Covid-19- Erkrankung Gesunde Rückkehr in - Hauptausschuss - Landessportbund Hessen eV
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Nr. 10 | 22. Mai 2021 | 75. Jahrgang
Covid-19-
Erkrankung
Gesunde Rückkehr in
den Sport
Hauptausschuss
Vereine unterstützen, bewährtes Sportsystem erhalten
Corona-Resolution
Sportstätten öffnen, Sport als Teil der Lösung begreifen
EDITORIAL
Editorial
Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde,
nach der langen Zeit der Einschränkungen, des Ver-
zichts und der zum Teil noch unabsehbaren Folgen der
Corona-Pandemie scheint jetzt ein Licht am Ende des
Tunnels. Sinkende Inzidenzen und die steigende Zahl
der Geimpften geben Hoffnung auf eine ganz lang-
same, vorsichtige und ansatzweise Rückkehr in ein Le-
ben, wie wir es vor dem Ausbruch von Corona gewohnt
waren.
Dazu gehört auch ein Leben mit und im Sport. Das trifft
nicht nur für uns Erwachsene, sondern in erheblichem Wir haben schon lange vernünftige, einleuchtende,
Maße auf Kinder und Jugendliche zu. Sie leiden unter nachvollziehbare und sinnvolle Modelle zur Öffnung
der Isolation, den Kontaktbeschränkungen und dem des Sport in den verschiedenen Stufen der Pandemie
fehlenden „sich Auspowern“ mit Gleichaltrigen ganz entwickelt. Der Hauptausschuss des Landessportbun-
besonders. Wo früher der Sport im Verein mit all seinen des Hessen hat die Politik in seiner Tagung jetzt aufge-
Vorteilen für die psychische und physische Entwicklung fordert, diesen Modellen – zum Wohl der Menschen in
der Heranwachsenden selbstverständlich war, sind unserem Land – zu folgen. Er hat deshalb eine Resolu-
heute die Anzeichen von Depression, Resignation und tion verabschiedet, die Sie auf Seite 6 der vorliegenden
möglicherweise auch Perspektivlosigkeit mit all ihren Ausgabe nachlesen können.
negativen Begleiterscheinungen unübersehbar.
Weiterhin finden Sie in dieser Ausgabe – neben vielem
Aber auch uns „Älteren“ fehlt der Sport. Nicht nur weil anderen – Informationen zum Hauptausschuss selbst,
er unserer Gesundheit gut tut. Es sind auch die berei- zur Ernährung in Pandemiezeiten oder zur Entwicklung
chernden Kontakte mit Gleichgesinnten, das Gefühl digitaler Angebote im Sport. In unserer Titelgeschichte
der Zusammengehörigkeit und der Austausch vor, wäh- beschäftigen wir uns mit der Frage, was sowohl Leis-
rend und nach dem sportlichen Tun, die wir vermissen. tungs- als auch Breiten- und Freizeitsportler/innen be-
achten müssen, wenn sie nach einer überstandenen
All das ist wichtig für uns selbst, für unsere unmittel- Covid-Erkrankung wieder in den Sport einsteigen.
bare Gemeinschaft und im Ganzen gesehen für unsere
Gesellschaft. Viel Spaß bei der Lektüre und – bleiben Sie gesund!
Sie alle, denen „ihr“ Sportverein schon lange fehlt,
Ihre Kinder und Ihre Sportfreunde – Sie alle wissen
das. Nur die Politik scheint von diesem Erkenntnis-
stand weit entfernt. Sport ist ein wichtiger und unver-
zichtbarer Teil bei der Bewältigung der Folgen der Co- Dr. Susanne Lapp
rona-Pandemie. Er ist Teil der Lösung – und nicht Teil
des Problems. Das müssen die Politiker endlich
einsehen.
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2 INHALT
Inhalt
6 COVID-Resolution
Sport ist Teil der Lösung
4 15 Schule und Verein
Neuer Kooperationspreis
Hauptausschuss digital
Sportsystem stärken 29 Sport und Ernährung
Essen im Lockdown
30 Sportliche Lesetipps
Neue Bücher
8 31 Sportstiftung Hessen
Vorgestellt: Lucas Matzerath
Sport nach COVID
Tipps zum Wiedereinstieg
32 Bildungsakademie
Neu aufgestellt
35 ARAG Sportversicherung
16 Schaden des Monats
Seite an Seite
Minister und Vereine im Dialog
20 Auszug aus dem Inhalt
Sportabzeichen
Dank ARAG rundum versichert
Impressum
Herausgeber: Landessportbund Hessen e. V. (lsb h); Otto-Fleck- Anzeigen Nord/Mitte: Claudia Brummert, Frankfurter Straße 168, Titelfoto: Für Sportler/innen, die nach einer Covid-Erkrankung in den
Schneise 4, 60528 Frankfurt, Tel.: 069/6789 -0 34121 Kassel, Tel.: 0561/60280-180, Fax: 0561/60280-199, Sport zurückkehren wollen, sollte eine sportmedizinische Untersuchung
Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Susanne Lapp, Vizepräsidentin für E-Mail: brummert@ddm.de selbstverständlich sein. Das gilt für Leistungs- ebenso wie für
Kommunikation und Marketing, Glauburgstraße 11, 60318 Frankfurt. Anzeigen Süd: Torsten Wethlow, Waldstraße 226, 63071 Offenbach, Breiten- und Freizeitsportler/innen. Welche Untersuchungen neben EKG
Redaktion: Leitung Ralf Wächter (RW), Isabell Boger (ib), Markus Tel.: 069/85008-368, Fax: -394, E-Mail: sih@op-online.de und dem Messen des Blutdrucks erforderlich sind, richtet sich nach
Wimmer (maw), Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt. Schwere und Verlauf der überstandenen Erkrankung.
So erreichen Sie uns: Ralf Wächter, rwaechter@lsbh.de, Tel.: 069/6789 Sport in Hessen erscheint vierzehntägig zum Wochenende Foto: Shutterstock
-262; Isabell Boger, iboger@lsbh.de, Tel.: 069/ 6789-267; Markus Bezugspreis: Jährlich Euro 51,11 einschl. Postgebühren und MwSt.
Wimmer, mwimmer@lsbh.de, Tel. 069/6789-437; Fax: 069/6789-300. Bestellungen für Vereine beim Landessportbund Hessen e. V., www.landessportbund-hessen.de
Verlag: Pressehaus Bintz-Verlag GmbH & Co. KG, Waldstraße 226, für Privatpersonen bei Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG
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AKTUELLES 3
Spezielle
Priorisierung
beim Impfen
Wer in der sportlichen Jugendarbeit
aktiv ist, rückt gegebenenfalls vor
Wer darf sich wann impfen lassen?
Das ist noch immer ein großes
Thema. Für Personen, die hauptbe-
ruflich oder ehrenamtlich in der
sportlichen Jugendarbeit tätig sind,
gibt es nun eine wichtige Neuerung:
Sie rücken unter bestimmten Voraus-
setzungen in Priorisierungsgruppe 3
„Wissen um die Bedeutung des vor. Das hat das Hessische Sozialmi-
nisterium bestätigt.
vereinsbasierten Sports“ Die Registrierungsmöglichkeit zur Corona-
Schutzimpfung für diese Priorisierungs-
Austausch mit der Landesarbeitsgemeinschaft gruppe ist in Hessen seit Ende April freige-
Sport der hessischen Grünen schaltet. Zu dieser Gruppe zählen auch
Personen, die in Einrichtungen und Diens-
ten der Kinder- und Jugendhilfe beschäftigt
Über die aktuelle Lage in den hessi- Integration, Inklusion, Prävention und Ju- sind und nicht bereits durch eine höhere
schen Sportvereinen hat Dr. Rolf Mül- gendarbeit, die unsere Vereine vor der Pan- Priorisierungsgruppe erfasst sind.
ler, Präsident des Landessportbun- demie erbracht haben, müssen wieder auf-
des Hessen (lsb h), nun in einer gegriffen und kontinuierlich weiterent- Auch Sportvereine, die Jugendarbeit in
virtuellen Sitzung der Landesar- wickelt werden“, so Müller in der Video- „Sport, Spiel und Geselligkeit“ (§ 11 SGB
beitsgemeinschaft Sport der hessi- schalte. Die Wertschätzung für das Ehren- VIII) anbieten, gelten – bei bestehender
schen Grünen berichtet. Auf Einla- amt vonseiten der Politik müsse dabei über Jugendordnung und Co. – als Träger der
dung von Behzad Borhani, Voten- lobende Worte hinausgehen, mahnte der freien Jugendhilfe. Haupt- und ehrenamtli-
träger der grünen Bundes-AG Sport- lsb h-Präsident, der auch die Idee eines che Übungsleiter/innen, Trainer/innen, Ju-
politik und Mitglied der Landesar- „Marshall-Plans für den Sport“ ins Spiel gendleiter/innen, die aktuell Jugend-
beitsgruppe, thematisierte Müller brachte, der die Rückkehr zum Vereinssport sportangebote durchführen und dabei
die vielfältigen Sorgen der Vereine finanziell unterstützen soll. unmittelbar in Kontakt mit Kindern und Ju-
während der Corona-Pandemie. gendlichen arbeiten, sind über die geltende
Einschätzungen und Fragen brachten auch Vorgabe daher abgedeckt. Sie sind priori-
Er schilderte jedoch auch, wie kreativ und die Mitglieder der Landesarbeitsgemein- siert impfberechtigt.
aktiv sich der Großteil der Vereinsverant- schaft Sport von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
wortlichen den Herausforderungen gestellt ein. Am Ende dankte Behzad Borhani Dr. Bei Unsicherheit, welche Personen in einem
hat, und dass sich das Sportsystem insge- Rolf Müller für den konstruktiven Aus- Verein das betrifft, empfiehlt die Sportju-
samt als sehr robust erwiesen habe. Ge- tausch und betonte: „Wir wissen um die Be- gend Hessen, ein „Hilfskriterium“ heranzu-
meinsam mit den Gremiumsmitgliedern deutung des vereinsbasierten Sports für die ziehen. „Personen, die in der Jugendarbeit
diskutierte Müller schließlich die Frage, Gesellschaft und begrüßen es sehr, dass im Sportverein tätig sind und im Rahmen
wie sich Vereine aufstellen müssen, um zu- der Landessportbund sich gemeinsam mit dieser Tätigkeit regelmäßig ein erweitertes
kunftsfähig zu bleiben, und welche Unter- der Politik und ihren Gremien Gedanken Führungszeugnis vorlegen müssen, gehö-
stützungsleistungen seitens der Politik da- über eine zukunftsfähige Ausrichtung ma- ren zur Priorisierungsgruppe 3“, sagt Ge-
für nötig sind. chen will.“ schäftsführer Jürgen Herget.
„Wenn diese Pandemie hoffentlich irgend- Der Bundestagskandidat versicherte Die Anmeldung zum Impftermin muss on-
wann endet, wird unsere Gesellschaft den gleichzeitig, dass das Wahlprogramm der line durch die zu impfende Person erfolgen.
Sport und die Sportvereine notweniger Grünen „so viele sportpolitische Aspekte Beim Impftermin selbst muss eine soge-
brauchen denn je. Der Bewegungsnotstand wie nie zuvor“ enthalten werde. Die Verfei- nannte „Arbeitgeberbescheinigung“ vorge-
muss beendet, der gesellschaftliche Zu- nerung dieses Programms stand für die legt werden, über die der Verein die Tätig-
sammenhalt gestärkt werden. Die vielfälti- Grünen gleich als zweiter Punkt auf der Ta- keit bestätigt. Ein Muster findet sich auf
gen Leistungen und Aufgaben in Sachen gesordnung. ib dem hessischen Impfportal. Weitere Infor-
mationen gibt es auch auf der Webseite des
Hessischen Jugendrings. ib
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4 HAUPTAUSSCHUSS
Alles Menschenmögliche zum
Erhalt des Sportsystems tun
Hauptausschuss des Landessportbundes Hessen tagte: Bedeutung des Sports bei der Bewältigung
der Pandemie hervorgehoben / Landessportbund weiter verlässlicher Partner der Vereine
A
uf die Zeit nach der Pandemie blicken und Inzidenz im Land unter 100 gefallen sei, werde man zu
gleichzeitig weiterhin das Menschenmögliche den „hessischen Regeln“ zurückkehren. Weiterhin
zum stabilen Erhalt des bewährten Sportsys- blickte Beuth mit einiger Sorge auf die „Nach-Corona-
tems tun. So lässt sich die momentane Situa- Zeit“. Mitglieder, die die Vereine während der Pande-
tion des organisierten Sports in Hessen mit dem Lan- mie verlassen hätten, würden nicht wie selbstver-
dessportbund Hessen e. V. (lsb h) als Dachverband an ständlich zurückkehren. Hier seien große
der Spitze charakterisieren. Seit Ausbruch der Corona- Anstrengungen nötig, bei deren Bewältigung das Land
Pandemie vor 14 Monaten konzentriert der lsb h alle den Sport unterstützen werde. Das Engagement des OBEN
Energien auf die Unterstützung seiner 7.600 Mitglieds- Sports lobte Beuth gleichzeitig in hohem Maße. „Die Erneut digital fand
vereine und deren gut zwei Millionen Mitglieder. Ne- Sportfamilie kann stolz darauf sein, was in den Verei- kürzlich die Tagung
ben erheblichen eigenen Anstrengungen sind die vom nen geleistet wurde und wird. Ihre Mitglieder werden des Hauptausschus-
ses statt. Auf dem
Hessischen Ministerium des Innern und für Sport in Ihnen dankbar sein“, rief er den in den Vereinen Enga-
Bild von links
enger Abstimmung mit dem Landessportbund entwi- gierten zu. An die Adresse des Landessportbundes ge- Präsident Dr. Rolf
ckelten Programme wichtige Hilfen dazu. Gleichzeitig richtet sagte der Minister: „Gerade in Zeiten wie diesen Müller, Hauptge-
laufen bereits Planungen für gezielte Hilfen an vom ist es für den organisierten Sport wichtig, einen leis- schäftsführer
Mitgliederrückgang besonders betroffene Sportver- tungsfähigen Dachverband, wie der Landessportbund Andreas Klages und
eine. Das wurde so auf der Tagung des Hauptausschus- Hessen einer ist, zu haben“. der Vizepräsident
ses, dem zweithöchsten Entscheidungsgremium des Finanzen, Helmut
Meister.
organisierten Sports in Hessen, deutlich. Ein Lob, das die Arbeit des lsb h für seine Mitglieder Foto: G. Bierenfeld
deutlich charakterisiert. Dr. Rolf Müller, Präsident des
Knapp 100 Delegierte aus ganz Hessen hatten an der Landessportbundes: „Unsere Mitarbeitenden sind rund
digitalen Zusammenkunft teilgenommen. Darunter um die Uhr, quasi auf allen Kanälen, aktiv und legen
auch Hessens Minister des Innern und für Sport, Peter die Telefonhörer kaum aus der Hand.“ Die kontinuierli-
Beuth. Der legte mit Blick auf die Situation des Sports che Information der Vereine und deren Mitglieder in
den Finger gleich in mehrere Wunden. Sachen aktueller Corona-Regeln nannte Müller im Kon-
text als einen wichtigen Punkt. Weiterhin unterstütze
Die „Bundes-Notbremse“ bezeichnete Beuth gegen- der Landessportbund die Vereine mit unzähligen Ange-
über den in Hessen zuvor gemeinsam mit dem Lan- boten und gezielter Beratung. Generell, so der Präsi-
dessportbund erarbeiteten Regeln als „Rückschritt“. dent, „nehmen aber die Hilferufe, die Demotivation,
Beuth machte aber gleichzeitig Hoffnung: Sobald die die Frustration und das Gefühl der Perspektivlosigkeit
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HAUPTAUSSCHUSS 5
dramatisch zu.“ Mit großer Sorge blickte der Sport- Lutz Arndt, Vizepräsident Leistungssport, hatte er-
bund-Chef daher auch auf die Folgen, die durch nicht freuliche Neuigkeiten. So hatte sich der Landesaus-
oder nur sehr eingeschränkt mögliche Sportangebote schuss Leistungssport Anfang April ebenso für die
für die Gesellschaft entstehen. Erhebliche gesundheit- Weiterleitung der Bewilligungsvorschläge zur Ver-
liche und psychosoziale Folgen auf der einen und Schä- bandsförderung an das Hessische Ministerium des In-
den am sozialen Gefüge, dem die Vereine Halt, Stabili- nern und für Sport ausgesprochen, wie für sechs zu-
tät und Orientierung verliehen auf der anderen Seite, sätzliche Stellen im Landestrainerprogramm. Mit Blick
gehörten dazu. Dabei seien besonders Kinder und Ju- auf den Olympiastützpunkt Hessen teilte Arndt mit,
gendliche von den fehlenden Sportangeboten betrof- hier würden umfassende Betreuungsangebote für Trai-
fen. Müller: „All das bedeutet, dass wir für die Zeit ningslager oder Wettkämpfe aufrecht erhalten und auf
nach der Pandemie ein Vereins-Zukunftsbild benöti- Anforderung umgesetzt.
gen, in dem die soziale Rolle des Sports, die Werte des
Sports und seine gesellschaftlichen Dimensionen stär- Dr. Susanne Lapp, Vizepräsidentin Kommunikation
ker betont werden müssen.“ und Marketing, listete umfangreiche Kommunikations-
maßnahmen auf. Der Corona-Bereich im Internetauf-
Unter anderem dazu führe der Landessportbund mit tritt des lsb h sei mittlerweile Referenz für viele Behör-
der Landespolitik Gespräche, in deren Mittelpunkt ein den und Sportorganisationen und werde etwa
besonderes Hilfsprogramm zur Stärkung des Sportsys- tausendmal pro Tag aufgerufen. Mit Pressemitteilun- Der Hauptausschuss
tems nach Corona stehe. Gleichzeitig arbeite man gen habe man im Bereich Hörfunk und TV eine Reich- ist das zweithöchste
selbst mit Hochdruck an einer Kampagne, die unter der weite von 23,3 Millionen erzielt. Die Print- und Online- Entscheidungsgre-
mium des Landes-
Überschrift „SportVEREINtuns“ Vereinen als Unterstüt- Reichweiten betrugen knapp 1,1 Milliarden, die
sportbundes Hessen.
zung und Motivationsstärkung dienen werde. Und Social-Media-Reichweiten knapp 1,7 Millionen Er tagt in der Regel
letztlich, so Dr. Rolf Müller, setze der Landessportbund Kontakte. zweimal im Jahr und
seine eigene Vereinsförderung gewohnt verlässlich befindet dabei über
fort. Juliane Kuhlmann, Vizepräsidentin Kinder- und Jug- aktuell anstehende
endsport, berichtete von einer Befragung, über die Notwendigkeiten.
Berichte zur Präsidiumsarbeit sich die Sportjugend ein Bild von der Situation von
Kindern und Jugendlichen im Sport machen will. Kein
Ralf Rainer Klatt, Vizepräsident Sportentwicklung, Sport, isoliert, Distanzunterricht, kein Treffen mit
verdeutlichte die wichtige Stellung des Sports inner- Gleichaltrigen – die Situation sei alarmierend. Man
halb der Gesellschaft gerade in der Corona-Zeit. Klatt: müsse den jungen Menschen gerade jetzt zuhören und
„Sport hat Systemrelevanz. Wir müssen deutlicher ma- ihre Ideen, wie gemeinsamer Sport künftig wieder
chen, dass der Sport und die Sportvereine vor Ort gut stattfinden könne, aufnehmen. Weiter teilte Juliane
fundamentierte Säulen sind, die als Träger der Gesell- Kuhlmann mit, die Sportjugend habe das kreiseigene
schaft agieren und in der aktuellen Situation nicht die Zeltlager in Herzhausen/Edersee übernommen und
Probleme darstellen, sondern Leistungsmotoren im werde dort ab 1. Juni viele Angebote unterbreiten.
Rahmen der Pandemiebewältigung sein können und
müssen.“ Vielfalt, Gemeinschaft, Solidarität und Fair- Helmut Meister, Vizepräsident Finanzmanagement,
ness seien Werte, die mit Blick auf die Sportentwick- legte einmal mehr einen ausgeglichenen Haushaltsab-
lung nach Corona wieder aufgegriffen werden schluss vor. Eine riesige Kraftanstrengung, wie vor
müssten. dem Hintergrund ausgefallener Einnahmen der Sport-
schule Frankfurt und der Bildungsstätten nachvoll-
Dr. Frank Weller, Vizepräsident Vereinsmanagement, ziehbar ist. Durch immense Kosteneinsparungen und
zeigte auf, dass der Landessportbund nach wie vor „ein gleichzeitige Inanspruchnahmen von Landes- und
starker und zuverlässiger Partner seiner Vereine ist.“ Bundesförderungen stand am Ende aber die „schwarze
So laufe die Bewilligung der Vereins-Fördermittel ge- Null“. Dass die veranschlagten Kosten der beiden gro-
nau so verlässlich und vor allem zeitgerecht wie vor der ßen lsb h- Bauprojekte, die Sanierung des Verwal-
Pandemie. Das gelte auch für die Übungsleiter-Bezu- tunggsgebäudes und der Bau der neuen Doppelstock-
schussung. Im Bereich Sportinfrastruktur seien – Co- halle, nur um 100.00 Euro überschritten wurden, ist
rona angepasst – zahlreiche Vereinsberatungen durch- ebenfalls bemerkenswert.
geführt worden. Zudem habe man die Vereine mit
vielen digitalen Seminaren unterstützt. Die zur ordnungsgemäßen Durchführung eines Haupt-
ausschusses notwendigen Beschlüsse, beispielsweise
Prof. Dr. Heinz Zielinski, Vizepräsident Schule, Bil- über die ausgeglichen eingebrachten Haushalte der
dung und Personalentwicklung, wies auf die erheblich Sportorganisation, soviel noch zur Information, wer-
gestiegene Bedeutung der lsb h-eigenen Online-Platt- den im schriftlichen Umlaufverfahren gefasst. Dabei
form bei den Lizenzausbildungen hin. Im Bereich Eh- wird auch über die Verlegung des Sportbundtags, der
renamt habe man mit dem Seminar „Fit in die Zukunft“ normalerweise am 18. September stattfinden soll und
ein erfolgreiches, digitales Qualifizierungsangebot auf dem die Präsidiumswahlen ein zentraler Punkt
entwickelt. Mit Sorge blickte Zielinski auf den Schul- sind, abgestimmt. Wie berichtet, wird Dr. Rolf Müller
sport. Hier habe man in einem Gespräch Kultusminister hier nach 24 Jahren Amtszeit nicht mehr kandidieren.
Prof. Dr. Alexander Lorz aufgefordert, den Schulsport
jetzt schon in den Präsenzunterricht einzubeziehen. Ralf Wächter
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6 RESOLUTION
Pandemiebewältigung
durch Sport
Resolution des Hauptausschusses: Sport ist Teil der Lösung / Potenziale des Sports und seine
gesellschaftliche Bedeutung politisch anerkennen / mehr Sport ermöglichen
D
ie 7.600 hessischen Sportvereine können ent- herabgesetzt wurde. Die derzeitige Pandemiebekämp-
scheidend dazu beitragen, die Folgen der Co- fung sollte jedenfalls nicht auf dem Rücken der Kinder
rona-Pandemie abzufedern. Dazu ist es unter ausgetragen, sondern durch ausgewogenere Ansätze
anderem nötig, so schnell wie möglich verant- ersetzt werden.
wortbare und angepasste Sportangebote zu erlauben
und alle Sportanlagen (und nicht nur Sporthallen und Die differenzierten Corona-Sportregeln in Hessen und
Freianlagen) zu öffnen. Hierfür sollte sich die Politik in vielen anderen Bundesländern wurden ohne hinrei-
an den Stufenplänen der Sportorganisationen, auch chende sportfachliche Expertise durch eine reine „Ver-
des lsb h, orientieren. Das hat der Hauptausschuss des botslogik“ ersetzt. Mit Blick auf die „Bundes-Not-
Landessportbundes Hessen e. V. (lsb h) in seiner digi- bremse“ ist festzuhalten, dass Sport und Sportvereine
talen Sitzung am Samstag, dem 8. Mai, in einer Resolu- bei Bundestag und Bundesregierung offenkundig keine
tion von der Politik gefordert. In der Resolution riefen Wertschätzung genießen.
die Delegierten aus ganz Hessen weiterhin die Landes-
regierung und den Deutschen Olympischen Sportbund Der Hauptausschuss des Landessportbundes Hessen …
auf, sich für eine kurzfristige substanzielle Änderung
der sportbezogenen Bestimmungen des Infektions- ... fordert vom Bund, kurzfristig eine substanzielle Aktuelle Informati-
schutzgesetzes (Bundes-Notbremse) einzusetzen und Änderung der sportbezogenen Bestimmungen des In- onen zu den im
„die systematischen Fehler des Gesetzes zu korrigie- fektionsschutzgesetzes vorzunehmen, die Fehler des Zusammenhang mit
der Corona-Pande-
ren“. Nachfolgend die Resolution im Wortlaut. Gesetzes zu korrigieren und sich hierzu an den Stufen-
mie stehenden
plänen der Sportorganisationen, z. B. auch des lsb h, Regelungen für den
Die Corona-Pandemie stellt die gesamte Gesellschaft zu orientieren. So ist mehr Sport im Freien, nicht nur Sport sind im
vor große Herausforderungen. Von dieser schweren für Kinder und Jugendliche, zu ermöglichen und alle Internet unter
Krise sind auch der Sport, die Sportorganisationen und Sportanlagen (also auch Bäder und Fitness-Studios) yourls.lsbh.de/
unsere Vereinsmitglieder betroffen. Der Landessport- grundsätzlich zu öffnen. Die Hessische Landesregie- corona zu finden.
bund Hessen (lsb h), seine Vereine, Verbände und rung und der Deutsche Olympische Sportbund werden
Sportkreise tragen seit März 2020 die Einschränkun- gebeten, dieses Anliegen zu unterstützen.
gen zur Bekämpfung der Pandemie solidarisch mit.
… fordert Bundes- und Landesregierung auf, im Rah-
In den vergangenen 14 Monaten haben die hessi- men der aktuellen Diskussionen Sport für vollständig
schen Sportorganisationen durch angepasste Ange- Geimpfte und Genesene wie auch für negativ Getestete
bote, Entwicklung digitaler Formate, Einhaltung der vollumfänglich zu ermöglichen, um insbesondere die
Hygieneauflagen, verantwortungsvolle Umsetzung langfristigen Schäden durch Bewegungsmangel und
zunehmend komplexer Corona-Bestimmungen, Auf- soziale Kontakteinschränkungen so gering wie möglich
rechterhalten von Kommunikationsstrukturen im zu halten.
Sportsystem und durch Übernahme von Einkaufs- so-
wie Nachbarschaftshilfen wesentlich zur gesellschaftli- … fordert die Politik auf, sicherzustellen, dass die
chen Stabilität beigetragen. bundesgesetzlich verordneten Corona-Tests für Sport-
vereine kostenfrei sind.
Der Hauptausschuss des lsb h fordert die Politik auf,
diese wichtigen Beiträge der Sportvereine sowie die … fordert die Hessische Landesregierung auf, allen
Potenziale des Sports zur Bewältigung der Pandemie Übungsleiter/innen, allen Trainer/innen und allen Ju-
anzuerkennen und systematischer als bisher zu nut- gendleiter/innen im hessischen Sport kurzfristig ein
zen. Vor diesem Hintergrund und auf der Grundlage Impfangebot zu unterbreiten.
aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse fordert der
Hauptausschuss daher, kurzfristig mehr Sport im … bietet an, bei der Weiterentwicklung von Corona-
Freien zu ermöglichen. Vorgaben im Sportbereich seine Expertise
einzubringen.
Die sportbezogenen Auflagen des Infektionsschutzge-
setzes (sogen. „Bundes-Notbremse“) haben uns ent- … fordert die Landesregierung auf, die Corona-Hilfen
täuscht; sie sind unsystematisch, verwirrend und nicht für Vereine und Verbände in Abstimmung mit dem lsb h
praktikabel. Um nur eines von vielen Beispielen zu weiterzuentwickeln, um die erkennbaren strukturellen
nennen, ist es nicht nachvollziehbar, warum die Al- Schäden des hessischen Sportsystems und dem Rück-
tersgrenze für Kindersport von 14 Jahren auf 13 Jahre gang von Vereinsmitgliedern (in 2020 Verlust von fast
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RESOLUTION 7
69.000 Mitgliedschaften) entgegenzuwirken. herer gesellschaftlicher Stellenwert zugeschrieben und
sie sollten entsprechend von der Politik als wichtiger
… fordert das Hessische Kultusministerium auf, in- Partner in der Bekämpfung der Pandemieauswirkungen
nerhalb der Schul-Lerncamps in den Sommerferien die anerkannt werden.
sportliche Betätigung der Kinder und Jugendlichen
mit gezielten Sportprogrammen zu fördern. Diese Wir erwarten in einer zukünftigen Politik auf allen Ebe-
Sportprogramme können Vereine ggf. in Kooperation nen, dass der tatsächlichen Bedeutung des Sports und
mit den Fachverbänden in den Schulen, mit der Ziel- vor allem seiner Sportvereine entsprochen wird. In der
setzung, den coronabedingten sozialen und kogniti- Aufarbeitung der Pandemie müssen die Akteure des
ven Defiziten bei Kindern und Jugendlichen entgegen- Sports aktiv eingebunden werden.
zuwirken, anbieten.
Es ist bereits jetzt erkennbar, dass die gesundheitli-
chen und psychosozialen Folgen für unsere Gesell-
schaft und vor allem für Kinder, Jugendliche, in Fami- In einem Brief hat lsb h-Präsident Dr. Rolf Müller Hessens
lien und auch für Ältere gravierend sein werden. Die Ministerpräsidenten Volker Bouffier auf die Resolution hin-
gewiesen und um Berücksichtigungen der Forderungen bei
7.600 hessischen Sportvereine können durch ange- der künftigen hessischen Corona-Politik gebeten. Gleichzeitig
passte Sportangebote umfassend dazu beitragen, bedankte sich Müller bei Bouffier für die bisherige Unterstüt-
diese Folgen zu reduzieren. Ihnen sollte daher ein hö- zung des Sports in der Krise.
Der Olympiastützpunkt (OSP) Hessen ist eine von Bund, Land und Kommunen geförderte Betreuungs- und Serviceeinrichtung für
den deutschen Spitzensport vornehmlich für Hessen, aber auch bundesweit bei zentralen Maßnahmen der Spitzenverbände sowie
bei internationalen Sportereignissen. Er betreut Kaderathlet/innen in den Bereichen Leistungsdiagnostik, Trainingswissenschaft,
Sportphysiotherapie, Sportpsychologie, Ernährungswissenschaft, Laufbahnberatung sowie Sportmedizin. Er ist seit 1992 in der Trägerschaft
des Landessportbundes Hessen e. V. (lsb h).
Für den Standort Frankfurt am Main suchen wir zum 1. Januar 2022 einen
Leiter (w/m/d)
des Olympiastützpunktes Hessen
in Vollzeit (39 Std./Woche)
Ihr Aufgabengebiet umfasst im Wesentlichen:
l Sicherung der wirtschaftlichen Geschäftsführung des OSP unter Beachtung l Strategische Weiterentwicklung des OSP
und Einhaltung der Auflagen zur Zuwendung von Bund, Land und Kommunen l Leitung eines Teams von derzeit 19 Mitarbeiter*innen
l Koordination der Aktivitäten in enger Kooperation mit dem DOSB, den Spit- l Vertretung des OSP in relevanten Gremien
zenverbänden und den Bundesstützpunkten im Einzugsgebiet l Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf den Olympiastützpunkt
l Organisation der leistungssportlichen Infrastruktur, z. B. im trainings- und Hessen und dessen Wirkungskreis
bewegungswissenschaftlichen Bereich, Trainingsbetrieb und Abwicklung der l Enge Zusammenarbeit und fortlaufende Abstimmung mit dem Geschäftsbe-
Trainingsstättenförderung reich Leistungssport des lsb h
Das erwarten wir: Das bieten wir:
l Erfolgreich abgeschlossenes Hochschulstudium, vorzugsweise mit sport- und/ l eine abwechslungsreiche Tätigkeit in einem qualifizierten und
oder wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt motivierten Team
l Berufliche Erfahrung in einer Führungsposition, vorzugsweise im Bereich des l Vergütung nach TVöD EG 15 (bei Erfüllung der individuellen
Leistungs- und Spitzensports, sowie hohe Managementorientierung
Voraussetzungen) einschl. betrieblicher Altersversorgung und
l Umfassende Kenntnisse der Strukturen des Spitzensports, idealerweise aus
eigener leistungssportlicher Erfahrung sowie Erfahrungen in der Gremienar- Gesundheitsförderung
beit l einen attraktiven Arbeitsplatz mit S-Bahn-Anschluss bzw.
l Kenntnisse im Bereich Finanz- bzw. öffentliches Zuwendungsmanagement Personalparkplatz
l Hohe Teamfähigkeit, Einsatzbereitschaft und Belastbarkeit sowie sicheres, l Gleitzeit mit flexiblen Arbeitszeiten
offenes und konstruktives Auftreten l Sportrestaurant mit Mitarbeitendenrabatt
l Bereitschaft zu Tätigkeiten in den Abendstunden sowie an den Wochenenden
l Ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten und Verhandlungsgeschick
l Besitz der Fahrerlaubnis der Klasse B
Bitte senden Sie Ihre aussagekräftige Bewerbung bis zum 10. August 2021 per E-Mail (nur ein Anhang im PDF-Format, max. 5 MB) an:
Landessportbund Hessen e. V., Andreas Klages, Hauptgeschäftsführer, Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt am Main, E-Mail: aklages@lsbh.de
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8 TITELTHEMA
Zieht sich wie Kaugummi
Corona-Infektionen können Sportler/innen längerfristig ausbremsen – doch selbst,
wer kaum Symptome hat, sollte vorsichtig sein
D
ie Corona-Pandemie bestimmt seit über einem Schon viel früher schlug sich diese Vermutung in der
Jahr unser Leben. Kein Gespräch, keine Nach- Einstufung von Risikogruppen nieder. Neben Älteren
richtensendung kommt ohne das Thema aus. zählen dazu auch Menschen mit Herzkreislauferkran-
Auch in der „Sport in Hessen“ wurde schon viel- kungen, Diabetes und Übergewicht – also jenen Ein-
fältig über die Auswirkungen des Virus auf die Sportwelt schränkungen, die bei Untrainierten häufiger auftreten OBEN
berichtet. So viel, dass man es kaum noch hören, kaum als bei Trainierten und für die „Bewegungsmangel“ als Eine Corona-Infek-
noch ertragen kann. Schließlich sind die Einschränkun- eine der Hauptursachen gilt. tion kann selbst dem
gen schmerzhaft, die Folgen existenzbedrohend, die sportlich trainierten
Körper längerfristige
Zukunft ungewiss. Sport als Teil der Lösung
Schäden zufügen.
Insbesondere Herz
Was für Vereine und das Sportsystem als Ganzes gilt, Der Landessportbund Hessen hat deshalb mehrfach ge- und Lunge sind
kann aber auch für jeden Einzelnen von uns zutreffen: fordert, Sport in der Pandemiebekämpfung als „Teil der häufig betroffen.
Eine Infektion mit Sars-CoV-2 kann das Leben von Lösung und nicht als Teil des Problems“ zu sehen. „Wir Grafik: pixabay.com
Sportlerinnen und Sportlern komplett umkrempeln. Es müssen so viel Sport und Bewegung zulassen, wie ver-
kann – wenn man vom oder zumindest für den Sport antwortbar ist. Ansonsten produzieren wir, beim Ver-
lebt – zur Existenzbedrohung werden. Es kann Organe such, die Pandemie zu stoppen, massenhaft Kranke der
dauerhaft schädigen. Es kann einen zurückwerfen, de- Zukunft“, sagt Landessportbund-Präsident Dr. Rolf
motivieren, sportliche Ziele in weite Ferne rücken Müller. Professor Dr. Ingo Froböse von der Deutschen
lassen. Sporthochschule Köln, sieht es ähnlich. Er befürchtet,
dass die Risikogruppen derzeit wachsen. „Die Spätfol-
Untrainierte als Risikogruppe gen werden immens sein“, sagt er – und warnt insbe-
sondere mit Blick auf den Nachwuchs, dass „verpasste
Auf der anderen Seite besteht ein positiver Zusammen- körperliche Lernphasen sich später nicht nachholen
hang zwischen Sport und Covid-19: Studien beweisen, lassen.“
dass bewegungsfreudige Menschen deutlich seltener
schwer erkranken als diejenigen, die Sport lieber von Dass ambitionierte Sportlerinnen und Sportler seltener
der Couch aus betrachten. Selbst dem SPD-Gesund- schwer an Covid-19 erkranken, führt Lothar Böckler,
heitspolitiker Karl Lauterbach, in der Pandemie zu ei- Sportmediziner und Facharzt für Allgemeinmedizin an
ner der wichtigsten deutschen Stimmen geworden, war der Sportklinik Frankfurt, aber noch auf andere Fakto-
das einen eigenen Tweet wert. „Diejenigen, die nie ren zurück: „Sie bewegen sich ja nicht nur regelmäßig.
Sport machen, haben im Vergleich zu Sportlern 3-fache Meist ernähren sie sich auch gesünder, übertreiben
Sterblichkeit“, zwitscherte er am 14. April über eine nicht beim Konsum von Alkohol oder Zigaretten“,
neue amerikanische Studie auf Twitter. glaubt er.
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TITELTHEMA SPORT NACH COVID 9
Gefeit davor, schwer oder zumindest folgenschwer an Dass er sich mit Covid-19 infiziert hatte, erfuhr der
Covid-19 zu erkranken, sind sportliche Menschen aber sportliche junge Mann erst spät – durch einen Antikör-
dennoch nicht. Prominentes Beispiel aus Hessen ist der pertest. Mehr als Erkältungssymptome hatte er im
Frankfurter Judoka Alexander Wieczerzak (siehe S. 14). Frühjahr 2020 nicht wahrgenommen. Geblieben sind
Erfahrungen mit Verletzungen habe er viele, „doch ihm aber Gliederschmerzen und Konzentrationspro-
diesmal war alles anders.“ Nie zuvor sei eine Rückkehr bleme. „Und auch beim Joggen schaffe ich keine so
in den Trainingsbetrieb so schwer gefallen. Die Luft sei lange Strecken mehr als vorher“, erzählte er. „Wer sich
da gewesen, aber die Kraft habe ihm gefehlt. infiziert, ist nicht nur zwei Wochen krank, sondern hat
länger Probleme damit“, sagt er im Fernsehbeitrag.
Jemals wieder so fit wie davor?
Eine Corona-Infektion „ziehe sich häufig wie Kau-
Neben Wieczerzak gibt es andere bekannte und erfolg- gummi“, hat auch Dr. Jonas Zacher beobachtet. Er
reiche Sportler/innen, die es ebenfalls hart getroffen leitet die Studie „Covid-19 im Hochleistungssport“
Titelthema
hat. Beim Ringer-Weltmeister Frank Stäbler, im Okto- am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedi- Sport nach
ber 2020 infiziert, hat das Virus die Lunge angegriffen. zin der Deutschen Sporthochschule, die diese ge-
Mehr als 20 Prozent seiner Leistungsfähigkeit hat Stäb- meinsam mit dem Olympiastützpunkt Rheinland Covid-19
ler durch die Viruserkrankung eingebüßt. Ob er jemals durchführt. Zacher empfiehlt sportlich ambitionier-
wieder so fit sein wird wie davor – noch ist das eine ten Menschen, sich nach besonders intensiven und
Frage, die er nicht beantworten kann. Dem Wolfsburger anstrengenden Trainingsphasen noch bewusster zu
Eishockey-Profi Janik Möser hat Corona eine Herzmus- schonen und vor Corona zu schützen. Denn jedes noch
kelentzündung beschwert. Die Kanutin Steffi Krieger- so gute Immunsystem sei nach hochintensiven Trai-
stein, Olympia-Zweite in Rio, hatte es im Dezember ningseinheiten, einem Trainingslager oder Wettkämp-
2020 erwischt. Kurz vor Ostern gab sie bekannt, die fen besonders anfällig für Infektionen.
Saison frühzeitig zu beenden. Den Traum von einer
Olympischen Medaille in Tokio hat sie damit aufgege- Übungsleiter/innen und Trainer/innen geraten gerade
ben. „Mir war teilweise so schlecht und schwindlig, nicht oft in die Situation, mit kürzlich Erkrankten zu-
dass ich mich nicht getraut habe, mit dem Auto zu fah- sammenzuarbeiten. Denn noch immer ist Sport nur
ren“, erzählte sie der „Sächsischen Zeitung“. Priorität sehr eingeschränkt möglich. Sollte sich das bald än-
habe für sie nun erst einmal die Gesundheit. dern, ist genaues Beobachten gefragt. Einen langsa-
men Einstieg sollten die Anleitenden aber in jedem Fall
Es sind Geschichten wie diese, die zeigen, wie wichtig wählen. Denn selbst wer vor dem Virus verschont ge-
die frühzeitigen Empfehlungen des Wissenschaftsrat blieben ist, könnte während der Pandemie abgebaut
der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin (DGSP) haben. UNTEN
und der medizinischen Kommission des DOSB waren. Erschöpfung,
Bereits im Mai 2020 legten sie in einem Positionspapier Bewegungsmangel ist, das zeigen Studien, leider auch Luftnot, Kopfschmer-
dar, welche Untersuchungen Leistungssportler nach ei- zu einer Art Virus geworden. Vor allem Kinder und Ju- zen, Herzstolpern,
Schlafstörungen sind
nem positiven Corona-Befund absolvieren sollten. Lo- gendliche, aber auch Ältere treiben während der Pan-
typische Folgen
thar Böckler von der Sportklinik Frankfurt hat inzwi- demie weniger Sport. Sie wieder in Bewegung zu brin- einer Covid-19-In-
schen zahlreiche solcher Untersuchungen durchgeführt gen bedeutet auch, etwas für die Stärkung ihres fektion. Beim Sport
(siehe S. 10/11). Häufig seien die Befunde unauffällig. Immunsystems zu tun. Ob Pandemie-Zeiten oder nicht: fühlen sich viele
Aber sicher ist nun einmal sicher. Das ist auf jeden Fall ein toller Nebeneffekt des Sports. selbst Wochen nach
Corona, so bitter das ist, hat also auch in diesem Be- der eigentlichen
Herz und Lunge häufig betroffen reich deutlich gemacht, was ohne Sport alles fehlt. Erkrankung schlapp.
Foto: pixabay.com
Isabell Boger
Schließlich kann die Viruserkrankung – auch das wird
im Artikel auf der nächsten Seite deutlich – gravierende
Auswirkungen auf Herz, Lunge und den gesamten Kör-
per haben. Auch Hobby- und Freizeitsportlern rät Prof.
Dr. Dr. Winfried Banzer, Gesundheitsbeauftragter des
Landessportbundes Hessen, deshalb, nach einer Infek-
tion eine Sportpause einzulegen und das Trainingspen-
sum nur langsam wieder hochzufahren (siehe S. 12/13).
Denn selbst, wer nichts von einer Infektion bemerkt,
kann sich nicht sicher sein, dass Sars-CoV-2 spurlos vo-
rübergegangen ist.
Zu den hartnäckigsten Langzeitfolgen zählen Erschöp-
fung, Luftnot, Kopfschmerzen, Herzstolpern und
Schlafstörungen. Auch Alexander Wieczerzak kann da-
von berichten. Betroffen sind nicht nur Patienten mit
schwerem, sondern – wie er – auch solche mit mildem
Infektionsverlauf. Lukas Maurer ist einer von ihnen.
Der 29-Jährige erzählte seine Geschichte im Herbst
2020 den Reportern der „Hessenschau“.
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Nicht auf die leichte
Schulter nehmen
Für Bundeskaderathlet/innen, die an Covid-19 erkrankt waren, empfiehlt der DOSB
eine Return-to-Sport-Untersuchung / Sportklinik Frankfurt involviert
E
rkältungssymptome beeinträchtigter Geschmacks-
sinn, kurzfristig erhöhte Temperatur: Bei den
meisten Leistungssportler/innen fallen die Symp-
tome einer Infektion mit SARS-CoV-2 eher leicht
aus. „Viele bleiben sogar gänzlich beschwerdefrei“,
sagt Lothar Böckler. Der Sportmediziner und Facharzt
für Allgemeinmedizin arbeitet an der Sportklinik
Frankfurt und hat zahlreiche Patient/innen, die einem
Landes- oder Bundeskader angehören. Dass sie über-
haupt an „Corona“ erkrankt sind, falle häufig erst im
Rahmen von Routinekontrollen auf.
Trotzdem sei es extrem wichtig, von einer Infektion zu
erfahren. Schließlich kann die Viruserkrankung auch
bei leichtem Verlauf die sportliche Belastbarkeit und
Leistungsfähigkeit längerfristig beeinträchtigen. Der
Wissenschaftsrat der Deutschen Gesellschaft für Sport-
medizin (DGSP) und die medizinische Kommission des
DOSB haben deshalb bereits im Mai 2020 einen Vor-
schlag unterbreitet, wie nach einer Infektion eines/ei- der Lunge merken Sie, wenn etwas nicht stimmt. Sie
ner Leistungssportler/in vorzugehen sei. Unter der husten oder haben Atemnot. Das Herz spüren Sie OBEN
Überschrift „Return to Sport“ wird darin eine umfang- nicht. Gerade bei Jüngeren, auch bei Sportlern, ist das Selbst wenn die
reiche sportmedizinische Untersuchung empfohlen, bei eine große Gefahr. Sie spüren nicht, dass das Herz ein Infektion
der pulmonale und kardinale Aspekte im Vordergrund Problem hat und trainieren einfach weiter.“ symptomfrei
verlaufen ist,
stehen. Auf Deutsch: Insbesondere Lunge und Herz
sollten Leistungs-
werden auf mögliche Auffälligkeiten hin überprüft. „Bei unseren Untersuchungen klären wir deshalb viele sportler/innen sich
rhythmologische Fragestellungen ab: Ist das Herzultra- sportärztlich
Long Covid eher die Ausnahme schall auffällig? Gibt es Unstimmigkeiten oder Verände- durchchecken
rungen? Deutet etwas auf eine Herzmuskelentzündung lassen.
Lothar Böckler hat die empfohlenen Untersuchungen hin?“, zählt Böckler auf. Bei einer der Sportlerinnen, Foto: Shutterstock
inzwischen bei rund zwei Dutzend Bundeskaderathlet/ die er untersucht hat, war das der Fall. „Das war nicht
innen durchgeführt, die sich mit Covid-19 infiziert hat- dramatisch, aber beim falschen Umgang damit können
ten. „Bisher hatten wir zum Glück keine dramatischen die Folgen drastisch sein“, sagt Böckler.
Befunde“, sagt er. Generell habe er nur wenige Sport-
ler/innen erlebt, die während oder nach der Erkran- Sportpause einlegen Titelthema
kung über Atemnot oder Herzbeschwerden geklagt
hätten. „Wer Leistungssport treibt, ist in der Regel Ein falscher Umgang damit – das wäre vor allem
Sport nach
jung und gesund, außerdem gut trainiert. Dass Long ein zu schneller Wiedereinstieg in den Sport. Wie Covid-19
Covid auftritt, ist daher eher unwahrscheinlich.“ Bei lang die Pause für Leistungssportler/innen ausfal-
vielen bleiben mittelfristig lediglich Einschränkungen len sollte, lässt sich nicht pauschal sagen. Der Wis-
im Geschmacks- und Geruchssinn zurück. Über Abge- senschaftsrat der DGSP und die medizinische Kommis-
schlagenheit oder übermäßige Müdigkeit klagte mehr sion des DOSB richten ihre Empfehlungen dafür am
als vier Wochen nach der Infektion eigentlich keine/r Krankheitsverlauf und den Ergebnissen verschiedener
seiner Patient/innen. Untersuchungen aus (siehe Grafik rechts). Selbst wer
komplett symptomfrei erkrankt ist, sollte demnach 14
Fakt ist aber auch: Nicht immer merken Betroffene, Tage lang auf intensive Belastung verzichten und da-
wenn etwas nicht stimmt. Prof. Dr. Martin Halle, Direk- nach zum Check-up erscheinen. Nur wenn hierbei kei-
tor der Präventiven Sportmedizin und Sportkardiologe nerlei Auffälligkeiten festgestellt werden, sei die Sport-
der TU München, brachte die größte Gefahr im Inter- tauglichkeit wieder vollständig gegeben. Werden eine
view mit dem „Spiegel“ kürzlich so auf den Punkt: „Bei Pneumonie (Lungenentzündung) oder Myokarditis
SIH 1 0 / 2 2 . 0 5 . 2 0 2 1TITELTHEMA SPORT NACH COVID 11
(Herzmuskelentzündung) festgestellt, empfehlen die zu schweren Symptomen und kritischen Verläufen
Experten weitere Untersuchungen und eine Sportpause kommen“, heißt es weiter.
von mindestens vier Wochen bzw. sogar drei Monaten.
Vergleichswerte vorhanden
Kein Wunder also, dass viele Sportler mit einem durch-
aus mulmigen Gefühl zur Untersuchung in die Frank- Der Vorteil bei Kaderathleten, sagt Böckler, bestehe
furter Sportklinik kommen. „Es waren ja auch Athletin- darin, dass häufig Vergleichswerte vorliegen. „Wenn
nen und Athleten erkrankt, die eine Olympia- ein Patient schon häufiger zur sportmedizinischen Un-
qualifikation angestrebt haben, bei denen es darum tersuchung bei uns war, können wir beispielsweise die
ging, ob sie die Chance ihres Lebens wahrnehmen kön- Lungenfunktionsdaten vor und nach einer Erkrankung
nen oder nicht.“ Etwas Aufregung, wie die Untersu- nebeneinanderstellen.“ So seien auch kleinere Verän-
chungen ausfallen, sei deshalb normal. Dass der DOSB derungen gut zu erkennen.
die Kosten für den Check-up übernehme, ist aus Böck-
lers Sicht richtig und wichtig. Sparen sollte man an So war es auch bei Janik Möser, Eishockey-Profi bei
dieser Stelle auf keinen Fall. den Grizzlys Wolfsburg. Deren Teamarzt stellte beim
Belastungs-EKG Unregelmäßigkeiten fest und schickte
Check-up auch für Nachwuchs sinnvoll seinen Schützling zu weiteren Untersuchungen an die
Berliner Charité. Dort stellten die Ärzte eine Herzmuskel-
Böckler will aber auch Landeskaderathlet/innen ermu- entzündung fest – obwohl der 25-Jährige keine Symp-
tigen, sich nach einer Erkrankung untersuchen zu las- tome hatte. Hätte er einfach weitertrainiert, wäre sein UNTEN
sen – auch wenn die Kosten dafür nicht vom DOSB über- Herz wohl langfristig geschädigt worden. Vom Wissenschafts-
nommen werden. Er rät den häufig noch sehr jungen rat der Deutschen
Sportler/innen, in einem solchen Fall das Gespräch mit Lothar Böckler mahnt deshalb, nach einer Corona-In- Gesellschaft für
Sportmedizin (DGSP)
dem behandelnden Arzt zu suchen. „Denn auch, wenn fektion extrem aufmerksam zu sein. „Sportlerinnen
und der medizini-
Sport schweren Verläufen ganz gut vorbeugt, ist es ja und Sportler kennen ihren Körper in der Regel sehr schen Kommission
immer eine Frage der Zufälligkeit: Manchmal liegen gut. Nach einer Erkrankung sollten sie ganz genau und des DOSB
Vorerkrankungen vor, von denen man nichts ahnt, selbstreflektiert beobachten, wie er auf Belastung re- empfohlenes
manchmal ist das Immunsystem einfach geschwächt agiert und wie gut er sich danach wieder erholt.“ Auch Vorgehen nach
und kann mit dem Virus deshalb schlechter umgehen.“ empfiehlt der Sportmediziner einen langsamen Ein- Covid-19-Infektion.
stieg: Die Belastung solle erst nach und nach gestei- Quelle: DOSB
Neben Herz und Lunge können laut DOSB-Papier auch gert werden. „Viele Sportverbände haben hier Hand-
Skelettmuskel, Leber und Nieren akut von einer Covid- lungsleitlinien zum langsamen Auftrainieren erarbeitet.
19-Infektion betroffen sein. „Zwar sind Komplikatio- Daran sollten sich Athlet/innen in Absprache mit ih-
nen vermehrt bei Risikopersonen zu erwarten, doch rem jeweiligen Arzt auch orientieren.“
kann es auch bei jungen Personen in einzelnen Fällen Isabell Boger
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„Milde“ Verläufe sind kein
Anlass zur Sorglosigkeit
Interview mit Professor Dr. Dr. Winfried Banzer: Auch Freizeitsportler/innen, die an Covid
erkrankt waren, müssen bei der Rückkehr in den Sport unbedingt Vorsicht walten lassen
S
eit Ausbruch der Corona-Pandemie haben sich
in Hessen bis zum Redaktionsschluss dieser
Ausgabe der „Sport in Hessen“ etwa 280.000
Menschen mit dem SARS-CoV-2 infiziert. Davon
sind zwischenzeitlich 247.000 wieder genesen. Unter
den Genesenen, das kann unterstellt werden, sind
viele Freizeitsportler/innen. Sporttreiben wiederum
hat positive Auswirkungen auf das Immunsystem und
stärkt den Organismus. Ist der Wiedereinstieg in den
Sport also gerade für Breiten- und Freizeitsportler/in-
nen ein probates Mittel, um mögliche Folgen der Co-
vid-Erkrankung zu mildern oder gar zu egalisieren? Im
nachfolgenden Interview gibt der renommierte Sport-
mediziner Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer, Gesundheits-
beauftragter des Landessportbundes Hessen e. V.,
dazu wichtige Hinweise und Tipps.
Herr Prof. Dr. Banzer: Vorab – welche Organe können
von der Infektion betroffen sein und welche Beein-
trächtigungen können auftreten?
Ich denke, dass es mittlerweile bekannt ist, dass durch
dieses Virus vor allem bei schwereren Verläufen auch
mehrere Organe gleichzeitig befallen sein können. Im
deutschen Ärzteblatt wurde vor einigen Wochen eine
Untersuchung von Obduktionsergebnissen von an Co-
vid-19 Verstorbenen vorgestellt. Demnach zeigt sich
die höchste Viruslast in den Lungen, betroffen sind
aber auch andere Organe wie z. B. das Lymphgewebe,
der Magen-Darmtrakt, Schilddrüsen, Nebennieren,
Herz und Blutgefäße etc.
zu einer generellen Entzündungsreaktion im Körper
Bei an Covid-19 Erkrankten kommt es häufig zu Erkran- kommen, die zu einem Multiorganversagen führen OBEN
kungen der Lunge, zum Beispiel in Form einer Lungen- kann. Der Wiedereinstieg
entzündung. Das Herz-Kreislaufsystem kann betroffen in den Sport nach
sein bis zu einer Herzmuskelentzündung oder anderen Gesetzt den Fall, ich bin ohne oder mit nur leichten einer Covid-Erkran-
kung sollte
Störungen beziehungsweise Beeinträchtigungen der Symptomen an Covid-19 erkrankt, ist Sporttreiben
kontrolliert,
Leistungsfähigkeit des Herzens. Besonders bedrohlich dann sinnvoll, um die Genesung positiv zu besonnen und auf
können sogenannte Blutgerinnsel sein, die, wenn sie unterstützen? jeden Fall erst nach
ein Blutgefäß verstopfen, zu gefährlichen Thrombosen einer vorherigen
bzw. einer Lungenembolie führen können. Verlust des Grundsätzlich gilt bei einem akuten Infekt Sportpause. sportmedizinischen
Geruchs- und Geschmackssinnes, Kopfschmerzen und Dazu kommt, dass wenn man nachweislich an Covid-19 und allgemeinärztli-
Schwindel deuten darauf hin, dass auch das Nervensys- erkrankt ist, auch ohne Symptome, strengste Quarantä- chen Untersuchung
bzw. Beratung
tem betroffen ist. Das trifft wohl sehr häufig Patienten nepflicht gilt. Dies schließt auch Kontakt zu anderen erfolgen.
(8 von 10), die in ein Krankenhaus eingewiesen werden Personen im gleichen Haushalt mit ein. Bei Covid-19 Foto: Lupo/pixelio.de
mussten. kann sich der Verlauf schnell verschlechtern, was ein
weiteres Argument für eine Sportpause ist, solange
Magen-Darmbeschwerden, Störungen der Nierenfunk- man nicht wieder negativ getestet ist.
tion vor allem bei beatmeten Patienten und Verände-
rungen der Haut können weitere Manifestationsorte Betrachten wir nun die Gruppe der an Covid erkrank-
dieser Erkrankung sein. In sehr schweren Fällen kann es ten und bereits genesenen Breiten- und Freizeitsport-
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ler/innen. Was muss diese Gruppe beim Wiederein- Eine sportmedizini-
stieg in den Sport beachten? sche Untersuchung ist
alleine schon deshalb
Der Verlauf der Erkrankung kann erheblich variieren, sinnvoll, um Empfeh-
entsprechend muss man differenziert an diese Frage lungen zur Wiederer-
herangehen. Während ein Großteil der Betroffenen langung der Leistungs-
spontan (ohne Krankenhausbehandlung) die Erkran- fähigkeit zu
kung übersteht, leidet ein Teil der Erkrankten auch bekommen. Auch wenn
nach vielen Wochen an unterschiedlichen, zum Teil sehr es Hinweise dafür gibt,
einschränkenden Symptomen, wie Atemnot, Muskel- dass eine gefürchtete
schmerzen, Erschöpfung, Schlaf- und Konzentrations- Entzündung des Herz-
störungen, die man auch unter dem Begriff „Long Co- muskels nur selten
vid“ kennt. auftritt, sprechen je-
doch zunehmend wis-
Auch bei Personen, die ohne Symptome genesen sind, senschaftliche Unter-
kann eine graduelle Steigerung des Sportpensums sinn- suchungen, die sich
voll sein. Sie sollten auf ausreichende Pausen und Re- mit der Erfassung von Veränderungen und Beeinträch-
generation achten und bei etwaigen Leistungsproble- tigungen des Herzens nach überstandener Infektion
men den Hausarzt oder einen Sportmediziner auch bei milderem Verlauf befassen, dafür, eine solche
aufsuchen. Untersuchung zur möglichen Aufdeckung von latenten
Gefahren durchzuführen.
Die Berichte über die Langzeitfolgen einer Corona-In-
fektion reichen von völlig problemlosen Verläufen bis Die Entscheidung, welche weiterführenden Untersu-
hin zu langanhaltenden negativen Auswirkungen auf chungen zum Beispiel des Herzens oder der Lunge not- OBEN
die Leistungsfähigkeit der Betroffenen. wendig sind, sollte zusammen mit den verantwortli- Professor Dr. Dr.
chen Ärzten getroffen werden. Die Deutsche Winfried Banzer
Der Wiedereinstieg in den Sport muss in Abhängigkeit Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention hat dazu berät den
Landessportbund
der Schwere des Verlaufs erfolgen. Dies gilt für Frei- ein differenziertes Vorgehen je nach Symptomlage
Hessen seit vielen
zeit- und Hochleistungssportler gleicherma- empfohlen, das allerdings entsprechend der Jahren als
ßen. Sinnvollerweise übernimmt der Haus- Entwicklung des Kenntnisstandes angepasst Gesundheitsbeauf-
arzt in Kooperation mit einem werden muss. tragter.
Sportmediziner dabei die Schlüsselrolle
und begleitet den Patienten bei diesem
Titelthema Was kann passieren, wenn ich die ge-
Foto: PRV
Prozess. Sport nach nannten Vorsichtsmaßnahmen igno-
Für Covid-Patienten, die im Kranken-
Covid-19 riere und den Sport in dem gleichen
Ausmaß wie vor der Erkrankung
haus behandelt wurden, werden auch wiederaufnehme?
spezielle Rehabilitationsmaßnahmen an-
geboten. Die während der Erkrankung aufge- Hier gilt dasselbe wie bei allen Infektionserkran-
tretenen Symptome entscheiden wesentlich, welche kungen. Übersehene oder nicht richtig auskurierte In-
Untersuchungen zur Kontrolle der Wiederherstellung fektionen können zu massiver und stellenweise auch
durchgeführt werden sollten. Voraussetzung für die langfristiger Beeinträchtigung der Gesundheit oder der
Wiederaufnahme des Sports ist, dass die Patienten nach Leistungsfähigkeit führen.
Abklingen der Erkrankung mindestens sieben Tage
symptomfrei waren, bevor sie das Training wieder auf- Die grundsätzliche Einführung einer medizinischen Un-
nehmen. Je nach Schwere der Erkrankung muss das bedenklichkeitsuntersuchung wie z. B. in amerikani-
Training langsam gesteigert werden und sollte zwi- schen Profiligen sollte bei infizierten Personen vor Wie-
schendurch nicht zu Erschöpfung oder einem Rück- deraufnahme des Trainings dringend erwogen werden.
schlag führen. Diese Phase kann durchaus vier Wochen
oder länger betragen. Aber wie gesagt, am besten lässt Das Interview führte Ralf Wächter
man sich in diesem Zeitraum auch von einem erfahre-
nen Sportmediziner betreuen.
Bei Long Covid-Patienten ist die Situation deutlich
schwieriger. Für sie gibt es inzwischen Rehabilitations-
maßnahmen, bei denen unter anderem Sport-, Physio- Welche weiterführenden Untersuchungen nach einer
und Atemtherapeuten den Patienten auf dem Weg zur Covid 19-Erkrankung notwendig sind, sollte nach
hoffentlich vollständigen Genesung helfen. Symptomlage entschieden werden. Die Deutsche
Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention hat das
Thema in einem im Internet nachzulesenden Bericht
Eine sportmedizinische Untersuchung ist also auf je- erörtert. Hier der Link: yourls.lsbh.de/sportnachcovid
den Fall sinnvoll. Was ist aber mit Untersuchungen wie
beispielsweise einem Ruhe- oder einem
Belastungs-EKG?
SIH 1 0 / 22.05.2021Sie können auch lesen
