Clima-pro - Interkulturelle Kompetenz Algerien - Handreichungen
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clima-pro - Interkulturelle Kompetenz Algerien Handreichungen: Interkulturelle Kompetenzen und interkulturelles Training für Algerien Dr. Dorothee Obermaier, Marita Schnepf-Orth Algier, Place des Martyrs © L. Nuphaus 2010 Juni 2011 Sofia - Hochschule Darmstadt I.E.S.A.R - Fachhochschule Bingen Prof. Dr. M. Führ, Prof. Dr. D. Obermaier Prof. Dr. G. Roller Haardtring 100 Berlinstraße 109 D – 64295 Darmstadt D - 55411 Bingen am Rhein Fon +49 (0)6151 168 735 Fon +49 (0)6721 919 337 Fax +49 (0)6151 168 925 Fax +49 (0)6721 919 331 www.sofia–darmstadt.de www.fh-bingen.de/Institut-IESAR.118.0.html clima-pro - ein Forschungsvorhaben im Rahmen des FH-profUnd-Programms, finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien Inhalt 1. Kulturspezifische und sozioökonomische Besonderheiten für eine geschäftliche Tätigkeit in Algerien ........................................................................2 1.1 Bedeutung der nationalen Souveränität und der arabisch-islamischen Identität .......2 Sensibilität gegenüber externer Einmischung ...........................................................2 Privilegien und Lobbying der Befreiungskämpfer......................................................3 Kulturrevolution: Arabisierung und Antiimperialismus ...............................................4 Sprachenkonflikte.....................................................................................................6 Regionale und berberische Identitäten - das Beispiel der Kabylen ...........................7 1.2 Islam in Algerien.......................................................................................................9 Infokasten: Politischer Islam in Algerien..................................................................11 1.3 Sozialpolitische Problemfelder ...............................................................................14 Niedrige Einkommen ..............................................................................................14 Arbeitslosigkeit junger Erwachsener und prekäre Arbeitsbedingungen ..................15 Perspektivlosigkeit junger Erwachsener .................................................................16 Wohnraummangel ..................................................................................................17 Regionale Disparitäten - die inneralgerische Nord-Süd-Kluft ..................................18 1.4 Frauen in Politik und Erwerbsleben ........................................................................19 Frauen und Erwerbstätigkeit...................................................................................19 Frauen auf dem Vormarsch - in der Bildung ...........................................................20 Rechtliche Gleichstellung .......................................................................................21 1.5 Stabilität und Sicherheit ..........................................................................................21 Terrorismus ............................................................................................................22 Sicherheitsmaßnahmen .........................................................................................23 Soziale Proteste und die Demokratiebewegung 2011 ............................................24 2. Erwartungen an deutsche Unternehmen ............................................................26 "Zuverlässig und vorsichtig" - Das Bild der Deutschen ...........................................26 "Sie sollen herkommen!" - Präsenz vor Ort ............................................................27 "Gemeinsamkeiten ausloten" - Eine persönliche Ebene finden ..............................28 "Man braucht einen zuverlässigen Partner vor Ort" - Partnersuche ........................28 "Alles wird hinterfragt" - Flexibilität und Geduld mitbringen .....................................29 Respektvolles Auftreten .........................................................................................29 Mit Frauen als Verhandlungspartner rechnen .........................................................30 Französischkenntnisse optimieren .........................................................................31 Intransparente Behördenkulturen einkalkulieren.....................................................31 Mit Klientelismus und Begünstigungen umgehen ...................................................32 Feiertage in Algerien 2011 .....................................................................................33 3. Weiterführende Literatur zur Geschäftskultur ....................................................34 Downloads .............................................................................................................34 Bücher....................................................................................................................34 4. Interkulturelles Training für Algerien ..................................................................36 4.1 Länderübergreifende Hinweise zu interkulturellen Kompetenztrainings ..................36 Vorteile interkultureller Trainings - warum Do’s und Don’ts nicht ausreichen ..........36 Spektrum interkultureller Trainings- oder Beratungsleistungen...............................38 Feststellung des Trainings- oder Beratungsbedarfs seitens der KMU ....................40 Internetportale mit Hinweisen auf interkulturelle Trainingsanbieter .........................41 4.2 Algerienspezifische Handreichungen .....................................................................42 Relevanz interkultureller Trainings für ein geschäftliches Engagement in Algerien .42 Anbieterliste interkultureller Trainings für Algerien ..................................................45 Checkliste zur Auswahl interkultureller Kompetenztrainings für Algerien ................45 1
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien 1. Kulturspezifische und sozioökonomische Besonderheiten für eine geschäftliche Tätigkeit in Algerien Landeskundliche Kenntnisse sind für die interkulturelle Kommunikation in geschäftlichen Begegnungen hilfreich, weil sie Erklärungen für Wertvorstellungen und Verhaltensweisen bereitstellen können. Neben dem wirtschaftlichen Hintergrundwissen eröffnet beispielsweise die Auseinandersetzung mit der algerischen Geschichte der Unterdrückungserfahrungen und Unabhängigkeitsbestrebungen sowie mit der heiklen politischen Situation, mit den spezifischen Ausprägungen des Islams oder mit der Vielfalt gesellschaftlicher Orientierungen größere Spielräume, um Verhaltensweisen in interkulturellen Begegnungen besser interpretieren und verstehen zu können. 1.1 Bedeutung der nationalen Souveränität und der arabisch-islamischen Identität Die Bemühungen der algerischen Regierungen, die nationale Identität auf die arabische Komponente zu reduzieren, stehen seit Jahren in Kontrast zur gelebten Realität eines regionalen, kulturellen und sprachlichen Plura- lismus.1 Algerien ist geografisch, historisch, kulturell und religiös mit dem arabischen Raum, den afrikanischen Nachbarländern und auch den europäischen Mittelmeerländern verbun- den. Sensibilität gegenüber externer Einmischung Algerier reagieren mitunter sensibel auf externe Interventionen, die das Gefühl von Souveränität und Selbstbestimmung verletzten. Angesichts der algerischen Erdgas- und Erdölvorkommen und der Attraktivität für ausländische Investoren Algier © L. Nuphaus 2010 können sich algerische Entscheidungsträger die Empfindlichkeit gegenüber äußerer Einmischung leisten. Sie entziehen sich dabei weitgehend dem Druck internationaler Finanz- und Entwicklungsinstitutionen und ihrer Auflagen. Die Souveränität ist in Algerien einerseits politische Überzeugung und generiert andererseits die Empfindsamkeit gegenüber externer Einmischung. Beides wurzelt in der französischen Kolonialzeit und dem algerischen Befreiungskampf gegen diese Fremdherrschaft.2 Die französische Kolonisierung und der 1 Werenfels, I. (2009): Bouteflika zum Dritten. Stabilitätsgarantie oder Stabilitätsrisiko. SWP-Aktuell 2009/A 19: 7, http://www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=5916, http://www.swp- berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2009A19_wrf_ks.pdf (10.01.2011). 2 Bertelsmann Stiftung (2009): BTI 2010 — Algeria Country Report. Gütersloh: 41, http://www.bertelsmann-transformation-index.de/fileadmin/pdf/Gutachten_BTI2010/MENA/Algeria.pdf (19.12.2010). 2
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien Befreiungskrieg resultierte in einer weitverbreiteten Entschlossenheit der Algerier, niemals mehr gegenüber irgendjemand "untertänig" zu sein.3 Will man sich den kulturellen Prägungen Algeriens annähern, müssen deshalb die Wirkungen des Imperialismus mitgedacht werden. Im Unterschied zu anderen kolonisierten Ländern war Algerien während der 130jährigen französischen Kolonialherrschaft Teil des französischen Territoriums. Muslime waren zwar offiziell als französische Bürger anerkannt, die vollen Bürgerrechte wurden ihnen indessen verweigert. So konnten Muslime keine Grundstücke erwerben, solange sie nicht zum christlichen Glauben übergetreten waren. Die koloniale Inbesitznahme bedeutete zugleich die massive Zuwanderung französischer Siedler und eine damit einhergehende Verelendung der einheimischen Bevölkerung durch Enteignung und Besteuerung. Die Zahl der algerischen Bevölkerung ging zeitweise um die Hälfte zurück. Weiterhin löschte die Kolonialherrschaft soziale und traditionelle administrative Strukturen der Gesellschaft aus, indem ein nach europäischem Muster errichtetes Verwaltungs- und Bildungssystem eingeführt wurde.4 Dieses führte u.a. auch zu negativen Bildungseffekten: die Analphabetenrate am Ende der Kolonialzeit überstieg die zu Beginn der Kolonialzeit und lag bei ca. 90%.5 Planvolle Demütigungen seitens der Kolonialherren und nicht zuletzt das Massaker von Sétif mit über 10.000 getöteten Algeriern gingen dem 1954 beginnenden Unabhängigkeitskrieg unter Führung der Front de Libération Nationale (FLN) voraus. Der achtjährige Unabhängig- keitskampf wurde von beiden Seiten äußerst brutal geführt. Die algerische Seite gedenkt offiziell einer Million Märtyrer, manchmal ist auch von eineinhalb Millionen die Rede. 6 Ein Jahr vor der Unabhängigkeit, führte Frankreich 1960 die ersten nuklearen Tests im Süden Algeriens durch, mit nachhaltigen Folgen für die ansässige Bevölkerung. Privilegien und Lobbying der Befreiungskämpfer Das algerische Nationalbewusstsein und der Machtanspruch der algerischen Führung legitimieren sich bis heute aus dem Sieg über die ehemalige Kolonialmacht. "Der Dekolonialismus ist eine Kriegsbeute." Demnach konstruiert die Befreiung einerseits Identitäten und andererseits definiert man sich durch die Befreiung auch negativ: durch den Kampf gegen etwas.7 Die politischen Eliten bringen seit 50 Jahren der Unabhängigkeit ihre Vergangenheit im Widerstandskampf ins Spiel, um sich Legitimität und Anerkennung zu verschaffen. So stellen sich die Kandidaten im Wahlkampf immer noch als die wahren Erben der Revolutionäre dar. Die Zugehörigkeit zur "famille révolutionnaire" oder auch zur Gewerkschaftsdachorganisation sind darüber hinaus wichtiges Sprungbrett für Kader- funktionen im Staatsapparat.8 3 Chimelli, R. (2002): Das Abendland Arabiens – Maghrebinische Verknüpfungen. Wien: 69. 4 Chimelli, R. (2007): Algerien. In: Weiss, W.M. (Hg.): Die arabischen Staaten. Geschichte, Politik, Religion, Gesellschaft, Wirtschaft. Heidelberg: 32-45; Courdouen, P.-M. (2006): Zwischen zwei Kolonialreichen: Algerien im 19. Jahrhundert , http://www.lwg.uni- hannover.de/wiki/Zwischen_zwei_Kolonialreichen:_Algerien_im_19._Jahrhundert (29.01.2011). 5 Mouhleb, N. (2005): Language and Conflict: Kabylia and the Algerian State. Institute for Culture Studies & Oriental Languages, University of Oslo & Centre for the Study of Civil War: 32, http://www.prio.no/sptrans/910488093/file47288_naima_final_16_december_ii.pdf (12.01.2011). 6 Chimelli, R. (2007): a.a.O. (Anm. 4): 35. 7 Stora, B. (2011): Französisch-algerische Altlasten. In: Qantara online, http://de.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-1327/i.html (02.04.2011). 8 Werenfels, I. (2009): a.a.O. (Anm. 1): 5-6. 3
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien Nicht nur die direkt beteiligten Befreiungskämpfer, sondern auch ihre Nachfahren erhalten Vergünstigungen, wie Renten, Gewerbelizenzen, reservierte Arbeitsplätze in Unternehmen oder Ausbildungsvergünstigungen.9 Als Kriegsveteran oder Sohn eines schahid10 erhält man auch Steuerbefreiungen oder Sonderangebote im Reisebüro. Die Regierungsparteien Front de Libération Nationale (FLN) und Rassemblement National Démocratique (RND) verteilen diese Privilegien, um Wähler zu gewinnen und zu binden. Folglich kann man "Kriegsveteranen" begegnen, die viel zu jung sind, um im Befreiungskrieg gekämpft zu haben.11 Es ist jedoch eine schwindende Bereitschaft der jungen Algerier zu verzeichnen, diese positive Diskriminierung auf der Basis revolutionärer Legitimität weiter hinzunehmen.12 Kulturrevolution: Arabisierung und Antiimperialismus Von allen Ländern des Maghreb verfolgt Algerien seit 1962 die weitestgehende Arabisierungspolitik zur Auslöschung der französischen Prägung und zielt auf die Wiederherstellung und Stärkung der arabischen Komponente der algerischen Identität.13 Nach dem Unabhängigkeitskrieg betrachtete die Mehrheit der Nationalen Befreiungsfront (FLN) den Islam und das Arabertum als die beiden wesentlichen Gemeinsamkeiten der algerischen Bevölkerung und als Grundlage einer neuen, die koloniale Diskriminierung kompensierenden Identitätsvorstellung.14 Der Prozess der Arabisierung wurde de facto fast gleichbedeutend mit der Wiedereinführung der arabischen Sprache in allen Bereichen des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens. Allerdings konkurrierten in der Arabisierungspolitik zeitweise unterschiedlich progressive oder islamisch orientierte politische Kräfte. 1968 wurde per Dekret die Arabisierung im öffentlichen Dienst angeordnet; ab 1970 unterlag das Bildungswesen einer zunehmenden Arabisierung, die sich an den Hochschulen bis in die achtziger Jahre fortsetzte.15 Während der Kolonialzeit bestand nur für wenige Algerier die Möglichkeit einer Schulbildung - wenn doch, fast ausschließlich französisch: 9 Faath, S. (2008): Reziprokes Mißtrauen: Zum Verhältnis von Staat, Bevölkerung und Opposition in Algerien. In: Faath, S. (Hrsg.): Kontrolle und Anpassungsdruck - Zum Umgang des Staates mit Opposition in Nordafrika/Nahost. GIGA Institut für Nahost-Studien, Hamburg, 121-166: 143, http://www.giga- hamburg.de/dl/download.php?d=/content/imes/menastabilisierung/pdf/faath_studieKontrolle_2008_volltext.pdf . 13.10.2010). 10 Schahid ("Zeuge") bezeichnet die "Märtyrer", die im Befreiungskampf gestorben sind. Etwa 250.000 Männer sind als "ehemalige Mudschaheddin" registriert oder haben Anspruch auf diesen Titel. Chibani, A. (2009): Algerien - ein Staat steht still, in: Le Monde diplomatique Nr. 8810 vom 13.2.2009, http://www.monde-diplomatique.de/pm/2009/02/13/a0042.text.name,askinB3pJ.n,29 (10.01.2011). 11 Chibani, A. (2009): Algerien - ein Staat steht still, in: Le Monde diplomatique Nr. 8810 vom 13.2.2009, http://www.monde-diplomatique.de/pm/2009/02/13/a0042.text.name,askinB3pJ.n,29 (10.01.2011). 12 Werenfels, I. (2009): a.a.O. (Anm. 1): 5. 13 Werenfels, I. (2009): a.a.O. (Anm. 1): 7. 14 Ruf, W. (2002): Identität und Integration - islamische Staatsbürgerschaft in Frankreich. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Nr. 5/2002: 594-601, http://www.werner- ruf.net/pdf/Migr_F_Bl%8Atter030302.pdf (03.02.2011). 15 Grandguillaume, G. (1997): Der Maghreb entdeckt eine Sprache, Algerien - Mund halten oder arabisch reden. In: Le Monde diplomatique 14.2.1997, http://www.monde- diplomatique.de/pm/1997/02/14/a0266.text.name,askeD6Na7.n,41 (03.04.2011). 4
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien "Zur Zeit meiner Kindheit, im kolonialen Algerien, wurde ich als muslimische Französin bezeichnet. In der Schule lernten wir, dass die Gallier unsere Vorfahren waren."16 Die Umsetzung der Arabisierung des Bildungssystems stieß indessen auf einige Hürden. Da nicht genügend ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung standen, wurden muslimische Gelehrte aus dem Nahen Osten und Ägypten eingesetzt. Diese stärkten den zunehmenden Einfluss konservativer und religiöser Gruppen auf die algerische Arabisierungspolitik.17 Gleichzeitig fanden jedoch auch Aspekte französischer Wertvorstellungen Verbreitung, wie das Ideal der Revolution und die Forderungen nach politischer Demokratie im Zuge der antiimperialistischen Befreiungsbewegung und Beteiligung an der internationalen Bewegung der blockfreien Staaten.18 "Pieds-rouges" hießen die linken Franzosen, die sich leiden- schaftlich für die Unabhängigkeit Algeriens engagierten und 1962 beim Aufbau des sozialistischen Algeriens mitgeholfen hatten, in Anlehnung an die Bezeichnung "Pieds-noirs" für Algerier europäischer Abstammung. Algerien zählte in den 1960er und 1970er Jahren zur Avantgarde der internationalen Emanzipationsbewegung der "Dritten Welt". Zeitweise lebten in Algerien einige der großen Denker und Vorkämpfer der antiimperialistischen Revolution: Frantz Fanon, Ernesto Che Guevara, Eldridge Cleaver19 und die Führer der Unabhängig- keitsbewegungen aus Angola, Guinea und Mosambik. "Also meine Kampfgefährten, zahlen wir Europa nicht Tribut, indem wir Staaten, Institutionen und Gesellschaften gründen, die von ihm inspiriert sind."20 Zwei große Bauprojekte in Algier symbolisieren aktuell Algeriens Verbundenheit einerseits mit der antikolonialen Befreiungsbewegung und andererseits mit der islamischen Welt: - die "Bibliothèque Arabo-Sud Américaine", entworfen von dem brasilianischen Architekten Oskar Niemeyer. Sie soll die Zusammenarbeit und den kulturellen Austausch der G15 Länder fördern, (Quelle: http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?t=1049241) 16 Djebar, A. (2008): Narben in meinem Gedächtnis. Über Algeriens literarische Ahnen und die Wahl der Sprache. In: Le Monde diplomatique 8.2.2008, http://www.monde- diplomatique.de/pm/2008/02/08/a0014.text.name,askinB3pJ.n,47 (12.01.2011). 17 Ouaissa, R. (2008): Islamistische Parteien im Maghreb – Der Maghreb zwischen moderatem und radikalem Islam. In: GTZ (Hrsg.): Politischer Islam in arabischen Ländern, 55-73: 61, http://cdc.giz.de/de/dokumente/de-gtz-programmbuero-politischer-islam.pdf (29.01.2011). 18 Harbi, M. (2005): Nachwirkungen des Algerienkriegs. Ungleichzeitige Erinnerungen bei Siegern und Besiegten. In: Le Monde diplomatique 9.12.2005, http://www.monde- diplomatique.de/pm/2005/12/09/a0070.text.name,askIZzd2q.n,84 (12.01.2011). 19 Mitbegründer der Black Panther Party. 20 Fanon, F. (1981): Die Verdammten dieser Erde (Dt. Übersetzung des 1961 erschienenen Originals "Les damnés de la terre"). Frankfurt: 264. 5
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien - die große Moschee, die bis 2013 in der Innenstadt errichtet wird. Es ist das Lieblingsprojekt von Präsident Bouteflicka und soll Algier zum (staatlich kontrollierten) religiösen Zentrum des Maghreb aufsteigen lassen.21 Das Frankfurter Architekten Büro KSP Engel und Zimmermann baut in Algier die drittgrößte Moschee der Welt. Foto: dpa http://www.fr-online.de/home/wie-aus-1001-nacht/-/1472778/3411908/-/index.html Sprachenkonflikte Im Rahmen der Arabisierung erfolgte die Vereinheitlichung der Landessprache. Dabei sollte der Gebrauch des modernen klassischen Standard-Arabisch (al-arabiyya al-fua) die "authentische Identität" der Algerier befördern. Die Sprache sollte dabei mehrere Funktionen übernehmen: die arabische Hochkultur zu vermitteln sowie in standardisierter Form international verstanden zu werden und deshalb mit dem Französischen konkurrieren zu können.22 Die Verfassung von 1976 verwarf unmissverständlich jegliche Form des kulturellen Pluralismus, und in Artikel 3 erklärte der Staat seine Verantwortung, die Vereinheitlichung und Verbreitung des Arabischen sicherzustellen. In den 1970er Jahren traute man sich nicht mehr, in der Öffentlichkeit eine Berbersprache zu benutzen.23 Allerdings entspricht das klassische Standard-Arabisch nicht dem gesprochenen algerischen Arabisch und war zu Beginn der Arabisierungsprogramme nicht in allen Bevölkerungs- gruppen verbreitet. Deshalb ging die Verordnung der arabischen Schriftsprache als einheitliche Muttersprache mit der Minderbewertung des algerischen Arabisch und dem Ignorieren der Berbersprachen einher, und frankophone Algerier wurden als hisb Franca, als "Parteigänger Frankreichs" stigmatisiert.24 Trotz Arabisierung blieb der kulturelle, insbesondere wissenschaftlich-technische Einfluss Frankreichs jedoch ungebrochen: Französisch ist eine verbreitete Landes- und Geschäfts- sprache. Viele, insbesondere technische Lehrbücher gibt es nur in französischer Ausgabe. Frankreich ist Algeriens Haupthandelspartner, und ca. 4 Millionen Algerier oder Franzosen 21 Große Pläne. In: Le Monde diplomatique 10.12.2010, http://www.monde- diplomatique.de/pm/2010/12/10/a0060.text.name,askinB3pJ.n,10 (17.02.2011). 22 Mouhleb, N. (2005): a.a.O. (Anm. 5): 10. 23 Mouhleb, N. (2005): a.a.O. (Anm. 5): 34. 24 Grandguillaume, G. (1997): a.a.O. (Anm. 15). 6
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien algerischer Abstammung leben in Frankreich.25 Die algerisch-französische kulturelle Annäherung, z.B. die Anpassung an und die Übernahme von Wertvorstellungen der Kolonialmacht, äußert sich in vielen Lebensbereichen und kollidiert dabei unweigerlich mit der propagierten arabisch-islamischen Identität. In der intellektuellen städtischen Gesell- schaft sind die frankophon orientierten Anhänger eines säkularen Gesellschaftsmodells tonangebend. Wegen ihrer Artikulationsfähigkeit erscheinen sie überrepräsentiert in den internationalen Medien und haben einen besseren Zugang zu Berufschancen als der Großteil der arabisch-islamisch empfindenden Mehrheit.26 Regionale und berberische Identitäten - das Beispiel der Kabylen Nicht alle Algerier definieren sich als Araber. So fühlen sich etwa 30% der Algerier der Berberbevölkerung zugehörig. Die Berberbewegung und der algerische Staat bezeichnen die berberische Bevölkerung als Amazigh (Plural: Imazighen). Der Begriff Berber ist jedoch ebenfalls gebräuchlich und wird nicht abwertend verstanden. Die Berber Algeriens sind Bevölkerungsgruppen mit ausgeprägten kulturellen und sprachlichen Eigenheiten. Die Sprache ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, dennoch betrachten sich auch Teile der Bevölkerung, die keinen Berber-Dialekt mehr beherrschen, als Berber. Im Zuge der arabischen Eroberungen Nordafrikas hatte sich - je nach Abgelegenheit der Region und Intensität des kulturellen Austauschs - ein Mosaik aus arabischen, arabisierten und berberischen Identitäten entwickelt und resultierte in verschiedenen Berberstämmen mit unterschiedlichen Kulturen und Sprachen. 90% der berberischen Bevölkerung konzentrieren sich im heutigen Algerien im Gebiet der Kabylei, einer gebirgigen Region, die sich im Nordosten Algeriens über mehrere Verwaltungsbezirke ausdehnt, u.a. Tizi Ouzou und Béjaia. Andere Gruppen, wie die nomadischen Tuareg, die Mozabiten und die Shawiyya, leben im Gebiet der Zentralsahara, in der Region Mzab (nördliche Sahara) und um Aurès im Südosten.27 Trotz Arabisierung bestehen regionale, ethnische und sprachliche Gegensätze weiter - bis zur Staatsspitze, z.B. besetzt jeder Präsident Schlüsselpositionen mit Personen aus seiner Region.28 Diskriminierungen der Berber sind im Allgemeinen schwer nachzuweisen, und Kabylen haben hochrangige Regierungsposten erreicht. Indessen fühlen sich Kabylen u.a. im Zuge der staatlich verordneten Arabisierungsprozesse benachteiligt. Ihre Muttersprache ist Kabylisch (Thashawit) und ihre Verkehrssprache häufig das Französische, wohingegen Arabisch in der Kabylei nur wenig verbreitet war. Deshalb stellte Arabisch als Zugangs- voraussetzung für Positionen in der Administration eine Hürde für die berberophonen und französischsprachigen Kabylen dar. Viele Kabylen erhielten während der Kolonialzeit eine französische Schulbildung, und die erste Generation postkolonialer algerischer Intellektueller bestand vornehmlich aus Berbern.29 25 Migdalovitz, C. (2010): Algeria: current issues. Congressional Research Service, Washington/D.C.: 11, http://fpc.state.gov/documents/organization/152624.pdf (04.03.2011). 26 Chimelli, R. (2007): a.a.O. (Anm. 4): 41. 27 Mouhleb, N. (2005): a.a.O. (Anm. 5): 27-30. 28 Werenfels, I. (2009): a.a.O. (Anm. 1): 6. 29 Gray, D.H. (2009): Women in Algeria today and the debate over family law. In: Middle East Review of International Affairs (Herzliya), 13/March 2009, 45-56: 47, http://www.gloria- center.org/files/20090526172701.pdf (02.02.2011). 7
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien "Araber? Nicht 100prozentig, weil ich kabylisch aufgewachsen bin, arabisch [Dialekt = Derdscha] habe ich erst auf der Straße und Hocharabisch (=Fosha) erst mit 6 in der Schule gelernt. Wohlgemerkt besteht ein großer Unterschied zwischen dem algerischen Dialekt und Hocharabisch. Franzose? Auf keinen Fall, obwohl ich der französischen Sprache mächtiger bin als kabylisch meiner Muttersprache. So fühlt man eine große Sprachlücke in sich und so dramatisch empfinde ich's! Aber eins ist sicher, ich bin kein Araber!"30 Durch den Bildungsvorsprung der Kabylen hatte sich in der Wahrnehmung der arabophonen Bevölkerung der Eindruck einer kolonialen Bevorzugung der Kabylen festgesetzt.31 In der Folge entstanden Zweifel an der nationalen Loyalität der sich entwickelnden Berber- bewegung. Auf berberischer Seite hingegen trug die Nichtberücksichtigung der berberischen Sprachen im Zuge der Arabisierungsprogramme und auch der sozialen und politischen Organisationsformen der Berber wesentlich zum Aufleben der Berberbewegung bei. Die Kabylei ist seit jeher stark politisiert, und die Kabylen sind in traditionellen Vereinen und Parteien organisiert. Aber erst im Zuge des Demokratisierungsprozesses ab 1989 konnten sich diese Organisationsformen festigen und legal agieren.32 Von der Kabylei gingen mehrmals massive Protestbewegungen aus, die politische, identitäre sowie sozioökonomische Aspekte vereinten und sich zu landesweiten Bürgerbewegungen ausweiteten. Dabei standen Parolen gegen den Staat, die Willkür der Sicherheitskräfte, Vernachlässigung der Region und gegen die Hogra (die verachtende Haltung der staatlichen Funktionäre gegenüber der Bevölkerung und die damit einhergehende Demütigung und Erniedrigung des Bürgers33) im Vordergrund. Den Protestbewegungen schlossen sich auch deshalb so viele Algerier außerhalb der Kabylei an, weil sie eine Fortsetzung der repressiven Strukturen jahrelanger Terrorismusbekämpfung in den 1990er Jahren nicht mehr länger hinnehmen wollten und sich gegen Praktiken der Entführungen, Folterungen und Liquidierungen seitens der Sicherheitskräfte wehrten.34 Heute ist in der Kabylei eine hohe Kriminalitätsrate zu verzeichnen, mit zahlreichen Entführungs- und Erpressungsfällen sowie zunehmendem Bandenunwesen und Drogen- handel, zum Teil vernetzt mit terroristischen Aktivitäten.35 Viele Kabylen unterstellen dabei der Regierung, diese Entwicklung zugelassen zu haben, um die Zustimmung der Bevölkerung zur Rückkehr der Gendarmerie zu erwirken. Die Gendarmerie war nach den 30 Forumbeitrag in www.algerientreffpunkt.de zur Fragestellung: Sind Algerier tatsächlich Araber oder etwa nicht? http://www.algerien-treffpunkt.de/t314f14-Sind-Algerier-tatsaechlich-Araber-oder-etwa-nicht-2.html (04.01.2011). 31 Die Kolonialherren tendierten zur Höherbewertung der berberischen Kultur gegenüber der arabischen und glaubten, Berber seien kompatibler hinsichtlich europäischer Sitten und Wertvorstellungen als die arabische Bevölkerung. Die Existenz einer spezifisch kolonialen Berberpolitik ist jedoch umstritten und Kabylen litten ebenso wie andere Algerier unter der Kolonialpolitik (Mouhleb, N. (2005): a.a.O. (Anm. 5): 31). 32 Mellah, S./ Yacine, N. (2001): "Ein Gendarm spuckte auf den Toten", gekürzte Fassung des in der Frankfurter Rundschau am 5. Juli 2001 erschienen Artikels, http://www.algeria-watch.org/artikel/unruhen/Aufruhr.htm (12.01.2011). 33 Faath, S. (2008): a.a.O. (Anm. 9): 155. 34 Mellah, S./ Yacine, N. (2001): a.a.O. (Anm. 32). 35 Bertelsmann Stiftung (2009): BTI 2010 — Algeria Country Report. Gütersloh: 32, http://www.bertelsmann-transformation-index.de/fileadmin/pdf/Gutachten_BTI2010/MENA/Algeria.pdf (19.12.2010). 8
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien schweren Unruhen des "Schwarzen Frühlings" von 2001 aus der Kabylei abgezogen worden.36 Neben verschiedenen politischen Parteien, die Berberinteressen vertreten, ist seit dem Frühjahr 2001 die Bewegung für die Autonomie der Kabylei aktiv (Mouvement pour l'Autonomie de la Kabylie, MAK). Weitere Ansätze zur militanten Durchsetzung von Lokal- bzw. Regionalinteressen hat es auch im Süden Algeriens gegeben: seit 2004 in Form des Mouvement des Enfants du Sud pur la Justice (MSJ) (Bewegung der Kinder des Südens für Gerechtigkeit) und des Mouvement Citoyen de Ouargla (Bewegung der Bürger Ouarglas).37 1.2 Islam in Algerien Entwurf: Gebetsraum der projektierten Neuen Moschee in Algier, http://www.lemonconsult.ch/projekte/neubau-moschee-algier/ Die Religion spielt für viele Algerier auch im Alltag eine leitende Rolle. Der Islam ist gemäß Artikel 2 der Verfassung Staatsreligion, während Artikel 36 der Verfassung die Religionsfreiheit garantiert.38 Die große Mehrheit der Algerier sind sunnitische Muslime, die mehrheitlich der mâlikitischen Rechtsschule angehören. Eine Ausnahme bilden die Minderheiten der Hanafiten - sie sind osmanischen Ursprungs und waren Teil der Herrscher- 36 Chibani, A. (2009): a.a.O. (Anm. 11). 37 Mattes, H. (2009): Algerien: Die schwierige Beseitigung regionaler Disparitäten. In: Faath, S. (Hrsg.): „Sozio-regionale― Entwicklungsansätze in Nordafrika/Nahost. Ein erfolgversprechender Weg zur Stabilisierung der Staaten? GIGA Institut für Nahost-Studien, 51-76: 55, http://www.giga- hamburg.de/dl/download.php?d=/content/imes/menastabilisierung/pdf/faath_studieEntwicklungsansatz_2009_voll text.pdf (10.08.2010). 38 ENPI-European Neighbourhood and Partnership Instrument: Algeria Strategy Paper 2007-2013 & National Indicative Programme 2007-2010: 13, http://ec.europa.eu/world/enp/pdf/country/enpi_csp_nip_algeria_en.pdf (04.12.2010). 9
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien elite - sowie die ibâditischen Muslime (Ibâditen) in den Oasen des Mzab. Die ehemals große jüdische Gemeinde Algeriens (1950: ca. 140.000 Mitglieder) ist infolge von Auswanderung stark zurückgegangen. Mit dem Ende der Kolonialzeit (1962) sank der einst hohe Bevölkerungsanteil europäischer Christen (1948: ca. 10%).39 Neben der klassisch-islamischen Orientierung ist die mystische Richtung des volkstümlichen Islams verbreitet. Dabei übernehmen Bruderschaften und Zawijas (traditionelle Gebetsorte, Heiligengräber, religiöse Bildungsstätten) eine wichtige soziale Funktion.40 Nach der Zeit der bewaffneten Kämpfe zwischen radikalen Islamisten und Sicherheitskräften in den 1990er Jahren verfolgt der seit 1999 amtierende Präsident Abdelaziz Bouteflika einen Ausgleich mit den Islamisten. Das staatliche Vorgehen äußert sich dabei in verschiedenen Formen der Kontrolle und der Einbeziehung. So sind moderate islamistische Parteien in die Regierung und das parlamentarische System eingebunden, die Aktivitäten der Moscheen unterliegen dabei staatlichen Vorgaben und der Aufsicht des Religionsministeriums. Vor Ort übernehmen die Walis diese Funktion. Weiterhin kommt die Regierung den islamistischen und religiös konservativen Strömungen in der Gesellschaft mit der Aufwertung religiöser Symbole, Institutionen und Handlungen entgegen. So wird seit 2006 im algerischen Fern- sehen zum Gebet aufgerufen und dabei auch Nachrichtensendungen unterbrochen.41 Insbesondere in den großen Städten ist der schleichende Wandel des öffentlichen Lebens zugunsten konservativer Verhaltensmuster spürbar.42 Zwischen 2006 und 2008 mussten in Algerien 1.200 Getränkeläden mit Alkoholverkauf auf offizielle Anordnung schließen. Die Algerier verbringen ihre Freizeit abends vorwiegend in den eigenen vier Wänden. In Algier findet dennoch ein Nachtleben, zumindest in den schicken Stadtteilen statt, mit exklusiven Rückzugsräumen für die Angehörigen der Oberschicht.43 Nicht nur hier wird offensichtlich, dass neben dem Islam die Einflüsse der Modernität die algerische Gesellschaft prägen. Junge Frauen tragen eher Kopftuch als den Gesichtsschleier und in den Großstädten und im Berufsleben mitunter auch gar keine Kopfbedeckung. Die meisten jungen Leute sind keine Anhänger der Islamisten und empfinden die religiösen Verhaltensregeln als Korsett.44 Trotz zunehmendem Einfluss des Informationsaustauschs über die sozialen Netzwerke des Internets bleiben die Moscheen einflussreiche Institutionen der Meinungsbildung. Die Verankerung der Imame in der algerischen Gesellschaft, der Kontakt zu breiten Bevölkerungsschichten und ihre Glaubwürdigkeit werden beispielsweise in der Umwelt- erziehung genutzt, wie ein Projekt der Entwicklungszusammenarbeit zur Reform der Abfall- wirtschaft in der Stadt Annaba zeigt.45 39 Kogelmann, F. (o.Jg.): Algerien. In: Lexikon Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.de http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=V0TA1O (10.01.2011). 40 Séréni, J.-P. (2010): Viele Baustellen in Tlemcen. Eine algerische Provinzstadt zwischen Moschee und Business. In: Le Monde diplomatique 12.2.2010, http://www.monde-diplomatique.de/pm/2010/02/12.mondeText.artikel,a0063.idx,13 (03.04.2011). 41 Werenfels, I. (2009): Bouteflika zum Dritten. Stabilitätsgarantie oder Stabilitätsrisiko. SWP-Aktuell 2009/A 19: 5, http://www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=5916, http://www.swp- berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2009A19_wrf_ks.pdf (10.01.2011). 42 Hasemann, A. (2009): Algerien nach der Wahl: Politische Implikationen der Kontinuität, FES Algier, http://library.fes.de/pdf-files/iez/06307.pdf (04.01.2011). 43 Popelard, A./ Vannier, P. (2010): Algier, Place des Martyrs. ein vergessenes Welterbe, halbfertige Museen und viel Gekungel im öffentlichen Bauwesen. In: Le Monde diplomatique 10.12.2010, http://www.monde-diplomatique.de/pm/2010/12/10/a0059.text.name,askinB3pJ.n,9 (12.01.2011). 44 Hackensberger, A. (2011): Domino am Mittelmeer? Kommentar. In: taz, 04.02.2011, http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/domino-am-mittelmeer/ (16.02.2011). 45 Altmann, C., Karpe, H.J. (2007): Algerien: Handbuch für den Imam. In der algerischen Stadt Annaba prägen die Imame den Umweltschutz. In: gtz Akzente 3/07: 8-10, 10
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien Infokasten: Politischer Islam in Algerien Algerien leidet noch heute unter dem Trauma und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Verunsicherungen der jahrelangen schweren militärischen Auseinander- setzungen zwischen gewaltbereiten Islamisten und den staatlichen Sicherheitskräften in den 1990er Jahren. Die folgenden Ausführungen geben einen Überblick über den Entstehungs- kontext und die Folgen dieser Auseinandersetzungen. Bedeutungszuwachs islamistischer Gruppen im Kontext wirtschaftspolitischer und konjunktureller Umbrüche in den 1980er Jahren Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges entfaltete sich die salafitische Strömung des Islams in Nordafrika, stark beeinflusst durch den saudi-arabischen Wahhabismus und durch die Muslimbrüder in Ägypten. In Algerien integrierten sich die Salafisten in den 1950er Jahren in die antikoloniale Befreiungsbewegung. Nach der Unabhängigkeit galt der Islam als Staats- religion, jedoch verfolgte der Staat zunächst eine Säkularisierungspolitik unter dem Einfluss einer marxistisch orientierten Elite. Ab 1965 überließ die Regierung Boumediène dem islamistischen Flügel in der herrschenden Partei FLN einige politische Felder, wie Bildung, Erziehung und Kultur, um die Marxisten zu schwächen und Unterstützung für die veränderte Regierungspolitik unter den Konservativen zu erhalten. Im Zuge des weiteren Abrückens vom sozialistischen Regierungskurs wurden in den 1970er und 1980er Jahren militante Islamisten in den Universitäten gegen kommunistische Studenten und die Berberbewegung instrumentalisiert. Die Arabisierungspolitik unterstützte gleichfalls den zunehmenden Einfluss konservativer und religiöser Gruppen durch den Einsatz von muslimischen Gelehrten aus dem Nahen Osten und Ägypten. Dennoch war in dieser Zeit der "staatliche Islam" vor- herrschend. Das Gleiche traf für die Sprache und das kulturelle Leben zu. Politische Aktivitäten waren in dieser Zeit nur in der FLN oder in den ihr nahestehenden Organisationen möglich. Mit dem Rückgang der Erdölpreise in den 1980er Jahren nahmen die sozialen Probleme und Unruhen zu. Die vom Internationalen Währungsfond auferlegten marktliberalen Struktur- reformen stießen auf breiten Widerstand, was zur Propagierung eines stärkeren Markt- interventionismus unter nationalistischen und staatsorientierten Vorzeichen führte. Die Erdölkrise begünstigte die Entstehung einer Vielfalt islamistischer Gruppen, die zur Etablierung der 'Front Islamique du Salut' (FIS) führte, der einflussreichsten gesellschaft- lichen Kraft und stärksten Stimme der Opposition. Die FIS forderte einerseits einen größeren Spielraum des Privatsektors, wies aber dem Staat weiterhin eine wichtige Rolle zu. 46 Radikalisierung und "Bürgerkrieg" in den 1990er Jahren Die politische und soziale Heterogenität der FIS-Anhängerschaft und ihre verschiedenen Erwartungshaltungen spiegelten sich in Fraktionen der FIS wieder. Die Mittelschichten erhofften sich von der islamistischen Bewegung die positive Einflussnahme auf die Reform- http://www2.gtz.de/dokumente/AKZ/deu/AKZ_2007_3/akzente_3-07_Algerien.pdf (12.01.2011). 46 Ouaissa, R. (2008): Islamistische Parteien im Maghreb – Der Maghreb zwischen moderatem und radikalem Islam. In: Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) (Hrsg.): Politischer Islam in arabischen Ländern, 55-73: 55, 60-62, http://cdc.giz.de/de/dokumente/de-gtz-programmbuero-politischer-islam.pdf (29.01.2011). 11
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien willigkeit der Regierung, während sich die unteren Einkommensgruppen mit der Beseitigung der als korrupt bewerteten Herrschenden identifizierten. Nachdem die islamistische FIS 1990 die ersten demokratischen Kommunalwahlen gewonnen hatte, setzte sich ihr Siegeszug im Dezember 1991 im ersten Wahlgang der Parlamentswahlen fort. Vor dem zweiten Wahlgang wurde auf Druck der Armee das Parlament aufgelöst. Eine Junta der einflussreichsten Generäle verübte einen unblutigen Staatstreich um den FIS-Wahlsieg zu verhindern, mit der Begründung, den Politikwechsel von der Demokratie zur Theokratie zu verhindern.47 Der Wahlabbruch stärkte die radikalen Kräfte der FIS. Dies führte zur Spaltung der Partei und zum Beginn des Djihads unter der Führung terroristischer Gruppen. Terroristische Gewalt und Gegengewalt seitens des Militärs und der Sicherheitsdienste forderten während acht Jahren "Bürgerkrieg" nach offiziellen Schätzungen 200.000 Tote.48 Erst nachdem sich der algerische Staat wirtschaftlich erholt hatte (erhöhte Ölpreise, westliche Kredite) konnte die Armee den Krieg Ende der 1990er Jahre beenden. Versöhnungspolitik und Verunsicherung - Nachwirkungen des "Schwarzen Jahrzehnts"49 Die nationale Versöhnungspolitik (réconciliation nationale), ist eines der wichtigsten Projekte der Regierungszeiten Bouteflikas. Im Rahmen der drei aufeinanderfolgenden, durch Volks- abstimmungen legitimierten Amnestien wurde die Reintegration von islamistischen Extremisten geregelt. Allerdings weisen nationale und internationale Kritiken darauf hin, dass die Rolle der Staatsgewalt in Gewaltakten und das Schicksal der - nach offiziellen Angaben - 6.146 verschwundenen Zivilisten unaufgearbeitet blieben.50 Die "Nationale Versöhnung" ist zudem auch deshalb fragil, weil große Teile der Bevölkerung die großzügige Auslegung der "Charte pour la Paix et la Réconciliation Nationale" ablehnen, da sie zu einer Vielzahl von intransparenten Amnestien führte, von denen auch islamistische Gewalttäter51 profitierten, die eigentlich von der Amnestie ausgenommen sein sollten. Das Misstrauen gegenüber den Amnestierten ist deshalb ausgeprägt.52 47 Horst, J. / Werenfels, I. (2009): Algerien. In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 302/2009: Nordafrika: Scharnier zwischen Afrika und Europa, http://www.bpb.de/publikationen/ZYMCQZ,2,0,Nordafrika%3A_Scharnier_zwischen_Afrika_und_Europa.html (07.01.2011). 48 Shabafrouz, M. (2010): Fuel for Conflict or Balm for Peace? Assessing the Effects of Hydrocarbons on Peace Efforts in Algeria. GIGA German Institute of Global and Area Studies, GIGA Working Papers 132/2010: 10, http://www.giga- hamburg.de/dl/download.php?d=/content/publikationen/pdf/wp132_shabafrouz.pdf (08.02.2011). 49 Die Zeit der militärischen Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten islamistischen Gruppen und den algerischen Sicherheitsdiensten in den 1990er Jahren wird als "déciennie noire" bezeichnet. 50 Dutour, N. (2007): Algérie : De la concorde civile à la Charte pour la Paix et la Réconciliation Nationale : Amnistie, amnésie, impunité. http://lipietz.net/spip.php?article2139 (18.04.2011); Migdalovitz, C. (2010): Algeria: current issues. Congressional Research Service, Washington/D.C.: 5, http://fpc.state.gov/documents/organization/152624.pdf (04.03.2011). 51 Den Amnestiebestimmungen zufolge muss jede Auslieferung an die Behörden veröffentlicht werden und hat nur dann Aussicht auf Erfolg, solange die ehemaligen Militanten beweisen können, sich nicht an schweren Straftaten, wie Massakern oder Vergewaltigungen, beteiligt zu haben. Aus Angst vor Stigmatisierung behaupten deshalb viele Amnestieersuchende, sie seien nur Koch oder Helfer in den Lagern der bewaffneten Islamisten gewesen. (Bertelsmann Stiftung (2009): BTI 2010 - Algeria Country Report. Gütersloh: 38, http://www.bertelsmann-transformation- index.de/fileadmin/pdf/Gutachten_BTI2010/MENA/Algeria.pdf (19.12.2010)). 52 Faath, S. (2008): Reziprokes Mißtrauen: Zum Verhältnis von Staat, Bevölkerung und Opposition in Algerien. In: Faath, S. (Hrsg.): Kontrolle und Anpassungsdruck - Zum Umgang des Staates mit Opposition in Nordafrika/Nahost. GIGA Institut für Nahost-Studien, Hamburg, 121-166: 152f, http://www.giga- 12
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien Moderate islamistische Parteien Die FIS bleibt weiterhin verboten, ihre politischen Aktivitäten werden weitgehend unterdrückt53, während moderate Parteien des islamistischen Spektrums seit 1997 zu den Wahlen zugelassen wurden, wie die - MSP (Mouvement de la Société pour la Paix), gehört seit 1996 der Regierungskoalition an und pflegt als Ableger der inter- nationalen Muslimbruderschaft gute Kontakte mit der türkischen Regierungspartei AKP. Die MSP kontrolliert die größte studentische Vereinigung Algeriens und einen der mächtigsten karitativen Vereine. - El Islah (Bewegung für Nationale Reformen), ist seit 2002 drittstärkste Kraft in der Nationalversammlung und gilt als weniger pragmatisch als die MSP. Sie ist als Protestpartei zum Sammelbecken der ehe- maligen Mitglieder der aufgelösten FIS geworden. Sie regiert in vielen Kommunen an Algiers Peripherie mit, die als soziale Brennpunkte gelten.54 Radikale Islamisten Nach dem Verbot der FIS im März 1992 hatten sich viele der enttäuschten jugendlichen FIS- Anhänger radikalisiert und bewaffneten islamistischen Untergrundbewegungen ange- schlossen. Sie organisierten sich in bis zu 12 verschiedenen terroristischen Gruppen. 2008 wurde die noch aktive GSPC (Groupe Salafiste pour la Prédication et le Combat) in den Reihen von Al-Qaida aufgenommen und hat sich in Al-Qaida im Maghreb umbenannt (s. auch die Informationen zu Terrorismus in Kapitel 1.5). Ziel der terroristischen Anschläge ist der Staat, der Sicherheitsapparat, die Armee und die Polizei. Das algerische Innen- ministerium gibt die Anzahl der Terroristen mit 500 - 800 an. Die Mitglieder und Attentäter rekrutieren sich vorwiegend aus den Bidonvilles, den informellen Siedlungen der Großstädte.55 Von den im Rahmen des nationalen Versöhnungsprojektes amnestierten Islamisten geht in Gemeinden und Wohnvierteln, in denen sie stärker präsent sind, immer noch Druck auf ihre Umgebung aus, sich den islamistischen sittlich-moralisch-religiösen Vorstellungen anzupassen.56 hamburg.de/dl/download.php?d=/content/imes/menastabilisierung/pdf/faath_studieKontrolle_2008_volltext.pdf (13.10.2010). 53 Werenfels, I. (2009): a.a.O. (Anm. 41): 4. 54 Ouaissa, R. (2008): a.a.O., (Anm. 46): 64-65. 55 Ouaissa, R. (2008): a.a.O. (Anm. 46): 68-69. 56 Faath, S. (2008): a.a.O. (Anm. 52): 164. 13
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien 1.3 Sozialpolitische Problemfelder Der Reichtum Algeriens an Erdgasvorräten und die günstige makroökonomische Situation des Landes übersetzt sich nicht in ausreichendem Maße in die Verbesserung des Lebensstandards weiter Teile der Bevölkerung. Die Regierung weist explizit auf Entwicklungsdefizite hin und reagierte in den letzten Jahren mit Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen, Wohnungsversor- gung, Beschäftigungsförderung und die Entwick- lung strukturschwacher Regionen. Weiterhin werden Reformen des Bildungssektors und die UN-Milleniumsziele zur Armutsbekämpfung um- gesetzt. 2010 rückte Algerien um 20 Plätze auf den 84. Rang des UN-Human Development Index (HDI) vor.57 Der neue 5-Jahres Entwicklungsplan 2010-2014 sieht 286 Milliarden US-Dollar zur Generierung Straßenhandel in Algier © L. Nuphaus 2010 von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung vor, vorwiegend in den nicht kohlenwasserstoff-basierten Sektoren.58 Dennoch bestehen zentrale soziale und ökonomische Probleme fort, so dass die soziale Lage weiter Bevölkerungsschichten als angespannt bewertet wird59 (s.a. Soziale Proteste und die Demokratiebewegung 2011 in Kapitel 1.5). Niedrige Einkommen Der staatliche Mindestlohn ist seit Januar 2010 auf 15.000 algerische Dinar (DZD) (etwa 143,- Euro) im Monat festgesetzt worden60, nachdem die Löhne und Gehälter im formellen Wirtschaftssektor in den Jahren seit 2000 kräftig gestiegen sind. Durchschnittliche Bruttomonatslöhne sind durch eine scharfe Fragmentierung nach Branchen gekennzeichnet. So verdienen Industriearbeiter im Kohlenwasserstoffsektor mit 400 Euro (Stand 2006) etwa das Doppelte wie der Durchschnitt der Industriebeschäftigten und etwa das 2,5 fache wie Beschäftigte in der Bauwirtschaft. Diese Zahlen geben jedoch nur ein begrenztes Bild der Entlohnungspraxis, weil sich die Einkommen im informellen Sektor nur schwer erfassen lassen61 und sich den staatlich vorgegebenen Standards entziehen. Dies erklärt auch, weshalb das algerische Durchschnittseinkommen mit 12.000 bis 15.000 DZD pro Monat (Stand 2008)62 in etwa dem staatlichen Mindestlohn entspricht. Junge Akademiker beziehen 57 UNDP (2010): Human Development Report 2010 - The Real Wealth of Nations: Pathways to Human Development, New York: 144, http://hdr.undp.org/en/media/HDR_2010_EN_Complete_reprint.pdf (03.03.2011). 58 Migdalovitz, C. (2010): Algeria: current issues. Congressional Research Service, Washington/D.C.: 8-10, http://fpc.state.gov/documents/organization/152624.pdf (04.03.2011). 59 Faath, S. (2010): Algerien im neuen Jahrzehnt. Symposium 21. Juni 2010 in Wien, Österreichisches Institut für Internationale Politik, http://www.orient-gesellschaft.at/data/files/Algerien_Bericht.pdf (12.03.2011). 60 Centre des Liaisons Européennes et Internationales de Sécurité Sociale (2010): Le régime algérien de sécurité sociale, http://www.cleiss.fr/docs/regimes/regime_algerie.html (26.04.2011). 61 bfai/AHK (2008): Wirtschaftsführer Algerien, Köln, Algier: 41. 62 Bertelsmann Stiftung (2009): BTI 2010 — Algeria Country Report. Gütersloh: 33, 14
Handreichungen Interkulturelle Kompetenz: Algerien Anfangsgehälter von 9.000 DZD (ca. 91 Euro) und einfache Arbeiter von nur 3.000 DZD (ca. 30 Euro).63 Das Einkommensniveau des Bevölkerungsdurchschnitts ist den Lebenshaltungs- kosten und Preissteigerungen der jüngsten Zeit nicht angemessen. So beträgt die Miete für eine durchschnittliche Zweizimmerwohnung in Vororten Algiers etwa dem Betrag des monatlichen staatlichen Mindestlohnes.64 Gemäß den Kriterien des UNDP Human Poverty Index leben in Algerien 17,5% der Bevöl- kerung unter der Armutsgrenze65, 2004 waren es noch 21,5%66. Der Zugang zu sozialen Unterstützungsleistungen ist an die formale Erwerbstätigkeit gekoppelt. Arbeitnehmer und Rentner und ihre Familienangehörigen sind demnach Begünstigte der staatlich geförderten Gesundheitsversorgung und erhalten kostenfreien Zugang zu Krankenhäusern. Rentner beziehen ein Minimum von 75% des nationalen Mindestlohns nach 15 Jahren Erwerbs- tätigkeit.67 Arbeitslosigkeit junger Erwachsener und prekäre Arbeitsbedingungen Im Februar 2011 verkündete der algerische Arbeitsminister Tayeb Louh, bis zum Jahr 2014 müssten drei Millionen Jobs geschaffen und den beschäftigungswirksamen Investitionen Vorrang verschafft werden.68 Die offizielle Arbeitslosenrate ist zwar seit 2000 deutlich gefallen (auf 10%)69, jedoch liegt die Arbeitslosigkeit junger Erwachsener weiterhin bei 30% (2001 waren es noch 48%). Damit gehören 72% der arbeitslosen Bevölkerung der Generation der unter 30jährigen an. Zudem kommen auf dem Arbeitsmarkt jährlich ca. 300.000 neue Jobanwärter hinzu.70 Die Wahrscheinlichkeit, keine Stelle zu finden, steigt dabei tendenziell mit zunehmendem Bildungsabschluss, insbesondere bei jungen Frauen.71 Weiterhin sind die Arbeitsbedingungen junger Erwerbstätiger häufig prekär. So sind ca. 70% der jungen Erwerbstätigen nicht sozialversichert, nur etwa ein Viertel besetzt unbefristete Stellen, und die meisten jungen Selbstständigen werden steuerlich nicht erfasst.72 http://www.bertelsmann-transformation-index.de/fileadmin/pdf/Gutachten_BTI2010/MENA/Algeria.pdf (19.12.2010). 63 Tamani, D. (2011): Le démenti. In: El Watan.com, 6 février 2011, http://www.elwatan.com/edito/le- dementi-06-02-2011-110433_171.php (20.02.2011). 64 Popelard, A./ Vannier, P. (2010): Algier, Place des Martyrs - Ein vergessenes Welterbe, halbfertige Museen und viel Gekungel im öffentlichen Bauwesen. In: Le Monde diplomatique Nr. 9366 vom 10.12.2010, http://www.monde-diplomatique.de/pm/2010/12/10/a0059.text.name,askinB3pJ.n,9 (16.02.2011). 65 African Economic Outlook: Algeria - Social Context and Human Resource Development, http://www.africaneconomicoutlook.org/en/countries/north-africa/algeria/ (24.03.2011) 66 Bertelsmann Stiftung (2009): a.a.O. (Anm. 62): 18. 67 Bertelsmann Stiftung (2009): a.a.O. (Anm. 62): 24. 68 Algeria prioritises job creation. In: magharebia com 08.02.2011, http://www.magharebia.com/cocoon/awi/xhtml1/en_GB/features/awi/newsbriefs/general/2011/02/08/newsbrief-03. 69 African Economic Outlook: Algeria - Social Context and Human Resource Development, http://www.africaneconomicoutlook.org/en/countries/north-africa/algeria/ (24.03.2011). 70 Bertelsmann Stiftung (2009): a.a.O. (Anm. 62): 18. 71 Kpodar, K. (2007): Why Has Unemployment in Algeria Been Higher than in MENA and Transition Countries? IMF Working Paper WP/07/210: 8, http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2007/wp07210.pdf (6.01.2011). 72 Musette, M. S. (2009): Die neue soziale Frage in Algerien: Jung und arbeitslos - eine unauflösliche Verbindung? In: Faath, S. (Hrsg.): „Sozio-regionale― Entwicklungsansätze in Nordafrika/Nahost. GIGA Institut für Nahost-Studien, 77-92: 87, http://www.giga- hamburg.de/dl/download.php?d=/content/imes/menastabilisierung/pdf/faath_studieEntwicklungsansatz_2009_voll text.pdf (12.03.2011). 15
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