Das magazin der evangelischen christuskirchengemeinde neuss - www.evangelisch-in-neuss.de

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Kirchen         im   Rheinland
    Kirchen im Rheinland

    Die Kreuzkirche zu Bonn

    I m Heft 4/2018 konnten Sie bereits einiges
      über die Kreuzkirche zu Bonn im Rahmen
    meines Berichts zur Exkursion des Förderver-
    eins lesen. Hier möchte ich Ihnen nun dieses
    beeindruckende Gotteshaus noch etwas nä-
    herbringen.

        Die Kreuzkirche ist mit Platz für 1200 Per-
    sonen die größte Kirche in Bonn und dient zwei
    Zweckbestimmungen, zum einen seit dem
    16. Dezember 1871 als Gottesdienststätte der
    evangelischen Gemeinde, zum anderen als
    Stadtkirche mit zahlreichen kulturellen Veran-
    staltungen, die Menschen aus der gesamten
    Region anziehen.
        1944 wurde die Kirche bei Luftangriffen
    zerstört. Die Gemeinde feierte ihre Gottes-         hieß sie „Kirche am Kaiserplatz“. 1954 konnte
    dienste bis zum Wiederaufbau des Gebäudes in        die wiedererrichtete Kreuzkirche endlich wieder
    der Krypta. Den Namen „Kreuzkirche“ trägt die       in Gebrauch genommen werden, wenngleich
    Kirche übrigens erst seit 1947, sicher auch unter   stets weitere Renovierungsmaßnahmen erfor-
    dem Eindruck der Kriegsgeschehnisse. Bis dahin      derlich waren und bis heute sind.

                                                                 Bitte lesen Sie auf Seite 12 weiter!

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In    diesem heft

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                                    Die evangelische Kreuzkirche in Bonn            02
                                    In diesem Heft                                  03
                                    Besinnung - Dennoch bleibe ich stets bei dir!   04
                                    Bibelkurs - Hoffnung                            07
                                    Aus der Redaktion                               08
                                    Personen in der Bibel - Judas Iskariot          10
                                    Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan"       14
                                    Mensch.Demenz.Kirche                            20
                                    Presbyteriumswahl 2020                          22
                                    Angebote für Familien                           24
                                    Kirche kunterbunt                               26
                                    Neuer Kinderchor                                27
                                    Informationen                                   28
                                    Aktuelle Termine der Christuskirchengemeinde    30
                                    Freud und Leid                                  32
                                    Ostern                                          33
                                    Das Feuilleton
                                      Aus tiefer Not                                36
                                      Jüdisches Leben in der Welt                   38
                                      Von St. Petersburg ans Schwarze Meer          40
                                      Unterwegs sein...                             42
                                      Eine etwas andere Kirchenerfahrung            44
                                      Erinnerungen an ein bewegtes Leben            46
                                      Theodor Fontane                               48
                                      Kleine Architekturgeschichten                 50
                                    Werbeblock                                      52
                                    Aus der Jugendarbeit                            56
                                    Leseabend in der Martin-Luther-Schule           58
                                    Karnevalsgottesdienst in Grefrath               59
                                    Weltgebetstag 2019                              60
                                    Zeit schenken                                   61
                                    Feste Termine der Christuskirchengemeinde       62
                                    Impressum                                       66

                                    Der Weg zu uns - Predigtplan und Kontakte       69
Evangelische Kirche in Kelzenberg

                                    Titel: Der Frühling
                                    Zeichnungen von Kindern der Martin-Luther-Schule

                                    S.2: Die Kreuzkirche in Bonn
                                    Fotos: Harald Frosch

                                                                                         3
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Besinnung

    Dennoch bleibe ich stets bei dir!
    Dieses forum ist Karl Barth gewidmet, und so soll er auch selbst in der Andacht zu Wort kommen
    mit der ihm eigenen Art, das „einewäg” zu sagen! Die Predigt wurde leicht gekürzt.
                                                   Ihre und eure Pfarrerin Kathrin Jabs-Wohlgemuth

    Dennoch bleibe ich stets bei dir, denn du den ein jeder hat, steht der große Kummer einer
    hältst mich bei meiner rechten Hand           Welt, die nicht in Ordnung ist, sondern die eine
                                  (Psalm 73, 23). verworrene, eine dunkle und gefährliche Welt
                                                        ist, steht der Kummer des Menschen, wie er ist:
    Karl Barth:                                         nicht gut, sondern ein hochmütiger, ein träger,
    Meine lieben Brüder und Schwestern!                 ein verlogener Tropf, der darum nicht gut dran,
                                                        der darum im Elend ist!
         Ich will versuchen, euch das, was wir eben          Nicht wahr, das wäre eine große Sache,
    gehört haben, kurz zu erklären. Ihr werdet se-      wenn man dem allen gegenüber so dran sein
    hen, dass jedes Wort wichtig ist.                   dürfte! Dennoch?
         „Dennoch“, so beginnt es. „Dennoch“, das            Dennoch bleibe ich: Das würde heißen, den-
    heißt „trotzdem“, oder, wie wir in der Schweiz      noch, trotz alledem lebe ich, will ich gegen den
    sagen: „einewäg!“ „Dennoch!“ Das ist ein            Strom schwimmen, nicht nachgeben, nicht ver-
    Kampfruf gegen eine uns angehende Macht,            zweifeln, nicht untergehen, sondern durch-
    eine drohende Störung, Belastung, Gefähr-           halten, sogar mehr als das: Zuversicht und Hoff-
    dung, vielleicht durch einen schwer wiedergut-      nung haben, drüber und nicht drunter sein! Nicht
    zumachenden Verlust, den jemand erlitten hat,       wahr, wer dazu frei wäre, im Kleinen und im
    vielleicht durch „Verhältnisse“, wie man sagt, an   Großen, in seinem eigenen Kummer und in dem
    denen Andere, vielleicht auch und vor allem wir     Kummer der Welt und des Menschen, der dürfte
    selber schuldig sind, vielleicht durch einen        sich dessen wohl freuen: Dennoch bleibe ich!
    Menschen oder mehrere Menschen, mit denen                Dennoch bleibe ich stets, das heißt immer,
    wir nicht auskommen, die uns so recht im Wege       garantiert und unter allen Umständen, durch
    sind, vielleicht auch durch unseren eigenen         dick und dünn, also nicht nur gelegentlich, nicht
    Charakter, durch uns selbst, wie wir ein jeder      nur am Morgen, sondern auch am Abend, wenn
    sind.                                               es dunkel wird und wenn die Nacht kommt,
         Ihr habt vielleicht auch schon einmal das      nicht nur „in allen guten Stunden“, sondern
    Lied gehört, vielleicht sogar mitgesungen: „Un-     auch in den bösen, nicht nur, wenn man Nach-
    ser Leben gleicht der Reise eines Wanderers in      richten bekommt, die einen freuen, sondern
    der Nacht. Jeder hat auf seinem Gleise etwas,       auch, wenn die anderen kommen, dauernd,
    das ihm Kummer macht.“ Jeder! Nicht nur du,         beständig, auch in der Enttäuschung, auch in
    auch ich, nicht nur wir hier, auch die da draußen   der Niedergeschlagenheit!
    in der Stadt, jeder Mensch, alle Menschen in der         Wie es in einem Kirchenlied heißt, das ihr
    ganzen Welt erleben das. Unter dem Kummer,          wohl kennt, dem Liede Luthers „Und wenn die
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Besinnung

Welt voll Teufel wär und wollt uns gar ver-             In der Bibel, dem Freiheitsbuch, lesen wir
schlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es    anderes: Dennoch bleibe ich stets bei dir! Meine
muss uns doch gelingen ...“, das heißt: stets!      Freunde, könnt ihr euch einen Menschen vor-
Wer das sagen und nicht nur sagen, sondern          stellen, der in der tiefsten schwärzesten Finster-
denken und darum so dran sein dürfte: Dennoch       nis ist, und auf einmal darf er Licht erblicken?
bleibe ich stets!                                   Könnt ihr euch einen Menschen vorstellen, der
    Liebe Brüder und Schwestern, die Bibel, in      am Verhungern ist, und auf einmal gibt ein an-
der diese Worte stehen, ist eine einzige Einla-     derer ihm ein Stück Brot? Könnt ihr euch einen
dung an uns alle, und wenn wir Gottesdienst         Menschen vorstellen, der am Verdursten ist, und
feiern wie jetzt hier, dann bedeutet das, dass      auf einmal reicht man ihm einen Trunk? So ist
diese Einladung jetzt an uns ergeht, an uns alle.   es, wenn einer das „bei mir“ hinter sich hat und
Wir können und dürfen das nachsagen in unse-        dafür vor sich: Dennoch bleibe ich stets bei dir!
rem Herzen: Dennoch bleibe ich stets! Wir alle,         Aber was ist das für ein Du? Ist das ein
nicht nur die sogenannten Guten, sondern auch       Mensch? Ja, da begegnet uns in der Tat Einer
die sogenannten Bösen, nicht nur die Glückli-       mit einem Menschengesicht, einer Men-
chen, sondern auch die, die sich für sehr un-       schengestalt, einer Menschenhand und Men-
glücklich halten, nicht nur die Frommen, son-       schensprache, einer, der in seinem Herzen auch
dern auch die, die sich für weniger oder auch für   seinen Kummer trägt, und nicht nur seinen,
gar nicht fromm halten, alle sind eingeladen! Ist   sondern den Kummer der ganzen Welt. Es ist
euch das klar, dass die Heilige Schrift ein Frei-   einer, der unsere Sünde und unser Elend auf sich
heitsbuch und der Gottesdienst eine Freiheits-      nimmt und von uns hinwegnimmt! Er kann das ,
feier […] ist?                                      weil er nicht nur ein Mensch ist, sondern auch
    Habt ihr schon einmal einen Hund gesehen,       Gott ist, der allmächtige Schöpfer und Herr, der
der seinem eigenen Schwanz nachläuft, oder          dich und mich viel besser kennt als wir selber
vom Freiherrn von Münchhausen gehört, der           uns kennen und der dich und mich viel mehr
sich an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf         liebt, als wir selber uns lieben können, der unser
herausgezogen hat? Das hat ihm niemand ge-          Nächster ist, näher als wir selber uns sein kön-
glaubt.                                             nen, zu dem wir Du sagen dürfen.
    Man kann nicht an sich selbst glauben, und          Weißt Du, wer Er ist? In dem gleichen Kir-
man kann sich nicht an sich selbst halten. Denn     chenlied, das ich vorhin anführte, hören wir die
die dunkle, verworrene, gefährliche Welt ist ja     Antwort: „Er heißt Jesus Christus, der Herr Ze-
gerade in mir selbst, und der hochmütige, träge,    baoth, und ist kein andrer Gott, das Feld muss er
verlogene Mensch lauert ja gerade in meinem         behalten.“ Und nun, meine Brüder und Schwes-
„stolzen Herzen“. Mit welchem Sinn sollte ich       tern, sind wir alle eingeladen, statt mit uns
sagen können: Dennoch bleibe ich stets bei mir?     selbst mit ihm zu reden. Nun dürfen wir die
Die Bibel nennt das Sünde, wenn der Mensch          Freiheit haben, zu ihm zu sagen: „Dennoch
bei sich selbst bleiben will. Nein, da ist keine    bleibe ich stets bei Dir.“ Aber jetzt fragt ihr ge-
Freiheit, wo das geschieht.                         wiss: Wie kann man das denn? Und darauf
                                                                                                          5
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Besinnung
    möchte ich euch gleich antworten: Das kann                 Ich werde nie vergessen, wie einer meiner
    man nicht. Es gibt aber etwas Besseres als das,       längst erwachsenen Söhne, der jetzt Missionar
    was „man kann“. Da steht es: Du hältst mich.          in Indonesien ist, als er noch ein kleines Büblein
         Also: Ich halte durch, weil Du mich hältst.      war, mich einmal frug: „Weißt du, wer der Herr
    Ich bleibe, weil Du bei mir bleibst. Ich sage         Hauptsache ist?“ „Nein, wer ist das?“ „Der liebe
    „Dennoch!“, weil Du mir „Dennoch!“ sagst, zu          Gott.“
    mir, der das nicht kann, zu mir, der das nicht             Dass Er, der Herr, Hauptsache ist, das zeigt
    verdient hat. Du sagst „Dennoch!“ zu mir, der         uns Gott damit, dass wir ihm Hauptsache sind,
    ich bin, wie ich bin, und getan habe, was ich         dass er unsere rechte Hand hält mit seiner
    getan habe, und tue, was ich tue, der ein Zweif-      rechten Hand, so dass wir gar nicht gefragt sind,
    ler sein mag, ein Kleingläubiger, vielleicht sogar    wohin wir mit unserer rechten Hand hingehen
    ein Atheist. Darum, weil Du mich so hältst, sage      sollen. Wir können uns gar nicht bloß beiläufig,
    ich: Dennoch bleibe ich stets bei Dir! Ich sage es    bloß nebensächlich an ihm halten. Unsere
    darum, weil mein Kummer offenbar nicht meine,         rechte Hand ist nicht mehr frei: Er hält sie, sie
    sondern Deine Sache ist, weil Du meinen Kum-          ist schon in der seinigen!
    mer und den Kummer aller Menschen auf Dein                 Und nun möchte ich kurz schließen mit der
    Herz genommen, in Dein Leben hineingenom-             Frage: Wer bist du? Wer bin ich? Antwort: Ich
    men und in Deinen Tod ans Kreuz getragen hast,        bin einer, den Gott bei seiner rechten Hand hält
    weil Du ihn in Deinem Tode besiegt hast, weil         und dem er damit das Bekenntnis der Treue und
    ich mit Leib und Seele, im Leben und im Sterben       den großen Trost ins Herz und auf die Lippen
    „nicht mein, sondern meines getreuen Heilan-          legt: Dennoch bleibe ich stets bei dir! Ehre sei
    des Jesu Christi Eigentum bin.“                       dem Vater und dem Sohn und dem Hl. Geist, wie
         Du hältst mich, und darum wage und sage          er war im Anfang und heute ist und immer sein
    ich es: Dennoch bleibe ich stets bei Dir!             wird von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
         Aber jetzt müssen wir noch ein Letztes
    beachten. Es heißt: Du hältst mich bei meiner                        (Aus: Karl Barth: Den Gefangenen
    rechten Hand. Die rechte Hand, das ist die Hand,                    Befreiung. Predigten. Zürich 1959)
    mit der der Mensch stark und geschickt ist
    (sofern er nicht gerade ein Linkshänder ist), mit
    der er arbeitet, mit der er schreibt, mit der er im
    Notfall auch kämpft; die rechte Hand, das ist
    die Hand, die er dem anderen Menschen „gibt“,
    wenn er ihn ernstlich grüßen will. Die rechte
    Hand, das meint: Wir sind es selbst, und zwar
    wir selbst, wo es gilt, wo es uns ernst ist, wo wir
    unser Herz haben. - Und nun heißt es nicht, wir
    sollen dem lieben Gott unsere rechte Hand ge-
    ben. Das ist gar nicht nötig - wir kommen zu
    spät - Er hält uns bei unsrerer rechten Hand, das
    heißt: Er nimmt uns dort ernst, wo es für uns           Nächster Redaktionsschluss - 30. April 2019
    ganz ernst ist. Das ist die Situation.
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Bibelkurs - Hoffnung

 HOFFNUNG - Bibelkurs zu den sog. „katholischen Briefen”

 Jakobus, Judas, Johannes, Petrus, Offenbarung

 In seiner Kirchengeschichte bezeichnete Eusebius von
 Caesarea (ca. 260-340 n. Chr.) sieben Briefe des Neuen Testa-
 mentes erstmalig als „katholische Briefe“: Jakobus, 1. Petrus
 und 2. Petrus, 1.-3. Johannes, Judas. Er wollte damit aus-
 drücken, dass sie an die gesamte Christenheit gerichtet seien
 (katholikos = allgemein). Seitdem hat sich diese Bezeichnung
 durchgesetzt.

 Zusammen mit der Offenbarung wollen wir uns dieser bib-
 lischen Texte annehmen und dem Hoffnungsbegriff, der sich
 in all seinen schillernden Facetten durch die Briefe und die
 Offenbarung zieht, nachspüren.

 • Was hat es mit diesen Briefen auf sich?
 • Wer schrieb sie, wann und an wen?
 • Welcher Bilder und Begriffe bedienen sie sich?

 Interessierte aller Altersstufen sind herzlich willkommen. Sie können jederzeit einsteigen
 und auch einmal „nur” einen Abend kommen!

 Herzliche Einladung dazu, sich mit der Bibel, dem eigenen Glauben und Zweifeln zu
 beschäftigen, zu hören und zu reden!

 Erster und letzter Veranstaltungstag: 9. Jan. 2019 - 3. Juli 2019, mittwochs 18.00-19.00 Uhr

 Leitung, Tel.: Pfarrerin Kathrin Jabs-Wohlgemuth, 02131-53 888 04;
                                                        kathrin.jabs-wohlgemuth@ekir.de

 Ort der Veranstaltung: Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Einsteinstraße 194, 41464 Neuss

Öffentliche Presbyteriumssitzung | Dienstag | 7. Mai 2019 | 19.30 Uhr | Martin-Luther-Haus

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Das magazin der evangelischen christuskirchengemeinde neuss - www.evangelisch-in-neuss.de
Aus     der    Redaktion

    Liebe Gemeinde, liebe Leserinnen und liebe Leser,

    es ist nun schon Tradition, dass ich Sie im er-   aber so umfangreich geworden, dass zwei Seiten
    sten Heft des neuen Jahres über das neue fo-      im Innenteil des Heftes dafür notwendig wurden.
    rum informiere und Sie darauf einstimme. Das          Unser Heft vermittelt Wissen und regt zum
    forum wird von vielen Leserinnen und Lesern       Besuch von beschriebenen Dingen an. Mich
    sehr aufmerksam gelesen. Unser Heft hat den       persönlich inspirieren die abwechslungsreichen
    Charakter eines Magazins mit vielen le-           Berichte unserer Autoren zum weiteren Nach-
    senswerten Beiträgen. Was erwartet Sie in den     lesen. In der Vergangenheit haben wir z. B. eine
    kommenden Ausgaben des Gemeindebriefes?           Serie über Straßen, die nach evangelischen
                                                      Persönlichkeiten benannt worden sind,
         Die Titelblattserie dieses Jahres wird von   veröffentlicht. Da ich die Fotos dazu machte,
    den Schülerinnen und Schülern der Martin-         lernte ich Neuss noch besser kennen.
    Luther-Schule gestaltet. Die Arbeitsaufgabe im        Das Konzept unseres Heftes ist klar und ein-
    Kunstunterricht war die Darstellung der           deutig, es ist nicht nur ein Terminkalender, son-
    Jahreszeiten. Es ist nicht so einfach, unter-     dern, wie der Name forum es ausdrückt, eine
    schiedliche Zeichnungen zu erhalten: Alle Kin-    Zusammenstellung von Texten vieler Autoren zu
    der zeichnen ähnliche Motive, so ist nicht ver-   bestimmten Themen. Im ersten Teil jedes Heftes
    wunderlich, dass man denkt, die Bilder seien      werden unter anderem theologische Gedanken
    alle gleich.                                      angesprochen, es wird aus dem Gemeindeleben
         Als zentrales Jahresthema haben wir uns      berichtet und auf die Termine der Gemeinde
    Persönlichkeiten ausgewählt, die ein besonderes   hingewiesen. Der zweite Teil jeder forum-Aus-
    Jubiläum im Jahr 2019 haben. Wir beginnen im      gabe beinhaltet weitere Berichte aus der Ge-
    Heft 1 mit dem Theologen Karl Barth, gefolgt      meinde sowie Wissenswertes aus Kunst, Kultur
    von Friedrich Schleiermacher in Heft 2. Dem       und Gesellschaft. Das forum ist ein echtes
    200. Geburtstag von Theodor Fontane widmen        Gemeinde-Magazin.
    wir gleich die gesamte Jahresausgabe.                 Auf unseren Feuilleton-Seiten werden Sie
         Auf der zweiten Umschlagseite des forums     weiterhin Wissenswertes und Interessantes er-
    stellen wir seit einigen Jahren Kirchen aus un-   fahren: über Autobahnkirchen in Deutschland,
    serer Region vor. Begonnen haben wir mit der      Kirchen während der Urlaubsreise, Musik und
    Serie im Jahre 2012. Die erste Kirche, die wir    Architektur, Leben und Kunst aus Osteuropa
    benannt haben, war die Dorfkirche von             sowie über jüdisches Leben im Rheinland und in
    Kirschroth im Naheland, dem Lieblingsort unse-    der Welt. Kirchenlieder, historisch betrachtet,
    rer langjährigen Redaktionsleiterin Anneliese     werden weiterhin von Annelie Kühnel vor-
    Maas. Es gibt weitere Kirchen in unserer Umge-    gestellt. Bei dieser Serie erhält die Autorin Un-
    bung, die wir noch im Blick haben. Als wir mit    terstützung von Dr. Johannes Risse. In allen vier
    dieser Serie begannen, sollte zunächst das The-   Ausgaben referiert Dr. Gisela Götte über den
    ma nur kurz und knapp auf der Seite 2 angedeu-    Schriftsteller Theodor Fontane. Unser forum hat
    tet werden, im Laufe der Jahre sind die Texte     einen Bildungsauftrag.
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Das magazin der evangelischen christuskirchengemeinde neuss - www.evangelisch-in-neuss.de
Aus      der    Redaktion
    Im letzten Jahr haben wir mit einer neuen        Heft bereits unterstützen. Gern können Sie bei
Serie begonnen: Lebenslinien. Ich möchte hier-       uns die aktuelle Anzeigenpreisliste unter der
mit erneut auf diese Serie hinweisen, die von        E-Mail-Adresse werbung@c-k-n.de anfordern.
Flucht und Vertreibung, vom Aufbau und Neu-              Gern können Sie auch einen freiwilligen Be-
beginn berichtet. Wenn Sie uns Ihre Lebenser-        trag zur Finanzierung der Öffentlichkeitsarbeit
fahrungen mitteilen möchten, sprechen oder           der Christuskirchengemeinde auf unser Ge-
schreiben Sie uns bitte an.                          meindekonto überweisen: IBAN DE15 3506
     Vor drei Jahren haben wir eine Veränderung      0190 1088 3490 47, BIC: GENODE1DKD, Kenn-
eingeführt: An den Umschlag des Heftes ist           wort: forum. Sie erhalten selbstverständlich
hinten ein Doppelblatt zum Heraustrennen mit         eine Spendenbescheinigung von uns.
dem Titel „Der Weg zu uns“ angefügt worden.              In der Stadt Neuss gibt es vier evangelische
Auf einer Seite finden Sie die Gottesdienste,        Gemeinden. Auf Verbandsebene wurde an-
jetzt in der Schriftgröße des Heftes, auf der an-    geregt, dass Gemeinden künftig ihre Hefte aus-
deren Seite die wichtigen Adressen und An-           tauschen. Logistisch ist das kein Problem, da
sprechpartner der Gemeinde. Aus der Gemeinde         drei Gemeinden bei der gleichen Druckerei pro-
kommen ständig positive Rückmeldungen hier-          duzieren lassen. Das ist ein Schritt zu einer
zu. Die Leser können das Doppelblatt heraus-         weiteren Kooperation. Einen gemeinsamen Ge-
trennen und z. B. an eine Pinnwand hängen.           meindebrief für alle Gemeinden herauszugeben,
    Das forum ist farbiger geworden, dies ist        wäre ein Fernziel der Evangelischen in Neuss. Im
nur möglich geworden, da einige Sponsoren uns        März haben sich Vertreter der vier Gemeinde-
bei der Gestaltung tatkräftig unterstützen. Das      briefredaktionen in der Kreuzkirche Gnadental
gesamte Heft durchgängig farbig zu drucken, ist      zu einem Gedankenaustausch getroffen, um
noch nicht möglich. Die Herstellung eines jeden      eine weitere Kooperation zu beraten. Denkbar
Heftes macht allen Beteiligten sehr viel Arbeit      wäre eine gemeinsame Weihnachtsausgabe für
und Mühe, es ist nur schade, dass nicht alle Ge-     Neuss, ähnlich der „StadtKirchentagsZeitung“
meindeglieder erreicht werden können, da eini-       von 2017. Dieses Projekt wäre aber ehren-
ge Straßen keine Austräger haben oder die            amtlich kaum zu schaffen, hier müssten wir
Hefte von Austrägern aus verschiedenen Grün-         professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
den aus den Verteilzentren nicht abgeholt                Im Internet sind die Neusser Gemeinden un-
werden konnten.                                      ter einem gleichen Dach zu finden, an dem ge-
    Ohne die Mithilfe unserer zahlreichen und        meinsamen Internetauftritt wird ständig gear-
langjährigen Werbepartner könnten wir den Ge-        beitet. Ende Februar hat sich erneut die Inter-
meindebrief nicht so umfangreich und informa-        netgruppe des Gemeindeverbandes getroffen,
tiv herausgeben. Die Umschlagseite Nummer            um weitere Möglichkeiten zur schnelleren und
vier ist besonders dazu geeignet, eine intensive     umfassenden Information für die Nutzer zu
Werbeaktion zu starten. Ich möchte an dieser         erörtern. Das komplette Erscheinungsbild der
Stelle erneut Gemeindeglieder ansprechen, die        Website wird in Kürze komplett überarbeitet.
freiberuflich oder selbstständig sind, uns bei der
Finanzierung des Heftes mit einer Anzeige zu             Wir wünschen unseren zahlreichen Lese-
unterstützen. Ich möchte außerdem bemerken,          rinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre
dass einige mit einer Anzeige ihrer Firma unser      dieses Heftes.		              Harald Frosch
                                                                                                        9
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Personen          in der       Bibel

     Personen in der Bibel – Judas Iskariot

     D    er Name „Judas“ ist die damals übliche
          griechische Form des hebräischen Vorna-
     mens Jehuda, der Beiname wird meist als Her-
     kunftsangabe „Isch Querijot“, Mann aus Kari-
     ot (vgl. Jos 15, 25) gedeutet. Wenn das zu-
     trifft, ist Judas der einzige Judäer unter den
     zwölf von Jesus berufenen Aposteln, alle an-
     deren kamen aus Galiläa. Eine andere Theorie
     besagt, dass der Beiname auf eine Gruppe von
     Zeloten hinweist, die als Sikarier, als „Dolch-
     träger“ („Meuchelmörder“) bezeichnet wurden
     und Attentate auf Römer verübten.

         Die Evangelien des Matthäus, Markus und        dann die Hohepriester aufgesucht und um eine
     Lukas bezeichnen Judas als von Jesus berufenen     Belohnung für seinen Verrat gebeten haben.
     Apostel, allerdings wird in Mk 3, 19 und in Mt     Man zahlte ihm dreißig Silberstücke.
     10, 4 direkt auf dessen Rolle in der Passionsge-       Im Lukasevangelium (s. Lk 22, 3) wird dage-
     schichte mit den Worten „...der ihn dann verra-    gen erklärt, der Satan habe von Judas Besitz
     ten hat“ hingewiesen. Im Lukasevangelium wird      ergriffen und ihn zu dieser Tat verleitet.
     in LK 6, 16 der Begriff „Verräter“ verwendet.          Jesus kündigt beim letzten gemeinsamen
     Andere Bezeichnungen seiner Tat sind „Überlie-     Mahl (s. Mk 14, 12 – 26) an, dass er verraten
     fern, Ausliefern, Preisgabe an die Feinde“. So     werde, allerdings, ohne Judas beim Namen zu
     wird Judas zum aktiven Initiator der Passions-     nennen. Dies deutet auf Gottes Vorherbestim-
     geschichte, die Bezeichnung „Verräter“ bürgerte    mung seines Weges hin.
     sich im deutschen Sprachraum durch Luthers             Die eigentliche Auslieferung nach Jesu Fest-
     Bibelübersetzung ein.                              nahme im Garten Gethsemane durch die Tem-
         Dieses Negativbild des habgierigen Verräters   pelpolizei erfolgte nach dem Judaskuss.
     führte dann z.B. im Mittelalter zum Brauch des         Matthäus ist der einzige Evangelist, der Ju-
     Judasverbrennens, in dessen Folge die Juden kol-   das nach Jesu Verurteilung als reuigen Sünder
     lektiv zu Unrecht als Sündenböcke für den Tod      schildert ( s. Mt 27, 3 – 10).
     Christi verantwortlich gemacht und bis ins 20.         Auch der Tod des Judas wird unterschiedlich
     Jahrhundert hinein grausam verfolgt wurden.        geschildert. Nach Matthäus’ Darstellung hat
         Dabei gehört Judas nach seiner Berufung zu     sich Judas nach der Rückgabe des Geldes selbst
     den Personen, die Jesus als „Brüder“ (Mk 3, 34)    erhängt, in Apg 1, 15 – 20 ist von einem Unfall
     anspricht. Mt 26, 15 entsprechend, soll Judas      auf dem mit dem Geld gekauften „Blutacker“
10
(Apg 1, 1/19) die Rede, der seinen Körper
bersten lässt. Seine Seele aber geht an
„seinen eigenen Ort“ (Apg 1, 25), in den
                                               Gott in Seiner Not
Hades, die Unterwelt, den Ort der ewigen
                                               Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
Qual. Er wird damit für seine Habsucht,
seine Heuchelei und seine Heimtücke be-        flehen um Hilfe,
straft.                                        bitten um Glück und Brot,
     Warum erwählte Jesus Judas, dessen        um Errettung aus Krankheit,
Charakter er doch kannte, und warum            Schuld und Tod.
kommt es zum Verrat an Jesus?
                                               So tun sie alle, alle,
     In den Apokryphen (den nicht aner-
kannten Schriften der Bibel) wie dem Ju-       Christen und Heiden.
dasevangelium wird Judas als Held gese-
hen, als der Jünger, der durch seinen Verrat   Menschen gehen zu Gott in Seiner Not,
die Erlösungsgeschichte erst ermöglichte.      finden ihn arm, geschmäht,
Judas habe damit im Dienst Jesu gestan-        ohne Obdach und Brot,
den, der ihn selbst darum gebeten habe,
                                               sehn ihn verschlungen von Sünde,
ihn zu verraten. Judas habe Jesus befreit,
indem er ihn auslieferte. Nach Jesu Befehl     Schwachheit und Tod.
(s. Joh 13. 27) habe er dessen Übergabe auf    Christen stehen bei Gott in Seinem Leiden.
den Weg gebracht. Die Erlösung durch Jesu
Opfertod sei dann erst möglich geworden.       Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
Judas habe durch seinen Verrat damit eine
                                               sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
Mittäterschaft an der Erfüllung des Planes
Gottes.                                        stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
     Andere Theologen wie Wolfgang Treit-      und vergibt ihnen beiden.
ler von der Universität Wien sind anderer
Meinung. Treitler kann sich nicht vorstel-                                Dietrich Bonhoeffer
len, dass Gott derart blutige und grausame
Wege brauche, um die Erlösung herbeizu-
führen. Dieses Denken sei Gottes unwür-
dig. Für Treitler war Judas nicht der böse
Verräter, sondern Jesus besonders nahe mit
dem Wunsch, ihn als Messias zu erleben.

    So lässt sich abschließend festhalten,
dass die Figur des Judas Iskariot völlig un-
terschiedlich bewertet wird, die Spanne
reicht von Held bis Dämon. Wo aber liegt
die Wahrheit?
                            Annelie Kühnel
                                                                                                 11
Die Kreuzkirche               in   Bonn
       Fortsetzung von Seite 2

         Vielleicht haben Sie in die-
     sem forum auch meinen Arti-
     kel über den großen Theologen
     Karl Barth gelesen, der bis zu
     seiner      Zwangsemeritierung
     1935 in der benachbarten Uni-
     versität gelehrt hat. Auf seinen
     Namen stößt man in der Kreuz-
     kirche – wie auch auf den von
     Hans Joachim Iwand – gleich
     im Eingangsbereich der Kirche.
     Bei den Kirchenwahlen 1933 waren die „Deut-        Krypta erhielt ihre heutige Gestalt 1964-1967
     schen Christen“ – der NS-Zweig in der evange-      und entstand in den Kellergewölben, die nach
     lischen Kirche - stärkste Fraktion geworden.       den Zerstörungen 1944 als Notkirche und Zu-
     Dennoch kam Karl Barth über die „Liste für die     fluchtsort dienten.
     Freiheit des Evangeliums“ in das Presbyterium.
     1934 verfasste er das sog. „Bonner Bekenntnis“,  Werfen wir nun einen Blick hinein:
     eine Art Vorläufer der „Theologischen Erklärung      Über der Tür im Hauptportal, das von einer
     von Barmen“. Das Bonner Bekenntnis erlangte      großen weißen Fensterrose geziert wird, befin-
     Bekenntnisstatus in der Kirchengemeinde. Das     det sich ein Relief, das Christus auf dem himm-
     Presbyterium verabschiedete zudem Erklärungen    lischen Thron zeigt, zu dem die Mühseligen und
     gegen die Einführung des „Führerprinzips“ und    Beladenen emporsteigen. „Wenn ich erhöht
     des sog. Arierparagraphen in die Kirche.         werde von der Erde, so will ich alle zu mir zie-
         Diese dunkle Zeit unseres Volkes und der     hen“, spricht Jesus (Johannes 12, 32). Alle Beter
     Kirche steht einem Besucher bei einem Besuch     und Gottesdienstbesucher sollen wissen, dass
     der Kreuzkirche stets vor Augen. Unsere Reise-   sie bei Christus willkommen sind und Trost und
     gruppe war tief bewegt beim Besuch der Krypta    Ermutigung erwarten dürfen. Tritt man nun
     und des großen Kellers, der als Luftschutzkeller durch den Vorraum in das Innere der Kirche, zie-
     diente und an dessen Wänden man noch die         hen Altar, Kanzel, Taufstein und Orgel die Blicke
     Hinweise für die verängstigten Schutzsuchen-     auf sich.
     den erkennen kann.                                   Auffällig sind Sockel und Platte des Altars,
         Die Kreuzkirche stellt somit immer auch      weil aus Graubüttelbrunner Muschelkalk ge-
     eine Erinnerung an die Jahre 1933-1945 und       formt. Das eichene, kupferbeschlagene, mittel-
     eine Mahnung zum Frieden und Bekenntnis dar.     alterlich anmutende Kreuz von Arnold Rickert
                                                      ist mit roten Halbedelsteinen als Symbol für die
     Ein Gang durch die Kirche                        Wundmale Christi und mit Emailmedaillons be-
         Die Kreuzkirche ist eine dreischiffige Hal- setzt. Im Mittelpunkt befindet sich das Lamm
     lenkirche im gotischen Baustil. Links befindet Gottes mit dem Kreuz. An den Balkenenden be-
     sich eine Taufkapelle, rechts die Sakristei. Die finden sich Zeichen für die vier Evangelisten:
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Die Kreuzkirche                in   Bonn
                                                     gestern und heute und derselbe auch in Ewig-
                                                     keit.“ Das linke Fenster zeigt den irdischen Weg
                                                     Christi. Es erwächst aus der Wurzel Jesse und
                                                     führt über Geburt, Taufe, Garten Gethsemane
                                                     zu Kreuzigung, Tod und Auferstehung. In der
                                                     Mitte thront Christus dann als Weltenrichter. Es
                                                     zeigt die Wiederkunft Christi, die mit der Über-
                                                     windung des Drachen durch den Engel Michael
                                                     beginnt. Sie setzt sich mit der Einsetzung der
                                                     Apostel fort, die jeweils mit einem besonderen
                                                     Symbol versehen sind. Die Wiederkunft vollen-
                                                     det sich mit dem Wohnen Christi inmitten des
                                                     neuen Jerusalem. Das rechte Fenster erzählt
Engel, Löwe, Stier und Adler, dazu zwölf weiße       von der Gegenwart Christi. Wir erkennen die
Tauben auf blauem Grund für die zwölf Apostel.       Geschichte von der Ausgießung des Heiligen
    Die Kanzel von Rudolf Scheibner ist mit          Geistes (Pfingsten) sowie vier Gleichnisse. Von
Darstellungen von Moses, Paulus und dem ver-         unten nach oben: eine weiße Rose, das alt-
klärten Jesus versehen. Der Taufstein von Eugen      kirchliche Zeichen der Nächstenliebe, das
Keller stellt die besiegten Dämonen dar. Über        Gleichnis vom barmherzigen Samariter, vom
der Taufkapelle befindet sich ein Fenster mit der    verlorenen Sohn, von den bösen Weingärtnern
Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der auf       und vom großen Abendmahl.
das Kreuz herabfährt.
    Im Schlussstein der Vierung, gestaltet von       Liebe Gemeinde!
Paul Siegert, rufen Engel mit Posaunen in alle            Vielleicht hat Sie dieser kleine Bericht und
vier Himmelsrichtungen zum Jüngsten Gericht.         Rundgang dazu angeregt, der Kreuzkirche in der
Ein Pelikan, der seine Jungen mit Blut füttert,      schönen Stadt Bonn, die für mehrere Jahre mein
weist auf Christus hin, der sein Blut für uns gab.   Studienort war, einen Besuch abzustatten. Sie
So weiß der Glaubende, dass er dem Gericht ge-       ist dienstags bis samstags, 9.00 - 17.00 Uhr und
trost entgegensehen darf.                            sonntags von 12.30 – 14.30 Uhr geöffnet. Got-
    Beeindruckend ist die Orgel mit vier Ma-         tesdienste finden samstags um 18.00 Uhr in der
nualen und 64 Registern, von Baurat Vogel ent-       Krypta und sonntags um 10.00 Uhr in der Kirche
worfen und von Paul Ott 1956 ausgeführt. Das         statt. Sie liegt sehr gut erreichbar nur wenige
Oberwerk verfügt über zwei Flügeltüren, die          Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof entfernt
von Hans von Stockhausen mit alttestamenta-          am Kaiserplatz.
rischen Szenen bemalt worden sind. Auf der lin-           Ich danke sehr herzlich dem Pastor und Mit-
ken Seite erkennt man David, wie er vor König        glied des Presbyteriums Wolfgang Crummenerl,
Saul die Harfe spielt, auf der rechten Seite die     der unser Kirchenführer im September 2018 war
Posaunen von Jericho.                                und der mir wichtige Informationen für diesen
    Zuletzt betrachten wir uns die Fenster von       Bericht zur Verfügung gestellt hat.
Hans Gottfried von Stockhausen. Sie legen das
Schriftwort Hebräer 13, 8 aus: „Jesus Christus,                             Ihr Pfarrer Franz Dohmes
                                                                                                         13
Karl Barth - „Gottes                        fröhlicher            Partisan“

     Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan“

     A    m 23. Dezember 1959 erschien „Der SPIEGEL“ mit
          einem Foto des Theologieprofessors Karl Barth auf
     der Titelseite und der bemerkenswerten Zeile „Gottes
     fröhlicher Partisan“. 1962 titelte das TIME MAGAZINE
     anlässlich eines Besuchs von Barth über ihn. Sicher
     kommt es nicht oft vor, dass Theologen die erste Seite
     von politischen Magazinen zieren. Diese Tatsache und die
     humorvoll wie ernstgemeinte Zuschreibung sagen jedoch
     viel über die Bedeutung dieses Mannes aus, der in der
     ganzen Welt höchste Anerkennung erfahren und dessen
     Leben und Theologie bis heute tiefe Spuren hinterlassen
     hat. Wenn die Evangelische Kirche samt unseren schwei-
     zerischen reformierten Geschwistern 2019 zum Karl-
     Barth-Jahr ausgerufen haben, dann zeigt auch das, 50
     Jahre nach seinem Tod am 10. Dezember 1968 in
     Basel, die ungebrochene Wertschätzung seines Werkes.

          Partisan - ja, er war ein Kämpfer für die Sa-   des Versagens von Kirche und Theologie die erste
     che Gottes, für sein heiliges Wort, das in Jesus     Auflage seines berühmten Kommentars zum Rö-
     Christus Gestalt angenommen hat. Streitlustig,       merbrief, der ihn mit einem Schlag berühmt wie
     zäh, unbeugsam, darin aber auch überaus hu-          umstritten machen sollte, weil er hier einen ra-
     morvoll. Gerne zitiere ich immer wieder die An-      dikalen Bruch mit dem bisherigen theologischen
     ekdote, wie er von einer Frau gefragt wurde, ob      Denken vollzog. 2019, das bedeutet aber auch
     sie im Himmel all ihre Lieben wiedersehen wür-       85 Jahre „Theologische Erklärung von Barmen“,
     de. Er antwortete augenzwinkernd: „Nicht nur         die maßgeblich aus seiner Feder stammt. Diese
     Ihre Lieben. Die anderen auch.“ Dies war durch-      Erklärung stellt einen einzigen Widerspruch ge-
     aus ernst gemeint, denn für Barth war stets klar,    gen das NS-Regime, den Allmachtsanspruch des
     dass die Gnade und Liebe Gottes in Christus          „Führers“ und des Staates und dessen evange-
     größer ist als all die Schuld, die ein Mensch auf    lischen Ablegers, die „Glaubensbewegung Deut-
     sich laden kann, was jedoch nicht bedeutete,         scher Christen“ dar, und war so etwas wie das
     dass er uns Menschen nicht zum unbedingten           Grundsatzprogramm der sich gründenden „Be-
     Glauben und Bekenntnis aufgerufen sah.               kennenden Kirche“. Diese Erklärung ist heute Be-
          2019 ist nun das Karl-Barth-Jahr. Warum?        standteil der Bekenntnisschriften unserer Kirche,
     Sicher: 50 Jahre nach seinem Tod ist ein Ge-         auf die auch ich ordiniert wurde. Um nur einen
     denkjahr. Aber noch anderes schwingt da mit:         wesentlichen Satz daraus zu zitieren: „Jesus
     Vor 100 Jahren erschien unter dem Eindruck der       Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift be-
     Schrecknisse des Ersten Weltkrieges und auch         zeugt wird, ist das Eine Wort Gottes, das wir zu
14
Karl Barth - „Gottes                        fröhlicher            Partisan“
hören, dem wir im Leben und im Sterben zu ver-     mandenunterrichts in Bern, der Karl Barth zum
trauen und zu gehorchen haben.“                    Theologiestudium bewegte. Wie er sich erin-
    Im anschließenden Verwerfungswort heißt        nerte, hatte er den Entschluss dazu schon am
es dann: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als     Abend nach der Konfirmation gefällt. 1904 be-
könne und müsse die Kirche (…) neben diesem        gann nun sein Studium in Bern. Die Zeit war von
einen Wort Gottes auch noch andere Ereignisse      der sog. Liberalen Theologie geprägt. Die histo-
und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als           risch – kritische Erforschung der Bibeltexte war
Gottes Offenbarung anerkennen.“                    ein Muss. Berlin, Marburg und Tübingen waren
    Auch ohne den NS-Staat und Hitler aus-         weitere Studienorte. Nach ersten Vikariatspha-
drücklich zu nennen, war jedem klar, wer und       sen trat Barth eine Hilfspredigerstelle in Genf
was hier gemeint war, eine Kampfansage! Ein        an. Manches Mal äußerte er sich enttäuscht
klares Bekenntnis! Man darf nicht vergessen,       über die leere Kirche, in der er seine sorgfältig
dass bereits versucht wurde, den sog. Arierpara-   vorbereiteten Predigten hielt. Im Gemeinde-
graphen auch in der Kirche durchzusetzen und       brief, für den er viele Artikel schrieb, kritisierte
Pfarrer mit jüdischen Wurzeln aus dem Dienst       er deutlich diese Haltung der Gemeindeglieder.
zu entfernen, was Martin Niemöller und andere      Privat fiel in die Genfer Zeit seine Verlobung mit
zur Gründung des Pfarrernotbundes, einer Art       der sieben Jahre jüngeren Nelly Hoffmann, einer
Vorläufer der Bekennenden Kirche, motivierte.      ehemalige Konfirmandin, am 16. Mai 1911!
Mutige Zeugen des Glaubens!                            Im selben Jahr traf Barth seine erste Pfarr-
    Karl Barth wurde am 10. Mai 1886 in Basel      stelle in Safenwil, einer Bauern– und Industrie-
als ältestes von fünf Kindern geboren. Zeitle-     arbeitergemeinde im Aargau, an. Barths Denken
bens war er also Schweizer, die Berge liebend,     hatte sich schon vorher verändert. Er las die
auch wenn er wichtige Jahre seines Wirkens in      Schriften Calvins und war ergriffen von dem
Deutschland verbrachte. Der väterliche Zweig       Gedanken des Gottestaates auf Erden, in dem
stammte aus dem Kanton Aargau. Sein Vater          Gottes– und Bruderliebe herrscht. Er wandte
Johann Friedrich (Fritz) war Pfarrer und zog mit   sich den religiösen Sozialisten zu, kritisierte die
seiner schwangeren Frau nach Basel, um dort an     ausbeuterischen Bedingungen in Safenwil, die
der Ev. Predigerschule Neues Testament und Kir-    zu Armut und Not der Arbeiter führten. Für ihn
chengeschichte zu unterrichten. Die Familie zog
aber schon 1889 nach Bern, weil Fritz Barth
dort eine Professur antrat. Er verstarb früh mit
55 Jahren im Jahre 1912. In seinen Erinne-
rungen bekennt Karl Barth, wie wichtig der Va-
ter für seinen Weg in die Theologie gewesen ist.
Zu seiner Mutter Anna hatte Barth zeitlebens
eine spannungsreiche Beziehung. Er schickte ihr
seine Predigten zur Kommentierung, und sie
wirkte später immer wieder mahnend auf ihn in
seiner schwierigen ehelichen Situation ein.
    Neben dem väterlichen Vorbild war es vor                   Karl und Nelly Barth mit den Kindern
allem auch der bleibende Eindruck des Konfir-                 Franziska, Markus und Christoph 1918
                                                                                                          15
Karl Barth - „Gottes                        fröhlicher            Partisan“
     war klar: Jesus war stets auf der Seite der Ar-
     men. Und die Kirche hat es auch zu sein! Die
     Arbeiter unterstützten Barth, anders der besit-
     zende Teil der Gemeinde. 1915 wurde er offiziell
     Sozialdemokrat, und seine Gemeinde nannte
     ihn den „roten Pfarrer von Safenwil“. Kraft gab
     Barth auch die Freundschaft zu seinem Amts-
     bruder Eduard Thurneysen, die ein Leben lang,
     mit Auf und Ab, bestehen sollte.
         Der Erste Weltkrieg begann. Die Kriegslust
     in Deutschland und die Befeuerung derselben                                Das „Bergli" in Oberrieden,
     durch namhafte Theologen erschütterte Barth.               im Hintergrund die Garage mit dem „Törli"
     Wie sollte dies in Einklang mit Gottes Wort zu
     bringen sein? Unter diesen Eindrücken kam es         radikalen Unterschied zwischen Gott und
     zu einer entscheidenden Neuausrichtung des           Mensch. Uns begegnet hier die sog. „Dialek-
     Menschen Karl Barth und seiner Theologie. Er         tische Theologie“. Alles hängt an Gottes Han-
     begab sich an die Auslegung des Römerbriefes,        deln, der die Welt richtet und alles neu macht.
     in der er ganz Gott in den Mittelpunkt stellt. Der   Der Mensch vermag von sich aus nichts zu sei-
     Mensch kann das Reich Gottes nicht bringen,          nem Heil beizutragen. Selbst der Glaube ist un-
     sondern nur Gott alleine. In der Religion stellt     verfügbare Gnade.
     sich der Mensch selbst in den Mittelpunkt. Der            Privat geriet das Leben von Karl Barth in
     Kommentar erschien 1919 und schlug wie eine          arge Turbulenzen. Er verliebte sich in Charlotte
     Bombe ein. Karl Barth und Nelly Hoffmann wa-         von Kirschbaum, die ihm in Zukunft eine unent-
     ren inzwischen seit 1912 verheiratet und beka-       behrliche Mitarbeiterin werden sollte. Es be-
     men in der Folge fünf Kinder.                        gann eine tragische Liaison zu dritt, unter der
         Von Safenwil ging es, für Barth unerwartet,      besonders Barths Frau Nelly, aber auch Karl
     1921 auf eine Professorenstelle für reformierte      Barth selbst und Charlotte von Kirschbaum ge-
     Theologie nach Göttingen, ohne Doktorarbeit          litten haben. Dennoch stellte er seine Liebe zu
     und Habilitation! Er arbeitete unentwegt an sei-     Charlotte nie in Frage.
     nen Vorlesungen und zweifelte oft, man mag es             Die Jahre 1925 – 1930 verbrachte Barth als
     kaum glauben, an seiner Tauglichkeit für dieses      Professor in Münster. 1929 zog Charlotte von
     Amt. Ein ganzes Professorenleben lang sollte er      Kirschbaum in das Haus der Familie ein.
     Tag und Nacht akribisch an seinen Manuskrip-              Die prekäre „Notsituation“ dauerte fast 40
     ten arbeiten. Erholung von der Arbeit, von der       Jahre an. 1930 erfolgte der Wechsel an die Bon-
     nicht nur freundlichen Haltung von Kollegen          ner Universität, wo er die intensivsten Jahre sei-
     und den harten Nachkriegsjahren fand er mit          ner Lehrtätigkeit erlebte. In diesen Jahren rückte
     seiner Familie immer wieder auf seinem „Bergli“      die Person Jesu Christi ganz ins Zentrum seines
     am Zürichsee.                                        Denkens. In ihm begegnet uns Gottes Liebe und
         1922 erschien die zweite Auflage des Rö-         Gnade, und in ihm ist der Bund Gottes mit uns
     merbriefkommentars, in dem kein Stein auf dem        Menschen besiegelt. Wie politisch diese Er-
     anderen blieb. In dieser Zeit betonte Barth den      kenntnis ist, wird nun an den aufkeimenden
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Karl Barth - „Gottes                         fröhlicher           Partisan“
Schwierigkeiten mit der nationalsozialistischen      Weiterhin unterstützte er die Bekennende Kir-
Ideologie und ihrer Gleichschaltungspolitik          che, auch durch Reisen nach Deutschland. Als
deutlich. Ernst wurde es für Barth, der schon        Hitler sich anschickte, in die Tschechoslowakei
früh auch von kirchlicher Seite wegen seiner         einzumarschieren, ermunterte er in einem Brief
Äußerungen kritisiert wurde, als er den sog. Hit-    zum kämpferischen Widerstand. Seit 1938 durf-
lergruß verweigerte, mit dem seit Juli 1933 alle     ten nun in Deutschland Barths Bücher nicht
Beamten zu grüßen hatten, also auch die Pro-         mehr verkauft werden. Sogar seine Bonner Fa-
fessoren zu Beginn der Vorlesungen. Barth je-        kultät sprach ihm die akademischen Würden ab,
doch hielt lieber weiterhin eine kurze Andacht.      was ihr im Nachhinein hochnotpeinlich war. In
Als man ihn zwingen wollte, erklärte Barth, dass     der Schweiz war Barth jedoch auch nicht ruhig-
der „Hitlergruß“ in der Kirche und Verkündigung      zustellen. Er engagierte sich politisch und sozi-
keinen Platz habe, weil hier der Anspruch des        al, besonders auch in der Flüchtlingshilfe. Als
Staates ende. Aber der Konflikt sollte sich insge-   1939 der Krieg ausbrach, war Barth enttäuscht
samt zuspitzen. Inzwischen war Ludwig Müller         über die internationale Ökumene, die ein klares
Reichsbischof, die Deutschen Christen ver-           Wort hatte vermissen lassen. Während des
hielten sich als verlängerter Arm des NS-            Zweiten Weltkrieges verließ Barth die Schweiz
Staates. Der kirchliche Widerstand dagegen for-      nicht. Er rief zum Widerstand auf.
mierte sich in der Ersten Bekenntnissynode in            Er begründete dies mit dem Sieg Gottes in
Barmen, wo die bereits erwähnte Theologische         Christus über alle Mächte des Bösen. Konse-
Erklärung von Barmen verabschiedet wurde. Für        quenterweise meldete er sich 1940 zum bewaff-
Barth wurde es nun eng, zumal er im August           neten Hilfsdienst der Schweiz. Als der Krieg am
1934 auch den geforderten Eid auf den „Führer“       8. Mai 1945 endete, war für Barth klar, dass je-
mit dem Hinweis verweigerte, er könne ihn nur        der Einzelne an der Entwicklung seit 1933
leisten mit dem Zusatz „soweit ich es als evan-      Schuld trägt, niemand sich aus der Verantwor-
gelischer Christ verantworten kann“.                 tung stehlen darf. Sein Engagement zielte je-
     Es kam zur Anklage und einem Verfahren, in      doch auch auf den Neuaufbau und die Hilfe für
dem seine Entlassung aus dem Dienst verfügt          Deutschland. Schon im Spätsommer 1945 reiste
wurde. Die Bekennende Kirche unterstützte            er wieder dorthin, besuchte seine alten Universi-
Barth in dieser Zeit, aber dennoch hätte er sich     täten und unterstützte die Wiederherstellung
eine deutlichere Positionierung gewünscht. An-       des Bruderrates der Bekennenden Kirche und die
fang 1935 folgte Barth dann einem Ruf nach           Gründung der Ev. Kirche in Deutschland (EKD) in
Basel, wo er noch 25 Jahre lehren sollte. In den     Treysa. Der Wunsch der Ökumene wie auch Karl
Kriegsjahren und danach kamen, nein pilgerten        Barths nach einem deutlichen Wort der deut-
zahlreiche Studenten aus Deutschland und aller       schen Kirche zum Versagen in den zurücklie-
Welt dorthin, um ihn, den großen Lehrer der Kir-     genden Jahren erfüllte sich am 19. Oktober 1945
che, zu hören. Durch seine unbeugsame Haltung        mit dem „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ der
gegenüber dem NS-Staat und wegen seiner              EKD, worin es u.a. heißt: „Durch uns ist unend-
Theologie des Wortes Gottes gewann Barth             liches Leid über viele Völker und Länder gebracht
hohe internationale Anerkennung.                     worden (…) und (...) wir klagen uns an, dass wir
     Reisen nach Großbritannien und in die USA       nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet,
folgten; ihm wurden zahllose Ehrungen zuteil.        nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender
                                                                                                         17
Karl Barth - „Gottes                        fröhlicher            Partisan“
     geliebt hatten.“ Das war ein Schuldeingeständ-
     nis, das leider längst nicht von allen Deutschen
     und ev. Christen geteilt wurde. Barth zeigte sich
     enttäuscht über die breite Unbußfertigkeit in der
     deutschen Kirche und Gesellschaft. Entspre-
     chend legte er gemeinsam mit dem Bruderrat
     durch das „Darmstädter Wort“ vom 8. August
     1947 nach. Den Text durchzieht das Statement
     „Wir sind in die Irre gegangen.“ Auch dieses Wort
     blieb heftig umstritten. Das Nachkriegsdeutsch-
     land wollte zur Tagesordnung übergehen.                               Karl Barth mit Hans Küng 1966
          1946 und 1947 hielt Barth Vorlesungen in
     seiner alten Bonner Universität, die ihn so
     schmählich verleumdet hatte, ein Versöhnungs-
     zeichen. Das alte Schloss war halb zerstört, die
     Studenten ausgehungert und vom Krieg ge-
     zeichnet wie die ganze Bevölkerung.
          Während seiner Bonner Zeit hielt Barth sei-
     nen berühmten Vortrag „Christengemeinde und
     Brüdergemeinde“, in dem er nochmals das Ver-
     hältnis von Kirche und Staat darstellte. Die Chri-
     stengemeinde ist Teil der Bürgergemeinde, zu
     der alle gehören. Der Staat hat die Pflicht, Frei-
     heit und Recht zu garantieren und das Böse ein-            Karl Barth mit Enkel Dieter Zellweger 1955
     zudämmen. Die Kirche verkündet das Evangeli-
     um von Jesus Christus, begleitet jedoch den          ne der Wiederbewaffnung Deutschlands als Be-
     Staat und erinnert ihn vom Evangelium her an         drohung für den Frieden. Dafür sah er sich oft-
     seine Aufgaben. Die Christengemeinde ist als         mals heftigster Kritik ausgesetzt. Das gewich-
     solche also stets auch politisch, weil Gott in Je-   tige Wort Barths in diesen Fragen führte zu dem
     sus Mensch um der Menschen willen geworden           bereits erwähnten Artikel im SPIEGEL und des-
     ist. Vom 22. August bis 4. September 1948 nahm       sen Zuschreibung als „Partisan Gottes“.
     Barth an der Gründungsversammlung des Öku-                Barth lehrte noch bis 1962 an der Baseler
     menischen Rates in Amsterdam teil und hielt das      Universität. Der Umgang mit den Studenten aus
     Grundsatzreferat: „Die Unordnung der Welt und        aller Welt war sein Lebenselixier. Sie nannten
     Gottes Heilsplan.“                                   sich in der Folge „Barthianer“, was dem „Mei-
          Die Versammlung war von dem Schmerz             ster“ nicht so sehr gefiel. Eine Barthianer-Schu-
     über die Verwüstungen des Zweiten Weltkrieges,       le (neben der es auch Bultmanianer gab) wollte
     aber auch von der Sorge über den beginnenden         er nie gründen. Neben seiner Lehrtätigkeit hielt
     Kalten Krieg der neuen Blöcke getragen. Im Fol-      er noch bis 1964 auch Gottesdienste in der Bas-
     genden mahnte Barth stets eindrücklich vor der       ler Strafanstalt und führte dazu viele seelsor-
     Gefahr der Atomwaffen und verurteilte die Plä-       gerliche Gespräche mit den Gefangenen. Er be-
18
Karl Barth - „Gottes                         fröhlicher           Partisan“
mühte sich, den Straffälligen die Gnade und          Biographie, auf die sich dieser Artikel im We-
Nähe Gottes zu vermitteln. Er betonte respekt-       sentlichen stützt, kann man kaum die Bedeu-
voll, dass diese nicht anders zu betrachten seien    tung dieses Giganten der Theologie beschreiben:
als die Menschen draußen. In jedem sind Fehler       „Karl Barth hat wie kein anderer Theologe des
und Ichbezogenheit zu finden, und wir alle sind      20. Jahrhunderts über Generationen hinweg die
durch Christus zu Gott berufen.                      theologische Landschaft dominiert(…). In vielen
     Bis zuletzt schrieb er auch an seinem gro-      Auseinandersetzungen agierte er geradezu
ßen Werk, es ist die „Kirchliche Dogmatik“, de-      draufgängerisch. Wenn er es für nötig hielt (…),
ren erster Band 1932 und deren letzter Band          legte er sich unerschrocken mit den politisch
1967 erschien, unvollendet. Die sog. KD, auch        und kirchlich Mächtigen an. Bald wurde er
wegen ihres gewaltigen Umfangs von sagen-            selbst zu einer Instanz.“ Durch seine strikte
haften 14 Teilbänden mit über 9000 Seiten            Trennung von Gott und Welt war Barth in der
auch „Weißer Wal“ (weil im weißen Einband            Lage, „kritisch auf die Welt zu blicken.“
gehalten) genannt, steht auch in meinem Bü-          Trotz auch mancher kritischen Betrachtung sei-
cherregal und misst etwa 70 cm!                      ner Theologie in den zurückliegenden 50 Jahren
     Das Alter forderte nun zunehmend seinen         bleibt sein Werk weiterhin eine Herausforde-
Tribut, gleichwohl er noch eine ausgedehnte          rung für die Theologie und die Kirche.
USA-Reise mit Charlotte von Kirschbaum und               Hinter diesem großen Theologen verbirgt
seinem Sohn Christoph unternahm. Er widmete          sich jedoch auch ein Mensch, der lange immer
sich nun noch mehr seinen Enkeln und Uren-           wieder von Selbstzweifeln begleitet wurde, der
keln. Aber ernstere Krankheiten stellten sich ein.   nie der Gründer einer Schule sein wollte, der
Schwer traf ihn der Umzug von Charlotte von          sich in seinem privaten Leben durchaus seiner
Kirschbaum in ein Pflegeheim auf Grund einer         Schuld bewusst war angesichts seiner Liebe zu
Demenz, in dem er sie regelmäßig bis zu seinem       zwei Frauen, der in seinem Glauben jedoch ge-
Tod besuchte. In seiner wissenschaftlichen Ar-       tragen war vom Vertrauen in den unverfügbaren
beit, die er trotz der nachlassenden Kräfte wei-     Gott, der in Christus das große JA zu uns Men-
terführte, wurde er von seinem letzten Assis-        schen gesprochen hat. Dies zu verkünden, zu
tenten und späteren Biographen Eberhard              lehren und gegenüber allen politischen Mäch-
Busch unterstützt. Am 10. Dezember 1968 ver-         ten mutig zu vertreten, dafür hat Karl Barth sein
starb Karl Barth und wurde in Basel beigesetzt.      Leben lang gebrannt und bleibt daher auch un-
Seine Frau Nelly lebte noch 8 Jahre länger.          ser Lehrer bis zum heutigen Tage.
Seine Familie und seine große Schar der Schüler
werden immer den Mann mit der nie ausge-                                    Ihr Pfarrer Franz Dohmes
henden Pfeife im Mund und der Baskenmütze
auf dem Kopf in Erinnerung behalten, dessen
hellwache blaue Augen hinter der dicken Horn-
brille einen anschauten, den Mann, der in jeder                                          Lesehinweis:
freien Minute „seinen“ Mozart hörte, der Krimis            Christiane Tietz, Karl Barth - Ein Leben im
liebte und den eine Freundschaft zum Schrift-                        Widerspruch. Beck Verlag, 2018
steller Carl Zuckmayer verband. Treffender als              Eberhard Busch, Karl Barths Lebenslauf,
Christiane Tietze in ihrer jüngst erschienenen                                         München 1975
                                                                                                         19
Mensch, Demenz, Kirche

                           Menschen mit Demenz sind Kirche -
                           nicht wegen, nicht trotz,
                           sondern mit ihrer Demenz!
                           Ökumenischer Gottesdienst in der Christ-König-Kirche

     D    ie Kooperationspartner des Projektes „De-
          menzsensible Kirchengemeinden in Neuss“
     feierten am Samstag, dem 26. Januar 2019,
                                                           Nach und nach ist die Zahl der Interessenten
                                                       und mitmachenden Organisationen weiter ge-
                                                       wachsen, neben der Alzheimer Gesellschaft,
     gemeinsam mit ca. 60 Besuchern einen öku-         Kreis Neuss/Nordrhein, sind das die Evangelische
     menischen Gottesdienst für Menschen mit und       Christuskirchengemeinde Neuss, der Katho-
     ohne Demenz in der Christ-König-Kirche. Die       likenrat im Rhein-Kreis Neuss, das Erzbistum
     anschließende Agape-Feier mit kleinen Speisen     Köln, das Bildungswerk der Erzdiözese Köln und
     und Getränken wurde zum Austausch und             der evangelische Kirchenkreis Gladbach-Neuss.
     Kennenlernen genutzt. Jeder war willkommen
     und gehörte dazu. Vertreter des Erzbistums        Unser Team freut sich über neue Unterstützer.
     Köln zählten ebenfalls zu den Gästen. Die         Für weitere Informationen wenden Sie sich an
     dazugehörige Ausstellung „Mensch. Demenz.         Pfarrer Franz Dohmes, Tel: 02131/222152,
     Kirche“ konnte im Wandelgang von Christ-          dohmes@t-online.de
     König besichtigt werden.                          Christoph Golm,       Tel.: 0151/58468362
                                                       Petra Körnke,         Tel.: 0162/9011014
         Das Projekt „Demenzsensible Kirchenge-
     meinden in Neuss“ wurde auf Initiative der Alz-   Bei Fragen/Unterstützungsbedarf rund um
     heimer Gesellschaft, Kreis Neuss, Anfang 2017     das Thema „Demenz“ wenden Sie sich an die
     mit der Christuskirche ins Leben gerufen. Ziel    Alzheimer Gesellschaft, Kreis Neuss/
     des Projektes ist es, dass Menschen mit Demenz    Nordrhein e.V., Tel.: 02131 – 222110,
     und ihre Angehörigen sich in allen Angeboten      alzheimer-neuss@t-online.de
     der Gemeinde willkommen und dazugehörig
     fühlen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung   Verantwortlich für diese Pressemitteilung ist
     ist es, Informations- und Aufklärungsarbeit in    die Projektgruppe „Demenzsensible Kirchen in
     bestehenden Angeboten der Gemeinden zu leis-      Neuss“, Heidi Marona, Tel: 02131/222110
     ten und Menschen den Zugang zu Hilfsangebo-
     ten aufzuzeigen. Gleichzeitig sollen bestehende
     kirchliche Angebote auf die Bedürfnisse von
     Menschen mit Demenz abgestimmt werden, um
     Ausgrenzungsmechanismen abzubauen.
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Frühling

Frühling, ich grüße dich!
Frühling, umschließe mich
Mit deinem jungen
aufkeimenden Leben,
Mit deinem Hoffen
und deinem Streben!
Wie das Leben sich regt
in deinen Keimen
Und freudig,
wie deine Blumen blühn,
So ist es auch Frühling
in meinen Träumen,
So wird auch mein Herz
wieder jung und grün.

            Theodor Körner

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Presbyteriumswahl 2020

     Presbyteriumswahl 2020
     Die Gemeinde steht vor
     neuen Herausforderungen und braucht
     Unterstützung

     D    ie laufende Wahlperiode des 2016 ge-
          wählten Presbyteriums neigt sich schon
     wieder dem Ende zu. In der Evangelischen
                                                      lichen Ort neu zu besetzen. Mit der Beset-
                                                      zung der Pfarrstelle ist dabei nicht nur eine
                                                      personelle Entscheidung, sondern auch eine
     Kirche im Rheinland finden in einem Jahr,        Entscheidung über die inhaltliche Ausrich-
     im Frühjahr 2020, die nächsten Presbyteri-       tung verbunden.
     umswahlen statt. Auch wir Gemeindemit-               Diese inhaltliche Aufgabenstellung wird
     glieder der Christuskirchengemeinde sind         dadurch erweitert, dass die Landeskirche ih-
     dazu aufgerufen, das Presbyterium erneut         ren Gemeinden aufgegeben hat, sich intensiv
     zu wählen. Für unsere Gemeinde findet die        mit den inhaltlichen Aufgaben ihrer Pfarre-
     kommende Wahl in einer besonderen Situa-         rinnen und Pfarrer zu befassen und diesen
     tion statt, die auch der künftigen Zusam-        Aufgaben einen (neuen) Rahmen zu geben.
     mensetzung des Presbyteriums eine beson-         Ziel ist es, den pfarramtlichen Dienst so aus-
     dere Bedeutung verleiht. Unsere Gemeinde         zugestalten, dass den Pfarrerinnen und Pfar-
     steht gerade in den nächsten Jahren vor          rern ein fokussiertes Arbeiten möglich ist und
     Herausforderungen, in der sie auf die Un-        eine Verzettelung in zu vielen, zu diffusen
     terstützung ihrer Mitglieder angewiesen ist.     Tätigkeitsfeldern vermieden wird. Dies sollen
                                                      und wollen wir nicht nur bei der Besetzung
         Eine unmittelbar mit der Wahl in Zusam-      der Pfarrstelle an der Christuskirche umset-
     menhang stehende Herausforderung ist der         zen, sondern auch für unsere beiden weiteren
     Umstand, dass mit Ablauf der aktuellen           Pfarrerinnen schaffen.
     Wahlperiode eine recht hohe Zahl verdienter          Diese vielschichtigen Prozesse sind zen-
     und langjähriger Mitglieder des Presbyteri-      trale Aufgabe des Presbyteriums als Leitungs-
     ums ausscheiden wird, teilweise aufgrund des     organ der Gemeinde und können nur erfolg-
     Kirchenrechts aus Altersgründen, teilweise,      reich bewältigt werden, wenn es über das
     um eine wohlverdiente Pause von der Presby-      Wahljahr 2020 hinaus weiter gut besetzt ist.
     teriumsarbeit zu machen.                         Das gegenwärtige Presbyterium befasst sich
         Vor allem wird aber unser langjähriger       zwar bereits intensiv mit diesen Aufgaben und
     und beliebter Pfarrer Franz Dohmes nach vie-     hat als ersten Vorbereitungsschritt in einer
     len die Gemeinde prägenden Jahren im Som-        Klausurtagung am 8. und 9. März 2019 erste
     mer 2020 in den hochverdienten Ruhestand         inhaltliche Grundlagen für die Ausrichtung
     treten. Die Gemeinde steht damit vor der         der Gemeindearbeit gelegt. Es wird diesen
     Aufgabe, die Pfarrstelle an der Christuskirche   Prozess in den nächsten Monaten fortsetzen.
     als einem für die Gemeinde, letztlich aber       Die entscheidenden Schritte zur Umsetzung
     auch für alle evangelischen Christen wesent-     werden aber in dem ab 2020 amtierenden
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