Laszto Lukacs Zwischen Euphorie und Realität - Nomos eLibrary

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Communicatio Socialis 30 (1997), Nr. 4: 400–459
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                   Laszto Lukacs       Zwischen Euphorie und Realität
                                        Die Medien in der katholischen Kirche Osteuropas
                                        von 1990 bis 2000

              1. Einrührung

             Ich möchte einen Überblick über die katholischen Medien in der
             zehnjährigen Periode zwischen 1990 und 2000, d.h. zwischen den
             politischen Veränderungen in Zentral- und Ost-Europa geben. Seit den
             Veränderungen sind mehr als sieben Jahre vergangen (Zweidrittel des
             Jahrzehnts bis zum Jahr 2000 liegen schon hinter uns). Es ist höchste
             Zeit, die Lage der katholischen Medien zu analysieren, Feststellungen
             zu treffen und einige Schlüsse zu ziehen.
                Sieben Jahre sind eine lange Zeit in dem sich schnell entwickelnden
             Bereich der Medien, aber sie sind noch zu wenig für die Ausbildung von
             wohlfunktionierenden Strukturen und Institutionen. Diese Zeit ist noch
             zu kurz, um die Auswirkungen der politischen Veränderungen im
             Denken und in den Einstellungen der Menschen sowohl in der Gesell-
             schaft als auch in den Kirchen der Reformländer zu ermessen.
                Für unsere Zwecke sind hier nur die herrschenden Ideen in den
             Kirchen der Analyse wert.

              2. Die Medienlandschaft

              2.1 Die Vergangenheit

              Wenn wir über die Kirchen in den postkommunistischen Ländern reden,
              dürfen wir nie vergessen, welche riesigen Unterschiede es in der Region
              gibt. Auch die Medienlandschaft verändert sich von Land zu Land. Das
              ist teilweise auf die Lage vor 1989 zurückzuführen. In Polen und
              Jugoslawien konnte sich die katholische Presse kontinuierlich ent-
              wickeln, wenngleich von der Regierung behindert. In Kroatien gründete
              Kardinal Seper im Jahre 1968 ein Verlagshaus im Geiste des II.
              Vatikanums, und diese Initiative konntetrotz aller Veränderungen der
              Zeit fortbestehen. In Slowenien hat das Verlagshaus Druzina (Familie)
              und sein beliebtes Wochenblatt einen guten Ruf und Erfolg gehabt,
              auch noch während des kommunistischen Regimes.
                 In Polen gabesamEnde der 80er Jahre einen dynamischen Zuwachs
              in den Medien. Es gab 30-40 Wochenschriften und Monatsschriften mit

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DIE MEDIEN IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE OSTEUROPAS

einer großen Auflage. Einige von ihnen unterstützten die wachsende
Solidarnosc und die stille Revolution des Landes.
   In anderen kommunistischen Ländern gab es aber keine katholischen
Publikationen oder nur Untergrundpublikationen; theologische Bücher
und Zeitschriften wurden hineingeschmuggelt mit großem Mut und
Mühe, Manuskripte wurden maschinengeschrieben in 5-8 Kopien. Diese
Länder mußten im Jahr 1989-90 beim Nullpunkt anfangen.

2.2 Spontanes Wachsen an Stelle von organisierter Strategie

Viele Gläubige in den Reformländern befanden sich in den ersten Jahren
der Wende in einer Euphorie von Freiheit. Sie hatten die lliusion, daß in
der Freiheit die Kirche als Institution wie auch Gebäude erbaut und
renoviert werden könnten. Sie müßten nur entworfen, geplant und dann
erbaut werden nach den Anweisungen der Konstrukteure und Architek-
ten. Sieben Jahre sind vergangen, und man muß feststellen, daß dies in
den meisten Ländern nicht gelungen ist.
   Als der Heilige Vater Ungarn im Jahre 1991 besucht hat, ermutigte
er die Bischöfe, einen pastoralen Plan für den Wiederaufbau der Kirche
und des religiösen Lebens zu entwerfen, und die Rekonstruktion des
kirchlichen Lebens mit entsprechenden Empfehlungen und Richtlinien
des pastoralen Plans durchzuführen. Es gibt noch immer fast keine
vollendeten pastoralen Pläne. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile.
   Die Kirche - wie auch andere Gemeinschaften - ist kein starres In-
stitut oder Gebäude, das von Architekten entworfen und nach mechani-
schen Anweisungen aufgebaut wird. Die Mitglieder der Kirche sind
Menschen mit ihren Talenten und Schwächen und haben ihr eigenes
Tempo von Verstehen, Veränderung und Forschritt Für Jahrzehnte gab
es fast keine kirchliche Struktur oder Institution in diesen Ländern: die
Leute, die eine leitende Rolle innehatten, waren meist charismatische
Figuren. Einsame Bahnbrecher mit großem Heroismus und Mut, aber
mit beschränkter Begabung für das Akzeptieren von Systemen, Zusam-
menarbeit oder Koordination. Sowohl der Gemeinschaftsgeist als auch
die institutionelle Regelung waren unbekannt oder lang vergessen für
die Mehrheit der Katholiken, sowohl für die Laien als auch für den
Klerus.
   Von einem kritischen Standpunkt aus gesehen ist es wahr, daß eine
wohlentworfene, wohlausgerüstete, wohlregierte, wohlkontrollierte Re-
konstruktion des Kirchenlebens viel effektiver und viel billiger gewesen
wäre, was auch eine schnellere Entwicklung ergeben hätte. Man sollte
aber nicht vergessen, daß es viele neue Initiativen auf zahlreichen
Gebieten der Kirchentätigkeit gab. Die charismatischen Gestalten der
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        Vergangenheit bemühten sich sehr um pastorale Tätigkeiten aller
        möglichen Art, miteingeschlossen auch die katholischen Medien. Sie
        hatten aber fast nichts für diese Unternehmungen: keine Erfahrung,
        keine genügenden professionellen Kenntnisse, keine Geldmittel. Die
        ersten Veröffentlichungen wurden von pensionierten Ärzten, Ingenieu-
        ren oder von ehrgeizigen jungen Leuten wie Universitätsstudenten
        geschrieben. Sie waren Amateure im wahrsten Sinne des Wortes. Sie
        liebten, was sie machten, und investierten ihre Talente und ihre Zeit. Es
        ist selbstverständlich, daß die Qualität ihrer Produkte mittelmäßig oder
        am Anfang auch schlecht war. Viel Geld, Zeit und Energie wurden
        verschwendet in überflüssigen Versuchen, in fruchtlosen parallelen
        Tätigkeiten. Der Mangel an Berufskenntnissen und an einer minimalen
        Organisation und Struktur verursachte beträchtliche Schäden in mehre-
        ren Ländern.

        2.3 Die gegenwärtige Lage

        Die unentbehrliche Quelle für alle Typen von Medien sind die
        Nachrichtenagenturen. Bis jetzt wurden sechs Nachrichtenagenturen
        gegründet: KAI (Polen), IKA (Kroatien), Der ungarische Magyar Kurir
        (Ungarn), AR! (Ukraine), BLI (Rußland) und KTA (Bosnien).
           Ihre Rolle ist dreifach: ihre eigenen Gläubigen (entweder unmittelbar
        oder durch die verschiedenen Wochenschriften, Monatsschriften oder
        Pfarrblätter) zu benachrichtigen; mit der säkularen Presse in Verbin-
        dung zu bleiben; und an den restlichen Teil Europas Nachrichten zu
        vermitteln. Das größte Hindernis in der Erfüllung der dritten Aufgabe
        ist die Sprache: Sie können in ihrer eigenen Muttersprache keine
        Nachrichten weitergeben, sondern nur auf englisch, französisch oder
        deutsch (italienisch, spanisch), wenn sie auch in West-Europa gelesen
        werden wollen. Einige von ihnen haben schon ein Bulletin in einer der
        Fremdsprachen.
           Was die Druckpresse betrifft, gibt es eine große- vielleicht mehr als
        nötige- Vielfalt von Veröffentlichungen. Eine überraschende, aber auch
        schockierende Vielfalt, mit verschiedenen Vorteilen und Nachteilen.
        Heute gibt es in allen postkommunistischen Ländern mehrere nationale
        und viele Diözesanwochenschriften und Monatsschriften, sogar in
        Ländern wie Weißrußland, Bulgarien, Albanien. Der europäische Teil
        von Rußland hat seit 1994 eine Wochenzeitschrift, und seit 1995 gibt
        es noch eine andere Wochenzeitschrift für die Katholiken in Sibirien
         (200.000 Katholiken der Zahl nach, was aber die Grundfläche betrifft,
        ist die Diözese von Novosibirsk die größte der Welt).
            Über die vielversprechenden Ergebnisse hinaus gibt es aber auch

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DIE MEDIEN IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE OSTEUROPAS

Spannungen und Schwierigkeiten. In mehreren Ländern gibt es keine
oder fast keine Koordination zwischen den Veröffentlichungen, keinen
Dialog zwischen den Verlagen und Redaktionen, keine Umfrage über die
Bedürfnisse der Leser, keine Analyse der finanziellen Möglichkeiten. In
einigen Ländern ist die Kirchenpresse (z.B. in Rumänien und Serbien)
sogar geteilt nach Sprachen, manchmal auch nach Riten: die griechisch-
katholische Kirche hat ihre eigene Wochenzeitschrift in beiden Ländern.
Die Frage, die man stellen muß, lautet: Wer hat die Autorität und
Verantwortung, um zu entscheiden, welche Veröffentlichungen bevor-
zugt werden und welche eingestellt werden sollte? Welche Gebiete der
pastoralen Tätigkeit sind vernachlässigt oder vergessen? Ein ernstes
Zeichen einer möglichen Krise ist, daß die Auflage von vielen Zeitungen
immer geringer wird. Ein neues und vernünftiges Projekt für die Presse
und ein Pastoralplan für die Medien sind unvermeidbar.
   Ein zwingender Faktor für die Schaffung einer realistischen Strategie
in den meisten postkommunistischen Ländern ist - überraschen-
derweise - in den Überlegungen noch nicht präsent: das Geld. Wegen
ihrer Armut sind die meisten katholischen Veröffentlichungen auf
westliche Hilfswerke angewiesen. Die dringende Notwendigkeit dieser
Unterstützung kann nicht bezweifelt werden. Aber eben deswegen sind
Kirchenvorsteher und Publizisten nicht dazu gezwungen, Überlegungen
über die Verwirklichung ihrer Pläne zu machen und realistische
Strategien zu entwickeln, damit sie eine günstige Bilanz für ihre
 Veröffentlichungen erreichen. Das Ergebnis ist, daß obwohl die kirchli-
 chen Hilfswerke versuchen, "die Geister zu unterscheiden", um reale
 Bedürfnisse und irreale Träume und Wünsche zu unterscheiden, doch
in manchen Fällen es nicht die Qualität, die wirklich vorhandene
Notwendigkeit oder die Erwartungen der Leser sind, die eine Veröffent-
lichung aufrechterhalten, sondern gute persönliche Beziehungen mit
 den unterstützenden Institutionen.
    Der Mangel an einer wirklichen Analyse der Lage und an strategi-
 scher Planung führt zu unvernünftigen und nicht realisierbaren Träu-
 men. Viele Kirchenobere und Kirchenmitglieder träumen von einer
 katholischen Nationalzeitung oder von einer katholischen Rundfunkan-
 stalt oder Fernsehen rund um die Uhr, ohne ihre finanziellen Möglich-
 keiten oder personale Ressourcen bzw. die Wirklichkeit einer pluralisti-
 sehen Gesellschaft zu bedenken, und ohne die Vorteile und die Risiken
 eines solchen Unternehmens abzuwägen.

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        2. 4 Wunden, die noch geheilt werden müssen: Angst und Mißtrauen

        Nach vier oder mehr Jahrzehnten der Verfolgung ist eine der typischten
        Syndrome der erwachsenen Bevölkerung die Angst. Nicht einmal
        Kirchenmitglieder sind frei davon. Drei Arten von Angst sind auch im
        Klerus und in der Hierarchie festzustellen.
           2.4.1 Eine ist das Mißtrauen gegen oder auch Angst vor den Kirchen
        in West-Europa. Diejenigen, die bei der Sondersynode der Bischöfe über
        Europa im Jahre 1991 dabei waren, konnten diese überraschende
        Erfahrung machen. Diejenigen, die unter einer totalitären Diktatur
        gelitten haben und ihrem Glauben und ihrer Berufung treu geblieben
        sind, sehen die Christen im Westen als liberal, säkularisiert an, die
        ihren Herrn und ihre Kirche verraten haben. Diese Angst und dieses
        Mißtrauen sind schon geringer geworden, aber bei vielen haben sie sich
        noch nicht ganz aufgelöst. Andererseits könnte dieses Phänomen bei
        vielen westlichen Theologen und Kirchenführern eine gesunde Selbst-
        prüfung hervorrufen, ob die von ihnen bevorzugten Themen wirklich so
        wichtig sind und ob ihre Sprache für alle verständlich ist.
           2.4.2 Zweitens fürchten sich viele offizielle Vertreter der Kirche vor
        den Journalisten. Einige bittere Erfahrungen verallgemeinern sie und
        verdammen alle Journalisten und alle Medien, und machen sie für alle
        Korruption und Sünden unserer Gesellschaften verantwortlich. Das
        Verhältnis zwischen der Kirche und der Presse ist in vielen Ländern
        konfliktlos. Mehr Geduld und Mühe sollte investiert werden, um bessere
        publicrelationsfür die Kirche schaffen zu können. (Nach Umfragen, die
        1990 gemacht worden sind, hielt man die Kirche für die zuverlässigste
        Institutionen in Ungarn. Nach einigen neuerenUmfragen wird sie unter
        den am wenigsten zuverlässigen Institutionen eingestuft.)
           2.4.3 Drittens wurden die meisten Kleriker nie mit unterschiedlichen
        Auffassungen konfrontiert und haben wenig Erfahrung und Einfüh-
        lungsvermögen, um einen Dialog mit Leuten, die unterschiedliche
        Denkweisen und Ideen haben, führen zu können. In einer monolithi-
        schen Gesellschaft wie den Kommunismus konnte sich keine Dialogkul-
        tur entwickeln. Es gibt eine Angst vor denen, die anders denken.
        Christen sollten im Geiste des II. Vatikanums lernen, andere Meinun-
        gen in Offenheit und Toleranz anhören zu können. Die katholische
        Presse kann dabei ihr Vorreiter sein- im Guten und im Schlechten.
           2.4.4 Es gibt noch eine andere ernste Wunde, die geheilt werden
        muß. Das konnte man wahrscheinlich auch in Ost-West-Gesprächen, in
        bilateralen Verhandlungen oder anläßtich internationaler Konferenzen
        erfahren. Man könnte es das Verfolgungssyndrom nennen, und das ist
        bei vielen Christen, besonders unter dem Klerus noch immer erkennbar.

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DIE MEDIEN IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE OSTEUROPAS

Mit anderen Worten: Es ist schwierig, die Zeit der Unterdrückung, der
Verfolgung zu vergessen und die von der ständigen Bedrängnis der
Diskriminierung verursachten Einstellungen zu ändern. Es gibt noch
viele Menschen, die für alle Mißerfolge, Fehler und Schwachheit der
Kirche, persönlich und institutionell die Unterdrücker verantwortlich
machen. Das System der Selbstanalyse, der Prüfung des Gewissens
hinsichtlich der Vergangenheit, der strategischen Planung, der realisti-
schen Analyse der Lage, der Auswertung der Möglichkeiten für die
Zukunft wurde ersetzt durch den heroischen Mut und die unbedingte
Treue der Opfer. Die Zeit der Unterdrückung war eine günstige Zeit für
charismatische Persönlichkeiten und Privatabenteurer, aber sie zer-
störte die Notwendigkeit für Zusammenarbeit, organisierte Strukturen,
biegsame Anpassung an die Lage auch im ökonomischen Sinn. Die
hervorragenden Partisanen der Vergangenheit können oft nicht in eine
gewöhnliche Armee angegliedert werden. Deshalb meinen viele in der
Kirche, daß sie das Recht für umfassende Unterstützung haben, auch
ohne realistisches Budget und regelmäßige Kontrolle.

2.5 Zu eifüllende Aufgaben

2.5.1 Wenn man einen Pastoralplan für die Diözesen und die Länder
aufstellt, sollten die Rolle und der Platz der Medien überlegt und
bestimmtwerden. Wie können sie gebraucht werden, um die Lehr- und
Missionsaufgabe der Kirche zu erfüllen? Wie können die Medien helfen,
die Evangelien zu verkünden, die Gesellschaft und die Kirche neu zu
evangelisieren, Katechese zu erteilen, die Ungläubigen anzusprechen
und die Erwachsenen zu formen? Dem Planen sollte eine Bestandsauf-
nahme über die Bedürfnisse der Empfänger, der Erfordernisse und
Fähigkeiten der Mitteilenden, der technischen und finanziellen Möglich-
keiten verausgehen. Eine solche Bestandsaufnahme könnte die Ent-
scheidungsträger sowohl im Bereich der Pastoral als auch der Medien
dazu befähigen, Richtlinien zu ziehen, Orientierung zu geben und auch
einen konkreten Handlungsplan zu entwerfen mit konkreten Schritten
und einer konkreten Zeitplanung.
   Auf diese Weise könnte ein Pastoralplan für die katholische
Kommunikation geschaffen werden, mit allen Maßnahmen, die in der
Zukunft getroffen werden sollten und könnten. Länder mit einem
entwickelten katholischen Kommunikationssystem können nicht nur
mit Geld, sondern auch mit ihren Sachkenntnissen helfen. Die Hilfe
sollte aber der Lage der betroffenen Länder angepaßt werden. Die
Ratgeber sollten nicht mit festen, auf dem Mediensektor ihrer eigenen
Länder gegründeten Klischees kommen, vielmehr sollten sie einen

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        Lernprozeß durchmachen, um ihre Kenntnisse den realen Möglichkeiten
        und Bedürfnissen des Landes und der kulturellen und sozialen Struktur
        jeder Kirche anzupassen.
           2.5.2 Es gibt ein dringendes Bedürfnis für Erziehung und Bildung im
        Bereich der Medien. Das katholische Kommunikationswesen braucht
        gebildete Sachverständige, die Filme von hoher Qualität oder Program-
        me mit einem anerkannten Namen und Ruf produzieren können auch im
        stark vom Konkurrenzkampf bestimmten Bereich der Medien. In Polen
        gibt es vier Bildungszentren für die katholischen Medien, in anderen
        Ländern aber ist die Erziehung von katholischen Journalisten noch ein
        unerfüllter Traum. Wenn möglich, sollte berufliche Bildung innerhalb
        des Landes geleistet werden, wenn es Institutionen für Hochschulbil-
        dung in den Medien gibt. Katholische Kommunikatoren sollten eine
        starke kirchliche Bildung haben und auch eine gründliche theologische
        Ausbildung.
           Ausbildungszentren in den westlichen Ländern könnten jungen
        Journalisten helfen, Stipendien für postgraduale Kurse zu bekommen.
        Das wichtigste Ziel solcher Kurse wäre die Sensitivität der Teilnehmer
        für die Universalität der Kirche zu wecken, ihnen zu helfen, persönliche
        Kontakte durch ganz Europa zu knüpfen, damit sie mit ihren Schwe-
        stern und Brüdern in Verbindung treten und so die Kirchen anderer
        Länder und Kulturen kennenlernen. (Ich wage zu behaupten, daß eine
        solche zusätzliche Ausbildung auch für die jungen Medienleute von
        West-Europa sehr nützlich wäre.)
           Ich möchte nicht an einer eurozentrischen Einstellung festhalten.
        Aber wegen der Entfernungen und Kosten ist es schwieriger und teurer,
        interkontinentale Verbindungen oder Initiativen auf einem globalen
        Niveau zu verwirklichen. Aber bestimmt sollten die Grenzen von den
        genannten Kursen weiter als Europa oder der ersten Welt ausgedehnt
        werden. Zeit, Geld und Personal bedeuten aber fast unüberwindbare
        Beschränkungen für solche Initiativen.

        3. Die Zukunft von Kommunikation in den neuen Ländern

        3.1 Das Leben von einzelnen und das Leben von Gesellschaften ist auf
        Kommunikation gegründet im breitesten Sinne des Wortes. Menschen
        können nur in Verbindung, in Gemeinschaft miteinander leben. Diese
        Behauptung gilt noch mehr für die Kirche und für die Gläubigen. Das
        Ziel der sozialen Kommunikation ist, die ständige Kommunikation der
        Liebe innerhalb der Kirche, unter den Gläubigen und dem Klerus, aber
        auch in der Kirche und der Welt zu fördern.

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DIE MEDIEN IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE OSTEUROPAS

   Über die pastorale Tätigkeit hinaus kann die Kirchenpresse auch die
humane Entwicklung der Gesellschaften in zwei Richtungen beeinflus-
sen:
a) Sie können der Zivilgesellschaft sowohl Ennutigung als auch Richtli-
   nien innerhalb und außerhalb der Kirche zur Verfügung stellen. Die
   kommunistische Indoktrinierung brachte Wörter wie Gemeinde und
   Verantwortung in Mißkredit, tilgte Wörter wie Gewissen und
   Gemeinwohl.
b) Christen könnten eine alternative Weise des Lebens und Denkens
   entfalten, entsprechend den Zielen der Solidarität und Subsidiarität.
   3.2 Ein anderes neues Phänomen in postkommunistischen Ländern
ist der allgemeine Relativismus. Er wurde von der Säkularisation her-
vorgerufen, durch die schnellen Veränderungen in der Gesellschaft,
durch - wie einige meinen - Modernisierung, durch - von theologischer
Sicht gesehen - die Erbsünde. Was auch immer die Gründe sein kön-
nen, das Ergebnis ist klar: Menschen neigen zu einem immer gefähr-
licheren Leben, das sozusagen zum Selbstmord führt, das die soziale
Ordnung ins Chaos, in Instabilität umwandelt. Francis Fukuyama
schreibt in seinem neuen Buch: "Die wirklich gesunde Gemeinde ... wird
nicht aufgrund ausdrücklicher Regeln und Regelungen, sondern auf-
grund einer Reihe von ethischen Gewohnheiten, wechselseitigen morali-
sehen Pflichten gefonnt, die von den Gliedern der Gesellschaft in-
ternalisiert worden sind. Diese Regeln oder Gewohnheiten begründen
für die Mitglieder der Gemeinde das gegenseitige Vertrauen." (Trust,
Penguin 1996, S. 9)
   Die Abnahme von Vertrauen und moralischer Pflicht hat gefährliche
Folgen für die Gesellschaft. Wenn die Kirche in Ost-Europa sich durch
die Bekehrung der Herzen auf das Heilige Jahr 2000 vorbereiten will,
dann müssen die Christen überzeugt sein, daß sie in ihrer neugeborenen
demokratischen Gesellschaft zu ihren Schwestern und Brüdern gerufen
und gesandt sind, und daß es ihre Aufgabe ist, ihnen zu helfen, den
einzigen Weg zum Leben zu finden, der Christus ist. Die katholischen
Medien können dieser Aufgabe der Neuevangelisation - die zum
Überleben der Menschheit auch im dritten Jahrtausend helfen könnte -
vielleicht auch im westlichen Teil Europas und in anderen Kontinenten
dienen.

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                    Alois Hartmann        Nicht stehenbleiben -
                                          weitergehen
                                          Zur Lage und Weiterentwicklung der Katholischen
                                          Internationalen Presse-Agentur (KIPA)

                Braucht es uns noch? Die Frage ist so berechtigt wie jene nach der
                Akzeptanz der Kirche in der Gesellschaft von heute. Jedenfalls gibt es
                ausreichend Zeichen und Zeugnisse dafür, daß das Bestehen einer
                katholischen Nachrichtenagentur in der Schweiz weiten Kreisen auch
                innerhalb der Kirche nicht (mehr) bekannt, daß zum andern das
                Verständnis für die Bedeutung einer solchen Agentur nur wenigen
                Leuten bewußt ist. Bemerkungen am Rande, erstaunte Fragen und
                rasch hingeworfene Festlegungen sind nicht selten.
                    Die KIPA teilt allerdings dieses Schicksal mit praktisch allen
                katholischen Printmedien. Dafür gibt es gewiß zahlreiche Gründe.
                Otmar Hersehe, seinerzeit auch Chefredaktor an der inzwischen auf-
                gegebenen Tageszeitung "Vaterland" (Luzern), nannte in seinem Vor-
                trag zum 80jährigen Bestehen der KIPA drei Tendenzen, die in diesem
                Zusammenhang von Bedeutung sind: eine radikale Kommerzialisierung,
                eine immer kürzer werdende Lebensdauer von Neuigkeiten und damit
                verbunden eine gewisse Sprunghaftigkeit und Unberechenbarkeit sowie
                die immer zentralere Bedeutung des Layouts.
                    "Der Raum für Ruhe, Besinnung und Reflexion wird immer enger",
                stellte Hersehe fest und verwies darauf, daß dies selbstverständlich für
                alle Medien gelte. Auch sei die Kirche den gleichen medialen Regeln
                unterworfen wie andere Einrichtungen auch. Groß aufgezogen werde
                das, was irgendwie auffalle, was von der Norm abweiche, was aus dem
                Rahmen falle. "Ich habe keine spezielle Untersuchung angestellt, doch
                ich vermute, daß die stärksten Themen der letzten Zeit die Zölibats-
                frage, ferner die Vorgänge im Bistum Chur und die Aktivitäten von
                 Bischof Haas waren. Dazu kamen gelegentlich (aber immer seltener -
                 der mediale Abnützungseffekt ist deutlich) Berichte über päpstliche
                 Reisen und bischöfliche Verlautbarungen."
                    Das ist in der Tat der reale Hintergrund, vor dem auch eine
                 katholische Nachrichtenagentur wie die KIPA zu agieren hat. Weil die
                 Kirche, wie Hersehe sagt, jn der Öffentlichkeit keine besondere
                 Bedeutung mehr besitzt, weil sie zu sehr nur mit sich selber beschäftigt
                 ist, weil sie eine bemerkenswerte Meisterschaft entwickelt, von den
                 Problemen wegzusehen und Unangenehmes zu verdrängen", ergeben
                 sich von selbst auch für eine katholische Agentur recht schwierige
                 Situationen. Darum fordert Hersehe zu Recht, eine mediale Neuorientie-

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KATHOLISCHE INTERNATIONALE PRESSE-AGENTUR (KIPA}

rung bedeute mehr als bloße Optimierung kirchlicher Information; sie
bedeute nichts weniger als die Neuorientierung der Kirche selber.

Auf dem Bestehenden aufbauen

Diese deutlichen Worte werden wohl kaum allseitig Zustimmung finden.
Wer jedoch mitten in der Medienarbeit steht, wer täglich Nachrichten
und Berichte zu formulieren und zu redigieren hat, wer überdies seit
Jahren Einblick in die Medienverhältnisse der Kirche in der Schweiz
besitzt und wer die rasante Erosion in dieser Kirche kennt, wird
zumindest eine zustimmende Kenntnisnahme nicht verweigern können.
   Vor diesem Hintergrund und angesichts einer höchst turbulenten
Entwicklung, die zum 80jährigen Bestehen eindrücklich dokumentiert
wurde, ist es geradezu erstaunlich, daß die KIPA, die Katholische
Internationale Presse-Agentur, sich behaupten konnte und zur Zeit viel
Anerkennung findet. Die Verantwortlichen in den einzelnen Diözesen
wie auf der Ebene der Kantonalkirchen haben erkannt, daß es sich hier
um ein Pfund handelt, mit dem zu wuchern ist. Die Feier zum
80jährigen Bestehen im Mai 1997 wie auch eine ausführliche Diskussi-
on an der Plenarsitzung der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz
der Schweiz haben dies eindrücklich bestätigt.

Die besondere Situation der KIPA

In Zielsetzung und Aufgabenstellung liegt die KIPA wohl auf gleicher
Linie wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn und die
Österreichische Katholische Presseagentur (Kathpress) in Wien. Auf-
grund der besonderen Verhältnisse der Schweiz ergeben sich allerdings
erhebliche Abweichungen in der Organisation der Redaktion und in der
täglichen Arbeit. Zu erwähnen sind vor allem zwei Dinge: einerseits die
Zweisprachigkeit des Dienstes, anderseits eine sehr beschränkte Ab-
nahme aufgrundder Größenverhältnisse.
   Die Redaktion (7 Mitglieder mit zusammen 600 Anstellungsprozen-
ten!) ist in zwei Sprachgruppen aufgeteilt, die engstens zusammenar-
beiten, jedoch einen je selbständigen Dienst redigieren. Angesichts der
unterschiedlichen Mentalitäten und damit auch der unterschiedlichen
Erwartungen, wäre eine reine Übersetzung gar nicht denkbar. Die
beiden Dienste richten sich denn auch nicht an gleichartige Abonnen-
tenkreise.
   In der Westschweiz besteht eine viel engere Beziehung zwischen dem
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HARTMANN

       KIPA-Dienst (französisch: Agence de presse internationale catholique/
       APIC) und den Abonnenten. Der Dienst hat zudem besondere Bedeu-
       tung für die katholischen Medien Frankreichs, weil hier keine entspre-
       chende Agentur besteht; er findet aber ebenso ein höchst interessiertes
       Echo in andern frankophonen Regionen und Ländern. Der Agentur-
       Charakter des Dienstes ist denn auch in diesen Kreisen völlig un-
       bestritten.
          Etwas anders sieht es für den deutschsprachigen Dienst aus. Er hat
       es bei seinen Kunden in der deutschen Schweiz sehr viel schwieriger,
       weil diese eine viel buntere Palette bilden, die unterschiedlichsten
       Erwartungen hegen und deshalb immer wieder die Diskussion nähren,
       ob der Dienst sich nicht grundsätzlich neu orientieren müßte.
          Nach langen Diskussionen sind wir allerdings zur Überzeugung
       gelangt, daß auch für den deutschsprachigen Dienst die Nachrichten-
       agentur die beste Lösung darstellt, um den Auftrag erfüllen zu können.
       Die seit Frühjahr 1996 neu zusammengesetzte Redaktionsequipe hat
       jedoch einige wesentliche Änderungen vorgenommen. So hat sie den
       Dienst von viel Kleinkram und "römischen Anekdoten" entrümpelt und
       versucht, dem Inland mehr als bisher Gewicht zu geben und auch
       kritische Beiträge zu veröffentlichen.

       Neue VVege suchen
       Mit einem guten Dienst allein ist es allerdings nicht getan. Es braucht
       heute angesichts der völlig veränderten Situation, wie sie eingangs
       geschildert worden ist, neue Überlegungen, die Agentur weiterzuent-
       wickeln und den Dienst längerfristig zu sichern.
          Für den französischsprachigen Dienst wird eine besondere Arbeits-
       gruppe im Verlaufe des Winters/Frühlings 1997/98 den verantwortli-
       chen Gremien entsprechende Vorschläge unterbreiten. Für den deutsch-
       sprachigen Dienst hat dies eine sog. "Marketing-Gruppe" bereits vor
       einiger Zeit getan. Die von der Gruppe gemachten Vorschläge gehen im
       wesentlichen von folgenden Überlegungen aus:
          Es bleibt der Auftrag der KIPA, die Christen und die Öffentlichkeit
       allgemein über kirchliche, religiöse, soziale Fragen zu informieren und
       diese Fragen durch entsprechende Beiträge zu vertiefen. Damit erfüllt
       die KIPA eine wichtige Drehscheibenfunktion.
          Wir müssen versuchen, auch unter den neuen Bedingungen an die
       Menschen heranzukommen - egal über welches Medium. Dieser Auftrag
       erfordert einerseits die Aufrechterhaltung des Agenturdienstes, ander-
       seits eine mutige Selektion der Themen aus Religion, Kirche und
       Gesellschaft.

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KATHOLISCHE INTERNATIONALE PRESSE-AGENTUR (KIPA)

   Um ihren Auftrag zu erfüllen, muß die KIPA inskünftig vennehrt
kundenorientiert arbeiten. Der Auftrag erfordert volle Unabhängigkeit
gegenüber der Kirche Schweiz und den einzelnen kirchlichen und
religiösen Gruppierungen, was jedoch die Bereitschaft zum ständigen
Dialog mit der Kirche und deren Institutionen voraussetzt.
   Was hat dies für die tägliche Arbeit und die Weiterentwicklung der
KIPA zur Folge?
- Die KIPA ist und bleibt eine Nachrichtenagentur, hat aber bewußt
   kundenorientierter zu arbeiten.
- Die KIP A muß gezielt eine enge Zusammenarbeit mit interessierten
   Dritten suchen.
- Die KIPA hat neue Kommunikationsmittel wie Internet voll zu nut-
   zen.
- Die KIPA muß aber ebenso eine Mehrfach-Verwertung ihres Dienstes
   anstreben.
   Die Zusammenarbeit mit Dritten drängt sich von selber auf. Ohne
diese ist angesichts der äußerst schmalen personellen und finanziellen
Ausstattung der KIPA an eine weitere Entwicklung der KIPA gar nicht
zu denken. Wir haben zur Zeit zwar eine ausgeglichene Rechnung und
streben eine solche auch für die nächsten Jahre an; Geld für
Investitionen jedoch fehlt zur Zeit völlig. Darum brauchen wir dringend
weitere Partner. Das gilt nicht zuletzt für die verlegerische Aufgabe, die
wir anzupacken haben.
    Das gilt ganz besonders im Hinblick auf die Lancierung neuer
Produkte. Trotz aller Klage über den heutigen Zustand der Infonnatio-
nen aus dem und über den kirchlichen Raum, sind wir der Überzeugung,
 daß in vielen Kreisen ein großes Interesse an mehr und besserer
Infonnation über religiöse, kirchliche und soziale Fragen besteht.
Jedenfalls bestätigen viele Medienschaffende, daß das Echo auf religiö-
 se Beiträge immer auffallend lebhaft ist. Nach Otmar Hersehe ist dies
 nicht verwunderlich: "Viele Menschen sind bis ins Mark verunsichert.
 Sie suchen Perspektiven, die über den Alltag hinausweisen."
    Bereits heute veröffentlicht die KIP A für besonders Interessierte
 unter dem Titel "KIPA-Woche" eine Zusammenfassung der wichtigsten
"Nachrichten einer Woche. Dieses Angebot wird zur Zeit gründlich
 überarbeitet; es soll einen neuen Namen und ein gefälligeres Kleid
 erhalten, um einen möglichst großen Kreis zu erreichen.
    Andere Schritte sollen folgen, so etwa eine Verbesserung des bereits
 bestehenden, wöchentlichen Dienstes "Oeki", der sich speziell ökumeni-
 schen Fragen widmet. Auch hier orten wir nach wie vor ein erhebliches
 Interesse.

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HARTMANN

       Der Kirche eine Stimme geben

       Diese wenigen Ausführungen verdeutlichen das Bestreben der heute für
       die KIPA Verantwortlichen, nicht stehen zu bleiben, sondern ständig
       nach vorne zu schauen, Neues anzupacken, neue Dienste und Dienstlei-
       stungen anzubieten, der Kirche in der Schweiz einen echten Dienst
       anzubieten.
          Einige Voraussetzungen dazu sind bereits gegeben; zu denken ist
       an das neu eingerichtete Computer-System, das nun Schritt für Schritt
       neue Möglichkeiten eröffnet (Internet, Archivdienst usw.); andere
       Schritte sind noch zu tun.
          Das werden immer nur einzelne Schritte sein, weil, wie angetönt, für
       eine raschere Gangart keine Mittel zur Verfügung stehen. Doch was
       möglich ist, ist auch zu tun. Der Auftrag, den die KIPA hat, ist ernst zu
       nehmen: Der Kirche eine Stimme zu geben, mitzuhelfen, daß über sie,
       über Religiöses, Soziales wieder mehr gesprochen wird.

       Literatur

       Hersehe, Otmar, Eine mediale Neuorientierung der Kirche. In: Kirche
         und Medien. Referate und Grussworte zum 80jährigen Bestehen der
         KIPA. Freiburg i. Ue., 1997.
       Niemand ist eine Insel. Kirche, Religion, Gesellschaft im Zeitalter der
         globalen Kommunikation. Publikation zum 80jährigen Bestehen der
         KIPA. Freiburg i. Ue., 1997.

       Diese Publikationen sind zu beziehen bei: KIPA, Postfach 510, CH-1701
       Freiburg.

                https://doi.org/10.5771/0010-3497-1997-4-400, am 17.12.2021, 04:15:36
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11~111111!1!
               Thomas N.       A Focus on the Catholic press
                 Lorsung       Catholic News Service (CNS) in the United
                               States

       Catholic News Service, based in Washington, DC, serves some 200
       publications in the United States and Canada, but is also a leading
       source of news for print and broadcast media in nearly 40 other
       countries.
           With a client base as large as that, CNS is able to fulfill its mandate
       to pay its own way by concentrating on the Catholic press market. CNS
       does not sell its news product to the wider market of the daily press or
       secular radio or TV outlets.
           The reason CNS does not sell to the dailies relates first of all to its
       mission to be of service to the Catholic press. Catholic editors have
       expressed concerns that their best stories would be published in the
       dailies before they had an opportunity to get them into print. There are
       no Catholic dailies in the U.S. and Canada. Most are weeklies, with a
       significant number of biweeklies and a relatively small number of
       monthlies.
           A limited number of CNS stories are available on an information-only
       basis on America Online (AOL), which has 8 1/2 million subscribers
       and CNS is constructing a website on the Internet to make research
        available for a fee.
           With the recent demise of the NewsNet bulletin board service, CNS
        expects to translate all of its stories from that source into a searchable
        database going back to 1988. The CNS library contains paper and
       microfiche files going back to 1920, when the news services was
       founded.
           While questions are raised from time to time about how the secular
        press in the United States obtains its news of the church, the answer is
        from a variety of sources. CNS itself, while authentically Catholic, is not
        an official outlet for information, but a resource which reports on that
        information.
           Secular press reporters obtain their news of the church from the
        Vatican Press Office, for example, and from the U.S. bishops' Office of
        Media Relations. Of course, they also do their own independent
        interviewing, reporting and monitoring of publications, including the
        local and national Catholic press.
           CNS clients pay for the service according to a rate structure based on
        circulation and frequency of publication. In other words, weekly papers
        with large circulation pay more per month than monthlies with the same
        circulation.
                           https://doi.org/10.5771/0010-3497-1997-4-400, am 17.12.2021, 04:15:36
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LORSUNG

             Clients also pay extra for photos, feature columns and special
          packages such as Kids' Chronicle and Viewpoints.
             CNS has a staff of nearly 30 - including four members of a bureau in
          Rome - and they produce a variety of services and publications. The
          best-known CNS publication is Origins, a news-oriented weekly docu-
          mentary product.
             Sales of Origins in print account for an important part of the CNS
          budget.
             CNS receives no subsidy from the U.S. bishops' conference, but it is
          located within the bishops' headquarters building in northeast Washing-
          ton near the National Shrine Basilica of the Immaculate Conception and
          the Catholic University of America. As a "tenant" in the building, the
          news service must pay rent for every inch of space it occupies and for
          services which it uses such as the print shop. It also has an agreement
          to pay additionally for administrative costs.
             As part of the U.S. church structure, Catholic News Service has a
          mission common to the whole Church - to spread the Gospel through
          contemporary means of communication.
             How this mission will be fulfilled - in print, online or through other
          means not yet invented -is another question.
             At CNS, the mission involves reporting the news which affects
          Catholics in their everyday lives. Some ofthat news is good and some is
          bad, but it is what readers need to know in order to work for salvation.
          They need to know that there are saints in the Church today and that
          there are sinners too.
             CNS has on Obligation to report fully and fairly about the involvement
          of the Church in the world today.
             As the Administrative Board of the U.S. Catholic Conference said in
           1985, "First, the church is public. we proclaim the Gospel and build up
          our community openly - ,in the sight of all.' ... Communication implies
          this public quality: to communicate is to share, to overcome isolation
          and individuality and to become community."
             At CNS, the agency strives to build this community through the
          presentation of information.
             "There exists within human society a right to information about
          affairs which affect men individually and collectively and according to
          the circumstances of each", said the Second Vatican Council in its
           decree "Inter mirifica".
             The council document continues, "The proper exercise of this right
          demands that the matter communicated always be true, and as complete
          as charity and justice allow."
             To pursue this mission, to perform this ministry, CNS collaborates

                   https://doi.org/10.5771/0010-3497-1997-4-400, am 17.12.2021, 04:15:36
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CATHOLIC NEWS SERVICE (CNS) IN THE UNITED STATES

with other Catholic journalists in United States diocesan newspapers
and with other editors and reporters around the world.
   How did this mission begin?
   When all the U.S. bishops met in September 1919 - for the first time
since the Third Plenary Council of Balltmore 35 years earlier - the big
proposal on their agenda was a pastoral letter that would have a
dramatic impact on the future of the Catholic press.
   It was the bishops' first national pastoral since 1874, and their first
collective teaching ever applying Catholic social doctrine to domestic
issues and international relations.
   The pastoral included strong praise for the "special value" of the
Catholic press: "As a means of forming sound public opinion, it is
indispensable."
   The pastoral formally established the Nationale Catholic Welfare
Council - renamed "Conference" three years later - consisting of four
departments: education, social welfare, press and literature, and
societies and lay activities.
   Brought in to organize and direct the NCWC Press Department was
Justin McGrath, then managing editor of the San Francisco Examinar, a
veteran journalist.
   McGrath brought in a team of editors and reporters from leading
daily newspapers. The first Rome correspondent was Msgr. Enrico
Pucci, a Rome priest detached from parish work by Pope Benedict XL
   McGrath worked under Paulist Father John J. Burke, founding
inspiration and first general secretary of the NCWC. Father Burke had
been editor since 1904 of The Catholic World.
   The Catholic Press Association, which had been formed in 1911 and
under whose auspices a group of U.S. and Canadian publications had
formed a cooperative network of foreign correspondents, gladly turned
over the work of its still-small foreign service to the bishops' new press
agency.
   The first Catholic News Sheet was issued by the NCWC Press
Department Aprilll, 1920. Its leadstorywas in an eight-column box,
"Pope Benedict Blesses N.C.W.C. News Service."
   Other stories among the 15 in the inaugural news sheet reported on:
- U.S. Catholic ernerging as the nation's largest religious group in the
   1920 census.
 - A proposed new diplomatic agreement between the Holy See and
   France.
 - Questions about what role Christians would have in the governance of
   Jerusalem.
   The very last news item sent to editors in 1929, closing out the news

                  https://doi.org/10.5771/0010-3497-1997-4-400, am 17.12.2021, 04:15:36
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LORSUNG

          service's first decade of existence, was a biography of Cardinal Pacelli,
          the man who nearly 10 years later would become Pope Pius XII.
              What was the function of this new phenomenon called a news
          service?
              In an address to the CPA convention in Savannah, Ga., in 1927
          Bishop Philip R. McDevitt of Harrisburg, Pa. NCWC Press Department
          chairman, made this statement about NCWC News Service:
              "1. The news service was established to provide the Catholic press
          with correct and adequate reports of Catholic activities in America and
          in foreign countries.
              2. The news service merely supplies data, information, facts, etc. It
          publishes nothing. The responsibility for the publication of items of
          news, which the news service sends out, rest upon the Catholic papers
          themselves who are the final and only judges of what sha1l be placed
          before their readers. The news service deals with editors, not with the
          general reading public. This declaration is supremely important. If it is
          true, then editors and publishers and the general public must see that
          the purpose of the news service is decidedly different from that of a
          newspaper.
              3. Catholic editors look to the news service for full and accurate
          reports of happenings of interest to Catholics.
              4. The information sent out by the news service must be news in
          every aspect."
               On coverage of controversy he said:
              "Here in this great republic there are many subjects outside of the
           specific and definite teachings of the church about which, because
           freedom of opinion is permitted, Catholics are not in agreement. A
           glance at the history of the church in America and other countries
           shows that, at times, one group of ecclesiastics and laymen have stood
           for certain theories and policies and another group for the very opposite.
              So long as such situations last, which I presume to say in their final
           outcome always redound to the good of religion, should not the
           subscribers to the news service feel that they are getting the facts from
           the office of the news service, in orderthat they may deal intelligently
           with questions which are open until a definite decision is made by the
           proper church authorities ?"
               Since the news service began under the leadership of McGrath, there
           have been seven directors.
               Of all the directors, Frank A. Hall (1932-1963) had by far the Iongest
           tenure, guiding the news service through the turbulent 1930s, the war
           years of the 40s, the Cold War years of the 50s and into the beginning of
           the 60s, which began with the election of the first Catholic president of

                   https://doi.org/10.5771/0010-3497-1997-4-400, am 17.12.2021, 04:15:36
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CATHOLIC NEWS SERVICE (CNS) IN THE UNITED STATES

the United States and the announeerneut of the opening of the Second
Vatican Council.
   The news agency changed its name to National Catholic News Service
 (NC News) in 1966 and then to Catholic News Service (CNS) in 1989 to
refl.ect more accurately that it reported on more than "national" church
news.
   The news service began by mailing its reports. It now delivers its
material via staellite, electronic mail and electronic bulletin boards and
the Internet. Most diocesan newspapers subscribing to the service in
the U.S. and Canada have received it by satellite for years, but by
September 1999 the Internet will be the main delivery method.
   The mail version of the news report now goes largely to information-
only subscribers, but is mailed to some overseas publishers.
   News and background reporting worldwide is achieved through a
wide network of free-lance correspondents and cooperation with other
news agencies, Catholic and secular. Among U.S. diocesan papers,
editors in different regions monitor stories for dissemination by CNS.
   Among CNS clients in 40 countries worldwide is Vatican Radio,
which circulates news service reports within the Vatican and around
the globe.
   Events inside and outside the church, actions by the United States
government and other countries, developments at the United Nations
and activities of the pope and the Vatican offices - a11 these and many
others are part of CNS reportage.
   Each day, Monday through Friday, up to 12,000 words of news copy
go into the CNS electronic information systems and out to clients
around the world.
   While the daily news report is CNS' main job, it engages in other
activities including:
- A photos/graphics service, available on a bulletin board soon
   reachable through the Internet or by direct dialup.
- Weekly columns of commentary and opinion and monthly discussions
   of differing viewpoints on timely topics.
   - A weekly religious education series, Faith Alive! , designed to
       provide insights into everyday experiences of faith for newspaper
       readers and participants in parish discussion groups.
- A weekly roundup of stories written in Spanish.
As special features within the daily news service CNS offers:
- Movie, television and video reviews and film classifications based on
   moral content, written by the Office for Film and Broadcasting of the
   U.S. Catholic Conference.
- Book reviews of religious works and secular best sellers.

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                       Open Access –              - http://www.nomos-elibrary.de/agb
LORSUNG

          - Regular background and analytical columns from Washington, Rome
             and datelines worldwide.
          - Newsmaker in-depth interviews of prominent personalities.
          - Annual roundup of top stories and major players on the Catholic
             scene and editors' selections of the most important stories and people
             ofthe year.
          - Major texts from newsmakers at the Vatican, at the bishops'
             conference or anywhere in the world.
             What is the future of the news service and its constituency, the
          Catholic press worldwide?
             In 1992, the Pontifical Council for Social Communications said in its
          pastoral instruction, "Aetatis novae":
             "At the dawn of a new era, a vast explosion of human communicati-
          ons is profoundly influencing culture everywhere."
             And that explosion should stimulate the creative energy of the
          Catholic press so that it uses the newest technology for its progress.
             At the news service, in cooperation with client editors, there has been
          movement from mimeograph to satelite to the Internet in a quarter
          century. And with each change, it has become possible to communicate
          more quickly and clearly.
             The challenge for the future will be for CNS and for the Catholic press
          in general to use the newest developments for the betterment of their
          apostolate.
             The Internet holds enormous promise as an evangelization tool even
          for a print publication. Daily newspapers for example will run stories
          about events and then provide much more extensive detail on a web site.
          And many dailies generate extra revenue through their Internet
          presence by charging readers for research.
             Catholic publications which fear that the Net will diminish their
          audience or replace them, should look past experiences to see how
          media work together.
             In the early days of television, newspapers ignored the phenomenon
          because they feared it; now the papers have special TV critics in both
          the arts and sports sections.
             From the TV side, local news programs often include a segment
          featuring at least the front page stories of popular regional newspapers
          or nationally circulated publications such as USA Today and The New
          York Times.
              "Communio et progressio", the 1971 pastoral instruction of the
          means of social communications, ends with this optimistic view:
              "The People of God walk in history. As they - who are, essentially,
          both communicators and recipients - advance with their times, they

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                418     Open Access –              - http://www.nomos-elibrary.de/agb
CATHOLIC NEWS SERVICE (CNS) IN THE UNITED STATES

look forward with confidence and even with enthusiasm to whatever the
development of communications in a space age may have to offer."
These are even more important guidelines as the millennium draws
near.

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111111111~11111111~
                      Hans Siemons        Ein katholischer Bücherriese
                                          macht Furore
                                         Weltbild-Verlag: Branchenführer im Buchversand-
                                         handel

                  Ein katholisches Magazin gab dem Verlag den Namen, doch zum
                  "Renner" in der Medienbranche wurde die "Weltbild Verlag GmbH"
                  durch den Buchhandel, und dort vornehmlich durch sein Versand-
                  geschäft. Heute ist das Augsburger Unternehmen der größte Buchver-
                  sandverlag im deutschsprachigen Raum und rangiert an siebter Stelle
                  unter den hundert größten Buchverlagen in Deutschland, Osterreich
                  und der Schweiz. Mit 735 Mio. DM Jahresumsatz 1996 rückte Weltbild
                  damit bedrohlich nahe an den Branchenriesen, die Bertelsmann-Gruppe,
                  heran. Auch für 1997 weist die Tendenz weiter nach oben.
                     Der Mann, der für den außergewöhnlichen Erfolg des konfessionellen
                  Hauses steht, heißt Carel Halff (46), ein gebürtiger Niederländer, der
                  vor 20 Jahren die Geschäftsleitung des "Weltbild-Bücherdienstes" mit
                  einem vergleichbar bescheidenen Jahresumsatz von 600.000 DM
                  übernahm. Ausgestattet mit einer gründlichen Ausbildung im Buchhan-
                  del, mehr noch mit einem Ideenreichtum für Entwicklungschancen auch
                  für einen Verlag auf konfessioneller Grundlage, ging Halff neue Wege,
                  die für den Newcomer der Branche nicht ohne Risiko waren. Unter-
                  stützt wird er von den Gesellschaftern des Unternehmens, 15 deutschen
                  Diözesen (Stammkapital: 30 Mio. DM), die dem cleveren Manager
                  sämtliche Erträge zu weiteren Investitionen überlassen.
                     Das Geheimnis des Erfolgs lag in einer Alternative zu den bekannten
                  Buchversand-Methoden - Leseclubs, mit denen der Versandhandel den
                  Markt unter sich aufgeteilt hatte. Halff setzte auf das Motto, das auch
                  die monatlich erscheinenden vierfarbigen und 200 Seiten starken Ka-
                  taloge als Label ziert: "Kein Klub. Keine Mitgliedschaft. Viele Preisvor-
                  teile!" Weltbild eroberte damit über 2 Mio. Stammkunden und über 2,5
                  Mio. gelegentliche Bezieher seiner Buchangebote. 12.000 telefonische
                  Bestellungen erreichen das neue, vorerst teilweise bezogene Verlags-
                  gebäude jeden Tag. 30.000 Buchpäckchen verlassen gleichfalls täglich
                  die Laufbänder des Versands.
                     Die breite Palette des Angebots war nur möglich durch Gründungen
                  und Zukäufe von Verlagen, die den heutigen Konzern ausmachen. 1987
                  wurde die religiöse Basis durch den renommierten Pattloch-Verlag
                  verstärkt, der zum Marktführer in seinem Sektor ausgebaut werden soll.
                  Welche Resonanz auch Sonderveröffentlichungen in diesem Bereich

                            https://doi.org/10.5771/0010-3497-1997-4-400, am 17.12.2021, 04:15:36
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EIN KATHOLISCHER BÜCHERRIESE: WELTBILD-VERLAG

finden, bewies die 1995 erfolgte Produktion der Hundertwasser-Bibel,
deren 35.000 Exemplare zu dem stolzen Preis von 985 DM schon vor
Erscheinen ausverkauft waren. Mit einem ähnlichen Erfolg rechnen die
Augsburger Verlagsmanager mit einer Bibel-Edition des spanischen
Surrealisten Salvador Dali, die seit Juni 1997 im Handel ist. Ermutigt
zu solch aufwendigen Projekten religiösen Inhalts fühlen sich die
bayerischen Büchermacher nicht zuletzt durch den Versand von
Begleitbüchern zu der ARD-Filmserie über das Alte Testament, die eine
gleichfalls unerwartet große Nachfrage auslöste.
   Seit 1987 setzte sich die Expansion unaufhörlich fort. Der 1988
gegründete Augustus-Verlag gibt Ratgeber und Hobby-Bücher heraus,
der Naturbuch-Verlag Themen zu Umwelt und Artenschutz. Mit dem
Kauf des Battenberg Verlags wurde das Angebot der Weltbild-
Verlagsgruppe um Sammler- und Aktionskataloge erweitert. Der 1995
erworbene Österreichische Steiger-Verlag steuert seitdem Produkte aus
 dem Bereich aktive Freiheit bei. Modernes Antiquariat kommt aus den
Verlagen Bechtermünz, Midena (ehemals Schweiz) und Weltbild.
Diesen acht Sachbuch-Verlagen wurde im April 1996 der Münchner
Schneekluth-Verlag angegliedert, der auf Belletristik spezialisiert ist
und damit eine Programmlücke innerhalb des Konzernangebots schloß.
    Leser der Weltbild-Verlagsgruppe können monatlich zwischen 1.000
und 2.000 Titeln wählen. 40 % davon werden monatlich in den
 Katalogen ausgetauscht. Immerhin beträgt der Umsatzanteil an Bü-
 chern 60 % (1996: 500 Mio. DM). Daneben erweist sich das Zu-
 satzangebot an CDs, Videos und an einem sorgfältig ausgewählten
 Sortiment von Geschenk- und Gebrauchsartikeln mit 3.000 Stammkun-
 den als einträgliches Geschäft. Vor allem im Sektor Musik (Calig-Verlag
 und Weltbild-Musik) aus dem klassischen und Unterhaltungs-Bereich
 fand der Konzern ein interessiertes Publikum.
    Als Branchenriese im deutschsprachigen Versandbuchhandel und
 zweitgrößter Postkunde Bayerns nach dem Quelle-Versandhaus fürch-
 tet Weltbild nicht, die Grenze seiner Expansion bereits erreicht zu
 haben. Verlagschef Carel Halff kreierte vor drei Jahren mit "Weltbild
 plus" einen Zweigbetrieb, der auch vor Ort Leser für die Produkte seiner
 Verlagsgruppe mobilisiert. Im Gegensatz zu anderen Buchversendern,
 die mit eigenen Läden ausschließlich ihren Clubmitgliedern dienen,
 schuf er nach einer Testphase in drei bayerischen Kleinstädten eine
 Ladenkette, die das Katalogangebot (90% des Gesamtangebots) um ein
 Sortiment aktueller Bestseller-Literatur und Nachschlagewerke wie
 Duden und Kochbücher - insgesamt 7.000 Titel - erweitert. Bis Mitte
 1997 existierten bereits 34 Weltbild-Läden in Deutschland, Österreich
 und der Schweiz.
                  https://doi.org/10.5771/0010-3497-1997-4-400, am 17.12.2021, 04:15:36
                       Open Access –              - http://www.nomos-elibrary.de/agb
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