Sti en - Vivian Weigert INKLUSIVE - Mankau Verlag

 
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Vivian Weigert

  INKLUSIVE
 STILLANLEITUNG

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 Stien
Das Begleitbuch für eine glückliche Stillzeit
Sti en - Vivian Weigert INKLUSIVE - Mankau Verlag
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
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              Internet über http: /  / dnb.d-nb.de abrufbar.
                                                                                 Meiner wundervollen Mutter
                             Vivian Weigert                                  und allen Müttern, die durch ihr Baby
                                 Stillen                                               immer wieder neu
               Das Begleitbuch für eine glückliche Stillzeit
                        ISBN 978-3-86374-532-5                                über ihre Grenzen hinauswachsen,
                       1. Auflage September 2019                                    widme ich dieses Buch.

                         Mankau Verlag GmbH                                               Vivian Weigert
                      D-82418 Murnau a. Staffelsee                                Pirgos Mani, am Muttertag 2019
                   Im Netz: www.mankau-verlag.de
             Internetforum: www.mankau-verlag.de / forum

               Endkorrektorat der Taschenbuch-Ausgabe:
                Susanne Langer-Joffroy M. A., Germering
                      Gestaltung Cover/Umschlag:
        Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München
  Layout, Satz, Zeichnungen: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich
     Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring
 Fotos: stock.adobe.com littlemagic: Kolumnen; kieferpix: 13; pitrs: 51;
   rvas: 81; Kristin Gründler: 105; Zsolnai Gergely: 139; pipicato: 175;
                            hedgehog94: 217
                Druck: Druckerei C. H. Beck, Nördlingen

 Originalausgabe: © 2010 Kösel-Verlag, München, in der Verlagsgruppe
                       Random House GmbH
   Die Rechte der (aktualisierten) Taschenbuch-Ausgabe liegen bei der
          Mankau Verlag GmbH, 82418 Murnau a. Staffelsee.

                     Wichtiger Hinweis des Verlags:
   Die Autorin hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und
 Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle
Angaben ohne Gewähr; Verlag und Autorin können keinerlei Haftung für
etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen
      Umsetzung der in diesem Buch dargestellten Inhalte ergeben.
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INHALT                                                                                                                                                                                                                                                                                         INHALT

Inhalt                                                                                                                                                   Braucht das Baby Tee oder Wasser?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 78
                                                                                                                                                         Hilfe, das Baby hat ständig Hunger:
                                                                                                                                                         Die ersten Wachstumsschübe  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 80
Geleitwort  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .10
Vorwort .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .12
                                                                                                                                                                                        Die Brust in der Stillzeit
                                                                                                                                                       Die Brust verwöhnen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .82
                                              Ein guter Start …                                                                                          Brustmassage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Stillen – ganz einfach stillen . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .14                                                                  Rückenmassage  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 84
    Muttermilch ist Medizin  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 21                   Die Milchbildung .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 86
Vorfreude auf die Stillzeit  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .25                                                                Die Milchbildung steigern .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 89
    Sinnvolle Vorbereitungen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 25                       Die Milchbildung verringern .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 92
    Die Pflege der Brust in der Schwangerschaft .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 31                                                   Muttermilch abpumpen und füttern .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 96
Angekommen – unser Baby ist da! .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 34                                                                              Die Milch ausstreichen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 99
    Die magische erste Stunde .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 34                          Die Milch abpumpen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 100
    Die erste Woche .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 39         Muttermilch frisch halten .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 102
    Stillen ist ganz leicht – es sei denn …  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 48                                         Muttermilch füttern  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 103

                                     Das Baby an der Brust                                                                                                                                        Mein neuer Alltag
Anlegen und stillen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 52                                                            Die neuen Nächte  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 106
Bequeme Stillhaltungen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .56                                                                 Gut für sich sorgen: Essen und Trinken in der Stillzeit  .  . 112
    Stillen im Liegen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 57       Mehr essen für die Milchbildung?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                 112
    Stillen im Sitzen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 59      Vegetarisch essen ohne Probleme .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                   115
                                                                                                                                                         Verzicht ist oft unnötig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                  116
So wird das Baby richtig satt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 64
                                                                                                                                                         Allergie-Prophylaxe und Kalzium .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                117
    Wie oft trinkt das Baby?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                64
                                                                                                                                                         So viel Zeit muss sein  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .             118
    Saugt das Baby gut? .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .          66
                                                                                                                                                         Lust auf Süßes  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   119
    Eine oder beide Seiten geben? .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                           67
                                                                                                                                                         Kaffee, Tee und Alkohol  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                  120
    Wie lange bleibt das Baby an der Brust? .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                         69
                                                                                                                                                         Abnehmen? Ja!  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    122
    Das Bäuerchen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   71
    Das Baby spuckt nach dem Trinken .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                    74   Eltern sein und Liebespaar bleiben .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 124
    Bekommt das Baby auch genug?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                 76   Kein Stress! .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 129

6                                                                                                                                                                                                                                                                                                      7
Sti en - Vivian Weigert INKLUSIVE - Mankau Verlag
INHALT                                                                                                                                                                                                                                                                                                         INHALT

Sport und Fitness  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 131                                                                         Milchstau und Brustentzündung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 186
Baby und Beruf – gut unter einem Hut  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 133                                                                                            Mögliche Ursachen vermeiden .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 186
    Gesetzlicher Mutterschutz .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 134                                        Wirksam behandeln .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 189
    Am Arbeitsplatz: Stillen oder abpumpen?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 136                                                              Mit Trinkproblemen gut umgehen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 197
                                                                                                                                                                     Das schläfrige Baby  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .             197
                                                                                                                                                                     Das Baby trinkt nicht richtig .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                         198
                                                                                                                                                                     Das unruhige Baby .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .             200
                                         Das Baby wird größer                                                                                                        Das Baby weint an der Brust  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                             201
Stillen im Verlauf der Monate .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 140                                                                                  Mangelnde Gewichtszunahme .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                   208
    Erster bis dritter Monat: Zeit für uns  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                 140   Stillen auch in Ausnahmesituationen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 210
    Vierter bis sechster Monat: Die Welt ruft! .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                          141     Zwillinge, Drillinge …  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 210
    Siebter bis zwölfter Monat: Bereit für neue Erfahrungen  .  .  .  .  .                                                                                   144     Frühgeboren oder krank: Das Baby auf der Intensivstation .  .  .  . 211
    Nach dem zwölften Monat: Stillen, solange es Freude macht                                                                                                145     Stillen bei Krankheit .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 214
Die ersten Zähnchen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 150
Die normale Gewichtszunahme  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 153
Beikost: Essen für Anfänger .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 156
    Wann darf das Baby anfangen?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                            156
    Wie mag das Baby essen?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                  157                                                                 Anhang
    Was darf auf Babys Teller?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                  160   Zusammensetzung der Muttermilch .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 218
    Wird das Baby satt? .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                        163
                                                                                                                                                                   Medikamente während der Stillzeit  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 219
    Vor Allergien schützen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                           166
                                                                                                                                                                     Die häufigsten Verordnungen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 220
    Gluten  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   167
                                                                                                                                                                     Medikamente der Wahl für andere häufige Beschwerden .  .  .  .  . 221
    Wie viel muss das Baby trinken?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                            168
                                                                                                                                                                   Gesetzliche Regelungen für Krankenkassenleistungen
Wieder schwanger: Fragen zum Tandemstillen .  .  .  .  .  . 169                                                                                                    im Anschluss an eine Geburt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                     222
Das Abstillen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 170                                                                     Auswirkungen der künstlichen Säuglingsernährung  .  .  .  .                                                                                     224
    Abschied und Neubeginn  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 173
                                                                                                                                                                   Literatur  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                   228
                                                                                                                                                                   Stillzubehör .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                       230
                                                                                                                                                                   Adressen rund ums Stillen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                  233
                              Rasche Hilfe bei Problemen                                                                                                             Stillberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
Wunde Mamillen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 176                                                                            Besondere Themen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 234
    Mögliche Ursachen vermeiden .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 176                                               Familie  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 235
    Wirksam behandeln .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 179                            Register  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 236

8                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         9
GELEITWORT                                                                                                               GELEITWORT

Geleitwort                                                        die dann auf junge Eltern zukommen, wird detailliert einge-
                                                                  gangen. Am Ende des Buches werden Hinweise gegeben, wie
                                                                  Mütter und Eltern sich entsprechende Hilfe bei Problemen
Die meisten schwangeren Frauen geben in aktuellen Studien         holen können.
an, dass sie ihre Kinder stillen möchten. Leider spiegelt sich        Man merkt der Autorin an, wie wichtig ihr das Thema ist
dieser Wunsch nicht in den deutschen oder internationalen         und wie engagiert sie bereits seit Jahren aktiv in dieser The-
Erhebungen zum Stillen von Kindern wider. Bedauerlicher-          matik arbeitet. Die aktuellen Themen und Studien werden
weise beenden relativ viele Mütter bereits in den ersten Wo-      geschickt in das Buch eingearbeitet, ohne wissenschaftlich
chen und Monaten nach der Geburt ihres Kindes die Stillbe-        überlastet zu sein. Die Autorin geht einfühlsam auf die vie-
ziehung. Sicherlich werden diese Zahlen immer besser, da die      len Fragen, Vorbehalte und Unsicherheiten ein, die uns in der
jahrelange Arbeit von engagierten Frauen und Männern dazu         täglichen Stillberatung begegnen. Somit ergänzt dieses Buch
beigetragen hat, dass in der Gesellschaft wieder allgemein        hervorragend die Betreuung durch Hebammen, Stillberate-
bekannt ist, welche Nachteile das Nichtstillen sowohl für die     rinnen und Ärztinnen nach der Geburt.
Entwicklung und Ernährung des Kindes als auch für die Ge-
sundheit der Mutter hat.                                          Ich wünsche Ihnen von Herzen einen guten Stillbeginn und
    Dennoch glauben viele Eltern, aber leider auch die beruf-     bei möglicherweise auftretenden Fragen, Verunsicherungen
lichen Akteure rund um das junge Elternpaar, dass bei Still-      oder Problemen eine hilfreiche Begleiterin, die Ihnen hilft,
problemen relativ rasch auf die Industrienahrung umgestellt       Ihren Wunsch, Ihr Kind möglichst lange zu stillen, zu erfül-
werden kann. Wir erleben in unserer täglichen Arbeit, dass        len. Das Buch wird sicherlich dazu beitragen.
große Zweifel der Frauen in ihre Fähigkeit bestehen, das ei-
gene Kind durch Stillen ausreichend zu ernähren. Durch die        Ihr
fehlenden gesellschaftlichen Vorbilder, aber auch das fehlen-     Dr. Michael Abou-Dakn
de Wissen innerhalb der Familienkreise werden die jungen          IBCLC
Mütter und Väter am Anfang der Stillbeziehung irritiert und       Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
suchen oftmals die Lösung in der Industrienahrung.                St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof
    Der Autorin, Frau Vivian Weigert, ist mit diesem Buch
erneut dafür zu danken, dass sie versucht, genau an diesem
Punkt einzugreifen und auf die vielen Fragen und Nöte der
jungen Eltern einzugehen. So motiviert sie im ersten Teil ih-
res Buches die Mütter, auf einen guten Start vorbereitet zu
sein. Sie erläutert, wie Eltern sich Hilfe holen können und wie
sie Stillprobleme vermeiden können. Auf die vielen Fragen,

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VORWORT

Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
Stillen lohnt sich immer. Egal, ob Ihr Kind einige Wochen
lang gestillt wird oder viele, viele Monate, es wird auf jeden
Fall ein Gewinn sein!
     Die Wissenschaft belegte zahlreiche Vorzüge des Stillens
bereits zu einer Zeit, als noch nicht so lange gestillt wurde
wie heute. Im Jahr 1982 waren beispielsweise bereits neun
von zehn Babys im Alter von vier Monaten abgestillt. Dann
verbreiteten sich die guten Nachrichten darüber, wie viel ein
kleines Kind profitiert, wenn es mit Muttermilch ernährt
wird. Mütter und Väter waren wieder für das Stillen – und ein
Umdenken in der Fachwelt begann.
     Setzen Sie sich als Mutter nicht zu sehr unter Druck – stil-
len Sie so lange, wie es Ihnen und Ihrem Kind Freude macht,
und lassen Sie sich das nicht nehmen. Die Freude am Stillen
hängt natürlich stark davon ab, wie rasch man so manches
Hindernis überwindet, wie gut man begleitet wird und infor-
miert ist. Mangelt es daran, wird die Stillzeit oft kürzer, als
es eigentlich der Wunsch war. Damit es Ihnen nicht so geht,
habe ich dieses Buch verfasst. Es stellt Ihnen meine fundierte,
in mehr als drei Jahrzehnten gewachsene Erfahrung als Still-
beraterin zur Verfügung und informiert Sie auf neuestem wis-
senschaftlichem Stand.
     Ich wünsche Ihnen von Herzen eine unbeschwerte und
erfolgreiche Stillzeit!

Ihre
                                                                    Ein guter Start …
Vivian Weigert
www.vivian-weigert.de

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EIN GUTER START …                                                                                      STILLEN – GANZ EINFACH STILLEN

Stillen – ganz einfach stillen                                      Stillen ist einfach und praktisch jede Mutter kann es. Wie-
                                                                    so hört man aber von manchen Frauen, dass es bei ihnen
                                                                    schon nach kurzer Zeit nicht mehr richtig geklappt hat?
Ihr Baby – darüber sind sich alle Eltern einig – soll das Beste     Der Grund für manchmal auftretende Stillprobleme liegt
bekommen, was sie ihm bieten können. Deshalb entscheiden            nicht in der Natur des Stillens selbst, sondern in einer
sich heute werdende Mütter in der Regel für das Stillen. Was        unzureichenden Stillpraxis, die erwiesenermaßen durch
dabei am meisten ins Gewicht fällt, ist das Wissen, dass ihr        mangelnde Information, unzuträgliche Versorgung und
Baby mit der natürlichen Säuglingsnahrung Muttermilch               falsche Anleitung vorwiegend während der Nachgeburts-
von Geburt an einen individuell optimierten Immunschutz             phase entsteht. Allesamt Faktoren also – das ist die gute
erhält, der durch nichts zu ersetzen ist. Es gibt keine andere      Nachricht –, die sich vermeiden oder korrigieren und ins
Möglichkeit, einem Neugeborenen dieses wertvolle »Vorsor-           Positive wenden lassen! Die Nationale Stillkommission
gepaket« der Natur mitzugeben, als das Stillen von Anfang an.       bemüht sich seit 1994 um die Beseitigung der üblichen
Muss ein Kind darauf verzichten, macht sich statistisch auch        Stillhindernisse in Deutschland, dabei besonders um die
im Erwachsenenalter noch ein Nachteil bemerkbar: Statis-            Förderung des Stillens in den Krankenhäusern. Wichtige
tisch gesehen ist das Risiko für ernsthafte Erkrankungen im         Kriterien für die Wahl Ihrer Entbindungsklinik finden Sie
späteren Leben ebenso wie für Infektionskrankheiten in den          unter »Initiative Babyfreundliches Krankenhaus« auf S. 27.
Babyjahren bedeutend niedriger, wenn das Baby gestillt wird.
»Gesundheit ist das höchste Gut« – wie wahr dies ist, emp-
findet man selten tiefer als nach der Geburt eines Kindes. Da     körperlichen Befinden beteiligt ist, drückt schon unsere
ist es doch beruhigend, dass man der gesunden Entwicklung         Umgangssprache unmissverständlich aus: Stress schlägt auf
des Babys ohne jeden Aufwand, ohne die geringsten Kosten,         den Magen, Angst sitzt im Nacken, Kummer macht das Herz
einfach durch das ganz normale Stillen von Anfang an einen        schwer usw. Genauso wenig kann das Seelenleben, die Psy-
so soliden Grundstein legen kann!                                 che, als unbeeinflusst vom sozialen Miteinander, vom Aus-
     Was ist Gesundheit? Gesundheit ist mehr als das Nicht-       tausch unter Mitmenschen betrachtet werden. So steht außer
Vorhandensein einer Krankheit. »Gesundheit«, sagt die Welt-       Frage, dass die seelisch-psychische Verfassung ständig mit
gesundheitsorganisation (WHO), ist »ein Zustand des unein-        den Menschen in Kommunikation steht, die man liebt und
geschränkten körperlichen, seelischen und sozialen Wohls«.        mit denen man zu tun hat.
Damit sind alle drei Bereiche angesprochen, in denen das              Das Stillen sättigt ein Baby also nicht nur auf der körper-
Baby beim Stillen optimal gefördert wird – Körper, Psyche         lichen Ebene und schützt es auch nicht nur rein immunolo-
und das Sozialverhalten.                                          gisch. Während das Baby an der Brust seiner Mutter trinkt,
     Längst werden heutzutage Körper und Seele nicht mehr         befinden sich die beiden in einer einzigartigen Beziehung
als voneinander getrennt gesehen. Wie sehr die Seele am           zueinander, die seelisch so tief zufriedenstellt, dass sich beim

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Baby ein tiefes Urvertrauen aufbaut. Bindungsforscher sind         Der Clou ist, dass sich nicht nur die Nährstoffzusammen-
davon überzeugt, dass diese umfassende Geborgenheit und            setzung der Muttermilch dynamisch an den Bedarf des Ba-
Sicherheit am Lebensanfang für die Entfaltung eines gesun-         bys anpasst, sondern auch ihr Gehalt an wesentlichen Im-
den Selbstwertgefühls ausschlaggebend ist. Sehen wir uns im        munschutzfaktoren: Werden Mutter oder Baby während der
Einzelnen an, wie positiv das Stillen sowohl die körperliche       Stillzeit z.B. einmal krank, steigen in der Muttermilch ent-
als auch die psychosoziale Ebene der Entwicklung beeinflusst.      sprechende Abwehrstoffe sofort sprunghaft an. Muttermilch
                                                                   stärkt außerdem die Thymusdrüse, in der während der Kind-
Die körperliche Entwicklung des Babys profitiert beim Stillen,     heit die T-Lymphozyten zu immunkompetenten Zellen des
weil damit alle Organe stets mit gut verfügbaren Nährstoffen,      spezifischen Abwehrsystems heranreifen. Die Thymusdrüse
Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt sind –          bildet dazu noch spezielle Hormone, welche die Reifung von
darauf kommt es an, denn die Säuglingszeit ist die intensivste     Immunzellen in den Lymphknoten steuern. Ein entsprechen-
Wachstumsperiode des Lebens. Beispielsweise passt sich der         der Mangel führt vermutlich zu immunologischen Störun-
Fettgehalt der Muttermilch offenbar sehr dynamisch den un-         gen. Je länger die Zeit dauert, in der die Thymusdrüse durch
terschiedlichen Bedürfnissen des Babys an und verändert sich       das Stillen in diesen wichtigen Funktionen gestärkt wird, des-
nicht nur während der Mahlzeit, sondern auch im Tagesver-          to vorteilhafter ist dies langfristig für das Immunsystem des
lauf (z.B. von 3 % morgens bis 8 % abends). Er nimmt im Laufe      Kindes.
der Monate generell zu, sodass auch das größere Baby an der
Brust innerhalb weniger Minuten seinen erhöhten Energiebe-
                                                                   Damit das Baby groß und stark wird
darf stillt. Ebenso verändert sich der hohe Anteil an essenziel-
len Aminosäuren im leicht verdaulichen Muttermilch-Eiweiß
nach einem Muster, das den Bedürfnissen des wachsenden             Kohlenhydrate sind in der Muttermilch als Milchzucker (Lac-
Kindes entspricht. Die Tabelle auf S. 218 zeigt die stets be-      tose) enthalten, darin 150 bis 200 verschiedene Humanmilch-
darfsgerechte Zusammensetzung der Muttermilch. Doch das            Oligosaccharide in einzigartiger, dynamisch wechselnder
Erfolgsgeheimnis liegt nicht in der Zusammensetzung allein,        Kombination. Diese speziellen Zuckerstoffe dienen teilweise
daneben spielt auch die einzigartige »Zubereitung«, die dem        der Gehirnentwicklung, aber größtenteils dem Aufbau eines
mütterlichen Organismus gelingt, eine Rolle: Die Nährstoff-        komplexen Infektionsschutzsystems, indem sie die gesunde
mengen variieren nämlich auch innerhalb jeder einzelnen            Darmbakterienflora stärken, damit schädlichen, infektiösen
Stillmahlzeit. So ist der Flüssigkeitsgehalt in den ersten Mi-     Bakterien diese Eintrittspforte verwehrt ist. Auch die Harn-
nuten am höchsten, während der Fettgehalt zum Ende der             wege sind dadurch geschützt.
Mahlzeit hin regelmäßig ansteigt – das Baby stillt also zuerst
seinen Durst, dann den Hunger und bekommt zum Schluss              Fette sind als kompliziert aufgebaute, winzige Kügelchen mit
eine kleine Portion »Sahne« als Nachtisch.                         einem Kern aus Triglyzeriden fein in der Muttermilch verteilt,

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gleich zusammen mit einem Enzym für die leichtere Fettver-       Diese körperliche Verbundenheit – die Erfahrung des Eins-
dauung (Lipase). Ungewöhnlich hoch ist der Gehalt an sehr        Seins – stärkt das Baby seelisch und emotional in der wichti-
langkettigen, hoch unge­sättigten Fettsäuren, welche ganz be-    gen Startphase des Lebens.
sonders wertvoll sind – insbesondere für die Entwicklung des         Dazu sagt der renommierte Neurobiologe Prof. Dr. Gerald
Gehirns!                                                         Hüther, Universität Göttingen, in seinem Buch Kinder brau-
                                                                 chen Wurzeln: »Die erste tief greifende Angst und Stressreak-
Eiweiß ist in der Muttermilch von besonders hoher biologi-       tion erlebt jeder Mensch bei seiner Geburt. Verzweifelt muss
scher Wertigkeit, das heißt, es besteht aus vielen essenziel-    er nach dieser dramatischen Veränderung seiner bisherigen
len Aminosäuren in leicht verdaulicher Form. Aber ein guter      Lebenswelt nach einem Weg suchen, um sein verloren gegan-
Teil der Proteine wird gar nicht verdaut – diese Eiweißstoffe    genes inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Die wichtigste
dienen nicht dem Zellaufbau, sondern der Abwehrkraft. Dazu       Erfahrung, die jedes Neugeborene während der ersten Tage
zählen Immunglobuline und andere Antikörper; Laktoferrin         und Wochen in dieser neuen Welt machen kann und machen
für die Eisenaufnahme (damit kann Eisen aus der Beikost zu       muss und die seinen weiteren Entwicklungsweg entschei-
mehr als 50 % vom Baby aufgenommen werden, im Gegensatz          dend prägt, wird als Gefühl in seinem Gehirn verankert. Es ist
zu nur 10 % bei Formulamilch) sowie für die Bakterien- und       das Gefühl, dass es in der Lage ist, seine Angst zu bewältigen.
Virenabwehr; Lysozyme, die Bakterien ganz einfach auflösen;      Damit dieses Gefühl entstehen kann, muss das Neugeborene
dazu Wachstumsfaktoren und Hormone für die Reifung der           seine Angst zum Ausdruck bringen können, und es ist darauf
Darmschleimhaut und verschiedener Abwehrzellen.                  angewiesen, dass sein Schreien gehört wird, dass sich jemand
                                                                 (normalerweise die Mutter) ihm zuwendet, es wiegt, es an die
Leukozyten, weiße Blutkörperchen, sind zu Beginn der Still-      Brust nimmt, zu ihm spricht, es wärmt und es beruhigt.
zeit in der Muttermilch besonders zahlreich, da befinden sich        Nur wenn das Baby jemanden findet, der es ihm ermög-
in einem Milliliter bis zu drei Millionen dieser Abwehrzellen.   licht, wieder möglichst viel von dem zu spüren und wahr-
Die meisten davon (Neutrophile und Makrophagen) vernich-         zunehmen, was es bereits aus seinem bisherigen Leben im
ten Bakterien, indem sie sie einfach verschlingen. Ein anderer   Mutterleib kennt und was es mit der dort vorgefundenen
Teil dieser Zellen (T-Lymphozyten) erfüllt eine Gedächtnis-      Sicherheit und Geborgenheit verbindet, kann es seine Angst
funktion für die Bildung spezifischer Antikörper gegen Erreger   überwinden und sein inneres emotionales Gleichgewicht
im Umfeld von Mutter und Kind.                                   wiederfinden. Je häufiger ihm das gelingt, desto tiefer wird
                                                                 die Erfahrung in seinem Gehirn verankert, dass es durch eine
                                                                 eigene Leistung in der Lage ist, seine Angst mithilfe eines
Die psychische und soziale Entwicklung wird beim Stillen         anderen Menschen (der Mutter) zu bewältigen. Sein Selbst-
durch die unersetzliche Innigkeit der Zuwendung gefördert –      vertrauen wächst dabei ebenso wie sein Vertrauen in die Fä-
immerhin gibt die Mutter dem Baby einen Teil von sich selbst.    higkeiten seiner Mutter, ihm Sicherheit und Geborgenheit

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bieten zu können. Das Kind entwickelt eine enge emotionale       Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine starke frühkind-
Bindung …«                                                       liche Bindung von großer Bedeutung für die spätere soziale
    Die gelungene Bindung – Wissenschaftler sprechen von         Anpassung ist. Natürlich ist es auf dieser Ebene auch nicht
»Bindungssicherheit« – gilt heute als Ausgangsbasis dafür,       bedeutungslos, dass in Studien bei ehemals gestillten Kin-
dass ein Kind sein volles Potenzial entwickelt. Denn, sagt       dern im Alter von neun Jahren eine bessere neurologische
Gerald Hüther, »jedes Kind braucht das Gefühl von Sicher-        Entwicklung festzustellen war und dass ehemalige Frühchen,
heit und Geborgenheit, um neue Situationen und Erlebnisse        die Muttermilch bekommen hatten, im Alter von acht Jahren
nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung bewerten        höhere Intelligenzquotienten aufwiesen im Vergleich zu den
zu können. Beides gibt es nur in der intensiven Beziehung        Kindern, die als Säuglinge mit Formulamilch (kommerzielle
zu anderen Menschen, und es sind die frühen, in diesen Be-       Flaschennahrung) ernährt wurden.
ziehungen gemachten und im kindlichen Hirn verankerten
psychosozialen Erfahrungen, die seine weitere Entwicklung
bestimmen und sein Fühlen, Denken und Handeln fortan
lenken.«
                                                                 Muttermilch ist Medizin
    Gefühle von Geborgenheit und Sicherheit sind auf hor-        In der ganz normalen Muttermilch liegen unschätzbare Wer-
moneller Ebene mit bestimmten hormonellen Botenstoffen,          te für Babys Gesundheit. Während zum Beispiel jedes sechste
wie Beta-Endorphinen und Oxytozin, verbunden, von wel-           nichtgestillte Baby schon in den ersten drei Lebensmona-
chen man nicht nur weiß, dass sie die Mutter-Kind-Bindung        ten eine Magen-Darm-Infektion bekommt, erkrankt unter
nachhaltig stärken, sondern auch, dass ihr Wert durch den        den gestillten Babys nur jedes dreiunddreißigste Kind daran.
besonderen Kontakt beim Stillen – beispielsweise die Berüh-      Diese Infektionen mit Durchfall und Erbrechen werden bei
rung der Lippen mit den hochsensiblen Mamillen – jeweils         kleinen Babys schnell zu lebensbedrohlichen Erkrankungen.
stark ansteigt.                                                  Mit Formulamilch erkranken Babys leider auch viel häufiger
                                                                 an Infektionen der Atemwege (z.B. Keuchhusten, Bronchi-
     Mamille und Areola                                          tis, Lungenentzündung), des Mittelohrs, der Harnwege und
                                                                 der Hirnhäute (Meningitis). Hingegen zeigten Nachuntersu-
     »Mamille« ist der medizinische Begriff für »Brustwarze«     chungen im Alter von sieben Jahren bei Kindern, die nach der
     und soll im Folgenden dieses unschöne, leider im Deut-      Geburt mindestens fünfzehn Wochen lang gestillt worden
     schen immer noch weitverbreitete Wort ersetzen. Ähnli-      waren, einen immer noch bestehenden Schutz gegen Atem-
     ches gilt für »Areola«, zu deutsch »Warzenhof«. Auch hier   wegserkrankungen. Ähnlich geschützt sind gestillte Kinder
     wird das deutsche Wort durch den wissenschaftlichen Be-     vor Mittelohrentzündung und HiB-Infektionen (Haemophi-
     griff ersetzt.                                              lus influenza Typ B – ein Erreger von Meningitis und Kehl-
                                                                 kopfentzündung).

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EIN GUTER START …                                                                                            MUTTERMILCH IST MEDIZIN

                                                                    Im Vergleich zu nicht gestillten Kindern waren Kinder mit
Immunsystem Muttermilch                                             einer ehemals sechsmonatigen Stillzeit nur halb so häufig
                                                                    fettsüchtig, hingegen waren sogar fünf Mal weniger Kinder
Genau abgestimmte Immunfaktoren in der natürlichen Säug-            betroffen, wenn ihre Stillzeit bis ins zweite Lebensjahr hinein
lingsnahrung schützen das gestillte Kind vor akuten Erkran-         gedauert hatte, also nur zwanzig statt hundert Kinder!
kungen und fördern seine reifende Abwehrkraft. Ein Teelöffel            Außerdem zeigt die Statistik, dass Menschen, die als Baby
Muttermilch enthält 3 000 000 lebendige Immunzellen von             nicht gestillt wurden, einen signifikant höheren Choleste-
Mama! Sie prägen die Gesundheit für das ganze Leben. Da-
durch sind viele immunologisch bedingte chronische Erkran-            Stillen ist auch gesund für Sie!
kungen (wie Autoimmunkrankheiten) bei einst gestillten Er-
wachsenen selten.                                                     Rasche und problemlose Rückbildung: Nach der Geburt
                                                                      werden beim Stillen auf hormonellem Wege Kontraktio-
Wirkung                           Wirkfaktoren                        nen ausgelöst – sie sorgen für eine rasche Rückbildung
antimikrobiell            z.B.    sekretorisches Immunglobulin A      der Gebärmutter, schützen vor unnötigem Blutverlust und
                                  Laktoferrin
                                  Lysozym                             vermeiden einen Stau des Wochenflusses, was wiederum
                                  Glykoproteine/-lipide               vor Infektionen schützt.
                                  Oligosaccharide
                                  freie Fettsäuren, Monoglyzeride
                                  Leukozyten                          Schneller wieder schlank, auf Dauer bessere Figur: Durch
antientzündlich           z.B.    Antioxidantien                      den zusätzlichen Kalorienverbrauch für die Milchbildung
                                  Wachstumsfaktoren                   freuen sich stillende Mütter über eine raschere Gewichts-
                                  Hormone
                                                                      abnahme – sie erreichen im ersten Jahr mit dem Baby
immunmodulatorisch z.B.           Nukleotide
                                  Cytokine                            leichter wieder das Gewicht, das sie vor der Schwanger-
                                  antidiotypische Antikörper          schaft hatten, und tragen im weiteren Leben ein geringe-
                                  Hormone
                                  T-Lymphozyten                       res Risiko für Übergewicht inklusive seiner Folgeprobleme.

Quelle: »Stillen und Muttermilchernährung« S. 20, BzgA 2001

                                                                                                                                        …
                                                                      Kleineres Krebs-Risiko: Frauen, die ein Kind gestillt ha-
                                                                      ben, haben statistisch gesehen ein kleineres Risiko für
                                                                      Brust- und Ovarial-Krebserkrankungen. Auch das seltene-
Ehemals gestillte Kinder waren in einer Untersuchung an               re Vorkommen von Multipler Sklerose bei Frauen, die ge-
10000 bayrischen Schulkindern auch deutlich seltener über-            stillt haben, wird heute in Zusammenhang mit dem Stillen
gewichtig, wobei die positive Auswirkung des Stillens umso            gebracht.
stärker war, je länger die individuelle Stillzeit gedauert hatte.

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DAS BABY AN DER BRUST                                                                                                    ANLEGEN UND STILLEN

…Anlegen und stillen                                               direkt vor dem Mund. Und so sehen Sie während des Stillens,
                                                                   dass Ihr Baby eng genug an Sie gekuschelt liegt: Seine Na-
                                                                   senspitze berührt Ihre Brust (keine Sorge, es bekommt genug
 Stillen ist das Natürlichste und im Grunde auch das Einfachs-     Luft!) und auch sein oberes Knie drückt sich sanft an Ihren
 te der Welt – z.B. können Sie Ihr Baby nach der Geburt ein-       Körper.
 fach an die Brust nehmen und stillen, ohne jede Vorbereitung.
 Dennoch lässt sich in der darauf folgenden Zeit von den Er-       2. Das Baby nimmt die Brust richtig in den Mund
 fahrungen und dem Wissen rund ums Stillen viel profitieren.       Um dem Baby die Brust zu reichen, heben Sie diese mit der
 Früher gewannen Frauen schon in ihrer Jugend Sicherheit im        freien Hand leicht von unten her an. Dabei liegen Ihre Finger
 Umgang mit kleinen Babys, heute dagegen hält eine Frau, die       unterhalb und Ihr Daumen oberhalb der Mamille (C-Griff),
 ihr erstes Kind bekommt, damit oft überhaupt zum ersten           ohne jeden Druck und weit genug von der Areola entfernt,
 Mal einen Säugling im Arm. Klar, dass da am Anfang alles neu      damit das Baby möglichst viel davon in den Mund nehmen
 ist und dass es jeden Tag neue Fragen gibt.                       kann. Nun streicheln Sie das Baby mit der Mamille ganz zart
      In der Anfangszeit hilft es, die wichtigen Punkte Schritt    an der Unterlippe und lösen damit seinen natürlichen Such-
 für Schritt durchzugehen, so wie sie im Folgenden beschrie-       reflex aus. Warten Sie, bis es seinen Mund richtig weit öffnet,
 ben sind. Damit beherzigen Sie alles, worauf es beim pro­         wie ein hungriges Vögelchen. In diesem Moment drücken Sie
 blemlosen Stillen ankommt, und tun mühelos das Beste für          Ihr Baby schnell ganz eng an sich. So kann es nicht nur die
 Ihr Kind.                                                         Mamille, sondern auch einen guten Teil der Areola mit den
                                                                   Lippen umschließen. Damit liegt die Mamille tief innen, mit-
 1. Sie halten Ihr Baby ganz eng an die Brust gekuschelt           ten im Mund des Babys – hier berührt sie einen Reflexpunkt
 Egal ob Sie im Sitzen oder im Liegen stillen – stützen Sie sich   im hinteren Teil des Gaumens, der das kräftige Saugen un-
 mit verschiedenen Kissen überall, wo es nötig ist, so gut ab,
 dass Sie ohne jede Anspannung Ihr Baby hautnah am Körper
 haben. Anspannung kostet Kraft – und sobald die nachlässt,
 sinkt der Arm, in dem Sie das Baby halten, oder es streckt sich
 der gebeugte Rücken ein wenig – und schon liegt das Baby
 nicht mehr nah genug an Ihrer Brust. Deshalb zerrt es dann
 ein wenig an der Mamille und sie wird vielleicht wund. Wich-
 tig: Das Baby kann am leichtesten trinken, wenn es Ihnen
 »Bauch an Bauch« mit seinem ganzen Körper zugewandt ist
 und den Kopf nicht drehen muss. Es liegt also gerade – Oh-         Der Such- und Saug­reflex hilft dem Baby beim Andocken.
 ren, Schultern und Hüften in einer Linie – und hat die Brust

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DAS BABY AN DER BRUST                                                                                             ANLEGEN UND STILLEN

terstützt, die Zunge streicht die Milch gut aus, und die Kiefer    4. Sie lösen Ihr Baby sanft
massieren die richtige Stelle für die Anregung der Milchbil-       von der Brust
dung. Falsch wäre es, den Kopf des Babys zur Brust zu schie-       Möchten Sie Ihr Baby von der
ben oder ihm die Brust in den Mund zu »stopfen«. Dies kann         Brust nehmen, vielleicht um
zu ineffektivem Saugen führen, das die Milchbildung nicht          es anders anzulegen, weil es
gut stimuliert und die Mamille wund reibt.                         falsch saugt, dann ziehen Sie
                                                                   Ihre Brust nicht einfach vom
3. Sie entspannen sich, während das Baby trinkt                    Baby weg, denn damit könn-
Atmen Sie tief aus und lassen Sie sich in die Kissen sinken!       ten Sie sich wehtun. Statt-
                                                                                                       Das Saugvakuum sanft auflösen.
Nehmen Sie sich diese eine Minute Zeit, sobald Ihr Baby eng        dessen lösen Sie zuerst das
an Ihre Brust geschmiegt liegt und trinkt, um Ihr Augenmerk        Saugvakuum: Legen Sie Ihren
darauf zu lenken, dass Sie nirgendwo angespannt sind. Wann         Finger in den Mundwinkel des Babys, und ziehen Sie ihn sanft
immer Sie während des Stillens eine Anstrengung spüren,            zur Wange hin. Dann können Sie die Mamille von innen her
stopfen Sie sich mit der freien Hand ein Kissen an diese Stelle.   mit Ihrem Finger herausschieben, falls das Baby sie nicht von
Stellen Sie sich bildhaft vor, dass jede Anspannung, die viel-     selbst loslässt. So vermeiden Sie Hautreizungen.
leicht noch in Ihrem Nacken- und Schulterbereich sitzt, jetzt
schmilzt wie Eis an der Sonne. Atmen Sie tief aus und lassen       5. Sie lassen die Mamille an der Luft trocknen
Sie dabei alles »Sollen« und »Wollen« von sich abgleiten. Las-     Die besten Pflegesubstanzen für Ihre Haut befinden sich in
sen Sie sich tragen – je mehr Sie loslassen, desto besser fließt   dem kleinen Rest von Milch und Speichel, der nach dem Stil-
die Milch.                                                         len auf Ihrer Brust verbleibt. Er enthält Enzyme und Immun-
                                                                   globuline mit antibakterieller Wirkung und die Muttermilch
     Am besten lassen Sie sich gerade in den ersten Wochen         besitzt darüber hinaus noch entzündungshemmende Eigen-
     beim Anlegen und Stillen Ihres Babys jedes Mal richtig gut    schaften. Entfernen Sie diese wertvollen Substanzen nicht,
     Zeit. Gönnen Sie sich jetzt noch viel Ruhe und vor allem:     sondern lassen Sie sie antrocknen, bevor Sie den BH wieder
     Üben Sie zunächst auch Geduld. Es ist normal, während         schließen.
     einer Stillmahlzeit mehrmals von Neuem zu beginnen,               Auch aus den kleinen Hubbelchen auf der Areola kommt
     das Baby von der Brust zu lösen und noch einmal neu an-       während des Trinkens eine körpereigene »Hautcreme« und
     zulegen, bis alles stimmt und das Baby gut trinkt. Schon      wird von den Lippen des Babys behutsam einmassiert. So
     sehr bald werden Sie und Ihr Baby darin so routiniert sein,   wird Ihre Haut beim Stillen automatisch bestens gepflegt. Bei
     dass Sie alles, worauf es ankommt, automatisch richtig        empfindlichen Mamillen dürfen Sie ein paar Tropfen Mut-
     machen.                                                       termilch zusätzlich ausdrücken, rundherum eintupfen und
                                                                   trocknen lassen.

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DAS BABY AN DER BRUST                                                                                                STILLEN IM LIEGEN

Bequeme Stillhaltungen                                               Stillen im Liegen
                                                                     Meistens finden Mütter das Stillen im Liegen am erholsams-
Sie verbringen jeden Tag viele Stunden mit Ihrem Baby an der         ten. Vor allem nachts. Da können sie beim Stillen gleich wei-
Brust, deshalb macht es für Sie einen großen Unterschied, ob         terschlafen.
Sie es dabei bequem haben und sich beim Stillen entspan-
nen und ausruhen oder nicht. Verschieden große, feste Kis-
sen, aufgerollte Handtücher oder Deckenrollen geben Ihnen            Seitenlage
überall dort Stütze und Halt, wo es nötig ist: im Rücken, im         Sie liegen mit leicht gebeugten Beinen auf der Seite, eine
Nacken, unter den Knien, unter den Füßen und – ganz be-              Deckenrolle gibt Ihnen gut Halt von hinten und vielleicht
sonders wichtig! – unter dem Arm, in dem Sie Ihr Baby hal-           ruht Ihr oberes, etwas mehr gebeugtes Knie auf einem Kis-
ten. In den ersten Tagen ist es Ihnen vielleicht lieber, immer       sen, das stabilisiert Ihr Becken. Ihr Kopf liegt gut abgestützt
in derselben Körperhaltung zu stillen. Sobald Sie jedoch etwas       auf ein oder zwei festen Kissen oder einer Nackenrolle, damit
mehr Übung beim Anlegen des Babys haben, geben Sie ihm               Ihre Nackenmuskulatur
sicher gerne auch einmal in einer anderen Haltung die Brust.         entspannt ist, während Sie
Das hat sogar einige Vorteile: Wenn Sie Ihr Baby nicht immer         Ihrem Baby beim Trinken
in derselben Haltung stillen, beanspruchen seine Zunge und           zusehen.
sein Kiefer die Haut der Mamille beim Saugen nicht immer                  Wichtig: Ihre Schul-
am selben Fleck. Auch massiert das Kinn des Babys die Brust          ter liegt auf der Matratze.
mal hier und mal dort, so wird die Haut weniger einseitig be-        Liegen Sie auf der rech-
ansprucht, alle Milchgänge werden gleichmäßig geleert, und           ten Seite, ist Ihr rechter
so kann sich kein Milchstau bilden.                                  Arm dadurch vollkommen
                                                                     entlastet. Mit der linken
     Sicherheit braucht Zeit                                         Hand heben Sie nötigen-
                                                                     falls Ihre rechte Brust von
     Es ist ganz normal, wenn Sie sich in jeder neuen Stillhal-      unten her etwas an, um sie
     tung am Anfang unsicher fühlen – lassen Sie sich davon          dem Baby zu reichen. Das
     bitte nicht entmutigen. Ihre Sicherheit wird rasch zuneh-       Baby liegt eng an Sie ge-
     men, das geht ganz von selbst. Sie und Ihr Baby werden          schmiegt auf seiner linken
     bald die größten Experten darin sein, wie das Stillen für Sie   Seite. Sein ganzer Körper
     beide in verschiedenen Positionen am schönsten ist.             ist Ihnen zugewandt, die
                                                                     Knie an Ihrem Bauch,

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DAS BABY AN DER BRUST                                                                                               STILLEN IM SITZEN

das Gesichtchen auf Höhe Ihrer Brust. Eine Handtuchrolle           Rückenlage
im Rücken bewahrt das Baby davor, nach hinten zu kippen.           Wenn Sie sich lieber nicht auf die Seite drehen, richten Sie Ih-
Manche Mütter legen gern ihren Oberarm unter den Kopf des          ren Oberkörper mit ein paar großen Kissen im Rücken so weit
Babys, andere nicht – was bequemer ist, hängt von der Größe        wie möglich auf. Stecken Sie sich auch eine dicke Rolle un-
der Brust ab.                                                      ter Ihre Kniekehlen bzw. unter die Oberschenkel, dann bleibt
    Vielleicht können Sie Ihrem Baby beide Brüste anbieten,        Ihre Bauchmuskulatur schön entspannt. Das Baby legen Sie
während Sie auf derselben Seite liegen bleiben. In diesem Fall     genauso an wie im Sitzen, entweder auf Ihrem Schoß in der
drehen Sie sich etwas mehr auf den Bauch, um Ihrem Baby            »Wiegehaltung« (R S. 60f.) oder von Ihrer Seite her in der
die obere Brust zu reichen. Ihr Baby drehen Sie dementspre-        »Seitenhaltung« (R S. 62f.).
chend ein wenig mehr auf seinen Rücken. Ist diese Haltung              In den ersten Tagen nach einem Kaiserschnitt wird diese
aber nicht so angenehm für Sie, dann rollen Sie sich auf die       Haltung von den meis­ten Müttern bevorzugt, weil sie am we-
andere Seite und drücken Ihr Baby dabei fest an sich, um es        nigsten Beschwerden verursacht.
gleich mitzunehmen. Machen Sie es sich zuerst wieder ganz              Ganz flach auf dem Rücken liegend zu stillen ist zwar mit
bequem, mit einem Polster unter Ihrem oberen Knie und im           einem größeren Baby ein Kinderspiel, in der ersten Zeit da-
Rücken, bevor Sie weiterstillen.                                   gegen eher schwierig. Hilfreich ist die ganz flache Rückenla-
    In der ersten Zeit nach der Geburt ist die Seitenlage die      ge allerdings bei einer Übermenge an Milch: Das Baby liegt
bequemste, wenn es während der Geburt zu einer Dammver-            dabei auf einem entsprechend hohen Kissen fast bäuchlings
letzung gekommen ist, die beim Sitzen noch schmerzt, solan-        an Ihrer Seite und erfasst die Mamille von oben her. Die
ge sie abheilt.                                                    Milch fließt ihm also gegen die Schwerkraft in den Mund, das
                                                                   bremst ihren Strahl etwas und das Baby kann leichter schlu-
     Große Brust – kleine Brust                                    cken. Probieren Sie es aus. Sie brauchen auf jeden Fall auch
                                                                   ein Kissen unter dem Kopf, damit Sie Ihre Brust und das Baby
     Welche Stillhaltungen für Sie und Ihr Baby bequemer als       gut im Blick haben, ohne sich im Nacken anzuspannen. Stüt-
     andere sind, hat auch mit der Größe Ihrer Brust zu tun.       zen Sie seine Stirn mit Ihrer Hand.
     Bei einer besonders kleinen Brust legen Sie das Baby viel-

                                                                                                                                        …
     leicht auf ein entsprechend hohes Kissen, wenn Sie es in
     der Seitenlage stillen. Bei einer besonders großen und        Stillen im Sitzen
     schweren Brust ist es oft hilfreich, sie von unten her mit
     einer zusammengerollten Mullwindel anzuheben. Experi-         Ideal ist dafür ein Stuhl mit Armlehnen und einer geraden,
     mentieren Sie, bis Sie die für Sie und Ihr Baby besten Hal-   hohen Rückenlehne – darin bleibt Ihr Rücken aufrecht und
     tungen gefunden haben.                                        gerade, während Sie sich entspannt zurücklehnen. Dabei hilft
                                                                   sicher auch ein kleiner Fußschemel, sofern Sie nicht einen

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DIE BRUST IN DER STILLZEIT                                                                                                      DIE MILCHBILDUNG

…Die Milchbildung                                                                Das neu gewonnene Bild zeigt individuelle Unterschiede von
                                                                                 Frau zu Frau, eine geringe Zahl von Hauptmilchgängen und
                                                                                 mehr Drüsengewebe unmittelbar hinter Mamille und Areola.
 In der Stillzeit gleichen die Brustdrüsen vielen saftigen Wein-                 Die milchbildenden Zellen in den Hüllen der Milchbläschen
 reben voll praller Trauben. In den einzelnen Trauben, den                       entnehmen dem mütterlichen Blut alle für das Baby nötigen
 Milchbläschen, wird durch die Anregung von Prolaktin die                        Substanzen. Um die Eigenheiten der Milchbildung zu verste-
 Milch gebildet. Während das Baby beim Saugen mit wellen-                        hen, braucht man nur daran zu denken, dass es Drüsen im
 artigen Bewegungen seiner Zunge die Mamille und Areola                          Inneren der Brust sind, aus welchen die Muttermilch fließt –
 rhythmisch gegen seinen Gaumen drückt, sorgt das Hormon                         wie alle unsere Drüsen also eine unerschöpfliche Quelle, die
 Oxytozin dafür, dass ein Pulsieren der Milchbläschen die                        nie versiegt, solange sie stimuliert wird. Diese Quelle sprudelt
 Milch in die Milchgänge pumpt. Dies ist der Milchflussre-                       jedoch nicht ununterbrochen. Weil ein Baby nicht ständig
 flex, den manche Frauen als angenehme Empfindung spüren.                        trinken will, bildet sich die Milch in verlässlich wiederkehren-
 Daraufhin fließt die Milch durch ein feines System von ver-                     den Portionen. Woher weiß die Brustdrüse, wie groß die er-
 zweigten Milchdrüsengängen der Mamille zu. So kommt die                         forderlichen Portionen sein sollen und in welchen Abständen
 Milch während des Trinkens d    ­ irekt frisch aus den Milchbläs­               sie zur Verfügung stehen müssen? Diese Information geben
 chen. Die Anatomie-Vorstellung von »Milchseen« hinter den                       Dauer und Häufigkeit der Stillmahlzeiten oder ersatzweise
 Mamillen wurde erst vor wenigen Jahren durch neue For-                          das Abpumpen: Die Nachfrage regelt das Angebot, ganz au-
 schungsarbeiten widerlegt, die zeigen, dass dieses angenom-                     tomatisch und vollkommen zuverlässig. Je mehr Bedarf ange-
 mene Reservoir nicht existiert.                                                 meldet wird, desto mehr Milch bildet sich – und umgekehrt –,
                                                                                 so werden mühelos auch Zwillinge satt.
          Alt                                                              Neu       Wenn der Bedarf des Babys jedoch einmal sehr plötzlich
                                                                                 und stark zunimmt oder abnimmt, kann es ein oder zwei Tage
                                                                                 dauern, bis sich die Milchbildung entsprechend angepasst hat.
                                        Neues Wissen
                                                                                 Das liegt daran, dass die Milchbildung über einen komplexen,
                        Milchgänge verzweigen sich näher an der Mamille
                                   Milchseen existieren nicht
                                                                                 hormonell-nervalen Regelkreis gesteuert wird. Spezielle Ner-
                            Drüsengewebe ist näher an der Mamille                venbahnen, die in der Mamille enden, melden den Saugreiz
                       Unter der Mamille ist wenig subkutanes Fettgewebe
                                                                                 an den Hypothalamus, das endokrine Zentrum im Gehirn,
                                                                                 und regen damit die Bildung von bestimmten hormonellen
                                                                                 Botenstoffen an, welche wiederum die Hirnanhangsdrüse
                                                                                 (Hypophyse) dazu veranlassen, die beiden Hormone Prolak-
 Die Anatomie der weiblichen Brust. Heute weiß man: Das Drüsengewebe
 befindet sich näher an der Mamille und die früher beschriebenen »Milchseen«
                                                                                 tin und Oxytozin freizugeben und über die Blutbahn zu den
 existieren nicht.                                                               Brustdrüsen zu schicken.

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DIE BRUST IN DER STILLZEIT                                                                                  DIE MILCHBILDUNG STEIGERN

Prolaktin wird auch »Mütterlichkeits-Hormon« genannt, weil
es mit dem intensiven Verlangen verbunden ist, das Baby bei
                                                                  Die Milchbildung steigern
sich zu haben, es zu umsorgen und zu beschützen. Bei Tier-        Erster Schritt: Herausfinden, wo die Ursache liegt. Die Milch-
weibchen stärkt Prolaktin den Nestinstinkt und die Kraft, die     bildung wird nicht genug angeregt, …
Jungen zu verteidigen. Eine besondere Art von erhöhter Emp-       ► wenn das Baby nicht richtig saugt, weil es nicht richtig an-
findsamkeit und gesteigerten Sinneswahrnehmungen für be-             gelegt ist (wie es richtig geht, erfahren Sie auf S. 52ff.) oder
stimmte Reize nehmen auch stillende Mütter an sich wahr.             unter Saugverwirrung leidet (R S. 202).
Sie hilft ihnen, besonders wachsam auf das Neugeborene zu         ► wenn das Baby nicht lange genug an der Brust bleibt oder zu
achten, und verhindert z.B., dass sie in einen zu tiefen Schlaf      selten trinkt. Wie man ein saugschwaches oder schläfriges
fallen. Stillende Mütter merken manchmal, dass sie am Abend          Baby anregt, lesen Sie ab S. 197.
eines hektischen Tages weniger Milch haben. Dann hilft es,        ► wenn das Baby auf einmal länger schläft – wenn die Brust
sich etwas Gutes zu tun: ein Bad nehmen, alleine in Ruhe             stundenlang prallvoll ist, z.B. gegen Morgen, wird die Milch
essen oder ein Nickerchen halten. Das sorgt dafür, dass der          rasch weniger.
Prolaktinwert steigt und das Baby für die Nacht eine kräftige     ► wenn das Baby etwas anderes als die Brust bekommt – das
Mahlzeit bekommt. Auch Ruhe und Entspannung erhöhen in               kann nötig sein, erfordert aber, dass gleichzeitig an der
der Stillzeit den Prolaktinspiegel – die Milch fließt dann umso      Brust der Saugreiz per Milchpumpe gegeben wird. (Wie oft
reichlicher, wenn die Mutter das Stillen zum Ausruhen nutzt          und wie lange sagt im individuellen Fall die Hebamme oder
und es sich während des Stillens so richtig gemütlich macht.         Stillberaterin.)
                                                                  ► durch eine schwere Krise oder Krankheit der Mutter – oder gro-
Oxytozin nennt man auch »Bindungshormon«, weil es mit ei-            ße Mengen Alkohol, Nikotin, Koffein sowie manche Medi-
nem Gefühl tiefster gegenseitiger Befriedigung einhergeht, das       kamente.
die Bindung zum Partner oder in diesem Fall zum Baby stärkt.
    Während der Stillzeit beeinträchtigen Alkohol, Nikotin          Zu wenig Milch im Wochenbett?
und Koffein in größeren Mengen die Oxytozinbildung, eben-
so wie manche Medikamente, aber auch Überforderung und              Wenn ein Baby nach der Geburt zu viel Gewicht verliert
Verunsicherung, Schmerzen und extremer Stress spielen eine          (mehr als 7 % seines Geburtsgewichts) bzw. bis zum zehn-
Rolle. Alles, was wohlig stimmt, erhöht hingegen den Oxyto-         ten Lebenstag nicht sein Geburtsgewicht wieder erreicht
zinwert – Massagen, warme Kompressen, Ruhe und Entspan-             hat oder wenn es noch am fünften Lebenstag schwarzen
nung – und nicht zuletzt die Freude am Baby. Oft kommt des-         Stuhl hat (Mekonium), sind das alles Zeichen dafür, dass
halb nicht nur durch das Saugen an der Brust, sondern auch          es mehr trinken muss. Auch wenn ein Neugeborenes
schon durch den Anblick des Babys, durch seinen Geruch              sehr oft weint und quengelt oder wenn es »nur« schläft,
oder seine Stimme die Milch in Fluss.

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DIE BRUST IN DER STILLZEIT                                                                                  DIE MILCHBILDUNG STEIGERN

     können das deutliche Signale dafür sein, dass es vielleicht        ersten und noch einmal zur zweiten usw. So bieten Sie bei-
     nicht genug Milch bekommt. Lesen Sie auf S. 76f., wie Sie          de Seiten mindestens zwei Mal an und regen das Baby zu
     an den Windeln erkennen, ob Ihr Baby genug bekommt.                möglichst ausdauerndem Trinken an.
     Sprechen Sie auf jeden Fall bei Ihrer Hebamme, Stillbe-         ► ausschließliches Stillen: In den ersten sechs Monaten be-
     raterin oder Kinderärztin Ihre Sorgen an. Falls jetzt vorü-        kommt ein gesundes Baby an der Brust alles, was es
     bergehend zugefüttert werden muss, könnte Sie eine Still-          braucht – die Nachfrage regelt das Angebot.
     und Laktationsberaterin IBCLC darin unterrichten, wie           ► zusätzliches Abpumpen: Falls Ihr Baby nur kurz trinkt, kön-
     das mit einem Brusternährungs-Set, einer weichen Sprit-            nen Sie durch anschließendes Abpumpen die Milchbildung
     ze, mit dem Löffel oder einem Becher so geschehen kann,            noch weiter anregen.
     dass das Stillen nicht gestört wird. Was Sie tun können,
     um Ihre Milchmenge rasch und effizient zu steigern, lesen         In Ausnahmesituationen, wie beispielsweise bei einer
     Sie hier.                                                         schweren Krise oder Krankheit, kann vorübergehend ein
                                                                       Oxytozin-Nasenspray (Syntocinon), das die Hebamme
                                                                       oder Ärztin verordnet, die Milch wieder in Fluss bringen
Zweiter Schritt: Ursache beseitigen und die Milchmenge be-             helfen. Dies darf aber nur eine kurzzeitige Hilfe sein,
liebig erhöhen, durch …                                                denn auf Dauer würde die Milchbildung beeinträchtigt
► richtiges Saugen: Wie Sie dem Baby helfen, die Mamille rich-        werden.
   tig in den Mund zu nehmen, lesen Sie auf S. 53f.
► häufigere und längere Mahlzeiten: Selbst wenn die Milchbil-
   dung einmal fast versiegt ist – z.B. nach einer Krankheit –,
   lässt sie sich wieder voll ankurbeln, indem Sie sich einfach      Naturheilmittel zur Steigerung der Milchmenge
   zwei Tage mit Ihrem Baby ins Bett legen und es »ständig«          Milchbildungstee: Alte Apothekerbücher loben folgende
   stillen. Wichtig ist mindestens eine Nachtmahlzeit, kleine        Pflanzen dafür: Anis, Brennnessel, Dill, Fenchel, Geißraute
   Babys müssen auch nachts ca. alle vier Stunden trinken.           (Galega vulgaris), Koriander, Kreuzblume (Polygala amara,
► beidseitiges Stillen: So wird jeder Brust ein häufigerer Impuls   von griechisch »poly« = viel und »gala« = Milch) und Melisse.
   zur Milchbildung gegeben. Ersatzweise können Sie abpum-           Anstelle eines fertigen Stilltees können Sie sich in der Apo-
   pen, wenn Ihr Baby zu satt für die zweite Brust ist.              theke oder im Kräuterhaus auch Ihre eigene Mischung nach
► wechselseitiges Stillen: Damit Ihr Baby ausgiebiger trinkt,       Geschmack herstellen lassen. Zubereitung: 1 TL Kräuter mit
   wechseln Sie bei jedem Stillen mehrmals die Seite. Sobald         1 Tasse kochendem Wasser überbrühen, zugedeckt zehn Mi-
   Ihr Baby an der ersten Brust langsamer saugt und seltener         nuten ziehen lassen, abseihen. Bis zu drei Tassen über den
   schluckt – das kann nach zwei bis fünf Minuten sein –,            Tag verteilt trinken – und wieder damit aufhören, sobald die
   wechseln Sie es zur zweiten Seite, dann wieder zurück zur         Milchmenge sich normalisiert hat.

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DIE BRUST IN DER STILLZEIT                                                                            DIE MILCHBILDUNG VERRINGERN

Aromatherapie: Folgender Tipp für die innerliche Anwen-          Nicht abpumpen! Streichen Sie die überflüssige Milch per
dung eines ätherischen Öls stammt von einer Mutter mit           Hand aus – das regt die Prolaktinbildung weniger an als die
einem anstrengenden Beruf, die ihre drei Kinder erfolg-          Milchpumpe (R Anleitung auf S. 99f.).
reich gestillt hat: Zwei Tropfen naturreines Kümmelöl auf
ein Stück Würfelzu­cker träufeln und lutschen. Damit lässt       Trinken Sie nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Wenn Sie
sich an stressreichen Arbeitstagen jederzeit die Milchmenge      weniger trinken, als Ihr Durst verlangt, leidet Ihr Organismus.
steigern.

Homöopathie: Wenn sich mit den bisher beschriebenen              Wenn das Baby beim Trinken überfordert ist
Maßnahmen nicht in kurzer Zeit ein befriedigender Erfolg         Ein allzu starker Milchfluss kann es dem Baby in den ersten
einstellt, sollte eine homöopathische Behandlung in Erwä-        Monaten schwer machen, beim Trinken einen guten Rhyth-
gung gezogen werden. Zu den Mitteln, die hier häufig nützen,     mus seiner Saug- und Schluckbewegungen zu finden. Dann
zählen: Agnus castus, Bryonia, Causticum, Calcium carbo-         wird es an der Brust unruhig, nachdem der Milchflussreflex
nicum, Phytolacca, Pulsatilla, Sepia sowie Urtica urens, die     eingesetzt hat (lesen Sie im sechsten Kapitel mehr zum The-
Brennnessel. Die Wahl des Similimums erfordert eine sorg-        ma Unruhe an der Brust, um sich der richtigen Ursache sicher
fältige Anamnese.                                                zu sein) oder es verschluckt sich leicht oder es schluckt sehr
                                                                 viel Luft und hat dadurch Probleme mit dem Bäuerchen (wie
                                                                 Sie dem Baby dabei helfen können, lesen Sie in dem Kapitel
                                                                 Das Bäuerchen, S. 71ff.).
Die Milchbildung verringern
Auch ein ständiger Überfluss an Muttermilch macht nicht          Beim Stillen die Schwerkraft zu Hilfe nehmen: Probieren Sie
glücklich. Dem Baby fällt das Trinken schwer, es spuckt          aus, ob es dem Baby hilft, beim Trinken mit Ihrem starken
viel, muss häufig aufstoßen, verschluckt sich oder bekommt       Milchfluss besser zurechtzukommen, wenn Sie es mithilfe ei-
Bauchkrämpfe. Und die Mutter stört es, wenn häufig Milch         nes Kissens so hoch anlegen, dass sein Gesicht leicht nach un-
aus der Brust tropft. Das sollten Sie in jedem Fall tun:         ten zu Ihrer Mamille geneigt ist. Ihre Milch fließt dann leicht
                                                                 gegen die Schwerkraft nach oben. Dies geht besonders gut in
Geben Sie dem Baby nur eine Brust pro Mahlzeit. So erhält
jede Brust den anregenden Saugreiz seltener. In Zeiten, in de-
                                                                 der Rückenlage, die im zweiten Kapitel (S. 59) beschrieben ist.
                                                                                                                                    …
nen das Baby häufige kleine Mahlzeiten zu sich nimmt, be-
kommt es über einen festen Zeitraum immer dieselbe Brust,        Wenn die Milch ausläuft
danach genauso lange nur die andere – z.B. von 12 bis 15 Uhr     Druck stoppt den Milchfluss: Drücken Sie sanft auf Ihre
die linke Brust, von 15 bis 18 Uhr die rechte usw.               Mamille, wie auf einen Klingelknopf, oder verschränken Sie

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DAS BABY WIRD GRÖSSER

…und Weltgesundheitsorganisation empfehlen ohnehin eine
   Stillzeit »bis zum zweiten Geburtstag und darüber hinaus, so-
   lange Mutter und Kind es wünschen«. Falls Sie sich von Ihrer
   Umwelt unter Druck gesetzt fühlen, weil Sie »immer noch«
   stillen, finden Sie in der Tabelle »Auswirkungen der künstli-
   chen Säuglingsernährung« im Anhang (R Seite 224ff.) sicher
   einige nützliche Argumentationshilfen für das Weiterstillen.
        Aber zwingen Sie sich auch nicht dazu, die Brust länger
   zu geben, als es Ihnen Freude macht. Natürlich liegt es häu-
   fig daran, dass Mütter nicht genügend Hilfe im Alltag haben,
   wenn sie vorzeitig abstillen. Sie könnten oft besser und länger
   auf die Bedürfnisse des Babys eingehen – und dabei auch ihre
   eigenen pflegen –, wenn es immer noch ein ganzes Dorf gäbe,
   das sie unterstützt. Vielleicht können Sie, wenn Sie das im
   Auge behalten, auf Dauer mitten in Ihrem Umfeld ein »Dorf«
   schaffen, das mit Ihrer Familie ein gutes und tragfähiges Be-
   ziehungs-Netzwerk bildet, in dem es leichter fällt, Kinder mit
   viel Liebe und Geduld von selbst groß werden zu lassen.

                                                                      Rasche Hilfe
                                                                     bei Problemen
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