Das magazin der evangelischen christuskirchengemeinde neuss - www.evangelisch-in-neuss.de
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ch-in-neuss.de 01 | 2019 www.evangelis ss engemeinde neu g e li sc h e n c hristuskirch der evan das magazin
Kirchen im Rheinland Kirchen im Rheinland Die Kreuzkirche zu Bonn I m Heft 4/2018 konnten Sie bereits einiges über die Kreuzkirche zu Bonn im Rahmen meines Berichts zur Exkursion des Förderver- eins lesen. Hier möchte ich Ihnen nun dieses beeindruckende Gotteshaus noch etwas nä- herbringen. Die Kreuzkirche ist mit Platz für 1200 Per- sonen die größte Kirche in Bonn und dient zwei Zweckbestimmungen, zum einen seit dem 16. Dezember 1871 als Gottesdienststätte der evangelischen Gemeinde, zum anderen als Stadtkirche mit zahlreichen kulturellen Veran- staltungen, die Menschen aus der gesamten Region anziehen. 1944 wurde die Kirche bei Luftangriffen zerstört. Die Gemeinde feierte ihre Gottes- hieß sie „Kirche am Kaiserplatz“. 1954 konnte dienste bis zum Wiederaufbau des Gebäudes in die wiedererrichtete Kreuzkirche endlich wieder der Krypta. Den Namen „Kreuzkirche“ trägt die in Gebrauch genommen werden, wenngleich Kirche übrigens erst seit 1947, sicher auch unter stets weitere Renovierungsmaßnahmen erfor- dem Eindruck der Kriegsgeschehnisse. Bis dahin derlich waren und bis heute sind. Bitte lesen Sie auf Seite 12 weiter! 2
In diesem heft In diesem Heft Die evangelische Kreuzkirche in Bonn 02 In diesem Heft 03 Besinnung - Dennoch bleibe ich stets bei dir! 04 Bibelkurs - Hoffnung 07 Aus der Redaktion 08 Personen in der Bibel - Judas Iskariot 10 Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan" 14 Mensch.Demenz.Kirche 20 Presbyteriumswahl 2020 22 Angebote für Familien 24 Kirche kunterbunt 26 Neuer Kinderchor 27 Informationen 28 Aktuelle Termine der Christuskirchengemeinde 30 Freud und Leid 32 Ostern 33 Das Feuilleton Aus tiefer Not 36 Jüdisches Leben in der Welt 38 Von St. Petersburg ans Schwarze Meer 40 Unterwegs sein... 42 Eine etwas andere Kirchenerfahrung 44 Erinnerungen an ein bewegtes Leben 46 Theodor Fontane 48 Kleine Architekturgeschichten 50 Werbeblock 52 Aus der Jugendarbeit 56 Leseabend in der Martin-Luther-Schule 58 Karnevalsgottesdienst in Grefrath 59 Weltgebetstag 2019 60 Zeit schenken 61 Feste Termine der Christuskirchengemeinde 62 Impressum 66 Der Weg zu uns - Predigtplan und Kontakte 69 Evangelische Kirche in Kelzenberg Titel: Der Frühling Zeichnungen von Kindern der Martin-Luther-Schule S.2: Die Kreuzkirche in Bonn Fotos: Harald Frosch 3
Besinnung Dennoch bleibe ich stets bei dir! Dieses forum ist Karl Barth gewidmet, und so soll er auch selbst in der Andacht zu Wort kommen mit der ihm eigenen Art, das „einewäg” zu sagen! Die Predigt wurde leicht gekürzt. Ihre und eure Pfarrerin Kathrin Jabs-Wohlgemuth Dennoch bleibe ich stets bei dir, denn du den ein jeder hat, steht der große Kummer einer hältst mich bei meiner rechten Hand Welt, die nicht in Ordnung ist, sondern die eine (Psalm 73, 23). verworrene, eine dunkle und gefährliche Welt ist, steht der Kummer des Menschen, wie er ist: Karl Barth: nicht gut, sondern ein hochmütiger, ein träger, Meine lieben Brüder und Schwestern! ein verlogener Tropf, der darum nicht gut dran, der darum im Elend ist! Ich will versuchen, euch das, was wir eben Nicht wahr, das wäre eine große Sache, gehört haben, kurz zu erklären. Ihr werdet se- wenn man dem allen gegenüber so dran sein hen, dass jedes Wort wichtig ist. dürfte! Dennoch? „Dennoch“, so beginnt es. „Dennoch“, das Dennoch bleibe ich: Das würde heißen, den- heißt „trotzdem“, oder, wie wir in der Schweiz noch, trotz alledem lebe ich, will ich gegen den sagen: „einewäg!“ „Dennoch!“ Das ist ein Strom schwimmen, nicht nachgeben, nicht ver- Kampfruf gegen eine uns angehende Macht, zweifeln, nicht untergehen, sondern durch- eine drohende Störung, Belastung, Gefähr- halten, sogar mehr als das: Zuversicht und Hoff- dung, vielleicht durch einen schwer wiedergut- nung haben, drüber und nicht drunter sein! Nicht zumachenden Verlust, den jemand erlitten hat, wahr, wer dazu frei wäre, im Kleinen und im vielleicht durch „Verhältnisse“, wie man sagt, an Großen, in seinem eigenen Kummer und in dem denen Andere, vielleicht auch und vor allem wir Kummer der Welt und des Menschen, der dürfte selber schuldig sind, vielleicht durch einen sich dessen wohl freuen: Dennoch bleibe ich! Menschen oder mehrere Menschen, mit denen Dennoch bleibe ich stets, das heißt immer, wir nicht auskommen, die uns so recht im Wege garantiert und unter allen Umständen, durch sind, vielleicht auch durch unseren eigenen dick und dünn, also nicht nur gelegentlich, nicht Charakter, durch uns selbst, wie wir ein jeder nur am Morgen, sondern auch am Abend, wenn sind. es dunkel wird und wenn die Nacht kommt, Ihr habt vielleicht auch schon einmal das nicht nur „in allen guten Stunden“, sondern Lied gehört, vielleicht sogar mitgesungen: „Un- auch in den bösen, nicht nur, wenn man Nach- ser Leben gleicht der Reise eines Wanderers in richten bekommt, die einen freuen, sondern der Nacht. Jeder hat auf seinem Gleise etwas, auch, wenn die anderen kommen, dauernd, das ihm Kummer macht.“ Jeder! Nicht nur du, beständig, auch in der Enttäuschung, auch in auch ich, nicht nur wir hier, auch die da draußen der Niedergeschlagenheit! in der Stadt, jeder Mensch, alle Menschen in der Wie es in einem Kirchenlied heißt, das ihr ganzen Welt erleben das. Unter dem Kummer, wohl kennt, dem Liede Luthers „Und wenn die 4
Besinnung Welt voll Teufel wär und wollt uns gar ver- In der Bibel, dem Freiheitsbuch, lesen wir schlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es anderes: Dennoch bleibe ich stets bei dir! Meine muss uns doch gelingen ...“, das heißt: stets! Freunde, könnt ihr euch einen Menschen vor- Wer das sagen und nicht nur sagen, sondern stellen, der in der tiefsten schwärzesten Finster- denken und darum so dran sein dürfte: Dennoch nis ist, und auf einmal darf er Licht erblicken? bleibe ich stets! Könnt ihr euch einen Menschen vorstellen, der Liebe Brüder und Schwestern, die Bibel, in am Verhungern ist, und auf einmal gibt ein an- der diese Worte stehen, ist eine einzige Einla- derer ihm ein Stück Brot? Könnt ihr euch einen dung an uns alle, und wenn wir Gottesdienst Menschen vorstellen, der am Verdursten ist, und feiern wie jetzt hier, dann bedeutet das, dass auf einmal reicht man ihm einen Trunk? So ist diese Einladung jetzt an uns ergeht, an uns alle. es, wenn einer das „bei mir“ hinter sich hat und Wir können und dürfen das nachsagen in unse- dafür vor sich: Dennoch bleibe ich stets bei dir! rem Herzen: Dennoch bleibe ich stets! Wir alle, Aber was ist das für ein Du? Ist das ein nicht nur die sogenannten Guten, sondern auch Mensch? Ja, da begegnet uns in der Tat Einer die sogenannten Bösen, nicht nur die Glückli- mit einem Menschengesicht, einer Men- chen, sondern auch die, die sich für sehr un- schengestalt, einer Menschenhand und Men- glücklich halten, nicht nur die Frommen, son- schensprache, einer, der in seinem Herzen auch dern auch die, die sich für weniger oder auch für seinen Kummer trägt, und nicht nur seinen, gar nicht fromm halten, alle sind eingeladen! Ist sondern den Kummer der ganzen Welt. Es ist euch das klar, dass die Heilige Schrift ein Frei- einer, der unsere Sünde und unser Elend auf sich heitsbuch und der Gottesdienst eine Freiheits- nimmt und von uns hinwegnimmt! Er kann das , feier […] ist? weil er nicht nur ein Mensch ist, sondern auch Habt ihr schon einmal einen Hund gesehen, Gott ist, der allmächtige Schöpfer und Herr, der der seinem eigenen Schwanz nachläuft, oder dich und mich viel besser kennt als wir selber vom Freiherrn von Münchhausen gehört, der uns kennen und der dich und mich viel mehr sich an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf liebt, als wir selber uns lieben können, der unser herausgezogen hat? Das hat ihm niemand ge- Nächster ist, näher als wir selber uns sein kön- glaubt. nen, zu dem wir Du sagen dürfen. Man kann nicht an sich selbst glauben, und Weißt Du, wer Er ist? In dem gleichen Kir- man kann sich nicht an sich selbst halten. Denn chenlied, das ich vorhin anführte, hören wir die die dunkle, verworrene, gefährliche Welt ist ja Antwort: „Er heißt Jesus Christus, der Herr Ze- gerade in mir selbst, und der hochmütige, träge, baoth, und ist kein andrer Gott, das Feld muss er verlogene Mensch lauert ja gerade in meinem behalten.“ Und nun, meine Brüder und Schwes- „stolzen Herzen“. Mit welchem Sinn sollte ich tern, sind wir alle eingeladen, statt mit uns sagen können: Dennoch bleibe ich stets bei mir? selbst mit ihm zu reden. Nun dürfen wir die Die Bibel nennt das Sünde, wenn der Mensch Freiheit haben, zu ihm zu sagen: „Dennoch bei sich selbst bleiben will. Nein, da ist keine bleibe ich stets bei Dir.“ Aber jetzt fragt ihr ge- Freiheit, wo das geschieht. wiss: Wie kann man das denn? Und darauf 5
Besinnung möchte ich euch gleich antworten: Das kann Ich werde nie vergessen, wie einer meiner man nicht. Es gibt aber etwas Besseres als das, längst erwachsenen Söhne, der jetzt Missionar was „man kann“. Da steht es: Du hältst mich. in Indonesien ist, als er noch ein kleines Büblein Also: Ich halte durch, weil Du mich hältst. war, mich einmal frug: „Weißt du, wer der Herr Ich bleibe, weil Du bei mir bleibst. Ich sage Hauptsache ist?“ „Nein, wer ist das?“ „Der liebe „Dennoch!“, weil Du mir „Dennoch!“ sagst, zu Gott.“ mir, der das nicht kann, zu mir, der das nicht Dass Er, der Herr, Hauptsache ist, das zeigt verdient hat. Du sagst „Dennoch!“ zu mir, der uns Gott damit, dass wir ihm Hauptsache sind, ich bin, wie ich bin, und getan habe, was ich dass er unsere rechte Hand hält mit seiner getan habe, und tue, was ich tue, der ein Zweif- rechten Hand, so dass wir gar nicht gefragt sind, ler sein mag, ein Kleingläubiger, vielleicht sogar wohin wir mit unserer rechten Hand hingehen ein Atheist. Darum, weil Du mich so hältst, sage sollen. Wir können uns gar nicht bloß beiläufig, ich: Dennoch bleibe ich stets bei Dir! Ich sage es bloß nebensächlich an ihm halten. Unsere darum, weil mein Kummer offenbar nicht meine, rechte Hand ist nicht mehr frei: Er hält sie, sie sondern Deine Sache ist, weil Du meinen Kum- ist schon in der seinigen! mer und den Kummer aller Menschen auf Dein Und nun möchte ich kurz schließen mit der Herz genommen, in Dein Leben hineingenom- Frage: Wer bist du? Wer bin ich? Antwort: Ich men und in Deinen Tod ans Kreuz getragen hast, bin einer, den Gott bei seiner rechten Hand hält weil Du ihn in Deinem Tode besiegt hast, weil und dem er damit das Bekenntnis der Treue und ich mit Leib und Seele, im Leben und im Sterben den großen Trost ins Herz und auf die Lippen „nicht mein, sondern meines getreuen Heilan- legt: Dennoch bleibe ich stets bei dir! Ehre sei des Jesu Christi Eigentum bin.“ dem Vater und dem Sohn und dem Hl. Geist, wie Du hältst mich, und darum wage und sage er war im Anfang und heute ist und immer sein ich es: Dennoch bleibe ich stets bei Dir! wird von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Aber jetzt müssen wir noch ein Letztes beachten. Es heißt: Du hältst mich bei meiner (Aus: Karl Barth: Den Gefangenen rechten Hand. Die rechte Hand, das ist die Hand, Befreiung. Predigten. Zürich 1959) mit der der Mensch stark und geschickt ist (sofern er nicht gerade ein Linkshänder ist), mit der er arbeitet, mit der er schreibt, mit der er im Notfall auch kämpft; die rechte Hand, das ist die Hand, die er dem anderen Menschen „gibt“, wenn er ihn ernstlich grüßen will. Die rechte Hand, das meint: Wir sind es selbst, und zwar wir selbst, wo es gilt, wo es uns ernst ist, wo wir unser Herz haben. - Und nun heißt es nicht, wir sollen dem lieben Gott unsere rechte Hand ge- ben. Das ist gar nicht nötig - wir kommen zu spät - Er hält uns bei unsrerer rechten Hand, das heißt: Er nimmt uns dort ernst, wo es für uns Nächster Redaktionsschluss - 30. April 2019 ganz ernst ist. Das ist die Situation. 6
Bibelkurs - Hoffnung HOFFNUNG - Bibelkurs zu den sog. „katholischen Briefen” Jakobus, Judas, Johannes, Petrus, Offenbarung In seiner Kirchengeschichte bezeichnete Eusebius von Caesarea (ca. 260-340 n. Chr.) sieben Briefe des Neuen Testa- mentes erstmalig als „katholische Briefe“: Jakobus, 1. Petrus und 2. Petrus, 1.-3. Johannes, Judas. Er wollte damit aus- drücken, dass sie an die gesamte Christenheit gerichtet seien (katholikos = allgemein). Seitdem hat sich diese Bezeichnung durchgesetzt. Zusammen mit der Offenbarung wollen wir uns dieser bib- lischen Texte annehmen und dem Hoffnungsbegriff, der sich in all seinen schillernden Facetten durch die Briefe und die Offenbarung zieht, nachspüren. • Was hat es mit diesen Briefen auf sich? • Wer schrieb sie, wann und an wen? • Welcher Bilder und Begriffe bedienen sie sich? Interessierte aller Altersstufen sind herzlich willkommen. Sie können jederzeit einsteigen und auch einmal „nur” einen Abend kommen! Herzliche Einladung dazu, sich mit der Bibel, dem eigenen Glauben und Zweifeln zu beschäftigen, zu hören und zu reden! Erster und letzter Veranstaltungstag: 9. Jan. 2019 - 3. Juli 2019, mittwochs 18.00-19.00 Uhr Leitung, Tel.: Pfarrerin Kathrin Jabs-Wohlgemuth, 02131-53 888 04; kathrin.jabs-wohlgemuth@ekir.de Ort der Veranstaltung: Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Einsteinstraße 194, 41464 Neuss Öffentliche Presbyteriumssitzung | Dienstag | 7. Mai 2019 | 19.30 Uhr | Martin-Luther-Haus 7
Aus der Redaktion Liebe Gemeinde, liebe Leserinnen und liebe Leser, es ist nun schon Tradition, dass ich Sie im er- aber so umfangreich geworden, dass zwei Seiten sten Heft des neuen Jahres über das neue fo- im Innenteil des Heftes dafür notwendig wurden. rum informiere und Sie darauf einstimme. Das Unser Heft vermittelt Wissen und regt zum forum wird von vielen Leserinnen und Lesern Besuch von beschriebenen Dingen an. Mich sehr aufmerksam gelesen. Unser Heft hat den persönlich inspirieren die abwechslungsreichen Charakter eines Magazins mit vielen le- Berichte unserer Autoren zum weiteren Nach- senswerten Beiträgen. Was erwartet Sie in den lesen. In der Vergangenheit haben wir z. B. eine kommenden Ausgaben des Gemeindebriefes? Serie über Straßen, die nach evangelischen Persönlichkeiten benannt worden sind, Die Titelblattserie dieses Jahres wird von veröffentlicht. Da ich die Fotos dazu machte, den Schülerinnen und Schülern der Martin- lernte ich Neuss noch besser kennen. Luther-Schule gestaltet. Die Arbeitsaufgabe im Das Konzept unseres Heftes ist klar und ein- Kunstunterricht war die Darstellung der deutig, es ist nicht nur ein Terminkalender, son- Jahreszeiten. Es ist nicht so einfach, unter- dern, wie der Name forum es ausdrückt, eine schiedliche Zeichnungen zu erhalten: Alle Kin- Zusammenstellung von Texten vieler Autoren zu der zeichnen ähnliche Motive, so ist nicht ver- bestimmten Themen. Im ersten Teil jedes Heftes wunderlich, dass man denkt, die Bilder seien werden unter anderem theologische Gedanken alle gleich. angesprochen, es wird aus dem Gemeindeleben Als zentrales Jahresthema haben wir uns berichtet und auf die Termine der Gemeinde Persönlichkeiten ausgewählt, die ein besonderes hingewiesen. Der zweite Teil jeder forum-Aus- Jubiläum im Jahr 2019 haben. Wir beginnen im gabe beinhaltet weitere Berichte aus der Ge- Heft 1 mit dem Theologen Karl Barth, gefolgt meinde sowie Wissenswertes aus Kunst, Kultur von Friedrich Schleiermacher in Heft 2. Dem und Gesellschaft. Das forum ist ein echtes 200. Geburtstag von Theodor Fontane widmen Gemeinde-Magazin. wir gleich die gesamte Jahresausgabe. Auf unseren Feuilleton-Seiten werden Sie Auf der zweiten Umschlagseite des forums weiterhin Wissenswertes und Interessantes er- stellen wir seit einigen Jahren Kirchen aus un- fahren: über Autobahnkirchen in Deutschland, serer Region vor. Begonnen haben wir mit der Kirchen während der Urlaubsreise, Musik und Serie im Jahre 2012. Die erste Kirche, die wir Architektur, Leben und Kunst aus Osteuropa benannt haben, war die Dorfkirche von sowie über jüdisches Leben im Rheinland und in Kirschroth im Naheland, dem Lieblingsort unse- der Welt. Kirchenlieder, historisch betrachtet, rer langjährigen Redaktionsleiterin Anneliese werden weiterhin von Annelie Kühnel vor- Maas. Es gibt weitere Kirchen in unserer Umge- gestellt. Bei dieser Serie erhält die Autorin Un- bung, die wir noch im Blick haben. Als wir mit terstützung von Dr. Johannes Risse. In allen vier dieser Serie begannen, sollte zunächst das The- Ausgaben referiert Dr. Gisela Götte über den ma nur kurz und knapp auf der Seite 2 angedeu- Schriftsteller Theodor Fontane. Unser forum hat tet werden, im Laufe der Jahre sind die Texte einen Bildungsauftrag. 8
Aus der Redaktion Im letzten Jahr haben wir mit einer neuen Heft bereits unterstützen. Gern können Sie bei Serie begonnen: Lebenslinien. Ich möchte hier- uns die aktuelle Anzeigenpreisliste unter der mit erneut auf diese Serie hinweisen, die von E-Mail-Adresse werbung@c-k-n.de anfordern. Flucht und Vertreibung, vom Aufbau und Neu- Gern können Sie auch einen freiwilligen Be- beginn berichtet. Wenn Sie uns Ihre Lebenser- trag zur Finanzierung der Öffentlichkeitsarbeit fahrungen mitteilen möchten, sprechen oder der Christuskirchengemeinde auf unser Ge- schreiben Sie uns bitte an. meindekonto überweisen: IBAN DE15 3506 Vor drei Jahren haben wir eine Veränderung 0190 1088 3490 47, BIC: GENODE1DKD, Kenn- eingeführt: An den Umschlag des Heftes ist wort: forum. Sie erhalten selbstverständlich hinten ein Doppelblatt zum Heraustrennen mit eine Spendenbescheinigung von uns. dem Titel „Der Weg zu uns“ angefügt worden. In der Stadt Neuss gibt es vier evangelische Auf einer Seite finden Sie die Gottesdienste, Gemeinden. Auf Verbandsebene wurde an- jetzt in der Schriftgröße des Heftes, auf der an- geregt, dass Gemeinden künftig ihre Hefte aus- deren Seite die wichtigen Adressen und An- tauschen. Logistisch ist das kein Problem, da sprechpartner der Gemeinde. Aus der Gemeinde drei Gemeinden bei der gleichen Druckerei pro- kommen ständig positive Rückmeldungen hier- duzieren lassen. Das ist ein Schritt zu einer zu. Die Leser können das Doppelblatt heraus- weiteren Kooperation. Einen gemeinsamen Ge- trennen und z. B. an eine Pinnwand hängen. meindebrief für alle Gemeinden herauszugeben, Das forum ist farbiger geworden, dies ist wäre ein Fernziel der Evangelischen in Neuss. Im nur möglich geworden, da einige Sponsoren uns März haben sich Vertreter der vier Gemeinde- bei der Gestaltung tatkräftig unterstützen. Das briefredaktionen in der Kreuzkirche Gnadental gesamte Heft durchgängig farbig zu drucken, ist zu einem Gedankenaustausch getroffen, um noch nicht möglich. Die Herstellung eines jeden eine weitere Kooperation zu beraten. Denkbar Heftes macht allen Beteiligten sehr viel Arbeit wäre eine gemeinsame Weihnachtsausgabe für und Mühe, es ist nur schade, dass nicht alle Ge- Neuss, ähnlich der „StadtKirchentagsZeitung“ meindeglieder erreicht werden können, da eini- von 2017. Dieses Projekt wäre aber ehren- ge Straßen keine Austräger haben oder die amtlich kaum zu schaffen, hier müssten wir Hefte von Austrägern aus verschiedenen Grün- professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. den aus den Verteilzentren nicht abgeholt Im Internet sind die Neusser Gemeinden un- werden konnten. ter einem gleichen Dach zu finden, an dem ge- Ohne die Mithilfe unserer zahlreichen und meinsamen Internetauftritt wird ständig gear- langjährigen Werbepartner könnten wir den Ge- beitet. Ende Februar hat sich erneut die Inter- meindebrief nicht so umfangreich und informa- netgruppe des Gemeindeverbandes getroffen, tiv herausgeben. Die Umschlagseite Nummer um weitere Möglichkeiten zur schnelleren und vier ist besonders dazu geeignet, eine intensive umfassenden Information für die Nutzer zu Werbeaktion zu starten. Ich möchte an dieser erörtern. Das komplette Erscheinungsbild der Stelle erneut Gemeindeglieder ansprechen, die Website wird in Kürze komplett überarbeitet. freiberuflich oder selbstständig sind, uns bei der Finanzierung des Heftes mit einer Anzeige zu Wir wünschen unseren zahlreichen Lese- unterstützen. Ich möchte außerdem bemerken, rinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre dass einige mit einer Anzeige ihrer Firma unser dieses Heftes. Harald Frosch 9
Personen in der Bibel Personen in der Bibel – Judas Iskariot D er Name „Judas“ ist die damals übliche griechische Form des hebräischen Vorna- mens Jehuda, der Beiname wird meist als Her- kunftsangabe „Isch Querijot“, Mann aus Kari- ot (vgl. Jos 15, 25) gedeutet. Wenn das zu- trifft, ist Judas der einzige Judäer unter den zwölf von Jesus berufenen Aposteln, alle an- deren kamen aus Galiläa. Eine andere Theorie besagt, dass der Beiname auf eine Gruppe von Zeloten hinweist, die als Sikarier, als „Dolch- träger“ („Meuchelmörder“) bezeichnet wurden und Attentate auf Römer verübten. Die Evangelien des Matthäus, Markus und dann die Hohepriester aufgesucht und um eine Lukas bezeichnen Judas als von Jesus berufenen Belohnung für seinen Verrat gebeten haben. Apostel, allerdings wird in Mk 3, 19 und in Mt Man zahlte ihm dreißig Silberstücke. 10, 4 direkt auf dessen Rolle in der Passionsge- Im Lukasevangelium (s. Lk 22, 3) wird dage- schichte mit den Worten „...der ihn dann verra- gen erklärt, der Satan habe von Judas Besitz ten hat“ hingewiesen. Im Lukasevangelium wird ergriffen und ihn zu dieser Tat verleitet. in LK 6, 16 der Begriff „Verräter“ verwendet. Jesus kündigt beim letzten gemeinsamen Andere Bezeichnungen seiner Tat sind „Überlie- Mahl (s. Mk 14, 12 – 26) an, dass er verraten fern, Ausliefern, Preisgabe an die Feinde“. So werde, allerdings, ohne Judas beim Namen zu wird Judas zum aktiven Initiator der Passions- nennen. Dies deutet auf Gottes Vorherbestim- geschichte, die Bezeichnung „Verräter“ bürgerte mung seines Weges hin. sich im deutschen Sprachraum durch Luthers Die eigentliche Auslieferung nach Jesu Fest- Bibelübersetzung ein. nahme im Garten Gethsemane durch die Tem- Dieses Negativbild des habgierigen Verräters pelpolizei erfolgte nach dem Judaskuss. führte dann z.B. im Mittelalter zum Brauch des Matthäus ist der einzige Evangelist, der Ju- Judasverbrennens, in dessen Folge die Juden kol- das nach Jesu Verurteilung als reuigen Sünder lektiv zu Unrecht als Sündenböcke für den Tod schildert ( s. Mt 27, 3 – 10). Christi verantwortlich gemacht und bis ins 20. Auch der Tod des Judas wird unterschiedlich Jahrhundert hinein grausam verfolgt wurden. geschildert. Nach Matthäus’ Darstellung hat Dabei gehört Judas nach seiner Berufung zu sich Judas nach der Rückgabe des Geldes selbst den Personen, die Jesus als „Brüder“ (Mk 3, 34) erhängt, in Apg 1, 15 – 20 ist von einem Unfall anspricht. Mt 26, 15 entsprechend, soll Judas auf dem mit dem Geld gekauften „Blutacker“ 10
(Apg 1, 1/19) die Rede, der seinen Körper bersten lässt. Seine Seele aber geht an „seinen eigenen Ort“ (Apg 1, 25), in den Gott in Seiner Not Hades, die Unterwelt, den Ort der ewigen Menschen gehen zu Gott in ihrer Not, Qual. Er wird damit für seine Habsucht, seine Heuchelei und seine Heimtücke be- flehen um Hilfe, straft. bitten um Glück und Brot, Warum erwählte Jesus Judas, dessen um Errettung aus Krankheit, Charakter er doch kannte, und warum Schuld und Tod. kommt es zum Verrat an Jesus? So tun sie alle, alle, In den Apokryphen (den nicht aner- kannten Schriften der Bibel) wie dem Ju- Christen und Heiden. dasevangelium wird Judas als Held gese- hen, als der Jünger, der durch seinen Verrat Menschen gehen zu Gott in Seiner Not, die Erlösungsgeschichte erst ermöglichte. finden ihn arm, geschmäht, Judas habe damit im Dienst Jesu gestan- ohne Obdach und Brot, den, der ihn selbst darum gebeten habe, sehn ihn verschlungen von Sünde, ihn zu verraten. Judas habe Jesus befreit, indem er ihn auslieferte. Nach Jesu Befehl Schwachheit und Tod. (s. Joh 13. 27) habe er dessen Übergabe auf Christen stehen bei Gott in Seinem Leiden. den Weg gebracht. Die Erlösung durch Jesu Opfertod sei dann erst möglich geworden. Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not, Judas habe durch seinen Verrat damit eine sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot, Mittäterschaft an der Erfüllung des Planes Gottes. stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod, Andere Theologen wie Wolfgang Treit- und vergibt ihnen beiden. ler von der Universität Wien sind anderer Meinung. Treitler kann sich nicht vorstel- Dietrich Bonhoeffer len, dass Gott derart blutige und grausame Wege brauche, um die Erlösung herbeizu- führen. Dieses Denken sei Gottes unwür- dig. Für Treitler war Judas nicht der böse Verräter, sondern Jesus besonders nahe mit dem Wunsch, ihn als Messias zu erleben. So lässt sich abschließend festhalten, dass die Figur des Judas Iskariot völlig un- terschiedlich bewertet wird, die Spanne reicht von Held bis Dämon. Wo aber liegt die Wahrheit? Annelie Kühnel 11
Die Kreuzkirche in Bonn Fortsetzung von Seite 2 Vielleicht haben Sie in die- sem forum auch meinen Arti- kel über den großen Theologen Karl Barth gelesen, der bis zu seiner Zwangsemeritierung 1935 in der benachbarten Uni- versität gelehrt hat. Auf seinen Namen stößt man in der Kreuz- kirche – wie auch auf den von Hans Joachim Iwand – gleich im Eingangsbereich der Kirche. Bei den Kirchenwahlen 1933 waren die „Deut- Krypta erhielt ihre heutige Gestalt 1964-1967 schen Christen“ – der NS-Zweig in der evange- und entstand in den Kellergewölben, die nach lischen Kirche - stärkste Fraktion geworden. den Zerstörungen 1944 als Notkirche und Zu- Dennoch kam Karl Barth über die „Liste für die fluchtsort dienten. Freiheit des Evangeliums“ in das Presbyterium. 1934 verfasste er das sog. „Bonner Bekenntnis“, Werfen wir nun einen Blick hinein: eine Art Vorläufer der „Theologischen Erklärung Über der Tür im Hauptportal, das von einer von Barmen“. Das Bonner Bekenntnis erlangte großen weißen Fensterrose geziert wird, befin- Bekenntnisstatus in der Kirchengemeinde. Das det sich ein Relief, das Christus auf dem himm- Presbyterium verabschiedete zudem Erklärungen lischen Thron zeigt, zu dem die Mühseligen und gegen die Einführung des „Führerprinzips“ und Beladenen emporsteigen. „Wenn ich erhöht des sog. Arierparagraphen in die Kirche. werde von der Erde, so will ich alle zu mir zie- Diese dunkle Zeit unseres Volkes und der hen“, spricht Jesus (Johannes 12, 32). Alle Beter Kirche steht einem Besucher bei einem Besuch und Gottesdienstbesucher sollen wissen, dass der Kreuzkirche stets vor Augen. Unsere Reise- sie bei Christus willkommen sind und Trost und gruppe war tief bewegt beim Besuch der Krypta Ermutigung erwarten dürfen. Tritt man nun und des großen Kellers, der als Luftschutzkeller durch den Vorraum in das Innere der Kirche, zie- diente und an dessen Wänden man noch die hen Altar, Kanzel, Taufstein und Orgel die Blicke Hinweise für die verängstigten Schutzsuchen- auf sich. den erkennen kann. Auffällig sind Sockel und Platte des Altars, Die Kreuzkirche stellt somit immer auch weil aus Graubüttelbrunner Muschelkalk ge- eine Erinnerung an die Jahre 1933-1945 und formt. Das eichene, kupferbeschlagene, mittel- eine Mahnung zum Frieden und Bekenntnis dar. alterlich anmutende Kreuz von Arnold Rickert ist mit roten Halbedelsteinen als Symbol für die Ein Gang durch die Kirche Wundmale Christi und mit Emailmedaillons be- Die Kreuzkirche ist eine dreischiffige Hal- setzt. Im Mittelpunkt befindet sich das Lamm lenkirche im gotischen Baustil. Links befindet Gottes mit dem Kreuz. An den Balkenenden be- sich eine Taufkapelle, rechts die Sakristei. Die finden sich Zeichen für die vier Evangelisten: 12
Die Kreuzkirche in Bonn gestern und heute und derselbe auch in Ewig- keit.“ Das linke Fenster zeigt den irdischen Weg Christi. Es erwächst aus der Wurzel Jesse und führt über Geburt, Taufe, Garten Gethsemane zu Kreuzigung, Tod und Auferstehung. In der Mitte thront Christus dann als Weltenrichter. Es zeigt die Wiederkunft Christi, die mit der Über- windung des Drachen durch den Engel Michael beginnt. Sie setzt sich mit der Einsetzung der Apostel fort, die jeweils mit einem besonderen Symbol versehen sind. Die Wiederkunft vollen- det sich mit dem Wohnen Christi inmitten des neuen Jerusalem. Das rechte Fenster erzählt Engel, Löwe, Stier und Adler, dazu zwölf weiße von der Gegenwart Christi. Wir erkennen die Tauben auf blauem Grund für die zwölf Apostel. Geschichte von der Ausgießung des Heiligen Die Kanzel von Rudolf Scheibner ist mit Geistes (Pfingsten) sowie vier Gleichnisse. Von Darstellungen von Moses, Paulus und dem ver- unten nach oben: eine weiße Rose, das alt- klärten Jesus versehen. Der Taufstein von Eugen kirchliche Zeichen der Nächstenliebe, das Keller stellt die besiegten Dämonen dar. Über Gleichnis vom barmherzigen Samariter, vom der Taufkapelle befindet sich ein Fenster mit der verlorenen Sohn, von den bösen Weingärtnern Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der auf und vom großen Abendmahl. das Kreuz herabfährt. Im Schlussstein der Vierung, gestaltet von Liebe Gemeinde! Paul Siegert, rufen Engel mit Posaunen in alle Vielleicht hat Sie dieser kleine Bericht und vier Himmelsrichtungen zum Jüngsten Gericht. Rundgang dazu angeregt, der Kreuzkirche in der Ein Pelikan, der seine Jungen mit Blut füttert, schönen Stadt Bonn, die für mehrere Jahre mein weist auf Christus hin, der sein Blut für uns gab. Studienort war, einen Besuch abzustatten. Sie So weiß der Glaubende, dass er dem Gericht ge- ist dienstags bis samstags, 9.00 - 17.00 Uhr und trost entgegensehen darf. sonntags von 12.30 – 14.30 Uhr geöffnet. Got- Beeindruckend ist die Orgel mit vier Ma- tesdienste finden samstags um 18.00 Uhr in der nualen und 64 Registern, von Baurat Vogel ent- Krypta und sonntags um 10.00 Uhr in der Kirche worfen und von Paul Ott 1956 ausgeführt. Das statt. Sie liegt sehr gut erreichbar nur wenige Oberwerk verfügt über zwei Flügeltüren, die Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof entfernt von Hans von Stockhausen mit alttestamenta- am Kaiserplatz. rischen Szenen bemalt worden sind. Auf der lin- Ich danke sehr herzlich dem Pastor und Mit- ken Seite erkennt man David, wie er vor König glied des Presbyteriums Wolfgang Crummenerl, Saul die Harfe spielt, auf der rechten Seite die der unser Kirchenführer im September 2018 war Posaunen von Jericho. und der mir wichtige Informationen für diesen Zuletzt betrachten wir uns die Fenster von Bericht zur Verfügung gestellt hat. Hans Gottfried von Stockhausen. Sie legen das Schriftwort Hebräer 13, 8 aus: „Jesus Christus, Ihr Pfarrer Franz Dohmes 13
Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan“ Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan“ A m 23. Dezember 1959 erschien „Der SPIEGEL“ mit einem Foto des Theologieprofessors Karl Barth auf der Titelseite und der bemerkenswerten Zeile „Gottes fröhlicher Partisan“. 1962 titelte das TIME MAGAZINE anlässlich eines Besuchs von Barth über ihn. Sicher kommt es nicht oft vor, dass Theologen die erste Seite von politischen Magazinen zieren. Diese Tatsache und die humorvoll wie ernstgemeinte Zuschreibung sagen jedoch viel über die Bedeutung dieses Mannes aus, der in der ganzen Welt höchste Anerkennung erfahren und dessen Leben und Theologie bis heute tiefe Spuren hinterlassen hat. Wenn die Evangelische Kirche samt unseren schwei- zerischen reformierten Geschwistern 2019 zum Karl- Barth-Jahr ausgerufen haben, dann zeigt auch das, 50 Jahre nach seinem Tod am 10. Dezember 1968 in Basel, die ungebrochene Wertschätzung seines Werkes. Partisan - ja, er war ein Kämpfer für die Sa- des Versagens von Kirche und Theologie die erste che Gottes, für sein heiliges Wort, das in Jesus Auflage seines berühmten Kommentars zum Rö- Christus Gestalt angenommen hat. Streitlustig, merbrief, der ihn mit einem Schlag berühmt wie zäh, unbeugsam, darin aber auch überaus hu- umstritten machen sollte, weil er hier einen ra- morvoll. Gerne zitiere ich immer wieder die An- dikalen Bruch mit dem bisherigen theologischen ekdote, wie er von einer Frau gefragt wurde, ob Denken vollzog. 2019, das bedeutet aber auch sie im Himmel all ihre Lieben wiedersehen wür- 85 Jahre „Theologische Erklärung von Barmen“, de. Er antwortete augenzwinkernd: „Nicht nur die maßgeblich aus seiner Feder stammt. Diese Ihre Lieben. Die anderen auch.“ Dies war durch- Erklärung stellt einen einzigen Widerspruch ge- aus ernst gemeint, denn für Barth war stets klar, gen das NS-Regime, den Allmachtsanspruch des dass die Gnade und Liebe Gottes in Christus „Führers“ und des Staates und dessen evange- größer ist als all die Schuld, die ein Mensch auf lischen Ablegers, die „Glaubensbewegung Deut- sich laden kann, was jedoch nicht bedeutete, scher Christen“ dar, und war so etwas wie das dass er uns Menschen nicht zum unbedingten Grundsatzprogramm der sich gründenden „Be- Glauben und Bekenntnis aufgerufen sah. kennenden Kirche“. Diese Erklärung ist heute Be- 2019 ist nun das Karl-Barth-Jahr. Warum? standteil der Bekenntnisschriften unserer Kirche, Sicher: 50 Jahre nach seinem Tod ist ein Ge- auf die auch ich ordiniert wurde. Um nur einen denkjahr. Aber noch anderes schwingt da mit: wesentlichen Satz daraus zu zitieren: „Jesus Vor 100 Jahren erschien unter dem Eindruck der Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift be- Schrecknisse des Ersten Weltkrieges und auch zeugt wird, ist das Eine Wort Gottes, das wir zu 14
Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan“ hören, dem wir im Leben und im Sterben zu ver- mandenunterrichts in Bern, der Karl Barth zum trauen und zu gehorchen haben.“ Theologiestudium bewegte. Wie er sich erin- Im anschließenden Verwerfungswort heißt nerte, hatte er den Entschluss dazu schon am es dann: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als Abend nach der Konfirmation gefällt. 1904 be- könne und müsse die Kirche (…) neben diesem gann nun sein Studium in Bern. Die Zeit war von einen Wort Gottes auch noch andere Ereignisse der sog. Liberalen Theologie geprägt. Die histo- und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als risch – kritische Erforschung der Bibeltexte war Gottes Offenbarung anerkennen.“ ein Muss. Berlin, Marburg und Tübingen waren Auch ohne den NS-Staat und Hitler aus- weitere Studienorte. Nach ersten Vikariatspha- drücklich zu nennen, war jedem klar, wer und sen trat Barth eine Hilfspredigerstelle in Genf was hier gemeint war, eine Kampfansage! Ein an. Manches Mal äußerte er sich enttäuscht klares Bekenntnis! Man darf nicht vergessen, über die leere Kirche, in der er seine sorgfältig dass bereits versucht wurde, den sog. Arierpara- vorbereiteten Predigten hielt. Im Gemeinde- graphen auch in der Kirche durchzusetzen und brief, für den er viele Artikel schrieb, kritisierte Pfarrer mit jüdischen Wurzeln aus dem Dienst er deutlich diese Haltung der Gemeindeglieder. zu entfernen, was Martin Niemöller und andere Privat fiel in die Genfer Zeit seine Verlobung mit zur Gründung des Pfarrernotbundes, einer Art der sieben Jahre jüngeren Nelly Hoffmann, einer Vorläufer der Bekennenden Kirche, motivierte. ehemalige Konfirmandin, am 16. Mai 1911! Mutige Zeugen des Glaubens! Im selben Jahr traf Barth seine erste Pfarr- Karl Barth wurde am 10. Mai 1886 in Basel stelle in Safenwil, einer Bauern– und Industrie- als ältestes von fünf Kindern geboren. Zeitle- arbeitergemeinde im Aargau, an. Barths Denken bens war er also Schweizer, die Berge liebend, hatte sich schon vorher verändert. Er las die auch wenn er wichtige Jahre seines Wirkens in Schriften Calvins und war ergriffen von dem Deutschland verbrachte. Der väterliche Zweig Gedanken des Gottestaates auf Erden, in dem stammte aus dem Kanton Aargau. Sein Vater Gottes– und Bruderliebe herrscht. Er wandte Johann Friedrich (Fritz) war Pfarrer und zog mit sich den religiösen Sozialisten zu, kritisierte die seiner schwangeren Frau nach Basel, um dort an ausbeuterischen Bedingungen in Safenwil, die der Ev. Predigerschule Neues Testament und Kir- zu Armut und Not der Arbeiter führten. Für ihn chengeschichte zu unterrichten. Die Familie zog aber schon 1889 nach Bern, weil Fritz Barth dort eine Professur antrat. Er verstarb früh mit 55 Jahren im Jahre 1912. In seinen Erinne- rungen bekennt Karl Barth, wie wichtig der Va- ter für seinen Weg in die Theologie gewesen ist. Zu seiner Mutter Anna hatte Barth zeitlebens eine spannungsreiche Beziehung. Er schickte ihr seine Predigten zur Kommentierung, und sie wirkte später immer wieder mahnend auf ihn in seiner schwierigen ehelichen Situation ein. Neben dem väterlichen Vorbild war es vor Karl und Nelly Barth mit den Kindern allem auch der bleibende Eindruck des Konfir- Franziska, Markus und Christoph 1918 15
Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan“ war klar: Jesus war stets auf der Seite der Ar- men. Und die Kirche hat es auch zu sein! Die Arbeiter unterstützten Barth, anders der besit- zende Teil der Gemeinde. 1915 wurde er offiziell Sozialdemokrat, und seine Gemeinde nannte ihn den „roten Pfarrer von Safenwil“. Kraft gab Barth auch die Freundschaft zu seinem Amts- bruder Eduard Thurneysen, die ein Leben lang, mit Auf und Ab, bestehen sollte. Der Erste Weltkrieg begann. Die Kriegslust in Deutschland und die Befeuerung derselben Das „Bergli" in Oberrieden, durch namhafte Theologen erschütterte Barth. im Hintergrund die Garage mit dem „Törli" Wie sollte dies in Einklang mit Gottes Wort zu bringen sein? Unter diesen Eindrücken kam es radikalen Unterschied zwischen Gott und zu einer entscheidenden Neuausrichtung des Mensch. Uns begegnet hier die sog. „Dialek- Menschen Karl Barth und seiner Theologie. Er tische Theologie“. Alles hängt an Gottes Han- begab sich an die Auslegung des Römerbriefes, deln, der die Welt richtet und alles neu macht. in der er ganz Gott in den Mittelpunkt stellt. Der Der Mensch vermag von sich aus nichts zu sei- Mensch kann das Reich Gottes nicht bringen, nem Heil beizutragen. Selbst der Glaube ist un- sondern nur Gott alleine. In der Religion stellt verfügbare Gnade. sich der Mensch selbst in den Mittelpunkt. Der Privat geriet das Leben von Karl Barth in Kommentar erschien 1919 und schlug wie eine arge Turbulenzen. Er verliebte sich in Charlotte Bombe ein. Karl Barth und Nelly Hoffmann wa- von Kirschbaum, die ihm in Zukunft eine unent- ren inzwischen seit 1912 verheiratet und beka- behrliche Mitarbeiterin werden sollte. Es be- men in der Folge fünf Kinder. gann eine tragische Liaison zu dritt, unter der Von Safenwil ging es, für Barth unerwartet, besonders Barths Frau Nelly, aber auch Karl 1921 auf eine Professorenstelle für reformierte Barth selbst und Charlotte von Kirschbaum ge- Theologie nach Göttingen, ohne Doktorarbeit litten haben. Dennoch stellte er seine Liebe zu und Habilitation! Er arbeitete unentwegt an sei- Charlotte nie in Frage. nen Vorlesungen und zweifelte oft, man mag es Die Jahre 1925 – 1930 verbrachte Barth als kaum glauben, an seiner Tauglichkeit für dieses Professor in Münster. 1929 zog Charlotte von Amt. Ein ganzes Professorenleben lang sollte er Kirschbaum in das Haus der Familie ein. Tag und Nacht akribisch an seinen Manuskrip- Die prekäre „Notsituation“ dauerte fast 40 ten arbeiten. Erholung von der Arbeit, von der Jahre an. 1930 erfolgte der Wechsel an die Bon- nicht nur freundlichen Haltung von Kollegen ner Universität, wo er die intensivsten Jahre sei- und den harten Nachkriegsjahren fand er mit ner Lehrtätigkeit erlebte. In diesen Jahren rückte seiner Familie immer wieder auf seinem „Bergli“ die Person Jesu Christi ganz ins Zentrum seines am Zürichsee. Denkens. In ihm begegnet uns Gottes Liebe und 1922 erschien die zweite Auflage des Rö- Gnade, und in ihm ist der Bund Gottes mit uns merbriefkommentars, in dem kein Stein auf dem Menschen besiegelt. Wie politisch diese Er- anderen blieb. In dieser Zeit betonte Barth den kenntnis ist, wird nun an den aufkeimenden 16
Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan“ Schwierigkeiten mit der nationalsozialistischen Weiterhin unterstützte er die Bekennende Kir- Ideologie und ihrer Gleichschaltungspolitik che, auch durch Reisen nach Deutschland. Als deutlich. Ernst wurde es für Barth, der schon Hitler sich anschickte, in die Tschechoslowakei früh auch von kirchlicher Seite wegen seiner einzumarschieren, ermunterte er in einem Brief Äußerungen kritisiert wurde, als er den sog. Hit- zum kämpferischen Widerstand. Seit 1938 durf- lergruß verweigerte, mit dem seit Juli 1933 alle ten nun in Deutschland Barths Bücher nicht Beamten zu grüßen hatten, also auch die Pro- mehr verkauft werden. Sogar seine Bonner Fa- fessoren zu Beginn der Vorlesungen. Barth je- kultät sprach ihm die akademischen Würden ab, doch hielt lieber weiterhin eine kurze Andacht. was ihr im Nachhinein hochnotpeinlich war. In Als man ihn zwingen wollte, erklärte Barth, dass der Schweiz war Barth jedoch auch nicht ruhig- der „Hitlergruß“ in der Kirche und Verkündigung zustellen. Er engagierte sich politisch und sozi- keinen Platz habe, weil hier der Anspruch des al, besonders auch in der Flüchtlingshilfe. Als Staates ende. Aber der Konflikt sollte sich insge- 1939 der Krieg ausbrach, war Barth enttäuscht samt zuspitzen. Inzwischen war Ludwig Müller über die internationale Ökumene, die ein klares Reichsbischof, die Deutschen Christen ver- Wort hatte vermissen lassen. Während des hielten sich als verlängerter Arm des NS- Zweiten Weltkrieges verließ Barth die Schweiz Staates. Der kirchliche Widerstand dagegen for- nicht. Er rief zum Widerstand auf. mierte sich in der Ersten Bekenntnissynode in Er begründete dies mit dem Sieg Gottes in Barmen, wo die bereits erwähnte Theologische Christus über alle Mächte des Bösen. Konse- Erklärung von Barmen verabschiedet wurde. Für quenterweise meldete er sich 1940 zum bewaff- Barth wurde es nun eng, zumal er im August neten Hilfsdienst der Schweiz. Als der Krieg am 1934 auch den geforderten Eid auf den „Führer“ 8. Mai 1945 endete, war für Barth klar, dass je- mit dem Hinweis verweigerte, er könne ihn nur der Einzelne an der Entwicklung seit 1933 leisten mit dem Zusatz „soweit ich es als evan- Schuld trägt, niemand sich aus der Verantwor- gelischer Christ verantworten kann“. tung stehlen darf. Sein Engagement zielte je- Es kam zur Anklage und einem Verfahren, in doch auch auf den Neuaufbau und die Hilfe für dem seine Entlassung aus dem Dienst verfügt Deutschland. Schon im Spätsommer 1945 reiste wurde. Die Bekennende Kirche unterstützte er wieder dorthin, besuchte seine alten Universi- Barth in dieser Zeit, aber dennoch hätte er sich täten und unterstützte die Wiederherstellung eine deutlichere Positionierung gewünscht. An- des Bruderrates der Bekennenden Kirche und die fang 1935 folgte Barth dann einem Ruf nach Gründung der Ev. Kirche in Deutschland (EKD) in Basel, wo er noch 25 Jahre lehren sollte. In den Treysa. Der Wunsch der Ökumene wie auch Karl Kriegsjahren und danach kamen, nein pilgerten Barths nach einem deutlichen Wort der deut- zahlreiche Studenten aus Deutschland und aller schen Kirche zum Versagen in den zurücklie- Welt dorthin, um ihn, den großen Lehrer der Kir- genden Jahren erfüllte sich am 19. Oktober 1945 che, zu hören. Durch seine unbeugsame Haltung mit dem „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ der gegenüber dem NS-Staat und wegen seiner EKD, worin es u.a. heißt: „Durch uns ist unend- Theologie des Wortes Gottes gewann Barth liches Leid über viele Völker und Länder gebracht hohe internationale Anerkennung. worden (…) und (...) wir klagen uns an, dass wir Reisen nach Großbritannien und in die USA nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, folgten; ihm wurden zahllose Ehrungen zuteil. nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender 17
Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan“ geliebt hatten.“ Das war ein Schuldeingeständ- nis, das leider längst nicht von allen Deutschen und ev. Christen geteilt wurde. Barth zeigte sich enttäuscht über die breite Unbußfertigkeit in der deutschen Kirche und Gesellschaft. Entspre- chend legte er gemeinsam mit dem Bruderrat durch das „Darmstädter Wort“ vom 8. August 1947 nach. Den Text durchzieht das Statement „Wir sind in die Irre gegangen.“ Auch dieses Wort blieb heftig umstritten. Das Nachkriegsdeutsch- land wollte zur Tagesordnung übergehen. Karl Barth mit Hans Küng 1966 1946 und 1947 hielt Barth Vorlesungen in seiner alten Bonner Universität, die ihn so schmählich verleumdet hatte, ein Versöhnungs- zeichen. Das alte Schloss war halb zerstört, die Studenten ausgehungert und vom Krieg ge- zeichnet wie die ganze Bevölkerung. Während seiner Bonner Zeit hielt Barth sei- nen berühmten Vortrag „Christengemeinde und Brüdergemeinde“, in dem er nochmals das Ver- hältnis von Kirche und Staat darstellte. Die Chri- stengemeinde ist Teil der Bürgergemeinde, zu der alle gehören. Der Staat hat die Pflicht, Frei- heit und Recht zu garantieren und das Böse ein- Karl Barth mit Enkel Dieter Zellweger 1955 zudämmen. Die Kirche verkündet das Evangeli- um von Jesus Christus, begleitet jedoch den ne der Wiederbewaffnung Deutschlands als Be- Staat und erinnert ihn vom Evangelium her an drohung für den Frieden. Dafür sah er sich oft- seine Aufgaben. Die Christengemeinde ist als mals heftigster Kritik ausgesetzt. Das gewich- solche also stets auch politisch, weil Gott in Je- tige Wort Barths in diesen Fragen führte zu dem sus Mensch um der Menschen willen geworden bereits erwähnten Artikel im SPIEGEL und des- ist. Vom 22. August bis 4. September 1948 nahm sen Zuschreibung als „Partisan Gottes“. Barth an der Gründungsversammlung des Öku- Barth lehrte noch bis 1962 an der Baseler menischen Rates in Amsterdam teil und hielt das Universität. Der Umgang mit den Studenten aus Grundsatzreferat: „Die Unordnung der Welt und aller Welt war sein Lebenselixier. Sie nannten Gottes Heilsplan.“ sich in der Folge „Barthianer“, was dem „Mei- Die Versammlung war von dem Schmerz ster“ nicht so sehr gefiel. Eine Barthianer-Schu- über die Verwüstungen des Zweiten Weltkrieges, le (neben der es auch Bultmanianer gab) wollte aber auch von der Sorge über den beginnenden er nie gründen. Neben seiner Lehrtätigkeit hielt Kalten Krieg der neuen Blöcke getragen. Im Fol- er noch bis 1964 auch Gottesdienste in der Bas- genden mahnte Barth stets eindrücklich vor der ler Strafanstalt und führte dazu viele seelsor- Gefahr der Atomwaffen und verurteilte die Plä- gerliche Gespräche mit den Gefangenen. Er be- 18
Karl Barth - „Gottes fröhlicher Partisan“ mühte sich, den Straffälligen die Gnade und Biographie, auf die sich dieser Artikel im We- Nähe Gottes zu vermitteln. Er betonte respekt- sentlichen stützt, kann man kaum die Bedeu- voll, dass diese nicht anders zu betrachten seien tung dieses Giganten der Theologie beschreiben: als die Menschen draußen. In jedem sind Fehler „Karl Barth hat wie kein anderer Theologe des und Ichbezogenheit zu finden, und wir alle sind 20. Jahrhunderts über Generationen hinweg die durch Christus zu Gott berufen. theologische Landschaft dominiert(…). In vielen Bis zuletzt schrieb er auch an seinem gro- Auseinandersetzungen agierte er geradezu ßen Werk, es ist die „Kirchliche Dogmatik“, de- draufgängerisch. Wenn er es für nötig hielt (…), ren erster Band 1932 und deren letzter Band legte er sich unerschrocken mit den politisch 1967 erschien, unvollendet. Die sog. KD, auch und kirchlich Mächtigen an. Bald wurde er wegen ihres gewaltigen Umfangs von sagen- selbst zu einer Instanz.“ Durch seine strikte haften 14 Teilbänden mit über 9000 Seiten Trennung von Gott und Welt war Barth in der auch „Weißer Wal“ (weil im weißen Einband Lage, „kritisch auf die Welt zu blicken.“ gehalten) genannt, steht auch in meinem Bü- Trotz auch mancher kritischen Betrachtung sei- cherregal und misst etwa 70 cm! ner Theologie in den zurückliegenden 50 Jahren Das Alter forderte nun zunehmend seinen bleibt sein Werk weiterhin eine Herausforde- Tribut, gleichwohl er noch eine ausgedehnte rung für die Theologie und die Kirche. USA-Reise mit Charlotte von Kirschbaum und Hinter diesem großen Theologen verbirgt seinem Sohn Christoph unternahm. Er widmete sich jedoch auch ein Mensch, der lange immer sich nun noch mehr seinen Enkeln und Uren- wieder von Selbstzweifeln begleitet wurde, der keln. Aber ernstere Krankheiten stellten sich ein. nie der Gründer einer Schule sein wollte, der Schwer traf ihn der Umzug von Charlotte von sich in seinem privaten Leben durchaus seiner Kirschbaum in ein Pflegeheim auf Grund einer Schuld bewusst war angesichts seiner Liebe zu Demenz, in dem er sie regelmäßig bis zu seinem zwei Frauen, der in seinem Glauben jedoch ge- Tod besuchte. In seiner wissenschaftlichen Ar- tragen war vom Vertrauen in den unverfügbaren beit, die er trotz der nachlassenden Kräfte wei- Gott, der in Christus das große JA zu uns Men- terführte, wurde er von seinem letzten Assis- schen gesprochen hat. Dies zu verkünden, zu tenten und späteren Biographen Eberhard lehren und gegenüber allen politischen Mäch- Busch unterstützt. Am 10. Dezember 1968 ver- ten mutig zu vertreten, dafür hat Karl Barth sein starb Karl Barth und wurde in Basel beigesetzt. Leben lang gebrannt und bleibt daher auch un- Seine Frau Nelly lebte noch 8 Jahre länger. ser Lehrer bis zum heutigen Tage. Seine Familie und seine große Schar der Schüler werden immer den Mann mit der nie ausge- Ihr Pfarrer Franz Dohmes henden Pfeife im Mund und der Baskenmütze auf dem Kopf in Erinnerung behalten, dessen hellwache blaue Augen hinter der dicken Horn- brille einen anschauten, den Mann, der in jeder Lesehinweis: freien Minute „seinen“ Mozart hörte, der Krimis Christiane Tietz, Karl Barth - Ein Leben im liebte und den eine Freundschaft zum Schrift- Widerspruch. Beck Verlag, 2018 steller Carl Zuckmayer verband. Treffender als Eberhard Busch, Karl Barths Lebenslauf, Christiane Tietze in ihrer jüngst erschienenen München 1975 19
Mensch, Demenz, Kirche Menschen mit Demenz sind Kirche - nicht wegen, nicht trotz, sondern mit ihrer Demenz! Ökumenischer Gottesdienst in der Christ-König-Kirche D ie Kooperationspartner des Projektes „De- menzsensible Kirchengemeinden in Neuss“ feierten am Samstag, dem 26. Januar 2019, Nach und nach ist die Zahl der Interessenten und mitmachenden Organisationen weiter ge- wachsen, neben der Alzheimer Gesellschaft, gemeinsam mit ca. 60 Besuchern einen öku- Kreis Neuss/Nordrhein, sind das die Evangelische menischen Gottesdienst für Menschen mit und Christuskirchengemeinde Neuss, der Katho- ohne Demenz in der Christ-König-Kirche. Die likenrat im Rhein-Kreis Neuss, das Erzbistum anschließende Agape-Feier mit kleinen Speisen Köln, das Bildungswerk der Erzdiözese Köln und und Getränken wurde zum Austausch und der evangelische Kirchenkreis Gladbach-Neuss. Kennenlernen genutzt. Jeder war willkommen und gehörte dazu. Vertreter des Erzbistums Unser Team freut sich über neue Unterstützer. Köln zählten ebenfalls zu den Gästen. Die Für weitere Informationen wenden Sie sich an dazugehörige Ausstellung „Mensch. Demenz. Pfarrer Franz Dohmes, Tel: 02131/222152, Kirche“ konnte im Wandelgang von Christ- dohmes@t-online.de König besichtigt werden. Christoph Golm, Tel.: 0151/58468362 Petra Körnke, Tel.: 0162/9011014 Das Projekt „Demenzsensible Kirchenge- meinden in Neuss“ wurde auf Initiative der Alz- Bei Fragen/Unterstützungsbedarf rund um heimer Gesellschaft, Kreis Neuss, Anfang 2017 das Thema „Demenz“ wenden Sie sich an die mit der Christuskirche ins Leben gerufen. Ziel Alzheimer Gesellschaft, Kreis Neuss/ des Projektes ist es, dass Menschen mit Demenz Nordrhein e.V., Tel.: 02131 – 222110, und ihre Angehörigen sich in allen Angeboten alzheimer-neuss@t-online.de der Gemeinde willkommen und dazugehörig fühlen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung Verantwortlich für diese Pressemitteilung ist ist es, Informations- und Aufklärungsarbeit in die Projektgruppe „Demenzsensible Kirchen in bestehenden Angeboten der Gemeinden zu leis- Neuss“, Heidi Marona, Tel: 02131/222110 ten und Menschen den Zugang zu Hilfsangebo- ten aufzuzeigen. Gleichzeitig sollen bestehende kirchliche Angebote auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz abgestimmt werden, um Ausgrenzungsmechanismen abzubauen. 20
Frühling Frühling, ich grüße dich! Frühling, umschließe mich Mit deinem jungen aufkeimenden Leben, Mit deinem Hoffen und deinem Streben! Wie das Leben sich regt in deinen Keimen Und freudig, wie deine Blumen blühn, So ist es auch Frühling in meinen Träumen, So wird auch mein Herz wieder jung und grün. Theodor Körner 21
Presbyteriumswahl 2020 Presbyteriumswahl 2020 Die Gemeinde steht vor neuen Herausforderungen und braucht Unterstützung D ie laufende Wahlperiode des 2016 ge- wählten Presbyteriums neigt sich schon wieder dem Ende zu. In der Evangelischen lichen Ort neu zu besetzen. Mit der Beset- zung der Pfarrstelle ist dabei nicht nur eine personelle Entscheidung, sondern auch eine Kirche im Rheinland finden in einem Jahr, Entscheidung über die inhaltliche Ausrich- im Frühjahr 2020, die nächsten Presbyteri- tung verbunden. umswahlen statt. Auch wir Gemeindemit- Diese inhaltliche Aufgabenstellung wird glieder der Christuskirchengemeinde sind dadurch erweitert, dass die Landeskirche ih- dazu aufgerufen, das Presbyterium erneut ren Gemeinden aufgegeben hat, sich intensiv zu wählen. Für unsere Gemeinde findet die mit den inhaltlichen Aufgaben ihrer Pfarre- kommende Wahl in einer besonderen Situa- rinnen und Pfarrer zu befassen und diesen tion statt, die auch der künftigen Zusam- Aufgaben einen (neuen) Rahmen zu geben. mensetzung des Presbyteriums eine beson- Ziel ist es, den pfarramtlichen Dienst so aus- dere Bedeutung verleiht. Unsere Gemeinde zugestalten, dass den Pfarrerinnen und Pfar- steht gerade in den nächsten Jahren vor rern ein fokussiertes Arbeiten möglich ist und Herausforderungen, in der sie auf die Un- eine Verzettelung in zu vielen, zu diffusen terstützung ihrer Mitglieder angewiesen ist. Tätigkeitsfeldern vermieden wird. Dies sollen und wollen wir nicht nur bei der Besetzung Eine unmittelbar mit der Wahl in Zusam- der Pfarrstelle an der Christuskirche umset- menhang stehende Herausforderung ist der zen, sondern auch für unsere beiden weiteren Umstand, dass mit Ablauf der aktuellen Pfarrerinnen schaffen. Wahlperiode eine recht hohe Zahl verdienter Diese vielschichtigen Prozesse sind zen- und langjähriger Mitglieder des Presbyteri- trale Aufgabe des Presbyteriums als Leitungs- ums ausscheiden wird, teilweise aufgrund des organ der Gemeinde und können nur erfolg- Kirchenrechts aus Altersgründen, teilweise, reich bewältigt werden, wenn es über das um eine wohlverdiente Pause von der Presby- Wahljahr 2020 hinaus weiter gut besetzt ist. teriumsarbeit zu machen. Das gegenwärtige Presbyterium befasst sich Vor allem wird aber unser langjähriger zwar bereits intensiv mit diesen Aufgaben und und beliebter Pfarrer Franz Dohmes nach vie- hat als ersten Vorbereitungsschritt in einer len die Gemeinde prägenden Jahren im Som- Klausurtagung am 8. und 9. März 2019 erste mer 2020 in den hochverdienten Ruhestand inhaltliche Grundlagen für die Ausrichtung treten. Die Gemeinde steht damit vor der der Gemeindearbeit gelegt. Es wird diesen Aufgabe, die Pfarrstelle an der Christuskirche Prozess in den nächsten Monaten fortsetzen. als einem für die Gemeinde, letztlich aber Die entscheidenden Schritte zur Umsetzung auch für alle evangelischen Christen wesent- werden aber in dem ab 2020 amtierenden 22
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