Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen
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„Im Laufe der Geschichte war die Kirche immer genötigt, ihre Dienste neu zu ordnen, um den Herausforderungen einer geänderten Situation gerecht zu werden… Das galt auch für die diakonische Arbeit.“ (Landessuperintendent i. R. Axel Walter)
Vorwort 1 Dankbar bin ich dafür, dass es insbesondere Anfang und Mitte der 90er Jahre viele Menschen gab, die mutige Entscheidungen trafen. Ich denke an die Entscheidungen, bestimmte Arbeitsbereiche aufzubauen und neue Einrichtungen und Angebote zu etablieren. Und ich denke an die Entschei- dungen der Mitarbeiter in den Ministerien und Verwaltungsbehörden zur Finanzierung von neuen Pflegeheimen und dem Neubau oder Sehr geehrte Leserinnen und Leser, der Sanierung von Einrichtungen für Men- schen mit einer geistigen Behinderung bzw. am 10.12.1990 wurde der Diakonieverein psychischen Erkrankung. Nur durch das Güstrow e. V. durch Vertreter von Kirchge- Handeln dieser vielen Menschen - einschließ- meinden und weiteren Einzelpersonen lich der ehrenamtlichen Gremien - ist es gegründet. Damals wie heute steht in der möglich, dass der Diakonieverein zeitgemäße Satzung, dass der Diakonieverein eine Dienstleistungsangebote anbieten kann und kirchlich-diakonische Einrichtung ist, die sich ein wirtschaftlich solides Unternehmen ist. für die Zusammengehörigkeit von Verkündi- gung und Diakonie als Lebens- und Wesens- Den größten Anteil an dieser Entwicklung äußerung der Evangelischen Kirche einsetzt. haben die Mitarbeiter. Ohne Ihr Engagement Wie diese in der Satzung formulierte wäre der Diakonieverein nicht das, was er Aufgabe in den letzten 20 Jahren umgesetzt heute ist. Deshalb danke ich Ihnen herzlich für wurde, können Sie in dieser Chronik lesen. Ihre geleistete Arbeit. Die Feier zum 20-jährigen Bestehen des Lassen Sie uns gemeinsam den Weg in die Diakonievereins steht unter dem Motto „20 Zukunft gehen und den Diakonieverein Jahre Diakonie Güstrow – Gott sei Dank“. Ein weiterentwickeln, um Diakonie in zeitgemäßer anderer Slogan, der in der Vorbereitungsgrup- Form zu leben. pe besprochen wurde, lautete: „Gott sei Dank – 20 Jahre Diakonie Güstrow“. Auch er ist Dazu segne uns Gott und die Arbeit, die wir richtig, könnte aber als überheblich verstan- tun. den werden. Beide Sätze drücken unsere Dankbarkeit gegenüber Gott aus, dass im Diakonieverein seit 20 Jahren Menschen für Menschen arbeiten. Christoph Kupke, Vorstand
2 Inhaltsverzeichnis Diakonische Wurzeln in Güstrow 4 Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V. 6 Leben im Alter Pflege und Betreuung Feierabendhäuser in Güstrow 8 Domaltersheim 8 Haus Abendfrieden 10 Diakonie-Pflegeheim Am Rosengarten 11 Feierabendheim Frauenmark 13 Diakonie-Pflegeheim Röbel 13 Mühlenbruchsche Schenkung in Warin 15 Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee 16 Ludwig-Danneel-Haus in Ludwigslust 18 Diakonie-Pflegeheim Malchin 18 Schwestern auf Achse Diakonie-Sozialstation Güstrow 21 Diakonie-Sozialstation Schwaan 22 Diakonie-Sozialstation Teterow 24 Diakonie-Sozialstation Bützow 26 Diakonie-Sozialstation Röbel 28 Betreutes Wohnen Bad Sülze 29 Ambulanter Hospizdienst Christophorus 29 Sicherheit und Service Haus-Service-Ruf 30 Gemeinsam statt einsam Seniorenclubs Miteinander und Zuversicht 31 C@fe InterNet(t) 31
Inhaltsverzeichnis 3 Die Behindertenhilfe Wichernhof Dehmen 33 im Aufbau und Gründung der Behindertenhilfe im Wandel Kirchenkreis Güstrow e.V. 35 Wohnheim Kastanienstraße 37 Elisabeth-Haus in Werle 38 „Das Nest“ in Boitin 39 Perspektivwechsel in der Behindertenhilfe 40 Psychiatrieerfahrene Psychosoziale Einrichtungen Schloss Matgendorf 44 fordern uns heraus Psychosoziales Wohnheim Clara-Dieckhoff-Haus 46 Mut zur Veränderung Nachsorgeeinrichtung Haus Kastanienhof 49 Psychologische Beratungsstelle Bützow 52 Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung 53 Sucht- und Drogenberatung 55 Tages- und Begegnungsstätte Güstrow/Bützow 60 Gemeinsam Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) 62 schaffen wir‘s Unsere Kinder sind Evangelisch-integrative Kindertagesstätte Regenbogen 64 unsere Zukunft Frühförderstelle 66 AST – Das andere Jugendprojekt und Phönix e.V. 67 Jugendhilfestation 69 Jugendprojekt „Chance“ 69 Schulsozialarbeit 70 Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mutter-Kind-Kuren und Mütterkuren 70 Logopädische Praxis 70 Evangelisch-integrative Kindertagesstätte Um die Welt 70 Versorgung und Integra Güstrow GmbH 72 Leistung aus DSG Diakonie Service Gesellschaft mbH 75 nächster Nähe
4 Diakonische Wurzeln in Güstrow Diakonische Wurzeln in Güstrow Diakonische Arbeit lässt sich in seiner Siechenhaus an der Schnoienmauer als Geschichte bis zu den Anfängen des Chris- Zufluchtsstätte für Menschen erbaut, die für tentums zurückverfolgen. In Deutschland ihren Lebensunterhalt nicht allein sorgen gehen die Anfänge der Diakonie vor allem auf konnten. Im Hospital zum Heiligen Geist in der den Theologen und Erzieher Johann Hinrich Gleviner Straße wurden im vergangenen Wichern zurück. Ausschlaggebend war seine Jahrhundert Kranke, Schwache und Reisende Rede auf dem Kirchentag in Wittenberg im versorgt. In den christlichen Feierabendhäu- Jahre 1848. Er rief dazu auf, sich verstärkt der sern in der Burgstraße lebten von 1928 bis sozialen Not der Menschen in dieser Zeit zu 1997 ältere Menschen. Und in der Herberge widmen. Es wurde der Zentralausschuss zur Heimat – dem späteren Haus Abend- der Inneren Mission gegründet. Dies war die frieden – in der Schloßstraße gab es über Geburtsstunde der modernen Diakonie. So 60 Jahre lang eine kirchliche Pflegeeinrich- nahmen auch in Mecklenburg zur Mitte des tung. Auch das Clara-Dieckhoff-Haus hat 19. Jahrhunderts die ersten diakonischen eine lange diakonische Tradition. Die Jugend- Einrichtungen ihre Arbeit auf. In Güstrow fürsorgerin der Stadt war damals die Diako- wurde 1887 das städtische Armen- und nisse Clara Dieckhoff (1864-1946), die ein Heim für die Versorgung von Kindern 1913 in Armen- und Siechenhaus der Schützenstraße eröffnete. 1917 zog das an der Schnoienmauer Kostkinderheim in die Grüne Straße um und erhielt 1958 den Namen der Gründerin: Clara-Dieckhoff-Haus. Eine Wiederbelebung der diakonischen Arbeit, die in der Zeit des „Dritten Reiches“ einen massiven Einschnitt erfuhr, bot die Notsituati- on in Deutschland unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Oktober 1945 gründete sich unter Leitung des späteren Bundestags- präsidenten Eugen Gerstenmaier das Hilfswerk der evangelischen Kirche in Deutschland, um einen schnellen Wiederauf- bau arbeitsfähiger Strukturen zu erreichen. Dadurch kamen mit Ende des Zweiten Weltkrieges im September 1945 Diakonie- schwestern des Evangelischen Diakonie- vereins Berlin Zehlendorf e.V. nach Güstrow,
Diakonische Wurzeln in Güstrow 5 Diakonieschwestern leisteten von 1945-1960 Aufbauarbeit im Güstrower von Menschen wehrte sich die Diakonie mit Krankenhaus. ihren Diensten. um unter Leitung der Oberin Martha Wilkens Vor 1989 wurden in Mecklenburg alle Einrich- Aufbauarbeit im örtlichen Krankenhaus zu tungen der Diakonie zentral von der Ge- leisten. Bis 1960 war die Schwesternschaft schäftsstelle des Diakonischen Werkes - Inne- dort tätig. re Mission und Hilfswerk - der Evangelischen Kirchen in der DDR in Schwerin geleitet. Auch zu DDR-Zeiten gab es zahlreiche Mit dem Fall der Mauer und dem Zusammen- diakonische Aktivitäten und Einrichtungen. bruch alter Strukturen war es notwendig Die Diakonie in der DDR hatte es nicht immer geworden, die diakonische Arbeit neu zu leicht. Dennoch konnte Sie ihre Arbeit organisieren. Durch die Wiedervereinigung erhalten, entwickeln und in einigen Bereichen Deutschlands im Oktober 1990 wurde die sogar ausbauen. Ein Schwerpunkt lag in der Struktur der Freien Wohlfahrtspflege auch auf Betreuung und Förderung von Menschen mit die neuen Bundesländer übertragen. Die Behinderungen. Im Bereich der Behinderten- Leitungsstruktur des Diakonischen Werkes hilfe baute die Diakonie ihr größtes Arbeits- wurde dezentralisiert, damit begann die gebiet auf, denn gegen die Ausgrenzung „heiße Phase“ des diakonischen Neuaufbaus.
6 Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V. Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V. Auch im Kirchenkreis Güstrow trafen sich Vorstandsvorsitzender und Peter Ellermann Vertreter der Kirchgemeinden, die Leiter der aus Osnabrück als Geschäftsführer. Um diakonischen Einrichtungen und viele arbeitsfähig zu werden, musste eine Ge- Gemeindemitglieder am 10. Dezember 1990 schäftsstelle eingerichtet werden. Büroräume zu einer Gründungsversammlung im Gemein- wurden am Franz-Parr-Platz 9 gemietet. Am deraum des Domes. „Ein kleiner Vorberei- 19. April 1991 wurde der Diakonieverein des tungskreis hatte bereits in der Nacht zum 10. Kirchenkreises Güstrow e.V. in das Vereinsre- Dezember im Domaltersheim in der Kastani- gister beim Amtsgericht Güstrow unter der enstraße mit Herrn Seehase vom Diako- Nummer 157 eingetragen. Peter Ellermann nischen Werk Schleswig-Holsteins zusam- wurde schon vor der Gründung des Diakonie- mengesessen, um eine Satzung herauszu- vereins Güstrow e.V. vom Landesverband arbeiten“, erinnert sich Landessuperintendent eingesetzt, um landesweit Einrichtungen für i. R. Axel Walter. „Unser Hauptanliegen war die Diakonie zu gewinnen bzw. aufzubauen. es, Kirche, Gemeinde und Diakonie zusam- Dieses setzte er nun als Geschäftsführer für menzubringen.“ Zu DDR-Zeiten war das den Diakonieverein um. Kreisdiakonische Amt in Güstrow nur ein Zweig des Diakonischen Werkes – Innere Der Diakonieverein expandierte schnell. Auch Mission und Hilfswerk – der Evangelischen über den Kirchenkreis Güstrow hinaus wurden Kirchen gewesen. Eine enge Bindung zu den Einrichtungen durch die Aktivität Peter Eller- Kirchgemeinden gab es nicht. „Dass Kirche manns gewonnen. So wurden das Senioren- und Diakonie von nun an eng zusammenar- heim Dobbertin, das Alten- und Pflegeheim beiten sollten, hielten einige Pastoren für Neu Poserin, das Pflegeheim Zachow und das unangemessen“, erzählt Axel Walter. „Es Psychiatrische Pflegeheim Neu Damerow aus wurde die Frage gestellt, ob diakonische dem Landkreis Parchim übernommen. Auf- Arbeit wirklich eine Aufgabe der Kirche sei. grund des Kirchengesetzes wurden diese vier Viele hatten auch Bedenken, weil wir es bis Einrichtungen zum 31. Dezember 1994 an den dahin nicht gewohnt waren, im Vereinsdenken Diakonieverein des Kirchenkreises Parchim zu handeln. Es war ein hin und her. Doch trotz e.V. übergeben. mancher Skepsis entschied sich die Mehrheit für eine Gründung.“ Im September 1991 trat Kurt Voigt aus Hamburg, der zuvor für Rechtsfragen beim Damit war der Diakonieverein des Kirchen- Diakonischen Werk in Schwerin zuständig kreises Güstrow e.V. als der erste Diakonie- war, an die Stelle von Peter Ellermann. verein in Mecklenburg gegründet worden. Den Vorsitz hatten der damalige Landessuperin- Die Übernahme der Geschäftsführung durch tendent Axel Walter als ehrenamtlicher Dieter Merz, seit August 1993 als Leiter der
Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V. 7 Dieter Merz (3.v.l.) bei seiner Verabschie- dung im Februar 2009. Christoph Kupke trat am 1. Januar 2000 die Stelle des zweiten Vorstands an. Dieter Merz stationären Altenhilfe tätig, war der Beginn wurde nach seinem 16-jährigen Engagement einer andauernden Kontinuität in der Leitung im Diakonieverein Güstrow e.V. im Februar des Diakonievereins Güstrow e.V. Vier Jahre 2009 offiziell als Vorstand verabschiedet. nachdem Dieter Merz zum Geschäftsführer Nach zahlreichen Anläufen, seine Position neu ernannt wurde, berief ihn der Verwaltungsrat zu besetzen, entschied sich der Verwaltungs- zum Vorstand. „Die ersten Jahre des Diako- rat im März 2010, nach der über einjährigen nievereins waren eine steinige Wegstrecke“, Erfahrung mit Christoph Kupke als alleinigen sagt der damalige Landessuperintendent Axel Vorstand, dazu, auf einen doppelt besetzten Walter. „Ich kann nur dankbar feststellen, dass Vorstand zu verzichten. der Diakonieverein nicht auf der Strecke geblieben und in ein tiefes finanzielles Loch gefallen ist. Dies ist auch der Leitungstätigkeit zu verdanken. Dieter Merz hat nicht nur das getan, was sich rechnet, sondern was Menschen gut tut“, fügt er hinzu.
8 Pflege und Betreuung Leben im Alter Leben im Alter Pflege und Betreuung Feierabendhäuser in Güstrow Das älteste kirchliche Altersheim in Güstrow wurde 1928 als Feierabendhaus in der Burgstraße gegründet. Dem damaligen Propst Koch ist es zu verdanken, dass er einen offenen Blick für die Not und Einsamkeit vieler älterer Menschen hatte. Auf seine Initiative hin konnte zunächst ein Haus erworben und als Altersheim eingerichtet werden. Das Haus war damals bereits 250 Jahre alt und viel musste getan werden, bis am 1. September 1928 die ersten 14 Heimbewohner einziehen konnten. Die Leitung des Hauses wurde Emilie Lodders Die Mitarbeiterinnen der Feierabendhäuser übertragen, die als Malche-Schwester aus der im Jahr 1997. Frauenmissionsschule Bad Freienwalde dorthin gekommen war. Fünf Jahre später, im vier Häusern in der Burgstraße waren nur die Jahr 1933, konnte das zweite Haus dazu Nummern 15 und 17 als Feierabendhäuser in gekauft werden. So konnten 30 alte Men- Betrieb. Auch die Häuser 16 und 18 sollten schen dort ihren Lebensabend verbringen. Am umgebaut werden. Es gab bereits Entwürfe, 15. Oktober 1933 kam als zweite Betreuerin die jedoch nicht durchgeführt werden die Malche-Schwester Lina de Vries hinzu, konnten, weil die Gebäude unter Denkmal- und kurze Zeit später übernahm sie die schutz standen“, erzählt Lydia Bahr. Wegen Leitung. Insgesamt wurden die Feierabend- der schlechten baulichen Substanz zogen die häuser 42 Jahre lang von Malche-Schwestern 23 Bewohner aus den Feierabendhäusern im geleitet. Als Lina de Vries 1970 in den November 1997 in das Diakonie-Pflegeheim Ruhestand verabschiedet worden war, wurde Am Rosengarten um. Grete Möller, eine Mitarbeiterin der Feier- abendhäuser, die neue Leiterin. Ihr folgten Domaltersheim Diakon Kloth und Diakon Beyer. Ab Oktober 1982 leitete Lydia Bahr die Feierabendhäuser. Mit fünf Bewohnern in zwei Wohnungen 1985 kam das Haus Nummer 16 durch einen begann am 23. Juni 1950 der Betrieb des Tausch mit der Pfarrgemeinde zu den Feier- Pflegeheimes Domaltersheim. Gestiftet hatte abendhäusern hinzu. Die Burgstraße 18 wurde es der Güstrower Sattlermeister Reisener der 1988 durch die Eigentümer an die Feier- Güstrower Domgemeinde. Erbaut wurde das abendhäuser geschenkt. „Von den insgesamt Haus 1936. Die Gründung des Pflegeheimes
Leben im Alter Pflege und Betreuung 9 war das Ergebnis zahlreicher kirchlicher Aktivitäten, die insbesondere vom Dompredi- ger und Landessuperintendenten Sibrand Siegert ausgingen. Das Domaltersheim entwickelte sich zunächst nur zögerlich. Das lag daran, dass das Wohnungsamt Güstrow die Wohnungen in dem ehemaligen Wohnhaus für die kirchliche Nutzung nicht freigeben wollte. 1952 gab es erst zehn Heimbewohner. Ein Jahr später waren es bereits 21 Bewohner. 1967 wurde das Nebenhaus fertig gestellt und die Zahl der Plätze konnte auf 36 erhöht werden. Domaltersheim Seit dem 1. Juni 1991 führte der Diakonie- verein Güstrow e.V. die Einrichtung. Schnell wurde klar, dass das Domaltersheim auf anderthalbjährige Vorbereitungsphase mit Dauer nicht als Pflegeheim genutzt werden Bauanfragen, Finanzierungskonzepten bis konnte. Es entsprach nicht der Heimmindest- hin zu Ausschreibungen gegeben hatte. Die bauverordnung. Bausubstanz und technische eigentliche Planung sah zunächst vor, dass Voraussetzungen, die an die moderne zuerst der Neubau fertig gestellt werden Altenpflege gestellt werden, waren unzuläng- sollte, damit der Umzug der Bewohner lich. Und auch der Altenpflegeplan des erfolgen konnte. Dieses wurde jedoch vom Landkreises Güstrow sah die Schließung des Sozialministerium nicht genehmigt. Ab Beginn Hauses vor. Deshalb wurde das Domalters- des Jahres 1999 sollte die Baufreiheit heim dem Fachbereich der Behindertenhilfe gewährleistet sein, so dass man gezwungen zugeordnet, mit dem Ziel, das Gebäude zu war, die Einrichtung bis Mitte November zu einem Wohnheim für Menschen mit einer räumen. Für die Bewohner, die zum Teil schon geistigen Behinderung umzubauen. Dabei 15 Jahre lang im Domaltersheim gelebt wurde eine Konzeption entwickelt, die für die hatten, war dies nur schwer zu verkraften. Bewohnerinnen aus dem Elisabeth-Haus in Werle die Integration in die städtische Anfang März 2000 war das neue Wohnheim Gemeinde Güstrow vorsah. Am 1. Juli 1997 von den Bewohnerinnen aus dem Elisabeth- übergab die Leiterin des Pflegeheimes, Haus in Werle und den Bewohnern aus den Gudrun Schlack, die Leitung an Klaus Güstrower Feierabendhäusern bezogen wor- Weckwerth, dem Fachbereichsleiter der den. Behindertenhilfe. Bei der Wiedereinweihung am 23. Juni 2000 Der Um- und Neubau des Hauses konnte im erhielt die Einrichtung den Namen „Wohnheim Januar 1999 beginnen, nachdem es eine fast Kastanienstraße“.
10 Pflege und Betreuung Leben im Alter Haus Abendfrieden „Alte Menschen sollen ihren Lebensabend behütet verbringen“, sagt er und seine Augen Eine wechselvolle Geschichte hat das Haus leuchten noch immer bei den Gedanken an Abendfrieden in der Güstrower Schloßstraße. sein „Haus Abendfrieden“. „Feierabend gab 1590 wurde es als Wohnhaus für das es nicht.“ Herr Wintzer kannte in diesem Haus Güstrower Schloss erbaut. Um 1880 wurde jeden Stein und jeden Balken. „Ich bin ein das Gebäude zu einer Gaststätte und Wein- Handwerker und fasse lieber einen Hammer großhandlung umgewandelt. Ab 1912 hörte an als einen Stift.“ Als Hauseltern hatte das Haus auf, Gaststätte zu sein und diente Familie Wintzer eine Wohnung im Haus und als Mädchenmittelschule. Der Verein „Herber- sie waren rund um die Uhr zu erreichen. ge zur Heimat“ erwarb 1932 das Gebäude, „Wenn ich nicht im Dienst war, dann trug ich das somit in den Besitz der Kirche überging. keinen Kittel“, sagt Frau Wintzer und ergänzt: 1956 wurde es zum Altersheim „Abendfrie- „Ich war überall im Einsatz. Bei der Pflege der den“ umgestaltet. Diakon Dietrich Wintzer Heimbewohner war ich präsent, genau wie wurde 1964 der Heimleiter. beim Abwaschen in der Küche (Geschirrspüler gab es ja noch nicht). Da lernte ich die Mit- „Bruder Wintzer“, habe Landespastor arbeiter kennen und auch ihre Sorgen und Helmuth Kuessner seinerzeit gesagt: „Du Nöte.“ Die Wintzers waren die letzten Haus- gehst nach Güstrow und übernimmst das eltern bis zum Jahr 2000. „Wir waren keine Haus Abendfrieden.“ Da war der gelernte Heimleiter im herkömmlichen Sinne“, erläutert Tischler und Diakon gerade 28 Jahre alt, aber Dietrich Wintzer. „Wir waren die Hauseltern. es war selbstverständlich, dass er dorthin Jeder sollte sich bei uns geborgen, gut ging, wohin man ihn rief. So übernahm behütet, eben wie in einer großen Familie Dietrich Wintzer die Heimleitung für 35 Jahre. fühlen. Dies ist nur in kleinen Häusern möglich.“ Haus Abendfrieden Der neu gegründete Diakonieverein Güstrow e.V. übernahm am 1. Januar 1991 die Trägerschaft. Nach 35 Jahren Heimleitung verabschiedete sich Diakon Dietrich Wintzer in den Ruhestand. Am 1. Januar 2000 wurde Gudrun Schlack die Heimleiterin. So wie viele andere Einrichtungen, die zu DDR-Zeiten aus der Notlage heraus in ehemaligen Schlössern und Gutshäusern entstanden waren, entsprach auch das Haus Abendfrieden nicht der Heimmindestbauver- ordnung. Da ein Umbau nicht möglich war, entstand im Diakonieverein der Gedanke, für
Leben im Alter Pflege und Betreuung 11 das Haus Abendfrieden einen entsprechenden so groß. 1931 wurde die Schnoienmauer in Ersatzbau zu errichten. Doch durch die Ände- Schnoienstraße umbenannt und sechs Jahre rungen des Landespflegegesetzes im Jahr später das Armenhaus Schnoienstraße 2004 wurde eine entsprechende Förderung 20 a an die Stadt verkauft. Der „Hülfsverein“ ausgeschlossen. Daraufhin wurden Verhand- löste sich auf. 1945 nahm man Flüchtlinge auf lungen mit dem Krankenhaus Güstrow ge- und von 1947 bis 1948 mussten alle Bewoh- führt. Ziel war es gewesen, im Krankenhaus ner in das Güstrower Schloss umsiedeln, da eine Pflegestation unter anderem als Ersatz das Haus durch die sowjetische Armee für das Haus Abendfrieden zu nutzen. besetzt worden war. Zu DDR-Zeiten wurde Kurz vor Abschluss der Verträge wurde das das Pflegeheim Schnoienstraße 20 a eine Krankenhaus an die KMG-Gruppe verkauft. Außenstelle des Altenheimes Magdalenen- Da die KMG plante, im Güstrower Kranken- lusterweg. haus selbst eine Pflegeeinrichtung zu betreiben, konnte kein Mietvertrag abge- Am 1. März 1991 übernahm der neu gegrün- schlossen werden. Den Bewohnern des dete Diakonieverein Güstrow e.V. die Träger- Hauses Abendfrieden wurde angeboten, in schaft. 44 Pflegeplätze gab es damals in der die neue Einrichtung der KMG umzuziehen. Einrichtung, die von Gerda Herold geführt Im Mai 2005 erfolgte der Umzug in das neu wurde. Am 1. Juni 1992 übernahm Gudrun errichtete Seniorenheim Güstrow im KMG Schlack die Leitung. „Wetten, dass …? mit Klinikum. Das Gebäude in der Schloßstraße Thomas Gottschalk im März 1994 war der wurde verkauft. Auftakt zum Bau eines neuen Pflegeheimes. Diakonie-Pflegeheim Am Rosengarten Die Geschichte des Diakonie-Pflegeheimes Am Rosengarten begann im letzten Jahrhun- dert. Laut Stadtanzeiger vom 23. Juni 1887 stand das neu erbaute städtische Armenhaus an der Schnoienmauer in Güstrow zu jener Zeit kurz vor seiner Fertigstellung. Vor allem für Kranke, Alte und Schwache sollte das Armenhaus zu einer Zufluchtsstätte werden. In dem Haus gab es 19 Wohnungen für insgesamt 50 Personen, kleine Küchen auf den Etagen und Vorratskammern. Erster Träger des Hauses war der am 5. Mai 1887 neu gegründete „Hülfsverein“. Das Armen- haus wurde 1896 durch einen Anbau doppelt
12 Pflege und Betreuung Leben im Alter Diakonie-Pflegeheim Am Rosengarten und die soziale Betreuung neue Räume. Außerdem entstanden ein Frisörsalon, ein Acht Lehrlinge vom Zentralverband des Andachtsraum und ein großer Saal für deutschen Baugewerbes sollten einen Tor- Veranstaltungen. Im Ober- und Untergeschoss bogen schneller mauern können als acht wurden zwei neue Wohnbereiche geschaffen. Promis. Unabhängig vom Ausgang der Wette, die die Lehrlinge gewannen, war dies der Eine wesentliche Veränderung war die Ein- Startschuss für einen Neubau, den die führung eines Leitungsteams – Einrichtungs- Stiftung „Daheim in Heim“ initiiert hatte. Die leitung und Pflegedienstleitung – zum Grundsteinlegung fand am 24. Mai 1994 statt. 1. Januar 2004. Gudrun Schlack verließ zum Anschließend errichteten Lehrlinge aus ganz 31. März 2004 die Einrichtung. Daraufhin Deutschland den Rohbau des Gebäudes. Im wurde die Heimleitung von Henry Weber und Januar 1996 konnten die Bewohner aus dem Hanka Semler wahrgenommen. Gleichzeitig alten Gebäude in das neue Evangelische hatte Henry Weber diese Position im Diako- Altenpflegeheim „Am Rosengarten“ ziehen. nie-Pflegeheim Malchin inne. Zum 1. August Entstanden waren drei Wohnbereiche mit 2005 übernahm Bernd Lippert die Einrich- 81 Pflegeplätzen. Der leer gezogene Altbau tungsleitung. Er führt das Haus seitdem wurde im Anschluss daran komplett rekon- zusammen mit Pflegedienstleiterin Hanka struiert. Hier fand die Verwaltung, die Küche Semler.
Leben im Alter Pflege und Betreuung 13 Am 26. April 2007 erhielt die Einrichtung als Privatbesitz und wurde vollkommen restau- erstes Pflegeheim in der Region die Zertifi- riert. Es beherbergt heute ein Hotel. zierung nach DIN ISO EN 9001:2000. „Wir haben systematisch den Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems begonnen. Diakonie-Pflegeheim Röbel Jeder Arbeitsablauf und jede Dienstleistung wurde überprüft, beschrieben und verbes- Das Diakonie-Pflegeheim Röbel wurde 1957 sert“, sagt Hanka Semler. „Damit haben wir als Feierabendheim Tramnitz unter der ein hohes Maß an Transparenz und eine Trägerschaft des ehemaligen Landkreises bessere Struktur unserer Arbeit gewonnen“, Röbel mit 112 Plätzen erbaut. Der Vorgänger- ergänzt Bernd Lippert. bau war das Gutshaus Tramnitz, das als Außenstelle des Krankenhauses diente, Der Name Diakonie-Pflegeheim Am Rosen- jedoch im Oktober 1952 abgebrannt war. garten ist in Anlehnung an den etwa 100 Meter entfernten Rosengarten entstan- Ende der siebziger Jahre wurden zunehmend den. Jedoch war es für viele Bewohner nicht Suchtkranke in die Einrichtung eingewiesen. möglich, in diesen städtischen Garten zu Auch junge Menschen mit geistigen Behinde- gelangen. Deshalb entstand die Idee, direkt rungen nahm man seit Beginn der achtziger am Pflegeheim einen Rosengarten zu errich- Jahre im Haus auf. Sie kamen direkt aus den ten. Im Jahr 2008 wurde mit der Garten- Kinderkrankenhäusern. In den ersten Jahren planung begonnen. Ein Jahr später wurde das lebten sie mit den älteren Bewohnern in einem Gartenhaus aufgestellt und mit der ersten Wohnbereich zusammen. 1982 richteten die Bepflanzung Zeichen gesetzt. Am 25. Juni Verantwortlichen dann einen separaten Wohn- 2010 konnte der Rosengarten feierlich bereich mit individueller Tagesstruktur für die eröffnet werden. Bewohner mit Behinderungen ein. Am 1. Dezember 1990 begann Anka Schaeper Feierabendheim Frauenmark ihre Tätigkeit als Heimleiterin. Sie löste den langjährigen Heimleiter Franz Wendt ab, der in Das Feierabendheim Frauenmark im Land- den Ruhestand ging. kreis Parchim wurde 1860 als Gutshaus im Stil des Spätklassizismus errichtet und wurde Bald darauf wurden durch die Gründung der zu DDR-Zeiten als Altersheim genutzt. Werkstätten für Menschen mit Behinderungen die sogenannten förderfähigen Bewohner in Am 1. Januar 1991 kam die Einrichtung in die anderen Einrichtungen untergebracht. Von Trägerschaft des Diakonievereins Güstrow e.V. ursprünglich 17 Bewohnern blieben 13 im Da das Pflegeheim nicht mehr im Altenpflege- Pflegeheim. „Diese Strukturänderung erleich- plan des Landkreises vorgesehen war, wurde terte die Arbeit jedoch nicht. Im Gegenteil, es am 2. Dezember 1994 geschlossen. denn halfen die Bewohner sich bis dahin Seit 1996 befindet sich das Gebäude in auch gegenseitig, fehlte nun Personal. Diese
14 Pflege und Betreuung Leben im Alter Situation wurde zum Teil durch den Einsatz Voraussetzungen für das Bauvorhaben gege- von ABM-Kräften gemeistert“, berichtet Anka ben. Schnell wurden die Planungsunterlagen Schaeper. vom Architektenbüro Schneekloth erarbeitet, so dass schon Ende April 1996 die Vergabe Am 1. Oktober 1991 erfolgte die Übernahme der Bauleistungen erfolgen konnte. Bereits des Kreispflegeheimes Tramnitz durch den im September 1997 war der Neubau mit 82 Diakonieverein Güstrow e.V. Plätzen bezugsfertig. Im Altbau wurde der Umbau der Küche, des Saales und des Erste Pläne für einen Neubau des Pflege- Verwaltungstraktes weitergeführt. Zudem heimes entstanden 1992, da die Größe der wurden 27 Wohnungen für das Betreute Zimmer und die sanitären Anlagen nicht der Wohnen im alten Baukörper errichtet, die im Heimmindestbauverordnung entsprachen. Jahr 2000 bezogen wurden. Neu- und Altbau Auch ein Fahrstuhl war nicht vorhanden. Ende sind durch einen Glasbau miteinander 1995 lag der Zuwendungsbescheid des verbunden. Sozialministeriums vor und auch der Land- kreis ermöglichte Investitionen im Sinne des Der Umzug der suchtkranken Bewohner Investitionsvorranggesetzes. Damit waren die erfolgte kurz vor Vollendung des Neubaus im September 1997. Zur Freude dieser Gruppe Diakonie-Pflegeheim Röbel konnten alle zusammen in das neu eröffnete
Leben im Alter Pflege und Betreuung 15 „Heim für depravierte Alkoholiker“ in Neu Mühlenbruchsche Schenkung in Warin Stieten ziehen. Die Behindertengruppe zog mit in den Neubau. „Doch ein Mehr an Betreu- „Es ist für den Diakonieverein bedauerlich, ung konnte nicht realisiert werden“, sagt Anka dass es uns nicht gelungen ist, das Pflege- Schaeper. Erst im Jahr 2004, nach über 20 heim Mühlenbruchsche Schenkung in Warin Jahren Behindertenarbeit im Diakonie-Pflege- den heutigen Anforderungen anzupassen und heim Röbel, wurden zusätzliche Mittel zur zu erhalten“, sagt Christoph Kupke. „Doch Eingliederungshilfe genehmigt. „Es konnten von Anfang an wurde im Sozialministerium zwei zusätzliche Mitarbeiterinnen eingestellt darüber gesprochen, neben dem neu werden, was eine große Entlastung darstellte. erbauten Pflegeheim in der Burgstraße kein Inzwischen war aber bereits die Entscheidung zweites Haus in Warin bestehen zu lassen“, zur Schließung dieses Wohnbereiches ergänzt Dieter Merz. Die plötzliche Schließung gefallen“, ergänzt Anka Schaeper. Schon im des Heimes am 31. August 2002 hing mit Januar 2005 begann der Auszug der Bewoh- einer erneuten Überprüfung durch das ner mit Behinderungen. „Die Entscheidung Bauordnungsamt sowie mit Bränden in war richtig, denn die Mitarbeiterinnen konnten Alteneinrichtungen in Deutschland zusam- sich von nun an ausschließlich auf die men. Das Haus in der Mühlenbruchstraße, Altenpflege konzentrieren“, erklärt sie. das sich seit dem 1. Januar 1993 in Träger- schaft des Diakonievereins Güstrow e.V. Am 6. Februar 2009 wurde Anka Schaeper befand, konnte die Auflagen des Bauord- offiziell als Heimleiterin in die Freistellungs- nungsamtes nicht mehr erfüllen. Außerdem phase der Altersteilzeit verabschiedet. Ihr entsprach die Einrichtung auch nicht der seit Nachfolger wurde am 1. Februar 2009 Uwe 1990 gültigen Heimmindestbauverordnung. Hildebrandt. Andrea Meyer ist seit dem 1. Januar 2010 als Pflegedienstleiterin im Mühlenbruchsche Schenkung Einrichtungsleitungsteam. Sie löste Heinz Peter Laatsch ab. In den Jahren 2009 und 2010 wurde die Fas- sade des Diakonie-Pflegeheimes neu gestal- tet. Mit frischen Farben hat die DSG Diakonie Service Gesellschaft mbH Akzente gesetzt. Die Gestaltung des Altbaus und des Betreuten Wohnens ist in Planung, um das Gesamtbild des Gebäudekomplexes abzurunden. Am 1. Januar 2011 wird eine Dementenwohn- gruppe eingerichtet.
16 Pflege und Betreuung Leben im Alter Dieser Tatsachen war sich der Diakonieverein für die Mitarbeiter nicht einfach zu verkraften. Güstrow e.V. schon Jahre vor der Auflösung Die alten Wariner lebten gern in dem gemüt- der Mühlenbruchschen Schenkung bewusst lichen Haus. Sie fühlten sich dort wohl und und versuchte, eine Lösung zu finden. „So wollten ihr bisheriges Zuhause nicht mit entstanden mehrere Pläne. Die Zukunft des einem modern ausgestatteten Pflegeheim Hauses als Altenpflegeheim, als Altenheim, tauschen. als Wohngemeinschaft für Demente, als Betreutes Wohnen wurden untersucht“, berichtet Dieter Merz. Doch bei den meisten Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee Versuchen bereitete die Nichtfinanzierbarkeit schon vorzeitig ein Ende. Als schwierig stellte Das Haus in der Wariner Burgstraße wurde sich auch dar, dass das Haus unter Denkmal- unmittelbar nach der Wende geplant und schutz stand. gebaut. Im Kreis Sternberg existierten zuvor ein Pflegeheim in Kaarz, eines in Klein Labenz Erbaut wurde die Mühlenbruchsche Schen- und ein weiteres, nämlich das in Warin, in der kung in den Jahren von 1907 bis 1909 von Mühlenbruchstraße. Die Pflegeheime in Kaarz Johannes Mühlenbruch. In der linken Hälfte und Klein Labenz befanden sich damals in des Hauses richtete er ein Wohnhaus für baufälligen Schlössern. Das Schloss in Kaarz seine Familie ein, in der rechten Hälfte war bereits so marode, dass die Bewohner eröffnete er ein Armenhaus, in dem die 1990 zunächst in ein Kinderferienlager in Klein Ärmsten der Stadt Warin eine Unterkunft und Labenz und später in ein Ferienlager in Essen bekamen. Nach Ende des Zweiten Hasenwinkel umquartiert werden mussten. Weltkrieges wurde das Armenhaus zu einem So wurde das Gebäude in der Burgstraße als Auffanglager für Flüchtlinge. Nach 1945 Ersatzbau der Heime in Kaarz und Klein überschrieb Johannes Mühlenbruch sein Labenz durch den damaligen Landkreis Haus der Stadt. Dort wurde dann ein Feier- Sternberg nach einer Neukonzeption der abendheim unter der Leitung des Ehepaares Altenarbeit geplant. Die Grundsteinlegung Frehse eingerichtet. 1972 wurde Edda Janker erfolgte im Mai 1991 und das Richtfest wurde die Leiterin des Hauses. „Die Anzahl der am 15. November 1991 gefeiert. Es war das Pflegebedürftigen hatte so stark zugenom- erste Pflegeheim in ganz Mecklenburg-Vor- men, dass in den achtziger Jahren in dem pommern, das in der Nachwendezeit erbaut Feierabendheim eine Pflegestation einge- worden war. Im Dezember 1991 übernahm richtet werden musste. Später strukturierte der Diakonieverein Güstrow e.V. die Träger- man die Einrichtung dann ganz zum Pflege- schaft des Rohbaus. heim um“, erzählt Edda Janker. Bis zu 52 Bewohner lebten in der Mühlenbruchschen Die offizielle Übergabe des Neubaus durch Schenkung. den Landkreis an den Diakonieverein Güstrow e.V. fand am 3. Oktober 1992 statt. Zu diesem Die plötzliche Räumung des Hauses im Jahr Zeitpunkt lebten die Bewohner aus Kaarz 2002 war sowohl für die Bewohner als auch bereits im Haus. Sie waren schon am 28. Sep-
Leben im Alter Pflege und Betreuung 17 Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee der Belegung auf 116 Plätze reduziert, damit mehr Bewohner in Einzelzimmern leben tember 1992 eingezogen. Der Umzug der können. Durch die Schließung des Pflege- Bewohner aus Klein Labenz erfolgte am heimes in der Mühlenbruchstraße wurde die 5. Oktober 1992. Das Pflegeheim war mit Belegung der Betten auf 127 erhöht. Heute diesen Bewohnern jedoch noch nicht voll leben 122 Frauen und Männer im Diakonie- ausgelastet gewesen, so dass nach und nach Pflegeheim Am Glammsee. noch mehr Pflegebedürftige aufgenommen werden konnten. Sehr viel später, nämlich Die Leitung der Einrichtung übernahm nach Ende August 2002, kamen die Bewohner aus der Eröffnung zunächst Reinhard Renn. Am der Mühlenbruchstraße in Warin dazu. In 1. Juni 1993 folgte ihm Heinz Kordelle als ihrem Haus konnten die Auflagen des Heimleiter, der 10 Jahre lang die Einrichtung Bauordnungsamtes nicht mehr erfüllt werden. führte. Danach gab es Änderungen in der Auch ein Teil der Mitarbeiter konnte übernom- Leitungsstruktur. „Nach der Novelle des men werden. Heimgesetzes 2001 hatten sich die Anfor- derungen an eine Pflegeeinrichtung deutlich „Die Bewohner aus den alten Pflegeheimen verändert, so dass die bisherige Organisa- erlebten zum ersten Mal einen Komfort an tionsform den neuen Anforderungen ange- Ausstattung, der ihnen bis dahin nicht passt werden musste“, erklärt Markus bekannt war“, sagt Hauswirtschaftsleiterin Schaub, Bereichsleiter der Altenhilfe. „Die Waltraud Stürmer. „Bisher mussten sie mit klassische Heimleitung und die Pflegedienst- großen Schlafsälen und Vierbettzimmern leitung arbeiten deshalb nicht mehr in einem vorlieb nehmen. Bei uns konnten sie von nun Unterstellungsverhältnis, sondern im Team“, an in Einzel- oder Zweibettzimmern leben. ergänzt er noch. Dementsprechend wurde die Auch die Sanitärausstattung war kein Konzeption des Pflegeheimes im Jahr 2003 Vergleich.“ Ursprünglich wurde das Haus für überarbeitet und ein Einrichtungsleiterteam 124 Bewohner gebaut, doch kurze Zeit nach berufen, das sich aus der Hauswirtschaftslei-
18 Pflege und Betreuung Leben im Alter terin, Waltraud Stürmer, der Pflegedienst- Viele Jahre blieb die Einrichtung ohne Namen. leiterin, Vera Gätcke, und der stellvertretenden 1992 gab es den Vorschlag „Haus Seefrie- Pflegedienstleiterin, Antje Weidemann, den“, der jedoch nicht umgesetzt wurde. Elf zusammensetzt. Jahre später kamen noch einmal Vorschläge von den Bewohnern und Mitarbeitern, so dass „Im Laufe der Jahre mussten wir feststellen, am 6. Juni 2003 die Einrichtung den Namen dass das neue Gebäude doch auch einige Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee erhielt. bauliche Defizite aufzuweisen hat“, erzählt Waltraud Stürmer weiter: „Es fehlte immer wieder an Räumlichkeiten, zum Beispiel für Ludwig-Danneel-Haus in Ludwigslust die Ergotherapie oder ein Personalraum“, fügt Vera Gätcke hinzu. „So wurde in den ver- Der Grundstein zur Errichtung eines Alten- gangenen Jahren hier und da der eine oder und Pflegeheimes in der Kaplungerstraße in andere Raum abgeschlagen und dadurch Ludwigslust wurde am 18. Dezember 1992 neuer Stauraum gewonnen.“ Zudem wurde durch den Diakonieverein Güstrow e.V. gelegt. das neue Pflegeheim auch ohne eine Küche Im Herbst 1993 fand das Richtfest und am gebaut, da die Einrichtung ursprünglich durch 1. Juli 1994 die Übergabe des Hauses statt. die Küche des örtlichen Krankenhauses Auf drei Etagen stehen den 88 Bewohnern versorgt werden sollte. Aber der Diakonie- 28 Einzel- und 30 Doppelzimmer zur Verfü- verein Güstrow e.V. entschloss sich, aus gung. Benannt wurde die Einrichtung nach eigenen finanziellen Mitteln eine Küche zu dem Prediger und Seelsorger Ludwig errichten. Diese wurde 1993 nachgerüstet. Danneel, der bereits 1869 eine „Herberge zur Die eigene kleine Wäscherei im Haus musste Heimat“ für wandernde Gesellen in Ludwigs- 2005 geschlossen werden, da sie den ge- lust gegründet hatte. Nachdem der Diakonie- forderten Standards nicht mehr entsprochen verein Güstrow e.V. einige Jahre Träger des hatte. 2004 wurden Zimmer für MRSA-Be- Ludwig-Danneel-Hauses war, übergab er das wohner eingerichtet. Auch im Rahmen der Heim im Februar 1999 an das Stift Bethlehem Dementenbetreuung erfolgten einige bauliche in Ludwigslust. Veränderungen. Seit 2007 gibt es im Haus ein Gesundheits- Diakonie-Pflegeheim Malchin managementsystem zur Mitarbeiterpflege und 2010 wurden Mitarbeiter für die Betreuung Als am 7. April 1993 der damalige Superinten- von Bewohnern mit eingeschränkter Alltags- dent Rüdiger Timm den Grundstein für das kompetenz eingestellt. Ein wichtiges Quali- geplante Seniorenzentrum in Malchin legte, tätsmerkmal des Diakonie-Pflegeheimes Am hofften die anwesenden Gäste, darunter Glammsee ist die aktive Einbindung der An- Initiator und damaliger Bürgermeister Werner gehörigen in den Heimalltag. Es finden regel- Neumann, auf einen baldigen Baubeginn. mäßig Veranstaltungen, zu denen Angehörige Doch eine Baugenehmigung durch die eingeladen werden, statt. Malchiner Kreisverwaltung lag bis dahin
Leben im Alter Pflege und Betreuung 19 noch nicht vor. Bereits im Vorfeld gab es erstmals der Bevölkerung vor. Und drei Tage Diskussionen um den geplanten Standort des später bezogen die ersten Bewohner das Seniorenzentrums, dem ein Teil des Stadt- Diakonie-Pflegeheim Malchin unter der parks geopfert werden musste. Ende August Leitung von Heimleiter Henry Weber und 1993 lagen schließlich die erforderlichen Pflegedienstleiterin Ute Hudemann. Die neu Genehmigungen für den Bau vor. Und in einer errichtete Küche innerhalb des Hauses wurde Bauzeit von 18 Monaten wurde das Projekt zuvor schon mit einem Probekochen am umgesetzt. Nach Fertigstellung des Gebäudes 25. Juli 1995 eingeweiht. übernahm der Diakonieverein Malchin e.V. den Betrieb der Einrichtung, obwohl der Diakonie- Die ursprünglichen Planungen des Husumer verein Güstrow e.V. der eigentliche Bauherr Architekten Ulrich Neuendorff gingen von gewesen war. einem sogenannten Pflegeheim der dritten Generation mit einem Pflegebereich, dem Mit einem Tag der offenen Tür am 29. Juli Betreuten Wohnen und einer Kurzzeitpflege 1995 stellte sich die neu erbaute Einrichtung aus. „Geplant war eine Einrichtung mit 60
20 Pflege und Betreuung Leben im Alter Pflegeplätzen und 12 Kurzzeitpflegeplätzen“, käuflich zu erwerben. Am 1. Januar 2002 berichtet Henry Weber. „Doch die Nachfrage übernahm der Diakonieverein Güstrow e.V. nach Dauerpflegeplätzen war größer als der für beide Einrichtungen die Trägerschaft und Bedarf an Kurzzeitpflege, so dass wir mit auch das Personal. insgesamt 72 vollstationären Pflegeplätzen eröffnet haben.“ Zum 1. August begannen die „Bisher gab es zwei große Umstrukturierun- ersten Pflegekräfte ihre Arbeit. Die offizielle gen innerhalb des Hauses“, erinnert sich Einweihung des Hauses fand aber erst am Dagmar Pieper, die seit 1998 Pflegedienstlei- 22. November 1995 statt. terin ist. So bildeten wir 1996 Wohnbereiche. „Unsere Mitarbeiter, die vorher für das ge- „Ende 1996 war das Diakonie-Pflegeheim samte Haus zuständig waren, teilten wir in Malchin erstmals mit 72 Bewohnern voll drei Teams ein.“ Eine zweite Veränderung trat belegt und ist seitdem ständig ausgebucht“, 2001 auf, als wir einen Bereich für Demenz- freut sich Henry Weber. „Die zwölf Woh- erkrankte eröffneten. Zuvor waren Bewohner nungen des Betreuten Wohnens waren vom mit Demenz integrativ in jedem Wohnbereich ersten Tag an sehr begehrt und stets ausgela- untergebracht. Da dies zu zahlreichen stet“, fügt er hinzu. Hier waren die ersten Schwierigkeiten im Zusammenleben der Bewohner bereits im Juli 1995 eingezogen. Bewohner führte, war es der nächste Schritt, Aufgrund der hohen Nachfrage nach Pflege- einen sogenannten segregativen Bereich für plätzen entschloss man sich 1998, das Haus schwer- und schwerstdemente Bewohner zu um weitere drei Plätze aufzustocken. So schaffen. Ein weiterer Einschnitt für alle schufen die Mitarbeiter aus Materialräumen Mitarbeiter war die Einführung der EDV-ge- und Teilen von Pflegebädern zwei Einzelzim- stützten Pflegedokumentation im Jahr 2002. mer und ein Kriseninterventionszimmer. Die Beratungsstelle „Leben im Alter“ gibt es Die Diakonie-Sozialstation Malchin war drei seit Juli 2009 im Diakonie-Pflegeheim Malchin Jahre lang – bis zum Sommer 2001 – in und ist eine Anlaufstelle für alle Fragen rund der Einrichtung untergebracht. Bis zum ums Alter und bietet Informationen, Beratung 31. Dezember 2001 betrieb und verwaltete und Unterstützung. der Diakonieverein Malchin e.V. das Diakonie- Pflegeheim und das Betreute Wohnen. Da der Weitere Umbaumaßnahmen am Gebäude sind Diakonieverein Güstrow e.V. die Kosten für bereits in Planung. So sollen der Beschäfti- den Bau und die Erstausstattung trug, sollten gungsbereich mit einem Wintergarten diese zunächst durch Vermietung zurückge- erweitert und eine separate Eingangshalle zur zahlt werden. Es gab umfangreiche Verhand- Stadtparkseite gebaut werden. lungen zunächst zu Miet- und später auch zu Kaufverträgen. Im November 2000 teilte dann der Diakonieverein Malchin e.V. überraschend mit, dass er sich nicht in Lage sähe, das Pflegeheim und die Betreuten Wohnungen
Leben im Alter Schwestern auf Achse 21 Schwestern auf Achse Diakonie-Sozialstation Güstrow nie-Sozialstation Mitte in Trägerschaft des Diakonischen Werkes gegründet. Die Arbeit Die Gründung und der Aufbau von Diakonie- begann unter Leitung von Horst Affeld mit drei Sozialstationen sind eng verbunden mit der ehemaligen Gemeindeschwestern aus dem politischen Wende und dem Umbau des Güstrower Krankenhaus und drei Zivildienst- Sozialstaates seit der Wiedervereinigung leistenden. Die Station hatte ihr Domizil in Deutschlands. Damals hörte das ambulante einem Haus der Pfarrkirchgemeinde im Gesundheitswesen in seiner bisherigen Form Grünen Winkel 37. Zum Einzugsbereich auf zu existieren. Das betraf auch die Gemein- gehörten damals die Stadtmitte von Güstrow, dekrankenpflege. Diese hatte in den mecklen- der Dom- und Pfarrkirchengemeindebereich burgischen Kirchgemeinden eine lange und sowie einige Dörfer der näheren Umgebung. gute Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert Die Wege zu den Patienten bewältigten die waren Diakonissen im Einsatz, um Alte, Mitarbeiter mit einem Auto und zwei Fahr- Kranke und Menschen mit Behinderungen zu rädern. Am 1. Juli 1992 ging die Trägerschaft betreuen und pflegen. zum Diakonieverein Güstrow e.V. über. Die erste Blutspendeaktion in den Räumlichkeiten Als erste Sozialstation in Güstrow wurde der Diakonie-Sozialstation Mitte wurde am durch das Engagement von Ernst-Hinrich 5. August 1993 durchgeführt. Schaede und Bernd Lippert vom Kreisdiako- nischen Amt am 1. Oktober 1990 die Diako- Diakonie-Sozialstation Güstrow
22 Schwestern auf Achse Leben im Alter Mit der Einführung der Pflegeversicherung ersten Mieter ein. Die offizielle Einweihung im April 1995 ergaben sich die ersten großen fand am 29. Januar 1999 statt. „Eine deutliche Veränderungen für die Arbeit der Sozialsta- Verbesserung für das Betreute Wohnen bot tionen. Seitdem ist neben der Krankenkasse die Errichtung eines Neubaus im Dezember auch die Pflegekasse der Kostenträger. „Mit 2004“, so Ilona Schallge, Pflegedienstleiterin dieser neuen gesetzlichen Grundlage wurden der Diakonie-Sozialstation Güstrow seit dem die Ausgaben zum ersten Mal gedeckelt, das 1. Januar 2003. Der Diakonieverein Güstrow heißt Staat und Bund haben nicht mehr alles e.V. errichtete in der Schnoienstraße 16 auf bezahlt, sondern es bestand nur noch ein einem ehemaligen Garagengelände elf bestimmter Betrag zur Verfügung“, erklärt betreute Wohnungen. Der Bau wurde als einer Frauke Conradi, Bereichsleiterin der ambu- der letzten altengerechten Neubauwohnungen lanten Dienste. Leistungen mussten von nun durch das Land Mecklenburg-Vorpommern an genau geplant werden und die Arbeit in gefördert. Die Grundsteinlegung fand am den Sozialstationen wurde vom Medizinischen 18. März 2004 statt. Bereits am 15. Dezember Dienst der Krankenkassen (MDK) kontrolliert. 2004 zogen die ersten Bewohner ein. Mit dem Damit wurde im Bereich der häuslichen Neubau zog auch die Diakonie-Sozialstation Krankenpflege auch das Wettbewerbsprinzip Güstrow in das Haus. eingeführt. Eine Dementen-Tagesbetreuung wurde am Zur Diakonie-Sozialstation Mitte kam 1998 25. Januar 2008 in der Philipp-Brandin-Straße das Angebot des Betreuten Wohnens in der 3 in Güstrow eröffnet. Schnoienstraße 11/12 dazu. Nach dem Umbau und der Sanierung eines ehemaligen Güstrower Armenhauses entstanden 17 Diakonie-Sozialstation Schwaan Wohnungen. Im Dezember 1998 zogen die Im Schwaaner Pfarrhaus in der Schulstraße Grundsteinlegung zum Neubau des 12 hatte vor zwanzig Jahren alles angefangen. Betreuten Wohnens am 18. März 2004. Dort hatte am 1. Januar 1991 Pastorin Anna-Luise Zimdahl der evangelischen Kirchgemeinde Schwaan eine Sozialstation mit vier ehemaligen Gemeindeschwestern eröffnet. Fünf Jahre später übernahm der Diakonieverein Güstrow e.V. die Trägerschaft. Damals begannen bereits die Planungen für das Betreute Wohnen. Pflegedienstleiterin Heidi Nowack und Schwester Elfriede Jährig hatten die Idee von einem solchen Haus im Pfarrgarten von Schwaan. Die Leitung des Projektes lag bei Dieter Merz als einer der
Leben im Alter Schwestern auf Achse 23 Vorstände des Diakonievereins Güstrow e.V. nen mit den 21 Wohnungen und den Räumen Doch ein Start mit Hindernissen waren der der Diakonie-Sozialstation eingeweiht. Bau und die Eröffnung des Hauses. Schon in Nach elf Jahren als Pflegedienstleiterin ver- der Vorbereitungsphase verzögerten sich die abschiedete der Diakonieverein Heidi Nowack Planungen verzögert, da das Bauland im im Februar 2002 in den Ruhestand und Pfarrgarten kleiner ausfiel, als es im Grund- übergab die Leitung an Sigrid Mohsakowski. buch verzeichnet war, so dass die Wohnanla- ge noch einmal vollständig überplant werden Heute sind 13 Mitarbeiter in der Diakonie- musste. Und schließlich ließen die erhofften Sozialstation beschäftigt. Es werden ca. 160 Fördermittel auf sich warten. Der zunächst Kunden betreut. Seit Mai 2009 gibt es das angestrebte Fertigstellungstermin war bereits Angebot einer Tagesbetreuung und seit einem verstrichen, noch ehe die Arbeiten aufgenom- Jahr wird die Diabetes-Behandlungspflege bei men werden konnten. Im Frühjahr 1999 Kindern durchgeführt. begannen die Bauarbeiten. Nur wenige Monate später – im Sommer 1999 – fand das „Ein großer Traum wäre die Eröffnung einer Richtfest und schon im Dezember der Einzug Tagespflege in unserer Einrichtung“, sagt der Bewohner statt, obwohl noch nicht alle Sigrid Mohsakowski. „Doch bisher konnten Bauarbeiten abgeschlossen waren. Am dafür keine geeigneten Räumlichkeiten 21. Januar 2000 wurde das Betreute Woh- gefunden werden.“ Diakonie-Sozialstation Schwaan
24 Schwestern auf Achse Leben im Alter Diakonie-Sozialstation Teterow Schwestern zu Hospitationen nach Schles- wig-Holstein ein“, erzählt Dörte Bennke. „Aber Mit der Wende übernahmen viele Kirchge- auch das Land Mecklenburg-Vorpommern, meinden mit großem Engagement Verantwor- der Landkreis und die Kommunen unter- tung für den Aufbau neuer ambulanter stützten die Arbeit der Sozialstation mit Pflegeeinrichtungen. In den alten Bundeslän- finanziellen Zuschüssen.“ Nach einem Jahr dern hatte sich das Modell der häuslichen ABM übernahm die Kirchgemeinde dann Krankenpflege durch die Sozialstationen sieben Gemeindeschwestern in eine Festan- bewährt und wurde in die neuen Bundeslän- stellung. 1994 wurde Pastor Dr. Martin Kuske der eingeführt. Dabei wurde im Einigungsver- zum Landespastor für Diakonie nach trag auch der Vorrang der freien Träger festge- Schwerin berufen, so dass Pastor Burkhardt schrieben. „Dass Kirchgemeinden die Träger- Ebel die Geschäftsführung übernahm. schaft übernehmen konnten, war für uns etwas Neues“, sagt Dörte Bennke. „Damals Dörte Bennke löste im April 1996 Gudrun informierte ich mich mit Gemeindeschwester Poppe, die in den Ruhestand verabschiedet Gudrun Poppe und Pastor Dr. Martin Kuske worden war, als Pflegedienstleiterin ab. Das über die Handhabung von ambulanten Team der Diakonie-Sozialstation Teterow war Diensten in den alten Bundesländern“, fügt inzwischen auf 16 Mitarbeiterinnen ange- sie hinzu. Bereits am 6. Januar 1991 konnte wachsen. Allmählich wurden die Stationsräu- die Diakonie-Sozialstation Teterow in Träger- me zu eng, so dass im September 1998 ein schaft der evangelischen Kirchgemeinde Umbau des ehemaligen Pfarrhauses erfolgte. Teterow eröffnet werden. Ein mutiger Schritt Seitdem sind alle Räume sowie der Eingang auf bisher unbekanntem Terrain. Im ehema- zur Station behindertengerecht gestaltet. Im ligen Pfarrhaus, in der Predigerstraße 2, Jahr 2001 eröffnete die AWO das Betreute wurden die Räume bezogen. Sechs Gemein- Wohnen in Teterow. Auch dort ist die Diako- deschwestern und drei Krankenschwestern nie-Sozialstation Teterow in die Pflege der übernahm der Träger und stellte diese Bewohner integriert. zunächst über Arbeitsbeschaffungsmaß- nahmen (ABM) an. Die Leitung übernahm Das Jahr 2004 begann für die Diakonie-So- Gudrun Poppe. Geschäftsführer war Pastor zialstation Teterow mit einem Trägerwechsel Dr. Martin Kuske. zum Diakonieverein Güstrow e.V. 25 Mitarbei- terinnen waren zu dem Zeitpunkt in der Nicht einfach gestalteten sich die Bedin- Station beschäftigt. Die Sozialstation befand gungen für die neu errichtete Diakonie-Sozial- sich im Wachstum und weitere Bereiche station. Angefangen bei dem noch fehlenden sollten erschlossen werden. Doch die Kirch- Dienstfahrzeug bis hin zu finanziellen Eng- gemeinde konnte dieses auf die Dauer nicht pässen. „Große Unterstützung erhielten wir mehr leisten. „Professionelles Management vom Diakonischen Werk Rendsburg sowohl in war gefragt, denn für Pastor Ebel war es nicht materieller als auch arbeitsorganisatorischer mehr möglich, die Geschäfte nebenbei zu Hinsicht. So luden die Rendsburger fast alle führen“, erzählt Dörte Bennke. Die evange-
Leben im Alter Schwestern auf Achse 25 lische Kirchgemeinde musste sich von der Verantwortlichen die Aufgaben der Leitung Sozialstation trennen. neu, führten das Controlling ein und erschlos- sen neue Geschäftsfelder. Seit dem 1. August 2005 steht den fünf Dia- konie-Sozialstationen in Teterow, Güstrow, Am 8. Juni 2006 eröffnete die Diakonie-So- Bützow, Schwaan und Röbel zur Organisation zialstation Teterow eine Tagesbetreuung von und Koordination der Arbeit Frauke Conradi Demenz-Kranken in der Goethestraße. Das zur Seite. „Es zeigte sich, dass es den Team der Sozialstation wuchs weiter auf 35 Sozialstationen seit dem Rückzug des Landes Mitarbeiter an. Wieder wurden die Räumlich- und der Kommunen aus den Förderungen keiten in der Predigerstraße zu eng. Ein Um- wirtschaftlich nicht mehr gut ging. Sie zug war dringend notwendig. „Lange hatten mussten neu strukturiert werden, um den wir nach neuen Räumen Ausschau gehalten. Forderungen des Marktes gewachsen zu sein, Letztendlich fiel die Entscheidung auf einen aber gleichzeitig auch ihrem Anspruch an „Seitenwechsel“. Im September 2008 tausch- soziale-diakonische Arbeit treu zu bleiben“, ten die Diakonie-Sozialstation und die sagt Frauke Conradi. Deshalb beschrieben die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) ihre Räume. Somit konnte der Standort Diakonie-Sozialstation Teterow erhalten bleiben“, berichtet Dörte Bennke.
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