DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
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DA S M AG A Z IN DES NAT UR HIS TOR ISC HE N MUSE U M S W IE N F RÜHLING 2 018 DAS NATUR- HISTORISCHE BAOBAB MISSION ROSETTA BIODIVERSITÄT PREISE N N FÜR NACHWUCHS N ACHTUNG STEINSCHLAG N EXKURSIONEN IN DIE AU N PIONIERIN DER PASCAL MAITRE GEOLOGIE N EINSATZ FÜR DEN FRIEDEN
2 EDITORIAL AUS DER GENERALDIREKTION 3 LIEBE LESERIN, I n der neuen Ausstellung zeigt das Deutsche Zen- 21 Instrumente flogen mit Rosetta und Philae trum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vom 9. Mai zum Kometen Churyumov-Gerasimenko: Die in- LIEBER LESER! bis zum 12. September 2018 in Kooperation mit ternationalen Wissenschafter-Teams wollten unter dem NHM Wien und der Max-Planck-Gesellschaft, anderem herausfinden, wie sich der Komet zusam- warum Kometen so faszinierend sind und wie die mensetzt, welche physikalischen Eigenschaften er Rosetta-Mission ihre Geheimnisse erforschte. Die hat und auch, ob Kometen einst Wasser und die Idee, eine Raumsonde und einen Lander zu einem Bausteine des Lebens auf die Erde brachten. „Die Kometen zu schicken, wurde schon vor fast 30 Jah- Entwicklung des Lebens ist eine Grundfrage unse- ren geboren. Man wollte länger vor Ort bleiben – rer Forschung“, erklärte Tilman Spohn, der frühe- und beobachten, wie der Komet auf seinem Weg re Direktor des DLR-Instituts für Planetenfor- D um die Sonne zunehmend aktiv wird und dabei Gas schung. „Rosetta hat uns gezeigt, dass Kometen als as Jahr 2017 war ein sehr gutes Jahr für Mal gezeigten eiszeitlichen Löwen- und Wolfshund- und Staub ins Weltall schleudert. Lieferanten prebiotischer Moleküle in Frage kom- das Naturhistorische Museum Wien – über Babys aus dem Permafrost, sind ein echter Besucher- men, aber sicher nicht die Hauptquelle von Wasser 750.000 Menschen haben unser Haus be- magnet. EHRGEIZIGE MISSION MIT HOHEN ZIELEN auf der Erde waren.“ Eines der Experimente zur sucht, eine Steigerung von etwa sieben Pro- J „Diese kometentypischen Prozesse waren nicht aus- Untersuchung von Kometenstaub mit dem Namen zent gegenüber dem Vorjahr. üngst wurde im Schausaal 4 die komplett neu reichend erforscht, wir hatten vieles nicht verstan- MIDAS stand unter österreichischer Leitung (durch Wir freuen uns besonders, dass unsere Program- gestaltete Edelsteinvitrine präsentiert. Hier sind den“, sagt Ekkehard Kührt, Planetenforscher am das Institut für Weltraumforschung IWF der ÖAW), me, Vorträge und Ausstellungen auf so großes Inter- nun die wertvollen Objekte im wahrsten Sinn des DLR. „Außerdem gelten Kometen als Zeitzeugen NHM-Wien-Generaldirektor Christian Köberl ist esse stoßen. Die große Sonderausstellung „Hund & Wortes im neuen Licht zu sehen. Nach einem der Planetenentstehung, da sie ihre ursprünglichen Mitglied dieses Forschungsteams. Von diesem Ex- Katz“, eine dynamische, interaktive Präsentation über Jahr intensiver Arbeit unserer Mineraloginnen und Eigenschaften weitgehend erhalten haben.“ periment werden in der Schau auch Objekte gezeigt. die beliebtesten Hausgenossen des Menschen, erfreut Mineralogen sowie externen Helfern ist es nun gelun- Die Ziele waren damit gesetzt: Zum ersten Mal sich nach wie vor großer Beliebtheit und ist noch bis gen, diese unvergleichbare Sammlung „brillant“ auf- sollte eine Raumsonde um einen Kometen kreisen EIN KOMET MITTEN IN WIEN 6. April 2018 zu sehen. Ein reichhaltiges Begleitpro- zustellen. Als Leihgabe des Kroatischen Naturkun- und ihn auf seinem Weg durch das Sonnensystem Die internationale Mission startete am 2. März gramm mit u. a. einem Tag „Rund um den Hund“, mit demuseums in Zagreb zeigen wir temporär die ver- begleiten, zum ersten Mal sollte mit dem von einem 2004. Zehn Jahre dauerte die Reise durch das Welt- mutlich ersten Schmuckstücke der Menschen – 130.000 Konsortium unter Leitung des DLR entwickelten all, bei der die Rosetta-Sonde bei nahen Vorbeiflü- Jahre alte Adlerklauen der Neandertalerinnen und Lander Philae ein Labor auf einem Kometen auf- gen an Erde und Mars Schwung holte und auf Chu- Neandertaler. Und im Februar hat das NHM Wien setzen und dort Messungen durchführen. Die pas- ryumov-Gerasimenko zuflog. Am 6. August 2014 auch einen neuen, interaktiven Erdbebenmonitor in senden Namen für Sonde und Lander waren schnell erreichte Rosetta ihr Ziel, am 12. November erfolg- der geologischen Schausammlung vorgestellt. gefunden: Mit Rosetta erinnerte man an den Stein te dann mit Philae die erste Landung auf einem A von Rosetta, mit dessen Hilfe die ägyptischen Hie- Kometen. Alle diese Stationen dokumentiert die nfang März freuen wir uns auf die neue Fo- roglyphen entschlüsselt werden konnten. Ausstellung, in der auch ein Modell der Rosetta- to-Ausstellung zum Thema Baobabs (auch Raumsonde im Maßstab 1:5 sowie ein Modell des Affenbrotbäume genannt). Spektakulär sind Philae-Landers in Originalgröße gezeigt werden. hier nicht nur die Bäume, sondern auch die Ein weiterer Protagonist der Mission, der Komet Bilder des bekannten französischen Fotografen Pas- Churyumov-Gerasimenko, steht – 4,3 Meter mal cal Maître. Anfang Mai reisen wir mit der Rosetta- 3,6 Meter groß und somit im Maßstab 1:1000 – als Sonde zum Kometen „Tschuri“ und erfahren in einer Größenvergleich auf dem Stadtplan von Wien. NHM WIEN großen Sonderausstellung (eine Kooperation mit der Deutschen Agentur für Luft- und Raumfahrt) viele In der neu gestalteten Edelsteinvitrine im Schausaal 4 spannende Dinge über die berühmten Schweif- sind die wertvollen Objekte im wahrsten Sinn des sterne und was sie uns über unser Sonnensystem (und Wortes im neuen Licht zu sehen. seine Frühgeschichte) verraten. Auch die österreichi- sche Beteiligung an dieser erfolgreichen Sonde der Katzenvideos sowie mit Vorführungen der Zollspür- europäischen Weltraumagentur ESA wird in der Aus- hunde haben reges Besucherinteresse hervorgerufen. stellung thematisiert werden. Auch die ganz besondere Ergänzung dieser Schau Wie immer lade ich Sie herzlichst ins Haus am Ring Kometen. ESA/ROSETTA/NAVCAM, NHM WIEN aus dem eisigen Boden Sibiriens, nämlich die in Zu- ein, wo es immer etwas Neues zu entdecken gibt. sammenarbeit mit dem Zoologischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften zum ersten Christian Köberl, Generaldirektor Die Mission Rosetta Eine Reise zu den Ursprüngen des Sonnensystems
4 AUSSTELLUNG 5 Baobab, der Zauberbaum Das NHM Wien präsentiert von 7. März bis 3. Juni 2018 Fotografien von Pascal Maître, die so einzigartig sind wie die Bäume selbst. Von Gertrude Zulka-Schaller PASCAL MAÎTRE zählt zu den besten Fotografen der Welt. Er arbei- tet für renommierte Magazine wie GEO, Stern, Le Figaro, Paris Match, L’Express und National Geographic. Vor allem durch PASCAL MAITRE (5) seine Arbeiten über Afrika und Madagas- kar ist er zum Inbegriff eines Farbfotogra- fen geworden. Die tief empfundene Liebe zu den Bewohnern dieses Z Kontinents hat ihn auch ver- ahlreiche mystische Ge- Die Madagassen nennen einen al- Einige Arten sind mittlerweile anlasst, über einen langen schichten ranken sich um ten Baobab die „alte Großmutter“, stark gefährdet. Baobabs werden Zeitraum hinweg die Bao- den Baobab. So z. B. die weil der Stamm ganz mit Furchen auch Affenbrotbäume genannt. babs in den Blick zu nehmen Erklärung der typischen überzogen ist. Dieser Name ist allerdings für Ma- – jene majestätischen Bäu- Wuchsform: Zanahary, der Mada- dagaskar nicht treffend, da es hier me, die das Gesicht der Insel gassische Schöpfergott, war auf Zahlreiche afrikanische Sprich- keine Affen gibt, sondern nur Le- Madagaskar prägen. Die Bil- den Baobab schlecht zu sprechen, wörter nehmen Bezug auf die Ba- muren. Und die verzehren die der von Pascal Maître, die in weil dieser ständig an allem her- obabs: Frucht – das sogenannte der Ausstellung gezeigt wer- umnörgelte. Als es ihm schließlich „Affenbrot“ – nicht. den, bringen in ihrer Schön- „Wer einen Baobab versetzen will, zu bunt wurde, riss er den Baum heit die Faszination dieser verrenkt sich nur den Arm.“ aus dem Boden und steckte ihn BIS ZU 1800 JAHRE ALT einzigartigen, mythischen kopfüber in die Erde – das weit- „Je mehr Rinde man einem Baobab Im Nationalpark von Tsimanam- Bäume perfekt zur Geltung. läufige Wurzelwerk gen Himmel abreißt, desto dicker wird er.“ pesotse steht der älteste Baobab Pascal Maître berichtet gereckt. „Die Wissenschaft ist wie der Madagaskars. Er ist laut Messun- über außergewöhnliche Be- Für die Madagassen ist der Ba- Stamm eines Baobabs: Ein Mensch gen mit der Radiokarbonmethode gegnungen mit diesen Bäu- obab ein Geschenk: Er liefert Nah- allein kann sie nicht umfassen.“ rund 1600 Jahre alt und damit der men – unter anderem von ei- rung, Wasser, Kleidung, Material zweitälteste Baobab der Welt. Der ner Nacht, die er in der Kro- zum Dachdecken, Klebstoff, Me- „Der Baobab ist gewaltig, doch seine älteste Affenbrotbaum steht in ne eines mehr als 25 Meter dizin, und er bietet Schutz. Sogar Mutter ist nur ein Samenkorn.“ Südafrika und ist sogar 1800 Jah- hohen Baobabs verbrachte, Süßigkeiten für die Kinder kön- re alt. um die Blüten zu erleben, die nen aus seinen Früchten gemacht Von den acht Baobab-Arten, die es In der Ausstellung gibt eine be- sich nur nachts öffnen: „In jener Nacht werden. Die Asche der Rinde wird weltweit gibt, sind sieben auf Ma- gehbare Baobab-Konstruktion schlief ich hoch oben in diesem Baum, zwi- als Dünger und zur Herstellung dagaskar heimisch. Sechs davon den Besucherinnen einen Ein- schen Himmel und Erde. Als ich aufwachte, von Seife verwendet. Die jungen sind auf der Insel endemisch – das druck von den gewaltigen Dimen- Das NHM Wien bietet zu dieser fand ich mich unter Tausenden von Ster- Triebe und Blätter werden geges- heißt, sie kommen nirgendwo sionen der bis zu 30 Meter hohen Ausstellung ein öffentliches nen und sich öffnenden Blüten wieder. Ein sen, die Samen für Kaffee geröstet. sonst vor. Affenbrotbäume. Programm mit Führungen und unvergessliches Erlebnis.“ Kinderprogramm (siehe Veran- staltungen) sowie Aktionsfüh- rungen für Schulgruppen an.
6 GENETIK 7 L and der Moore, Land der Auen, Land der Viel- men durch qualifizierte Artenkenner. Dieser Zugang Rahmen Daten generiert und Experten ausgebildet Hochschulraumstrukturmittel von Bedeutung, die falt – zukunftsreich? Sollte man der Bundes- hat einige Einschränkungen: Erstens können Arten werden. Denn Artenkenner werden wir weiterhin ebenfalls 2017 für drei Jahre bewilligt wurden. Nun hymne eine derartige Strophe hinzufügen, nur in bestimmten Stadien und Erhaltungszuständen brauchen, am besten solche, die mit beiderlei Metho- wird auf breiter Basis mit verschiedenen Organismen- muss das Fragezeichen unbedingt hörbar sein. bestimmt werden. Zweitens gibt es ähnliche Arten, den vertraut sind. gruppen gearbeitet. Aus der Summe der Projekte soll- Ja, Österreich ist aufgrund seiner Geografie reich an die nur durch aufwendige Untersuchungen unter- Bevor wir die Vorteile des DNA-Barcoding nützen te in den nächsten Jahren eine solide Datengrundlage wertvollen Lebensräumen mit hoher Artenvielfalt. Ja, schieden werden können – wenn überhaupt. Drittens: können, müssen wir eine seriöse Referenzdatenbank entstehen. Diese kommt nicht nur dem Naturschutz hier gibt es viele besondere Pflanzen, Pilze und Tiere Die Taxonomen werden leider immer weniger! All die- aufbauen. In dieser wird der DNA-Barcode samt zahl- zugute: Auch praktische Anwendungen, von der Le- sowie naturnahe Lebensräume. Doch: Durch anthro- sen Mängeln schafft ABOL Abhilfe. reichen Informationen über das betreffende Indivi- bensmittelsicherheit bis zur Schädlingsbekämpfung, pogene Veränderungen der Umwelt gehen Lebensräu- duum gespeichert. Die notwendige fundierte Quali- werden dadurch möglich. Überdies werden aus den me verloren, sind natürliche Kreisläufe gestört, zahl- DNA-BARCODING tätssicherung erfordert die Kooperation aller verfüg- in ABOL erarbeiteten Daten zweifellos wichtige Im- reiche Arten stehen vor dem Aussterben. Das ist eine Das zentrale Element von ABOL ist eine molekular- baren Expertinnen und Experten. Die Daten werden pulse für die Biodiversitätsforschung resultieren. bedrohliche – auch gesellschaftsrelevante – Negativ genetische Methode: das DNA-Barcoding. Diese er- in der speziell für diesen Zweck adaptierten ABOL- Den wissenschaftlichen Sammlungen kommt bei spirale, die es aufzuhalten gilt. Die vom NHM ins möglicht, Arten aufgrund der DNA-Sequenz eines be- Datenbank erfasst und an die öffentlich zugängliche all dem eine besondere Bedeutung zu. Belegexempla- Leben gerufene Initiative Initiative „Austrian Barcode stimmten Gens zu erkennen – sogar anhand von Ge- internationale Datenbank BOLD weitergegeben. re und Gewebeproben sollen hier im Sinne der Nach- of Life“ (ABOL) stellt eine wichtige Grundlage zur Er- webeproben. Auch Arten, die morphologisch sehr In mehreren Instituten in Österreich wird derzeit prüfbarkeit der Bestimmung aufliegen. Die Nachvoll- reichung dieses Ziels dar. ähnlich sind, können mit diesem DNA-Barcode ein- in vielen Einzelprojekten an der Generierung von ziehbarkeit wissenschaftlicher Hypothesen war im- Eine Grundvoraussetzung für ernsthafte Bemü- deutig unterschieden werden. DNA-Barcodes gearbeitet. Eine besondere Rolle mer schon eine zentrale Aufgabe von Naturmuseen, hungen zum Erhalt der Biodiversität ist eine fundier- Die ABOL-Initiative hat – unter wesentlicher Mit- kommt den Tiroler Landesmuseen zu, die seit Jahren die hiermit ihre Dokumentation um eine moderne te Artenkenntnis. Meist beruht die Bestimmung von wirkung des NHM – in den vergangenen drei Jahren DNA-Barcodes von Schmetterlingen beitragen. Für Methode bereichern. Und ihre Bedeutung als Grund- Arten auf morphologischen Merkmalen, vorgenom- ein österreichweites Netzwerk aufgebaut, in dessen die Arbeit an den Universitäten sind vor allem die lage für Forschung nochmals stärken. Das österreichische Biodiversitäts-Netz werk ABOL geht in die zweite Runde Die Initiative „Austrian Barcode of Life“ (ABOL) zur genetischen Katalogisierung der Tiere, Pilze und Pflanzen Österreichs, hat erfolgreich ihre Pilotphase abge- Die Apioninae sind eine schlossen und beginnt mit der breiten Erfassung der österreichischen Fauna und taxonomisch schwierige Flora. Das Wissenschaftsministerium finanziert für die nächsten drei Jahre die Gruppe von Rüsselkäfern. Die österreichischen Apioni- Koordination dieses österreichweiten Netzwerkes. Und das ist nicht alles! nae werden an der Uni Wien am Department für Botanik Von Helmut Sattmann und Elisabeth Haring und Biodiversitätsforschung untersucht. Enziane der Gattung Gentiana werden an der Universität Salzburg bearbei- tet. Die DNA-Barcodes können auch in Die Wirbeltiere werden von der Uni Graz und weiterführenden Forschungsprojekten dem NHM gemeinsam bearbeitet. Mit dem für die Identifizierung verschiedener Die Bayerische Kurzohrmaus (Microtus Smaragdgressling wurde in der oberen Mur Arten verwendet werden (Gentiana bavaricus) ist ein Endemit Österreichs eine bisher unbekannte Fischart entdeckt. terglouensis, Vellacher Kotschna). und äußerst selten. Für das DNA-Barco- ding wird auf Material aus der Säugetier- DOMINIQUE ZIMMERMANN/NHM WIEN CLEMENS RATSCHAN, ANDREAS TRIBSCH, NHM WIEN sammlung des NHM zurückgegriffen. ARIEL FRIEDMAN/UNIVERSITÄT TEL AVIV Zum DNA-Barcoding österreichischer Netzflügler (Neuropterida) wurden 2017 Pilotversuche am NHM durchgeführt. Im Bild: Osmylus fulvicephalus, der einzige heimische Vertreter der Familie Osmylidae.
8 PREISE FÜR NACHWUCHSFORSCHERINNEN 9 Carl von Schreibers-Preise Publikumspreis David Ebmer Auszeichnungen für den Synhimantus laticeps – Ein kleiner Forschernachwuchs am Wurm ganz groß! NHM Wien „Sie sind so lang wie ein Gummi- bärchen.“ Mit diesem Satz stellte der Parasitologe David Ebmer seine E Studienobjekte vor: Nematoden s ist eine echte Kunst, Forschungsergebnisse nicht Jury-Preis (Fadenwürmer) der Art Synhiman- nur seriös, sondern zugleich auch unterhaltsam und tus laticeps. Um diese unscheinba- spannend, und vielleicht sogar witzig, zu präsentie- Konstantina Saliari ren Mitgeschöpfe dem Publikum ren. 16 Jungforscherinnen und Jungforscher haben Reich oder Räuber? Tierknochenge- näherbringen zu können, hatte er Posterwettbewerb – sich bei der jüngsten Auflage des Carl von Schreibers-Preises schichte aus der frühmittelalterli- ein überdimensionales Modell mit- Publikumspreis dieser Aufgabe gestellt. Und unterstützt durch ein vorheri- chen Burg „Sand an der Thaya“ gebracht, an dem er die morpholo- Posterwettbewerb – Jury-Preis ges Vortragscoaching konnten die vielfältigen Präsentationen gischen Merkmale sowie die Le- Karin Ernst bei der öffentlichen Veranstaltung „neugier!wissen!schafft“ Als Archäologen vor fast 25 Jahren bensweise des Parasiten demons Anne-Sarah Ganske Liebesgeschichten und Habitat auch diesmal wieder überzeugen – seien es Funde neuer Wür- in einer Thayaschlinge oberhalb trierte. Der Wurm entwickelt sich Klein, kleiner, mikro – filigrane sachen – Vom Suchen und Finden mer oder Libellen, seien es neue Fernerkundungsmethoden, von Raabs auf eine frühmittelal- im Darm von Vögeln, die Reptilien Strukturen in den Köpfen der Stein- der seltensten Eidechse Österreichs mit denen alte Bergwerke in Hallstatt sichtbar gemacht wer- terliche Burganlage stießen, war verzehrt haben, und wird per Vo- läufer den, sei es der Wandel von Schönheitsidealen und Idolen durch das eine kleine Sensation. Rätsel- gelkot weiter verbreitet. Ebmer hat Karin Ernst widmet sich in ihrer die Jahrtausende. Alle vorgestellten Forschungsarbeiten wur- haft blieb damals, wer die Bewoh- in seiner Diplomarbeit insgesamt Hundertfüßer sind in unseren Bö- Forschung am NHM Wien der sel- den im Rahmen von Bachelor-, Master- und Dissertations- ner dieser Siedlung waren, die nur 179 Organe verendeter Wildvögel den beinahe allgegenwärtig, es gibt tensten und wohl auch unbekann- projekten am NHM Wien durchgeführt. rund 40 Jahre Bestand hatte. Die und Kleinsäuger auf Nematoden- sie in einer schier unüberblickba- testen Eidechsenart Österreichs: Ausgezeichnet wurden zwei Vorträge (zehn Minuten) so- aus Griechenland stammende Ar- befall hin untersucht. „Seinen“ ren Vielfalt. Allein von der Gattung der Kroatischen Gebirgseidechse wie zwei Posterpräsentationen (drei Minuten). Jeweils ein chäologin Konstantina Saliari kam Wurm entdeckte er in zwei Schlei- Lithobius (Steinläufer) existieren (Iberolacerta horvathi). Aktuell Preis wurde von einer Fachjury (mit Vertreterinnen und Ver- der Lösung dieses Rätsels nun ei- ereulen und einem Turmfalken. mehr als 500 weit verbreitete Ar- sind rund 600 Exemplare in 16 Tä- tretern aus Forschung, Medien, Verwaltung und Wirtschaft) nen großen Schritt näher. Sie hat Da Nematoden nur sehr schwer ten. Ihre Unterscheidung ist auch lern an 48 Standorten im Süden vergeben, ein zweiter durch das Publikum, das den Vortrags- die fast 10.000 Tierknochen, die in anhand äußerer Merkmale unter- für Spezialisten eine knifflige Sa- Österreichs dokumentiert. Da die saal des NHM Wien bis auf den letzten Platz füllte. Benannt „Sand an der Thaya“ ausgegraben scheidbar sind, wurde ein geneti- che. Mithilfe moderner bildgeben- Tiere bevorzugt an steilen Fels- ist der Preis nach Carl Franz Anton Ritter von Schreibers wurden, ausgewertet und kam zu scher Fingerprint erstellt, der in der Verfahren wie z. B. Rasterelek- wänden leben, gehen Biologen da- (1775–1852), der von 1806 bis 1851 die „Vereinigten k.k. Natu- einem überraschenden Ergebnis: die große Datenbank „Austrian tronenmikroskopie oder Mikro- von aus, dass es noch weitere, bis- ralien-Cabinete“, ein direk- Bei den Bewohnern herrschte of- Barcode of Life“ (ABOL) einge- computertomografie hat Anne- her unbekannte Populationen gibt. ter Vorläufer des NHM fenbar großer Überfluss – sie hat- speist wurde. Sarah Ganske nun eine Reihe von Um solche unentdeckten Habitate Wien, geleitet hat. Auch ten viele Pferde und verzehrten kleinsten Strukturen am Kopf – aufzuspüren, hat Ernst per Com- ihm war damals, so wie z. B. größtenteils Fleisch von jun- konkret: kleine Dornen oder ver- putermodellierung passende Le- dem NHM Wien heute, die gen Rindern. Da sich in der unmit- zweigte Borsten an der Innenseite bensräume hinsichtlich Geologie, Vermittlung wissenschaft- telbaren Umgebung aber kaum der Mandibel – gefunden. Dies ist Klimatologie und Topografie er- licher Erkenntnisse sehr Spuren von Landwirtschaft zur zum einen ein wissenschaftlicher mittelt – gefunden hat sie dabei 25 wichtig. Die Veranstaltung Versorgung der Burg fanden, Fortschritt, denn diese Strukturen Standorte mit hohem Potenzial. NHM WIEN (6) wurde von den Freunden schloss Saliari, dass es sich bei den sind bei der Klassifizierung und Bei folgenden Felduntersuchungen gemeinsam mit dem NHM Bewohnern um berittene Krieger der Erstellung eines Stammbaums konnten in der Tat 20 Exemplare Wien organisiert. gehandelt haben muss, die von behilflich. Zum anderen sind sie an elf bisher unbekannten Stand- Die Teilnehmer beim Carl von Raubzügen in die Umgebung leb- aber auch ästhetisch ungemein orten nachgewiesen werden. Schreibers-Preis begeisterten das ten. Wie sie überdies herausgefun- faszinierend. Publikum, das den Vortragssaal bis den hat, deckt sich dieser Befund auf den letzten Platz füllte. mit Beschreibungen aus dem 10. Jahrhundert.
10 NEUERSCHEINUNG 11 Buchtipp NHM Wien Achtung Steinschlag Christian Köberl, Alwin Schönberger Achtung Steinschlag Außenstelle in Asteroiden & Meteoriten. 208 Seiten Tödliche Gefahr und Brandstätter Verlag ISBN 978-3-7106-0094-4 22,90 Euro Petronell Wiege des Lebens Von Claudia Roson Christian Köberl ist international führender Experte für Impaktkrater, Geochemiker, Professor für planetare A Geologie an der Universität Wien sowie uch 2018 bietet die Abteilung Ökologie SCHLAUCHBOOT-EXKURSION Generaldirektor des Naturhistorischen und Umweltbildung des NHM Wien span- Mit dem Schlauchboot unterwegs zu sein heißt: vor- Museums Wien. nende Exkursionen im Nationalpark Do- sichtig, langsam und lautlos zu gleiten, Tieren ganz nau-Auen an. Auf Exkursionen und nahe zu kommen, ohne das empfindliche Naturge- Alwin Schönberger ist mehrfach Bootstouren wird nicht nur fundiertes Wissen über füge zu stören. Biologisch und nautisch geschulte ausgezeichneter Wissenschaftsjournalist die einheimische Flora und Fauna vermittelt, Gäs- Ranger begleiten die Gäste und erzählen von der und Autor populärwissenschaftlicher te sollen zudem die Natur mit allen Sinnen erleben. geheimnisvollen Welt der Tiere und Pflanzen, vom Sachbücher. Er ist außerdem Leiter Alle Veranstaltungen werden von speziell geschul- Wirkgefüge der Au und spannende Begebenheiten des Wissenschaftsressorts im Wiener ten Naturführern betreut. aus der Geschichte dieses Gebietes. Der Donau Nachrichtenmagazin Profil. Besonders beliebt bei der Jugend ist das soge- strom wird mehrmals rudernd überquert, kurze nannte „Tümpeln”, bei dem Teilnehmerinnen und Landausflüge und romantische Picknickpausen un- Teilnehmer mit Keschern und Netzen „bewaffnet“ terbrechen die Flussfahrt. Aber auch idyllische Ne- Insektenlarven, Wasserflöhe, Schnecken und manch benarme werden besucht. Jeder Gast erhält für die Nähre Informatio- Tipp: Neuzugänge in der Meteo- anderes Getier des Wassers sammeln. Im anschlie- Dauer der Exkursion eine Schwimmweste, die wäh- nen und Detail- NHM WIEN (3) ritenschausammlung ßenden Workshop wird der Fang unter einem Mi- rend der gesamten Bootsfahrt getragen werden angebote: Dr. Sieben neue Objekte sind an das kroskop betrachtet, bestimmt und anschließend im muss. Da jeder Teilnehmer selbst paddeln muss, Claudia Roson, H NHM Wien gelangt, darunter befin- hauseigenen Feuchtbiotop wieder freigesetzt. kommt auch das sportliche Gemeinschaftserlebnis Direktorin der Ab- underttausende Asteroiden schwirren durchs Son- den sich: Die Angebotspalette in Petronell umfasst nicht zu kurz. teilung Ökologie nensystem – und manche kommen unserem Plane- - eine Scheibe des Serra-Pelada-Me- Bootsexkursionen, Wanderungen, Vorträge, Work- Für Schulklassen werden mehrtägige Program- & Umweltkunde ten ziemlich nahe: 17.000 Gesteinsbrocken sind be- teorits, der letztes Jahr im Juni in shops, Projektwochen für Schulen, Angebote für me angeboten, die einen tieferen Einblick in die Na- des NHM Wien. kannt, deren Bahnen an die Erde heranführen, und Brasilien gefallen ist. Betriebe sowie „Incentive Tours“ für besondere An- tur gewähren, wobei sich wesentliche Vermittlungs- Tel. 01 / 523 73 02 ständig werden neue entdeckt. Unsere Erde zeigt Spuren ge- - der in Kenia entdeckte Meteorit von lässe und richtet sich gezielt an unterschiedliche ziele und Themen des Nationalparks wie ein roter - 106 oder 107; waltiger Asteroideneinschläge. Fallweise donnert ein Meteorit Sericho, ein Pallasit, der damit zu Zielgruppen wie Jugendliche, Schulklassen, Fami- Faden durch alle Angebote ziehen. Durch aktives, claudia.roson@ auf die Erde, zerstörerischer als eine Atombombe. Die Treffer einer der seltensten Meteoritenty- lien, Erwachsene, Studenten und Lehrer sowie Be- selbstständiges und spielerisches Tun, Forschen nhm-wien.ac.at aus dem Kosmos können globale Katastrophen und Massen- pen gehört. triebe und Institutionen. und Entdecken wird Wissen auf solider wissen- sterben auslösen, wie zur Zeit der Dinosaurier. Solche Impakte - der Chondrit von Kheneg Ljouâd, schaftlicher Basis vermittelt. Im Brennpunkt steht gab es zu allen Zeiten – und gewiss ist: Es wird wieder passieren. aktuell der „neueste“ Meteorit, der TERRESTRISCHE EXKURSION das individuelle Erleben von Natur mit allen Sin- Die kosmischen Besucher sind aber auch faszinierende For- am 12. Juli 2017 auf der Erde ange- Bei einer Auenwanderung werden romantische Alt- nen, wodurch ein tieferes Verständnis für natürli- Die Autoren stellen in einem schungsobjekte, die vom Beginn des Sonnen- kommen ist. arme aufgesucht, und es wird die Donau entlang che Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge sowie NHM Wien Vortrag am Mitt- systems berichten. spaziert. Man sucht im Schlamm nach Tierspuren, für den Wert und die Bedeutung von Pflanzen und woch, 7. März 2018, um 18.30 Uhr Ein neues Buch von Christian Köberl und rastet auf einer Schotterinsel und bestimmt mit- Tieren entstehen kann. ihr Buch vor und signieren es Alwin Schönberger beantwortet anhand neu- hilfe von Unterlagen Flora und Fauna am Weges- NHM WIEN (3) auch. Es ist um € 22,90 im Shop ester Forschung die wichtigsten Fragen über rand. Fakultativ ist ein etwa halbstündiger Aufstieg des NHM Wien sowie im Buch- Meteoriten und Krater: Was sind Meteoriten, auf den Braunsberg bei Hainburg möglich, wo man handel erhältlich. und woraus bestehen sie? Kann man Einschlä- das fantastische Panorama der darunterliegenden ge vorhersehen und abwehren? Wie entsteht ein Krater? Wo Donauauen genießt und anschließend die urwald- kann man eine Kirche aus Impaktgestein besichtigen? Und wa- ähnlichen Auwälder am Fuße der Ruine Rötelstein rum gibt es in Kratern Erdöl und Diamanten? Ludovic Ferrière, Ko-Kurator der besucht. Meteoritensammlung am NHM Wien, legt die Neuzugänge vorsich- tig in die Vitrine – sie sind im Saal 5 zu bewundern. UNIVERSUMMAGAZIN 3 | 2018
12 PIONIERIN DER GEOLOGIE 13 Wissenschafts- M arthe Furlani gung fremdsprachlicher – ihr Vorna- Korrespondenz und die Be- me wurde treuung zahlreicher ausländi- Pionierin am später zu Marta geän- scher Gäste. 1950 wurde sie in Anerkennung ihrer Verdienste NHM Wien Marta Cornelius-Furlani (1886–1974), die dert – wurde am 4. Juli 1886 als Tochter eines Lehrers in Triest geboren und wuchs zweispra- um das Museum zur Korres- pondentin des NHM Wien er- nannt. chig auf, da ihre Mutter Wie- Die ersten beiden Jahrzehn- als erste Frau an der Universität Wien nerin war. Sie besuchte in te am Museum waren aber vor 1910 in Geologie promovierte, ist eine der Triest die Volks- und Bürger- allem eine Zeit intensiver wis- schule sowie das Lyzeum und senschaftlicher Tätigkeit, wie wenigen frühen Wissenschafterinnen, de- schloss danach eine Ausbildung ihre Publikationen belegen, die ren Arbeit und Karrieren eng mit der Ge- zur Lehrerin in italienischer Sprache ab. 1905 be- zwischen 1953 und 1964 in Deutsch und Italienisch schichte des NHM Wien verknüpft waren gann sie ein Geologie-Studium an der Universität erschienen. Damals entstanden nicht nur Veröf- Wien, zunächst als außerordentliche Hörerin. 1907 fentlichungen mit vorwiegend beschreibendem – die aber bisher im Erinnerungsdiskurs holte sie die Reifeprüfung am Staatsgymnasium in Charakter, sondern auch Publikationen mit eigenen kaum berücksichtigt wurden. Triest nach, und 1908 begann sie mit ihrer Disser- Schlussfolgerungen aus den von ihr jahrelang im tation über „Die Lemes-Schichten. Ein Beitrag zur Gelände gemachten Beobachtungen, wie etwa „Ge- Von Brigitta Schmid Juraformation in Mitteldalmatien“. Bereits am 20. danken zur tektonischen Stellung der Lienzer Do- Mai 1910 promovierte sie an der Universität Wien lomiten in Osttirol (Österreich)“. mit einer Sondergenehmigung als erste Frau in Geologie. In den folgenden Jahren legte sie außer- GEEHRTE PRÄSIDENTIN dem die Lehramtsprüfung für Naturgeschichte, Wie sehr sie in diesen Jahren von der Scientific Mathematik und Physik an Mittelschulen ab. Community als vollwertiges Mitglied und als hoch- 1921, im Jahr ihrer Heirat mit dem bereits da- qualifizierte Wissenschafterin wahrgenommen mals renommierten Alpengeologen Hans-Peter Cor- wurde, beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass sie nelius, begann sie am Mädchenrealgymnasium in von 1951 bis 1953 als erste und bisher einzige Frau der Rahlgasse zu unterrichten. Als eine der weni- das Amt der Präsidentin der Österreichischen Geo- gen frühen Geologinnen blieb sie während ihres logischen Gesellschaft innehatte, zu deren Grün- gesamten Berufslebens wissenschaftlich tätig und dungsmitgliedern sie 1907/08 zählte und in deren verfasste gemeinsam mit ihrem Ehemann regelmä- Beirat sie bis 1971 tätig war. 1958 wurde ihr außer- ßig wissenschaftliche Publikationen. dem die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Marta Cornelius-Furlani verstarb am 20. Juni KARRIERE NACH DER PENSIONIERUNG 1974 in einem Heim bei Purkersdorf, in das sie we- Nach Beendigung ihrer beruflichen Tätigkeit als nige Wochen vor ihrem Tod aufgrund ihrer Pflege- Lehrerin, die mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bedürftigkeit übersiedeln musste. Die Grabin- zusammenfiel, intensivierte sie ihre wissenschaft- schrift auf dem Familiengrab am Wiener Zentral- liche Arbeit. Da nach 1945 nicht-belastete Fachkräf- friedhof nennt neben Namen und Lebensdaten te dringend gesucht wurden, bot sich die Chance, auch die Profession, die ihr zeitlebens am wichtig im Naturhistorischen Museum Wien als Stipen- sten war: Feld-Geologin. diatin tätig zu werden. Bis kurz vor ihrem Tod im NHM WIEN (3), WIKIPEDIA/ENTLEIN01/CC-BY-SA 4.0 Juni 1974 arbeitete Marta Cornelius-Furlani in der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des NHM Wien, obwohl ihre fortschreitende Gehbehinderung WIKIPEDIA/ENTLEIN01/CC-BY-SA 4.0 in ihren letzten Lebensjahren selbst den kurzen Weg von ihrer Wohnung in der Josefstädter Straße Der Grabstein von zum Museum ungeheuer beschwerlich machte. Ihr Marta Cornelius, geb. Aufgabengebiet umfasste nicht nur wissenschaft- Furlani, am Wiener liche Arbeit, sondern auch sonstige Kuratoren- Zentralfriedhof –mit Pflichten wie die Ordnung der geologischen Biblio- dem lapidaren Zusatz thek und der Kartensammlung sowie die Erledi- „Feld-Geologin“ 1910 promovierte Marta Cornelius-Furlani an der Uni Wien mit einer Sondergenehmigung als erste Frau in Geologie. Ab dann war sie, auch parallel zu ihrem Brotbe- ruf als Lehrerin, bis zu ihrem Tod wissenschaftlich tätig.
14 ZOOLOGIE 15 Wie Biologen Soldaten unterstützen Ein Kooperationsprojekt mit dem Österreichischen Bundesheer zeigt, dass wissenschaftliche Sammlungen wertvolles Know-how für den Einsatz in Friedensmissionen beitragen können. Von Silke Schweiger und Christoph Hörweg GEORG ROSENMAYR (2), ÖSTERREICHISCHES BUNDESHEER MICHAEL SEITER, KONRAD MEBERT Eine potenziell gefährliche Skorpionart: Buthacus leptochelys Rote Speikobra – Naja pallida Projektmitarbeiter, die den Forschungsstand Eine Patrouille des Österreichischen organisiert und betreut haben Bundesheeres während eines Sandsturmes D as NHM Wien ist als eine der größten potenziell gefährlichen Tierarten für Einsatzgebie- Schlangenarten angeführt, die starke Gefahrenpo- 2017 wurde in der Theresianischen Militärakade- außeruniversitären Forschungseinrich- te in West- und Ostafrika bereitgestellt. So sollte tenziale bergen, wie z. B. Vipern (Viperidae) und mie in Wiener Neustadt der Forschungsmarkttag tungen Österreichs mit bedeutenden eine bestmögliche Vorbereitung von Soldatinnen Giftnattern (Elapidae), als auch Trugnattern, die 2017 des Österreichischen Bundesheeres abgehal- wissenschaftlichen Sammlungen seit und Soldaten in internationalen Einsatzgebieten zum Großteil für den Menschen ungefährlich sind, ten. Das Projekt wurde dort in Form eines For- fast 130 Jahren eine wichtige Anlaufstelle für For- geschaffen werden, und diese sollten auf mögliche schungsstandes präsentiert. Ein Quiz bot die Mög- aber bei einem Biss ebenfalls Gift injizieren können. scher. Im Jahr 2016 wurde der Grundstein für eine Gefahren durch die vor Ort vorkommenden Tier- Eine weitere wichtige Tiergruppe bilden die Skor- lichkeit, sich über Arten und deren Krankheitsfol- besondere Zusammenarbeit gelegt – als das Muse- arten vorbereitet werden. pione. Ihr über einen Giftstachel am letzten Kör- gen zu informieren. um vom Institut für Militärisches Geowesen des persegment abgegebenes Gift wirkt oft neuroto- Außerdem konnten Krankheitsüberträger und Österreichischen Bundesheeres um eine Projekt- SCHLANGEN, SKORPIONE & CO xisch oder nekrotisch. Gerade bei Feldeinsätzen Parasiten unter dem Mikroskop betrachtet werden. kooperation gebeten wurde. Dieses Institut ist An- Zwölf Wissenschaftler des NHM Wien und anderer sind Soldatinnen und Soldaten oft mit verschiede- Zusätzlich bot ein Schauzelt die Möglichkeit, po- sprechstelle des Bundesministeriums für Landes- wissenschaftlicher Einrichtungen wurden mit der nen Skorpionarten konfrontiert, die sich als Kul- tenziell gefährliche Tierarten in Verstecken (z. B. verteidigung, aber auch des staatlichen Krisenma- Befüllung der Datenbank betraut. Die Recherchen turfolger in Schuhen, Schlafsäcken oder unter Zelt-in Ausrüstungsgegenständen) zu entdecken. nagements in allen Bereichen des analogen oder gestalteten sich je nach Tiergruppe unterschiedlich. planen verstecken. Aber auch Parasiten und Vek- Anhand lebender afrikanischer Königspythons digitalen geografischen Daten- und Informations- Einerseits wurden die riesigen Sammlungsbestän- toren spielen eine wesentliche Rolle: Aus diesem konnten Schlangen aus nächster Nähe beobachtet bedarfes. Das Institut stellt österreichischen Sol- de und Fachbibliotheken genutzt, andererseits wur- Grund wurden auch Mücken und Zecken als Krank- und auch Details über ihre Lebensweise erfahren daten bei Friedensmissionen in internationalen Ein- den Online-Datenbanken und fachspezifische Pu- heitsüberträger bzw. parasitische Würmer als Er- werden. satzgebieten Informationen über Land und Leute blikationen ausgewertet. Die Datenbank wurde mit reger diverser Infektionskrankheiten in der Daten- Alle zehn vorgestellten Forschungsprojekte wur- und auch über mögliche Gefahren durch Fauna und Bildern und Beschreibung der relevanten Arten, mit bank berücksichtigt. den mittels Online-Voting von den Besucherinnen Flora zur Verfügung. Informationen zu Lebensweise und Verbreitung so- und Besuchern bewertet, und letzt- Im Rahmen der Projektkooperation „Der öster- wie zur Gefahrenvermeidung befüllt. Dabei wur- VERMITTLUNG DES WISSENS Tipp: Am Sonntag, endlich wurden das Institut für Mili- reichische Soldat im Einsatz – Mögliche einsatzre- den alle Tiergruppen vom Einzeller bis hin zum Das Projektteam wurde eingeladen, 8. April 2018, um 15.30 Uhr tärisches Geowesen und das NHM levante Beeinträchtigungen durch die Fauna des Großsäuger berücksichtigt. Eine potenziell gefähr- die Datenbank auch bundesheerintern findet ein NHM Wien The- Wien für ihre Projektpräsentation mit Einsatzraumes Afrika“ wurde eine Datenbank mit liche Gruppe sind Schlangen: Es wurden sowohl sichtbar zu machen. Am 7. September ma mit Dr. Silke Schweiger dem ersten Platz ausgezeichnet. zur „Gefährlichen Fauna“ statt. Museumseintritt € 10 (ermäßigt € 8) + Führungskarte € 4
16 VERANSTALTUNGEN Programm zur Ausstellung NHM Wien Digitales Planetarium „Baobab, der Zauberbaum“ Spielplan: www.nhm-wien.ac.at/veranstaltungsprogramm NHM Wien Über den Dächern Wiens NHM Wien Thema: Geheimnisvolles Madagaskar Ein kulturhistorischer Spaziergang durch das Museum bis Fossa, Aye-aye, Vangas, Tenreks, Vouron Patra – auf die Dachterrasse mit fantastischem Wienblick die Insel Madagaskar bewohnen einzigartige Tiere, • jeden Mittwoch, 18.30 Uhr deutsch die nur hier leben. • jeden Sonntag, 15 Uhr englisch, 16 Uhr deutsch • So, 18. März , So, 22. April, So, 6. Mai, 15.30 Uhr NHM Wien Mikrotheater: Der Mensch und sein Zuhause Kids & Co ab 6 Jahren: Baobab – der Zauberbaum und die • Samstag, 10. und 17. März, 13.30, 14.30 Uhr Tiere Madagaskars • Sonntag, 11. und 18. März, 13.30, 14.30 und 16.30 Uhr Wir besuchen die Fotoausstellung zu den Affenbrotbäumen und suchen nach Fingertier, Katta und Chamäleon. Wie die NHM Wien Vortrag: Warum Hund & Katz zu unseren Menschen auf Madagaskar leben, erfährt man vom Verein Tierkumpanen wurden „Baobab“. Claudia Roson, Abteilung für Ökologie und Umweltbildung, • Sa, 10., und So, 11. März, 14.00 Uhr NHM Wien • Sa, 17., und So, 18. März, 14.00 Uhr • Mittwoch, 14. März, 18.30 Uhr • Sa, 26., und So, 27. Mai, 14.00 Uhr • Do, 31. Mai, 14.00 Uhr Science Show: Von Vulkanringen bis zum Pistolenkrebs • Sa, 2., und So, 3. Juni, 14.00 Uhr Von der Selbstorganisation im Schwarm über den Pistolenkrebs mit seiner raffinierten Fangmethode bis zu Vulkanen, die Ostern im Rauchringe ausstoßen - eine spektakuläre Science Show mit verblüffenden Experimenten. NHM Wien Bernhard Weingartner, TU Wien • Sonntag, 18. März, 16.00 Uhr NHM Wien Kids & Co ab 6 NHM Wien Vortrag: Von der Blumenwiese zur ökologischen Jahren: Allerlei rund ums Ei Infrastruktur Kulturlandschaften als „hot spots“ der • Samstag, 24. März bis Oster- Artenvielfalt montag, 2. April, 14.00 Uhr Thomas Wrbka, Universität Wien NHM WIEN (2) • Mittwoch, 21. März, 18.30 Uhr NHM Wien Mikrotheater: Frühlingserwachen unter NHM Wien Vortrag: Wasser im Garten dem Mikroskop Von der richtigen Gartenplanung in Zeiten des Klimawandels • Samstag, 24. und 31. März, 13.30, 14.30 Uhr über Regenwassernutzung bis zum (Schwimm-)Teichbau • Sonntag, 25. März, 1. April, Montag, 2. April, 13.30, 14.30 und der Lebewelt des Teiches. Vortrag und Vorstellung des und 16.30 Uhr „Handbuch Wasser im Garten“ Paula Polak NHM Wien Thema: Ei ist nicht gleich Ei • Mittwoch, 28. März, 18.30 Uhr Eier gibt es in allen erdenklichen Größen, Formen und Farben. Welche Tiere legen Eier und welche haben die NHM Wien Darkside Herausforderung der Fortpflanzung anders gelöst? Ein Streifzug durch das nächtliche Museum, untermalt Barbara Hudelist, Abteilung Ausstellung & Bildung, vom Ruf des Käuzchens. NHM Wien Karten nur im Vorverkauf • Sonntag, 25. März, 15.30 Uhr • Freitag, 6. April, 22 Uhr NHM Kids & Co ab 3 Jahren: Ei, ei, wer schlüpft aus dem Ei? NHM Wien Vortrag: Die Wiener Gewässer • Sonntag, 25. März, 16 Uhr Vom Ottakringer Bach bis zur Donau, vom Wiener Neustädter Kanal bis zu Mühlbächen entlang der Wien reichte einst die Vielfalt der Wiener Gewässer. Viele sind heute verschwunden Lange Nacht der Forschung oder stark umgestaltet. Verena Winiwarter, Institut für Soziale Ökologie, Alpen-Adria- Zum Thema Citizen Science organisiert das NHM Wien Universität Klagenfurt und Kommission für Interdisziplinäre gemeinsam mit Partnern ein Science CAFÈ und Ökologische Studien, ÖAW interaktive Stationen. • Mittwoch, 11. April, 18.30 Uhr Zum Projekt ABOL gibt es vielfältige Präsentationen und Informationen. ABOL (Austrian Barcode of Life) bedeutet NHM Wien Vortrag: Geheimnisse der Tiefsee – Leben in der die systematische Erfassung der DNA aller in Österreich Schattenwelt lebender Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Der Meeresbiologe und Tintenfischexperte stellt Lebensräume Im Saal 1: Eröffnung der Kunstintervention: „Die Kunst und erstaunliche Anpassungen der Tiefseeorganismen im des Magnetismus – Temporäre Ornamente“, Ferrofluid als östlichen Mittelmeer vor. Gestaltungselement der Kunst Volker Miske, Rostock • Freitag, 13. April 2018, 17.00 bis 23.00 Uhr (Eintritt frei!) • Mittwoch, 25. April, 18.30 Uhr Impressum Medieninhaber: LW Werbe- und Verlags GmbH, Unternehmensbereich LW Media, 3500 Krems, Ringstraße 44/1 und 1060 Wien, Linke Wienzeile 40/22, Österreich. Herausgeber und Geschäftsführer: Erwin Goldfuss. Chefredakteur: DI Martin Kugler. Redaktionsteam Naturhistorisches Museum: Dr. Reinhard Golebiowski, Mag. Irina Kubadinow, Dr. Helmut Sattmann, Dr. Herbert Summesberger, Mag. Gertrude Zulka-Schaller. Artdirektion: Erich Schillinger. Das Naturhistorische erscheint vierteljährlich als Beilage zum Universum Magazin. „Das Naturhistorische” ist eine entgeltliche Einschaltung in Form einer Medienkooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien. Die redaktionelle Verantwortung liegt beim Universum Magazin.
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