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Demokratie bericht2018 Marzahn-Hellersdorf Koordinierungsstelle für Demokratieentwicklung Demokratiebericht2018 1 vielfalt-mh.pad-berlin.de Marzahn-Hellersdorf
„Die Zivilgesellschaft muss sich mit Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit auseinandersetzen.“ Mit dem Jahr 2019 hat es nach einem Interessen- vielfältige Aktionsformen entwickelt haben. Beson- bekundungsverfahren einen Trägerwechsel für die ders hervorzuheben sind die Schlussfolgerungen für bezirkliche Koordinierungsstelle für Demokratieent- die weitere Demokratieentwicklung und die damit wicklung gegeben. Die Stiftung SPI hat nach einer einhergehend möglichen Handlungsideen. Gleicher- mehrjährigen engagierten Arbeit vor Ort den Staffel- maßen macht der Bericht darauf aufmerksam, dass stab an die pad gGmbH übergeben. es nach wie vor unverzichtbar ist, dass sich die Zivil- Damit legt die bezirkliche Koordinierungsstelle für gesellschaft, bei besonderer Verantwortung der de- Demokratieentwicklung Marzahn-Hellersdorf einen mokratischen Parteien, mit Themen wie Rassismus, Demokratiebericht 2018 vor, der einerseits noch das Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit ausein- Wirken und Engagement von Polis und Frau Elisa- andersetzen muss. beth Peters, aber andererseits Erfahrungen des Trä- Die wahrnehmbare Radikalisierung in Form von Koordinierungsstelle gers und von Herrn Moritz Marc in der bezirklichen rechter Stimmungsmache vor allem über die sozia- für Demokratieentwicklung Marzahn-Hellersdorf Bündnisarbeit aus einer externeren Perspektive wi- len Medien und der bei vielen Gesprächen durchblit- derspiegelt. So ist es gelungen, dass der Bericht den zende Alltagsrassismus („Das wird man doch wohl gewünschten Anforderungen, sich stärker auf die sagen dürfen!“) bedürfen einer wachsenden Bereit- Die Koordinierungsstelle für Demokra- tieentwicklung Marzahn-Hellersdorf ist praktischen Beispiele aus dem Bereich der Demokra- schaft, sich zu positionieren und auseinanderzuset- in Täterschaft der: tieentwicklung zu beziehen, gerecht wird. Im Bericht zen. Dazu gibt der Demokratiebericht viele Anregun- findet sich ein buntes Spektrum vielfältiger Aktivitä- gen und macht Mut! padpräventive, altersübergreifende ten von Akteurinnen und Akteuren, denen ein soli- darisches und demokratisches Miteinander aller im Dagmar Pohle, Bezirksbürgermeisterin Dienste im sozialen Bereich gGmbH Bezirk lebenden Menschen wichtig ist und die dafür von Marzahn-Hellersdorf Kontakt und Impressum Koordinierungsstelle für Demokratieentwicklung Marzahn-Hellersdorf Neue Grottkauer Straße 5 12619 Berlin Web: vielfalt-mh.pad-berlin.de Facebook: www.facebook.com/koordinierungsstellemh Twitter: @demokratiemahe E-Mail: koordinierungsstelle-mh@pad-berlin.de Telefon: 030 - 92257140 0152 - 31 77 13 83 (Signal/WhatsApp) Verantwortlich für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweiligen Autor*innen und deren Strukturen. V.i.S.d.P.: Andreas Wächter, pad gGmbH, Kastanienallee 55, 12627 Berlin 2 Demokratiebericht2018
Inhalt 2 Grußwort der Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle 4 Einleitung und Überblick Moritz Marc 6 Vorstellung der Koordinierungsstelle für Demokratieentwicklung Moritz Marc 8 Auswertung des Registers zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle Marzahn-Hellersdorf 2018 Vorfallszahlen und vergleichende Auswertung Zusammenfassung & Ausblick Register Marzahn-Hellersdorf 14 Übersicht über durch die Partnerschaften geförderte Demokratieprojekte im Jahr 2018 in Marzahn und Hellersdorf Hannes Obens und Corinna Meukow Demokratieentwicklung in Marzahn-Hellersdorf im Jahr 2018 anhand praktischer Beispiele 16 Interview mit dem Projekt Ponte Moritz Marc 18 Erinnerungspolitik – Gedenkwochen zu 80 Jahre Novemberpogrome Sabine Schwarz 19 Bunte Touren Marzahn und Hellersdorf 2018 Gabi Kokel 20 Interkulturelle Arbeit im Bezirk Dr. Thomas Bryant 22 Respekt und Neugier-Festival 2018 Martin Kleinfelder / Roter Baum 23 5. Romakulturtag Dr. Sufian Weise / Aktion Mensch/AWO 24 Marzahner Nachbarschaftsfest und feuriger Advent Martina Polizzi 25 Kiezgruppe gegen Rassismus – Jahresbericht Uta Glienke 26 Nachbarschaftsforum in Marzahn BENN Blumberger Damm 27 Forschungsprojekt an der ASH zu Demokratiedistanz Sven Gramstadt/ASH 28 Bericht über die Arbeit von weltgewandt e.V. Sophia Bickhardt 29 Bericht zum Jugendintegrationspreis 2018 Sabine Schwarz 30 Broschüre „Organize! Extreme Rechte und Rechtspopulismus im Rahmen sozialer Arbeit“ Asta der ASH 31 Broschüre „Dunkelziffer unbekannt“ Rassismus & rechte Gewalt in Marzahn-Hellersdorf Asta der ASH 32 Rückblick zum ersten UNO-JAM Moritz Marc 33 Vorstellung von MNW integriert – BENN Marzahn-NordWest Victoria Loprieno 34 Bericht von der Freiwilligenagentur Marzahn-Hellersdorf über den Aktionsfonds 2018 und andere demokratiefördernde Projekte Jochen Gollbach / Freiwilligenagentur 35 Schlussfolgerung für die Demokratieentwicklung und Handlungsideen Moritz Marc 38 Kontakte und Adressen Demokratiebericht2018 3
Einleitung und Überblick Moritz Marc Durch den Trägerwechsel bei der Koordi- Insgesamt sind die Fallzahlen hinsichtlich Rechtsaußen-Kräften, die sich eine Ver- nierungsstelle für Demokratieentwicklung der von den Registerstellen aufgenomme- änderung des Systems über Parlamente Marzahn-Hellersdorf (bis Ende 2018 firmier- nen extrem rechten und diskriminierenden vorstellen können, auch an die AfD gehen. te diese unter dem Zusatznamen „Polis*“) Vorfälle berlinweit im Jahr 2018 gestie- So sehen nun auch NPD-Vertreter*innen zum Jahreswechsel 2018/2019, erscheint gen1. Für Marzahn-Hellersdorf sieht es für eher in lokalen flüchtlingsfeindlichen und der Demokratiebericht für das Jahr 2018 in die Entwicklung der Vorfälle im Jahr 2018 subkulturellen Szenen ihr Betätigungsfeld Kooperation von der pad (präventive alter- hingegen etwas besser aus. Zumindest ge- (Musik und Konzerte, flüchtlingsfeindliche sübergreifende Dienste) gGmbH als neuer hört der Bezirk aktuell nicht (mehr) zu den Gruppen), als um Wähler*innen-Stimmen Träger der Koordinierungsstelle und den Hotspots von rechter Gewalt. Trotzdem zu werben.“4 Projekten „Register zur Erfassung rechts- sollte sich die Zivilgesellschaft in Mar- Neben ein paar Rechtsrockkonzerten mit extremer und diskriminierender Vorfälle zahn-Hellersdorf auch weiterhin mit The- Teilnehmer*innenzahlen im vierstelligen Marzahn-Hellersdorf“ sowie den beiden ex- men wie Rassismus, Diskriminierung und Bereich konnte die extreme Rechte im Jahr ternen Koordinierungs- und Fachstellen der Menschenfeindlichkeit auseinandersetzen. 2018 bundesweit vor allem in Folge der In- „Partnerschaft für Demokratie Marzahn“ Die Entwicklungen im Bezirk und ber- strumentalisierung von vermeintlich durch und der „Partnerschaft für Demokratie Hel- linweit2 sind auch in bundesweite Ent- Menschen mit Fluchterfahrung begange- lersdorf“ in Trägerschaft der Stiftung SPI wicklungen und Ereignisse im Jahr 2018 nen Gewalttaten Mobilisierungserfolge (Sozialpädagogisches Institut Berlin). eingebettet: vor allem in den sozialen erzielen u.a. mit Aufmärschen mit mehre- Netzwerken wird weiterhin auf vielfältige ren tausend Teilnehmer*innen in Städten Im ersten Teil des Demokratieberichtes Weise extrem rechte Stimmungsmache be- wie Chemnitz, Cottbus und Köthen – auch wird die Koordinierungsstelle für Demo- trieben. Auch ist in Teilen der AfD und der unter Beteiligung von extrem rechten Akti- kratieentwicklung ihre Arbeit vorstellen. sogenannten „Neuen Rechten“ allgemein vist*innen aus Marzahn-Hellersdorf. Daran anschließend werden vom Register eine Radikalisierung wahrzunehmen und Europaweit sind weiterhin Wahlerfolge zur Erfassung rechtsextremer und diskri- es wird zudem immer häufiger nicht mehr von rechtspopulistischen bis hin zu ext- minierender Vorfälle Marzahn-Hellersdorf davor zurückgeschreckt, sogar offiziell mit rem rechten Parteien zu verzeichnen. Die die aktuellen Fallzahlen für das Jahr 2018 dem extrem rechten Spektrum zusammen- aktuellen politischen Entwicklungen in im Bezirk vorgestellt, es wird eine verglei- zuarbeiten. zahlreichen europäischen Ländern wie z.B. chende Auswertung vorgenommen und Polen, Ungarn, Österreich und Italien las- ein Fazit gezogen. Diese Entwicklung hat u.a. Anfang 2019 sen im Zuge eines verstärkten autoritären dazu geführt, dass das Bundesamt für Staatsumbaus einen weiteren Demokra- Der Schwerpunkt des diesjährigen Demo- Verfassungsschutz nun zukünftig die „Ge- tieabbau befürchten. Hier ist die bevor- kratieberichtes im zweiten Teil soll aller- samtpartei AfD“ als Prüffall einstuft und stehende Europawahl am 26. Mai 2019 dings weniger auf den Aktivitäten der ex- die Jugendorganisation „Junge Alternati- als durchaus richtungsweisend für die Zu- tremen Rechten im Bezirk liegen, sondern ve“ sowie den innerparteilichen Zusam- kunft zu sehen. vielmehr auf praktischen Beispielen aus menschluss „Der Flügel“ als Verdachts- Bei all den negativen Entwicklungen gilt dem Bereich der Demokratieentwicklung fall3. es jedoch auch die Erfolge der Zivilge- in Marzahn-Hellersdorf. Wir wollen sichtbar sellschaft – auch in Marzahn-Hellersdorf machen, wie vielfältig die Aktivitäten der „Den „klassischen“ neonazistischen – hervorzuheben. Im Jahr 2018 sind von Zivilgesellschaft sind und damit einen mo- Rechtsextremismus gibt es in Deutsch- #unteilbar bis #ausgehetzt an vielen Orten tivierenden und aktivierenden Beitrag für land weiterhin, doch er verändert sich der Republik über eine halbe Million Men- noch mehr Engagement im Bezirk leisten. von Partei-Bindungen und organisierten schen auf die Straße gegangen, um den Gruppierungen weg und wieder zu einer Nazis die Stirn zu bieten und gegen Rassis- Im letzten Teil des Berichtes werden aus subkulturell-aktionistischen Szene hin. mus und Ausgrenzung, rechten Terror und den bestehenden zivilgesellschaftlichen Heißt: Rechtsextreme Parteien wie NPD, die AfD zu demonstrieren – und für eine Strukturen Schlussfolgerungen für die wei- Die Rechte oder Der III. Weg gibt es, aber antifaschistische, solidarische, ökologische tere Demokratieentwicklung und damit sie erzielen kaum mehr als regionale Wir- und demokratische Gesellschaft. einhergehend mögliche Handlungsideen kung, nicht einmal in der eigenen Sze- entwickelt. ne. Vor allem die NPD verliert weiter an Bedeutung, da Wahlstimmen von allen 4 Demokratiebericht2018
Aus Marzahn-Hellersdorf beteiligten sich Mitglieder des Bündnisses für Demokra- tie und Toleranz, von der Kiezgruppe ge- gen Rassismus Marzahn und Aktive und Engagierte aus der bezirklichen Willkom- menskultur an der Riesen-Demonstration am 13.10.2018 in Berlin unter dem Motto “#Unteilbar – Solidarität statt Ausgren- zung”, an welcher insgesamt 240.000 Menschen teilnahmen.5 Der hier vorliegende Jahresbericht der De- mokratieentwicklung am Ort der Vielfalt Marzahn-Hellersdorf für das Berichtsjahr 2018 zeigt die Entwicklungen in Bezug auf extrem rechtes, rechtspopulistisches und diskriminierendes Geschehen im Bezirk auf und ordnet diese ein. Er ist in erster Linie als Handreichung für die zivilgesellschaftli- chen und emanzipatorischen Akteur*innen im Bezirk sowie der interessierten Öffent- lichkeit gedacht. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch nachdrücklich bei allen an diesem Bericht beteiligten Menschen. Ohne dieses Engagement wäre der De- mokratiebericht nicht möglich gewesen. Wir freuen uns auf die weitere solidarische Zusammenarbeit für einen vielfältigen und lebenswerten Bezirk. Bildquelle: https://www.der-rechte-rand.de/archive/3952/danke-plakat/ Einen lesenswerten Jahresrückblick hinsichtlich der Entwick- Den Jahresrückblick der „mbr Berlin“ für ganz Berlin findet Ihr lung der extrem rechten Szene bundesweit findet Ihr auch auf hier: der Website der „Belltower News“: https://www.belltower.news/berlin-2018-die-hauptstadt- https://www.belltower.news/jahresrueckblick-2018-rechts- als-brennglas-79531/ extremismus-79623/?fbclid=IwAR1VlN9-7J_jqO2TNnfaRIp- QGcVPkxBW8D704QGJQDHUIhsqkIZPJzznSo0 1 https://www.reachoutberlin.de/de/content/pressemitteilung-2018-ist-die-zahl-der-angriffe-berlin-gestiegen 2 https://www.belltower.news/berlin-2018-die-hauptstadt-als-brennglas-79531/ 3 https://www.tagesspiegel.de/berlin/junge-alternative-und-der-fluegel-berliner-verfassungsschutz-nimmt-sich-die-afd-vor/24098864.html 4 https://www.belltower.news/jahresrueckblick-2018-rechtsextremismus-79623/?fbclid=IwAR1VlN9-7J_jqO2TNnfaRIpQGcVPkxBW8D704QGJQDHUIhsqkIZPJzznSo0 5 https://www.lichtenbergmarzahnplus.de/bei-der-riesen-demo-dabei-gewesen/ Demokratiebericht2018 5
Vorstellung der Koordinierungs- stelle für Demokratieentwicklung Marzahn-Hellersdorf Moritz Marc Das zentrale Anliegen der Koordi- Die konkreten Aufgaben der Koordinie- • Kontinuierlicher fachlicher Austausch nierungsstelle ist es, für die Themen rungsstelle sind im Einzelnen: sowie Zusammenarbeit mit den Mo- Rassismus, extreme Rechte und Dis- bilen Beratungsteams und der Opfer- kriminierungsformen jeglicher Art zu Kontinuierliche Analyse extrem rech- beratung ReachOut sensibilisieren und ihnen (präventiv) ter sowie demokratie- bzw. menschen- • Kontinuierlicher fachlicher Austausch entgegenzuwirken. Sie fördert die de- feindlicher Phänomene, Strukturen mit anderen Berliner Koordinierungs- mokratische Kultur, bringt Akteure zu- und Netzwerke sowie Netzwerkstellen sammen, stärkt Engagierte, moderiert • Teilnahme an Fachtagen und Konfe- kommunale Verständigungsprozesse, Eine fortlaufende Untersuchung demo- renzen in Berlin und bundesweit bietet anlassbezogene Informationen kratiegefährdender Phänomene, extrem und Analysen, entwickelt, bzw. vermit- rechter Raumergreifungsstrategien oder Vernetzung und Unterstützung der telt praxisorientierte Fortbildungen -strukturen sowie menschenverachtender bezirklichen Akteure bei der Realisie- und stärkt Beteiligungsstrukturen in Diskurse ist die Grundlage für die Entwick- rung von Maßnahmen und Projekten Marzahn-Hellersdorf. lung demokratischer Handlungsstrategien. zur Abwehr demokratie-, bzw. men- Aufgabe der Koordinierungsstelle soll es schenfeindlicher Phänomene, Struktu- Initiativen, Einrichtungen, Fachkräfte, En- sein, Analysen lokaler, berlin- oder bun- ren und Netzwerke gagierte aus Politik und Verwaltung sowie desweiter Akteure aus Wissenschaft, Zi- Privatpersonen finden hier Unterstützung vilgesellschaft, Politik, Verwaltung, NGOs, Die Koordinierungsstelle begreift sich als bei Ihrem Engagement. Beratungsprojekten etc. für die lokale Öf- vermittelnde und aktivierende Schnitt- fentlichkeit aufzubereiten. Darauf aufbau- stelle zwischen Verwaltung, Politik, so- Seit 1.1.2019 nutzt die Koordinierungs- end werden gemeinsam mit Akteuren vor zialen Trägern und Zivilgesellschaft im stelle für Demokratieentwicklung Mar- Ort genau passende Handlungsstrategien Bezirk. Die bezirklichen Akteure sollen bei zahn-Hellersdorf (bisher „Polis*“) die entwickelt, die an den Problemlagen, sozi- Maßnahmen und Projekten zur Abwehr bisherigen Strukturen von Ponte (das alräumlichen Gegebenheiten und Engage- demokratie- bzw. menschenfeindlicher war ein vom Bundesprogramm „Soziale mentstrukturen im Bezirk ansetzen. Phänomene, Strukturen und Netzwerke Stadt“ gefördertes interkulturelles Nach- verknüpft und unterstützt werden. Die barschaftsprojekt in Marzahn-Nord und Dieser Grundgedanke soll durch verschie- Koordinierungsstelle bietet dazu bedarfs- Hellersdorf-Nord von 2016-2018 – Siehe dene Angebote umgesetzt werden wie z.B. und zielgruppenorientiert Workshop- und Abschlussdokumentation: https://ponte. Weiterbildungsangebote für Zivilgesell- pad-berlin.de/das-projekt-ponte-verab- • Zusammenarbeit mit den beiden be- schaft, Politik und Verwaltung an. schiedet-sich-und-geht-doch-weiter/) zur zirklichen Registerstellen Aufklärung über extrem rechte und demo- • Austausch sowie fachliche Analyse Die Koordinierungsstelle ist geschäftsfüh- kratiegefährdende Erscheinungsformen bezirklicher und berlinweiter Entwick- rend tätig für das Bündnis für Demokra- im Bezirk und zur Unterstützung zivilge- lungen tie und Toleranz Marzahn-Hellersdorf als sellschaftlichen Engagements. Diese Stelle • Vermittlung der fachlichen Expertise einem der zentralen Akteure im Bezirk. wurde vom Bezirksamt Marzahn-Hellers- in bezirkliche Gremien, Bündnisse, (Koordination von Einzelaktivitäten, Unter- dorf eingerichtet. Aktueller Träger der Ko- Ausschüsse und Netzwerke stützung der beiden Sprecher*innen und ordinierungsstelle ist seit Jahresbeginn die • Entwicklung von maßgeschneiderten bestehender bzw. zukünftiger Arbeitsgrup- pad gGmbH mit Sitz in Hellersdorf. Diskussions- und Veranstaltungsfor- pen, verbesserte Öffentlichkeitsarbeit…) maten • Publikationen in einfacher Sprache 6 Demokratiebericht2018
Weitere wichtige Angebote sind u.a. Unterstützung neuer Formate (z.B. auf aktuelle Herausforderungen und Be- UNO-JAM). darfe reagieren zu können. Insbesondere • Organisierung von Fachtagen (aktuell • Kooperation mit den bezirklichen bei der Demokratieentwicklung auf lokaler z.B. zum Thema Community Organi- BENN-Teams und den verschiedenen Ebene ist ein unmittelbares Anknüpfen an zing oder zum Neutralitätsgebot) Quartiersmanagements lokale Diskurse und Ereignisse sinnvoll, • Neue Formate für eine lebendige De- • Mitarbeit in den bezirklichen Gremien um Bürger*innen zu aktivieren, fachlich mokratie entwickeln (z.B. Demokratie- (Integrationsbeirat, BVV…) zu begleiten oder zu ermutigen sich gegen und Stadtteilkonferenzen oder eine • Zusammenarbeit mit den Partner- menschenverachtende Phänomene zu po- aktivierende Befragung vor Ort) schaften für Demokratie Marzahn und sitionieren. • Bereitstellung von Sozialen Medien Hellersdorf als wichtige Strukturen zur (Facebook, Twitter, Blog…) und Nut- Initiierung und Aktivierung von demo- Weitere Aufgaben und Leistungen sind: zung neuer digitaler Kommunikations- kratischem und bürgerschaftlichem wege (WhatsApp, Telegram, Signal…) Engagement • Der „Jahresbericht zur Demokratie- • Verstärkung der Zusammenarbeit mit • Verstärkte Zusammenarbeit mit der entwicklung“ soll fortgeführt werden den Stadtteilzentren. Alice Salomon Hochschule (Kooperati- und zukünftig einen stärkeren Fokus • Vernetzung im Bereich der Jugend- onsforum, AStA, Registerstelle…) auf demokratische Handlungsstrate- und Schulsozialarbeit (z.B. über die • Erinnerungskultur (Stolpersteine, AG gien legen. AG 78). Erinnerungsprojekt Poelchaustraße, • Bildungsangebot in Form von ausleih- • Aktive Einbeziehung der Migrant*in- Gedenken an die Opfer des NS, Ge- barer (Fach-)Literatur zu den Themen nen(selbst)organisationen im Bezirk denken an die Novemberpogrome von demokratiefeindliche Phänomene, (Reistrommel, Vision, Babel, Gemein- 1938…) extreme Rechte, Rassismus, Stadtent- samer Horizont) wicklung, soziale Frage, Ostdeutsch- • Beteiligung an bestehenden Formaten Die Arbeit der Koordinierungsstelle beruht land (Biographiearbeit), Zivilgesell- wie Demokratie- und Nachbarschafts- auf einer stetigen und vertrauensvollen Zu- schaft, Community Organizing… festen (SLON, Marzahner Nachbar- sammenarbeit mit Zivilgesellschaft, Politik schaftsfest, interkulturelle Tage, Ro- und Verwaltung. Zugleich bedarf es aber makulturtag…) und Entwicklung bzw. auch der Flexibilität sowie Ressourcen, um Demokratiebericht2018 7
Auswertung des Registers zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle Marzahn-Hellersdorf 2018 Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle Marzahn-Hellersdorf Das Register rechtsextremen und diskriminierenden der für die Berliner Register von höchster Vorfällen leistet die Registerstelle auch Priorität, um die Situation vor Ort so rea- Das „Register zur Erfassung rechtsex- wichtige Recherche-, Analyse- und Ver- listisch wie möglich einzuschätzen sowie tremer und diskriminierender Vorfäl- netzungsaufgaben. Dazu zählt die quan- Tendenzen und Entwicklungen auf lokaler le Marzahn-Hellersdorf“ dokumentiert titative und qualitative Auswertung der Ebene frühzeitig erkennen zu können. rechtsextreme, diskriminierende und erfassten Daten sowie der Ausbau der Wir sind also auf Ihre Hilfe angewiesen! menschenverachtende Vorfälle im Bezirk. Netzwerkstrukturen. Die Öffentlichkeitsar- Melden Sie uns rechtsextreme, antise- Es ist seit 2008 Teil der Berliner Register, beit ist ein weiteres wichtiges Tätigkeits- mitische, rassistische, LGBTIQ*-feind- die inzwischen in allen Berliner Bezirken feld und wird beispielsweise durch jährli- liche, sozialchauvinistische und behin- eingerichtet worden sind. Die dokumen- che Publikationen und die Teilnahme an dertenfeindliche Vorfälle! Dabei kann tierten Vorfälle werden von Bürgerinnen einer gemeinsamen Pressekonferenz aller es sich neben Angriffen, z.B. auch um Be- und Bürgern sowie Netzwerkpartnerinnen Berliner Registerstellen umgesetzt. drohungen, Pöbeleien oder rechtsextreme und Netzwerkpartnern gemeldet und an Neben der Dokumentation und Analyse Propaganda handeln. die Koordinierungsstelle des bezirklichen der gemeldeten rechtsextremen Vorfälle Beschreiben Sie uns den Vorfall in ei- Registers weitergeleitet. Dort werden sie ist das Sichtbarmachen von Diskriminie- ner Mail bitte möglichst genau (Uhr- gesammelt, redaktionell ausgewertet und rung im Alltag auf lokaler Ebene ein weite- zeit, Ort und Beteiligte). Wir freuen veröffentlicht. Die Register und ihre Ber- res zentrales Ziel des Registers. Daher neh- uns auch über Dokumentationen der liner Koordinierungsstelle werden aus dem men die Register auch niedrigschwellige Vorfälle (z.B. Fotos), sofern dies mög- Landesprogramm „Demokratie. Vielfalt. nicht zwangsläufig strafrechtlich relevante lich ist. Respekt. Gegen Rechtsextremismus, Ras- Vorfälle wie z.B. Aufkleber auf, die nicht sismus und Antisemitismus“ der Senats- von Polizeistatistiken erfasst werden. Die Kategorisierung der Vorfälle verwaltung für Justiz, Verbraucherschutz lokalen Registerstellen fungieren darüber und Antidiskriminierung finanziert. Das hinaus auch als Anlauf- und Vermittlungs- Die Registervorfälle werden alle katego- Register zur Erfassung rechtsextremer und stellen für Betroffene. risiert, d.h. sie werden neben dem „Ort“ diskriminierender Vorfälle Marzahn-Hell- auch nach „Art des Vorfalls“ und einer „in- ersdorf ist in Trägerschaft der Stiftung SPI Möglichkeiten und Grenzen haltlichen Zuordnung“ sortiert. Jeder Vor- Sozialpädagogisches Institut Berlin und fall wird nur einer Kategorie zugeordnet. wird von den Partnerschaften für Demo- Die im Folgenden dargestellten Zahlen Auf Grundlage dieser Kategorien erstellt kratie Marzahn und Hellersdorf geführt. schließen nur die dem Register gemeldeten das Register eine fortlaufende Jahreschro- Zusätzlich gibt es für den Bezirk auch das Vorfälle ein und erheben keinen Anspruch nik, die ein differenziertes Bild der Situa- hochschulfinanzierte „Antirassistische Re- auf Vollständigkeit. Von einer hohen Dun- tion vor Ort ermöglicht und Rückschlüsse gister an der Alice-Salomon-Hochschule“, kelziffer ist auszugehen, weil die Zahl der für Handlungsbedarf liefert. Vorfälle kön- mit dem eine Kooperation besteht. Melderinnen und Melder begrenzt ist und nen von Anlaufstellen und Privatpersonen ein umfassendes Monitoring –insbesonde- dem Register gemeldet werden. Darüber Aufgaben & Ziele re der Sozialen Medien– personell nicht zu hinaus werden auch Pressemeldungen in leisten ist. Dennoch ist der weitere Ausbau die Chronik einbezogen. Personen, die Vor- Neben der Dokumentation und Veröffent- der Netzwerkstrukturen und die Erweite- fälle melden, werden grundsätzlich ano- lichung von rassistischen, antisemitischen, rung der Basis der Melderinnen und Mel- nymisiert. 8 Demokratiebericht2018
Art der Vorfälle • Verharmlosung/Verherrlichung Eigentum sowie gegen jüdische Ein- des NS: Alle Vorfälle mit positivem richtungen Sieben verschiedene Arten von Vorfällen Bezug auf den Nationalsozialismus, • LGBTIQ*-Feindlichkeit: Ablehnung werden vom Register unterschieden. seine Symbole oder bekannte Reprä- gegenüber Menschen aufgrund ih- • Angriffe: massive Bedrohungen, sentanten rer sexuellen Orientierung oder ge- (versuchte) Körperverletzungen und • Politische Gegner/innen: rechte schlechtlichen Identität. LGBTIQ* ist Brandstiftungen Aktionen, die sich gegen bestimm- die Abkürzung für folgende Begriffe: • Bedrohung, Beleidigung & Pöbelei: te Politiker/innen, Engagierte oder Lesbian, Gay, Bisexual, Trans*gen- Bedrohungen und Beschimpfungen, Nicht-Rechte richten der, Intersexual, Queer. Im deutschen Rufen von Parolen und der Hitlergruß Fünf weitere Inhaltskategorien haben Sprachgebrauch entsprechend: les- • Sachbeschädigung: zielgerichtete einen engen Bezug zu Gruppenbezoge- bisch, schwul, bisexuell, trans*gender, Sachbeschädigungen, wie etwas ein- ner Menschenfeindlichkeit (im Folgenden intersexuell und queer geschlagene Fenster von Parteibüros GMF) und sich daraus äußernder Diskrimi- • Sozialchauvinismus: Feindlichkeit oder umgestoßene Gedenksteine nierung. gegenüber Personen, die als „sozial • Propaganda: Aufkleber, Plakate, Der Begriff Gruppenbezogene Menschen- schwach“ stigmatisiert werden – Flugblätter, Sprühereien oder Inter- feindlichkeit (GMF) geht auf den Bielefel- auch Obdach- und Wohnungslose netseiten mit extrem rechtem und/ der Soziologen Prof. Wilhelm Heitmeyer zu- • Behindertenfeindlichkeit: Ableh- oder diskriminierendem Inhalt rück. GMF wird dadurch gekennzeichnet, nung von Menschen mit physischer • Veranstaltung: Infostände, Vortrags- „dass sie sich auf verschiedene Gruppen in Beeinträchtigung oder Lernschwierig- abende, Demonstrationen & Konzerte. der Gesellschaft bezieht, die als schwach, keiten Unterkategorie BVV für Beiträge mit abweichend, nicht normal oder fremd und extrem rechtem und/oder diskriminie- so weiter markiert werden.“3 Bei der Ab- Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit renden Inhalten in der Bezirksverord- wertung von Personengruppen ist die tat- wird differenziert in unterschiedliche Er- netenversammlung sächliche Zugehörigkeit zu einer Gruppe scheinungsformen (s.o.) von Menschen- • Sonstige: Alle Vorfälle, die sich keiner nicht zwingend ausschlaggebend. Häufig feindlichkeit, die in einem Wechselzus- der Kategorien zuordnen lassen ist auch die vermutete Gruppenzugehörig- ammenhang stehen. Hingegen wird bei keit ausreichend für eine Abwertung. Für Rechtsextremismus von einer geschlosse- Inhaltliche Zuordnung die Arbeit der bezirklichen Register werden nen Ideologie ausgegangen. Beide sind je- einzelne Abwertungsformen aus diesem doch nicht isoliert voneinander zu betrach- Auch der Inhalt, also das Ziel oder der Ad- Theorieansatz verwendet. ten, da GMF und Rechtsextremismus sich ressat des Vorfalls, wird in Kategorien er- • Rassismus: negative, biologische häufig gegen dieselben Personengruppen fasst. Drei Kategorien haben dabei einen und/oder kulturelle Zuschreibung in richten. Kann ein Vorfall keiner der hier ge- starken Bezug zum Rechtspopulismus1 und Bezug auf „Rassen“, Kulturen, Völ- nannten Kategorien inhaltlich zugeordnet Rechtsextremismus2. kern oder Ethnien. Unterkategorien werden, so fällt er in die Kategorie Sons- • Rechte Selbstdarstellung: Materia- bilden hierbei Islam-und Muslim- tige. lien von extrem rechten und rechtspo- feindlichkeit sowie die Ablehnung pulistischen Organisationen, Parteien und Feindlichkeit gegenüber Sinti und Orte und Gruppierungen, deren Zweck es Roma (Antiziganismus) ist, die Organisationen oder Inhalte zu • Antisemitismus: feindliche Aktio- Um die rechtsextremen Aktivitäten genau- bewerben. Eine Unterkategorie bilden nen gegen jüdische, oder als jüdisch er verorten zu können, wurde die bezirk- Vorfälle, die sich auf Wahlen beziehen wahrgenommene Personen, deren liche Struktur der Einteilung in Orte und Demokratiebericht2018 9
Regionen übernommen. den durch die Landsberger Chaussee werden kann, wie beispielsweise Vor- begrenzt fälle im ÖPNV oder im Internet • Marzahn-Nord: liegt östlich der • Hellersdorf-Ost: grenzt im Süden • Unbekannt: in einigen Fällen kann Wuhletalstr. und ist eingerahmt von an den brandenburgischen Landkreis der Vorfall nicht eindeutig bestimmt der Ahrensfelder Chaussee und Gren- Märkisch Oderland und umfasst die werden und wird daher als unbe- ze zum brandenburgischen Landkreis Großsiedlungsgebiete südliche der kannt aufgenommen Barnim U-Bahnlinie 5 • Marzahn-Mitte: wird begrenzt von • Hellersdorf-Süd: liegt in der Mitte Vorfallszahlen und vergleichende der Wuhletalstr., der Landsberger Al- von Marzahn-Hellersdorf, östlich der Auswertung lee und der Bezirksgrenze zu Lichten- Wuhle und umfasst außerdem das berg sowie der Grenze zum branden- Neubaugebiet Hellersdorf-Süd Auswertung 2018: Art der Vorfälle burgischen Landkreis Barnim • Mahlsdorf: umfasst das durch Einfa- • Marzahn-Süd: liegt westlich der milienhäuser und Stadtvillen gepräg- Sonstiges 5 Wuhle bzw. des südlichen Teils der te Siedlungsgebiet, das westlich von Veranstaltung 3 Allee der Kosmonauten und der Mär- Kaulsdorf, östlich vom brandenburgi- kischen Allee, östlich der Rhinstraße, schen Landkreis Märkisch-Oderland Sachbeschädigung 3 südlich von Marzahn-Mitte und um- sowie südlich von Treptow-Köpenick Propaganda 116 fasst den Kienberg eingerahmt wird BVV 1 • Biesdorf: wird begrenzt von der • Kaulsdorf: das Gebiet im südlichen Bedrohung/Beleidigung 40 Wuhle im Osten, der Bezirksgrenze Hellersdorf, das östlich der Wuhle, zu Treptow-Köpenick im Süden, zu südlich der Gülzower bzw. Grott- Angriff 14 Lichtenberg im Westen sowie der Eli- kauer Str. sowie nördlich von Trep- Insgesamt 182 sabethstr. im Norden tow-Köpenick liegt • Hellersdorf-Nord: wird in westlicher • Stadtteilübergreifend: wird ver- Jahresvergleich: Art der Vorfälle Richtung durch die Wuhle, im Süden wendet, wenn ein Vorfall nicht ein- durch die U-Bahnlinie 5 und im Nor- deutig einem Ortsteil zugeordnet Insgesamt sind die Zahlen bezogen auf die Gesamtzahl, aber auch hinsichtlich der Art der Vorfälle relativ konstant geblieben. Nur die stark gesunkene Zahl der Veran- staltungen (sieben in 2017 gegenüber drei in 2018) sticht heraus, wobei berücksich- tigt werden muss, dass 2018 kein Wahljahr war. Ferner ist eine leichte Verschiebung dahingehend festzustellen, dass weniger Angriffe, aber mehr Beleidigungen/Pöbe- leien registriert worden sind. Möglicher- weise lassen sich diese Entwicklungen vor dem Hintergrund eines weiterhin men- schenfeindlichen gesellschaftlichen Klimas („Alltagsrassismus“) bei gleichzeitiger Schwächung organisierter neonazistischer Strukturen im Bezirk interpretieren. 10 Demokratiebericht2018
Auswertung 2018: Inhalt der Vorfälle rerer Hinsicht Kontinuitäten auf. So ist zwar Auswertung 2018: Ort der Vorfälle die Zahl der Vorfälle in der Kategorie Ras- Sonstige 0 sismus im Jahr 2018 gegenüber 2017 ge- Berlinweit Internet 1 sunken, zugleich ist aber eine Zunahme bei Behindertenfeindlichkeit 0 Unbekannt 4 den anderen Kategorien zu verzeichnen, Sozialchauvinismus 2 die zu den Phänomenen Gruppenbezoge- stadtteilübergreifend 12 LGBTIQ*Feindlichkeit 4 ner Menschenfeindlichkeit (GMF) zählen Biesdorf 10 Antisemitismus 6 (z.B. Antisemitismus, Islam-/Muslimfeind- Mahlsdorf 0 Islam-/Muslimfeindlichkeit 14 lichkeit und Antiziganismus). Alle Vorfälle Kaulsdorf 1 mit GMF-Bezug addiert, ergeben dann im Antiziganismus 6 Hellersdorf-Süd 5 Jahresvergleich in etwa konstante Zahlen. Rassismus 39 Der Gesamteindruck einer ähnlichen poli- Hellersdorf-Ost 5 politische/r Gegner/innen 17 tischen Großwetterlage im Bezirk wie im Hellersdorf-Nord 61 Verharmlosung NS 21 Jahr 2017 wird auch von der Auswertung Marzahn-Süd 23 der anderen Kategorien gestützt: Der Rück- Wahlen 0 Marzahn-Mitte 19 gang der Zahlen bezogen auf die Katego- Rechte Selbstdarstellung 73 rien Verharmlosung NS und Politische/r Marzahn-Nord 41 Insgesamt 182 Gegner/innen, geht mit einer Zunahme Insgesamt 182 der erfassten Fälle in der Kategorie Rech- te Selbstdarstellung einher. Der Rückgang Jahresvergleich: Ort der Vorfälle Jahresvergleich: Inhalt der Vorfälle in der Kategorie Politische/r Gegner/innen liegt möglicherweise auch darin begrün- Schwerpunktmäßig finden die erfassten Insgesamt weist der Jahresvergleich der In- det, dass 2018 kein Wahljahr war. Vorfälle im Gesamtbezirk Marzahn-Hell- halte der dokumentierten Vorfälle in meh- ersdorf weiterhin in den Großsiedlungen statt. Dies dürfte aber auch daran liegen, dass dort mehr Menschen wohnen und im öffentlichen Raum mehr Vorfälle beobach- tet und gemeldet werden. In Hellersdorf sind nach wie vor in Hellersdorf-Nord die meisten Vorfälle zu verzeichnen. Hier setzt sich eine weitere Verschiebung von Hel- lersdorf-Ost nach Hellersdorf-Nord fort. In Marzahn weisen Marzahn-Süd und insbesondere Marzahn-Nord die höchs- ten Fallzahlen auf. Noch 2017 wurden in Marzahn-Mitte die meisten Vorfälle im Ge- samtbezirk gemeldet. Hier lässt sich also eine Verschiebung der lokalen Schwer- punkte von Marzahn-Mitte nach Mar- zahn-Süd und insbesondere Marzahn-Nord feststellen. Die Siedlungsgebiete (Kaulsdorf, Mahls- dorf) weisen weitgehend konstante und vergleichsweise niedrige Fallzahlen auf. Demokratiebericht2018 11
Hinsichtlich der lokalen Schwerpunkte ist eine „Verschiebung an den Rand“ des Bezirks zu konstatieren. So hat sich in Marzahn der Schwerpunkt der dokumen- tierten Vorfälle von Marzahn-Mitte nach Marzahn-Nord verlagert. Und auch in Hel- lersdorf verzeichnet Hellersdorf-Nord mit noch größerem Abstand als das Jahr zuvor am meisten dokumentierte Vorfälle. Die hohe Anzahl und der Inhalt der Vorfälle weisen darauf hin, dass es in der Bevöl- kerung des Bezirks weiterhin eine relativ große Zustimmung zu extrem rechten und rechtspopulistischen Thesen gibt, die sich nicht zuletzt auch in den Wahlergebnis- sen 2017 widerspiegelt. Im Jahr 2019 ist vor dem Hintergrund der EU-Wahlen mit einer steigenden Aktivität neonazistischer Biesdorf stellt hier mit zehn Vorfällen in AfD eine Zunahme ihrer Aktivitäten zu und rechtspopulistischer Gruppierungen gewisser Weise eine Ausnahme dar. erwarten ist. Dabei sollten insbesondere und Parteien zu rechnen. Dies könnte die die o.g. „Bürgerwehr“-Aktionen im Blick Zahl der Veranstaltungen und die o.g. Zusammenfassung & Ausblick behalten werden, weil durch diese mit „Bürgerwehr“-Aktionen aus der neona- vergleichsweise geringem Aufwand Auf- zistischen Szene betreffen, die auch das Die Zahl der registrierten rechtsextremen merksamkeit erzielt werden kann. Dabei Zusammenleben im Bezirk negativ be- und diskriminierenden Vorfälle im Jahr versuchen sich die neonazistischen Grup- einflussen können. Die Zivilgesellschaft 2018 ist mit 182 annähernd auf dem Vor- pierungen angespannte Situationen an in Marzahn-Hellersdorf ist also auch im jahresniveau geblieben (2017: 187 Vorfäl- bestimmten kriminalitätsbelasteten Orten Jahr 2019 gefordert neonazistischen und le). Einige Entwicklungen des letzten Jah- des Bezirks zunutze zu machen. Diese Ak- rechtspopulistischen Entwicklungen im res, wie z.B. der weitere Rückgang der Zahl tionen konnten aber den Bedeutungsver- Bezirk entschieden entgegenzutreten. der Veranstaltungen und öffentlichen Auf- lust und die Schwächung der NPD – und tritte mit rechtsextremem Bezug, setzten des organisierten neonazistischen Spekt- sich auch im Jahr 2018 fort. Einzelne Ver- rums insgesamt – sowie die Wanderungs- suche aus dem neonazistischen Spektrum bewegungen innerhalb der extrem rechten (vor allem NPD und Der III. Weg) wieder Milieus bisher nicht stoppen. Auffällig auf verstärkt im Bezirk Fuß zu fassen –hier ist Bezirksebene ist, dass die AfD, besonders insbesondere die „Schutzzonen“-Kampa- gegen Ende 2018, weit aggressiver in der gne der NPD zu nennen– verpufften bisher BVV und auch gegenüber dem Register weitgehend. aufgetreten ist und sich beispielsweise öf- Dennoch muss auf den Aktivitäten neo- fentlich gegen bestimmte Einträge in der nazistischer Gruppierungen auch in 2019 Jahreschronik wendet. Auch die Zunahme besonderes Augenmerk liegen, weil vor antisemitischer, muslimfeindlicher und an- dem Hintergrund der Wahlen im Jahr 2019 tiziganistischer Vorfälle wird weiter genau und den Stimmverlusten der NPD an die beobachtet werden müssen. 12 Demokratiebericht2018
Exemplarische Vorfälle aus der Jahreschronik 2018 25. August 2018 8. September 2018 Rassistischer Angriff in der S-Bahn NPD-Aktion bei Marzahner Fest In der S7 Richtung Ahrensfelde ist es in der Nacht von Freitag Die NPD-Berlin hat im Rahmen ihrer „Schutzzonen“-Kampagne auf Samstag (zwischen 01:00 und 02:00 Uhr) zu rassistisch mo- eine Aktion beim Alt-Marzahner Erntedankfest durchgeführt. Min- tivierten Beleidigungen und Angriffen gegen mehrere Personen destens fünf NPD-Mitglieder waren mit bedruckten roten oder gekommen. Ein offenbar alkoholisierter Mann mittleren Alters schwarzen T-Shirts bzw. Westen mit „Schutzzonen“-Aufdruck vor randalierte in der S7 zwischen Nöldnerplatz und Lichtenberg Ort. Im Zuge der rassistischen „Schutzzonen“-Kampagne hatte und beleidigte zwei Personen rassistisch. Als die zwei Personen die NPD bereits Patrouillen in S-Bahnen angekündigt und teilwei- am Bahnhof Lichtenberg die S-Bahn verließen, richtete der Mann se auch durchgeführt. Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf stellt die Ak- seine Wut auf einen anderen Mann und beschimpfte auch diesen tion beim Erntedankfest bereits den dritten bekannt gewordenen rassistisch. Schließlich trat er sogar mehrfach nach dem jungen Vorfall dieser Art dar. Mann. Daraufhin kamen zwei couragierte Mitfahrer dem jungen Art: Veranstaltung Mann zur Hilfe und gingen dazwischen. In der Folge wurde die Inhaltliche Zuordnung: Rechte Selbstdarstellung Polizei verständigt, die den Täter am S-Bahnhof Springpfuhl fest- Ort: Marzahn-Süd nahm. Das Opfer hat offenbar keine Verletzungen davongetragen. Quelle: Register Marzahn-Hellersdorf Art: Angriff Inhaltliche Zuordnung: Islam- / Muslimfeindschaft 10. Oktober 2018 Ort: Marzahn-Süd „Führerweinaffäre“ der AfD-Politikerin Bießmann Quelle: Augenzeug*in / Register Marzahn-Hellersdorf Auf einer Social-Media-Plattform wurden am 10. Oktober Fotos der AfD-Politikerin Jessica Bießmann aus Marzahn-Hellersdorf 1. September 2018 veröffentlicht, auf denen sie selbst abgebildet ist, im Hintergrund Bedrohung bei Demokratiefest sind Weinflaschen mit Hitler-Etikett zu erkennen. Die Fotos hatte Gegen 12 Uhr Mittag, während der Aufbauarbeiten für das De- Frau Bießmann vor mehreren Jahren selbst auf einer Social-Me- mokratiefest „Schöner leben ohne Nazis“ in Hellersdorf, trat eine dia-Plattform gepostet. Mit den Vorwürfen konfrontiert, gab Frau unbekannte Frau an einen Bühnentechniker heran und drohte ihm Bießmann an, dass es sich um zehn Jahre alte Aufnahme handele, sinngemäß: „Wir kommen nachher alle vorbei und bringen unsere die in der Wohnung eines Freundes in Chemnitz entstanden sei- Baseballschläger mit, damit wir Spaß haben können. Es ist schade, en. Die sogenannten Führerweine habe sie nicht bemerkt. Am 7. dass die anderen alle in Chemnitz sind.“ Das Fest verlief in der November wurde Frau Bießmann von der AfD-Fraktion im Berliner Folge störungsfrei. Abgeordnetenhaus ausgeschlossen. Nach derzeitigen Informatio- Art: Bedrohung/Beleidigung/Pöbelei nen ist Frau Bießmann allerdings Ende des Jahres 2018 weiterhin Inhaltliche Zuordnung: Politischer Gegner Mitglied der Partei. Ort: Hellersdorf-Nord Art: Propaganda Quelle: Polizei / Register Marzahn-Hellersdorf Inhaltliche Zuordnung: Verharmlosung/Verherrlichung des NS Ort: stadtteilübergreifend Quelle: Register Marzahn-Hellersdorf Die gesamte Chronik des Registers Marzahn-Hellersdof finden Sie online unter: https://berliner-register.de/chronik/marzahn-hellersdorf Die Projekte „Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle Marzahn-Hellersdorf“ und die ex- ternen Koordinierungs- und Fachstellen der „Partnerschaft für Demokratie Marzahn“ und „Partnerschaft für Demokratie Hellersdorf“ sind bei dem Träger Stiftung SPI Sozialpädagogisches Institut Berlin angesiedelt. Bei Fragen melden Sie sich gern bei pfd-mh@stftung-spi.de oder unter 030-99 27 50 98. 1 Unter Rechtsextremismus wird eine Ideologie verstanden, „die Vorstellungen von einer natürlichen Ungleichheit der Menschen, eines ethnisch homogenen Volkes, die Befürwortung von hierarchischen und autoritären Verhältnissen und damit einhergehend die Ausgrenzung von Menschen, die nicht in das Weltbild passen“, vertritt. Rechtsextremismus geht „häufig mit der Verharmlosung oder Rechtfertigung des Nationalsozialismus einher.“ (Vgl. https://www.berliner-register.de/content/rechts-rech- te-ideologie; zuletzt aufgerufen am 02.04.2019). 2 Rechtspopulismus ist im Verständnis der Register keine Ideologie, sondern eine politische Strategie, die sich rechter und konservativer Vorstellungen bedient. In seinem Auftreten ist Rechtspopulismus antielitär und antipluralistisch (vgl. https://www.berliner-register.de/content/rechtspopulismus; zuletzt aufgerufen am 02.04.2019). 3 In: Melzer, Ralf (Hrsg.): Fragile Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014. Bonn. S.62. Demokratiebericht2018 13
Übersicht über durch die Partnerschaften geförderte Demokratieprojekte im Jahr 2018 Hannes Obens und Corinna Meukow Partnerschaften für Demokratie Marzahn und Hellersdorf Projekte PfD Marzahn Aktions- und freizeiteinrichtung FAIR begleitet, ist aber Schloss Biesdorf eine Podiumsdiskussion Initiativfonds 2018 offen für alle jungen Menschen zwischen unter dem Titel „Der Wert der Freiheit – Die Partnerschaft für Demokratie Marzahn 13 und 27 Jahren, die sich in Marzahn für von der DDR bis heute“ statt. hat 2018 aus ihrem Aktions- und Initiativ- Toleranz und Solidarität einsetzen möch- fonds 12 für Marzahn wertvolle Projek- ten. Der Fonds für Öffentlichkeitsarbeit, Weitere Informationen zu der Partner- te gefördert. Das Jugendforum Marzahn Partizipation und Vernetzung wurde u.a. schaft für Demokratie Marzahn und ihren gründete sich mit pädagogischer Beglei- für die Demokratiekonferenz Marzahn Projekten finden Sie online unter: tung der Jugendfreizeiteinrichtung Treib- genutzt: Nach der Filmvorführung des https://demokratie-mh.de/partnerschaft- haus. Seit 2019 wird es von der Jugend- DEFA-Klassikers: „Solo Sunny“ fand im marzahn/ Projektname Inhalt Fördersumme Träger 1 #metooinmarzahn Workshops an Schulen für Jugendliche zur Auseinandersetzung 6.633 Euro Dissens - Pädagogik und mit Gender und Sexismus Kunst in Kontext e.V. 2 Begegnung im Grünen Nachbarschaftsprojekt im Garten der Gemeinschaftsunterkunft 4.030 Euro Vision e.V. Blumberger Damm mit Fokus auf Empowerment von Frauen 3 Bin ich rechts? Ein theatra- Interaktives Theaterprojekt mit Schulklassen zur Auseinander- 2.000 Euro Verein für spartenübergreifen- ler Politomat setzung mit verschwörungsideologischen, extrem rechten und den Tanz und Theater e.V. rechtspopulistischen Argumentationsmustern 4 Bunte Tour Marzahn 2018 - Bunter Umzug zum bezirklichen Demokratiefest „Schöner leben 2.000 Euro Agrarbörse Deutschland Ost Jetzt wird’s kunterbunt ohne Nazis“ mit Darbietungen, die für Toleranz und Demokratie e.V. werben 5 FAIR TV meets Kinderrechte Medienpädagogisches Projekt zu dem Schwerpunktthema 3.237 Euro HVD Berlin-Brandenburg / Kinderrechte FAIR 6 Integration und Part- Interkulturelles Nachbarschaftsprojekt im Kiez Mehrower Allee 1.000 Euro Agrarbörse Deutschland Ost nerschaft im Garten der e.V. Begegnung 7 Interkulturelles Begeg- Schaffung eines „Willkommenscafés“ als Begegnungsraum für 8.500 Euro Mavi gGmbH nungscafé in der GU Paul- Bewohner/innen der Unterkunft und Anwohner/innen aus der Schwenkstr. Umgebung 8 Kiezgruppe gegen Rassis- Empowerment- und Vernetzungsprojekt, um Menschen zu 4.200 Euro VVN BdA Berlin e.V. mus Marzahn befähigen, sich (Alltags-)Rassismus besser entgegenstellen zu können 9 Mein Leben - meine Vision Entwicklung und Durchführung von Gesprächsformaten von 5.000 Euro Roter Baum Berlin UG Jugendlichen und für Jugendliche zu Visionen für ihr zukünftiges (Zusammen-)Leben 10 Nachbarschaft erleben, Beteiligungsprojekt für alle Bevölkerungsgruppen zur Vorberei- 2.000 Euro Volkssolidarität Landesver- gemeinsam ein Fest gestalten tung und Durchführung des Nachbarschaftsfestes band Berlin e.V. 11 Zukunft Achtsamkeit Fortlaufende Projekttage mit Grundschülerinnen und -schülern 2.400 Euro Agrarbörse Deutschland Ost zu den Themen Achtsamkeit und Respekt zur Gewaltprävention e.V. sowie zur Vermittlung von Selbstbewusstsein und Verantwor- tung 12 Aktionsfonds Fonds für Bürger/innen, die sich mit ihren Ideen einbringen 7.000 Euro Freiwilligen Agentur c/o SFZ wollen e.V. Gesamt 48.000 Euro 14 Demokratiebericht2018
Die Partnerschaft für Demokratie Hell- offen für alle jungen Menschen zwischen Weitere Informationen zu der Partnerschaft ersdorf und ihre Projekte 2018 13 und 27 Jahren, die sich in ihrem Kiez für für Demokratie Hellersdorf und ihren Pro- Toleranz und Solidarität einsetzen möch- jekten finden Sie online unter: Die Partnerschaft für Demokratie Hellers- ten. Der Fonds für Öffentlichkeitsarbeit, https://demokratie-mh.de/partnerschaft- dorf hat aus ihrem Aktions- und Initiativ- Partizipation und Vernetzung wurde u.a. hellersdorf/ fonds 2018 zehn spannende und wichtige für die Demokratiekonferenz „Wie wollen Projekte gefördert. Zudem gründete sich wir miteinanderreden?“ genutzt, welche das Jugendforum Hellersdorf mit pädago- sich mit Sprache und Sprachfähigkeit aus- gischer Begleitung von Babel e.V. Dieses ist einandersetzte. Projektname Inhalt Fördersumme Träger 1 Hellersdorfs Jugend spielt Interkulturelles Sport- und Begegnungsprojekt für junge Men- 2.875,00 Euro Hellersdorfer Athletik Club Kricket schen Berlin e.V. 2 Fachtag Umgang mit Qualifizierungsprojekt für Fachkräfte mit Vorträgen, Diskussions- 3.000,00 Euro Alice Salomon Hochschule Rechtsextremismus und formaten und Workshops Rechtspopulismus im Rahmen Sozialer Arbeit 3 Internationales Café Sprachcafé an der Franz-Carl-Achard Grundschule zur Wertschät- 5.000,00 Euro Roter Baum Berlin UG Kaulsdorf zung kultureller Diversität 4 Kein Dis(s)kriminierender Musikprojekt mit Jugendlichen zur Auseinandersetzung mit dis- 7.000,00 Euro Eastend-Berlin e.V. Rap kriminierenden Songtexten und Stereotypen 5 Meet and Greet - Nachbar- Begegnungsprojekt, in welchem durch ein Nachbarschaftsgremi- 2.125,00 Euro Jugendwerk Aufbau Ost gGm- schaft trifft sich um zur Planung von Festen Partizipation erlebt, Kontakte herge- bH JAO / Haus Aufwind stellt und Vorurteile abgebaut werden 6 Schöner Leben ohne Nazis + Das bezirkliche Demokratiefest feiert zum 10. Mal und wirbt mit 9.532,00 Euro Roter Baum Berlin UG Bunte Tour Hellersdorf buntem Umzug 7 Sprachcafé - Teilhabe to stay Etablierung des Begegnungsraumes zur Förderung von Willkom- 2.650,00 Euro Technische Jugendfreizeit- menskultur, über Sprache und gemeinsame Interessen von Eltern, und Bildungs-gesellschaft gG- v.a. aus der Gemeinschaftsunterkunft Zossener Straße und Pus- mbH teblume Grundschule 8 Voice of Hellersdorf - Ein Medienpädagogisches Projekt für junge Menschen zur Förderung 4.368,00 Euro Eastend-Berlin e.V. / Jugend- Raum für deine Stimme von Teilhabe- und Selbstwirksamkeitserfahrung freizeiteinrichtung „U5“ 9 Zeitzeugen - Leben in der Massiv schuldistanzierte Jugendliche setzen sich mit der Ge- 1.850,00 Euro ajb gmbh DDR schichte der DDR auseinander und stellen Bezüge zur eigenen Biographie her 10 Aktionsfonds Fonds für Bürger/innen, die sich mit ihren Ideen einbringen wollen 9.600,00 Euro Roter Baum Berlin UG Gesamt 48.000,00 Euro Demokratiebericht2018 15
Demokratieentwicklung in Marzahn-Hellersdorf im Jahr 2018 anhand praktischer Beispiele Interview mit dem Projekt Ponte (Kerstin Palloks im Gespräch mit Moritz Marc) An dieser Stelle soll die Bilanz der den ja eher vorherrschenden wenig posi- Nachbar*innen – was bewegt sie, welche zweieinhalbjährigen Arbeit aus Sicht tiven Eindrücken über das Leben in die- Fragen haben sie, welche Befürchtungen? des Projektleiters in Form eines Inter- sen Sozialräumen etwas entgegengestellt Das hat leider nicht so gut funktioniert, es views dargestellt werden. Moritz Marc werden konnte. kamen wenige und die, die kamen, waren berichtet über seine Erfahrungen und Einen weiteren Erfolg sehe ich im Bereich eher beruflich mit den entsprechenden seine Einschätzungen zum Projekt, der Auseinandersetzung mit Rechtsextre- Themen involviert. Die Aktivierung der den Bedingungen, den Schwierigkei- mismus im Bezirk. Hier konnte das Projekt Bevölkerung bleibt schwierig, das ist aber ten und den Erfolgen. bei den beruflich zuständigen Akteur*in- auch bereits aus anderen Versuchen, etwa nen zu einer stärkeren Sensibilisierung bei- aus dem Quartiersmanagement und der tragen. Da aufzuklären, zu sensibilisieren Forschungsliteratur bekannt. Wenn Du auf die zweiein- und etwas anzuschieben, dass berufliche halb Jahre Ponte-Projekt Akteure und Zivilgesellschaft mehr zusam- Welches sind denn die men auf die Beine stellen konnten. Im Be- Schwierigkeiten, die diesem zurückblickst, was sind aus zirk fanden, in Kooperation mit der ASH, Deiner Sicht die größten Ansatz im Wege stehen? den Partnerschaften für Demokratie und Erfolge des Projekts? Moritz Marc: Die Schwierigkeiten beim der bezirklichen Stelle „Polis*“ verschie- Moritz Marc: Die Vernetzung der vor- „Community-Building“ hängen mit der dene Veranstaltungen und Fachtage statt, handenen Akteur*innen und Projekte, um Beschaffenheit der Sozialstruktur in diesen die für diese gemeinsame Auseinanderset- Neues entstehen zu lassen, in beiden So- Quartieren zusammen. Viele Menschen se- zung sehr wichtig waren. Mittlerweile sind zialräumen Menschen zusammengebracht hen sich als „abgehängt“, sind im Trans- viele Akteur*innen, viele Träger sehr aktiv zu haben, die vorher wenig miteinander ferbezug oder müssen trotz harter Arbeit dabei, zu diesem Thema Position zu bezie- zu tun hatten. Auch in Sachen Öffentlich- aufstocken. Ihnen fehlen die Energie und hen und sich auch zu engagieren. (…) keitsarbeitsarbeit wurde einiges erreicht, auch das Zutrauen für solche Unterneh- insbesondere was die Akteur*innen und mungen. Ein Hauptanliegen des Pro- Die Angehörigen der besser gestellten Angebote im Bereich Geflüchteteninteg- jekts bestand ja im Ansatz Mittelschicht, die noch dort leben, haben ration angeht, die über den Berliner Mas- terplan Integration gefördert werden. Da des „Community-Building“, meist mit den anderen gar keinen Kontakt. war oft die Situation, dass Leute wenig also der Aktivierung und Das QM Marzahn Nord-West hat gerade voneinander wussten. Dort haben wir Syn- dem Empowerment der eine Umfrage dazu gemacht und heraus- ergien geschaffen, es sind neue Ideen und gefunden, dass es wirklich wenig Potenzial neuen Nachbarschaften. gemeinsame Aktionen entstanden. bzw. Eigenengagement gibt, sich im Stadt- Welche Erfahrungen gab es teil für irgendetwas, auch nicht für die ei- Auch das Zusammenführen von Anwoh- mit diesem Ansatz? genen Belange zu engagieren. ner*innen und Menschen mit Fluchterfah- Moritz Marc: Wir haben den Versuch Vor diesem Hintergrund erscheint der rung war von dieser eher geringen Vernet- unternommen, mit Anwohner*innen Di- Anspruch einer interkulturellen Nachbar- zung betroffen und hier konnte das Projekt alogveranstaltungen zu organisieren, so schaftsvermittlung doppelt schwierig. Sich gut ansetzen. Vieles ist nun besser sichtbar wie es die Projektkonzeption auch vorge- für die Situation der neu Hinzugezogenen geworden, insbesondere die guten Seiten, sehen hat. „Alles neu im Quartier – Dia- zu interessieren ist kaum möglich, wenn das viele Positive, das funktioniert in der log der neuen Nachbarschaft“. Das war die sozialen Probleme, die Desintegration Integrationsarbeit, konnten wir über un- ein Versuch, mit den Anwohner*innen insgesamt groß ist. Die Bevölkerung hier sere Broschüre „Interkulturelle Arbeit in ins Gespräch zu kommen über die neuen hat viele Probleme, wir haben viele deut- Marzahn-Hellersdorf“ so darstellen, dass 16 Demokratiebericht2018
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