über die
                                                                                                                                            baden die extreme Nähe zu Bäumen und Pflanzen. Geocacher,          Stränge schlagen, schon viel. Hunde bleiben fortan an der
                                                                                                                                            die im Dickicht ihre Schätze suchen, gehören schon zu den          Leine, und wer am Wegesrand plötzlich seltene Pflanzen ent-
                                                                                                                                            Klassikern. Nur: Wer gerade beschäftigt ist, ein Survivalmes-      deckt, entwi-ckelt Verständnis für die Zerbrechlichkeit dieser
 In Deutschlands größter Metropole treffen Industrie und Natur aufeinander.                                                                 ser zu basteln, denkt in aller Regel nicht an die enorme Flucht-   viel genutzten Naturräume. „Gerade Kinder verstehen sehr
                                                                                                                                            distanz wildlebender Tiere. Marc Fischer hat das selbst erlebt:    schnell, wie wichtig es ist, aufeinander aufzupassen“, erzählt
 Die ausgedehnten Wälder sind die grüne Lunge des Ruhrgebiets und attraktive
                                                                                                                                            Vom Hochsitz aus hatte er einmal das Glück, einen prachtvol-       der 42-Jährige. Natürlich gebe es auch die unbelehrbaren „Pap-
 Erholungsorte für die Menschen. Ranger des Regionalverbands Ruhr (RVR)                                                                     len Mehrender zu beobachten. Das Tier äste friedlich nur we-       penheimer“, die zur Not ein Knöllchen in Kauf nehmen. Und
 ­helfen beim achtsamen Umgang mit der wertvollen Ressource.                                                                                nige Meter vor ihm und schien sich um ihn, der reglos dasaß,                       wenn – in einem dicht besiedelten Raum fast
                                                                                                                                            nicht zu scheren. Plötzlich aber schaute es kurz zur Seite und                          unvermeidlich – feiernde Jugendgruppen
           von Thomas Machoczek                                                                                                             preschte mit einem Mal von dannen. Erst viel später                                       am Abend überhandnehmen, sperren
                                                                                                                                            tauchte der Grund dafür auf: Damen, munter walkend                                          die Ranger auch schon einmal den

 S
                                                                                                                                            und plaudernd, mit ihren Wanderstöcken. „Das hat                                             Weg zum geschützten See oder auf
           ie brüten nicht! Es würde also keinen Nachwuchs           Natur und Erholung im Einklang                                         mir ziemlich eindrucksvoll gezeigt,                                                           die Halde. Zum Wohle von Mensch
           geben in diesem denkwürdigen Sommer 2020. Aber            „Auf dem Land wissen ja viele, wie sie sich im Wald und bei            warum es so wichtig ist, sich an ein                                                          und Tier gleichermaßen. Aber das,
           nicht Corona war schuld am zurückhaltenden Paar­          schwierigem Wetter zu verhalten haben“, sagt Marc Fischer, der         paar einfache Regeln zu halten“,                                                               sagt Marc Fischer, sind eher die
           ungsverhalten der prominenten Seeadler von der Bis-       seit dem vergangenen Jahr den markanten grünen Hut der Ran-            sagt er. Auf den Wegen                                                                         Ausnahmen.
 licher Insel, einer der wenigen naturnahen Auenlandschaften         ger-Gilde trägt. Im Ruhrgebiet mit seinen über fünf Millionen          ­bleiben, ist so eine Regel,
 Deutschlands. Erst war ihr Horst vom Baum gestürzt. Und             Menschen aber prallen Welten aufeinander: Die ehemaligen Berg-                                                                                                           Mittlerweile steht auch fest:
 dann rückten ihnen am neuen Ort noch achtlose Hundehalter           bauhalden, die wie ein künstliches Mittelgebirge aus der Stadt-                                                                                                             Die Seeadler sind geblieben.
 zu Leibe. Selbst für den König der Lüfte und seine Königin war      landschaft emporragen, sind nicht nur bei Spaziergängern und                                                                                                                  Und über ihren neuen
 das der Unruhe dann einfach zu viel. Nicht nur ausgewiesene         Drachenfliegern enorm beliebt. Mountainbiker kommen mittler-                                                                                                                   Horst wachen künftig die
 Naturschützer traf diese Nachricht ins grüne Herz. Denn dass        weile angereist, um sich die steilen Hänge herabzustürzen. Reiter                                                                                                              Ranger. In respekt­vollem
 die einzigen Seeadler weit und breit ausgerechnet hier hei-         und Hundebesitzer finden sich zunehmend neben Wanderern in                                                                                                              Abstand, versteht sich.
 misch wurden, im Nordwesten der Metropole Ruhr, erfüllt             den vielen grünen Oasen. Metropole Ruhr, das bedeutet, oft nur
 viele mit Stolz. „Dabei lebt bei uns eigentlich alles, was man in   wenige Kilometer voneinander getrennt, Industriestandorte,
 einem Wald erwartet“, weiß Marc Fischer, der als Ranger im          ­Gewerbe- und Wohngebiete, Verkehrsadern und immer wieder
 Ruhrgebiet Dienst tut. In seinen Revieren, den Wäldern und           Waldflächen, Erholungsräume von erstaunlicher Größe. Um die
 Wiesenlandschaften zwischen Xanten im Westen, Haltern im             verschiedenen Interessen miteinander in Einklang zu bringen, hat
 Norden, Hamm im Osten und Breckerfeld im Süden, tummeln              der Regionalverband Ruhr mit seiner Einrichtung RVR Ruhr Grün
 sich Rehwild, Rotwild, Schwarzwild, Füchse und Dachse ̶              schon vor 20 Jahren damit begonnen, Ranger einzusetzen. Sieben
 und eben auch Greifvögel. Sogar Biber wurden bereits wieder          sind es mittlerweile, die gemeinsam mit den Revierförstern ins­
 an der Ruhr gesichtet, jenem Fluss, an dem vor vielen Jahren         gesamt über fast 190 Quadratkilometer betreuen – eine Fläche,
 einmal die Industrie ihren Anfang nahm.                              fast so groß wie die Stadt Essen. Nur nicht so kompakt.

 Mit Weitsicht: Jürgen Grewer ist einer von sieben Ruhr-Rangern.

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Kultur                                                                                                                                          Ein Besuch im Rombergpark ist wie eine kleine Weltreise:
                                                                                                                                                 Auf der „Kleinen Talwiese“ wachsen Bergmammutbäume, die
                                                                                                                                                 sonst in der Sierra Nevada heimisch sind (großes Foto). Der
                                                                                                                                                 Sumpfzypressenteich ist ein Naturdenkmal. Die Bäume wach-
                                                                                                                                                 sen normalerweise in den Everglades in Florida (Foto links

 Testlabor für die
                                                                                                                                                 unten). Ein Blick über den „Großen Weiher“. Vorn blüht eine
                                                                                                                                                 Zierkirsche, im Hintergrund eine Magnolie (Foto rechts).

 Bäume der Zukunft
 Der Botanische Garten Rombergpark in Dortmund ist zu jeder Jahreszeit einen
 Besuch wert. Als viertgrößter botanischer Garten der Welt ist er aber nicht nur
 hübsch anzusehen. Dort werden auch Lösungen für das Grün von morgen gesucht.
            von Silja Mannitz

 B
            äume sind wahre Wunderwerke.        das Baumsammeln nicht länger nur den           tel beispielsweise pflanzte man eine Viel-
            Sie geben Landschaften eine         Adeligen vorbehalten. Gut situierte Fami-      zahl an Platanen, die heute noch das Bild
            Struktur und ein unverwechsel-      lien schenkten sich nun auch gegenseitig       des Viertels prägen.
            bares Gesicht, haben eine ganz      exklusive Pflanzen. Dadurch wurden die
 eigene Ästhetik und sind für uns Men-          Sammlungen immer umfangreicher und             Für ein lebenswertes
 schen auch in ökologischer Hinsicht unver-     es kamen mehr Raritäten hinzu, auch in         Ruhrgebiet
 zichtbar. Einer der schönsten Orte in der      Dortmund.                                      Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das
 Metropole Ruhr für eine Begegnung mit                                                         Team um Dr. Knopf heute vor dem Hinter-
 dem Kulturgut Baum ist der Botanische          1929 verkauften die von Rombergs ihren         grund der Klimaerwärmung. Wärmere,
 Garten Rombergpark. Hier wachsen über          Schlosspark an die Stadt. Zugleich wurde       niederschlagsreiche Winter und trockene
 5.000 unterschiedliche Gehölzarten aus         der in Innenstadtnähe befindliche und          Sommer setzen vielen Baumarten, die sich
 aller Welt – von der Ungarischen Eiche über    unter Platzmangel leidende Botanische          an der Ruhr lange wohlgefühlt haben, zu.
 Riesenmammutbäume bis hin zu Sumpf-            Garten in den Park verlegt. Das war die        Birken, Buchen und Fichten etwa haben es
 zypressen und dem aus China stammen-           Geburtsstunde für den Botanischen Gar-         zunehmend schwer. Daher wird jetzt ver-
 den Taschentuchbaum. Leiter Dr. Patrick        ten Rombergpark, der seither rund um die       stärkt erprobt, welche Pflanzen aus wär-
 Knopf erklärt: „Der Botanische Garten          Uhr kostenlos für die Bevölkerung geöff-       meren Gefilden in unseren Breitengraden
 Rombergpark beherbergt eine der größten        net ist. Das Pflanzensammeln wurde sys-        gut zurechtkommen. Dr. Knopf sagt: „Im
 Gehölzsammlungen der Welt. Sie ist inter-      tematischer mit dem Ziel, die Kollektion       Laufe der Jahrzehnte waren im Nose-Abo-
 national bekannt und schon durch ihr           immer weiter zu vervollständigen. Und          retum viele Lücken entstanden, die 2016
 hohes Alter bemerkenswert. Seit fast 200       das nicht nur der Schönheit wegen, son-        mit neuen Bäumen gefüllt wurden, die wir
 Jahren werden hier Bäume gesammelt, das        dern auch, um wichtige Erkenntnisse zur        jetzt genau beobachten. Nun testen wir,
 aber aus unterschiedlichen Gründen.“           Verbesserung der Lebensqualität im Ruhr-       wie Gehölze etwa aus dem Mittelmeer-
                                                gebiet zu gewinnen. Wie wichtig das da-        raum, dem südlichen Japan oder Mexiko
 Exoten als Statussymbol                        mals war, schildert Dr. Knopf: „Das Ruhr-      auf Abgase und das Klima bei uns reagie-
 Den Grundstein für die heutige Vielfalt        gebiet war zu Zeiten der Weimarer              ren und von welcher Art die Tiere am meis-
 legten ab 1820 die von Rombergs. Auf ihren     Republik stark industriell geprägt, die Luft   ten profitieren. Diese Suche nach dem
 Ländereien im heutigen Dortmunder              war dreckig und rußhaltig, außerdem gab        Baum der Zukunft treiben wir voran und
 Süden ließ die Adelsfamilie einen Land-        es kaum Bäume in der Innenstadt. Richard       wollen so einen Beitrag leisten, damit das
 schaftsgarten nach englischem Vorbild an-      Nose, der damalige Leiter des Botanischen      Ruhrgebiet weiterhin grün und lebenswert
 legen. Ein typischer Trend der damaligen       Gartens, war ein großer Baumfreund und         bleibt.“
 Zeit, wie Dr. Knopf erläutert: „Die Adeligen   wollte einen Beitrag leisten, um die Stra-
 haben exotische Bäume als Statussymbol         ßen zu begrünen und das Klima zu ver-          Der Botanische Garten Rombergpark gibt das
 gesammelt und wollten sich mit schönen         bessern. Im Nose-Aboretum ließ er 1.528        Wissen rund um Pflanzen im Rahmen von
 Parkanlagen profilieren. Die Linden, Bu-       Baum- und Straucharten pflanzen. Das           Veranstaltungen an Interessierte weiter. In
 chen und Exoten aus aller Welt, die im         Ziel: herauszufinden, welche Pflanzen          der aktuellen Corona-Situation ist das aller-
 Rombergschen Schlosspark gepflanzt wur-        trotz der damals harten Winter und der         dings nicht möglich. Wer Erholung und Ent-
 den, waren in der damaligen Zeit neu und       schlechten Luftqualität gut wuchsen.“ Die      schleunigung erleben, die Natur genießen,
 ungewöhnlich. Heute sind sie Standard in       Arten, die sich besonders gut entfalteten,     der Seele etwas Gutes tun und das eigene
 unseren Hausgärten.“ Im Zuge der Indus­        wurden anschließend zur Begrünung der          ­Immunsystem stärken will, ist auf dem
 trialisierung der folgenden Jahrzehnte war     Stadt genutzt. Im Dortmunder Kreuzvier-         ­Gelände aber jederzeit willkommen.

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Freizeit

 Ich glaub‘, ich                                                                                                                                                                                                                                   Sportlich:
                                                                                                                                                                                                                                                   Pilates im Schwerter Wald

 steh‘ im Wald!
                                                                                                                                                                                                                                                   Durchatmen, sich dehnen, strecken, Kraft tanken – der Wald
                                                                                                                                                                                                                                                   bietet dafür die perfekte Umgebung. Noch besser, wenn man
                                                                                                                                                                                                                                                   hier unter fachlicher Anleitung seine Fitness steigern kann. Seit
                                                                                                                                                                                                                                                   dem vergangenen Jahr ist der Ebberg in Schwerte-Westhofen
                                                                                                                                                                                                                                                   eine gute Adresse für Fitness unter Baumwipfeln. Regelmäßig
                                                                                                                                                                                                                                                   treffen sich hier Fitnessbegeisterte zum Pilates. Mehrmals pro
                                                             Auf bekannten und weniger bekannten Wegen                                                                                                                                             Woche finden auf der Wiese im Wald Kurse statt, manchmal
                                                                                                                                                                                                                                                   auch in Kombination mit Nordic Walking. Die besondere Atmo-
                                                             durch die bewaldete Metropole Ruhr.                                                                                                                                                   sphäre in der Natur und die frische Waldluft unterstützen das
                                                                                                                                                                                                                                                   gesundheitsorientierte Training. Neue Kursangebote soll es ab
                                                                                                                                                                                                                                                   April geben – wenn es die Corona-Lage erlaubt. Hinter dem
                                                                                                                                                                                                                                                   kostenpflichtigen Angebot der Sportkurse im Wald steht der
                                                                                                                                                                                                                                                   Veranstalter Waldmeister aus Dortmund.
                                                                                                                                                                                                                                                   www.waldmeister.dortmund.de

                                                                                                                                                                                                             Feinfühlig:
                                                                      Digital:                                                                                                        der Ameisenpfad in der Üfter Mark
                                                                      die App-Route durch den Revierpark                                                         Es kribbelt, es kitzelt, manchmal piekst es auch – ein Spaziergang über den Ameisen-
                                                                      Wischlingen                                                                             pfad in der Üfter Mark bei Schermbeck (Kreis Wesel) fordert die Sinne heraus. Im Ideal-
                                                                                                                                                             fall sollen Besucherinnen und Besucher den mehr als vier Kilometer langen Rundweg im
                                                                      Die Natur spielerisch mit dem Smartphone entdecken – dazu lädt die Route „Revier-
                                                                                                                                                                 RVR-Waldgebiet barfuß erleben. So lässt sich die Natur richtig erfühlen, beim Laufen
                                                                      park Wischlingen“ in der App Biparcours ein. Das Gerät lotst Entdeckerinnen und
                                                                                                                                                               über sandigen Waldboden, weiches Gras oder knisternde Kiefernnadeln. Keine Angst:
                                                                      Entdecker anhand einer digitalen Karte, Wegbeschreibungen und GPS über den
                                                                                                                                                               Die namensgebenden Insekten wohnen hier zwar auch, sind aber vor allem durch Info-
                                                                      Naturerlebnis-Rundweg. Dabei lösen sie Rätsel und andere Aufgaben. Einzelne Sta-
                                                                                                                                                                 tafeln am Wegesrand präsent. Sieben weitere Infostationen zeigen die Abdrücke von
                                                                      tionen beschäftigen sich unter anderem mit dem Unterschied zwischen Wiese und
                                                                                                                                                              Fuchs, Hase und Co. So wird der Ameisenpfad auch gut besohlt zum Erlebnis, zum Bei-
                                                                      Rasen, den Lebensräumen für Tiere und dem Entstehungsprozess einer Lichtung
                                                                                                                                                                 spiel in der nassen und kalten Jahreszeit. Damit körperlich eingeschränkte Menschen
                                                                      mitten im Wald. Zielgruppe sind Schulklassen der Sekundarstufe I, Kinder und
                                                                                                                                                                nicht auf eindrucksvolle Naturerlebnisse verzichten müssen, wurde auch ein barriere-
                                                                      Jugendliche ab elf Jahren, aber auch Erwachsene und Familien. Die benötigte App
                                                                                                                                                                freier Rundweg durch die Üfter Mark angelegt. Es gibt eine 4,4 Kilometer lange Route
                                                                      steht kostenfrei im Play- beziehungsweise App-Store zum Download zur Verfügung.
                                                                                                                                                                  mit einer tastbaren Wegekante und glatter Oberfläche sowie eine Strecke über rund
                                                                      Entwickelt wurde der Rundgang vom Regionalverband Ruhr (RVR).
                                                                                                                                                                   6,7 Kilometer mit sandigen Abschnitten und Steigungen. An zehn Erlebnisstationen
                                                                      www.revierparks.rvr.ruhr
                                                                                                                                                                                 erhalten Menschen mit Behinderungen Informationen über das Gebiet.
                                                                                                                                                                                                                               www.forst.rvr.ruhr

                                                                                                                                                                                                                          Friedlich:
                                                                                                                                                                                                                          der RuheForst Hagen
                                                                                                                                                                                                                          Ein Wald für den letzten Weg: der RuheForst Philippshöhe in Hagen. 2006 wurde
                                        Tierisch:                                                                                                                                                                         die Ruhestätte in der Natur als erster RuheForst Nordrhein-Westfalens eingerichtet.
          das Wildgehege Grutholz Castrop-Rauxel                                                                                                                                                                          In dem rund 57 Hektar großen Waldgebiet können Menschen zwischen altehrwürdi-
       Auge in Auge mit Hirsch und Ricke – so nahe kann man dem scheuen Wild sonst                                                                                                                                        gen Eichen, Buchen oder Bergahorn-Bäumen bestattet werden. Der Ort hat nichts
      nur selten kommen. Und diese Tiere sind echte Ruhrgebietler, ihr Lebensraum ist                                                                                                                                     mit einem herkömmlichen Friedhof gemein; Gräberreihen, Grabsteine und Schmuck
     das Grutholz in Castrop-Rauxel. Mitten im Ballungsraum, zwischen Autobahn und                                                                                                                                        sucht man hier vergebens. Die Verstorbenen werden in Holzurnen am Fuße der
      Gewerbegebiet, liegt das von einem Verein geführte Wildgehege im gleichnami-                                                                                                                                        Bäume bestattet, eine Tafel zeigt die Namen der hier Ruhenden an. Die Grabstätten
      gen Naturschutzgebiet. Aktuell leben hier fast 30 Sika- und Damhirsche. Auch 13                                                                                                                                     werden für jeweils 50 Jahre erworben. Mittlerweile wurden hier bereits mehrere
     Pfaue sind im gut vier Hektar großen Gehege zu Hause. Besucherinnen und Besu-                                                                                                                                        tausend Urnen beigesetzt. An zwei Andachtsorten inmitten der Bäume können An-
        cher dürfen die Tiere am Zaun mit Pellets und Mais aus den aufgestellten Auto-                                                                                                                                    gehörige zur Ruhe kommen. So ist ein fast spiritueller Ort inmitten der Natur ent-
        maten füttern. Eintritt muss nicht gezahlt werden, das Wildgehege ist jederzeit                                                                                                                                   standen, an dem man Abstand gewinnen kann. Zu erreichen ist der offene Ruhe-
     über die Waldwege zugänglich – auch während des Lockdowns. Gepflegt werden                                                                                                                                           Forst ausschließlich zu Fuß. Mittlerweile gibt es in der Metropole Ruhr einen zweiten
           Tiere und Gehege von Ehrenamtlichen. Die Kosten bestreitet der Verein aus                                                                                                                                      eingetragenen RuheForst in Selm im Kreis Unna sowie zwei RuhestättenNatur in
           Spenden, Mitglieds- und Patenbeiträgen sowie aus dem Erlös von Aktionen.                                                                                                                                       Haltern und Herten (Kreis Recklinghausen).
                                                    www.wildgehege-grutholz.de                                                                                                                                            www.ruheforst-hagen.de

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