Das Deutsche Schulbarometer - Aktuelle Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Schulleitungen - Robert Bosch Stiftung
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Das Deutsche Schulbarometer Aktuelle Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Schulleitungen
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Inhalt 2 Inhalt S. 3 Über das Instrument S. 5 Zentrale Ergebnisse auf einen Blick S. 7 Ergebnisse im Detail S. 24 Zusammenfassung der Ergebnisse und Ausblick S. 26 Ansprechpartner:innen S. 27 Fragebogen S. 35 Impressum
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Über das Instrument 3 Über das Instrument Die Robert Bosch Stiftung lässt seit 2019 regelmäßig repräsenta alten Bundesländer inklusive Berlin. Die Region „Nord“ umfasst tive Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutsch Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die land durchführen, die unter dem Namen „Deutsches Schulbaro Region „Mitte“ umfasst Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz. meter“ veröffentlicht werden. Das Deutsche Schulbarometer ermöglicht es, frühzeitig Entwicklungen zu beschreiben, indem Es wurde auch erfasst, ob die befragten Schulleitungen an einer Beobachtungen und Einschätzungen von Personen erfasst und Schule in sozial schwieriger bzw. sozial benachteiligter Lage tätig untersucht werden, die Schulen täglich mitgestalten und erleben. sind. Die Befragten waren gebeten, anhand von drei Antwort Aktuelle Herausforderungen und Strategien der Schulen können kategorien einzuschätzen, wie hoch an ihrer Schule der Anteil be so erkannt und daraus Empfehlungen für Entscheidungsträ dürftiger Familien ist, die staatliche Transferleistungen wie Hartz ger:innen im Bildungssystem abgeleitet werden. IV, Wohngeld oder Sozialhilfe beziehen (geringer als 25 Prozent, zwischen 25 und 50 Prozent oder höher als 50 Prozent). Diese Fra Die vorliegende Publikation fasst die zentralen Ergebnisse einer ge dient als möglicher Sozialraumindikator, wobei ein Anteil von Befragung unter Schulleitungen allgemein- und berufsbildender über 50 Prozent Transferbezieher:innen mit einer sozial benachtei Schulen in Deutschland zusammen, die zwischen dem 31. Okto ligten Lage gleichgesetzt wird. Allerdings konnten 21 Prozent der ber und dem 16. November 2022 durchgeführt wurde. Schulleitungen hierzu keine Angabe machen. Aus diesem Grund wurde als weiterer statistischer Indikator, um die sozialräumliche Im Fokus der Schulleitungsbefragung standen die aktuellen Lage zu bestimmen, der Anteil der Schüler:innen mit Migrations Herausforderungen an den Schulen, Lernrückstände der hintergrund erfasst (Anteil von Schüler:innen mit einer anderen Schüler:innen und Wirksamkeit der Corona-Aufholprogramme, Familiensprache als Deutsch geringer als 25 Prozent, zwischen 25 die psychosoziale Infrastruktur an Schulen sowie die Beschulung und 50 Prozent oder höher als 50 Prozent). Hier machten lediglich von geflüchteten und neu zugewanderten Schüler:innen aus der 2 Prozent der Schulleitungen keine Angabe. Ukraine und aus anderen Ländern. Die ermittelten Ergebnisse sind unter Berücksichtigung der möglichen Fehlertoleranz von +/- 3 Prozentpunkten repräsenta tiv für die Gesamtheit der Schulleitungen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland. Zusätzlich wurden im Weitere Informationen sowie die ausführlichen ausführlichen Ergebnisbericht auch Gruppierungen unterhalb Ergebnisberichte der vergangenen Befragun der Bundesebene gebildet, um einzelne Bundesländer bzw. Ländergruppen miteinander vergleichen zu können. Es werden gen des Deutschen Schulbarometers finden auf der Ebene des Bundeslands nur die Ergebnisse der drei Sie auf dem Deutschen Schulportal: bevölkerungsreichsten Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen ausgewiesen, da nur diese https://deutsches-schulportal.de/ aufgrund der Fallzahlen belastbar sind. Die Befragten wurden deutsches-schulbarometer/ des Weiteren in Regionen gruppiert. Die Region „Ost“ bzw. Ostdeutschland umfasst die neuen Bundesländer – also Bran denburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – ohne Berlin. Die Region „West“ umfasst alle
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Über das Instrument 4 Informationen zur Befragung auf einen Blick Zeitraum der Befragung 31.10.2022 – 16.11.2022 Art der Erhebung Online-Befragung; Fehlertoleranz = +/- 3 Prozentpunkte Durchgeführt von forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH Stichprobe Bundesweit repräsentative Stichprobe von 1.055 Schulleitungen an allgemein- und berufsbildenden Schulen1: • 42,4 Prozent Schulleitungen von Grundschulen, • 21,9 Prozent Schulleitungen von Haupt-/Real-/Gesamtschulen, • 11,3 Prozent Schulleitungen von Gymnasien, • 9,3 Prozent Schulleitungen von Förderschulen, • 14,3 Prozent Schulleitungen von berufsbildenden Schulen, • 56,2 Prozent weiblich, • Durchschnittsalter = 52,7 Jahre, • SD (Standardabweichung) = 7,4 Jahre. Zitiervorschlag: Robert Bosch Stiftung (2023): Das Deutsche Schulbarometer: Aktuelle Herausforderungen aus Sicht von Schulleitungen. Ergebnisse einer Befragung von Schulleitungen allgemein- und berufsbildender Schulen. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung. 1 Es handelt sich um eine Zufallsstichprobe. Das bedeutet, dass alle Schulleitungen die gleiche Wahrscheinlichkeit haben, für die Befragung ausgewählt zu werden. Mögliche, durch unterschied liche Teilnahmebereitschaften bedingte Verzerrungen der Stichprobe werden durch eine nachträgliche Gewichtung ausgeglichen. Die auf dieser Seite dargestellten Prozentangaben in Bezug auf die Verteilung der Schularten innerhalb der Stichprobe sind ungewichtet.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Zentrale Ergebnisse auf einen Blick 5 Zentrale Ergebnisse auf einen Blick 1. Personalmangel ist die größte Herausforderung Zwei Drittel (67 Prozent) der Schulleitungen sehen den Personalmangel als größte Heraus forderung an ihrer Schule. Ein Fünftel gibt die Digitalisierung und die mangelnde technische 4. Ziel verfehlt: Geringe Wirksamkeit der Ausstattung (22 Prozent), Bürokratie und Ver Corona-Aufholprogramme waltung (21 Prozent) sowie die eigene Arbeits Eine positive Wirksamkeit der Corona-Aufholpro belastung (20 Prozent) an. Die Beschulung von gramme sieht nur ein Drittel aller Schulleitungen geflüchteten und neu zugewanderten Kindern (32 Prozent). An Gymnasien fällt das Urteil am (11 Prozent) sowie Corona und die Coronamaß positivsten aus (42 Prozent). Insbesondere Schu nahmen (9 Prozent) spielen für die Schulleitun len in sozial schwieriger Lage und solche mit dem gen eine untergeordnete Rolle höchsten Anteil an Schüler:innen mit Lernrück ständen wurden von den Förderprogrammen nicht 2. Mehr Personal und weniger Bürokratie erreicht (nur 23 Prozent und 25 Prozent sehen eine als wichtigste Maßnahmen zur spürbaren positive Wirksamkeit). Demzufolge geben 70 Pro Entlastung zent der Schulleitungen an, weitere Fördermittel 41 Prozent der Schulleitungen geben an, dass zu benötigen, um die Lernrückstände zu bewälti mehr Personal ihren Arbeitsalltag spürbar ent gen. Die Bedingungen für eine künftige, bedarfsge lasten würde. Mehr Leitungsstunden und eine rechte Verteilung von Fördermitteln sind günstig, geringere Unterrichtsverpflichtung (34 Prozent) denn drei Viertel der Schulen in sozial schwieriger sowie die Einstellung von Verwaltungsassis Lage (73 Prozent) erfassen systematisch die Lern tenzen (28 Prozent) bzw. insgesamt weniger stände ihrer Schüler:innen. Bürokratie (25 Prozent) sehen die Schulleitun gen als wichtigste Maßnahmen, damit sich ihr 5. Psychosoziale Versorgung von Schüler:innen Arbeitsalltag spürbar entspannt. weiterhin unzureichend Im Durchschnittlich gibt es an 69 Prozent der 3. Keine adäquate Unterstützung beim Schulen Angebote der Schulsozialarbeit. 35 Lernen und aktuelle Lernrückstände Prozent der Schulen bestätigen, Unterstützung Mehr als drei Viertel der Schulleitungen (78 durch Schulpsycholog:innen zu erhalten. Jedoch Prozent) meinen, dass sie einigen Schüler:innen sagt die Hälfte der Schulleitungen, die ein jeweili nicht die adäquate Unterstützung beim Lernen ges Angebot an ihrer Schule haben, dass den bieten können, die diese benötigen. Durch noch der Bedarf nicht ausreichend gedeckt wird. schnittlich 35 Prozent der Schüler:innen haben aktuell deutliche Lernrückstände. Dies wird an Schulen in sozial schwieriger Lage fast doppelt so hoch eingeschätzt (65 Prozent).
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Zentrale Ergebnisse auf einen Blick 6 6. Traditionelle Prüfungspraxis kann starke psychische Belastung für Schüler:innen sein 48 Prozent der Schulleitungen meinen, dass die traditionelle Prüfungskultur und Benotungspraxis 9. Ausreichende Förderung in Deutsch für eine starke psychische Belastung für die Schü Neuzugewanderte kann häufig nicht ler:innen ist. In Ostdeutschland (36 Prozent) und gewährleistet werden in Berufsschulen (34 Prozent) ist die Zustimmung Mehr als die Hälfte der Schulleitungen (59 Pro niedriger. Aufgeschlüsselt nach weiteren Regio zent) geht nicht davon aus, dass eine ausreichen nen, Schulformen und sozialer Lage finden sich de Förderung in Deutsch für Neuzugewanderte ähnlich hohe Zustimmungswerte. Allerdings sa an ihrer Schule gewährleistet werden kann. Ins gen nur 7 Prozent aller befragten Schulleitungen, besondere an Grundschulen ist die Lage drama dass sie zu diesem Thema gezielt Schulentwick tisch: Drei Viertel der Grundschulen (71 Prozent) lungsprozesse angestoßen haben. können keine ausreichende Förderung zusichern. 7. Hoher Fortbildungsbedarf zum Umgang 10. Fast die Hälfte der Schulen kann noch einzelne mit psychosozial belasteten Kindern und neu zugewanderte Schüler:innen aufnehmen Jugendlichen Insgesamt haben 43 Prozent der Schulen noch 57 Prozent der Schulleitungen sehen Bedarf an Kapazitäten für die Aufnahme weiterer neu zuge Fortbildungen zum Umgang mit psychosozial wanderter Schüler:innen. Dabei sagen 36 Prozent belasteten Kindern. Fast die Hälfte (45 Prozent) der Befragten, dass sie noch einzelne Schüler:in wünscht sich zu diesem Thema eine Supervision nen aufnehmen können. 7 Prozent geben an, dass bzw. ein Coaching. Fortbildungen zum Umgang sie noch deutlich mehr Schüler:innen aufnehmen mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfah können. Offenkundig wird allerdings auch, dass rung erachten 39 Prozent aller Schulleitungen 26 Prozent der Schulleitungen keine Kapazitäten als notwendig. In allen Bereichen ist der Fortbil mehr sehen. 27 Prozent geben sogar an, bereits dungsbedarf an Schulen in sozial benachteiligter über ihrer Kapazitätsgrenze zu arbeiten. Insbe Lage überdurchschnittlich höher. sondere Schulen in sozial schwieriger Lage (45 Prozent) sowie Haupt-, Real- und Gesamtschulen 8. Beschulung von neu zugewanderten (38 Prozent) arbeiten über ihrer Kapazitätsgrenze Schüler:innen häufiger in Schulen in sozial und müssen nun gezielt entlastet werden. schwieriger Lage Seit März 2022 wurden an den Schulen fast genauso viele neu zugewanderte Schüler:innen aus anderen Ländern beschult wie ukrainische Schüler:innen (Anteil an der Gesamtschüler:in nenanzahl für beide Zuwanderungsgruppen: 2,7 Prozent). Ukrainische und insbesondere neu zu gewanderte Schüler:innen aus anderen Ländern als der Ukraine werden häufiger in Schulen in sozial schwieriger Lage beschult (3,7 Prozent und 5,3 Prozent). Der Anteil von Neuzugewanderten aus anderen Ländern ist im Vergleich zu ukraini schen Schüler:innen an Förderschulen höher (3,2 Prozent zu 0,8 Prozent).
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 7 Ergebnisse im Detail Personalmangel, Digitalisierung und Bürokratie: Aktuelle Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Schulleitungen Wir haben den Schulleitungen folgende Was sind im November 2022 die größten Heraus- offene, allgemeine Frage gestellt: „Was forderungen der Schulleitungen? sind zurzeit die größten Herausforde- in Prozent rungen als Schulleitung an Ihrer Schu- Personalmangel le?“ Die Antworten wurden gruppiert, 67 Mehrfachantworten waren möglich. Im Digitalisierung Durchschnitt nennen die Schulleitun- 22 gen etwas mehr als zwei Herausforde- rungen. Bürokratie, Verwaltung 21 Dabei ergibt sich folgendes Bild: Zwei Arbeitsbelastung, Zeitmangel Drittel der Schulleitungen führen den 20 herrschenden Personalmangel (67 Pro- Verhalten der Schüler:innen zent) an. Überdurchschnittlich häufig 13 wird der Personalmangel von Schullei- Aufnahme und Beschulung von Neuzugewanderten tungen an Schulen in sozial schwieriger 11 Lage (80 Prozent) genannt. Auch an Corona, Corona-Maßnahmen Förderschulen (76 Prozent) sowie an 9 Haupt-, Real- und Gesamtschulen (73 Prozent) ist die Personalsituation sehr Integration 8 angespannt. Mit 53 Prozent wird dies unterdurchschnittlich an berufsbilden- Inklusion den Schulen angeführt. 8 Eltern der Schüler:innen 8 2 Um die soziale Lage der Schulen zu bestimmen, verwenden wir zwei unterschied Gebäude, Räume liche statistische Indikatoren: Zum einen den 8 Anteil der Eltern, die Sozialtransferleistun gen beziehen, zum anderen den Anteil der Arbeitsbelastung der Lehrkräfte Kinder, die eine andere Familiensprache als 7 Deutsch sprechen. Für beide Indikatoren Bildungspolitik, Behörden wurden die Schulleitungen gebeten, den jeweiligen Anteil zu schätzen. Im Vergleich 6 der beiden Indikatoren wird deutlich, dass Lernrückstände diese sehr häufig nah beieinander liegen, das 6 heißt, beide Indikatoren statistisch gesehen „gute“ Marker sind, um die soziale Lage zu offene Frage, Mehrfachnennungen möglich bestimmen. Ein Fünftel der Schulleitungen konnte allerdings nicht angeben, wie hoch der Anteil der Eltern an ihrer Schule ist, die Sozialhilfe beziehen.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 8 Mit großem Abstand nennt jeweils ein Fünftel der Schulleiter:innen als weitere Herausforderungen: Digita- lisierung und mangelnde technische Ausstattung (22 Prozent), Bürokratie und Verwaltungstätigkeiten (21 Pro- zent) sowie die eigene Arbeitsbelas- tung und den Zeitmangel (20 Prozent). Ungefähr jede zehnte Schulleitung sieht das Verhalten der Schüler:innen (13 Prozent) sowie die Beschulung von Geflüchteten und Neuzugewanderten (11 Prozent) als zurzeit größte Her- ausforderung an. Corona und Coro- na-Maßnahmen beschäftigen nur noch 9 Prozent der Schulleitungen. Mit jeweils 8 Prozent werden Integration, Inklusion, die Eltern der Schüler:innen und das Schulgebäude bzw. die Räum- lichkeiten genannt. Weiterhin zählen die Schulleitungen die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte (7 Prozent), Bildungspo- litik und Behörden (6 Prozent) sowie Lernrückstände von Schüler:innen (6 Prozent) infolge der Schulschlie- ßungen als zurzeit größte Herausforde- rungen auf.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 9 Mehr Personal und weniger Bürokratie. Möglichkeiten der spürbaren Entlastung aus Sicht der Schulleitungen 95 Prozent der Schulleitungen sagen, Was würde den Arbeitsalltag von Schulleitungen dass sie sehr hoch oder hoch belastet spürbar entlasten? sind. Diese sehr hohe Arbeitsbelas- tung betrifft alle Schulleiter:innen in Prozent Mehr Personal gleichermaßen, unabhängig von Alter 41 und Geschlecht, der Schulform, der Region, der sozialen Lage der Schule Mehr Leitungsstunden, geringere Unterrichtsverpflichtung 34 oder der Schulgröße3 . Deshalb woll- ten wir wissen, welche Maßnahmen Unterstützung bei Verwaltungstätigkeiten die Schulleiter:innen sehen, um ihren 28 Arbeitsalltag spürbar zu entlasten. Weniger Bürokratie 25 Nicht überraschend ist mehr Personal Änderungen in Bildungspolitik, Behörden (41 Prozent) die wichtigste Entlas- 10 tungsmaßnahme aus Sicht der Schul- Geringere Arbeitsbelastung leitungen. Neben mehr Lehrkräften 9 werden hier auch andere Professionen Sekretariat wie Sozialarbeiter:innen, Förderpäda- 9 gog:innen, Schulpsycholog:innen und Vertretungslehrkräfte genannt. Mehr Mehr Unterstützung bei Digitalisierung Personal als Entlastungsmaßnahme 8 wird am häufigsten von Schulleitungen Einstellung von Konrektor:in / Einrichtung erweiterte Schulleitung in Ostdeutschland4 (54 Prozent) sowie 7 an Grundschulen (46 Prozent) und offene Frage, Mehrfachnennungen möglich weniger häufig an Gymnasien (31 Pro- zent), in Bayern (28 Prozent) und an Berufsschulen (23 Prozent) genannt. An dritter Stelle wünschen sich 28 Prozent) den Wunsch nach allgemein Prozent der Befragten mehr Unter- weniger Bürokratie an vierter Stelle. An zweiter Stelle – für eine schnelle stützung bei Verwaltungstätigkeiten, Entlastung – fordern die Schullei- zum Beispiel durch eine Schulver- Nach mehr Personal, weniger Unter- tungen mehr Leitungsstunden und waltungsassistenz. Schulleitungen an richtsverpflichtung und allgemein dementsprechend eine geringere berufsbildenden Schulen (39 Prozent) weniger Bürokratie folgen mit großem Unterrichtsverpflichtung (34 Pro- und an Gymnasien (35 Prozent) sehen Abstand weitere Vorschläge für spürba- zent). Insbesondere Schulleitungen dies sogar als wichtigste Entlastungs- re Entlastungsmaßnahmen: Jede zehn- an Grundschulen (48 Prozent) würde maßnahme. Ergänzend hierzu nennt te Schulleitung sieht Änderungen in diese Maßnahme spürbar entlasten. ein Viertel aller Schulleitungen (25 der Bildungspolitik und beim Agieren 3 Zu finden im ausführlichen Gesamtbericht unter: https://deutsches-schulportal.de/ deutsches-schulbarometer/ 4 Die Region „Ost“ bzw. Ostdeutschland umfasst die neuen Bundesländer – also Bran denburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – ohne Berlin
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 10 der Behörden als Entlastung für ihren Schulalltag (10 Prozent). Darauffolgend Wie wird der bürokratische Aufwand für die wird unspezifisch die Forderung nach Einstellung von pädagogischen Fachkräften einer geringeren Arbeitsbelastung und eingeschätzt? mehr Zeit (9 Prozent) von den Schul- in Prozent leitungen angeführt. 9 Prozent der Schulleitungen denken, dass die Ein- Schulleitungen stimmen der Aussage zu: stellung von Sekretär:innen zu einer Voll und ganz oder eher Entlastung führt. Von den Befragten Eher nicht oder überhaupt nicht sehen 8 Prozent mehr IT-Support und Weiß nicht / keine Angaben damit einhergehend auch Unterstüt- zung bei der Digitalisierung und 7 Pro- Der bürokratische Aufwand für die Einstellung von Hilfs- und Unterstüt- zent die Einstellung eine:r Konrektor:in zungsfachkräften (z. B. Lehramtsstudierende, päd. Assistenzen) ist zu hoch. oder die Einrichtung einer erweiterten 66 23 11 Schulleitung als weitere Möglichkeiten für eine spürbare Entlastung. Der bürokratische Aufwand für die Einstellung von ausländischen Lehrkräften ist zu hoch. Die Einstellung von Hilfs- und Unter- 53 12 35 stützungsfachkräften, wie Lehramts- studierenden und pädagogischen Assistent:innen, sowie die Einstellung von ausländischen Fachkräften könnte und ganz oder eher zu, dass der büro- die angespannte personelle Situation kratische Aufwand für die Einstellung etwas abmildern, deshalb haben wir von Hilfs- und Unterstützungsfachkräf- noch einmal genauer nachgefragt: ten zu hoch ist. Für die Einstellung Wie schätzen die Schulleitungen den von ausländischen Lehrkräften sagt bürokratischen Aufwand für die Ein- dies die Hälfte der Schulleitungen stellung von weiterem pädagogischen (53 Prozent) – obwohl ein Drittel der Personal ein? Zwei Drittel der Schul- Schulleitungen hierzu keine Angabe leitungen (66 Prozent) stimmen voll machen konnten.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 11 Keine adäquate Unterstützung beim Lernen und aktuelle Lernrückstände den Lernrückstand am höchsten ein. Wie viele Schüler:innen haben deutliche Sehr deutlich wird zudem der Zusam- Lernrückstände?* menhang zwischen der sozialen Lage in Prozent der Schulen und dem Lernrückstand Mittelwert aller Befragten der Schüler:innen: Laut Schulleitungen 35 an Schulen in eher privilegierter Lage Grundschulen haben ein Viertel der Schüler:innen 27 (24 Prozent) deutliche Lernrückstände, Haupt-/Real-/Gesamtschulen während Schulleiter:innen an Schulen 42 in sozial schwieriger Lage diese bei Gymnasien zwei Dritteln ihrer Schüler:innen (65 26 Prozent) annehmen. Schulleitungen Berufsbildende Schulen von Schulen, in welchen mehr als 50 40 Prozent der Schüler:innen eine andere weniger als 25% der Eltern mit Sozialtransfer Familiensprache als Deutsch sprechen, 24 schätzen, dass im Durchschnitt die 25–50 % der Eltern mit Sozialtransfer Hälfte ihrer Schüler:innen (54 Prozent) 43 deutliche Lernrückstände aufweisen. Mehr als 50% der Eltern mit Sozialtransfer Aufgrund dieser angespannten Lern- 65 situation an Schulen fragten wir die *Aufgrund eines sehr hohen Anteils von „weiß nicht“ - Nennungen der Schulleitungen von Schulleitungen, wie sie sich zu folgen- Förderschulen wurde auf eine Darstellung dieser Schulart verzichtet. den Aussagen zum Thema Lernen und Lernrückstände positionieren. Der ersten Aussage „Trotz aller Be- Auch wenn Lernrückstände von den mühungen kann meine Schule einigen Schulleitungen nur mit 6 Prozent Schüler:innen aktuell nicht die adäqua- als zurzeit größte Herausforderung te Unterstützung beim Lernen bieten, an Schulen genannt wurden, haben die sie benötigen“ stimmen drei Viertel laut Einschätzung der Schulleitungen aller Schulleitungen (78 Prozent) voll ungefähr ein Drittel der Schüler:innen und ganz oder eher zu. Dort, wo die (35 Prozent) deutliche Lernrückstän- Lernrückstände am gravierendsten ein- de. Dieser Wert ist unverändert im geschätzt werden, glauben die Schul- Vergleich zur Erhebung des Deutschen leitungen auch überdurchschnittlich Schulbarometers im April 20225. häufig, dass sie nicht alle Schüler:innen Schulleitungen an Haupt-, Real- und erreichen können (Haupt-, Real- und Gesamtschulen (42 Prozent) sowie an Gesamtschulen: 84 Prozent; Schulen Berufsschulen (40 Prozent) schätzen in sozial schwieriger Lage: 88 Prozent; 5 Im April 2022 wurden vor allem Lehrkräfte befragt, darunter auch 140 Schulleitungen. Aufgrund der un terschiedlichen Fallzahlen der Schulleitungen sind die beiden Erhebungen nur eingeschränkt miteinan der vergleichbar. In der Erhebung im April 2022 schätzten die Lehrkräfte, dass 42 Prozent der Schüler:in nen Lernrückstände haben, die Einschätzung der Schulleitungen fiel mit 35 Prozent etwas geringer aus (Mittelwert aller Befragten: 41 Prozent).
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 12 Schulen mit hohem Migrationsanteil: 87 Prozent; Schulen mit einem Anteil Gelingt es den Schulen, alle Schüler:innen zu von mehr als 50 Prozent der Schüler:in- erreichen? nen mit Lernrückständen: 86 Prozent). Befragte, die voll und ganz oder eher zustimmen in Prozent Die niedrigsten Zustimmungswerte zu dieser Aussage finden sich bei Schul- Alle Befragten leitungen an Gymnasien (69 Prozent) Grundschulen und Förderschulen (66 Prozent) – doch Haupt-/Real-/Gesamtschulen auch hier sind es immer noch zwei Gymnasien Drittel, die glauben, dass sie einigen Förderschulen Schüler:innen aktuell nicht die adäqua- Berufsbildende Schulen te Unterstützung beim Lernen bieten Mehr als 50% der Eltern mit Sozialtransfer können. Mehr als 50% der Schüler:innen mit Lernrückständen Bei der zweiten Aussage „An meiner „Trotz aller Bemühungen kann „An meiner Schule konnten wir Schule konnten wir trotz aller Bemü- meine Schule einigen Schüler:in- trotz aller Bemühungen die hungen die Schüler:innen mit den größ- nen aktuell nicht die adäquate Schüler:innen mit den größten ten Lernrückständen nicht erreichen“ Unterstützung beim Lernen Lernrückständen nicht erreichen.“ findet sich eine ähnliche Verteilung bieten, die sie benötigen.“ wie bei der ersten Aussage: Über- 78 53 durchschnittlich häufig müssen dies 79 52 Schulleitungen an Haupt-, Real- und 84 63 Gesamtschulen sowie an Schulen in 69 42 sozial benachteiligter Lage resümieren (beide 63 Prozent). Fast drei Viertel 66 36 der Schulleitungen, die schätzen, dass 70 57 mehr als die Hälfte ihrer Schüler:innen 88 63 Lernrückstände haben, bestätigen die 86 73 Aussage (73 Prozent). Im Durchschnitt stimmen dieser Aussage die Hälfte aller Schulleitungen (53 Prozent) voll und ganz oder eher zu.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 13 Ziel verfehlt: Geringe Wirksamkeit der Corona- Aufholprogramme Zur Wirksamkeit des zwei Milliarden Konnten die Lernrückstände durch die Aufholpro- Euro schweren Bund-Länder-Pakets „Aufholen nach Corona“ bilanzierten gramme verringert werden und gibt es weiteren die Forscher:innen des Wissenschafts- Bedarf? zentrums Berlin für Sozialforschung Befragte, die voll und ganz oder eher zustimmen in Prozent (WZB) in ihrer im September 2022 veröffentlichten Studie, dass die Alle Befragten angestrebte Wirkung aufgrund einer Grundschulen fehlenden bedarfsgerechten und ziel- Haupt-/Real-/Gesamtschulen gerichteten Strategie sowie der im inter Gymnasien nationalen Vergleich geringen finan- Förderschulen ziellen Mittel weitestgehend verfehlt Berufsbildende Schulen wurde. Insbesondere Schüler:innen Mehr als 50% der Eltern mit Sozialtransfer aus sozio-ökonomisch benachteiligten Familien und mit Migrationsgeschichte Mehr als 50% der Schüler:innen mit Lernrückständen wurden mit dem „Gießkannenprinzip“ „Die coronabedingten Lernrück- „An meiner Schule gibt es nicht erreicht. stände der Schüler:innen konnten weiteren Bedarf an Fördermittel durch die zusätzlichen staatlichen zur Bewältigung der coronabe- Unsere Ergebnisse bestätigen diese Fördermittel und Aufholprogramme dingten Lernrückständen.“ ernüchternde Einschätzung auch aus deutlich verringert werden.“ Sicht der Schulleitungen. Lediglich 4 70 32 Prozent der Schulleitungen stimmen 35 73 der Aussage voll und ganz zu, dass 30 80 durch die staatlichen Fördermittel und Corona-Aufholprogramme die corona 42 72 bedingten Lernrückstände deutlich 26 62 verringert werden konnten. Eher 32 59 positiv sehen noch durchschnittlich 23 81 29 Prozent aller Schulleitungen die 25 79 Wirkung der Förderprogramme. Insge- samt betrachtet glaubt also lediglich ein Drittel aller befragten Schulleitun- gen (32 Prozent), dass die Aufholpro- programms mit 42 Prozent am posi- gramme zu einer deutlichen Verringe- tivsten, Schulleitungen an Schulen in rung der Lernrückstände beigetragen sozial schwieriger Lage am negativsten haben. Schulleitungen an Gymnasien mit 23 Prozent. Mit anderen Worten: bewerten die Wirksamkeit des Förder- Fast drei Viertel der Schulleitungen an
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 14 Schulen in sozial benachteiligter Lage äußern, dass durch die staatlichen Mittel die Lernrückstände ihrer Schü- ler:innen überhaupt nicht (26 Prozent) oder eher nicht (46 Prozent) deutlich reduziert werden konnten. Auch Schul- leitungen, die angeben, dass mehr als die Hälfte ihrer Schüler:innen Lernrück- stände haben, schätzen die Wirksam- keit des Programms zu drei Vierteln (74 Prozent) negativ ein. Die Vermutun- gen der Autor:innen der WZB-Studie, dass insbesondere Schulen in eher privilegierter Lage von den vorwiegend außerschulischen und auf Freiwillig- keit basierenden Förderprogrammen (wie zum Beispiel privaten Nachhil- feangeboten) profitierten, kann durch leitungen an Haupt-, Real- und Gesamt- Angesichts des kommenden Start- diese Ergebnisse untermauert wer- schulen (80 Prozent), Schulen in sozial chancen-Programms gilt es nun, aus den. Die vorerst gezogene Bilanz der schwieriger Lage (81 Prozent), Schulen den gemachten Fehlern zu lernen und Corona-Aufholprogramme muss daher mit einem hohen Migrationsanteil (80 die finanziellen Mittel bedarfsgerecht sein: Das vordergründige Ziel, nämlich Prozent) sowie Schulen, an welchen zu verteilen, aber auch die Wirksam- insbesondere Kinder und Jugendliche mehr als die Hälfte der Schüler:innen keit der Programme zu evaluieren. Die aus sozial benachteiligten Lagen sowie Lernrückstände haben (79 Prozent). Ständige Wissenschaftliche Kommissi- mit Migrationsgeschichte zu erreichen, Aber auch fast drei Viertel der Schullei- on der Kultusministerkonferenz (SWK) wurde mit dem „Gießkannenprinzip“ tungen von Grundschulen (73 Prozent) empfiehlt daher für die Evaluation von weit verfehlt. und Gymnasien (72 Prozent) sehen Förderprogrammen im Bildungsbe- weiteren Bedarf an finanziellen Mitteln. reich zunächst die Bestimmung von Es überrascht somit nicht, dass der Mit 59 Prozent schätzen Schulleitun- aussagekräftigen Indikatoren und die Bedarf der Schulen an zusätzlichen gen von Berufsschulen den Bedarf am Entwicklung von Wirkungsmodellen, Fördermitteln weiterhin sehr hoch geringsten ein. Insgesamt herrscht also um Wirkung überhaupt messen zu ist. In unserer Befragung stimmten an deutschen Schulen ein gewaltiger können. 70 Prozent aller Schulleitungen der Bedarf an weiteren Fördermitteln, weil Aussage, dass sie weitere Fördermittel die Gelder offenbar nicht in ausrei- Ein möglicher Indikator können benötigen, um die coronabedingten chendem Maß dort ankamen, wo sie Lernstandserhebungen sein, deshalb Lernrückstände der Schüler:innen zu am dringendsten gebraucht wurden haben wir die Schulleitungen gefragt: bewältigen, voll und ganz oder eher bzw. nicht die erwünschte und notwen- „Werden an Ihrer Schule systematisch zu. Den größten Bedarf sehen Schul- dige Wirksamkeit entfaltet haben. die Lernstände aller Schüler:innen
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 15 erfasst, um eine kompetenzorientierte eine enge Zusammenarbeit zwischen Schulen mit einem hohen Anteil an Einstufung vornehmen zu können?“ der Schulaufsicht und den Schullei- Schüler:innen mit Lernrückständen Über die Hälfte aller Schulleitungen tungen erforderlich, um über geeig- und besonders belastetem Kollegium (56 Prozent) geben an, dass sie syste- nete Maßnahmen und Förderungen zu Lernstandserhebungen durchführen matisch die Lernstände ihrer Schü- entscheiden. Dadurch könnten auch können. Gleichzeitig verdeutlicht ler:innen erfassen. Überdurchschnitt- Schulen in kritischer Lage identifiziert die hohe Zahl an Schulleitungen, die lich häufig wird dies von Schulen in werden, also diejenigen Schulen in angeben, ihre Schüler:innen nicht aus- sozial benachteiligter Lage bejaht: sozial schwieriger Lage, die den Lern reichend fördern zu können, dass mit Fast drei Viertel der Schulen in sozial erfolg ihrer Schüler:innen nicht mehr dem Vorhandensein von Diagnose- benachteiligter Lage (73 Prozent) und gewährleisten können. Damit mög- Instrumenten noch keine Förderstrategi- zwei Drittel der Schulen mit einem lichst alle Schulen in kritischer Lage en einhergehen. Hier wäre es wichtig, hohen Migrationsanteil (66 Prozent) identifiziert werden können, muss es Schulen zielgerichtet bei einer daten- erheben regelmäßig und systematisch einen einfachen Zugang zu Lernstands gestützten Unterrichtsentwicklung zu den Lernstand ihrer Schüler:innen. erhebungs-Tools geben, sodass auch begleiten. Auch Förderschulen (70 Prozent) und Grundschulen (67 Prozent) erheben häufiger als der Durchschnitt die Werden die Lernstände der Schüler:innen Lernstände. Allerdings erfasst nur die systematisch erfasst? Hälfte der Schulen (54 Prozent), die in Prozent einen hohen Anteil Schüler:innen mit Lernrückständen haben, die Lernstän- Ja Nein Weiß nicht / keine Angabe de systematisch. Am wenigsten geben Alle Befragten dies Schulleitungen an Gymnasien (46 %) und an berufsbildenden Schu- 56 39 5 len (29 %) an. Grundschulen Auch wenn wir in dieser Befragung 67 28 5 nicht danach gefragt haben, mit welchen Diagnose-Instrumenten die Haupt-/ Real-/ Gesamtschulen Lernstände an den Schulen erhoben 56 41 3 werden, so lässt sich doch sagen, dass insbesondere Schulen in sozial Gymnasien schwieriger Lage eine Einschätzung 46 46 8 zu den Lernständen ihrer Schüler:in- nen geben können. Resümierend Förderschulen kann für das bevorstehende Start- 70 19 10 chancen-Programm die Einschätzung der Lernrückstände als zusätzliches Berufsbildende Schulen Auswahlkriterium für die teilnehmen- 29 68 3 den Schulen in sozial benachteiligter Lage hinzugezogen werden. Dafür ist Mehr als 50% der Eltern mit Sozialtransfer 73 25 2 Abweichungen zu 100 Prozent rundungsbedingt
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 16 Psychosoziale Versorgung von Schüler:innen weiterhin unzureichend arbeit und an 35 Prozent der Schulen gung. Schlusslichter sind Schulen in Gibt es Angebote an Unterstützung durch Schulpsycholo- sozial benachteiligter Lage und För- Schulsozialarbeit und g:innen. Verglichen mit den Einschät- derschulen (28 Prozent) sowie Schulen -psychologie? zungen der Schulleitungen im April in Baden-Württemberg (12 Prozent). in Prozent 2022 scheint sich das Angebot an Alle Befragten schulpsychologischer Unterstützung Zusätzlich wollten wir von den Schul- um 10 Prozentpunkte verbessert zu leitungen wissen, ob die vorhandenen Mehr als 50% der Eltern mit Sozialtransfer haben, das Angebot an Schulsozial- Angebote an Schulsozialarbeit und arbeit wird dagegen als unverändert Schulpsychologie auch den tatsächli- 85 wahrgenommen. chen Bedarf decken. Hier zeigt sich, 69 dass die Hälfte der Schulleitungen Bezüglich der Angebote der Schul- die Bedarfe an Schulsozialarbeit (52 35 sozialarbeit findet sich die beste Prozent) und an Schulpsychologie 28 21 Versorgungslage an Haupt-, Real- und (48 Prozent) für ausreichend gedeckt 14 Gesamtschulen (88 Prozent), an halten. Oder umgekehrt: Die Hälfte der Berufsschulen (84 Prozent) sowie Leiter:innen von Schulen, an welchen Schulsozial- Schul- Nichts an Schulen in sozial benachteiligter es schon Angebote an Schulsozialar- arbeit psychologie davon Lage (85 Prozent) und mit einem beit und schulpsychologischer Unter- Mehrfachnennungen möglich hohen Migrationsanteil (82 Prozent). stützung gibt, bewerten diese als nicht Weniger Schulsozialarbeit findet ausreichend. Der tatsächliche Bedarf sich an Grundschulen (58 Prozent), an weiterer Schulsozialarbeit und Eines der weiteren Ziele des Bundes- an Gymnasien (59 Prozent) und in Schulpsychologie muss daher wesent- programms „Aufholen nach Corona“ Bayern (55 Prozent). Hingegen geben lich höher eingeschätzt werden. war die vermehrte Einstellung bzw. die Schulleitungen in Bayern mit 67 Aufstockung und Unterstützung von Prozent fast doppelt so häufig wie der Schulsozialarbeiter:innen. Aus diesem Durchschnitt an, über Angebote der Grund wollten wir ein halbes Jahr Schulpsychologie zu verfügen. Eine nach der letzten Befragung des Deut- Erklärung dafür ist die Möglichkeit, in schen Schulbarometers im April 20226 Bayern ergänzend zum Lehramtsstu- wissen, wie die derzeitige psychoso- dium das Erweiterungsfach Schulpsy- ziale Infrastruktur an den Schulen ist. chologie wählen zu können. Auch an Im Durchschnitt gibt es an 69 Prozent Gymnasien (48 Prozent) gibt es eine der Schulen Angebote der Schulsozial- bessere schulpsychologische Versor- 6 Im April 2022 wurden vor allem Lehrkräfte befragt, darunter auch 140 Schulleitungen. Aufgrund der unterschiedlichen Fallzahlen der Schulleitungen sind die beiden Erhebungen nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. In der Erhebung im April 2022 ergaben die Einschätzungen der Lehrkräfte, dass an 72 Prozent der Schulen Schulsozialarbeit und an 34 Prozent der Schulen schulpsychologische Unterstützung angeboten wurde. Die Einschätzungen der Schulleitungen ergaben etwas niedrigere Werte (65 Prozent Schulsozialarbeit und 25 Prozent schulpsychologische Unterstützung) als die der Lehrkräfte. Der Mittelwert aller Befragten betrug für Schulsozialarbeit 71 Prozent und für schulpsycho logische Unterstützung 33 Prozent.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 17 Traditionelle Prüfungskultur und Benotungspraxis als psychische Belastung für Schüler:innen Wir wollten von den Schulleiter:innen zudem wissen, ob sie die traditionelle Ist die traditionelle Prüfungs- und Prüfungskultur und Benotungspraxis Benotungspraxis eine starke psychische als starke psychische Belastung für die Belastung für die Schüler:innen? Schüler:innen empfinden. Unter einer Voll und ganz traditionellen Prüfungskultur und Be- Eher notungspraxis verstehen wir, dass von Eher nicht den Lehrkräften entwickelte Klausuren und Tests für alle Schüler:innen zu Überhaupt nicht festgelegten Zeiten im Klassenverbund Weiß nicht / keine Angaben durchgeführt werden und dass für die Benotung immer noch die kollektive 4 13 20 Bezugsnorm der Klasse genutzt wird. 48 Prozent der Schulleitungen kons- tatieren, dass die traditionelle Prü- % 28 35 fungskultur und Benotungspraxis eine starke psychische Belastung für die Schüler:innen ist. In Ostdeutschland (36 Prozent) und in Berufsschulen (34 Prozent) ist die Zustimmung niedriger. Ansonsten finden sich in allen Regi- starken psychischen Belastung von onen, allgemeinbildenden Schulfor- Schüler:innen führt. Allerdings zeigen men und sozialen Lagen ähnlich hohe unsere Ergebnisse auch, dass lediglich Zustimmungswerte. 7 Prozent der Schulen derzeit gezielt zu diesem Thema Schulentwicklungs- Die hohen Werte bezeugen: Viele prozesse durchlaufen, um zum Bei- Schulleitungen haben – quer durch spiel zeitgemäße Prüfungsformate zu alle allgemeinbildenden Schulformen – entwickeln. ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür, dass eine traditionelle Prüfungskul- tur und Benotungspraxis zu einer
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 18 Hoher Fortbildungsbedarf zum Umgang mit psychosozial belasteten Kindern Der hohe weitere Bedarf an einer psy- Lehrerkollegium anbieten wollen. Außerdem gilt es, Lehrkräfte im Um- chosozialen Infrastruktur und an Unter- Speziell für den Umgang mit Kindern gang mit psychisch belasteten Schü- stützungsangeboten für Schüler:innen und Jugendlichen mit Fluchterfahrung ler:innen zu schulen. Dies gilt auch im spiegelt sich auch in den angegebenen sehen 39 Prozent der Schulleitungen Hinblick auf die bereits hohe Zahl an Fortbildungsbedarfen für Lehrkräfte Fortbildungsbedarf. Weitere 38 Pro- Kindern und Jugendlichen mit Fluch- wider. Wir haben die Schulleitungen zent der Schulleitungen würden gerne terfahrung, die in diesem Jahr in das gefragt, zu welchen von uns vorgege- ihre Lehrkräfte zum Thema Deutsch als deutsche Schulsystem aufgenommen benen Themen sie Fortbildungsbedarfe Zweitsprache fortbilden. wurden, womit sich das nächste Kapi- für ihr Lehrerkollegium sehen. tel ausführlich beschäftigen wird. Zusammenfassend gilt es also nicht Mehr als die Hälfte der Schulleitungen nur, die psychosoziale Versorgung (57 Prozent) wünschen sich Fortbil- bundesweit flächendeckend zu ge- dungen für Lehrkräfte zum Umgang währleisten, sondern auch an Schulen, mit psychosozial belasteten Kindern die bereits entsprechende Angebote und Jugendlichen. Auch Supervisi- haben, die Versorgungslage zu verbes- ons- und Coachingangebote zu diesem sern. Dafür müssen Belastungsfaktoren Thema würde knapp die Hälfte der für die Schüler:innen innerhalb des Schulleitungen (45 Prozent) für das Schulsystems identifiziert werden. Welchen Bedarf sehen Schulleitungen für ihr Lehrerkollegium? in Prozent Fortbildungen für das Lehrerkollegium zum Umgang mit psychosozial belasteten Schüler:innen 57 Supervision/ Coaching für das Lehrerkollegium zum Thema psychosoziale Belastung von Schüler:innen 45 Fortbildungen für das Lehrerkollegium zum Umgang mit Schüler:innen mit Fluchterfahrung 39 Fortbildungen für das Lehrerkollegium zum Thema DAZ/ DAF (Deutsch als Zweitsprache) 38 Mehrfachnennungen möglich
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 19 Beschulung von neu zugewanderten Schüler:innen häufig in Schulen in sozial schwieriger Lage Das deutsche Schulsystem hat in einem Kinder und Jugendlichen werden an Schulleitungen und Lehrkräfte, son- großen Kraftakt und mit beeindrucken- Haupt-, Real- und Gesamtschulen (An- dern auch die Abmeldung und damit dem Engagement seit März 2022 eine teil an Gesamtschüler:innenschaft: 4,2 einhergehenden Umplanungen an den sehr hohe Zahl an geflüchteten ukrai- Prozent), in der Grundschule (Anteil Schulen. Selbstverständlich bringt nischen Schüler:innen aufgenommen. an Gesamtschüler:innenschaft: 3,1 der Schulwechsel auch psychosozi- Mittlerweile sagen 80 Prozent der Prozent) und an Gymnasien unterrich- ale Belastungen für die geflüchteten Schulleitungen, dass an ihrer Schule tet (Anteil an Gesamtschüler:innen- Kinder und Jugendlichen sowie für ukrainische Schüler:innen beschult schaft: 1,9 Prozent). die Klassengemeinschaft mit sich, die werden. In Ostdeutschland liegt der wir an dieser Stelle nicht behandeln Wert etwas niedriger bei 69 Prozent. Neben der Verteilung der ukrainischen können. Wir haben bei den Schullei- Im Median7 hat jede Schule sieben Schüler:innen auf die verschiedenen tungen nachgefragt, wie viele ukraini- ukrainische Schüler:innen aufgenom- Schulen und ihrer Anzahl wollten wir sche Schüler:innen ihre Schule bereits men. Bezogen auf die von den Schullei- auch wissen, wie hoch die Fluktuation wieder verlassen haben, weil sie bei- tungen angegebene Gesamtschüler:in- dieser Schüler:innengruppe ist. Denn spielsweise in eine andere Schulform nenschaft ihrer Schule, beträgt der nicht nur die administrative Aufnahme gewechselt, innerhalb Deutschlands Anteil der ukrainischen Schüler:innen und die Beschulung von ukrainischen umgezogen oder in die Ukraine zurück- 2,7 Prozent. Die meisten ukrainischen Schüler:innen binden Ressourcen der gekehrt sind. Mit 56 Prozent geben Wie viele neuzugewanderte Schüler:innen kamen seit März 2022 an die Schulen? * in Prozent Neuzugewanderte Neuzugewanderte, die nicht aus der Ukraine aus der Ukraine kamen Alle Befragten 2,7 2,7 Grundschulen 3,1 3,2 Haupt-/Real-/Gesamtschulen 4,2 3,2 Gymnasien 1,9 0,7 Förderschulen 0,8 3,2 Berufsbildende Schulen 1,2 1,8 Mehr als 50% der Eltern mit Sozialtransfer 3,7 5,3 Mehr als 50% der Schüler:innen mit 3,6 4,8 Migrationshintergrund * die Zahl der Neuzugewanderten beruht auf einer Schätzung der Schulleitungen und wurde ins Verhältnis der geschätzten Gesamtschüler:innen- schaft an der jeweiligen Schule gesetzt. 7 Der Median ist ein Messwert, der genau in der Mitte einer Datenreihe liegt, die nach der Größe geordnet ist. Er ist weniger anfällig für Ausreißer – also Schulen, die keine oder sehr viele Schüler:innen aufgenommen haben.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 20 mehr als die Hälfte der Befragten an, dass es Schulwechsel bzw. -abgänge Wie werden die Bürokratie und die bereitgestellten von ukrainischen Schüler:innen gab. In Ressourcen für die Beschulung von neu zugewan- den meisten Fällen waren hiervon ein derten Schüler:innen eingeschätzt? bis zwei (25 Prozent) oder 3 bis 5 (20 in Prozent Prozent) Schüler:innen betroffen. Schulleitungen stimmen der Aussage zu: Neben Schüler:innen aus der Ukraine Voll und ganz oder eher nehmen Schulen in Deutschland stetig Eher nicht oder überhaupt nicht auch neu zugewanderte Schüler:in- Weiß nicht / keine Angaben nen aus anderen Ländern auf. Anders als bei den geflüchteten Kindern und Der bürokratische Aufwand für die Aufnahme von neu zugewanderten Jugendlichen aus der Ukraine, veröf- und geflüchteten Schüler:innen ist zu hoch. fentlicht die Kultusministerkonferenz 44 44 12 (KMK) allerdings hierzu keine Zahlen. Wir wollten deshalb von den Schullei- Die bereitgestellten finanziellen Mittel für die Beschulung von neu tungen wissen, wie viele Schüler:innen zugewanderten und geflüchteten Schüler:innen reichen nicht aus. im gleichen Zeitraum, das heißt seit 51 32 17 März 2022, aus anderen Ländern als der Ukraine aufgenommen wurden. Es Die bereitgestellten personellen Mittel für die Beschulung von neu zeigt sich, dass der Anteil der Schü- zugewanderten und geflüchteten Schüler:innen reichen nicht aus. ler:innen aus anderen Ländern nahezu identisch mit dem der Schüler:innen aus 72 17 11 der Ukraine ist. Auch hier liegt der An- teil der seit März 2022 zugewanderten Schüler:innen an der Gesamtschüler:in- Auffällig für beide Schüler:innengrup- Zusammenfassend kann festgehalten nenschaft der Schule bei 2,7 Prozent. pen ist, dass sie überdurchschnittlich werden, dass diejenigen Schulen, Im Median kamen fünf neu zugewan- häufig an Schulen in sozial schwieriger die sowieso schon mit vielfältigen derte Kinder und Jugendliche an jede Lage sowie mit einem hohen Anteil Herausforderungen konfrontiert sind, Schule. Insgesamt geben 77 Prozent der von Kindern mit Migrationsgeschichte überdurchschnittlich häufig neu zuge- Schulleitungen an, dass Schüler:innen beschult werden. An Schulen in eher wanderte und geflüchtete Kinder und mit wenig oder gar keinen Deutsch- privilegierter Lage beträgt der Anteil Jugendliche aus der Ukraine sowie aus kenntnissen aus anderen Ländern als ukrainischer Schüler:innen an der Ge- anderen Ländern aufnehmen. Neben aus der Ukraine an ihrer Schule aufge- samtschüler:innenanzahl 2,6 Prozent. dem zu hohen bürokratischen Aufwand nommen wurden. Auch hier werden Hingegen sind es 3,7 Prozent an Schu- für deren Eingliederung, den fast die deutlich weniger in Ostdeutschland be- len in sozial schwieriger Lage. Deut- Hälfte aller Schulleitungen (44 Pro- schult (61 Prozent). Die meisten neu zu- licher wird der Unterschied bei neu zent) beklagt, werden die bereitgestell- gewanderten Kinder und Jugendlichen zugewanderten und geflüchteten Schü- ten finanziellen sowie personellen Mit- aus anderen Ländern als der Ukraine ler:innen aus anderen Ländern als der tel überwiegend als nicht ausreichend werden vor allem an Haupt-, Real- und Ukraine: Hier ist der Anteil von Neuzu- für die Beschulung der neu zugewan- Gesamtschulen, an Grundschulen und gewanderten 2 Prozent an Schulen in derten und geflüchteten Schüler:innen an Förderschulen beschult, mit einem eher privilegierter Lage, während er eingeschätzt. Hier sehen 51 Prozent jeweiligen Anteil von 3,2 Prozent an der bei Schulen in sozial schwieriger Lage der Schulleiter:innen Defizite bei der fi- Gesamtschüler:innenschaft. Mit einem bei 5,3 Prozent liegt. Eine ähnliche nanziellen Ausstattung und 72 Prozent Anteil von 0,7 Prozent wurden relativ Verteilung ergibt sich auch an Schulen bei der personellen Ausstattung ihrer wenige Schüler:innen an Gymnasien mit wenigen und vielen Kindern mit Schule. aufgenommen. Migrationsgeschichte.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 21 Ausreichende Förderung in Deutsch Gibt es für die Beschulung für Neuzugewanderte kann häufig nicht von Schüler:innen mit wenigen oder gar keinen gewährleistet werden Deutschkenntnissen klare Wir haben gefragt, wie gut die Schulen halbes Jahr später bereits 61 Prozent Prozesse an der Schule? pädagogisch-konzeptionell vorbereitet der Schulleiter:innen. Insbesondere sind, um neu zugewanderte Schüler:in- an Schulen mit einem hohen Anteil von Voll und ganz oder eher nen aufzunehmen. Während im voran- Kindern und Jugendlichen mit einer Eher nicht oder überhaupt nicht gegangenen Schulbarometer im April anderen Familiensprache als Deutsch Weiß nicht / keine Angaben 2022 fast die Hälfte der Lehrkräfte (46 gibt es deutlich häufiger klare Prozes- Prozent) bestätigten8 , dass ihre Schu- se und Strukturen (69 Prozent) als an Alle Befragten len über Konzepte für die Beschulung Schulen, in welchen weniger als 25 neu zugewanderter Schüler:innen mit Prozent der Schüler:innen eine andere 7 wenigen oder gar keinen Deutschkennt- Familiensprache als Deutsch sprechen % nissen verfügen, sagen dies ein gutes (52 Prozent). 33 61 Weniger als 25 % Schüler:innen mit Migrationshintergrund 10 38 % 52 Mehr als 50 % der Schüler:innen mit Migrationshintergrund 2 29 % 69 8 Im April 2022 wurden vor allem Lehrkräfte befragt, darunter auch 140 Schulleitungen. Aufgrund der unterschiedlichen Fallzahlen der Schulleitungen sind die beiden Erhebungen nur eingeschränkt mitei nander vergleichbar. In der Erhebung im April 2022 sagten 46 Prozent der Lehrkräfte, dass es Konzepte zur Beschulung von Neuzugewanderten gibt. Die Werte der Schulleitungen lagen hier etwas höher bei 50 Prozent. Der Mittelwert aller Befragten war 47 Prozent.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 22 Weiterhin haben wir die Schulleitungen Kann eine ausreichende Förderung in Deutsch gefragt, ob die ausreichende Förderung für neu zugewanderte Schüler:innen gewähr- von Kindern und Jugendlichen mit we- leistet werden? nigen oder gar keinen Deutschkenntnis- sen in der Unterrichtssprache Deutsch Voll und ganz oder eher an ihrer Schule gewährleistet werden Eher nicht oder überhaupt nicht kann. Im Ergebnis glaubt nur ein Drit- Weiß nicht / keine Angaben tel der Schulleitungen (35 Prozent), dass eine ausreichende Förderung Alle Befragten voll und ganz oder eher gewährleistet 6 werden kann. Dementgegen gehen 59 Prozent der Schulleitungen davon 35 D aus, dass die Förderung in Deutsch % nicht sichergestellt werden kann. Dies sagen insbesondere Schulleitungen an 59 Grundschulen (71 Prozent). Schullei- tungen an Schulen mit einem hohen Migrationsanteil sind zuversichtlicher, was die ausreichende Förderung in der deutschen Sprache anbelangt: Hier Weniger als 25 % der Schüler:in- Mehr als 50 % der Schüler:in- nen mit Migrationshintergrund nen mit Migrationshintergrund geben immerhin 40 Prozent an, dass dies voll und ganz oder eher gelingt, im 8 2 Vergleich zu nur 28 Prozent an Schulen 28 mit einem niedrigen Migrationsanteil. % % 40 In der Tendenz haben also Schulen, die bereits Erfahrung in der Beschulung 58 65 von Schüler:innen mit Migrationsge- schichte haben, häufiger klare Prozes- se und Strukturen für die Beschulung von neu zugewanderten Schüler:innen und es gelingt ihnen auch besser, eine ausreichende Förderung in Deutsch zu gewährleisten. In einer Einwan- derungsgesellschaft ist es allerdings unabdingbar, dass alle Schulen darauf vorbereitet sind, neu zugewanderte Schüler:innen aufzunehmen und best- möglich zu fördern.
DAS DEUTSCHE SCHULBAROMETER Ergebnisse im Detail 23 Fast die Hälfte der Schulen können noch einzelne neu zugewanderte Schüler:innen aufnehmen Abschließend sollten die befragten Gibt es für die Aufnahme von neu zugewanderten Schulleitungen einschätzen, ob ihre Schüler:innen noch Kapazitäten an den Schulen? Schule für die Aufnahme weiterer Kin- in Prozent der und Jugendlicher mit wenig oder keinen Deutschkenntnissen noch über Ja, wir können noch deutlich mehr Schüler:innen aufnehmen notwendige räumliche oder perso- Ja, wir können aber nur noch einzelne Schüler:innen aufnehmen nelle Kapazitäten verfügt. Insgesamt Nein, wir haben keine Kapazitäten mehr geben 43 Prozent der Schulleitungen Nein, wir arbeiten bereits über unserer Kapazitätsgrenze an, dass sie noch weitere neu zuge- Weiß nicht / keine Angabe wanderte Schüler:innen aufnehmen können: 7 Prozent noch deutlich mehr Alle Befragten Schüler:innen, 36 Prozent nur noch 27 einzelne. Dies sagen eher Schulleitun- 7 36 26 4 gen an Schulen im ländlichen Raum Grundschulen und in eher privilegierter sozialer Lage. Demgegenüber gibt ein Viertel 6 42 25 25 2 der Schulleitungen (26 Prozent) an, keine Kapazitäten mehr zu haben. Und Haupt-/Real-/Gesamtschulen sogar 27 Prozent konstatieren, dass 4 34 23 38 1 das Kollegium bereits über seiner Kapazitätsgrenze arbeitet. Über dieser Gymnasien Kapazitätsgrenze arbeiten insbeson- 10 35 23 29 3 dere Schulen in sozial schwieriger Lage (45 Prozent), Haupt-, Real- und Förderschulen Gesamtschulen (38 Prozent), Schulen 8 33 18 27 14 mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationsgeschichte (37 Prozent) und Berufsbildende Schulen Schulen, die einen hohen Anteil von 8 30 32 23 7 Schüler:innen mit Lernrückständen (37 Prozent) haben. Oberste bildungspoli- Mehr als 50% der Eltern mit Sozialtransfer tische Priorität muss es nun sein, diese 9 30 15 45 1 Schulen gezielt durch bedarfsorientier- te Förderprogramme zu entlasten. Mehr als 50% der Schüler:innen mit Migrationshintergrund 5 32 26 37
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