Corona-Studie zur Lage der Gefängnis-seelsorge während des Lockdowns von März bis Juni 2020 in der Schweiz - Seelsorge & Strafvollzug Zur Praxis ...
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Seelsorge & Strafvollzug Zur Praxis heutiger Gefängnisseelsorge Sondernummer 2 Corona-Studie zur Lage der Gefängnis- seelsorge während des Lockdowns von März bis Juni 2020 in der Schweiz Dr. Frank Stüfen Christoph Rottler Zürich 2021
© Verlag für Gefängnisseelsorge, Zürich 2021. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Aus- zügen und der fotomechanischen Wiedergabe zu kommerziellen Zwecken, vorbehalten.
Inhalt 06 00 Vorwort 39 05 Ergebnisse der Qualitativen Umfrage 07 01 Dank 07 02 Forschungszeitraum 39 01 Die Leitfadeninterviews 07 03 Forschungsdaten 40 Auswertung der einzelnen Fragen 07 04 Zur Methodik der Studie 53 Zusammenfassung der Ergebnisse aus den leitfadengestützten Interviews 09 05 Forschungsfragen 54 Empfehlungen aus den leitfadengestützten Interviews 55 02 Ergänzungen aus den Experteninterviews 55 Interview mit einem Gefängnisleiter 57 Interview mit einem Bereichsleiter der ref. Gefängnisseelsorge 10 01 Die quantitative Studie 59 Interview mit einem muslimischen Gefängnisseelsorger 60 Interview mit einem Angehörigen der Heilsarmee 61 Erkenntnisse aus den Experteninterviews 12 02 Die qualitative Studie 12 01 Feldzugang 62 06 Ergebnisse und Empfehlungen der 12 02 Leitfadeninterviews und Experteninterviews beiden Teilstudien 15 03 Das Forschungsinteresse 69 07 Literaturverzeichnis 16 04 Ergebnisse der quantitativen Untersuchung 16 Auswertung der einzelnen Fragen 33 Ergebnisse der deutschsprachigen Online-Umfrage 37 Empfehlungen aus der deutschsprachigen Online-Umfrage 38 Trends in der französischsprachigen Online-Umfrage
01 informiert. Der Forschungsbericht wurde am 28. Dank Februar 2021 schriftlich bei der Zeitschrift «Seel- sorge & Strafvollzug. Zur Praxis heutiger Gefäng- Der theologischen Fakultät der Universität Bern nisseelsorge» eingereicht und lag rechtzeitig zur und Frau Prof. Dr. Isabelle Noth sei besonders Präsentation der Forschungsergebnisse an der herzlich für die Unterstützung gedankt. Ebenso Jahrestagung des Vereins für Gefängnisseelsor- 00 bedanken wir uns sehr herzlich bei der Evange- ge vom 10. Juni 2021 als Sondernummer vor. lisch-reformierten Landeskirche des Kantons Beim untersuchten Zeitraum wurde der Zürich, die den Druck ermöglicht hat. Die Auto- Schwerpunkt auf die Monate des Lockdowns ren danken dem Vorstand des Schweizerischen März bis Juni 2020 gelegt. Selbstverständlich Vereins für Gefängnisseelsorge für das Vertrau- spielte die im Oktober/November 2020 aktuelle en und für die Unterstützung beim Erheben der Pandemiesituation in den Aussagen der Inter- Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie Daten und für die finanzielle Unterstützung, die viewten eine gewisse Rolle. Dies ist erwähnens- es möglich machte, die Transkriptionsarbeiten wert, da die Studie am Ende des Lockdowns an einen Audiotranskriptionsdienst abzugeben. geplant wurde, als die Fallzahlen an Covid19-In- Besonderer Dank geht an alle Kolleg*innen, wel- fektionen und der Inzidenzwert sehr tief lagen. Vorwort che die beiden Forschungsumfragen ausgefüllt haben und an jene, die sich ausserdem noch Zeit genommen haben, um für die leitfaden- Im Laufe des Untersuchungszeitraums stiegen sie bis auf einen Höchstwert von 10 556 Neu- infektionen innert 24 Stunden (02.11.20). Damit Im Juli 2020, nachdem der zum Schutz der Bevölkerung während gestützten Interviews zur Verfügung zu stehen. einher gingen in der Schweiz wiederum zum Teil der ersten Pandemiewelle vom Bundesrat in der Schweiz verordne- Zudem geht unser Dank an einen Gefängnis- starke Einschränkungen, die auf Bundesebene 06 te Lockdown beendet wurde, regte Alfredo Díez als Präsident des leiter, der als Experte Auskunft gegeben hat, an und auf kantonaler Ebene verordnet wurden. 07 Schweizerischen Vereins für Gefängnisseelsorge an, die Situation Pfr. Alfredo Díez, Bereichsleiter für Gefängnis- Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug der Gefängnisseelsorge in der Schweiz für diesen Zeitraum zu unter- seelsorge der reformierten Kirche des Kantons suchen. Der Vorstand des Schweizerischen Vereins für Gefängnis- Zürich, an Imam Sakib Halilovic, muslimischer 03 seelsorge bat Dr. Frank Stüfen, eine solche Umfrage durchzuführen. Gefängnisseelsorger im Kanton Zürich und an Forschungsdaten Mit der Unterstützung von und in Zusammenarbeit mit Christoph einen Experten der Heilsarmee. Rottler, römisch-katholischer Gefängnisseelsorger in verschiedenen Sowohl die quantitative Umfrage als auch die Gefängnissen im Kanton Zürich, wurde diese Forschung durchge- qualitativen leitfadengestützten Interviews wur- führt und der vorliegende Forschungsbericht erstellt. 02 den anonym erhoben. Zwei der vier Experten- Forschungszeitraum interviews wurden personalisiert verwendet, da diese wegen des Bekanntheitsgrades der Die Vorarbeiten zu dieser Untersuchung began- beiden Experten nicht zu anonymisieren waren. nen Ende Juli 2020. Am 30. September wurde Die Forschungsdaten werden in elektronischer die deutschsprachige Corona-Umfragen online und in Papierform aufbewahrt, jedoch nicht der gestellt, am 6. Oktober die französischsprachi- Studie angefügt. Die Begründung dafür wird se- ge. Beide Umfragen wurden am 20. November parat ausgeführt. geschlossen. Mit den leitfadengestützten Inter- views und den Experteninterviews wurde am 12. Oktober 2020 begonnen, die Befragungen 04 wurden am 6. November 2020 abgeschlossen. Zur Methodik der Studie Die Auswertung der Daten wurde am 30. Janu- ar 2021 abgeschlossen und der Vorstand des Die Methodik muss, so Udo Kuckartz (2014), den Schweizerischen Vereins für Gefängnisseelsor- «Forschungsfragen sowie [den] sozialen und ge- ge wurde an seiner Vorstandssitzung am 23. sellschaftlichen Probleme[n], die hinter diesen Februar 2021 über die Forschungsergebnisse Fragen stehen»1 angemessen sein. Die Studie
ging den Fragen nach, wie die Gefängnisseelsor- rend des Lockdowns wenigstens ansatzweise ge auf die Krise vorbereitet war, wie sie sich auf- abzubilden und qualitativ hätte uns der Aspekt stellen müsste, um in Zukunft besser gerüstet zu gefehlt, wie hoch etwa die kommunikative Zu- sein und wie das Befinden der Seelsorgenden friedenheit mit den institutionellen Partnern während der Krise war. Damit qualifiziert sie der Seelsorge war, wie stark sich die Nachfrage sich sehr allgemein gesehen als angewandte nach Seelsorge erhöht oder vermindert hat bzw. 05 Forschung und als Explorationsforschung. Dazu welche Zukunftsperspektiven wichtig wären. Mit Forschungsfragen schrieb Kuckartz: «Der Trend zu Mixed-Methods diesen Daten konnten Empfehlungen ausge- ist vor allem im Bereich angewandter Forschung sprochen werden, worauf der Schweizerische zu beobachten und lässt sich besonders stark Verein für Gefängnisseelsorge seinen Fokus und Mit dem Vorstand des Vereins wurden die For- im Bereich von Evaluation bzw. Evaluationsfor- den Einsatz seiner begrenzten Mittel legen soll- schungsinteressen diskutiert und drei Fragen schung erkennen.»2 Dabei geht es darum, «aus te. Zudem hätte mit einer rein statistischen Er- benannt: Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie mehreren Perspektiven verschiedene Blicke auf hebung die Expertenperspektive gefehlt. den Evaluationsgegenstand»3 zu bekommen. Der Verein versammelt unter seinen Mit- Als Problem zeigte sich im Design der quanti- gliedern unterschiedliche Gruppierungen War die Gefängnisseelsorge für die Krise ge- tativen Forschung, dass sich die Bedingungen (landeskirchliche Seelsorgende, muslimische nügend gerüstet? für die Gefängnisseelsorge im untersuchten Seelsorgende, Heilsarmee, Prison Fellowship, Zeitraum zum Teil rasch veränderten. Dieses «besuchende Seelsorge»), die zudem verschie- Was braucht die Gefängnisseelsorge für die Problem wäre nur unter der Bedingung zu lösen dene Aufträge, institutionelle Seelsorgever- Zukunft, um gerüstet zu sein? gewesen, dass man die Umfrage mit Fragen und ständnisse, Institutionalisierungsgrade und Differenzierungen sehr breit hätte anlegen müs- Ausbildungsstandards haben. Es wäre kaum Wie war die Befindlichkeit der Gefängnisseel- 08 sen. Das wäre auf Kosten der Zeit gegangen, die möglich gewesen, diese Unterschiede und die sorgenden rückblickend? 09 das Ausfüllen des Formulars benötigt hätte und Themen der Interaktion der Gruppierungen Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug damit auf Kosten der Motivation bzw. Motivier- untereinander statistisch zu erfassen. Das ge- barkeit der Studienteilnehmenden. Da sich die lang nur mithilfe qualitativer Methoden. Unsere Veränderungen also nicht ohne Probleme dar- Forschungsüberlegungen waren deshalb von Wie sich am Zeitraster zeigt, wurden die quali- tation des Materials folgen. stellen liessen, schien es sinnvoll, die quanti- vornherein darauf ausgerichtet, mit verschie- tative und die quantitative Studie nahezu zeit- Der Online-Fragebogen beinhaltete sowohl tative Erhebung durch qualitative Methodik zu denen Methoden zu arbeiten, um Perspektiven gleich durchgeführt. Die Integration der Daten Single- als auch Multiple-Choice Fragen sowie ergänzen. Mit dieser Massnahme liessen sich zu gewinnen und Themen sichtbar zu machen, erfolgte erst, nachdem beide Studien ausge- Freitextmöglichkeiten. Mit 21 Fragen war er Veränderungen in den Narrativen der Interview- die auf die eine oder andere Art unsichtbar wertet und in Beziehung zueinander gesetzt nicht sehr umfangreich gestaltet, um die Moti- partner*innen verifizieren und ermöglichten so geblieben wären. Die Notwendigkeit von Mi- wurden.6 Zur Auswertung der Daten wurde auf vation zum Ausfüllen möglichst hoch zu halten. eine breitere Perspektive. Wichtig schien uns für xed-Methods ergab sich nicht aus der Tatsache, «Integration am Ende des Projekts beim paralle- Die durchschnittliche Dauer der Onlineumfra- unsere Studie auch, dass «Befunde qualitativer dass die quantitative Analyse Themen zu Tage len Design»7 vertraut. ge betrug in der deutschsprachigen Umfrage Forschung gewinnen, wenn auch zahlenmäs- gefördert hätte, die den Einsatz von qualitati- Die Studie hat vor allem explorativen Cha- knapp 11 Minuten und in der französischen sige Angaben gemacht werden können»4 und ven Methoden sinnvoll erschienen liess. Uns er- rakter8, insofern sie herausfinden möchte, was Version knapp 14 Minuten. Die französische Um- dass die Erkenntnisse durch den Einsatz von schien die Datenbasis insgesamt zu schmal, um während des Lockdowns in der Gefängnisseel- frage wurde zwischen 7.55 und 18.55 Minuten Mixed-Methods «umfangreicher, mehrperspek- rein quantitativ Ergebnisse zu begründen: Der sorge passiert ist. Dazu benutzt sie beide Me- ausgefüllt, die deutschsprachige zwischen 3.47 tivischer und somit vollständiger»5 werden. Schweizerische Verein für Gefängnisseelsorge thoden, indem sie etwa in der quantitativen und 26.13 Minuten.9 Die Experten- und leitfa- Die Exploration bzw. Evaluation der Situati- hat deutsch- und französischsprachige Mitglie- Erhebung den Kommunikationsweg zwischen dengestützten Interviews folgten einem leicht on der Gefängnisseelsorge wäre mit qualitativer der. Diese wurden angeschrieben. Von den 68 Institution und Seelsorge erfragt und qualitativ, angepassten Frageschema und waren auf neun oder quantitativer Methodik möglich gewesen. deutschsprachigen Mitgliedern arbeiten zwölf indem sie Narrationen im Interview Platz ein- Fragen begrenzt. Ihre Dauer betrug bei den leit- Wir haben beide Möglichkeiten diskutiert und nicht im Feld und zwei konnten wegen der Co- räumt, um dem möglicherweise Unerwarteten fadengestützten Interviews zwischen 26 und 55 festgestellt, dass sie jeweils mindestens einen rona-Krise keine Angaben machen. Drei Nicht- Raum zu geben. Für Explorationsstudien bedarf Minuten und durchschnittlich 38 Minuten, bei Aspekt auslassen, der uns wichtig wäre: quan- mitglieder meldeten sich, um die Umfrage aus- es keiner Hypothesenerstellung. Es lassen sich den Experteninterviews zwischen 20 und 40 Mi- titativ wäre es aus den angeführten Gründen zufüllen. Es blieben also insgesamt 57 mögliche jedoch am Ende der Studie einige Empfehlun- nuten und im Schnitt 24 Minuten. schwierig gewesen, die Veränderungen wäh- Teilnehmende. gen abgeben, die aus der Analyse und Interpre-
01 Die 48 Antworten decken damit auf jeden Fall 60 sen, dass die Aussagekraft der deutschsprachi- Prozent der beiden Konkordatsinstitutionen ab. gen Studie gegeben ist. Wir wissen, dass von den 48 Personen, welche Etwas anders schätzen wir die Zahlen aus die Umfrage ausgefüllt haben, mehrere in mehr dem Concordat latin ein, dem Westschweizer als einer Institution arbeiten. Genaue Zahlen und Tessiner Zusammenschluss der Gefäng- konnten die Studienautoren jedoch nicht erhe- nisse. Dort gibt es 30 Institutionen. Im Verein ben. Unsere eher niedrig angelegte Schätzung, sind 20 Personen als Seelsorgende registriert. die auf Kenntnissen aus Gesprächen mit Kol- Auch in diesen Zahlen sind Heilsarmeeangehö- leg*innen beruht, lässt vermuten, dass die 48 rige und «Besuchende» in geringer Anzahl ent- Personen mindestens 60 Prozent aller Institutio- halten. Wie viele Institutionen dabei abgebildet Die quantitative Studie nen im deutschsprachigen Raum abdecken. Al- lerdings muss man noch einmal einschränkend werden, lässt sich nicht exakt eruieren. Die Aus- sagekraft ist aufgrund der absoluten Zahlen für Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie erwähnen, dass der Kreis dieser 48 Personen das Concordat latin deutlich eingeschränkt. reformierte, römisch-katholische, muslimische 26 Wir werden deshalb darstellen, wo sich Die quantitative Studie lud die Mitglieder des mende. Von diesen füllten 48 die Onlineumfrage Seelsorgende und Heilsarmeeangehörige um- die beiden Umfragen in ihren Aussagen signifi- Schweizerischen Vereins für Gefängnisseelsor- aus. Das ergab eine Rücklaufquote von knapp fasst, sowie einen «Besucher». kant unterscheiden. ge zur Teilnahme ein. Die 111 Institutionen des 83 Prozent. Die 48 Personen füllten 59 Umfrage- Die Zahlen lassen insgesamt darauf schlies- Schweizer Freiheitsentzugs werden dabei nicht bogen aus, von denen 8 unbrauchbar waren. durch die im Verein vertretenen Seelsorgenden Von den 25 Adressen der französischspra- vollständig abgedeckt. Viele Mitglieder betreuen chigen Seelsorgenden erwiesen sich drei als mehr als eine Institution, aber nicht alle Institu- falsch und waren unzustellbar, zwei Personen 10 tionsseelsorgenden sind Mitglieder im Verein. Es waren nicht mehr in der Gefängnisseelsorge 011 11 ist zudem nicht bekannt, ob allen Institutionen tätig. Das lässt vermuten, dass die anderen drei Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug eine Seelsorgeperson zur Verfügung steht oder Personen ebenfalls nicht länger in der Gefäng- nicht. Unbekannt ist ebenfalls, wie zahlreich die nisseelsorge tätig sind. Eine Person befand sich bereits erwähnten «besuchenden Seelsorgen- im Erhebungszeitraum im Sabbatical, eine Per- Fragen den» Institutionen besuchen, die nicht zur Grup- son war erkrankt. 4 Personen antworteten nicht pe der Heilsarmeeangehörigen zählen. auf die Umfrage, zwei erklärten, dass die Um- Die deutsch- und die französischsprachige Umfrage beinhalteten Der Ausgangspunkt war das Vereinsregister. frage für ihre Institution von ihren Institutions- dieselben 21 Fragen. Folgende Frageblöcke wurden erstellt: Dort waren 68 deutschsprachige und 25 franzö- kolleg*innen ausgefüllt wurde. Von den 18 ver- sischsprachige Seelsorgende aufgeführt. Die 25 bliebenen möglichen Studienteilnehmenden französischsprachigen Seelsorgenden wurden füllten 11 Personen den Fragebogen aus. Das eingeladen, an der Onlineumfrage teilzuneh- entspricht einem Rücklauf von ca. 61 Prozent. Haftart Information über Covid-19 Erkrankungen men. Von den 68 deutschsprachigen wurden 63 Die 11 Personen füllten 13 Umfragebögen aus, 1 Frage 1 Frage eingeladen, da bei fünf Personen bekannt war, von denen einer unbrauchbar war. dass sie nicht (mehr) in der Gefängnisseelsorge Wir haben uns gefragt, wie diese Zahlen Zugang zur Institution während des Lock- Zukünftige Veränderungen tätig sind. einzuordnen sind: Der Rücklauf war bei beiden downs 1 Frage Im Prozess der Kommunikation mit den Umfragen gut, in der deutschsprachigen Version 4 Fragen deutschsprachigen Mitgliedern wurde folgen- mit 83 Prozent sehr gut, in der französischspra- Schutzkonzepte des deutlich: Von den 68 Mitgliedern waren 12 chigen Version mit 61 Prozent zufriedenstellend. Kommunikation während des Lockdowns 2 Fragen nicht im Feld tätig, eine Person war über die Allerdings muss man auch feststellen, dass 3 Fragen gesamte Zeit des Lockdowns aus gesundheit- die absoluten Zahlen insgesamt tief bis sehr Bedürfnisse lichen Gründen nicht in der Institution tätig, 3 tief sind. Es gibt in den beiden deutschsprachi- Auswirkungen der Krise auf Insassen; 3 Fragen Nichtmitglieder hatten von der Umfrage gehört gen Strafvollzugskonkordaten, inklusive foren- Seelsorge und baten darum, teilnehmen zu können. Es sisch-psychiatrischer Kliniken und Wohn- und 5 Fragen Befindlichkeit waren insgesamt 58 mögliche Studienteilneh- Arbeitsexternate, insgesamt 81 Institutionen. 1 Frage
Sampling gewählt, da sich die ca. 111 Institutionen (inkl. forensisch-psychiatrischer Kliniken und Wohn- 02 Die Struktur des Samples wurde vorab fest- und Arbeitsexternate)12 zu 45 Institutionen im gelegt und während des Erhebungsprozesses Ost- und zu 36 im Nordwest- und Innerschwei- weiter ausdifferenziert, indem die Breite der im zer Konkordat und zu 30 im Concordat latin be- Verein für Gefängnisseelsorge vorkommenden finden. Im Verein für Gefängnisseelsorge sind Mitgliedschaften berücksichtigt wurde.11 aber nur 13 Seelsorgende in Institutionen des Da das Sample eine gewisse repräsentative Concordat latin, 57 allerdings in den deutsch- Aussagekraft für die Gefängnisseelsorge in der sprachigen Konkordaten als Gefängnisseelsor- Schweiz ermöglichen sollte, wurden folgende gende vertreten. Wir haben diese Verteilung im Kriterien festgelegt: Sample berücksichtigt und damit den Schwer- punkt auf die Ostschweizer und Nordwest- und Die qualitative Studie Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie Haftart: Innerschweizer Konkordate gelegt. Untersuchungshaft; Massnahmenvollzug Die vier Experteninterviews wurden aus Männer; geschlossener Vollzug Männer; ge- sachlichen Gründen mit Experten aus dem schlossener Straf- und Massnahmenvollzug Ostschweizer Konkordat geführt. Wie bereits 01 fassenden Inhaltsanalyse konzentriert: «Die Frauen; Administrativhaft (Ausschaffungs- erwähnt, steht die Mitgliedschaft im Verein Ge- Feldzugang zusammenfassende Inhaltsanalyse zielt auf haft); Jugendvollzug. fängnisseelsorgenden aus ganz unterschied- eine Reduktion des Materials. Dies erfolgt durch lichen religiösen Gruppen offen. Seit 2019 Wir hatten unbehinderten Zugang zum For- Streichung von weniger relevant erscheinenden Konfession: ermöglichen die Statuten des Vereins Seelsor- schungsfeld, da sie beide seit vielen Jahren Textbestandteilen und Wiederholungen, durch Reformiert und römisch-katholisch. genden, die nicht von den beiden christlichen 012 12 selbst im Feld tätig und innerhalb des For- kürzende, zusammenfassende Paraphrasen Landeskirchen angestellt, berufen oder ent- 013 13 schungsfeldes stark vernetzt sind. Dies hatte und schliesslich durch eine Bündelung und Zu- Geschlecht: sandt wurden, die Aufnahme als Vollmitglied: Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug einerseits einen positiven Einfluss auf die For- sammenfassung von Paraphrasierungen. […] Männlich und weiblich. «Ordentliches Mitglied kann sein, wer nach schung, da die Studienteilnehmenden bereit Geeignet erscheint das Verfahren insbesondere dem Recht des betreffenden Kantons berech- waren, an den Interviews teilzunehmen und dann, wenn eine spezifische Fragestellung und Kantonale Verteilung aus den drei Straf- tigt ist, in einer Institution des schweizerischen da der Rücklauf der deutschsprachigen Um- ein vorgegebener theoretischer Rahmen vor- vollzugskonkordaten: Justizvollzuges als Gefängnisseelsorgerin oder frage sehr hoch war. Die Problematik für uns liegen […]. Im Unterschied zu den vorstehend Zürich, Thurgau, Schaffhausen (Ostschwei- Gefängnisseelsorger tätig zu sein sowie dazu bestand darin, immer wieder genug Distanz zu genannten Verfahren können dabei allerdings zer Konkordat); Aargau, Bern, Solothurn von der für sie oder ihn zuständigen Religions- den Daten aufzubauen, um diese interpretieren die engeren und weiteren Kontextbezüge der (Nordwest- und Innerschweizer Konkordat); gemeinschaft beauftragt worden ist.»13 Faktisch zu können. Um dies sicherzustellen wurden die jeweiligen Äusserungen kaum berücksichtigt Waadt (Concordat latin). zeigte eine Durchsicht der als Mitglieder aufge- Zwischenergebnisse in unregelmässiger Folge werden. Damit erreichen inhaltsanalytische führten Gefängnisseelsorgenden, dass sich im mit Kolleg*innen diskutiert. Wir haben uns im Auswertungen zwar subjektive Sichtweisen der Sprachen: Verein reformierte, römisch-katholische, christ- untersuchten Zeitraum teilnehmend im Feld befragten Handlungssubjekte, also die Ebene Deutsch und Französisch [das Interview lich-orthodoxe und muslimische Seelsorgen- bewegt. bewusster Handlungsintentionen, lassen aber wurde auf Englisch geführt]. de, sowie solche aus der Heilsarmee, aus eher jene Sinnstrukturen, die den Handelnden selbst freikirchlichen Gruppen und von Prison Fellow- nicht bewusst sind, nicht ohne weiteres in das Erfahrung in der Gefängnisseelsorge: ship treffen. Damit einher geht ebenfalls ein 02 Blickfeld treten.»10 In der vorliegenden Unter- Zwischen 2 Monaten und 25 Jahren. unterschiedliches Anstellungsverhältnis: neben Leitfadeninterviews und suchung wurden spezifische Fragen gestellt, um angestellten Institutionsseelsorgenden, die re- Experteninterviews möglichst genau das Forschungsinteresse des Es wurden sechs Leitfadeninterviews mit fünf formiert, katholisch oder muslimisch sind und Vereins abbilden zu können. Es ist uns klar, dass deutschsprachigen Seelsorgenden und einer relativ freien Zugang zur Institution haben, gibt Methodik der Auswertung mit der gewählten Methodik unbewusste Hand- französischsprachigen Seelsorgeperson durch- es solche aus dem Gefängnisdienst der Heilsar- der Interviews lungsmotive kaum in den Blick treten werden. geführt aus je einer der oben aufgeführten Haft- mee, die als Besucher*innen gelten, aber auch Allerdings scheint dies bei dem gewählten For- kategorien. Darunter waren drei Frauen und drei Gottesdienste innerhalb der Institution durch- Um die Texte der Interviews auszuwerten, ha- schungsfokus auch weniger relevant zu sein als Männer. Sie kamen aus den oben genannten führen können und Besucher*innen, die prak- ben wir uns auf die Methode der zusammen- bei anderen Fragestellungen. Kantonen. Die Verteilung der Kantone wurde so tisch keine seelsorglichen Privilegien geniessen.
Auch der Ausbildungsstand ist divergent: Es gibt zugehörigkeit, Geschlecht, Erfahrungsbezug, titativen Studie ausgeführt, ist die Gefängnis- von uns aufbewahrt. Die Zitierweise wird wie christliche Seelsorgende, die ein Theologiestu- Sprache, Konfession und Haftart ein möglichst seelsorgecommunity mit ca. 80 Personen sehr folgt sein: T1 bis T6 für die interviewten Perso- dium abgeschlossen haben und zur Pfarrper- breites Spektrum abdecken konnte.14 Ergänzt übersichtlich. In den Transkripten finden sich nen, dazu das Datum des Gesprächs und die son ordiniert wurden. Manche davon haben die wurden die Interviews mit landekirchlichen Hinweise auf Geschlecht, Kantonszugehörigkeit Zeilennummer im Transkript. Bei den Experten Ausbildung «Seelsorge im Straf- und Massnah- Seelsorgenden durch eine muslimische Pers- und Haftart. Es wäre kein Problem, zu eruieren, gehen wir ähnlich vor und kürzen entsprechend menvollzug» an der Universität Bern absolviert, pektive und die des «Besuchers» am Beispiel wer die interviewte Person ist. Die Transkrip- ihrer Funktion ab (HA Heilsarmee, MS Muslimi- andere gar nicht oder in Teilen. Es gibt muslimi- der Heilarmee. Zudem ist hinzuzufügen, dass te werden deshalb nicht im Anhang beigefügt, sche Seelsorge, GL Gefängnisleitung, BS Be- sche Seelsorgende mit Theologiestudium und von den acht Interviewten einer mehr als drei sondern in elektronischer und in Papierform reichsleitung Seelsorge). der gefängnisseelsorgespezifischen Weiterbil- Institutionen betreut, zwei Interviewte betreuen dung. Dazu kommen die Heilsarmeeangehöri- drei, zwei betreuen jeweils zwei Institutionen 03 gen, von denen einige Module der Gefängnis- und zwei Interviewte betreuen je eine Instituti- seelsorgeausbildung absolviert haben. Die eher on. Insgesamt floss also mehr als die im Sample Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie freikirchlich zu verortenden Besucher*innen abgebildete Erfahrung ein. haben vermutlich keine (staatlich anerkannte universitäre) theologische und gefängnisspezifi- sche Ausbildung. Die im Verein vertretenen Seel- Setting der Interviews sorgekonzeptionen und Motivationen zur Ge- fängnisarbeit dürften folgerichtig divergent sein Da beim Sampling auf das funktionierende (von pastoralpsychologisch bis missiologisch Netzwerk der Autoren und die Daten des Vereins orientierten Konzepten). Da es nicht möglich für Gefängnisseelsorge zurückgegriffen werden 14 war, diese Gruppierungen ebenfalls im Sample konnte, war es unproblematisch, Interviewteil- Das Forschungsinteresse 15 zu erfassen, da sie die dort aufgestellten Krite- nehmende zu finden. Ebenso wurden die Exper- rien nicht betrifft, wurden sie als Experten be- ten direkt angesprochen und auch hier waren Wie bereits geschrieben, wurde das Forschungs- wie viele Gefängnisseelsorgende es überhaupt Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug fragt: ein muslimischer Gefängnisseelsorger gab die Partner rasch gefunden. Die Interviews wur- interesse im Austausch mit dem Verein in drei gibt. Im Kanton Zürich sind ca. 30 Seelsorge- Auskunft, wie er die Gefängnisseelsorgearbeit den in allen Fällen über die Kommunikations- Richtungen entwickelt. Es sollte rückblickend personen reformiert, römisch-katholisch und persönlich und aus der Perspektive seiner mus- plattform Zoom geführt, mit einer Ausnahme, erforscht werden, ob und wie die Gefängnis- muslimisch organisiert, treffen sich zu regel- limischen Kollegen wahrgenommen hat und wo ein Telefongespräch geführt wurde. Da die seelsorge für die Krise gerüstet war. Gefängnis- mässigen Erfahrungsaustauschsitzungen oder ein Heilsarmeevertreter berichtete über seine zweite Pandemiewelle zur Zeit der Interviews seelsorgende sind zumeist allein in ihren Insti- organisieren Fachtagungen. In einzelnen Kan- Erfahrungen und konnte auch die Situation der einen Höchststand erreicht hatte, schien es si- tutionen unterwegs. Je kleiner die Institution tonen hingegen gibt es je eine reformierte und eher freikirchlichen Gruppierungen erhellen, da cherer für alle Beteiligten, diese Formen des ist, umso unwahrscheinlicher wird es, dass die eine katholische Gefängnisseelsorgeperson. ihnen der Status «Besucher*in» gemeinsam ist. Interviewsettings zu wählen. Seelsorgenden einander im Alltag begegnen. Muslimische Seelsorge wird zum Teil nur auf Alfredo Díez gab als Bereichsleiter Gefäng- Kleine Institutionen sind oft räumlich und per- ausdrücklichen Wunsch hin organisiert. Durch nisseelsorge der reformierten Kirche des Kan- sonell kaum in der Lage, die beiden landes- diese Vereinzelung kommt es zu unterschiedli- tons Zürich Auskunft aus Leitungsperspektive Zitate aus den leitfadengestützten Inter- kirchlichen Seelsorgepersonen zeitgleich arbei- chen Vernetzungsgraden zwischen den Seelsor- und ein Gefängnisdirektor ergänzte diese Erfah- views ten zu lassen. Da die Stellenprozente zudem genden der verschiedenen Konfessionen und rungen. oft gering sind, arbeiten diese an unterschied- Religionen, zu einer geringen Möglichkeit die Insgesamt wurden also sechs leitfadenge- Die vorliegende Studie hat ein Problem beim lichen Tagen oder Halbtagen. Je kleiner die «Besucher*innen» wahrzunehmen, die eben- stützte Interviews mit Institutionsseelsorgen- Zitieren aus den Transkripten der leitfadenge- Institutionen sind, umso unwahrscheinlicher falls seelsorgliche Anliegen vertreten, aber auch den geführt und um die Expertise eines mus- stützten Interviews und der Experteninterviews ist es, dass eine muslimische Seelsorgeperson zu unterschiedlicher Implementierungsstärke limischen Institutionsseelsorgers und eines erkannt. Die Autoren der Studie sicherten den ebenfalls ein Pensum zumindest im Stunden- der Seelsorge in den Institutionen. Dies wird «besuchenden Seelsorgenden» aus der Gruppe interviewten Personen Anonymität zu. Beim lohn hat. Da weder Freitagsgebete noch Sonn- noch verstärkt, weil auch die Anstellungsstruk- der Heilsarmeeangehörigen ergänzt. Der Stich- Versuch, die gesamten Interviews zu anony- tagsgottesdienste überall Usus sind, wird ausser turen divergieren: neben kirchlichen Anstel- probenumfang beträgt also acht Interviews und misieren, um sie als Anhang der vorliegenden an Weihnachten wenig Gemeinsames geplant, lungen, institutionsgebundenen Anstellungen zwei reine Experteninterviews. Durch die ge- Studie beifügen zu können, stellte sich heraus, man trifft sich also auch selten zu Planungssit- und verschiedenen Mischformen gibt es noch wählten Samplingkriterien wurde sichergestellt, dass die Anonymität nicht gewährleistet werden zungen. Wie hoch der Organisationsgrad inner- den Dienst der Heilsarmee und die z.T. selbst- dass die Stichprobe in Bezug auf Konkordats- kann. Wie bereits beim Datenmaterial der quan- halb eines Kantons ist, hängt auch davon ab, gewählten eher freikirchlich-missiologisch mo-
tivierten Besuchsformen. Im jeweils subjektiven um Krisensituationen bewältigen zu können. Es den die ganze Breite des Freiheitsentzuges ab- allem im geschlossenen Vollzug Männer (18.5 Verständnis kann dies alles Gefängnisseelsorge geht in diesem Forschungsaspekt darum, eine decken. Zusammen mit einer Abdeckung der Prozent statt 26.2 Prozent) und beim geschlos- sein, aber es führt nicht notwendigerweise zu möglichst konkrete Vorstellung zu entwickeln, Institutionen von 60 bis 75 Prozent durch die senen Frauenvollzug. Dort arbeiten 14.8 Pro- einem sich gegenseitig unterstützenden Team, welche strukturellen Themen anzugehen sind, Gefängnisseelsorgenden, die an der Studie teil- zent der Befragten, hingegen nur 4 Prozent der das sich auch auf Krisenfälle vorbereiten könn- was für Dokumente oder Leitfäden zu erarbei- genommen haben, lässt sich vermuten, dass deutschsprachigen Befragten. Auch im offenen te. Andererseits sind Krisen nicht unbekannt, ten wären und ob beispielsweise auf nationaler den Aussagen ein recht hoher Wert zugemessen Vollzug unterscheiden sich beide Umfragen: 3.7 wie die Notfallseelsorge zeigt und die Seelsor- Ebene ein Krisenstab benötigt würde, der vom werden darf. Prozent der französischsprachigen, aber 10.1 geverantwortlichen haben an vielen Orten funk- Vorstand einberufen werden kann, um beratend Die Verteilung in der französischsprachigen Prozent der deutschsprachigen Umfrage. tionierende Notfallseelsorgeorganisationen auf individueller und institutioneller Ebene tä- Umfrage ist ähnlich: Abweichungen gibt es vor geschaffen. Mit diesen ist man auch auf Not- tig zu sein. Durch die vorliegende Studie sollte fälle vorbereitet, die den individuellen Rahmen es möglich sein, die Erfahrungen abzurufen, die 30 Untersuchungshaft (Männer oder verlassen. Wie aber war die Gefängnisseelsorge während der ersten Pandemiephase in der Seel- Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie unter diesen personellen Umständen auf eine sorge gemacht wurden und sie für die Zukunft 26,26% 26,26% Frauen) andauernde Pandemie vorbereitet? fruchtbar zu machen. 25 Administrativhaft (Ausschaffungs- 26 26 Genauso wichtig ist dem Verein, den Blick Das dritte Interesse gilt den Mitgliedern des haft Männer oder Frauen) nach vorn zu richten. Da die finanziellen und Vereins selbst. Wie haben sie die erste Phase er- 21,21% Jugendstraf- bzw. Massnahmen- personellen Ressourcen des Vereins sehr limi- lebt, was hat dies in ihnen ausgelöst, wie war die tiert sind, ist es notwendig, den Fokus darauf Befindlichkeit? 20 21 haft zu richten, was in Zukunft hilfreich sein könnte, Geschlossener Vollzug (Männer) 04 Geschlossener Vollzug (Frauen) 15 16 Offener Vollzug (Männer oder 17 Frauen) Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug 10,10% Verschiedene Haftformen in der 10 10 Institution 7,07% 5 7 5,05% 4,04% 5 4 Ergebnisse der quantitativen Untersuchung15 Abb. 1 Auswertung der einzelnen Fragen Frage 2: War der Zugang zu Ihrer Institution ge abgeschwächt werden, weil im Verlauf der während des Lockdowns gewährleistet? Untersuchung deutlich geworden ist, dass diese Frage 1: Haftart Verteilung entspricht der Häufigkeit der Insti- Single-Choice Frage seelsorgliche Absenz nicht während des ganzen Multiple-Choice Frage tutionen. Da ca. 94 Prozent aller Straftaten von Lockdowns gegolten hat. Nach einem ersten Männern begangen werden, sind mehr Seelsor- Diese Frage wurde zu 60 Prozent mit Ja und zu Schock haben sich die Tore wieder teilweise ge- Die Hälfte der Studienteilnehmenden bringt gende dort tätig als im Frauenvollzug, auf wel- 40 Prozent mit Nein beantwortet. öffnet. Erfahrungen aus der Untersuchungshaft und che ca. 6 Prozent der Taten entfallen. Da in der Von einem Tag auf den anderen scheint es In der Romandie waren es zwei Drittel der dem geschlossenen Männervollzug ein. 21 Pro- Schweiz viele eher kleine Institutionen existie- in fast der Hälfte der Institutionen des Freiheits- Befragten, die keinen Zugang mehr hatten und zent arbeiten in Institutionen mit gemischten ren und der Strafvollzug Sache der Kantone ist16, entzugs keine seelsorgliche Begleitung mehr ein Drittel, das weiterhin in die Institutionen Haftformen. Mit abnehmender Häufigkeit sind gibt es relativ viele Institutionen, die verschiede- gegeben zu haben. Das ist vermutlich ein ein- durfte. Damit ging der Trend in den Institutio- der offene Vollzug, die Administrativhaft, der ne Haftformen unter einem Dach anbieten.17 maliger Vorgang in den letzten Jahrzehnten, nen des Concordat latin eher zum Ausschluss Jugendstraf- oder Massnahmenvollzug und der Mit dieser Verteilung innerhalb der Antwor- zumindest ist uns kein vergleichbarer Fall in der der Seelsorgenden. geschlossene Vollzug der Frauen vertreten. Die ten wird deutlich, dass die Studienteilnehmen- Schweiz bekannt. Allerdings muss diese Aussa-
Frage 3: Falls Frage 2 mit Ja beantwortet den Werkräumen oder mit Maske gearbeitet. 12 Frage 5: Welche Einschränkungen wurden wurde: Wie war seelsorgliche Begegnung Der Trend entspricht etwa dem, was sich in der 26,83% 26,83% fortgeführt? möglich? deutschsprachigen Umfrage zeigte. 11 11 Single-Choice Frage Single-Choice Frage 10 21,92% Die Massnahmen, die zum Schutz vor dem Co- Einem Drittel aller Befragten war es möglich, Frage 4: Welche Form von Seelsorge war 9 rona-Virus getroffen wurden und die Gefängnis- 8 Seelsorge während der Pandemie im Besuchs- möglich bei einem Ausschluss? seelsorge einschränkten, wurden zu 40 Prozent zimmer mit Trennscheibe bzw. mit einer Plexi- Multiple-Choice Frage nach dem Lockdown wieder aufgehoben. Auch 14,63% glasscheibe auf dem Tisch zu betreiben. Beide 6 die Einschränkung, nur Seelsorge auf speziellen Möglichkeiten machen gemeinsam fast die Wenn Seelsorge aus den Institutionen ausge- 6 Wunsch hin zuzulassen, wurde fast vollständig Hälfte aller Gesprächsmöglichkeiten aus. Direkt schlossen war, gab es dennoch Anstrengungen, wieder aufgehoben. Der Bewegungsradius der gefolgt von mehr als einem Viertel, das im Seel- seelsorgliche Begegnungen zu ermöglichen. Es 4 Seelsorge blieb aber etwas eingeschränkt, da Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie sorgebüro arbeiten konnte. Bedenkt man die war nur bei 7 Prozent aller Beteiligten so, dass 7,32% aufsuchende Seelsorge bei mehr als 10 Prozent Schutzmassnahmen, erscheint der Wert von gar keine seelsorgliche Begleitung mehr gestat- 2 3 weiterhin nicht möglich war. Hier war vermut- fast 14 Prozent hoch, denen gestattet war, Ge- tet wurde. Jedoch blieb Seelsorge zusätzlich lich das Ziel wichtig, Abstandsregeln einhalten 2,44% spräche in der Zelle zu führen. eingeschränkt, da ein Viertel der Beteiligten nur zu können. auf speziellen Wunsch der Insass*innen tätig 1 0 30 33,33% werden durfte. Dies ist einschränkend, da Seel- Abb. 3 41,18% 12 12 sorge im Gefängnis aufsuchend sein muss. Wie Keine 28 27,78% in einer Genfer Studie von Martinuz et al. (2013) 25 10 Nur nach speziellem Wunsch des/der Insas- 10 für Spitalseelsorge beschrieben wurde, kamen 18 umso seltener seelsorgliche Begegnungen zu- sen/Inhaftierten/Angeschuldigten 19 20 8 stande, je indirekter das Gesprächsangebot Telefonisch Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug unterbreitet wurde.18 Videocall 6 Es war möglich, telefonische Seelsorge auf- 15 13,89% 13,89% Trennscheibe 19,12% 19,12% zubauen und daneben gab es wiederum Begeg- 5 11,11% 5 Anderes 13 13 4 nungen mit Trennscheibe. Sofern Gespräche 4 10 gewünscht wurden, gab es also auch die Mög- 11,76% 2 lichkeit, mit Trennscheibe eine Präsenzseel- In der französischsprachigen Umfrage zeigt sich 8 sorge fortzuführen, obwohl der Zugang in die Ähnliches: Seelsorge nur auf ausdrücklichen 5 7,35% 0,00% Institution eigentlich verwehrt war. Videotele- Wunsch (31.2 Prozent) wurde auch dort zum 5 1,47% Abb. 2 fonie spielte keine Rolle. Das war auch nicht zu einschränkenden Faktor. Deutlich seltener wur- 1 0 0% In der Zelle erwarten, da die meisten Institutionen erst im de die Möglichkeit zu telefonischer Seelsorge Abb. 4 Aufbau von Videokonferenzmöglichkeiten sind gewährt (6.2 Prozent), ebenso war auch das Ge- Keine Im Besuchszimmer und diese Planungen zur Digitalisierung der Be- spräch mit Trennscheibe (12.5 Prozent) seltener. Im Besuchszimmer mit Plexiglas auf dem Aufsuchende Seelsorge ist nicht möglich suchsmöglichkeiten erst durch die Pandemie Aber auch in der Westschweiz war es offenbar Tisch beschleunigt wurden. so, dass manchen Seelsorgenden während des Nur nach Anmeldung mit Hausbrief etc. Im Besuchszimmer mit Trennscheibe Lockdowns wieder Zugang ermöglicht wurde. Nur mit Trennscheibe Am häufigsten mit 37.5 Prozent wurden andere Nur per Videocall Im Seelsorgebüro Lösungen als die angebotenen gefunden. Anderes Starke zeitliche Limitierung der Seelsorge Anderes Auch in der Romandie waren Zellenbesu- che möglich (21.4 Prozent) und es wurde mit In der französischsprachigen Umfrage wurden Trennscheibe gearbeitet (28.5 Prozent). Eben- zu 38.4 Prozent die Einschränkungen nach dem so wurden im Seelsorgebüro, auf dem Hof, in Lockdown gelockert.
Frage 6: Wer hat den Zugang der Gefängnis- Es zeigt sich ein deutlicher Unterschied Seelsorgenden usw.) und ihrer interdisziplinä- gaben 25 Prozent andere als die hier aufgeliste- seelsorge zur Institution geregelt? zwischen den beiden Erhebungen: während in ren Vernetzung (Forensische Psychotherapie, ten Kommunikationsmöglichkeiten an. Single-Choice Frage der deutschsprachigen Umfrage zumeist die Ge- Sozialarbeit, Leitung, Arztdienst usw.) wahrge- 30 55,77% fängnisleitungen den Zugang regelten (mehr als nommen? Je weniger die Seelsorge als externer 55 Prozent), gab es in der Romandie eher den Dienst verstanden wird, umso mehr wird sie in Frage 8: Wie zufrieden waren Sie mit der 29 Trend zu einer vom Justizvollzug vorgelegten Entscheidungsfindungsprozesse einbezogen Kommunikation während des Lockdowns? 25 Gesamtlösung (66 Prozent). werden. Single-Choice Frage 26,92% 15 23,08% Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, hoch- 21,15% 20 Frage 7: Wie wurde die Neuregelung im Zeit- 14 zufrieden bzw. zufrieden mit der Kommunika- raum von März bis Juni 2020 kommuniziert? 12 tion gewesen zu sein. Ein knappes Viertel war 17,31% 30,77% Single-Choice Frage 12 unentschieden, aber noch nicht unzufrieden. 15 21 Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie 16 9 Es ist eine relativ kleine Gruppe der Befragten Wir fragten danach, wie der Prozess der Kom- 9 mit ca. 14 Prozent, die unzufrieden war. Das ist 10 munikation ablief. Mit 26.9 Prozent war es am 6 gemessen an der vorigen Frage nach dem Kom- 5,77% häufigsten so, dass die Gefängnisleitung ohne munikationsgeschehen eher unerwartet, wird 3,85% 1,92% Rücksprache mit der Seelsorgeperson die Ent- 3 aber damit zu tun haben, dass sich die Kommu- 9,62% 3 0% 5 scheidung schriftlich mitteilte. 23 Prozent wur- nikation innerhalb der Zeit des Lockdowns ver- 0% 5 den in einem Telefongespräch von der Gefäng- 0 2 1 ändern konnte. 3,85% Abb. 6 nisleitung miteinbezogen und die Entscheidung 0 2 25 wurde ihnen so mitgeteilt. 17.3 Prozent wurden Durch die Gefängnisleitung schriftlich nach 20 Abb. 5 schriftlich nach Rücksprache über das infor- 40,38% 21 Ich selbst in Absprache mit der Gefängnis- Rücksprache mit mir miert, was gelten solle. Die Leitungen der Kir- 20 21 Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug leitung Durch die Gefängnisleitung schriftlich ohne chen und des Justizvollzugs waren kaum an der Es wurde von dem/der Gefängnisleitenden direkten Kommunikation beteiligt. Die Hoheit Rücksprache mit mir 15 verfügt über die Entscheidungen scheint zu Beginn bei Durch die Gefängnisleitung telefonisch nach 23,08% 23,08% Der Justizvollzug hat eine Gesamtlösung für den einzelnen Institutionsleitungen gelegen zu 12 12 Rücksprache mit mir 10 haben. Es lässt sich vermuten, dass dies an den die Gefängnisseelsorge vorgelegt Durch die Gefängnisleitung telefonisch ohne höchst unterschiedlichen personellen, räumli- 11,54% Die Kirche/vorgesetzte Dienststelle chen und haftspezifischen Faktoren lag. Damit Rücksprache mit mir 5 6 1,92% zeigt sich folgendes Bild: ca. 40 Prozent der Seel- Durch die Leitung Justizvollzug schriftlich 1 Der Lockdown war für alle Institutionen ein sorgenden wurden schriftlich oder telefonisch nach Rücksprache mit mir 0 Abb. 7 Novum und eine Schwierigkeit. Die Antworten nach einer Unterredung mit der Gefängnis- Durch die Leitung Justizvollzug schriftlich zeigen, wie sehr gerade diese kommunikative leitung über die neuen Regeln ins Bild gesetzt. Hochzufrieden Herausforderung die Gefängnisseelsorge getrof- Etwas mehr als ein Viertel musste akzeptieren, ohne Rücksprache mit mir Zufrieden fen hat. Mehr als der Hälfte aller Seelsorgenden dass über die Seelsorge verfügt wurde. Im Um- Durch die Leitung Kirche/Abteilung schrift- wurde in einer Verfügung mitgeteilt, wie der kehrschluss lässt sich sagen, dass etwa 60 Pro- Geht so lich nach Rücksprache mit mir Zugang zur Institution in dieser Zeit geregelt zent der Seelsorgenden keinen Einfluss nehmen Unzufrieden Durch die Leitung Kirche/Abteilung schrift- werden sollte. Nicht einmal ein Drittel aller Be- konnten, ob, wie und unter welchen Umständen Sehr unzufrieden teiligten hatte die Möglichkeit, in Absprache mit Seelsorge in den Gefängnissen stattfinden soll- lich ohne Rücksprache mit mir der Gefängnisleitung diese Frage zu diskutieren te. Es wird noch darüber nachzudenken sein, Anderes In der französischsprachigen Umfrage zeigte und einen gemeinsamen Beschluss zu fassen. wie sich diese hohe Zahl erklären lässt. Damit sich folgende Verteilung: Ein Drittel war zufrie- Mit der Verfügung des Justizvollzugs war die zusammen hängt auch die Frage nach dem Sta- Kommuniziert wurde die Lösung in der franzö- den, 8.3 Prozent waren sehr zufrieden, für 16.6 Gefängnisseelsorge zu zwei Dritteln fremdbe- tus der Seelsorge in den Institutionen. Wie stark sischsprachigen Umfrage in 58.3 Prozent der Prozent war es in Ordnung, ein Drittel war unzu- stimmt. Einen sehr geringen Einfluss hatten in wird Seelsorge in ihrer intradisziplinären (mit Fälle schriftlich durch die Gefängnisleitung ohne frieden und 8.3 Prozent waren sehr unzufrieden. dieser Frage die Kirchenleitungen. «Besucher*innen», Heilsarmee, muslimischen Rücksprache mit den Seelsorgenden. Zudem Im Trend liegt also in der französischsprachigen
25 tung diverser Schutzmassnahmen erfolgen. Das die durch die erschwerten oder ausbleibenden Umfrage die Unzufriedenheit bei 41.6 Prozent, 42,31% war bei fast einem Drittel der Fall. Die für den Besuche minimierten Kontaktmöglichkeiten während es in der deutschsprachigen nur 14 20 22 geschlossenen Vollzug so wichtigen Vollzugs- wieder ausgleichen können. Die Erhöhung des Prozent waren. 32,69% lockerungen mussten zu einem vergleichsweise Telefonkontingents und die Einführung von Vi- 15 17 geringen Teil reduziert werden. Etwas erstaun- deotelefonie sind zwei hilfreiche Möglichkeiten lich mutet bei dieser Frage der mit 12 Prozent dazu. Über 20 Prozent der Seelsorgenden nah- Frage 9: Haben Sie den Eindruck, dass die 10 recht hohe Anteil von «Ich weiss nicht»-Antwor- men in den Institutionen, die sie besuchten, kei- 13,46% Bedeutung der Seelsorge während der Coro- ten an. Da diese Kontakte von den meisten In- ne Erweiterungen wahr. Das kann daran liegen, na-Krise in Ihrer Institution zu- oder abge- 5 7,69% 7 sass*innen als ausserordentlich wichtig erlebt dass in manchen Gefängnissen bereits unbe- 3,85% nommen hat, vor allem, wenn sie es mit den 4 2 werden, wäre ein tieferer Wert zu erwarten ge- grenzte Telefonie möglich ist, aber es kann auch Veränderungen in Therapie, Sozialarbeit, 0 wesen. damit zusammenhängen, dass Besuche unter Abb. 8 Werkbereich oder Betreuungs-und Aufsichts- 41,10% Schutzmassnahmen weiterhin möglich waren. 30 Sondernummer Corona-Studie Stark zugenommen Sondernummer Corona-Studie arbeit vergleichen? 30 Single-Choice Frage Ein wenig zugenommen 30 25 31,51% 39,39% Gleich 25 Die Seelsorge ist (oder sie sollte es zumindest Ein wenig abgenommen 20 23 26 sein) interdisziplinär vernetzt. Wir haben die Stark abgenommen 20 27,27% Frage auf die anderen Dienste bezogen, da auch 15 diese Dienste zum Teil stark eingeschränkt wur- Die französischsprachigen Befragten nahmen 15 21,21% 18 den. Es mussten teilweise Einzel- und Gruppen- diese Entwicklung anders wahr: Während fast 10 12,33% 12,33% 14 22 therapien ausfallen, an manchen Orten wurde die Hälfte der deutschsprachigen Befragten 9 9 10 12,12% 23 die Arbeitspflicht sistiert und die Insass*innen keine Veränderung feststellte, galt dies nur für 5 konnten oder durften aus Sicherheitsgründen ein Viertel der französischsprachigen. In der 2,74% 5 8 Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug nicht mehr arbeiten. Auch die Sozialarbeit be- deutschsprachigen Umfrage sahen nicht einmal 0 2 Abb. 9 kam teilweise neue Aufgaben, wie etwa die 2 Prozent eine starke Abnahme des Seelsorge- 0 Besuch war nicht mehr möglich Abb. 10 konzeptionelle Ausarbeitung und Begleitung bedürfnisses, aber ein Drittel sah genau dies in Keine Besuch nur noch mit starken Schutzauflagen der technischen Umsetzung von Videotelefonie, der französischsprachigen. (Maske, Trennscheibe, Telefonhörer etc.) Telefonkontingent wurde erhöht welche als Ergänzung neu ins Programm mit aufgenommen wurde. Es könnte also ein Bezug Keine Vollzugslockerungen mehr Es wurde Videotelefonie eingeführt bestehen zwischen einer möglichen Einschrän- Frage 10: Was hat sich an extramuralen Vollzugslockerungen nur noch mit Doppel- Ich weiss nicht kung auch der anderen Dienste im Gefängnis Kontakten durch Schutzkonzepte von März begleitung und einer Arbeitszunahme bei der sich vor Ort bis Juni 2020 verändert? Hier weichen die beiden Umfragen knapp von- Ich weiss nicht befindlichen Seelsorge. Für fast die Hälfte der Multiple-Choice Frage einander ab: zu einem Drittel war in den Institu- Seelsorgenden ist die Arbeitslast gleichgeblie- In dieser Frage stimmen beide Umfragen nahe- tionen des Concordat latin aus Sicht der Befrag- ben. Ein gutes Drittel hat einen geringen Anstieg Uns interessierte bei dieser Frage die durch die zu überein: 46 Prozent der französischsprachi- ten kein Besuch möglich, zu 20 Prozent wurde bei der Nachfrage gespürt. Seelsorge ist also Pandemie veränderte Situation der Insass*in- gen Befragten gaben an, dass keine Besuche das Telefonkontingent erhöht. Der Wert beim in Krisenzeiten mit über 82 Prozent weiterhin nen. Da Kontaktbeschränkungen früh als mögli- möglich waren, bei 38 Prozent wurde dies nur Einführen der Videotelefonie ist praktisch iden- wichtig gewesen, wo sie stattfinden konnte und cher Schutz vor Ansteckungen identifiziert wur- unter grossen Schutzauflagen gewährleistet. tisch (26.6 Prozent). es gab eher die Tendenz zur Bedeutungszunah- de, wurden die für Insass*innen so wichtigen me als zur -abnahme. extramuralen Kontakte minimiert. Wir wollten wissen, ob dies einen Einfluss auf die Seelsorge Frage 11: Wurden andere Kommunikations- Frage 12: Hatte das Ihrer Ansicht nach Aus- hatte. Es zeigt sich in der Umfrage, dass bei über möglichkeiten geschaffen? wirkungen auf das Bedürfnis nach Seelsor- 40 Prozent keine Besuche mehr zugelassen wa- Multiple-Choice Frage ge? ren. Wo dies noch (oder möglicherweise im Ver- Single-Choice Frage lauf der Pandemie wieder) möglich war, durften Die Institutionen haben offensichtlich rasch re- Besuche von aussen nur unter strenger Einhal- agiert und nach Möglichkeiten gesucht, wie sie Die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten ha-
ben zu fast 43 Prozent zu einer leichten bis star- wieder abzubauen ist. Neben Sport gehören Ge- genden 25 Prozent, die manchmal Seelsorge Frage 15: Was brauchen wir für die Zukunft, ken Steigerung der Seelsorgenachfrage geführt. spräche mit Personal, den verschiedenen Diens- zur Frustrationsbewältigung benötigten, in der um für eine Krisensituation gerüstet zu sein? Das ist signifikant und lässt zumindest die Frage ten und auch der Seelsorge dazu. Da während deutschsprachigen hingegen 38.4 Prozent. Freitextfrage aufkommen, ob wirklich überall die Stellenpro- des Lockdowns mit vielerorts beschränkten zente ausreichend waren. Kontaktmöglichkeiten und den zum Teil feh- Diese Frage war eine Freitextfrage, in der die Be- 48,08% lenden Gesprächsmöglichkeiten die Situation Frage 14: Wurden Sie informiert, wenn In- fragten ihre Erfahrungen und Reflexionen ein- 25 25 noch unangenehmer war als es ein Gefängnis- sass*innen positiv getestet wurden? bringen konnten. Die Antworten lassen sich in aufenthalt sonst schon ist, wollten wir wissen, Single-Choice Frage mehrere Kategorien unterteilen19: 20 34,62% ob sich Seelsorge hier als Ort der Entspannung 18 anbot. Tatsächlich zeigte sich, dass Seelsorge Gefängnisseelsorgende haben mit Klient*innen Verhältnis zwischen Institution und Seelsor- 15 zu fast 90 Prozent auch unter diesem Aspekt ge- aus unterschiedlichen Abteilungen Kontakt. Sie ge bzw. Stellung der Seelsorge nutzt wurde. Dies ist insofern wichtig, weil es die sind in der Regel innerhalb der Institution unter- 23 Antworten Sondernummer Corona-Studie Sondernummer Corona-Studie 10 Funktion der Seelsorge zur Erhaltung des sozia- wegs und treffen Gefangene und Mitarbeitende. len Friedens in der Institution verdeutlicht. Ge- Es wäre deshalb aus Sicherheitsgründen sinn- Kommunikation 7,69% fängnisse sind Orte prolongierter Krisenphasen. voll, wenn sie umfassend über Corona-Infektio- 7 Antworten 5 7,69% 1,92% Wenn dort noch weitere Krisenmomente dazu nen in den Institutionen informiert würden. Bei 4 4 1 kommen und diese nicht nur individueller Na- knapp der Hälfte der Befragten ist dies der Fall, Krisenstab für die Seelsorge 0 4 Antworten Abb. 11 tur sind, dann zeigt sich die Notwendigkeit einer je ein Viertel wird nicht informiert bzw. weiss das Seelsorge, die vor Ort sein muss. nicht. Information wäre auch deshalb wichtig, Stark zugenommen 38,46% 25 da Seelsorgende auch Krankenbegleitung an- Pandemiekonzept erarbeiten Ein wenig zugenommen 20 bieten. 4 Antworten 24 Gleich 25 46,15% 25 28,85% 15 15 24 Austauschnetzwerk für Seelsorgende Seelsorge & Strafvollzug Seelsorge & Strafvollzug Ein wenig abgenommen 20 3 Antworten Stark abgenommen 10 17,31% Wie bereits in der Frage 9 zeigt sich auch beim Verschiedenes 11,54% 9 15 26,92% 26,92% zweiten Nachfragen nach Veränderung im Be- 3 Antworten 5 6 14 14 dürfnis nach Seelsorge eine deutliche Abwei- 3,85% chung zwischen den beiden Umfragen. In der 10 0 2 französischsprachigen Umfrage gab es bei der Zu den Antworten in den sechs Katego- vorliegenden Frage bei 50 Prozent der Antwor- Abb. 12 5 rien Gar nicht ten eine leichte Zunahme der Seelsorgenach- frage. Stärker ins Gewicht fällt, dass ein Viertel Ein wenig zugenommen 0 a | Verhältnis zwischen Institution und Abb. 13 der französischsprachigen Befragten eine starke Manchmal Ja Seelsorge bzw. Stellung der Seelsorge Abnahme verzeichnete, während dies nur bei Sehr Um für eine zukünftige Krise besser gerüstet zu Nein knapp 2 Prozent der deutschsprachigen der Fall sein, gehört aus Sicht der Befragten in 24 der Sehr stark Ich weiss nicht war. Antworten (also 46 Prozent) dazu, das Verhält- Der Trend aus Frage 9 und 12 setzte sich auch In der französischsprachigen Umfrage sind die nis zwischen Institution und Seelsorge zu ver- in der Frage nach Seelsorge als Möglichkeit Werte folgendermassen: Ja 33 Prozent, Nein 50 ändern. Zuvorderst stehen die Wünsche, dass Frage 13: Haben Sie Seelsorge als Möglich- zur Frustrationsbewältigung fort: 41.6 Prozent Prozent und «Ich weiss nicht» 16 Prozent. «mit der Seelsorge die praktischen Rahmenbe- keit wahrgenommen, die von Insass*innen sahen dies von den französischsprachigen Be- dingungen vorbesprochen» und «die Seelsorge zur Frustrationsbewältigung genutzt wurde? fragten gar nicht, während es in der deutsch- gleich zu Beginn in die Überlegungen mit einbe- Single-Choice Frage sprachigen Umfrage nur 11 Prozent waren. zogen würde», es «mehr Koordination zwischen Eine deutliche Abweichung zeigte sich auch im den Anstalten/Seelsorgenden» geben solle, Gefängnisse sind Orte, in denen zwar viel Frus- mittleren Segment: hier waren es in der Wahr- «gute/hilfreiche Absprachen gemacht» werden tration aufgebaut wird, diese jedoch nur schwer nehmung der französischsprachigen Seelsor- sollten und es einer «klare[n] Absprache [be-
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