ENERGIEWIRTSCHAFT - AUFBRUCH IN EINE NEUE ENERGIEWELT - Handelsblatt ...
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KLIMANEUTRALITÄT 2050 THE FUTURE ROLE OF GAS EVUs IM SPANNUNGSFELD Wie kann das ambitionierte Ist Wasserstoff der Motor der Wie gelingt die Ziel erreicht werden? Energiewende? Transformation? Eine Sonderveröffentlichung von Euroforum Deutschland JANUAR 2021 | WWW.HANDELSBLATT-JOURNAL.DE ENERGIEWIRTSCHAFT AUFBRUCH IN EINE NEUE ENERGIEWELT Medienpartner
2 INHALT | IMPRESSUM Die Themen dieser Ausgabe GRUSSWORT Klimaneutral in die Zukunft 3 10 ENERGIEZUKUNFT Schneller mehr vom Richtigen tun (Adv.) Mehr Flexibilität für die Energie- wende (Adv.) 12 15 KLIMANEUTRALITÄT 2050 Hauptsache sauber: Technologieoffen Worauf es beim nachhaltigen Umbau in die Energiezukunft (Adv.) 18 der Energiewirtschaft ankommt 4 EVUs 2021 im Spannungsfeld zwischen Green Deal und die Auswirkungen Transformation, Nachhaltigkeit und auf die Wirtschaft 6 Performance 19 Green Deal: wirtschaftliche Chance oder Ausbau der Erneuerbaren Energien 20 unerreichbare Utopie? 7 100 Prozent Erneuerbare: Gemeinsam den Weg zur Klimaneutralität Nur ein grüner Weg führt nach Paris 24 gehen (Adv.) 9 Klimaneutralität als industriepolitische Chance 10 VERSORGUNSSICHERHEIT Entscheidendes Jahrzehnt – jetzt Weichen Versorgungssicherheit braucht für Klimaneutralität stellen 14 Flexibilität und smarte Lösungen (Adv.) 13 16 Investoren auf der Suche nach grünen Anlagen 16 INNOVATION Energiewende geht nur in Partnerschaft (Adv.) 17 Collaborative Innovation im Energiesektor 22 30 Agil durch den Wandel – So bleiben Versorger handlungsfähig (Adv.) 28 WASSERSTOFF Gebündelte Wasserstoff-Kompetenz (Adv.) 5 TRANSFORMATION 2021: Startschuss für die Wasserstoff– wirtschaft (Adv.) 21 Green Solutions – klimaneutrale Lösungen für die Immobilienwirtschaft Wasserstoff als Motor der Energiewende und Industrie (Adv.) 25 (Adv.) 23 Transformation in der Pandemie 26 Wer liefert den Wasserstoff für eine grüne Industriewende? (Adv.) 27 Ein Managementkonzept für die Transformation des Energiesystems 30 QUATIERSLÖSUNG Das Quartier der Zukunft: vernetzt und energieautark (Adv.) 29 IMPRESSUM Fotos: Getty Images (2), Adobe Stock Herausgeber Projektleitung (V.i.S.d.P.) Art Direction & Layout Titelbild Euroforum Deutschland GmbH Christiane Daners, Solutions by Handelsblatt Getty Images Toulouser Allee 27 Euroforum Deutschland GmbH Media Group GmbH 40211 Düsseldorf christiane.daners@euroforum.com Toulouser Allee 27 • 40211 Düsseldorf Medienpartner Tel.: +49 (0)211.88743-3829 solutions-hmg.com www.handelsblatt-journal.de Redaktionsleitung Nicola Csepella, Druck Euroforum Deutschland GmbH Süddeutscher Verlag nicola.csepella@euroforum.com Zeitungsdruck GmbH, München Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
GRUSSWORT 3 Klimaneutral in die Zukunft Liebe Leserinnen und Leser, die vergangenen Monate haben gezeigt, dass wir uns in Mit dem gleichen Engagement müssen wir auch un- schleunigen. Besondere Bedeutung messe ich hier der Deutschland selbst unter schwierigen Rahmenbedingun- sere mittel- und langfristigen Ziele verfolgen. Wir beken- Entwicklung neuer Lösungsansätze bei der Erzeugung gen auf eine robuste und sichere Energieversorgung ver- nen uns dazu, bis 2050 klimaneutral zu werden. Um das und Nutzung von Wasserstoff bei. Mit unserer Nationa- lassen können. Die Energiebranche hat seit Beginn der zu erreichen, werden wir den Anteil erneuerbarer Ener- len Wasserstoffstrategie haben wir die notwendigen Wei- Covid19-Pandemie ein hervorragendes Krisenmanage- gien bis 2030 auf 65 Prozent des Bruttostromverbrauchs chen auf unserem Weg in eine klimaneutrale Gesellschaft ment unter Beweis gestellt. Sie hat schnell und flexibel steigern. Unser Fahrplan für die kommenden Jahre ist gestellt. auf abrupte Schwankungen der Stromnachfrage reagiert. das Klimaschutzprogramm 2030, mit dem wir konkrete Bei all diesen Schritten müssen wir aber auch zukünf- Parallel dazu hat der Gesetzgeber die Rahmenbedin- Ziele und Maßnahmen definiert haben. tig die systemischen Herausforderungen auf der Netz- gungen für den Energiesektor kurzfristig angepasst. Wir Zentrale Elemente dieses Programms wurden bereits ebene mitdenken. Ein steigender Anteil erneuerbarer haben Planungs- und Genehmigungsverfahren verein- auf den Weg gebracht. Mit dem Kohleausstiegsgesetz läu- Energien stellt hohe Anforderungen an unser Stromnetz. facht. Und wir begrenzen die EEG-Umlage mit Zuschüs- ten wir das Ende der Kohleverstromung in Deutschland Gleiches gilt für die Sektorkopplung und die zunehmende sen aus dem Bundeshaushalt in diesem Jahr auf 6,5 und ein. In Verbindung mit dem Ausstieg aus der Kernener- Dezentralisierung. Ein zügiger Netzausbau ist essentiell im nächsten Jahr auf 6,0 Cent je Kilowattstunde. Ohne gie stellt das unsere Stromerzeugung auf ein völlig neues für eine stabile und kosteneffiziente Stromversorgung. diese Zuschüsse hätte der starke Rückgang der Börsen- Fundament. Wir setzen ganz klar auf erneuerbare Ener- Wir benötigen neue Stromleitungen, vor allem in Nord- strompreise im letzten Jahr zu einem erheblichen An- gien. Für die Offshore-Windenergie haben wir unser Aus- Süd-Richtung. Der Strom aus den Windparks auf See stieg der EEG-Umlage geführt. Wirtschaft und Politik ha- bauziel für 2030 auf 20 Gigawatt erhöht und zugleich muss bis in die großen Industriezentren unseres Lan- ben gezeigt, dass sie in der Lage sind, kurzfristig auf exo- ein Langfristziel von 40 Gigawatt bis 2040 definiert. des gelangen. Zugleich müssen wir die Vorteile digitaler gene Schocks zu reagieren. Ein entscheidender Meilenstein für die Energiewende Technologien wie Blockchain und Künstliche Intelligenz ist die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Da- noch stärker für den Energiesektor nutzbar machen. Mit rin verankern wir erstmals das Ziel der Treibhausgas- Beginn des Smart-Meter-Rollouts haben wir hier eine neutralität in der Stromversorgung noch vor dem Jahr wichtige Hürde übersprungen. 2050. Für die Zeit bis 2030 definieren wir konkrete Aus- Der Netzausbau, die Markt- und Systemintegration baupfade und passen die Förderbedingungen an. Beson- des stetig wachsenden Anteils erneuerbarer Energien ders bei den Themen Eigenverbrauch, Repowering und und die Digitalisierung der Energiewende sind jeweils bei der finanziellen Beteiligung von Kommunen bei Wind- für sich genommen bereits große Herausforderungen. energie an Land haben wir wichtige Entscheidungen ge- Uns muss es aber auch gelingen, diese Teilaspekte gut troffen. Das schafft Planungssicherheit für alle beteilig- aufeinander abzustimmen. Dabei setze ich auf den kons- ten Akteure. truktiven Austausch mit allen Akteuren, um die best- Ich bin überzeugt, dass wirtschaftliches Wachstum möglichen Lösungen zu realisieren. Wenn es uns gelingt, und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. Dazu ge- dass alle energiepolitischen Zahnräder optimal inein- hört auch, dass wir unsere Klimaziele und den Zubau andergreifen, werden wir die Energiewende zum Erfolg an erneuerbaren Energien zu wettbewerbsfähigen Strom- führen und unsere Energie- und Klimaziele im Einklang kosten realisieren. Mit der Einführung eines nationalen mit wirtschaftlicher Stabilität erreichen. CO2-Preises haben wir einen wichtigen Schritt gemacht, um die finanziellen Lasten des Klimaschutzes verursa- Ihr Foto: Getty Images chergerecht zu verteilen. Ergänzend müssen wir jetzt einen Wettbewerbsrahmen entwickeln, der Carbon Lea- kage wirksam adressiert. Auch die zunehmende Sensibilität für Nachhaltigkeit Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie kann den Einsatz klimafreundlicher Technologien be- Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
4 KLIMANEUTRALITÄT 2050 Statt des in die Jahre ge kommenen EEGs braucht es Instrumente, die auf Flexibilität, die Verfügbar keit gesicherter Leistung und vor allem den Ausbau Erneuerbarer Energien ausgerichtet sind. Rolf Martin Schmitz, Vorstandsvorsitzender, RWE AG Viel geschafft, noch mehr zu tun Worauf es beim nachhaltigen Umbau der Energiewirtschaft ankommt von Rolf Martin Schmitz W er hätte 1990 sicher vorhersagen kön- gleich zu 1990 um 55 % zu reduzieren, für richtig. Der nen, dass 30 Jahre später rund die Klimawandel erfordert von uns dieses hohe Tempo. Und Hälfte des deutschen Stromverbrauchs durch die finanziellen Mittel für den Green Deal sowie durch Erneuerbare Energien gedeckt die Corona-Hilfen, die direkt in nachhaltige Projekte flie- wird? Den Anspruch, im Jahr 2020 zu ßen sollen, gibt es nun die große Chance, die klimafreund- wissen, was 2050 konkret sein wird, habe ich daher nicht. lichen Technologien schneller aufbauen zu können als Eine solche Prognose gleicht dem Blick in die berühmte bisher angenommen. Strom ist dabei die wichtigste In- Glaskugel. Als Ingenieur ist das nicht mein Ding. novations- und Modernisierungsenergie unserer Zeit. Was sich aber klar sagen lässt: Der Kurs, den die Ener- Um so viel sauberen und bezahlbaren Strom wie mög- giewirtschaft im Einvernehmen mit Politik und Gesell- lich einsetzen zu können, braucht es in den kommen- schaft eingeschlagen hat, ist eindeutig: Klimaneutralität den Jahren einen zusätzlichen massiven Ausbau von ist das gemeinsame Ziel. Spätestens 2050 soll es bran- Windkraft- und Solaranlagen sowie Speichern. chenübergreifend soweit sein. Dafür verändert sich die Energiewirtschaft bereits fundamental. Und sie ist da- bei sehr erfolgreich. Als einziger Sektor hat sie die CO2- Erneuerbare Energien weltweit auf dem Vormarsch Foto: Andre Laaks Minderungsziele für den Zeitraum von 1990 bis 2020 übererfüllt. Das war sehr herausfordernd, aber wir ha- Weltweit ist der Trend für den Ausbau Erneuerbarer ben es geschafft. Energien seit Jahren ungebrochen. 78 % der globalen In- Ich halte auch die Zielverschärfung der Europäischen vestitionen für neue Stromerzeugungskapazitäten ent- Union, die vorsieht, den CO2-Ausstoß bis 2030 im Ver- fielen 2019 auf Wind, Sonne, Biomasse, Geothermie und Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
WASSERSTOFF 5 ADVERTORIAL kleine Wasserkraftwerke. 184 Gigawatt Erneuerbare Energien wurden allein 2019 hinzugebaut. 282 Mrd. schrittweise auslaufen kann. Zukünftig wird es nicht mehr um die Förderung Erneuerbarer Energien ge- Gebündelte Wasserstoff- US-Dollar wurden dafür eingesetzt. hen, sondern vielmehr um die Absicherung des Aus- Der Boom, vor allem bei Windkraft und Solar, ver- baus durch intelligente Instrumente. Auch gemeinsame wundert nicht. Wo die Bedingungen stimmen, hängen Ausschreibungen von grünem Strom, Elektrolyseuren Kompetenz die Erneuerbaren ihre fossilen Konkurrenten im Wett- und der Umstellung von industriellen Produktionspro- bewerb um kostengünstige Stromerzeugung locker ab. zessen wären vorstellbar. Das könnte man dann über Über die vergangenen 10 Jahre sind die globalen Durch- Carbon Contracts for Differences finanzieren. Das Re- schnittskosten für Photovoltaikanlagen um 83 % gefal- sultat wäre eine intelligente und marktorientierte Sek- len, bei Onshore- und Offshore-Windenergie um 49 torkopplung, die einer grüner werdenden Industrie bzw. 51 %. Das liegt zum einen an den immer größe- zugutekäme und auf die neuen Herausforderungen zu- ren und effizienteren Anlagen. Windkraft- und Solar- geschnitten wäre. parks lassen sich längst in industriellen Maßstäben Folker Trepte, bauen und betreiben. Zum anderen haben viele Staa- Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft Leiter Energiewirt- ten die wirtschaftlichen Chancen erkannt, die mit dem organisieren schaft Deutsch- Ausbau klimafreundlicher Stromerzeugungskapazitä- Dabei geht es um nicht weniger als die Frage, ob die land, Pricewater- ten einhergehen und entsprechende Regulierungsins- Industrie die Chance erhält, sich mit dem Umstieg auf houseCoopers trumente etabliert, um Investitionen anzureizen. klimaneutrale Energieträger neu zu erfinden; oder, ob GmbH Ein gutes Beispiel ist Großbritannien. Bis 2030 sol- sie – lapidar gesagt – auf der Strecke bleibt. Neben dem len rechnerisch alle britischen Haushalte mit Strom Ausbau Erneuerbarer Energien und Speicher rückt da- aus Offshore-Windkraftanlagen versorgt werden. Da- für Wasserstoff zunehmend in den Fokus. Wasserstoff für hat die Regierung unter Boris Johnson ein umfang- ist ein echter Hoffnungsträger für die Industrie. Weil von Folker Trepte R reiches Konjunkturprogramm aufgesetzt. Für Inves- er klimafreundlich hergestellt werden kann und CO2- toren attraktiv ist zudem das britische Marktdesign. frei verbrennt. egierungen weltweit haben ein erklärtes Ziel: Mit den sogenannten Differenzverträgen (Contracts Bevor Wasserstoff eingesetzt werden kann, bedarf Klimaneutralität. Dazu braucht es erneuer- for Difference) setzt das Land auf einen guten Finan- es jedoch zunächst gewaltiger Investitionen: Um ihn baren Strom. Ebenso wichtig ist Wasserstoff zierungsmechanismus, der den Ausbau voranbringt klimaneutral herzustellen, werden zusätzliche Kapa- (H2), weil viele industrielle Prozesse und und die Strompreise stabil hält. zitäten Erneuerbarer Energien notwendig. Denn grü- Transportanwendungen Brenn- oder Treib- ner Strom ist die Grundlage für klimafreundlichen Was- stoffe benötigen. Der Vorteil: H2 lässt sich vielfach direkt serstoff. Geld braucht auch der Bau von großen Elek- nutzen oder zu weiteren Energieträgern verarbeiten – trolyseuren, um den Wasserstoff darin zu produzieren. und hat enormes Potenzial. Ab etwa 2030 ist mit einem Dort, wo es mit Strom Zudem braucht es für den Transport den Aufbau ei- starken Marktwachstum zu rechnen, weil eine Vielzahl ner umfassenden Wasserstoffinfrastruktur, damit der von Nischenanwendungen bis dahin die Kosten auf ein nicht geht, wird grü Energieträger dorthin gelangen kann, wo er gebraucht wettbewerbliches Niveau senken werden. wird. Sie ist von enormer Bedeutung, wenn man un- ner Wasserstoff zum sere industriellen Zentren erhalten möchte. Und letzt- lich werden am Ende der Wertschöpfungskette, also Hohe Kostenhürde Noch aber rechnen sich H2-Projekte kaum. Das ist der- Mittel der Wahl. vor allem bei den Industrieunternehmen, enorme In- vestitionskosten anfallen, um die Produktionsprozesse zeit die größte Herausforderung – insbesondere für Unter nehmen aus Branchen mit hohem Energiebedarf. auf Wasserstoff umzustellen. Um auch künftig am Markt erfolgreich zu sein, benö- tigen Unternehmen wirtschaftlich erfolgreiche H2-Pro- Für eine technologische Zeitenwende jekte. Dazu bedarf es profunder Kenntnis des jeweiligen Deutschland braucht wieder attraktive Es gibt also richtig viel zu tun. Da ist es nur konsequent, Sektors, der H2-Technologie sowie rechtlicher und finan Rahmenbedingungen die Gunst der Stunde zu nutzen und den Wiederauf- zieller Aspekte. Deutschland gehört noch immer zu den weltweiten bau der Wirtschaft mit Hilfe der Konjunkturpakete so Vorreitern. Zwischen 2010 und 2019 lag unser Land zu gestalten, dass mit ihm eine umfassende Moderni- How to H2: von der Strategie bis zur Umsetzung mit einer Gesamtinvestition von rund 184 Mrd. US-Dol- sierung und der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft Wir von PwC verbinden Technik mit Wirtschaftlichkeit lar in Erneuerbare Energien auf dem weltweit vierten einhergehen. EU und Bundesregierung haben mit ih- und Nachhaltigkeit mit Wertschöpfung. Ebenso wichtig Platz nach China, den USA und Japan. Für 2019 be- ren Wasserstoffstrategien den Weg gewiesen. Im nächs- wie Erlöse aus dem H2-Verkauf sind beispielsweise Neben trachtet ist das Investment Deutschlands im Vergleich ten Schritt geht es um die Ausgestaltung von Förder- produkte wie Sauerstoff und Wärme, die bei der H2-Pro- zu 2018 allerdings um satte 30 % gesunken. maßnahmen und konkreten Rahmenbedingungen, da- duktion entstehen. Wie können Sie solche und andere Damit sich das nicht fortsetzt, ist eine deutlich in- mit der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft wirklich Anwendungen für sich nutzen? ternationalere Ausrichtung unseres Förderregimes not- beginnen kann. Wenn es gelingt, wäre es der Start in Unsere Experten unterstützen Sie gerne bei all Ihren wendig. Markt und Kapital sind international, und viele eine technologische Zeitenwende. Fragen rund um H2, von der Strategie bis zum konkreten Länder bieten Unternehmen ausgezeichnete Rahmen- Auch wenn sich 2050 nicht konkret vorhersagen Projekt. Mit unserem demnächst verfügbaren H2-Tool bedingungen, die dem deutschen Marktdesign inzwi- lässt, eine klare Vorstellung für die Energiewelt habe können Sie indikativ den Business Case für Ihren indi- schen überlegen sind. In der Folge finden Investitio- ich also schon: Das meiste wird elektrisch betrieben viduellen H2-Bedarf errechnen. Damit schaffen Sie die nen aktuell verstärkt im Ausland statt. werden – vom Auto bis zur Heizung. Der Strom dafür Grundlage für umsetzbare Pilotprojekte und zukünfti- Das lässt sich ändern: Mit einem mutigen Schritt wird sauber, sicher und bezahlbar sein. Und dort, wo ges Wachstum. Gerne begleiten wir Sie auf Ihrem per- könnte sich unser Land seine europäische Spitzenpo- es mit Strom nicht geht, wird grüner Wasserstoff zum sönlichen Weg zur Netto-Null-Wirtschaft – hochqualifi- sition sichern. Statt des in die Jahre gekommenen Er- Mittel der Wahl. Das wäre ein nachhaltiger, rundum ziert, individuell, nahbar. ■ neuerbare-Energien-Gesetzes braucht es Instrumente, gelungener Umgang mit den Ressourcen unserer Welt die auf Flexibilität, die Verfügbarkeit gesicherter Leis- – dank modernster Technologien, in die wir heute mas- www.pwc.de/energiewirtschaft Foto: Claudia Zurlo tung und allen voran auf den Ausbau Erneuerbarer siv investieren. Diese Vorstellung gefällt mir. Und da- Energien ausgerichtet sind. Diese sollten sich über eine für arbeite ich gern, gemeinsam mit meinen Kollegin- gestärkte Nachfrage aus verschiedenen Sektoren finan- nen und Kollegen bei RWE, einem der weltweit füh- zieren, so dass die staatliche Förderung nur noch flan- renden Anbieter von Erneuerbaren Energien. Our kierend wirkt und im Lichte steigender CO2-Preise energy for a sustainable life. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021
6 KLIMANEUTRALITÄT 2050 Green Deal und die Auswirkungen auf die Wirtschaft von Rainer Baake I m Mittelpunkt des europäischen Green Deal steht Der zweite Grundsatz lautet „Efficiency First“! Wir sollte technisch umsetzbar, in sich konsistent und wirt- der Klimaschutz mit dem Ziel der Klimaneutralität brauchen eine Effizienzrevolution, weil wir den heuti- schaftlich optimiert sein. Herausgekommen ist ein Vor- im Jahr 2050 und einem angehobenen Zwischenziel gen Primärenergieverbrauch von 13.000 Petajoule nicht schlag, der aufzeigt, wie Deutschland mit einer voraus- für 2030. Europa wird den Rahmen abstecken. Die vollständig durch erneuerbare Energien werden erset- schauenden Politik im Zuge von normalen Investitions- Umsetzung wird den Mitgliedstaaten obliegen. Bun- zen können. zyklen in drei Schritten klimaneutral werden kann. Ein desregierung und Bundestag haben im Jahr 2019 be- erster Schritt sorgt dafür, dass die Emissionen bis 2030 schlossen, dass Deutschland bis 2050 klimaneutral wer- Es ist günstiger Strom direkt zu nutzen um 65 Prozent gemindert werden. Der zweite Schritt den soll. Aber die Regierung hat bislang keinen Plan vor- Gleichwohl werden wir die Stromerzeugung aus erneu- nach 2030 besteht aus dem vollständigen Umstieg auf gelegt, wie sie gedenkt, dieses Ziel zu erreichen. Der erbaren Energien massiv ausbauen müssen, um eine weit- klimaneutrale Technologien, so dass die Emissionen um Primärenergieverbrauch Deutschlands besteht derzeit gehende Elektrifizierung der Sektoren Industrie, Verkehr 95 Prozent sinken. In einem dritten Schritt werden nicht noch zu 80% aus Erdöl, Kohle und Erdgas. Alle fossilen und Gebäude zu ermöglichen. Das ist der dritte Grund- vermeidbare Restemissionen, vor allem aus der Land- Energieträger binnen drei Jahrzehnten durch Effizienz satz. Es ist immer günstiger, Strom direkt zu nutzen, als wirtschaft, durch CO2-Abscheidung und -Ablagerung und erneuerbare Energie zu ersetzen, ist eine sowohl ihn erst in Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe um- ausgeglichen. anspruchsvolle als auch spannende Aufgabe. zuwandeln, um damit Auto zu fahren oder Heizungen Das bisherige Klimaziel für 2030 in Höhe von minus Bei der Umsetzung sind aus meiner Sicht vier Grund- zu befeuern. 55% im Vergleich zu 1990 liegt nicht auf dem Pfad zur sätze zu beachten. Der erste lautet: Fehlinvestitionen in Wasserstoff oder daraus hergestellte Brennstoffe wer- Klimaneutralität bis 2050, daher die Anhebung um 10 fossile Technologien sind zu vermeiden! den wir nur in den Bereichen einsetzen, wo wir keine Prozentpunkte. Minus 65% Treibhausgasemissionen wird Alternative haben. Das ist Grundsatz Nummer vier, also vermutlich auch der Anteil der Bundesrepublik an ei- zum Beispiel als Ersatz für Erdgas in Kraftwerken für nem verschärften EU-Ziel sein. Um dieses Ziel zu errei- Zeiten mit wenig Wind und Sonnen. Natürlich auch im chen, sind nach den Ergebnissen der Studie sechs Maß- Flugverkehr. Ganz sicher schon in näherer Zukunft in nahmen von entscheidender Bedeutung. Ein vollstän- der Stahlproduktion und in anderen Industriezweigen. diger Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030, ein Stiftung Klimaneutralität, Agora Energiewende und Ausbau der erneuerbaren Energien auf 70% der Strom- Agora Verkehrswende haben vor kurzem eine Studie nachfrage, 14 Millionen Elektroautos, der Ersatz von fos- veröffentlicht, die einen Pfad aufzeigt, wie Deutschland silen Heizungen durch 6 Millionen Wärmepumpen, eine in drei Schritten bis 2050 klimaneutral werden kann. Erhöhung der Sanierungsrate um 50% sowie die Nut- Den wissenschaftlichen Instituten, die die Studie erar- zung von 60 TWh sauberen Wasserstoffs. beitet haben, wurden drei Vorgaben gemacht. Der Pfad Ich würde nie behaupten wollen, dass dieser Weg al- Wir brauchen eine Effizienzrevolution, weil Fotos: Getty Images, Detlef Eden wir den heutigen Primärenergieverbrauch nicht vollständig durch erneuerbare Energien ersetzen können. Rainer Baake, Direktor, Stiftung Klimaneutralität Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
KLIMANEUTRALITÄT 2050 7 Green Deal: wirtschaft- ternativlos ist. Aber wer vorschlägt, dass der Umbau in einem Sektor langsamer erfolgen soll, muss sagen, in welchen Sektoren er noch mehr beschleunigen möchte. Im Mittelpunkt stehen Wind und Sonne Je weiter wir auf dem Weg zur Klimaneutralität voran- kommen, um so mehr werden Wind- und Sonnenener- liche Chance oder gie zur Hauptenergiequelle unserer Volkswirtschaft. Der Strombedarf wird sich bis 2050 um mehr als 60% erhö- hen. Gleichzeitig halbiert sich der Primärenergiever- brauch, vor allem weil die vielen Umwandlungsverluste unerreichbare Utopie? beim Einsatz von fossilen Brennstoffen entfallen. Mit dem Green Deal hat die Europäische Kommission Es gibt nicht wenige Interessenvertreter, die würden gerne die alten Verbrenner-Technologien auch in Zu- ambitionierte Ziele gesetzt, die einige Herausforderungen kunft nutzen und nur den Brennstoff austauschen. An die Politik richten sie die Forderung nach „Technologie- mit sich bringen. Warum der Green Deal dennoch als offenheit“. Selbstverständlich sollte Politik technologie- offene Standards setzen. Wer allerdings gleichzeitig von Chance zu sehen ist. der Politik Subventionen einfordert, der muss sich ge- fallen lassen, dass die Frage nach der Effizienz von Tech- nologiealternativen gestellt wird. Ein batteriebetriebe- nes Elektroauto wandelt 100% Strom aus erneuerbaren Energien in 70% Bewegungsenergie um. Ein Auto mit Verbrennungsmotor, das mit synthetischen Kraftstoffen betrieben wird, ist wesentlich ineffizienter. Aus 100% Strom, mit dem erst Wasserstoff und dann Flüssigkraft- stoff hergestellt wird, der anschließend im Motor ver- brennt, resultieren am Ende nur 13% Bewegungsener- gie. Dieser Weg erfordert also fünfmal so viele Windrä- der oder Solaranlagen. Ähnlich verhält es sich im Raumwärmebereich. Eine Wärmepumpe wandelt 1 kWh Strom in 3 kWh Wärme um. Bei mit Wasserstoff betrie- benen Brennstoffzellenheizungen oder Gasbrennwert- kesseln, die mit aus Wasserstoff hergestelltem Methan betrieben werden, kommen von 100% Strom nur 50% als Wärme an. Das kostet. Solange die Beteiligten die Kos- ten eigenverantwortlich tragen wollen, spricht weder bei Autos noch bei Heizungen etwas dagegen. Hauptsa- che die Technologie verursacht keine Treibhausgase. Wer aber von der Politik Subventionen einfordert, der wird sich der Frage nach der Effizienz und den Kosten der jeweiligen Technologie nicht entziehen können. von Dr. Frank Mastiaux D Ohne Wasserstoff geht es nicht Es trifft zu, dass andere Weltregionen mit mehr Wind ie EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 preisung und einer Anschubförderung für klima- und Sonne, voraussichtlich grünen Wasserstoff werden als erster Kontinent klimaneutral zu wer- freundliche Technologien sein. preisgünstiger produzieren können. Aber der Schiffs- den. Dafür sollen auch die Klimaschutz- • Es fehlen bis dato hinreichende Anreize, um auch transport von Wasserstoff erfordert eine Verflüssigung. ziele und dafür notwendige Instrumente in anderen Sektoren wie Wärme oder Verkehr auf Dazu muss das Gas bei hohem atmosphärischem Druck für 2030 nachgeschärft werden. Das sind klimafreundliche Technologien umzusteigen. Da- auf etwa minus 250 Grad gekühlt werden. Dadurch geht sehr anspruchsvolle wie elementar wichtige Ziele. her brauchen wir neben einem sektorübergrei- viel Energie verloren und wird der Transport teurer als Denn der Klimawandel ist neben der Bekämpfung fenden CO2-Preis eine grundlegende, klimaorien- die Herstellung. der Corona-Pandemie die weltweit größte Heraus- tierte Reform des Steuer-, Abgaben- und Umla- Ich will nicht missverstanden werden. Klimaneutra- forderung, der wir uns stellen müssen. Wenn man gensystems. Inkonsistenzen wie eine übermäßige lität wird nicht ohne Wasserstoff gelingen und am Ende dieses Ziel ernst nimmt, gibt es aber noch einiges zu Belastung des Strompreises mit Steuern und Ab- werden wir auch auf Importe aus Ländern außerhalb tun. gaben müssen behoben werden. Europas nicht gänzlich verzichten können. Aber es ist • Zudem müssen endlich konsequent die Hürden der teure Champagner der Energiewende. Die Vorstel- zum weiteren und zielentsprechenden Ausbau lung, dass klimaneutraler Wasserstoff und aus ihm her- Einen Markt für klimafreundliche Technologien der Erneuerbarer Energien beseitigt werden. gestellte Brennstoffe auf einem globalen Markt reichlich schaffen Durch schnellere Genehmigungen und mehr Flä- und kostengünstig zur Verfügung stehen werden, ist aben- Um den technologischen Wandel zu unterstützen, chen kann die Ausbaugeschwindigkeit deutlich teuerlich. Wir werden ihn als Speichermedium und Roh- sind zunächst die richtigen Rahmenbedingungen zulegen. stoff dort einsetzen, wo es keine vernünftigen Alterna- entscheidend. Dazu drei generelle Punkte: tiven gibt. Insgesamt erfordern die Zielsetzungen eine Beschleu- Klimaneutralität ist machbar. Mit einem großen In- • Die Politik muss nach der Zieldiskussion ein be- nigung der Transformation von Wirtschaft und Ge- Foto: Adobe Stock vestitions- und Zukunftsprogramm lässt sich der Treib- sonderes Augenmerk auf die verbindliche Umset- sellschaft und auch erhebliche Neuinvestitionen. hausgasausstoß Deutschlands in 30 Jahren auf null re- zung richten. Wir müssen schnell auf geeignete duzieren. Entscheidend werden die nächsten 10 Jahre und konsistente Instrumente für alle Sektoren zu Klimaneutralität der EU bis 2050 erfordert sein. Bis 2030 wird sich zeigen, ob Klimaneutralität im sprechen kommen. Das wird nach Lage der Dinge auch klimaneutrale Gase Jahr 2050 eine realistische Option wird. ■ vor allem ein Mix aus einer wirksamen CO2-Be- Hinzu kommt, dass eine vollständige Elektrifi- Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
8 KLIMANEUTRALITÄT 2050 Der Green Deal ist ein Signal in die richtige Richtung und umsetzbar. Dr. Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender, EnBW Energie Baden-Württemberg AG zierung von Wirtschaft und Gesellschaft nicht realistisch Bekenntnis und konkreten Umsetzungsmaßnahmen er- Know-How gewinnen durch Pilotprojekte ist. Für eine Klimaneutralität der EU bis 2050 wird es möglicht er generelle Planungssicherheit, die lange ge- Grundlage hierfür ist es unter anderem, die Chancen daher wesentlich sein, dass das Rückgrat an konventio- fehlt hat. Spätestens jetzt ist klar: klimafreundlichen Ge- neuer Technologien zu nutzen. Klimaneutrale Mobilität neller Kraftwerkskapazität, die auch dann noch erfor- schäftsmodellen gehört die Zukunft. Die EnBW möchte etwa ist möglich und das erklärte Ziel der EnBW. In derlich sein wird, mit klimaneutralen Brennstoffen wie hier beispielgebend sein: Bis spätestens Ende 2035 wer- Deutschland ist die Power-to-Gas-(PtG)-Technologie hier- Wasserstoff betrieben wird. Damit Wasserstoff aber in den wir in der Strom- und Wärmeerzeugung sowie im für eine Schlüsseltechnologie und Voraussetzung für die allen Sektoren bis spätestens 2050 genutzt werden kann, Netzbetrieb kein CO2 mehr ausstoßen. Teilbereiche des Sektorkopplung. Deshalb realisieren wir bereits Pilot- muss die Transformation des Gassektors bereits jetzt be- Unternehmens erreichen das schon viel früher, so zum projekte zur Gewinnung von Know-how im Bau und Be- ginnen. Wir als EnBW sind hier erste Schritte gegangen Beispiel die Energiedienst und die Gasversorgung Süd- trieb von Power-to-Gas-Anlagen und nehmen am För- und bereiten die bestehende Gasinfrastruktur Stück für deutschland (GVS), die beide bereits seit Anfang 2020 derprogramm „Reallabore der Energiewende“ des Bun- Stück auf eine „Wasserstoffwelt“ vor. Das Ziel ist das Rich- klimaneutral sind, sowie die Netze BW, die 2021 als ei- deswirtschaftsministeriums teil. tige, aber die Umsetzung will gut geplant und vollzogen ner der ersten Verteilnetzbetreiber Klimaneutralität an- werden. Denn voraussichtlich wird sich grüner Wasser- strebt. Bis 2030 werden wir unsere Emissionen bereits Kooperationsmöglichkeiten nutzen stoff durchsetzen. Neben der erforderlichen Infrastruk- um die Hälfte reduziert haben. Daraus ergibt sich eine weitere Chance: Kooperationen tur braucht es enorme Kapazitäten an Erneuerbaren und Projektpartnerschaften zu bilden, um effizienter Er- Energien, die in den meisten EU-Ländern nicht verfüg- Einfluss auf sämtliche Investitions- und kenntnisse und schneller die gewünschten Ergebnisse bar sind. Der überwiegende Teil wird daher aus ande- Portfolioentscheidungen zu erzielen. Die EnBW ist insbesondere in den Bereichen ren Regionen importiert werden müssen. Die Import- Mit diesem konkreten Ziel untermauern wir unsere nach- Wind-Offshore und Wasserstoff offen dafür. Gemeinsam wege fehlen aber aktuell noch, genauso wie ein stabiles, haltige Unternehmensstrategie entlang der drei Dimen- lassen sich große Herausforderungen schlicht besser regulatorisches Umfeld. Und eine oft unterschätzte Frage sionen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Entlang die- meistern als allein. ist, ob die Menschen in den Ländern, in denen der Was- ser Faktoren haben wir seit 2013 unser Geschäftsport- Ich fasse zusammen: Der Green Deal ist ein Signal in serstoff für die EU produziert werden soll, das überhaupt folio komplett umgebaut und wollen uns bis 2025 zu die richtige Richtung und umsetzbar. Die Ziele erfordern wollen – ein geopolitisches Thema also, das nicht ein- einem innovativen Infrastrukturpartner mit Produkten aber gemeinsame Anstrengungen, sowohl seitens der fach und vor allem nicht im Alleingang zu lösen sein und Dienstleistungen auch über Energie hinaus weiter- Wirtschaft als auch der Politik und nicht zuletzt der Ge- wird. Mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf bedarf es entwickeln. Dafür werden wir bis 2025 12 Milliarden Euro sellschaft. Die Politik muss entsprechende Rahmenbe- einer gut durchdachten und auf Partnerschaftlichkeit investieren und verbinden unser Wachstum untrenn- dingungen schaffen und jetzt zügig die nächsten Schritte Foto: ARTIS/Uli Deck ausgerichteten Energiediplomatie. bar mit den Kriterien der Nachhaltigkeit. Gemessen an gehen jenseits einer bloßen Zieldiskussion. Es braucht der Branche sind unsere Ziele ambitioniert, aber aus un- insbesondere geeignete und ineinandergreifende Inst- Green Deal gibt Planungssicherheit serer Sicht machbar. 2035 ist eine durchdachte und auf rumente für alle Sektoren, um die Chancen des Green Neben vielen Herausforderungen hält der Green Deal einem klar definierten Pfad basierende Lösung. Deals nutzen zu können. ■ aber auch Chancen bereit. Mit seinem klaren politischen Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
KLIMANEUTRALITÄT 2050 9 ADVERTORIAL Gemeinsam den Weg zur Klimaneutralität gehen von Anders Opedal E in Blick in die Zukunft ist immer mit Unsicher- Ein wichtiger Baustein ist und bleibt unser Erdgas- heiten verbunden: Wir können nicht genau und Öl-Portfolio, auch wenn wir langfristig weniger Öl vorhersagen, wie sich die Energiewende ent- und Gas fördern werden als heute. Das Ziel der Klima- wickeln wird oder wo wir 2050 als Gesellschaft neutralität steht dem nicht im Wege, sondern stärkt un- – oder als Unternehmen – stehen werden. Aber sere Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung. Unsere wir wissen, dass sich die Energiemärkte grundlegend Strategie in dem traditionellen Geschäftsbereich setzt wandeln werden. auf Wertschöpfung und Effizienz, nicht auf Volumina. Dabei ist unsere strategische Ausrichtung klar. Wir Wir sind stolz, mit 8kg CO2 pro Barrel Öläquivalent be- entwickeln Equinor zu einem breit aufgestellten Ener- reits heute sehr deutlich unter dem Branchendurch- gieunternehmen, das auf starke Synergien zwischen Erd- schnitt von 18kg pro Barrel (IOGP-Durchschnitt, Envi- gas, Öl, erneuerbaren Energien, Carbon Capture and Off- ronmental Performance Data 2018) zu liegen und wol- shore Storage (CCOS) und Wasserstoff setzt. len unsere Kohlenstoffintensität weiter senken. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, bis 2050 klima- neutral zu wirtschaften und unsere eigenen Emissionen nach dem Verursacherprinzip deutlich zu reduzieren Profitables Wachstum in den erneuerbaren (Scope 1,2 und 3). Aber wir können und werden noch Energien Equinor setzt auf starke Synergien zwischen Erdgas, Öl, viel mehr tun. Als Energieunternehmen möchten wir Der Markt für erneuerbare Energien wächst in einem erneuerbaren Energien, CCOS und Wasserstoff. aktiv Lösungen zum Erreichen der Klimaziele anbieten. beispiellosen Tempo und Offshore-Wind ist ein wesent- Dabei bringen wir unsere jahrzehntelange Erfahrung licher Treiber dieser Entwicklung. Damit die Energie- und Kompetenzen ein, um gemeinsam an den notwen- wende erfolgreich sein kann, benötigen wir vor allem Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 30%. digen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels eins: Skaleneffekte. Dank Weiterentwicklung der Tech- Bis 2035 möchten wir diese Kapazität auf 12–16 GW ver- zu arbeiten. nologien sinken die Kosten und Projekte im industriel- größern – abhängig von der Verfügbarkeit neuer Pro- len Maßstab sind möglich. Equinor ist gut positioniert, jektmöglichkeiten. Branchenführend bei der emissionsarmen um durch jahrzehntelange Erfahrung und ein weltwei- Förderung tes Netzwerk in dieser aufstrebenden Branche eine füh- Die Transformation in allen Bereichen Dabei verfolgen wir konkrete Etappenziele auf dem Weg rende internationale Rolle zu übernehmen. beschleunigen bis 2050: Bis 2030 strebt Equinor einen weltweit klima- Aufbauend auf unseren Kernkompetenzen im Ma- Um unser Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, bedarf neutralen Betrieb an (Scope 1 und 2), um bis 2050 die nagement komplexer Öl- und Gasprojekte, möchten wir es eines gut funktionierenden Marktes für CCOS, natür- Treibhausgasemissionen auf nahezu Null zu reduzieren im Bereich der Offshore-Windenergie profitabel wach- licher CO2-Senken sowie der Entwicklung wettbewerbs- (inklusive Scope 3). Verbleibende Emissionen planen wir sen und unser Portfolio bis 2026 auf 4-6 GW vergrößern. fähiger Technologien für Wasserstoff. durch den Emissionshandel oder Ausgleichsmechanis- Wir nutzen unsere Erfahrungen, um Low-Carbon Tech- men zu kompensieren. nologien anzubieten und emissionsfreie Wertschöpfungs- ketten aufzubauen. Equinor treibt diese Entwicklung durch Offshore-Projekte wie „Northern Lights“ in Nor- Der Markt für er wegen und der „Northern Endurance Partnership“ in Großbritannien voran, welche auf die sichere Speiche- neuerbare Energien rung von CO2 aus Industriestandorten in ganz Europa abzielen. Der Klimawandel ist eine Herausforderung für uns wächst in einem alle. Nur in der Zusammenarbeit von Regierungen, In- Fotos: Equinor, Equinor ASA / Photo by Ole Jørgen Bratland dustrie, Investoren und Verbrauchern kann es uns ge- beispiellosen Tempo lingen, bis 2050 klimaneutral zu arbeiten und zu leben. Ich bin überzeugt, dass wir diese technologische und und Offshore-Wind wirtschaftliche Herausforderung meistern werden, wenn wir auf partnerschaftliche Lösungen und systemischen ist ein wesentlicher Wandel setzen. Daran arbeitet Equinor gemeinsam mit unseren Partnern auf der ganzen Welt. ■ Treiber dieser www.equinor.de Entwicklung. Anders Opedal ist seit November 2020 Präsident und CEO des Unternehmens. Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021
10 KLIMANEUTRALITÄT 2050 Klimaneutralität als industriepolitische Chance Neue Allianzen können den Klimaschutz voranbringen – wenn bei der Umsetzung der politischen Initiativen Vertrauen aufgebaut wird. von Prof. Dr. Veronika Grimm M it dem Bekenntnis zur Klimaneutralität im den von der Transformation profitieren können, indem che Mittel können zwar zielgerichtet unterstützen, etwa Jahr 2050 hat sich ein Knoten in der Ener- sie Schlüsselkomponenten für den Aufbau der neuen durch die Förderung des Infrastrukturausbaus, der For- gie- und Klimapolitik gelöst. Klar ist nun: Wertschöpfungsketten in alle Welt liefern: zum Beispiel schung und durch Investitionen in die Ausbildung der Wir brauchen die direkte Elektrifizierung Elektrolyseure, Logistiklösungen, Fahrzeuge und Brenn- Fachkräfte von morgen. Die wesentliche Rolle aber wer- ebenso wie klimaneutralen Wasserstoff und stoffzellen. den die Rahmenbedingungen spielen, die das Investiti- synthetische Kraftstoffe – und zwar auf ambitionierten onsumfeld für die Unternehmen entlang der Wertschöp- Zeitschienen. Wir stehen am Anfang einer umfassenden Eine CO2-basierte Energiepreisreform erfüllt eine fungsketten prägen. Transformation der Industrie. Neue Wertschöpfungsket- wichtige Koordinationsfunktion Der Weg in Richtung Klimaneutralität erfordert die ten werden entstehen, zum Beispiel um grünen Wasser- Die EU und auch Deutschland haben unter anderem mit Koordination der Aktivitäten einer großen Zahl sehr un- stoff zu erzeugen, zu transportieren und in verschiede- dem Green Deal, dem Klimapaket und den Wasserstoff- terschiedlicher Akteure. Einzelne Glieder komplexer nen Anwendungen in der Industrie oder der Mobilität strategien politische Initiativen auf den Tisch gelegt, um neuer Wertschöpfungsketten werden unabhängig von- zu nutzen. Langfristig werden wir erneuerbare statt fos- die Klimaneutralität im Jahr 2050 zu erreichen und gleich- einander – aber eben doch gleichzeitig – entstehen müs- siler Energieträger importieren. Der globale Handel mit zeitig bei der anstehenden Neuordnung der globalen sen, damit am Ende jedes beteiligte Unternehmen auch klimaneutralen Energieträgern und Produkten wird zur Wertschöpfung einen großen Teil vom Kuchen abzube- ein profitables Geschäftsmodell hat. Investitionen in die Foto: Adobe Stock Verschiebung von Wertschöpfungsketten führen. Län- kommen. Ob das gelingt, hängt nun entscheidend von Produktion von Fahrzeugen machen etwa nur Sinn, wenn der, in denen erneuerbarer Strom besonders günstig und der Umsetzung ab. Die EU-Kommission rechnet bis 2030 perspektivisch auch die Infrastruktur zum Laden oder viele Stunden im Jahr verfügbar ist, werden kompara- mit einem Investitionsbedarf von 2,6 Billionen Euro. Es zur Betankung existiert und umgekehrt. Auch wenn an tive Vorteile haben. Regionen mit einer hohen Techno- muss dabei im Wesentlichen um die Mobilisierung pri- verschiedenen Stellen anfangs eine Förderung notwen- logiekompetenz – wie Deutschland und Europa – wer- vaten Kapitals für die Transformation gehen. Öffentli- dig ist, müssen die Aktivitäten doch mittelfristig wirt- Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
KLIMANEUTRALITÄT 2050 11 schaftlich sein. Die Herausforderung der Koordination gen verschiedener Stakeholder vom richtigen Zielbild, aller Akteure erhöht die Dringlichkeit, starke marktori- als vielmehr an der Umsetzung. Will man zum Beispiel, entierte Anreize zu etablieren. um die Sektorkopplung attraktiver zu machen, den Strom- CO2-Preise, die in allen Sektoren vorhersehbar an- preis von der EEG-Umlage und der Stromsteuer befreien steigen, generieren einen Vorteil klimaneutraler Ge- – ein Ansinnen, das heute breit auf Zustimmung stößt –, schäftsmodelle gegenüber ihren fossilen Alternativen. so sind mehr als 30 Mrd. Euro pro Jahr zu refinanzieren. Ihre Einführung in allen Sektoren sollte einhergehen mit Ein jährlich zunehmender Beitrag könnte aus den Ein- einer möglichst weitgehenden Befreiung der Energie- nahmen der steigenden CO2-Preise in den Sektoren preise von verzerrenden Abgaben und Umlagen sowie Wärme und Verkehr kommen, aber es bliebe ein Fehl- der konsequenten Abschaffung der direkten und indi- betrag von 20 Mrd. Euro im Jahr 2023 (2026 noch ca. 10 rekten Subventionen fossiler Energieträger. Ein Wegfall Mrd. Euro) stehen. staatlich induzierter verzerrender Abgaben und Umla- Wie dies zu stemmen ist, da scheiden sich die Geis- gen beim Strompreis ist beispielsweise geeignet, sowohl ter. Manch einer mag angesichts der hohen Summen die Haushalte als auch die Unternehmen zu entlasten erst gar nicht nachdenken. Andere führen eine Anhe- und so die Belastungen durch die Einführung der CO2- bung der CO2-Preise ins Feld, die klimapolitisch wohl Bepreisung in den Sektoren Wärme und Mobilität ab 2021 sinnvoll wäre, aber Unternehmen und Haushalte eben zu kompensieren. Gleichzeitig würden die Anreize für auch schneller noch stärker belasten würde. Man könnte Investitionen in die Sektorenkopplung gestärkt. Die Nut- auch durchaus dafür plädieren, einen Teil über den Haus- zung des zunehmend klimaneutralen Stroms für die Mo- halt zu finanzieren und im Gegenzug dort Einsparun- bilität, zur Wärmeerzeugung und in der Industrie würde Prof. Dr. Veronika Grimm, Professorin für Volkswirt- gen vorzunehmen, wo es dann nicht mehr nötig wäre, also attraktiver. schaft, FAU Erlangen-Nürnberg, und Mitglied im gegen bestehende Fehlanreize anzufördern. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirt- Schon die Erwartung steigender CO2-Preise schaftlichen Entwicklung Neue Allianzen im Klimaschutz mobilisiert Investitionen Mehrere Fliegen mit einer Klappe könnte man schlagen, Derartige Maßnahmen wirken schon dann, wenn sie be- wenn zur Refinanzierung einer Strompreisreform ver- schlossen werden, und nicht erst, wenn sie implemen- Beim Investitions schiedene direkte oder indirekte Subventionen fossiler tiert sind. Denn Investitionsentscheidungen werden von Energieträger abgebaut würden, die insgesamt laut Schät- den Erwartungen über das zukünftige Marktumfeld ge- bedarf für Klima zungen um die 50 Mrd. Euro jährlich betragen. So würde trieben, nicht etwa von heutigen Rahmenbedingungen. einerseits die Wettbewerbsfähigkeit klimaneutraler Ge- Auch das Koordinationsproblem entlang der Wertschöp- fungsketten dürfte weitaus geringer ausfallen. Denn je- neutralität muss es im schäftsmodelle generell weiter gestärkt. Zudem profi- tieren oft direkt oder indirekt genau die Unternehmen der Investor weiß, dass auch andere Entscheidungsträ- ger eine Stärkung marktorientierter Anreize antizipie- Wesentlichen um die von den Subventionen, die sich heute auch große wirt- schaftliche Chancen aus der Transformation hin zu ei- ren und kann somit darauf vertrauen, dass auch sie vorausschauend investieren und so die entscheidenden Mobilisierung privaten ner klimaneutralen Wirtschaft versprechen. Sie könn- ten somit, indem sie entsprechende Anpassungen aktiv Wertschöpfungsketten entstehen. Schon die Erwartung unterstützen, ihre Glaubwürdigkeit erhöhen und so mehr eines attraktiven, berechenbaren Marktumfelds wird also Kapitals für die Trans gegenseitiges Vertrauen innerhalb der neuen Allianzen die entscheidende Dynamik auslösen. schaffen, die wir in der Gesellschaft benötigen, um den Eine Fülle von spezifischen Förderprogrammen hin- formation gehen. Klimaschutz voranzubringen. Denn Klimaschützer und gegen, wie sie heute auf der Tagesordnung stehen, sind die Industrie haben zunehmend gleichgerichtete Inte- beim Aufbau zukünftiger komplexer Wertschöpfungs- ressen auf dem Weg in die Zukunft – manch eine oder ketten zum Scheitern verurteilt. Die Programme müs- einer muss das erst noch begreifen. ■ sen immer erst aufgesetzt werden, damit sich einzelne Konsortien um eine Förderung bewerben können. Erst dann wird investiert – das kostet wertvolle Zeit. Darü- Fiskalische Gesamtwirkung von nationaler C02-Bepreisung und Energiepreisreform ber hinaus steht die zukünftige Wirtschaftlichkeit geför- derter Vorhaben sogar langfristig in Frage. Entweder, 30 weil gegen ungünstige Rahmenbedingungen angefördert 20 wird, oder weil wichtige Teile der Wertschöpfungsket- 10 ten nicht in anderen geförderten Projekten simultan ent- stehen. Es ist ja keineswegs sichergestellt, dass sich kom- 0 plementäre Geschäftsfelder, gestützt durch Förderpro- -10 gramme, auf ähnlichen Zeitachsen entwickeln. Auch das regulatorische Risiko ist immens, weil eine zukünftige -20 Regierung den Fokus durchaus verschieben könnte. Die -30 Gefahr ist daher groß, dass über Jahre viel Geld ausge- geben wird, sich aber dennoch keine Dynamik entfaltet. -40 2022 2023 2024 2025 2026 Wir befinden uns aber in einem globalen Wettlauf um Foto: Silas Stein; Grafik: Sachverständigenrat die führende Rolle bei der Produktion von Schlüssel- Einnahmen aus C02-Bepreisung1 komponenten einer klimaneutralen Welt – seien es Brenn- Belastung des Bundeshaushalts durch Entfall/Absenkung von: stoffzellen, Fahrzeuge oder Logistikkomponenten. Es be- EEG-Umlage2 Stromsteuer2 zugehörige Umsatzsteuer steht die Gefahr, durch Verzögerungen beim Hochlauf Jährlicher Saldo der Geschäftsfelder zum Beispiel gegenüber ostasiati- schen Ländern ins Hintertreffen zu geraten. 1) Gemäß Regierungsentwurf des Finanzplans des Bundes für die Jahre 2022 bis 2024. Für die Jahre 2025 und 2026 berechnet unter der Annahme, dass die Einnahmen mit der Rate weiterwachsen, mit der sie in den Jahren 2023 und 2024 Eine konsequente Strompreisreform ist gewachsen sind. Es wird unterstellt, dass sich im Jahr 2026 der vorgesehene Höchstpreis von 65 Euro je Tonne C02 einstellt. finanzierbar 2) Basierend auf einer Simulation über die zukünftige Entwicklung der EEG Umlage und der Stromsteuer durch die Eine konsequente Anpassung des Rahmens scheitert Deutsche Energie-Agentur. Quellen: BMF, dena (2020), eigene Berechnungen des Sachverständigenrats mittlerweile weniger an unterschiedlichen Vorstellun- Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
12 ENERGIEZUKUNFT ADVERTORIAL Schneller mehr von Stefan Kapferer vom Richtigen tun M it dem Paris-Abkommen, dem europäischen ternehmen einen rein aus erneuerbarer Erzeugung men unserer strategischen Initiative in Branchen-Round- Green Deal und dem deutschen Klima- stammenden Strombezug anbieten können und dafür tables mit den Partnern diskutieren wollen. Diese Round- schutzgesetz sind zentrale Ziele formuliert, die Infrastruktur bereitstellen, die auch für Systemsi- tables werden in wenigen Wochen starten und dienen über die es einen breiten gesellschaftlichen cherheit sorgt. dem Zweck des gegenseitigen Austauschs zu diesen Konsens gibt. Heute geht es nicht mehr um Zusätzlich sehen wir in unserem Netzgebiet hohe Trends sowie zu möglichen Handlungsbedarfen. das „ob“, sondern nur noch um das „wie“ bei der Umset- und wachsende Erneuerbaren-Anteile, steigende Be- zung dieser Ziele – also darum, mit welchen Instrumen- völkerungszahlen vor allem in den Metropolregionen Erneuerbaren- und Netzausbau beschleunigen ten wir die Ziele schnellstmöglich erreichen. Solche Maß- und eine positive wirtschaftlich-industrielle Entwick- Um 100 Prozent Erneuerbare bis 2032 zu erreichen, müs- nahmen müssen dreierlei können: Effektiv sein im Sinne lung. Dies, gepaart mit der zunehmenden Elektrifizie- sen natürlich auf übergeordneter Ebene die Weichen einer zielgerichteten Wirksamkeit, effizient im Kosten- rung bei Wärme und Mobilität und dem künftigen richtig gestellt werden. Mit Kohleausstieg und CO2-Be- Nutzen-Verhältnis und akzeptiert in der Bevölkerung – Strombedarf für Wasserstoff, beschreibt eine Entwick- preisung bei Wärme und Verkehr hat die Politik Maß- zumindest in weiten Teilen. Für diesen gesamtgesell- lung, die wir als Übertragungsnetzbetreiber im Rah- nahmen mit struktureller Wirkungstiefe beschlossen – schaftlichen Kraftakt gilt: Alles tun, was beschleunigt, auch wenn die Meinungen über Fristen und Preise aus- und alles vermeiden, was verzögert. Oder anders gesagt: einandergehen. Künftig wird sich der Fokus, neben der Schneller mehr vom Richtigen tun! notwendigen Reform des Abgaben- und Umlagensystems 50Hertz leistet einen konkreten Beitrag hierzu: Wir beim Strompreis, verstärkt auf die Dekarbonisierung in- haben uns mit unserer klima- und industriepolitischen dustrieller Prozesse bzw. auf die Sektorenkoppelung rich- Initiative „Von 60 auf 100 bis 2032 – Neue Energie für ten müssen. Hierfür sind zwei Dinge unverzichtbar: Der eine starke Wirtschaft“ ein ambitioniertes „Beschleuni- konsequente Ausbau der Erneuerbaren und der sie trans- gungsziel“ gesetzt. Wir wollen im Dialog mit Unterneh- portierenden Stromnetze. men, Gewerkschaften und Politik alles uns Mögliche tun, Mit Erneuerbaren Energien konnte 2020 deutschland- damit der Anteil der Erneuerbaren Energien am Strom- weit schon rund 50 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt verbrauch über das Jahr gerechnet in unserem Netzge- werden. Klimaziele, Kohle- und Kernenergieausstieg, aber biet – den ostdeutschen Flächenländern, Berlin und Ham- auch die Sektorenkoppelung machen den Ausbau zehn burg – schon im Jahr 2032 die 100 Prozent erreicht. Stefan Kapferer, Jahre nach Fukushima noch dringlicher. Neben der Aus- Vorsitzender der Geschäftsführung, 50Hertz weisung neuer Flächen für Solar- und Windparks an Land Emissionsfreier Strom als Standortfaktor sowie dem Repowering liegt ein enormes Potential im Was treibt uns als reguliertes Unternehmen an, eine sol- Bereich der Meere. Hier muss rasch gehandelt werden, che Initiative zu starten? Um es kurz zu machen: Die Be- Der konsequente Aus um die Flächenbereitstellung für Offshore-Projekte in dürfnisse der Industrie. Viele Unternehmen, ob aus Di- Nord- und Ostsee zu erweitern und zu beschleunigen so- gitalwirtschaft oder aus klassischen energieintensiven bau der Erneuerbaren wie ein Nebeneinander diverser Nutzungen – wie Fische- Industrien, haben Klimaschutz längst in ihren strategi- reiwirtschaft oder Naturschutz – zu ermöglichen. schen Ausrichtungen verankert und wollen „grün“ wach- und der sie transportie Ohne Infrastrukturausbau, in Deutschland und Eu- Fotos: 50hertz Transmission, Jan Pauls sen. Zudem fordern bei der Investitionsfinanzierung im- ropa, wird das nicht gehen. Genehmigungsverfahren mer mehr Kapitalgeber eine Orientierung an Nachhal- tigkeitszielen ein, zu denen ganz oben der Klimaschutz renden Stromnetze sind müssen weiter beschleunigt werden, zum Beispiel über straffere Verfahren, mehr Personal in den Behörden oder gehört. Zu beobachten ist eine klar zunehmende Indus- trienachfrage nach emissionsfreiem Strom. In der Folge für die Dekarbonisie mehr Digitalisierung bei der Projektbearbeitung bzw. der Bürgerbeteiligung. Hier hat sich manche digitale Lö- werden Regionen einen Standortvorteil haben, die Un- sung, wegen der Corona-Krise „aus der Not geboren“, als rung unverzichtbar. sehr verfahrensbeschleunigend herausgestellt – weil das Richtige schnell getan wurde. ■ www.50hertz.com Sonderveröffentlichung zum Thema „ENERGIEWIRTSCHAFT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
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