DEGENFECHTEN Alexandra Ndolo ist Vizeweltmeisterin - LEICHTATHLETIK-EM

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DEGENFECHTEN Alexandra Ndolo ist Vizeweltmeisterin - LEICHTATHLETIK-EM
Vereinsmagazin des TSV Bayer 04 Leverkusen e.V.   Nr. 3-2022 | 02. September 2022

 DEGENFECHTEN
 Alexandra Ndolo ist
 Vizeweltmeisterin

 LEICHTATHLETIK-EM
 Gold und Silber
 krönen Top-Leistungen

 INTEGRATION
 Ayoub Qalandari ist
 beliebt und erfolgreich                                                    2
DEGENFECHTEN Alexandra Ndolo ist Vizeweltmeisterin - LEICHTATHLETIK-EM
Höchstleistung kann nur bringen,
wer an sich glaubt, wer gefordert
und gefördert wird. Dieses Prin­
zip ist fest in unseren Werten
verankert und leitet Mitarbeiter
genauso wie Topathleten und
Nachwuchssportler, die wir
seit mehr als 100 Jahren viel­
fältig unterstützen. Inklusion
und gemeinsames Training
gehören zur Sportförderung
von Bayer. Genauso wie
die Freude am gemein­
samen Erfolg.

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Höchstleistung

                 Key Partner

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DEGENFECHTEN Alexandra Ndolo ist Vizeweltmeisterin - LEICHTATHLETIK-EM
EDITORIAL

LIEBE LESERINNEN,
LIEBE LESER,
Was für ein Sommer! Damit meine ich        Nach übersprungenen 5,85 Metern               die Hinterbliebenen und werden den
nicht das wochenlang heiße Wetter,         war ihm Silber hinter Sieger Armand           Verstorbenen ein ehrendes Andenken
das uns alle ja nach wie vor beschäf-      Duplantis (6,06 Meter) nicht mehr zu          bewahren.
tigt. Vielmehr geht es um die heraus-      nehmen - eine herausragende Leistung!
ragenden sportlichen Leistungen, die       Völlig zurecht ist Bo stolz auf seine erste   Ihre Anne Wingchen
wir bejubeln durften. Als Großverein       internationale Medaille, wenngleich er        Geschäftsführerin
mit einer enormen Breite auch im Spit-     selber durchaus mit Gold geliebäugelt         TSV Bayer 04 Leverkusen
zensport haben wir naturgemäß immer        hatte. Dieser Ausnahmeathlet hat ein-
wieder Grund zum Jubeln. Internatio-       mal mehr sein Können gezeigt und uns
nale Medaillen allerdings sind immer       mit seiner sportlichen Kampfansage an
nochmal etwas ganz Besonderes –            Armand Duplantis schon jetzt Lust auf
und davon gab es zuletzt gleich drei.      die nächsten Duelle gemacht.
Jede hat ihre eigene, ganz persönliche
Geschichte.                                Allen drei Medaillengewinnern möchte
                                           ich auch an dieser Stelle von ganzem
Den Anfang machte unsere Degen-            Herzen gratulieren. Ihr habt tolle Leis-
fechterin Alexandra Ndolo, die bei den     tungen gezeigt und den TSV Bayer 04 in
Weltmeisterschaften in Kairo die Silber-   der gesamten Sportwelt hervorragend
medaille gewinnen konnte. Nur wenige       vertreten.
hatten Alex diesen Erfolg zugetraut.
Sie selbst schon. Nach der großen Ent-     Neben diesen strahlenden Erfolgen hat
täuschung über die verpatzte Olympia-      dieses Vereinsmagazin natürlich viele
Quali für Tokio 2020 war die grandiose     weitere interessante Geschichten zu
Vizeweltmeisterschaft jetzt Balsam auf     erzählen. Sei es über Ayoub Qaland-
ihre Seele. Mit diesem Rückenwind          ari, der aus Afghanistan geflüchtet ist,
kann die Quali für Paris 2024 kommen!      inzwischen in der nationalen Spitze
                                           boxt und sich zur Aufgabe gemacht
Leichtathletik von seiner schönsten        hat anderen zu helfen. Oder über die
Seite konnten wir bei den Europameis-      ID-Judokas, die ebenfalls tolle Erfolge
terschaften in München erleben, wo         feiern konnten, ähnlich wie die siegrei-
Konstanze Klosterhalfen ein wahres         chen Faustballer. Oder über den Saison-
Meisterstück gelang. Nach einer sie        auftakt der Ballsport-Teams.
selbst nur mäßig zufriedenstellenden
Leistung über 10.000 Meter ging sie mit    Mitten in der Euphorie mussten wir
einer offenbar noch höheren Motivation     allerdings auch zwei sehr traurige Nach-
an den Start des 5.000 Meter-Rennens.      richten hinnehmen. Mit dem früheren
Der Rest ist für die Geschichtsbücher.     Vorsitzenden Gert-Achim Fischer und
Nach zwei äußerst herausfordernden         dem langjährigen Geschäftsführer und
Jahren gewann sie in einem furiosen        Schatzmeister Reiner Moschall sind
Finale die Goldmedaille und damit ihre     zwei echte Persönlichkeiten verstor-
erste internationale Meisterschaft.        ben, die den Verein auf unterschiedli-
                                           che Weise maßgeblich geprägt haben.
Die zweite EM-Medaille gehörte Stab-       Beiden hat der TSV Bayer 04 unheim-
hochspringer Bo Kanda Lita Baehre.         lich viel zu verdanken. Wir denken an

                                                                                                                          1
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INHALT

05   FECHTEN
     WM-Silber für Alexandra Ndolo

06   Empfang beim Vereinsvorsitzenden
     Klaus Beck

08   Herzensprojekt in Kenia

09   Zwei Wochen Heim-Trainingslager

     Willkommen zurück, Stefan Porr!

10   LEICHTATHLETIK
     Spitzen-Leichtathletik zum Anfassen

12   Großer Jubel über Gold und Silber
     bei der EM

14   Sympathische Medaillengewinner

16

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     Spitzen-Leichtathletik zum Anfassen

     KINDER- UND JUGENDSPORT
     Tierisch gute Stimmung in den
                                             5
     Feriencamps                           FECHTEN
                                           Vizeweltmeisterin Alexandra Ndolo hat sich ihren großen Traum
20   BOXEN                                 von einer WM-Medaille erfüllt.
     Ayoub Qalandari: Die Perfekte
     Integration

22   BASKETBALL
     GIANTS in begeisternder Frühform

24   HANDBALL
     Werkselfen haben den Bogen raus

26   VOLLEYBALL
     Umbruch auf (fast) allen Positionen

28   FRAUENFUSSBALL
     "Hohe Professionalität, die hier
     gelebt wird"

30   FAUSTBALL
     Männer 60-Team holt sich den DM-
     Titel zurück                           16
32   Mit Überrangender Leistung in die     KINDER- UND JUGENDSPORT
     Bundesliga                            Beim Feriensport gab es wieder Spaß und Bewegung von
                                           morgens bis abends.

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LEICHTATHLETIK
              Konstanze Klosterhalfen und Bo Kanda Lita Baehre sorgen mit Gold und
              Silber für Gänsehautmomente bei der Heim-EM.
                                                                                     33   TSV BAYER 04
                                                                                          Outdoor-Fitnessspielplatz eröffnet

                                                                                          OGS
                                                                                          Bayer Gastro übernimmt
                                                                                          OGS-Catering

                                                                                     34   PARASPORT
                                                                                          Geist an künftige Generationen
                                                                                          weiterreichen

                                                                                     36   Medaillenregen für ID-Judokas

                                                                                     38   Sitzvolleyball-Team gewinnt
                                                                                          Theodor-Zühlsdorf-Cup

                                                                                     39   FITNESS & HEALTH
                                                                                          Senioren dankbar für
                                                                                          Bewegungsangebote

                                                                    12               40   SPORTINTERNAT
                                                                                          Im Eiltempo zum Abitur - und nun
                                                                                          zur Sparkasse

                                                                                     42   Nachwuchstalente starten ins
                                                                                          Doppelleben

                                                                                     44   NACHHALTIGKEIT
                                                                                          CO2-Rechner - Wir bedanken uns
                                                                                          für eure Mithilfe

                                                                                     46   WER IST EIGENTLICH...?

                                                                                     47   NACHRUF REINER MOSCHALL

                                                                                     48   NACHRUF GERT-ACHIM FISCHER

                                                                                     49   IMPRESSUM

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INTEGRATION
Boxer Ayoub Qalandari hat als Geflüchteter eine Odyssee hinter
sich. Inzwischen ist er angekommen und hilft anderen.

                                                                                                                               3
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TEAM - UND SPORTSWEAR

    For world
    champions and
    everyday heroes

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Foto: Bizzi

                                                                                                            Alexandra Ndolo hat bei der WM in
                                                                                                            Kairo die Silbermedaille gewonnen.

        FECHTEN

          WM-SILBER FÜR ALEXANDRA NDOLO
         Wahnsinns-Triumph für Alexandra Ndolo: Die TSV-Degenfechterin hat bei den
         Weltmeisterschaften in Kairo die Silbermedaille gewonnen.

         Der Turnierverlauf:                          den entscheidenden Siegestreffer zum        unterliegt 11 Sekunden vor Ablauf der
                                                      Endstand von 14:13.                         Zeit. Am Ende des Tages steht für Ndolo
         Alexandra Ndolo startet zunächst mit                                                     dennoch die Freude über ihre erste
         einem souveränen 15:9 Sieg gegen die         Mit sicherer Medaille im Rücken trifft      Medaille auf einer Weltmeisterschaft.
         Schwedin Alvira Martensson in den            Ndolo auf Rosella Fiamingo, die ita-
         Tag und entwickelte sich danach zum          lienische Weltmeisterin von 2014 und                     Quelle: www.fechten.org
         Schreck der koreanischen Delegation.         2015, sowie Silbermedaillengewinne-
         Erst besiegt sie Young Mi Kang mit           rin der Olympischen Spiele in Rio. Doch
         15:11 und im Anschluss die Weltrang-         auch sie hat gegen die stark fechtende
         listenerste Injeong Choi mit 15:9. Im fol-   Deutsche keine Chance. Mit einem
         genden Kampf um die Medaille wartet          15:10-Sieg zieht sie ins Finale ein. Kon-
         die Chinesin Siha Yu auf die Deutsche.       trahentin im Finale ist die Koreanerin
         Hier entwickelt sich ein spannendes          Sera Song. Das Gefecht gestaltete sich
         Gefecht, welches die Chinesin kurz vor       eng und keine Fechterin konnte es in der
         Ablauf der regulären Gefechtszeit zum        regulären Gefechtszeit für sich entschei-
         13:13 ausgleicht. In der Verlängerung        den. Im Sudden Death reicht es dieses
         beweist Alexandra Ndolo ihre Klasse          Mal jedoch nicht für den entscheiden-
         und setzt mit einem beherzten Angriff        den Treffer und die deutsche Fechterin

                                                                                                                                            5
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Fotos: Heuser

                    Alexandra Ndolo (2.v.l.) mit Klaus Beck, Anne Wingchen, Alexandra Gonano und
                    Guido Quanz (v.l.) – und natürlich mit ihrer Silbermedaille.

                        EMPFANG BEIM
                        VEREINSVORSITZENDEN
                        KLAUS BECK

                        Strahlende Augen und lockere Gespräche              Geschäftsführerin Anne Wingchen konnte
                        im Büro des Vorsitzenden: Nach einer elf-           das unterstreichen: „Das ist ein ganz beson-
                        monatigen, Kräfte-zehrenden Saison mit              derer Erfolg und es war, wie mir die Fach-
                        einem überragenden Finale hatte Vize-               leute bestätigt haben, ein herausragender
                        Weltmeisterin Alexandra Ndolo die nötige            Wettkampf.“
                        Zeit und Muße, auf Einladung von Klaus
                        Beck über den Gewinn der Silbermedaille             Gesprächsthema Nummer 1 war natürlich
                        und viele andere Themen zu plaudern.                die WM in Kairo und dabei insbesondere
                        Neben TSV-Geschäftsführerin Anne Wing-              das dramatische Finale, in dem der Korea-
                        chen waren auch Abteilungsleiter Guido              nerin Sera Song der Vorteil zugelost worden
                        Quanz und Fecht-Vorstandsmitglied Alex-             war. Eine Regelung, die Alex Ndolo – neben
                        andra Gonano gekommen, Bundestrainer                einigen anderen Regularien auch – kritisch
                        Dominik Csobo konnte nicht dabei sein –             sieht. Sie allerdings als Ausrede zu nutzen,
                        er verbrachte gerade seine Flitterwochen            das wäre nicht Alexandra Ndolo: „Der Vor-
                        in der Ferne.                                       teil interessiert mich im Wettkampf null“,
                                                                            betonte Alex. „Ich konzentriere mich ein-
                        Klaus Beck gratulierte der Degenfechte-             fach nur aufs Fechten.“ Und das ist Heraus-
                        rin ausdrücklich: „Ich freue mich, wir hier         forderung genug: „So ein Turnier ist mental
                        freuen uns und der gesamte Verein freut             und körperlich wahnsinnig anstrengend.“
                        sich mit Ihnen“, betonte der Präsident.             Entsprechend platt war sie nach dem Finale,

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DEGENFECHTEN Alexandra Ndolo ist Vizeweltmeisterin - LEICHTATHLETIK-EM
wo es gerade noch für zwei Whattsapps an             von 2017 auf jeden Fall dabei sein und dar-
die beiden Schwestern gereicht hat. „Das             auf richtet sie alles aus. Wozu ihrer Mei-
erste Telefonat habe ich erst am nächsten            nung nach immer weniger Sportlerinnen
Tag geführt, mit meinem Heimtrainer Hugo             und Sportler offenbar bereit sind, womit
Dergal“, erzählte die Wahl-Kölnerin, die sich        die TSV-Athletin die Brücke zu der Frage
aktuell mit lockeren Läufen fit hält. „Aber          schlug: Wie viel Spitzensport möchte die
auch nur, wenn ich Lust habe, ansonsten ist          Gesellschaft eigentlich? „Die Anerkennung
momentan komplett Pause. Das Strahlen                von Leistung und Erfolgen ist nicht so, wie
will dabei nicht so recht aus ihrem Gesicht          sie sein sollte, in Randsportarten wie dem
verschwinden: „Ich freue mich wahnsinnig             Fechten schon mal gar nicht“, so ihre feste
über diese Silbermedaille“, betont Alex und          Überzeugung.
ihre glänzenden Augen unterstreichen die
Aussage eindrucksvoll.                               Beim TSV Bayer 04 stellt sich für Alex diese
                                                     Frage nicht. „Ich möchte mich auch beim
Überrascht von diesem Erfolg waren übri-             Verein ganz herzlich bedanken. Wie hier
gens eher die anderen als Alexandra Ndolo            der Spitzensport gefördert wird, das ist
selber. „Ich habe das vorher nicht groß              außergewöhnlich“, bestätigte die aktuelle
erzählt, aber ich bin schon hingefahren, um          Nummer 9 der Weltrangliste, auch wenn
eine Medaille zu gewinnen.“ Nach der völ-            sie den größten Teil ihres Trainings am
lig verkorksten Olympia-Quali brauchte die           Bundesstützpunkt in Bonn absolviert. „Die
heute 36-Jährige einen Moment, um sich               Kombination ist perfekt.“
zu schütteln, dann war klar: Eine Medaille
bei der WM in Kairo ist das nächste große            Zum Abschluss der munteren Runde über-
Ziel. „Es war die Antwort auf die verpatzte          reichten Klaus Beck und Anne Wingchen
Qualifikation für Tokio. Meine Trainer wuss-         noch einige Präsente. Unter anderem einen
ten das.“                                            „Flaschengarten“, den Kinder der Koopera-
                                                     tions-Grundschule Bergisch Neukirchen
Im kommenden Jahr stehen wieder Euro-                gebastelt hatten und über den sich die
pameisterschaften und Weltmeisterschaf-              Pflanzenliebhaberin sichtlich gefreut hat.
ten an. Auch dafür wird sich die äußerst
ehrgeizige Sportlerin wieder einiges vor-                                    Text: Uwe Pulsfort
nehmen. Gleichzeitig dienen die nächsten
Turniere einem „höheren“ Ziel: der Quali-
fikation für die Olympischen Spiele in Paris
2024. Da möchte die Vize-Europameisterin

       Alexandra Ndolo im Gespräch mit Klaus Beck.

                                                                                                    7
DEGENFECHTEN Alexandra Ndolo ist Vizeweltmeisterin - LEICHTATHLETIK-EM
HERZENSPROJEKT IN KENIA

    Genau zwei Tage war Alexandra Ndolo nach         ausgebildet werden, die ihr Wissen dann
    dem Gewinn der Silbermedaille in Köln,           wiederum an nachkommende Fechter
    dann ging es schon wieder Richtung Flug-         weitergeben.
    hafen. Die Zeit reichte gerade, um die eine
    Tasche aus- und die nächste einzupacken.         Ein guter Teil der Fechtausrüstung der Kin-
    Das Ziel: Kenia, wo ihr Herzensprojekt auf       der in Nairobi stammt übrigens aus dem
    sie wartete – in Gestalt von etwa 30 Kin-        Fundus von Alexandra Ndolo. Wie in jedem
    dern im Alter zwischen 5 und 17 Jahren. Im       Jahr war auch diesmal ein Koffer voll mit
    Gepäck hatte die TSV-Fechterin, deren Vater      Utensilien dabei, über die sich die jungen
    aus Kenia stammt, nicht nur einige private       Kenianerinnen und Kenianer sehr gefreut
    Spenden, sondern – mindestens genauso            haben.
    wichtig – eine große Portion Motivation.
                                                     Das Lächeln der Kinder ist das eine, die
    Im Jahr 2014 reifte bei der aktuellen WM         Entwicklung eines ganzen Verbandes das
    Silbermedaillen-Gewinnerin der Entschluss,       andere. „Vor allem, wenn man das das
    sich jenseits der eigenen Karriere für das       ganze Jahr über nur per Mails und Whats-
    Fechten einzusetzen. Durch den familiä-          App macht“, schmunzelt Alex. Doch es hat
    ren Bezug nach Kenia ergab sich dann eine        sich etwas getan: Seit 2019 gibt es den Keni-
    Möglichkeit, interessierten Kindern in Afrika    anischen Fechtverband und inzwischen ist
    das Fechten näherzubringen. Bis dahin war        er auch vom Internationalen Fechtverband
    das dort immer nur „irgendwas mit Schwer-        FIE anerkannt. Damit war die Tür offen für
    tern“, erinnert sich Alexandra Ndolo.            die Teilnahme an internationalen Wett-
                                                     kämpfen. Und siehe da: Ausgerechnet in
    Die Voraussetzungen in Huruma, einem             Kairo, wo Alex ihren bislang größten Erfolg
    Armenviertel von Nairobi, waren natürlich        feiern konnte, gab es noch eine andere Pre-
    nicht ansatzweise mit Deutschland zu ver-        miere: Einer der zum Trainer ausgebildeten
    gleichen. „Aber wenn ich dann die vielen         kenianischen Fechter hatte sich für die WM
    glücklichen Kinder sehe, dann weiß ich,          qualifiziert. „Er hat zwar sang- und klanglos
    wofür ich das mache“, betont die Spitzen-        verloren, aber das war zu erwarten“, sieht
    fechterin, die einmal pro Jahr nach Afrika       Alex das Abschneiden in diesem Fall ent-
    reist. Vor Ort macht sie mit den Kindern         spannt. Ihr geht es darum, möglichst vielen
    einige Trainingseinheiten – und sie beant-       Kindern in Kenia Zugang zum Fechtsport zu
    wortet geduldig die vielen Fragen der            ermöglichen. Über jedes dabei gewonnene
    Mädchen und Jungen. Nachhaltig wird das          Lächeln freut sie sich. Von ganzem Herzen.
    Projekt nicht zuletzt dadurch, dass beson-
    ders Interessierte und Begabte zu Trainern                                Text: Uwe Pulsfort
                                                                                            Foto: Privat

        Das Fecht-Projekt in Kenia ist für
        Alexandra Ndolo eine Herzensangelegenheit.

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ZWEI WOCHEN                                                                                      Die Nachwuchsfechter haben sich intensiv auf die
                                                                                                 neue Saison vorbereitet.

HEIM-TRAININGSLAGER

Über 20 Fechtende der Altersklasse U11        Trampolinpark und einen Ausflug nach
bis U20 haben sich mit ihren Trainern         Köln mit Eis essen auf dem Alter Markt als
Dieter Schmitz und Stefan Porr in 2 Trai-     Abschluss.
ningsgruppen aufgeteilt und in den bei-
den letzten Wochen der Sommerferien in        Nach einem Wochenende zur Regenera-
insgesamt vier verschiedenen Sporthallen      tion ging die Vorbereitung dann mit der
auf die neue Saison intensiv vorbereitet.     Schule in das reguläre Trainingsprogramm
                                              über. Sieben Fechtende der U17 und U20
In der 5. Woche der Sommerferien wurde        haben die „Ferien“ verlängert: Sie waren
„nur“ einmal täglich, in der 6. Woche sogar   beim ehemaligen TSV-Trainer David
zweimal täglich trainiert. Hinzu kam noch     Keszler in einem Trainingslager in Ungarn

                                                                                                                                             Foto: Schmitz
Einzeltraining. Das abwechslungsreiche        und sind drei Tage später mit der Schule
athletische und fechterische Grundla-         gestartet.
gentraining wurde ergänzt durch Spiele,
Stretching sowie einen Besuch in einem                              Text: Dieter Schmitz

WILLKOMMEN ZURÜCK, STEFAN PORR!
Der frühere TSV-Trainer unterstützt die Fechtabteilung zukünftig in Vollzeit.

                                              Als Fünfkampftrainer hat sich der zuletzt in   Art sind bei den jungen Fechtern sowie
                                              Berlin tätige Stefan Porr kurz nach seinem     deren Eltern gut angekommen und die
Foto: Privat

                                              60. Geburtstag im Rahmen der Familien-         älteren Sportler haben sich über die Rück-
                                              zusammenführung zum 31.3. in den „Vor-         kehr ihres früheren Trainers gefreut.
                                              ruhestand“ begeben.
                                                                                             Nach den Weggängen der beiden langjäh-
                                              Sobald für ihn feststand, dass er zu seinem    rigen Fechttrainer Michel Colling und Paul
                                              Lebensmittelpunkt in Köln zurückkehren         Kakoschke-Schwietz stand es für Stefan
                                              würde, hat er Kontakt zum heutigen Stütz-      Porr sofort außer Frage, seinem Verein
                                              punktleiter Dieter Schmitz aufgenommen         zu helfen und mindestens bis zum Jahres-
                                              und seine stundenweise Unterstützung           ende wieder Vollzeit als Fechttrainer beim
                                              beim Fechttraining der Jugend und das          TSV Bayer 04 Leverkusen zu arbeiten.
                                              Einbringen seiner mittlerweile 40-jähri-
                                              gen Erfahrung als Trainer mit der Schwer-      Eine schöne Überraschung hatten die TSV-
                                              punktsportart Fechten angeboten.               Fechter bereits parat: Bei der standesamt-
                                                                                             lichen Hochzeit im Alten Rathaus in Köln
                                              Die stundenweise Zusammenarbeit in den         stand eine Gruppe in kompletter Montur
                                              Kursen und dem Training der U11 und U13        Spalier.
                                              und insbesondere Stefans Leidenschaft für
                                              den Fechtsport sowie seine menschliche         Text: Dieter Schmitz

                                                                                                                                       9
LEICHTATHLETIK

GROSSER JUBEL ÜBER GOLD UND
SILBER BEI DER EM
Konstanze Klosterhalfen mit ihrem 5000-Meter-Sieg und Stabhochspringer Bo Kanda Lita
Baehre mit Platz zwei haben in München überzeugt.

Es waren mitreißende European Cham-
pionships in München, mit faszinie-
                                          Fotos: Heuser

                   «
renden Leichtathletik-Wettbewerben
im Olympiastadion und mittendrin ein
kleines Leverkusener Team, das mit
dem Sieg von Konstanze „Koko“ Klos-
terhalfen über 5000 Meter und Platz
zwei von Stabhochspringer Bo Kanda
Lita Baehre zufrieden zurückkehrte.

Ich kann es nicht
glauben. Es ist ein
Traum. Das ist das
Letzte, womit ich
gerechnet habe.
                                             Konstanze Klosterhalfen lief über die
                                             5.000 Meter ein beherztes Rennen...

                                                                                     Gold für Konstanze Klosterhalfen

                                                                                     Mit ihrem Sieg in München hat Kons-
                                                                                     tanze Klosterhalfen bewiesen, dass sie
                                                                                     nach zwei schwierigen Jahren wieder
                                                                                     ganz oben mitmischen kann. Unter
                                                                                     dem grenzenlosen Jubel des Münch-
                                                                                     ner Publikums war die WM-Dritte
                                                                                     von 2019 allen davon und zu ihrem
                                                                                     ersten internationalen Titelgewinn
                                                                                     gestürmt. In 14:50,47 Minuten holte
                                                                                     sie über 5000 Meter Gold mit deutli-
                                                                                     chem Vorsprung auf Yasemin Can aus
 ... und ließ anschließend ihrer Freude                                              der Türkei (14:56,91) und Eilish McCol-
 über den EM-Titel freien Lauf.                                                      gan aus Großbritannien (1:59,34). Die
                                                                                     25-Jährige rannte der Siegerin und der

10
Zweitplatzierten des 10.000-Meter-
Laufs einfach davon.

„Ich kann es nicht glauben. Es ist ein
Traum. Das ist das Letzte, womit ich
gerechnet habe“, sagte die Bayer-Spit-
zenläuferin am ARD-Mikrofon. Dabei
stand ihr Start auf der Kippe, sie
selbst war über 10.000 Meter Vierte
geworden und schien geschwächt, ihr
amerikanischer Coach Pete Julian riet
ihr, zu pausieren. Doch das wollte sie
nicht, sie wollte tun, was sie liebt, und
sagte anschließend: „Ich bin für die
Zuschauer gelaufen, ich bin für mich
gelaufen. Ich bin unfassbar glücklich.“
Nach zwei harten Jahren mit vielen
Rückschlägen hatte sie sich gereift
                                             Bo Kanda Lita Baehre war zur richtigen
mit perfekter Renntaktik präsentiert:
                                             Zeit in einer Top-Verfassung...
Sie blieb gelassen, als Can einen

                                                                                                      «
                                            Zwischenspurt einlegte, kämpfte sich      dass ich ihn eines Tages auf jeden Fall
 ... und flog in München zur
                                            Stück für Stück wieder an die Türkin      schlagen kann.“
 EM-Silbermedaille
                                            heran und packte schließlich bei einer
                                            phänomenalen Schlussrunde ihr gan-
                                            zes Können aus.

                                            Silber für Bo Kanda Lita Baehre           Das war noch ein
                                            Für weiteren Bayer-Jubel sorgte
                                                                                      Arschtritt mehr,
                                            schließlich Stabhochspringer Bo Kanda     dass ich noch mehr
                                            Lita Baehre: mit übersprungenen 5,85
                                            Metern eroberte er Platz zwei hinter      arbeite, dass ich
                                            dem schwedischen Weltrekordhalter
                                            Armand Duplantis (6,06 Meter, Meis-       ihn eines Tages auf
                                            terschaftsrekord). Bronze ging an den
                                            Norweger Pal Haugen Lillefosse (5,75
                                                                                      jeden Fall schlagen
                                            Meter). Lita Baehres Klubkollege Tor-
                                            ben Blech, der endlich seinen Quali-
                                                                                      kann.
                                            fikations-Fluch gebrochen und es ins
                                            Finale geschafft hatte, kam nicht über
                                            die Anfangshöhe von 5,50 Meter hin-
                                            aus und wurde Achter.                     Erfahrungen und Enttäuschungen

                                            Seine erste internationale Medaille       Die übrigen EM-Starter des TSV Bayer
                                            bei den Erwachsenen, gewonnen vor         04 Leverkusen sammelten in München
                                            Heim-Publikum in München, bezeich-        wichtige Erfahrungen – und mussten
                                            nete der 23 Jahre alte Lita Baehre in     zum Teil auch mit Enttäuschungen
                                            der ARD als „großes Geschenk“. Zufrie-    leben. Etwa Ex-Europameister Mateusz
                                            den sei er aber noch lange nicht. „Ich    Przybylko, der seinen Titel im Hoch-
                                            will gewinnen!“ Deshalb werde er sich     sprung nicht verteidigen konnte. Bei
                                            in den kommenden Jahren gegen die         2,23 Meter war für ihn Schluss, damit
                                            Übermacht des Schweden Duplantis          wurde er Sechster, der Frust war groß.
                                            stemmen: „Das war noch ein Arsch-         „Was die Form angeht, hat er ein enor-
                                            tritt mehr, dass ich noch mehr arbeite,   mes Niveau“, sagte Przybylkos Coach

                                                                                                                           11
Hans-Jörg Thomaskamp: „Was fehlt ist      Dreispringerin Kristin Gierisch schei-        entkräftet aufgeben. Schon die 200
die Sicherheit, die zu Konstanz führt     terte ebenfalls in der Qualifikation,         Meter am Ende des ersten Tages fie-

                                                                                                           «
bezüglich der technischen Realisation.    13,59 Metern reichten nicht fürs Finale       len ihr extrem schwer, sie hatte Kopf-
Hinzu kommt Nervosität nach der lan-      und sie musste zudem um ihren Deut-           schmerzen und Luftnot. Ein Corona-
gen Zeit ohne internationale Finals und   schen Rekord (14,61 Meter) bangen.            Test am nächsten Morgen war negativ.
vor dem Hintergrund der sich eröffnen-    Nationalmannschaftskollegin         Neele     Also trat sie wieder an, schaffte im
den Möglichkeiten.“ Inzwischen habe       Eckhardt-Noack aus Göttingen schob            Weitsprung tolle 6,35 Meter und steu-
sich der 30-Järhige erholt und sei fest   sich bis auf acht Zentimeter an Gie-          erte nach dem Speerwerfen auf Platz
entschlossen, seine gute Form noch        rischs Bestmarke heran (im Finale             fünf zu – doch ihr gingen zunehmend
einmal zu zeigen: Auch beim Heimspiel     wurde sie mit 14,43 Metern Vierte).           die Kräfte aus. Auf Grund deutlicher
am Sonntag in Leverkusen.                 Nach einer kürzlich überstandenen             Erkältungs- und Erschöpfungssymp-
                                          Corona-Infektion fehlte es Gierisch an        tome nahmen die Trainer sie schließ-
Ganz neue Möglichkeiten hatten sich       Kraft. Bei leichtathletik.de sagte sie:       lich aus dem Wettbewerb.
auch für Hochspringerin Bianca Stich-     „Der Run bis zum Balken ist gut, der
ling eröffnet. Mit ihrer Steigerung in    Absprung klappt auch gut, aber ich
dieser Saison auf 1,90 Meter hatte sie    bekomme die Power dann nicht zum
unverhofft ein EM-Ticket ergattert. Sie   Boden. Es ist jetzt, wie es ist. Ich muss
überstand die Qualifikation zwar nicht,
aber Thomaskamp betonte: „Das war
                                          es akzeptieren.“                               Sie hat gekämpft
eine wertvolle Erfahrung für jeman-       Besonders unglücklich endete die EM            wie eine Löwin.
den, der im letzten Jahr noch keinen      für Bayer-Siebenkämpferin Sophie
ernsthaften Gedanken an DM-Titel          Weißenberg. Sie musste vor dem
oder EM-Teilnahme hatte.“                 abschließenden 800-Meter-Lauf völlig

                                                                                        „Sie hat gekämpft wie eine Löwin“,
                                                                                        sagte ihr Coach Jörg Roos, „aber es ging
                                                                                        nicht mehr, sie war so geschwächt, sie
                                                                                        hätte keine zwei Stadion-Runden jog-
                                                                                        gen können“. Nach ihrem Aus bei der
                                                                                        WM nach drei Fehlversuchen im Weit-
                                                                                        sprung war dieser erneute Ausstieg bei
                                                                                        einem Großereignis für die 24-Jährige
                                                                                        schwer zu verkraften. „Für Sophie ist
                                                                                        das sehr schlimm, sie ist am Boden zer-
                                                                                        stört, wir versuchen alles, können sie
                                                                                        aber kaum trösten“, berichtete Roos.
                                                                                        Und am nächsten Tag stellte sich auch
                                                                                        noch heraus, dass sie sich doch mit
                                                                                        Corona infiziert hatte.

                                                                                                                 Text: LA-Presse

                                                                   Sophie Weißenberg muss auf aussichtsreicher
                                                                   Position nach sechs Disziplinen aufgeben.

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Fotos: Heuser
Anne Wingchen überreichte den Madaillengewinnern "Flaschengärten",
die Kinder der Grundschule Bergisch Neukirchen gebastelt haben.

       LEICHTATHLETIK

       SYMPATHISCHE MEDAILLENGEWINNER

       Sie sind zwei Überflieger, die dennoch            hinaus so sympathisch in der Öffentlich-   Ist-Zustand schnell in den Hintergrund, so
       komplett auf dem Boden geblieben sind:            keit aufgetreten, das hat richtig Spaß     präsent sind die Erinnerungen und Emo-
       Konstanze Klosterhalfen, Europameiste-            gemacht, euch zuzusehen und zuhören“,      tionen. „Das war eine unglaubliche Stim-
       rin über 5.000 Meter, und Bo Kanda Lita           schwärmte Anne Wingchen.                   mung“, berichtet die frisch gebackene
       Baehre, Vize-Europameister im Stabhoch-                                                      Europameisterin. Dabei war der Start in
       sprung, zeigten sich beim kleinen Emp-            Die Freude und der berechtigte Stolz       die Wettbewerbe bei weitem nicht opti-
       fang des TSV Bayer 04 im Büro des Ver-            waren bei Bo und Koko gut zehn Tage        mal. Nach Platz 4 über die 10.000 Meter
       einsvorsitzenden von ihrer besten Seite:          nach der EM noch förmlich zu spüren.       war ihr Vater schon wieder abgereist,
       Gut gelaunt, sympathisch und auskunfts-           Die anhaltenden Emotionen überlager-       weil es aus dem sportlichen Umfeld hieß,
       freudig plauderten sie über die „Euro-            ten auch die Tatsache, dass beide aktu-    Koko liefe die 5.000 Meter vier Tage spä-
       pean Championships“ von München, wo               ell gesundheitlich angeschlagen sind. Bo   ter nicht mehr. Denkste! „Ich wollte auch
       beide die jeweils größten Erfolge ihrer           Kanda Lita Baehre kam auf Stützen ins      nochmal vor so einer Kulisse laufen, wie
       bisherigen Laufbahnen feiern konnten.             Präsidenten-Büro, nachdem er sich bei      sie in den Tagen nach dem 10.000 Meter-
                                                         den True Athletes Classics im Manforter    Lauf herrschte“, erläutert die TSV-Athle-
       Die offiziellen Glückwünsche überreichte          Stadion den Fuß geprellt hatte, Kons-      tin ihre Motive. Also machte Vater Bernd
       an diesem Nachmittag TSV-Geschäftsfüh-            tanze Klosterhalfen laboriert an einer     sich abermals aus dem Rheinland auf den
       rerin Anne Wingchen, da der Vereinsvor-           Mandelentzündung.                          Weg in den Süden. Der Aufwand sollte
       sitzende Klaus Beck kurzfristig erkrankt                                                     belohnt werden. Von den ersten Metern
       war. „Ihr habt sportlich überragende              Wenn Koko allerdings vom „magischen        an lief es für Konstanze in die richtige
       Leistungen gezeigt. Ihr seid aber darüber         Abend“ in München berichtet, gerät der     Richtung: „Ich war ganz bei mir, ich habe

       14
mich gut gefühlt.“ Das sollte sich im Laufe       5,85 Meter übersprungen hatte. Sich
des Rennens nicht ändern, im Gegenteil:           dauerhaft mit Rang 2 begnügen möchte
Vor einer frenetisch anfeuernden Kulisse          er hingegen nicht: „Ich weiß ziemlich
zeigte Koko einen unglaublichen Wett-             genau, wo ich ansetzen muss, um noch
kampf, das Ergebnis ist bekannt. Bestätigt        höher zu springen“, erklärt Bo und verrät,
wird mit dem EM-Gold auch die zurück-             dass er aktuell noch einen vier Schritte
liegende Entscheidung von Konstanze               kürzeren Anlauf macht und einen 20
Klosterhalfen, ihren Trainingsmittelpunkt         Zentimeter kürzeren Stab nutzt als sein
nach Portland in die USA zu verlegen.             schwedischer Kontrahent. Aktuell muss
„Ich fühle mich dort sehr wohl. Es ist            sich der Modell-Athlet, der als Kind erst
wie in einer Familie, wenngleich wir gar          über Umwege vom Basketball zur Leicht-
nicht so viel in Portland, sondern sehr oft       athletik gekommen war, allerdings erst-
irgendwo in Trainingslagern sind.“                mal etwas in Geduld üben, um die Ver-
                                                  letzung auszukurieren. „Die Bänder und
Begeistert von der Stimmung im Olym-              Sehnen sind zum Glück in Ordnung, es ist
piastadion war auch Bo Kanda Lita                 nur eine Prellung unter dem Fuß“, gibt Bo
Baehre, wobei man es als Stabhochsprin-           Entwarnung.
ger emotional etwas schwerer hat als bei-
spielsweise ein Läufer: „Nach dem eige-           Abgerundet wurde die lockere Runde, an
nen Sprung weiß man in der Regel noch             der auch Leichtathletik-Geschäftsführer
nicht, was der am Ende bedeutet, weil ja          Jörn Elberding und Vater Bernd Kloster-
noch andere springen. Das ist emotional           halfen teilnahmen, durch die Präsente,
schon etwas anderes“, berichtet der frü-          die Anne Wingchen überreichte. Unter
here TSV-Eliteschüler. In seinem Fall war         anderem gab es einen „Flaschengarten“,
„der andere“ niemand Geringerer als der           den Kinder der Grundschule Bergisch
Olympiasieger, Weltmeister und Welt-              Neukirchen im Offenen Ganztag im Rah-        Lita Baehre und Klosterhalfen erzählten
rekordhalter Armand Duplantis, dem                men eines Wasser-Projekts gebastelt          von ihren Erlebnissen bei der EM.
Bo auch dieses Mal den Vortritt lassen            hatten.
musste. „Trotzdem bin ich absolut happy
mit meiner Silbermedaille“, versichert                                  Text: Uwe Pulsfort
der Bayer-Leichtathlet, der in München

   Konstanze Klosterhalfen und Bo Kanda Lita Baehre mit Anne Wingchen
   und Leichtathletik-Geschäftsführer Jörn Elberding.

                                                                                                                                         15
Fotos: Heuser

                                   Yohan Blake (Mitte) gewann mit 9,96 Sekunden
                                   das 100 Meter Finale der Männer.

                LEICHTATHLETIK

                SPITZEN-LEICHTATHLETIK ZUM
                ANFASSEN
                Rund 2200 Zuschauer feiern bei den Classics in familiärer Atmosphäre unter anderem den
                Sieg von Sprinter Yohan Blake.

                Yohan Blake hielt, was sein Name in           Leichtathletik-Meetings, das aber auch    von Yohan Blake zu stehen. „Was für ein
                der Startliste der TrueAthletes Classics      insgesamt zu überzeugen wusste. Es        Saisonabschluss“, sagte der 19-Jährige.
                versprochen hatte: Der 32 Jahre alte          war die erste Ausgabe seit dem Beginn     Er habe zwar schon nach 30 Metern
                Jamaikaner, mit 9,69 Sekunden zweit-          der Corona-Pandemie, die wieder mit       gemerkt, dass er nicht mithalten konnte,
                schnellster Sprinter der Geschichte hin-      Zuschauern stattfinden konnte. Die Tri-   die Uhr stoppte schließlich für den Jung-
                ter Weltrekordhalter Usain Bolt (9,58)        büne war nahezu voll besetzt, in der      spund bei respektablen 10,50 Sekun-
                und neben Tyson Gay, brachte am Sonn-         Hochsprung- und Stabhochsprung-Kurve      den. „Mit Blake in einer Reihe, das zu
                tag internationalen Glamour ins Man-          saßen viele Fans dicht an den Anlagen     Schnuppern, das war schon ein großes
                forter Stadion in Leverkusen. Ein biss-       auf der Wiese, das war Spitzen-Leicht-    Ding“, sagte er. Sein verdienter Lohn: Ein
                chen Show bei seiner Vorstellung, das         athletik zum Anfassen. Jörn Elberding,    Autogramm des jamaikanischen Welt-
                Halbfinale in 9,98 Sekunden gewonnen,         der Geschäftsführer des TSV Bayer 04      meisters und Staffel-Olympiasiegers.
                dann der Sieg im Finale in 9,96 Sekun-        Leverkusen, resümierte: „Wir sind sehr
                den, noch ein paar Autogramme für die         zufrieden, wir hatten viele Zuschauer,    Im Stabhochsprung der Männer flogen
                Kinder am Rande der Laufbahn – und            eine tolle Stimmung, ein wirklich schö-   die Top drei über 5,81 Meter – und erfüll-
                schon war Blakes Tagwerk zur Zufrieden-       nes Set-Up und einige richtig gute        ten damit bereits die Norm für die kom-
                heit aller vollbracht.                        Leistungen.“                              mende WM 2023 in Budapest. Es siegte
                                                                                                        der WM-Dritte Ernest Obiena von den
                Die 100 Meter der Männer waren das            Bayer-Nachwuchs-Sprinter Eddie Red-       Philippinen vor Rutgar Koppelaar aus
                sportliche Highlight des Leverkusener         demann hatte die Ehre, im Halbfinallauf   den Niederlanden und dem Australier

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Kurtis Marschall. Einziger Wehrmuts-               Monaten muskuläre Probleme in Gesäß
tropfen: Der Leverkusener EM-Zweite                und Oberschenkel. „Ich habe es probiert,
Bo Kanda Lita Baehre verletzte sich bei            aber es ging einfach nicht“, sagte er. Das
seinem zweiten Versuch über 5,81 Meter             Jahr war kein gutes für den 27 Jahre
und musste den Wettbewerb abbrechen.               alten ehemaligen Mehrkämpfer. Aber er
                                                   trägt es mit Fassung: „Das gehört dazu,
Ihn habe am Ende des Anlaufs eine                  das war jetzt mein viertes Jahr im Stab-
Windböe erwischt, erklärte Stabhoch-               hochsprung, nächste Saison wird wieder
sprung-Bundestrainerin          Christine          besser.“
Adams im Anschluss. Dadurch traf er
den Einstichkasten mit seiner Stabspitze           Besonders stimmungsvoll war auch der
nicht richtig, der Flug misslang und Lita          Hochsprung-Wettbewerb der Männer.
Baehre landete aus rund vier Metern                Mateusz Przybylko wollte im Bayer-Tri-
Höhe seitlich neben der Matte. Er zog              kot noch einmal zeigen, dass er in diesem
sich eine schmerzhafte Fersenprellung              Jahr zu alter Form zurückgefunden hat,
zu, verletzte sich aber offenbar erstaun-          auch wenn die WM und die EM nicht so
licherweise nicht schlimmer. Genaueres             erfolgreich wie erhofft für ihn verlaufen
soll am Montag ein MRT klären. „Bo ist             waren. Allerdings blieb der ehemalige
ein Büffel“, kommentierte Leichtathle-             Europameister bei 2,18 Metern hängen
tik-Geschäftsführer Elberding. „Das ist            und konnte nicht mehr in das Duell zwi-
wahrscheinlich ein etwas abruptes Ende             schen Fernando Ferreira und Edgar Rivera
seiner herausragenden Saison“, sagte               eingreifen. Der Brasilianer und der Mexi-
Adams: „Aber ich denke, er wird dann               kaner kamen bis 2,25 Meter und legten
normal ins Wintertraining starten kön-             dabei wechselweise einen mitreißenden
                                                                                                  Mateusz Przybylko wurde
nen.“ Dabei wird Lita Baehre dann erst-            Flirt mit dem Publikum hin.                    Dritter im Hochsprung.
mals nicht von ihr angeleitet, sondern
von seinem neuen, südafrikanischen                 „Es ist rappelvoll und so schön, die
Coach Chauncey Johnson.                            Leute haben Spaß, das merkt man rich-        Muskulatur im Rücken blockiert. „Ich bin
                                                   tig“, sagte Przybylko nach dem Sieg von      halt keine 20 mehr, sondern auch schon
Gar nicht erst angetreten war der zweite           Ferreira. Er selbst hatte sich bei seinem    30.“ Ans Aufhören denkt der Leverkuse-
Leverkusener Spitzen-Springer Tor-                 siebten Platz am Freitag beim Diamond        ner aber nicht. Auch wenn es in dieser
ben Blech. Ihn plagen seit anderthalb              Meeting in Lausanne (2,20 Meter) die         Saison noch nicht wieder zu internatio-
                                                                                                nalen Spitzenresultaten gereicht hat –
                                                                                                es geht aufwärts bei Mateusz Przybylko:
                                                                                                „Ich habe was drauf, das merke ich. Der
                                                                                                Fuß hält, jetzt darf ich mich nur nicht
                                                                                                selbst zerlegen.“ Sein großes Ziel sei nun
                                                                                                das olympische Finale von Paris 2024.

                                                                                                Absagen musste leider auch Bayer-Spit-
                                                                                                zenläuferin Konstanze Klosterhalfen.
                                                                                                Sie wollte sich über 1500 Meter auf
                                                                                                ihrer Heim-Anlage zeigen – doch eine
                                                                                                Mandelentzündung stoppte die frisch
                                                                                                gekürte 5000-Meter-Europameisterin.
                                                                                                Erfreulich waren dafür noch die Auftritte
                                                                                                von zwei jungen Leverkusener Athleten:
                                                                                                Der 17 Jahre alte Speerwerfer Max Deh-
                                                                                                ning steigerte sich auf 79,13 Meter und
                                                                                                wurde Dritter. Und der 21 Jahre alte Tom
                                                                                                Klose knackte im 800-Meter-Rennen
                                                                                                eine magische Marke: Seine PB steht nun
                                                                                                bei 1:49,94 Sekunden.
Die Zuschauer im nahezu vollbesetzten Manforter Stadion
erlebten Spitzen-Leichtathletik zum Anfassen.                                                                             Text: LA-Presse

                                                                                                                                       17
KINDER- UND JUGENDSPORT

TIERISCH GUTE STIMMUNG IN DEN
FERIENCAMPS

                                                                      Hoher Besuch in den TSV-Feriencamps:
                                                                      Tiger „Paule“, das Kindersport-Maskott-
                                                                      chen, hat den Gruppen auf der Kurt-
                                                                      Rieß-Anlage einen Besuch abgestattet
                                                                      und sich ein Bild von den beliebten
                                                                      Feriensportaktionen gemacht. Und was
                                                                      Paule auf seinen Stippvisiten alles so zu
                                                                      sehen bekam, fand er tierisch gut!

                                                                      Drei Wochen lang waren jeweils 60 Kin-
                                                                      der zwischen 6 und 14 Jahren zu den
                                                                      Sport-Camps auf der Kurt-Rieß-Anlage,
                                                                      zusätzlich pro Woche 25 ganz junge
                                                                      Pänz im Alter von 4 bis 6 Jahren: die
                                                                      „SportZwerge“, für die die einfühlsa-
                                                                      men Betreuerinnen und Betreuer wie
                                                                      immer ein besonders auf das Alter zuge-
                                                                      schnittenes Programm bereithielten.
                                                                      Hier wurde gemalt, gebastelt, gespielt
                                                                      – und natürlich ganz viel Sport gemacht.

                                                                      Bewegung in allen Variationen gab es
                                                                      logischerweise auch für die „Älteren“,
                                                                      die auf dem Kletterberg ebenso ihren
                                                                      Spaß hatten wie beim „Gefängnisaus-
                                                                      bruch“ oder den klassischen Sport-
                                                                      spielen. Zu den Highlights zählte ohne
                                                                      Frage der Besuch vom „Schwadbus“, in
                                                                      den die Kinder mit großer Begeisterung
                                                                      eingestiegen sind und bei der anschlie-
                                                                      ßenden Spritztour natürlich besonde-
                                                                      ren Spaß hatten.

                                                                      Merle kann sich gar nicht entschei-
                                                                      den, was sie am besten fand: „Es war
                                                                      alles super“, strahlt die 9-Jährige.
                                                                      Auch Melina ist ganz angetan: „Die
                                                                      Spiele haben sehr viel Spaß gemacht“,
                                                                      schwärmt sie. Und: „Die Trainer waren
                                                                      total nett“, betont das 10-jährige Mäd-
 Foto: Deutsch

                                                                      chen. „Stimmt, die Trainer waren toll“,
                                                                      ergänzt auch Merle.
                          Tiger "Paule" kam bei den Kindern gut an.

                                                                      Der verantwortliche Diplom-Sportlehrer

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Volker Schröder zieht nach drei Wochen
                                                            Die Kinder hatten beim Feriensport
Feriencamps wieder ein zufriedenes
                                                            wieder sichtlich viel Spaß.

                                           Foto: Pulsfort
Fazit: „Wir hatten nur noch sehr über-
schaubare Corona-bedingte Einschrän-
kungen, zusätzlich hat das Wetter
perfekt mitgespielt, sodass wir beste
Voraussetzungen hatten“, berichtet
Volker Schröder, der in diesem Jahr fast
90 Kinder von Bayer-Mitarbeitenden
gezählt hat. „Der TSV-Feriensport hat
nicht zuletzt auch das Ziel, den Bayer-
Angestellten eine attraktive Ferienbe-
treuung zu bieten. Wir freuen uns sehr,
dass das so gut angenommen wird.“
Neben Feriencamps waren auch die
Freizeiten in Große Ledder wieder sehr
gefragt, so dass in diesem Sommer ins-
gesamt fast 400 Kinder einen Teil ihrer
Ferien beim TSV Bayer 04 verbracht
haben.

„Wer hier über die Anlage gegangen
ist, der hat sofort gesehen, dass die
Kinder eine absolut unbeschwerte Zeit
verbringen konnten“, berichtet Volker
Schröder. Neben Merle und Melina
wird auch Tiger Paule das sicher gerne
bestätigen...

                      Text: Uwe Pulsfort
 Foto: Deutsch

 Der Ausflug mit dem Schwadbus war eines
 der Highlights in den Sommercamps.

                                                                                             19
Fotos: Privat

                                                                          Ayoub Qalandari mit seinem Trainer Daniel Beeck und
                                                                          WDR-Reporterin Julia Kleine.

                 BOXEN

                 AYOUB QALANDARI:
                 DIE PERFEKTE INTEGRATION

                 Wenn Ayoub Qalandari mit seinen 1,60         Respekt, denn Ayoubs Geschichte hat
                 Meter und etwa 50 Kilogramm im Langen-       es in sich. Davon war übrigens auch der
                 felder St. Martinus Krankenhaus Patien-      WDR überzeugt, dem dieser besondere
                 ten auf der „Inneren“ die Medikamente        Werdegang einen Beitrag in der Lokalzeit
                 bringt oder die Betten frisch bezieht        Köln wert war.
                 und dabei immer freundlich und zuvor-
                 kommend ist, dann weiß zumindest das         Mit 15 Jahren kam Ayoub aus Afghanistan
                 übrige Personal, das er auch ganz anders     nach Deutschland. Bei der Flucht vor den
                 kann: Ayoub Qalandari gehört als Athlet      Taliban ging es zunächst schlicht darum,
                 des TSV Bayer 04 in seiner Gewichtsklasse    sich lebend in Sicherheit zu bringen. Da
                 (Fliegengewicht) zur deutschen Spitze im     seine Eltern nicht über die finanziellen
                 Boxen. Und dort geht es bekannterma-         Möglichkeiten für eine Flucht verfügten,
                 ßen deutlich weniger zimperlich zu als im    verkauften sie ihre Wohnung. Das Geld
                 Umgang auf einer Krankenhausstation.         reichte jedoch nicht für eine Flucht der
                 Seinem Ruf als äußerst netter und fürsorg-   ganzen Familie nach Europa, so dass sie
                 licher Gesundheits- und Krankenpfleger       entschieden, dass Ayoub nach Europa
                 schadet das keineswegs. Der 20-Jährige       gehen soll, um eine bessere Zukunft zu
                 genießt hohes Ansehen – und großen           haben und die Eltern in den Iran gehen

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werden. Ayoubs Route war von vielen           Auch im Sport kommt Ayoub seine tadel-
Strapazen begleitet. Weite Strecken legte     lose Einstellung zugute: „Ich habe recht
er zu Fuß zurück, andere Teile wurde er       schnell gemerkt, dass ich mit dem Boxen
per Auto oder LKW transportiert. Von          etwas erreichen kann. Dieses Ziel lasse ich
der Türkei aus musste er mit einem            nicht aus den Augen“, berichtet der junge
Schlauchboot nach Griechenland über-          Familienvater, der mit seiner Frau und
setzen, auf welches sich etwa 60 Men-         dem etwa 4 Monate alten Baby in Mon-
schen gequetscht hatten. Ayoub sah, wie       heim lebt. Viermal pro Woche kommt er
Menschen auf offener See aus dem Boot         nach der Arbeit in die Boxhalle auf der
fielen, und musste auch mit ansehen, wie      Kurt-Rieß-Anlage, um an seinen Techniken
Leichen im Wasser trieben.                    und der Kondition zu arbeiten. Der Erfolg
                                              gibt ihm recht: Dreimal war er inzwischen
Vergessen wird Ayoub diese Bilder nicht       Deutscher Vizemeister. In diesem Jahr lief
mehr, doch bestimmen inzwischen glück-        es nicht ganz so gut. Bei der DM in Bayern
licherweise die unzähligen schönen            geriet er direkt an einen sehr starken Geg-
Momente das „neue“ Leben des TSV-             ner und unterlag. Am Ende musste er sich
Boxers. Dazu zählt auch, dass der sympa-      mit der Bronzemedaille begnügen. Was
thische Sportler beim TSV Bayer 04 in der     für Ayoub nur eines bedeutet: „Aus der
Boxabteilung Fuß gefasst hat. Über eine       Erfahrung lernen und weitermachen!“
Internet-Recherche kam Ayoub zum TSV,
nachdem er 2019 bereits NRW-Meister           Für Ayoubs Kolleginnen und Kollegen im
mit Inter Monheim geworden war. Seine         Krankenhaus ist die Platzierung bei einer
ersten Leverkusener Trainer Jörg Heiden-      Meisterschaft ohnehin zweitrangig. Sie
reich und Daniel Beeck erkannten sofort       nennen ihn auch weiterhin respektvoll
das Talent des Afghanen, der aktuell von      „kleiner Mike Tyson“.
Daniel Beeck und Daniel Prosch trainiert
wird. „Hier in Leverkusen habe ich tolle                              Text: Uwe Pulsfort
Möglichkeiten mich weiterzuentwickeln“,
erklärt Ayoub, der in Afghanistan über-
haupt keinen Sport gemacht hatte.

Dass der Mann mit der sozialen Ader Ehr-
geiz und Durchhaltevermögen besitzt, hat
er bei seiner Flucht auf eine beeindru-
ckende Art und Weise bewiesen. Wenn-
gleich nichts auf der Welt mit Strapazen
wie denen des jugendlichen Ayoubs zu
vergleichen ist, so kam ihm seine Beharr-
lichkeit auch danach zugute: „Ich hatte
ja anfangs keinerlei Sprachkenntnisse,
wollte aber unbedingt eine Berufsaus-
bildung machen“, berichtet Ayoub, der
zunächst die Gesamtschule Monheim und
anschließend das Berufskolleg besuchte.
Entsprechend zielstrebig war er in der
Ausbildung zum Gesundheits- und Kran-
kenpfleger, die er in der Regelzeit erfolg-
reich beendete. Ein Beruf, den er übrigens
nicht zufällig auswählte: So sehr Ayoub
seine eigene Entwicklung im Blick hat,
so sehr liegen ihm die anderen am Her-
zen. Schon früh engagierte er sich selber,
indem er in der Fußgängerzone Spenden
für andere Geflüchtete sammelte. Sein          Ayoub Qalandari wurde bei den
                                               Deutschen Meisterschaften Dritter.
ausgeprägter Sinn, Menschen zu helfen,
mündete letztlich auch in der Berufswahl.

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BASKETBALL

     GIANTS IN BEGEISTERNDER
     FRÜHFORM

     Sie haben etliche Runden auf dem          Umso erfreuter zeigte sich Headcoach
     Transferkarussell gedreht, die BAYER      Hansi Gnad nach dieser ersten Testpar-
     GIANTS. Herausgekommen ist bei            tie: "Das war fast schon erschreckend
     dieser langen Fahrt - die erste Ver-      gut, wie die Jungs zusammengespielt
     pflichtung wurde schon vor etlichen       haben. Sie haben in der Offense immer
     Wochen bekannt gegeben, die letzte        nach dem besser postierten Mitspieler
     erst vor Kurzem - eine nahezu kom-        geschaut und auch in der Defense sah
     plett neue Mannschaft. Geblieben          schon vieles ordentlich aus. Alle Neuen
     aus dem Kern der alten Truppe sind        haben einen guten Eindruck hinterlas-
     Kapitän Dennis Heinzmann, Melvin          sen, keiner hat eine Ego-Show abgezo-
     Jostmann und Robert Merz. Der Rest        gen“, erklärte der Trainer, der auch in
     ist weg. Neu dabei sind Haris Hujic,      diesem Jahr bei der Zusammenstellung
     Robert Drijencic, Marius Stoll, Dejan     des Kaders nicht nur auf sportliche,
     Kovacevic, Matthew Meredith sowie         sondern ebenso sehr auf menschliche
     die drei Importspieler Xavier Bishop      Qualität achtete.
     und Melik Martin aus den USA, ergänzt
     vom Kanadier Abdul Mohamed. Acht          In der Tat wirkte die Mannschaft nicht
     neue Akteure.                             so, als ob sie gerade komplett neu
                                               zusammengestellt worden war, son-
     Das Coachgespann Hansi Gnad,              dern sich schon länger kennt.
     Jacques Schneider und (der ebenfalls
     neue) Philipp Stachula müssen nun         Das gibt Hoffnung auf eine weitere
     zusehen, aus den wenigen Alten und        erfolgreiche Spielzeit in der zweit-
     der Vielzahl an Neuen ein homogenes       höchsten deutschen Klasse. Allerdings
     Team werden zu lassen. Dazu steht         verspricht die Saison 2022/2023 noch
     ihnen noch Zeit zur Verfügung. Bis        spannender als die vergangene zu wer-
     zum 1. Oktober, dem Saisonauftakt mit     den. Es wird wahrscheinlich keine Aus-
     dem Heimspiel gegen Karlsruhe, sollte     reißer nach oben oder unten geben.
     dieser Prozess weitestgehend abge-        Der Einzug in die Playoffs wird bei den
     schlossen sein. Aber so etwas ist nicht   GIANTS wieder als Ziel vorgegeben.
     immer auf Kommando umsetzbar. Oft-        Alles andere wird sich zeigen.
     mals zieht sich der Prozess der Findung
     noch bis ins erste Saisondrittel hin.                      Text: Michael Zeihen

     Zum Start der Vorbereitung zeigten
     sich die BAYER GIANTS nach noch
     nicht einmal einer gemeinsamen Trai-
     ningswoche jedoch schon erstaunlich
     stimmig als Einheit. Sie fegten die
     College-Truppe aus dem kaliforni-
     schen Berkeley mit 85:59 aus der gut
     gefüllten Ostermann-Arena. Damit
     war nach den wenigen Trainingstagen
     nicht unbedingt zu rechnen gewesen.

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Foto: Althoff

Dennis Heinzmann (links) im Duell mit Ex-GIANT Lars Thiemann,
                                                                23
der in sein letztes College-Jahr in Berkeley geht.
Foto: Dembinski

                                                                                    Die Handball-Elfen starten optimistisch
                                                                                    in die neue Saison.

                       HANDBALL

                       WERKSELFEN HABEN
                       DEN BOGEN RAUS

                       Auf den Spuren von Robin Hood und         Doch neben den anstrengenden kondi-
                       seinen Gefährten wandelten die Werks-     tionellen Einheiten sollte auch der Spaß
                       elfen zu Beginn des Trainingslagers.      nicht zu kurz kommen. Und so probier-
                       Das hatten die Bundesliga-Handballe-      ten sich die Elfen beim Bogenschießen
                       rinen Mitte Juli in Zell am Harmersbach   auf der Anlage des BSV Zell aus. Ariane
                       aufgeschlagen.                            Pfundstein nutzte ihren „Heimvorteil“,
                                                                 zeigte sich als besonders treffsicher und
                       Die Idee zum Trainingscamp im Schwarz-    belegte gemeinsam mit Naina Klein den
                       wald entstand, als Geschäftsführerin      ersten Platz.
                       Renate Wolf im März dort die Verpflich-
                       tung von Junioren-Nationalspielerin       Doch für Pfundstein war nach der Woche
                       Ariane Pfundstein perfekt machte. Beim    in der alten Heimat erst einmal Schluss
                       gemeinsamen Essen mit Vater Günter        mit der Zeit im Kreise der neuen Team-
                       Pfundstein, der zugleich Zeller Bürger-   kameradinnen. Gemeinsam mit Viola
                       meister ist, wurde die Idee dann rasch    Leuchter und Pia Terfloth reiste sie zur
                       konkret, sodass der Trainingsauftakt      U18-Weltmeisterschaft nach Nordma-
                       zur neuen Saison direkt mit fünf Tagen    zedonien, wo am Ende der zehnte Platz
                       Laufen und Schwitzen in der Ortenau       herausspringen sollte.
                       begann.

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„Dieses Turnier ausgerechnet in diese            Potential in die richtigen Bahnen zu
Phase der Vorbereitung zu legen, finde           lenken und aus den wenigen erfahre-
ich nicht glücklich. So fehlen den Talen-        nen und den vielen talentierten jungen
ten diese wichtigen Wochen“, so Elfen-           Spielerinnen eine homogene Einheit zu
trainer Johan Petersson, der mit einer           formen.
fast neuformierten und stark verjüngten
Mannschaften auf seine erste komplette           Beim Heinrich-Horn-Turnier in Melsun-
Saison in Leverkusen blickt.                     gen funktionierte das schon unerwartet
                                                 gut und so kehrten die Elfen mit einem
Dem 49 Jahre alten Schweden, der kurz            überraschenden Finalsieg gegen Vize-
vor Weihnachten unters Bayerkreuz                meister Dortmund und dem Siegerpokal
wechselte, war es gelungen, mit seinem           zurück an den Rhein.
Team am Ende einer schwierigen Saison
den neunten Platz zu belegen.                    Dass es in der Folge auch einige Rück-
                                                 schläge bei weiteren Turnierauftritten
Eine Platzierung, mit der man sich auch          gab, liegt bei einer intensiven Vorberei-
in der kommenden Saison durchaus                 tung in der Natur der Sache. Das Team
anfreunden könnte. „Johan hat gezeigt,           geht jedenfalls gut gerüstet in die kom-
dass er unter Druck die nötigen Ergeb-           mende Saison - es ist die 48. Spielzeit
nisse abliefern kann“, so Abteilungslei-         in Folge in der 1. Bundesliga - und will
ter Andreas Thiel, der den Vertrag mit           zeigen, dass es nicht nur mit den Pfeilen
dem ehemaligen Weltklassespieler um              den Bogen raushat, sondern auch mit
zwei Jahre verlängerte.                          dem Handball treffsicher ist.

Auf Petersson und seinen neuen Co-Trai-                              Text: Knut Kleinsorge
ner Jörg Hermes kommt nun die Aufgabe
zu, das vorhandene handballerische

                        Naina Klein (links) und Ariane Pfundstein bewiesen
                        auch beim Bogenschießen Treffsicherheit.

                                                                                             25
Foto: MOWY

Bei den Bayer-Volleys gibt es zur neuen
Saison viele neue Gesichter.

                             VOLLEYBALL

                             UMBRUCH AUF (FAST)
                             ALLEN POSITIONEN

                             Einen großen Umbruch durchleben            halbe Mannschaft. Das Neue muss jetzt
                             aktuell die BayerVolleys in der Vorbe-     erst mal zusammenwachsen. Und das
                             reitung zur neuen Saison, die am 17.       passiert gerade.
                             September mit dem Heimspiel gegen
                             Dingden ihren Anfang nimmt. Nicht          Mit großer Begeisterung und Disziplin
                             nur, dass in Dirk Sauermann ein neuer      finden sich Trainer und Team regel-
                             Coach das Zepter übernommen hat und        mäßig zum Training ein, lernen sich
                             ihm in Frank Görlach ein neuer Co-Trai-    kennen. Die Coaches müssen die Fähig-
                             ner zur Seite steht. Auch die Mann-        keiten und Potenziale ihrer Schützlinge
                             schaft hat sich stark verändert. Vier      einschätzen und entsprechend mit
                             Spielerinnen sind zum Kader gestoßen:      ihnen arbeiten. Die Spielerinnen müs-
                             Svenja Enning, Julia Lambertz, Nikola      sen ebenso ihre Trainer einschätzen und
                             Schmidt und Rukije Muja tragen in der      verstehen, wie diese ticken. Schließlich
                             Saison 2022/2023 das Trikot mit dem        haben alle ein Ziel: Erfolg. „Wir wollen
                             Bayer-Kreuz. Mit Laura Broekstra, Klara    wieder unter die ersten Drei der Liga.
                             Single, Malin Schäfer, Alicia Heimbach     Das muss unser Anspruch sein“, erklärt
                             und Rebecca Schäperklaus haben gleich      Abteilungsleiter Jürgen Rothe. Trainer
                             fünf Akteurinnen des letztjährigen Vize-   Dirk Sauermann schließt sich dieser
                             Meisters Leverkusen verlassen. Fast die    Aussage an: „Leverkusen gehörte in

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den letzten Jahren immer zu den besten      nach einer Auszeit wieder Lust am Leis-
Teams der 2. Liga. Und das wollen wir       tungssport gefunden hat, soll eine der
dieses Jahr fortsetzen“, so Sauermann.      Anführerinnen sein - zusammen mit
Der 47-Jährige kennt sich in Leverkusen     Vinkesteijn, der letztjährigen Kapitänin.
aus, denn er war bereits zwischen 2003      Der Rest der Truppe ist jung. Da braucht
und 2010 Trainer in der Volleyballabtei-    es erfahrene Teamkolleginnen, die in
lung, dabei am Ende auch für die erste      kritischen Momenten auf dem Feld für
Mannschaft zuständig.                       Ruhe sorgen. Das Zusammenwachsen
                                            zwischen Alt und Neu soll sich kurz vor
Nach Stationen im In- und Ausland ist       Saisonbeginn in einem Trainingslager
Sauermann nun zurück im Rheinland.          auf Zypern festigen.
„Es ist ein bisschen, wie nach einem
längeren Urlaub nach Hause zu kom-                             Text: Michael Zeihen
men. Vieles ist noch so, wie während
meiner damaligen Zeit, aber einiges hat
sich auch geändert. Von den Spielerin-
nen kenne ich nur noch Julia Lambertz,
die damals schon aktiv war“, stellt der
Coach fest. Lambertz, die mit ihren nun-
mehr 28 Jahren zusammen mit Laurine
Vinkesteijn die Seniorin im Team ist und

 Die Heimspiele der BayerVolleys in der Saison 2022/23

 Termin               Begegnung                                  Uhrzeit

 Sa. 17.09.22         BayerVolleys - SV BW Dingden               19:30 Uhr

 Sa. 15.10.22         BayerVolleys - VfL Oythe                   19:30 Uhr

 Sa. 12.11.22         BayerVolleys - SCU Emlichheim              19:30 Uhr

 Sa. 26.11.22         Bayervolleys - BSV Ostbeveren              19:30 Uhr

 So. 11.12.22         BayerVolleys - Schweriner SC II            16:00 Uhr

 Sa. 21.01.23         BayerVolleys - Skurios Volleys Borken      19:30 Uhr

 So. 29.01.23         BayerVolleys - BBSC Berlin                 16:00 Uhr

 Sa. 11.02.23         BayerVolleys - VCO Berlin                  19:30 Uhr

 Sa. 04.03.23         BayerVolleys - DSHS SnowTrex Köln          19:30 Uhr

 Sa. 11.03.23         BayerVolleys - ETV Hamburg                 19:30 Uhr

 Sa. 02.04.23         BayerVolleys - VC Allbau Essen             16:00 Uhr

 Sa. 22.04.23         BayerVolleys - Wildcats Stralsund          17:00 Uhr

 Änderungen des Spielplans entnehmen Sie bitte der aktuellen Tagespresse, dem
 Internet oder dem Plakataushang.

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Fotos: Bayer 04

                                                                                                               Selina Ostermeier (vorne) und Jill Bayings
                                                                                                               kämpfen auch im Training um jeden Ball.

                  FRAUENFUSSBALL

                  „HOHE PROFESSIONALITÄT, DIE
                  HIER GELEBT WIRD“
                  Die Neuzugänge Selina Ostermeier, Elisa Senß und Jill Bayings im Interview

                  Bei den Bayer 04-Frauen hat sich in der       Hallo, ihr drei! Es war jetzt euer erster   Ihr drei seid alle aus Essen an die Dhünn
                  Vorbereitung auf die neue Saison 2022/23      Monat unterm Bayer-Kreuz. Was sind          gewechselt. Wie sehr hilft es euch, dass
                  einiges getan: Neben der Neubesetzung         eure ersten Eindrücke von eurem neuen       ihr eure Spielweise bereits kennt?
                  des Trainerpostens durch Robert de Pauw       Klub?
                  und dem damit verbundenen Wechsel                                                         BAYINGS: Es ist natürlich ein großer Vor-
                  von Achim Feifel in die sportliche Leitung,   SENSS: Was ich mit als erstes gespürt       teil, wenn man weiß, dass Elisa beispiels-
                  verpflichtete der Werksklub auch bereits      habe, ist die hohe Professionalität, die    weise sehr dribbelstark und Selina super
                  sechs neue Spielerinnen. Dabei zog es         hier gelebt wird. Es wird sehr viel dafür   im Zweikampfverhalten ist. Wir kennen
                  unter anderem mit Selina Ostermeier,          getan, dass wir uns zu einhundert Prozent   unsere Qualitäten und daher sind wir
                  Elisa Senß und Jill Bayings gleich drei       auf den Fußball konzentrieren und vorbe-    drei untereinander natürlich schon einge-
                  Akteurinnen vom Ligakonkurrenten SGS          reiten können. Man erkennt das an vielen    spielt. Das hilft uns auf jeden Fall und wir
                  Essen an die Dhünn. Im Interview spre-        verschiedenen Dingen, wie zum Beispiel      hoffen, dass wir dem Team damit auch
                  chen die drei über ihre ersten Eindrücke      daran, dass wir zwei festangestellte Phy-   schnell weiterhelfen können.
                  unterm Bayer-Kreuz, ihre prägendsten          siotherapeutinnen nur für unsere Mann-
                  Momente im Fußball sowie ihre Ziele im        schaft haben. Das hat glaube ich nicht      Neben euch ist auch euer Cheftrainer
                  schwarz-roten Dress.                          jeder Klub.                                 Robert de Pauw neu in Leverkusen. Wie
                                                                                                            ist die Arbeit mit ihm?

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