Heft #4 - Werkhaus Münzviertel
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Ich schreibe Euch aus Marseille und ich denke an Hamburg. Das Klima hier ist nicht das Gleiche, einen achteckigen Tisch unter einem Berg von aber die Bewohner*innen sind ähnlich beschäf Kaffeekannen, Marmelade, Käse, warmen Bröt tigt mit dem öffentlichen Raum. Das Rathaus chen und Butter. scheint machen zu lassen und zeigt sich ähnlich Es gibt Städte mit geschlossenen Toren, wie in anderen Städten nicht als Experte in dieser die euch ausgrenzen und außen vor lassen, es gibt Sache. Es ist eine Kultur der Bewohner*innen Städte, wo man Zuflucht findet, sich schützen erzeugt von den Bewohner*innen. Wir sind Teil kann, Städte mit Fluchtnischen. Hamburg ist eines permanenten Spektakels, dessen Rhyth eine von diesen Städten mit einer Vielfalt von mus das Leben ist. Orten, wo man sich zurückziehen kann von dem Zurück nach Hamburg: Falls man nicht großen Wirrwarr der Stadt, Zufluchtsorte, die mit dem Auto nach Hamburg kommt, muss man alle singulär sind, das Werkhaus Münzviertel ist durch den Hauptbahnhof hindurchgehen und einer von diesen Orten – oder sollte man sagen findet sich sodann in einer Kathedrale aus Metall Heterotopien – diesen anderen Orte, in denen wieder, in der eine Meute hin und her hastet, es Sachen sich erfinden oder neu erfinden lassen. gibt Reiche, weniger Reiche und Arme; am Aus Also ja, es gibt draußen und drinnen, draußen, gang des Bahnhofs verschwinden die Reichen in wo ein Wind bläst, der verrückt machen kann Taxis, die weniger Reichen gehen zu Fuß oder und drinnen, wo man Kräfte sammeln kann, fahren Fahrrad und die anderen bleiben da. Rund sprechen, essen und die List finden, mit der sich um den Bahnhof wie ein großer Volkstanz, der die Außenwelt ertragen lässt. den Bahnhof umringt in einem großen mensch Ich kenne mich nicht so gut in der Ge lichen Zirkel. schichte von deutschen Sozialzentren aus, aber Ich bin weder reich, noch arm und ich im Vergleich zu Frankreich sehe ich eine große gehe zu Fuß, ich kreuze die Adenauer Allee, neh Handlungsfreiheit auf der Stadtteilebene mit me einen kleinen Weg entlang des Museums für echten Spezialisten im Feld, während es in Frank Kunst und Gewerbe, kreuze die Kurt-Schuma reich die Idee einer globalen Kulturpolitik auf cher-Allee, schaue links auf eine Herde von Män der Ebene des Staates gibt, die sich misstrauisch nern und Frauen, die auf die Öffnung der Türen gegenüber den sozialen Akteuren im Feld zeigt, eines Gebäudes aus Beton zu warten scheinen, was ein großer Irrweg ist, denn diese sehr syn nehme die Repsoldstraße, steige hinunter durch thetisierende Kulturpolitik, in großem Maßstab einen Tunnel, über den eine Bahnlinie führt, erdacht, kann in Stadtteilen, die reich an kultu gehe nach links auf die Repsoldstraße und dann reller Komplexität sind, nicht funktionieren. wieder links in die Rosenallee, es ist dort die Nummer 11, wo sich das Werkhaus Münzviertel Außen/Innen: Die Atelierangebote für sich befindet, hier kann man Kaffee trinken, re die Jugendlichen des Münzviertels fanden an den, ein Verwaltungsproblem lösen, an Ateliers zwei unterschiedlichen Perioden statt zwischen teilnehmen oder nichts tun. Es gibt ein Verwal Mai und November 2016; es ging um eben dieses tungsbüro, eine Holzwerkstatt, ein Tonstudio, Innen und Außen, das Werkhaus und die Straße. einen Raum mit einem Sofa und Computer, ei Das erste Atelier beschäftigte sich mit der Kon nen Raum voller Pflanzen unter künstlichem struktion eines Panzers und Masken für eine Pa Licht und eine Küche – das Esszimmer – es ist rade aus vorgefundenem Material. Als erstes sind diese Küche, wo der Tag zu beginnen scheint, um wir auf die Straße gelaufen, um diverse Mate 5
rialien zu suchen, die herumlagen, um sie ins der sowohl als kleine Bühne diente als auch als Werkhaus zu bringen; Holz überwog in unserer Rampe für das Abschießen von Feuerwerken. Sammlung von Materialien, aber es gab auch Wir sind den ganzen Tag mit den Stadtteilbe Wahlplakate der verschiedenen politischen Par wohnern Parade gelaufen bis zur Dämmerung. teien, verlassen auf den großen Boulevards nach Das zweite Atelier fand von September den letzten Regionalwahlen. Umgegeben von bis November 2016 statt, ich wollte für dieses den Gesichtern großer Männer und Frauen der Atelier mit Jugendlichen eine archaische Foto Politik haben wir unsere Werkzeuge herausge technik erarbeiten. Wir haben uns an den Bau holt und angefangen, große, winklige Formen einer Straßen-Fotokamera gemacht, die wir Af mit der Stichsäge zu schneiden und dann mit ghaner-Box genannt haben. Die Besonderheit dem Akkuschrauber die verschiedenen Teile zu dieser Fotokamera ist, dass es drinnen ein En sammengefügt, um ein Volumen herzustellen, wicklungslabor gibt, bestehend aus einer Ent das groß genug war, um sich darin einzufädeln wicklerschale und einer Fixiererschale, die nach und die obere Hälfte unserer Körper verschwin zwei Löchern ausgerichtet sind, in die man die den zu lassen und uns dadurch in politische Arme einfädeln kann, um das Fotopapier ge Monster zu verwandeln; wir haben undefinier schützt von Lichtstrahlung zu manipulieren und bare Formen hergestellt, um uns hineinzuschie so zuerst das Papier vom Objektiv her belichten ben und Formen, bei denen das Hohle wichtiger zu können, um dann die Blende zu öffnen, die ist als das Volle. Lichtpause zu machen, die Blende schließen, das Diese Materialien kamen dann von der Papier zu nehmen, es in Entwickler und dann in Straße ins Werkhaus und werden auf die Straße Fixierer zu tauchen, die Box zu öffnen und das zurückkehren, begleitet von ihren Metamorpho Foto zu entdecken. Erste technische Proben fan sen und den Fragen, die wir heutzutage über die den im Werkhaus statt und wir statteten unsere Wichtigkeit der Subjektivität und des subjekti Afghaner-Box mit drei Fahrradrädern aus und ven Raumes stellen; wir arbeiteten in einer ins gingen dann auf die Straße in das regnerische tinktiven Art, kein Plan wurde vorher festgelegt; und eisige Wetter des Hamburger Novembers. wir waren nur in der Praxis da, ohne Deutsch zu Wir fotografierten uns vor der Bibliothek, vor sprechen, mit wenigen Worten in Englisch; un dem Museum der Fotografie, vor dem Spiegel ser Austausch bestand hauptsächlich aus der gebäude und dem Hauptbahnhof. Manipulation von Materialien und Werkzeugen, Jenseits der Erinnerung behalten wir in einem Tanz der Hände, den man für eine Spra diese kontrastreichen Schwarzweißfotografien che von großer Komplexität halten könnte. Am in einer Schublade im Büro des Werkhauses 16. Juli gingen wir für das Münzviertelfest auf die Münzviertel. Straße mit unseren Masken und einem Panzer, Olivier Nourisson 6
Die Metamorphosen des Olivier Nourisson Dass den Avantgarden regelmäßig ihr verführte offenbar dazu, all die Nebenprodukte, Scheitern attestiert wird, ist vermutlich ein Zei Fehler und Widerstände zu negieren, die der Ein chen für die nicht nachlassende Wirkung, die satz der Massenmedien mit sich brachte. So mag von ihren provokanten Erschütterungen des bis es zunächst Erstaunen verursachen, wenn Gem dahin herrschenden Kunstverständnisses bis ma Carroll feststellt: »Der erste Weltkrieg, der heute ausgeht. Weniger euphemistisch formuliert verantwortlich für die dramatisch beschleunigte lässt sich konstatieren, dass die von den Avant Informationsübermittlung war, war ironischer garden aufgeworfenen Probleme und Fragen kei weise ebenfalls gekennzeichnet durch genauso nesfalls gelöst sind und den Rekurs auf sie immer viele Kommunikationsprobleme wie -lösungen. wieder nötig machen. Dazu gehört die Kritik an Generäle kämpften darum, Wege zu finden, mit der Trennung und Hierarchisierung von Kopf- der Front zu kommunizieren, während Telegra und Handarbeit und die Idee, Kunst als Arbeit phen weltweit fehlgeleitet wurden, Kabel ge am Alltag zu verstehen. Auffassungen von Kunst trennt und Signale blockiert waren. Das legt also, die vor allem vom Bauhaus und politisch nahe, dass hier etwas in den Systemen verloren noch radikaler vom russischen Konstruktivis ging; sie beschleunigten Kommunikation, aber mus verfolgt wurden. Die Idee, der Kunst eine machten sie nicht unbedingt besser.«4 soziale Funktion oder Absicht außerhalb der en Nach Carroll war es insbesondere die gen Grenzen bürgerlicher Kunstbeschäftigung deutsche Avantgarde, die, anstatt den technolo zuzusprechen, hatte die Erschließung eines gischen Fortschritt zu adaptieren, sich den uner komplett neuen Arbeitsfeldes zur Folge. forschten Lücken und Leerstellen, die er hervor »Die sehr viel größeren Massen der An gebracht hatte, widmete. Bedeutung, Kommu teilnehmenden haben eine veränderte Art des nikation und Verstehen einschließlich ihres Anteils hervorgebracht«, schrieb Walter Benja Scheiterns wurden zu wichtigen Themen der min in seinem berühmt gewordenen Aufsatz von avancierten künstlerischen Praxis zwischen den 1935.1 Benjamin befasst sich darin mit den tief beiden Weltkriegen. Kurt Schwitters nehme hier greifenden Veränderungen, die die neuen Ver eine besondere Stellung ein, da er sich von zwei breitungsformen von Fotografie, Film und Rund Seiten mit den medialen Veränderungen der funk für die Wahrnehmung bedeuteten, und neuen Zeit befasste. analysierte hiervon ausgehend die Folgen für die Als Grafiker bediente er sich neuer tech Kunstrezeption. Fragment, Flüchtigkeit, Tempo nischer Standards und entsprach der Ästhetik und allgemeine Verfügbarkeit hätten eine quali der Modernität: Seine nüchterne, fast technische tative Veränderung des Kunstwerks in Gestalt Typografie und Gestaltung orientierten sich an ganz neuer Funktionen mit sich gebracht, von Prinzipien der Ökonomie und der Funktionalität denen »die künstlerische [...] sich, als diejenige und verraten Einblicke in die Psychotechniken, abhebt, die man später als eine beiläufige erken die in Werbung und Marketing jetzt zunehmend nen mag.«2 eingesetzt werden. Die Rückseite dieses Schaf Die Verbreitung der neuen technischen fens bilden Schwitters’ Collagen, Assemblagen Möglichkeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der ganze Arbeitskomplex MERZ. Auf den hatten nicht nur politische, sondern auch künst Straßen sammelte Schwitters Material ein, wel lerische Allmachtsphantasien heraufbeschwo ches vom modernen Leben ausgesondert und ren.3 Die Idee des idealen Menschen, der perfek übrig geblieben war. Müll, Reste von Werbepla ten Kommunikation, die Überhöhung der Tech katen, alte Zeitungen – materielle Überreste der nik als reibungslose Vereinfachung von Abläufen schnellen Verschleißzeit von Information. 9
All diese scheinbar wertlosen Über nen stattfinden zu lassen – ein Fest der Absurdi bleibsel des modernen städtischen Lebens wer tät, das sein Vergnügen vor allem daher bezieht, den ihm zum Material für Collagen, Bauten, As dass der Druck auf die anpassungsbereiten Kör semblagen, Gedichte. »Das Wort MERZ aber per kurzfristig nachzulassen scheint. stammte von ›ausmerzen‹ und war von Herrn Die gefundenen Holzpaneele und Reste ComMERZienrat sehr sinnreich erfunden.«5 politischer Plakate waren wohl nur allzu willkom Auch Olivier Nourisson nähert sich men, um den Tanz der Zeichen im Werkhaus in dem jeweiligen Ort seiner Arbeitseinsätze, in Gang zu setzen. Wie Olivier Nourisson in seinem dem er die Gegenden nach Material abgrast. Zu Beitrag selbst schreibt, ist das Hohle dabei bevor sammen mit den Werkhäuslern erkundete er auf zugtes Mittel der skulpturalen Arbeit. Durch die diese Weise nicht nur die nähere Umgebung des Verformung und z.T. zerstörerische Zurichtung Münzviertels, sondern lernte ebenfalls die Bewe des Materials entstehen Lücken, Spalten, Hohl gungsradien und sozialen Tabuzonen seiner Be räume oder Hüllen, die bespielt werden können. gleiter kennen. Begleiter, die aus einer bestimm Nicht geht es um die Aufführung verloren gegan ten Perspektive betrachtet ebenfalls als überflüs gener Sinnstiftung, wie es Schwitters unaufhör sig oder sozialer Ausschuss betrachtet werden liche Arbeit am Unfertigen vorsah, bei der die können – herausgefallen aus den sozialen Regel Kombinationsmöglichkeiten von wertmäßig un systemen, ohne den uns vertrauten Halt gestran unterscheidbaren Materialien erprobt wurden. det, auf der Straße zurückgelassen. Wie sie fin Nach der Exploration der Sinnentleerung ver det sich die nicht auf Marktkonformität setzende knüpft Olivier Nourisson das Gefundene mit Kunst heute am Rande der Existenz wieder und historischen Narrativen. benötigt Zufluchtsorte. Weil die in Vergessenheit geratenen Re Ähnlich der Arbeitsweise von Schwit ferenzen ohne den biederen Ernst, mit dem die ters greift Olivier Nourisson in seinen Arbeiten Pflege des Kulturerbes für gewöhnlich betrieben auf Vorhandenes, Gefundenes, Weggeworfenes wird, aufgerufen werden, können sie für kurze zurück und betreibt so eine Art Ethnographie der Zeit sogar ihren aktualisierten Sinn entfalten. So auf Produktivität, Erneuerung und Konsum ge ruft der wohlgeformte Pferdekopf am Zug des eichten Gesellschaft. Das gesammelte Material Bühnenwagens die Erinnerung an Troja und die durchläuft sodann einen Arbeitsprozess, bei dem griechischen Mythologien wach und erinnert an durch geschickte Manipulation eine Umkehr der die subversive Kraft der Verwandlung und Mas ihnen innewohnenden Wertehierarchien und Be kerade jenseits von Unterhaltung und Spiel. For deutungsebenen erfolgt. So werden Altkleider mal fallen mir Ähnlichkeiten zu den expressio bei »Fashion Garage« zur Inszenierung des Gro nistischen Tanzkunstfiguren von Walter Holdt tesken genutzt, eine haute couture der Monster, und Lavinia Schultz auf. Sie sind wenige hundert bei der ausdrücklich kein Spiegel verwendet Meter entfernt im Museum für Kunst und Ge werden darf, um die befreiende Verquerung von werbe konserviert zu betrachten und wir hatten Schönheitsidealen und Präsentationskonventio sie gemeinsam besucht. Olivier Nourisson: Fashion Garage, Herz As, Hamburg 2010 10
Olivier Nourisson: Parade der Umgestaltung, Straßenfest Münzviertel 2016 11
Olivier Nourisson: Parade der Umgestaltung, Straßenfest Münzviertel 2016 12
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Es ist vor allem die Maskerade, durch die die Körper aus den ihnen zugeschriebenen Räumen herausgerissen und an einen anderen Ort versetzt werden. Michel Foucault umschrieb diese Orte als imaginäre Räume, die mit der Welt der Götter oder mit der Welt der anderen kom munizieren – jedenfalls handelt es sich um Räu me, in denen die Zuschreibungen von Normali sierung kurzzeitig außer Kraft gesetzt sind und die Körper und Dinge in veränderten Verhältnis sen zueinander stehen.6 Die Werkhäusler*innen sind aufgrund von andauernder gesellschaftlicher Beschämung höchst empfindlich bezüglich ihres Rechts auf das eigene Bild und so bietet das Versteck hinter den gezimmerten Masken ihnen den nötigen Schutz, um in der gemeinsamen Parade der Um wandlung auf die Straße ziehen zu können. Gleichzeitig erlaubt die Maske, eine andere Iden tität annehmen oder Rolle ausprobieren zu kön nen und sogar das Geschehen auf der Straße für eine Zeit zu dominieren. Lavinia Schultz und Walter Holdt: Maskenfigur »Toboggan Frau«, um 1920 14
Olivier Nourisson: Parade der Umgestaltung, Straßenfest Münzviertel 2016 15
Dass Olivier Nourisson sich in seiner Vor dem »Haus der Photographie« am zweiten Etappe entschied, auf die alte Technik Deichtorplatz werden Bilder im Dunkeln fixiert der camera obscura zurückzugreifen, kann als und erweisen sich im Hellen als merkwürdig Reaktion auf die alltägliche Medienpraxis der morbide Erzählungen aus einer vergangenen Werkhäusler und Werkhäuslerinnen verstanden Zeit. Die im Verborgenen stattfindende Ver werden. Vorzugsweise halten sie sich in den vor wandlung von Gesehenem in Bilder wird so als programmierten Formaten sozialer Medien auf. handgreiflicher Prozess erfahrbar. Ein Prozess, Wieder geht es um einen Umwandlungsprozess, der sich den übrig Gelassenen widmet und in der dieses Mal mithilfe der optischen Technik Sphären, wo Nichtachtung herrscht, unentdeck erzielt wurde. Mit der Leierkastenartigen Kons te Freiheiten entdeckt. Obwohl es in aller Öffent truktion auf Rädern ziehen seine Erbauer auf lichkeit stattfindet, ist das Geschehen in diesem Tour und fangen Bilder ein. verborgenen Raum nicht einsehbar. Chemika Die Afghaner-Box (»kamera-e-faoree«) lische Substanzen tun ein Übriges, um das Ima stammt vermutlich ursprünglich aus Pakistan ginäre zu fixen. Immer wieder konfrontiert Nou oder Indien und wurde in den 1950er zu einer be risson mit dem Obskuren als Gegenüber einer liebten Form der Bilderzeugung in den Straßen durch Transparenz, Offenlegung und perma Kabuls. Ausgestattet mit einem Minimum an nenter Kommunikation entzauberten Gesell Equipment ermöglichte die Box den Fotografen schaft. Vielleicht gehört es zur Ermöglichung dem Bedarf an Selbstbildern z.B. als Identitäts der imaginären Räume dazu, dass während des nachweis billig und sofort nachzukommen. Die gemeinsamen Arbeitsprozesses die Verständi Fotografen zogen durch die Städte und über gung durch Sprache auf ein Minimum reduziert Land und so wurden die »kamera-e-faoree«- war. Der Überlebenskampf auf der Straße macht Bilder zu einer weitverbreiteten Form der Bild es vermutlich ohnehin nötig, sich auf ganz ande erzeugung in Afghanistan.7 Inzwischen werden re Modi der Verständigung zu verlassen. die Boxen meist nur noch als Werbeträger für digitale Fotostudios verwendet. Rahel Puffert 1 Benjamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt / M. 1963, S. 39 2 Ebda., S. 30 3 Insbesondere der italienische Futurismus wäre hier zu nennen, der mit seiner Fortschrittgläubigkeit offenbar auch Kriegsverherrlichung und Frauenverachtung ver- band. Vgl. Futuristisches Manifest (1909) www.kunstzitate.de/bildendekunst/manifeste/ futurismus.htm [4.11. 2017] 4 Gemma Carroll: The ruin und the ruined in the work of Kurt Schwitters, in: Third Text, 25:6 London 2011, S. 715 – 723, insbesond. S. 719 [Übers. Rahel Puffert] 5 Kurt Schwitters: Tran35. Dada ist eine Hypothese, in: DER STURM, Jg. 15, Heft 1, März 1924, S. 29 – 31, insbesond. S. 30 http://bluemountain.princeton.edu/ bluemtn/cgi-bin/bluemtn?a=d&d=bmtnabg192403- 01.2.16&e=-------en-20--1--txt-txIN-------# [31.10.2017] 6 Michel Foucault: Der utopische Körper (1966), in: ders.: Die Heterotpien. Der utopische Körper. Zwei Radiovorträge, Frankfurt / M. 2013 7 www.afghanboxcamera.com /abcp_about_bcp.htm [31.10.2017] 16
Olivier Nourisson: Afghaner-Box, Werkhaus 2016 17
Olivier Nourisson: Afghaner-Box (Film), Werkhaus 2016 18
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Olivier Nourisson: Afghaner-Box, Werkhaus 2016 20
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Olivier Nourisson: Afghaner-Box, Werkhaus 2016, Bild 17 22
Olivier Nourisson: Dehors / Dedans: Les ateliers proposés aux jeunes du Je vous écris de Marseille et je pense à Hamburg. Werkhaus Münzviertel ont eu lieu sur deux périodes dis tinctes entre mai et novembre 2016; ils avaient à voir juste- Le climat n y est pas le même mais les habitants y occu- ment avec l‘intérieur et l‘extérieur, le Werkhaus et la rue. Il pent pareillement l‘espace public, la mairie semble laisser s‘agissait pour le premier atelier de construire avec des faire et ne s‘improvise pas spécialiste de la chose comme matériaux de récupération des masques et un char pour dans d‘autres villes, c‘est une culture des habitants fait par une parade. Nous sommes donc dans les premiers temps les habitants, nous assistons à un spectacle permanent sortis dans la rue pour chercher des matériaux divers qui rythmé par la vie. traînaient pour les ramener au Werkhaus; le bois était le Revenons à Hambourg, si nous ne rentrons pas en voi- matériaux dominant de notre collecte mais aussi des pan- ture dans Hambourg, nous sommes obligés de passer par cartes électorales des différents partis politiques qui avai- la gare centrale, et là nous tombons au centre d‘une ent été abandonnées sur les grands boulevards après les cathédrale de métal ou grouille une multitude de gens, il dernières élections régionales, face à ces grands visages y a là des riches, des moins riches et des pauvres; en sort- d‘hommes et de femmes politiques, nous avons sorti nos ant de la gare les riches s‘engouffrent dans un taxi, les outils et commencé à tailler de grandes formes anguleuses moins riches partent à pied ou en vélo et les autres restent à la scie sauteuse puis assemblé à la visseuse les différents là, là tout autour de la gare, comme une grandefarandole morceaux pour arriver à faire des volumes assez grands qui entoure d‘un grand anneau humain la gare centrale. pour pouvoir s‘enfiler dedans et y faire disparaître la moitié Comme je ne suis pas riche, ni pauvre, je pars à pied, haute de nos corps nous transformant en monstres poli- je traverse la Adenauer allee, prends le petit chemin qui tiques; nous avons fabriqué des formes inqualifiables pour longe le Museum fur Kunst und Gewerde, traverse la pouvoir nous y glisser et où les creux sont plus importants Kurt-Schumacher-Allee, regarde sur ma droite un attroupe- que les pleins. ment d‘hommes et de femmes qui semblent attendre l‘ou- Les matériaux sont passés de la rue au Werkhaus et verture des portes d‘un bâtiment en béton, prends la retourneront dans la rue, accompagnés de leurs métamor- Repsold strasse, descends dans un tunnel au dessus du- phoses et des questions que nous nous posons sur l‘im- quel passe la ligne de chemin de fer, tourne à gauche sur portance de la subjectivité et de l‘espace subjectif au- la Repsold strasse puis encore à gauche sur la Rosen allee, jourd‘hui; nous avons travaillé de façon instinctive, aucun c‘est là, au numéro 11 que se trouve le Werkhaus Münzvier- plan n‘était établi à l‘avance, nous étions juste là, dans la tel, ici on peut passer boire un café, manger, discuter, rég- praxis, ne parlant pas allemand et ne parlant que quelques ler un problème administratif, faire des ateliers ou ne rien mots d‘anglais; nos échanges se résumaient à la manipula- faire, il y a un bureau administratif, un atelier de bois, un tion des matériaux et des outils dans une danse de mains studio son, une salle avec un canapé et des ordinateurs, qu‘on pouvait voir comme un langage d‘une grande com- une pièce remplie de plantes sous éclairage artificiel et plexité. Le 16 juillet, nous sommes sortis dans la rue pour une cuisine – salle à manger, c‘est dans cette cuisine où la Münzviertel Straßenfest avec nos masques et un char qui semble commencer la journée, autour d‘une table octogo- pouvait servir de petite scène et de rampe de lancement nale remplie d‘une montagne de cafetières, de confitures, pour des feux d‘artifice; nous avons paradé tout la journée de fromages, de petits pains chauds et de beurre. avec les habitants du quartier jusqu‘à la nuit tombée. Il y a des villes aux portes fermées, qui vous excluent Le deuxième atelier a eu lieu de septembre à novem- et vous laissent dehors, et il y a des villes dans lesquelles bre 2017, j‘ai voulu pour cet atelier travailler avec les jeunes on peut se réfugier, se protéger, des villes avec des alcôves sur une technique archaïque de la photographie. Nous de refuge, Hambourg fait partie de ces villes, avec une nous sommes donc lancés dans la construction d‘une multitude de lieux où on peu venir se réfugier du grand chambre photographique de rue appelée aussi Afghane tourbillon de la ville, des lieux de refuge tout aussi singu- Box; la spécificité de cette chambre photographique c‘est liers les uns que les autres, le Werkhaus Münzviertel fait qu‘à l‘intérieur, il y a un laboratoire de développement partie de ces lieux ou plutôt de ces hétérotopies, ces aut- composé d‘un bac avec le révélateur et un bac avec le res lieux, à l‘intérieur desquels les choses peuvent s‘inven- fixateur et deux manches reliés à des trous dans lesquels ter ou se réinventer. Alors oui, il y a l‘extérieur et l‘intérieur, on peut enfiler nos bras pour pouvoir manipuler le papier l‘extérieur où souffle un vent qui peut rendre fou et l‘intéri- photographique à l‘abri de la lumière et ainsi, dans un pre- eur dans lequel on vient pour reprendre des forces, parler, mier temps, exposer le papier devants l‘objectif, puis ou- manger et trouver des astuces pour supporter le monde vrir l‘obturateur, faire la pause, fermer l‘obturateur, prend- extérieur. re le papier, le plonger dans le révélateur puis le fixateur Je ne connais pas bien l‘histoire des centres sociaux et ouvrir la boite pour découvrir la photo. Nous avons fait allemands, mais en comparaison avec la France j‘y vois une les premier essais techniques dans le Werkhaus et avons plus grande liberté d‘action à l‘échelle d‘un quartier avec muni notre Afghane Box de trois roues de vélo puis nous de vrais spécialistes du terrain, alors qu‘en France il y plus sommes sortis dans la rue sous le temps pluvieux et glacial une idée d‘avoir une politique culturelle globale à l‘échelle d‘un mois de novembre à Hambourg, nous nous sommes du pays qui ne fait pas beaucoup confiance aux acteur so- photographiés devant la bibliothèque, le musée de la pho- ciaux sur le terrain, ce qui est une vrai aberration parce que tographie, le Der Spiegel et la gare centrale. cette politique culturelle très synthétisante, pensée à Au delà du souvenir, nous gardons ses photographies grande échelle, ne peu pas fonctionner dans des quartiers noir et blanc au fort contraste dans un tiroir du bureau du riches d‘une grande complexité culturelle. Werkhaus Münzviertel. 23
Tintin Patrone: Gläserne Krachkiste, Münzviertel 2016 24
Do it yourself »Do it yourself« (DIY) ist eine Phrase meine Erfahrungen im Bereich experimenteller aus dem Englischen und bedeutet übersetzt Musik und der ihr inhärenten Aneignungsstrate »Mach es selbst«. Mit der Phrase werden grund gien, mit anderen, vor allem Kunst-Kontext frem sätzlich Tätigkeiten bezeichnet, die von Amateu den Menschen, zu teilen. ren ohne professionelle Hilfe ausgeführt wer Musik dient im kreativen Prozess als den. Besonders häufig gebraucht wird der Slo Vehikel, sie öffnet die erste Tür und bildet die gan im alltagskulturellen Kontext in Verbindung weitere Basis der Kommunikation. Der im Werk mit handwerklichem »Selbermachen« wie Repa haus angebotene Workshop ermöglichte es den rieren, Verbessern, Wiederverwenden oder Her Jugendlichen, über ein eigenes Musik- und Mu stellen. Die DIY-Bewegung entstand in den sikinstrument-Konzept nachzudenken. In klei 1950er Jahren in England und eroberte schnell nen Sessions mit alternativen elektronischen den Kontinent. In den späten 1970er und 1980er Musikinstrumenten wurde versucht, den eige Jahren ist eine Anarcho-und Hardcore-Punk nen Begriff von Musik zu erweitern und Fragen bewegung daraus entstanden, die sich damit vom hinsichtlich eigener Entscheidungs- und Defini »No Future« abwandte. DIY heißt für seine An tionsmacht aufzuwerfen. Der Hauptteil der Ar hänger oft, den Glauben an sich selbst und die beit stellte jedoch das Entwerfen und Umsetzen eigene Kraft als Triebfeder für Veränderungen eigener Instrumentideen dar, die handwerkliche zu sehen. (Wikipedia) Fähigkeiten (Holzbearbeitung und Lötarbeiten) Ich bin eine Sound- und Performance sowie gestalterische Ideen mit aufnahmen und künstlerin. Meine Arbeit wirft einen Blick auf förderten (Gehäusedesign, Farbgestaltung etc.). die Beziehung zwischen Sound / Geräusch und Als Ergebnis des Ganzen stehen zwei Soundob Mensch und wie Musik und Sound ihre Gedan jekte, die durch ihre offene Gestaltung zum ken beeinflussen können. Als musikalische Au Spielen, Experimentieren und Mitmachen einla todidaktin, die keiner konventionellen Musikaus den sollen. bildung unterlag, ist es mir ein großes Bedürfnis, Tintin Patrone 25
Tintin Patrone: Soundtable, Münzviertel 2016 26
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Tintin Patrone: Krachkisten, Münzviertel 2016 28
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Tintin Patrone: Konzert mit Krachkisten, Münzviertel 2016 30
Harmonien spielen hier keine Rolle Die Künstlerin Tintin Patrone war mir alles Dilletantische und an die ungeschulten Mit durch das Krachkistenorchester bekannt. Diese spieler*innen. Kisten sind beides: Merkwürdig futuristische Mit Tintin Patrones Krachkistenbau Kunstobjekte mit Anleihen bei De Stijl und me verließ die Arbeit am Sound im Werkhaus das chanisch anwendbare Instrumente zum improvi Tonstudio, wo sie immer ein wenig versteckt ab sierten Zusammenspiel mit anderen. Das Prin läuft, um sich weniger konventionellen Klängen zip ist einfach: Per Knopfdruck werden bei jeder zu widmen. Selber Instrumente bauen, Musik Kiste andere elektronische Sounds ausgelöst, die und eben auch elektronische Musik als etwas auf sehr basale Weise das Spiel mit Rhythmen, Handwerkliches begreifen, war das Motto. Ana Dynamiken und Kettenreaktionen von musikali log eben. Der Bau der ersten gläsernen Krach schen Abfolgen provozieren. Die Spieler*innen kiste, deren Design weitgehend von den Werk bieten dem Publikum dabei eine absurd-komi häusler*innen bestimmt wurde, gibt Einblick in sche Ansicht. Hinter den Boxen versteckt wer die Technik. Das Instrument lässt sich tragen, den sie zu Boxfüßler*innen, die Tonerzeugung aber auch abstellen, bedienen oder einfach nur bleibt geheim und die Aufführung entlastend anschauen. Hernach ersann man ein ganz neues unbeobachtet. Projekt: Der Soundtable ist für bis zu vier Spie Die gezimmerten Kisten, poppig be ler*innen gedacht, eine Art Gesellschaftsspiel malt in den Grundfarben – Mondrian lässt grü mit Noise. Zum Einsatz kam er zum ersten Mal ßen –, wirken fröhlicher als der noisige Sound, beim Münzviertelstraßenfest. Die variablen den sie hervorbringen. Der Sound steht im Kon Module sind nach Belieben einsetzbar, so dass trast zu allem Regelhaften – Harmonien spielen der Tisch auch als Gartenmöbel genutzt werden hier keine Rolle. Krach machen, Töne produzie kann. Als ebenso beliebt erweisen sich die zwei ren, Gas geben. Vielleicht auch über die Stränge Schaukeln, die Tintin Patrone aus einer anderen schlagen. Gemäß der Punk-Attitüde steht hier Produktion mitbrachte und dem Werkhaus zur die Virtuosität am Instrument hinter der Lust am Verfügung stellte. Die Rahmen wurden neu ge gemeinsamen Musikmachen zurück. spritzt und die Schaukeln im Hinterhofgarten »We must replace the limited variety of aufgestellt. Bunt stehen sie nun da und laden die timbres of orchestral instruments by the infinite Bewohner*innen des Viertels zum schaukelnden variety of timbres of noises obtained through Zeitvertreib ein. special mechanisms.« Die in seinem Manifest Es ist die Einfachheit von Tintin Patro mit dem wunderbaren Titel »L’Arte die rumori« nes Arbeitsweise, die überzeugt. Mit der nötigen verlautbarte Maxime des italienischen Futuris Ernsthaftigkeit ruft sie zur Suche nach Formen ten Luigi Russolo ist programmatisch für die Ar auf, bei der Spielzeuge zur Kunst werden – und beitsweise von Tintin Patrone, ebenso wie seine umgekehrt. und ihre vorurteilslose Herangehensweise an Rahel Puffert 31
Münzgarten, 15. Straßenfest Münzviertel, 16. Juli 2016 32
Der Himmel, die Kunst, das Unfertige und das Nachhaltige 1460 Tage Werkhaus Münzviertel: 1095 Treffpunkt für die Quartierbewohner*innen« Tage Modellprojekt, 365 Tage Verstetigung. Ob sind die Räume des Werkhauses zur Identität als Versuch oder im Bestand – das Werkhaus stiftenden Herzkammer der gemeinwesenorien bleibt unfertig, selbstkritisch und experimentell. tierten Aktivitäten der Stadtteilinitiative gewor Und doch: Das Werkhaus Münzviertel ist und den. Gemeinsame Schnittstellen zwischen den bleibt im Kontext sozial-emanzipatorischer Ge Werkhäusler*innen und den Quartierbewoh staltung geerdet in seiner Verschränkung von ner*innen sind neben dem gemeinsam bewirt Pädagogik, Kunst und Quartiersarbeit. schafteten »Münzgarten« im Hinterhof des Die künstlerische Raumproduktion Werkhauses die Fahrradselbsthilfe »Radküche Werkhaus Münzviertel ist uns den Stadtteilak Münze« sowie die jährlichen Straßenfeste und tivistinnen und Aktivisten des Münzviertels abendlichen Musikveranstaltungen in der Aula. nicht urplötzlich aus heiterem blauen Himmel Wurde das Werkhaus während der Mo herab auf die Füße gefallen. Sondern ist unser dellphase von 2013 bis 2016 aus RISE-Mitteln bildhaft gewordener Einspruch wider den eiskal finanziert, so wird dieses im Zuge der Versteti ten Skeletthänden rationaler Ordnung und tota gung seit November 2016 bis Dezember 2018 ler Verdinglichung von Mensch und Welt. Es ist durch die »Freie und Hansestadt Hamburg, Be unser 15 Jahre fortwährendes Aufbegehren ge zirksamt Mitte« finanziert. Ab Januar 2019 steht gen eine von »oben nach unten« diktierte Stadt die Weiterfinanzierung des Werkhauses wiede teilentwicklung, die sich wenig schert um das rum auf dem Prüfstand und es droht die Gefahr, gemeinwohlorientierte Alltagwissen der vor Ort dass sich der Druck der Verallgemeinerung Lebenden und stattdessen im Sinne einer »unter durch technokratische Kriterien sozialer Förde nehmerischen Stadt« neoliberale Glaubenssätze rungsmaßnahmen zulasten des subjektiv ausge mit deren marktkonformen Konzepten hofiert richteten Kunstcharakters vom Werkhaus Münz und bestärkt. viertel weiter verstärkt. Im Mittelpunkt der Arbeit vom Werk Gegen eine solche Verallgemeinerung haus Münzviertel steht die Beförderung der je zielt das Einrichten vom »Münzviertel Archiv« weiligen Werkhäuslerin oder des jeweiligen im Rahmen von Kunst im öffentlichen Raum, Werkhäuslers in ihrer oder seiner originären Kulturbehörde Freie und Hansestadt Hamburg. Einzigartigkeit im Rahmen eines demokratisch- Denn das Archivieren von Doku-Materialen partizipativen Gemeinwesens. Leitkriterium un über 15 Jahre Stadtteilarbeit (Entwürfe, Proto seres Gestaltens und Reflektierens von sozialen kolle, Aufsätze, Presseartikel, Plakate, Fotos, His Verknüpfungen sind die subjektiven Behauptun torie u.a.) unterbricht in seiner räumlichen Ver gen der Kunst. Diese sind affirmativ, intuitiv und ortung den Zeitenfluß von Vergangenheit, Ge selbstreflexiv. Wir benötigen die Kunst mit ih genwart und Zukunft und ermöglicht in der rem schöpferischen Tun und ästhetischem Den eingefrorenen Zeit ohne das Tick-Tack der Se ken als Schutzpatronin der Subjektivität, denn in kunden das kritische Reflektieren des Gewese dem Geheimnis der Subjektivität des Menschen nen und eröffnet für das quartierbezogene Werk gründet sich die Sozialität des Menschen. haus Münzviertel den dynamischen Blick ins Frei nach dem Motto »Am Tag Werk Zukünftige. haus für die Werkhäusler*innen und am Abend Günter Westphal 33
Heft #4 Herausgeber*innen: Rahel Puffert + Günter Westphal Konzept und Gestaltung: Leslie Strohmeyer Fotos: Olivier Nourisson, Tintin Patrone, Rahel Puffert, Günter Westphal Bildbearbeitung: Eva Ravn Schrift: DTL Haarlemmer + Avenir Druck: Drucktechnik Altona Auflage: 250 Das Projekt wird gefördert von: Freie und Hansestadt Hamburg, Bezirksamt Mitte Werkhaus Münzviertel – Zur Verschränkung von Pädagogik, Kunst und Quartiersarbeit Rosenallee 11, 2. Stock, 20097 Hamburg Telefon 040 - 32 03 86 22, werkhaus@muenzviertel.de Öffnungszeiten: Mo – Fr 8.30 – 15 Uhr Werkhaus Münzviertel Team ( 2017 ) Doro Carl – künstlerische Zusammenarbeit Tobias Filmar – sozialpädagogische Begleitung, Holzwerkstatt Per Leonhardt – sozialpädagogische Begleitung, Fahrradwerkstatt Fabian Nitschkowski – künstlerische Zusammenarbeit Thomas Pinkenell – sozialpädagogische Begleitung Christiane Schuller – Fachanleitung Grünwerkstatt Gavin Weiß – Soundwerkstatt Eva Zulauf – Medien, künstlerische Assistenz Küchenkabinett ( 2017 ) Corinna Braun – passage gGmbH Hans-Jürgen Haberlandt – Kunstlabor naher Gegenden e.V. Rahel Puffert – Kunstlabor naher Gegenden e.V. Günter Westphal – Kunstlabor naher Gegenden e.V. Hamburg 2017 34
Olivier Nourisson: Afghaner-Box, Werkhaus 2016, Bild 1
ISBN 978-3-9817713-2-9
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