DAS CORONAVIRUS ATTACKIERT AUCH DEN FECHTSPORT - SÄBEL-NACHWUCHS ERFOLGREICH BEI KADETTEN-EM - Deutscher ...
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Offizielles Organ des Deutschen Fechter-Bundes e. V. • Nr. 2 • 2020 • 39. Jahrgang • 5273 DAS CORONAVIRUS ATTACKIERT AUCH DEN FECHTSPORT SÄBEL FLORETT SÄBEL-NACHWUCHS HERRENFLORETT- ERFOLGREICH BEI HOFFNUNG LUIS KADETTEN-EM KLEIN
inhalt F O R U M 4 Trainer des Monats 5 O LY M P I A Foto: Augusto Bizzi Fechter begrüßen Olympia-Verschiebung6 Dieter Lammer Interview mit DFB-Sportdirektor Sven Ressel 10 OLYMPISCHE SPIELE IM SCHATTEN LU I S K L E I N DER CORONAVIRUS-PANDEMIE „Ein unglaubliches Erlebnis“ 12 DIE EBERTS Die Olympischen Spiele in Tokio sind von der Coronavirus-Pandemie über Sportler-Gene der Mutter: schattet worden und führten zur Verschiebung ins nächste Jahr. Auch Fecht Leonie Ebert 14 turniere mussten verlegt oder abgesagt werden. Die Olympia-Qualifikation war zwar durch die Corona-Krise auch beeinträchtigt, wurde aber weitgehend abgeschlossen. Deshalb konnte sich der Deutsche Fechter-Bund freuen, CO R O N AV I R U S U N D dass Leonie Ebert im Damenflorett sowie die Mannschaften im Herrensäbel TURNIERE IN DEUTSCHLAND und Herrenflorett die Olympia-Tickets sicherten. Im Vergleich mit den vier Einzelstartern bei den Spielen 2016 in Rio sind zwei qualifizierte Teams zwar ein Der Fechtsport steht still 15 passables, in der Summe aber kein zufriedenstellendes Ergebnis. KADETTEN- UND Während Leonie Ebert und die Säbelherren die in sie gesetzten Erwartungen JUNIOREN-EM IN POREC erfüllten, überraschte das Herrenflorett-Team mit der Qualifikation in letzter Minute. Sicherlich war dies am Ende glücklich und nur mit Hilfe Dritter mög- Junges Team wächst langsam lich – aber nicht nur Glück allein. Der Grundstein dafür wurde wesentlich durch zusammen16 den Gewinn der Silbermedaille bei den Europameisterschaften 2019 gelegt, die die Verantwortlichen des DFB trotz vieler Widrigkeiten nach Düsseldorf holen F E C H TAU S R Ü S T E R konnten. Wie geht es aber nach den Olympischen Spielen 2021 weiter? Übli- cherweise erfolgt eine personelle Zäsur durch die Beendigung der sportlichen A L L S TA R Karrieren einiger Leistungsträger. Diese Lücken gilt es, mit Blick auf die Vision Kooperation mit DFB ist eine 2028, mit unseren Nachwuchssportlerinnen und -sportlern zu schließen. Herzenssache. fechtsport sprach mit Frank Messemer 18 Die gerade zu Ende gegangene EM der Kadetten und Junioren in Porec stimmt nur vorsichtig optimistisch. Der Europameistertitel von Colin Heathcock und Bronze für Valentin Meka in den Säbelwettbewerben der Kadetten sind hervor N AC H W U C H S A R B E I T ragende Leistungen, zu denen noch das eine oder andere gute Einzel- oder Mehr als nur Fechten lernen: Mannschaftsergebnis gekommen ist. Bei den Junioren konnte sich der DFB nur Nachwuchsarbeit im Dresdner FC 24 über die Bronzemedaille im Damenflorett freuen. Festzustellen ist aber, dass es ein zu starkes Leistungsgefälle zwischen den einzelnen Disziplinen gibt. Dies gilt es, durch intensive Anstrengungen aller Beteiligten abzubauen. Wie sich der DFB- GROSSES GESCHENK Nachwuchs danach auf Weltebene behauptet hätte, entzog sich durch die Absage Usmanow schenkt Olympischem der WM der Kadetten und Junioren in Salt Lake City/USA wegen der Corona Museum Coubertin-Manuskript 26 virus-Krise der Beurteilung. Der Weltverband FIE hatte sich dazu entschlossen, da die USA unter anderem ein Einreiseverbot für Bürger aus der EU verhängt hatten. LANDESVERBÄNDE Die Coronakrise bereitet den Verantwortlichen der FIE aktuell erhebliche Proble- Bayern, Berlin 27 me hinsichtlich der noch ausstehenden Qualifikationsturniere für Tokio 2020 be- Mittelrhein, Südbaden, Südwest 29 ziehungsweise 2021. Dies gilt auch für die Kontinentalausscheidungen. Zunächst Württemberg32 steht aber die Gesundheit an erster Stelle. Bleiben auch Sie weiterhin gesund. Rollstuhlfechten34 Dieter Lammer DFB-Vizepräsident Internationales IMPRESSUM 34 3
forum schirmer58@googlemail.com Corona-Krise und das Fechten Coaching für Athleten in der Corona-Krise Corona-Krise und das Fechten: Berichtet davon Die Coronavirus-Pandemie hat auch Die Coronavirus-Krise hat auch Auswirkungen auf den Fechtsport in die Fechter betroffen – und Ängste ver- Deutschland. Turniere mussten abgesagt werden, Trainingshallen wurden ursacht. Um zu helfen, hat der DFB mit geschlossen. Wie ist es den Fechtern in dieser Zeit ergangen, was haben die seinem Verbands-Sportpsychologen Dr. Vereine und die Trainer gemacht? Berichtet von euren Erlebnissen, Initiativen Christian Heiss den Bundeskadern und oder Besonderheiten in der Zeit der Coronavirus-Krise und schickt kleine den Kadetten und Junioren, die sich für Berichte und Fotos mit dem Betreff: „Corona-Krise und Fechten” bis zum die abgesagte WM in Salt Lake City quali- 10. Mai an das fechtsport-Magazin: schirmer58@googlemail.com fizierten, ein Angebot gemacht: Sie haben die Möglichkeit zu einem 1:1-Coaching bekommen. Diese Maßnahme erfolgte ab- solut vertraulich und ist kein Zeichen von Schwäche. Interessierte Athleten konnten und können sich direkt an Dr. Heiss wen- den. 1984 Mannschafts-Weltmeister im De- che nach dieser Fecht-Rarität im Internet gen wurde, rief nicht in eigener Sache an. vergeblich war. Suche nach großen Griffen: Vater Bellmann wollte seinem Sohn Lukas Pusch hilft Lukas Bellmann helfen, der verzweifelt auf der Suche nach Da erinnerte sich Achim Bellmann, dass besonders großen Griffen für seine Waf- auch Alex Pusch seine Goldmedaillen und Es ist ein ungewöhnlicher Hilferuf ge- fen war. Die Herstellung dieses sogenann- Titel bei Olympia und Weltmeisterschaf- wesen, der Alexander Pusch von seinem ten belgischen Pistolengriffs ist offenbar ten mit jenem großen Griff erkämpft hatte. ehemaligen Mannschafts-Kameraden eingestellt worden. Die Not war dadurch „Alex sagte mir, dass er zwar selbst keine erreichte. Achim Bellmann, mit dem er groß, zumal auch eine intensive Recher- dieser Griffe mehr habe, aber einige an jungen Fechter verliehen hatte“, berichte- te Bellmann Senior. Pusch versprach aber, sich zu kümmern. Und tatsächlich konnte er einige davon wieder zurückholen und sie dem mitten in der Olympia-Qualifika- tion stehenden Lukas Bellmann zur Verfü- gung stellen. Athleten können sich auf Sporthilfe verlassen In Zeiten großer Unsicherheit durch die Coronavirus-Pandemie können sich ge- förderte Athleten auf die Unterstützung der Deutschen Sporthilfe verlassen. „Die Förderung wird für den aktuell bewilligten Zeitraum unverändert fortgeführt”, sicher- te Sporthilfe-Vorstand Thomas Gutekunst zu. Gefördert werden von der Stiftung rund 4000 Spitzenathleten. Die Einzelergebnisse der Athleten beim jeweiligen Saisonhöhe- punkt dienen gewöhnlich als Grundlage für die kommende Förderperiode. „Wenn der Saisonhöhepunkt ausfällt, müssen wir uns die Fälle sehr individuell anschauen und für geeignete neue Regeln sorgen”, sagt er. Auch für Zahlungen von Verdienst- Lukas Bellmann hat große Griffe für seine Degen gesucht und große Hilfe bekommen: Von ausfall für Training oder Wettkämpfe, die Olympiasieger Alex Pusch Foto: Augusto Bizzi Corona-bedingt kurzfristig abgesagt seien, 4
würden für Einzelfälle bereits schnell flexi- ble Regelungen getroffen. Trainer des Monats Für die Sommersportler gelte der Status quo der Sporthilfe-Förderung. „Die Gel- Richard Breutner: Konkurrenz aus dem Süden der für alle Sommersportler sind für die laufende Förderperiode gesichert, auch Das Gesicht kommt Ihnen bekannt vor? Beim unabhängig von Tokio 2020”, sagte Gute- Namen klingelt etwas? Zumindest als Florett- kunst. Dies gelte auch angesichts der Ein- fechter ist das kein Wunder. Richard „Richy” schränkungen im Trainings- und Wett- Breutner war in den 2000er-Jahren eine Marke kampfbetrieb und nach der Verschiebung im deutschen Herrenflorett: 2004 Europameister der Olympischen Spiele in Tokio auf 2021. im Einzel, 2006 und 2008 Vizeweltmeister mit der Mannschaft. Fechttraining für zu Hause von Hartung und Szabo „Ich konnte mir nie vorstellen, dass ich vom Fech- ten ganz loskomme“, sagt der 40-Jährige. 2013, Athletenvertreter Max Hartung hat wäh- nach seinem Karriereende als aktiver Fechter, zog rend seiner häuslichen Quarantäne wegen es ihn vom OFC Bonn wieder dorthin, wo er das des Coronavirus eine neue Beschäftigung Fechten gelernt hat – nach München. Dort trai- gefunden. Der frühere Welt- und Europa- niert und lektioniert er mittlerweile dreimal pro Breutner in der Turnhalle in meister mit dem Säbel gab via Videoportal Woche die Florettfechter des KTF Luitpold und München Foto: privat „YouTube” eine Anleitung zum Fechttrai- MTV München. ning für zu Hause. Zusammen mit sei- nem Nationalmannschaftskollegen Matyas Für ihn in jeder Hinsicht eine schöne Reise in die Vergangenheit. Die, wie er selbst Szabo hat er unter dem Namen „Demas- sagt, ohne seinen Trainerkollegen Istvan Takats nicht annähernd so erfolgreich kiert” schon zwei Teile der Fecht-Program- geworden wäre. „Das ist der Mann, der auch mir das Fechten beigebracht hat“, me veröffentlicht. Hartung musste in vor- sagt Breutner. Heute arbeiten sie als Duo. Takats übernimmt viele Gruppentrai- sorgliche Quarantäne, weil seine Freundin ningseinheiten, Breutner gibt – auch wegen seines Vollzeitjobs bei einer Marketing- Kontakt mit einem Coronavirus-Infizier- Agentur – hauptsächlich Lektionen. ten hatte. Weder er noch seine Freundin sind erkrankt. Gemeinsam haben die beiden eine, wie er sagt, „geile Truppe“ aufgebaut. Breutner ist stolz, dass seine Münchner auf Turnieren immer öfter mit Fechtern aus den Dieter Lammer wird 60 großen Leistungszentren mithalten können. Spätestens seit dem Senioren-Turnier in Burgsteinfurt im Oktober 2019, bei dem fünf Münchner unter die besten 32 Dieter Lammer, der „Außenminister“ des kamen, ist er überzeugt: Im Herrenflorett gibt es wieder ernst zu nehmende Kon- Deutschen Fechter-Bundes, hat am 16. Ap- kurrenz aus dem Süden. ril seinen 60. Geburtstag gefeiert. Seit 2016 Benedikt Teichmann ist er DFB-Vizepräsident für Internationa- les, nachdem er vier Jahre zuvor in gleicher Funktion für den Sport verantwortlich war. Seine Kompetenz, sein Fachwissen der Verschiebung der Spiele um ein Jahr und sein Organisationstalent brachten zu einer unerwartet großen Herausforde- ihm auch Anerkennung und Ämter in den rung geworden sein. europäischen und internationalen Fecht- Verbänden ein. Auf nationaler Ebene begann Lammers eh- renamtliches Engagement 1991 als Kampf- Seit 2012 vertritt er den DFB in der Wett- richter und seit 2012 als Mitglied der kampfkommission der European Fencing Kampfrichterkommission, die er in dieser Confederation (EFC) und seit 2016 in Zeit vier Jahre geleitet hat. Für eine kurze der Regelkommission des Weltverbandes. Zeit war Dieter Lammer auch Präsident Eine besondere Auszeichnung ist, dass des DFB: Nach dem Rücktritt von Lothar Lammer 20 Jahre nach seinem Olympia- Blase 2016 übernahm er interimistisch die Einsatz in Sydney als Kampfrichter von Geschäfte des Fecht-Verbandes. Und als der FIE zum Technischen Delegierten für Präsident des Organisationskomitees trug die Organisation der Fechtwettbewerbe er wesentlich zum Erfolg der WM 2017 in bei den Sommerspielen 2020 in Tokio DFB-Vizepräsident Dieter Lammer feierte Leipzig bei. berufen wurde. Die Aufgabe dürfte nach seinen 60. Geburtstag Foto: Augusto Bizzi 5
Die Olympia-Qualifikation stand im Schatten der Coronavirus- Krise. Leonie Ebert muss nach der Verschiebung der Tokio-Spiele ein Jahr länger auf ihr Debüt warten. Fotos: Augusto Bizzi 6
Fechter begrüßen Olympia-Verschiebung: „ABSOLUT RICHTIG” Olympia I Die Olympischen Spiele in Tokio sind wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben worden. Statt vom 24. Juli bis 9. August wird das größte Sportereignis der Welt im kommenden Jahr ausgetragen. Damenflorett-Ass Leonie Ebert sowie die Mannschaften im Herrenflorett und Herrensäbel haben die Qualifikation geschafft – womöglich sind auch die Degendamen noch dabei. Die Fechter gehören zu den rund 55 Prozent der Athleten auf der Welt, die ihre Ausscheidung so gut wie geschafft haben, bevor der Corona- virus den Sport zum Stillstand gebracht hat. Mit der Absage durch das Internationale Olympische Komitee ist eine zu lange Hängepartie und eine Zeit der Ungewissheit für die Athleten zu Ende gegangen. „Ich kann keine idealen Lösungen versprechen, aber ich kann verspre- chen, dass wir die bestmöglichen Spiele haben werden“, sagte IOC- Präsident Thomas Bach, der 1976 in Montreal mit dem Florettteam olympisches Gold gewann, nach dem historischen Beschluss. Demnach werden die Tokio-Spiele nun vom 23. Juli bis 8. August 2021 in Japans Hauptstadt ausgetragen. 7
„Die Entscheidung ist ganz klar richtig, auch wenn die Athleten sie sich früher ge- wünscht hätten“, meinte Sven Ressel, der Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bun- des. „Die Last, zumindest eine Grundfit- ness zu halten, ist damit abgefallen.“ Auch die Fechter begrüßen die Verlegung. Für Florett-Talent Luis Klein ist es die „defini- tiv richtige Entscheidung“: „Es ist halt ein anderer Höhepunkt 2021 als die WM. Und sich für die Olympischen Spiele zu moti- vieren, fällt noch einfacher.“ Dass es zu einer Spiele-Verlegung gekom- men ist, ist auch dem Druck der Athleten und allen voran Säbelfechter Max Hartung zu verdanken. Der Vorsitzende des Vereins „Athleten Deutschland” hat sich im Zuge der von einer Epidemie zur Pandemie werden- den Coronavirus-Krise gedanklich die- ser Dynamik angepasst. Aus „eher eine Hoffnung“ haben, dass die Tokio-Spiele noch stattfinden könnten, änderte der 30-jährige Dormagen mit Bedacht seine Meinung in ein kategorisches Nein und verkündete, sich persönlich entschieden zu haben, nicht bei den Spielen zum ge- planten Zeitpunkt anzutreten. „Ich will Haltung zeigen und versuchen, dass Rich- tige zu tun“, sagte Hartung – und gab da- mit ein entscheidendes Signal. Er verbarg aber auch die Schwere seiner getroffenen Entscheidung nicht: „Es bricht mir das Herz. Ich hätte heulen können“, sagte er in einem Interview per Skype im ZDF- „Sportstudio“. „Keine Wettbewerbsverzerrung“ Das hohe Risiko, dass die Sommerspiele zu einem „Fest der Viren“ werden könnten, war ein Grund seiner Entscheidung, aber auch die nicht mehr zu gewährende Chan- cengleichheit durch Einschränkungen im Training, in den Qualifikationen und im Doping-Kontroll-System trugen wesent- lich dazu bei. Was die Olympia-Ausschei- dung angeht, waren die Fechter relativ ge- Foto: dpa Picture-Alliance GmbH ring betroffen, da sie nach dem Ausbruch des Coronavirus schon fast vorbei war. Dem Herrenflorett-Team gelingt die große Überraschung. Wermutstropfen: Säbelfechter Benedikt Wagner zog sich eine schwere Knieverletzung zu. Gibt es noch einen Volltreffer für Abgesehen von wenigen Verschiebungen die Degendamen? Sie könnten noch bei den Tokio-Spielen dabei sein. von Weltcup- und Qualifikationsturnieren, wie die der Säbelfechter von Padua nach Luxemburg oder Absagen des Floretttur- werden. „Eine Wettbewerbsverzerrung hat steht auf dem achten Platz der Weltrang- niers in Anaheim/USA sowie das für die es nicht gegeben“, urteilte Ressel. liste und wäre als zweitbestes europäisches Degenfechter, das erst von Chengdu/China Team damit für die Tokio-Spiele 2020, nach Taschkent/Russland verlegt und dann Eine Hoffnung auf weitere Olympia-Start- die auch im nächsten Jahr so heißen wer- abgesagt wurde, konnte die Olympia-Aus- plätze für den DFB besteht unerwartet so- den, qualifiziert. Offen war allerdings, scheidung recht unbeschadet ausgetragen gar noch. Die Damendegen-Mannschaft ob das abgesagte Turnier in Chengdu/ 8
vertreten und im Einzel mit Caro- lin Golbytskyi (Damenflorett), Max Eine Absage der Olympischen Spiele wäre nach der Rotationspause 2016 Hartung und Matyas Szabo (beide für die Säbelherren ein besonders Säbel) sowie P eter Joppich (Herren- schmerzlicher Hieb gewesen. florett) nur vier Einzelfechter am Start. Das Quartett konnte keine Medaille gewinnen, was seit 1956 nicht mehr der Fall war. Dürfen die Degendamen noch nach Tokio reisen? „Ich bin heilfroh, dass wir zwei oder vielleicht sogar drei Mannschaften dabeihaben und damit auch eine große Anzahl an Einzelstartern“, sagte DFB-Sportdirektor Sven Res- sel. „Zugegebenermaßen haben wir im Herrenflorett das Glück gehabt, dass Russland uns den Platz geöffnet hat.“ Er betonte aber auch: „Es war aber das Minimalziel, uns mit zwei Teams zu qualifizieren.“ Gehofft hat- te der DFB, dass das Damenflorett- Team es auch schafft – hoffen darf er, dass die Degendamen doch noch zu den verspäteten Tokio-Spielen rei- sen dürfen. Die Säbelherren galten von vornhe- rein als Trumpf im Ärmel des DFB. Vor vier Jahren verpassten sie als Ge- meinschaft die Rio-Spiele, weil der Mannschafts-Medaillenkampf we- gen der nun abgeschafften Rotation nicht zum olympischen Programm gehörte. Eine Olympia-Absage wäre deshalb ein Hieb gewesen, den die deutschen Säbelfechter emotional schwer pariert hätten können. Das deutsche Herrensäbel-Quartett schaffte die Olympia-Qualifikation, die für sie am Ende noch spannen- der geworden war, als erwartet, beim kurzfristig wegen des Coronavirus von Padua nach Luxemburg verleg- ten Weltcup mit einem 45:44 gegen Ungarn. Ein Sieg, mit dem Platz drei erreicht und das Ticket nach Japan gebucht wurde. Taschkent noch nachgeholt wird. „Im Mo- schaften im Herrenflorett und Herrensäbel Es war aber kein einfacher Erfolg gegen die ment sind die Degendamen theoretisch groß – und könnte durch die Degendamen Magyaren, die Max Hartung, Matyas S zabo, qualifiziert, aber auch, wenn das Turnier noch größer werden. Richard Hübers (alle Dormagen) und Björn nachgeholt werden sollte, könnten sie es Hübner-Fehrer (Werbach) mit einem gu- schaffen“, sagte Ressel. Im Vergleich mit den Sommerspielen 2016 ten Vorsprung eigentlich schon im Griff in Rio steht aber so oder so fest: Die deut- zu haben glaubten. Doch plötzlich ging Besonders wegen der ungewöhnlichen schen Fechter haben sich auf der olympi- der Faden verloren, die Ungarn holten bis Umstände in der Coronavirus-Krise ist die schen Bühne wieder deutlich stärker zu- auf 39:40 auf. Björn Hübner-Fehrer machte Anerkennung und Freude über die Quali- rückgemeldet. In Brasilien war erstmals dann das letzte Gefecht und rettete den Ein- fikation von Leonie Ebert und die Mann- seit 50 Jahren keine Mannschaft des DFB Treffer-Vorsprung ins Ziel. 9
Die DFB-Säbelherren könnten bei den Spiele qualifiziert. Nach dem EM-Triumph gentlich nur noch Makulatur. Wir können auf 2021 verschobenen Tokio-Spielen in Düsseldorf erreichte die Mannschaft selbst nicht mehr in die Olympia-Qua- Geschichte schreiben. Noch nie gewann von Bundestrainer Uli Schreck bei der lifikation eingreifen und sind abhängig Deutschland mit einem Säbelteam eine WM mit dem achten Platz ein ordentliches davon, was Russland macht.“ Am Ende Olympia-Medaille. Dies ist das Ziel der Ergebnis, aber eben nur das Minimalziel. konnte er staunend sein Glück kaum Weltmeister von 2014 und Europameister Und danach wurde es noch mal richtig eng fassen: Russland belegte unerwartet den von 2019. und der Weg nach Japan holpriger. zweiten Platz und kam damit noch unter die besten vier Länder in der Weltranglis- Auch Max Hartung hat die Chance, in Es schien ein kleines Fecht-Wunder nötig, te, während den deutschen Florettherren Tokio ganz vorne mitzumischen und im das es schließlich beim Weltcup in Kairo Rang elf reichte, um als bestes europä- Einzel ebenfalls das erste Säbel-Gold für gab – und ohne Benjamin Kleibrink statt- isches Land die Olympia-Qualifikation den DFB zu gewinnen. Der zweimalige finden musste. Der Olympiasieger von perfekt zu machen. Europameister, WM-Dritter von 2015 und 2008 musste wegen eines Muskelfaserrisses Olympia-Siebte von 2016 erkämpfte sich pausieren. Deshalb schickte DFB-Coach „Es ist auf den letzten Drücker aufgegan- seit März vergangenen Jahres zwei Welt- Schreck zunächst Fabian Braun, Alexander gen. Darüber bin ich natürlich glücklich. cup-Siege und fünf dritte Plätze. „Wir wol- Kahl und Luis Klein in die Gefechte; André Aus meiner Sicht war es aber auch ver- len eine Medaille“, betonte Ressel. Sanita wurde geschont und Routinier Peter dient, weil wir das beste europäische Team Joppich war vierter Mann. auf den Plätzen ab fünf der Weltrangliste Überraschung! sind“, sagte Schreck. „Den Grundstein ha- Allerdings gab Schreck zu, nicht beson- ben wir mit der Silbermedaille bei der EM Wer hätte das noch gedacht? Das deutsche ders optimistisch zu sein, die Fahrkarte in Düsseldorf und dem Viertelfinale bei Herrenflorettteam hat sich für die Tokio- nach Tokio lösen zu können: „Das ist ei- der WM gelegt.“ EIN ANFANG – NICHT Interview mit DFB-Sportdirektor Sven Ressel I Die Qualifikations-Wettkämpfe für die Olympischen Spiele in Tokio mit Ausnahme der Kontinentalausscheidung in Madrid – und möglicherweise noch nachzuholender Weltcup-Turniere – sind beendet. Ob und wann die letzten Ausscheidungen, bei der im Einzel noch Olympia- Tickets geholt werden können, ausgetragen werden, war angesichts der Corona-Pandemie nicht abzusehen. Sicher ist für den Deutschen Fechter-Bund, dass im Einzel Leonie Ebert sowie die Herrensäbel- und Herrenflorett- Mannschaften nun 2021 in Japan an den Start gehen werden. Möglich ist es noch für die Degendamen. Im fechtsport-Interview zieht DFB-Sportdirektor Sven Ressel eine Bilanz der Qualifikation und kommentiert die Verlegung der Tokio-Spiele auf 2021 und die Corona-Krise sowie die Perspektiven bei Olympia. Die Olympischen Spiele sind verlegt Ressel: Wir sind unheimlich froh, im überrascht sind wir, dass die Floretther- worden und werden nun 2021 in Tokio Herrensäbel durch zu sein und dass es ren noch auf den Zug aufgesprungen sind. ausgetragen und nicht am 24. Juli eröff- Leonie Ebert geschafft hat. Und freudig net. Eine richtige Entscheidung? Geht es insgesamt mit dem deutschen Sven Ressel: Ja, ganz klar. Wir hätten es Fechten wieder aufwärts? lieber früher erwartet. Die Last der Unsi- Ressel: Ich bin heilfroh, dass wir zwei cherheit ist jetzt für die Athleten zunächst Mannschaften dabeihaben – und viel- einmal weg. leicht auch die der Degendamen – und damit auch eine große Anzahl an Ein- Werden die Ergebnisse der Qualifikati- zelstartern. Zugegebenermaßen haben on Bestand haben? wir das Glück im Herrenflorett gehabt, Ressel: Wir gehen vom Status quo aus. dass Russland uns den Platz geöffnet hat. Damit wäre sogar die Damendegen- Wir sind konkurrenzfähig mit diesem Mannschaft als Weltranglisten-Achte auf Team und können an einem guten Tag einem Quali-Platz. Wir rechnen aber da- überraschen. Das haben wir bei der EM mit, dass das ausgefallene Weltcupturnier in Düsseldorf gesehen. Es war aber das in Chengdu noch nachgeholt wird. Da- Minimalziel, uns mit zwei Teams zu qua- mit besteht dann immer noch die kleine lifizieren, möglicherweise kommen noch Chance, sich zu qualifizieren. die Degendamen dazu. Dies ist aber nicht Foto: Jan von Uxkull-Gyllenband unbedingt ein Indiz dafür, dass wir uns Wie fällt die Bilanz der Olympia-Qua- DFB-Sportdirektor Sven Ressel ist froh, aber in dieser Altersstruktur weiterentwickelt lifikation aus? nicht restlos zufrieden. haben. Der Anschlusskader muss sich 10
Mit mehr als einem halben Dutzend Top-Ten-Plätzen seit Februar 2019 und dem sechsten Rang bei der EM in Düsseldorf hat Leonie Ebert im Einzel die Olympia-Qualifikation geschafft (siehe auch den Artikel des Sporthilfe-Magazins „go!d“ auf Seite 14). „Das freut mich sehr, dass sie dabei ist. Sie hat Chancen, sich in Tokio ins Viertelfinale vorzukämpfen“, mein- te DFB-Sportchef Ressel. „Ob es zu einer Medaille reicht? Das Ziel ha- ben wir nicht formuliert. Wir wür- den uns aber über ein Topergebnis von ihr freuen.“ Für die 20-jährige Damenflorett-Fechterin vom Verein Future Fencing Werbach seien es im- merhin die ersten Spiele, bei denen sie Erfahrungen sammeln könne. Die Säbelherren haben es geschafft! Jetzt wollen sie eine Olympia-Medaille. Andreas Schirmer DER TURNAROUND noch weiter entwickeln. Ich würde des- Wie beurteilen Sie das Abschneiden in liefern. Da können wir etwas entwickeln halb sagen, dass wir noch nicht den Turn der Olympia-Qualifikation in den an- mit Perspektive für die Olympischen around geschafft haben. deren Disziplinen? Spiele 2024 in Paris. Ressel: Ich habe mir persönlich mehr Das Herrensäbelteam wird in Tokio an- ausgerechnet, besonders im Damende- Wie hat die Coronavirus-Pandemie die treten, um eine Medaille zu gewinnen ... gen. Da sah ich schon eine Konkurrenz- Qualifikation beeinträchtigt? Ressel: Absolut! Wir haben nicht nur das fähigkeit. Immerhin konnten wir im Ressel: Es gab einige wenige Verschie- Ziel, dabei zu sein, sondern wir wollen vergangenen Jahr den Weltcup im chi- bungen und Absagen von Weltcup-Tur- eine Medaille. Schauen wir mal, ob wir es nesischen Chengdu gewinnen. Der Sieg nieren. Eine Wettkampfverzerrung hat auch schaffen. hatte mich sehr optimistisch gestimmt. es im Fechten aber bislang nicht gege- Leider hat die aktuelle Saison das nicht ben. Es stehen aber noch Quali-Turniere Leonie Ebert hat als einzige deutsche bestätigt. Es war offensichtlich nur ein aus. Fechterin im Einzel eine Olympia- Ausreißer nach oben. Danach sind wir Fahrkarte gebucht – abgesehen von auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Aufregung gab es darum, dass Tau- Max Hartung, der es zusätzlich mit der Das hat mich schon enttäuscht, da hätte berbischofsheim für den abgesagten Mannschaft geschafft hat. Was ist von ich mehr erwartet. Es hat am Ende nicht Weltcup der Säbelfechter einspringen der erst 20-Jährigen zu erwarten? gepasst. wollte, aber es auf Anordnung der Ressel: Erst einmal freut mich sehr, dass örtlichen Gesundheitsbehörde nicht sie dabei ist. Sie hat Chancen, sich ins Auch das Damenflorett-Team galt als durfte! Viertelfinale vorzukämpfen. Ob es zu ei- Olympia-Anwärter! Ressel: Die Form der Kommunikation ner Medaille reicht? Das Ziel haben wir Ressel: Da sind wir enttäuscht. Es war der Gesundheitsbehörde war zu diesem nicht formuliert. Wir freuen uns auch das klare Ziel, sich zu qualifizieren. Zeitpunkt nicht angemessen. Dem FC über ein Topergebnis. Für Leonie sind Tauberbischofsheim und auch dem DFB es die ersten Spiele, bei denen sie Erfah- Im Herrendegen waren die Erwartun- inakzeptables und verantwortungsloses rungen sammeln kann. Was am Ende gen dagegen nicht so hoch … Handeln zu unterstellen, fand ich nicht dabei rauskommt, wird man sehen. Zu- Ressel: Im Herrendegen ist die Welt gerechtfertigt. Dagegen haben wir uns dem bekommen wir sicherlich noch die spitze so breit. Es war von Beginn an fast ausgesprochen, dass es so nicht geht. Chance, über den kontinentalen Wett- aussichtslos, vorne mitzumischen, da Wir hätten das Turnier gerne ausgerich- bewerb Quali-Plätze im Einzel in den wir ein recht unerfahrenes Team haben. tet und die Vorkehrungen dafür getrof- anderen Disziplinen zu ergattern. Das Und im Damensäbel haben wir ein zu fen. Wir akzeptieren die Entscheidung, wird sehr schwer werden, ist aber nicht junges Team und sind somit noch nicht nur die Form nicht. gänzlich aussichtslos. in der Lage, stabile Team-Ergebnisse zu Andreas Schirmer 11
Er weiß, was er will. „Wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, verfolge ich es auch“, sagt Luis Klein . Fotos: Augusto Bizzi „EIN UNGLAUBLICHES ERLEBNIS“ Luis Klein I In Weinheim ist er als Fechter groß geworden, in Bonn in die Weltklasse aufgestiegen und für den FC Tauberbischofsheim geht Luis Klein an den Start. Der erste 21 Jahre alte Florettfechter erlebt eine steile Karriere mit zwei ganz großen Erfolgen: Mit der Nationalmannschaft gewann er 2019 EM- Silber und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in Tokio. D er Übergang von den Junioren Dennoch entwickelte sich alles recht flott. ten und seinen Ruf als starker Mannschafts- zu den Seniors ist auch für ganz Immerhin trainiert er erst seit gut zwei kämpfer bestätigt. „Ich bin auf jeden Fall ein große Talente im Fechtsport Jahren in Bonn und ist schon ein fester guter Teamfechter und habe Spaß daran“, schwierig. Luis Klein schaffte Bestandteil der Nationalmannschaft – und sagt er. Ein Grund für seine Vorliebe für das es erstaunlich schnell, bei den „Erwach- bereits Vize-Europameister. Und zwar als Kollektiv rührt aus der Zeit in Weinheim, senen” Fuß zu fassen – und ihnen auf die einer der aktiven Wegbereiter des Erfolgs wo er das Fechten gelernt hat und wo es Füße zu treten. „Ich bin zwar das erste Jahr bei der EM 2019 in Düsseldorf. „Es war eine sehr gute Gemeinschaft gegeben habe. aus den Junioren raus, es ist aber nicht das ein unglaubliches Erlebnis, direkt bei der „Es hat mit der Ausbildung in Weinheim zu erste Jahr, dass ich bei den Senioren starte“, ersten Senioren-EM eine Medaille zu ho- tun, wo wir einen großen Zusammenhalt berichtet Klein. Seit ein paar Jahren konnte len. Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte hatten“, erklärt er, gespeist auch aus dem er dank des DFB und des FC TBB schon Klein und meinte: „Ich habe im Team ja et- steten Kampf des kleinen Vereins gegen die bei den Senioren-Turnieren im Teenager- was dazu beigetragen. Es war ein Erlebnis.“ Großen aus Bonn und Tauberbischofsheim. Alter Erfahrungen sammeln: „Ich hatte „Das hat zusammengeschweißt. Deshalb Zeit, mich einzugewöhnen. Es ist nicht so Der Jüngste der Florett-Nationalfechter war haben wir im deutschen Vergleich in den gelaufen: Aus den Junioren raus und bei im siebten Gefecht des Finales eingewech- Teamwettbewerben bei Meisterschaften im- den Senioren rein.“ selt worden und hat den Vorsprung gehal- mer gut abgeschnitten.“ 12
Taktik-Tipps von Kleibrink: mir und kann ein Jahr weiter trainieren dran gewöhnen“, gibt Klein die Erfahrun- „Sehr hochwertig“ und Erfahrungen sammeln“, sagt er. Fit gen von Kleibrink wieder, der allerdings gehalten hat sich Klein in den Wochen der bei seinem Olympia-Debüt 2008 in Peking Seit 2018 wohnt Klein in Bonn, wohin er Ungewissheit bis zur Entscheidung, die unbeeindruckt gleich Gold holte. mit seinem Bruder Felix gezogen ist, der Tokio-Spiele nicht vom 24. Juli bis 9. Au- ebenfalls ficht. Der Start in Bonn mit Trai- gust auszutragen mit Joggen oder Work- „Ich bin sehr wandlungsfähig“ nings- und später auch Teamkollegen wie outs im Wohnzimmer. den viermaligen Weltmeister Peter Jop- Beim zweiten Mal könne man versuchen, pich, Olympiasieger Benjamin Kleibrink Erwartet hatte er überhaupt nicht, dass so sagte ihm Kleibrink, ein gutes Ergebnis und André Sanita war nicht ganz einfach. das Florett-Quartett sich die Tokio-Tickets zu machen. „Deshalb ist mein Plan: Hin- „Am Anfang war es ein bisschen seltsam noch sichern würde. „Nein, auf keinen Fall. fahren, genießen und auch noch gut fech- mit den Größen im deutschen Fechtsport Ich habe mit 2024 in Paris gerechnet, nicht ten“, sagt er. Ein vernünftiges Vorhaben für und mir, der noch nichts gezeigt hat. Da mit Tokio 2020“, bekannte Klein. „Ich bin ihn, der durch seinen Bruder Felix zum war viel Respekt“, erzählt er. „Ich habe überglücklich, es ist unbeschreiblich.“ Kei- Fechten kam und nun gemeinsam mit ihm aber versucht, die Chance zu nutzen, mit ner habe wirklich noch daran geglaubt, im Bundesleistungsstützpunkt in Bonn ihnen zusammen zu fechten, trainiert. so lange sie noch da sind und möglichst viel von ihnen zu „Wir haben uns gegenseitig immer mo- lernen.“ tiviert“, unterstreicht Luis Klein, der ei- gentlich den Sport nicht machen wollte, Besonders von Benni den der Bruder angefangen hatte. „Aber Kleibrink habe er viel erfah- mein Eltern meinten, probiere es aus – ren. „Er gibt mir viele takti- und es hat mir gefallen.“ sche Tipps, wie man an ein Gefecht rangehen kann, wie Inzwischen ist er zu einem Weltklasse- man auch Lösungen finden fechter gereift, der die Vielseitigkeit auf kann für Situationen, in de- der Planche als seine Stärke sieht. „Ich nen man sich hilflos fühlt, würde sagen, ich bin sehr wandlungs- nicht weiß, was man machen fähig, nicht festgelegt auf einen Stil“, er- kann“, sagt Klein. „Die tak- klärt er. „Ich kann mich dank der guten tischen Anweisungen sind Grundausbildung meines damalige Trai- qualitativ sehr hochwertig.“ Dagegen gebe ihm Joppich andere Sa- „Ein unglaubliches chen mit auf den Weg, zum Beispiel, Erlebnis“: Luis Klein feiert was Selbstvertrauen bewirken könne: EM-Silber. „Peter macht manchmal Aktionen, die eigentlich die falschen in einer Situati- on sind, aber mit so viel Selbstvertrauen durchgezogen, dass es dennoch funkti- oniert. Das sehe ich als großes Vorbild.“ Er selbst tritt nicht offensiv auf, wirkt eher zurückhaltend. „Wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, verfolge ich es auch“, betont er. „Sonst wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Ich überlege mir halt, wel- che Ziele ich mir setzen will.“ Nicht nur ein großes Ziel, sondern schon diesen Coup zu schaffen. „Danach habe ich ners Aleksandr Perelmann auf den Gegner ein Traum ist für ihn mit der Qualifikation zwei Tage gebraucht, bis ich das verstanden einstellen und will ihn in schwierige Situa- für die Olympischen Spiele in Tokio in Er- habe.“ Denn nach EM-Silber war die Hoff- tionen bringen.“ füllung gegangen. Realität wird er aber als nung auf Olympia groß, danach schwand Folge der Corona-Pandemie erst ein Jahr sie fast ganz. DFB-Sportdirektor Sven Ressel hat er mit später, weil das größte Sportereignis der seinem Fechtstil überzeugt. „Ich bin frohen Welt wegen der unabwägbaren gesund- Im Falle, dass er im kommenden Jahr zum Mutes, dass er sich weiterentwickeln wird. heitlichen Risiken verlegt werden musste. Olympia-Team gehören wird, will er die Bisher hat er schon eine gute Entwicklung Worte von Benjamin Kleibrink beherzigen, genommen“, erklärt er. Er sei schon ein eta- „Natürlich ist es auch schade. Es ist defini- mit dem er darüber gesprochen hat, was blierter Teamfechter und gehöre ganz klar tiv aber die richtige Entscheidung“, meint einen bei der ersten Olympia-Teilnahme zum Vierer-Team. „Ich bin davon über- Klein, der Student der Physik ist und auch erwartet. „Es sei schwierig, ein gutes Er- zeugt, dass er über die Tokio-Spiele hinaus einen persönlichen Vorteil für sich sieht. gebnis zu erreichen, weil alles so groß und eine gute Perspektive hat.“ „Ich habe ja noch eine Entwicklung vor überwältigend ist. Da muss man sich erst Andreas Schirmer 13
SPORTLER-GENE DER MUTTER: LEONIE EBERT Die Eberts I Damenflorett-Weltklassefechterin Leonie Ebert hat sich für die Olympischen Spiele qualifiziert. Sie muss nun wegen der Coronavirus-Krise und der Verlegung der Spiele noch etwas länger auf ihre Olympia-Premiere warten. D afür, dass Leonie Ebert einen aktiv, wurde 2017 Achte bei der Welt- ausgeprägten Bewegungs- meisterschaft. Bruder Constantin, 24 drang hat, saß sie als Kind Jahre alt, ist Basketballprofi und durch- ziemlich viel im Auto ihrer lief die Nachwuchsnationalmann Mutter Nives. Tennis, Leichtathletik, Bal- schaften des Deutschen Basketball- lett, Trampolinturnen und Basketball Bunds. Inzwischen spielt er beim probierte sie aus, sang dazu im Chor und Drittligisten Coburg nahe der Heimat, spielte Klavier – das „Mama-Taxi“ war auch er wurde wie seine Schwestern von meist mehrfach täglich im Einsatz, auch der Deutschen Sporthilfe gefördert. für Leonies Geschwister. Leonie bezeichnet ihre Geschwister als Dass ihre Kinder Sport trieben, war der „absolute Idole“, ein Konkurrenzdenken ehemaligen Kunstturnerin, die ihre eigene zwischen den dreien habe es nie gegeben. Karriere verletzungsbedingt früh beenden „Entscheidend dafür musste, sehr wichtig – war, dass wir alle sehr dass alle drei Leistungs- verschiedene Sportarten sportler wurden, passier- gewählt haben. Wurde te allerdings eher zufällig. meine Schwester mit 17 Leonie fand ihr Glück Jahren Deutsche Meis- beim Florettfechten, für terin, so wollte ich das das irgendwann nur noch damals mit zwölf Jahren eine Strecke am Tag auf eben auch werden.“ dem Programm stand: die 70 Kilometer vom Leidenschaft fürs Fech- Zuhause in Würzburg bis ten entwickelte Leo- ins Training nach Tauber- nie, weil „man immer bischofsheim und wieder kreativ und wachsam zurück. sein muss, wie in ei- nem Spiel ständig nach Inzwischen ist die 20-Jäh- einer Lösung sucht“. rige längst selbstständig Ausgleich zum Spiel unterwegs und verbringt mit dem Florett fin- mehr Zeit im Flugzeug det sie in der Musik als im Auto. Gerade kam sie zurück vom Artikel im Sporthilfe-Magazin „go!d“ über und auch in ihrer dualen Karriere. Von zu Weltcup in Italien, anschließend geht es die sportliche Familie Ebert Hause aus studiert die Sportsoldatin und zum Team-Weltcup nach Russland, da- Fotos: Deutsche Sporthilfe Absolventin eines musischen Gymnasi- nach zum Grand Prix nach Anaheim/ ums Internationales Management, hat vor USA, der wegen der Corona-Krise jedoch Anhaltspunkt“, sagt Ebert, die für ihr gro- Tokio aber ein Urlaubssemester eingelegt. ausfiel. Die olympische Saison begann Le- ßes Ziel seit Jahren viele Entbehrungen in Auch das zeigt: Wenn Leonie Ebert etwas onie Ebert als Nummer sechs der Einzel- Kauf nimmt. macht, dann zu 100 Prozent. Weltrangliste und schaffte am Ende die Qualifikation für Tokio. Überraschen konnte die Linkshänderin das Vielleicht ist das auch der Grund, warum aber kaum. Wie der Alltag eines Athleten sie sich als Kind einst gegen die Leichtathle- Schon 2016 war sie Teil der Nationalmann- aussieht, erlebte sie schon als kleines Mäd- tik entschied, obwohl sie als starke Sprinte- schaft, für die damals gerade erst 16-Jähri- chen hautnah mit. Denn nicht nur Leonie rin galt: Die zehn Aufwärmrunden vor dem ge kamen die Spiele in Rio aber noch ein hat die Sportler-Gene der Mutter geerbt: Training waren ihr zuwider. Das Fechten bisschen zu früh. „Das Jahr 2020 schien Ihre ältere Schwester Amelie, 25 Jahre alt, hingegen macht ihr so viel Spaß, dass sie damals noch in weiter Ferne, aber in Tokio war bis zu ihrem Karriereende vor zwei- völlig freiwillig die eine oder andere Ext- dabei zu sein, das war schon immer mein einhalb Jahren als Synchronschwimmerin rarunde dreht – eben ganz oder gar nicht. 14
DER FECHTSPORT STEHT STILL Coronavirus und Turniere in Deutschland I Die Wucht und Dynamik der Coronavirus-Pandemie war selbst für Virologen kaum abschätz- und hochrechenbar. Während man anfangs die Hoffnung hegte, dass es nach einer überschaubaren Unterbrechung mit dem Wettkampf- und Spielbetrieb im Sport weitergehen würde, setzte die Bundesregierung dem einen Riegel vor. Da ein Rückgang der Infektionszahlen nicht, dafür aber ein Ansteigen absehbar war, wurden am 22. März verschärfte Ausgangsbeschränkungen verhängt. Damit kam auch der Fechtsport in Deutschland zum Erliegen. D er Deutsche Fechter-Bund re- „Wir bauen darauf, dass der deutsche kehrungen dafür getroffen“, meinte er. „Wir agierte unmittelbar darauf und Fechtsport gemeinsam mit seinen Landes- haben die Entscheidung jedoch akzeptiert, teilte am 23. März mit, dass verbänden, Vereinen und Mitgliedern soli- nur die Form nicht.“ Danach übernahm Lu- alle DFB-Ranglistenturniere darisch mit dieser aktuellen Situation um- xemburg mit französischer und deutscher sowie die Deutschen Meisterschaften aller geht“, appellierte der DFB. Die Gesundheit Hilfe die Austragung des Weltcup-Turniers. Altersklassen bis zum 30. Juni vom Wett- unserer Athletinnen und Athleten, unserer kampfkalender gestrichen und damit aus- Trainerinnen und Trainer und aller Mit- Der Fecht-Weltverband hatte am 12. März gesetzt werden. Zugleich gab der DFB die wirkenden im deutschen Fechtsport steht eine 30-tägige Wettkampfpause und die dringende Empfehlung, alle Landes- und für uns an oberster Stelle!“ Absage der Weltcup- und Grand-Prix- regionalen Wettkämpfe und Lehrgangs- Turniere in Anaheim/USA, Budapest – in- maßnahmen ebenso bis mindestens Ende Nicht akzeptabel klusive die Verlegung nach Taschkent –, Juni auszusetzen. Die Zwangspause mit St. Niklaas/Belgien und Buenos Aires ver- geschlossenen Hallen und Turnierabsagen Die Gesundheit sah die örtliche Gesund- hängt. Auch die Kontinentalausscheidung ist wichtig und der Gesundheit geschuldet heitsbehörde in Gefahr, weil der FC Tau- für die Vergabe der letzten Einzeltickets gewesen, doch sie hat auch Folgen. Wie berbischofsheim für das abgesagte Säbel- für die Olympischen Spiele konnte nicht werden zum Beispiel Kaderberufungen Weltcupturnier in Padua einspringen ausgetragen werden und wurde auf einen oder Nominierungen gehandhabt? Darü- wollte. Ein Akt der Solidarität mit den Ita- noch nicht festgelegten Zeitpunkt verscho- ber wird der DFB noch informieren. lienern, die von der Pandemie besonders ben. Die FIE will beim Internationalen schlimm getroffen wurden. Doch das Vor- Olympischen Komitee eine Verlängerung Betroffen von der Coronavirus-Krise wa- haben musste wieder abgesagt werden – al- des Qualifikations-Zeitraums beantragen, ren auch internationale Veranstaltungen. lerdings mit einigem Ärger und Verdruss. teilte die FIE mit. Während die Kadetten- und Junioren-EM in Porec noch stattfinden konnte, musste „Die Form der Kommunikation der Ge- „Sie können sicher sein, dass wir alle für die Nachwuchs-WM in Salt Lake City vom sundheitsbehörde war nicht angemessen. unsere Athleten und Verbände sowie für 3. bis 11. April abgesagt werden, weil un- Dem FC Tauberbischofsheim und auch dem die Organisatoren der Wettkämpfe voll mo- ter anderem ein Reiseverbot in die USA DFB inakzeptables und verantwortungslo- bilisiert sind“, schrieb der Weltverband auf für Bürger aus europäischen Ländern ver- ses Handeln zu unterstellen, fand ich nicht seiner Homepage. „Gemeinsam werden wir hängt wurde. Die 38 deutschen Fechter gerechtfertigt“, sagte DFB-Sportdirektor im Interesse aller Beteiligten, im Geiste gro- waren schon nominiert. Möglicherweise Sven Ressel. „Dagegen haben wir uns ausge- ßer Solidarität, die das Fechten auszeichnet, wird sie im Herbst nachgeholt, gewiss ist sprochen, dass es so nicht geht. Wir hätten Lösungen finden und ruhig bleiben.“ dies nicht. das Turnier gerne ausgerichtet und die Vor- Andreas Schirmer 15
JUNGES TEAM WÄCHST LANGSAM ZUSAMMEN Kadetten- und Junioren-EM in Porec | Der DFB-Nachwuchs konnte bei den Europameisterschaften in Kroatien noch nicht sein volles Potenzial abrufen. Ein EM-Titel und zwei Bronzemedaillen sind die diesjährige Bilanz. Die Kadetten haben sich in weiten Teilen sehr gut präsentiert, in einigen Disziplinen müssen die Junioren kämpfen, um Anschluss an die Weltspitze zu halten. D er Deutsche Fechter-Bund mal Edelmetall in der Luft: Die Weinhei- gegen den Russen Dmitriy Nasonov richtig entsandte in diesem Jahr 44 merinnen Luca Holland-Cunz und Celia spannend. Mit seinem 15:13-Sieg bewies er Athleten zu den Kadetten- Hohenadel waren mit Platz sieben und aber starke Nerven und holte sich absolut und Junioren-Europameister- neun nicht weit weg von einem Podiums- verdient den Europameister-Titel. schaften ins kroatische Porec. Die Kadet- platz. „Da wäre vielleicht sogar noch mehr ten legten vor und konnten vor allem im drin gewesen“, bestätigt Nachwuchs-Bun- Team-Wettbewerbe: Herrensäbel demonstrieren, dass sie mit destrainer Maik Schulz. Licht und Schatten der internationalen Elite mehr als auf Au- genhöhe sind: Im Einzel ging der EM-Titel Im Herrensäbel war tatsächlich alles drin. In den Mannschaftswettbewerben hatten und Platz drei an den DFB-Nachwuchs. Valentin Meka (Dormagen) holte sich sich die sechs DFB-Teams noch einmal Die Florettdamen konnten bei den Junio- Bronze, Colin Heathcock (Eislingen) den einiges vorgenommen. Mit zum Teil sehr ren Team-Bronze erkämpfen. EM-Titel. Beide starteten mit perfek- aussichtsreichen Platzierungen gingen ten Vorrunden. Meka konnte sich in den sie in die Kadetten-Medaillenkämpfe. ersten K.o.-Gefechten dreimal mit 15:10 Während sich im Herrendegen und Da- KADETTEN-EM durchsetzen. Im Viertelfinale dominier- mensäbel ein ähnliches Bild wie im Ein- te er im Duell gegen den Polen Krzysztof zel abzeichnete, konnten in den anderen Herrensäbel begeistert – Kajor, gewann 15:6. Im Halbfinale verlor er Disziplinen dreimal die Halbfinals erreicht Damenflorett scheitert knapp gegen Dmitriy Nasonov aus Russland mit werden. Dreimal ging es um Bronze, drei- 10:15 und kam auf Platz drei. mal wurde es jedoch nur Platz vier. Nach den durchwachsenen Ergebnissen im Herrendegen und Damensäbel am Für Heathcock lief es noch besser. Er mar- Im Herrenflorett scheitert das junge Team ersten EM-Tag und darauf folgend zwei schierte bis ins Finale. Im Halbfinalgefecht von Nachwuchs-Bundestrainer Richard Top-16-Platzierungen im Damendegen gegen den Ungarn Ondrik gewann er über- Junghanns an Polen, einem, wie er mein- und Herrenflorett lag zum Abschluss der legen mit 15:9. Danach macht er es im Fi- te, „machbaren Gegner“, den das Quartett Kadetten-Titelkämpfe im Einzel noch ein- nale in einem lange ausgeglichenen Match beim CC-Turnier in Halle bereits einmal 16
Erfahrungen schöpfen können.“ Damit ten hier nur eine kleine Kenngröße, da die seien die Kadetten-Ergebnisse aus seiner Teilnahmen sehr unterschiedlich sind und Sicht absolut in Ordnung. beispielsweise auch die Amerikaner teil- nehmen“, erklärte er. Auffällig sei, so Ressel, dass Russland sehr Säbel-Action: Julika Funke wird Zehnte. dominant war und erst mit großem Ab- Aliya Dhuique-Hein (o. r.) wird als Neunte stand Italien folgte. Alle anderen Fecht- JUNIOREN-EM beste deutsche Juniorin im Florett-Einzel Nationen befinden sich fast auf gleichem und später Wegbereiterin zu Bronze mit der Niveau im Anschlussbereich. Dies zeige Keine Einzelmedaille – Mannschaft. Fotos: Augusto Bizzi aber auch, dass die Mannschaften, vor al- Podium bleibt in Reichweite lem die drei deutschen Teams, die knapp an den Medaillen vorbeigeschrammt sind, Die Junioren im Herrendegen und Da- geschlagen hatte. Dafür zeigten die De- in Schlagweite der Top-3-Plätze seien. mensäbel machten wieder den Auftakt und gendamen starke Nerven gegen Ungarn „Man konnte im Vorfeld der Kadetten-EM konnten mit zwei Top-10-Platzierungen (45:44) und erreichten unverhofft das die internationale Konkurrenzfähigkeit durch Tobias Weckerle (Leverkusen) und Halbfinale. Im Gefecht um Bronze mussten nicht abschätzen, da es keine vergleich- Julika Funke (Künzelsau) aufwarten. Im sie schließlich den Russinnen den Vorrang baren Wettbewerbe während der Saison Damendegen kämpften sich zwei Youngster lassen. Den Säbelherren war nach den Leis- gab“, sagte Ressel. „Die CC-Turniere bie- ins Tableau der letzten 16: A lexandra Zittel tungen im Einzel vermutlich am meisten zugetraut worden. Doch im Halbfinale lief es plötzlich nicht mehr rund. Die aggres- siven Italiener machten es ihnen zunächst Hinter den Kulissen schwer und auch die Russen schafften es im Bronze-Gefecht, die Jungs zur Mitte des Coronavirus-Sensibilisierung Gefechts aus dem Takt zu bringen. Die Delegation unter Leitung von Walter Steegmüller und Karen Drescher konnte vor Ort Besonders dramatisch war es bei den Flo- vor allem eins: zusammenwachsen. Und das auch unter zu dem Zeitpunkt sich verschär- rettdamen, bei denen ein einziger Treffer fenden Bedingungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. „Es galt, die täglich neuen im Sudden Death gegen Polen fehlte, um Informationen, Newsletter und Verhaltensregeln von DOSB, EFC und unseres Verbandes ins Halbfinale zu gelangen. Dennoch: Die zu vorbeugenden Verhaltensweisen im Team umzusetzen. Regelmäßiges Händewaschen, Kadetten machten Mut für die Zukuft. keine ,Küsschen‘ und stündliche Desinfektion für alle Teilnehmer waren obligatorisch“, erläuterte Steegmüller. Ergebnisse der Kadetten „absolut in Ordnung“ Viel Teamgeist, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung Auch wenn die Beute bei der Medaillenjagd eher gering ausgefallen ist, so verspürte man „Herauszuheben sind die Medaillen in der deutlich den harmonischen Zusammenhalt und Teamspirit im gesamten DFB-Aufgebot. Herrensäbelkonkurrenz. Hier haben sich Wichtigste Zusammenkunft für alle war das tägliche gemeinsame Abendessen im Hotel, zwei sehr hoffnungsvolle Talente die Me- wo man sich näher kennenlernen und auch zusammenwachsen konnte. Die Athleten nah- daillen erkämpft“, resümierte DFB-Sport- men untereinander Rücksicht auf diejenigen, die bereits am nächsten Tag wieder auf der direktor Sven Ressel. „Weitere Top-16-Plat- Bahn standen, um ihre Gefechte zu bestreiten. Sobald die Gefechte begannen, waren die zierungen zeigen, dass einige Fechter mit übrigen Sportler ebenfalls in der Halle, um die Akteure auf der Bahn entsprechend zu Perspektive heranwachsen. Hoffnung unterstützen und lautstark anzufeuern. Besondere Momente wie die kleinen Medaillen- macht auch, dass viele unserer jetzigen feiern trugen ebenfalls zum gemeinsamen Austausch und Ansporn bei. „Es war eine tolle Teilnehmer das Kadettenalter noch nicht Gruppe, die sich an die entsprechenden Abmachungen gehalten, gekämpft und als Team verlassen werden und aus den gemachten zusammengehalten hat“, bilanzierte Drescher. 17
(Heidenheim) holte als beste Deutsche nach Platz 12 bei den Kadetten den elften Rang bei den Juniorinnen, Lisa-Marie Löhr (So- lingen) wurde am Ende 16. Nachwuchs- Bundestrainer Mariusz Stzralka war positiv überrascht über die Leistung: „Ich habe ei- gentlich gar nicht damit gerechnet. Aber so, wie sie gefochten haben, hatten beide sogar Chancen auf die Top 8.“ Im Herrenflorett konnte zeitgleich Nils Alexander Fabinger (Moers) in seinem ers- ten Junioren-Jahr den 12. Platz erreichen. Ein achtbares Ergebnis, wie Junghanns meinte: „Nils hat sich sehr gut verkauft, Platz 12 ist ein tolles Ergebnis für ihn.“ Auch im Damenflorett blieb es bei Top- 16-Ergebnissen: Im Damenflorett schaffte es Routinier Aliya Dhuique-Hein (Tauber- bischofsheim) auf Platz neun, im Herren- säbel wurde Leon Schlaffer (Dormagen) 12. Team-Wettbewerbe: Florettdamen holen einzige Medaille Im Mannschafts-Wettbewerb holten die Florettdamen Bronze. Endlich, möchte man meinen, waren doch im Team auch die zwei Kadettinnen Holland-Cunz und Hohenadel, die noch eine Rechnung offen hatten nach dem knappen Ausscheiden im Sudden Death gegen Polen. Und auch diesmal ging es in die Verlängerung, doch Dhuique-Hein bewies starke Nerven und führte das Team ins Halbfinale. Nach einer anschließenden Niederlage gegen Italien Die erfolgreichen Herrensäbel-Kadetten: Im Einzel holen Colin Heathcock (l.) und Valentin traf das Quartett im Gefecht um Bronze Meka (dritter v. l.) Gold und Bronze – im Team werden sie mit Max Laurin Müller und Marc auf Polen, in dem sie sich mit einem über- Neuhäuser Vierte. Unten: Freude der Damenflorett-Juniorinnen über EM-Bronze legenen 45:24 Platz drei sicherten. Leon Kuzmin und die zwei starken Ka- die JWM aufgrund des Coronavirus abge- Die Säbelherren, die seit Anfang der Sai- detten, die Gold und Bronze bei der KEM sagt wurde, denn gerade dort wollten un- son einen riesigen Sprung nach vorn ge- erreicht haben – nämlich Colin Heathcock sere Leistungsträger zeigen, dass sie inter- macht haben, hätten gern nachgezogen. und Valentin Meka.“ national doch konkurrenzfähig sind – und Doch nach einem kräftezehrenden Sieg Lisa Gette wäre sehr wahrscheinlich auch gegen die Ukraine fehlten im Halbfinale Junioren müssen aufpassen wieder dabei gewesen.“ die letzten Reserven, um gegen Italien und später im Kampf um Platz drei die Russen Nicht zufrieden war der DFB-Sportchef Positiv gestimmt habe ihn aber die Leis- zu schlagen. insgesamt mit dem Abschneiden der Ju- tung der Florettdamen. „Die Bronzeme- nioren. „Leider konnten starke Saisoner- daille des Damenflorett-Teams sticht na- Doch es formt sich langsam ein aussichts- gebnisse, insbesondere im Damensäbel, türlich hervor. Dieses Ergebnis hat sich im reiches Säbel-Team, meinte auch der Herrendegen und zum Teil auch im Her- Laufe der Saison angebahnt. Toll, dass sie Nachwuchs-Bundestrainer. „Alles in allem rensäbel, in Porec nicht bestätigt werden“, das dann auch in Porec bestätigen konn- bin ich mit den Ergebnissen der Junioren befand Ressel. „Da hatten wir uns alle mehr ten“, sagte Ressel. Mit Blick auf die Zukunft sehr zufrieden und hege die Hoffnung, erhofft. Im Damensäbel fiel mit Lisa Gette haben viele der jetzigen Junioren aber noch dass in der Zukunft die starken Kadetten außerdem eine wichtige Leistungsträgerin eine Chance auf mehr: „Knapp 60 Prozent die Jungs erfolgreich ersetzen werden“, verletzungsbedingt aus. Das war sicherlich unserer Teilnehmer werden noch mindes- sagte Dan Costache. „Da Stefan Friedheim eine große Schwächung des Teams.“ tens ein weiteres Jahr in der Juniorenklasse und Leon Schlaffer Endjahrgang sind, an den Start gehen und von diesen Erfah- sehe ich als Hoffnungsträger einen Eric Die Junioren müssten wieder mehr bieten, rungen profitieren können.“ Seefeld, einen Antonio Heathcock, einen so sein klarer Appell: „Schade, dass jetzt Isabelle Keller 18
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