DAS ROTKEHLCHEN Vogel des Jahres im Jubiläumsjahr 2021 - NABU Hildesheim
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
IMPRESSUM ©2021, NABU-Bundesverband Gestaltung 1. Auflage 06/2021 construktiv, Bremen NABU (Naturschutzbund Druck Deutschland) e. V. Umweltdruck Berlin GmbH, gedruckt Charitéstraße 3 auf 100 % Recyclingpapier 10117 Berlin Tel. +49 30 284984-0 Bezug NABU@NABU.de www.NABU-Shop.de, www.lbv-shop.de www.NABU.de Art.-Nr.: 2533-21 Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. (LBV) Bildnachweise Titel: iStock/Andyworks, imageBROKER.com/ Eisvogelweg 1 Matthias Graben, NABU/Christoph Bosch, Frank Derer, 91161 Hilpoltstein Marcus Bosch, Unsplash/Vincent Van Zalinge, Mathias Schäf, C. Kasulke, NABU/H. May; S. 2: Naturfoto Tel. +49 9174 4775-0 Hecker; S. 4: Naturfoto Hecker; S. 5: Dorothea Bellmer; S. 6: Marcus Bosch; S. 7: Marcus Bosch, Fax +49 9174 4775-75 iStock/Andyworks; S. 8: Hoffotografen; S. 9: Marc Info@LBV.de Lippold, Beate Seelmann-Eggebert, Kathy Büscher, Moritz Gasche, Matthias Schäf, Moritz Gasche; S. 11: www.LBV.de Stefan Eberl, NABU/Christoph Bosch; S. 12: NABU/ Christoph Bosch, Mathias Schäf, NABU/Christoph Bosch; S. 13: Manfred Delpho, C. Kasulke, NABU/E. Text Nerger; S. 14: imageBROKER.com/Matthias Graben, unsplash/Roman Klimenko, unsplash/Kalpesh Patel; Gemma Tunmore, Lars Lachmann, S. 15: Marcus Bosch (2), imageBROKER.com/Matthias Ellen Mey, Christoph Röttgers, Graben; S. 16: NABU/Christoph Bosch; S. 17:Klemens Karkow; S. 18: Marcus Bosch; S. 19: Lars Lachmann/ Sina Fitzner privat; S. 20: NABU/Winfried Rusch; S. 21: NABU/ CEWE/Rolf Müller, Naturfoto Hecker, Mathias Schäf; S. 22/23: Eric Neuling; S. 25: Christoph Bosch; S.26/27: Redaktion Illustrationen von Ulrike Suckow; S. 28: Mathias Schäf, NABU/Thomas Krumenacker; S. 29: NABU/CEWE/ Sina Fitzner, Gemma Tunmore Martin Gebhardt, NABU/Klemens Karkow, NABU/ Christoph Kasulke; S. 30: NABU/E. Neuling; Rückseite: Mathias Schäf Lektorat Fabian Kress 2 2
INHALT Vorwort ............................................................................................................. 5 Wie alles begann.............................................................................................. 6 Interview mit Grit Schneider............................................................................ 8 Ein Blick in die Zukunft ................................................................................... 9 Die Jubiläumswahl in Zahlen ...................................................................... 10 Interview mit Rudolf Wittmann..................................................................... 11 Die Stichwahl-Kandidaten im Portrait ....................................................... 12 Das amtliche Endergebnis der Wahl .......................................................... 15 50 Jahre Vogel des Jahres ............................................................................ 16 Interview mit Lars Lachmann ....................................................................... 19 Das Rotkehlchen Aussehen, Lebensraum und Nahrung ............................. 20 Für welches Naturschutzthema steht das Rotkehlchen? ....................... 22 Praxistipps Ein Gartenparadies für das Rotkehlchen .................................. 23 Gewusst, dass…? .......................................................................................... 24 NAJU-Seiten Aktionsideen für Kinder und Jugendliche .............................. 26 Wie geht es den Vögeln in Deutschland? ................................................... 28 Die Politik muss handeln ............................................................................. 29 Mehr Wissen im Netz und vor Ort ............................................................... 30 NABU vor Ort .................................................................................................. 31 3
VORWORT Liebe Leser*innen, zum 50. Jubiläum der Aktion „Vogel des Jahres“, die seit 1971 von den Naturschutzverbänden NABU und LBV durchgeführt wird, haben wir uns etwas Besonderes einfallen lassen: Erstmals bestimmten die Bürger*innen, welche Art den Titel „Vogel des Jahres“ tragen soll. Wir sind überwältigt von der großen Resonanz und danken den über 455.000 Wähler*innen, die teilgenommen haben. Dadurch haben wir gemeinsam die Öffentlichkeit auf neue Weise für den Vogelschutz sensibilisiert DER VOGEL DES JAHRES und begeistert. wird seit 1971 jedes Jahr von NABU und LBV gekürt. Alle Jahresvögel im Und das ist derzeit dringender als je zuvor: Wir befinden uns Überblick finden Sie auf mitten im sechsten großen Artensterben der Erdgeschichte. www.vogel-des-jahres.de Auch unsere Vögel sind betroffen. 45 Prozent der heimischen Vogelarten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten, weitere sieben Prozent auf der Vorwarnliste. Natur- und Artenschutz gelingt am besten, wenn möglichst viele Menschen daran beteiligt sind. Dieses Prinzip wollen wir auch zukünftig anwenden und die Traditionsaktion dauerhaft für alle öffnen. Fortan wird ein Fachgremium jedes Jahr fünf tierische Kandidaten stellen, aus denen dann der Sieger von der Öffentlichkeit gewählt wird. Wir gratulieren unserem Sympathieträger, dem Rotkehlchen, zum Titel „Vogel des Jahres 2021“ und ermutigen Sie, im Oktober Ihren nächsten Stimmzettel für die gefiederten Kandidaten abzugeben. Unsere Vögel brauchen Sie! Ihr Jörg-Andreas Krüger und Dr. Norbert Schäffer Präsident des NABU und Vorsitzender des LBV 5
WIE ALLES BEGANN Herbst 1971, eine Weltpremiere steht an: NABU und LBV küren den ersten „Vogel des Jahres“. Seither wird die Aktion als Jahresmotto für den Naturschutz angesehen und macht die Öffentlichkeit auf die Gefährdung von Art und Lebensraum aufmerksam. Heute, 2021: Ein halbes Jahrhundert später zählt die Wahl des Vogel des Jahres zu den bekanntesten Aktionen im deutschen Vogel- und Naturschutz – und hat seither zahlreiche Nachahmer gefunden. Trotz starker Konkurrenz findet das Original in den Medien seit Jahren die größte Beachtung. 1971 – DEN ANFANG MACHT DER WANDERFALKE Der Wanderfalke gilt als schnellster Vogel der Welt und ist Anfang der 1970er Jahre stark vom Aussterben bedroht. Verfolgung und das Insektengift DDT, das die Eischalen so dünn werden lässt, dass sie der Bebrütung nicht standhalten, waren der Grund. Inzwischen steht der Wanderfalke seit 50 Jahren unter strengem Schutz, DDT ist verboten und sein Bestand hat sich erholt – eine wahre Erfolgsgeschichte für den Artenschutz. Doch bevor ein Vogel den begehrten Titel bekommt, rauchen erst die Köpfe des Fachgremiums. Da geht es um Gefährdungsgrade verschiedener Arten und deren Lebensräume, um naturschutzfachliche Aspekte und potenzielle Aktionsmöglichkeiten. 6 6
1977 – DIE SCHLEIEREULE PROFITIERT VON AKTIVEM SCHUTZ Heute ungefährdet, stand die Schleiereule Ende der Siebzigerjahre auf der Roten Liste und wurde 1977 Vogel des Jahres. Seitdem hat sich der Bestand in Deutschland auf etwa 20.000 Paare verdoppelt. Die herzgesichtige Eule profitiert dabei ganz besonders vom aktiven Schutz durch NABU-Gruppen, die spezielle Nistkästen anbringen. Es gibt wohl keine andere Vogelart im Land, bei der ein größerer Teil der Population auf aktive Hilfe durch den NABU angewiesen ist. Vom Wanderfalken im Jahr 1971 bis zum „Jubiläumsvogel“, dem Rotkehlchen 2021: Seit nunmehr 50 Jahren steht der „Vogel des Jahres“ symbolisch für unsere starke Naturschutz- arbeit. Zahlreiche Aktionen auf Bundes- und Landesebene sowie viele Ehrenamtliche in regionalen Gruppen begleiten das Schutzmotto über das gesamte Jahr. Dazu zählen Exkursionen, Vorträge, Ausstellungen und politische Maßnahmen. Nicht immer gelingt dadurch ein nachhaltiger Erfolg für den Arten- schutz, doch allein das gesteigerte Interesse in der Bevölkerung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. 1998 & 2019 – KEIN POSITIVER WANDEL FÜR DIE FELDLERCHE Die starke Übernutzung der Agrarlandschaft macht der Feldlerche schwer zu schaffen, ihre Lebensräume werden massiv zerstört. Sie wird gleich zweimal zum Vogel des Jahres gekürt – aus traurigem Anlass: Zwischen 1998 und 2019 verschwindet jede vierte Feldlerche aus dem Bestand. 7
INTERVIEW Grit Schneider ist Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und leitet seit 2014 die Aktion Vogel des Jahres. Liebe Grit, zum 50. Jubiläum der Aktion durfte erstmals die Bevölkerung den Vogel des Jahres wählen. Wann und warum kam euch zuerst die Idee dazu? › 2018 sprachen wir erstmals darüber, wie wir im Jubiläumsjahr noch mehr Menschen für unsere heimische Vogelwelt begeistern können. Wie ging das besser als mit einer öffentlichen Vogelwahl im Superwahljahr 2021? Und es hat geklappt. Die Wahl zum Vogel des Jahres war über viele Wochen ein heiß diskutiertes Thema in Deutschland. Das brachte uns viel Aufmerksamkeit für unser Herzensthema: den Schutz unserer Vogelwelt. Der Startschuss der Jubiläumsaktion erfolgte im Oktober 2020 mit der Vorwahl. Kannst du uns die Wahl-Mechanik bis zur Krönung des Siegervogels erläutern? › Während der Vorwahl bis Dezember 2020 konnten alle 307 in Deutschland lebenden und regelmäßig vorkommenden Arten als Kandidaten zum Vogel des Jahres 2021 nominiert werden. Die zehn Vogelarten mit den meisten Stimmen traten bis 19. März mit eigenen Wahlforderungen zum Schutz ihres Lebensraums an. Viele haben für ihren Kandidaten auch ein Wahlkampfteam gegründet. Was hat es damit auf sich? › Ob „Ente for Presidente“, die „Goldregenpfeifer Ultras“ oder „Eiseisbaby“ – mehr als 4.200 Wahlkampfteams gaben alles für ihre Kandidaten und wurden dabei richtig kreativ. Jetzt, wo der gefiederte Sieger feststeht: Bist du zufrieden, wie die Wahl verlief – und mit der Resonanz? › Fast eine halbe Million Menschen haben erstmals im Leben einen Vogel gewählt. Wenn wir nur einen Teil davon für den Schutz unserer Vögel gewinnen können, haben wir sehr viel erreicht. Das Interview führte Gemma Tunmore, NABU Bundesverband. 8 8
EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT Das Interesse an der heimischen Vogelwelt war enorm. Daher stellt der NABU auch in Zukunft den Vogel des Jahres öffentlich zur Wahl. Ein Fachgremium des NABU wird jedes Jahr fünf Kandidaten bestimmen, aus denen der Vogel des Jahres öffentlich gewählt wird. + + + Vogel des Jahres wird ab sofort immer öffentlich gewählt + + + + + + Im Oktober startet die digitale Wahl zum Vogel des Jahres 2022 + + + + + + Wir hoffen wieder auf eine rege Beteiligung auf www.vogeldesjahres.de + + + 9
DIE JUBILÄUMSWAHL IN ZAHLEN Kein Vogel musste mit 0 Stimmen das Feld räumen. 307 Arten In der Vorwahl holten standen in der Vorwahl sich jeweils6 Stimmen zur Auswahl. und damit den geteilten letzten Platz: Mittelsäger, Skua, Rohrschwirl, Spornpieper Knapp und Sumpfläufer. 130.000 Menschen stimmten allein in der Vorwahl ab. 4.200 Über Wahlkampfteams stellten sich hinter ihren Kandidaten. 7 der Finalisten 162 Tage trugen den Titel schon einmal. hielt das Wahlprozedere Nur Stadttaube, Amsel alle in Atem, bis das und Blaumeise wären Rotkehlchen zum Sieger Neulinge gewesen. gekürt wurde. Ein herzliches Dankeschön an alle rund 455.000 Wähler*innen, die ihre Stimme in der digitalen Wahlkabine abgegeben haben! 10 10
INTERVIEW Rudolf Wittmann ist Vorsitzender des LBV Ingolstadt. Deren Wahlkampfteam „Ingolstädter Amselflüsterer“ wurde eines der erfolgreichsten der Jubiläumskampagne. Lieber Rudolf, warum habt ihr euch entschlossen, für die Amsel zu werben? › Mit der Amsel wollten wir die zunehmende Bebauung sowie die ‚moderne‘ Gartenkultur mit den Schottergärten und den vielen gebietsfremden Pflanzen, die kein Futter bieten, thematisieren. Außerdem ist die Amsel vom Usutu-Virus bedroht und in trockenen und heißen Sommern findet sie kaum Futter im knochentrockenen Boden. Und die Amsel wurde noch nie zum Jahresvogel gekürt. Wie seid ihr auf den Namen ‚Ingolstädter Amselflüsterer‘ gekommen? › Wir wollten unsere Stadt benennen und ein ‚Flüsterer‘ ist ja ein Versteher, ein Retter. So haben wir uns für den Namen ‚Ingolstädter Amselflüsterer‘ entschieden. Und im Nachhinein kann man ganz klar sagen, dass das ein echter ‚Bringer‘ war. Hat der Wahlkampf auch eurer LBV-Gruppe etwas gebracht? › Ja, voll! Wir haben es mehrmals in ganz viele Print- und Online-Medien geschafft. In auflagenstarken Medien wie der Süddeutschen Zeitung konnten wir uns sogar auf der Seite drei platzieren. Auch im Bayerischen Fernsehen waren wir zur besten Sendezeit vertreten. Unsere LBV-Gruppe hat dadurch sehr viel Zuspruch und positive Rückmeldung erhalten. Was hat euch an der ersten öffentlichen Wahl zum Vogel des Jahres besonders gefallen? › Während des Lockdowns hatten wir viel Austausch und konnten viele Menschen dazu animieren, über ein schönes Thema zu diskutieren, und ihren Blick für die Natur vor der eigenen Haustür sensibilisieren! Das Interview führte Stefanie Bernhardt, LBV. 11
DIE STICHWAHL-KANDIDATEN IM PORTRAIT Amsel Turdus merula Die Amsel ist eine der bekanntesten Vogelarten und ein echtes Gesangstalent. Das Männchen hat ein schwarzes Federkleid mit herausstechendem gelben Schnabel und Augenring. Die Weibchen und Jungen sind in einem schlichteren braun gefärbt. Früher waren Amseln scheue Waldbewohner, doch mittlerweile sind sie in den unterschiedlichsten Lebensräumen zu Hause – vor allem in Gärten, Parks und Siedlungen. Im Wahlkampf repräsentierte die Amsel daher die Notwendigkeit von naturnahen, lebendigen Gärten. Ihr Bestand ist stabil, sie ist nicht gefährdet. ganzjährig Regenwürmer, Schnecken, 23–29 cm groß zu beobachten Insekten sowie Beeren Blaumeise Cyanistes caeruleus Die Blaumeise lebt in Wäldern und Gärten. Besonders im Winter ist sie ein häufiger Gast an Futterstellen. Im Wahlkampf stand sie für naturnahe Gehölze, insbesondere Laubwälder, wo sie durch ihre Jagd auf Insekten mithilft, dass der Wald im Gleichgewicht bleibt. Männchen und Weibchen sind beide unverwechselbar mit blauem Scheitel, Flügel- und Schwanzfedern sowie gelber Brust. Blaumeisen sind nicht gefährdet, ihr Bestand ist stabil. ganzjährig kleine Insekten, 11,5 cm groß zu beobachten im Winter Körner Eisvogel Alcedo atthis Der Eisvogel ist für Nahrung und Brutplätze auf saubere, langsam fließende und naturbelassene Flüsse mit Steilhän- gen angewiesen und fordert als einziger Gewässervogel im Wahlkampf deren Erhaltung. Die Art ist ein echter Hingucker mit schillerndem blau- orangefarbenen Federkleid. Entdecken kann man ihn auf Ästen an schattigen Ufern beim Ansitz auf Beute. Der Eisvogel ist zwar selten, sein Bestand ist aber stabil und gilt als nicht gefährdet. ganzjährig Fische, Insekten und 12 17-19,5 cm groß zu beobachten Kaulquappen 12
Feldlerche Alauda arvensis Die Feldlerche ist – wie ihr Name verrät – ein typischer Feldvogel. Mit ihrem braunen Gefieder ist sie auf Wiesen und Brachflächen gut getarnt. Sie hat eine kurze, stumpfe Federhaube, die sie aufstellen oder anlegen kann. Sie liebt die offene Agrarlandschaft. Doch diese Leidenschaft wird ihr zum Verhängnis: Intensive Nutzung lässt ihr wenig Raum. Daher forderte sie, dass zehn Prozent jedes landwirtschaftlichen Betriebs der Natur überlassen werden. Seit den 1980ern hat sich ihr Bestand in Deutschland halbiert. Die Art gilt als gefährdet. ganzjährig Insekten, im Winter Samen 16–18 cm groß zu beobachten von Getreide, Gräser und Kräuter Goldregenpeifer Pluvialis apricaria Der Goldregenpfeifer imponiert zwar durch sein prachtvolles Gefieder, ist jedoch eine bemitleidenswerte Art. Hierzulande ist er als Brutvogel vor Kurzem verschwunden, da fast alle Moore, die er zum Brüten braucht, zerstört wurden, was er in seinem Wahlspruch anprangerte. Zu sehen ist er aber zur Zugzeit noch häufig auf den Marschen nahe der Küste, wo er sich in oft großen Schwärmen ausruht und stärkt. Der Goldregenpfeifer gilt als vom Aussterben bedroht. 25–28 cm groß, von Oktober bis Insekten, Würmer, Schnecken sowie Flügelspannweite März häufiger zu Beeren und Sämereien 53–59 cm beobachten Haussperling Passer domesticus Der Haussperling – besser bekannt als (Haus-)Spatz – einst als Schmarotzer geächtet, heute vielfach beliebt, hält sich ausschließlich in der Nähe von Menschen auf und ist in Siedlungen, Städten und Parkanlagen anzutreffen. Das Männchen hat ein markantes Muster in Erdfarben, das Weibchen ist dagegen unscheinbar graubraun. Beiden gemeinsam ist der braun-schwarz gesteifte Rücken. Sie lieben Sämereien, aber ihre Jungen füttern sie mit Insekten. Werden diese knapp, etwa aufgrund von Flächenversiegelungen, fehlt der Bruterfolg. Deshalb forderte der Spatz weniger "Betonwüsten". Er steht auf der Vorwarnliste gefährdeter Brutvögel. ganzjährig Körner und Samen, bei knappem Angebot aber auch 14-16 cm groß zu beobachten Knospen, Haushaltsabfälle oder Brotkrümel 13
Kiebitz Vanellus vanellus Der Kiebitz ist ein wahrer Schönling. Metallisch grün und violett glänzt sein Gefieder, und auf dem Kopf trägt er seine charakteristische Federholle. Während der Balz fliegt er waghalsige Manöver und ruft dabei lauthals seinen eigenen Namen. Sein Nest baut sich der Flugakrobat in einer Mulde auf dem Boden. Wie sein Wahlprogramm erläuterte, haben die Trockenlegung von Feuchtwiesen und eine intensive Landwirtschaft dem Kiebitz massiv zugesetzt. Keine in Deutschland noch brütende Art hat in den letzten 35 Jahren stärker abgenommen. Der Kiebitz gilt als stark gefährdet. 28–31 cm groß, von Februar bis Insekten und deren Larven, Flügelspannweite November teilweise auch Samen und 67–72 cm Früchte von Wiesenpflanzen Rauchschwalbe Hirundo rustica Die Rauchschwalbe ist eine kleine Wetterfee: naht Regen, fliegt sie tief und folgt so ihrem Insekten- Futter, welches sich tiefdruckbedingt näher am Boden aufhält. Im Flug ist sie am besten an ihrem tief gegabelten Schwanz mit langen Spießen zu erkennen. Das Gefieder glänzt blau-schwarz, die Unterseite ist weiß. Ihre Schlammnester bauen sie bevorzugt in offenen Viehställen und Durchgängen. Moderne Architektur und Vergrämungsmaßnahmen an Häusern, geschlossene Tierställe und schwindende Insekten machen der Rauchschwalbe das Leben schwer. „Insektenschutz ernst nehmen!“ war daher ihr Plädoyer. Die Rauchschwalbe steht als „gefährdet“ auf der Roten Liste. ganzjährig fliegende Insekten wie Mücken 11,5 cm groß zu beobachten und Fliegen, Spinnen Stadttaube Columba livia f. domestica Die Stadttaube ist bei uns kein ursprünglich heimischer Wildvogel, sondern ein Abkömmling der domestizierten Form der Felsentaube. Sie ist in ihrer Erscheinung sehr vielfältig, da immer neue Arten aus der Taubenhaltung unterschiedliche Farben und Gefiedervarianten einbringen. Am häufigsten sind jedoch die wildfarbenen, grau gefärbten Vögel mit rosa-grün schillerndem Hals und rotbraunen Augen. Sie ist gern in Gruppen unterwegs und nistet sowohl in Taubenschlägen als auch in kleinen Nischen unter Dächern. Die Stadttaube ist nicht gefährdet. ganzjährig Samen, Früchte, Körner sowie 29–35 cm groß zu beobachten Brot und anderen Essensresten 14 14
DAS AMTLICHE ENDERGEBNIS DER WAHL Rotkehlchen 17,4 % Rauchschwalbe 15,3 % Kiebitz 12,6 % Feldlerche 11,9 % Stadttaube 9,2 % Haussperling 8,2 % Goldregenpfeifer 6,7 % Blaumeise 6,7 % Eisvogel 6,6 % Amsel 5,3 % 2 1 3 15
16 16 Wanderfalke 1971 Turmfalke Kleiber Steinkauz 2007 2006 1972 Kuckuck Uhu Eisvogel 2008 2005 1973 Eisvogel Zaunkönig Mehlschwalbe 2009 2004 1974 Kormoran Mauersegler Goldregenpfeifer 2010 2003 1975 Gartenrotschwanz Haussperling Wiedehopf 2011 2002 1976 Dohle Uferschwalbe Schleiereule der Wanderfalke (Falco peregrinus) Der erste Vogel des Jahres im Jahr 1971: 2012 2001 1977 Bekassine Birkhuhn Kranich 2013 2000 1978 Grünspecht Rauchschwalbe Rauchschwalbe 2014 1999 1979 Habicht Kranich Birkhuhn
2015 1998 1980 Stieglitz Schleiereule Schwarzspecht 2016 1997 1981 Waldkauz Wiedehopf Großer Brachvogel 2017 1996 1982 Star Goldregenpfeifer Uferschwalbe 2018 1995 1983 Feldlerche Mehlschwalbe Weißstorch 2019 1994 1984 Turteltaube Eisvogel Neuntöter 2020 1993 1985 Rotkehlchen Steinkauz Saatkrähe und somit Vogel des Jahres 2021: 2021 1992 1986 das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) Sieger der ersten öffentlichen Vogelwahl Wanderfalke Braunkehlchen 1991 1987 Pirol Wendehals 1990 1988 Teichrohrsänger 50 JAHRE VOGEL DES JAHRES 1989 17
DAS ROTKEHLCHEN ERITHACUS RUBECULA »MEHR FALT« EN V IEL GART 18 18
INTERVIEW Lars Lachmann ist Ornithologe und seit 2012 Vogelschutz-Experte beim NABU. Lieber Lars, das Rotkehlchen hat die erste öffentliche Wahl zum Vogel des Jahres gewonnen. Warum hat es deiner Meinung nach die Konkurrenz hinter sich gelassen? › In der Stichwahl der letzten zehn Kandidaten war eine repräsentative Mischung der heimischen Vogelwelt vertreten. Fünf Arten der Roten Liste gefährdeter Brutvögel standen fünf ungefährdeten, wohlbekannten Arten gegenüber. Letztendlich gewann mit dem Rotkehlchen ein echter Sympathieträger, vertraut aus dem Garten und von Weihnachtskarten, der voll auf das ‚Kindchenschema‘ setzt. Aufgrund der Pandemie haben sich viele Menschen verstärkt mit der Natur vor der eigenen Haustür beschäftigt. Hat das Rotkehlchen davon profitiert? › In der Tat lernen die Leute in den Zeiten der Pandemie den Wert der Natur vor Ort besonders zu schätzen. Dem Rotkehlchen hilft dabei sicher, dass es in kaum einem Garten fehlt. Du hast sicherlich vor der Wahl versucht zu prognostizieren, wer das Rennen macht. Lagst du mit deiner Einschätzung richtig? › Nicht ganz. Ich hatte das Rotkehlchen nur auf Platz zwei hinter der Blaumeise erwartet, die auch an das Kindchenschema appelliert. Was hat das Rotkehlchen davon, den Titel gewonnen zu haben? Was passiert nun? › Das Rotkehlchen ist nun für ein Jahr so etwas wie das Motto der Naturschutzarbeit von NABU und LBV. Ein bisschen wie eine Weinkönigin darf es unsere Aktivitäten und Forderungen personifizieren. Dabei setzt das Rotkehlchen aber auch eigene Themen: Plädoyers für vogelfreundliche Gärten und unterholzreiche Wälder. Das Interview führte Gemma Tunmore, NABU Bundesverband. 19
DAS ROTKEHLCHEN – AUSSEHEN schwarze Knopfaugen dünner Schnabel oft rundliche Gestalt rostorangefarbene (besonders wenn es kalt ist) Brust, Kehle und Stirn angedeutete beige Flügelbinde restliches Gefieder einheitlich braun, am Bauch heller 14 cm lang, 16–22 g schwer Männchen und Weibchen gleich gefärbt 20 20
LEBENSRAUM UND NAHRUNG Das zutrauliche Rotkehlchen ist schnell zur Stelle, wenn im Garten ein Beet umgegraben wird. Die aufgeworfene Erde bietet die perfekte Möglichkeit, nach Würmern, Schnecken, Spinnen und Insekten zu suchen. Noch lieber als in einem naturnahen Garten hält sich das Rotkehlchen in Wäldern aller Art und Parks auf. Dort braucht es eine gut entwickelte Strauchschicht. Sein napf- förmiges Nest versteckt es in Bodennähe, wo Laub und Humus auch gute Voraussetzungen für die Nahrungssuche bieten. Offene Landschaften wie Felder und Wiesen bewohnen die kleinen Titelgewinner nur, solange es dort auch Hecken und Bäume gibt. GESANGSSTÜCK Hörprobe des Die Art gilt als ungefährdet und ist bundesweit verbreitet, der Rotkehlchens gefällig? Bestand ist stabil. So ist es kein Wunder, dass man dem Rot- Einfach Code scannen: kehlchen häufig begegnet und es zu Deutschlands beliebtesten und bekanntesten Singvögeln zählt. Das Rotkehlchen ist ein sogenannter „Teilzieher“: Ein Teil der Vögel entscheidet sich dazu, den Winter an wärmeren Orten zu verbringen. Der Rest bleibt ganzjährig in Deutschland. Einzig die Nahrung ändert sich im Winter: Da bei kalten Temperaturen kaum Insekten zu finden sind, sattelt das Rotkehlchen zum Teil auf Körner und Früchte um. 21
FÜR WELCHES NATURSCHUTZTHEMA STEHT DAS ROTKEHLCHEN? Der Bestand des Rotkehlchens hängt vor allem davon ab, wie unsere Wälder bewirtschaftet werden. In Wäldern und Laub mit einer gut entwickelten Strauchschicht, viel Totholz am Boden und ab und zu kleinen Lichtungen und Lücken im Kronenschluss kommt es besonders häufig vor. All das fehlt MEHR WISSEN aber bei einem rein kommerziell bewirtschafteten Forst. Mehr Die Studie zum Nachlesen natürliche Entwicklung im Wald würde neben dem Rotkehlchen (auf Englisch) auch vielen anderen Waldbewohnern helfen. Mehr und mehr dienen dem Rotkehlchen Grünflächen und Gärten im Siedlungsraum als geeigneter Ersatz für Wälder. Doch auch hier gilt: Übertriebener Ordnungssinn ist nicht gut für den Vogel des Jahres. Als durch die Wahl bestätigter beliebtester Vogel Deutschlands steht das Rotkehlchen aber auch für die Freude, die Menschen empfinden, wenn sie Vögel in der freien Natur erleben können. Vögel steigern sogar die Lebensqualität. Studien zeigten, dass Kranke schneller wieder gesund werden, je mehr Vogelgesang vom Krankenbett aus zu hören ist. Eine aktuelle Studie der Senckenberg Gesellschaft für Biodiversität hat die Verbreitungsdaten von Vögeln in Europa mit sozioökonomischen Daten verschnitten und dabei herausgefunden: Wo mehr Vogelarten vorkommen, sind die Menschen glücklicher. Und zehn Prozent mehr Vogelarten machen um genauso viel glücklicher wie zehn Prozent mehr Gehalt. 22 22
PRAXISTIPPS – EIN GARTENPARADIES FÜR DAS ROTKEHLCHEN Das Rotkehlchen forderte als Teil seines Wahlprogramms eine naturnahe Gestaltung von Gärten. Denn nur dann fühlt es sich wohl und kann seinen Bestand stabil halten. Mit unseren praktischen Tipps verwandelt sich Ihr Garten in eine vogelfreundliche Oase. TIPP Mehr Tipps für die Mut zur grünen Unordnung Gestaltung eines › Rotkehlchen lieben naturnahe Ecken mit Gestrüpp, Totholz vogelfreundlichen und liegengebliebenem Laub, da dort oftmals Nahrung Gartens gibt es auf www.NABU.de/ aufgeschnappt werden kann. Ein schöner Nebeneffekt: vogelgarten Weniger Harken bedeutet mehr Zeit, um die Vogelgäste zu Auch ein naturnaher beobachten. Balkon kann Vögel anlocken: › Ganz schlecht sind Gärten, in denen Grün durch www.NABU.de/balkon Schotterflächen, Beton oder Kunstrasen ersetzt wird. Setzen Sie auf natürliche Gestaltungsmöglichkeiten und meiden Sie den Einsatz von Pestiziden. Letztendlich kommt das Gift auch in den Mägen der Vögel an, wenn sie belastete Insekten oder Früchte fressen. Heimisches Schlaraffenland › Ursprünglich war das Rotkehlchen ausschließlich im Wald zu Hause. Seine Vorliebe für heimische Laubbäume und dichte Sträucher besteht immer noch. Insbesondere Gehölze wie das (für Menschen giftige) Pfaffenhütchen sind der Hit bei Rotkehlchen. Auch Hecken sind gerne gesehen, da sie Schutz bieten. › Einheimische Blumen und Stauden locken die Rotkehlchen mit ihrer großen Auswahl an Samen und Früchten an, wie beispielsweise die Staudenarten Wald-Engelwurz oder Flockenblume. 23
GEWUSST, DASS …? Gefiederte Geschlechtergerechtigkeit: Bei den Rotkehlchen können – anders als bei vielen anderen Singvögeln – auch die Weibchen singen. Ihr Gesang ähnelt dem der Männchen, ist aber etwas leiser und kürzer. Ein echter Frühaufsteher: Schon ab 50 Minuten vor Sonnenaufgang fängt das Rotkehlchen an zu singen und ist damit morgens einer der ersten Vögel. Die großen, schwarzen Augen machen es möglich. Denn wer im Halbdunkel besser sehen kann, fängt auch früher den Wurm... Ganz vorne mit dabei: Das Rotkehlchen ist der achthäufigste Vogel Deutschlands mit 3.400.000–4.350.000 Brutpaaren. Kein Katzenfan: Selbst die bloße Anwesenheit von Katzen kann Rotkehlchen davon abhalten, ihre Jungen zu füttern. Denn sie brüten in offenen Nestern im Gebüsch. Viele Gelege gehen dadurch verloren. 24 24
2525
Corporate Design Manual Aktionsideen NAJU für Kinder und Jugendliche Vielfalt bringt’s! Strukturreiche Lebensräume wie naturnahe Gärten und Parks sind ein Paradies für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren – wie auch das Rotkehlchen. Schaut euch die Vielfalt näher an. Zum Beispiel so: Sucht euch zuallererst in eurer Gegend zwei Vergleichs- flächen aus: eine „ordentliche“ Ecke und eine „wilde“ Ecke. TIPP Auf www.NAJU.de Beobachtet nun still und mit genügend Zeit aus einiger findet ihr viele Aktionsideen und Tipps Entfernung, ob und welche Vögel auf diesen Flächen rund um die Vogel- und unterwegs sind. Was fällt euch auf? Bemerkt ihr Insektenwelt. Unterschiede? Schaut vorbei und werdet aktiv! Schaut euch nun jeweils eine kleine Fläche von 1 mal 1 Meter genauer an: Welche Insekten könnt ihr auf der Erde oder im Gras entdecken? Rüstet euch dazu mit Lupen aus, sodass euch auch die kleinen Kriecher und Krabbler nicht entgehen. Wo brummt das Leben und wo nicht? Wenn ihr ausgecheckt habt, wo das Leben tobt, wisst ihr auch, wie naturnahe Flächen aussehen sollten. Sprecht die zuständigen Leute an, die Schulleitung, das Grünflächenamt etc., und fordert mehr Vielfalt – und packt am besten gleich mit an, wenn es heißt: Zeit zum Pflanzen, Platz für Vielfalt! 26 26
Challenge #1: Das frühe Kehlchen … MEHR WISSEN Ein Konzert erleben … singt ’nen Song! Und das im Frühling und Sommer schon rund eine Stunde vor Sonnenaufgang. Kommst du auch so früh aus den Federn wie das Rotkehlchen? Dann stell’ dich unserer Frühaufsteher-Challenge! Lass deinen Wecker eine Stunde vor Sonnenaufgang klingeln und setz’ dich ans Fenster, in den Garten oder Park. Du wirst überrascht sein, welche Vögel schon singen. Wie viele verschiedene Arten kannst du insgesamt hören – und ist ein Rotkehlchen dabei? Challenge #2: Sin(n)d wir hier richtig? Hast du dich auch schon einmal gefragt, wie Vögel es schaffen, im Herbst tausende Kilometer nach Afrika zu fliegen und im Frühjahr den Weg zurück zu uns zu finden? Wissenschaftler*innen untersuchen das seit vielen Jahren und haben 1963 erstmals bei Rotkehlchen nachgewiesen, dass Vögel über einen Magnetsinn verfügen. Sie können sich also am Magnetfeld der Erde orientieren und finden ihr Ziel auch ganz ohne technische Hilfsmittel. Wie sieht es bei dir aus? Kannst du dich ohne dein Smartphone gut in der Natur orientieren? Dann probiere unsere Naviga- tions-Challenge aus! Das kannst du auch gemeinsam mit dei- ner NAJU-Gruppe oder anderen Freund*innen tun. Legt einfach gemeinsam einen Start- und einen Zielpunkt fest und versucht dann, von A nach B zu gelangen – gemeinsam, in Grüppchen oder einzeln. Und, wie gesagt, ohne Hilfe eines Smartphones! Neben euren Sinnen könnt ihr auch eine klassische gedruckte Karte und einen Kompass nutzen. 27
WIE GEHT ES DEN VÖGELN IN DEUTSCHLAND? Rund 45 Prozent der heimischen Brutvogelarten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten, sieben weitere Prozent auf der entsprechenden Vorwarnliste. Agrarvögel im Sinkflug Besorgniserregend ist vor allem die Situation von Vogelarten in der Agrarlandschaft: Ihr Bestand hat seit 1980 um 34 Prozent abgenommen. Mehr als zehn Millionen Vogelbrutpaare sind damit bereits aus unseren Wiesen und Feldern verschwunden, darunter Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche. Besser geht es den Vögeln im Wald und in unseren Dörfern und Städten. Hier sind die Bestände derzeit insgesamt stabil. Aber auch dort gibt es gefährdete Arten, wie zum Beispiel die Gebäudebrüter Mauersegler und Mehlschwalbe. Erfolge bei den Flaggschiffarten des Naturschutzes Bei seltenen Großvogelarten, wie Seeadler, Schwarzstorch oder Kranich, gab es in den letzten Jahrzehnten spektakuläre Schutzerfolge. Kleinere, aber häufige und eigentlich flächendeckend verbreitete Vogelarten sind hingegen die Verlierer. Das liegt daran, dass seltene Arten in speziellen Naturschutzgebieten oder durch gezielte Artenschutzprogramme gerettet werden können. Der Naturschutz hat aber leider keine Chance, wenn von anderer Seite Naturzerstörung subventioniert wird, zum Beispiel durch die derzeitige Landwirtschaftspolitik. 28 28
DIE POLITIK MUSS HANDELN 2021 ist ein Superwahljahr: Neben diversen Landtagswahlen steht auch die Bundestagswahl vor der Tür. Und letztere ist mit Blick auf die immer dramatischeren Auswirkungen von Erderhitzung und Artensterben, auch hier in Deutschland, von enormer Bedeutung. Die nächste Bundesregierung muss als oberste Priorität die Klima- und Artenkrise bekämpfen, um das Ruder noch herumzureißen: für die Natur, die Tiere und für uns Menschen. Auch beim Vogelschutz muss die Politik handeln. NABU und LBV fordern: › den bis 2050 zu erreichenden „guten Erhaltungszustand“ für jede Art klären, damit er als messbarer Wert für die Erfolgskontrolle im Artenschutz angewendet werden kann, › ökologische Reform der Landwirtschaftspolitik vorantreiben, in der Fördermittel so zugeteilt werden, dass sich naturverträgliches Handeln für Landwirte lohnt, › die 742 EU-Vogelschutzgebiete Deutschlands für die besonders anspruchsvollen und seltenen Arten wirkungsvoll schützen, › spezielle Artenhilfsprogramme für gefährdete Arten auf- und umsetzen, › Natur- und Vogelschutz bei allen wichtigen Landnutzungsentscheidungen berücksichtigen – von Waldbewirtschaftungsplänen bis hin zum Straßenbau, › Maßnahmen gegen die schnelle Klimaerwärmung vorantreiben, die zu mehr Bestandsrückgängen als Zunahmen bei heimischen Vögeln führt. 29
MEHR WISSEN IM NETZ UND VOR ORT › Vögel bequem per Smartphone bestimmen mit der kostenlosen NABU-App „Vogelwelt“ www.NABU.de/vogelwelt › Alle 307 heimischen Vogelarten der Jubiläumswahl online entdecken in unseren Vogelportraits auf www.NABU.de/vogelportraits MEHR WISSEN › Tipps für die Gestaltung eines vogelfreundlichen Gartens Informationen rund um oder Balkons und vieles mehr rund um naturfreundliches das Rotkehlchen finden Sie unter www.NABU.de/ Gärtnern mit der NABU Kampagne „Gönn dir Garten“ auf rotkehlchen www.NABU.de/gartenvielfalt › Exkursionen, Vorträge und Mitmach-Aktionen direkt in Ihrer Nähe bieten mehr als 2.000 NABU-Gruppen. www.NABU.de/gruppen Mit mehr als 820.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der älteste und mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der NABU engagiert sich neben dem Vogelschutz für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft. Mehr Infos: www.NABU.de/wir-ueber-uns 30 3030
NABU VOR ORT NABU-Bundesverband NABU Hamburg NABU Saarland Charitéstraße 3 Klaus-Groth-Straße 21 Antoniusstraße 18 10117 Berlin 20535 Hamburg 66822 Lebach Tel. 030 284984-0 Tel. 040 697089-0 Tel. 06881 93619-0 Fax 030 284984-2000 Fax 040 697089-19 Fax 06881 93619-11 NABU@NABU.de Info@NABU-Hamburg.de LGS@NABU-Saar.de www.NABU.de www.NABU-Hamburg.de www.NABU-Saar.de NABU Baden-Württemberg NABU Hessen NABU Sachsen Tübinger Straße 15 Friedenstraße 26 Löbauer Straße 68 70178 Stuttgart 35578 Wetzlar 04347 Leipzig Tel. 0711 96672-0 Tel. 06441 67904-0 Tel. 0341 337415-0 Fax 0711 96672-33 Fax 06441 67904-29 Fax 0341 337415-13 NABU@NABU-BW.de NABU@NABU-Hessen.de Landesverband@NABU-Sachsen.de www.NABU-BW.de www.NABU-Hessen.de www.NABU-Sachsen.de NABU-Partner Bayern – NABU Mecklenburg-Vorpommern NABU Sachsen-Anhalt Landesbund für Vogelschutz (LBV) Wismarsche Straße 146 Schleinufer 18a Eisvogelweg 1 19053 Schwerin 39104 Magdeburg 91161 Hilpoltstein Tel. 0385 593898-0 Tel. 0391 56193-50 Tel. 091 744775-0 Fax 03 85 593898-29 Fax 0391 56193-49 Fax 091 744775-7075 LGS@NABU-MV.de Mail@NABU-LSA.de Infoservice@LBV.de www.NABU-MV.de www.NABU-LSA.de www.LBV.de NABU Niedersachsen NABU Schleswig-Holstein NABU Berlin Alleestraße 36 Färberstraße 51 Wollankstraße 4 30167 Hannover 24534 Neumünster 13187 Berlin Tel. 0511 91105 Tel. 04321 53734 Tel. 030 9860837-0 Fax 0511 91105-40 Fax 04321 5981 Fax 030 9867051 Info@NABU-Niedersachsen.de Info@NABU-SH.de LvBerlin@NABU-Berlin.de www.NABU-Niedersachsen.de www.NABU-SH.de www.NABU-Berlin.de NABU Nordrhein-Westfalen NABU Thüringen NABU Brandenburg Völklinger Straße 7–9 Leutra 15 Lindenstraße 34 40219 Düsseldorf 07751 Jena 14467 Potsdam Tel. 0211 159251-0 Tel. 03641 605704 Tel. 0331 20155-70 Fax 0211 159251-15 Fax 03641 215411 Fax 0331 20155-77 Info@NABU-NRW.de LGS@NABU-Thueringen.de Info@NABU-Brandenburg.de www.NABU-NRW.de www.NABU-Thueringen.de www.NABU-Brandenburg.de NABU Rheinland-Pfalz NABU Bremen Frauenlobstraße 15–19 Vahrer Feldweg 185 55118 Mainz 28309 Bremen Tel. 06131 14039-0 Tel. 0421 48444870 Fax 06131 14039-28 Fax 0421 48444877 Kontakt@NABU-RLP.de Info@NABU-Bremen.de www.NABU-RLP.de www.NABU-Bremen.de 31
Das Rotkehlchen ist der erste öffentlich gewählte Vogel des Jahres. Im Rahmen des 50jährigen Jubiläums der Aktion hatten der NABU und der LBV die Bevölkerung dazu aufgerufen, aus allen in Deutschland brütenden und den wichtigsten Gastvogelarten ihren Favoriten zu wählen. Mit dem Sieg des Rotkehlchens steht auch das Naturschutz-Motto fest: Durch die naturnahe Gestaltung von Gärten und Grünflächen können wir alle einen wertvollen Beitrag zur Bestandserhaltung dieses Vogels und vieler anderen Arten leisten. 32 3232
Sie können auch lesen