Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband

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Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband
Das Magazin des Alumniverbandes
                                                             der Universität für Bodenkultur Wien
                                                             Nr. 1 | März 2016

                                                                  B e ru  fsfeld
                                                              Ein            vor
                                                                   lt s ic h
                                                               stel

Das Regionalmanagement
Projekt Moststraße in Niederösterreich

BOKU-Ball 2016                      Emeritierter Professor    SEESTADT Aspern
 Hülsenfrüchte                         Mathias Jungwirth       Neuer Vorstand
 in der Hofburg                           im Interview            im Porträt
Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband
Jobs für BOKU AbsolventInnen
     Alle aktuellen Angebote finden Sie unter alumni.boku.ac.at/jobboerse

 Datum                            Titel                              dienstgeberin                dienstOrt

                                                                DI Georg ZELENY, Ingenieur-
07.03.2016                Tiefbau- TechnikerIn                 konsulent für Kulturtechnik &       Traismauer
                                                                     Wasserwirtschaft
                                                                ecoplus. Niederösterreichs
07.03.2016           PraktikantIn Technopol Krems                                                    Krems
                                                                Wirtschaftsagentur GmbH
                FachreferentIn Umwelt und Natürliche           Austrian Development Agency
07.03.2016                                                                                            Wien
                             Ressourcen                                    (ADA)
                       Ja! Natürlich Trendscouts:
07.03.2016                                                                 Rewe                   international
                   „Ernährungstrends aus aller Welt“

07.03.2016                     Praktikum                      Weingut Bründlmayer Langenlois       Langenlois

                                                                                                   Wien und
07.03.2016         Teach For Austria - Fellows (w/m)                 Teach For Austria
                                                                                                   Umgebung
                                                                                                   St. Pölten,
              Referent/-in für Förderungsabwicklung (IN-      Landwirtschaftskammer Nieder-
04.03.2016                                                                                      Gänserndorf und
                  VEKOS) und Pflanzenbauberatung                        österreich
                                                                                                  Mistelbach
             Research Associate in Statistical Genetics and
04.03.2016                                                         UCL Genetics Institute          London/UK
                           Bioinformatics

              PhD student position Department of Botany
04.03.2016                                                          University of Vienna             Vienna
                      and Biodiversity Research
                                                              Österreichische Agentur für Ge-
04.03.2016                Fachmitarbeiter/in                  sundheit und Ernährungssicher-          Wien
                                                                        heit GmbH
               Laborleiter (m/w) Molekularbiologie und        Boehringer Ingelheim RCV GmbH
04.03.2016                                                                                            Wien
               Expressionssysteme – Process Science, ...                  & Co KG
               Mitarbeiter/in für die organisatorische Pro-
                                                                  AIT Austrian Institute of
04.03.2016   jektleitung im Bereich Dynamic Transportation                                       österreichweit
                                                                        Technology
                               Systems, ...

04.03.2016              Offene Stellen bei PORR                          PORR AG                  verschieden

03.03.2016               Projekt-Koordinator/in                   SPES Zukunftsakademie            Schlierbach

                                                                Wiener Komfortwohnungen         Kahlenbergerdorf,
03.03.2016            GärtnerIn für Gartenprojekt
                                                                         GmbH                      1190 Wien
                                                                                                 Naturparkbüro
02.03.2016   Projektmitarbeiterin oder Projektmitarbeiter           Naturpark Sölktäler          Stein/Enns 107,
                                                                                                    8961 Sölk
                                                                  BOKU, Department für
02.03.2016             Labortechniker/in (KZ 21)                                                      Wien
                                                                     Biotechnologie

02.03.2016                   Masterarbeit                        BIOENERGY 2020+ GmbH              Wieselburg

                                                              BOKU, Department für Agrarbio-
01.03.2016   Masterarbeit Metabolomics of Exploding Ants                                              Tulln
                                                                  technologie (IFA Tulln)
                Dissertation Metabolomics of Fusarium-        BOKU, Department für Agrarbio-
01.03.2016                                                                                            Tulln
                            plant interaction                     technologie (IFA Tulln)
                                                               UN-Water Global Analysis and
01.03.2016       Technical Project consultant (TrackFin)       Assessment of Sanitation and             -
                                                                  Drinking-Water (GLAAS)
Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband
Editorial

                                                           Die neue Bundespräsidentschaft

                                                           D     ie Bundespräsidentschaft ist

                                                                                                                            © Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG /
                                                                 ein Faszinosum. Aber sie fas-
                                                           ziniert nicht jede und jeden. Was
                                                           mich an ihr als Institution faszi-
        Das Regional-
                                                           niert: Im Gegensatz zu anderen
        management S. 50
                                                           Institutionen ist sie eine Einzelne.

                                                                                                                              Jacqueline Godany
                                                           Sie hat kein Gegenüber, kein Kol-
                                                           legium, kein Gremium, sie hat kei-
                                                           nen eigentlichen »Vize«, die Stell-
        inhalt
                                                           vertretung ist gesondert geregelt.
        EDITORIAL                                             Die Bundespräsidentschaft ge-             Manfried Welan
49      Die neue Bundespräsidentschaft                     hört zu den obersten Organen der           ehemaliger Rektor der
                                                           Vollziehung. Sie ist das einzige, das          BOKU Wien
        COVER
                                                           direkt vom Volk gewählt wird; auf 6 Jahre, Wiederwahl ist ein-
50      Berufsbild Regionalmanagement
                                                           mal möglich. Sie hat Zuständigkeiten, die zu allen Staatsgewal-
	porträt                                                   ten hin geordnet sind. Sie vertritt die Republik nach außen, ist
54 Heinrich Kugler und die Seestadt                        aber im Gegensatz zu den anderen obersten Organen der Bun-
56 Emeritierter Professor                                  desvollziehung kein Organ der Europäischen Union. Insofern
        EVENTS                                             personalisiert sie geradezu allein die Republik und auch Öster-
58      BOKU-Ball                                          reich. Sie »repräsentiert«.
62      Akademische Feier                                     In Hinordnung auf die Gesetzgebung beruft sie den Natio-
                                                           nalrat ein, beurkundet das verfassungsmäßige Zustandekom-
        karriere
64      Praktikumstag an der BOKU                          men der Bundesgesetze, ordnet Volksabstimmungen an, kann
66      Ein-/Auf- und Umstieg                              Nationalrat und Landtage auflösen und hat ein Notverord-
                                                           nungsrecht. Im Bereich der Verwaltung stehen ihr zu: Ernen-
        AKTUELLES                                          nung, Entlassung und Enthebung der Regierung, die Ernen-
68      Sponsionen & Promotionen
                                                           nung von höheren FunktionärInnen des Bundes, Verleihung
69      Kommentar ÖBf
                                                           von Berufs- und Amtstiteln, Oberbefehl und Verfügungsrechte
70      Klimaticker
                                                           über das Bundesheer. In Bezug auf die Gerichtsbarkeit ernennt
        Kurzmeldungen                                      sie RichterInnen, begnadigt, schlägt strafgerichtliche Verfah-
71      Beiträge der AbsolventInnen-                       ren nieder und exekutiert Erkenntnisse des Verfassungsge-
        verbände                                           richtshofes.
75      Splitter                                              Sie hat gegen 50 ausdrücklich nur in der Verfassung auf-
                                                           gezählte Zuständigkeiten. Die meisten sind Einzelzuständig-
                                                           keiten und nichts Großes und Ganzes. Die Repräsentation ist
                                                           etwas Großes und Ganzes. Sie wird unterschätzt. Aber sie ist
IMPRESSUM
Herausgeber Alumnidachverband der Universität für
                                                           Politik, wie öffentliche und inoffizielle Reden. Seine Wirkungs-
          Bodenkultur Wien, Gregor-Mendel-Straße 33,       weise hinter den Kulissen, seine Gespräche im Hintergrund
          1180 Wien, www.alumni.boku.ac.at
Geschäftsführerin BOKU ALUMNI: Gudrun Schindler,           und in den Werkstätten der Politik sind durch die Digitalisie-
          alumni@boku.ac.at
Redaktion Doris Dieplinger, bokulumni@boku.ac.at,
                                                           rung der Kommunikation gewachsen. Man kann von einem
          Tel.: 01/47654-2022                              berechten Schweigen der Verfassung über all diese Möglich-
Mitarbeit Alexander Böck, Fisnik Batusha,
         Florian Gleitsmann, Herbert Formayer,             keiten sprechen. Das ist eine große politische und persönli-
         Susanne Langmair-Kovács, Hannes Plackner,         che Herausforderung. Ist sie ein starkes oder ein schwaches
         Lisa Pum, Kathrin Dürr, Karin Moser,
         Josefa Reiter-Stelzl, Manfried Welan              Staatsoberhaupt? In der Regel kann sie nur über Vorschlag und
Coverbild Reinhard Sester/Fotolia.de
Grafik Monika Medvey                                       unter Gegenzeichnung agieren. Das macht sie zum reaktiven
Druck Druckerei Berger                                     Staatsorgan. Aber bei Ausübung ihrer wichtigsten Befugnis ist
Auflage 9000
Alle redaktionellen Beiträge sind nach bestem Wissen       sie frei und unabhängig: Bei der Ernennung des Bundeskanz-
recherchiert, es wird jedoch keine Haftung für die Rich-
tigkeit der Angaben übernommen. Namentlich nicht
                                                           lers/der Bundeskanzlerin. Auch die Entlassung kann ohne
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                        1 | 2016                                                                                          49
Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband
Berufsbild Regionalmanagement
  Das Regionalmanagement hat kein klares Berufsbild und ist daher sehr vielfältig und abwechslungs-
  reich. Sich ändernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen und gesellschaftspolitische Erwartungen
   formen die Aufgaben der RegionalmanagerInnen. Dazu gehört ein hohes Maß an Regions-, Sozial-,
     Projekt- und Prozesskompetenz. Da BOKU-AbsolventInnen hier ein gutes Rüstzeug mitbringen,
   findet man diese an unterschiedlichsten Stellen des Regionalmanagements. Wir baten drei BOKU-
    Alumni und auch die Forschung an der BOKU, Einblick in dieses spannende Berufsfeld zu geben.

                                                                                                   „ Formale und informelle
                     Marianne Penker                                                               Steuerung sozial-ökologischer
                     Institut für nachhaltige                                                      Systeme (z.B. Selbstorganisa-
                     Wirtschaftsentwicklung                                                        tions- und Nachhaltigkeitspro-
                     Stellvertretende Leiterin des Instituts für nach-                             zesse, Schutzgebietsmanage-
                     haltige Wirtschaftsentwicklung und Expertin im                                ment, Landschaftsprogramme,
                     Bereich Regionalmanagement.                                                   Regionalmarken, Klima- und
                                                                                                   Energiemodellregionen)
                                                                                                   „ Soziales Lernen und Metho-
Wie wird Regionalmanagement definiert?                                   den zur Wissensintegration (z.B. Szenarioprozesse, trans-
Regionalmanagement meint ergebnisorientierte Koope-                      disziplinäre Bewertungen der regionalen Vulnerabilität,
ration unterschiedlicher Akteure, Organisationen und Be-                 Moderationsmethoden)
hörden zur Gestaltung von Entwicklungsprozessen eines                    „ Spezifische Anforderungen an das Management regio-
gemeindeübergreifenden Gebiets. Das österreichische                      naler Projekte und strategische Orientierung der Regio-
Regionalmanagement im aktuellen europäischen Kontext                     nalentwicklung
versteht sich als professionelle und konsensorientierte                  Diese Forschung erfolgt in der Regel in inter- und trans-
Unterstützung regionaler Innovations- und Entwicklungs-                  disziplinären Projekten, in enger Zusammenarbeit mit
prozesse für eine lebenswertere Region. Dabei erfüllt es                 den potentiellen NutzerInnen und Betroffenen in den Re-
eine Schnittstellenfunktion für Aufgaben, die nicht ein                  gionen.
Betrieb allein oder eine einzige Gemeinde erfüllen kann.
Management ländlicher geprägter Regionen meint auch                      Was bietet die BOKU aktuell im Bereich Regionalma-
immer gemeinsame Steuerung komplexer sozial-ökolo-                       nagement in der Lehre an?
gischer Systeme und die nachhaltige Entwicklung multi-                   Die BOKU bietet eine Reihe von Vorlesungen, Übungen,
funktionaler Agrarregionen, sensibler Berggebiete, Welt-                 Seminaren, Exkursionen und Projektlehrveranstaltun-
kulturerbe-Landschaften oder anderer Schutzgebiete.                      gen zu theoretischen und methodischen Fragen des Re-
                                                                         gionalmanagements. Theorien und Modelle der Regio-
An welchen Themen im Bereich Regionalmanage-                             nalökonomie, der Raumplanung und unterschiedlicher
ment wird aktuell geforscht? Können Sie uns ein                          Fachplanungen sowie ein systemisches Verständnis des
paar Forschungsthemen nennen und kurz beschrei-                          Zusammenwirkens von sozialen und ökologischen Pro-
ben?                                                                     zessen können ebenso erlernt werden, wie praktische
Regionalmanagement beschäftigt sich mit behörden-,                       Werkzeuge des Regional- und Projektmanagements sowie
gemeinde- und sektorübergreifenden Kooperationen zur                     Moderations- und Partizipationsmethoden.
nachhaltigen Entwicklung und Nutzung gemeinsamer                         Beispiele hierfür sind:
Ressourcen. Aktuelle Forschungsprojekte und Publikatio-                  Regional Economics and Regional Governance
nen konzentrieren sich daher auf folgende Themen:                        Regionale Entwicklung: Fachseminar und Exkursion
„ Management kollektiver Ressourcen (z.B. Infrastruktu-                  Projektmanagement
ren, erneuerbare Energie, Landschaft, Reputation regiona-                Entwicklungs- und Regionalmanagement
ler Produkte und Fähigkeiten, regionales Wissen)                         Methoden ländlicher Regionalentwicklung, …

50                                                                                                        1 | 2016
Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband
berufsbild regionalmanagement

                       Johannes Pressl
                       NÖ. Regional.GmbH
                       Beruflicher Werdegang:
                       1989 bis 1995: Studium der Landschaftsplanung,
                       1995 bis 1996: Weiterbildung zum land- und
                       forstwirtschaftlichen Berater – berufspädagogisch
                       2000 und 2001: Ausbildung zum Unternehmens-
                       berater bei der Akademie für Unternehmensbera-
                       tung (AFU); seit 1996: Regionalberater

Wie sind Sie zum Regionalmanagement gekommen?                              dass die Lebensqualität für die »Bleibenden« auch »bleibt«.
Im Jahr 1996 wurde im Mostviertel in Folge des EU-Beitritts                Regionalentwicklung muss sich heute auch mehr denn je
ein Regionalverband gegründet und dieser hatte auch die                    um Infrastrukturen im ländlichen Raum kümmern.
Aufgabe, EU Fördermittel in die Region zu holen. Zunächst                    Auch sind uns Kooperationen und Vernetzung enorm
war das hauptsächliche eine Förderberatung für Landwir-                    wichtig. Dort wo es gemeinsam effizienter und für die
te und landwirtschaftliche Kooperationsprojekte. Im Laufe                  Menschen mehr von Nutzen ist, da soll auch emotionslos
der Jahre und mit Änderung der Förderzielsetzungen ist                     über Gebietskörperschaften hinweg zusammengearbeitet
das aber eine strategische Entwicklungsaufgabe für den                     werden.
ländlichen Raum des Mostviertels geworden.
                                                                           Ein Projekt von Johannes Pressl:
Bei der NÖ. Regional.GmbH sind Sie Regionalbera-                           Moststraße und Mostbewegung
ter! Welche Aufgaben haben Sie?                                            In meinen ersten Jahren im damaligen Regionalmanage-
Wir als »RegionalberaterInnen« begleiten Initiativen vor                   ment Mostviertel fiel im Bereich der Weiterentwicklung
Ort, wir motivieren, wir geben »Input« und leiten und                      der Mostkultur in der Region im Jahr 1998 die Erstgrün-
spornen an, wir halten uns an die strategischen Leitlinien                 dung des Vereines Moststraße mit damals 28 Gemein-
und bereiten Projekte zur Umsetzung vor. Aber ob ein Pro-                  den und 30 Mostheurigen in der Region. Im Jahr 2000
jekt gelingt, das hängt von den Trägern vor Ort ab und da                  schafften wir es, nach vielen Sitzungen und zahlreichen
stellen wir die Dorferneuerungsobmänner/-frauen, Bür-                      Vorsprachen beim Land und Ministerium, eine LEADER
germeisterInnen oder KleinregionssprecherInnen in den                      Region daraus zu machen, mit der wir damals die ersten
Vordergrund.                                                               großen Projekte zur wirtschaftlichen Nutzung des Fallobs-
   Wir sind sogenannte »Informationsgeneralisten«. Und                     tes im größeren Stil finanzieren konnten. Zwischen bäu-
zusätzlich haben wir auch einen »Riecher« für Entwicklun-                  erlicher Wertschöpfung, touristischem Nutzen und kul-
gen und Projekte und das Erfahrungswissen zum richtigen                    tureller Identität entwickelte sich die Moststraße so gut,
Zeitpunkt die richtigen Leute an einen Ort zu bringen.                     dass sie in weiterer Folge auch Tourismusverband wurde
                                                                           und heute als Trägerorganisation für die Mostbewegung
Wie hat sich die NÖ. Regional.GmbH entwickelt?                             zu einem eigenständigen Träger von Most-Regionalent-
Seit 2014 – fast 20 Jahre nach meinem Einstieg in die Re-                  wicklung im Mostviertel geworden ist. Gerade an diesem
gionalentwicklung – haben wir gemeinsam mit externen                       Beispiel erkennt man, dass es in der Regionalentwicklung
ExpertInnen und verschiedenen AbteilungsleiterInnen des                    oft der »Anstoss« ist und die Projekte dann wie »Kinder«
Landes in Niederösterreich die Regionalentwicklung völlig                  selbständig – vielleicht mit Begleitung, wenn zwischen-
neu konzipiert. Die schon angesprochene NÖ Regional.                       durch erforderlich, aber sonst autonom ihre Entwicklung
GmbH wurde als zentraler Anstellungsträger der Mitarbei-                   machen. Heute hat die Moststraße ein eigenes »Most-
terInnen auf allen Ebenen der Regions- und Gemeindeent-                    birnhaus« als Most-Zentrum der Region hervorgebracht.
wicklung im Land operativ tätig. Die NÖ. Regional.GmbH                     Projekte wie die umfangreichen »Mostbirnbaumpflanzun-
mit einem professionellem Team von aktuell 60 Regional-                    gen«, die »Mostbarone«, der »Jungspund« als besondere
beraterInnen ist sowohl »bottom up« als auch »top down«                    Mostkreation und viele andere sind wiederum daraus ge-
von der Gemeinde- über die Kleinregions- bis zur Haupt-                    wachsen. Eine gesamte »Mostbewegung« ist im Mostvier-
regions- und Landesebene tätig.                                            tels daraus geworden.

Welche Herausforderungen sehen Sie zukünftig im                            Weitere Projekte von Johannes Pressl sind/waren: der
Regionalmanagement?                                                        Ybbstalradweg, das Projekt »Donau. Fluch und Segen« so-
Immer öfter muss Regionalentwicklung Realitäten der Ver-                   wie die Mostgalerie, Stift Ardagger, Gemeindekooperatio-
änderung anerkennen und diese bestmöglich begleiten, so                    nen auf Verbandsebene in ganz Niederösterreich.

                1 | 2016                                                                                                            51
Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband
berufsbild regionalmanagement

                      Andreas Hacker                                                                 aus zwei regionalen Initiativen ent-
                                                                                                     standen, aus dem niederösterreichi-
                      Stadt Umland Management
                                                                                                     schen Regionalmanagement Wien
                      Wien Niederösterreich
                                                                                                     Umland (Süd) und dem in der Fol-
                      Beruflicher Werdegang:                                                         ge von Wien initiierten Regional-
                      Studium der Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung
                                                                                                     management Wien Nord Ost. Wir
                      2 Jahre Architektur- und Raumplanungsbüro in Villach
                      1995 bis 1998 NÖ. Stadterneuerung: Betreuung der Städte Bruck an der Leitha,   haben die Gelegenheit einer hohen
                      Fischamend, Scheibbs, Traismauer und Lilienfeld                                Förderung des Bundeskanzleramts
                      Seit Ende 1998 als Regionalmanager für das südliche Wiener Umland tätig        genutzt, um aus diesen beiden Ini-
                                                                                                     tiativen das gemeinsame Stadt Um-
                                                                                                     land Management zu entwickeln.

                                                                                                    Wie hat es sich seither entwi-
                                                                                                    ckelt?
                                                                                                    Seit der Gründung Ende 2005 ist es
                                                                                                    uns sicher gelungen, so etwas wie
                                                                                                    ein Stadtregionsbewusstsein, vor
                                                                                                    allem in vielen niederösterreichi-
                                                                                                    schen Gemeinden, zu entwickeln.
                                                                                                    Viele umgesetzte Projekte, Pilotstu-
                                                                                                    dien tragen »unsere« Handschrift.
                                                                                                    Das reicht von einer gemeinsamen
                                                                                                    Stadt Land Radkarte mittlerweile
                                                                                                    in der 3. Auflage bis hin zu großen
 SUM Konferenz 2015                                                                                 städtebaulichen Entwicklungen,
                                                                                                    wie aktuell ein Sondierungsprojekt
Welche Aufgabe haben Sie als Regionalmanager?                              für eine Smartcity Ebreichsdorf im Umfeld des künftigen
Wir RegionalmanagerInnen sind »Kümmerer«, müssen                           Regionalbahnhofs Ebreichsdorf. Ein Schwerpunkt ist sicher
also am Ball bleiben und die teilweise langen Regional-                    Konfliktmanagement vor allem bei Großprojekten, die im
entwicklungsprozesse im Griff haben. Ich sehe mich als                     Vorfeld vielleicht nicht ausreichend abgestimmt wurden.
Koordinator, der regional relevante Aktivitäten mit unter-
schiedlichen Akteursgruppen ergebnisorientiert initiiert,                   Ein aktuelles Projekt:
vernetzt. Wir sind aber keine Projektorganisation, die In-                  Regionale Leitplanung Bezirk Mödling
teresse am Projektgeschäft hat um damit MitarbeiterInnen                    Das spannendste Projekt, bei dem ich vor allem für das
zu finanzieren.                                                             Projektmanagement zuständig bin, ist aktuell die regionale
                                                                            Leitplanung Bezirk Mödling. 20 Gemeinden und das Land
Welche Eigenschaften müssen Sie als Regionalma-                             Niederösterreich arbeiten an einer gemeinsamen Rau-
nager mitbringen?                                                           mentwicklungsstrategie. Das Projekt baut auf langjährigen
Zu den wichtigsten Eigenschaften gehören eine hohe so-                      Meinungsbildungsprozessen auf, bei denen immer wieder
ziale Kompetenz, das nötige Fachwissen, welches im Wir-                     die Frage im Mittelpunkt stand, was denn der Bezirk noch
kungsbereich vorrangig verlangt wird und Gelassenheit.                      verträgt. Die eigentliche Projektphase war mit rund 1,5 Jah-
Regionalmanagement ist Beruf und nicht Berufung.                            ren ziemlich kurz – spannend und herausfordernd ist nun,
                                                                            ob alle Gemeinden diese Strategie beschließen. Nachdem
Waren Weiterbildungen notwendig um in diesem                                viele Gemeinden befürchten, dass Sie die Widmungskom-
Bereich tätig zu sein?                                                      petenz in der Raumordnung verlieren, kann man sich vor-
Für mich weit wertvoller als diverse Kurse / Seminare war                   stellen, dass ich in der letzten Zeit oftmals Gast bei entspre-
die Teilnahme an Fachexkursionen, Kongressen in anderen                     chenden Gemeinderatssitzungen war.
europäischen Stadtregionen. Da wird praktisches Wissen                         Aber eigentlich ist dieses Projekt vor allem ein Prozess,
anschaulich vermittelt.                                                     an dem man ständig weiter arbeiten muss. So ist das auch
                                                                            mit dem Stadt Umland Management selbst. Auch wenn
Sie sind ja für das Stadt Umland Management Wien                            wir die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vor 10 Jahren
Niederösterreich tätig. Wie es dies entstanden?                             erfolgreich umsetzen konnten, müssen wir immer weiter
Das Stadt Umland Management Wien Niederösterreich ist                       an der Initiative arbeiten.

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Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband
berufsbild regionalmanagement

   Renate Fuxjäger

                                                                                                                                             © RMOÖ GmbH
   Regionalmanagement OÖ GmbH
                       Beruflicher Werdegang:
                       1996: Abschluss des Studiums der Landschaftsökologie- und gestal-
                       tung bzw. Landschaftsplanung und –pflege an der BOKU Wien mit
                       Studienaufenthalt an der Agricultural University of Norway (NHL),
                       1998 bis 2002: Vertragsassistentin am Institut für Landschaftspla-
                       nung, BOKU Wien / Seither Lehrbeauftragte
                       2002 bis 2006: Projektleiterin beim Verein abz.austria – kompetent
                       für frauen und wirtschaft
                       Seit 2008 Regionalmanagement OÖ GmbH, Fachbereiche Ländliche
                       Entwicklung bzw. Raum- und Regionsentwicklung

Wie sind Sie zum Regionalmanagement OÖ gekom-                                tige Mobilität, Bildung und regionale Wertschöpfung aus
men?                                                                         den Regionalen Themenszenarien in Wels-Eferding.
2008 war eine Stelle beim Regionalmanagement für den                            Regionale Betreuung und Prozessbegleitung der Stad-
Fachbereich Ländliche Entwicklung in Wels-Eferding aus-                      tumlandkooperationen in OÖ - Investitionen in Wirtschaft
geschrieben. Das Regionalmanagement kannte ich bereits                       und Beschäftigung (IWB) 2014-2020: Dieses über den Eu-
von mehreren BOKU-Lehrveranstaltungen, die ich betreut                       ropäischen Fond für Regionalentwicklung geförderte Pro-
hatte. Es war ideal: Der Arbeitsplatz war fußläufig zu unse-                 gramm unterstützt Städte und umliegende Gemeinden,
rer Wohnung und zur Krabbelstube, wo unsere Tochter un-                      die Kooperation zu intensivieren und gemeinsam an einer
tergebracht war. Ich konnte die Arbeit in Teilzeit erledigen                 stadtregionalen Strategie, an der Optimierung von Stand-
– mit allen Vor- und Nachteilen.                                             orts- und Siedlungsstrukturen sowie an nachhaltigen Mo-
Wie hat sich die Regionalmanagement OÖ GmbH                                  bilitätsmaßnahmen zu arbeiten.
entwickelt?
Mitte der 1990er Jahre etablierten sich eigenständige Regi-                   Ein aktuelles Projekt:
onalvereine in den Regionen Mühlviertel, Steyr-Kirchdorf                      Willkommenskultur OÖ – ein Beitrag zur »Stand-
und Innviertel, etwas später auch im Salzkammergut. 2006                      ortsicherung« in Wels-Eferding und Linz/Linz-Land
wurde dann die Regionalmanagement OÖ GmbH gegrün-                             Das Projekt zielt darauf ab, eine gelungene Willkommenskul-
det, wo die MitarbeiterInnen der Regionalvereine einge-                       tur für Fach- und Schlüsselkräfte aufzubauen und Schnitt-
gliedert wurden. Heute ist die Regionalmanagement OÖ                          stellen zwischen Gemeinden, Institutionen, Betrieben, Ver-
GmbH mit 6 Geschäftsstellen flächendeckend wirksam.                           einen sowie Bildungs- und Kultureinrichtungen aufzubau-
Thematisch arbeiten wir in den Fachbereichen Nachhal-                         en. Ein wichtiger Aspekt ist das Sichtbarmachen des Stel-
tigkeit und Umwelt, Arbeit und Qualifizierung, Grenzüber-                     lenwertes, den eine strukturierte Willkommenskultur für
schreitende Zusammenarbeit und Raum- und Regionsent-                          die oberösterreichische Wirtschaft und das Gemeindeleben
wicklung.                                                                     hat. In den einzelnen Regionen wurden Interviews mit Zu-
Welche Herausforderungen sehen Sie zukünftig im                               und RückwandererInnen geführt, um herauszufinden, wie
Regionalmanagement?                                                           die Fachkräfte aus dem Ausland das Ankommen erlebt ha-
Unsere Themen und Rollen sind sehr vielfältig. Dies erfor-                    ben und was es braucht, damit sie auch weiter in der Region
dert viel Anpassungsfähigkeit, gleichzeitig soll man sich                     bleiben. Weiters wurden Fokusgruppen mit VertreterInnen
seine Kreativität bewahren. Dies gilt sowohl für die Mitar-                   aus der Wirtschaft, von Gemeinden und Servicestellen, von
beiterInnen als auch für die gesamte Organisation. Wir ste-                   Bildungseinrichtungen sowie aus Freizeitorganisationen
cken daher viel Zeit in Kompetenzentwicklung und fach-                        abgehalten. Dabei wurde über die Erfahrungen mit zu- und
übergreifenden Austausch. Bei uns geht es stark darum,                        rückgewanderten Fachkräften und die größten Herausfor-
Kooperationen in der Region aufzubauen und zu stärken.                        derungen in diesem Bereich diskutiert. Als nächster Schritt
Hier ist es wesentlich, dass wir uns zwischen den Vorga-                      folgt ein Innovationsworkshop, in dem alle bisher im Projekt
ben und Entscheidungen der Politik und dem, was wir für                       Beteiligten anhand der Interview- und Fokusgruppener-
eine gedeihliche regionale Entwicklung erachten, bewegen                      gebnisse gemeinsam Maßnahmen für eine ganzheitliche
können.                                                                       Willkommenskultur der Region definieren. Mit einem soge-
Welche Aufgabe haben Sie als Regionalmanagerin?                               nannten »Welcome-Check« wird engagierten Gemeinden
Seit Jänner 2015 bin ich im Fachbereich Raum- und Regi-                       und Betrieben ein geeignetes Instrument zur Kompetenz-
onsentwicklung für den OÖ Zentralraum tätig. Gemeinsam                        entwicklung im Bereich Willkommenskultur zur Verfügung
mit KollegInnen bearbeite ich die Schwerpunkte nachhal-                       gestellt. Das Projekt läuft von Juli 2015 bis Dezember 2016.

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Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband
Porträt

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                     3420 Aspern Development AG
     Die Seestadt unter der Führung eines BOKU-Absolventen
Seit Oktober 2015 ist Immobilienexperte und BOKU-Absolvent Heinrich Kugler neues Vorstandsmitglied
der 3420 Aspern Development AG. Im Interview spricht er über die Stadt der Zukunft, seine Aufgaben in
           der Seestadt und das Studium an der BOKU. Interview: Gudrun Schindler, Doris Dieplinger

3420 - was bedeutet das?                                       Zwischennutzungen), die Liegenschaftsverwaltung und
3420 sind die geografischen Koordinaten der Mitte des ehe-     das Stadtteilmanagement sowie die interne Organisation.
maligen Flugfeldes auf dem sich jetzt die Seestadt befindet.
Der Flughafen war damals einer der ersten und größten          In Aspern sollen über 20.000 Menschen Platz zum Wohnen
Flughäfen in der Zwischenkriegszeit.                           und Arbeitsplätze finden! Was sind die gröSSten Herausfor-
                                                               derungen bei so einem riesigen Projekt?
Was macht die Wien 3420 Aspern Development AG?                 Wir wollen uns in der Seestadt Aspern nicht mit der Erfül-
Die Aufgabe ist es, auf einer Fläche von 240 ha einen neu-     lung der »normalen« Standards eines Stadtentwicklungs-
en Stadtteil zu entwickeln. Wir bauen die Gebäude aber         gebietes zufrieden geben. Schon im Logo der Seestadt
nicht selbst, unsere Aufgabe ist es das Projekt weiter zu      »aspern+« ist das Plus als Zeichen eingebaut, dass wir neue
entwickeln, die Infrastruktur herzustellen und die fertigen    innovative zukunftsfähige Lösungen umsetzen wollen. Die
Bauplätze an private und gemeinnützige Bauträger zu ver-       größte Herausforderung wird es sein, diese Innovationkraft
kaufen, damit diese dann die Gebäude errichten können,         des Projekts zu erhalten und auszubauen.
wobei gewisse Qualitätsstandards eingehalten werden
müssen.                                                        Die Seestadt soll in Zukunft Wohnen und Arbeiten vereinen
                                                               und autofrei werden?
Was sind Ihre Aufgaben bei der Wien 3420 AG?                   Ja, wir wollten Städte schaffen, wo diese Nutzungsmi-
Meine Aufgabenbereiche im Vorstand sind die Produktent-        schung passiert und wo man auch die Freizeit verbringt.
wicklung (Planung, Infrastruktur, UVP, Qualitätssicherung,     Man muss nicht jeden Tag dutzende Kilometer mit dem

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Das Regionalmanagement - lt sich vor - BOKU Alumniverband
PORTRÄT

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Auto zurücklegen. Wir haben wenige Gratis-Parkplätze im
öffentlichen Raum, weil wir glauben, dass die Autos in 20
oder 30 Jahren nicht mehr die zentrale Rolle spielen wer-
den wie heute.

Gab es auch Kritik am Projekt, welche bzw. wie gehen Sie da-
mit um?
Natürlich und das ist in der Stadtplanung auch ganz nor-
mal. Einerseits aus der Bevölkerung, weil nur wenige Gra-
tis-Parkplätze angeboten werden, andererseits aber auch
aus dem fachlichen Diskurs. Es gibt auch sehr viel positive
Kritik, die uns bestärkt. Nichts wäre schlimmer, als wenn

                                                                                                                                 © RLP Ruediger Lainer u Partner
sich niemand zur Seestadt äußern würde.                                                              Der 24-stöckige Holzturm

Was finden Sie besonders gelungen und was sind die weite-
ren Pläne für die Seestadt?
Wenn ich etwas hervorheben muss, so sind es die Freiräu-
me: der Seepark, der Hannah Arendt Park, die Sonnenal-
lee. Das macht natürlich schon Freude, wenn es die eigene
Profession ist, welche hier so positive Beispiele bringt. Im
Bereich der Freiräume wird es noch weitere tolle Projekte
geben: die städtische Fußgängerzone im Seeparkquartier,
der Park unterhalb der U-Bahnhochtrasse, die städtisch ge-
staltete Nordseite des Sees.

2016 soll in Aspern der welthöchste Holzturm entstehen.
Was dürfen wir uns darunter vorstellen?
Das erste 24-stöckige Hochhaus aus Holz hat
ein unglaublich großes Echo ausgelöst, auch                                  Max-Gruppe mussten unter großem Zeitdruck
international. Der 84 Meter hohe Holzbau      Wien 3420 Aspern               zahlreiche Immobilien verkauft werden. Das
besteht zu 70-80 % aus Holz und ist tech-      Development AG                war eine große Herausforderung.
nisch eine enorme Herausforderung. Fertig-        Mitarbeiter: 25
gestellt werden soll der Turm im Jahr 2018,       Projektlaufzeit:           Erinnerungen an die Studienzeit! Was waren
der Restaurants, Geschäfte als auch ein Ho-          2005 bis 2030           prägende Momente für Sie?
tel unterbringen soll. Die Kerbler-Gruppe         Kosten    gesamt:
                                                                             Die schwierigste Prüfung war damals Chemie
                                                 ca. 5 Milliarden Euro
investiert rund 65 Millionen Euro in dieses                                  I und II. Am meisten in Erinnerung geblie-
                                             Kosten der Wien 3420 AG:
Vorzeigeprojekt.                                   ca. 200 Millionen         ben sind mir die Exkursionen: Hydrobiologie
                                                  Finanzierung: BIG, Wirt-   am Lunzer See, Forststraßenbau im Lehrwald
Generelle Trends in der Stadtentwicklung/in     schaftsagentur der Stadt Wien,
                                                                             der BOKU, Botanik, etc. Sehr prägend war der
der Städteplanung?                              S-Bausparkasse und die ViennaGastprofessor Karl-Heinz Hülbusch von der
Die Herausforderung der Zukunft ist der Kli-            Insurance Group.     Gesamthochschule Kassel, der damals einen
mawandel. Unsere gesamte Lebensführung              Projektstand:     geplantradikal anderen Zugang zum Freiraum, als die
wird sich in Hinblick auf die erforderliche        insgesamt  20.000   Bewoh-anderen Professoren an der BOKU vertreten
                                                   ner, aktuell ein schwaches
CO2-Reduktion grundlegend ändern.                                            hat.
                                                  Drittel umgesetzt. Es sollen
Ein aktueller Trend ist, dass wir sehr stark     auch 20.000 Arbeitsplätze hier
über Verdichtung der Städte nachdenken.         geschaffen werden, davon sind    Was war Ihr Berufswunsch nach dem Studium?
Das ergibt sich vor allem aus dem Stadt-        jetzt in etwa 2.000 entstanden.  Für mich war nicht so klar, was ich machen
wachstum durch Zuwanderung, hilft aber                                           möchte. Ich hab mich eher wegbewegt von der
auch in Zusammenhang mit dem Klimawandel.                             Planung. Ich wollte näher zur Wirtschaft und bin dann in
                                                                      der Immobilienwirtschaft gelandet. Stadtplanung hat mich
Was war Ihre gröSSte berufliche Herausforderung bisher?               damals schon am meisten interessiert.
Vor meiner Tätigkeit als Vorstand bei der Wien 3420 AG
war ich 14 Jahre lang in der bauMax AG für die Immobilien Was machen Sie als Ausgleich zu Ihrer Arbeit? Hobbies?
verantwortlich. In der letzten Phase des Verkaufs der bau- Familie, Wandern, Skifahren, wine & dine

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Emeritierter Professor
© Privat

                                                                                                                                            © weinfranz.at
                                                                                                   Forschungsstation in Lunz

           Mathias Jungwirth                                                      Sie waren jahrelang auch wissenschaftlicher Geschäftsfüh-
                                                                                  rer des Wassercluster Lunz am See? Wie kam es dazu?
                                                                                  Nach der Schließung des Niederösterreichischen Jugend-
           Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement (IHG)
           An der BOKU seit 1979 | Lehrveranstaltungen: Hydrobiologie 1           gästehauses und der Biologischen Station Lunz durch die
           & 2, Applications in river landspace management, Gewässerplanung und   Österreichische Akademie der Wissenschaften vor rund 15
           Flussbau, Master- und DissertantInnenseminare | Schwerpunkt der        Jahren haben mein Kollege Fritz Schiemer und ich bei Lan-
           Forschungsarbeit: Fischbiologie, Limnologie, Restaurationsökologie     deshauptmann Erwin Pröll und Bürgermeister Häupl, der
           Interview: Doris Dieplinger                                            als Biologe selbst in Lunz seine hydrobiologischen Übun-
                                                                                  gen gemacht hatte, die Erhaltung, Renovierung und Wei-
           Revival-Vorlesung von Prof. Jungwirth                                  terführung beider Häuser als nunmehriger Wassercluster
           am 1. Oktober 2016 beim Alumni-Tag!                                    Lunz erreicht.
           Infos unter: alumni.boku.ac.at/alumnitag                                  Der Forschungsstandort wird seither sehr erfolgreich als
                                                                                  gemeinnützige GmbH der BOKU, der Universität Wien und
           Woher stammt Ihr Bezug zur Hydrobiologie?                              der Donau-Universität Krems geführt. Heute haben wir
           Das Interesse begann ganz früh. Fischen war schon als                  rund 40 Arbeitsplätze in Lunz.
           Kind meine Leidenschaft. Meine Eltern waren sehr groß-                    Unser Institut hat dann 2011 dort zusätzlich noch die
           zügig und haben mir zu Hause 14 Aquarien erlaubt. Mit                  sogenannte HyTEC Anlage errichtet.
           dieser »Fischzucht« habe ich mir damals mein Taschengeld
           verdient.                                                        Was dürfen wir uns unter der HyTEC Anlage vorstellen?
                                                                            Hier werden Experimente durchgeführt, um beispielsweise
           Wie war Ihr Arbeitsbeginn an der BOKU? Wie waren die Gege-       die Reaktion von Wasserorganismen auf Schwall- und Sunk-
           benheiten im Gegensatz zu heute?                                 phänomene zu erforschen: Zwei künstliche Fließgewässer,
           Das damalige Institut für Hydrobiologie und Fischereiwirt- die vom Lunzer See angespeist werden und in denen wir
           schaft, das kurz darauf in das Großinstitut für Wasserwirt- den Durchfluss steuern, sowie Parameter wie Gefälle, Tiefe,
           schaft integriert wurde, habe ich 1979 als Ein-Mann-Betrieb Sohlsubstrat etc. einstellen können. Die HyTEC Anlage ist
           übernommen. Mein Vorgänger, Prof. Liepolt, war Honorar- international eine einmalige Geschichte, weil sich auch die
           professor und eigentlich als Hofrat                                                      Wassertemperatur steuern lässt,
           Leiter des Institutes für Gewässer-            Die HyTEC Anlage am Standort Lunz         indem wir das Wasser entweder
                                                                                                       © Tuthan

           güte in Kaisermühlen. Ich musste                                                         oberflächlich oder von der Tiefe
           sofort den ganzen Lehrbetrieb am                                                         des Sees entnehmen.
           Institut übernehmen, was ziemlich
           herausfordernd war. Von Beginn an                                                        Was ist Ihr liebster BOKU-Platz?
           konnte ich auch recht erfolgreich                                                        Eigentlich fühlte ich mich immer
           Projekte einwerben und mit die-                                                          an unserem Institut am Wohlsten.
           sen Drittmitteln wissenschaftli-                                                         Auch wenn das Arbeitspensum
           ches Personal anstellen. Seit dieser                                                     meist sehr hoch war, hatten wir
           Zeit ist das Institut stetig gewach-                                                     immer ein super Team und ein
           sen und hat inzwischen über 50                                                           hervorragendes Miteinander. Ein
           MitarbeiterInnen.                                                                        gutes Klima halte ich für eine der

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wesentlichsten Grundlagen für einen guten Wissen-
schafts- und Lehrbetrieb.

Was waren Ihre Highlights an der BOKU?
Für mich war einer der schönsten Momente, als mei-
ne MitarbeiterInnen zu meinem 50. Geburtstag ein
großes Fest organisierten, bei dem eigentlich im Mit-
telpunkt stand, wie gut unser Team funktioniert. Ge-
burtstagsgeschenk war ein wunderschönes Buch über
»unser gemeinsames Leben«; eine wirklich bewegende
Geschichte und ein großartiges Fest.

Wie beschreiben Sie die Studierenden von heute im Ver-
gleich zu früher, als Sie zu lehren begonnen haben?
Was ich allgemein bemerke ist, dass es offensichtlich
an der Schulbildung da und dort ganz schön hapert.
Es ist erstaunlich, dass heutzutage die MaturantIn-
nen oft die einfachsten Grundbegriffe der Mathematik
oder Physik nicht kennen. Auch sehe ich einen Unter-
schied zwischen BOKU-Studierenden und Studieren-
den anderer Universitäten. BOKU-Studierende sind
im Durchschnitt mehr praxisbezogen und gehen ganz
anders an die Dinge heran. Ein Problem ist in meinen
Augen die zunehmende Verschulung des Lehrbetriebs;
was bleibt denn heute noch vom ehemaligen Gedan-
ken des freien Universitätsstudiums?

Sind Sie auch trotz Pensionierung noch an der BOKU an-
zutreffen?
Ja, ich bin so drei bis vier Mal die Woche einen halben
Tag an der BOKU. Ich treffe noch immer sehr sehr ger-
ne mit meinen Leuten zusammen.
                                                             It’s your
Gibt es bereits einen Nachfolger/eine Nachfolgerin?
Derzeit noch nicht. Die Nachfolge wird gerade gere-
                                                             universe -
gelt. Ich bin aber sehr optimistisch, da wir viele gute
BewerberInnen haben. Derzeit leiten die Kollegen Ste-
                                                             explore it with
                                                             The Open University
fan Schmutz das Institut und Thomas Hein den Was-
sercluster Lunz optimal.

Gibt es Pläne die Sie in der Pension verwirklichen wollen?
                                                             If you are looking to gain a promotion or a broader
Da ich neben Wien quasi auch in Lunz privat zuhau-
                                                             knowledge base, then our triple-accredited MBA or
se bin, werde ich, was mich sehr freut, regelmäßig mit
den Lehrenden und Studierenden zusammentreffen
                                                             specialist MSc programmes could be the answer.
und ihnen bei der Arbeit über die Schulter sehen. Auch       Check our event calendar and find out why many
möchte ich gerne noch bei Seminaren oder diversen            BOKU graduates have chosen The Open University
Gesprächsrunden mitdiskutieren, ohne mich dabei              to continue their professional development:
»einzumischen«. In über 40 Berufsjahren hat sich ja
                                                             www.openuniversity.edu/events
eine gewisse Erfahrung angesammelt. Natürlich ist es
nett, wenn dieses Wissen von jüngeren KollegInnen            For further information
gelegentlich noch abgerufen wird. Mehr freie Zeit für        E: sarah.shaw@oubusinessschool.eu
Hobbys wie Reisen, Lesen, Fischen, vielleicht Schnit-        T: +43 (1) 533 23 90
zen ist aber ehrlich gesagt ab einem gewissen Alter
auch recht attraktiv.                                        Discover more: www.openuniversity.edu

                 1 | 2016                                                                                          57
events: boku ball

              »Hülsenfrüchte« in der Wiener Hofburg –
                 Impressionen vom BOKU-Ball 2016
 Das Jahr 2016 ist von der UNESCO zum internationalen Jahr der Hülsenfrüchte ernannt worden – pas-
send dazu gestaltete sich das Motto des diesjährigen BOKU-Balls. Stimmungsvolle Atmosphäre verbun-
 den mit einer jahrelangen Tradition und dem Flair der Wiener Hofburg machten den BOKU-Ball auch
        heuer wieder zu einem einzigartigen Erlebnis. Die BesucherInnen mit Begleitung waren:
                   Foto Sulzer/foto-sulzer.at – Wir bedanken uns bei Foto Sulzer für die Bereitstellung der Fotos

     LK-Präsident Hermann Schultes mit Gat-      Em.Prof. Johann Fischer / Verfahrens und        Prof. Astrid Forneck / Weinbau
     tin und Leiterin im BMLFUW Abteilung III   Energietechnik mit Gattin und Prof. Heinrich   Prof. Hans-Peter Kaul / Pflanzenbau
           5 Maria Patek und Ehemann              Wohlmeyer / Ressourcenökonomie und
                                                      Umweltmanagement mit Gattin

       Rektor Martin Gerzabek und                Karl Kienzl und Wilhelm Vogel beide Umwelt-      Ehrensenator Karl Georg Doutlik
      ÖH-Vorsitzende Katja Schirmer             bundesamt sowie BOKU-Unirätin Theresia Vogel                mit Gattin

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boku ball

   BOKU-Alumni Franz Waxenecker / Biomin          UBRM Alumni Obmann Simon Huber              Em.Prof. Hermann Katinger / Mikrobiologie
                  rechts                                                                                    mit Ehefrau

  ehemaliger Forstdirektor der Stadt Wien                   Uniratschef Werner Biffl                  Em.Prof. Hubert Sterba
       Karlheinz Ballik mit Ehefrau                               mit Ehefrau                  Waldwachstumsforschung mit Gemahlin

Prof. Klaus Hackländer / Wildbiologie und Jagd-    Infineon Chefin Sabine Herlitschka und     Umweltbundesamt Geschäftsführer Georg
wirtschaft mit Gemahlin und Hannes Krautzer             Uniratsmitglied Claudia Lingner       Rebernig mit Rektor Martin Gerzabek und
             von Jagd und Natur TV                                                                         Gattin Andrea

      BMLFUW/Umwelt und Klimaschutz                   ehemaliger Landesjägermeister von           Studiendekanin Erika Staudacher
         Sektionschef Günter Liebel                  Vorarlberg Ernst Albrich mit Tochter /             mit Ihrem Ehemann
                                                                 FW-Studentin

                 1 | 2016                                                                                                            59
boku ball

        Agrarabsolventenverbandschefin        Vizerektorin Andrea Reithmayer           Prof. Florian Rüker / Biotechnologie
        Josefa Reiter Stelzl mit Ehemann                  mit Sohn                                  mit Ehefrau

                                              Ball Organisatorin Sissy Weiss / ÖH   Vizerektor Georg Haberhauer mit Begleitung
                                                            rechts                                   © Szene1

                                                                                                           Prof. Georg Gübitz /
Tisch der Raiffeisen
                                                                                                            Enviromental Bio-
  Ware Austria mit
                                                                                                              technolgy und
Johann Blaimauer /
                                                                                                            Prof. Rudi Krska /
Leiter Saatbau und
                                                                                                             Analytikzentrum
Holz rechts zweiter
    von hinten

                                           Ricarda Groiss-Besenhofer
                                           und Werner Bruckmayer

                                                 Ehrensenator Felix Montecuccoli
                                                           mit seiner Frau Helga

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boku ball

     TU Rektorin Sabine Seidler               Altrektor Manfried Welan                          Senatschef Hubert Hasenauer
            mit Gemahl                               mit Ehefrau                                        mit Ehefrau

 Em.Prof. Winfried Blum / Bodenkunde       Prof. Renate Kunert / Biotechnologie           Prof. Herwig Waidbacher / Hydrobiologie
              mit Ehefrau                                                                              mit Begleitung

Abgeordneter Nikolaus Berlakovich und         Em.Prof. Florin Florineth /
    Franz Fischler vom Präsidium        Ingenieurbiologie und Landschaftsbau
Europäisches Forum Alpbach mit Gattin         mit seiner Gattin © Szene1

                                                                                                   Matthias Koppensteiner
                                                                                                   und Katja Schirmer / ÖH
                                                                                                           © Szene1

   Vizerektor Josef Glößl mit Ehefrau
                © Szene1
                                                                               © Szene1

             1 | 2016                                                                                                               61
akademische feier

                           Preise und Stipendien
                                       für den Boku-Nachwuchs
           Anlässlich der Verleihung von Preisen und Stipendien an Studierende der BOKU
                      fand am 18. November 2015 eine Akademische Feier statt.
                                                       Fotos: Fotostudio W. Bichler

     Verleihung der Stipendien des Vereins der Freunde                         Verleihung des Inge Dirmhirn Förderpreises
            der Universität für Bodenkultur Wien                                   und des Inge Dirmhirn Stipendiums
 v.l.n.r.: Martin H. Gerzabek, Valdone Daugelaite, Hubert Hase-        v.l.n.r.: Martin H. Gerzabek, Ika Darnhofer in Vertretung von Lem-
nauer, Leos Jirovcký, Jowita Anna Niemcyk, Áron Péter Kiss, Atilaw      lem Aregu Behailu, Hubert Hasenauer, Verena Beiser, Katharina
   Woldemelak Wondimagegn, Christoph Metzker, Josef Glößl                 Anna Zangerle, Frank Dirmhirn, Monika Sieghardt, Josef Glößl

Verleihung des Dr.in Wilfrieda Lindner Wissenschaftspreises             Verleihung des Preises aus der Prof. Anton Kurir-Stiftung
v.l.n.r.: Martin H. Gerzabek, Judith Schaufler, Manfred Josef Lexer,    zur Unterstützung wissenschaftlicher Nachwuchskräfte
                    Josef Glößl, Hubert Hasenauer                      v.l.n.r.: Martin H. Gerzabek, Hubert Hasenauer, Manuela Winkler,
                                                                                   Klaus Hackländer, Janet Wissuwa, Josef Glößl
   Den Preis erhielt Judith Schaufler für Ihre Diplomarbeit mit
   dem Thema: Bodensukzession in Abhängigkeit von der                   Das Thema der Dissertation von Janet Wissuwa war: Effects of
  Vegetation auf einer subalpinen Waldbrandfläche in den               plant functional groups on the density and diversity of selec-
                     Nördlichen Kalkalpen.                             ted soil arthropods in grassy arable fallows of different age.

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akademische feier

                        Preise und Stipendien
                                    für den Boku-Nachwuchs

              Verleihung des Förderpreises                                   Verleihung des Preises aus der Stiftung
         der Österreichischen Hagelversicherung                             »120 Jahre Universität für Bodenkultur«
v.l.n.r.: Klaus Salhofer, Martin H. Gerzabek, Hubert Hasenauer,      v.l.n.r.: Martin H. Gerzabek, Hubert Hasenauer, Rebekka
 Georg Valentin Lehecka, Marcus Eichinger, Kurt Weinberger,       Treitler, Stifter Rupert Hatschek, Veronika Neidel in Vertretung
                    Johann Sölkner, Josef Glößl                                     von Martin Schebeck, Josef Glößl

Georg Valentin Lehecka behandelte in seiner Dissertation das        Rebekka Treitler erhielt den Preis für Ihre Masterarbeit zum
Thema: Value and effects of public information and effects         Thema: Susceptibility of three Fraxinus species to the ash
  of the financialization on commodity futures markets.                 dieback pathogen Hymenoscyphus fraxineus.

Marcus Eichinger befasste sich im Rahmen seiner Masterarbeit
 mit dem Thema: Verfahrenstechnische und bodenphysi-
 kalische Untersuchungen bei Band- und Radlaufwerken
                       in der Praxis.

Verleihung des AGRANA-Forschungsförderungs-Preises                Verleihung der Preise aus der Dr. Karl Schleinzer-Stiftung
 v.l.n.r.: Martin H. Gerzabek, Hubert Hasenauer, Michael Graf,      v.l.n.r.: Zlatan Sarić in Vertretung von Melisa Ljusa, Martin H.
  Henry Jäger, Gertraud Wöber, Michael Zimmermann, Klaus            Gerzabek, Simon Reinhold Dürr, Hubert Hasenauer, Philipp
                     Katzensteiner, Josef Glößl                   Schleinzer, Cathérine Schleinzer-Fritz, Mathias Schleinzer, Erwin
                                                                    Frohmann, Peter Bock, Nicola Rampazzo, Veronika Neidel in
                                                                     Vertretung von Martin Schebeck, Johann Sölkner, Elisabeth
                                                                                            Schrenk, Josef Glößl

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Praktikumstag an der BOKU
Praktika sind eine Chance für Studierende, sich frühzeitig    che wertvolle Tipps zum Bewerbungsprozess genauso im
mit der Berufswelt zu vernetzen. Um ein Praktikum zu be-      Fokus wie die Klärung von Rechtsgrundlagen. Hier sind die
kommen, ist meist ein professionelles Bewerbungsverfah-       wichtigsten Erkenntnisse des Praktikumstages gesammelt.
ren zu absolvieren. Daher standen in der Praktikumswo-

                                                                                           Ferienjob, Ferial-
                              Pflichtpraktikum                Volontariat                  praktikum, frei-
                                                                                           williges Praktikum
                                                              Ein Ausbildungsverhältnis
                              Eine Mischung aus Aus-
                                                              zur Orientierung bei dem     Nichts anderes als ein
                              bildung und Arbeit, in
Was ist das?                                                  man ein wenig in einen       ganz normales befristetes
                              der Praxis aber meist ein
                                                              Betrieb hineinschnuppern     Dienstverhältnis.
                              Arbeitsverhältnis.
                                                              kann.
Dürfen fixe                   Ja, allerdings ist das auch
                                                              Nein, man kann selbst ent-   Ja, es gelten die gleichen
Arbeitszeiten und             ein Indiz dafür, dass das
                                                              scheiden, wieviel und was    Regeln wie auch für Ihre
Tätigkeiten vorgegeben        Praktikum ein verstecktes
                                                              man tun möchte.              KollegInnen.
werden?                       Arbeitsverhältnis ist.
                              Ja, wenn das Praktikum
Steht mir ein Gehalt zu?      eher ein Arbeits- als Ausbil-   Nein                         Ja
                              dungsverhältnis ist schon.
                              Ja, wenn man über der           Nein, für VolontärInnen      Ja, wenn man über der
                              Geringfügigkeitsgrenze ver-     muss nur eine Unfallver-     Geringfügigkeitsgrenze ver-
Muss ich versichert
                              dient, muss man Kranken-,       sicherung abgeschlossen      dient, muss man Kranken-,
werden?
                              Pensions- und Arbeitslo-        werden, die ausschließlich   Pensions- und Arbeitslo-
                              senversichert werden.           im Betrieb gilt.             senversichert werden.
                         Ja, außer Praktika sind aus-
Gilt der branchenübliche                                                                   Ja, es gelten die gleichen
                         drücklich vom Geltungsbe-
Kollektivvertrag auch                                 Nein                                 Regeln wie auch für Ihre
                         reich des Kollektivvertrages
für mich?                                                                                  KollegInnen.
                         ausgenommen.
Hab ich Anspruch              Nein, außer es ist im                                        Ja, man hat anteilsmäßigen
auf Urlaub bzw.               Vertrag/Kollektivvertrag        Nein                         Urlaubsanspruch für die
Urlaubsgeld?                  ausdrücklich so geregelt.                                    Zeit in der man arbeitet.
                              Nein, aber man muss eine        Nein, aber man kann eine
                                                                                                                         Quelle: GPA

                                                                                          Ja, wenn man eines ver-
Steht mir ein                 Bestätigung über die Ab-        Bestätigung über die Absol-
                                                                                          langt, muss man auch
Praktikumszeugnis zu?         solvierung des Praktikums       vierung des Volontariats
                                                                                          eines bekommen.
                              bekommen.                       verlangen.

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Praktikumstag

                                                                        Offene Praktika in unserer
                                                                        Jobbörse unter:
                                                                        alumni.boku.ac.at/jobboerse

                                                                        Beachten Sie beim
                                                                        Bewerbungsschreiben:
                                                                Keine Rechtschreibfehler/Tippfehler im Mail,
                                                                korrekte Schreibweise der Ansprechperson,
                                                                direkter Kontakt oder Anruf vor Abschicken
                                                                der Bewerbung effektiver als Massenbewer-
                                                                bungen, unbedingt Interesse und Bezug
                                                                zum Unternehmen angeben, Konjunktive
                                                                vermeiden. Noch mehr Tipps in unserem
                                                                Jobkompass. Erhältlich im Alumni-Büro oder
                                                                online unter:
                                                                alumni.boku.ac.at/site/de/jobs

          TIPPS zum Thema
          Praktikumssuche:
Wer MUSS eine Praxis machen:
An der BOKU alle Bachelor-Studienrichtungen außer LAP,
teilweise auch beim Master – im Studienplan nachzulesen.

Wann schicke ich die Bewerbung ab:
Im Oktober/November und Jänner/Februar des Jahres. Klei-                Beachten Sie beim
nere Unternehmen wissen oft erst später, ob eine Stelle zur             Bewerbungsgespräch:
Verfügung steht.                                                Informationen zum Unternehmen sammeln
                                                                (wieviele MitarbeiterInnen, wer ist Geschäfts-
Was beinhaltet eine Bewerbung:                                  führerIn usw.), Fragen zum Unternehmen
Ein Bewerbungsschreiben – kann auch im Mailtext formu-          überlegen, Vorbereitung einer kurzen Selbst-
liert sein, Lebenslauf mit Foto, Bachelorzeugnis wenn vorhan-   präsentation (in 5 Minuten das Wichtigste er-
den, Referenzen (Dienstzeugnis anderer Praxistätigkeiten).      zählen können). Gepflegter und pünktlicher
Wenn möglich alles in einem pdf-Dokument gesammelt.             Auftritt, kein Kaugummi, kein starkes Parfum,
                                                                Handy ausschalten, direkter Augenkontakt,
Was ist wichtig anzugeben:                                      Achtung auf Körperhaltung – nicht zu lässig
Interesse für die Praxis, Bezug zur Firma (gab es schon einen   und auch nicht zu steif, Fragen zur Entloh-
Kontakt), Zeitraum (welche Monate), relevante Prüfungen für     nung erst ganz am Ende stellen.
das Unternehmen, Flexibilität (Unterkunft und ob Führer-        Authentisch bleiben und interes-
schein/eigener PKW vorhanden).                                  siert und neugierig sein!
Wie bekomme ich eine Praxisstelle:
Jobbörse, direkte Ansprache/Bewerbung an Unternehmen,                   Nicht zufrieden mit dem Prakti-
Besuch von Messen und Vorträgen, durch den Bekannten-                   kum? Hilfe finden PraktikantInnen bei
kreis, Social Media.                                            www.watchlist-praktikum.at

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karriere

                                          Elfriede Moser
                                                                              Einstieg...
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                          RF
                      O
                                            Amt der Oberöster-
                 (
           er

                                             reichischen Landes-
       os
© Elfrie d e M

                                              regierung
                                                                                                     Alexander Böck

                                                                   © Privat
                                          Mit April 2016
                                          übernimmt Elfrie-                                          Landwirt Fachzeitschrift
                                         de Moser die Lei-
                                        tung des OÖ-Lan-                                             Aufgewachsen am elterlichen Betrieb,
                                     desforstdienstes in                                             war ich von Kindesbeinen mit der Land-
                                   der Abteilung Land- und
                                                                                                     wirtschaft konfrontiert. Dadurch hatte
             Forstwirtschaft des Landes Oberösterreich.
             Elfriede Moser ist somit die erste Frau an der                                          ich in meiner Jugend aber schnell genug
             Spitze des Landesforstdienstes. Die Weiter-                                             von der Agrikultur. Erst das Studium und
             entwicklung des Waldes in leistungsfähige                                               die Entdeckung der Wissenschaft hinter
             und stabile Wälder steht im Vordergrund ih-                      der Praxis entfachte in mir schlussendlich wieder die Leiden-
             rer Arbeitsziele, so Moser, die in den letzten                   schaft für die Materie. Im Bachelorstudium der Agrarwissen-
             fünf Jahren den Forsttechnischen Dienst der
                                                                              schaften wuchs nach und nach mein besonderes Interesse an
             Bezirkshauptmannschaft Perg leitete.
                                                                              der Pflanzenproduktion. Die logische Folge war das Master-
                                                                              studium der Angewandten Pflanzenwissenschaften. Nach dem
                                    Auf-/Umstieg                              Abschluss landete ich schließlich – eher unerwartet – bei der
                                                                              Fachzeitschrift LANDWIRT. Für dieses bäuerliche Printmedium
                                                                              bin ich als Redakteur für den Bereich Ackerbau zuständig.
                                s
                           lo             Tobias Stern
                      ou                                                         Ich rate den StudentInnen sich mit dem »redaktionellen
                                            Karl-Franzens-Uni-
                 p
          no

                                             versität Graz                    Schreiben« auseinanderzusetzen. Den die AkademikerInnen,
                iva
     i Gr az/Tz

                                                                              die sich auf einem Fachgebiet als ExpertInnen etablieren wol-
                                         Seit Jahresbe-
                                                                              len, werden über kurz oder lang aufgefordert, Wissen und Er-
                                         ginn ist Tobias
© Un

                                         Stern Professor                      fahrung in Form eines Artikels niederzuschreiben. Die Uni bie-
                                        für Energie- und                      tet entsprechende Kurse an.
                                       Ressourceninno-
                                     vation an der Uni
                                  Graz am Institut für
             Systemwissenschaften, Innovations- und
                                                                                                     Fisnik Batusha
                                                                   © Privat

             Nachhaltigkeitsforschung. Das Spezialgebiet
             des Absolventen der Forstwirtschaft sind                                                Royal Canin Tiernahrung GmbH & Co. KG
             die Bioraffinerien. Nach seiner Promotion
             an der Universität für Bodenkultur leitete                                               Es war immer ein Kindheitstraum von
             er den Bereich Marktanalyse und Innovati-                                                mir im Ausland zu studieren und dort
             onsforschung am Kompetenzzentrum Holz.
                                                                                                      auch beruflich Fuß zu fassen. Um in die
             Neben seiner Tätigkeit an der Uni Graz wird
             Stern auch an der FH Joanneum tätig sein.                                                beruflichen Fußstapfen meines Vaters
                                                                                                      zu treten, entschied ich mich nach dem
                                                                                                      Abschluss der AHS-Matura im Kosovo,
                                          Marizela Delic                      für das Bachelorstudium Forstwirtschaft an der Universität für
                                            AGRANA Research &
                                                                              Bodenkultur in Wien. Um mir das finanziell zu ermöglichen,
                                             Innovation Center
                                              GmbH
                                                                              organisierte ich mir ein wissenschaftliches Stipendium der
                                                                              schwedischen Regierung.
© Privat

                                         Seit Mai 2015 ist
                                                                                 Nach dem erfolgreichen Abschluss meines Masterstudiums
                                         Marizela Delic Pro-
                                        jektleiterin in der                   in Phytomedizin suchte ich nach einer abwechslungsreichen
                                       Abteilung Mikrobio-                    und interessanten Arbeitsstelle in der Handelsbranche in
                                     logie und Biotechnolo-                   Wien. Dabei fiel mir vor allem das Unternehmen Royal Canin
                                  gie bei AGRANA Research                     Tiernahrung GmbH & Co. KG mit seinem internationalen
                                & Innovation Center GmbH.                     Umfeld positiv auf. Seit Dezember bin ich dort als Sales Repre-
             Ein Aufgabenschwerpunkt der Biotechnologin
                                                                              sentative in der Abteilung für den Vertrieb tierärztlicher Diäten
             liegt in der Prozessoptimierung für die groß-
             technische Bioethanol-Produktion. Zuvor hat                      tätig. Mein Tätigkeitsfeld ist sehr vielfältig und umfasst unter
             sie ihre Doktorarbeit und auch das Post-Dok-                     anderem die wissenschaftliche Präsentation und den Verkauf
             torat auf der BOKU im Bereich »Rekombinan-                       dieser Spezialprodukte sowie die Durchführung von Schulun-
             te Proteinproduktion in Hefe« absolviert.                        gen für TierärztInnen und TierarzthelferInnen.

             66                                                                                                       1 | 2016
karriere
                                                                                                                  karriere

                                                                                       Christof Dauda
                                                                                      Amt der Nieder-
                                                                                    österreichischen

                                                                                                                               ©L
                                                                                   Landesregierung

                                                                                                                                  a nd esr egier u
                     Florian Gleitsmann                                         Der Kulturtechnik-

                                                                    © Privat
       Ingenieurbüro Moser GmbH & Co KG                                            und Wasserwirt-
                                                                                   schaftsabsolvent

                                                                                                                              ng
Die Voraussicht, dass in Zukunft Wasser-                                        wurde mit 1. Dezem-
 probleme vermehrt in den Vordergrund                                              ber 2015 zum Leiter
                                                                                     der Abteilung Landes-
   treten würden, veranlasste mich dazu,
                                                                                   straßenplanung des Amtes
       das Studium der Kulturtechnik und                                        der Niederösterreichischen Landesregierung
      Wasserwirtschaft anzufangen. Nach                                         bestellt. 2005 wurde er in der Abteilung Stra-
  anfänglicher Unsicherheit, bin ich nun                                          ßenspezialtechnik in den Niederösterreichi-
       rückblickend sehr glücklich über meine Studienwahl. Die                   schen Landesdienst aufgenommen. Ab 2008
    Jobbörse auf der Alumni-Homepage bildete eine gute Basis,                     war er Fachbereichsleiter der Verkehrstech-
                                                                                nik, ab 2014 hatte er die Funktion des Bauab-
      um relevante Jobangebote nach dem Studienabschluss zu
                                                                                teilungsleiter-Stellvertreters der Niederöster-
finden. So auch das Stellenangebot des Ingenieurbüros Moser,                          reichischen Straßenbauabteilung 5 inne.
  bei dem ich nun einer sehr interessanten und abwechslungs-
    reichen Arbeit nachgehe. Es werden in den verschiedensten
     Projekten alle Sparten der Wasserwirtschaft abgedeckt. Von                         Mathilde Knoll
   Brunnenfassungen, über Kanalsystemplanungen, bis hin zu                                     biohelp
 Abwasserreinigungsanlagen. Jedes Projekt ist komplett indivi-                 Mathilde Knoll arbei-

                                                                                                                                     © P ri v a t
         duell und die Vielfalt eine große Bereicherung für mich.              tete nach Abschluss
                                                                                 ihres Diplomstudi-
                                                                                ums mehrere Jahre

...durch Alumni vermittelt
                                                                                    in der Forschung
                                                                                    an der Universität
                                                                                    für Bodenkultur, wo
              alumni.boku.ac.at/jobs                                                sie auch ihr Doktorats-
                                                                                   studium absolvierte. Zuletzt war sie wissen-
                                                                                  schaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für
                                                                                  Pflanzenschutz, wo sie Teil des Projektteams
                                                                               »Wein-Terroir-Burgenland« war. Die zweifache
                                                                                 Mutter ist seit Oktober letzten Jahres nun bei
                                                                                        biohelp für die Registrierung zuständig.

                                                                                           Auf-/Umstieg
                                                                                   Arnold Fraueneder
                                                                                blp GeoServices gmbh
                                                                                       Arnold Fraue-
                                                                                    neder verstärkt
                                                                                                                                      © Privat

                                                                                   seit Herbst 2015
                                                                                 das Team der blp
                                                                                 GeoServices gmbh
                                                                                am Standort Linz. Er
CV Check –                                                                      war in den letzten drei
Für eine erfolgreiche Bewerbung                                                Jahren bei der Gartenbau-
                                                                                   firma »Leben mit Natur« in Wels tätig. Dort
Kommen Sie mit Ihren ausgedruckten Bewerbungsunter-                            und auch schon während des Studiums konn-
                                                                                    te er viel »Baustellenerfahrung« sammeln.
lagen zum CV-Check.
                                                                                     Sein Aufgabenbereich umfasst die Vorbe-
Jeden Montag von 9.00–12.00 Uhr und 13.00–16.00 Uhr                               reitung, Durchführung und Auswertung von
kostenlos für BOKU Studierende/Alumni im Alumni Büro.                             Bohrungen, Probenahmen, Messungen und
                                                                                      Analysen von Boden, Wasser und Luft im
Individuelle Termine können per Mail mit Frau Mag. Kugler                              Zuge der Erkundung und Sanierung von
vereinbart werden: alumni@boku.ac.at                                                               kontaminierten Standorten.

                1 | 2016                                                                                                      67
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