Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen

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Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen
Güstrow

Chronik
20 Jahre Diakonie Güstrow

          Menschen
          für Menschen
Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen
„Im Laufe der Geschichte war die Kirche
    immer genötigt, ihre Dienste neu
  zu ordnen, um den Herausforderungen
        einer geänderten Situation
           gerecht zu werden…
Das galt auch für die diakonische Arbeit.“
     (Landessuperintendent i. R. Axel Walter)
Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen
Vorwort    1

                                                  Dankbar bin ich dafür, dass es insbesondere
                                                  Anfang und Mitte der 90er Jahre viele
                                                  Menschen gab, die mutige Entscheidungen
                                                  trafen. Ich denke an die Entscheidungen,
                                                  bestimmte Arbeitsbereiche aufzubauen und
                                                  neue Einrichtungen und Angebote zu
                                                  etablieren. Und ich denke an die Entschei-
                                                  dungen der Mitarbeiter in den Ministerien und
                                                  Verwaltungsbehörden zur Finanzierung von
                                                  neuen Pflegeheimen und dem Neubau oder
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,                der Sanierung von Einrichtungen für Men-
                                                  schen mit einer geistigen Behinderung bzw.
am 10.12.1990 wurde der Diakonieverein            psychischen Erkrankung. Nur durch das
Güstrow e. V. durch Vertreter von Kirchge-        Handeln dieser vielen Menschen - einschließ-
meinden und weiteren Einzelpersonen               lich der ehrenamtlichen Gremien - ist es
gegründet. Damals wie heute steht in der          möglich, dass der Diakonieverein zeitgemäße
Satzung, dass der Diakonieverein eine             Dienstleistungsangebote anbieten kann und
kirchlich-diakonische Einrichtung ist, die sich   ein wirtschaftlich solides Unternehmen ist.
für die Zusammengehörigkeit von Verkündi-
gung und Diakonie als Lebens- und Wesens-         Den größten Anteil an dieser Entwicklung
äußerung der Evangelischen Kirche einsetzt.       haben die Mitarbeiter. Ohne Ihr Engagement
Wie diese in der Satzung formulierte              wäre der Diakonieverein nicht das, was er
Aufgabe in den letzten 20 Jahren umgesetzt        heute ist. Deshalb danke ich Ihnen herzlich für
wurde, können Sie in dieser Chronik lesen.        Ihre geleistete Arbeit.

Die Feier zum 20-jährigen Bestehen des            Lassen Sie uns gemeinsam den Weg in die
Diakonievereins steht unter dem Motto „20         Zukunft gehen und den Diakonieverein
Jahre Diakonie Güstrow – Gott sei Dank“. Ein      weiterentwickeln, um Diakonie in zeitgemäßer
anderer Slogan, der in der Vorbereitungsgrup-     Form zu leben.
pe besprochen wurde, lautete: „Gott sei Dank
– 20 Jahre Diakonie Güstrow“. Auch er ist         Dazu segne uns Gott und die Arbeit, die wir
richtig, könnte aber als überheblich verstan-     tun.
den werden. Beide Sätze drücken unsere
Dankbarkeit gegenüber Gott aus, dass im
Diakonieverein seit 20 Jahren Menschen für
Menschen arbeiten.                                               Christoph Kupke, Vorstand
Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen
2 Inhaltsverzeichnis

Diakonische Wurzeln
in Güstrow		                                                       4

Gründung des
Diakonievereins des
Kirchenkreises
Güstrow e.V.		                                                     6

Leben im Alter Pflege und Betreuung
		             Feierabendhäuser in Güstrow                         8
		             Domaltersheim                                       8
		             Haus Abendfrieden                                  10
		             Diakonie-Pflegeheim Am Rosengarten                 11
		             Feierabendheim Frauenmark                          13
		             Diakonie-Pflegeheim Röbel                          13
		             Mühlenbruchsche Schenkung in Warin                 15
		             Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee                    16
		             Ludwig-Danneel-Haus in Ludwigslust                 18
		             Diakonie-Pflegeheim Malchin                        18

		             Schwestern auf Achse
		             Diakonie-Sozialstation Güstrow                     21
		             Diakonie-Sozialstation Schwaan                     22
		             Diakonie-Sozialstation Teterow                     24
		             Diakonie-Sozialstation Bützow                      26
		             Diakonie-Sozialstation Röbel                       28
		             Betreutes Wohnen Bad Sülze                         29
		             Ambulanter Hospizdienst Christophorus              29

		                     Sicherheit und Service
		                     Haus-Service-Ruf                           30

                       Gemeinsam statt einsam
		                     Seniorenclubs Miteinander und Zuversicht   31
		                     C@fe InterNet(t)                           31
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Inhaltsverzeichnis   3

Die Behindertenhilfe    Wichernhof Dehmen                                          33
im Aufbau und           Gründung der Behindertenhilfe im
Wandel                  Kirchenkreis Güstrow e.V.                                  35
		                      Wohnheim Kastanienstraße                                   37
                        Elisabeth-Haus in Werle                                    38
                        „Das Nest“ in Boitin                                       39
                        Perspektivwechsel in der Behindertenhilfe                  40

Psychiatrieerfahrene    Psychosoziale Einrichtungen Schloss Matgendorf             44
fordern uns heraus      Psychosoziales Wohnheim Clara-Dieckhoff-Haus               46

Mut zur Veränderung     Nachsorgeeinrichtung Haus Kastanienhof                     49
		                      Psychologische Beratungsstelle Bützow                      52
		                      Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung                53
		                      Sucht- und Drogenberatung                                  55
		                      Tages- und Begegnungsstätte Güstrow/Bützow                 60

Gemeinsam       Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS)             62
schaffen wir‘s

Unsere Kinder sind      Evangelisch-integrative Kindertagesstätte Regenbogen       64
unsere Zukunft          Frühförderstelle                                           66
		                      AST – Das andere Jugendprojekt und Phönix e.V.             67
		                      Jugendhilfestation                                         69
		                      Jugendprojekt „Chance“                                     69
		                      Schulsozialarbeit                                          70
                        Beratungs- und Vermittlungsstelle für
		                      Mutter-Kind-Kuren und Mütterkuren                          70
		                      Logopädische Praxis                                        70
		                      Evangelisch-integrative Kindertagesstätte Um die Welt      70

Versorgung und Integra Güstrow GmbH                  72
Leistung aus   DSG Diakonie Service Gesellschaft mbH 75
nächster Nähe
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4    Diakonische Wurzeln in Güstrow

Diakonische Wurzeln in Güstrow

Diakonische Arbeit lässt sich in seiner            Siechenhaus an der Schnoienmauer als
Geschichte bis zu den Anfängen des Chris-          Zufluchtsstätte für Menschen erbaut, die für
tentums zurückverfolgen. In Deutschland            ihren Lebensunterhalt nicht allein sorgen
gehen die Anfänge der Diakonie vor allem auf       konnten. Im Hospital zum Heiligen Geist in der
den Theologen und Erzieher Johann Hinrich          Gleviner Straße wurden im vergangenen
Wichern zurück. Ausschlaggebend war seine          Jahrhundert Kranke, Schwache und Reisende
Rede auf dem Kirchentag in Wittenberg im           versorgt. In den christlichen Feierabendhäu-
Jahre 1848. Er rief dazu auf, sich verstärkt der   sern in der Burgstraße lebten von 1928 bis
sozialen Not der Menschen in dieser Zeit zu        1997 ältere Menschen. Und in der Herberge
widmen. Es wurde der Zentralausschuss              zur Heimat – dem späteren Haus Abend-
der Inneren Mission gegründet. Dies war die        frieden – in der Schloßstraße gab es über
Geburtsstunde der modernen Diakonie. So            60 Jahre lang eine kirchliche Pflegeeinrich-
nahmen auch in Mecklenburg zur Mitte des           tung. Auch das Clara-Dieckhoff-Haus hat
19. Jahrhunderts die ersten diakonischen           eine lange diakonische Tradition. Die Jugend-
Einrichtungen ihre Arbeit auf. In Güstrow          fürsorgerin der Stadt war damals die Diako-
wurde 1887 das städtische Armen- und               nisse Clara Dieckhoff (1864-1946), die ein
                                                   Heim für die Versorgung von Kindern 1913 in
    Armen- und Siechenhaus                         der Schützenstraße eröffnete. 1917 zog das
    an der Schnoienmauer                           Kostkinderheim in die Grüne Straße um und
                                                   erhielt 1958 den Namen der Gründerin:
                                                   Clara-Dieckhoff-Haus.

                                                   Eine Wiederbelebung der diakonischen Arbeit,
                                                   die in der Zeit des „Dritten Reiches“ einen
                                                   massiven Einschnitt erfuhr, bot die Notsituati-
                                                   on in Deutschland unmittelbar nach dem
                                                   Zweiten Weltkrieg. Im Oktober 1945 gründete
                                                   sich unter Leitung des späteren Bundestags-
                                                   präsidenten Eugen Gerstenmaier das
                                                   Hilfswerk der evangelischen Kirche in
                                                   Deutschland, um einen schnellen Wiederauf-
                                                   bau arbeitsfähiger Strukturen zu erreichen.
                                                   Dadurch kamen mit Ende des Zweiten
                                                   Weltkrieges im September 1945 Diakonie-
                                                   schwestern des Evangelischen Diakonie-
                                                   vereins Berlin Zehlendorf e.V. nach Güstrow,
Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen
Diakonische Wurzeln in Güstrow   5

 Diakonieschwestern leisteten von
 1945-1960 Aufbauarbeit im Güstrower            von Menschen wehrte sich die Diakonie mit
 Krankenhaus.                                   ihren Diensten.

um unter Leitung der Oberin Martha Wilkens      Vor 1989 wurden in Mecklenburg alle Einrich-
Aufbauarbeit im örtlichen Krankenhaus zu        tungen der Diakonie zentral von der Ge-
leisten. Bis 1960 war die Schwesternschaft      schäftsstelle des Diakonischen Werkes - Inne-
dort tätig.                                     re Mission und Hilfswerk - der Evangelischen
                                                Kirchen in der DDR in Schwerin geleitet.
Auch zu DDR-Zeiten gab es zahlreiche            Mit dem Fall der Mauer und dem Zusammen-
diakonische Aktivitäten und Einrichtungen.      bruch alter Strukturen war es notwendig
Die Diakonie in der DDR hatte es nicht immer    geworden, die diakonische Arbeit neu zu
leicht. Dennoch konnte Sie ihre Arbeit          organisieren. Durch die Wiedervereinigung
erhalten, entwickeln und in einigen Bereichen   Deutschlands im Oktober 1990 wurde die
sogar ausbauen. Ein Schwerpunkt lag in der      Struktur der Freien Wohlfahrtspflege auch auf
Betreuung und Förderung von Menschen mit        die neuen Bundesländer übertragen. Die
Behinderungen. Im Bereich der Behinderten-      Leitungsstruktur des Diakonischen Werkes
hilfe baute die Diakonie ihr größtes Arbeits-   wurde dezentralisiert, damit begann die
gebiet auf, denn gegen die Ausgrenzung          „heiße Phase“ des diakonischen Neuaufbaus.
Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen
6 Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V.

Gründung des Diakonievereins
des Kirchenkreises Güstrow e.V.
Auch im Kirchenkreis Güstrow trafen sich         Vorstandsvorsitzender und Peter Ellermann
Vertreter der Kirchgemeinden, die Leiter der     aus Osnabrück als Geschäftsführer. Um
diakonischen Einrichtungen und viele             arbeitsfähig zu werden, musste eine Ge-
Gemeindemitglieder am 10. Dezember 1990          schäftsstelle eingerichtet werden. Büroräume
zu einer Gründungsversammlung im Gemein-         wurden am Franz-Parr-Platz 9 gemietet. Am
deraum des Domes. „Ein kleiner Vorberei-         19. April 1991 wurde der Diakonieverein des
tungskreis hatte bereits in der Nacht zum 10.    Kirchenkreises Güstrow e.V. in das Vereinsre-
Dezember im Domaltersheim in der Kastani-        gister beim Amtsgericht Güstrow unter der
enstraße mit Herrn Seehase vom Diako-            Nummer 157 eingetragen. Peter Ellermann
nischen Werk Schleswig-Holsteins zusam-          wurde schon vor der Gründung des Diakonie-
mengesessen, um eine Satzung herauszu-           vereins Güstrow e.V. vom Landesverband
arbeiten“, erinnert sich Landessuperintendent    eingesetzt, um landesweit Einrichtungen für
i. R. Axel Walter. „Unser Hauptanliegen war      die Diakonie zu gewinnen bzw. aufzubauen.
es, Kirche, Gemeinde und Diakonie zusam-         Dieses setzte er nun als Geschäftsführer für
menzubringen.“ Zu DDR-Zeiten war das             den Diakonieverein um.
Kreisdiakonische Amt in Güstrow nur ein
Zweig des Diakonischen Werkes – Innere           Der Diakonieverein expandierte schnell. Auch
Mission und Hilfswerk – der Evangelischen        über den Kirchenkreis Güstrow hinaus wurden
Kirchen gewesen. Eine enge Bindung zu den        Einrichtungen durch die Aktivität Peter Eller-
Kirchgemeinden gab es nicht. „Dass Kirche        manns gewonnen. So wurden das Senioren-
und Diakonie von nun an eng zusammenar-          heim Dobbertin, das Alten- und Pflegeheim
beiten sollten, hielten einige Pastoren für      Neu Poserin, das Pflegeheim Zachow und das
unangemessen“, erzählt Axel Walter. „Es          Psychiatrische Pflegeheim Neu Damerow aus
wurde die Frage gestellt, ob diakonische         dem Landkreis Parchim übernommen. Auf-
Arbeit wirklich eine Aufgabe der Kirche sei.     grund des Kirchengesetzes wurden diese vier
Viele hatten auch Bedenken, weil wir es bis      Einrichtungen zum 31. Dezember 1994 an den
dahin nicht gewohnt waren, im Vereinsdenken      Diakonieverein des Kirchenkreises Parchim
zu handeln. Es war ein hin und her. Doch trotz   e.V. übergeben.
mancher Skepsis entschied sich die Mehrheit
für eine Gründung.“                              Im September 1991 trat Kurt Voigt aus
                                                 Hamburg, der zuvor für Rechtsfragen beim
Damit war der Diakonieverein des Kirchen-        Diakonischen Werk in Schwerin zuständig
kreises Güstrow e.V. als der erste Diakonie-     war, an die Stelle von Peter Ellermann.
verein in Mecklenburg gegründet worden. Den
Vorsitz hatten der damalige Landessuperin-       Die Übernahme der Geschäftsführung durch
tendent Axel Walter als ehrenamtlicher           Dieter Merz, seit August 1993 als Leiter der
Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen
Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V.   7

 Dieter Merz (3.v.l.) bei seiner Verabschie-
 dung im Februar 2009.                              Christoph Kupke trat am 1. Januar 2000 die
                                                    Stelle des zweiten Vorstands an. Dieter Merz
stationären Altenhilfe tätig, war der Beginn        wurde nach seinem 16-jährigen Engagement
einer andauernden Kontinuität in der Leitung        im Diakonieverein Güstrow e.V. im Februar
des Diakonievereins Güstrow e.V. Vier Jahre         2009 offiziell als Vorstand verabschiedet.
nachdem Dieter Merz zum Geschäftsführer             Nach zahlreichen Anläufen, seine Position neu
ernannt wurde, berief ihn der Verwaltungsrat        zu besetzen, entschied sich der Verwaltungs-
zum Vorstand. „Die ersten Jahre des Diako-          rat im März 2010, nach der über einjährigen
nievereins waren eine steinige Wegstrecke“,         Erfahrung mit Christoph Kupke als alleinigen
sagt der damalige Landessuperintendent Axel         Vorstand, dazu, auf einen doppelt besetzten
Walter. „Ich kann nur dankbar feststellen, dass     Vorstand zu verzichten.
der Diakonieverein nicht auf der Strecke
geblieben und in ein tiefes finanzielles Loch
gefallen ist. Dies ist auch der Leitungstätigkeit
zu verdanken. Dieter Merz hat nicht nur das
getan, was sich rechnet, sondern was
Menschen gut tut“, fügt er hinzu.
Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow - Menschen für Menschen
8 Pflege und Betreuung      Leben im Alter

Leben im Alter
Pflege und Betreuung
Feierabendhäuser in Güstrow

Das älteste kirchliche Altersheim in Güstrow
wurde 1928 als Feierabendhaus in der
Burgstraße gegründet. Dem damaligen Propst
Koch ist es zu verdanken, dass er einen
offenen Blick für die Not und Einsamkeit vieler
älterer Menschen hatte. Auf seine Initiative hin
konnte zunächst ein Haus erworben und als
Altersheim eingerichtet werden. Das Haus war
damals bereits 250 Jahre alt und viel musste
getan werden, bis am 1. September 1928 die
ersten 14 Heimbewohner einziehen konnten.
Die Leitung des Hauses wurde Emilie Lodders         Die Mitarbeiterinnen der Feierabendhäuser
übertragen, die als Malche-Schwester aus der        im Jahr 1997.
Frauenmissionsschule Bad Freienwalde
dorthin gekommen war. Fünf Jahre später, im        vier Häusern in der Burgstraße waren nur die
Jahr 1933, konnte das zweite Haus dazu             Nummern 15 und 17 als Feierabendhäuser in
gekauft werden. So konnten 30 alte Men-            Betrieb. Auch die Häuser 16 und 18 sollten
schen dort ihren Lebensabend verbringen. Am        umgebaut werden. Es gab bereits Entwürfe,
15. Oktober 1933 kam als zweite Betreuerin         die jedoch nicht durchgeführt werden
die Malche-Schwester Lina de Vries hinzu,          konnten, weil die Gebäude unter Denkmal-
und kurze Zeit später übernahm sie die             schutz standen“, erzählt Lydia Bahr. Wegen
Leitung. Insgesamt wurden die Feierabend-          der schlechten baulichen Substanz zogen die
häuser 42 Jahre lang von Malche-Schwestern         23 Bewohner aus den Feierabendhäusern im
geleitet. Als Lina de Vries 1970 in den            November 1997 in das Diakonie-Pflegeheim
Ruhestand verabschiedet worden war, wurde          Am Rosengarten um.
Grete Möller, eine Mitarbeiterin der Feier-
abendhäuser, die neue Leiterin. Ihr folgten        Domaltersheim
Diakon Kloth und Diakon Beyer. Ab Oktober
1982 leitete Lydia Bahr die Feierabendhäuser.      Mit fünf Bewohnern in zwei Wohnungen
1985 kam das Haus Nummer 16 durch einen            begann am 23. Juni 1950 der Betrieb des
Tausch mit der Pfarrgemeinde zu den Feier-         Pflegeheimes Domaltersheim. Gestiftet hatte
abendhäusern hinzu. Die Burgstraße 18 wurde        es der Güstrower Sattlermeister Reisener der
1988 durch die Eigentümer an die Feier-            Güstrower Domgemeinde. Erbaut wurde das
abendhäuser geschenkt. „Von den insgesamt          Haus 1936. Die Gründung des Pflegeheimes
Leben im Alter   Pflege und Betreuung   9

war das Ergebnis zahlreicher kirchlicher
Aktivitäten, die insbesondere vom Dompredi-
ger und Landessuperintendenten Sibrand
Siegert ausgingen. Das Domaltersheim
entwickelte sich zunächst nur zögerlich. Das
lag daran, dass das Wohnungsamt Güstrow
die Wohnungen in dem ehemaligen Wohnhaus
für die kirchliche Nutzung nicht freigeben
wollte. 1952 gab es erst zehn Heimbewohner.
Ein Jahr später waren es bereits 21 Bewohner.
1967 wurde das Nebenhaus fertig gestellt und
die Zahl der Plätze konnte auf 36 erhöht
werden.
                                                 Domaltersheim
Seit dem 1. Juni 1991 führte der Diakonie-
verein Güstrow e.V. die Einrichtung. Schnell
wurde klar, dass das Domaltersheim auf          anderthalbjährige Vorbereitungsphase mit
Dauer nicht als Pflegeheim genutzt werden       Bauanfragen, Finanzierungskonzepten bis
konnte. Es entsprach nicht der Heimmindest-     hin zu Ausschreibungen gegeben hatte. Die
bauverordnung. Bausubstanz und technische       eigentliche Planung sah zunächst vor, dass
Voraussetzungen, die an die moderne             zuerst der Neubau fertig gestellt werden
Altenpflege gestellt werden, waren unzuläng-    sollte, damit der Umzug der Bewohner
lich. Und auch der Altenpflegeplan des          erfolgen konnte. Dieses wurde jedoch vom
Landkreises Güstrow sah die Schließung des      Sozialministerium nicht genehmigt. Ab Beginn
Hauses vor. Deshalb wurde das Domalters-        des Jahres 1999 sollte die Baufreiheit
heim dem Fachbereich der Behindertenhilfe       gewährleistet sein, so dass man gezwungen
zugeordnet, mit dem Ziel, das Gebäude zu        war, die Einrichtung bis Mitte November zu
einem Wohnheim für Menschen mit einer           räumen. Für die Bewohner, die zum Teil schon
geistigen Behinderung umzubauen. Dabei          15 Jahre lang im Domaltersheim gelebt
wurde eine Konzeption entwickelt, die für die   hatten, war dies nur schwer zu verkraften.
Bewohnerinnen aus dem Elisabeth-Haus in
Werle die Integration in die städtische         Anfang März 2000 war das neue Wohnheim
Gemeinde Güstrow vorsah. Am 1. Juli 1997        von den Bewohnerinnen aus dem Elisabeth-
übergab die Leiterin des Pflegeheimes,          Haus in Werle und den Bewohnern aus den
Gudrun Schlack, die Leitung an Klaus            Güstrower Feierabendhäusern bezogen wor-
Weckwerth, dem Fachbereichsleiter der           den.
Behindertenhilfe.
                                                Bei der Wiedereinweihung am 23. Juni 2000
Der Um- und Neubau des Hauses konnte im         erhielt die Einrichtung den Namen „Wohnheim
Januar 1999 beginnen, nachdem es eine fast      Kastanienstraße“.
10 Pflege und Betreuung     Leben im Alter

Haus Abendfrieden                                „Alte Menschen sollen ihren Lebensabend
                                                 behütet verbringen“, sagt er und seine Augen
Eine wechselvolle Geschichte hat das Haus        leuchten noch immer bei den Gedanken an
Abendfrieden in der Güstrower Schloßstraße.      sein „Haus Abendfrieden“. „Feierabend gab
1590 wurde es als Wohnhaus für das               es nicht.“ Herr Wintzer kannte in diesem Haus
Güstrower Schloss erbaut. Um 1880 wurde          jeden Stein und jeden Balken. „Ich bin ein
das Gebäude zu einer Gaststätte und Wein-        Handwerker und fasse lieber einen Hammer
großhandlung umgewandelt. Ab 1912 hörte          an als einen Stift.“ Als Hauseltern hatte
das Haus auf, Gaststätte zu sein und diente      Familie Wintzer eine Wohnung im Haus und
als Mädchenmittelschule. Der Verein „Herber-     sie waren rund um die Uhr zu erreichen.
ge zur Heimat“ erwarb 1932 das Gebäude,          „Wenn ich nicht im Dienst war, dann trug ich
das somit in den Besitz der Kirche überging.     keinen Kittel“, sagt Frau Wintzer und ergänzt:
1956 wurde es zum Altersheim „Abendfrie-         „Ich war überall im Einsatz. Bei der Pflege der
den“ umgestaltet. Diakon Dietrich Wintzer        Heimbewohner war ich präsent, genau wie
wurde 1964 der Heimleiter.                       beim Abwaschen in der Küche (Geschirrspüler
                                                 gab es ja noch nicht). Da lernte ich die Mit-
„Bruder Wintzer“, habe Landespastor              arbeiter kennen und auch ihre Sorgen und
Helmuth Kuessner seinerzeit gesagt: „Du          Nöte.“ Die Wintzers waren die letzten Haus-
gehst nach Güstrow und übernimmst das            eltern bis zum Jahr 2000. „Wir waren keine
Haus Abendfrieden.“ Da war der gelernte          Heimleiter im herkömmlichen Sinne“, erläutert
Tischler und Diakon gerade 28 Jahre alt, aber    Dietrich Wintzer. „Wir waren die Hauseltern.
es war selbstverständlich, dass er dorthin       Jeder sollte sich bei uns geborgen, gut
ging, wohin man ihn rief. So übernahm            behütet, eben wie in einer großen Familie
Dietrich Wintzer die Heimleitung für 35 Jahre.   fühlen. Dies ist nur in kleinen Häusern
                                                 möglich.“
 Haus Abendfrieden
                                                 Der neu gegründete Diakonieverein Güstrow
                                                 e.V. übernahm am 1. Januar 1991 die
                                                 Trägerschaft. Nach 35 Jahren Heimleitung
                                                 verabschiedete sich Diakon Dietrich Wintzer
                                                 in den Ruhestand. Am 1. Januar 2000 wurde
                                                 Gudrun Schlack die Heimleiterin.

                                                 So wie viele andere Einrichtungen, die zu
                                                 DDR-Zeiten aus der Notlage heraus in
                                                 ehemaligen Schlössern und Gutshäusern
                                                 entstanden waren, entsprach auch das Haus
                                                 Abendfrieden nicht der Heimmindestbauver-
                                                 ordnung. Da ein Umbau nicht möglich war,
                                                 entstand im Diakonieverein der Gedanke, für
Leben im Alter   Pflege und Betreuung   11

das Haus Abendfrieden einen entsprechenden       so groß. 1931 wurde die Schnoienmauer in
Ersatzbau zu errichten. Doch durch die Ände-     Schnoienstraße umbenannt und sechs Jahre
rungen des Landespflegegesetzes im Jahr          später das Armenhaus Schnoienstraße
2004 wurde eine entsprechende Förderung          20 a an die Stadt verkauft. Der „Hülfsverein“
ausgeschlossen. Daraufhin wurden Verhand-        löste sich auf. 1945 nahm man Flüchtlinge auf
lungen mit dem Krankenhaus Güstrow ge-           und von 1947 bis 1948 mussten alle Bewoh-
führt. Ziel war es gewesen, im Krankenhaus       ner in das Güstrower Schloss umsiedeln, da
eine Pflegestation unter anderem als Ersatz      das Haus durch die sowjetische Armee
für das Haus Abendfrieden zu nutzen.             besetzt worden war. Zu DDR-Zeiten wurde
Kurz vor Abschluss der Verträge wurde das        das Pflegeheim Schnoienstraße 20 a eine
Krankenhaus an die KMG-Gruppe verkauft.          Außenstelle des Altenheimes Magdalenen-
Da die KMG plante, im Güstrower Kranken-         lusterweg.
haus selbst eine Pflegeeinrichtung zu
betreiben, konnte kein Mietvertrag abge-         Am 1. März 1991 übernahm der neu gegrün-
schlossen werden. Den Bewohnern des              dete Diakonieverein Güstrow e.V. die Träger-
Hauses Abendfrieden wurde angeboten, in          schaft. 44 Pflegeplätze gab es damals in der
die neue Einrichtung der KMG umzuziehen.         Einrichtung, die von Gerda Herold geführt
Im Mai 2005 erfolgte der Umzug in das neu        wurde. Am 1. Juni 1992 übernahm Gudrun
errichtete Seniorenheim Güstrow im KMG           Schlack die Leitung. „Wetten, dass …? mit
Klinikum. Das Gebäude in der Schloßstraße        Thomas Gottschalk im März 1994 war der
wurde verkauft.                                  Auftakt zum Bau eines neuen Pflegeheimes.

Diakonie-Pflegeheim
Am Rosengarten

Die Geschichte des Diakonie-Pflegeheimes
Am Rosengarten begann im letzten Jahrhun-
dert. Laut Stadtanzeiger vom 23. Juni 1887
stand das neu erbaute städtische Armenhaus
an der Schnoienmauer in Güstrow zu jener
Zeit kurz vor seiner Fertigstellung. Vor allem
für Kranke, Alte und Schwache sollte das
Armenhaus zu einer Zufluchtsstätte werden.
In dem Haus gab es 19 Wohnungen für
insgesamt 50 Personen, kleine Küchen auf
den Etagen und Vorratskammern. Erster
Träger des Hauses war der am 5. Mai 1887
neu gegründete „Hülfsverein“. Das Armen-
haus wurde 1896 durch einen Anbau doppelt
12 Pflege und Betreuung     Leben im Alter

 Diakonie-Pflegeheim Am Rosengarten
                                                 und die soziale Betreuung neue Räume.
                                                 Außerdem entstanden ein Frisörsalon, ein
Acht Lehrlinge vom Zentralverband des            Andachtsraum und ein großer Saal für
deutschen Baugewerbes sollten einen Tor-         Veranstaltungen. Im Ober- und Untergeschoss
bogen schneller mauern können als acht           wurden zwei neue Wohnbereiche geschaffen.
Promis. Unabhängig vom Ausgang der Wette,
die die Lehrlinge gewannen, war dies der         Eine wesentliche Veränderung war die Ein-
Startschuss für einen Neubau, den die            führung eines Leitungsteams – Einrichtungs-
Stiftung „Daheim in Heim“ initiiert hatte. Die   leitung und Pflegedienstleitung – zum
Grundsteinlegung fand am 24. Mai 1994 statt.     1. Januar 2004. Gudrun Schlack verließ zum
Anschließend errichteten Lehrlinge aus ganz      31. März 2004 die Einrichtung. Daraufhin
Deutschland den Rohbau des Gebäudes. Im          wurde die Heimleitung von Henry Weber und
Januar 1996 konnten die Bewohner aus dem         Hanka Semler wahrgenommen. Gleichzeitig
alten Gebäude in das neue Evangelische           hatte Henry Weber diese Position im Diako-
Altenpflegeheim „Am Rosengarten“ ziehen.         nie-Pflegeheim Malchin inne. Zum 1. August
Entstanden waren drei Wohnbereiche mit           2005 übernahm Bernd Lippert die Einrich-
81 Pflegeplätzen. Der leer gezogene Altbau       tungsleitung. Er führt das Haus seitdem
wurde im Anschluss daran komplett rekon-         zusammen mit Pflegedienstleiterin Hanka
struiert. Hier fand die Verwaltung, die Küche    Semler.
Leben im Alter   Pflege und Betreuung    13

Am 26. April 2007 erhielt die Einrichtung als   Privatbesitz und wurde vollkommen restau-
erstes Pflegeheim in der Region die Zertifi-    riert. Es beherbergt heute ein Hotel.
zierung nach DIN ISO EN 9001:2000. „Wir
haben systematisch den Aufbau eines
Qualitätsmanagementsystems begonnen.            Diakonie-Pflegeheim Röbel
Jeder Arbeitsablauf und jede Dienstleistung
wurde überprüft, beschrieben und verbes-        Das Diakonie-Pflegeheim Röbel wurde 1957
sert“, sagt Hanka Semler. „Damit haben wir      als Feierabendheim Tramnitz unter der
ein hohes Maß an Transparenz und eine           Trägerschaft des ehemaligen Landkreises
bessere Struktur unserer Arbeit gewonnen“,      Röbel mit 112 Plätzen erbaut. Der Vorgänger-
ergänzt Bernd Lippert.                          bau war das Gutshaus Tramnitz, das als
                                                Außenstelle des Krankenhauses diente,
Der Name Diakonie-Pflegeheim Am Rosen-          jedoch im Oktober 1952 abgebrannt war.
garten ist in Anlehnung an den etwa
100 Meter entfernten Rosengarten entstan-       Ende der siebziger Jahre wurden zunehmend
den. Jedoch war es für viele Bewohner nicht     Suchtkranke in die Einrichtung eingewiesen.
möglich, in diesen städtischen Garten zu        Auch junge Menschen mit geistigen Behinde-
gelangen. Deshalb entstand die Idee, direkt     rungen nahm man seit Beginn der achtziger
am Pflegeheim einen Rosengarten zu errich-      Jahre im Haus auf. Sie kamen direkt aus den
ten. Im Jahr 2008 wurde mit der Garten-         Kinderkrankenhäusern. In den ersten Jahren
planung begonnen. Ein Jahr später wurde das     lebten sie mit den älteren Bewohnern in einem
Gartenhaus aufgestellt und mit der ersten       Wohnbereich zusammen. 1982 richteten die
Bepflanzung Zeichen gesetzt. Am 25. Juni        Verantwortlichen dann einen separaten Wohn-
2010 konnte der Rosengarten feierlich           bereich mit individueller Tagesstruktur für die
eröffnet werden.                                Bewohner mit Behinderungen ein.

                                                Am 1. Dezember 1990 begann Anka Schaeper
Feierabendheim Frauenmark                       ihre Tätigkeit als Heimleiterin. Sie löste den
                                                langjährigen Heimleiter Franz Wendt ab, der in
Das Feierabendheim Frauenmark im Land-          den Ruhestand ging.
kreis Parchim wurde 1860 als Gutshaus im
Stil des Spätklassizismus errichtet und wurde   Bald darauf wurden durch die Gründung der
zu DDR-Zeiten als Altersheim genutzt.           Werkstätten für Menschen mit Behinderungen
                                                die sogenannten förderfähigen Bewohner in
Am 1. Januar 1991 kam die Einrichtung in die    anderen Einrichtungen untergebracht. Von
Trägerschaft des Diakonievereins Güstrow e.V.   ursprünglich 17 Bewohnern blieben 13 im
Da das Pflegeheim nicht mehr im Altenpflege-    Pflegeheim. „Diese Strukturänderung erleich-
plan des Landkreises vorgesehen war, wurde      terte die Arbeit jedoch nicht. Im Gegenteil,
es am 2. Dezember 1994 geschlossen.             denn halfen die Bewohner sich bis dahin
Seit 1996 befindet sich das Gebäude in          auch gegenseitig, fehlte nun Personal. Diese
14 Pflege und Betreuung    Leben im Alter

Situation wurde zum Teil durch den Einsatz     Voraussetzungen für das Bauvorhaben gege-
von ABM-Kräften gemeistert“, berichtet Anka    ben. Schnell wurden die Planungsunterlagen
Schaeper.                                      vom Architektenbüro Schneekloth erarbeitet,
                                               so dass schon Ende April 1996 die Vergabe
Am 1. Oktober 1991 erfolgte die Übernahme      der Bauleistungen erfolgen konnte. Bereits
des Kreispflegeheimes Tramnitz durch den       im September 1997 war der Neubau mit 82
Diakonieverein Güstrow e.V.                    Plätzen bezugsfertig. Im Altbau wurde der
                                               Umbau der Küche, des Saales und des
Erste Pläne für einen Neubau des Pflege-       Verwaltungstraktes weitergeführt. Zudem
heimes entstanden 1992, da die Größe der       wurden 27 Wohnungen für das Betreute
Zimmer und die sanitären Anlagen nicht der     Wohnen im alten Baukörper errichtet, die im
Heimmindestbauverordnung entsprachen.          Jahr 2000 bezogen wurden. Neu- und Altbau
Auch ein Fahrstuhl war nicht vorhanden. Ende   sind durch einen Glasbau miteinander
1995 lag der Zuwendungsbescheid des            verbunden.
Sozialministeriums vor und auch der Land-
kreis ermöglichte Investitionen im Sinne des   Der Umzug der suchtkranken Bewohner
Investitionsvorranggesetzes. Damit waren die   erfolgte kurz vor Vollendung des Neubaus im
                                               September 1997. Zur Freude dieser Gruppe
 Diakonie-Pflegeheim Röbel                     konnten alle zusammen in das neu eröffnete
Leben im Alter   Pflege und Betreuung   15

„Heim für depravierte Alkoholiker“ in Neu          Mühlenbruchsche Schenkung in Warin
Stieten ziehen. Die Behindertengruppe zog
mit in den Neubau. „Doch ein Mehr an Betreu-       „Es ist für den Diakonieverein bedauerlich,
ung konnte nicht realisiert werden“, sagt Anka     dass es uns nicht gelungen ist, das Pflege-
Schaeper. Erst im Jahr 2004, nach über 20          heim Mühlenbruchsche Schenkung in Warin
Jahren Behindertenarbeit im Diakonie-Pflege-       den heutigen Anforderungen anzupassen und
heim Röbel, wurden zusätzliche Mittel zur          zu erhalten“, sagt Christoph Kupke. „Doch
Eingliederungshilfe genehmigt. „Es konnten         von Anfang an wurde im Sozialministerium
zwei zusätzliche Mitarbeiterinnen eingestellt      darüber gesprochen, neben dem neu
werden, was eine große Entlastung darstellte.      erbauten Pflegeheim in der Burgstraße kein
Inzwischen war aber bereits die Entscheidung       zweites Haus in Warin bestehen zu lassen“,
zur Schließung dieses Wohnbereiches                ergänzt Dieter Merz. Die plötzliche Schließung
gefallen“, ergänzt Anka Schaeper. Schon im         des Heimes am 31. August 2002 hing mit
Januar 2005 begann der Auszug der Bewoh-           einer erneuten Überprüfung durch das
ner mit Behinderungen. „Die Entscheidung           Bauordnungsamt sowie mit Bränden in
war richtig, denn die Mitarbeiterinnen konnten     Alteneinrichtungen in Deutschland zusam-
sich von nun an ausschließlich auf die             men. Das Haus in der Mühlenbruchstraße,
Altenpflege konzentrieren“, erklärt sie.           das sich seit dem 1. Januar 1993 in Träger-
                                                   schaft des Diakonievereins Güstrow e.V.
Am 6. Februar 2009 wurde Anka Schaeper             befand, konnte die Auflagen des Bauord-
offiziell als Heimleiterin in die Freistellungs-   nungsamtes nicht mehr erfüllen. Außerdem
phase der Altersteilzeit verabschiedet. Ihr        entsprach die Einrichtung auch nicht der seit
Nachfolger wurde am 1. Februar 2009 Uwe            1990 gültigen Heimmindestbauverordnung.
Hildebrandt. Andrea Meyer ist seit dem
1. Januar 2010 als Pflegedienstleiterin im           Mühlenbruchsche Schenkung
Einrichtungsleitungsteam. Sie löste Heinz
Peter Laatsch ab.

In den Jahren 2009 und 2010 wurde die Fas-
sade des Diakonie-Pflegeheimes neu gestal-
tet. Mit frischen Farben hat die DSG Diakonie
Service Gesellschaft mbH Akzente gesetzt.
Die Gestaltung des Altbaus und des Betreuten
Wohnens ist in Planung, um das Gesamtbild
des Gebäudekomplexes abzurunden.

Am 1. Januar 2011 wird eine Dementenwohn-
gruppe eingerichtet.
16 Pflege und Betreuung      Leben im Alter

Dieser Tatsachen war sich der Diakonieverein      für die Mitarbeiter nicht einfach zu verkraften.
Güstrow e.V. schon Jahre vor der Auflösung        Die alten Wariner lebten gern in dem gemüt-
der Mühlenbruchschen Schenkung bewusst            lichen Haus. Sie fühlten sich dort wohl und
und versuchte, eine Lösung zu finden. „So         wollten ihr bisheriges Zuhause nicht mit
entstanden mehrere Pläne. Die Zukunft des         einem modern ausgestatteten Pflegeheim
Hauses als Altenpflegeheim, als Altenheim,        tauschen.
als Wohngemeinschaft für Demente, als
Betreutes Wohnen wurden untersucht“,
berichtet Dieter Merz. Doch bei den meisten       Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee
Versuchen bereitete die Nichtfinanzierbarkeit
schon vorzeitig ein Ende. Als schwierig stellte   Das Haus in der Wariner Burgstraße wurde
sich auch dar, dass das Haus unter Denkmal-       unmittelbar nach der Wende geplant und
schutz stand.                                     gebaut. Im Kreis Sternberg existierten zuvor
                                                  ein Pflegeheim in Kaarz, eines in Klein Labenz
Erbaut wurde die Mühlenbruchsche Schen-           und ein weiteres, nämlich das in Warin, in der
kung in den Jahren von 1907 bis 1909 von          Mühlenbruchstraße. Die Pflegeheime in Kaarz
Johannes Mühlenbruch. In der linken Hälfte        und Klein Labenz befanden sich damals in
des Hauses richtete er ein Wohnhaus für           baufälligen Schlössern. Das Schloss in Kaarz
seine Familie ein, in der rechten Hälfte          war bereits so marode, dass die Bewohner
eröffnete er ein Armenhaus, in dem die            1990 zunächst in ein Kinderferienlager in Klein
Ärmsten der Stadt Warin eine Unterkunft und       Labenz und später in ein Ferienlager in
Essen bekamen. Nach Ende des Zweiten              Hasenwinkel umquartiert werden mussten.
Weltkrieges wurde das Armenhaus zu einem          So wurde das Gebäude in der Burgstraße als
Auffanglager für Flüchtlinge. Nach 1945           Ersatzbau der Heime in Kaarz und Klein
überschrieb Johannes Mühlenbruch sein             Labenz durch den damaligen Landkreis
Haus der Stadt. Dort wurde dann ein Feier-        Sternberg nach einer Neukonzeption der
abendheim unter der Leitung des Ehepaares         Altenarbeit geplant. Die Grundsteinlegung
Frehse eingerichtet. 1972 wurde Edda Janker       erfolgte im Mai 1991 und das Richtfest wurde
die Leiterin des Hauses. „Die Anzahl der          am 15. November 1991 gefeiert. Es war das
Pflegebedürftigen hatte so stark zugenom-         erste Pflegeheim in ganz Mecklenburg-Vor-
men, dass in den achtziger Jahren in dem          pommern, das in der Nachwendezeit erbaut
Feierabendheim eine Pflegestation einge-          worden war. Im Dezember 1991 übernahm
richtet werden musste. Später strukturierte       der Diakonieverein Güstrow e.V. die Träger-
man die Einrichtung dann ganz zum Pflege-         schaft des Rohbaus.
heim um“, erzählt Edda Janker. Bis zu 52
Bewohner lebten in der Mühlenbruchschen           Die offizielle Übergabe des Neubaus durch
Schenkung.                                        den Landkreis an den Diakonieverein Güstrow
                                                  e.V. fand am 3. Oktober 1992 statt. Zu diesem
Die plötzliche Räumung des Hauses im Jahr         Zeitpunkt lebten die Bewohner aus Kaarz
2002 war sowohl für die Bewohner als auch         bereits im Haus. Sie waren schon am 28. Sep-
Leben im Alter   Pflege und Betreuung   17

 Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee
                                                der Belegung auf 116 Plätze reduziert, damit
                                                mehr Bewohner in Einzelzimmern leben
tember 1992 eingezogen. Der Umzug der           können. Durch die Schließung des Pflege-
Bewohner aus Klein Labenz erfolgte am           heimes in der Mühlenbruchstraße wurde die
5. Oktober 1992. Das Pflegeheim war mit         Belegung der Betten auf 127 erhöht. Heute
diesen Bewohnern jedoch noch nicht voll         leben 122 Frauen und Männer im Diakonie-
ausgelastet gewesen, so dass nach und nach      Pflegeheim Am Glammsee.
noch mehr Pflegebedürftige aufgenommen
werden konnten. Sehr viel später, nämlich       Die Leitung der Einrichtung übernahm nach
Ende August 2002, kamen die Bewohner aus        der Eröffnung zunächst Reinhard Renn. Am
der Mühlenbruchstraße in Warin dazu. In         1. Juni 1993 folgte ihm Heinz Kordelle als
ihrem Haus konnten die Auflagen des             Heimleiter, der 10 Jahre lang die Einrichtung
Bauordnungsamtes nicht mehr erfüllt werden.     führte. Danach gab es Änderungen in der
Auch ein Teil der Mitarbeiter konnte übernom-   Leitungsstruktur. „Nach der Novelle des
men werden.                                     Heimgesetzes 2001 hatten sich die Anfor-
                                                derungen an eine Pflegeeinrichtung deutlich
„Die Bewohner aus den alten Pflegeheimen        verändert, so dass die bisherige Organisa-
erlebten zum ersten Mal einen Komfort an        tionsform den neuen Anforderungen ange-
Ausstattung, der ihnen bis dahin nicht          passt werden musste“, erklärt Markus
bekannt war“, sagt Hauswirtschaftsleiterin      Schaub, Bereichsleiter der Altenhilfe. „Die
Waltraud Stürmer. „Bisher mussten sie mit       klassische Heimleitung und die Pflegedienst-
großen Schlafsälen und Vierbettzimmern          leitung arbeiten deshalb nicht mehr in einem
vorlieb nehmen. Bei uns konnten sie von nun     Unterstellungsverhältnis, sondern im Team“,
an in Einzel- oder Zweibettzimmern leben.       ergänzt er noch. Dementsprechend wurde die
Auch die Sanitärausstattung war kein            Konzeption des Pflegeheimes im Jahr 2003
Vergleich.“ Ursprünglich wurde das Haus für     überarbeitet und ein Einrichtungsleiterteam
124 Bewohner gebaut, doch kurze Zeit nach       berufen, das sich aus der Hauswirtschaftslei-
18 Pflege und Betreuung      Leben im Alter

terin, Waltraud Stürmer, der Pflegedienst-         Viele Jahre blieb die Einrichtung ohne Namen.
leiterin, Vera Gätcke, und der stellvertretenden   1992 gab es den Vorschlag „Haus Seefrie-
Pflegedienstleiterin, Antje Weidemann,             den“, der jedoch nicht umgesetzt wurde. Elf
zusammensetzt.                                     Jahre später kamen noch einmal Vorschläge
                                                   von den Bewohnern und Mitarbeitern, so dass
„Im Laufe der Jahre mussten wir feststellen,       am 6. Juni 2003 die Einrichtung den Namen
dass das neue Gebäude doch auch einige             Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee erhielt.
bauliche Defizite aufzuweisen hat“, erzählt
Waltraud Stürmer weiter: „Es fehlte immer
wieder an Räumlichkeiten, zum Beispiel für         Ludwig-Danneel-Haus in Ludwigslust
die Ergotherapie oder ein Personalraum“, fügt
Vera Gätcke hinzu. „So wurde in den ver-           Der Grundstein zur Errichtung eines Alten-
gangenen Jahren hier und da der eine oder          und Pflegeheimes in der Kaplungerstraße in
andere Raum abgeschlagen und dadurch               Ludwigslust wurde am 18. Dezember 1992
neuer Stauraum gewonnen.“ Zudem wurde              durch den Diakonieverein Güstrow e.V. gelegt.
das neue Pflegeheim auch ohne eine Küche           Im Herbst 1993 fand das Richtfest und am
gebaut, da die Einrichtung ursprünglich durch      1. Juli 1994 die Übergabe des Hauses statt.
die Küche des örtlichen Krankenhauses              Auf drei Etagen stehen den 88 Bewohnern
versorgt werden sollte. Aber der Diakonie-         28 Einzel- und 30 Doppelzimmer zur Verfü-
verein Güstrow e.V. entschloss sich, aus           gung. Benannt wurde die Einrichtung nach
eigenen finanziellen Mitteln eine Küche zu         dem Prediger und Seelsorger Ludwig
errichten. Diese wurde 1993 nachgerüstet.          Danneel, der bereits 1869 eine „Herberge zur
Die eigene kleine Wäscherei im Haus musste         Heimat“ für wandernde Gesellen in Ludwigs-
2005 geschlossen werden, da sie den ge-            lust gegründet hatte. Nachdem der Diakonie-
forderten Standards nicht mehr entsprochen         verein Güstrow e.V. einige Jahre Träger des
hatte. 2004 wurden Zimmer für MRSA-Be-             Ludwig-Danneel-Hauses war, übergab er das
wohner eingerichtet. Auch im Rahmen der            Heim im Februar 1999 an das Stift Bethlehem
Dementenbetreuung erfolgten einige bauliche        in Ludwigslust.
Veränderungen.

Seit 2007 gibt es im Haus ein Gesundheits-         Diakonie-Pflegeheim Malchin
managementsystem zur Mitarbeiterpflege und
2010 wurden Mitarbeiter für die Betreuung          Als am 7. April 1993 der damalige Superinten-
von Bewohnern mit eingeschränkter Alltags-         dent Rüdiger Timm den Grundstein für das
kompetenz eingestellt. Ein wichtiges Quali-        geplante Seniorenzentrum in Malchin legte,
tätsmerkmal des Diakonie-Pflegeheimes Am           hofften die anwesenden Gäste, darunter
Glammsee ist die aktive Einbindung der An-         Initiator und damaliger Bürgermeister Werner
gehörigen in den Heimalltag. Es finden regel-      Neumann, auf einen baldigen Baubeginn.
mäßig Veranstaltungen, zu denen Angehörige         Doch eine Baugenehmigung durch die
eingeladen werden, statt.                          Malchiner Kreisverwaltung lag bis dahin
Leben im Alter   Pflege und Betreuung   19

noch nicht vor. Bereits im Vorfeld gab es       erstmals der Bevölkerung vor. Und drei Tage
Diskussionen um den geplanten Standort des      später bezogen die ersten Bewohner das
Seniorenzentrums, dem ein Teil des Stadt-       Diakonie-Pflegeheim Malchin unter der
parks geopfert werden musste. Ende August       Leitung von Heimleiter Henry Weber und
1993 lagen schließlich die erforderlichen       Pflegedienstleiterin Ute Hudemann. Die neu
Genehmigungen für den Bau vor. Und in einer     errichtete Küche innerhalb des Hauses wurde
Bauzeit von 18 Monaten wurde das Projekt        zuvor schon mit einem Probekochen am
umgesetzt. Nach Fertigstellung des Gebäudes     25. Juli 1995 eingeweiht.
übernahm der Diakonieverein Malchin e.V. den
Betrieb der Einrichtung, obwohl der Diakonie-   Die ursprünglichen Planungen des Husumer
verein Güstrow e.V. der eigentliche Bauherr     Architekten Ulrich Neuendorff gingen von
gewesen war.                                    einem sogenannten Pflegeheim der dritten
                                                Generation mit einem Pflegebereich, dem
Mit einem Tag der offenen Tür am 29. Juli       Betreuten Wohnen und einer Kurzzeitpflege
1995 stellte sich die neu erbaute Einrichtung   aus. „Geplant war eine Einrichtung mit 60
20 Pflege und Betreuung      Leben im Alter

Pflegeplätzen und 12 Kurzzeitpflegeplätzen“,      käuflich zu erwerben. Am 1. Januar 2002
berichtet Henry Weber. „Doch die Nachfrage        übernahm der Diakonieverein Güstrow e.V.
nach Dauerpflegeplätzen war größer als der        für beide Einrichtungen die Trägerschaft und
Bedarf an Kurzzeitpflege, so dass wir mit         auch das Personal.
insgesamt 72 vollstationären Pflegeplätzen
eröffnet haben.“ Zum 1. August begannen die       „Bisher gab es zwei große Umstrukturierun-
ersten Pflegekräfte ihre Arbeit. Die offizielle   gen innerhalb des Hauses“, erinnert sich
Einweihung des Hauses fand aber erst am           Dagmar Pieper, die seit 1998 Pflegedienstlei-
22. November 1995 statt.                          terin ist. So bildeten wir 1996 Wohnbereiche.
                                                  „Unsere Mitarbeiter, die vorher für das ge-
„Ende 1996 war das Diakonie-Pflegeheim            samte Haus zuständig waren, teilten wir in
Malchin erstmals mit 72 Bewohnern voll            drei Teams ein.“ Eine zweite Veränderung trat
belegt und ist seitdem ständig ausgebucht“,       2001 auf, als wir einen Bereich für Demenz-
freut sich Henry Weber. „Die zwölf Woh-           erkrankte eröffneten. Zuvor waren Bewohner
nungen des Betreuten Wohnens waren vom            mit Demenz integrativ in jedem Wohnbereich
ersten Tag an sehr begehrt und stets ausgela-     untergebracht. Da dies zu zahlreichen
stet“, fügt er hinzu. Hier waren die ersten       Schwierigkeiten im Zusammenleben der
Bewohner bereits im Juli 1995 eingezogen.         Bewohner führte, war es der nächste Schritt,
Aufgrund der hohen Nachfrage nach Pflege-         einen sogenannten segregativen Bereich für
plätzen entschloss man sich 1998, das Haus        schwer- und schwerstdemente Bewohner zu
um weitere drei Plätze aufzustocken. So           schaffen. Ein weiterer Einschnitt für alle
schufen die Mitarbeiter aus Materialräumen        Mitarbeiter war die Einführung der EDV-ge-
und Teilen von Pflegebädern zwei Einzelzim-       stützten Pflegedokumentation im Jahr 2002.
mer und ein Kriseninterventionszimmer.
                                                  Die Beratungsstelle „Leben im Alter“ gibt es
Die Diakonie-Sozialstation Malchin war drei       seit Juli 2009 im Diakonie-Pflegeheim Malchin
Jahre lang – bis zum Sommer 2001 – in             und ist eine Anlaufstelle für alle Fragen rund
der Einrichtung untergebracht. Bis zum            ums Alter und bietet Informationen, Beratung
31. Dezember 2001 betrieb und verwaltete          und Unterstützung.
der Diakonieverein Malchin e.V. das Diakonie-
Pflegeheim und das Betreute Wohnen. Da der        Weitere Umbaumaßnahmen am Gebäude sind
Diakonieverein Güstrow e.V. die Kosten für        bereits in Planung. So sollen der Beschäfti-
den Bau und die Erstausstattung trug, sollten     gungsbereich mit einem Wintergarten
diese zunächst durch Vermietung zurückge-         erweitert und eine separate Eingangshalle zur
zahlt werden. Es gab umfangreiche Verhand-        Stadtparkseite gebaut werden.
lungen zunächst zu Miet- und später auch zu
Kaufverträgen. Im November 2000 teilte dann
der Diakonieverein Malchin e.V. überraschend
mit, dass er sich nicht in Lage sähe, das
Pflegeheim und die Betreuten Wohnungen
Leben im Alter   Schwestern auf Achse   21

Schwestern auf Achse

Diakonie-Sozialstation Güstrow                   nie-Sozialstation Mitte in Trägerschaft des
                                                 Diakonischen Werkes gegründet. Die Arbeit
Die Gründung und der Aufbau von Diakonie-        begann unter Leitung von Horst Affeld mit drei
Sozialstationen sind eng verbunden mit der       ehemaligen Gemeindeschwestern aus dem
politischen Wende und dem Umbau des              Güstrower Krankenhaus und drei Zivildienst-
Sozialstaates seit der Wiedervereinigung         leistenden. Die Station hatte ihr Domizil in
Deutschlands. Damals hörte das ambulante         einem Haus der Pfarrkirchgemeinde im
Gesundheitswesen in seiner bisherigen Form       Grünen Winkel 37. Zum Einzugsbereich
auf zu existieren. Das betraf auch die Gemein-   gehörten damals die Stadtmitte von Güstrow,
dekrankenpflege. Diese hatte in den mecklen-     der Dom- und Pfarrkirchengemeindebereich
burgischen Kirchgemeinden eine lange und         sowie einige Dörfer der näheren Umgebung.
gute Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert       Die Wege zu den Patienten bewältigten die
waren Diakonissen im Einsatz, um Alte,           Mitarbeiter mit einem Auto und zwei Fahr-
Kranke und Menschen mit Behinderungen zu         rädern. Am 1. Juli 1992 ging die Trägerschaft
betreuen und pflegen.                            zum Diakonieverein Güstrow e.V. über. Die
                                                 erste Blutspendeaktion in den Räumlichkeiten
Als erste Sozialstation in Güstrow wurde         der Diakonie-Sozialstation Mitte wurde am
durch das Engagement von Ernst-Hinrich           5. August 1993 durchgeführt.
Schaede und Bernd Lippert vom Kreisdiako-
nischen Amt am 1. Oktober 1990 die Diako-         Diakonie-Sozialstation Güstrow
22 Schwestern auf Achse    Leben im Alter

Mit der Einführung der Pflegeversicherung      ersten Mieter ein. Die offizielle Einweihung
im April 1995 ergaben sich die ersten großen   fand am 29. Januar 1999 statt. „Eine deutliche
Veränderungen für die Arbeit der Sozialsta-    Verbesserung für das Betreute Wohnen bot
tionen. Seitdem ist neben der Krankenkasse     die Errichtung eines Neubaus im Dezember
auch die Pflegekasse der Kostenträger. „Mit    2004“, so Ilona Schallge, Pflegedienstleiterin
dieser neuen gesetzlichen Grundlage wurden     der Diakonie-Sozialstation Güstrow seit dem
die Ausgaben zum ersten Mal gedeckelt, das     1. Januar 2003. Der Diakonieverein Güstrow
heißt Staat und Bund haben nicht mehr alles    e.V. errichtete in der Schnoienstraße 16 auf
bezahlt, sondern es bestand nur noch ein       einem ehemaligen Garagengelände elf
bestimmter Betrag zur Verfügung“, erklärt      betreute Wohnungen. Der Bau wurde als einer
Frauke Conradi, Bereichsleiterin der ambu-     der letzten altengerechten Neubauwohnungen
lanten Dienste. Leistungen mussten von nun     durch das Land Mecklenburg-Vorpommern
an genau geplant werden und die Arbeit in      gefördert. Die Grundsteinlegung fand am
den Sozialstationen wurde vom Medizinischen    18. März 2004 statt. Bereits am 15. Dezember
Dienst der Krankenkassen (MDK) kontrolliert.   2004 zogen die ersten Bewohner ein. Mit dem
Damit wurde im Bereich der häuslichen          Neubau zog auch die Diakonie-Sozialstation
Krankenpflege auch das Wettbewerbsprinzip      Güstrow in das Haus.
eingeführt.
                                               Eine Dementen-Tagesbetreuung wurde am
Zur Diakonie-Sozialstation Mitte kam 1998      25. Januar 2008 in der Philipp-Brandin-Straße
das Angebot des Betreuten Wohnens in der       3 in Güstrow eröffnet.
Schnoienstraße 11/12 dazu. Nach dem
Umbau und der Sanierung eines ehemaligen
Güstrower Armenhauses entstanden 17            Diakonie-Sozialstation Schwaan
Wohnungen. Im Dezember 1998 zogen die
                                               Im Schwaaner Pfarrhaus in der Schulstraße
 Grundsteinlegung zum Neubau des               12 hatte vor zwanzig Jahren alles angefangen.
 Betreuten Wohnens am 18. März 2004.           Dort hatte am 1. Januar 1991 Pastorin
                                               Anna-Luise Zimdahl der evangelischen
                                               Kirchgemeinde Schwaan eine Sozialstation
                                               mit vier ehemaligen Gemeindeschwestern
                                               eröffnet. Fünf Jahre später übernahm der
                                               Diakonieverein Güstrow e.V. die Trägerschaft.

                                               Damals begannen bereits die Planungen für
                                               das Betreute Wohnen. Pflegedienstleiterin
                                               Heidi Nowack und Schwester Elfriede Jährig
                                               hatten die Idee von einem solchen Haus im
                                               Pfarrgarten von Schwaan. Die Leitung des
                                               Projektes lag bei Dieter Merz als einer der
Leben im Alter   Schwestern auf Achse      23

Vorstände des Diakonievereins Güstrow e.V.      nen mit den 21 Wohnungen und den Räumen
Doch ein Start mit Hindernissen waren der       der Diakonie-Sozialstation eingeweiht.
Bau und die Eröffnung des Hauses. Schon in      Nach elf Jahren als Pflegedienstleiterin ver-
der Vorbereitungsphase verzögerten sich die     abschiedete der Diakonieverein Heidi Nowack
Planungen verzögert, da das Bauland im          im Februar 2002 in den Ruhestand und
Pfarrgarten kleiner ausfiel, als es im Grund-   übergab die Leitung an Sigrid Mohsakowski.
buch verzeichnet war, so dass die Wohnanla-
ge noch einmal vollständig überplant werden     Heute sind 13 Mitarbeiter in der Diakonie-
musste. Und schließlich ließen die erhofften    Sozialstation beschäftigt. Es werden ca. 160
Fördermittel auf sich warten. Der zunächst      Kunden betreut. Seit Mai 2009 gibt es das
angestrebte Fertigstellungstermin war bereits   Angebot einer Tagesbetreuung und seit einem
verstrichen, noch ehe die Arbeiten aufgenom-    Jahr wird die Diabetes-Behandlungspflege bei
men werden konnten. Im Frühjahr 1999            Kindern durchgeführt.
begannen die Bauarbeiten. Nur wenige
Monate später – im Sommer 1999 – fand das       „Ein großer Traum wäre die Eröffnung einer
Richtfest und schon im Dezember der Einzug      Tagespflege in unserer Einrichtung“, sagt
der Bewohner statt, obwohl noch nicht alle      Sigrid Mohsakowski. „Doch bisher konnten
Bauarbeiten abgeschlossen waren. Am             dafür keine geeigneten Räumlichkeiten
21. Januar 2000 wurde das Betreute Woh-         gefunden werden.“

 Diakonie-Sozialstation Schwaan
24 Schwestern auf Achse      Leben im Alter

Diakonie-Sozialstation Teterow                    Schwestern zu Hospitationen nach Schles-
                                                  wig-Holstein ein“, erzählt Dörte Bennke. „Aber
Mit der Wende übernahmen viele Kirchge-           auch das Land Mecklenburg-Vorpommern,
meinden mit großem Engagement Verantwor-          der Landkreis und die Kommunen unter-
tung für den Aufbau neuer ambulanter              stützten die Arbeit der Sozialstation mit
Pflegeeinrichtungen. In den alten Bundeslän-      finanziellen Zuschüssen.“ Nach einem Jahr
dern hatte sich das Modell der häuslichen         ABM übernahm die Kirchgemeinde dann
Krankenpflege durch die Sozialstationen           sieben Gemeindeschwestern in eine Festan-
bewährt und wurde in die neuen Bundeslän-         stellung. 1994 wurde Pastor Dr. Martin Kuske
der eingeführt. Dabei wurde im Einigungsver-      zum Landespastor für Diakonie nach
trag auch der Vorrang der freien Träger festge-   Schwerin berufen, so dass Pastor Burkhardt
schrieben. „Dass Kirchgemeinden die Träger-       Ebel die Geschäftsführung übernahm.
schaft übernehmen konnten, war für uns
etwas Neues“, sagt Dörte Bennke. „Damals          Dörte Bennke löste im April 1996 Gudrun
informierte ich mich mit Gemeindeschwester        Poppe, die in den Ruhestand verabschiedet
Gudrun Poppe und Pastor Dr. Martin Kuske          worden war, als Pflegedienstleiterin ab. Das
über die Handhabung von ambulanten                Team der Diakonie-Sozialstation Teterow war
Diensten in den alten Bundesländern“, fügt        inzwischen auf 16 Mitarbeiterinnen ange-
sie hinzu. Bereits am 6. Januar 1991 konnte       wachsen. Allmählich wurden die Stationsräu-
die Diakonie-Sozialstation Teterow in Träger-     me zu eng, so dass im September 1998 ein
schaft der evangelischen Kirchgemeinde            Umbau des ehemaligen Pfarrhauses erfolgte.
Teterow eröffnet werden. Ein mutiger Schritt      Seitdem sind alle Räume sowie der Eingang
auf bisher unbekanntem Terrain. Im ehema-         zur Station behindertengerecht gestaltet. Im
ligen Pfarrhaus, in der Predigerstraße 2,         Jahr 2001 eröffnete die AWO das Betreute
wurden die Räume bezogen. Sechs Gemein-           Wohnen in Teterow. Auch dort ist die Diako-
deschwestern und drei Krankenschwestern           nie-Sozialstation Teterow in die Pflege der
übernahm der Träger und stellte diese             Bewohner integriert.
zunächst über Arbeitsbeschaffungsmaß-
nahmen (ABM) an. Die Leitung übernahm             Das Jahr 2004 begann für die Diakonie-So-
Gudrun Poppe. Geschäftsführer war Pastor          zialstation Teterow mit einem Trägerwechsel
Dr. Martin Kuske.                                 zum Diakonieverein Güstrow e.V. 25 Mitarbei-
                                                  terinnen waren zu dem Zeitpunkt in der
Nicht einfach gestalteten sich die Bedin-         Station beschäftigt. Die Sozialstation befand
gungen für die neu errichtete Diakonie-Sozial-    sich im Wachstum und weitere Bereiche
station. Angefangen bei dem noch fehlenden        sollten erschlossen werden. Doch die Kirch-
Dienstfahrzeug bis hin zu finanziellen Eng-       gemeinde konnte dieses auf die Dauer nicht
pässen. „Große Unterstützung erhielten wir        mehr leisten. „Professionelles Management
vom Diakonischen Werk Rendsburg sowohl in         war gefragt, denn für Pastor Ebel war es nicht
materieller als auch arbeitsorganisatorischer     mehr möglich, die Geschäfte nebenbei zu
Hinsicht. So luden die Rendsburger fast alle      führen“, erzählt Dörte Bennke. Die evange-
Leben im Alter   Schwestern auf Achse    25

lische Kirchgemeinde musste sich von der       Verantwortlichen die Aufgaben der Leitung
Sozialstation trennen.                         neu, führten das Controlling ein und erschlos-
                                               sen neue Geschäftsfelder.
Seit dem 1. August 2005 steht den fünf Dia-
konie-Sozialstationen in Teterow, Güstrow,     Am 8. Juni 2006 eröffnete die Diakonie-So-
Bützow, Schwaan und Röbel zur Organisation     zialstation Teterow eine Tagesbetreuung von
und Koordination der Arbeit Frauke Conradi     Demenz-Kranken in der Goethestraße. Das
zur Seite. „Es zeigte sich, dass es den        Team der Sozialstation wuchs weiter auf 35
Sozialstationen seit dem Rückzug des Landes    Mitarbeiter an. Wieder wurden die Räumlich-
und der Kommunen aus den Förderungen           keiten in der Predigerstraße zu eng. Ein Um-
wirtschaftlich nicht mehr gut ging. Sie        zug war dringend notwendig. „Lange hatten
mussten neu strukturiert werden, um den        wir nach neuen Räumen Ausschau gehalten.
Forderungen des Marktes gewachsen zu sein,     Letztendlich fiel die Entscheidung auf einen
aber gleichzeitig auch ihrem Anspruch an       „Seitenwechsel“. Im September 2008 tausch-
soziale-diakonische Arbeit treu zu bleiben“,   ten die Diakonie-Sozialstation und die
sagt Frauke Conradi. Deshalb beschrieben die   Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe
                                               (KISS) ihre Räume. Somit konnte der Standort
 Diakonie-Sozialstation Teterow                erhalten bleiben“, berichtet Dörte Bennke.
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