DAS ENDE DER PLASTIKZEIT 2.2020 - KLJB
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BUFO EDITORIAL Malte Pahlke Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Jugendpolitik m.pahlke@kljb.org Liebe Leser*innen, Plastik ist aus unserem Alltag kaum wegzudenken, obwohl wir mittlerweile wis- sen, welche schweren Schäden wir unserer Umwelt mit der Nutzung von Kunst- stoffen langfristig zufügen. Politik und Wirtschaft tragen eine große Verantwortung beim Thema Umweltschutz und bei der Vermeidung von Plastikmüll. Aber auch wir selbst beeinflussen mit unseren Konsumentscheidungen täglich aufs Neue die Menge an Plastik für unseren eigenen Bedarf. Die KLJB hat diese Verantwortung erkannt und auf der Bundesversammlung im März 2020 den Beschluss „Weil Plastik unkaputtbar ist, die Erde aber nicht: Plädoyer für das Ende der Plastikzeit“ verabschiedet. Darin stellen wir nicht nur Forderungen an politische Entscheidungsträger*innen, sondern auch an unseren eigenen Verband. Es gilt, kreative Wege zu finden, Plastik zu reduzieren und Alternativen aus nachhaltigen Materialien zu schaffen. Die aktuelle BUFO-Ausgabe kann uns dabei alle inspirieren. Sei es der Bericht vom Plastikfreien Wochenende des Bundesarbeitskreises Umwelt oder die vielen tollen Tipps zu Plastikalterna- tiven im Alltag: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, den eigenen Alltag nachhaltiger zu gestalten, und wir haben ein paar sehr inspirierende Menschen für Beiträge Barbara Wiedergrün ist Vorsit- gewinnen können. zende des Bundesarbeitskreises Umwelt und hat ihre Schwestern Ich hoffe, die Lektüre macht nicht nur Spaß, sondern regt auch dazu an, den im Frühjahr tatkräftig dabei unter- eigenen Plastikverbrauch zu reduzieren. Starten wir in ein plastikfreies Leben! stützt, einen Unverpackt-Laden zu eröffnen. Viel Freude beim Lesen wünscht euch Wir danken Babsi für das tolle Foto und die Mitarbeit an diesem BUFO stellvertretend für den gesamten Bundesarbeitskreis Umwelt, der sich im vergangenen Jahr intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Malte Pahlke BUFO 3.2020 ZUKUNFT DER KIRCHE – MIT ODER OHNE DICH? Diese Frage stellen wir uns und euch in der kommenden Ausgabe des BUFOs. Wir berichten über den Synodalen Weg, aktuelle Kirchenaustrittszahlen und die Bedeutung der Kirche für die Gesellschaft. Wie immer haben wir dazu spannende Gastbeiträge sowie Neuigkeiten von der Bundesebene und den Diözesanverbänden. 2 BUFO 2.2020
BUFOINHALT 4 Es geht auch ohne Plastik! SCHWERPUNKT 6 Aus Krisen lernen: Plastik Schritt für Schritt nachhaltiger nutzen 8 „Mission Plastikfrei“: Nachhaltigkeit fängt im Kleinen an 10 Verpackungsmüll vermeiden – Verbraucher*innen schaffen das nicht allein 12 Mikro-, Makro-, Meeresplastik 14 Mut zum plastikfreien Lifestyle 15 Plastik im Meer ist totaler Müll 16 Auf in deinen plastikfreien Alltag! 18 Survival-Kit für einen plastikfrei(er)en Alltag 20 KLJB-Umfrage: Wo ersetzt du Plastik in deinem Alltag? BUNDESEBENE 22 Erstes BAK-Wochenende im Lockdown 24 „Weil Plastikfrei einfach einfach ist!“ 26 MIJARC-Europakoordination digital BUFO VOR ORT 27 KLJB Augsburg: Die Welt Stück für Stück besser machen 27 KLJB Bamberg: Frühjahrstreffen 2020 28 KLJB Eichstätt: Frühjahrs-Diözesanversammlung in Eichstätt 28 KLJB Mainz: Diözesanversammlung der KLJB Mainz 2020 29 KLJB Regensburg: Landjugend in Berlin 29 KLJB Rottenburg-Stuttgart: Digitale Gremienarbeit 30 Medien 30 Nachgedacht 31 Personalia 31 Termine Impressum: BUFO – Das Magazin der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands e. V. (KLJB) Herausgeberin: Katholische Landjugendbewegung Deutschlands e. V. (KLJB), www.kljb.org Redaktion: Malte Pahlke, Stephan Barthelme, Carola Lutz bufo@kljb.org Verantwortlich für den Schwerpunkt: Stephan Barthelme, s.barthelme@kljb.org, Julia Wäger, j.waeger@kljb.org; Korrektorat: Marion Pinnen Fotos: KLJB-Bundesstelle (sofern nicht anders gekennzeichnet). Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des*der Verfasser*in wider, die sich keinesfalls mit der Meinung des Verbandes decken muss. Wir erlauben uns, eingereichte Artikel zu kürzen. Verlag: Landjugendverlag GmbH, Drachenfelsstraße 23, 53604 Bad Honnef, Tel.: 02224.9465-0 Layout: WWS, Aachen, www.wws-web.de. Gedruckt auf 100% Recyclingpapier mit ölfreien, umweltfreundlichen Druckfarben bei der Druckerei Siebengebirgsdruck in Bad Honnef. Die Veröffentlichungen stellen keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autor*innen die Verantwortung . BUFO 2.2020 3
Stephan Barthelme KLJB-Bundesvorsitzender s.barthelme@kljb.org ES GEHT AUCH OHNE PLASTIK! Uns ist allen klar, dass viele unserer Alltagsgegenstände mittlerweile zu großen Teilen aus Plastik bestehen. Allerdings wächst seit ein paar Jahren in der Gesell- schaft das Bewusstsein, dass Kunststoffe nicht nur Vorteile wie ihre unglaubliche Vielseitigkeit in der Anwendung bieten, sondern uns auch vor große Umwelthe- rausforderungen stellen: Wir kennen die Bilder von riesigen Müllseen in den Ozea- nen oder verendeten Seevögeln und Meerestieren, die von einer weltweiten öko- logischen Katastrophe ungeahnten Ausmaßes zeugen. Mehr und mehr Menschen machen auf dieses Problem aufmerksam und setzen sich für ein Umdenken in der Verwendung von Plastik ein. Und auch jede*r von uns kann einen Beitrag leisten und sich auf das Abenteuer eines plastikfreie(re)n Lebensstils einlassen. S eit den 1970er Jahren galt Plastik als Wunderstoff, der einfach herzustellen und vergleichsweise kostengün- stig war und viele der bis dahin genutzten Materialien ersetzen konnte. Plastik hat sich seitdem seinen Weg in alle Lebensbereiche gebahnt und ist heute für die meisten aus dem auf dem afrikanischen Kontinent zu finden: Ruanda hat bereits seit 2008 ein Plastiktütenverbot, Uganda, Kenia und Tansania folgten. Dass ausgerechnet Länder des Globalen Südens hier Voreiter sind, hat einen Grund, denn diese Staaten sind von den Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und Alltag eigentlich kaum mehr wegzudenken. Weil Plastik in sei- die Umweltverschmutzung durch Plastik besonders betroffen: nen unterschiedlichen Ausgestaltungen so bequem einsetzbar Deutschland weist beispielsweise eine sehr hohe Recycling- ist, haben wir alle lange Zeit nicht so genau hingeschaut, wel- quote auf, was aber nicht heißt, dass der gesammelte Abfall che Probleme der Abbau der erforderlichen Rohstoffe sowie auch wiederverwendet wird und erneut in den Stoffkreislauf die Produktion und in die Entsorgung des Kunststoffes mit eingebracht wird, wie wird uns das immer vorstellen. Stattdes- sich bringen. Durch das aber in vergangenen 50 Jahren enorm sen zählt zum Recyceln auch die sogenannte thermische Ver- gestiegene und weiter anwachsende Produktionsvolumen wertung, bei der der Müll in Heizkraftwerken verbrannt wird führen Kunststoffe und deren Auswirkungen weltweit zu nicht – und die Müllexporte in andere Länder gehören auch dazu. Der zu unterschätzenden Herausforderungen. Meeresplastik bela- Müll der Industriestaaten wird zu einem erheblichen Anteil in stet die Ozeane und hat Auswirkungen auf biologische Kreis- den Globalen Süden exportiert, wo Deponien und Müllinseln läufe: Einerseits verenden Tiere durch die Aufnahme größerer große gesundheitliche Gefahren für die Bevölkerung bergen. Plastikteile, die sie mit Nahrung verwechseln. Andererseits Plastikprodukte sind somit nicht von unserer weltweiten schadet Mikroplastik letztlich auch dem Menschen, da Plastik Verantwortung zu entkoppeln. Wir als KLJB haben deswegen insbesondere von Meerestieren aufgenommen wird und über auf der Bundesversammlung 2020 mit dem Beschluss „Weil die Nahrungskette schließlich auch auf unseren Tellern landet. Plastik unkaputtbar ist, die Erde aber nicht: Plädoyer für das Durch die in der Agenda 2030 formulierten 17 Ziele sind alle Ende der Plastikzeit“ einen ersten Schritt getan und möchten Staaten aufgerufen, für eine nachhaltige weltweite Entwick- ein Zeichen setzen für weniger Plastik. Seit vielen Jahren schon lung einzutreten. Die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) setzen wir uns für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung geben deutliche Handlungsorientierungen für das Leben im und eine faire, regionale und saisonale Verpflegung ein. Die Wasser (SDG 14) und an Land (SDG 15), nehmen Maßnahmen Beschlüsse in der Reihe „Auf dem Weg zu einer klimaneutralen für den Klimaschutz in den Blick (SDG 13) und fordern nach- KLJB“ zeugen von diesem Engagement genauso wie viele haltigen Konsum und eine nachhaltige Produktion (SDG 12). In Projekte im Rahmen unserer Mitgliederkampagne „TURN IT!“, all diesen Bereichen nimmt Plastik einen erheblichen Einfluss. der 72-Stunden-Aktion 2019 oder auch unsere politische Umso dringender ist es, dass die Weltgemeinschaft insbe- Arbeit, beispielsweise auf den Klimakonferenzen der Verein- sondere politisch Signale für die Verringerung und Vermeidung ten Nationen. Auch gesellschaftlich lässt sich schon eine Ver- von Plastik aussendet. Die Reduzierung von Plastiktüten im änderung wahrnehmen: neue Unverpackt-Läden öffnen, Hof- Einzelhandel und das Verbot von Einwegplastik in der Euro- läden erfahren ein ganz neue Beliebtheit und selbst größere päischen Union können dabei nur erste Schritte sein. Während Einzelhandelsketten sparen Plastik und Verpackungen ein. Uns das Thema in den Industriestaaten nach und nach politisch allen sollte es zukünftig ein Anliegen sein, aus unserer Schöp- Fahrt aufnimmt, sind die Vorreiter*innen in diesem Bereich v.a. fungsverantwortung heraus auch in unserem persönliche BUFO 2.2020 5
Svenja Schulze Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Foto: BMU/photothek/Thomas Trutschel AUS KRISEN LERNEN: PLASTIK SCHRITT FÜR SCHRITT NACHHALTIGER NUTZEN Die Welt ist im Wandel: Wir können sie besser machen So habe ich zum Beispiel einen Dialog mit Vertreter*innen Viele Jugendliche sorgen sich um die Zukunft unseres Planeten des Einzelhandels gestartet. Ziel ist es, die Reduzierung von – nicht erst seit der globalen Corona-Pandemie. Langanhaltende Einweg- und die Förderung von Mehrwegverpackungen vor- Trockenheit, Hitzeperioden oder das Insektensterben erleben anzubringen. wir in Deutschland mittlerweile mit eigenen Augen. Globale Herausforderungen wie der Klimawandel oder die Vermüllung Gutes Recycling bleibt wichtig der Weltmeere erfordern rasches und entschlossenes Handeln. In Deutschland ist die Wirtschaft dafür verantwortlich, dass Als Umweltministerin freut mich, dass wir viel darüber gebrauchte Verpackungen überall und haushaltsnah gesam- diskutieren und bisweilen auch streiten, welche Antworten melt und danach hochwertig recycelt werden. Für Verpa- wir auf diese Zukunftsfragen geben. Dazu haben allen voran ckungen, die in privaten Haushalten anfallen gilt: Diejenigen, viele Jugendliche beigetragen, auch Sie in der KLJB, die sich die diese Verpackungen auf den Markt bringen, müssen sich phantasievoll, ausdauernd und manchmal auch lautstark zu kostenpflichtig an sogenannten „dualen Systemen“ beteiligen. Wort melden. Sie fordern von der Politik entschlossenes Han- Diese Pflichten haben wir als Bundesregierung mit dem neuen deln – zu Recht, denn es geht um Ihre Zukunft. Verpackungsgesetz verschärft. Wir haben die Recyclingquoten erhöht und setzen verstärkt auf umweltfreundliche Verpa- Kunststoff: Problemlöser und zugleich Problem ckungen: Für gut recycelbare Verpackungen muss weniger Derzeit steht die Bewältigung der Corona-Pandemie im Zen- gezahlt werden als für schlecht recycelbare. Denn Umwelt- trum des Denkens und Handelns. In Deutschland bewältigen freundlichkeit soll sich auszahlen! wir sie bisher vergleichsweise gut. Das liegt auch daran, dass Beatmungsgeräte, medizinische Spritzen und Schläuche in Umweltschutz auf allen Ebenen hoher Qualität und ausreichender Menge verfügbar sind. Ohne Auf internationaler Ebene setze ich mich für eine weltweit entsprechende spezielle Kunststoffe wäre dies nicht denkbar. verbindliche Plastikkonvention ein. Sie soll dazu beitragen, Kunststoff ist sehr vielfältig. Ob Brillengläser, Computerge- dass Hersteller*innen ihrer Produktverantwortung gerecht häuse oder Rotorblätter von Windrädern: Kunststoffe werden werden und in immer mehr Ländern effektive Abfallbe- in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens sinnvoll einge- handlungssysteme etabliert werden. Beim Aufbau solcher setzt. Manchmal sind sie unverzichtbar. Systeme mit funktionierenden Entsorgungs- und Recyc- Beispiele wie Coffee-to-go-Becher oder Einwegplastiktüten lingstrukturen unterstützt das Umweltministerium auch zeigen, dass es aber auch Plastikprodukte gibt, für die es längst Schwellen- und Entwicklungsländer in Asien und Afrika, zum sinnvolle Alternativen gibt. Solche überflüssigen Kunststoffpro- Beispiel Vietnam und Indien. Denn in weiten Teilen der Welt dukte müssen wir vermeiden. Deshalb habe ich zum Beispiel gelangen Plastikabfälle in die Ozeane, weil es keine geord- einen Gesetzentwurf zum Verbot von Einweg-Plastiktüten vor- nete Erfassung gibt. Daher die Vermüllung der Ozeane, die gelegt, der derzeit im Bundestag beraten wird. In Deutschland marine Ökosysteme bedroht. werden davon noch immer 3.000 Stück pro Minute verbraucht. Auch auf europäischer Ebene haben sich die Regierungen auf zusätzliche Maßnahmen verständigt, um die Vermüllung Abfälle vermeiden und Kreisläufe schließen der Ozeane zu reduzieren. Künftig sind überflüssige Einweg- Im Umweltministerium verfolgen wir mit einer ganzen Reihe produkte verboten. Dazu gehören zum Beispiel Plastikteller, weiterer Maßnahmen das Ziel, den Umgang mit Kunststoffen Plastikstrohhalme, bestimmte Einwegbecher und Essens- entlang der gesamten Wertschöpfungskette umweltfreund- boxen, sowie Wattestäbchen aus Plastik. licher zu gestalten. In einem Fünf-Punkte-Planfür weniger Jede*r kann aber auch selbst etwas tun und weniger Plastik Plastik und mehr Recycling habe ich ein umfassendes Paket kaufen. Für die Zukunft gilt: Auf Wegwerf-Plastik verzichten von Maßnahmen gegen die Wegwerfgesellschaft auf den Weg und stattdessen auf umweltfreundliche Alternativen und bes- gebracht: Maßnahmen, um den Verbrauch von Kunststoff zu seres Recycling setzen. Entsprechende politische Maßnahmen verringern, Kunststoffabfälle besser zu verwerten und die habe ich auf den Weg gebracht. Denn nur so kann der Ausstieg Vermüllung der Umwelt zu begrenzen. aus der Wegwerfgesellschaft gelingen. BUFO 2.2020 7
Rosemarie und Angelika Jürgens Gründerinnen von Little Bee Fresh, hallo@little-bee-fresh.de www.little-bee-fresh.de Foto: Stefan Trautmann „MISSION PLASTIKFREI“: NACHHALTIGKEIT FÄNGT IM KLEINEN AN Frischhalte- und Alufolie sind in den meisten Haushalten immer Wundermittel Bienenwachs noch die erste Wahl, wenn es um das Verpacken frischer Lebens- Die Idee der Bienenwachstücher ist eigentlich nicht neu: Schon mittel geht. Kaum benutzt, landen sie dann auch schon wieder die alten Ägypter*innen nutzten mit Bienenwachs überzogene im Müll. Die Folien wiederzuverwenden ist in der Regel nur Tücher zur Konservierung von Lebensmitteln. Die Tücher eignen wenige Male und auch nur dann möglich, wenn diese nicht sich, um angebrochene Lebensmittel gut verpackt zu trans- verdreckt sind. Eine praktische und nachhaltige Alternative sind portieren, aufzubewahren oder sogar einzufrieren. Bei ent- wiederverwendbare Bienenwachstücher. Diese produzieren wir sprechender Pflege mit kaltem Wasser und mildem Spülmittel seit 2017 am Bodensee in Bio-Qualität. Unser Ziel ist es, so aktiv halten die Tücher monatelang. Die Liste der Vorteile der Tücher dazu beizutragen, dass möglichst viele Einwegverpackungen in im Vergleich zu künstlichen Alternativen ist lang: Sie sind nach- den Supermarktregalen liegen bleiben. haltig, biologisch abbaubar, luftdurchlässig und antibakteriell. Mittlerweile ist ebenfalls eine vegane Alternative aus pflanz- Nachhaltigkeit fängt im Kleinen an lichem Wachs im Sortiment, um diese ökologische Alternative Die Gründung unseres Familienunternehmens entsprang möglichst vielen Menschen anbieten zu können. unserem privaten Wunsch, in unserem Alltag auf Plastik zu Die Tücher gibt es in verschiedener Qualität. Für den beson- verzichten. Auslöser war ein Fernsehbericht über Mikroplastik ders sensiblen Umgang mit Lebensmitteln empfehlen sich in Gewässern, der uns so bewegte, dass wir begannen, nach Bienenwachstücher aus natürlichen, möglichst regionalen bio- Alternativen zu suchen. An dieser Verschmutzung globalen zertifizierten Rohstoffen, die auch in Deutschland produziert Ausmaßes wollten wir nicht teilhaben. Das Angebot an nach- werden. So wird die Umwelt doppelt entlastet. haltigen Produkten war damals jedoch noch klein. Wenn wir die übliche Nutzung, die Wiederverwendungs- In unserer Familie hatten wir einen Imker, der uns nicht nur rate und das Gewicht von Frischhaltefolie grob überschlagen seine Bienenstöcke, sondern auch die Leidenschaft für diese und mit der Anzahl unserer verkauften Bienenwachstücher nützlichen Tiere vererbt hat. Als wir beim Renovieren eines alten vergleichen, kommen wir bislang auf knapp eine Tonne an ein- Hauses das Tagebuch der Vorbesitzerin auf dem Dachboden fan- gespartem Plastik. Das ist ein Start, der uns enorm motiviert. den, kamen diese beiden Interessen zusammen: In ihrem Buch hatte Tante Ida nicht nur ihre alten Rezepte notiert, sondern Bienenschutz und Artenvielfalt auch genau beschrieben, wie sie mit Bienenwachstüchern ihre Das Bekenntnis zum Naturschutz ist für uns als Unternehmerin- Lebensmittel frisch hielt. Schnell wurde uns klar, dass die Tücher nen nicht nur ein Lippenbekenntnis: Wir betreiben eine Imkerei, eine ideale Alternative zu Plastik bedeuteten und sich mit dieser in der wir nicht nur Honig herstellen, sondern auch unser Wissen Idee ein umweltbewusstes Unternehmen gründen ließ. an den Imkerei-Nachwuchs weitergeben. Im letzten Jahr haben Für uns ist Little Bee Fresh tatsächlich eher eine Berufung wir zusammen mit unseren Kund*innen die Aussaat einer Blü- als ein Beruf: Die Diskussionen um Nachhaltigkeit spielen sich tenwiese mit 10.000 Quadratmetern gespendet. Seedballs mit nach wie vor auf der globalen politischen Ebene ab – das ist uns den entsprechenden Samen für insektenfreundliche Blumen zu theoretisch und zu langsam. Die Realität fordert schnelle bieten wir mittlerweile ebenfalls an. Auch auf diesem Weg kann Möglichkeiten, gegen den Klimawandel und das Artensterben jede*r seinen*ihren Beitrag leisten, um für ausreichend Nahrung vorzugehen. Mit unseren Bienenwachstüchern haben wir eine für Bienen, Schmetterlinge & Co. zu sorgen. Für das nächste Jahr einfache Lösung für den Alltag und wollen die Menschen dazu planen wir eine besondere Aktion: Für jedes verkaufte Exemplar anregen, JETZT etwas gegen die Plastikflut zu tun und jeden eines neuen Musters wird ein Quadratmeter Blumenwiese an Tag weniger Müll zu produzieren. So hat jede*r heute schon das Netzwerk „Blühende Landschaft“ gespendet. Das erklärte die Chance, sich aktiv für den Umweltschutz einzusetzen. Ziel sind auch für das Jahr 2020 zehntausend Quadratmeter. BUFO 2.2020 9
BUFOSCHWERPUNKT VERPACKUNGSMÜLL VERMEIDEN – VERBRAUCHER*INNEN SCHAFFEN DAS NICHT ALLEIN Fotos: Verbraucherzentrale Hamburg 10 BUFO 2.2020
Elke Salzmann Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) Referentin Ressourcenschutz im Team Mobilität und Reisen presse@vzbv.de Foto: Verbraucherzentrale Hamburg e. V. Stand 11/2018 Verpackungen schützen Produkte. Sie dienen der Hygiene, der Information und auch dem Komfort beim Einkauf. Verpackungen haben also in vielen Fällen eine Berechtigung. Dennoch sind sie in Verruf geraten. Grund ist der ständig wachsende Berg an Verpackungsmüll. Insbesondere die Plastikverpackung hat ein schlechtes Image. Bilder von vermüllten Meeren und beunruhigende Nachrichten über Mikro- plastik prägen sich ein. So verwundert es kaum, dass es 96 Prozent der Verbraucher*innen Mit vielen alternativen Rohstoffen wird gerade experimen- ein wichtiges Anliegen ist, den Verpackungsmüll zu reduzieren, wie tiert. Ob Gras, Algen oder Milchsäure – bisher überzeugt noch eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) im keine Lösung vollends. Jahr 2018 zeigte. Warum aber wird der Müllberg dann nicht kleiner? Mehrwegverpackungen können dagegen jetzt schon einen Lassen die Verbraucher*innen ihren Worten keine Taten folgen? Beitrag gegen die Verpackungsflut leisten. Allein durch Einweg- So einfach ist es nicht, denn Verbraucher*innen können den Plastikflaschen entstehen jährlich mehr als 470.000 Tonnen Verpackungsmüllberg nicht allein abtragen: Plastikabfall. Laut Verpackungsgesetz sollte der Anteil an Mehr- Verbraucher*innen haben kaum Möglichkeiten, verpa- wegverpackungen im Getränkebereich 70 Prozent ausmachen. ckungsarm einzukaufen. Wer hat schon einen Unverpackt- Doch das Angebot an Mehrweggetränkeverpackungen sinkt Laden oder einen direktvermarktenden Bauernhof um die kontinuierlich. Bei pfandpflichtigen Getränken beträgt der Anteil Ecke? In den meisten Supermärkten und Discountern liegen aktuell nur rund 44 Prozent. Ein Marktcheck von Verbraucherver- Lebensmittel bereits vorverpackt in den Regalen. Einem Markt- bänden zeigte im vergangenen Jahr, dass besonders Discounter check des vzbv und der Verbraucherzentrale Hamburg aus dem und Supermärkte das 70-Prozent-Ziel weit verfehlen. Einige vergangenen Jahr zufolge waren 62 Prozent der untersuchten große Discounter bieten gar keine Mehrwegverpackungen an. Obst- und Gemüsesorten vorverpackt. Bei einigen Handelsket- Biomärkte schneiden tendenziell besser ab. ten waren es sogar 81 Prozent. Es gibt also noch viel Luft nach oben beim Einsatz von Mehr- Unverpacktes Obst und Gemüse ist zudem noch häufig wegverpackungen. Und Verbraucher*innen akzeptieren sol- teurer. Wer also genau aufs Geld schauen muss, sieht sich che Lösungen. Das hat der Verzicht auf die Plastikeinkaufstüte mitunter gezwungen zu den günstigeren, aber in Plastik ver- gezeigt. Auch bei Verpackungen von Produkten für den To- packten Äpfeln zu greifen. Go-Verzehr wären Mehrweglösungen mit Pfandsystem eine Vielfach verwenden die Hersteller*innen auch mehr Ver- umweltfreundliche Alternative. Einzelne Städte und Kommunen packungsmaterial als nötig. Mithilfe von Röntgenaufnahmen sind da schon vorangegangen und zeigen, dass es funkti-oniert. ermittelte die Verbraucherzentrale Hamburg das Missverhält- Damit solche Mehrweg-Systeme aber in der Breite ankom- nis: Da können im Extremfall schon mal nur 20 Prozent Füllgut men, braucht es flankierende politische Maßnahmen. Sonst 80 Prozent Verpackung gegenüberstehen. Verbraucher*innen können sie sich gegen die billigen Einwegverpackungen fühlen sich dadurch nicht nur getäuscht, sie ärgern sich auch nicht durchsetzen. Verbraucher*innen unterstützen Maßnah- über die Ressourcenverschwendung. Das Verpackungsvo- men zur Verringerung von To-Go-Verpackungen: egal ob lumen muss auf das Mindestmaß begrenzt werden, das zur Pfandsysteme, Abgaben oder sogar generelle Verbote von Hygiene und Sicherheit nötig ist. Der Gesetzgeber hat es bisher Einweg – jede Maßnahme wäre nach Umfragen des vzbv versäumt, klare Regelungen einzuführen. mehrheitsfähig. Für weniger Verpackungen gibt es also jede Menge Spiel- Die Verantwortung für den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft, raum. Und da, wo auf Verpackungen nicht verzichtet werden in der möglichst wenige Ressourcen verbraucht werden und kann, muss es umweltfreundliche Lösungen geben. die, die unbedingt nötig sind, möglichst lange wiederverwer- Bei „umweltfreundlich“ denken viele an Papierverpa- tet werden, kann man nicht den Verbraucher*innen aufbürden. ckungen. Doch diese sind in der Ökobilanz nicht automatisch Politik, Hersteller*innen und Handel müssen an dem Umbau besser als Plastik. Gerade im Lebensmittelbereich enthalten arbeiten und Verpackungen zukunftsfähig machen. Und Papierverpackungen noch Beschichtungen aus Kunststoffen, Verbraucher*innen sollten ihren Handlungsspielraum die Verbraucher*innen kaum erkennen können. nutzen, um Verpackungsmüll zu vermeiden. TIPPS GEBEN DIE VERBRAUCHERZENTRALEN: WWW.VERBRAUCHERZENTRALE.DE/ALLES-RUND-UM-VERPACKUNGEN BUFO 2.2020 11
BUFOSCHWERPUNKT MIKRO-, MAKRO-, MEERESPLASTIK Die Konsequenzen unseres weltweit weiter steigenden Plastik- konsums sind heute deutlicher denn je. Produkte, die teilweise nur wenige Minuten genutzt werden, landen als Abfall in den Weltmeeren. Ökosysteme sind betroffen, genauso wie Meeres- lebewesen, aber auch der Mensch selbst. Zudem basiert Plastik auf Erdöl, einem nicht unbedenklichen und endlichen Rohstoff. Das Wunderprodukt Plastik hat sich zu einer weltweiten Heraus- ANGELSCHNUR forderung entwickelt. Als größter Produzent, Verarbeiter sowie 600 JAHRE Exporteur von Plastik kommt Deutschland in diesem Kontext eine besondere Verantwortung zu. Die folgende Themenseite möchte ohne Anspruch auf Vollständigkeit wesentliche Daten und Fakten zum Thema Plastik aufzeigen und den Begriffsdschungel von „Mikro-, Makro-, und Meeresplastik“ etwas lichten. DIE BESEITIGUNG VON PLASTIKMÜLL IN DEUTSCHLAND PLASTIKFLASCHE Deutschland ist für sein „gutes Recycling“ bekannt. Dennoch werden nur 450 JAHRE 15,6% des Plastikmülls wirklich recycelt. Über die Hälfte der „Post-Consumer- Abfälle“* werden verbrannt (energetische Verwertung) sowie beim Recycling (stoffliche Verwertung) u.a. auch Müllexporte ins Ausland zählen. 3,15 t/60,6 % Energetische Verwertung 0,03 t/0,6 % Beseitigung auf Deponien 0,81 t/15,6 % Rezyklat zur Herstellung von Kunststoffprodukten WEGWERF- WINDEL 2,02 t/23,2 % Stofflische Verwertung 450 JAHRE * Es handelt sich um Kunststoffabfälle durch Endverbraucher*innen, die aus gewerblichen und hauhaltsnahen Bereichen nach Gebrauch anfallen. WEGE Es entsteht durch die Zersetzung oder den Abrieb von soge- nanntem Makroplastik, sprich größeren Plastikteilen (z.B DES Autoreifen), wobei man von sekundärem Mikroplastik spricht. Zudem gibt es auch primäres Mikroplastik, das MIKRO- bewusst durch die Industrie hergestellt und in Produkten wie PLASTIKS Kosmetika Verwendung findet. 5 mm Als Mikroplastik Primäres und sekundäres Kläranlagen können Mikroplastik wird bezeichnet man Mikroplastik gelangt ins Mikroplastik nicht dort von der Tierwelt, Plastikpartikel, die Abwasser, auch durch das herausfiltern. Es wie Fischen, Krebsen, kleiner als 5 mm Waschen synthetischer gelangt so in Flüsse Plankton und Co. mit der sind. Kleidung. und Meere. Nahrung aufgenommen Quellen: Graphiken „Die Spitze des Eisbergs“ und „Die Beseitigung von Plastikmüll in Deutschland“ ange Daten und Fakten über eine Welt voller Kunststoff, 2019. Quelle der Grafik„Great pacific Garbage Patch“ 12 BUFO 2.2020 haltbarkeit-von-plastikmuell-im-meer Übrige Graphiken basierend auf: Bundesregierung, Fraunhofer-Ins
DIE GRÖSSTEN QUELLEN VON MIKROPLASTIK SO LANGE BLEIBT DER MÜLL IM MEER Abrieb von Autoreifen Freisetzung bei der Abfallentsorgung CA. 4,5 MAL DIE FLÄCHE Verwehungen von Abrieb von DEUTSCHLANDS Sport- und Spielplätzen Schuhsohlen STYROPOR- BECHER 50 JAHRE GREAT PACIFIC Abrieb von Faserabrieb bei der GARBAGE PATCH Kunststoffverpackungen Textilwäsche (Großer Pazifischer Müllteppich) Größe:1,6 Mio. km2, bestehend aus zwei Haupt-Teppichen vor der Küste Kaliforniens und Japans. Umfang: ca. 80.000 bis 130.000 Tonnen Plastikmüll. Quelle: https://de.statista.com/infografik/17508/ haltbarkeit-von-plastikmuell-im-meer DIE SPITZE DES EISBERGS Das Ausmaß des Plastikmülls an der Meeresober- fläche ist bereits erschreckend. Dennoch bildet GETRÄNKE- dieser nur einen Bruchteil des gesamten Plastiks DOSE im Meer. Der weitaus größere Teil befindet sich 200 JAHRE unter Wasser und ist damit nicht sichtbar. 0,5 % Meeresoberfläche 26,8 % Küstengewässer 39,0 % im offenen Meer 33,7 % Küsten- und ? Meeresboden Der Mensch wiederum Die Auswirkungen nimmt Fische oder von Mikroplastik Meeresfrüchte über die auf den Menschen r Nahrung auf. bedürfen noch wei- terer Forschung. elehnt an Heinrich-Böll-Stiftung, Plastikatlas, “ https://de.statista.com/infografik/17508/ stitut, Umweltbundesamt. BUFO 2.2020 13
BUFOSCHWERPUNKT Susanne Demir Nachhaltigkeit & ganzheitliche Berufsberatung susanne.demir@mailbox.org Instagram: @susi.demir MUT ZUM PLASTIKFREIEN Foto: Susanne Demir LIFESTYLE Was jede*r von uns tun kann Du wäschst deine Haare mit Mehl?! Plastikfrei leben ist einfacher, als wir denken … fragt meine Freundin mich erstaunt. Früher hätte ich mich Ich liebe Unverpackt-Läden. Doch selbst im Supermarkt kön- verunsichert gefühlt, heute freue ich mich über ihren amüsier- nen wir plastikfrei einkaufen! Das Brot an der Backstation ten Blick. „Nur mit Roggenmehl, ganz wichtig, kein anderes kommt in den eigenen Baumwollbeutel. Mais, Kidneybohnen, Mehl. Am besten Auszugsmehl, Typ 997. Bio natürlich.“, sage Kichererbsen, Hirtenkäse, Tomatensauce …, all das gibt es in ich. „Du bist ja ein richtiger Öko geworden!“ Wir lachen beide. Gläsern. Gemüse und Obst nehme ich nur mit, wenn es nicht in Plastik eingepackt ist. Sonst bleibt es einfach liegen. Das ist Hallo Mindshift! meine Wahl, mein Stimmzettel, den ich jeden Tag abgeben Ich bin Susi und wohne in Köln. Ländlich aufgewachsen war kann. Meine Macht als Verbraucherin. es für mich normal, wenig Lebensmittel zu verschwenden oder Gemüse selbst anzubauen … aber plastikfrei leben? Nie Neulich haben wir uns eine Falafeltasche geholt, gehört. Meine Freundin kennt mich noch als Auszubildende, weißt du noch? die gerne shoppen gegangen ist und freudig mit vier bis fünf „Der Verkäufer hat dein Essen in dein Bienenwachstuch statt vollen Plastiktüten nach Hause kam. Als Studentin, die auf in Alufolie verpackt. Irgendwie fand ich das cool!“ Kommu- Partys Einweggeschirr benutzt und aus Plastikstrohhalmen nikation ist das A und O. Ob Eisdiele oder Dönerbude, ich getrunken hat … Bis ich mir ein leichteres Leben mit mehr bringe meine eigenen Behältnisse mit. Vielleicht erfordert Sinn gewünscht habe. Heute lebe ich, so gut es geht, plastik- das im ersten Moment etwas Mut. Es ist so anders, als alle und müllfrei! anderen es machen! Irgendwann wird es normal. Der span- nende Effekt: Ich spreche mit fremden Menschen plötzlich über Ich spare Geld, Zeit und Energie. Werte, anstatt nur über das Wetter. Haare waschen mit Roggenmehl ist super günstig. Ich stehe nicht mehr stundenlang im Drogeriemarkt vorm Regal und Krass, wenn das jede*r machen würde! muss mich für eine Marke entscheiden. Es kostet mich und … sagt meine Freundin. „Was ist mit Süßigkeiten? Oder Make- der Natur weniger Energie, da kein Plastikmüll anfällt. „Und up?“ Das sind tatsächlich Herausforderungen. Aber auch da zum Eincremen gehst du auch in die Küche?“ Gehe ich wirklich habe ich mittlerweile Lösungen, mit denen ich glücklich bin. manchmal, denn da steht ja das Öl, das ich als Bodylotion Erst einmal geht es darum, zu reduzieren. Das Geheimnis ist, verwende. Für sie klingt das sehr verrückt, aber irgendwie dass es sich nicht nach Verzicht anfühlt, sondern dich berei- auch einfacher als vermutet. chern darf. Es fühlt sich viel natürlicher an! Früher hast du nie so viel über diese Dinge gesprochen … bemerkt meine Freundin am Ende. Sie fährt fort: „Aber du siehst so glücklich aus. Als wenn du einfach nur – mehr du selbst geworden bist.“ Das größte Kompliment, was sie mir hätte machen können. KONTAKT: INSTAGRAM: @SUSI.DEMIR NEWSLETTER „MÜLLFREIES MINDSET”: BIT.LY/NEWSLETTER-SUSIDEMIR ALS DANKESCHÖN ERHALTEN ALLE KLJBLER*INNEN, DIE SICH FÜR DEN NEWSLETTER ANMELDEN, DAS EXKLUSIVE E-BOOK „WO FANGE ICH AN? NACHHALTIGER LEBEN IN 7 SCHRITTEN“ GRATIS! 14 BUFO 2.2020
Johanna Maul Gründerin und Geschäfts führerin von SAMEoceans www.sameoceans.com PLASTIK IM MEER IST TOTALER MÜLL Von den riesigen Müllteppichen im Meer haben inzwischen viele dringend notwendig ist. Unser Fokus dabei ist, den Schüler*innen Menschen gehört. Aber dass das nicht einmal die Spitze des Eis- vor Ort das Thema informativ und spielerisch näherzubringen berges ist, erschreckt erneut: Wissenschaftliche Hochrechnungen und ihnen Alternativen zu zeigen. Beispielsweise verteilen wir gehen davon aus, dass mehr als 90 Prozent des Plastiks nicht Wasserfilter und wiederverwendbare Produkte, damit die Kinder an der Oberfläche schwimmen, sondern sich als Mikroplastik im sofort anfangen können, auf Einwegplastik zu verzichten. ganzen Meer – und damit auf der ganzen Welt – verteilen. Weniger Einwegplastik muss auch die Devise für reiche Län- Das zeigt: Projekte, bei denen Fischernetze geborgen, der wie Deutschland sein. Oft denken wir, dass Deutschland Vor- Strände gereinigt oder Müllteppiche aufgesaugt werden sollen, bild im Thema Recycling ist, obwohl unser Land in Wirklichkeit sind zwar gut und richtig. Sie kämpfen aber gegen Windmühlen, weltweit drittgrößter Exporteur von Plastikmüll ist. Unser Müll solange nicht endlich weniger Plastik in die Ozeane gelangt. aus dem Gelben Sack landet in riesigen Mengen in Asien, wo Deshalb gründete ich die Nichtregierungsorganisation SAME- er oftmals seinen Weg ins Meer findet. Somit ist auch hier jedes oceans, um früher anzusetzen: bei der Entstehung des Mülls. gesparte Stück Plastik aktiver Meeresschutz. Übrigens steht Was mich dazu bewegt hat? Ich bin begeisterte Surferin und SAME für „so all may enjoy“. Das bedeutet: Wenn wir das Wun- liebe das Meer. Ich konnte nicht länger dabei zusehen, wie die der unserer Meere weiterhin genießen möchten, so müssen wir Ozeane immer dreckiger werden und jährlich Millionen Tiere alle unseren Teil zum Erhalt unseres blauen Planeten beitragen. einen qualvollen Tod sterben. Besonders der asiatische Raum, verantwortlich für 75 Prozent der Plastikverschmutzung der IHR MÖCHTET DIE ARBEIT VON SAMEOCEANS UNTERSTÜTZEN? Ozeane, ist schwer betroffen. DANN SPENDET Z.B. FÜR DAS AKTUELLE PROJEKT Auch ich fing zunächst mit Müllsammelaktionen am Strand „KEIN PLASTIK MEER! ZERO WASTE IN THAILANDS SCHULEN“. UNTER WWW.BETTERPLACE.ORG/P74558 FINDET IHR MEHR an. Doch ich merkte schnell, dass damit wenig gelöst ist, denn INFOS ZUM PROJEKT SOWIE DIE MÖGLICHKEIT DIREKT ZU SPENDEN. der ganze Müll im Wasser hat Ursachen. Eine davon ist der unkontrollierte Gebrauch von Einwegplastik, darunter die vielen Einzelverpackungen, die in Asien wegen der oft kleinen Budgets sehr verbreitet sind. Dazu habe ich erfahren, dass aufgrund mangelhafter Entsorgungssysteme die Menschen den Müll teilweise absichtlich ins Meer entsorgen, um ihn loszuwerden. Aufklärung in Asien und Europa Auf meinen Reisen in Asien wurde mir zudem klar, dass die Menschen in vielen Regionen noch kein Bewusstsein für das Problem haben und auch nicht wissen, welche Auswirkungen ihr Plastikkonsum auf die Natur und die Ozeane hat. In Indonesien setzte ich mich daher mit Schüler*innen zusammen und erklärte ihnen, welche Auswirkungen der Meeresmüll auf die Natur hat. Gemeinsam mit Daniel Bläcker, ebenfalls reisender Umwel- tenthusiast, gründete ich bald darauf SAMEoceans in Hamburg. Die Idee ist, mehrere Aspekte zusammen zu denken. Denn Plastik ist ein globales Problem und wir müssen es global lösen. Deshalb geht SAMEoceans die Thematik von zwei Seiten an: In Deutsch- land sensibilisieren wir Unternehmen und deren Belegschaft für ökologische Nachhaltigkeit und setzen Innovationspotenzial frei. Durch diese Arbeit können Bildungsprojekte in Regionen in Asien finanziert werden, wo ein Bewusstsein für Plastikverschmutzung BUFO 2.2020 15
BUFOSCHWERPUNKT AUF IN DEINEN PLASTIK- FREIEN ALLTAG! Die Vorstellung unseren Alltag komplett plastikfrei zu gestalten, wirkt erst einmal recht kompliziert und umständlich. Mit folgenden Tipps und Anre- gungen wollen wir euch vom Gegenteil überzeu- gen. Sicherlich ist zumindest das ein oder andere dabei, dass auch ihr in eurem Alltag mal auspro- bieren oder ersetzen möchtet. So geht es ja nicht BAD darum, gleich alles auf einmal auf den Kopf zu stellen und von heute auf morgen plastikfrei zu leben. Es sind viel mehr die kleinen Schritte, die REINIGUNG Lust auf mehr machen und nach und nach Plastik in eurem Alltag ersetzen können. Los geht’s! Festes Shampoo oder Haarseife statt Shampoo aus der Shampoo aus. Auch hier könnt ihr die „Saure Rinse“ als Glanz- Plastikflasche: Mittlerweile gibt es viele Anbieter*innen die Kick im Nachgang gerne als Spülung nutzen. festes Shampoo oder Haarseife am Stück anbieten. Festes Zahncremetabletten: Auch bei der täglichen Zahnpflege Shampoo ist quasi ein komprimiertes herkömmliches Sham- könnt ihr Plastik einsparen. Eine Möglichkeit sind beispiels- poo, das auf Tensiden basiert. Haarseife ist im Gegenzug weise Zahnputztabletten. Diese werden zerkaut und dann ein natürliches Produkt, das auf Fetten und Ölen basiert. wie normale Zahnpasta verwendet. Zahnputztabletten gibt Bei beiden Formen lohnt sich ein Blick auf die die genauen es mittlerweile auch in zahlreichen Drogeriemärkten. Zudem Inhaltsstoffe. Auch für unterwegs eine platzsparende, gute gibt es auch Zahnpastapulver im Glas. Alternative. Zahnbürsten aus Holz oder Bambus: Zahnbürsten aus Extra Tipp „Saure Rinse“: Um stumpfes oder sprödes Haar Plastik verursachen ebenfalls viel Plastikmüll. Drogeriemär- bei der Verwendung von Haarseife auszuschließen, braucht kte und Unverpackt-Läden bieten eine immer größere Aus- es als Spülung nach der Haarwäsche eine sogenannte „Saure wahl an Alternativen aus Holz oder Bambus. Rinse“. Diese entfernt Kalkseifen und sorgt für glänzendes Haar. Mischt dafür beispielsweise einfach 500ml Wasser mit Abschmink-Pads: Statt als Wegwerfprodukt aus der 1-2EL Apfelessig. Einfach aufzubewahren in beispielsweise Packung, auch einfach selbst zu nähen oder zu häkeln, wie- einem alten Joghurtglas und immer wieder leicht nach zu derverwend- und waschbar. produzieren. Stofftaschentücher: Statt „old-school“ wieder hip und vor Für die ganz Experimentierfreudigen unter euch: Roggen- allem nachhaltig. Fragt in euren Familien einmal nach. Statt wel- mehl-Shampoo! In der Tat könnt ihr eure Haare auch mit che zu kaufen, trefft ihr dort sicherlich auf einen großen Vorrat. Roggenmehl waschen. Susanne Demir (siehe Artikel S. 14) setzt seit langer Zeit einzig und allein auf diese Art der der Hygiene- und Reinigungsmittel selbst herstellen: Mit nur Haarwäsche. Wichtig ist, dass dieses Rezept und die Anwen- wenigen Zutaten wie Natron, Soda, Zitronensäure und Co., dung ausschließlich mit Roggenmehl funktionieren! Mischt lassen sich eine ganze Menge verschiedener Produkte auch dazu jeweils direkt vor der Haarwäsche vier bis fünf Esslöffel kostengünstig und einfach selbst herstellen. Neugierig? Dann Roggenmehl mit 250 bis 300 ml lauwarmen Wasser. Kämmt schaut gleich mal im Internet oder auch im „Plastiksparbuch“ eure Haare vor der Wäsche gut durch, feuchtet die Haare an, (s. Vorstellung S. 30). massiert das Mehlgemisch ein und spült es wie ein normales Quelle: www.smarticular.net 16 BUFO 2.2020
Leckerer Pudding ohne Verpackung: Für einen unbegrenz- Glas statt Plastik: Greift beim Einkauf zu Produkten in Glas- Gefahrenhinweis: alle Rezepte und Hinweise auf eigene Gefahr. ten Vorrat an Puddingpulver, mischt einfach 40 g Stärke und verpackungen statt Plastik. Auch in Supermärkten ist diese 20 g Zucker. Diese Basismischung könnt ihr mit Vanilleschoten, Alternative meist verfügbar. Die Gläser könnt ihr im Anschluss Kakaopulver oder Schokolade verfeinern und zubereiten wie für andere Dinge weiterverwenden. jeden „Tütenpudding“ – jedoch ganz ohne Verpackung! Lasst’s euch schmecken! Mehrwegflaschen besser als Einweg: Während Einweg- Flaschen lediglich einmal befüllt werden, sind es bei Mehrweg- Plastikfreies Kaugummi: Die meisten Kaugummis enthalten flaschen ca. 25 Mal. Dieses Vorgehen spart enorm Ressourcen. erdölbasierte Substanzen und sind nicht biologisch abbaubar. PET-Flaschen werden zwar auch recycelt, jedoch geht nur ein Eine bessere Alternative für Mensch und Umwelt bieten pla- Bruchteil in die Produktion neuer Flaschen. Die bessere Alterna- stikfreie Kaugummis wie beispielsweise von „Forest Gum“ oder tive ist jedoch immer Leitungswasser, direkt gezapft oder aus „True Gum“. einer wiederbefüllbaren Flasche. Nudeln als Strohhalme: Plastik-Strohhalme sind ein erschre- Plastikverpackungen wiederverwenden: Wenn dennoch ckendes Beispiel dafür wie kurz die Nutzungsdauer von vielen Plastikverpackungen anfallen, sollten diese möglichst wieder- Plastikprodukten ist. Ein wichtiges Zeichen ist hier die Umset- verwendet werden. Seien es leere Tüten oder Behältnisse – zung des EU-Plastikverbots in Deutschland ab Juli 2021. Tolle sicherlich findet ihr noch eine Verwendung statt diese einfach Alternativen bieten Makkaroni-Nudeln oder auch Halme aus zu entsorgen. Glas, Edelstahl oder Bambus. Mehr Tricks und Kniffe für einen nachhaltigen Haushalt findet ihr unter www.smarticular.net KÜCHE Fotos: istockphoto.com BUFO 2.2020 17
BUFOSCHWERPUNKT SURVIVAL-KIT FÜR EINEN PLASTIKFREIER(ER)ALLTAG Ein plastikfrei(er)er Alltag ist mit ein wenig Vorbereitung und Planung sehr gut umzusetzen. Egal, ob ihr bewusst einen Einkauf plant oder einfach so unterwegs seid, sollten folgende Dinge möglichst ständige Begleiter*innen in eurem Alltag sein: Wiederbefüllbare Trinkflaschen aus Bienenwachstücher nehmen kaum Stoffbeutel und Gemüsenetze für Glas oder Edelstahl sind sehr praktisch Platz ein, können aber vielseitig einge- ungeplante Einkäufe oder als Verpackung. und können überall erneut aufgefüllt setzt werden, sei es für euer Brot oder werden. Die Initiative „Refill“ verweist euren Einkauf (s. auch Artikel S. 9). Besteck „to go“ um neben belegten dabei per Karte explizit auf Wasserauf- Broten auch anderes unterwegs flexi- füllstationen. Neben der Webseite www. Brotdosen für eure Verpflegung oder bel essen zu können. Auch ein eigenes refill-deutschland.de ist auch eine ent- auch Reste im Restaurant, die ihr so Besteck kann somit als Teil eures „Survi- sprechende App verfügbar. praktisch und ohne Verpackungsmüll mit val-Kits“ praktisch sein. nach Hause nehmen könnt. Ebenfalls kön- Mehrweg-Kaffee/Teebecher für euer nen auch in Supermärkten an Käse- und Plastikfreies Online-Shopping! Falls Heißgetränk „to go“! Wenn ihr gerne Wursttheken mittlerweile oftmals eigene unumgänglich, gibt es auch im Internet auch unterwegs Kaffee oder Tee kauft, Behältnisse mitgebracht werden. Wem Anbieter*innen mit plastikfreien Pro- habt unbedingt euren Mehrwegbecher eine Dose zu sperrig ist, kann auch auf eine dukten und einem verpackungsarmen dabei. Dieser spart Ressourcen und ihr sogenannte „Lunchbag“ zurückgreifen. Versand: www.smarticular.net/plastik- erhaltet oftmals zudem noch Preisre- Dabei handelt es sich um einen flexiblen frei-im-internet-einkaufen-online-shop- duzierungen für das Präsentieren eures Beutel, in dem belegte Brote und Co. gut pen-produkte-lebensmittel-verpackungs- eigenen Bechers. mitgenommen werden können. arm. Quellen: www.smarticular.net/schritte-fuer-weniger-plastik-im-alltag; www.smarticular.net/plastikfreie-alternativen-tipps-ohne-plastikverpackung-leben 18 BUFO 2.2020
Praktische Apps für deinen Plastikfreien Alltag: CodeCheck Replace Plastic Refill Zweifel bei Inhaltsstoffen von Pro- Mit dieser App könnt ihr Unternehmen Hier findet ihr öffentliche Wasserauf- dukten? Diese App schafft Abhilfe darauf aufmerksam machen und bit- füllstation in ganz Deutschland. und präsentiert euch nach Barcode- ten, auf Plastik zu verzichten. Scan, was in einzelnen Produkten alles drinsteckt und wie bedenklich sie sind – auch ob ein Produkt Mikroplastik enthält. Aber wie nachhaltig sind Plastikalternativen wie Stoffbeutel, Quelle: www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/alltagsprodukte/19463.html; utopia.de/ratgeber/wie-gruen-ist-bambus Papiertüten, Glas und Bambusprodukte nun wirklich? Einige auf den ersten Blick nachhaltige beuteln solltet ihr darauf achten, dass Produkte oder „bessere“ Alternativen ihr die, die ihr bereits besitzt, möglichst wie Stoffbeutel, Papiertüten und Pro- häufig und lange verwendet. Bei einer dukte aus Bambus, werden auch kritisch evtl. Neuanschaffung achtet auf biolo- beleuchtet. Zentrale Argumente sind ein gisch-fair zertifizierte Baumwolle oder höherer Energie- und Ressourcenauf- setzt auf Bio-Hanf oder Bio-Leinen, die wand im Vergleich zu Plastikprodukten in der Ökobilanz besser abschneiden als sowie eine schlechtere Ökobilanz. In Baumwolle. Auch Einweggläser solltet der Tat benötigt der Baumwollanbau ihr möglichst oft benutzen, z.B. als Auf- für einen Stoffbeutel sehr viel Wasser bewahrungsgefäße oder zum Abfüllen sowie oftmals prekäre Arbeitsverhält- in Unverpackt-Läden. Neben der Öko- nisse mit der Baumwolle verknüpft sind. bilanz, d.h. wie viele Emissionen und Auch Papiertüten erfordern viel Wasser Ressourcen mit einem Produkt von der und Bäume als Rohstoff. Glas wird unter Herstellung bis zur Entsorgung einher- großem Energieaufwand hergestellt und gehen, muss jedoch auch eine kreislauf- sein hohes Gewicht hat direkt Auswir- wirtschaftliche Perspektive eingenom- kungen auf Transportwege. Viele Ein- men werden. So basieren Kunststoffe weggläser werden zudem nur einmal auf Erdöl, einem endlichen Rohstoff, der benutzt, was in Anbetracht des hohen in der Gewinnung zu Umweltschäden Energieaufwands zum Einschmelzen von und Menschenrechtsverletzungen führt. Altglas erhebliche Auswirkungen hat. Kunststoffe werden zudem lediglich zu Bambus ist ein schnell nachwachsender einem Bruchteil recycelt und gelangen Fotos: istockphoto.com und vielseitiger Rohstoff, bei dem jedoch häufig in die Umwelt, mit erheblichen genau auf die Herkunft geachtet wer- Konsequenzen für Mensch, Tier und den muss, die Einhaltung von Sozial- und Natur. Im Gegenteil kann Glas immer Umweltstandards und das Ausschließen wieder eingeschmolzen, Papier recy- der Rodung von Primärwäldern für den celt und Stoffbeutel wesentlich länger Bambusanbau. verwendet werden. Bei allen Alternativ- So gilt auch bei den genannten Pla- produkten geht es somit nicht um einen stikalternativen ein sorgsamer Umgang, reinen Ersatz, sondern vor allem um ein bewusster Konsum und das Heran- einen ebenso bewussten und kritischen Übrigens: ziehen von Siegeln und Zertifizierungen Konsum. Zur Orientierung nutz gern auch Auch in Kleidung um Standards sicherzustellen. Bei Stoff- die „Plastik-Pyramide“. werden viele erdöl- basierte Kunstfasern wie Polyester oder Polyamid MIKRO- eingesetzt, die beim Waschen PLASTIK in Form von Mikroplastik in die NICHT RECYCEL- Umwelt gelangen. Ein kritischer BARES PLASTIK Blick auf die Etiketten eurer Klei- RECYCELBARES PLASTIK dung lohnt sich. Vor allem bei Neukäufen solltet ihr darauf ach- RECYCELTES PLASTIK ten, dass die Kleidung aus vor- rangig oder ausschließlich natür- LANGLEBIGES PLASTIK lichen Fasern wie Baumwolle oder aus auf nachwachsenden PLASTIKFREIE PRODUKTE Rohstoffen basierenden Fasern wie Viskose besteht. Quelle: www.smarticular.net/pyramide-des-plastiksparens-plastik-reduzieren-vermeiden BUFO 2.2020 19
BUFOSCHWERPUNKT KLJB-Umfrage WO ERSETZT DU PLASTIK IN DEINEM ALLTAG? Hallo, ich bin Patricia Henrich aus dem schönen Landshausen, welches im Das ist eine wirklich sehr spannende Landkreis Karlsruhe liegt. Ich bin u. a. Frage, denn gerade in Zeiten von im Arbeitskreis „Kluger und nachhal- Corona sind ein paar meiner Vorsätze tiger Konsum“ tätig, welcher sich mit über Bord gegangen. Allerdings ist es ähnlichen Themen auseinandersetzt. Ich (24 Jahre) ersetze Plastik in erster mir persönlich dann doch immer wich- Da ich sehr ländlich lebe, haben wir Linie dort, wo ich es vorteilhaft aus- tig, mit Köpfchen einkaufen zu gehen. einen großen Garten, in dem wir alles tauschen kann. Da setze ich mich nicht So greife ich zum Beispiel weiterhin auf Mögliche, was wir an Obst und unter Druck, Plastik austauschen zu unverpacktes Obst und Gemüse zurück, Gemüse zum Kochen benötigen, müssen, freue mich aber über jeden welches ich allerdings ungern lose auf selbst anbauen. Dadurch sparen wir umweltbewussteren Schritt. Begonnen das Kassenband lege. Daher habe ich Unmengen an Verpackungsmüll; die- habe ich mit einer Glaskaraffe, die nun mir im Handumdrehen ein paar Veg- sen kann ich auch gut in anderen kistenweise PET-Flaschen ersetzt. giebags genäht. Außerdem besitze ich Bereichen einsparen, ohne mich groß- Danach kamen Thermobecher und Stofftaschen in großer Zahl. Sie passen artig einschränken zu müssen. Bei- eine Trinkflasche dazu. Beim Einkaufen nicht nur in jede Handtasche, son- spielsweise schminke ich mich nun nehme ich einen Korb oder Stoffbeutel dern gehören inzwischen auch schon seit einigen Jahren nur noch mit mit, packe frisches Obst und Gemüse zu dessen Inventar. So muss ich nie Kokosöl ab, welches in Glasbehältern nicht in Plastik-Beutel. Es tut den fri- bewusst daran denken und kann auch abgepackt ist. Diese können somit schen Leckereien nicht weh, unver- bei spontanen Einkäufen gekonnt an einfach wiederverwendet werden, packt zu bleiben. jeder Kasse meine eigene plastikfreie wie aktuell für selbstgemachte Mar- Als Festivalgänger und Besucher Einkaufstasche zücken. melade aus Erdbeeren des eigenen von Bildungsstätten habe ich viel zu Zugegebenermaßen habe ich noch Gartens. Und auch bei der Zahnhygi- spät angefangen, Shampoo in fester nicht überall, wo es möglich und not- ene hat man die Option, zu einer Form zu nutzen. Mittlerweile habe ich wendig ist, Plastik in meinem Alltag Bambus-Zahnbürste zu greifen; denn stets ein festes Shampoo dabei. Da ersetzt; allerdings greife ich bewusst auch die kleinen insignifikanten Ände- besteht keine Auslaufgefahr in der auf plastikfreie Alternativen zurück. rungen können in der Summe einen Tasche – geniale Sache! Auch lege ich viel Wert auf die richtige großen Effekt haben. Es gibt viele weitere Dinge, wo ich Mülltrennung. Plastik ersetzen kann: Aufschnitt, Zahn- PATRICIA HENRICH bürsten, Gewürze, Rasierer. Ich stehe DENISE LEICHENAUER MITGLIED IM AK KLUGER UND NACHHALTIGER hier noch am Anfang, werde aber defi- MITGLIED IM AK KLUGER UND NACHHALTIGER KONSUM DER KLJB FREIBURG nitiv nicht aufhören weiter Gutes für die KONSUM DER KLJB FREIBURG Umwelt zu tun. LARS BARTELS ORTSVORSITZENDER DER KLJB VREES 20 BUFO 2.2020
Der meiste Plastikmüll begegnet mir in meinem Berufsalltag. Durch meine Schon seit einiger Zeit versuchen Arbeit in einem Chemiebetrieb habe meine Freundin und ich, unseren Pla- ich des Öfteren mit gefährlichen stikverbrauch zu reduzieren. Am Medien zu tun, wodurch das Thema besten klappt das beim Obst und Verpackung sehr wichtig wird. Hier Gemüse; da bekommt man inzwi- versuche ich aber, so viel Plastikver- schen in den meisten Supermärkten packung wie möglich zu vermeiden, Das Bad war meine erste „Baustelle“, auch unverpackte Sachen. Es hat sich wiederzuverwenden oder als Füllma- wo ich versucht habe, meinen Plastik- bisher auch noch niemand an der terial zu benutzen. Müll durch Lei- verbrauch zu reduzieren. Nach dem Kasse beschwert, wenn man den Auf- tungsreste und Kunststoffisolie- Testen verschiedener fester Shampoos kleber vom Wiegen direkt aufs Obst rungen vermeide ich, indem ich und Seifen bin ich mittlerweile mehr klebt und sich so die Tüte spart. Bei lieber genau nachrechne, wie lang zum Selbermachen übergegangen. Da vielen anderen Lebensmitteln hat meine Kabelwege sind, um so wenig bin ich noch fleißig am Ausprobieren, man diese Wahl aber leider nicht, vor wie möglich zu verschwenden. In ob das Seifensieden klappt oder welche allem, wenn man auch mal aufs Geld meiner Abteilung wurde jetzt auch Körperbutter, Zahncreme und welches achtet. Viel besser sieht es da bei den der Gebrauch von wiederverwend- Deo am besten funktionieren. Leider Getränken aus: Wer Bierkisten schlep- baren Kabelbindern durchgesetzt, geht es beim Einkauf der Zutaten zum pen kann, der schafft eine Kiste Was- wodurch wir viel einsparen können. Selbermachen auch nicht immer ohne ser oder Cola in Glasflaschen mit links. Beim Einkaufen verzichte ich auf Pro- Kunststoffverpackungen. Wir haben uns inzwischen so einen dukte, die mehrfach verpackt sind, Beim Einkaufen habe ich meine Sodastream zugelegt; so müssen wir Gemüse und Obst nehme ich lose praktischen Begleiter dabei: Neben gar nicht mehr schleppen und sparen ohne Tüte mit. In unserer Musik- Stofftaschen dürfen die Obst- und auch noch die Plastik-Deckel als gruppe gibt es einen hohen Ver- Gemüsesäckchen nicht fehlen, die ich kleines Extra. Zu guter Letzt versuchen schleiß an elektronischen Geräten, mir aus Omas ausrangierter Gardine wir aktuell auch nur noch die Sachen hier versuche ich, möglichst viel zu selber genäht habe. Dieses Upcycling online zu kaufen, die man wirklich reparieren und beschädigte Audioka- geht schnell und eignet sich auch super nicht im Laden bekommt – auch das bel zu flicken, anstatt (meist teuren) als Geschenk(verpackung). spart eine Menge Verpackungsmate- Foto: istockphoto.com Ersatz zu kaufen. Auf meinem Schreibtisch hat sich rial und hilft obendrein den lokalen ROBERT MICHALOWSKI ebenfalls ein bisschen was getan. Geschäften. DIÖZESANVORSITZENDER DER KLJB MAINZ Kugelschreiber und Tintenpatronen lan- den nicht im Müll, sobald sie leer sind, SIMON VAN DE LOO REGIONALVORSITZENDER DER KLJB NIEDERRHEIN sondern werden nachgefüllt. Und für die „Highlights“ verwende ich am lieb- sten meine Holz-Textmarker. VERONIKA BAUER SPRECHERIN DES AK PULKO DER KLJB MÜNCHEN UND FREISING BUFO 2.2020 21
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