DAS INTERNET LIEST MIT - INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG - Baselland

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INFOHEFT
DER KANTONALEN VERWALTUNG
NR. 204 | SEPTEMBER 2020

MEIN SCHÖNSTER ORT IN DER REGION
OLTINGEN – DAS DORF DER DÖRFER > SEITE 17

DAS INTERNET LIEST MIT
SICHER MIT EXTERNEN PERSONEN KOMMUNIZIEREN > SEITE 8

AFRIKANISCHE SCHWEINEPEST
SICHERES SUCHEN UND BERGEN ÜBEN > SEITE 28
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SEITE 2 | INFOHEFT | 204 | SEPTEMBER 2020

EDITORIAL
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
Bis am 25. September 2020 läuft die Mitarbeitenden-Befragung der kantonalen Verwaltung.
Haben Sie Fragen dazu? Im Interview beantwortet der Leiter des Personalamts, Martin Lüthy,
die wichtigsten Fragen. Etwa, wie die Auswertung im Detail erfolgt und wie sichergestellt ist,
dass die Antworten anonym bleiben. Mit Ihrer Teilnahme haben Sie die Möglichkeit, Ihre Meinung
zu äussern und damit etwas zu bewirken. Machen Sie mit – je mehr Personen teilnehmen,
umso aussagekräftiger sind die Ergebnisse. > zum Interview mit Martin Lüthy

«WhatsApp» gehört zu den am meisten genutzten Messenger-Diensten. Vielen ist jedoch
nicht bewusst, dass sie damit dem Anbieter freien Zugang auf ihre Daten verschaffen.
Kommunizieren Sie geschäftlich, unterstehen Ihre Chats dem Datenschutz. Um dies zu gewähr-
leisten, steht für iPhone-Besitzerinnen und -besitzer mit «Threema Work» eine sichere
Chat-App zur Verfügung, die Sie für die geschäftliche Kommunikation der Verwaltung nutzen
können. > mehr Threema Work und dem Angebot der Zentralen Informatik

Sie arbeiten rund die Hälfte ihrer Zeit draussen und sind oft vom Wetter abhängig: Franco Weibel
kümmert sich im Ressort Spezialkulturen um den Obstbau, Urs Weingartner ist in der
Sparte Weinbau tätig und als Rebbau-Kommissär für drei Nordwestschweizer Kantone zuständig.
> mehr zur Arbeit der beiden Ingenieur-Agronomen beim Zentrum Ebenrain

Wenn Sie mehr über die Arbeit einer Gemeinderätin, eines Gemeinderats erfahren möchten,
lesen Sie das Interview mit Regula Messerli. Sie engagiert sich im Gemeinderat von
Oberwil und arbeitet in gemeinsamen Projekten von Kanton und Gemeinden mit, den sogenannten
VAGS-Projekten. > zum Interview mit Regula Messerli

Nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen des neuesten «Infohefts»!

Erna Truttmann, Redaktorin Infoheft
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SEITE 3 | INFOHEFT | 204 | SEPTEMBER 2020

 INHALT
 MITARBEITENDENBEFRAGUNG 2020 4
 Vom 8. bis zum 25. September 2020 wird die flächendeckende
 Mitarbeitendenbefragung 2020 durchgeführt. Martin Lüthy,
 Leiter Personalamt, erklärt im Interview, weshalb es sich lohnt,
 bei der Befragung mitzumachen. Foto: Moritz Me

 DAS WETTER MIT SEINEN KAPRIOLEN PRÄGT DIE ARBEIT 6
 Franco Weibel und Urs Weingartner arbeiten rund die Hälfte
 ihrer Zeit draussen. Im Grunde genommen sind aber die meisten
 ihrer Aufgaben vom Wetter abhängig. Foto: Lara Gallmann, Ebenrain

 MOBILE BOULDERWAND  30
 Die neue mobile Boulderwand des Kantons Basel-Landschaft
 lässt sich einfach an einen nächsten Standort verschieben.
 Somit steht die Anlage vielen Gemeinden zur Verfügung, wodurch
 die ganze Baselbieter Bevölkerung davon profitieren kann.
 Foto: Christian Saladin, stv. Leiter Sportamt Baselland

IMPRESSUM ARTIKEL
 Das Internet liest mit – sicher mit externen Personen kommunizieren 8
Nummer 204, September 2020
50. Jahrgang WhatsApp ade – Threema Work welcome! 10
Herausgegeben von der Landeskanzlei
 SAP Fiori Zeitwirtschaft  12
des Kantons Basel-Landschaft
Internet: www.bl.ch Einheitliche Schreibweisen: Abkürzungen 13
Erscheint vierteljährlich
 Hobby: Herr Sutters Gespür für Zeit 14
Redaktionskommission: Online-Planauflage bei Baugesuchen 16
Catia Allemann-Gagliano
 Mein schönster Ort in der Region 17
Adrian Baumgartner
Bartolino Biondi «Eine bunte Durchmischung ist gut für den Gemeinderat» 18
Fabienne Hohl
 Mondhörner. Rätselhafte Kultobjekte der Bronzezeit im Museum.BL 20
Nic Kaufmann
Simone Thommen Fünf Abende zum (Mit-)Singen 21
Rolf Wirz
 Meine Wahl 22
Redaktorin: Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Lehrabschluss 24
Erna Truttmann, Landeskanzlei
 Herzlich Willkommen 25
Rathausstrasse 2, 4410 Liestal
Feedback und Anregungen zum Infoheft: Neue Fuss- / Velobrücke über die Birs für Zwingen 26
Erna Truttmann, Telefon 061 552 50 33
 Tote Wildschweine sicher suchen und bergen 28
E-Mail: erna.truttmann@bl.ch
 Vorschau auf den Zukunftstag und Living Library 32
Personalnachrichten:
 Agenda33
Mergiane Ademi, Dienstleistungszentrum Personal
Telefon 061 552 90 21 Impressionen36
E-Mail: mergiane.ademi@bl.ch
 
Redaktionsschluss der Nummer 205:
20. November 2020

Zum Titelbild
Als schönster Ort in der Region hat Christoph Reding,
Archäologe und Bauforscher, Archäologie Baselland INFO
die Gemeinde Oltingen ausgesucht. Das Heft erscheint digital und wird im Intranet (mit den Personalnachrichten) und
Das Bild zeigt eines der Häuser im Dorfkern.
 auf der Internetseite (ohne die Personalnachrichten) des Kantons publiziert.
(Foto: Christoph Reding, Oltingen)
 Pensionierte Mitarbeitende, welche die Personalnachrichten als PDF erhalten
 möchten, schicken bitte eine E-Mail an die Redaktorin (kommunikation@bl.ch).
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Mitarbeitendenbefragung 2020

«WIR WOLLEN UNSERE STÄRKEN
UND SCHWÄCHEN BESSER VERSTEHEN»
Vom 8. bis zum 25. September 2020 wird die flächendeckende Mitarbeitendenbefragung 2020 durchgeführt.
Martin Lüthy, Leiter Personalamt, erklärt, weshalb es sich lohnt, bei der Befragung mitzumachen.

Herr Lüthy, warum sollte ich als Mitarbeiterin oder Mitar- gen und damit etwas zu bewirken. Dies nicht nur auf Ebene
beiter den Fragebogen beantworten? Gesamtkanton, sondern auch auf Direktions-, Dienststellen-
Mit der Teilnahme an der Mitarbeitendenbefragung haben und Teamebene. Die Ergebnisse der Befragung werden
alle Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Meinung einzubrin- auch aussagekräftiger, je mehr Personen teilnehmen.

Martin Lüthy, Personalamt, Finanz- und Kirchendirektion. (Fotos: Moritz Me)
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Wozu werden die Befragungsergebnisse verwendet? auf Direktions-, Dienststellen- und Teamebene werden aus-
In erster Linie geht es darum, die Sicht der Mitarbeitenden schliesslich den Mitarbeitenden dieser Organisationseinhei-
zu unterschiedlichen Themen zu kennen. Wir wollen wissen, ten zur Verfügung gestellt.
ob bisherige Massnahmen die erwünschte Wirkung gezeigt
haben. Ausserdem erlauben uns die Ergebnisse, unsere Wann bekomme ich die Ergebnisse zu sehen?
Stärken und Schwächen besser zu verstehen. Sie geben Die ersten gesamtkantonalen Ergebnisse werden nach den
Anstösse für Verbesserungen und helfen dabei, Prioritäten Herbstferien in den Projektgremien besprochen und dem
für künftige Veränderungen zu setzen. Regierungsrat vorgestellt. Mitte November erfolgt dann
 eine erste Information über die wichtigsten Ergebnisse an
Wie wird sichergestellt, dass niemand sieht, wie ich den alle Mitarbeitenden. Die vertieften Auswertungen liegen ab
Fragebogen beantwortet habe? Ende 2020 oder Anfang 2021 vor.
Die Durchführung und die Auswertung der Befragung wird
durch die Firma Empiricon AG vorgenommen. Niemand in Was geschieht, wenn die Ergebnisse negativ ausfallen?
der kantonalen Verwaltung bekommt Ihre Antworten zu Eine Befragung führt immer auch zu negativen Ergebnissen.
sehen. Bei der Vorbereitung hat das Projektteam eng mit Diese sollen auf keinen Fall unter den Teppich gekehrt wer-
der Aufsichtsstelle Datenschutz zusammengearbeitet, um den. Kein Arbeitgeber ist perfekt und es gibt immer etwas,
die Anonymität der Mitarbeitenden zu gewährleisten. So das man verbessern kann. Eine Verbesserung ist aber nur
werden Einheiten mit weniger als 10 beantworteten Frage- möglich, wenn man das erhaltene Feedback offen entge-
bogen nicht auf Teamebene ausgewertet. Kommentare gennimmt. Negatives Feedback bietet immer eine wertvol-
werden durch die Firma Empiricon AG anonymisiert und le Gelegenheit, herauszufinden, wo der Schuh drückt. Dies
ausschliesslich auf Direktionsebene ausgewertet. Damit soll und muss auf jeden Fall genutzt werden.
wird verhindert, dass aus den Antworten auf einzelne Mit-
arbeitende geschlossen werden kann. Interview: Sebastiaan Huizinga,
 wissenschaftlicher Mitarbeiter / FKD
Wie werden meine Antworten meinem Team zugeordnet?
Bei dieser Zuordnung sieht doch jemand meine Antworten?
Im Begleitschreiben oder in der E-Mail zur Befragung haben
Sie einen persönlichen Code erhalten. Die Zuordnung Ihrer
Antworten geschieht bei der Firma Empiricon AG automa-
tisch mittels diesem Code. Dadurch werden Ihre Antworten
Ihrem Team zugeordnet, ohne dass jemand Ihren Fragebo-
gen anschaut.
 Die Mitarbeitendenbefragung läuft seit dem 8. September.
Werden die Befragungsergebnisse veröffentlicht? Falls Sie noch nicht teilgenommen haben, können Sie dies bis
 und mit 25. September 2020 nachholen. Verwenden Sie
Ja, die Ergebnisse der Befragung werden auf jeden Fall
 dazu Ihre persönlichen Befragungsunterlagen, welche Sie per
veröffentlicht. Die gesamtkantonalen Ergebnisse werden
 E-Mail oder per Briefpost von Empiricon AG erhalten haben.
allen Mitarbeitenden zugänglich gemacht. Die Ergebnisse
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 BEI JEDEM WETTER
 Das «Infoheft» stellt Mitarbeiterinnen und Mitar­
 beiter der kantonalen Verwaltung vor, die viel
 unterwegs sind und bei jedem Wetter draussen
 arbeiten. Diesmal berichten Franco Weibel
 und Urs Weingartner vom Zentrum Ebenrain.

Franco Weibel (links) und Urs Weingartner beim Begutachten der Reben. Mit dem Refraktometer wird der Oechsle-Grad der Trauben gemessen.

DAS WETTER MIT SEINEN KAPRIOLEN
PRÄGT DIE ARBEIT
Franco Weibel und Urs Weingartner arbeiten rund die Hälfte ihrer Zeit draussen.
Im Grunde genommen sind aber die meisten ihrer Aufgaben vom Wetter abhängig.

Die beiden Ingenieur-Agronomen arbeiten seit 2015 beim nichtet etwa ein später Frost einen Teil der Obsternte, stellen
Zentrum Ebenrain. Franco Weibel ist bereits seit Beginn im sich ganz andere Aufgaben, als wenn die Bäume voll hängen
Ressort Spezialkulturen für den Obstbau zuständig. Urs mit Zwetschgen wie dieses Jahr.
Weingartner übernahm die Sparte Weinbau als Rebbaukom-
missär für drei Nordwestschweizer Kantone im April dieses Franco Weibel und Urs Weingartner sehen sich nicht als
Jahres. Bei beiden bestimmt das Wetter ihren Alltag: Ver- «klassische Berater», sondern als Wissensvermittler; sie
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stehen zur Verfügung, wenn jemand Fragen zu spezifischen beantwortet werden können, sondern zum Beispiel von der
Gebieten hat, liefern aber keine «Kochrezepte mit Erfolgs- Grösse, der Lage und der Spezialisierung abhängen.
garantie». Letztlich muss der oder die Anfragende selber
entscheiden, zum Beispiel welche Sorten gepflanzt werden DAS LIEBE GELD
sollen oder welche Strategien und Produkte sie zur Krank- Die Beschaffung der finanziellen Mittel ist auch beim Eben-
heits- und Schädlingsregulierung wählen. Fragen stellen rain ein ständiges Thema. Das Ressort Spezialkulturen
können alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons, macht deshalb regelmässig erfolgreich bei Projektausschrei-
also nicht nur Landwirtinnen und Landwirte. bungen des Bundes mit. Es entstanden interregionale Pro-
 jekte wie das Weinbauprojekt AGRO Form oder InvaProtect,
«SCHÄDLINGE UND KRANKHEITEN MACHEN wo es um den Schutz vor invasiven Schädlingen geht. Neben
NICHT VOR EINER GRENZE HALT» den zusätzlichen Mitteln ergeben sich daraus auch gute Kon­
Das Ressort Spezialkulturen arbeitet eng mit den Kollegin- takte zu anderen Organisationen mit ergänzendem Wissen.
nen und Kollegen der Nachbarkantone Aargau und Solothurn
zusammen, aber auch mit jenen aus dem angrenzenden Beim Bundesberatungsprojekt Bewässerung zum Beispiel
Elsass und Südbaden. Nur so kommt genügend aktuelles arbeitet der Ebenrain mit der Fachhochschule Nordwest-
Praxiswissen zusammen. Die Wissens- und Beratungsbe- schweiz in Windisch zusammen in den Bereichen Sensor-
dürfnisse werden draussen gemeinsam mit den Praktikern technik und Automation. Ziel ist, eine praxistaugliche Tool-
eruiert, und je nach Problemstellung Gruppen- oder einzel- box für die Bewässerungssteuerung von Spezialkulturen zu
betriebliche Beratungen durchgeführt. Aber auch klassische entwickeln.
öffentliche Kurse, etwa zu Themen wie Baumschnitt oder
Rebbau, bietet das Ressort an. Daneben gibt der Ebenrain Zu viel oder zu wenig Regen, Kälte oder Hitze, Schädlinge,
auch Merkblätter zu spezifischen Themen heraus. Krankheiten, aber auch die wechselnden Bedürfnisse der
 Märkte sind ständige Herausforderungen im Alltag von
STRENGE KONTROLLE FÜR AOC ­Franco Weibel und Urs Weingartner. Langweilig wird es
Eine spezielle Aufgabe hat Urs Weingartner als Rebbaukom- ihnen jedenfalls nie!
missär. In fast allen Weinbaugebieten weltweit hat der Staat
eine wichtige Rolle. Er kontrolliert die bepflanzte Rebfläche, Beatrix Meier für das Zentrum Ebenrain
die Sorten und den Ertrag, damit das Label AOC (Appella- (Foto: Lara Gallmann, Ebenrain)
tion d’Origine Controllée) vergeben werden kann. In den
drei Kantonen BL, BS und SO, für welche Weingartner zu-
ständig ist, bewirtschaften 450 Winzerinnen und Winzer
130 Hektaren Reben, wobei viele den Pflanzenschutz und
die Vinifizierung grösseren Rebbauern übertragen.

MASSIV WENIGER PFLANZENSCHUTZMITTEL
«Seit meiner Ausbildung in den 80er-Jahren ist der Obstbau
dreimal komplexer geworden», meint Franco Weibel. Das Das Ressort Spezialkulturen beim Ebenrain Zentrum für Land-
Wetter wird unberechenbarer, es tauchen neue Schädlinge wirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach ist Teil der Abteilung
 «Produktion, Markt und Direktzahlungen». Wie der Name sagt,
auf, Krankheiten kommen vermehrt zum Vorschein, nach-
 ist dieses Ressort zuständig für die Spezialkulturen der Landwirt-
dem nicht einfach mehr die breit wirkende Chemiekeule
 schaft im Kanton, wie der Obst- und Weinbau und der Gemüse-
angewandt wird. Die Anwendungsmöglichkeit von Pflanzen­ anbau. Im Ressort ist auch das Kursgartenteam, das einen
schutzmitteln wurde massiv reduziert, und schliesslich er- wunderschönen Kursgarten am Ebenrain pflegt und ein vielfälti-
zeugt auch der globalisierte Handel starken Druck auf die ges Kursangebot für Hobby- und Selbstversorgergärtnerinnen
Preise und das Konsumentenverhalten. und -gärtner anbietet. Spezialkulturen stellen besondere Heraus-
 forderungen dar, gerade was die Abhängigkeit vom Wetter,
Gerade bei den langjährigen Obst- und Rebenpflanzungen von invasiven Schädlingen wie die Kirschessigfliege und von
 spezifischen Pflanzenkrankheiten angeht. Daneben werden auch
liegt die Kunst darin, kostendeckend zu produzieren. Welche
 Versuche mit neuen Produkten, zum Beispiel der Aroniabeere
Investitionen lohnen sich, wie viel Aufwand muss bzw. darf
 oder Trüffelkulturen, begleitet.
geleistet werden? Fragen, die nicht für jeden Betrieb gleich
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DAS INTERNET LIEST MIT – SICHER
MIT EXTERNEN PERSONEN KOMMUNIZIEREN
Für Hackerinnen und Hacker sind E-Mails, die über das Internet verschickt werden,
so einfach zu lesen wie eine Postkarte. Was heisst das für die Mitarbeitenden des Kantons
bezüglich Kommunikation mit externen Personen und Stellen?

Gerade in der Verwaltung werden häufig sensible Informa- Die Empfängerin oder der Empfänger erhält im Posteingang
tionen per E-Mail ausgetauscht: Gerichte kommunizieren eine E-Mail, die im Anhang die Datei «IncaMail.html» mit
mit Anwältinnen und Anwälten oder stellen umfangreiche Ihrer verschlüsselten Nachricht enthält. Mit Doppelklick auf
elektronische Akten zur Verfügung, Gemeinden übermitteln die Anlage wird die E-Mail geöffnet, wobei zum Lesen ein
Dateien an das kantonale Sozialamt und umgekehrt, die Sicherheitscode eingegeben werden muss. Personen ohne
Steuerverwaltung erhält und beantwortet Anfragen zu Ver- eigenes IncaMail-Konto erhalten diesen nach dem Öffnen
anlagungen per E-Mail etc. Wie können solch vertrauliche des Anhangs via separater E-Mail zugestellt. Diejenigen mit
Inhalte vor dem Zugriff durch Unbefugte geschützt werden? IncaMail-Konto verwenden dafür ihr persönliches IncaMail-
 Passwort.
INCAMAIL FÜR EXTERNE E-MAILS
MIT ANHÄNGEN
Erste Wahl für die geschützte Kommunikation mit Externen
 ist zurzeit IncaMail. Dabei handelt es sich um einen E-Mail-
Dienst der Schweizerischen Post, der im Verwaltungsnetz
 direkt aus Outlook heraus genutzt werden kann. Schreiben
Sie Ihre E-Mail, fügen Sie allenfalls eine oder mehrere
­Dateien als Anhang hinzu und klicken Sie auf die Schaltfläche
«Vertraulich senden» – das ist bereits alles!

 Der Empfang von verschlüsselten E Mails ist für Privatper-
 sonen und Firmen gratis. Wenn sich jemand bei der Post
 für das kostenlose Basic-Konto registriert, können pro
 ­Monat auch bis zu zehn vertrauliche E-Mails verschickt wer-
 den. Es empfiehlt sich daher für Kantonsmitarbeitende, ein
 solches Basic-Konto für private Zwecke anzulegen und zu
 nutzen.
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SEITE 9 | INFOHEFT | 204 | SEPTEMBER 2020

 DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
 Benutzen Sie für vertrauliche E-Mails mit externen Personen
 die Schaltfläche «Vertraulich senden» in Outlook. Der Mail-
Übrigens: Bei der internen E-Mail-Kommunikation über Inhalt wird dann mit Hilfe von IncaMail (Dienst der Schweizeri-
Outlook besteht kein Risiko des Mitlesens. Sie müssen schen Post) verschlüsselt und sicher zugestellt.
IncaMail daher nur bei vertraulicher Korrespondenz mit Weitere Informationen: https://www.post.ch/de/geschaefts-
 loesungen/e-mail-verschluesselung
externen Adressatinnen und Adressaten verwenden.
 http://kww.infoblits.bl.ch/informationen/so-funktionierts/
 incamail-verschluesselung-von-e-mails/incamail-anleitungen-
DATEITRANSFER MIT FTAPI und-links.html
(FÜR SEHR GROSSE DATEIEN) Für die Zustellung oder den Empfang von sehr grossen
Aus dem Kantonsnetzwerk heraus können mit IncaMail Dateien mit internen oder externen Personen steht der Dienst
Datei­anhänge bis zu einer Grösse von maximal 1 Gigabite FTAPI-Datentransfer zur Verfügung. Dieser Dienst ist auch
versendet werden. Reicht dies nicht aus, so kann der im für streng vertrauliche Inhalte zugelassen. Die Berechtigung
Mai dieses Jahres von der Zentralen Informatik eingeführte für dessen Nutzung muss über InfoBLITS bestellt werden.
 Weitere Informationen:
Dienst «Dateitransfer» genutzt werden. Damit können nicht
 http://kww.infoblits.bl.ch/informationen/so-funktionierts/
nur sehr grosse, sondern auch streng vertrauliche Dateien
 dateitransfer.html
mit internen oder externen Personen ausgetauscht werden.

Die Senderin oder der Sender startet FTAPI, gibt die E-Mail-
Adresse der Empfängerin oder des Empfängers ein, wählt
die Vertraulichkeitsstufe des Inhalts und lädt die Dateien
hoch. Natürlich kann auch ein Begleittext erfasst werden.
Die Empfängerin oder der Empfänger erhält dann per E-Mail
einen Link auf den verschlüsselten Download-Ordner. Wur-
de der Inhalt seitens Senderin oder Sender als vertraulich
klassifiziert, ist allerdings für Externe eine vorgängige Re-
gistrierung bei diesem Dienst notwendig. Müssen sehr
grosse Dateien entgegengenommen werden, so kann der
betreffenden Person ein Einladungs-Link auf einen Upload-
Ordner zugestellt werden.

Damit Sie den FTAPI-Dateitransfer selber nutzen können,
benötigten Sie eine Zugangsberechtigung auf den Dienst.
Sie können diese über InfoBLITS bestellen. Dort finden Sie
auch das Bestellformular für den Zugang externer Kommu-
nikationspartnerinnen und -partner, sofern Sie mit diesen
Personen vertrauliche Dateien austauschen möchten.

René Kilcher, Zentrale Informatik, und Beatrix Meier
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SEITE 10 | INFOHEFT | 204 | SEPTEMBER 2020

WHATSAPP ADE – THREEMA WORK WELCOME!
Klar, WhatsApp, Skype & Co. sind praktisch und weit verbreitet. Die wenigsten sind sich jedoch bewusst,
dass sie den Anbietern damit quasi freien Zugriff auf ihre Daten verschaffen. Mit Threema Work steht
für iPhone-Besitzerinnen und -besitzer eine sichere Chat-App zur Verfügung, die für die geschäftliche
Kommunikation der Verwaltung genutzt werden kann.

Die Bilder vom Geburtstagsfest schnell in den Familien-Chat praktisch und erst noch gratis. Dahinter stehen aber Gross-
stellen, mit den Kollegen schäkern, der Freundin den Link konzerne wie Facebook oder Microsoft. In der Standardein-
zu einem lustigen YouTube-Video senden: Chat-Dienste sind stellung verschafft man diesen Zugriff auf die Telefonnum-
SEITE 11 | INFOHEFT | 204 | SEPTEMBER 2020

mer, das gespeicherte Adressbuch und die Fotos. Wenn Chats mit Familienmitgliedern und Freunden. Threema Work
die Vorlieben und Gewohnheiten der Nutzerinnen und Nut- und Threema sind miteinander kompatibel, sodass auch
zer bekannt sind, können diese Konzerne zielgerichtet Wer- Nachrichten mit externen Kontakten ausgetauscht werden
beplätze an Unternehmen und politische Parteien verkaufen. können.
Will man das wirklich?
 WAS SIND DIE VORTEILE VON THREEMA WORK?
WIE STEHT ES MIT DEM DATENSCHUTZ? − End-to-End-Verschlüsselung: egal, welcher
Geschäftliche Chats unterstehen den gesetzlichen Rege- Kommunikationsweg (Chat, Telefon und Video)
lungen wie zum Beispiel dem Datenschutz. Mitarbeitende gewählt wird – man muss sich keine Gedanken
der Verwaltung dürfen deshalb nicht über die herkömmli- über die Datensicherheit machen.
chen Dienste Nachrichten austauschen. Mit Threema Work − Keine Werbung.
steht stattdessen eine App eines Schweizer Anbieters mit − Datenschutz: Bei Empfang einer Nachricht blinkt
sicherer End-to-End-Verschlüsselung zur Verfügung. An- nur der Name des Senders auf, nicht aber der Text.
wenderinnen und Anwender sehen zunächst nur die soge- − Verteilung und Management der App durch die
nannte Threema-ID der Kommunikationspartnerin oder des Zentrale Informatik.
Kommunikationspartners. Mobilnummern werden nur mit − Trennung von geschäftlicher und privater
der Threema-ID verknüpft, wenn diese in den eigenen Kon- Korrespondenz.
takten hinterlegt sind.
 Im InfoBLITs finden Sie weitere Informationen unter:
Threema Work bietet die gleichen Funktionalitäten wie die http://kww.infoblits.bl.ch/informationen/anleitungen/
anderen Chat-Dienste, zum Beispiel Gruppenchats. Man mobiles-arbeiten.html
kann damit auch telefonieren, und seit Anfang September sowie Tipps und Tricks zu Threema-Work:
sind Video-Calls möglich. Threema Web kann sogar auf dem http://kww.infoblits.bl.ch/it-fragen/faq.html
Desktop genutzt werden, was gerade für längere Nachrich- (Threema Work)
ten äusserst praktisch ist.
 Gerne steht Ihnen auch der ZI-Helpdesk unter Tel. 25222
Threema Work steht Mitarbeitenden der Verwaltung zur für weitere Auskünfte zur Verfügung.
Verfügung, die ihr iPhone im kantonalen MDM-System re-
gistriert haben. Knapp 600 Anwenderinnen und Anwender Beatrix Meier / Meike Helmert, Zentrale Informatik
haben dies bis jetzt getan. Tritt eine Mitarbeitende oder ein
Mitarbeitender aus, wird die Threema-ID gelöscht. Threema
kann via App-Store oder Google Play für 3 Franken auch
privat gekauft werden und bietet die Gewähr für sichere
SEITE 12 | INFOHEFT | 204 | SEPTEMBER 2020

SAP FIORI ZEITWIRTSCHAFT
Der Kanton Basel-Landschaft betritt eine moderne SAP-Welt mit den Fiori-Apps.

Vor fast genau zehn Jahren hat der Kanton Basel-Landschaft SAP ZEITWIRTSCHAFT
nach der flächendeckenden Einführung von SAP (Systeme, Die erste Anwendung in der kantonalen Verwaltung, welche
Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung) das die Fiori-Technologie bereits verwendet, ist die neue SAP
heutige InfoCockpit eingeführt. Sie kennen das InfoCockpit Zeitwirtschaft. Für die Zeiterfassung sind heute neun ver-
sicherlich: Vielleicht zahlen Sie die Rechnungen über den schiedene Zeiterfassungs-Lösungen (vorwiegend Presento)
Kreditorenworkflow, werten Ihre Innenaufträge aus, buchen im Einsatz, welche unterschiedlich ausgeprägt sind. Eine
Kurse aus dem kantonalen Seminarprogramm oder rechnen einheitliche Anwendung sowie kantonsweite Auswertun-
Ihre Spesen über das Portal ab. Mittlerweile ist unser Info- gen zur Zeitwirtschaft sind deshalb nicht durchgängig mög-
Cockpit etwas in die Jahre gekommen, und es zeichnet sich lich.
mit der für 2021 / 22 geplanten Migration auf die neue
S / 4HANA-Datenbank-Technologie eine Modernisierung und Darum wurde eine neue SAP Zeitwirtschaft realisiert, wel-
Erneuerung ab. che unter anderem die Fiori-Technologie verwendet. Diese
 Lösung wurde als erstes für die Polizei des Kanton Basel-
Bereits heute stellt uns SAP eine Vielzahl von sogenannten Landschaft eingeführt, wo sie nun bereits seit rund andert-
Fiori-Apps zur Verfügung und leistet somit seinen Teil in halb Jahren im Einsatz ist. Besondere Merkmale der neuen
Richtung Digitalisierung der Support- und Kernprozesse. So Zeitwirtschaftslösung sind benutzerfreundliche Oberflä-
ist es möglich, Transaktionen (Prozesse- und / oder Teilpro- chen für Mitarbeitende und Vorgesetzte, ein standardisier-
zesse) sowie analytische Anforderungen in den Bereichen ter Freigabeprozess und umfangreiche Auswertungsmög-
Finanzen, Controlling, Personal und Logistik über moderne lichkeiten. Ausserdem läuft die Zeiterfassung und -freigabe
und intuitive Oberflächen abzubilden und zur Verfügung zu auch auf allen mobilen Geräten der kantonalen Verwaltung.
stellen. Die Fiori-Apps können nicht nur über PC und Con-
vertible, sondern auch über Tablets und Smartphones an- Zurzeit wird der Rollout dieser neuen Lösung für die Finanz-
gesteuert und genutzt werden. Nach der Migration auf die und Kirchendirektion und die Volkswirtschafts- und Gesund-
neue Technologie ist es dem Kanton möglich, die gesamte heitsdirektion sowie für die Landeskanzlei vorbereitet, wel-
Palette von Fiori Apps zu nutzen. In den kommenden Mo- che ab dem 1. Januar 2021 die neue Anwendung nutzen
naten erarbeitet die kantonale SAP-Leitung zusammen mit werden. Die anderen Direktionen und Behörden folgen
dem PPP-Partner eine Roadmap und somit das «Big Pic- anschliessend (2021 / 22).
ture» für die Überführung diverser Prozesse aus dem Info-
Cockpit in die Fiori-Welt. Sie dürfen sich auf die Resultate Jeannette Sommer, Zentrale Informatik, Leiterin SAP und
freuen! Mark Scherler, PA FKD, Leiter IT-Projekte HR
SEITE 13 | INFOHEFT | 204 | SEPTEMBER 2020

 EINHEITLICHE
 SCHREIBWEISEN
 Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
 kantonalen Verwaltung verfassen ihre Texte nach
 den Empfehlungen der «Schreibweisen für die
 ­kantonale Verwaltung». Das «Infoheft» greift einzel-
 ne Regeln heraus und gibt Tipps − dieses Mal zum
 ­Thema Abkürzungen.

Viele Abkürzungen sind uns geläufig und wir verwenden sie, ohne zu beachten, dass andere diese
vielleicht nicht kennen. So sind für Aussenstehende die Abkürzungen der Direktionen nicht verständlich.
Was heisst BKSD, BUD, FKD? Was heisst TBA? Tiefbauamt oder To Be Announced?

Abkürzungen können helfen, einen Text zu entlasten. Sie Tipp: Schauen Sie eine Abkürzung nach, wenn Sie nicht
können die Verständigung aber auch erschweren oder zu sicher sind, wie diese geschrieben wird.
Missverständnissen führen. Die «Schreibweisen für die
kantonale Verwaltung» nehmen unter Punkt 6 auf, wie Ab- Abkürzungen werden vor allem in verkürzten Texten, wie
kürzungen verwendet werden. Die wichtigste Regel ist, beispielsweise Tabellen oder Infoboxen, eingesetzt. In Be-
eine Abkürzung vor deren ersten Gebrauch zuerst auszu- richten oder Medienmitteilungen wird empfohlen, auch
schreiben und die Abkürzung in Klammer anzufügen, zum geläufige Abkürzungen auszuschreiben.
Beispiel: Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD). Bei län-
geren Texten kann es sinnvoll sein, eine Abkürzung erneut Bei der Einführung neuer Abkürzungen und Kurzwörter ist
auszuschreiben und das Kürzel nochmals in Klammer anzu- grosse Zurückhaltung geboten. Nicht übliche Gelegenheits-
geben. abkürzungen sind zu vermeiden. Eigenkreationen sind nicht
 erlaubt.
NUR GESCHRIEBEN, NICHT GESPROCHEN
Abkürzungen werden nur geschrieben, nicht gesprochen. Tipp: Schreiben Sie in Ihren E-Mails die Grussformel
Niemand spricht von «u-s-w», sondern sagt «und so weiter». aus. Abkürzungen wie «LG» für «Liebe Grüsse»
Auch «Schweizer / innen» ist eine verkürzte Schreibweise, wirken, als würden Sie sich nicht ausreichend Zeit
die als «Schweizer und Schweizerinnen» ausgesprochen für die Empfängerin, den Empfänger nehmen
wird. Der Sprachgebrauch ist manchmal aber fliessend. In ­( siehe dazu auch «Infoheft» Nr. 202).
der kantonalen Verwaltung spricht man von der «BKSD»
oder der «SID». Dies ist intern für alle verständlich, ausser Erna Truttmann, Redaktorin Infoheft
für jene, die neu beim Kanton angefangen haben. Sie erin-
nern sich vielleicht an Ihre Anfangszeit … Setzen Sie des-
halb nicht voraus, dass Ihr Gegenüber eine Abkürzung be-
reits kennt. WEITERE INFORMATIONEN
 Informationen zum Thema «Abkürzungen» finden
GELÄUFIGE ABKÜRZUNGEN Sie in den «Schreibweisungen der Bundeskanzlei» unter
Geläufige Abkürzungen, die üblich und allgemein verständ- 4.3 «Abkürzungen und Kurzwörter».
lich sind, müssen nicht ausgeschrieben werden. Geläufig Das Seminarprogramm des Kantons Basel-Landschaft
ist zum Beispiel die Abkürzung «evtl.» für «eventuell», bietet zudem verschiedene Kurse zum Thema Schreiben an
«bspw.» für «beispielsweise», «d. h.» für «das heisst», aber (Link Seminarprogramm 2020):
auch «MwSt.» für «Mehrwertsteuer», «AHV» für «Alters- − Kurs Nr. 327, Rechtschreibung heute – was ist richtig?
 − Kurs Nr. 330, Bürgernah schreiben
und Hinterlassenenversicherung» oder «SBB» für Schwei-
 − Kurs Nr. 416, Texte auf den Punkt bringen
zerische Bundesbahnen. Geläufige Abkürzungen sind fest-
 − Kurs Nr. 417, Stilsichere & wirkungsvolle E-Mails
gelegt und können im Wörterbuch nachgeschaut werden.
SEITE 14 | INFOHEFT | 204 | SEPTEMBER 2020

 HOBBY
 Das Infoheft stellt regelmässig Mitarbeitende vor,
 die einem nicht alltäglichen Hobby nachgehen.
 In dieser Ausgabe porträtieren wir Fritz Sutter,
 Ausbildungsberater am Berufsinformationszentrum
 Liestal.

HERR SUTTERS GESPÜR FÜR ZEIT
Der unscheinbare Pavillon auf dem Niederdörfer Schulhausplatz, einst gebaut für die Landesausstellung 1964,
ist eigentlich ein grosser Geschichtenkoffer. Er beheimatet das Industriemuseum Waldenburgertal IMW.
Hier erzählen Zeitmesser, Werkzeuge und Maschinen davon, wie die Uhrmacherei dem verarmten Tal ab 1850
zu neuem Wohlstand verhalf. Möglich geworden ist dies dank freiwilliger Museumsmacher wie Fritz Sutter.

«Es ist nahezu unglaublich, wie die damaligen Uhrmacher le sowie den Bezirksanzeiger und sass im Verwaltungsrat
diese von blossem Auge kaum sichtbaren Einzelteile zusam- der BLKB. «Gédéon Thommen brachte nicht nur die Uhren-
mensetzten, von denen schier jedes ein Unikat war», sagt industrie zum Fliegen», sagt Sutter. «Den hätte ich gerne
Fritz Sutter, Ausbildungsberater am BIZ Liestal. Er engagiert kennengelernt.» Gemeinsam mit dem Museumsteam plant
sich in der Freizeit seit 15 Jahren im Verein IMW-Forum für Sutter, das Direktionsbüro des umtriebigen Unternehmers
die Industriegeschichte des Tals. Warum? Der berufliche im Entrée zur Dauerausstellung nachzubauen, «mit Kasset-
Hintergrund lasse einen wohl nie los, sagt der gelernte Fein-
mechaniker. Zudem möchte er das Bewusstsein bewahren
helfen, wie die Menschen im Tal in der Vergangenheit lebten
und arbeiteten – und was die Kombination aus Not und
Pioniergeist zu schaffen imstande ist. «Was mit den Uhren
begann, hat zu unzähligen Innovationen geführt, beispiels-
weise in der Medizintechnik, der Luftfahrt oder im Maschi-
nenbau», eröffnet Sutter den Rundgang durchs Museum.

Die Ausstellung ist im steten Aufbau. Zwei ihrer Herzstücke
verbinden eindrücklich den Arbeitsalltag der «kleinen Leute»
mit den Visionen des Baselbieter Uhrenindustriellen Gédéon
Thommen (1831−1890). Die Uhrmacherlaube, aus altem
Holz rekonstruiert und ausgerüstet mit Bohrern, Zangen,
Lupen, Petrollampen usw., vermittelt die Atmosphäre der
damaligen Arbeitsbedingungen. Hier ist Anfassen erlaubt,
«wir haben keine Vitrinen». Aus dem Laubenfenster blickt
man auf eine Fotowand, worauf die stolze Villa des Uhren-
patrons prangt, erbaut 1885 über dem Waldenburger Bahn-
hof.

Gédéon Thommen kaufte 1859 die defizitäre «Société
d’Horlogérie à Waldenburg» der Gemeinde ab, baute sie
laufend aus, knüpfte internationale Handelsbeziehungen
und verhalf so den Leuten im Tal zu Arbeit und Verdienst.
Er finanzierte 1890 den rekordverdächtigen neunmonatigen Fritz Sutter im entstehenden Direktionsbüro, wie der Uhrenindustrielle
Bau der Waldenburgerbahn mit, gründete die Bezirksschu- Gédéon Thommen es gehabt haben könnte.
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 Wo die Digitalanzeige «springt»: Springeruhr Gédéon Thommen, Eine der ersten Uhren aus Waldenburg – noch ohne Markenangabe.
 patentiert 1885

tendecke, Lamperie und nostalgischer Tapete». Ebenfalls sei sehr wertvoll, erzählt Sutter. Denn die Erfassung der
in Arbeit ist ein übergrosser Setzkasten, der chronologisch unzähligen Sammelobjekte ist eine Herausforderung.
die wichtigsten Ereignisse der Industriegeschichte des Wal- Entsprechend schätzt Sutter die Zusammenarbeit mit den
denburgertals veranschaulicht. kantonalen Museumsfachleuten. Man profitiere gegenseitig
 von Know-how und Einsatzfreude.
Nächste Projekte der regen Museumsmacher sind: Die
Uhrmacher-Anekdoten des Oberdorf-stämmigen Publizisten 2015 ermöglichte die Unterstützung der Stiftung Museen.BL
Walter F. Meyer aufnehmen, damit sie auf iPods angehört sowie der Swisslosfonds den Aufbau der IMW-Aus­stellung.
werden können; Workshops für Schulklassen; eine Sonder- Daneben stellt die Gemeinde Niederdorf den Museums­
ausstellung mit der Uhrenfirma Oris SA, Hölstein und … und pavillon kostenlos zur Verfügung. «Beides ist eine grosse
… Wie viel Zeit verbringt Fritz Sutter mit Museumarbeit ? Wertschätzung unserer Arbeit», freut sich Sutter. Und wel-
«Sicher einen Tag pro Monat.» Aber er habe noch andere, che Träume hegt er für das Industriemuseum Waldenburger­
zeitintensive Hobbys, wiegelt er ab. So ist Sutter auch Ge- tal? Die Antwort kommt rasch: Dass neue Schaffensbegeis-
meindepräsident in Reigoldswil und frönt als Gitarrist einer terte zum Team stossen, welche die Geschichten aus dem
Cover-Band jede Woche seiner Leidenschaft für die Musik «Tal der Uhrmacherei» weitererzählen. «Denn von diesen
der Rolling Stones, von Deep Purple, Polo Hofer u. a. m. Geschichten», weiss Fritz Sutter mit seinem Gespür für Zeit,
 «lassen sich die Leute packen.»
Sutters Engagement für die regionale Industriegeschichte
geht jedoch über die handfeste Arbeit im Museum hinaus. Weitere Informationen: www.imw-forum.ch
Er präsidiert ferner den Museumsverbund KIM.bl, einen
Zusammenschluss von 36 Baselbieter Museen. Der Aus- Fabienne Hohl, Kommunikation BKSD
tausch mit all den Kultur-Sachverständigen des Verbunds (Fotos: Fritz Degen, Präsident des IMW-Forum)
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ONLINE-PLANAUFLAGE BEI BAUGESUCHEN
 Die Verwaltungsarbeit stand wegen der Corona-Pandemie vor neuen Herausforderungen.
 Der gewohnte Gang auf die Gemeinde- oder Kantonsverwaltung, die persönlichen Besprechungen,
­Augenscheine und Koordinationssitzungen waren nicht mehr ohne weiteres möglich.
 Besonders betroffen waren Verwaltungsdienstleistungen, die auf den Kundenkontakt ausgerichtet sind.
 So etwa die Publikation und öffentliche Auflage von Baugesuchen.

 Die öffentliche Auflage der Baugesuche während der ge-
 setzlich vorgeschriebenen Publikationsdauer macht für
­Interessierte einen persönlichen Besuch bei der Verwaltung
 notwendig. Die Pläne liegen während dieser Zeit in der je-
 weiligen Standortgemeinde zur Einsicht auf. In Ausnahme-
 fällen können die Pläne auch im Bauinspektorat eingesehen
 werden. Ein persönlicher Besuch ist zwingend, da die Akten
 nicht an die interessierten Bürgerinnen und Bürger versen-
 det werden können. Die Einsichtnahme in die Baugesuchs-
 akten ist ein wichtiger Bestandteil unseres Bewilligungs-
 systems und gilt als fundamentales, verfassungsmässiges
 Recht zur Wahrung des rechtlichen Gehörs.

Während der Corona-Pandemie genehmigte der Regierungs­
rat am 21. April 2020 eine zusätzliche Dienstleistung für die
Bevölkerung: Es konnte innert kurzer Frist ein Prozessablauf
im Bauinspektorat in Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung
der Bau- und Umweltschutzdirektion eingerichtet werden.
Die zur Bewilligung eingereichten Pläne eines Baugesuches
wurden digital so aufbereitet, dass sie während der Auflage-
und Einsprachefrist von 10 Tagen, bei Gesuchen mit Umwelt- Im Internet steht eine neu eingerichtete Webseite mit
 den Online-Plänen zur Verfügung.
verträglichkeitsberichten von 30 Tagen, im Internet einge-
sehen werden können. Damit kann den Bürgerinnen und
Bürgern der persönliche Gang auf die jeweilige Gemeinde- Die Rückmeldungen von Architekturbüros, Gemeinden und
verwaltung erspart werden. Aus urheber- und datenschutz- Bürgerinnen und Bürgern zur Online-Planauflage waren
rechtlichen Gründen wird bis zur Schaffung einer entspre- überwiegend positiv. Deshalb soll dieses Angebot auch über
chenden gesetzlichen Grundlage noch das individuelle die Pandemie-Massnahmen hinaus als Standard im Bewil-
Einverständnis des Projektverfassers oder der Projektver- ligungsprozess etabliert werden. Hierfür müssen zunächst
fasserin eingeholt, damit die Pläne im Internet publiziert die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden, damit
werden können. künftig auf die Zustimmung der Projektverfassenden ver-
 zichtet und der gesamte Prozess vereinfacht werden kann.
Damit eine missbräuchliche Verwendung der Pläne zum Eine entsprechende Gesetzes- und Verordnungsänderung
Beispiel durch unbefugten Download und kommerzielle ist derzeit in Erarbeitung. Ziel ist, das Angebot unterbruchs-
Weiterverwendung wirksam unterbunden wird, werden die frei weiterzuführen.
Darstellungen nur mit reduzierter Auflösung publiziert und
mit einer Schutzmarkierung versehen, die auf den urheber- Andreas Weis, Bauinspektorat,
rechtlichen Schutz verweist. Bau- und Umweltschutzdirektion
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 MEIN SCHÖNSTER ORT
 IN DER REGION

OLTINGEN – DAS DORF DER DÖRFER
Chirsi, Chienbäse und s’Lieschtler Törli – das gilt gemeinhin sche Kirchenbezirk oder «s’gross Huus», patinierte Fassa-
als typisch für das Baselbiet. Noch zutreffender aber erkann- den, lebendige Gärten und Vorplätze und Menschen, die
te ein Landrat die grünbewaldeten Hügelzüge und die mar- auch sichtbar in ihren Liegenschaften wohnen. In Oltingen
kanten Felsfluen als Identifikationsobjekte unseres Kantons. fühle ich mich als Besucher immer geborgen und daheim.
Denn sie umsäumen den Metropolitanraum Basel und be- Dass ich damit nicht alleine bin, zeigen die zahlreichen neu
gleiten uns gleichzeitig bis in die entlegensten Winkel des Zugezogenen, die Wiederbelebung des Gasthauses «Och-
Baselbiets. Aus Sicht des Archäologen sind natürlich auch sen» oder die denkmalgeschützte «Obere Mühle», die eine
die vielen Burgruinen hinzuzufügen, die auf eben diesen kürzlich aus der Taufe gehobene Genossenschaft gemein-
Erhebungen thronen und deren Erhalt der Landrat daher nützig beleben möchte.
2007 einstimmig beschlossen hat.
 Die Pflege und besonnene Weiterentwicklung dieser Dörfer
Noch stärker schlägt das Herz des Bauforschers aber für und Kulturlandschaften ist nicht nur Aufgabe der Menschen,
die fast 100 Baselbieter Dörfer, die sich über die ganze Land- die sie bewohnen. Es ist auch eine unbedingte Aufgabe des
schaft verteilen. Vom Standpunkt der Raumentwicklung Kantons, diese mit kompetenten Fachstellen zu beraten und
gesehen sind sie eine absolute Erfolgsgeschichte, bilden ihnen die oft unerkannten Werte ihres baukulturellen Erbes
sie doch seit etwa 1400 Jahren die vitalen Grundzellen zu vermitteln. Der gewogene Umgang damit basiert vor
unserer Landschaft. Diese Nachhaltigkeit lässt sich auch allem auf einem gesunden Selbstwertgefühl einer Gemein-
in vielen Dorfnamen ablesen, die immer noch den Namen schaft. Dass wir dazu eigentlich fähig wären, zeigt sich da-
ihres alemannischen Gründers enthalten: Oltingen z. B. rin, dass uns bereits die Dörfer und Weiler im benachbarten
hiess ursprünglich «Aldualdingun», was so viel bedeutet Schwarzwald oder Elsass in Ferienstimmung versetzen.
wie «bei den Leuten des Alduald». Aufgrund der vergleichbaren Kulturgeschichte des Basel-
 bietes besteht eigentlich kein Grund, warum dies nicht auch
Das Baselbiet hat viele schöne Dörfer, aber das aus meiner bei uns so sein könnte!
Sicht schönste von allen ist eben dieses Oltingen. Einge-
bettet in eine intakte Kulturlandschaft, schmiegt sich der Christoph Reding, Archäologe und Bauforscher,
Dorfkern weitgehend unzersiedelt in die Talsenke. Eine aus- Archäologie Baselland
gewogene Dachlandschaft, markante Bauten wie der goti- (Fotos: Christoph Reding, Oltingen; Bela Polyvash, Porträt)
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Gemeinden

«EINE BUNTE DURCHMISCHUNG
IST GUT FÜR DEN GEMEINDERAT»
Regula Messerli ist eine engagierte Gemeinderätin in Oberwil. Im Interview spricht sie über ihre politische
Arbeit, Teamwork im Gemeinderat und die Gestaltungsmöglichkeiten zum Wohl der Gemeinde. Manchmal,
findet sie, täte uns allen etwas mehr Demut und Bescheidenheit gut.

Was macht man eigentlich als Gemeinderätin ? relevante Themen geht. Heute mache ich aktiv bei mehreren
Als Gemeinderat ist man quasi der Verwaltungsrat der VAGS-Projekten (Verfassungsauftrag Gemeindestärkung)
eigenen Wohngemeinde. Das Mandat ist sehr vielfältig. Es mit. Die VAGS-Projekte sind eine Zusammenarbeit zwi-
beinhaltet beispielsweise die strategische Entwicklung der schen Kanton und den Gemeinden. Ich vertrete dabei die
Gemeinde und damit auch des eigenen Ressorts. Ein gros- Sichtweise der Gemeinderäte im Auftrag des VBLG.
ser Teil meiner Arbeit besteht aus dem Sammeln und Ana-
lysieren von Informationen. Ich lese darum viele Unterlagen, Wie lange sind Sie schon Gemeinderätin ?
gesetzliche Grundlagen und führe viele Gespräche mit den Ich wurde 2008 zum ersten Mal gewählt und bin nun in
für das Thema relevanten Personen. Auch die Tagespresse meiner vierten Amtsperiode. Leider ist ein Gemeinderats-
finde ich wichtig. Ich bin zuständig für das Ressort «Bildung, mandat mit meinem ursprünglichen Beruf als Expertin An-
Jugend und Familie» und nehme an Sitzungen des Schulrats ästhesiepflege HF NDS nicht kombinierbar, da beide viel
teil. Durch meine Aufgaben habe ich mit verschiedenen zeitliche Flexibilität fordern. Darum habe ich mich entschie-
Anspruchsgruppen zu tun, die teils unterschiedliche Inte­ den, meinen Beruf an den Nagel zu hängen und mich voll
ressen, Vorstellungen und Ziele haben. Diese Informationen und ganz auf den Gemeinderat zu konzentrieren. Dies habe
und Ansprüche stelle ich in einen Zusammenhang zur Ge- ich nie bereut.
setzgebung und bilde mir dann eine Meinung. Im Gemein-
derat vertrete ich die Position des Schulrats und im Schulrat Wann funktioniert ein Gemeinderat gut ?
die Meinung des Gemeinderats. Die Mitglieder müssen vor allem interessiert und engagiert
 sein. In Oberwil haben wir eine klare Trennung zwischen
Wie viel Zeit wenden Sie für dieses Mandat auf ? Strategie und operativem Geschäft. Der Gemeinderat gibt
Grundsätzlich sind 20 Prozent angedacht. Das ginge auf, die Strategie vor, und die Verwaltung setzt sie kompetent
wenn ich wirklich nur das Minimum machen würde. Da ich um.
aber nicht mehr berufstätig bin, arbeite ich viel mehr. Mitt- Das gegenseitige Vertrauen ist ebenfalls grundlegend. Es
lerweile sind es deutlich mehr als 70 Prozent. Das erlaubt ist sehr wertvoll, dass wir innerhalb des Gemeinderats kon-
mir, in vielen spannenden Projekten und Kommissionen trovers diskutieren und dann gemeinsam eine Lösung nach
mitzuarbeiten. Zum Beispiel werde ich oft vom Verband aussen tragen können. Das Kollegialitätsprinzip funktioniert
Basellandschaftlicher Gemeinden (VBLG) für die Mitwir- bei uns gut. Teamarbeit ist ein Muss. Bei uns im Gemein-
kung in Arbeitsgruppen angefragt, in denen es um bildungs- derat sind alle engagiert dabei. So macht es mir Spass.
 Wichtig finde ich, dass in einem Gemeinderat möglichst
GEMEINDERAT viele Berufs- und Interessensgruppen vertreten sind. Die
Der Gemeinderat ist das oberste leitende, planende und voll- Bevölkerung sollte gespiegelt sein – da ist eine bunte Durch-
ziehende Organ (Exekutive) der Einwohnergemeinde. Er führt mischung förderlich. Ich fände es schön, wenn sich wieder
die Gemeinde, plant deren nachhaltige Entwicklung und mehr junge Menschen im Gemeinderat ein­setzen würden.
koordiniert die Geschäfte. Er sorgt dafür, dass die Gemeinde ihre
Aufgaben zuverlässig wahrnimmt und die Gemeindeverwaltung
 Hat sich Ihr Mandat über die Jahre verändert?
die gesetzten Ziele auf zweckmässige Weise verfolgt. Der
 Es hat sich viel verändert. Am Anfang war in der Verwaltung
Gemeinderat besteht in der Regel aus fünf bis neun Mitgliedern.
 niemand für die Bildung zuständig. Deshalb war ich auch
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viel operativ tätig. Die Digitalisierung steckte in den Kinder-
schuhen. Ich erhielt wöchentlich Aktenberge für die Sitzun-
gen. In den letzten beiden Jahren haben wir die strate­
gischen und operativen Aufgaben streng getrennt. Das
führte zu einer deutlichen Entlastung.
Die Ausgaben für die Schulen haben sich in den letzten
zwölf Jahren beinahe verdoppelt! Wir hatten im Jahr 2008
Ausgaben in Höhe von rund 7 Millionen Franken für die
Schulen, und heute sind es mehr als 13 Millionen Franken.
Wir haben auch doppelt so viele Lehrpersonen, viel mehr
Schülerinnen und Schüler, mehr Klassen und mehr Kinder-
gärten. Es gibt unter anderem heute ein 6. Schuljahr, flächen-
deckende Blockzeiten, ein umfassendes IT-Konzept, ausge-
baute Tagesstrukturen und den Schulsozialdienst. Die Anzahl
Stunden für Sonderpädagogik sind in die Höhe geschnellt.

Sie haben die Digitalisierung angesprochen, wo steht die Regula Messerli ist seit zwölf Jahren Gemeinderätin in Oberwil und
 verantwortlich für den Bereich Bildung, Jugend und Familie.
Primarschule in Oberwil hier?
 Sie ist Präsidentin der Musikschule Leimental sowie Präsidentin des
Es gibt Grundkompetenzen, welche die Schule vermitteln Verbands Musikschulen Baselland.
muss: Rechnen, Schreiben, Lesen und seit ein paar Jahren
den Umgang mit digitalen Medien. Die Schule hat die Auf- ich spüre, dass man sich gegenseitig weiterbringt und sich
gabe, die Kinder und Jugendlichen auf das Leben vorzube- aufeinander verlassen kann. Momentan gibt es einen Trend
reiten. Darum müssen sie früh lernen, mit digitalen Geräten, zur Regionalisierung. Wir arbeiten über die Gemeindegren-
Tools und den sozialen Medien umzugehen – aber auch, ze mit den Nachbargemeinden zusammen. Es ist eine sehr
was es neben dem Computer noch gibt. wichtige und bereichernde Zusammenarbeit.
Corona hat gezeigt, dass die Kinder teilweise keine Lust Der Bezug eines neuen Schulhauses war ein besonderer
mehr hatten, sich mit dem Computer zu beschäftigen und Höhepunkt. Den Bau durfte ich eng begleiten. Ein gross­
etwas anderes machen wollten. Die Kinder haben grosse artiges Erlebnis war ferner die Aufführung eines Musicals,
Fortschritte bei der Selbstdisziplin und Eigenverantwortung welches die Musikschule mit über 200 Kindern komplett
gemacht. Oberwil hatte zum Glück bereits viele Endgeräte, selbst auf die Beine gestellt hat. Musik, Tanz und Choreo-
die den Familien zur Verfügung gestellt werden konnten, grafie, Gesang, Kulisse, Regie. Das war fantastisch.
falls sie nicht genug eigene Geräte hatten. Corona hat auch
aufgezeigt, dass die Schulen wirklich sehr viel leisten: Sie Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
bieten Bildung, sozialen Austausch und Kontrolle, Erwei­ Dass es weiterhin Menschen gibt, die sich fürs Wohl der
terung der Erfahrung durch Ausflüge, Bibliothek etc., aber Gemeinschaft und der Gemeinde einsetzen. Dass Verände-
auch Unterhaltung und Betreuung. Einigen Eltern wurden rungen besser akzeptiert werden. Demut wäre nicht so
dadurch die Augen geöffnet. schlecht. Und dann ein wenig Bescheidenheit. Uns geht es
 doch eigentlich so gut.
Was macht das Mandat für Sie besonders reizvoll?
Die vielen unterschiedlichen Menschen, mit denen ich zu- Interview: Bettina Buomberger, Projektleitung, BKSD
sammenarbeite. Und wenn es rund läuft im Team. Wenn (Foto: zVg)
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Das 2018 neu entdeckte Mondhorn von Reinach (BL) ist in der Ausstellung «Mondhörner» erstmals öffentlich zu sehen.
(Foto: Damian Derungs, Museum.BL)

MONDHÖRNER. RÄTSELHAFTE KULTOBJEKTE
DER BRONZEZEIT IM MUSEUM.BL
Willkommen zu einem ungelösten Rätsel der Urgeschichte: Eine Wanderausstellung präsentiert erstmals
Mondhörner aus der ganzen Schweiz. Erste Station ist bis zum 22. November 2020 das Museum.BL.

Ausgrabungen bringen immer wieder faszinierende Ton­ RÄTSELHAFT UND VIELDEUTIG
objekte zu Tage: sogenannte Mondhörner. Am Anfang der Auch nach über 160 Jahren Mondhornforschung bleiben
Forschung steht ein Fund von 1851 auf dem Ebersberg un- diese Objekte faszinierend und rätselhaft. Leider fehlen
weit von Berg am Irchel (ZH). Seit dieser Entdeckung zer- Überlieferungen, was sie in der Bronzezeit symbolisierten
bricht sich die Archäologie den Kopf über Sinn und Zweck und wofür sie verwendet wurden. Angesichts der Fundzu-
der geheimnisvollen Kultgegenstände aus der Spätbronze- sammenhänge ist anzunehmen, dass die Mondhörner weder
zeit (1300 bis 800 v. Chr.). Sie finden sich vor allem in Sied- Nackenstützen, Firstziegel noch Feuerböcke waren. Ihre
lungen, seltener in Gräbern, Höhlen oder auf Anhöhen. Die Form erinnert am ehesten an ein (Rinder-)Gehörn oder an
meisten Mondhörner bestehen aus Ton, einzelne aus Sand- eine Mondsichel. Letztlich bleibt uns nur die Deutung als
stein. Es gibt Miniatur-Versionen und solche von beacht­ Kultobjekt.
licher Grösse. Viele sind reich verziert, andere kommen
schlicht daher. Andreas Fischer, Kurator Archäologische Sammlung,
 Archäologie und Museum Baselland
EINE AUSSTELLUNG MIT PREMIEREN
Spektakuläre Neufunde sind in den letzten Jahren in Boswil > Wanderausstellung 
(AG), in Reinach (BL) und in Cham-Oberwil (ZG) gemacht «Mondhörner. Rätselhafte Kultobjekte der Bronzezeit» 
worden. Fünf Schweizer Museen hat dies zu einer Sonder-
schau inspiriert, die sich ausschliesslich dem Phänomen > Öffentliche Führung: Sonntag, 15.11.2020, 14 – 15 Uhr
des Mondhorns widmet. Dabei werden nebst den Neuent- Führungen für Schulklassen und weitere Gruppen:
deckungen auch zahlreiche weitere Objekte aus der ganzen Buchung
Schweiz erstmals einem grossen Publikum gezeigt. Unsere
Region ist mit Mondhörnern aus Reinach, Sissach und Basel
vertreten.
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Museumsbar. Wissen kompakt im Museum.BL

FÜNF ABENDE ZUM (MIT-)SINGEN
Die aktuelle Museumsbar-Reihe verspricht überraschende Einblicke in die Welt von singenden Tieren
und Menschen. Dabei bleibt die Museumsbar ihrem alten Konzept treu: eine halbe Stunde in ein
Thema eintauchen, anschliessend an der Bar anstossen, diskutieren und mit der Fachperson das Thema
im persönlichen Gespräch vertiefen.

«Gibbons. Die singenden Menschenaffen»: Die erste Mu-
seumsbar im Museum.BL zum Thema Singen fand bereits
anfangs September mit Thomas Geissmann, Gibbon-For-
scher an der Universität Zürich statt. Er berichtete von dieser
faszinierenden Affenart aus den südostasiatischen Regen-
wäldern, die für ihre berührenden Paargesänge bekannt ist.

NACHTIGALLEN, JODELN UND SINGEN
IM KLOSTER MARIASTEIN
Vier Museumsbar-Abende stehen noch auf dem Programm:
«Nachtigallen. Warum singen sie nachts?» befasst sich mit
Tiergesang in der Region, genauer in der Petite Camarque
Alsacienne. Es ist ja nichts Neues, dass Nachtigallen nachts
singen, aber singen diese ohrenbetäubenden Gesangs­
meister tatsächlich nur dann? Und wie singen sie und für
wen? Ornithologe Valentin Amrhein geht diesen Fragen
nach. Er hat während langer Zeit auf einer Forschungs­
station in der Petite Camarque gelebt, wo sich eine der Jodeln mit Seraina Clark (Foto zVg von Seraina Clark)
dichtesten Nachtigallen-Populationen im Einzugsgebiet der
Schweiz befindet. ge technisch und musikalisch produziert werden – und damit
 unsere Körperstimme.
Mit menschlichem Gesang setzt sich «Uralte Lieder ewig
jung» auseinander. Pater Armin Russi lädt uns ein zu einer «LA, LA, LA». DIE NEUE SONDERAUSSTEL-
Zeitreise in die Musikgeschichte des Abendlandes, zu den LUNG IM MUSEUM.BL
frühesten uns bekannten abendländischen Gesängen. Der Dass sich die aktuelle Museumsbar-Reihe ganz dem Phä-
Kirchenmusiker erzählt vom Singen im Kloster Mariastein, nomen des Singens von Mensch und Tier verschrieben hat,
vom Gregorianischen Choral und bietet musikalische Kost- kommt natürlich nicht von ungefähr: Seit dem 4. September
proben. Das Publikum darf miteinstimmen und mitsingen. 2020 läuft im Museum.BL «La, la, la. Eine Ausstellung zum
Auch bei der Veranstaltung «Vielfalt des Jodelns» ist das Mitsingen». Die Sonderausstellung fordert zum Hören und
Publikum eingeladen, mit der eigenen Stimme zu experimen­ zum musikalischen Experimentieren auf. Sie lädt die Muse-
tieren. Seraina Clark und Renate Schwank, zwei passionierte umsgäste ein, darüber nachzudenken, weshalb Gesang für
Jodlerinnen und Veranstalterinnen der Jodel-Stubete im Mensch und Tier eine solche Kraft hat. Auf der Suche nach
Alpenblick Basel, machen hörbar, wie unterschiedlich in den möglichen Antworten auf diese Frage kommen sämtliche
Gebieten des Alpenraums – und darüber hinaus – gejodelt Referenten und Referentinnen der aktuellen Museumsbar-
wird. Veranstaltungen auch in der Ausstellung zu Wort.

Mit den Ur-Stimm-Klängen, mit der ureigenen Stimme be- Simone Ochsner, Verantwortliche Bildung
schäftigt sich die Museumsbar «Oh! Äh! Jaaa! Neeei!» mit und Vermittlung, Museum.BL
Martin von Rütte. Es gibt auch allen Grund, sich mit der
eigenen Stimme zu beschäftigen, sind wir doch den ganzen > Alle Museumsbar-Abende auf einen Blick: Museumsbar
Tag von ihr umgeben: vom Gähnen zum Seufzen oder Juch-
zen. Der Leiter der Singschule MartinBodyVoice in Liestal > «La, la, la. Eine Ausstellung zum Mitsingen»: Ausstellung
erforscht gemeinsam mit dem Publikum, wie Ur-Stimmklän- Für diese Ausstellung gilt eine Maskenpflicht.
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